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Das Jahr 2020 daheim.
An dieser Stelle möchte ich meine Erfahrung mit dem Versuch des Tierwohl-Fleischeinkaufs schildern.
Wir sind gerne bereit gewesen, mehr Geld in die Hand zu nehmen, wie man so schön sagt, um uns Fleischwaren zu gönnen, die ethisch vertretbarer sind. Als Rentner ist der Mehrpreis von gut 500 Euro in 3 Monaten (Erfahrungswert) eher zu schultern, als wir früher mit nur einem Gehalt, aber 2 Kindern das geschafft hätten. Es ist aber nicht der Wille maßgeblich, damit dieser Spagat "Tierwohl" und "Gesundheit" und "Regionaler Kauf" und "Keine Tiertransportwege" geschultert werden kann. Die Faktoren hängen schon da, wo heimische Erzeuger nicht flexibel sind: Es hängt eine Reklame am Zaun eines Schafhalter, daß er Fleisch verkauft. Frage ich nach, kommt zur Antwort, daß man nur ganze oder halbe Tiere abgeben will, weil der Metzger zu teuer sei - die truhengerechte Zerlegung den Verkauf unrentabel machen würde. (Es gibt nichts Schlimmeres als ein unfachmännisch zerlegtes Fleisch, deshalb würde ich kein ganzes oder halbes Tier kaufen) So gehen wir zu einem heimischen Direktvermarkter, der Reklame für seine hofeigene Metzgerei macht, wo ständig 3 Mitarbeiterinnen hinter der Theke bedienen. Wir waren dort vor 20 Jahren schon einmal und waren nicht zufrieden und dennoch ein neuer Versuch: Es wird nur Donnerstags geschlachtet - was der Internetpräsenz nicht zu entnehmen war. Wer außerhalb dieser Zeit kommt, kann kein Rindfleisch kaufen, weil nur ein Rind pro Woche zur Schlachtung ansteht. Der Kauf von gemischtem Hackfleisch ist also kaum möglich oder eben nur am Freitag oder Samstag. Es gibt dort keine Preise an der Ware in der Kühltheke, d.h. man muß einen weißen DinA4 Zettel mit kleiner Druckschrift auf einer weißen Stützsäule vor der Theke beachten und darauf die Kilopreise finden.
Ich finde, daß der Kunde ein Recht darauf hat, am Fleisch selbst die Preisauszeichnung zu sehen und sich anhand dieses Preises und der optischen Qualität des Angebotes die Kaufentscheidung zu bauen. Das Hackfleisch ist also meistens nur als Schweinehack zu erstehen und das ist fast so blass wie beim Diskounter und schaut deutlich trauriger aus, als abgepackt im Supermarkt. Einige Fleischsorten hatten unzufriedenstellende Konsistenz, was ich nicht näher untersuchen kann. Gesalzene Preise, schlecht geräucherte Wurst und Dörrfleisch, das den Namen nicht verdient, ist schlicht traurig und hat uns nicht zufrieden gestellt. "Sie wissen doch, der xxx verkauft eigentlich nur Schweinefleisch." Aha. Was ist denn das für eine seltsame Metzgerei?
Einige Male hat uns das Internet gerettet und durch die "Bucht" etliche gute Waren beschert- der Metzger aus Kassel hat sich nach ein paar Lieferungen auf 2. Wahl beschränkt, dann sind die Bestellungen ganz einfach abgeändert worden und mal waren Wurstdosen sogar verdorben, was bislang in den 45 Jahren unseres Haushaltes noch nie vorkam. (Er hat diese nach zig Anfragen unwillig ersetzt) Vom Hochmoorhof mit alten Zuchtrassen kamen etliche Fleischwaren an, die qualitativ sehr gut waren. Die Wurst war - bis auf die frische Mettwurst - und geräucherte Blutwurst kaum genießbar, dafür hatten sie guten Käse anzubieten. Dann bekamen wir von dort schlecht geschnittene Stücke, mit denen in der Küche oder gar am Grill nichts anzufangen war, außer diese zu würfeln. Die Metzger der Umgebung sind auch noch da, es waren allesamt Apotheken mit Würzbatterien, die alle gleich mit den Zutaten waren. (So muß man nur einmal die Inhalte deklarieren und ist aus dem Schneider)
Inzwischen essen wir kaum noch Wurst und wenn, dann aus der Supermarkttheke, wie zuvor und bevorzugt dann, wenn diese im Angebot sind. (Kleinst-Mengen)
Selbstverständlich versuche ich fleischarm zu kochen, fleischlos zu arbeiten ist eine Illusion und braucht mehr Kunstkram in der Würze, als die Sache gesund wäre. Palmfett und Soja ist für mich kein Ersatz. Gemüse-Essen ohne ein klein wenig geräucherten Schinken (Würfelchen) oder Graupensuppe ohne Suppenfleisch ist Krankenhauskost, desgleichen ein Gemüsetopf pur. Es gibt jedoch noch "alternative" Fleischsorten, auf die man zurück greifen kann: Hähnchenschenkel, Putenbrust und Keulen, Entenbrust und Hasen, aber alle eben mit bedenklichen Haltungsbedingen "erzeugt". Forellen wachsen nach, aber Seefisch nicht oder nicht gut. Eigentlich sind nur Sardinen und Calamares ethisch haltbar.
Wir versuchen Maß zu halten und uns gesund zu ernähren - eine echte Herausforderung!
Zum Frühstück gibt es bei uns folgende Auswahl: Selbst gebackenes Brot, gemachte Marmelade, sehr guten Käse aus dem Internet- wertig und teuer- ab und an div. Fischkremes und A lnatura Gläschen mit interessant zusammengestellten Inhalten. Hier muß man allerdings aufpassen, daß keine Sorte mit Palmfett gekauft wird. (a mazon) Wurst habe ich aus dem Frühstücksprogramm genommen, 1. weil diese immer fix weg mußte und so die anderen leckeren Sachen verdrängte und 2. weil im Alter eben nicht mehr so viel gegessen werden sollte: Meine Frau ißt ein halbe und ich brauche eine ganze Scheibe Brot - da muß man schon ein wenig kalkulieren.
Sobald ich merke, daß der Supermarkt zu sehr an der Preisleine zieht und teurer wird, kaufen wir wieder bei den Diskountern, die als natürliches Regulativ die Lebensmittelpreise im Zaum halten.
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