Vivarium Seite 48
Jeder Krieg ist eine Reifeprüfung für die Generäle,
aber ein Armutszeugnis für die Staatsmänner.
George Bernard Shaw
text reinhard mey nein meine söhne geb ich nicht
***
Vier Freunde und der Mönchshof.
Eine Vision.
Im Internet haben sie sich wiedergefunden, vier Freude aus der Grundschulzeit.
Die Gemeinsamkeit dabei war, daß jeder irgendwie gefrustet oder gelangweilt, dem Leben irgendwie entsagend..
Die Kinder waren aus dem Haus oder Wohnung ausgezogen, die restlichen Jahre bis zur Rente lagen noch vor ihnen.
Sie hatten sich aus den Augen verloren,
weil Hartmut mit der "mittleren Reife" in der Metallbranche im Süden der Republik
ein gutes Auskommen fand,
der Peter mit seinem Bauernhof ganz alleine im Leben stand.
Der Dritte, der Ulrich, war ein Stadtmensch geworden, nachdem er Abi und Studium im medizintechnischen Bereich absolviert hatte.
Der Vierte, der Rolf, schließlich war auf dem "zweiten Bildungsweg" vom Kaufmann in die Sparkasse aufgerückt.
Die große Gemeinsamkeit war, daß sie eigentlich nicht mehr gebraucht wurden -
teils vom Leben, teils von den Kindern,
besonders aber in ihrem beruflichen Wirkungskreis.
Bis auf den Bauern hatten sie ihre Frauen noch.
Sie haben eine ganze Weile über das Social Network zusammen geschrieben
und sich gegenseitig ihr Leben geschildert, welche Wünsche sie hatten und was daraus geworden war.
So richtig zufrieden war keiner der vier Freunde, auch deren 3 Frauen fühlten die berüchtigte "Leere",
wenn die Kinder aus dem Haus sind und der Beruf auf der Stelle tritt, wie man so schön sagt.
Immer auf der Hut wegrationalisiert und abgeschoben zu werden, hing die weitere Zukunft auch noch von der Gesundheit ab-
je älter sie wurden, um so deutlicher wurden diese Dinge, die wie ein langsam wirkendes Gift ..
Gesellschaftlicher und politischer Frust oder religiöse Enttäuschung kam dazu.
Geld ist nicht alles, Geld kann man nicht essen und zufrieden wird man davon auch nicht.
Selbst wenn man mehrere Wohneigentümer besitzt, kommt der Ärger durch Steuern und Mieter,
selbst wenn man viel Geld gehortet hat, kommt der Ärger durch Minuszinsen und Steuern, Neid und Mißgunst.
Wie die anderen älteren Zeitgenossen mit dem Oldtimer oder schweren amerikanischen Motorrad
oder Wohnmobil durch die Lande zu ziehen
gefiel keinem der vier Freunde,
deren Frauen es ganz genau so ging.
Eigentlich, da waren sich alle einig, wollten sie aktiven Naturschutz betreiben und
vor allen Dingen ihre selbstbestimmte Zufriedenheit haben,
die schon seit der Schulzeit in den Köpfen aller Beteiligten schwebte.
Irgendwann trafen sie sich in einem bekannten Ausflugslokal "unter der Woche",
wo kaum Touristen unterwegs waren.
Zuerst nur die Vier, die aber - wer hätte es gedacht? - kein Ende fanden
an diesem Tisch, wo gut gegessen und .. getrunken wurde.
An diesem Tag haben sie -zuhause abtelefoniert und sich an Ort und Stelle zur Ruhe begeben.
Am anderen Morgen, bei einer deftigen Schinkenplatte und gutem Kaffee
versprach man sich gegenseitig:
Wir erzählen das unseren Frauen und man wird sehen, wie wir uns wieder mal treffen..
Die Frauen waren noch im Dienst, bis auf die Hausfrau, die gerade einkaufen war-
so konnten die Vier jeweils das Essen kochen und sich die Geschichte zurecht legen,
wie sie den Tag so gut wie irgend möglich schildern konnten.
Müde kamen die Frauen nach Hause und freuten sich über den gedeckten Tisch.
Schwer zu überreden waren sie allesamt nicht, denn die Tage waren recht gleichförmig und träge,
alles war viel zu sehr eingeschliffen und glatt gehobelt.
Die einzige Abwechslung waren ein paar gemeinsame Stadtbummel, ab und zu mal essen gehen und der Jahresurlaub
im Massen-Hotel irgendwo im Süden der Welt, wo für die Einheimischen bestimmt kein Milch und Honig fließt..
Gesagt, getan, man verabredete sich beim Bauern, der hatte den meisten Platz -
für die Autos der anderen Freunde und überhaupt, hier konnte man endlich ungestört grillen.
Der Bauernhof war ziemlich herunter gekommen, der Besitzer hat nach dem Tod seiner Frau keine Lust mehr verspürt,
etwas zu verbessern - die Kinder sind weit weg gezogen und hatten gute Jobs,
nein, die kämen garantiert nie zurück, zumal sie mit der Landwirtschaft so ganz und gar nichts am Hut hatten.
Er hatte die Landwirtschaft immer gut im Griff, kannte sich perfekt aus,
so leicht konnte ihm niemand etwas vormachen.
Wozu aber die große Küche, mit den schon älteren Möbeln, wozu die große Scheune,
wo nun nur noch ein alter Traktor und
Gerät darin waren?
Die letzten Jahre hatte er nur noch "nebenbei" Grasland und Getreide bewirtschaftet -
Der Hof lag ziemlich abseits der nächsten Ortschaft, in einem kleinen Talchen,
das von Wald umschlossen war- und nur am Talanfang an einer abgelegenen Landstraße dritter Ordnung grenzte.
Zwischen der Straße und der Liegenschaft waren noch ein paar Meter wildes Gestrüpp,
das man heute "Straßenbegleitgruen" zu nennen pflegt - das ist wohl akademisch.
Dieses Talchen wollte niemand haben, es war feucht und bald zwei Kilometer lang
und an der Strasse dreihundert Meter breit.
An drei Seiten mit Anhöhen, die schlecht zu bewirtschaften waren, waren die Grenzen jeweils mitten auf den Höhen.
Sein Vater hatte das so haben wollen, denn damals heizte man mit Holz.
Zäune waren nirgends zu sehen, nur Grenzmarkierungen und ein altes zerfallenes Tor
auf dem Weg von der Straße zum Hof.
Ein mageres Bächlein durchrann dieses versteckt liegende kleine Tal,
wie man es zu Hauf im Taunus und im Westerwald
finden kann, wenn man dort wandert.
Viele verlassene Höfe kann man dabei sehen, manche werden feudal wieder hergerichtet,
wenn sie sich in der Nähe illustrer Zentren befinden.
Hier aber sagten sich Hase und Fuchs buchstäblich "gute Nacht".
Zuerst waren die drei Freunde geschockt und dachten sich:
Oje, gut, daß wir diesen Hof nicht unser eigen nennen - das ist mehr Last als Freude.
Trotz dieser schönen und ruhigen Lage in einer von der Menschheit vergessenen Lage.
Sie ließen sich aber nichts anmerken und nur die Frauen schauen recht pikiert drein.
Nicht mal der Hof vor dem Haus war in Ordnung, überall kam das "Katzenkopfpflaster" hervor,
wo sich der Bitumen oder Beton darüber aufgelöst hat,
die große gemauerte Mistkaute mitten auf dem Platz war zwar leer,
machte den Eindruck aber nicht besser, der durch das schiefe Scheunentor noch bestärkt wurde.
Muffeliger Hauseingang, es ist wohl schon ewig nicht mehr tapeziert oder gar ein neuer Boden verlegt worden..
..die Tür zur Stallküche stand offen und offenbarte mehr als abgetragene Möbel und Kleider
an groben Haken an den Wänden.
An diesem Bauernhof war nichts wirklich alt, irgendwo aus den 1950 - 1960iger Jahren,
herabgekommen und hinfällig,
keine erhaltenswerte Bausubstanz oder gar historisches Altertümchen, nichts davon.
Einfach nur trübe und stumpf, morsch, schon recht gammelig und ein Blick zum Abwenden.
Ethernitplatten, Einfachglas, Ölheizung, rosa Badezimmerkacheln.. selbst der Elektroherd war alt,
noch ein Standmodell, das neben einem alten Kohleherd in der Küche stand.
Eine Wachstuchtischdecke auf dem Tisch der Wohnküche, darüber eine Zuglampe mit runder Neonröhre-
echt idyllisch, wie alle lakonisch raunten.
Aber der Bewohner konnte kochen- Hasenbraten (aus eigener Zucht), Rotkaut aus dem Garten
und
echte Kartoffelklöße und zudem "protzte" er mit selbstgemachtem Wein !
Gelebt hat er die Jahre vom Verkauf der Stallhasen und von den Hühnern,
Eiern und frischen Kräutern, die in dem großen Bauerngarten so gut waren.
Daneben hat er in der Forstwirtschaft sich ein Zubrot verdient.
Das Auto - ein alter "Kadett" war lange schon außer Betrieb und stand nur noch zur Erinnerung
in einem
der vielen kleinen schiefen Anbauten des Hofes herum.
Der Traktor war ein D eutz,
4005 mit 35 PS aus dem Jahr 1965,
gebraucht gekauft.
Aus dieser Zeit waren auch die anderen Geräte, die er zusammen mit seiner Frau
neu angeschafft hatte.
Sie war bei der Genossenschaftlichen tätig und hat noch so manche Mark mit nach Hause gebracht.
Die Ausbildung der Kinder hat wohl das meiste Geld in Anspruch genommen.
So hockten sie beisammen und unterhielten sich sehr angeregt über ihr Leben,
das sich jeder der vier Freunde und auch jede der 3 Frauen ganz anders vorgestellt hatten.
Was wird nun aus uns, wenn die Zeit der Kinder und dann auch noch die Zeit der beruflichen Beschäftigung..
keiner sprach aus, was alle dachten.
Überflüssig! Nutzlos! Alt! "Friedhofsgemüse"!
Fünfzig ist ja noch kein Alter, aber dennoch..
Den drei Paaren ging es finanziell recht gut, zwei hatten Wohneigentum und der Metaller lebte auf Miete.
(Man muß ja "flexibel" bleiben)
Der Bauer war der "ärmere", auch wenn er ein recht großen Grundbesitz hatte,
war dieser eher nicht so viel wert,
nicht mal der Waldbestand, der nur aus minderwertigen Holz bestand, eine Art "Hauwald", wie man früher sagte.
Von dem Anwesen wollen wir gar nicht erst anfangen, gespart hatte er auch kaum was-
wie halt das Leben so spielte, war er nun ganz alleine, wie ein Schiffbrüchiger auf der Sandbank,
wäre da nicht der Berg an Arbeit gewesen, den so ein Hof eben macht.
Alle gingen mit dem Bauern gemeinsam die Grenze ab,
die ein Trampelpfad markierte- wobei viel erklärt und gelacht wurde.
Immerhin viereinhalb Kilometer rundherum, ohne die Wege auf dem Grund selbst.
"Eigentlich ein Paradies", meinte eine der Frauen, "wenn man das richtig nutzen würde"..
"Ja, aber ohne Mittel und ohne Zukunft", so die Frau des Metallers.
Die Verabschiedung war recht herzlich und man versprach wieder zu kommen -
auf den Gedanken, den Bauern jeweils in ihre Wohnungen einzuladen, ist keiner gekommen.
Warum eigentlich nicht?
Die Gründe waren manigfaltig, der Metaller wohnte in einer größeren Wohnanlage,
früher Werkswohnungen genannt- ein multikulturelles Viertel allemal.
(Und so sah das auch aus im Treppenhaus und rund um das Haus.
Der Vermieter konnte so oft renovieren wie er wollte)
Der Mediziner hatte eine kleine Eigentumswohnung mit Blick auf einen städtischen Busbahnhof,
der Sparkassenmensch wohnte im elterlichen Haus, das er nach dem Tod der Eltern aus- und angebaut hat.
So richtig glücklich war keiner in seiner Wohnlage und wenn sie bedachten,
daß man diese Behausungen bis an das Lebensende bewohnen soll - undenkbar.
Am besten war der Sparkassenmensch dran, wäre da nicht der blöde Nachbar,
mit dem die Familie und auch seine Eltern schon - im Klinch sind..
Hinter dem Haus ist auch noch die arg befahrene Bundesstraße..
Nee, irgendwann waren sie es leid und wollten etwas Neues wagen - aber der Mut fehlt halt doch,
zumal beide Job's unter einen Hut gebracht werden mußten.
In der heutigen Zeit ist nichts mehr sicher und auch im Bankenbereich ist es kritisch geworden,
in der Verwaltung wird gespart und nur Hausfrau und der Erziehungsberuf ist noch sicher.
Zuhause angekommen, fing immer mal wieder dieses Thema an:
"Aber wir sind doch keine Aussteiger oder Alternative - das paßt nicht."
Nach Wohnmobil oder Weltenbummeln war es niemandem zumute,
sie sind das ganze Leben so lang im Auto gesessen, um zur Arbeit oder zum Dienst zu fahren!
Nein, alle sind sich - unabhängig voneinander und ohne von den jeweiligen Gedanken
der anderen Paare zu erfahren -
einig: Wenn, dann muß es ein echter Wendepunkt sein, sollte man sich zu einem solchen Schritt entschließen.
Wochen vergingen, die Metallbaufirma wurde aufgelöst und den Mitarbeitern eine Abfindung ausbezahlt.
Das war ein Riesenglück, andere Firmen gehen einfach pleite und da wird es düster mit einem neue Job-
freilich ohne jede Abfindung.
Nun mußte er zur "A rge", ein demütigender Gang, wie jeder weiß, der dort schon mal war.
Er hatte davon schon einiges gehört, am Stammtisch sprach man oft darüber und ließ auch keine Details aus.
(Er hatte das Buch "die Krisenköche" gerade durchgelesen und danach stand ihm nicht mehr der Sinn,
sich nach so vielen Jahren
der Arbeit verarschen zu lassen mit sinnlosen Beschäftigungsprogrammen,
die am Ende doch zu nichts führen..)
Er war der erste, der sich am Wochenende beim Bauern einfand- mit seiner Frau,
sie wollten erst einmal nachfühlen, wie seine Idee ankommen könnte,
die ihm in einer der schlaflosen Nächte kam, in denen er sich im Bett wälzte,
um irgendwann entnervt an den PC zu gehen und dies und das zu recherchieren..
Das Gespräch mit dem Bauern fand in gewohnt herzlicher Atmosphäre statt
und war auch nicht kompliziert anzustoßen, zumal er mit seiner "Freisetzung" mehr als Thema genug hatte!
Sie blieben ein paar Tage und halfen mal hier, mal da auf dem Hof -
die Arbeit gefiel den Beiden doch sehr, hier waren sie endlich frei und ohne seltsame Umgebung,
ohne bevormundenen Zwang der Behörde - was wäre, wenn sie sich umorientieren würden?
Vielleicht eine Selbständigkeit?
Der Gedanke kam ihm im Scheunenanbau, wo eine kleine Schmiede aus alten Tagen, wohl eher aus uralten Tagen
war, ein Überbleibsel vom ganz alten Hof, der vor diesem maroden 1950-1960iger Jahre Bau war.
Man wollte das wohl wagen, den Bauern zu fragen- aber er wußte das längst,
Bauern gelten nicht umsonst als schlau, auch ohne hohe Schulbildung.
"Ich kann Dir das Ding vermieten, kein Problem - und bei mir wohnen könnt ihr auch, wenn es euch gut genug ist.."
Er fuhr fort:
"Platz ist in dem Bauernhaus ja genug- wenn das wieder auf Vordermann gebracht wird, gibt das ein gutes Wohnen."
Wir wollen die anderen Freunde anrufen - wer weiß, was die vorhaben, wenn es auf die Rente zugeht,
meinte der Metaller zu seiner Frau, ich muß die Selbständigkeit anmelden und die Sozialversicherungen
lebendig halten, das geht auch ohne Arge.
Unterstützung hätte ich von denen sowieso keine bekommen, weil erst die Abfindung verlebt werden muß.
Das nächste Wochenende kam und auch die Freunde, die alle froh waren, wieder einmal zusammen feiern zu können.
Da die Frauen sich inzwischen ebenso näher gekommen sind - die hatten nach dem ersten Treffen
oft über die Smartphones
Kontakt,
war der Austausch der Ideen sehr rege und äußerst gesellig.
"Du findest doch keinen Job mehr, über fünfzig und so, das kannst du vergessen"
"Hartmuts Frau Thea ist Hausfrau- was soll die denn arbeiten, um dich zu unterhalten?"
"Dir bleibt nichts anderes als die Selbständigkeit!"
Das waren so die Sätze die er, der Metaller zu hören bekam.
Die uralten Gästebetten waren nicht bequem- aber was soll's -
wo das Thema so heiß war, spielte das auch keine Rolle mehr.
Man wurde sich einig: Wir halten zusammen und wollen etwas gemeinsames an Projekt anstoßen.
Die Langeweile war dem Bauern sowieso schon lange ein Graus- auf zu neuen Ufern!
Ich melde die Schmiede als Selbständigkeit an, mache fortan mein eigenes Ding-
evtl. als Kunstschmied oder für Spezialaufträge,- gelernt ist gelernt..
Meine Frau könnte den Ausbau der Wohnung überwachen, den Rest machen wir gemeinsam..
Die Freunde applaudierten:
"Siehste, es geht immer weiter, man darf sich nicht unterkriegen lassen!"
Die Miete wurde nun eben an den Bauern gezahlt - ist ja egal, wer das Geld bekommt.
Der Sparkassenmensch war in seinem Element:
Der Bauer muß irgendwann seine Kinder auszahlen oder den Hof vererben-
wenn das nach der Restauration geschieht,
haben wir uns ein Eigentor geschossen, wenn hier investiert wird.
Dem Bauern waren seine Kinder fern geworden, sie waren nicht mal zur Beerdigung seiner Frau gekommen.
Angeblich hatten sie keine Zeit oder Schichtdienst oder im Urlaub- wer weiß das schon.
"Machen wir doch eine gemeinsame Sache und jeder zahlt einen Anteil in ein gemeinsames Projekt,
das dann nur noch einen Namen braucht"
Auf der Sparkasse lernt man sowas , meinte Rolf
und wie man übermäßige Steuern umgehen kann oder Förderungen
erhalten kann.
Der Gang zum Anwalt ließ dann die Sache in der folgenden Woche Wirklichkeit werden:
Der "Mönchshof" (nach der Gemarkung) wurde in 8 Anteile unterschiedlicher Größe gegründet.
Der 8. Anteil war der verstorbenen Frau des Bauern gewidmet und sollte die gesetzlichen Erbanteile garantieren,
die von
einem Sachverständigen VOR dem Ausbau festgehalten wurden.
Der Metaller Hartmut hat seinen Anteil gleich bezahlt und auch unterschrieben,
daß eine gegenseitige Hilfsleistung getan werden muß,
was für den Bauern eine Garantie für eine sichere Zukunft war:
Viel Rente hätte er nicht zu erwarten, es konnte vom kargen Umsatz des Hofes
nur der Mindestteil eingezahlt werden.
Der Hof stand immer kurz vor dem Verkauf, Geld war sehr knapp.
Die Bauarbeiter kamen bald, die Wohnung im 1. Stock wurde ausgebaut, im Erdgeschoß blieb der Bauer wohnen.
Dann kamen der Umzugswagen - so viel Möbel hatten sie nicht, geschwind war man umgezogen und im neuen Zuhause.
Seine Frau sagte:
"Dem Wohnblock weine ich keine Träne nach."
Sie ließ es nicht dabei bewenden und fuhr fort:
"Wenn niemand was dagegen hat, fange ich bald mit dem Garten an,
der muß dringend entunkrautet werden und
neu angelegt-
ich möchte unbedingt ein großes Kräuterbeet mit Küchen - und Heilkräutern haben!"
Bei den nächsten Besuchen waren die Elli und der Rolf von der Sparkasse schon recht neidisch..
Ulrich der Medizinmann und seine Rosa, ihres Zeichens Erzieherin - sprachen auch schon vom Umzug!
Peter lachte: "Das scheint mir nun doch schon eine Art Seuche zu werden .."
Daß es Ulrich und Rosa nahe war, konnte man an den feuchten Augen sehen,
wenn sie aufbrachen um in die Stadt in ihre
Eigentumswohnung zu fahren..
Beim nächsten Besuch brachten sie einen bösen Hund aus dem städtischen Tierheim mit -
"der ist noch relativ jung und ist gerade erst von einer Mutter eines meiner Kindergartenkinder
abgegeben worden, weil die Kinder allergisch geworden sind."
Nun habt ihr auch einen Hofhund - hoffentlich macht der seine Sache gut !
Weiß der Kuckuck, welcher Rasse dieser Köter angehören mag - groß und massiv und flott war er -
und sehr wachsam allemal !
So weit draußen ist es gut, wenn Nachts jemand wacht und wer wäre dafür besser geeignet,
als ein "gelernter" Hofhund?
Fortan ging das Tier gemächlich trottend mal hier mal dahin auf dem Gelände.
Die Ohren waren gut, sein Schutzinstinkt sehr ausgeprägt.
Ulrich und Rosa machten sich Gedanken, wie sie ihr Leben entsprechend umstricken könnten -
oder sollten sie noch warten, bis die Rente genehmigt würde?
Der Sparkassenmensch Rolf, der Hartmut und die Thea, die Verwaltungsfachangestellte gelernt hat,
waren so etwas wie der Verwaltungsrat des Mönchshofs.
Dieser Verwaltungsrat war nun fast an jedem Wochenende zu Besuch und ließ keine Gelegenheit aus, zu feiern.
Peter kümmerte sich - wie bisher auch, um seine Hasen und seine Hühner,
mähte die Wiesen und presste das Heu zu Ballen.
