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Traumtänzer, eine fiktive Story.
Sie leben in Reykjavík und Li arbeitet als Lehrerin für Geschichte und Sport am Gymnasium,
sie studierte Philosophie, ihre Eltern kamen aus Vietnam nach Hamburg.
Er ist Jeff, ein Übersetzer und nebenbei Krimi-Autor und meistens im Homeoffice,
ein gebürtiger Isländer.
Sie haben sich im Internet getroffen,
als es um ein Kulturfestivall in Reykjavík ging
und sich dabei eine kleine Auszeit gegönnt -
er zeigte ihr sein Island.
Er liebte sein Land!
Der Funke sprang rasch über, denn die mentale Passung stimmte eindeutig
und so kam es, wie es kommen mußte.
Innerhalb eines Jahres sind sie dort zusammen gezogen.
Kinder wollten die Beiden noch nicht,
weshalb ihnen eine kleine Stadtwohnung in Reykjavik genügte.
Hier schrieb er
und sie fand eine Anstellung auf dem englischsprachigen Lyceum
in ähnlicher Position wie zuvor in Hamburg.
In ihrer Freizeit brachte er ihr fleißig Isländisch bei.
Das ging ein Jahr in Harmonie, dann kam ein Brief an Jeff..
***
Die Redaktion des Verlages hat seinen Krimi
"Schleichend in den Tod"
mit seinem Inspektor Marteinn sehr gelobt und gut verkauft,
so daß die 2. Auflage bereits anrollt.
Ein großzügiger Scheck anbei..
Li arbeitet in ihrer Freizeit an einer eigenen Homepage,
die ihr ein Kommilitone vorbereitet und erklärt hat.
Dieses Werk soll eine politische Arbeit sein,
an die sie ein weiteres Studium hängen will:
Sie trägt sich ein in das Fach Politologie und Soziologie.
Auf diese Web-Seite sollen sich Interessenten einwählen
und anmelden können und einen Freischalte-Code erhalten,
um als Mitglied einer imaginären Vorstufenpartei,
die nur im Web existiert, zu immatrikulieren.
Die Formulierung der Parteiziele sind in der Maxime
"Frieden und Gleichberechtigung"
weltweit zu postulieren.
Dabei sollen alle anderen Randthemen außen vor bleiben.
Jeder Mensch sei gleichwertig und stimmberechtigt -
"Geheimverhandlungen" der Verantwortlichen aller Art sollen für sittenwidrig erklärt werden,
desgleichen "diplomatische Immunitäten" hinterfragt.
Das Bürgervotum soll jedes Jahr online und freiwillig,
von 18-70 Jahren Lebensalter gehalten
und es soll endlich auch abgewählt werden können,
wenn der oder die Politiker Mist bauen.
Wenn genügend Mitmacher gefunden werden, soll diese Partei,
die sie "Peace" nennt,
überall und in allen Parlamenten der Welt gegründet werden -
dadurch, daß man Politiker anderer gemäßigter Parteien zur Mitarbeit gewinnt.
Das klingt phantastisch und etwas weltfremd-
denn Friede verhindert Rüstung und "Wachstum",
entzieht Despoten und Oligarchen den Boden,
ebenso Wirtschaftsgünstlingen und Lobbykraten.
Jeff staunt nicht schlecht,
als er den trockenen Text liest -
aber er trägt sich schon mal ein in die Mitgliederliste.
Religion- und Standesunterschiede will Li vermeiden,
denn vor dem Gesetz, so meint sie - sind alle Menschen gleich.
Oder etwa nicht?
Sie schwärmt davon, wenn die klassischen Wahlen überflüssig werden könnten
und Ungenauigkeiten der Auszählung der Vergangenheit angehören,
sehr viel flottere Umfragen folgen würden,
die eine direkte Mitbestimmung und Gleichbehandlung aller Menschen weltweit..
Jeff lachte:
Träum nur weiter,
damit wirst du wohl gegen Wände rennen, denn die Welt ist nicht voller Schafe,
sondern voller Wölfe.
Die schlimmste Sorte sitzt in den Religionen,
sogenannte Wölfe im Schafspelz,
die Abermillionen weiterer Mitmacher generiert haben!
Ihre Lehramtstätigkeit ruht wegen des Studiums vorerst,
das ist ihr gelungen und so schaut sie optimistisch in die Zukunft.
Jeff kocht und putzt, sozusagen zwischen den Zeilen seines neuen Island-Krimis
"Der Politiker im Souvid-Garer" -
immer mit Inspektor Marteinn;
er meint damit den Mord in einer der heißen Quellen Islands.
Er wärmt damit eine alte Geschichte auf und rankt entsprechende Fiktionen drum herum,
die sein -inzwischen zum Chefinspektor ernannten Marteinn des Romans lösen soll.
Die Spur führt bis zur Mafia Siziliens und bis ins Brüsseler Parlament..
..was erstaunliche Parallelen hat.
Die Zeit fließt dahin, Li approbiert in beiden Fächern und darf sich nun Politologin,
Philosophin und Soziologin nennen.
Jeff hat den Krimi erst zur Hälfte geschrieben
und erhält vom Verlag bereits weitere Vorschläge und Aufträge.
Sie dagegen tut sich schwer, wieder in eine Lehramtsstelle einzusteigen,
weil die Konkurrenz nicht geschlafen hat:
Jede denkbare Stelle ist längst schon besetzt gewesen..
Das habe ich dir gleich gesagt, meine Jeff trocken -
das ging mir als Personaler ebenso,
bevor ich in die Homeoffice-Zunft umgestiegen bin:
Deshalb bin ich nach dem Anglistik und Englisch Studium in die Selbständigkeit gegangen.
***
Ihr Kommilitone Joseph kam mit seinem Freund Nick aus Hamburg zu Besuch
und haben dabei die Homepage auf Vordermann gebracht.
Nick ist Programmierer und Joseph hat es zum Abgeordneten geschafft.
Der Abend lief sehr feucht aus, bei Champagner und Häppchen.
Das hat die anderen Mieter des Wohnblocks am nächsten Tag protestieren lassen,
weil dieses Treffen in einer Art Rumba-Nacht ausuferte,
wo sich noch ein Paar aus der Studienzeit Jeffs spontan zugesellte..
Nun können die Mitglieder kommen, meinte Li - ich bin gespannt,
wie viele Leute meine Seite finden!
Na ja, die ersten künftigen Wähler kamen, aber es stagnierte dennoch.
Dann folgte Mobbing, Stalking und Hacker,
eine Virenattacke, die Wiederherstellung des Accounts und des PCs,
was sehr umständlich - ärgerlich und zeitraubend war.
Im Gästebuch der Homepage waren meistens Flaming und Dreistigkeiten zu lesen.
Li hatte keine Lust mehr,
die Mitmacher sind auch nicht mit Begeisterung dabei gewesen und auch der Abgeordnete wackelte.
Deshalb ließ sie das Projekt einschlafen.
Versuch macht kluch, sagte sie sich.
Jeff kam gerade vom Einkaufen zurück
und hat auch gleich die Post aus dem Kasten geholt:
Ich habe Post vom Gericht!
Das war eine Herzklopf-Aktion, den Brief zu öffnen,
denn man war sich keiner Schuld oder Anklage bewußt.
Er hat laut vorgelesen:
Sehr geehrter Herr...
Nach drei Jahren der Klärung der Hinterlassenschaft Ihrer Eltern,
Frau .... und Herr... wurde Ihnen die Kate in
OSTFJORDE SÜD -
zwischen HÖFN und Djúpivogur auf der Klippe gelegen, zugesprochen.
Sie sind also nunmehr der alleinige Eigentümer dieser Immobilie.
Überweisen Sie den Betrag von xxx an die Gerichtskasse, Konto: xxx
Na, das ist ja mal eine freudige Überraschung,
ich dachte meine Eltern würden dort zur Miete wohnen,
als mein Vater diese Bude ausgesucht hat.
Dort wollte er mit Mutter den Lebensabend verleben.
Li: Lange Zeit hatten sie nicht dafür - waren das 4 oder 5 Jahre?
Ich weiß es nicht genau, wir hatten keinen Kontakt mehr,
weil meine Schwester alles hintertrieben hat.
Was sie wohl geerbt hat?
Li: Das werden wir wohl nicht erfahren - oder?
Am nächsten Tag kam noch eine Hinterlassenschaftserklärung,
in welcher zu ersehen war, was das andere Geschwisterteil erbte:
Eine Eigentumswohnung in Glasgow, die ein Anlageobjekt gewesen war.
Wir sollten uns dieses Haus "auf der Klippe" mal ansehen,
verkaufen können wir es immer noch, meinte Jeff - hier steht:
"Du fährst vom Camping Vestrahorn nach Stokksnes,
links sieht man den Leuchtturm.
Man fährt immer rechts haltend, bis der Weg zuende ist -
dort steht das kleine grüne Blockhaus"
Am nächsten Wochenende schon ging die Fahrt los,
nach Höfn zum Netto um sich gut einzudecken mit Lebensmitteln.
Sie fuhren die 1 bis kurz vor Almannaskarð ,
dort rechts ab bis Viking Cafe um sich erst einmal zu stärken,
bevor die einsame Straße bis zum Haus genommen wurde.
Dort angekommen, sahen sie das ehemalige Fischerhäuschen schon von weitem,
weil es sich von den uralten historischen Kleinbauten unterschied.
