Was gibt es hier zu sehen?
Der Blick in die Umgebung zeigt mir die auffälligen Veränderungen gegen die 1950er Jahre
sehr eindrucksvoll:
Heute kann man keine Haustür offen stehen lassen, wenn Gartenarbeit angesagt ist
oder man
beim Bäcker ein paar Brötchen holen will.
Die beiden Bäcker sind schon lange nicht mehr da,
der Metzger auch nicht, kein Zeitungsladen und kein Lebensmittelgeschäft, nicht mal mehr ein
Kaugummiautomat ist zu finden. (Aber ein Zigarettenautomat)
Die Leute fahren innerhalb des 900 Einwohnerortes alle mit dem Auto,
so gut wie niemand läuft, selbst wenn die Tour nur eine Querstraße weiter oder zum Friedhof geht.
Selbst die Kinder werden gefahren, zur Bushaltestelle und zum Bahnhof.
(Wo wir früher selbstverständlich
hin gelaufen sind und auch nicht abgeholt worden sind, was der Kommunikation und Gesundheit diente:
"Runterkommen" nach Schule und Beruf ist nun mal körperliche Bewegung und.. direkte Kommunikation mit den "Leidensgenossen", denen es ebenso geht.)
So mancher Freak oder Toxiker rast sich seinen Frust ab, sowie Feierabend ist.
Der Ziel- und Quellverkehr durch die Mütter und Rentner des Dorfes ist ganz enorm angewachsen, was man den
maroden Straßen ansieht.
Diese werden dann für teures Geld in Auftrag gegeben von der Gemeinde, wo jeder
Anwohner ca 1000 Euro pro hundert Quadratmeter Grundstück als Anlieger zahlen muß. (alter Preis)
Sogar das Regenwasser (Niederschlagswassereintragsgebührberechnung) muß inzwischen
bezahlt werden, weil unsere Großgemeinde eine florierende Bürokratie aufgebaut hat, mit Besserverdienern.
Die Leute in den Dörfern
verdienen viel Geld - zumindest gegen früher - und sind sehr stolz geworden.
Die Nachbarn werden immer mehr zu
"kulturellen Farbklechsen" der Fremdheit, wo allerdings auch genug Einheimische mit seltsamen Sitten glänzen.
Manchmal komme ich mir als älterer Mensch vor wie unter Aliens, nur noch wenige Leute sind da, mit denen man
vernünftig reden kann, ohne sich dabei zu "entäußern".
Früher war vieles einfacher, heute muß die Maximallösung ran,
sonst sticht man gegen die anderen Dorfbewohner nicht mehr ab.
Das Abschätzende in der zufälligen Begegnung
beim Spaziergang ist heute anders geworden:
Früher taten das die Bauern gegen die abhängig Beschäftigten,
heute die Akademiker zu den Nichtstudierten, die schon fast in der Minderheit sind.
Man zeigt mit der Größe und dem Preis des Wagens, wie weit
man es im Leben gebracht hat, wie erfolgreich man ist oder beruflich war.
Die Ellenbogengesellschaft nimmt auch auf Bürgersteige
keine Rücksicht, das wär' ja nochmal schöner !
Die Gewaltbereitschaft oder Aggressivität im Straßenverkehr
ist nur ein Indiz, die Spitze des Eisbergs.
Unablässig fliegen die Flugzeuge über unsere Köpfe, ein dauerhafter
seltsamer Wind entsteht, Freizeit-Driver fangen schon am Freitag nach 14 Uhr an und lärmen unablässig durch
das Dorf, was bis 18 Uhr am Sonntag anhält, gefühlt wie an der Autobahn !
Da kein Laden mehr im Ort ist,
fährt jeder in die Stadt oder die Nachbargemeinde um einzukaufen, manche Spezialisten machen das 2-4 x am Tag.
Andere fahren 2x oder 3x am Tag mit dem Auto an den Waldrand oder zu den Feldern, um "Pfiffi" Kackelchen machen
zu lassen.