Diese "Bioartikel" ließen sich sehr gut verkaufen und erfreuten sich wachsender Beliebtheit:
Die Leute werden umweltbewusster und wollen saubere Lebensmittel-
das Heu war eine begehrte Ware bei den vielen modernen Pferdehöfen,
die unweit wie Pilze aus dem Boden sprossen.
Thea hatte den Garten bald im Griff und arbeitete dort so gerne, daß sie sich eine Bank zimmerte,
wo abends alle einträchtig bei Peters selbstgemachtem Apfelwein hockten und dem Sonnenuntergang zusahen.
Apfelbäume waren auf dem Grund mehr als genug- die alte Kelter in einem kleinen Anbau am Haus war gut zu gebrauchen.
Überhaupt ist Peter wieder besser zu Farbe gekommen, die Blässe ist aus seinem Gesicht verschwunden,
die Mundwinkel hängen nicht mehr nach unten, der Gang ist wieder zielgerichtet.
Bald kamen die ersten Aufträge:
Treppengeländer und Handläufe und Fenstergitter in Schmiedeeisen.
So tönten die typischen Hammerschläge der Schmiede im Talchen, prallten an den Scheunen- und Hauswänden ab,
brachten dabei ein seltsam vertrautes Echo, das bald zum Hof gehörte, wie das sonore "WUFF!" des Hundes,
wenn sich jemand näherte.
Der nächste Besuchstag war ein Grill-Event, wo die Rosa und der Ulrich Grillsteaks und Salat mitbrachten,
um den neuen Grill einzuweihen..
Als Hartmut und Thea kamen, gab es ein besonders lautes Hallo:
Sie hatten einen großen Wohnwagen angehängt, den man gemeinsam in eine gute Ecke des Grundstücks schob:
"Dort können wir und die Rosa und der Ulrich schlafen, Platz hat dieser Wagen genug,
es war eine Gelegenheit, ein Kunde wurde insolvent und da habe ich geholfen und den Hänger gekauft."
Das war wieder ein Event, das befeiert werden mußte..
Nach und nach wurde der Hof, die Scheune und das Bauernhaus so hergerichtet, dass wieder alles hübsch weiß und gepflegt aussah.
Neue Fenster kamen und das Katzenkopfpflaster wurde von der Bitumenschicht befreit und wieder begradigt- die Mistgrube aber blieb..
Der Mönchshof, da waren sich alle einig, sollte ein Bauernhof bleiben und keinesfalls zu einem der modernen Künstler-Höfe werden!
Hartmut und Thea kümmerten sich um die Ämterangelegenheiten, die anderen brauchten nur noch Quittungen sammeln und Kontoauszüge aufheben.
Der Vermögens-Fond war klar beziffert, klar geteilt und notfalls beleih- oder veräußerbar, aber nur innerhalb der Gemeinschaft.
Die Regeln waren klar gesetzt, schließlich ging es um die gemeinsame Zukunft, da durfte nicht gepfuscht werden!
Durch Bescheidenheit waren Peter und die anderen dabei, das Einkommen zu sichern.
Sozialversicherungen mußten sein, die kamen zuerst dran, bevor an Spargroschen gedacht werden konnte.
Hartmut hat ein neues Produkt in sein Portfolio aufgenommen:
Er stellt schmiedeeiserne Gartenpavillions her, die Wind- und Wetter standhalten.
Kunststoffplatten werden eingeschraubt und bieten Sicherheit bei Sturm und Hagel.
Nun kamen LKWs auf den Hof gefahren, mal mit Eisen, mal mit Kunststoffplatten oder Schmiedekohle.
Reklame hat er nie gemacht, das Produkt sprach sich schnell herum - und zudem:
Er war alleine in der Schmiede, zu viele Aufträge wären auch gar nicht zu bewältigen.
Er wollte geruhsame Arbeit, keinen Stress-
lieber weniger Geld und lieber das alte Auto behalten, als sich für ein neues Fahrzeug versklaven..
Thea hatte keine "Einkünfte", noch immer nicht..
irgendwann fiel ihr ein, das Biogemüse weiter auszubauen und dieses direkt am Hof zu verkaufen.
Der Garten wurde ganz gehörig ausgedehnt -
mit dem Traktor, der ihr vom Peter gerne zur Verfügung gestellt wurde,
war die grobe Bearbeitung kein Problem- eher eine Freude.
Das Gemüse lief gut, sie hatte auch genug Auswahl, die dann direkt im Beisein des Kunden geerntet wurden.
Frischer gehts nun wirklich nicht.
Die meisten Kunden nahmen auch frische Kräuter mit, die sie in Töpfchen bereit
hielt oder als Schnittware einpackte.
Es dauerte nicht lange, dass bekam ihr Mann den Auftrag ein Gewächshaus zu machen-
Die Reste der Stegplatten waren dafür gut genug!
Wasser wurde von den Dächern aufgefangen und in den nahen alten Teich geleitet,
der wohl irgendwann einmal ein Fischteich war, heute aber mit Schilf zugewachsen ist.
Gut um klares sauberes Wasser für den Garten in Hülle und Fülle zu liefern.
Thea spannt den Wagen an den Traktor und holte vom Pferdehof Dung - einige Wagenladungen,
dann war der Misthaufen auf dem Hof endlich wieder "adäquat gefüllt", wie Hartmut und Thea meinten.
Dünger konnte man immer gut gebrauchen, Gemüse braucht Kraft.
Kunstdünger kam ihr nicht in die Tüte, auch kein Spritzmittel- deshalb hat sie sich gut eingelesen
in die Materie,
was immer einige selbstgemachte Naturpräparate brachte,
die sich ebenfalls zum Verkaufsschlager mauserten- wer hätte das gedacht?
Sie holte Schweine- und Rindermist von den Bauern, zahlte bar und tuckerte auf den Hof zurück, dann kam nochmal Pferdemist darauf - wo alles auf diesem zentralen Mist gehortet wurde.
Peter half nach Leibeskräften, das bäuerliche Wissen alter Tage,
jenes VOR dem Chemiezeitalter der Landwirtschaft,
das man
heute fälschlich "konventionelle" und nicht "chemische" Landwirtschaft nennt,
bei zu bringen und ihr eine Routine darin zu geben.
Die beiden Gast-Paare waren jedesmal sehr erstaunt, was sich an neuen Dingen getan hat -
bei jedem Besuch ein neues Event.
Die Schmiede brachte recht gutes Geld ein, mehr als man gedacht hatte-
bald baute er hauptsächlich Pavillions und Vordächer aus Schmiedeeisen.
Die Spezialität war die Verschraubung mit stählernen Madenschrauben,
die jeder leicht wieder demontieren und handhaben konnte.
Fast unsichtbar und doch fest wie geschweißt.
Dem Peter machte er den alten Kadett wieder flott- zusammen mit zwei jungen Autoschlossern aus dem Dorf.
Die Lackierung erfolgte in Eigenregie- sowas muß ein Schmied wohl können,
der seine Eisenteile
mit der Sprühpistole behandelt, nachdem diese aus der Galvanisiererei kamen.
Peter freute sich wie ein kleiner Junge über dieses Geschenk, es war sein Lieblingsauto-
nicht schnell, aber geräumig und zuverlässig mit seinen 45 PS.
Hinten in der Scheune stand noch der alte Transportanhänger,
der an den Kadett gehängt
wurde- so waren kleinere Lieferungen noch effektiver zu leisten.
Ulrich und Rosa haben sich einen langen Streifen am Waldrand - schön auf der windgeschützten Seite -
als Obstanlage eingerichtet - Pfirsich, Pflaumen, Birnen und auch einen Quittenbaum,
sowie Beerenobststräucher
dazwischen.
Rosa bekam eine Stelle im Kindergarten der kleinen Stadt in der Nähe, Ulrich drückte nochmal die Schulbank,
um zur Heilpraktiker umzuschulen.
Ihre Eigentumswohnung haben sie verkauft und begannen alsbald,
den von Peter nicht bewohnten Teil des
Erdgeschosses auszubauen,
den er großzügig zur Verfügung stellte.
"Was soll ich allein mit den Räumen, die doch nur immer wieder Erinnerungen wecken-
ich ziehe in die nicht mehr benutzte
Stallküche, die groß genug ist.."
Diesmal ohne Handwerker, alle halfen mit und so wurde aus den zwei Räumen des Anbaus
eine schöne "Single-Wohnung" zu bauen, die freilich auch ein kleines Dusch-Bad bekam.
Die Eigentumswohnung war verkauft und das meiste Geld daraus wanderte in diesen Fond,
den Hartmut und Thea verwalteten.
Ulrich büffelte den ganzen Tag, wenn er nicht zur Schule ging
und Rosa war
außer Haus beschäftigt.
Abends hockten alle auf der Bank zum Garten und ließen sich den Wein und die restlichen Sonnenstrahlen gefallen.
Wo war das Paradies, wenn nicht hier?
So wurde der Wohnwagen halb zum Büro, halb zur Ferienwohnung von Hartmut und Thea,
dem "Verwaltungsrat" des Mönchshofs.
Der Ulrich hat die Prüfung bestanden, die Ernte war eingefahren, der Wein lag schon in den Fässern,
als Ulrich sein Behandlungszimmer von der gemeinsamen Wohnung abzwackte
und das Fenster zu einer Tür machte, damit man vom Hof direkt dort hinein gehen konnte.
Er meldete sein Gewerk an, das sich auf Kräuterheilkunst berief-
weniger auf die eigentliche Homäopathie, aber mit Schwerpunkt auf den Bewegungsapparat,
der alten Leuten so zu schaffen macht.
Seine Praxis lief von Anfang an ganz ordentlich und so konnte er sich seine Patienten einteilen.
Ohne Stress bitte!
Bald konnte die Rosa seine Helferin sein, die auch die Verwaltung der Praxis übernahm-
in ihrem Alter wurden langsam, aber sicher die Kindergartenkinder zu nervenaufreibend.
Man sieht auch nicht viele ältere Erzieherinnen, bestenfalls als Leiterin und diese Posten sind rar.
So hatte jedes der zwei Paare gut zu tun, dem Peter fehlte es sowieso nie an Beschäftigung,
ihn konnte man überall gut gebrauchen.
Beim nächsten gemeinsamen Fest beschloß man folgende Punkte nochmal ganz fest einzuhalten:
Kein Stress, immer mit der Ruhe und so ist die Kraft mit uns..
Lieber weniger Geld haben.
Gegenseitigen Respekt und Achtung, auch bei Entschlüssen, die man nicht so leicht nachvollziehen kann.
Gegenseitige Hilfe in Notlagen aller Art, die selbstverständlich sein muß.
So rollte irgend wann im November ein Bagger an, der den Teich auf die ursprüngliche Tiefe und Größe
ausbaggerte.
Peter wollte wieder Forellen haben und das schon im nächsten Frühjahr!
Der Matsch-Aushub aus dem Teich hat man mit dem Mist vermischt- ein sehr guter Dünger..
Theas Garten wurde mit dem Traktor und Pflug umgeackert -
aus dem Hauwald genug Holz heran geschafft,
der Keller war mit eigenen Vorräten bestückt,
nun konnte der Winter kommen.
Nun fing Thea an und bestellte sich für das kommende Jahr ein dutzend Bienenvölker,
die am Waldrand ihren Platz bekommen sollten.
Sie wollte die Imkerei im Winter bei einem Bekannten lernen,
nun war die Gelegenheit dazu, sich diesen alten Traum zu erfüllen.
Von keinem der Kinder hat man in der ganzen Zeit irgendetwas vernommen -
die waren wohl alle mit sich selbst genug beschäftigt oder nicht interessiert daran,
was ihre Eltern so trieben.
Was jedem auf dem Mönchshof auffiel war:
Niemand hat auch nur einen einzigen Gedanken an "Urlaub" verschwendet !
Der Betrieb auf dem Hof war stetig, aber nicht nervig- die Leute, die hier hin kamen,
waren meistens selbst in Rente oder hatten es nicht eilig.
Alle auf dem Mönchshof waren sich einig:
Nach außen sind und bleiben wir bescheiden, es darf "nie nach Geld aussehen",
niemand soll auf den Gedanken kommen, daß sich ein Einbruch lohnen könnte.
Eier, Hühner und Hasen gingen immer gut, auch die Heuballen waren gut zu verkaufen,
was alles von den Kunden direkt vom Hof gekauft wurde.
Mit dem Holz aus dem Wald wurde das Gewächshaus beheizt, das recht gut isoliert wurde:
Stegplattenabfälle gab es genug und so konnte man schon mal zwei Lagen übereinander machen.
Das Fundament war tief genug gegründet.
Alles in allem eine echte Freude für die Betreiberin.
Eigentlich hatte sie immer frischen Salat, frische Kräuter und Radieschen parat,
was zusammen mit den Kartoffeln und Eiern stets für ein
tolles Mittagessen sorgte:
So schmeckt das Land!
Für das kommende Freiland zog sie aus Samen Pflänzchen heran,
was eine kleine Wissenschaft für sich darstellt,
wenn der Erfolg kommen soll.
In der Winterszeit war mehr Ruhe in allen Ecken,
der Hartmut stellte in Musestunden
div. Teile "auf Halde",
damit es im Frühjahr gleich mit Schwung zur Sache gehen konnte.
Der Mist vor der Tür war ein wenig "Garant",
daß alle Besucher einen Eindruck relativ bescheidener Verhältnisse hatten.
Das war sozusagen Lebens-Prinzip aller auf dem Mönchshof lebenden Leute.
Ruhephasen gab es genug und dazu gehörte auch der persönliche Rückzugsbereich für jeden Bewohner.
Hartmut und Thea gingen oft im Gelände spazieren und hockten oben an der Talhöhe
auf der neuen breiten Holzbank, wo man die Beine baumeln
lassen konnte.
Hinter dieser Bank, links und rechts waren nur die Hügel und viel Gemeindewald,
weit und breit keine Straße und kein Anwesen.
Von hier konnte man das ganze Talchen gut überblicken und die Ruhe genießen.
Von der Straße hinter dem Mönchshof war nichts zu sehen, die war auch nicht sonderlich belebt.
Hoch über der Bank kreiste ein Busard, der von zwei Krähen attackiert - wütend pfiff.
Schmetterlinge lobten die Büsche am Waldrand mit ihren Blüten,
die unglaubliche Zahl an Blüten auf den naturbelassenen Wiesen,
die hinab links und rechts des kleine Baches bis zum Garten führten.
Auf dem Trampelpfad des Grenzverlaufs auf den Anhöhen kam man bequem
und mit abwechslungsreichem Blick wieder
zum Hof zurück.
Die steinigen Böden hier oben sind schnell abgetrocknet, selbst wenn es kräftig geregnet hat.
Deshalb wurde der Schäfer eingeladen, die Schafe dort weiden zu lassen, bevor der Wuchs der Wiese begann.
Das bringt immer guten Dünger - gratis!
Die Bienenvölker kamen und begannen auch gleich fleißig mit ihrer Arbeit.
Die Kunden für die Pavillions trudelten ein, sowie die ersten Sonnenstrahlen kamen.
Der neueste Trick war schon eingebaut- in den Eckpfosten waren je eine 1,5 mtr lange -sehr grobe Gewindestange eingelassen, die mit einer Kurbel in die Erde gebohrt werden-
das erspart viel Fundamentarbeit.
Sogar Spargel hat die Norma anbieten können - zusammen mit den typischen Kräutern
für die Frankfurter grüne Soße.
Klar, daß das der Renner schlechthin war!
Sie achtete aber immer darauf, daß von keiner Sorte Gemüse zu viel angebaut wurde -
lieber ausverkauft als Ladenhüter zu haben!
Alles getreulich dem Prinzip des Mönchshofs, das auf Bescheidenheit und Zurückhaltung ausgelegt war.
Die Heilkunst der Praxis Ulrich und Rosa war bald bekannt und beständig kamen Patienten vorbei,
die zuweilen auch Erzeugnisse des Hofes mitnahmen.
Kinder wollten unbedingt die Hühner besuchen, denn einen Hühnerstall,
in den man gehen kann, gibt es nicht mehr oft zu sehen.
Die bakteriologische Untersuchungen wurden von Ulrich gemacht, das war ja schließlich sein Fach.
Rolf und Elli sind -trotz des "blöden Nachbarn" in ihrem Haus geblieben,
das sie mit viel Mühe ausgebaut hatten.
Ihnen reichte die Beteiligung an diesem Paradies und die kleine Obstplantage, die Bienen -
und die ruhige Gesellschaft der Freunde, mit denen man so gut feiern konnte.
Kein Mensch kann in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt-
auch wenn der Mönchshof keine Nachbarschaft hatte, kam doch Ungemach in Form von behördlichen Auflagen,
die "besorgte Bürger" angeregt haben.
Da alle Auflagen eingehalten, alle Steuern gewissenhaft beglichen und lebensmittelrechtliche Normen
beachtet wurden, war es nie leicht, alle Kontrolleure zufrieden zu stellen -
einer meckerte am Wasserrückhaltebecken,
der andere an dem Fischteich herum-
der nächste wollte Rußfilter eingebaut wissen..
Die Nachweise kosteten Geld und haben die Gemeinschaft schon etwas geschädigt.
Vielleicht wollten das die Anträger so haben, die wie immer "anonym" waren.
Durch einen Zufall bekam Thea ein Gespräch in der Verwaltung mit,
wo sich ein Bauer damit brüstete, "den seltsamen Leuten auf dem Mönchshof einen ausgewischt zu haben".
Dieser Bauer war auch der Bürgermeister, Ortsverbandsvorsitzender der größeren Partei und Kreislandwirt..
nebenbei Direktvermarkter von Obst, Gemüse und Geflügel..
Eine direkte Konfrontation konnte man sich nicht erlauben, besonders dann nicht,
wenn man
in der Verwaltung und Sparkasse arbeitet..
Als mußte die Kröte geschluckt werden - ein bestimmtes Hausverbot auf dem Mönchshof
wurde per Anschlag beim Briefkasten
unter dem Schild "Mönchshof" angebracht.
Das sprach sich schnell herum und reduzierte die Kundschaft nicht unerheblich.
Bald kamen zwei Kündigungen ins Haus..
..und der Wohnwagen auf dem Mönchshof wurde wieder dauernd bewohnt,
bis das Haus von Rolf und Elli verkauft und die Hypotheken abgelöst waren.
Die Freunde trösteten sich gegenseitig:
Ihr wolltet doch immer von dem "blöden Nachbarn" weg- oder?
Ob der etwas mit dem Bürgermeister zu tun hat?
Wie auch immer- das Haus wurde gut verkauft, die Hypothek abgelöst und vom Rest des
Geldes
wurde in den Fond einbezahlt und in die Scheune - im alten Stall -
eine gemütliche kleine Wohnung eingebaut.
Der Wohnwagen war nun ganz und gar das Büro des Hofes geworden,
wo nun die Thea ihr Domizil hatte.
Langeweile kam nicht auf dabei- zu viele Anträge und Genehmigungen und Steuerlisten
waren zu machen.
Der Rolf war am Boden und mußte sich erst einmal berappeln,
wie man so schön sagt.
Auch er machte mit Hilfe dieser Arge eine Weiterbildung oder Fortbildung.
Bald bekam er wieder eine Stelle, diesmal in der Genossenschaftsbank in der Kreisstadt als Kassenleiter.
Thea und ihr Honig..
Die Bienchen waren fleissig und so kam ihr erstes eigenes finanzielles Standbein,
zusammen mit gutem Obst ein schönes Taschengeld zustande.
Sie hatte allemal ihre Freude daran und das war ihr wichtiger als alles andere.
Ulrich hatte einige sehr zufriedene Patienten - so auch einen Rechtsanwalt,
der sich längst in Pension befand - dieser hatte die Sache mit dem Bürgermeister im Gemeinderat gehört.
"Ich hatte diesen Beruf ergriffen, weil es mir im Leben um Gerechtigkeit geht".
Willi ist vom "Betreuten Wohnen" in das leere Gästezimmer zum Peter gezogen-
die beiden älteren Knaben verstanden sich gut, was wohl durch die Kommunalpolitik kam.
Nun hatten sie immer was zu diskutieren - als Miete kam für den Peter noch etwas Zubrot,
mehr noch an Unterhaltung und Gemeinschaft, auch wenn sie sich nur zum Essen und Diskutieren zusammen setzten.
Willi brauchte seine Ruhe und die hatte er in der "Seniorenresidenz" eher nicht.
Von nun an hatte Willi ein neues Hobby:
Er forschte nach, was der Bürgermeister und Kreisbauer und Parteimensch (der gegnerischen Sorte)
an Dreck am Stecken hatte- und das haben alle, so war er der festen Überzeugung,
die irgendwie nach oben gekommen waren.
Eine gewisse Skrupellosigkeit war dabei vonnöten, sonst bleibt man unten oder wird übergangen.
Ein paar Gemeindesatzungen hat er demontiert, Anzeigen wegen Erpressung geschaltet,
verschiedene Umweltprogramme als Schiebung enttarnt, Vorteilsnahmen im Dienst aufgedeckt-
kurz, der Bürgermeister nahm seinen Hut und hielt fortan den Schnabel,
der Sparkassenchef wurde in den vorzeitigen Ruhestand versetzt,
der Nachbar hat sein Holz hinter dem Zaun zur Bundesstrasse abräumen
und seine Garageneinfahrt ändern müssen.
Nach zig Anzeigen wegen behinderndem Parken seines neuen Nachbarn,
der das Haus von Rolf und Elli kaufte - kamen dazu,
bis er die Ausdehnungs- und Provokationsversuche einstellte-
zusätzlich hat man ihn "zufällig" bei der Schwarzarbeit erwischt.
Der Willi freute sich: Der Detektiv hat ganze Arbeit geleistet..
Die Gemeindeverwaltung hatte Ellis Stelle wieder neu vergeben, die eigentlich "weg rationalisiert" sein sollte -
an die Tochter des Bruders des Bürgermeisters, der das Busunternehmen hat, das die Schüler transportiert.