Nur 2 Räume und eine Diele,
ein Erdkeller und ein Windschutz-Wall mit drei Windröhren darin,
mehr war da nicht.
Der Notar hat nicht mal einen Schlüssel mit geschickt, weil dort kein Schloss eingebaut ist..
Drei Windräder sind so in den Röhren des Wall's eingebaut,
daß eine hohe Effektivität -in Turbinen-Art- das Haus mit Strom versorgt,
der praktisch Tag und Nacht genügend vorhanden ist.
Der bürstenlose Generator ist praktisch unsterblich,
so Jeff zu Li, schau dir das mal an- mit Dauerschmierungs-Dosen an den Lagern!
Die Eltern haben mit Strom geheizt - unglaublich!
Begeistert war Li nicht, das sah man ihr deutlich an:
Hier ist nichts, absolut nichts und niemand-
außer bei der Leuchtkugel.. was heißt hier Leuchtkugel?
Das Ding ersetzt einen Leuchtturm,
damit niemand auf die Landzunge fährt mit seinem Schiff?
Es schaut wie eine Radaranlage aus, nicht nach einem Leuchtturm, antwortete sie.
Egal, damit haben wir nichts zu tun.
Würde man an dieser Weggabelung rechts oberhalb der Klippen weiter fahren,
kommt der Hubschrauber-Landeplatz für die Station.
Li wollte eigentlich nicht mal übernachten,
ließ sich aber doch überreden und so haben die Beiden erst einmal gegessen.
Der Kühlschrank war außen am Haus- ohne Kühlung..
Die Wasserversorgung kam durch einen Regentank mit Eigendruck - aber sogar gewärmt !
Das hat sie doch sehr verwundert.
Geschlafen haben sie in den Betten von Jeffs Eltern.
Auf den Nachttischchen waren Bilder, in den Schubladen ein paar Tablettenschachteln -
offenbar gegen Rheuma und zu hohem Blutdruck,
Venen-Salbe und ein Tagebuch bei Mutter.
Rot-Gelb gemusterte derbe Gardienen,
wenige gute Möbel, grobe Flickenteppiche überall.
Das kleine Haus ist sehr gut isoliert und mit 3fach-Fensterglas
und 2 Haustüren hintereinander ausgestattet,
wovon eine zum schieben ist - sehr seltsam!
Jeffs Mutter war Ingenieurin und das merkt man.
Vater arbeitete auf der Station als Mechaniker und Elektriker und Hausmeister.
Laut Tagebuch wußte keiner,
wie alt diese ehemalige Fischerkate oder Schäferhaus ist,
bevor die Beiden sie umgebaut haben zu einem bewohnbaren Haus,
in dem sogar ein Fernseher an der Wand hing..
Geschlafen haben Li und Jeff jedoch sehr gut
und beim Frühstück wurde über das weitere Vorgehen gesprochen..
Heiße Quellen sind hier leider nicht,
meinte Li verträumt - aber das macht nichts,
wir haben auch so warmes Wasser genug.
"Sag mal, wann und wie sind eigentlich deine Eltern gestorben?
Und warum hattest du keinen Kontakt zu denen?"
So einfach war das nicht-
die Beiden haben sich in Holland kennen gelernt,
als sie beim Deichbau in ihrem ersten Job war
und er als Tourist dort weilte.
Das muß wohl gefunkt haben,
denn recht bald sind sie nach Amsterdam auf Hochzeitsreise gefahren.
Dann haben sie in Höfn lange Jahre gewohnt,
wo ich zur Welt kam und auch meine Schwester-
die inzwischen in den USA verheiratet ist.
Diese kleine alte Kate haben sie später erstanden,
bevor diese moderne Station in der Nachbarschaft gebaut wurde -
es stammt von den Großeltern eines Arbeitskolleges meines Vaters.
Li meinte:
Das Tagebuch sollte ich durchforsten und als Roman umdekorieren,
das kommt bestimmt gut an:
Beim Durchblättern fiel mir auf, daß es deine Mutter nicht erstellte,
sondern die Großeltern deines Kollegen,
es ging schlicht vergessen, es war in einem kleinen Wandschrank unter der Bibel.
Deine Mutter hat es weiter geführt,
weil noch so viele leere Seiten waren- wie sie schrieb.
Nun gut, das wird sich alles finden -
Morgen müssen wir wieder nach Hause und uns um die Jobs kümmern.
Nach einer Woche in ihrer Wohnung waren sie den Betrieb und die vielen Leute leid
und sehnten sich nach der Klippe, nach dem Blick aufs offene Meer.
Meinst du nicht, so sagte sie spät im Bett-
wir sollten dort für immer einziehen?
Er meinte:
Ich habe auch schon daran gedacht -
zumal die Klippe Internet hat und freilich auch Telefon.
Man war sich einig:
Die Möbel kann der Nachmieter haben,
den Umzug können wir uns sparen,
denn die Alten haben gut vorgesorgt und gute Qualität gekauft.
Im Briefkasten war ein neuer Scheck von der Redaktion
und Jeff schickte am nächsten Tag per Post das Manuskript für den 2. Krimi ab.
Die Übersetzungen liefen auch gut, ein paar Aufträge kamen immer herein.
Auf dem Rechner tippte Li die Kündigung ihrer Lehramtsstelle,
die sowieso nur befristet war, am nächsten Tag ging auch dieser Brief ab.
Nun mußte allen Kontakten die neue Adresse mitgeteilt werden.
Sie schauten gemeinsam die Wohnungsgesuche durch und fanden schnell fünf Interessenten,
die als Nachmieter infrage kämen, wovon 2 bereit waren,
eine Abstandssumme für die Möbel zu zahlen,
wo für beide eine gewinnende Situation war.
Ein junges Paar mit Kind - ohne eigene Möbel und mit wenig Geld
startete auf diese Weise schnell und günstig,
denn man vereinbarte Ratenzahlung für die Möbel.
Li meinte:
Die Idee "Peace" ist schnell gestorben,
weil zu viele Streitsucher im Web ihr Mütchen kühlen wollen -
der Grund und Anlaß ist denen egal, wichtig ist der Zickenkrieg
und die Destruktion - das kommt wohl von Langeweile!
Wir lassen den Webspace sausen
und verzichten auf eine eigene Homepage.
Uns reicht die Mailadresse, um an die Aufträge zu kommen.
Ich fange gleich mit einem Sachbuch an:
"Die veränderte Situation der Beschäftigung im globalen Markt.
Fit werden für die Zukunft"
Migrationserfahrung hatte sie ja, das konnte eingebracht werden.
Das junge Nachmieter-Paar stand praktisch schon auf der Schwelle,
mit vollbepacktem Pickup, weil sie daheim raus geflogen sind.
"Das macht nichts, so Jeff-
wir fahren gleich in der Frühe zu unserer Klippe -
die Nacht könnt ihr auf der Couch und mit dem Gästebett Vorlieb nehmen- oder?
"Klar, herzlich gerne - besser als draußen im Auto-
für ein Hotel haben wir kein Geld,
denn die Stelle hier in Höfn als Substitut habe ich noch nicht mal angetreten.."
Man feierte den Abschluß mit einer Flasche Sekt und Häppchen und ging dann schlafen.
Der Morgen begann mit gutem Frühstück,
Kerze und Frühstücksei-
Li meinte:
Wir werden sehen, ob wir bei der Kate Hühner halten können
und löffelte den Rest ihres weichen Eies aus.
Man verabschiedete sich und fuhr reuelos ab in die Zukunft.
***
Das Leben auf der Klippe.
Der Laptop und der PC und das Telefon waren schnell angeschlossen,
der Provider hat schnell auf die neuen Namen reagiert.
Die Bank hat eine Filiale in Höfn - was sehr praktisch ist.
Die Brief- und Paketpost wird einmal die Woche zugestellt,
wie auch die Funkstelle damit versorgt wird.
Nach einer Woche ist Li nach Höfn gefahren
und hat dort vier Hühner und Baumaterial für den Stall gekauft -
mit ordentlich viel gutem Futter.
(Immerhin wachsen 68 Prozent des auf Island verzehrten Gemüses von der Insel,
z.b. Kartoffeln, Gurken, Tomaten, Rüben, Pilze, Möhren,
Salat, Paprika, Kohl, Brokkoli und Blumenkohl,-
Li staunte, als der Verkäufer die Zahlen nannte)
"Island ist immer kühl, aber nicht richtig kalt,
es regnet recht oft - den Pulli braucht man immer,
selbst im Sommer."
resümierte sie versonnen,
"es gibt sicher wärmere Gegenden auf der Welt",
aber wir sind ja keine Landwirte oder Fischer, sondern arbeiten mit dem Internet..
Jeff nickte und tippte weiter auf der Tastatur.
Gemeinsam zimmerten sie den Hühnerstall - mit Doppelstegplatten,
damit das karge Licht gut ausgenützt wird - nur 1-4 Stunden am Tag!
Mithilfe einer von unten gut isolierten, thermostatisch gesteuerten Heizspirale
haben sie den Tieren ein gutes Wohlfühlklima gebaut.
Der Erdkeller auf dem Grundstück
ist ein guter Lagerplatz für alle möglichen eßbaren Dinge und Vorräte.
Sie erkundeten einen Trampelpfad die Klippe hinab bis zum Strand,
wo ein altes Ruderboot mit einer Rutsche und Winde hochgezogen - steht.
Als sie die Plane abnahmen, kam eine Angelausrüstung zum Vorschein.
