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Dem Wahren, Schönen, Guten - im 73. Lebensjahr ..
Die Zeit ändert sich, oder um es mit dem Roman-Autoren Strittmatter zu sagen: "Zeitchen verändert sich". Was ist denn nun anders geworden, als in meinen jüngeren Tagen? Nun, ich fange hier nicht mit körperlichen Dingen an, sondern gehe mehr ins Umfeld. Die Nachbarn, Verwandten und Dorfbewohner sind heute deutlich Wohlhabender, selbständiger und hochmütiger geworden. Aber auch gelangweilter und viel mehr auf Streit aus, als damals, wo man einander noch deutlich mehr brauchte. Heute ist der Stolz und eine gewisse Protz-Sucht eingezogen, was den Umgang miteinander schwierig macht. "Was hast du, was hab ich, mein Haus, mein Auto mein Schaukelpferdchen" Selbst in den Gärten sind die neuen Bewohner dabei, die teuersten und besten "Accessoires" zu besitzen. Aus den Gemüsebeeten wurden Pools mit Luxusliegen, edle Pavillions und Terrassen. So geht das auch bei den Autos zu; aus dem O pel Kadett wurde ein SUV, gerne zwei Stück davon, denn die Frau steht heute beruflich ihren Mann und muß unabhängig zur Arbeit fahren und jederzeit einkaufen können.
So erwuchs -langsam aber sicher- ein ziemlicher Stolz und dann kamen die vielen Fremden aus etlichen Ländern dazu, die Russen, die viele Gelder vom Staat erhielten und gleich ganz groß neue Häuser bauten. Deren Nachrücker sind schon etwas bescheidener, weil sie das Wohnen selbst finanzieren mußten. Ganze Türkendynastien lösten die Mengen an ital. und span. Gastarbeiter ab. Inzwischen kaufen Afrikaner und Koreaner, Bulgaren und Rumänen auf dem Dorf Häuser in ziemlicher Preislage, man rauscht an uns mit Luxuswagen vorbei. (Ob auf Pump oder bar bezahlt, weiß freilich niemand, auf alle Fälle kein Haus ohne 2. oder 3. Wagen) Die Kinder werden schulisch nach oben gebracht, mit allen Mitteln. Ao entstehen - aus meiner Sicht - hochgebildete Dummköpfe, hohl wie Bohnenstroh. Das kann man bei ModeratorInnen sehr schön sehen, wenn sie außerhalb des einstudierten Textes kommen. Wir haben schon etliche Leute mit Bildung kennen gelernt, die in manchen Situationen wie Abschaum verbal um sich schlugen. Gut, Zeitchen verändert sich, was früher Quartalsäufer waren, die keinem Streit aus dem Weg gingen und sogar Prügeleien anzettelten, sind heute hinterhältig zischende Giftottern geworden. Diese Toxiker findet man überall, bis in der hohe Politik hinein. Man mag mit diesen Dingen nichts mehr zu tun haben und so unserem Sohn recht geben, auch wenn es knirscht: Am besten geht es ohne jeden Kontakt mit dem Umfeld. Eben das ist der Unterschied von früher zu heute. Man braucht einander nicht mehr.. "ich habe als Kind von euch gelernt, die Leute zu grüßen, wie das immer war auf dem Dorf und bekam von den Alten keine Antwort, da habe ich begonnen, das einzustellen.."
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