In der Genossenschaftlichen bekam der Großbauer oder ehem. Bürgermeister immer ein wenig besseres Geld,
was sich dadurch ein wenig änderte: Dort war nun Rolf, der für mehr Gerechtigkeit kämpfte.
Thea hatte genug mit der Verwaltung des Mönchshofs zu tun und er wurde sehr gut verwaltet und lief sehr geordnet-
kein Steuerprüfer hatte daran etwas auszusetzen, diese Leute kamen gerne dorthin, weil die Bewohner keinen Grund zur Mogelei hatten:
Geld war ihnen nur Nebensache, die Freude an der freien Natur wurde mit der Freude am täglichen Gewerk "erkauft" -
ein toller Deal allemal !
Die "haptischen" Dinge waren in den Händen von Peter, Hartmut und Thea,
die medizinischen bei Ulrich und Rosa, die sich nebenbei auch noch
mit Ölmalerei befasste.
Welcher "Aussteigerhof" hat schon einen eigenen Anwalt?
Die beiden jungen Autoschlosser, die den alten Kadett flott machten, halfen immer mal wieder beim Hartmut-
der einen "richtigen" Männer-Job macht. Schmied- das ist schon mal was, das junge Männer anreizt, auch heute noch.
Hier wurde mal eben in der Mittagszeit gegrillt- einfach so und ein Bier getrunken, deshalb kamen die beiden so gerne zu Fuß.
Die Staffelei stand bei schönem Wetter mal auf dem Hof, mal auf der Wiese - so viel "Freilauf" war in Rosas Job allemal.
Und genau das war es, was die Gemeinschaft wie Pech und Schwefel zusammen hielt - die Freizeit.
Mitten im Sommer wurden die beiden Jungs arbeitslos, weil sie die letzten waren, die eingestellt worden sind-
so kam es, daß sie sich auf dem Mönchshof ausheulten, wie man so schön sagt:
Das war von Anfang an Tradition - bei "diesen seltsamen Leuten", wie man im Dorf meint.
Hartmut war nicht dumm- er nahm die Beiden vorübergehend in Arbeit, bis die Saison gelaufen war.
Bis dahin werden die Jungs schon etwas gefunden haben und nicht herum lungern und sich grämen.
Eine unglaubliche Menge an Material wurde verbraucht,
ein Musterexemplar eines besonders schönen Pavillion-Modells
wurde aufgebaut.
Der Anwalt regte -zusammen mit Elli eine Reportage der Tageszeitung und des Rundfunks an,
"die Region lebt" hieß das Thema.
Bald war die Zeit reif, daß noch ein Gebäude gebraucht wurde- ein ganz einfaches mit Pultdach,
lang gezogen wie die Scheune, dieser gegenüber den Hof zum Fischteich begrenzend,
mit eigener Parkfläche parallel des Zufahrtsweges zum Mönchshof.
Platz war auf dem Gelände - 300 mtr Anlieger an der Straße,
das ist schon mal eine Hausnummer, wie man so schön zu sagen pflegt.
Dorthin, in den Neubau- siedelte der Schmied um, die alte kleine Schmiede ließ er aber bestehen -
sein Plan war, eine Autoreparaturwerkstatt zu eröffnen.
Aus bescheidenen Anfängen, mit gebrauchtem Material, das er im Internet
bei einer Insolvenzauflösung gefunden hatte.
Die beiden Jungen freuten sich wie die Schneekönige- ihre Ausbildung war zuende,
die Gesellenbriefe in der Tasche-
Hartmut war als Industriemeister durchaus in der Lage den Laden zu führen.
Der alte Kadett stand oft als Vorzeigestück herum und wurde gebührend bewundert- was den Peter stolz machte.
Die Werkstatt war ein ganzes Stück billiger als andere in der Gegend- trotzdem eine gewisse Pacht in den Mönchshof-Fond floss.
(Hartmut bekam kein Geld daraus, er gab nur den Meister ab, sozusagen unentgeltlich, bis der Laden lief)
Neue Autos wurden erst gar nicht angeboten, es ging nur um Reparaturen von allen Automarken und Modellen -
die Kunden waren Leute, die Zeit hatten:
Es dauert länger, wenn man die Ersatzteile erst besorgen muß und nicht alle vorrätig haben kann.
In enger Zusammenarbeit mit einem Autoverwerter der Gegend kamen einige ältere Fahrzeuge wieder auf die Straße.
Nicht jeder hat das Geld für ein neues Auto, das ist nun mal so und auf dem Land nochmal mehr,
weil die Renten immer niedriger werden, kleine Bedienstete recht weit pendeln müssen
und so die Autos schnell verschlissen sind.
Bald stand der Parkplatz an der Zufahrt voll mit wartenden Kunden-Fahrzeugen.
Die beiden Jungen, der Tim und der Jan hatten alle Hände voll zu tun - Flaschenbier war nun erst mal tabu,
bis auf die
Ausnahmezeiten beim Grilling..
Es kam gutes Geld herein, die Jungen erhielten ein überdurchschnittliches Gehalt,
die Thea verwaltete alles perfekt,
das war "ihr Ding", wie man so sagt.
Nun gingen die Bewohner und die Kunden "ins Büro" in den großen Wohnwagen, wenn etwas anstand.
Thea hatte die Schlafgelegenheiten entfernt und mit Bürokram ausgefüllt.
Man betrat einen Warteraum mit Sitzgelegenheiten, sie verschwand hinter einem Tresen, auf dem der Monitor stand.
Hinter dem Tresen hatte niemand was zu suchen - nur so konnte sie ihre absolute Ordnung halten.
Der Hund hatte sich angewöhnt, unter dem Wohnwagen zu schlafen - direkt unter dem Eingang.
Da kam niemand hinein, ganz sicher nicht..
Überhaupt hatten alle Bewohner des Mönchshofs ihre Angewohnheiten und Schrullen - deshalb waren sie ja zusammen..
Bald machten die Jungen die Werkstatt ganz alleine und der Hartmut werkelte wieder in der Schmiede.
Thea und der Anwalt rieten den Beiden sich schon mal mit der Meisterprüfung zu befassen und die Zeit,
in der sie noch gut zu lernen in der Lage sind, zu nutzen.
Je älter man wird, um so schwerer geht das.
So blieben sie nach Feierabend noch so manche Stunde im Pausenraum der Werkstatt und büffelten.
Viele Kunden brauchten ihr Auto schnell wieder oder mußten am Montag wieder pendeln,
so war am Samstag bis Abends noch ordentlich Betrieb in der Werkstatt.
Irgendwie haben die beiden Jungs die Wagen immer wieder flott gemacht
und sich so einen zufriedenen Kundenstamm geschaffen.
So mancher Kunde konnte die Rechnung nur abstottern, also auf Raten bezahlen -
das Geld wächst nicht auf den Bäumen..
Der Mönchshof-Fond wurde ganz gut mit den Einnahmen gefüllt, der kam allen Bewohnern zugute.
Sicher war, daß der Bauer Peter einen Riesen - Gewinn gemacht hat-
besonders menschlich und auch geldlich nicht schlecht.
Schlechte Laune oder Verdruß war in seinem Gesicht -seitdem die Freunde eingezogen waren,
nie wieder zu sehen gewesen.
Der alte Anwalt hatte seinen "Knochendoktor" gleich nebenan- nicht schlecht..
..keine Wartezeit, Behandlung gratis und immer und zu jeder Stunde.
Deshalb zahlte er eine gute Miete in den Fond ein- so hatten alle was davon.
Die Besucher des Mönchshofs, egal ob sie Eier kaufen oder ihr Auto reparieren ließen,
ob sie Honig oder Obst oder Gemüse suchten,
Hasen oder Hühner- sie wußten, warum sie gerade hier her kamen:
Niemand ging, kaufte und zahlte und verschwand gleich wieder, -
immer war ein Tratsch drin und ein wenig Trost,
wenn das nötig war.
Den Rest besorgten Ulrich und Rosa in der Naturheilpraxis.
Angelockt durch den Zeitungsartikel und den Rundfunkbeitrag kam auch die Hessenschau,
im Rahmen "dolles Dorf", wo
der nahe Ort aus der Lostrommel gezogen wurde.
Regelmäßig hat Thea eine Versammlung abgehalten, wo das Fonds-Vermögen erklärt wurde,
das in seinem aktuellsten Auszug
immer unter Glas im Wartezimmer des Wohnwagens aushing.
Mit den 8 Anteilsinhabern mit ihrem jeweiligen Einlagevermögen.
Es sollte bei dieser Zahl bleiben, da waren sich alle einig und die "Kleinräumigkeit"
der jeweiligen Aktivitäten
und die Verpflichtung
zur Offenheit wurde immer wieder "eingeschworen".
Die Erbfolge war - bis auf den staatl. Pflichtteil an die Hinterbliebenen - auf Gegenseitigkeit angelegt,
damit die Idee des Hofes erhalten bleiben kann.
Die Anteilseigner brauchten sich eigentlich nur die Anteilsnummer merken- 1 bis 8 mehr war nicht zu beachten.
Selbstverständlich war auch ein evtl. Ausstieg eingeplant-
dann soll der Anteil abzüglich der fälligen
Vermögenssteuern ausgezahlt und das interne Konto gelöscht werden,
ohne daß der Grund und Boden und die Liegenschaften berührt würden.
Der Mönchshof sollte niemals fremdbestimmt werden !
Daran dachte niemand auch nur andeutungsweise.
Nichts und niemand sollte aufufern und expandieren - die Ruhe war die oberste Maxime.
Der offizielle "Patron" oder Hausherr blieb immer der Peter, wer sonst?
Das Geld war bei der Genossenschaft gut angelegt und verwahrt.
Jeder zahlte der Thea jeden Abend sein eingenommenes Geld auf den Tresen, mitsamt den Quittungen.
Ein Teil der Einnahmen wurde auf das jeweilige Fond-Konto eingezahlt,
der Rest nach den Sozialversicherungs- und Steueranteilen gleich bar ausgezahlt.
So waren 8 Töpfe mit Namen darauf im Tresor, die jeden Monat auf die entsprechenden Konten der Versicherungen,
Steuer und auf das
Fond-Konto "Mönchshof" eingezahlt wurden.
Die Buchhaltung recht einfach gestrickt, dafür aber für alle jederzeit überschaubar.
So war der Hof selbst der Inhaber des Kontos und alles andere wurde intern geregelt,
gesichert durch entsprechende Unterschriften und mit
anwaltlicher Segnung.
Es bekam praktischer jeder der 8 Anteilseigner jeden Monat sein Geld bar ausgezahlt, das eben netto verblieb.
Das mag vielleicht altmodisch sein, war aber praktisch und ließ den Überblick behalten.
Auf Wunsch wurde monatlich auf das jeweilige Girokonto überwiesen,
das jedes Mitglied weiterhin -separat- bei einer Bank hatte.
Bald wurde beschlossen, den Werkstatt-Trakt aufzustocken, damit er wie die Scheune vis a vis aussah
und der Hof eine geschlossene Einheit bildet.
In die Räume zog Thea mit ihrem Büro ein, sowie die Praxisräume von Ulrich und Rosa,
somit war alles nochmal großzügiger.
Der Wohnwagen kam zur Werkstatt auf den Parkplatz, als Ersatzteil-Lager.
Ein günstiger Kredit mit staatlicher Förderung brachte eine Solarstromanlage
und eine Warmwassergewinnung auf beide südlichen
Scheunendächer.
Das kostete zwar lange Zeit einen Abtrag, aber auch Gewinn dadurch,
dass man praktisch den Eigenbedarf ganz und gar damit abdecken
konnte.
Überschüssige Energie wurde eingespeist und brachte noch ein wenig Geld in den Topf.
In der Marke "Gebraucht und Eigenbau" hat man einen Lift angebracht,
damit für alte Leute die Praxisräume leichter zu besuchen waren.
Der Stil des Mönchshofes blieb in dem der 1950-1960iger Jahre, da hat sich nichts verändert-
gekünstelt auf "alt" wollte niemand
der Bewohner haben,
das sah man allerorten bereits bis zum Überdruß.
Ohne den störenden Wohnwagen sah die Anlage nochmal so gut aus und dort, wo das Ding nun stand,
richtete es keinen "optischen Schaden" an.
Der Hund ist immer darunter geblieben- auch nach dem Umzug auf den Werkstatt-Parkplatz..
Was treibst du heute? Nichts! Das war des Öfteren zu hören,
wenn sich die Freunde auf dem Lieblingsweg trafen, der die Grenze bildete.
Im Talchen brummte der Peter mit dem Trecker, das Gras wurde gemäht und das mußte recht flott gemacht werden,
damit Zeit zum Trocknen reichte-
so ein Bauer kennt das Wetter besser als die Profis im Fernsehen..
Der Schornstein rauchte auf dem Hof, das stellten alle begeistert fest,
auch wenn sich keiner "ein Bein ausgerissen" hat.
Ab und an kamen Besucher, die sich für den Gartenbau oder für die Schmiedekunst interessierten.
Gegen einen Obolus gab es detaillierte Warenkunde und Hilfe bei Fragen zum Eigenanbau
und Gewächshaus oder zu Schmiede-Tricks.
Was der Hund nie so recht mochte, waren die Katzen, die sich einfach zugesellten - ob man wollte oder nicht.
Schlimm war, daß eine Katze ihre Jungen direkt neben dem Hund warf und säugte..
..wie das bei großen Hunden ist, bleiben sie souverän und ruhig.
Katzen sind schlau- so geht niemand an die Jungen!
Der große Renner waren Hähne, die ganz natürlich aufwuchsen und mal eben (ausgenommen) drei bis fünf Kilo schwer waren.
Die wurden von Feinschmeckern gekauft und waren nicht eben billig - aber unvergleichlich im Geschmack.
Das "Bio-Heu in Press-Ballen" verkaufte sich wie verrückt- unglaublich, wieviel die Leute dafür zahlen!
Der Hof war ein Jungbrunnen für die Freunde, keine Frage !
Thea und Hartmut, Rolf und Elli, sowie Ulrich und Rosa nahmen je zwei Pflegekinder auf,
die von der örtlichen Verwaltung
vermittelt wurden.
Dabei kam nochmal Geld in den Hof, wovon die drei Paare aber die Hälfte für die Kinder selbst beiseite legten -
das sollten sie aber erst später erfahren, das gab sie nichts an.
Die Kinder verlebten eine wunderbare Zeit in der freien Natur- für Computerspiele blieb fast keine Zeit,
das Handy war unwichtig, es sei denn, man konnte damit Freunde einladen.
Die drei Mädels und drei Jungen packten überall gerne mit an:
Landbau, Kleinvieh- und Fisch-Zucht, Schmiede, Autowerkstatt, Anwalts-
und Verwaltungsbüro, Heilpraxis und Waldbau,
hier konnte sich jeder das aussuchen, was am besten zu der jeweiligen Begabung paßte!
Platz war mehr als genug, weil inzwischen der Dachboden des Bauernhauses
in sechs kleinere Einzelzimmer umgebaut wurde.
Die Erzieherin und somit gut ausgelastet - dort trafen sich alle zur gemeinsamen Hausaufgabenhilfe.
Da kein Kind das andere kannte, waren die schulischen Hausaufgaben kein Problem - es wurde viel gelacht,
keiner kam auch nur auf die Idee,
sich vor diesen täglichen Treffen zu drücken.
Die Kinder haben ihre oft nicht so glücklichen Tage zuvor bald vergessen und begannen ein neues Leben,
das keines aufs Spiel setzen wollte.
Die Kontrolleure hatten ihre Freude an der Sache, sie kamen gerne auf den Hof, auch die Lehrer aus den Schulen.
Bald wurde diese Hausaufgabenhilfe von einem Studenten gegleitet, der sich etwas Taschengeld zuverdienen wollte.
Eigentlich fielen die Kinder nicht wirklich auf- sie gingen irgendwie unter auf dem Hof:
Sie waren ständig irgendwo auf dem Gelände unterwegs, halfen hier und da oder lagen am Fischteich,
in dem freilich alle Bewohner in der heißen Jahreszeit Abkühlung suchten.
Sonnenöl war verpönt, das hätte den Bio-Effekt kaputt gemacht-
Es standen ja genug Weiden um den Teich, daß eine direkte Sonneneinstrahlung nicht zu befürchten war.
Überhaupt - Weiden:
Eines der Kinder kam auf den Gedanken den Kurs des Lehrers zum Thema
"Wir flechten Weidekörbchen"
auf den Hof zu verlagern.
Für Verpflegung war gesorgt- irgendwer hat sich immer bereit erklärt etwas zu stiften.
Zwei der Pflegekinder machten das als Hobby dauerhaft und bildeten auch nach dem schulischen Kurs
einen eigenen "Flecht-Kreis", aus dem einige Kinder aus dem Dorf kamen.
Andere bastelten Seifenkisten und veranstalteten Rennen damit-
ein Junge hockte die ganze Freizeit beim Anwalt und las und hörte zu.
Daß die sechs Kinder in der Schule überdurchschnittlich gut waren, braucht man nicht zu betonen.
Selbst der lernschwache Junge aus schlechten Verhältnissen entwickelte sich zu einem
mit dem berühmten "grünen Daumen",
ein allemal guter und ethisch toller Beruf des Gärtners, den er mit aller Macht anstrebte.
Die Kinder sollten auch nur eine bestimmte Zeit "untergebracht" werden, da waren die Behörden ziemlich eindeutig.
Mir liegt das Wort "eifersüchtig" auf der Zunge.
Wie man lernt und Erfolg haben kann, das sahen die Pfleglinge auf dem Mönchshof in manigfacher Art und Weise.
Immer wieder kommt etwas, was keiner vorher gesehen hat- die kleine Autowerkstatt bekam "Besuch" vom Ordnungsamt:
Es wären Beschwerden eingegangen, dass die dort abgestellten Autos Öl ins Erdreich abgeben würden
und dieser Sache müßte man nachgehen.
Die beiden Autoschlosser haben schon immer Pappe unter die Motoren gelegt-
sicher ist sicher- aber das beeindruckte die
Herren der Behörde nicht.
Sie müßten sofort eine bauliche Maßnahme zum Ölabscheiden einbauen lassen,
alles versiegeln und jeden Schritt kontrollieren und genehmigen lassen.
So viel Geld war nicht da, also wurde die Werkstatt dicht gemacht,
alle Teile und die paar alten Wagen vom Schrottplatz abholen lassen.
Zwei Kundenfahrzeuge wurden noch instand gesetzt und das war's - das "aus".
Mit Hilfe des Anwaltes konnte man gröbere Strafen verhindern,
weil dieser zu sofortigen Schließung des Ladens riet.
"Schade um die beiden Jungen" meinte Peter, daraus hätte was werden können..
Wer hinter dieser Anzeige steckte, hat man nie erfahren.
Die Autoschlosser drückten nun weiter die Schulbank-
Den Parkstreifen hat man gelassen, das ist immer praktisch, weil dann der Hof frei blieb,
welchen man mit baulichen Maßnahmen ein wenig von der Zufahrt abgrenzte.
Ein schöner alt gepflasteter Platz mit dem Misthaufen in der Mitte, das hat etwas,
das wollte keiner missen.
Rosa hat eines der Mädchen mit ihrer Ölmalerei "angesteckt".
Nach einem halben Jahr Leerstand der Werkstatt kamen die beiden,
Tim und Jan vorbei und hatten einen Plan vorzulegen:
Wir haben vor die Werkstatt und den Parkplatz neu zu pachten,
diesmal würden wir die Selbständigkeit auf uns nehmen
und weiter unter der Egide des Mönchshof arbeiten,
zu den gleichen Bedingungen.
Ein koreanischer Autohersteller will in Deutschland Fuß fassen und ist bereit die Werkstatt
und den Parkplatz
modern und gesetzeskonform zu gestalten.
Diese stellen einfache Kleinwagen her, die besonders sparsame Leute ansprechen.
Nur ein Modell, eine Farbe und eine Motorisierung- und basta.
Der "Verwaltungsrat" stimmte zu, hauptsächlich aber deshalb,
weil dann der anonyme Denunziant sich so richtig ärgern wird..
Es dauert nicht lange und die Bagger kamen, geschwind war alles so gemacht, wie das heute vorgeschrieben ist.
Ein paar von diesen seltsamen Kleinwagen kamen auf den Hof, ein paar Motorroller dazu,
die ebenfalls aus diesem Werk stammen und
Elektrofahrräder.
Elektro? Nun als die ersten Autochen herum kurvten, hörte man nichts- nur ein leises Surren..
Dann kam der Tag der Eröffnung und einige Leute kamen, die Presse war eingeladen und es gab Kaffee und Kuchen,
den
die Autoschlosser aus dem Dorf besorgten.
Sie wollten gerne für sich sein, damit sie niemanden zur Last fallen; "nur deshalb" wie sie betonten.
Einige Leute haben sich für eines der Fahrzeuge interessiert,
es war eine ganz blitzsaubere Werkstatt für ganz blitzsaubere Fahrzeuge geworden.
Hier konnte man schwerlich einen Öltropfen entdecken!
Als dann die Kontrolleure kamen und "nichts zu beanstanden" attestierten, ging die Feier so richtig los.
Merke:
Es kann der Friedlichste nicht in Ruhe leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt -
und wenn dieser noch so weit entfernt ist,
wie in diesem Falle.
Ladestrom war genug auf dem Hof- sogar eigener Strom!
Beide Autoschlosser stürzten sich in die Arbeit- zwei Meister und kein Geselle?
Aus dem Dorf meldeten sich schnell zwei junge Frauen, die Autoschlosser lernen wollten.
Heute ist alles möglich - warum nicht?
Peter kam die Sache etwas sonderbar vor- er sagte aber nichts.
An der Einfahrt zum Hof war nun ein Fahnenmast mit dem Firmenemblem des Fahrzeugherstellers
neben dem des Mönchshofs.
Das Interessante war, daß die Autochen nicht per Autotransporter kamen, sondern in Kisten -
als Einzelteile geliefert wurden.