Der Tiedenhub ist kaum vorhanden, 0,1mtr -
das ist ja gar nichts, meinte Li.
Toll.
So sind sie gleich mal hinaus gerudert -
nicht weit und nach einer Stunde hatte jeder seinen Fisch - Meerforellen -
gefangen und so ruderten sie zurück,
zogen das Boot hoch und deckten es gut ab.
An diesem Abend gab es Backfisch mit Weißbrot.
Sie planten ein Projekt "Birkenwäldchen"
zwischen Haus und Straße
und bestellten sich im Internet hundert Setzlinge und Schutzdraht -
vom Schäfer bekamen sie Dung geliefert.
Zu tun ist immer was, das muß auch so sein -
besonders hier draußen in der Einsamkeit.
Wenn sich ein Paar gut versteht, ist alles kein Problem.
Auch wenn nicht viele Sonnenstunden sind,
so kann die Höhensonne, die Jeffs Eltern eingebaut hatten,
schön ausleuchten, während fleißig getippt wird-
der nächste Roman mit Inspektor Marteinn rollt schon an:
"Draußen in der Dunkelheit"
Li schafft sich langsam durch das alte Tagebuch
und liest nur so weit, wie es im Roman
"Das Leben auf der Klippe" verarbeitet werden kann.
Ihr Sachbuch hat sich -
wenn man die geringe Auflage von Sachbüchern bedenkt -
gut verkauft.
Reich kann man damit ganz sicher nicht werden - wohl aber bekannt !
Draußen gackert es und es wird gepickt -
das erste Ei landet auf dem Frühstückstisch.. ein Grünes!
Regentage hat man genutzt, um gegenseitige Korrekturlesungen zu machen -
ganz still, bei einer Tasse Kaffee - so vergeht der Tag ganz schnell.
Sie hat im alten Tagebuch gelesen und sich ein Script dazu gemacht,
das Lesezeichen immer weiter gelegt.
Immerhin ist dieses Tagebuch in halber Bibelstärke!
Ihr Werk oder Story wächst im Rohbau als fiktive Sache,
eben ein Roman oder Familiensaga.
Sie zuckt manchmal zusammen, wenn sie die alte Schrift liest.
Am nächsten Tag ist wieder gutes Wetter
und sie gehen spazieren, besichtigen die große Weide,
die bis zum Abhang geht und überlegen, was man damit machen kann.
Man sollte den Versuch wagen, ein besseres Gras dort zu sähen,
vielleicht Flecht-Straußgras
(Agrostis stolonifera)
oder Lägerrispe (Poa supina),
hat sie beim Recherchieren gesagt.
Das hat man anschließend auch bestellt - beide Sorten gemischt.
Hier geht es nicht um Schönheit, sondern um Kälteunempfindlichkeit.
Dann sind zwei Leutchen von der Station -
einfach mal so - zum Essen vorbei gekommen:
Ich bin Gunni, sagte eine beleibte Frau -
die Technikerin der Station sei und er ist Baldur,
mein Partner, er ist Mädchen für alles.
Der dicke Mann lacht herzlich:
"Wir sind schon bei ihren Eltern aufgetaucht und die sind zu uns gekommen.. was gibt es denn Gutes?"
Jeff hatte gerade an diesem Tag für den nächsten Tag mitgekocht:
Dicke Erbsensuppe mit Kabanossi-Einlage.
Das kam freilich sehr gut an und so entwickelte sich ein freundliches Verhältnis:
"Hier ist jeder auf den Nächsten angewiesen,
es kann sehr lange werden, wenn man keinen Menschen trifft.."
"Wir sind im Wechsel da- alle vier Wochen-
bald sind Ole und Francs in der Schicht des Stokksnes Lighthouse,
der Natostation" meinte Baldur.
Sie sagte:
"Schöne Aussicht neben der (alten) Radarstelle.
Der Leuchtturm ist nicht wirklich etwas Besonderes,
aber zu sehen, wie die Wellen in die Felsen krachen,
war mir immer eine Freude -
zumal wir keine Strandgebühr zahlen müssen, wie im nahen Stokksnes"
Am nächsten Tag gingen die Beiden auf Gegenbesuch
zur Station und freuten sich über die Aussicht und die Ruhe dort.
Es gab Fertig-Menü a la Carte aus der Truhe,
aber in guter Qualität und bei einem Bier - Li meinte:
Stokksnes ist immer sehenswert, aber mit vielen Touristen..
wir hatten großen Glück, hier ein Häuschen geerbt zu haben!
"Habt ihr die ganz alten Besitzer noch gekannt?"
Nee, die sind schon vor vielen Jahren gestorben, das war vor unserer Zeit. Noch ein Einstök?
( https://www.ic eland.de/landeskunde/bier-und-brauereien/ )
Wir sind sehr froh, daß es wieder Bier gibt,
das war vor 1989 nicht der Fall, wegen der Unabhängigkeit von Dänemark
galt Bier als reaktionär oder unpatriotisch, gab Baldur zu bedenken.
Na ja, das vereinte Europa hat uns wieder zusammen geführt -
irgendwie zumindet sagte Francs.
Sie sprachen sonst nicht viel, denn solche Stationen sind freilich immer geheim.
Sie gingen in aller Ruhe wieder zu ihrer Kate,
um den Tag ausklingen zu lassen, bei einem dänischen Aquavit.
(Es sieht ja keiner)
Wenn die Wiese neu eingesäht ist, kann das alles sehr viel besser aussehen,
meinte Li - der Dung wird danach ausgebracht,
damit die Vögel den Samen nicht auffressen.
Jeff meinte:
"Es ist wohl besser, wenn man stückweise vorgeht und immer abdeckt,
mal mit Sand oder Erde oder Dünger.
Ich habe zur Sicherheit noch Blumenerde bestellt,
die war in Höfn gerade im Angebot."
Die Hühner gingen mit den Menschen oder die Beiden mit den Hühnern zu Bett -
die Arbeit am PC kann man sich gut einteilen,
da spielt es keine Rolle, ob am Tag oder in der Nacht gearbeitet wird-
zumal hier oben im hohen Norden die Sonne nicht so oft zu sehen ist.
Li hat eine kleine Sammlung Eier im Erdkeller angelegt
und hat begonnen im gewärmten Hühnerhaus ein paar Eier ausbrüten zu lassen..
***
Bei der Lektüre des alten Tagebuches zuckte sie zuweilen zusammen
und konnte nur schlecht wieder einschlafen.
Was hast du, fragte er und sie antwortete:
"Das gibt einen starken Hammer, du meine Güte -
ich will nicht zuviel verraten, warte am besten,
bis ich das Script fertig habe!"
***
Li meinte am Abend im Bett, das Bein kokett über die Decke gelegt:
Der Großvater hat das Tagebuch als eine Art Beichte geführt,
wo ich dachte, es käme von seiner Frau oder Tochter.
Er muß wohl längere Zeit im Gefängnis gesessen haben,
wegen Alkoholschmuggel.
Einen Sohn hatten die Erbauer wohl nicht.
Der Erbauer war Schafhirte -neben dem Schmuggel-Betrieb-
und seine Frau verkaufte Stricksachen.
Der Schwiegersohn soll wohl Leuchtturmwärter gewesen, so kommt eines zum anderen.
Auch die hatten nur eine Tochter, die dann später die Kate verkauft hat,
um mit dem Geld in die Stadt zu ziehen.
Dort muß das dieser Kollege gekauft haben,
der aber -wegen Scheidung- froh war, die Kate,
die nur als Geldanlage diente, los zu werden an deine Eltern..
Aber hör dir das mal an:
"Die Gerüchte sagen, daß dieses Häuschen,
diese Kate in Verbindung mit Alkoholschmuggel gestanden hat,
der über die ganze Insel gegangen sein soll -
die Vorräte hat nach der Verhaftung des Schmugglers keiner gefunden
und verraten hat er auch nichts, aus Angst vor seinen Kumpanen.
Die sind jedoch - nach dem Tod des Schmugglers -
in England verhaftet worden."
Also müsste oder könnte irgendwo ein Depot von diesem Zeugs sein- oder?
Hmm, brummte Jeff- wer weiß,
wir können die Tage ja mal nachforschen, aber ohne jemanden darüber zu informieren.
Was würdest du davon halten, daß wir uns einen Wachhund zulegen,
schließlich haben wir Werte im Haus?
Andertags sind sie aufgebrochen, aber nicht nach Kattholt,
das wären 6 Stunden zu fahren gewesen,
sondern sind dem Tipp der Radarleute gefolgt
und haben einen Hund in Lon Guesthouse, Thorgeirsstadir Þórgeirsstaðir abgeholt,
den Gäste dort angeleint und wohl absichtlich "vergessen" haben.
Dabei haben sie auch gleich den roten Stuhl
und das malerische Skútafoss mit seinem Wasserfall besucht.
Der Gastwirt war froh, den großen Hund los zu werden und dieses Problembären ledig,
der die Gäste erschreckte.
Der Hund nahm Kontakt auf,
begriff die Situation ganz offenbar sofort
und ging mit den Beiden gleich mit.
Im Lokal haben sie noch einen guten Hirtenteller gegessen, der Hund bekam ein Würstchen.
Problemlos sprang das Tier in den Kofferraum und so fuhren sie nach Hause -
nach Hause, wie sich das anhört!
Ganz anders als "wir fahren in unsere Wohnung"..
Sie probierten unterwegs die gängigsten Hundnamen aus, um zu sehen, ob er darauf reagiert.