Und Hunde haben wir wahrlich inzwischen mehr als genug im Ort.
Zulieferer aller Art brauche ich
nicht zu erwähnen, die sind schon immer gefahren - heute kommen noch weiße Transporter dazu und polnische, bulgarische und heimische
"Pflegekräfte", "Essen auf Rädern", weiße Schrottsammler und viele Paketdienste, die Post, Tiefkühlverkaufswagen dreier Firmen, das "95 Pfennig - Auto", Hupe-Bäcker und - Metzgerwagen, div. Müllfahrzeuge, Heizöllaster und Brennholzfahrzeuge, Taxis, Baulaster, Getränkelieferanten, Lang-Holz-Transporte, die Gemeindetransporter, Behinderten- und Schulbusse und wer weiß was sonst noch.
Diese Gemengelage bringt freilich hyperaktive Kinder von hyperaktiven Eltern zustande.
Wir sind ehrlich froh,
wenn die drei Enkelchen wieder nach Hause gefahren werden, die ein paar Orte weiter mit ihren Eltern leben -
im Alter ist manches schnell zuviel.
Dieser unseelige Trend zur Dauerbespaßung ist nicht unser Ding und
diese verrückten Lebensumstände auch nicht, wo die "Kids" ständig von Event zu Event und zu Nachhilfen oder
Reit- oder Karate- oder zum Musikunterricht gefahren werden.
Die Kids müssen andauernd und ständig "bespaßt" werden, sonst drehen sie am Rad, wie man so schön sagt.
Wer heute etwas auf sich hält, hat mindestes
2 Autos in der Familie, besser noch ein Wohnmobil dazu, geht studierten Berufen nach und läßt putzen und den
Haushalt vom Personal erledigen, zumindest stundenweise oder halbtags.
Ständig unterwegs, ob zum Nagelstudio
oder Fitness-Club, Schwimmbad, Psychiater, Reithalle, Tennis oder Golf oder Einkaufscenter ist die Frau heute eher eine Familienmanagerin, die einen
übervollen Terminkalender auf dem Smartphone hat, das ständig im Blick ist.
Das Ding ist auch bei den Schülern
zu finden und ersetzt inzwischen die Kommunikation, das Nachschlagewerk oder Telefon, damit sieht man Filmchen an,
schickt sich gegenseitig die Statusmeldung und bezahlt an der Kasse damit, fotografiert und meldet sich an
oder als krank, schreibt mit der Lehrerin und überwacht die Hausaufgaben der Kinder, den Kontostand und Bestellungen etc.
Mich wundert,
wieso die heutigen Großraumlimousinen noch keine Toilette und Mikrowelle einbaut haben..
nein, es sind nicht nur "die Jungen", die mich wundern lassen, denn gerade kurvt ein Rentnerpaar mit
dem Geländewagen auf den Bürgersteig, die Frau geht zum Friedhof und gießt die Blumen auf dem Grab ihrer Eltern,
während ihr Mann im Auto hocken bleibt und Musik hört..
Kaum sind die Temperaturen aus dem Minus heraus,
fahren die Ersten bereits offen mit dem Cabrio herum und die Motorräder werden aus der Garage geholt.
Auf dem Leinpfad an der Lahn, der nur 1-1,5mtr breit ist, fahren an sonnigen Tagen ca 300 Fahrräder..
Wehe es kommt eine neue Energiekrise, dann schauen viele Orte ganz dumm aus.. ohne Bespaßungsgeräte
der motorisierten oder elektronischen Art laufen die Leute sicher wie Hühner ohne Kopf herum und wissen nicht,
was sie treiben sollen.
Kochen haben viele nicht mehr gelernt und ohne Strom ist vieles im Haus wie tot,
in manchen Häusern gehen weder die Garagen, die Türen noch die Roll-Läden auf.
Was macht man Abends ohne
Fernseher?
(Unsere Bücher gehen noch ohne Strom und zahlreich sind sie auch, wir haben genug Notfall-Kerzen und Spiritus und einen Kocher dazu etc.)
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