In der Werkstatt war also immer einer am schrauben und der andere im Verkauf oder Reparatur beschäftigt.
Die Fahrzeuge waren sehr einfach gestrickt, was den Aufwand in Grenzen hielt-
an jedem Rad ein kleiner Motor, etwas Batterie, etwas
Achsen und Steuerung,
die Modulbauweise der Karosserie war in Kunststoff.
"Hochfest und leicht mit Bambusfasern", wie die Werbung versprach.
Intelligent gebaut, leicht und günstig zu reparieren.
"Rennwagen" waren das nicht- eher "Öko - Modus" in der Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit,
deshalb war die Reichweite recht gut.
"Wer kauft denn sowas?"
wurde gefragt- Achselzucken war die Antwort.
"Laß den jungen Leuten die Chance nutzen", meinte Elli- dem Peter war es lieb und wert,
wenn sein alter Kadett wieder seine Betreuer auf dem Hof
hatte.
Das Einkommen war freilich bescheiden, das die beiden Jungen damit schafften,
mit so wenig hätten sie nicht gerechnet.
Es reichte nur für einen - also mußte wieder neu überlegt werden.
Der Ölabscheider war nun eingebaut, was lag also näher, als den alten Reparaturbetrieb wieder aufzunehmen?
Schnell waren die Kunden wieder da und freuten sich und wie man hört,
ärgerte sich die drei teuren Autohändler in der Stadt.
Von den herkömlichen Altwagen, die wieder mühsam geflickt wurden,
sind später einige Kunden auf die neuen
Kleinstwagen umgestiegen, von denen zwei als Ersatzwagen liefen, während das kaputte Fahrzeug repariert wurde:
Wer nur kurze Strecken zu fahren hat und alleine oder zu zweit darin sitzt, dem reicht das dicke.
Wer überholen will, soll das gerne tun.
Die heile Welt kam irgendwie wieder und das war gut so:
Die beiden weiblichen Azubis hatten ihren Job und irgendwie waren die seltsam zu den beiden jungen Meistern.
Auf alle Fälle schafften die Vier wie die "Kesselflicker".
Rosa und Elli und Thea tuschelten die ganze Zeit irgend etwas- die Männer kümmerte das nicht,
auch wenn diese Aktivität recht
deutlich geworden ist.
"Paß mal auf, ich denke, wir bauen die Scheune oben aus - wir werden bald zwei Wohnungen brauchen.."
Das Frühjahr und die Schwalben- die bekanntlich noch keinen Sommer machen..
Die Männer merkten - wie immer - nichts von dem Geturtel.
Tim bekam eine Erbschaft ausgezahlt, was recht passend kam:
Er kaufte sich -mit Billigung aller Mönchshöfer- den 9. Teil des Hofes und bürgte für den 10. Teil,
den er dem Kumpel Jan
versprach: "Der zahlt mir das mit links".
Diese Anteile waren freilich geringer, aber immerhin!
Sicherer konnte man sein Geld nirgends anlegen, der Meinung war auch Rolf,
der Sparkassenmensch und der Anwalt Willi, die
alles rechtlich absicherten.
Jeder war froh, daß nun zwei ? junge Leute nachrücken - was wäre aus der Idee des Hofes geworden,
wenn nach und nach die Alten wegstürben?
Die Pflegekinder wechselten, die Verhältnisse blieben.
Als Erwachsene kamen sie mal eben auf einen Kaffee vorbei- wie schön.
Die drei Unken hatten recht- es hat sich gelohnt, die obere Scheune auszubauen!
Zwei Paare bildeten sich- Tim und Usch, Jan und Petra.
Die Lebenseinstellungen paßten perfekt zur Mentalität des Mönchshofes.
Besser konnte es nicht laufen.
Ein Kunde erzählt:
"Ihr habt ja ein interessantes Konzept mit dem Mönchshof gewagt, das muß ich sagen.
Andernorts ist eine ähnliche Gemeinschaft dabei, ganz ohne Modernitäten zu leben - ohne Strom,
ohne Wasseranschluß oder Internet,
Telefon und Abwasserkanal gibt es dort auch nicht.
Die wohnen etwas weiter draußen und lösen alles selbst- wie, das weiß keiner so recht.
Vermutlich haben die einen Brunnen und weiter weg einen Klärteich, aber ganz ohne Strom?"
Das war bei dem ersten Treffen der 4 Freunde auch schon im Gespräch,
man hat sich aber doch anders entschieden.
Er fuhr fort:
"In der Stadt ist doch das alte Ratshotel, das schon länger leer steht-
das gehört nun einem Investor, der hat es geschwind herrichten lassen
und 200 Asylanten reingesetzt.
Für jeden dieser Leute bekommt er 39 Euro pro Tag für die bloße Unterkunft
und wenn die verpflegt werden, das Doppelte oder eher das Dreifache, wie man munkelt.
Bei einem Unkostenabzug wäre ein Bruttogewinn von 50 Euro am Tag pro Person drin- im Monat 10.000 Euro !
Das nenne ich ein effektives Modell!"
Ja, aber- stammelte Peter- wer will denn das, das Gebäude kann man hinterher glatt abreißen- oder?
Der Kunde meinte:
"Das soll unsere Sorge nicht sein, das ist von oben so gewollt,
das hat man auch im Gemeinderat so erzählt..
das ist immer noch besser als Zwangseinquartierungen, die lt. Gesetz zulässig sind!"
Peter war entsetzt- welche Partei hat das denn beschlossen?
"Vermutlich alle, sagte der Kunde- das ging klammheimlich über die Bühne".
An diesem Gespräch nahmen spontan noch ein paar andere Leute teil-
wie das so ist auf dem Dorf- die alle einer Meinung waren:
Die machen grad was sie wollen, wenn man die Stimme erst einmal abgegeben hat, sind alle Hasen gefangen!
Man grüßte und verabschiedete sich- jeder ging seinem Gewerk nach, diesmal nachdenklicher.
Die Tage vergingen in aller Ruhe, die Nachstellungen hatten aufgehört.
Durch die Jungen kam gutes Geld in den Fond, das kam allen zugute,
auch dem Abtrag für die Energiemodule auf den beiden Scheunendächern.
Die Pflanz-Saison war immer ein Highlight auf dem Hof,
wo man Pflänzchen und Sämlinge oder Stecklinge verkaufte.
Ein Autor hat seine Buchreihe dort deponiert und freut sich über jedes verkaufte Exemplar
der Gartenbücher und Ratgeber.
Der Hof war irgendwie in aller Munde- woher wußte dieser Buchautor von unserem Hof?
Wir machen doch keine Reklame und im Internet sind wir auch nicht zu finden- oder etwa doch?
Der koreanische Hersteller hat wohl die Adresse als eine seiner Werkstätten
auf der Liste veröffentlicht- wer weiß?
Irgendwann kam per Zufall heraus, daß eines der älteren Pflegekinder, das heute bereits in Ausbildung ist,
eine Bilderserie mit Bericht über den Hof gemacht hat, im Rahmen einer Projektwoche der Schule.
Die Lehrer fanden das wohl gut genug, daß sie es auf die Schulseite gestellt haben.
So passiert es, daß man plötzlich im Web bekannt ist.
Hartmut meinte zum Ulrich:
"Autsch, schau doch bitte mal nach meinem Knie-
das ist besser als ein Barometer und heute tut es wieder besonders weh!"
"Jaja, das kenne ich, herzlich willkommen beim Über - Sechzig, ich habe da eine gute Salbe.."
Danke, ich hoffe doch, daß die hilft-
"klar, ein bisschen Glaube ist beim Heilen immer dabei!"
Bei den Jungen tut sich irgend etwas - ich glaube die tun sich fest zusammen, sinnierte man..
gut, daß wir die beiden Wohnungen bald fertig haben.
In der Werkstatt hat das noch keiner mitbekommen, das gibt eine feine Überraschung -oder?
"Das will ich meinen, hoffentlich geht alles gut und die haben sich noch nicht anderweitig umgesehen"
Die Verkündigung oder Einladung zur Besichtigung der Wohnungen überließ man Peter,
der generös seiner Hausherrenpflicht nachkam.
Hee- ihr Vier- hört mal auf mit dem Geschraube, ich habe da etwas für euch..
Verschwitzte Gesichter schauten ihn an- der Peter!
Was der wohl will- der ist doch schon ewig nicht mehr in der Werkstatt gewesen..
leise widerstrebend gingen alle mit, es war noch so viel zu tun für diesen Tag,
am nächsten Tag soll neue Lieferung kommen und
zwei Fahrzeuge waren noch immer in Einzelteilen verpackt..
"Was hast du in der Scheune versteckt? Etwas zum reparieren?"
Nicht ganz- bitte die Treppe hoch!
Oben war ein kleiner Flur mit breiten Türen links und rechts.
Ein Oberlicht spendete gutes Licht, das eine hohe Topfpflanze gierig aufsog.
Die beiden Paare wurden je in eine Wohnung geschoben ..
Petra und Usch gaben zusammen eine spitzen, schrillen Freudenschrei von sich.
Alle Wände, bis auf die jeweilige Giebelwand waren schräg- aber die Räume waren hoch, hell und luftig,
mit Holzbalken-Konstruktion als Raumteiler und guten komfortablen Dachfenstern in bequemer Höhe.
Peter: "Wir haben alles mit Gipskartonplatten gemacht, dahinter ist das Dach gut isoliert.
Wie ihr die Wände gestalten wollt, ist euer Problem.
Die Leitungen liegen alle und sind angeschlossen.
Viel Spaß damit !
Mein Gott, ein Traum für junge Leute - die Frauen begannen gleich zu fachsimpeln:
Das gibt ein Wohnzimmer, dort kommt das Bett hin- dann kann man im Liegen die Sterne sehen!
Und hier ist ein guter Raum für das Kinderzimmer..
"Kinderzimmer?!" fragten die beiden Schrauber verblüfft, "wir haben doch kei..."
Nun ging Peter ganz leise und geschwind nach unten- er hatte noch viel zu tun an diesem Tag.
Morgen mußte wieder einmal Dung vom Pferdehof geholt werden.
An diesem Abend hat man die vier Schrauber nicht mehr gesehen, im Laden und Werkstatt waren sie auch nicht..
Dafür mußte Peter den anderen Mönchshof-Bewohnern mehrfach ganz genau erzählen,
wie die Sache abgelaufen ist.
"nun habe ich aber Fusseln um den Mund und einen ganz trockenen Hals-
ich hole mir erst mal einen Apfelwein und
gehe früh zu Bett, morgen früh ist die Nacht vorbei.."
Diesen Spruch hatte er immer drauf.
Rosa brachte ihm noch zwei Frikadellen und den Rest vom Kartoffelsalat, den die Kinder nicht geschafft haben.
Nach und nach gingen im Hof die Lichter aus, geredet wurde aber noch recht lange in den Betten.
Die Behörde wollte unbedingt die 6 Pflegestellen auf dem Hof beibehalten,
was sehr ungewöhnlich für die Leute ist,
die dort sitzen.
Geldlich hat sich das immer gelohnt, aber noch viel mehr für die verkorksten Kinder oder Jugendlichen,
denen es im bisherigen Leben nicht gut ging.
Es ist auch niemand rückfällig geworden, was immer zuvor angestellt worden war.
Jeder Pflegling wußte ganz genau:
Wenn ich mir das verscherze, habe ich ein Problem.
Der andere Tag kam, Hähne krähten auf dem Mist- wo sie originär hin gehören-
und die Sonne ging auf über den Solarzellen..
Kaffeewasser pfiff, irgendwo machte es "bling",
Geschirr klappert allerorten, Badezimmergeräusche und die Stimmen schwollen an.
Peter war wieder früh auf- er war immer viel zu früh, was vermutlich an seinem Mittagsschläfchen liegen mag-
er hat nur etwas Brot mit selbstgemachter Marmelade verputzt und hat sein Traktorgespann angeworfen -
eine Dieselwolke stieg auf und weg war er.
Die Pflegekinder gingen zur Bushaltestelle, der Willi blieb im Bett,
er hatte wieder einmal eine Erkältung und wurde von
Ulrich und Rosa behandelt,
die schon auf den Beinen waren.
Hartmut macht heute "blau", wie er sich ausdrückt- dabei hat er die Rechnung ohne Thea gemacht..
"Nix da, ich brauche deine Hilfe beim Umgraben im Gewächshaus!"
Die vier Schrauber waren noch nicht zu sehen, die öffnen erst um acht Uhr,
weil sie noch einen Anmarschweg zurückzulegen haben.
Rolf fährt auch schon zur Arbeit,
Elli räumt noch ab und macht die Betten- um dann ins "Office" zu gehen, wie sie sagt.
Ein ganz normaler Tag.
Es dauert nicht lange, dann sind die ersten Patienten beim Ulrich im Wartezimmer,
die ersten Kunden rollen an und wollen Eier oder Obst kaufen oder
besuchen die Werkstatt.
Langeweile? Was ist das? Wo ist der Hund?
Er sabbert die Reste in einem günstigen Moment ab-
wird mit einer Frikadelle fündig und verabscheut auch die restlichen
Plätzchen vom Vorabend nicht..
(Noch bevor abgeräumt werden konnte- auf leisen Sohlen!)
Ohne die Eigenleistung wären die beiden Wohnungen nur mit einem neuen Kredit bezahlbar gewesen,
ging Rolf durch den Kopf, der nicht gut einschlafen konnte.
Man kann nur hoffen, daß bei den Jungen alles so klappt, wie die sich das so vorgestellt haben..
Dann schlief er ein und mußte am nächsten Morgen geweckt werden- Elli schickte den Hund- das wirkt immer.
An diesem Morgen schliefen alle etwas länger, bis auf die Schrauber, die haben wohl kaum ein Auge zugemacht,
sie hatten alle dicke Ränder unter den Augen.
In der Werkstatt wurde froh gepfiffen, die Türen waren auf, die Vögel sangen mit,
der Hund ging genervt
zu seinem Wohnwagen..
An diesem Tag kam ein Möbelwagen und alle haben geholfen, die Sachen in die neuen Wohnungen zu bringen.
Luxus gab es auch bei den Jungen nicht, ein wenig moderner - das war auch schon alles.
Geld spielte auf dem Mönchshof noch nie die wichtigste Rolle, es gab ganz andere Sachen,
die viel wichtiger waren.
Die seltsamen kleinen Elektroautochen verkauften sich nicht schlecht- als erst einmal eines davon fuhr,
hat sich das schnell herum gesprochen.
In den alten Ortskernen sind viele Häuser, die kaum Abstellplatz für ein Auto haben-
da kam so ein kleines Fahrzeug gerade recht.
Damit waren zwei Leute gut mobil, um Ausflüge in der weiteren Region zu machen
oder den Wocheneinkauf zu erledigen.
Weg vom Öl, weg von "der Tanke" und bei der Versicherung war das auch viel billiger, die Reifen waren billiger,
besonders die Ersatz- und Karosserieteile waren günstig auszutauschen und nicht so wirr konstruiert,
daß ein Scheinwerfer tausend Euro kostet,
wie das bei vielen modernen Fahrzeugen der Fall ist.
(Kein Witz)
Die Wartung ist auch deutlich günstiger als bei einem herkömlichen Auto, dessen Fahrer immer neidischer wurden,
wenn sie die Reparaturpreise der Elektro-Dinger im Aushang sahen, wie sie die Kleinstwagen nannten..
Im Unterschied zu anderen Autohäusern hatten die Jungen nur eine Werkstatt,
kaum Verkaufsfläche und schon mal gar keine Finanzierungsangebote.
Eigentlich wäre das keine Konkurrenz zu den anderen Anbietern gewesen
und dennoch wurden sie bekämpft mit allen Mitteln.
Günstigere Reparaturen mit Gebrauchtteilen war ihr Programm,
das hatte durchschlagenden Erfolg bei wenig zahlungskräftigen Kunden,
von denen es immer mehr gibt, zumal die heutigen Autos immer umfassender ausgestattet
und sündhaft teuer geworden sind.
Die Werkstatt hatte immer gut zu tun und das wurmte die Konkurrenten.
Da die Jungen nun vollwertige Mönchshof-Mitglieder geworden sind,
hatten sie "den Rücken frei", wenn es um Abrechnungen und Steuern ging.
Die Aufträge waren in der Werkstatt, die Quittungen und die Kasse kam jeden Abend
"ins Office" im 1. Stock zur Thea.
Mitnahme von Fahrzeugen nur gegen bar sollte die Regel sein, aber viele Kunden mußten "abstottern",
weil sie schlicht nichts hatten.
Sie waren dankbar, daß nichts von den Schulden nach außen drang,
viele hätten auch keinen Kredit mehr bekommen.
Immer mehr Billigjobs und Zeitarbeit und halbe Arbeitsstellen oder kurzfristige Beschäftigungen
oder die Frau war arbeitslos..
..Handyverträge, Sch uhfa und andere Dinge, wie die dringend benötigte Öl-Lieferung
oder Energienachzahlung waren die Ursachen.
Die Leute in der Gegend waren aber eigentlich immer ehrlich, ab und zu mußte mal einer "erinnert" werden,
das war es aber auch schon.
Im Internet hat Tim einen gebrauchten Abschleppwagen gefunden -
der aber erst einmal hergerichtet werden mußte -
als er mit dem Ding die Einfahrt hoch gehumpelt kam, dachte jeder an "das Ding aus dem Sumpf"
oder wie dieser Film hieß..
Auf alle Fälle war der alte Abschleppwagen die Attraktion des Tages, von allen mit Mißtrauen betrachtet.
In jeder freien Minute bastelten die Jungen daran herum.
Neue Polster auf die Sitze, Innenraum auffrischen, ausbeulen, spachteln,
grundieren, lackieren - auch mal etwas schweißen -
das hatten sie schließlich gründlich gelernt in ihren Ausbildungen.
Der Wagen sollte nur für den eigenen Bedarf sein, ohne Automobilclub oder so,
sonst wäre immer einer damit unterwegs gewesen -
was den Sinn der gemeinschaftlichen Idee ruinieren würde,
der Wagen sollte mehr für die eigenen Kunden ein Dienst werden.
Mit diesem Wagen konnte man auch schwere Sachen, wie Motoren und Getriebe vom Autoverwerter holen- sehr praktisch.
Das "Ding aus dem Sumpf" war bald ein schmucker Oldtimer, sogar mit relativ neuen Rädern.
Auf eine Beschriftung hat man verzichtet, um die Mitbewerber nicht noch weiter zu provozieren.
Nach der Pflanzsaison ist wieder mehr Ruhe eingekehrt-
manche Dorfbewohner haben den Hof als Ziel für den Spaziergang gemacht,
von dem man ein paar Eier oder Salat mitbringen konnte.
Ein recht guter Waldweg führt oberhalb der kleinen Landstraße durch das Wäldchen und über die Felder-
hier geht man ruhig und
sieht noch etwas von der Landschaft.
Willi hatte schon längst seine Pension, Peter eine Mini-Rente,
Hartmut und Thea waren kurz vor dem Rentenantrag, die anderen
hatten noch ein paar Jahre bis zum gesicherten Einkommen.
Alle lebten recht billig auf dem Hof, Miete war keine zu bezahlen und so kam man über die Runden.
Neben Hartmut, der seine Pavillions und Gewächshäuser gut verkaufen konnte,
war die Werkstatt das zweite sichere Standbein für alle.
Der Umsatz aus dem Lebensmittelsektor war nicht so stark, daß man von einem Geschäft sprechen konnte,
weil im Supermarkt die Sachen viel billiger und immer
zur Verfügung waren.
Mancher kam mit einem schweren Wagen auf den Hof gefahren und wollte keine 2,40 Euro für 10 dicke Eier zahlen:
"Im Diskountermarkt kosten die Eier nur 99 Cents!"
Es hatte auch keinen Sinn, darauf hinzuweisen, daß es Bio-Eier
und auch noch viel dicker waren, die hier auf dem Hof verkauft wurden-
man kann die Kunden heute nach dem Auto beurteilen, mit dem sie kommen..
Dumpfbacken sind nicht nur dumpf, sie bilden auch eine Gefahr, weil sie gerne hinterhältig sind.
Bald kam ein Lebensmittelkontrolleur auf den Hof, der alles untersuchen wollte:
Ein Kunde hat sich beklagt, weil er Durchfall bekommen hat - vermutlich von ihren Eiern.
"Sind die denn nicht gestempelt? Wo kontrollieren sie die?"
Da konnte der Ulrich helfen, der darin recht gut ausgebildet war-
fortan wurde nur noch an ausgewaehlte Kunden verkauft..
..und der Rest dem Eigenbedarf zugeführt.
Das galt nun auch für Hühner, Hähne und Hasen, die nur noch an ganz bestimmte Leute verkauft wurden.
Immer wieder kamen Kontrolleure, die sich für den Brandschutz,
für die Abwässer und die Hygiene und sogar für den "nicht angeleinten Hund"
interessierten,
für den niemand Steuern zahlte.
Willi konnte das alles leicht abblocken:
"Auf einem Hof, der weiter als soundsoviel von der nächsten Siedlung entfernt ist,
müssen keine
Steuern entrichtet werden, er geht als Wachhund durch."
Die Gemeindeverwaltung war niemals kooperativ,
die Lebensmittelkontrolleure schon eher und die Dorfbevölkerung war zunehmend auf der Seite
des Mönchshofs, aber eben nur jene, die Eier und Gemüse etc. hier kauften.
Der Willi darf niemals sterben, lachten alle und freuten sich, wenn sie wieder einmal gewonnen hatten.
Der Beamte der Finanzbehörde machte keinen Ärger, da er um die gründliche Buchführung von Thea wußte.
Die Renten wurden nach und nach genehmigt und boten mehr Sicherheit für den Hof,
was der Ausstattung zugute kam.
Selbstverständlich wurden die Elektroautos von den Kunden favorisiert
und als Neuwagen bei den beiden Schraubern gekauft,
was denen nochmal Provision brachte.
Inzwischen waren 3 Kinder zur Welt gekommen- bei Tim und Usch.