Einar
Elvar
Flóki
Odin
Fenrir
Hildur
Ragnar
Alvar
Jarle
Björn
Aki
Beorn
Jörge.. auf "Leif" kam ein "Wuff!"
Also gut, schau dir dein neues Zuhause an- "Leif" such!
Der Hund ging gemütlich um die Kate, den Hühnerstall,
um den Erdkeller, bis zur Klippe und kam zurück zum Auto.
Li und Jeff gingen ins Haus, der Hund ebenso.
Er bekam einen dicken Teppichläufer zugeteilt, in einer warmen Ecke,
wo man alles gut sehen kann.
Er schnuffelte daran,
bekam den Befehl sich zu setzen oder zu legen und..
er tat es und sah zufrieden aus.
Es muß ein Mix zwischen dem Grönlandhund und einem Schäferhund sein,
sicherlich aus den Hütehunderassen ein Prachtexemplar
und noch recht jung- sicherlich hat er zu viel Dreck in die Wohnung gebracht,
als er erwachsen wurde - so ein Rüde kann rüde sein, lachte Jeff.
Auf alle Fälle kommt der Hund von hier, aus Island.
Er hat weder Leine noch Halsband, noch Marke etc.
Schon am gleichen Abend nahm er seine Schutzfunktion wahr
und ging überall auf dem Grundstück markieren..
"Dem wollte ich im Dunkeln als Fremder nicht begegnen,
meinte Li, das Tier schaut gefährlich aus.."
Wie das so ist, war auch dieser Hund ein freundlicher,
loyaler Vertreter seiner Art und einer Streicheleinheit nicht abgeneigt.
Man ging nun zu dritt auf Erkundungstour auf und um das Anwesen herum.
Beide Romane nahmen Gestalt an,
man schrieb und korrigierte, der Hund schnarchte in seiner Ecke,
leise lief Musik - so verging mancher Tag.
Dann wurden zwei Manuskripte verschickt - als Webmail an den Verlag.
Die Antwort war immer positiv und erfreut,
denn so viele Leute der schreibenden Zunft sind nicht aktiv, wie man denken sollte.
Leif scharrte hinter dem Erdkeller und fand unter der Grasnarbe zwei Steinplatten,
die nebeneinander angeordnet sind.
Die Beiden haben sofort mit dem Sparten nachgegraben und die Platten weg gewuchtet.
Ein zweiter Erdkeller tat sich auf
und zwar ein recht geräumiger!
Kerzenhalter mit alten Stumpen hingen an der Wand.
Kisten über Kisten mit hochprozentigem Alkohol aller Art und Sorten sind hier gelagert,
teils gingen die Etiketten schon ab.
Was tun mir damit?
Jeff lachte:
Selbst wenn wir jeden Tag eine Flasche trinken - was sicher nicht gesund ist -
wären wir Jahre lang dabei und würden im Entzug landen..
Also riefen sie bei der Zollbehörde an und sagten Bescheid.
Noch am gleichen Tag kam ein Inspektor und zwei kräftige Packer mit einem Lastwagen vorbei.
Es wurde alles genau dokumentiert und dann aufgeladen.
Der Inspektor versprach eine gute Belohnung und auf die Frage der Beiden,
was denn mit den Flaschen passieren wird, sagte er:
Das gehört Island, dem Staat - die Schätze werden international versteigert
und das Geld fließt in die Sozialkasse des Landes.
Gut so, besser als zum Alkoholiker zu werden - oder?
Der Inspektor lachte und meinte:
Ich gebe ihnen erst mal zwei Flaschen zum Andenken,
diese Freiheit muß sein.
Alter schottischer Whisky, von einer heute unbekannten Brennerei und einen uralten Genever..
Als ob die Stationsleute das gewittert hätten,
kamen sie am Abend vorbei um zu Beute zu verkosten, wie sie sich ausdrückten..
..auf alle Fälle war das kein langweiliger Abend!
***
Der neue Erdkeller wird eine Champignon - Zucht werden,
sicher auch Shitake-Pilze haben, wo sich Li schon drauf freute.
Heute macht sich keiner mehr die Mühe,
einen Erdkeller so tief auszugraben-
das muß eine harte Arbeit gewesen sein,
so ohne Bagger und nur mit Hacke und Meisel und Hammer und Schaufel..
Der Hund lag flach und schaute vor der Kate auf das Meer:
Hann dreymir um hús við hafið
(Er träumt von einem Haus am Meer)
Die Post kam und etliche Briefe warteten auf das Öffnen -
Die Island-Zollbehörde hat den Vorgang bearbeitet
und einen DinA4 Gutschein als Belohnung für diesen Fund ausgelobt:
300.000 Isländische Kronen!
Das sind 10% des Versteigerungserlöses der Schnapskisten!
(etwas über 2000 Euro, 2177 um genau zu sein.)
Die Beiden freuten sich sehr darüber, zumal das Auto eine Reparatur brauchte
und die Birkensetzlinge und 5 Tonnen Biokompost
und 2 Zentner Grassamen zu bezahlen waren.
Die Zugangsdaten des Providers kamen und schon konnte die Homepage begonnen werden.
Ein einfaches Leyout, ein Landschaftsbild mit dem Blick von der Straße zur See,
mit der Kate.
Darunter die Buttons mit den jeweiligen Autoren und deren Ziele,
sowie E-Mail-Kontakte um Aufträge zu schalten.
(Diesmal ohne Gästebuch)
Sie wollte sich nur noch auf soziologische Aspekte im weiteren Sinne,
als kritischer Zeitzeuge mit philosophischem Charakter verstanden wissen
und in diese Richtung ihre Bücher schreiben -
das konnten Sachbücher wie auch Romane sein -
das Ziel ist weit gesteckt.
Jeff hat sich auf Island Krimis versteift, mit dem Inspektor,
pardon, Oberinspektor Marteinn als Markenzeichen.
Diese Krimis waren bald bekannt und beliebt, mit festem Publikum -weltweit.
Bei der Recherche um den richtigen Gras-Samen stießen sie immer auf "Hanf" - seltsam.
Aber irgendwie sind doch noch die richtigen Rasen-Samen gefunden worden.
Na ja, nun kann die Arbeit los gehen und so haben sie gearbeitet -
tagelang Birken eingesetzt und mit Draht gesichert,
tagelang -stückweise Grassamen gesäht
und mit Komposterde abgedeckt,
bis die ganze Weide und rund herum
um das ganze Anwesen und Erdkeller damit beglückt worden sind.
Danach ging die Schriftstellerei weiter und die Gedanken flossen gut.
Sie meinte versonnen:
Das Gute an Island ist, daß man die Samen und Pflanzen nicht angießen muss..
"Agentenjagd" mit Oberinspektor Marteinn war der neueste Titel und bald kam der Roman voran.
Schriftsteller haben immer Ideen auf "Halde",
so zum Beispiel "Die Schmugglerbande" oder "Strandgut",
wo eine Jacht angespült wurde ..
sie schrieb an einer Betrachtung der heutigen Zeitumstände
in den Schulen und Gymnasien,
mit ihren Vorschlägen für eine bessere soziale Integration.
Die Sonne kam tatsächlich durch das Fenster herein,
der tagelange Regen war zuende und der Leif wollte hinaus,
sein Geschäft verrichten.
Li kam aus dem Hühnerstall und freute sich:
"Komm doch mal nach draußen, die Küken sind geschlüpft!"
Eine Pracht, eine Wonne!
10 Küken wuselten zwischen den Hennen daher, gut behütet im warmen Hühnerhaus..
Eine ganze Weile hat man sich das angeschaut,
es wurde reichlich Futter bereit gestellt,
traditionell mit klein geschnittenem hartgekochtem Ei.
Leif schaute sich das an und reagierte eher distanziert
als interessiert und trottete wieder ins Haus-
Jeff tippte weiter an seinem Krimi:
".. als der Fischerjunge die Jacht in den Klippen hängen sah,
wo sie der nächtliche Sturm hin geworfen hatte,
meinte er ein Licht in der Kajüte gesehen zu haben..
er kletterte umständlich über die Felsbrocken zum Havaristen
und versuchte an Bord zu kommen."
Li schrieb an einem soziologischen Präsenzfall,
der zum Inhalt hat, daß die moderne Erziehung eigentlich keine ist:
Wer seinen Sohn "Kumpel" nennt, wird automatisch ein Autoritätsproblem bekommen..
wenn dann noch die "Gewaltfreie Erziehung" dazu kommt,
werden Kinder zu Terrorvögeln, ein Problem für die Gesellschaft.
Sie hat in ihrer Studienzeit viele solcher Personen kennen lernen müssen,
die nicht angenehm waren.
So könnten, sinnierte sie, Toxiker entstehen!
Sie hat -in anonymisierter Form-
jede dieser Personen genau geschildert und deren Lebensweg verfolgt.
Das wird sie -ebenso empirsch-
mit der Hühnerzucht auf Island halten,
wo sie ein Sachbuch im Angriff hat und fleißig Notizen aufschreibt.
Hühner wachsen schnell und so kann sie mit dem Schäfer tauschen:
Hühner und Eier gegen Schafskäse und Schaffleisch.
So ein Lammbraten ist nicht zu verachten -
sauber gefüttert und immer im Freien, das schmeckt ganz anders,
als Stalltiere - z.B. Schwein und Rind.
Die Beiden sinnen über ein Gewächshaus nach,
das nach Süden ausgerichtet sein muß-
zwischen den beiden Erdkellern wäre wohl der ideale Platz.
Etwas windgeschützt und im Licht.
Mit Eingang von der Lee-Seite.
Die Pflanzen sollen in Rezyklat-Steigen vom Obstmarkt in Komposterde gedeien,
die auf 50cm Stützen stehen.
Die Bodenkälte soll vermieden werden.
Nach ausgiebiger Recherche haben sie davon Abstand genommen,
weil die Haltbarkeit der Folien und Stegplatten zur gering,
die Sturmfestigkeit nicht stimmte
und die Konstruktionen für ihre Küste zu wenig belastbar erschienen.
Die sehr hohen Preise würden durch eine noch so erfolgreiche Gemüsezucht niemals herein kommen.
Schade, dabei war die Idee doch so gut!
Li meinte trocken:
Das war eine Schnapsidee, denn Gemüse braucht viel Platz
und so wird ein rentables Gewächshaus recht groß werden müssen
und kräftige Tragekonstruktionen nötig haben -
die Scheiben müssen relativ klein bleiben, damit sie dem Wind standhalten.
Ein solides Fundament muß auch noch sein, das darf man nicht vergessen-
genau wie ein Bewässerungssystem- die Investitionen wären viel zu hoch für unseren Bedarf.
Es gibt auch gastlichere Stätten auf Island:
Móðir Jörð Organic B&B in Vallanes -
zumindest mit deutlich mehr Pflanzen, als hier auf der Klippe.
Gönnen wir den Leuten ihr mühsam erwirtschaftetes Einkommen und kaufen lieber dort,
als selbst anzubauen..
Der Schäfer kam angefahren
und hatte einen Laib Käse und Lammgulasch -versiegelt- dabei,
das er gegen frische grüne Eier und zwei Suppenhühner tauschte.
Durch den höheren Bestand an Hühnern kamen freilich auch mehr Eier zustande -
deshalb hat Li diese gekocht und als Soleier eingelegt.
Die waren recht beliebt, auch beim Schäfer.
Jeff hat sich darauf versteift, seinen Rotwein selbst herzustellen,
im Schmuggler-Erdkeller, aus gekauften Säften.
Dieses war bald eine bekannte Sache und so fand sich schon mal jemand ein,
der einfach mal kosten wollte.
Die Anleitung dazu hat er in seinem Krimi
"Der Einsiedler" veröffentlicht.
Der Verlag hat recht regelmäßig gutes Geld auf das Konto überwiesen,
weil fleißig neue Bücher geschrieben wurden, die sich gut verkauften.
Auf Lesungen außerhalb ihres Hauses sind sie nie gegangen,
haben aber auf der Homepage ab und an ein neues Video eingestellt,
wo eine Buchvorstellung und teilweise Lesungen gehalten wurden.
Der Counter zeigte gute Resonanzen.
In Island ist es lange düster und regnerisch - was liegt also näher,
als sich Zerstreuung zu suchen?
Li's Spezialität war die gute alte Hühnersuppe mit Muschelnudeln und Petersilie -
die hinter dem Hühnerstall in Mengen wuchs.
(bei Kühle mit Folie abgedeckt)
Der Hund bekam die Reste -
es gibt für Hunde kein besseres Fleisch als Huhn -
auch für gestresste Leute ist das gut, weil es kein Cholersterin hat)
Die Leute auf der Station wurden an einem solchen Suppentag eingeladen -
Hühnersuppe ist gut gegen Erkältungen!
Li und Jeff haben sich ihre Lebensmaxime in den Türstock geschnitzt:
"Gott schuf die Zeit, von Eile hat er nichts gesagt."
***
Der Erdkeller war nun gut bestückt mit Pilzkisten und Weinbehältern.
Li's Pilzpfanne war der Hit!
***
Die Aufarbeitung des alten Tagebuches ging immer dann weiter,
wenn keine anderen Bücher im Werke waren.
Die Leute damals lebten noch viel bescheidener als man annehmen sollte.
Hauptsächlich vom Fischfang und das über Generationen.
Seltsamerweise ohne Kinder,
immer wurde das Haus verkauft an neue Paare,
die sich die Kate als Alterssitz nahmen,
um hier in der Abgeschiedenheit ihre Ruhe zu finden.
Und immer haben die Nachfolger das Tagebuch gefunden und ihre Einträge darin verewigt.
So wollen wir das auch halten, meinte Li und fing mir ihrem Eintrag an:
"Wir sind aus Hamburg und Reykjavík und sind an diese Kate gekommen, weil.."
***
Die Tage verliefen gleichförmig, aber nie langweilig-
Leif sorgte für etwas Abwechslung und Lacher.
Hunde können besser sozialisiert sein als Kinder,
das ist wohl heute überall zu sehen..
ab und zu tauchte mal ein Camper auf, der sich einfach auf das Grundstück stellte.
Jeff war da ganz gelassen und öffnete die Tür und setzte sich an den Tisch..
als die Leute von der Klippe zurück kamen, sahen sie ihn und Leif im Wagen sitzen.
Die meisten Leute haben das nicht verstanden und auch nicht gemocht.
"Sehen sie", sagte Jeff
"wir haben sie und ihren Wagen nicht eingeladen,
der in unserer Einfahrt parkt-
sie latschten über unseren frischen Rasen.."
Die Hundhaare auf dem Teppich kamen vom Fellwechsel..
Bald darauf hat er ein Verbotsschild angebracht und gemurmelt- so,
ich bin ich genau so blöd drauf die die anderen Leute,
die ohne Hirn durch die Gegend fahren oder einfach kackfrech sind.
Am Abend hat sich Li gewundert, warum es am Hühnerstall so streng roch -
dort hat man Extremente hinterlassen!
Also gab es einen Ekel-Einsatz, die Lauge der Chemie-Toilette zu entsorgen..
Das war der Grund für Leif ein Klärbecken anzulegen,
wo alle seine Abwässer gereinigt werden würden.
Im Internet gab es genügend Anleitungen und Rohre verlegen sind nun auch kein Thema für ihn.
Nun sind wir vorzeigbar, sagte er stolz zu ihr,
sogar mit Schilfgrasbepflanzung im Klärteich!
***
Am nächsten Tag meldete Leif einen Besucher an und wollte hinaus -
schwups - und schon war er bellend um die Ecke.
2 Männer kamen in seltsamen weißen Kitteln und einem Köfferchen -
der Hund ging hinter ihnen her und knurrte leise.
Guten Tag!
Wir kommen von der Wasserbehörde und möchten uns ihre Abwasserentsorgung anschauen-
passt es ihnen oder sollen wir einen anderen Termin ausmachen?
Nein, bleiben sie- schauen sie dort - es ist alles in Ordnung.
"Das werden wir sehen"
Und schon waren sie am messen und Proben nehmen.
Da Jeff den Klärteich genau so angelegt hatte,
wie in der Anleitung dieser Behörde beschrieben,
war man zufrieden und so wurde nur ein Schnelltest auf Rückstände
und bakterieller Belastung gemacht.
Die Frischwasserversorgung ist auf Island kein Thema,
hier fließen überall kristallklare Bäche,
die so kalt sind, daß sich kein Keim halten kann:
Jeff hat die alte Zuleitung wieder gefunden,
die zum Glück kein Bleirohr war- Eisen,
2 Zoll stark und bis zu einem winzigen Bach gehend, der am Gründstück entlang fließt -
seit undenklichen Zeiten.
Alle Tests sind negativ ausgefallen - d.h. positiv für die Beiden.
Einen Kaffee tranken sie mit und nahmen ein Stück Butterweck zu sich und verschwanden wieder.
Mann o Meter, das ging ja gerade mal gut,
wo wir vor drei Tagen damit fertig geworden sind -
was haben wir für ein Glück gehabt.
Das hätte teuer werden können!
Auf die drei Windturbinen haben sie argwöhnlich geschaut -
aber es sind in weiser Voraussicht - Schutzgitter installiert gewesen,
schon von Muttern, die schließlich Ingenieurin war.
Die machte keine halben Sachen, feixte Jeff.
Gemütlich ging man zur Tagesordnung über und Jeff fragte:
Haben wir noch von den leckeren Butterweck?
Er schmierte sich Marmelade darauf und verzehrte mit Genuß.
Selbst Leif nahm ein Stück- ohne Marmelade.
Li hat sich weiter in das Tagebuch gelesen und fand noch einige seltsame Sachen,
z.B. vom seltsamen Versuch an die Stromleitung angeschlossen zu werden,
der kläglich gescheitert war- die Kosten waren den Besitzern der Kate wohl zu hoch.
Das hat deine Mutter nun wunderbar gelöst, alle Achtung!
Was nicht zu finden ist:
Die Todesursache deiner Eltern.
Kaum sagte sie das, kamen die beiden Techniker der Station vorbei -
mit einer großen Salami, als Gastgeschenk sozusagen.
Leif war freilich sofort Feuer und Flamme und hat die Wurst bewacht.
Offenbar haben sie die Frage gerade noch gehört,
so kam denn auch die Bemerkung:
"Wir hatten vor drei Jahren einen schlimmen Brand,
bei dem die ganze Kuppel zerstört wurde - eine Gasexplosion.
Deine Eltern waren darin auf Wartungstour und haben bestimmt nichts gespürt,
so schnell ereilte sie der Tod.
Die Kripo hat selbstverständlich ermittelt und eine undichte Stelle unter der Anlage gefunden,
die vom außen liegenden Gastank mittels einer Kunststoffleitung gespeist wurde.