Bella, Kurt und Rosaria.
Platz war ja mehr als genug in der riesigen Scheunenwohnung.
Nun kam auch noch genug Kindergeld herein- aber eine Schrauberin fiel aus,
die mit dem Nachwuchs sehr beschäftigt war.
Jan und Petra wollten noch warten.
Die älteren Bewohner machten sich den täglichen Grenzgang zur Pflicht,
ein wenig Fitness muß schon getan werden,
wenn man in die Jahre kommt.
Elli veranstaltete wieder einmal ein riesiges Essen mitten auf dem Hof - mit einer gewaltigen Pfanne:
Pellkartoffeln und einen Berg frischen grünen Salat mit duftenden Kräutern und Rührei mit Speck..
Die Jungen haben Unmengen verdrückt, kein Wunder, wenn sie den ganzen Tag hart arbeiten.
Der selbstgemachte Wein floss in Strömen - anschließend legte man sich zum Mittagsschläfchen aufs Ohr.
An diesem Tag hat keiner mehr gearbeitet, keiner geschraubt- und die Kunden nahmen es mit Geduld.
Ab und zu kam einer mit der alten Milchkanne oder Flasche und holte vom Peter dessen berüchtigtes "Stöffchen"-
ein paar Feinschmecker waren im Dorf schon noch zugegen, keine Diskounter- Käufer oder Billigheimer,
die sollten mit ihren "Boliden" und "SUV" bittesehr besser zum Supermarkt fahren!
Die Geschäfte sollen nicht ausgedehnt werden, darin waren sich alle einig.
Die Tenne aber, die sollte zum Hofladen ausgebaut werden,
damit die Kunden nicht auf dem ganzen Grundstück herum irrten,
um eine Salatkopf zu kaufen.
Es läuft ja niemand mehr, jeder kommt mit einem großen Wagen an,
der viel Parkraum stiehlt.
Ein neuer Tag, ein neues Glück.
Diesmal wollte man sich Zeit lassen und den Plan für den Laden in aller Ruhe angehen lassen.
Zu "feierlich" sollte dieses Vorhaben auch nicht werden- ganz einfach bäuerlich oder abgeteilt?
Was passiert mit dem Traktor und den Wagen und Gerät?
Das war also auch nicht der Weisheit letzter Schluß.
Um Kosten zu sparen, so meinte schließlich Thea, die am ehesten davon profitieren würde,
wäre eigentlich eine Art Wagen..
Peter hob an: So wie ein Marktwagen? Das ist aber sehr teuer!
Nein, eher wie ein italienischer Obstwagen von früher- aus Holz,
mit zwei alten Holzkutschenrädern und einer Deichsel dran, damit man das Ding aus der Sonne ziehen kann,
wenn es im Sommer für den Salat oder die Eier zu warm wird.
Das ist kein Problem, meint Peter, so ein Ding steht im Dorf schon seit langen Jahren -
ich frage mal den Kurt, ob er mir das verkaufen mag..
Und so kam es auch- bald wurde der Wagen abgeholt - angehoben mit dem Abschleppwagen und auf den Hof gestellt.
Nun muß nur noch eine wetterfeste Plane oben drauf- und die Plane braucht auch ein Gerüst.
Das Gerüst war geschwind gemacht, ein paar uralte Obstkisten waren genau richtig,
die auf der breiten Seite schräg gestellt
die dort eingelegten Waren fein präsentieren werden.
Elli hatte keine Ruhe- nun fuhr sie in die Stadt und besorgte sich knallgelbe Wachstuch-Tischdecken,
die gut paßten.
Als diese angebracht waren, der Wagen in "Nussbaumfarbe" gestrichen, sah das schon ganz toll aus.
Der Wagen wurde zu linken Scheune gefahren, die der Werkstatt gegenüber auf der anderen Seite des Hofes ist,
dort ist das Ding weit genug vom Mist weg, - nicht daß noch einer Anstoß nimmt!
Von nun an wurde der Wagen morgens früh bestückt mit Salat,
Radieschen, Radi, Kohl, Mangold und anderem Gemüse,
was gerade die Experimentalphase oder Saison hatte.
Eier im Karton - immer alle Größen gerecht gemischt und keinesfalls pedantisch sortiert.
Wer hier kaufen will, muß nehmen was da ist!
Elli verstand dabei keinen Spaß, auch nicht, wenn Kunden jeden Salatkopf antaschten
und achtlos wieder zurück ins Regal warfen.
Die Leute, die sie verkraulte, kamen nie wieder und die, welche sich zu benehmen wußten,
brachten neue Kunden mit.
Im Sommer und Herbst waren einige Fruchtsorten in den Kisten!
Alle waren sich einig- man hätte, könnte, dürfte - aber wollte nicht vergrößern
oder "richtig Umsatz machen", -
der Mönchshof stand für eine ganz besondere Lebensphilosophie:
Die Schrauberfamilien sind auch mal zwischendrin zum Weier gegangen um sich zu erfrischen
oder ein Sonnenbad zu nehmen,
manchmal haben sie sich dort verpflegt und ein Picknick gemacht.
Urlaub?
Was ist das?
Und wozu braucht man das?
Willi begann sich zu langweilen und sann auf neue Beschäftigung -
körperlich ging nicht mehr viel aber geistig war er noch sehr fit!
Fortan begann er Leute zu sammeln, die etwas gegen den Bürgermeister hatten -
oder von diesem gedrückt worden sind.
Es war noch alles sehr geheimnisvoll.
Eines Tages quoll es aus ihm hervor:
Ich habe Klagen von 7 Leuten laufen,
die vom Bürgermeister in ihren Rechten beschnitten worden sind.
Die will ich zu Gericht bringen und zudem noch eine von mir,
weil er im Amt Vorteilsnahme betrieben hat- ich habe Zeugen.
Das wäre doch gelacht, wenn man diesen schrägen Vogel nicht endlich los werden könnte..
Den Mönchhofsbewohnern hat er sonst nichts mehr dazu gesagt-
eines Tages verlautbarte die Gemeinde, daß der Bürgermeister "aus gesundheitlichen Gründen"
sein Amt aufgegeben habe,
desgleichen das als Kreislandwirt.
Er hat eine private Spende an den Kindergarten gegeben um einen Vergleich zu erzielen.
Soso, meinte Peter, welch ein Zufall.
Die Posten sind hoch dotiert und schnell fand sich ein anderer Studierter, der die Nase ebenso hoch trug.
In der Gemeindeverwaltung hat man den Bauunternehmer und den Holzhändler nicht mehr gesehen,
zumindest nicht außerhalb ihrer geschäftlichen Belange.
Desgleichen hielten sie sich vom Stammtisch fern, damit niemand "lange Ohren" bekam.
Als der nun ehemalige Bürgermeister nochmal kurz auf das Thema zu kommen versuchte,
wobei er sich nicht zu schade war, auf dem Mönchshof bei Willi vorstellig zu werden,
verließ er alsbald mit hochrotem Kopf den Hof, als der Willi hinterher rief:
Machen sie nur weiter so, dann werde ich die Subventionen ihres Hofes unter die Lupe nehmen lassen..
Man hat nie wieder etwas von ihm gehört, er soll auch niemandem im Dorf mehr geschadet oder nachgestellt haben.
Willi war gut drauf und genehmigte sich zur Feier des Tages ein Fläschchen Sekt..
ganz für sich alleine.
Den Rest des Tages verschlief er in seinem Liegestuhl, mit einem Buch auf dem Bauch- der Hund lag daneben.
Ein Pflegesohn hat das mitbekommen und war nun geradezu besessen von der Idee Anwalt zu werden.
Ein arges Vorbild war zur Stelle und Willi gab alles, um den Jungen "auf Vordermann" zu bringen.
In jeder freien Minute wurde gepaukt und gelesen und wieder gepaukt..
Man darf wohl annehmen, daß der Hof viel mehr Probleme bekommen hätte, gäbe es hier keinen Willi.
Es kann der Friedliche nicht in Frieden leben, wenn es dem .. nicht gefällt.
Nun hat der "Erklär-Bär" ein Opfer gefunden, das willig mitmacht -
das war die Meinung aller auf dem Hof.
Die Tage vergingen und Peter hat gerade seine Forellen aus dem Rauch geholt,
die heute von einem Gastromen abgeholt werden sollten.
Er traf den Jan, der gerade Pause machte und die Füße in den Teich hielt:
"Der Willi meinte heute Morgen zu mir, daß die Petra Nachwuchs erwarte
und er wünsche sich, daß das Kind Willie heißen soll"
Das habe er, der Willi geträumt und mir erzählt, so Peter weiter.
Jan wunderte sich über den wunderlichen Alten immer mehr -
"ich kann sie ja mal fragen, eigentlich müßte ich das gemerkt haben!"
Ach was, Männer merken das zuletzt.. war sie irgendwie anders, weicher, weiblicher?
Äh- ja, das kann durchaus sein.
Aha.
Als Petra in die Werkstatt kam, hat der Jan gleich gefragt -
"Ich habe gerade eben gebrochen, da warst du aber schon in der Werkstatt"
Sie war ziemlich bleich und wirkte- tatsächlich- weiblicher als sonst schon der Fall war.
Woher wußte der Alte das?
Gibt es tatsächlich "Visionen"?
Wie auch immer - die Freude war groß, zumal irgendwie immer ein "Komplex" entsteht,
wenn die Nachbarin gleich drei Kinder hat und sie selbst nicht eines..
Abends wußte es jeder auf dem Hof, nicht von Peter und auch nicht von Willi.
Die Autowerkstatt lief gut, sie beschränkten sich auf Reparaturen
und ließen die koreanischen Produkte einschlafen,
die immer weniger Nachfrage hatten:
Ihre Klientel war die mit dem geringen Einkommen, die mit den alten Autos,
die praktisch eher wiederbelebt wurden..
Nun kam auch die Fahne an der Einfahrt wieder weg.
Reklame war bei dieser Werkstatt nicht nötig, die "Mund zu Mund Propaganda" war viel wirksamer.
Immer mal mußte einer der Kunden abgeschleppt werden, die Karren waren allesamt ziemlich betagt.
Der Autoverwerter kam öfter mal vorbei und brachte dies oder das, was telefonisch bestellt wurde
inzwischen selbst vorbei- angetrieben durch Neugier.
Dabei entstand immer ein kleines politisches Symposion,
bei dem es hoch her ging, lautstark zuweilen, aber auch mit Gelächter.
Der Einzige mit Zeitungsabo war der Willi, bei dem traf man sich, wenn dies oder das interessierte.
Dort las er von einem Fachanwalt, der sich auf Kommunalrecht spezialisiert hatte.
Mit diesem wollte er sich mal "beriechen", damit Neuigkeiten ausgetauscht werden konnten,
evtl. Gesetzesänderungen und neue Verordnungen, die ihm, dem Willi, bei aller Sorgfalt ausgekommen waren.
Irgendwann kam dieser Theodor von Gütelshausen auf den Mönchshof vorgefahren -
an einem Sonntagmorgen, seine Freizeit zu einem Ausflug nutzend.
Seine Frau Gundula fuhr den dicken Benz behutsam in die Parkbucht,
schwerfällig knirschten die mächtigen Reifen auf dem Kies.
Wer hat schon mal einen toprestaurierten "600er" in Langausführung gesehen?
Das rabenschwarze Monster beeindruckte heute noch genau so wie zu alten Tagen.
Die beiden Insassen waren bei Willi- und kamen erst zum Kaffee auf den Hofplatz,
wo Elli geschwind
etwas aufgebaut hat.
Die jungen Schrauber unterhielten sich:
"Man, die stinken ja vor Geld!"
Nach dem Kaffee, wo alle gut auftauten und sich über die Unkompliziertheit der Gäste wunderten,
verabschiedete man sich und gedachte "gerne mal wieder zu kommen", weil es hier so idyllisch sei.
Die 8 Zylinder Maschine grollte leiste und sonor, als die schwere Limousine rückwärts auf den Weg stieß,
um dann fast geräuschlos davon zu schweben.
"Mein Gott, die haben anthrazitfarbene Gardinen im Auto!"
Und eine Bar und Trennscheibe und damals schon Telefon..
Auf dem Hof unterhielt man sich noch lange darüber, was dieser seltsame Besuch zu bedeuten hatte.
Der Willi schwieg und das allein war schon seltsam genug.
Am nächsten Wochenende war der Benz wieder da.
Wieder vergingen viele Stunden, wo die Beiden mit Willi zusammen hockten.
Wieder Kaffee und Kuchen, wieder grollte die schwere Limousine davon..
Das ging noch zwei- drei Mal, bis Willi sich entschloß etwas zu sagen:
Wir sollten darüber beraten, ob wir noch zwei Anteile am Mönchshof dazu nehmen,
mit dem Peter bin ich schon klar, der ist im Moment gerade bei der Heuernte.
Er fuhr fort:
Die beiden sehnen sich nach einem ruhigeren Leben,
solange sie noch gut beieinander sind, wollen sie sich aus der Praxis zurückziehen.
Wenn unser "ok" kommt, würden sie gerne zu uns kommen und schon mal Verhandlungsbedingungen
mit dem Nachfolger der Praxis
erarbeiten ..
Ich bin schon recht betagt, wie ihr wißt- wer weiß, wie lange ich euch in Rechtsfragen noch helfen kann!
Willi plante immer lange im voraus, er wollte immer "Nägel mit Köpfen" machen.
Nun, gegen frisches Geld hatte niemand was, aber was ist, wenn die Beiden sich als unzuverlässig entpuppen?
Der "Verwaltungsrat" wurde am nächsten Wochenende einberufen und dabei waren erstmals Theodor und Gundula.
Was alle verwunderte- sie kamen mit einem gammeligen Käfer,
sie hatten den Benz an einen "Liebhaber" verkauft,
für sehr gutes Geld.
Sie kamen in normalen Straßenklamotten, nicht im feinen Zwirn.
Sie wollten dem neuen Leben in Bescheidenheit auch nach außen Nachdruck verleihen-
"wir haben so was von die Schnautze voll von den feinen Pinkeln, daß man es kaum beschreiben kann.."
Unser Haus ist in Köln in guter Lage, ein 3 stöckiges Geschäftshaus, das wir dem Anwaltskollegen
und seinen Companion als Gemeinschaftspraxis auf Rentenbasis verkauft haben.
Die Abwicklung der Obligationen und Beteiligungen, die wir im Laufe der Zeit angehäuft haben,
sollen Thea und Rolf erledigen- Kinder haben wir keine.
Leider.
Unseren buckeligen Verwandten soll kein Pfennig bleiben.
Sie gaben sich damit zufrieden, die Regeln der Gemeinschaft zu inhalieren-
ganz ungewohnt, wo sie doch gewohnt waren, Befehle zu geben.
Wieder kam ein Wohnwagen auf das Grundstück - wo die Beiden geschwind einzogen.
Die ganzen Möbel blieben in dem verkauften Haus, nichts sollte sie an die Vergangenheit erinnern.
So kam erst einmal Ruhe und Erholung, baden im Weier, Fisch-Essen, spazieren gehen,
den Hof besichtigen, jedes Gewerk dort zu erforschen und auch zu helfen, wo gerade Hilfe gebraucht wurde.
Lilienweiße Hände, die noch nie eine Schaufel angefasst haben, werkelten mit Eisen,
in Erde, halfen Motoren zu wuchten oder
Heuballen zu rücken..
Abends sind sie dann - ohne die früher üblichen Tabletten - müde wie die Murmeltiere seelig eingeschlafen.
"So gut haben wir noch nie geschlafen- es ist doch was anderes, wenn man körperlich arbeitet!"
Offiziell sind Gundula und Theodor im Haus wohnhaft-
sie wohnten aber immer im großen luxuriösen Wohnwagen einer süddeutschen Firma.
"Klosterputz und Balkendecke, Fernsehen und Elektrokamin, mit Feuchtraum und Umluftheizung"
Stand im Prospekt - von außen eigentlich recht unauffällig.
Der Wagen stand etwas abseits beim Fischteich, von keiner Seite von welcher die Besucher
kommen könnten - zu sehen.
Sie legten einen Splitweg an, der zum gepflasterten Hof führt,
so konnte man immer trockenen Fußes zu den anderen Mönchshoflern.
Strom wurde gelegt und Zu- und Abwasser in kleiner Dimension zu und aus der Werkstatt.
Die Fondeinlage war gewaltig, die anderen Bewohnern verschlug es glatt die Sprache-
der Anteil war jedoch für jeden Teilhaber gleich.
Nun gaben sie ein Willkommensfest - nicht etwa vom Feinkosthändler, wie man denken sollte,
sondern ganz bescheiden mit weißen Grillwürstchen, div. Senfen
und Krautsalat,
frisch gezapftes Bier und frische Brötchen, selbst gebacken.
Das kommt immer an- ganz ohne Frage.
"Wir hätten eine Idee," sagte Gundula, "wir würden gerne zum Hof ein wenig mehr beitragen
und gegenüber des Parkplatzes an der Einfahrt
auf der gegenüberliegenden Seite- sozusagen als Symmetrie-
eine 3. Scheune bauen.
Ganz genau so wie die anderen beiden Scheunen, nichts protziges."
Theodor fiel ein: "Mit dem Peter haben wir auch schon gesprochen, dem ist das recht"
Sicher, dagegen hatte niemand etwas.
"Der Wohnwagen würde dann eine Unterkunft für Gäste von uns allen,
bis die Scheune bezugsfähig ist, wohnen wir im Hänger."
Peter ging ins Dorf und sprach mit einem alten Freund, dessen Kinder das Baugeschäft übernommen haben.
Als Architekt war er gerne bereit, die Sache in die Regie zu nehmen.
Theodor und Gundula traten nie selbst in Erscheinung, es war ausschließlich Sache des Mönchhof-Fonds.
Die Bagger kamen und die Baugrube für die neue Scheune wurde ausgehoben-
im Gegensatz zu den anderen beiden Scheunen hatte diese einen ganz in der Erde versenkten Keller,
in den die neue
Heizanlage für den ganzen Hof eingebaut wurde- die alle Gebäude versorgte.
Man kann sich vorstellen, daß hier einige Arbeiten nötig wurden.
Der Heizungsbauer hat sich vor Freude nicht mehr einbekommen, er stand kurz vor der Pleite..
Nun waren im ein ganzes Dutzend Leute aus dem Dorf beschäftig.
Während der Bauphase lieferte der Bäcker und der Metzger ganze Ladungen an Brotzeit für alle,
die sich daran satt essen wollten.
Knausrig waren die Neuen nicht.
Außen Scheune, innen 6 Wohnungen !
Das Gebäude sah ganz genau so aus, wie die anderen beiden Scheunen,
selbst das Ethernit-Dach und die Tenne wurden nachgebaut.
Man mußte schon genau hinsehen, daß man den Neubau überhaupt bemerkte.
Die Auffahrt zum Hof und rund um die Scheune wurde neues Katzenkopfpflaster verlegt- alles schön einheitlich.
Die Neuen nahmen sich eine kleine 2 Zimmer-Wohnung im Erdgeschoß und einen Büro-Raum.
Die restlichen Räumlichkeiten sollten von Hartmut und Thea verwaltet werden -
deren "Office" in das Paterre der neuen Scheune umzog, schon um näher am Eingang des Hofes zu sein.
Platz war nun ohne Ende- Willi knurrte:
Nein, ich bleibe in meinem Zimmer, sonst muß ich zu viel sauber machen ..
Jan und Petra bekamen einen kleinen Willie - und waren erst einmal im siebenten Himmel.
Die Gundula und der Theodor entpuppten sich als perfekte Babysitter,
wenn die beiden Schrauberinnen ihrem Gewerk nachgingen.
Sie wurden nie müde, die Kleinen zu schaukeln und vorzulesen, den Kinderwagen zu schieben-
da merkt man: Sie haben leider keine Kinder bekommen können.
Die Handwerker und alle am Bau beteiligten Leute bekamen sofort und ohne Verzögerung ihr Geld-
durch Peter überreicht, damit alles ein wenig anonym blieb, es war ja auch eine Sache des Fonds.
Der Sommer kam und es war alles fertig - den letzten Dreck entfernten Hilfskräfte von außerhalb,
heute ist jeder froh, einen Job zu ergattern.
Die neue Scheune hat ebenfalls Solarzellen auf der Sonnenseite bekommen - wenn schon, denn schon.
Die Nachfrage nach den kleinen seltsamen Elektrowägelchen hat wieder zugenommen-
das gute Beispiel ist die beste Reklame!
Im Dorf hat niemand mitbekommen, daß zwei erfolgreiche Anwälte im Kommunalrecht im Hof eingezogen sind -
die Gemeindeverwaltung las nur die Namen und als Berufsbezeichnung "Pensionisten".
Sie vermieden jede Spinnerei und blieben fortan auf dem Boden oder besser:
Sie verbrachten die meiste Zeit auf der Wiese beim Weiher, mit den Nasen im Gras -
oder hockten auf der Bank
und haben gelesen - stundenlang, endlich war Zeit kein Thema mehr, keine Klienten im 1/4Std.-Takt.
Die "Enkelchen" waren meistens dabei und spielten still, ab und zu wurde mal Windeln gewechselt
oder
etwas zu trinken verabreicht oder eingekremt.
Usch und Petra haben die Kleinen nach Feierabend abgeholt, wie aus einem Kindergarten.
Peters Hasenbraten im großen schweren Guss-Bräter war eine Offenbarung, immer wieder ein umschwärmtes Event.
Mit Knoblauch und Lorbeer- wohl ähnlich dem Rezept meines Urgroßvaters ,
mit Knödeln und Kraut.
Schon alleine der Duft- er brauchte nie zum Essen läuten- die meisten waren schon recht zeitig am Tisch,
der dann draußen auf dem Hof
stand.
Jeder mußte über den Hund steigen..
Von nun an ging es so bescheiden wie zuvor auf dem Hof zu- niemand kam auf den Gedanken,
daß genug Geld im Hintergrund war,
wie man zu sagen pflegt.