Diese Leitung muß wohl beschädigt worden sein oder porös und gebrochen-
das kann man nicht mehr klären.
Deine Eltern waren feine Leute,
nie haben die sich gestritten oder mit anderen Leuten Krach gehabt."
Schweigen, dann fragte man:
"Was gibt es denn heute zu futtern?"
Li sagte: Spinat mit Spiegeleiern und Kartoffelstücke..
Als die mit Genuß futterten, meine Jeff:
"hätten wir den Spinat selbst angebaut,
statt diesen in tiefgekühlten Pellets zu erstehen,
wäre ein riesiger Aufwand nötig gewesen und ein ebenso riesiges Feld.
D ie EU hat doch so ihre Vorteile- oder?
Leif bekam ein Stück von dieser großen Salami..
"Wie weit ist denn die Romanschreiberei gekommen?"
Nun ja, heute Nacht waren wir fleißig und haben ein paar Seiten geschafft-
so einfach ist diese Materie nicht, weil viel recherchiert werden muß.
Die Leser wollen nicht betrogen werden
und so müssen Gegebenheiten und Fakten zumindest plausibel sein,
auch wenn Krimis freilich nur fiktiv sind -
sonst wäre ich ja mitschuldig!
Das leuchtete ein.
Der Titel war auf dem Notizblock zu lesen:
"Agentenjagd" mit Oberinspektor Marteinn ..
***
An diesem Tag hatten die Beiden einen Ausflug ins Landesinnere geplant,
wo auch gleich Gemüse und Obst gekauft werden soll.
Der Betrieb Fri edheimar hat sich auf Besucher spezialisiert und das wollten sie unbedingt sehen.
Das Aska Guesthouse hatte noch eine Terminlücke,
die wurde gene genutzt.
So war mehr Zeit für eine umfassende Besichtigung der Gemüseanlage.
Satt wurden sie dort nicht unbedingt, die Teller waren sehr schick angerichtet,
aber recht übersichtlich, wie Li sagte.
Auf dem Heimweg kamen sie am Tierpark Slakki vorbei,
der so eine Art Märchenpark und Streichelzoo ist.
Sehr hübsch.
Dann folgte eine Runde Reiten auf Islandponys bei Herríðarhóll,
kurz mal bei Hvalnes Lighthouse vorbei schauen,
einem touristischen alten Leuchtturm und dann wieder nach Hause, Stokksnes Lighthouse !
***
Oberinspektor Marteinn soll das Geheimnis der überall
-unter zig Namen- auftauchenden günstigen Bio-Schnitzel klären,
wo etlich besorgte Bürger Anzeigen geschaltet haben.
Deshalb wurde das Gesundheitsamt tätig und war ziemlich ratlos,
ob der seltsamen Zusammensetzung dieses "veganen Fleisches".
Die Spur der Zutaten führte ihn zu einem Unternehmen in Südamerika,
das im großen Stil Regenwürmer züchtet,
zu einem Rübenanbauer in Süddeutschland, zu Kartoffelbauern in Belgien und Manjok aus Thailand.
Verbindungen zu indischen und chinesischen Geflügel-Großbetrieben
und sogar zu Wildhütern in Australien, zu Rattenfarmen in Ägypten
und Alligatoren aus Florida.. eine Pharmafirma in Bangladesh,
die wohl für die Geschmacks- Geruchs- und Farb- sowie Gewürzstoffe zuständig war.
Spannend fand Oberinspektor Marteinn, daß die Grundsubstanz als Dünger
von einer polnischen Recyclingfirma gekauft wird.
Dann gingen die Stoffe nach Sachsen und von dort nach Rumänien,
wurden zu Schnitzel geformt, panniert und vorgebacken,
versiegelt und in
Bulgarien mit etlichen unterschiedlichen Verpackungen versehen
und unter zig Markennamen exportiert und in ganz Europa verkauft.
***
Ab und an hört man in der Kate den Klang von entfernten Nebelhörnern der Schiffe auf See.
Li schrieb an einer soziopolitischen Abhandlung aus philosophischer Sicht -
"Der alternative Ukraine-Konflikt."
Es ist in groben Zügen darum, daß man die Russen hätte einmarschieren lassen,
ohne Widerstand zu leisten.
Die Machtmenschen der Ukraine wären freilich ins Ausland abgerückt,
die Bevölkerung hätte sich arrangieren müssen.
Die Russen hätten das Land wieder übernommen und fertig.
Die totale und weltweite Ächtung des Invasoren wäre der Anfang von dessen Ende gewesen.
Die Ukraine wäre als Gegenpfand geblieben,
damit der Handel mit Russland wieder anlaufen könnte.
Dananch käme das überfallene Land wieder in die Selbständigkeit
und in Besitz aller seiner zuvor abgeschnittenen Gebiete
und würde Wiederaufbauhilfen bekommen.
(Die Ukraine würde mit modernen Fabriken wieder aufblühen-
vermutlich mehr als jemals zuvor, es hätte die Sympathien der Weltbevölkerung)
Es gibt Waffen die töten und es gibt Gesetze die töten - beides ist gleich..
Das ist jedoch nur eine Denksportaufgabe, wo es nur einen Verlierer gibt:
Die Waffenlobby !
***
Diese Themen wollen wir nicht haben, meinte Li,
das ist mir nur ein Ausrutscher gewesen.
Ich wende mich lieber wieder der Philosophie zu -
nur noch die Kate und das Grundstück zu betreuen, das ist mir genug Arbeit!
Jeff nickte:
Oberinspektor Marteinn bringt dicke genug ein,
mehr Geld brauchen wir nicht, da hast du recht.
Ich habe überall meinen Notizblock und Stift dabei -
denn auch mir kommen draußen die besten Ideen.
Ich werde auch keine Lesung machen, denn der Roman läuft gut genug.
"Ein Brief lag im Kasten, Eier in den Nestern, der Hund auf dem Teppich.."-
so fing sein neuer Krimi an:
"..es lag an mir, pünktlich aus den Federn zu kommen,
die Kollegen sind schon am hintertreiben -
also muß ich hinaus an diesen unwirklichen Ort in der Stadt,
um einen Mord an einer Prostituierten aufzuklären.
Das liegt mir überhaupt nicht!"
Sein neuester Fall titelte
"Mord auf dem Mietshausdach" -
ein besonders hinterhältiger Fall und eine besonders perfide Mordwaffe -
ein Giftpfeil, von einem billigen Cowboy-und-Indianer-Ding abgeschossen.
Im nächsten Fall kam eine Säureattacke mithilfe einer Wasserspritzpistole zum Zuge,
bald ein Attentat mit einem Kinderball, schön bunt- aber mit Beton gefüllt.
Murmeln auf einer Treppe, braune Murmeln auf einer brauen Treppe,
um genau zu sein - das ist doch der gleiche Täter,
sinnierte Oberinspektor Marteinn, ganz klar -
müssen wir nun mit allen Kollegen sämtliche Spielsachen untersuchen,
die man in der Stadt hat- um die Fingerabdrücke zu vergleichen?
Man fand überall auf den "Mordwaffen" recht gute Fingerabdrücke..
die Vergleiche der Datenbank zeigen klar, was schon sehr selten ist -
es führt die Spur zu einem Politiker, dessen Partei mit dem Abstieg kämpft
und seinen persönlichen Widersachern der Gegenpartei.
Die Prostituierte sollte nur den Verdacht auf einen der Gegner des Täters führen.
Sachen gibt es!
***
Leif meldete Besuch an
und begleitete eine Frau zum Hühnerstall, wo gerade gemistet wurde.
"Guten Morgen, ich bin Reporterin des Morgunblaðið
und soll vom Oberinspektor Marteinn berichten- wie lebt er,
was sind seine Ziele und wie ist eine Lebenseinstellung!"
Warten sie, meinte Jeff, wir misten gerade den Hühnerstall aus,
schauen sie sich mit Leif die Küste an-
der Blick von der Klippe ist toll,
beachten sie bitte das wunderbare, dichte Grün unserer Rasenmischung,
die mit viel Dünger ausgebracht worden ist..
Ok, bis gleich, meinte sie.
Nach einer halben Stunde kamen sie wieder-
ruhig ist sie geworden,
hat mit Leif ihre Freude gehabt
und ist wieder gut "runter gekommen", wie man heute so sagt.
Li hat schon Kaffee aufgebrüht und den Kuchen bereit gestellt.
Die Reporterin hob an:
Sie sind wohl der einzige Autor, der auch gleich ins Englische übersetzt
und nicht nur die isländische Sprache nutzt.
Das erweitert ihre Verbreitung ganz ungemein.
Mein Chefredakteur ist einer ihrer Fans!
(Er ist gebürtiger Engländer und findet diese Aktion ganz toll)
Sie bekam von den Beiden etwas von der Philosophie erzählt,
die nicht auf Reichtum schielt und auch nicht auf Wohlhabenheit-
eher auf ein gediegenes Einkommen -
"nicht gierig sein, kein Geld horten"
als Devise oder Lebenseinstellung.
Li geht es mehr um den Namen, um wissenschaftliche Anerkennung,
nicht um Geld- also paßten wir gut zusammen.
Sie sehen ja, wir leben gut genug und es mangelt an nichts -
den meisten Kram brauchen wir nicht:
Unser Auto ist schon alt, die meisten Dinge in der Kate auch -
bald werden auch wir alt sein.