Die Freiflächen des Talchens wurden nie in Frage gestellt, die waren allen heilig,
die Oase der Ruhe vor der Welt da draußen.
Die Dorfbewohner haben nie so richtig begriffen, wie die familiären Verhältnisse auf dem Hof waren- wozu auch?
Es reicht ja, wenn der Kindergarten und die Schule und das Finanzamt Bescheid wußten -
die Verwaltung des Hofes war strikt intern geregelt.
Inzwischen ein kleines Dorf am Rande des Dorfes.
Das "Aus" der Direktvermarktung, die immer ein gefährliches Spiel war:
Nun kam jeden Tag ein Händler auf den Hof gefahren,
der die Erzeugnisse des Hofes einlud und auf dem Markt verkaufte-
im Gegenzug liß er Brot und Brötchen und Käse und Wurst oder Milcherzeugnisse
auf dem Hof.
Dann war noch der Getränkehändler, die Post und der Zeitungsbote-
neben den Kunden der Werkstatt und freilich Hartmuts Schmiedekunden,
die immer für genug Abwechslung sorgten.
Ein neuer Tag begann mit einem satten Morgenrot, es war schon recht warm und die Vögel sangen ihr Lied.
Die Pflegekinder waren schon zur Schule gegangen, die ersten Kunden kamen zur Werkstatt,
da kam Jan mit dem Abschleppwagen
zurück vom Einsatz.
Am Haken hing ein Unfallwagen, der bis zum Eintreffen des Sachverständigen auf dem Hofparkplatz abgestellt wurde.
Zum Glück ist der Fahrerin nicht viel passiert, wieder einmal ein Wildunfall, so meinte Jan lakonisch.
Beide passen nicht auf- das Wild nicht und auch nicht die Fahrer, beide sind ohne Kopf unterwegs.
Wenn ich sehe, fuhr er fort, wie die unterwegs Schminke auflegen und telefonieren,
sich kämmen usw. kann man denken, sie
meinen im Badezimmer zu sein.
Er ging erst einmal frühstücken - in der Nacht kam der Anruf zum Abschleppen -
dann legte er sich schnell mal für ein Stündchen
aufs Ohr.
Peter war mit seinen Fütterungen beschäftigt, Hartmut und Thea sind gerade erst aufgestanden und streckten sich,
bei Theodor und Gundula war noch kein Licht zu sehen.
Rolf fuhr gerade mit seinem leisen Elektromobil vom Hof zur Arbeit, Elli räumte ab und spülte, um dann ins Office zu gehen.
Ein ganz normaler Tag auf dem Hof.
Irgendwas stimmt trotzdem nicht- der Hund war so seltsam und bellte immerfort Richtung Aue -
Irgendwann nervte das und so ging Elli mit dem Köter, der viel aufgeregter als sonst war bis auf die Höhe des Talchens,
wo sie schon von weitem dem Willi sitzen sah:
"Was machst du zu dieser Stunde hier oben, ist dir nicht gut?"
Willi antwortete nicht mehr, sein Gesichtsausdruck war wächsern und starr,
er sah aber zufrieden aus, mit seinem Stock zwischen beiden Händen,
als würde er noch immer ins Tal zum Hof sehen..
Norma erschrak- er war ganz kalt- wie lange mochte er wohl hier sitzen?
Im Hof angekommen, rief sie den Arzt an, dieser kam mit der Polizei zeitgleich an.
Ulrich und Rosa eilten gleich zum Willi, sie hatten die Aufregung schnell mitbekommen.
Die spaeter anrückenden Bestatter mußten den langen Weg mit der Bahre zurücklegen,
weil dort oben kein breiter Weg hinführt.
"Der ist friedlich gestorben, da ist keine Fremdeinwirkung zu sehen und betagt genug war
der alte Knabe auch schon"
meinte der Polizist und der Arzt pflichtete bei:
Ich stelle noch geschwind den Totenschein aus, dann muß ich schnell zurück in meine Praxis,
das Wartezimmer ist voll..
.. so zufrieden hat lange kein Totengesicht mehr ausgeschaut!
Als die Kinder von der Schule kamen, war schon alles vorbei, der Willi abgeholt und in die Leichenhalle gefahren.
Auf eine Obduktion hat man verzichtet, die Sachlage war eindeutig:
Er hat sein Ende gespürt und wollte genau an diesem Ort sterben..
Thea hat die Formalitäten erledigt, die Erben angeschrieben, das Aufgebot bestellt,
den Fondanteil durch Peter angefordert,
den Beerdigungskaffee organisiert, den letzten Willen gesucht und gefunden.
Willi war ein ordentlicher Sonderling und wollte keine Predigt,
keine Kirche und keinen "Dummschwätzer" am Grab.
Es sollten die
Bewohner des Hofes ein paar Worte sagen und fertig.
Er wollte in die Urnenwand, kein Getöse und Tamtam.
Nach der Beisetzung bekam auch der Hund ein großes Stück selbstgebackenen Krümelkuchen,
den er mit Sorgfalt verputzte.
Man war an diesem Tag noch lange wach und beschloß, das Zimmer erst auszuräumen, wenn die Erben kommen.
Bis dahin wollte man alles geregelt haben,
damit die Abwicklung ordentlich und reibungslos lief.
Das Ortsgericht hatte sich wohlwollend verhalten und die Vorarbeit Theas und Ellis belobt.
Die Überraschung war wohl, daß der entfernte Verwandte im Testament mit wenigen Dingen bedacht war,
der geldliche Anteil den Pflegekindern zugedacht wurde..
Den Pflegekindern wurde die Sachlage bekannt gemacht, auch sie nahmen an der Beerdigung teil -
für junge Menschen ist das
eine einschneidende Erfahrung,
wenn sie zum erstenmal mit dem Tod konfrontiert werden.
Aus dem Dorf sind mehr Leute zur Beerdigung mitgegangen, als man dachte!
Besonders nachdenklich war Peter, er war noch lange wie ausgewechselt und ganz still.
Die Tage vergingen, die Erbschaft war abgewickelt, das Zimmer leergeräumt.
Hier ist vorübergehend eine junge Familie aus dem Kosovo untergekommen,
die von der Gemeindeverwaltung vermittelt wurden.
Verschleiert die Frau, der Mann und die beiden Kinder dunkel - es waren ganz andere Menschen als hierzulande.
Der Sprache kaum mächtig, befanden sie sich auf der Flucht - niemand erfuhr von was oder vor wem.
Tagsüber waren sie im Haus bis am späten Abend,
wo mehrere andere Flüchtlinge aufgetaucht sind, die im Dorf untergebracht waren.
Laut war es und keiner hat einen Ton verstanden.
Das ging die ganze Woche so und keiner hat auch nur einen Handschlag getan,
sie haben sie bekochen lassen und die Wäsche waschen lassen,
die Kinder haben alles in Beschlag genommen und kannten keine Hemmungen oder Grenzen.
Dann kam ein Prediger auf den Hof, der die dort lebenden Frauen mit strafenden Blicken ansah,
weil sie nicht verschleiert waren.
Er rief die Familie zum Gebet- auf dem Mönchshof - als es Jan zu dumm wurde und er die ganzen Typen,
die nicht zur untergebrachten Familie
gehörten, des Hofes verwies.
Nun brachte man mit Hilfe der Anwälte diese Familie wieder vom Hof- so wollte man nicht helfen!
Damit war das Kapitel "Flüchtlingshilfe" gelaufen, die Mönchshofer waren nicht mehr bereit -
und wenn es noch so lukrativ war - Fremde
unterzubringen.
Willis Raum mußte grundgereinigt werden und stand nun wieder zur Verfügung.
Hartmut hat von all dem nicht viel mitbekommen, er hatte in seiner kleinen alten Schmiede "Hochkonjunktur"-
diesmal waren schmiedeeiserne Bänke in Mode, mit Eichenhölzern - richtig feine und sehr individuelle Stücke.
Durch die täglichen Besuche des Händlers war das Frühstücksangebot auf dem Hof traumhaft-
niemand vermißte die ständig nörgelnden "Direktvermarktungskunden",
die manchmal auch von der Konkurrenz geschickt wurden um
Fehler zu suchen.
Auf den kleinen Dörfern sind schon lange keine Bäcker und keine Metzger mehr und wenn,
verdienen sie diesen Namen nicht, es ist nur
noch Fabrikware zu haben,
ähnlich wie im Supermarkt und im Diskounter.
Das ist allemal eine Marktlücke, so der Händler, der bei ganz bestimmten Lieferanten seine Waren holt.
Die alten Leute sind froh, wenn ich in der Straße halte,
sie haben sich schon darauf eingestellt, die meisten warten schon eine Weile,
bis ich komme, weil man die Zeit nicht so genau planen kann;
wenn ein Kunde länger braucht, bis er was ausgesucht hat,
müssen alle
etwas warten, die hinterher beliefert werden..
"Ich bin es zufrieden und habe schon den zweiten Wagen bestellt, den meine Tochter fahren wird"
Bei uns geht alles telefonisch- meine Frau macht die Lagerung und Bestellungen,
damit wir am Ende des Tages gleich beim Lieferanten
vorfahren und beladen können..
..bald werden wir noch mehr Dörfer abklappern können, wenn der 2. Wagen erst mal da ist, freut er sich.
In solche Gespräche waren die Leute auf dem Mönchshof öfter verwickelt,
das gehörte dazu- man war gleichberechtigt und frei und stolz,
auch wenn manches bescheidener ging als anderswo -
daß genau diese Eigenschaft oder Tradition wohlhabende Leute wie die beiden Anwälte anlocken könnte,
hat damals keiner gedacht.
Von denen hat man niemals -auch nur den leisesten Anflug von Dünkel gespürt.
Sie wollten einfach mit den Spinnern in der Stadt nichts mehr zu tun haben, wie sie sich äußerten.
Eben diese selbstgewählte Bescheidenheit war es,
die den Charme des Hofes ausmachte und auch auf andere Ruhesuchende
einen unwiderstehlichen Reiz ausübte.
Zuviele Leute wollte man sich nicht auf den Hof holen, da waren sich alle einig.
Das Prinzip der evtl. Selbstversorgung sollte noch greifen,
daß man sich zur Not ganz von den Hof-Erzeugnissen ernähren können soll,
wenn die Zeiten dazu angetan wären.
Das Anwaltspaar half mit im Garten die Elli zu entlasten - sie lernten begierig und mit Freude:
Das war es, was sie immer erträumt haben!
Nach getaner Gartenarbeit mit Genuß einen Salat von den eigenen Fencheln essen oder in eine Möhre beißen,
die sie selbst gezogen haben.
Der Honig und das Obst von Ulrich und Rosa waren eine feine Sache -
in der Saison konnte man sich davon fast schon ernähren.
Peter lernte jeden an, der sich mit der Forellenzucht befassen wollte -
er dachte wohl auch schon das eine oder andere Mal an
Willi
und dessen unerwarteten "Heimgang".
Dabei war der Willi längst schon zuvor in seinem "Daheim", dem Hof angekommen, wo er denn auch verschieden ist.
Die Zeit der Pflegekinder ging zuende, die Vergabe ging wohl diesmal in eine andere Ecke des Landkreises.
Es wurde erheblich stiller auf dem Hof, wären da nicht die Enkelchen gewesen,
"die vier von der Tankstelle",
pardon, von den Autoschraubern..
Der Kurt hat sich meistens bei Peter aufgehalten und schien sich für die Landwirtschaft zu interessieren -
ein wenig wird es auch der Traktor gewesen sein, der ihn faszinierte.
Die Beiden verstanden sich gut und machten nicht viele Worte - kurze Frage, klare Antwort.
Peter sagte immer, wenn Kritik in dieser Weise kam "ist das nicht zu gefährlich für den Kleinen?":
Er lernt mit der Gefahr umgehen, wenn er Respekt vor dem Wasser und vor Maschinen hat -
dann passiert weniger, als wenn er
unaufgeklärt heimlich damit umgeht.
Dem konnte wohl keiner etwas entgegen setzen.
Man hatte außerdem unbeschränktes Vertrauen zu den anderen Hof-Bewohnern,
man kannte sich eng und nannte sich gerne vertraut.
Seltsamer Weise auch die beiden Anwälte, die sich nahtlos einfügten -
sie gingen quasi jeden Tag "zum Spielen" in den Garten..
..und kamen zufrieden wieder in ihre Behausung, wo sie wie die Murmeltiere schliefen-
zufrieden und froh, ohne Tabletten.
Langsam, aber sicher tauten sie noch weiter auf und auch ihre Gesichtsfarbe hat sich zunehmend gesünder gezeigt.
Das ganze Leben Aktenstaub, Kopierer-Luft, Telefon-Geläute, Fax-Gejaule und Kunstlicht ist nicht so toll.
Die neue Scheune war erst zu einem kleinen Teil belegt, hier waren noch Möglichkeiten frei -
die 6 Zimmer der Pflegekinder
waren wieder frei..
..und die sollten auch frei bleiben, bis die Enkelchen so weit waren,
daß jedes sein eigenes Zimmer bewohnen wollte.
(so waren sie den Eltern ein wenig aus dem Auge und konnten den eigenen Freiraum genießen, wenn sie wollten)
Unter einer gewissen Kontrolle waren sie immer, auch wenn sie das nicht so spürten-
auf dem Hof paßte jeder Erwachsene wie
der Hofhund auf,
dass keinem Kind etwas zustieß.
Eines Tages beschloss man den oberen Teil der 2. Scheune, über der Werkstatt zu räumen,
das Office und die Wohnung in die
neune "Scheune" umzuverlegen- eine gehörige Räumaktion, bei der alle mithelfen mußten.
Nun war unten in der neuen Scheune die Heilpraxis und oben wohnten Ulrich und Rosa
und dort war auch das neue Office.
Der neu gewonnene Platz für die Werkstatt wurde nötig, weil immer mehr Elektroautochen,
Elektro-Roller und Elektro-Fahrräder
dort
ausgestellt und auch repariert werden mußten - der Lift war dafür ausreichend konstruiert !
Unten reparierte man die schweren Dinge- wie immer alte Autos.
Eines Tages bewarb sich ein "Hartzer" für das freie kleine Willi-Appartementchen -
ein kräftiger Mann, der durch Scheidung und berufliche Fehlschläge den Boden unter den Füßen verloren hatte.
Durch die Autowerkstatt kam er auf den Gedanken, sich auf dem Mönchshof umzusehen und vorzusprechen:
"Ich bin gerade 50 geworden - und finde keine Arbeit mehr, habe schon alles gemacht was man sich vorstellen kann,
wurde von einer "Qualifizierungsmaßnahme" zur nächsten geschickt.
Ich bin es leid und möchte endlich wieder rechtschaffen müde sein, wenn ich Abends nach Hause komme.
Zudem muß noch Rente eingezahlt werden, sonst bin ich im Alter arm, weil die Scheidung so viel weg genommen hat.."
Er wollte in der Schmiede arbeiten, das war so sein Ding, ggf. auch in der Autowerkstatt aushelfen,
wenn Not am Mann war.
Schmiedetätigkeiten waren ihm aus seiner Lehrzeit vertraut, dann war ich Spengler und Schlosser,
habe als Monteur gearbeitet und
gutes Geld verdient, fügte er hinzu.
Geblieben ist mir nicht mehr viel, als die Firma insolvent wurde und meine Frau sich scheiden ließ,
die beiden Autos auf Leasing abgeholt wurden,
das frisch bezogene Haus verkauft werden mußte..
Ja, ich bin insolvent und muß noch mindestens 3 Jahre warten, bis das abgetan ist.
Eine Vita wie viele in der heutigen Zeit- wer das Pech hat, gerade 50 geworden zu sein, hat schlechte Karten.
Abends kamen die Freihöfler zusammen und berieten - man wolle es versuchen, so die Antwort.
Es muß ja nicht jeder Mit-Eigner auf dem Hof sein, um hier Arbeit zu finden.
Schon am nächsten Tag begann er mit dem Umzug aus der Garage seines Hauses,
das schon von einer neuen Familie bezogen wurde..
Nun war er doch noch schnell untergekommen!
Das Einräumen war kein Thema, so viele Hände, die halfen - frisch tapeziert
war nach Willis Ableben längst schon getan.
So war schon Abends ein neuer Mönchshofler bei Tisch - er futterte erst mal reihum bei jeder Familie einmal.
Er fing am nächsten Morgen an, beim Hartmut in der Schmiede.
Dort hörte man nur Gehämmere, ab und an Gespräche und das plärrende Kofferradio -
wie immer in dieser Schmiede.
Bertram war kein schneller Arbeiter, aber einer mit viel Ausdauer und Sorgfalt -
was er einmal angefangen hatte,
das machte er fertig.
Bald kam ein Kontrolleur von der Arge vorbei uns wollte ein wenig aufmischen oder gute Ratschläge geben.
Hartmut: "Rat-Schläge" kann es bei mir durchaus geben- es ist besser,
wenn sie dorthin zurückgehen, wo sie hergekommen sind...
Unsere Rechtsabteilung hat sich bereits mit ihrer Behörde kurzgeschlossen,
evtl. Überzahlungen wurden zurück überwiesen.
Dem Bertram stand der Mund offen.
Donnerkittel, das ist Selbstbewußtsein- das kam aus harter,
selbständiger Arbeit und Rückendeckung einer starken Gemeinschaft.
Nun war es ihm noch wohliger bei dem Gedanken, daß er sich niemals wieder um "Jobs" und Frauen kümmern mußte..
Die Arbeiten gingen bestens von der Hand- ab und an mußte Elli doch mal schauen, warum niemand zum Essen kam-
die beiden Männer verstanden sich wohl sehr gut, sie hatten gerade "zur Feier des Tages ein Bierchen geköpft",
wie sie sagten - "nimm dir doch auch eins.."
Die Beiden sind wie die Säcke in die Betten gefallen und mußten am anderen Morgen wach gerüttelt werden -
nicht wegen der einen Flasche Bier, sondern vielmehr durch des Tages Arbeitslast ausgenockt.
Wer hart mit Schweiß arbeitet, merkt eine Flasche Bier eher gar nicht..
(Das weiß man aber erst, wenn einmal entsprechend körperlich
gearbeitet wurde..)
Bald war Bertram "eingegliedert", dh. er fiel überhaupt nicht auf.
Bald mußten die anderen Bewohner ihn wegen seiner "Verfehlung" ermahnen:
Die Grundsätze unserer Hof-Gemeinschaft solltest du nochmal durchlesen und beherzigen!
Der Schreck schoß im in die Glieder- was denn nun?
"Na, du solltest dich mal am Teich ausruhen und zum Grillen einfinden-
die Füße ins Wasser hängen und ein paar Stunden lesen-
das macht man hier so .."
Der Stein fiel vom Herzen- meine Güte, was für ein Laden ist das hier, sowas erlebt man nicht alle Tage!
Nun wurde auch für ihn immer mehr und mehr der Stress zur Vergangenheitserinnerung,
obwohl mehr als genug gearbeitet wurde.
Thea kümmerte sich um alles "schriftliche" mit den Behörden und Sozialversicherungen etc.
Hartmut gab Abends den Zettel mit Betrams Stunden bei Thea ab.
Hoch war der Lohn nicht, weil sonst zu viel an die Frau abgeführt werden mußte.
"Die ist bestimmt nicht mittellos und längst mit einem Lehrer zusammen"
Sagte er Thea einmal.
Ich verdiene lieber weniger, zahle dafür aber so viel wie möglich eine private Vorsorge ein.
Wie die das genau gelöst haben, mag uns eigentlich nicht so wichtig sein,
der Kern der Aussage war jedoch, daß ein neues Mitglied in der Gemeinschaft war.
Die Pavillions sind in größerer Zahl hergestellt worden,
aber nie an Supermärkte oder ähnliche Läden abgegeben worden-
Preistreiberei kam nie in Frage, die Ware war solide und handwerklich und haltbar,
das darf nicht verramscht werden.
Die beiden Schrauberfrauen bauten eine einfache Homepage zusammen,
auf der ein paar Bilder und Beschreibungen
der Pavillions zu sehen waren.
Mit Bestell-Möglichkeit.
Bald kamen die ersten Mails bei Thea an, im Office.
Das ist heute kein Hexenwerk mehr, meinten die beiden jungen Frauen.
Da staunten die beiden Anwälte:
"Oh, das kann man heute machen, das gab es zu unserer Zeit noch nicht.."
"Wir hätten da einen Auftrag für euch:
Wir denken uns einen Webauftritt aus, den ihr ggf. umsetzen könnt, es
soll euer Schade nicht sein"
Klar, das war doch ein Heimspiel, im wahrsten Sinne des Wortes..
"Wir möchten eine Seite haben, die sich den Problemen mit dem Kommunalrecht widmet,
wo sich Leute an uns wenden können,
wenn sie in einer scheinbar ausweglosen Lage sind."
Das war kein Problem, also noch eine Werbeseite, kein großes Tamtam, eher bescheiden:
Es sollten auch nur ganz bestimmte Sachen angenommen werden,
die von anderen Anwälten als aussichtslos abgelehnt wurden.
Auf diese Weise wäre eine gewisse Selbstbestätigung als Krönung der beruflichen Laufbahn denkbar, dachten sie..
Die Schmiede brummte, die Heilpraktiker hatten genug zu tun, die Schrauber erst recht.
Hartmut und Thea waren jeden Tag professionell beschäftigt,
Peter und die Anwälte waren öfter in Freizeit als die anderen.
Eine Anfrage der Schulbehörde zur Unterbringung von Pflegekindern kam nicht mehr und warum das so war,
haben die Mönchshofler erst später -durch einen Kunden der Werkstatt- erfahren.
Eine Schwiegertochter des ehemaligen Bürgermeisters hat dort das große Sagen im Schulamt,
der Schwiegersohn sitzt auf einer anderen wichtigen Stelle, dem Landratsamt.