Es ist alles eine Frage der Philosophie im Leben.
Man darf sich nicht von Nebensächlichkeiten und vor allen Dingen
nicht vom Zickenalarm des "Teamworks" in den "Burnout" treiben lassen!
Li holte das alte Tagebuch aus dem Versteck
und zeigte es der Reporterin, die sehr erstaunt war.
"Vielleicht sollten wir alle ein Tagebuch führen, das ist doch wunderbar!"
Jeff meinte:
Mich erinnert das an eine Form des Poesie-Albums, das die Mädels früher wie ihren Augapfel gehütet haben?
Warum halten sie Hühner?
Fragte sie - und bekam auch prompt die Antwort:
Einen Moment -
ich habe noch etwas Hühnersuppe von gestern und wärmte diese in einem winzigen Topf auf.
Die Reporterin löffelte begeistert:
"Das schmeckt ja wie bei meiner Oma vor 30 Jahren!"
Irgendwie muß ich mich doch wieder losreißen und zur Redaktion zurück fahren,
es ist ein weiter Weg bis hier im Outpost..
sie verabschiedeten sich freundlich,
dabei wurde Leif die ganze Zeit verstohlen unter dem Tisch gestreichelt.
Sie bekam eine Schachtel grüner Eier mit..
***
Als sie wieder weg war, ging die Arbeit an den jungen Birken weiter, -
aufhacken, Unkraut entfernen und düngen.
Das ist nur die erste Zeit nötig,
denn die Krume ist nicht gerade dick hier bei uns.
Den Klärschlamm haben sie dort aufgebracht,
das hat gut geholfen.
"Nun haben wir das grünste Stück weit und breit"
Sie lächelte zufrieden.
Jeff organisiere einen Kleinbagger und grub am Haus ein Fundament aus und ein Loch.
Er arbeitet an einer Terrasse mit Blick zur Klippe,
in der ein runder Pool mit Elektro-Heizung eingebaut wird.
Die Generatoren laufen sowieso, meinte er -
das war eine tolle Idee meiner Mutter.
Die Terrasse wurde mit Lärchenhölzern gemacht,
die auf Betonfundamenten gestützt ist, der Pool ist auch aus Holz,
mit Folie darin, die habe ich aus dem Gartenkatalog bestellt, sagte er.
Li schaute durch das Fenster und stellte sich das Werk schon mal vor - toll,
das wäre ja wunderbar, wenn man direkt nach dem Frühstück dort in den Pool gehen könnte -
hier draußen sieht uns keiner..
..das möbelte ihre Liebe gehörig auf!
***
Der Minibagger wurde wieder abgeholt und die Materialien rollten an..
zu tun ist immer was, meinte Jeff - und so wurde geschraubt und gesägt,
nachdem die Sockel gegossen und fest geworden waren.
Mit wirkungsvoller Iso-Schicht und 2 runden Metallplatten unter dem Pool,
zwischen denen die Heizschlangen verlegt wurden.
Diese Sache konnte mittels Kriechgang notfalls repariert oder besser ausgetauscht werden.
Nun nur noch eine Klappe einbauen,
damit der Gang verschlossen ist und .. Wasser marsch!
Am nächsten Tag hat der Thermostat abgeschaltet, es durfte geplantscht werden.
***
Oberinspektor Marteinn aus Island hat einem Treffen mit dem schwedischen Kollegen,
dem finnischen und norwegischen zugestimmt,
das in Puttgarden stattfinden soll.
Kurt Wallander vom schwedischen Schriftsteller Henning Mankell,
von Jo Nesbø der Harry Hole, Viktor Kärppä von Matti Rönkä unterhielten sich prächtig,
es floß viel Genever und Bier, man versprach sich gegenseitige Schützenhilfe,
wenn ein Fall zu weit oder über die Ländergrenzen ausuferte.
Kriminalität ist überall gleich,
da waren sich die drei einig mit Sherlock Holmes und Edgar Wallace oder Alfred Hitchcock,
welche nun nicht mehr unter den Lebenden weilen.
***
Der Leif schlug an und Li ging nach draußen,
um nach den Hühnern zu sehen - sie vermutete einen Polarfuchs -
aber es kam ein riesiges Wohnmobil in ihre Einfahrt.
Der Fahrer hupte, damit sie zu Seite gehen solle-
was Li nicht tat.
Der Fahrer wurde ärgerlich- aber es half ihm nichts,
er wurde rückwärts befohlen.
Den Rückzug trat er aber erst an, als auch noch Jeff dazu kam.
Die wären glatt über den Rasen gefahren - kaum zu glauben.
Beide waren sich einig:
Das ist die mieseste Urlauber-Klientel die es gibt- direkt nach Pauschaltouristen !
Die Leute vom Stokksnes Lighthouse kamen gerade vorbei
und sahen den riesigen Camper umständlich wenden,
wie ein Reisebus.. zwei alte Knacker, so meinten sie trocken,
zwei alte Knacker hockten in diesem Ding.
Die waren bei uns auch schon und sind abgeblitzt, als sie quer auf unseren drei Parkplätzen halten wollten.
So nah wie möglich am Geschehen, nur keinen Meter zuviel laufen!
Trotzdem wird Jeff zum Touri-Ziel erklärt, weil immer wieder Nachfragen kommen -
man will den Autoren des Oberinspektor Marteinn kennen lernen.
Sogar aus den Nachbarländern melden sich die Fan's.
Ich muss was tun!
Nach der Terrasse und dem Pool, der nun bald fertig ist - kommt das Literatur-Stübchen dran;
wir brauchen doch nur einen Erdkeller für Pilze und die paar Nahrungsmittelvorräte.
Auf diese Weise haben wir die Leute wenigstens nicht im Haus herum turnen.
Deshalb hat er geschwind die Tür isoliert und die Wände mit Wurfputz gemacht,
wie auch die Decke - der Boden war schon betoniert.
Nun noch ein paar stimmungsvolle Lichter, Tische und Stühle,
ein Pult mit Leselampe und Heizkörper.
Deshalb hat er auch hier eine Bodenheizung installiert und Laminat darüber verlegt.
Li hat ein sehr hübsches Hinweisschild
auf den vergrößerten Parkplatz gemacht und noch eines vor den Keller gestellt:
"Zum Literaturstübchen"
(Bitte vorher anmelden- in Gruppen bis 10 Personen)
Die Teilnahme war gratis, die Bücher der Autoren standen zum Verkauf.
Li versteifte sich auf Erziehungsbücher, weil immer mehr Eltern Hilfe benötigen,
in dieser "gewaltfreien" Erziehung - die für alle Beteiligten sehr problematisch ist.
An diesem Tag hat sich den neuen Fahnenmast
(aus dem Internet) in Empfang genommen,
die neue Island-Fahne bestaunt und Jeff gebeten diesen Masten einzubetonieren.
Er knurrte zwar ein wenig wie Leif,
wenn er in den Regen geschickt wurde- tat aber dennoch,
wie ihm gesagt wurde.
Das Hühnergehege und Hühnerhaus wurde deutlich vergrößert,
die Hühner sollten in 5-7 Stück Gruppen gehalten werden,
so die neueste Erkenntnis der Tierforscher.
Sie kauften von Farmern verschiedene Rassen nach,
so waren bald 100 Federtiere im Pferch.
Nun ist Zeit darüber nachzudenken,
daß wir einen Elektro-Grill für draußen installieren -
damit kein Fett in der Küche spritzt, meine Li.
Die Hühner sollten fortan einmal im Monat für eine Woche auf die grüne Weide zwischen Klippe und Kate.
Ein Elektrozaun hält Füchse fern und die Hühner bei der Stange, wie man so schön sagt.
Länger darf man die Hennen nicht auf die Wiese lassen,
sonst ist das Gras weg und kommt nicht wieder.
Stimmt, sagte sie, das wird wohl so sein.
Auf der Homepage wurde der Erdkeller, pardon das Literaturstübchen beworben.
Und schon bald kamen die ersten Anfragen.
Eine Stunde Lesung mit Kaffee und Kuchen, die kostenlos waren -
deshalb spielten die Behörden mit und auch weil nur Bücher bestellt werden konnten.
Kein direkter Verkauf.
Der Versand kam vom Verlag aus.
Mal hat Li gelesen, mal Jeff, jeder aus seiner eigenen Genre.
Hundert Hühner sind bald eine gute Tausch-Sache,
z.B. gegen Lamm- oder Rind- oder Schweinefleisch oder Fisch,
denn mit dem Boot in die Wellen zu rudern,
ist nicht gerade ungefährlich, dachte Jeff.
Die Homepage ist ganz gut besucht und Mails kommen auch schon genug an,
die Tipps geben oder Kritiken anbringen - davon lebt ein Autor schließlich.
Sie nickte und freute sich mit ihm,
auch wenn ihre Bücher freilich sehr viel seltener gekauft wurden,
weil es Sachbücher waren und auch künftig bleiben werden.
Sie nutzte nun -wie Jeff- ein Notizheft, das immer dabei war und schrieb auf:
"An der Frischtheke hört man: "Ich bekomme.."
und kein Bitte und kein Danke. Oder:
"Ich esse ein Toastbrot" -
dabei ißt diese Person gerade KEIN Toastbrot,
sondern will mit diesem Halbsatz nur ankündigen, was der Wunsch oder Wille ist.
Kinder nehmen sich solcher Unsitten viel zu leicht an
und irgendwann wundern sich die Eltern,
daß ihr Nesthäkchen als unfreundlich oder wenig kommunikativ angesehen wird.
Das gilt auch für das Beispiel der Eltern am Tisch, z.B. Zeitung lesen
oder telefonieren, daddeln oder ungeschützt husten..
sie meinte -halb zu sich selbst- so entstehen garstige Verhaltensmuster,
die -wenn sie unbehandelt bleiben- Probleme machen.
Ganz unweigerlich zu sozialen Konflikten führen.
Sie schrieb es auf und sprach dabei zu sich selbst.
Jeff nickte: "Denk an unseren Wohnmobil-Vorfall"
Der Grill kam per Post und wurde unter das Dach der kleinen Außenküche gestellt.
Zur Einweihung gab es Hähnchenschenkel -ungewürzt -
und Reissalat, auch für die zwei Leute vom Stokksnes Lighthouse,
die ein paar Dosen Bier dabei hatten.
Gute Nachbarschaft will gepflegt sein.
Dann kam ein Bauer vorbei uns holte 20 Hühner und hat Wurst dafür gebracht und Weizen.
Am nächsten Tag gingen 2 Hühner an einen Fischer,
er brachte 2 frische Seeforellen und Räucherfisch vorbei.
Zu tun hatten die Beiden eigentlich immer,
aber auch Zeit für sich und für die Schreibarbeiten,
die in einer traumhaften Ruhe stattfanden.
Die Anfrage eines jungen Paares,
das aus Bjarnanes angefahren kam,
lief daraus hinauf, die ganzen Hühner mit Gehegen und Ställen und Zäune etc.
zu übernehmen - gerade fuhr der Transporter mit Anhänger auf den Hof.
Leif kündigte den Wagen zeitig an und begleitete das Paar zur Kate.
"Mein Gott, was für ein kräftiger Hund, sehr selbstbewußt!"
Ja ja, so ist er, unser Leif, meinte Jeff trocken -
ohne ihn würde es wohl deutlich langweiliger hier draußen.
Das Paar sprach davon, daß bei ihnen in Bjarnanes recht viele Touristenunterkünfte seien,
die ihre potentiellen Abnehmer seien -
für Eier und Hühner und Gemüse.
"Ihre seltenen Arten könnten wir ein Gimmick gut gebrauchen!"
Ok, meine Li, dann nehmt alles mit
und liefert uns dafür jede Woche 10 Eier
und alle 14 Tage ein Suppenhuhn oder Hähnchenschenkel,
bis ihr meint, daß die Sache abgegolten sei..
Die Bauern konnten es nicht fassen
und luden erfreut alles auf und machten den Platz plan und sauber.
Das Gespann fuhr brummend und gaggernd davon- ganz sachte..
Leif verstand das zwar nicht,
war aber offensichtlich froh, diesen Zirkus los zu sein, nicht mehr bewachen zu müssen..
***
Oberinspektor Marteinn ging einem Fall nach,
wo ein falscher Toter beerdigt worden sein soll -
eine Art "Entsorgung" nach Mafia-Art nun auch auf Island?
Die Überflutung mit seltsamen Typen nimmt selbst hier heftige Formen an,
so meint er zu seinem Kollegen Holgar.
Schau dir doch mal die irre Friedhofsordnung an, da wirds mir ganz schlecht -
wie lange hat so ein Spinner daran gefrickelt?
Du wirst die Welt nicht ändern, meinte Holgar -
wir müssen die Leiche exhumieren lassen
und mit der Stadtverwaltung die Sache klären.
Was ist, wenn niemand in diesem Grab liegt?
Jeff tippte fleißig ein,
was ihm beim Abholen der Hühner einfiel
und sagte zu ihr - wie beiläufig - haben wir noch Rasensamen?
Die kahle Fläche muß neu eingesäht werden.
Ja, sagte sie und Komposterde ist auch noch genug beim Erdkeller deponiert.
Fangen wir gleich damit an?
Ja -ok, ich sichere noch geschwind die Scripts - auch nochmal auf den USB-Stick.
Die Post brachte ein Paket mit Brotbackmischungen vorbei und eines mit Konserven.
Bestellt in Reykjavík, im Supermarkt, online -
sehr praktisch.
Hier bekommt man das, was in Höfn zu exotisch ist.
Die Sachen wurden geschwind kontrolliert und verstaut.
Wir sollten uns nicht verzetteln, Jeff, da hast du vollkommen recht.
Man kann nicht alles selber machen und dabei noch kreativ schreiben-
das ist zu viel, das nimmt die Ruhe.
Bald war das Stück mit Rasen eingesäht und mit Kompost überstreut und gewalzt.
Der Rasen wurde von den Hühner-Bauern geerntet- Weiden sind selten.
Ein heftiger Arbeitstag geht zuende und ein ruhiger Ausklang bei einer Flasche Wein
vor dem TV war die Belohnung.
***
Das Leben des Autorenpaares ging fortan sehr viel ruhigere Bahnen:
Aus dem Literaturstübchen wurde ein Hauswirtschaftsraum mit Werkzeugen
und Waschmaschine und Trockner, Bügelkram und ähnliches.
Man war sich einig:
Wir brauchen keine dauernden Kontakte, die Bücher laufen gut,
sogar besser als gedacht.
Ihr Tag konnte nunmehr endlich vollkommen frei gestaltet werden
und wenn sie gewollt hätten, ganztags im Schlafanzug..
das ist genau die Freiheit, die diesem Namen gerecht wird.
Sie betrieben gerne "Brainstorming" beim Wandern - Leif hat dann Wachdienst -
und schreiben dabei neue Ideen auf.
In der Stadt beim Kaffee fand man zusätzliche Anregungen, die sofort notiert wurden.
Die gepflanzten Birken treiben schön aus, sie sollen einen kleinen Hain bilden,
der von der Straße abschottet.
Das Auto bleibt an der Straße, dort wo drei weitere Parkplätze angelegt worden waren.
So haben die Beiden die Auffahrt zum Haus mit Rasen eingesäht und nur einen Trampelpfad gelassen.
Die Wiese soll eine Wildwiese sein und eben kein Rasen,
auch wenn auf den Etiketten der Säcke "Rasen" stand.
Wildblumen sollen sich entwickeln können, so die Maxime.
***
Mitten in den Bio-Schnitzel-Fall platzt Dr. Erikson unserem Oberinspektor
Marteinn ins Gehege und zieht ihn von diesem Fall ab:
Das kann dein Kollege machen, dich brauche ich dringender am neuen Fall:
Es wurde ein Abgeordneter des Althing am Fensterkreuz erhängt -
war es Selbstmord oder mehr?
Einer von den Piraten, meint Dr. Erikson verächtlich -
versuche den Fall so flott zu klären,
daß das Presseecho nicht wieder über die Polizei her ziehen kann,
wir haben im Augenblick keine gute Kritik.
Ok, ich starte gleich mit den Recherchen - Olav komm-
und sein Adjutant holte den Dienstwagen.
Wir haben heute noch einige Dinge zu erledigen -
zuerst ins Leichenschauhaus, dann zum "Tatort" -
die Kollegen der Spurensicherung sind schon dabei.
Unterwegs kamen noch weitere Informationen, von den Beamten, die den Fall aufgenommen hatten.
Bilder wurden durchgegeben und Skizzen.
Ich möchte wissen, so Marteinn,
wie er da oben an das 3mtr hohe Fensterkreuz gekommen sein soll-
siehst du auf den Bildern eine Leiter?
Nein?
Ich auch nicht - hier stinkt was.
Sie kamen beim Pathologen an und bekamen gerade noch die Leiche zu sehen,
kurz vor Ladenschuß sozusagen.
Der diensthabende Pathologe meinte:
Das kann einer alleine nicht machen,
der Knoten schaut aus,
als hätte ein "gelernter" Henker eine Hinrichtung gehalten.
Wie im Mittelalter !
Bis 1829 oder 30 gab es das bei uns noch- gruselig meinte Olav.
Was war denn an diesem Politiker dran,
was ihm diese Tat eingebracht hat?
Der Pathologe zuckte nur mit den Schultern - das ist mir egal,
ich mache jetzt Feierabend..
Na denn..
***
Jeff blinzelte in das helle Neonlicht
und sah noch ganz verschwommen, fühlte sich kaputt und müde.
Die asiatische Krankenschwester, die ihn seit seinem schweren Arbeitsunfall betreute,
machte gerade das Bett frisch.
Er sprach noch heiser, kaum verständlich:
Wo ist Marteinn?
Sie zuckte nur mit den Schultern und meinte leise:
Alpträume sind bei diesen starken Schmerzmitteln zuweilen zu beobachten,
das gibt sich aber wieder.
Wir haben das recht häufig als Nachwirkungen verzeichnen können.
Dann erinnerte er sich wieder:
Ich bin die 3mtr hohe Leiter herab gefallen,
als der Banner für das Schulfest der Bullerjahn-Schule in Puttgarden aufgehängt werden sollte.
Man nannte ihn "Jeff", weil Joseph viel zu altmodisch für die Schüler klingt.
Er ist ledig und wohnt mit 50 noch bei seinen Eltern im Haus,
die ganz aufgeregt mit dem Taxi ins Krankenhaus kamen
und nur mühsam wieder hinweg komplimentiert werden konnten -
von Li, der Krankenschwester, die in dieser Station Dienst hat.
Sie ist mit einem der Pfleger verheiratet und hatte schon 3 Kinder.
*** Fin
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