Solche Dinge sind nicht einmal selten, wie viele Dynastien, ja so kann man das schon nennen,
sickern in alle denkbaren Schlüsselpositionen ein und man wird sie nie wieder los:
In so mancher Behörde oder Krankenhaus sind die gleichen Namen an zig Stellen zu lesen -
die Vetternwirtschaft läßt grüßen.
Der Lebensmittelwagen kommt jeden Tag regelmäßig und zuverlässig,
er ist ein zuverlässiger Partner, auch was Gerüchte und Dorfklatsch anbelangt..
..so war man immer auf dem Laufenden.
Diesmal dauerte sein Aufenthalt auf dem Hof etwas länger, es waren am Abend zuvor Hasen geschlachtet worden
und die wurden
gewogen, abgepackt und beschriftet.
Kisten mit Obst und Gemüse und Honig verladen, Fleisch und Wurst und Käse
durfte er immer nur versiegelt anbieten-
was nicht nur bei sommerlichen Temperaturen eine zusätzliche Sicherheit war,
wie schnell hätten sich unbemerkt Fliegen eingestellt und Probleme verursacht.
Händler und Lebensmittelhersteller stehen immer mit einem Bein im Gefängnis,
so war des Händlers Lieblingsspruch.
Er achtete ganz besonders auf absolute Sauberkeit - und das war gut so.
Die Wichtigkeit solcher guten Vorsätze wurde an diesem Tag nochmal eindrucksvoller bewiesen,
als gerade ein Lebensmittelkontrolleur um die Ecke bog.
Wie immer war nichts zu beanstanden, trotzdem wurden Proben genommen und "Abklatsche" gemacht.
Die Kontrolleure sprachen von wilden Zuständen in Lokalen,
die von neuen Bürgern und Zuwanderern geführt werden-
gerade hatten sie ein gutes Dutzend schließen müssen,
die sich partout nicht an unsere strengen lebensmittelrechtlichen Vorschriften gehalten haben,
egal wie oft abgemahnt worden war,
bei der nächsten Kontrolle war wieder der gleiche Kram zu beanstanden.
Nun waren mit einem Aufwasch der Wagen und der Lebensmittelbereich des Hofes kontrolliert-
ein gutes Ergebnis für diesen Morgen.
Nach dem der Futteralien-Wagen von Hof war, wurde erst einmal gefrühstückt -
tolles Wetter und so wurde die Bierzeltgarnitur
auf dem Katzenkopf-Pflaster aufgestellt,
Elli hat eine Unmenge Kaffee und Saft bereit gestellt, ganze Körbchen mit Wurst,
Käse und
frischen Brötchen standen auf dem Tisch, selbstverständlich auch gute Butter,
eigener Honig und Marmeladen in guter Auswahl.
Frisch gestärkt ging jeder seinem Gewerk nach.
Die Sonne war längst aufgegangen und stand wie ein glühender Ball über dem Talchen,
wo der Tau von den Wiesen aufstieg und sich
zu einem Schleier verdichtete.
Elli ging zur "hohen Bank", wie man die Sitzgelegenheit am Ende des Talchens nannte
und betrachtete in aller Ruhe
die Szenerie der Natur, die seit Urzeiten nach dem gleichen Schema geht.
Peter war bei den Hühnern, hatte sich nach dem Füttern der Tiere einen alten Stuhl geschnappt
und erst einmal die Zeitung in Angriff genommen.
Die Anwälte schliefen noch- wie fast immer bis zum frühen Mittag,
sie legten sich nach diesem gemeinsamen Frühstück -
was denen früher eine
Ausnahme war - gerne nochmal hin.
In der Werkstatt war schon seit über zwei Stunden geschäftiges Treiben,
etwas später waren die beiden Schmiede am Werk.
Thea war im Office, Rolf in der kleinen Stadt in der Genossenschaftsbank,
Ulrich und Rosa öffneten gerade die Praxis.
Schon war der erste Patient da, es war eine Frau aus dem Dorf, die Vorsitzende des Landfrauenvereins ist.
"Seit wir den Hof aufgegeben haben und mein Mann unter der Erde ist, wollen die Knochen nicht mehr!"
Sie war um jede Rezeptur dankbar, die auch nur ein wenig Linderung brachte.
Die Fango-Packung war so manchesmal ihr bester Freund, den sie hier fand.
Bei der Anwendung sprach sie unverdrossen - vermutlich war sie oft allein auf dem Hof.
"Das Geld ist knapp, wir haben nur den einfachen Beitrag eingezahlt und nun komme ich kaum noch über die Runden,
weil die Gemeinde immer höhere Abgaben verlangt, verkaufen kann ich den Hof leider auch nicht:
Diese Arbeit tut sich niemand mehr an und auch die Kinder wollen damit nichts zu tun haben- das habe ich davon,
daß wir sie -unter Entbehrungen - studieren lassen haben."
Ihr Hof ist ein sogenannter "Aussiedlerhof", den man damals nach zwei Mustern gebaut hat.
Sie fuhr fort:
Zwei Frauen waren da, die eine "Hofreite" suchten - was immer das sein mag,
vermutlich sollen dort
private Reitereien stattfinden.
Ich hätte den Hof ja verkauft, aber den Frauen war die Sache denn doch zu groß
und teilen wollte ich den Hof nicht.
Felder verpachten bringt ja auch nichts ein und das wissen die Bauernkollegen- immer abwarten,
bis sie nicht mehr kann,
dann bekommen sie die Felder billiger zu kaufen.
Inzwischen habe ich eine zweite Hypothek auf dem Hof, weil die Gemeinde einen neuen,
unterirdischen Brandschutzteich fordert,
der installiert werden muß.
Für mich eine unbezahlbare Aufgabe und so wuchsen die Untersuchungskosten,
Mahngebühren und Nachzahlungen, Sondergebühren,
Gutachter von der anderen Seite und so weiter.
Die Kinder denken, daß sie eines Tages viel Geld ernten können - aber blicken lassen sie sich nicht -
nicht zum helfen und nicht mal
um zu sehen, wie es mir, ihrer Mutter geht.
Damit war sie auf dem Mönchshof gerade richtig, den anderen Mitgliedern,
bei den drei ursprünglichen Paaren und dem Witwer Peter
auf offene Ohren gestoßen.
Uns ging es nicht viel anders, so bekam sie zu hören.
Darüber müssen wir noch gründlich nachdenken, dann wird uns schon noch eine Lösung kommen, so der Peter-
die Patientin war inzwischen langsam humpelnd bei den Hasen angekommen, die sie gedankenverloren streichelte:
"Mein Mann hatte immer Hasen".
Nach einer Weile stiller Betrachtung der weiten Wiesenflächen meinte sie noch:
"Ich will und kann von unserem Hof nicht weg, was soll denn daraus werden?"
Wieder sah sie sich um und sagte gedankenversunken:
"Ich bin sowieso nicht mehr lange auf der Welt und alte Bäume verpflanzt man nicht,
wenn man den Hof pfändet, müssen sie mich auch irgendwie im Heim unterbringen."
Dann fuhr sie mit ihrem uralten Ford wieder vom Hof.
An dieses Gespräch hat Peter noch lange denken müssen.
Wochen später hat man die Todesanzeige gelesen und gehört, daß der Hof "verkauft" worden sei.
Wieder ein paar Wochen später war von Werkstattkunden zu erfahren,
daß den Hof ein großer Bauer "mitbewirtschaften" würde,
der frühere Bürgermeister sei es wohl, der den Zuschlag erhalten hat.
Ob der wohl diesen unterirdischen Löschteil gemacht hat?
Ist ja auch egal, meint Peter, so hat sie wenigstens das Heim nicht mehr erleben müssen.
Es dauerte nicht mehr lang, da bekam Rolf einen Brief:
Es tut uns leid, daß wir ihren Arbeitsvertrag mit dem ablaufenden Quartal kündigen müssen.
Die Umstrukturierungen, die uns der Vorstand vorschreibt,
läßt uns keine andere Wahl als uns von den Kräften, die zuletzt eingestellt wurden,
zu trennen.
Wir bedauern das sehr und wünschen ihnen für die Zukunft alles Gute.
"Alles Gute", meint Elli, na super, davon kann man sich was kaufen.
Daß diese Entscheidung nicht so helle war, wurde der Bank bald klar:
Das gesamte Fond-Vermögen wurde gekündigt und auf dem Hof eingelagert.
Zwar hatten alle noch ein Girokonto - mal auf dieser, mal auf einer anderen Bank,
andere bei einer Onlinebank- das war aber reine Privatsache und
losgelöst vom Fond-Konto Mönchshof.
Rolf war nun bald daheim, wie man so treffend zu sagen pflegt, wenn einer versagt hat..
..zumindest sieht das jeder, daß er ein wenig verzweifelt ist.
Der Rückenhalt durch die Gemeinschaft lindert jedoch viel mehr, als der Gedanke an die Arge erschreckt..
Mit Hilfe der Anwälte gelang ein Deal, daß eine Überbrückung bis zur Rente gemacht wurde -
auf eine Klage wollte es die Genossenschaft nicht
ankommen lassen.
Nun lernte Elli ihren Mann im Office an, obwohl er die grundlegenden Dinge längst wußte.
Jetzt endlich war es ihr möglich, "endlich auch mal richtig zu leben", wie sie sich ausdrückte.
Er konnte den Frust durch Arbeit überbrücken, so daß er manchesmal dachte in "seiner" Bank zu sitzen.
Mit dem Abschleppwagen unter einer Plane hat man einen größeren gebrauchten Tresor gekauft
und diesen so im Gebäude eingebaut,
daß evtl. Diebe diesen gleich angehen sollten.
(Dabei war das Geld ganz woanders und nur eine doppelte Ladung Tränengas wäre
durch den "Bruch" die Ernte dieses Deals gewesen)
Das hat allen richtig Spaß gemacht und man hat noch lange darüber gelacht.
Bescheidenheit hatten die Mönchshofler sowieso "auf dem Programm",
so fiel der Verdienstausfall eigentlich gar nicht auf.
Die "heile Welt", die sie nach außen -aber auch nach innen- zeigten, lockte viele an, auch Neider.
Ja ja, diese Neider - das Dorfgeschwätz war immer und immer wieder dazu angetan,
daß sich die Mönchshofbewohner dort so selten wie
möglich blicken ließen.
Die einen waren neidisch, weil sie diese als reiche Sonderlinge, andere waren neidisch,
weil sie deren Freiheit bewunderten-
es sich selbst aber nicht zugestehen wollten.
Die Gemeinde wurde nicht müde, immer und immer wieder einmal kleine Gemeinheiten gegen den Hof zu erfinden.
Diese Dinge wurde dann über den Rechtsweg -meistens zum Nachteil der Gemeindekasse- aus dem Weg geräumt.
Die beiden Anwälte waren irgendwie "scharf darauf" und fanden die Sache recht spaßig:
Als Fachleute aus der Metropole waren die Dilettanten der Provinz keine Gegner für die Beiden
und wenn die inzwischen längst schon den Doktorgrad im Bürgermeisteramt
hatten.
Diese kleinen Kommunen waren der Landesverordnung hilflos ausgeliefert und diesen Druck wollten
sie an die "lieben Bürgerinnen und Bürger"
irgendwie weiter leiten.
Der Hof war nun wieder stiller geworden, der Herbst kam jeden Tag näher, die Schmiede lief schon ruhiger
und schaltete langsam, aber sicher
auf "Winterbetrieb" um:
Das Vorarbeiten von Fertigteilen.
Die Schrauber nahmen nur so viele Aufträge an, wie sie ohne Hilfskräfte bewältigen konnten.
Der Abschleppwagen wurde nicht auf einen Automobilklub gemünzt, sondern war nur für den Eigenbedarf da.
Der Bertram war eher ein stilles Wasser und stille Wasser sind bekanntlich tief.
Seine "Flamme" war die Lori aus dem Dorf, die schon lange ein Auge auf den kräftigen Mann geworfen hat.
Auch sie war ein "gebranntes Kind" und war mit ihren 2 Kindern allein gelassen worden -
ihr Mann verdiente
nicht schlecht,
er war immer unterwegs für eine Firma und lernte so div. Damen kennen..
So wohnte sie in einem alten, aber schuldenfreien Häuschen am Dorfrand,
verdiente sich etwas Geld durch
Pflegedienst bei alten Leuten.
Mittags kamen die Kinder nach Hause und wollten versorgt sein.
Es kam wie es kommen mußte- der Bertram zog zu ihr und lebte fortan mit ihr zusammen.
Seine Arbeit auf dem Mönchshof hat er behalten und getreulich ausgeführt.
Die Sozialleistungen des Hofes waren vorbildlich und so kam ein gesichertes Auskommen
in diese neue Familien-Gemeinschaft.
Niemand fragte ihn woher und wohin, er war ganz einfach anerkannt und gelitten.
Beide "Partner" sprachen nie wieder von der Vergangenheit und freuten sich auf jeden Tag.
Der Bertram konnte zu Fuß zur Arbeit gehen oder mit dem Rad fahren was viel Geld spart.
Nun konnte sich Lori endlich dem verwilderten Garten widmen und das war so richtig "ihr Ding"-
es gab nichts, was dort nicht gedieh- überall wuchs und blühte es.
Das Gewächshaus hat nichts gekostet- das hat er aus der Schmiede "mitgenommen" -
immer wenn Reste waren, hat er daraus etwas gemacht, was dieses Vorhaben bald gedeihen ließ.
Hartmut lieferte gerne das Material dazu: Zufriedene Mitarbeiter sind gute Mitarbeiter
und gute Mitarbeiter haben Klauereien nicht nötig.
Man soll es nicht glauben, aber das nun verwaiste kleine Appartement des Willi
und danach des Bertram hat begierliche Blicke auf sich gezogen..
Bald meldete sich ein älterer Mann, der seinen "Juweliergeschäft" in der Stadt
durch Umbaumaßnahmen verloren hat-
der Juwelier hatte eher einen Uhrmacherladen, in dem zumeist seltene Uhren restauriert oder repariert wurden.
Nur ab und zu hat er mal etwas einfachen Schmuck verkauft, nichts Wertvolles -
trotzdem wurde in den Jahren ein paarmal die Scheibe eingeworfen
um Armbanduhren zu stehlen.
Die Versicherungsprämie war deshalb höher als der Umsatz an so manchen Tagen.
Kurt, so war sein Name, sah sich nach einer neuen Unterkunft um,
die ihm die Möglichkeit gab, sich ganz und gar dem Hobby
Restauration und Instandsetzung widmen konnte,
aber bitte in aller Ruhe, wie er betonte.
Kurt war nicht arm, er hatte ein Haus im Industrieviertel vermietet, das aus einer Erbschaft stammte.
So kaufte er sich sofort in den Hof ein durch einen Anteil,
dessen Bedingungen er nach ausführlicher Beratung und Überdenkerei
akzeptierte.
Kurt war recht gesellig und auch gesprächig, ganz anders als es die Bewohner zunächst vermuteten.
Seine Geschäftsbeziehungen gingen in alle Welt, sogar namhafte Auktionshäuser waren darunter.
Seine Werkstatt bezog er in der neuen Scheune, in einem größeren Kellerraum- dort war er absolut ungestört.
Seltsame Uhrenfreaks tauchten auf- mit noch merkwürdigeren Gebilden, die nach und nach instand gesetzt wurden.
Seine Werkstatt hatte wirklich tausend winzige Schubladen - eine Miniwerkbank,
schmale Tische mit größeren Lupen, die schwenkbar
befestigt waren- viel Licht,
was heute in den Zeiten der LED Lampen kein Thema mehr ist.
Ein Wagen hielt und noch einer- die Hessenschau war mit einem Team da,
mit dem sie einen "Dreh" für die Sendung
machen wollten.
"Es gibt sie noch, die Uhrmacher der alten Zunft!"
-war der Titel des Beitrags.
Kurt war still, aber überall bekannt- eine Homepage hatte er schon lange-
aber eben ausschließlich als Reparaturstätte für historische Uhrwerke.
Somit war der Mönchshof mit 3 Webseiten im Internet vertreten und immer,
wenn jemand nach dem Ort "googelte",
war der Mönchshof vor den Vereinen und sogar vor der Gemeindeverwaltung oder anderen Unternehmen zu finden.
Man muß kein Seher sein, um die nächste Mißgunst-Attacke zu ahnen.
Der neue Bürgermeister trat nie persönlich in Erscheinung,
vermutlich war er mehr daheim oder auf Reisen, als im Amt.
Man nannte so etwas "Spesenritter".
Dafür war sein Büroversteher, ein Verwandter des alten Bürgermeisters-
um so emsiger dabei, anderen Leuten ein Bein zu stellen.
(Vermutlich sind die Leute in den Gemeindeverwaltungen nicht ausgelastet)
Eines Tages kam er mit einer kleinen Kommission -unangemeldet- auf den Mönchshof:
"Wer ist hier der Hausherr?" bellte der Vorsteher den erstenbesten Menschen an, den er traf.
Es traf den Hartmut- der gerade mit einer Flasche Bier über den Hof ging..
dieser nahm erstmal einen Schluck:
"Was sind denn sie für Gestalten, hat sie jemand eingeladen?"
(Er kannte die Leute wohl schon - aber eben nur so vom sehen)
"Wir sind von der Gemeindeverwaltung und beabsichtigen ihre geschäftlichen Unternehmungen zu kontrollieren"
Warten sie, sagte er - holen sie sich am besten einen Termin in der Verwaltung des Hofes-
so wie sie sich das vorstellen, geht das nicht.
Nun standen die Leute schon sichtlich verärgert vor der neuen Scheune
und suchten nach der Klingel der Verwaltung,
dem "Office", in dem Rolf und Thea ihren Dienst versahen.
"Ja bitte?" quäkt es aus dem Lautsprecher, "kommen sie herauf!"
Die Delegration kam in das Wartezimmer und mußte dort demütig Platz nehmen,
weil an der Bürotür nur ein Drehgriff war, keine Türklinke.
Nun ging an der Seite das gepanzerte Schiebefenster mit Schnapper, damit die Scheibe niemand von außen aufschieben konnte - ein wenig auf und die Thea fragte
die Anwesenden nach dem Grund ihres Besuchs.
"Wir möchten, äh, hätten gerne einen Termin zur Besichtigung ihres Hofes
und der dort befindlichen Unternehmungen"
Die Thea war nicht dumm und hat den Braten sofort gerochen.
Gut, ich habe ihnen hier einen Termin auf die Visitenkarte geschrieben,
dann möchten sie bitte nocheinmal kommen.
Die Rechtsabteilung möchte auf jeden Fall zugegen sein, wenn sie irgendetwas besichtigen.
Ansonsten darf ich darauf hinweisen, daß sie ohne Hausdurchsuchungsbeschluß
sich auf dem Grundstueck nicht aufhalten dürfen.
Ein unaufgefordertes Eindringen kann als Hausfriedensbruch zur Anzeige gebracht werden.
Zerknirscht und leise nahm man die Visitenkarte und schlich davon, ohne sich weiter umzusehen.
Der Termin war erst in 14 Tagen angesetzt, das war reine Absicht und eigentlich nicht nötig gewesen,
zumal Thea wußte, daß die beiden Anwälte im Haus waren.. die schliefen aber noch.
Der Bürgermeister tobte und auch der Gemeinderat kochte über diese Nachricht.
In dieser Zeit stand ein grauer Kombi der Gemeindeverwaltung gegenüber auf dem Parkstreifen,
der wie ein Telekommunikationwagen aussah, der wohl gerade irgendwas an den Leitung ausmessen sollte.
Der Tag des Termin war da und auch die Delegration, diesmal mit dem Bürgermeister,
damit die Sache mehr
Gewicht bekam.
Die Anwälte haben sich gerüstet, Thea und Hartmut warteten bereits.
Die Leute kamen ins Office und haben sich artig vorgestellt.
Um welche Belange geht es, meinte Gundula, während ihr Mann Notizen machte.
(Er fertigte eine Niederschrift oder Protokoll an)
"Wir müssen bei ihnen eine Personenstandsfeststellung machen und dabei kontrollieren,
ob die Gewerke vorschriftsmäßig angemeldet sind."
Thea meint:
Ich habe für sie bereits Kopien der Genehmigungen, Gewerbeanmeldungen,
Gesundheitskontrollbescheinigungen und Steuerbescheinigungen
und Melderegister - Bestätigungen
angefertigt, die sie anbei erhalten.
"Wir haben nicht vor, den Zoll zu bemühen, um festzustellen,
ob nicht ggf. ein Schwarzarbeiter hier angestellt ist".
Aha, ein Schwarzarbeiter. Sehr interessant, meinte Rolf.
Ich habe hier die Aussagen einer privaten Detektei, die wir inzwischen beauftragt haben,
daß in ihrer Gemeinde - Liegenschaftsstelle mindestens 14 Leute tätig waren,
die nicht als offiziell angestellt angesehen werden - es handelt sich um Fremdarbeiter,
die kommunale Tätigkeiten verrichtet haben.
Belege und Bilder anbei.
Die Sache wurde bereits zur Anzeige gebracht und während unserer Zusammenkunft wird der Zoll bereits
in ihrem Gemeindebüro und in der
Gemeinde-Liegenschaft die Akten in Gewahr nehmen.
Sie können nun gerne unser Anwesen besichtigen, wir haben nichts zu verbergen- im Gegensatz zu anderen Leuten..
Die Gemeindevertreter haben sich nicht umgesehen oder ordentlich verabschiedet !
Gut, sagte Theodor, das war nicht billig, hat aber wohl gesessen:
Ein dutzend Polen wohnen im Wohncontainer hinter dem Werkhof der Gemeinde,
die sich um Grünanlagen und um die Reinigung
der Gullis bemühen.
Auf diese Weise hat der Bürgermeister seine Bilanz ein wenig schönen wollen..
..angeblich im Rahmen der Städtepartnerschaft.
Eine seltsame "Partnerschaft" ist das, wenn der Bürovorsteher als Vermittler
von privaten "Haushaltshilfen" auftritt,
die unqualifizierte Pflegetätigkeiten verrichten.
Man hat den Landrat von diesen Vorkommnissen informiert.
Abends hat man sich die Sache nochmal "revue" passieren lassen und der Wein floss..
auf dem Mönchshof war man guter Dinge.
Auch diesmal waren die handgemeinen Angriffe aus dem hohlen Bauch heraus schiere Schikane
der Gemeindeverwaltung gewesen-
sie hofften wohl, mit wuchtigem Auftreten Respekt zu erzwingen.
Schieres Machtgehabe, so meinte Peter lakonisch- nun haben sie ihr Fett weg und das nicht zu knapp.
Nun war es den Anwälten eine Freude, alles zu kontrollieren,
was diese Gemeinde so trieb- ob "Anordnungen", "Verordnungen" oder
"Bekanntmachungen" - Nebentätigkeiten - sie haben alles sofort angefochten,
was nicht absolut hieb- und stichfest war.
Darüber schlug die ganze Verwaltungsspitze das Rad und konnte sich bei der Arge melden,
so viele Unregelmäßigkeiten waren durch die
Kommunalaufsicht bemängelt worden.
Der Gemeinderechner hatte sich sogar "nur etwas entliehen, das er gleich wieder zurück zahlen wollte",
etliche Führungskräfte haben den Bauhof zu Arbeiten auf deren privaten Grundstücken eingesetzt..
zwei Sachbearbeiter hatten nicht angemeldete Nebentätigkeiten,
die Gehaltsklassifizierungen etlicher Leute waren geschönt.
Ausschreibungen der letzten 10 Jahre wurden ganz genau unter die Lupe genommen
und Seltsamkeiten zur Anzeige gebracht.
(Vetternwirtschaft enttarnt)
Kontrolle von Konten wurden im Rahmen der Untersuchung gemacht,
die immer wieder Einzahlungen - neben dem Gehalt - an den Bürgermeister gingen.
Es fanden sich sogar Zeugen, die eine Gewogenheitsleistung im privaten Haus
des Gemeindevorstehers durch einen Bauunternehmer sahen.
Fortan wurde man vorsichtig und bestellte sogar auswärtige Wahlbeobachter,
weil man immer mit der Faust im Nacken verwaltete..
Die himmlische Ruhe war wieder hergestellt, der Kontakt zum Dorf abgebrochen,
mit der Gemeinde wurde nur der nötige Schriftkram gemacht,
wie von Behörde zu Behörde, keine weiteren Einlassungen.
"Ach von diesen komischen Leuten seit ihr?"
so wurden die Kinder im Kindergarten gefragt..
Die Kleinen waren schon recht fit: "Ja, wir sind Kämpfer!"
Durch die Erzieherin und konnten die Kleinen schon recht gut gefirmt werden,
das ist immer gut, selbst im Kindergarten ist schon "Konkurrenz-Denken".
Eines schönen Tags an einem Vormittag stand eine Gruppe Kinder mit einem Lehrer zwischen Garten und Gewächshaus,
als die Elli gerade
ein wenig Petersilie holen wollte:
Ja schau, was sind denn sie für welche?
Deshalb hat der Hund gemeldet- ich hatte vorne zum Hof niemanden gesehen.
Die Jugendlichen spielten die ganze Zeit auf den Smartphones, keiner sah auf und wenn, um nicht zu stolpern.
Der Lehrer meinte: "Was haben sie denn hier zu sagen?"
Elli meint nur verdutzt- vom Eingang sind sie aber nicht gekommen- oder?
Wir sind durch den Wald gekommen und den Weg gegangen, der uns hier her führte.
Elli pfiff auf der Notfall-Pfeife und der kräftige Bertram wies dem Lehrer den Ausgang vom Hof hinfort
und griff diesen am Kragen, als er noch
großes Geld heraus haben wollte.
Es kam übrigens nie etwas nach.. die "Kids" hat das wohl alles nicht interessiert-
sie trotteten einfach hinterher, die Hälfte sprach
sowieso in irgendwelchen anderen Sprachen miteinander.
Mein Gott, das sind Zeiten! Was waren denn das für seltsame Vögel?
Bertram war etwas aufgebracht und hatte den Hund dabei nur mühsam im Griff, der schon die Zähne wetzte.
Elli: "Ei Hundchen, du kannst ja richtig böse werden- wer hätte das gedacht?"
Ab und zu kamen Wanderer durch den Hof, sie haben sich wohl ein wenig verirrt,
weil der obere Weg im Wald einen Wanderweg tangiert.
Die waren aber meistens recht umgänglich und tranken auch mal einen Kaffee mit und nahmen ein Stück Kuchen zu sich.
Theodor meinte zu Elli - paß auf, sonst wirst du wegen fehlender Schankerlaubnis angezeigt,
Freundlichkeit zahlt sich heutzutage nicht mehr aus,
selbst wenn kein Geld dafür genommen wird..
Ab und zu durften die Kinder auch mal bei einer Uhren-Reparatur zusehen und den Glockenschlag auslösen..
..die Kleinen waren auf dem Hof in alle Gewerke direkt eingebunden, wenn sie das wollten.
Man kann nie früh genug anfangen zu lernen, sagte Gundula immer.
Lori und die Kinder sorgten auf ihre Weise dafür, daß kein schlechtes Gerücht über den Hof unerkannt blieb-
die Dorfbewohner waren deshalb vorsichtig bei ihr und den Kindern.
Die Honigbienchen waren fleißig, Ulrich und Rosa hatten ihre Freude daran - was kann schöner sein,
als ein Steckenpferd, das zufrieden macht?
Inzwischen kümmerte sich Rosa um Heilpflanzen, die sie in einem gesonderten Garten anbaute und unter dem Dach trocknete.
Eigene Heilkräuter sind allemal besser als die gekauften, das merkt doch jeder, so ihre feste Überzeugung.
Wer mal Salbei - Tee aus der Apotheke gekauft hat und den gegen selbstgezogenen probiert hat, weiß was ich meine.
Die Kunden der Heilpraxis kamen von weit her und waren ganz offensichtlich sehr zufrieden -
halbe Sachen gab es bei den Beiden nicht.
Es wurde auch schon mal nach Feierabend gearbeitet, wenn jemand Schmerzen hatte.
Ulrich sagt: "Es muß niemand unter Kopfschmerzen leiden, da helfe ich selbstverständlich immer"
Peter brachte an der Wanderwegekreuzung auf dem Berg den richtigen Hinweis an und auch der Trampelpfad zum Hof wurde angezeigt: Privatgrund, Betreten nur mit besonderer Duldung, Vorsicht, freilaufende Schutz-Hunde.
Die Genossenschaft hat es geschafft- niemand wußte, wie groß das Fondvermögen tatsächlich war-
es gab offizielle Zahlen und solche,
die keiner zu wissen brauchte.
Gewiß als eine Art Sparbuch, wo man auf keinen Fall Steuern drauf bezahlen wollte,
was ja alles schon zig und zigmal versteuert war-
das wäre ja nochmal schöner.
Das Haupthaus hatte einen Keller, klar- aber unter dem Keller war noch ein Gewölbe,
in dem Wein gelagert wurde dieser tiefe Keller
hatte Zugang zu einem Stollen,
der in die linke Hangseite des Talchens lief.
Dort durfte nur Peter hinein, es ist nicht sicher, wie er sich ausdrückte,
ich will nicht, daß jemandem etwas passiert.
Wer weiß, wann dieser Erzstollen gegraben wurde, darüber war nichts bekannt oder schriftlich festgehalten,
nicht mal beim Bergamt hatte man Unterlagen davon.
(Peters Vater hat früher mal vorsichtig nachgehört, wo in der Gegend Bergtätigkeit gewesen ist)
Heute wollte Peter auch keine "schlafenden Hunde" wecken, wer weiß, was alles an Auflagen gekommen wären..
Den Zugang zu diesem Stollen konnte kein zufälliger Besucher entdecken,
weil das große alte marode Fass als Blende davor stand, das sein
Vater zersägt hat.
Ein versteckter Riegel gab zwei der Bohlen frei, durch die man in diesen Schacht gelangen konnte.
Vielleicht war dieser Schacht doch viel eher ein Luftschutzkeller?
Auf alle Fälle war er nirgendwo verzeichnet.
Die Temperatur war immer gleich in dieser Höhle- auch Peter ist nie ganz hinein gegangen.
Eines Tages hat er den Mut gefaßt und ist mit dem Fotoapparat und einer guten Lampe dort hinein gegangen-
mit Gummistiefeln, festen Klamotten
und Helm.
Der Gang war nur am Anfang feucht, nahe des Keller-Fasses,
dahinter war trockener Fels- kein Faulfels, sondern richtig festes Material -
was ist das denn? Gemauert?
Selbst die Sohle war trocken- es ging geradeaus mit geringem Gefälle in die Tiefe.
Der Gang ist irgendwann gemauert worden, ob aus Sicherheitsgründen,
weil das Gestein zu bröselig war oder wegen Wasseradern,
selbst der Boden ist gemauert, mit Rinne.
Aha, dachte er, dort ist das Ende des Ganges, als seine Lampe auf einen dunklen Widerstand stieß.
Eine Wand- und rechts herum ging es rechtwinklig weiter und links herum ebenfalls.
Peter entschloss sich, rechts herum zu gehen - auf den Boden zeichnete er mit Kreide einen Hinweis -
das hatte er irgendwann mal in einem Film gesehen.
Bald kam er in einen riesigen Gewölbekeller, in dem Steinsitzbänke um eine Steinstatue gruppiert standen.
Die Figur war ihm unbekannt- nun, er war ja auch "nur" Bauer und hatte keine so umfassende Bildung.
Egal, dachte er sich- irgendwer wird es wissen und machte ein paar Bilder.
Hier schien der Gang zu enden, nirgendwo ging es weiter.
Gegenstände waren keine zu sehen, nicht mal ein Kelch oder ein Leuchter, Fackelhalter oder so.
Also ging er zurueck zur Abzweigung und den anderen Weg.
Was ihn wunderte,- es war alles wie blank gekehrt und sauber.
Inzwischen war oben auf dem Hof das normale Leben wach geworden-
Peter sah auf die Uhr-
Frühstückzeit!
Eilig ging er nach oben und kam mit einiger Verspätung an.
Na, du hast aber lange geschlafen, schlecht geträumt?
..fragte Elli.
Nein, ich war einem Geheimnis auf der Spur und das kann ich erst sagen, wenn ich es ergründet habe..
Naja, große Buben sind nicht besser als kleine Jungs- dachte sie sich,
als sie -scheinbar gedankenversunken- Kaffee einschenkte.
Frauen lassen sich dieses Bemuttern nicht nehmen, sie fallen trotz aller Gleichberechtigung in diese Schiene immer wieder zurück.
Diesmal futterte auch Bertram mit, da seine Frau eine Erkältung habe und noch schlafe,
er habe die Kinder fertig gemacht
und darüber sein eigenes Essen vergessen.
Solches war auf dem Mönchshof immer drin, ein paar Brötchen wurden gerne überzählig gehalten:
Ab und an fand sich ein "Mitesser" und wenn doch mal welche blieben,
dann wurden sie getrocknet für Frikadellen oder Paniermehl.
Die Frauen denken immer an alles.
Versuche doch mal meine neue Heidelbeer-Marmelade, die ist besonders gut geworden.
Das ließ sich Peter nicht zweimal sagen.
Bertram griff ebenfalls beherzt zu - und fragte Peter:
Wie siehst du denn aus, haben wir schon.. er war nicht zuende mit dem Satz,
als es aus dem Türrahmen sagte:
Karnevall?
Gundula kam um sich Marmelade zu holen.
Gelächter, frohe Stimmung - dann riefen die Kinder:
Tschüsssssss..
Aha, Kindergarten-Zeit.
Die beiden Schrauber, Jan und Tim kamen kurz vorbei-
im Overall und schauten sich
nach Resten des Frühstücks um.
Elli meinte: Hier stehen noch Brötchen und frische Leberwurst, - hier ein Messer.
Sie wußte, daß junge Männer niemals satt werden, besonders dann nicht,
wenn sie
gut in Arbeit oder Training standen.
"Probiere doch mal die frischen Champignons auf einem Leberwurstbrot .."
Wow.
Die beiden hatten mit wenigen Bissen die Brötchen verschlungen und trafen mit vollen Backen auf Kurt,
der noch ganz verschlafen aussah:
Hmgrf !
Wie bitte? Ach so, das war ein "guten Morgen", grinste er.
Meine Güte, das war eine Nacht, ich habe geträumt, daß der Peter verschüttet gegangen ist und ich ihn suchen mußte.
Außerdem habe ich noch lange an der alten Rathausuhr-Mechanik geschraubt, es ist spät geworden.
Schwer ist das Ding, auf einer Palette verschraubt-
deshalb steht es in eurer Werkstatt..
Ich esse geschwind eine Kleinigkeit und lege mich gleich wieder hin.
Der Peter wirkte betroffen, sagte aber nichts.
Nach dem Frühstück meinte er nur:
So, das war wunderbar, doch nun lockt das Gewerk..
Dankeschön und bis nachher im Garten!
Laß dir Zeit, wir sind alle nicht mehr die Jüngsten, rief Elli hinterher.
Peter ging unauffällig wieder hinab in den Keller, von dort in den tiefen Keller, durch den geheimen Fass-Durchgang
der automatisch wieder schloss-
den Felsengang bis das Mauerwerk kam, dann links ab- dort wo der Kreidepfeil auf den Boden gemalt ist.
Dieser Gang war enger als der nach rechts führende.
Irgendwie geht der leicht im Bogen links, dachte er sich, als ein paar Treppenstufen nach unten führten.
Auch hier war alles sauber und gemauert.
Die Kurvenkrümmung wurde beibehalten, selbst in den Stufen und Absätzen-
er dachte nach- eigentlich müßte ich unter dem gepflasterten Hof sein..
bald traf er auf eine weitere Halle mit gemauerten viereckigen Säulen, wo überall Fackelhalter angebracht waren,
die nicht mal verrostet waren- vermutlich sind die nicht aus Eisen, dachte er sich,
sonst hätte man Rostspuren sehen müssen.
Hier waren keine gemauerten Sitze, sondern gemauerte Rundbögen, die in kleinere Kammern führten -
es werden wohl ein Dutzend sein, das war im Schein der Lampe nicht gleich zu sehen.
Die Kammern waren alle gleich, mit einem verfallenen Bettgestell und Stuhl und Tisch ausgestattet.
Seltsam ist es hier, das spürte er sofort.
Hier war wohl Endstation der Reise?
Er suchte nochmal rundherum in dem rechteckigen Säulenraum alles ab- nirgendwo ein weiterer Gang, nur Kammern.
Auf der gesamten Anlage war kein Schacht nach oben zu sehen, durch den Luft strömen könnte,
einen Wetterschacht, wie man im Grubenbau sagte.
Langsam ging er wieder zurück an das Tageslicht, die ganze Zeit darüber grübelnd,
was das wohl für eine Anlage gewesen sein mag.
Oben angekommen, machte er sich daran, Fackeln zu basteln,
ein paar waren noch aus seiner Zeit als freiwilliger Feuerwehr-Mann
übrig.
Er tat so, als wäre nichts gewesen und ging dann seinem Gewerk nach.
Als am Abend die Ruhe einkehrte, ließ er die Katze aus dem Sack:
"Wer will eine Führung mitmachen?"
Wie, welche Führung?
Nun - es geht in den Untergrund - wer hat den Mut und kommt mit mir?
Die Augen der Bewohner waren schon recht müde, deshalb gingen nur Ulrich, Rosa, Benni und Jan mit -
Wo führst du uns hin, willst du uns besoffen machen, hier im Keller bei den Fässern?
Ach was, es geht weiter nach unten- hier durch die Klappe die steilen Stiegen hinab-
bitte gut aufpassen, hier ist es rutschig!
Langsam stieg der Tross nach unten- hier war kein elektrisches Licht mehr,
schon wegen
der Feuchtigkeit, sondern nur Petroleum-Lampen.
Sie kamen an die Stirn des alten großen Weinfasses, wo Peter demonstrativ den versteckten Hebel betätigte.
Oh! Ah! Ach du liebe Zeit..
Ein Tunnel!
Keine Angst, meint Peter, einen Helm habt ihr nicht nötig, hier ist alles in Ordnung, ich war erst vor kurzem..
..hier, zündet erst einmal jeder eine Fackel an!
Unheimlich war es zumute, wie in einem Gruselfilm oder beim Kukluxklan oder wie das heißt-
Der Gang war gut 3 Meter hoch- und.. gemauert!
Die Münder standen offen, so etwas hat noch keiner der Bewohner gesehen, nicht mal im Museum.
Im Schein der Fackeln war alles noch viel unheimlicher,
als sie in die "Kapelle" kamen,
mit der großen seltsamen Steinfigur in der Mitte.
Diese Figur kannte keiner der Anwesenden.
"Irgendwie heidnisch, eine Göttin" meinte Rosa.
Heidnisch war alles, als die Kirche Fuß gefasst hat, sagte Ulrich,-
vermutlich wird man nach der Kirche auch von heidnischen
Götzen sprechen,
wenn man die Christusfigur sieht..
Als sie den Gang zurück bis zur Abzweigung gingen, dachte jeder- na,
das war ein hochinteressantes Ding, was uns der Peter da gezeigt hat.
Nun ging es aber nochmal weiter, den linken Gang, wie er ihn nannte.
Wieso dieser kurvig verlief, war jedem aufgefallen, aber freilich nicht klar.
Und dann erst dieser große viereckige Raum mit den viereckigen Säulen und den 12 Kammern..
Die Zahl 12 deutet eigentlich auf die Apostel hin - oder ist da noch ein weiterer Gang in einer der Kammern?
Jan hatte wohl gut geraten - tatsächlich war ein schmaler hoher Durchlaß in einer Ecke einer Kammer,
die weiter in die Dunkelheit führte.
Peter fühlte sich verantwortlich und rief- halt, da war ich noch nicht drin,
ich will erst mal vorsichtig erkunden,
schließlich habe ich den Helm und die Stiefel und die starke Stablampe dabei.
Dieser Gang war in der gleichen Weise gearbeitet, führte aber nach gut 30 Meter zu einem Schuttberg,
hier war etwas zugeschüttet worden.
Staunend und kopfschüttelnd gingen die Besucher zurück durch die Keller und auf den Hof- die Sonne blendete wie nie zuvor.
Was nun? Müssen oder sollten wir das den Behörden melden, meinte Ulrich.
Wo die Behörden uns so wohl gesonnen waren, meinte Rosa.
Wenn erst einmal die hochnäsigen Studierten die Sache an sich gerissen haben,
können wir einpacken,
meinte Jan.
Nach und nach bekamen alle Bewohner des Mönchshofs dieses Geheimnis gezeigt,
bevor man die große Ratsversammlung
einberief.
Peter sagte als erster etwas: Die Zahl 12 stimmt nicht,
da von innen des letzten Saales der gemauerte Bogen genau so ausschaute,
wie die anderen 12 Bögen, dort, wo wir in den Raum kamen.
Irgenwo habe ich gelesen, daß die Zahl 13 eine germanische Glückszahl
gewesen sein soll- in irgendeinem Roman stand da einmal etwas..
..das Mauerwerk schaut auch viel älter aus, als das in den Kirchen und Klöstern zu sehen ist.
Jeder wußte etwas und doch nichts.
Alle waren sich einig: Das ist ein Fall für echte Fachleute, Laien sind damit überfordert.
Aber, so der Einwand von Rosa, aber: Wenn die Archäologen etwas finden,
brauchst du nichts mehr anzubauen, die wühlen alles um,
reißen den Hof auf und suchen überall herum, der Betrieb auf dem Hof würde zum Erliegen kommen.
Klar, meinte Ulrich, das kann passieren - aber wir würden sehr bekannt werden, so wie mir das ausschaut.
Zu sagen hätten wir garantiert nichts mehr, das dürfte klar sein, fuhr er fort.
Nun wurde noch ein wenig hin und her überlegt und diskutiert, -
zu einem gemeinsamen Nenner ist man nicht gekommen und hat erst einmal vertagt.
Wie auch immer, man beschloß erst einmal "Gras über die Sache wachsen zu lassen".
Theodor und Gundula sind danach ein paar Tage verschwunden gewesen.
Hinter der letztgebauten Scheune, ein Stückchen im Wald, kam ein Sparten aus der Erde..
Theodor - was ganz und gar ungewöhnlich war,
hat sich als Grabungsarbeiter betätigt und zusammen mit seiner Frau,
was mindestens genau so ungewöhnlich war, den schmalen Gang ausgeschachtet und überall die gleichen Mauern,
statt rohen Fels oder Erde vorgefunden.
Dieser Gang mündete als Fluchweg, wurde wohl hastig zugeschüttet und nicht zugemauert.
Den Erdaushub haben die Beiden auf dem Parkplatz in einer Ecke aufgetürmt,
falls sich darin irgendwelche Spuren befinden, die das Alter der Anlage bestimmen helfen könnten.
Bis auf eine Tonscherbe, die wohl mal ein Trinkgefäß war,
haben die beiden heimlichen Gräber nichts gefunden,
obwohl sie alles ganz gewissenhaft untersucht haben,- kein Metall-Teil oder Holzstück oder Tuch,
eben nur diese Scherbe.
Diese Scherbe zeigten sie dem Ulrich, der einen Kommilitonen der Archäologie als Freund hatte- gut,
das ist früher gewesen,
ob der Gute heute noch an solchen Sachen interessiert ist, weiß ich nicht.. kam seine Antwort,
ich will sehen, ob ich diesen dazu befragen kann.
Unterdessen wurde von allen Bewohnern der neue Gang bewundert.
Da das ganze Mönchshof-Grundstück nicht eingezäunt war,
hat der Hartmut geschwind ein eisernes Gitter davor gesetzt und dieses fest verankert und
verschlossen,
ein Schild daran gehängt:
"Fledermäuse, betreten verboten".
Er dachte sich, das wirkt immer.
Nun konnte schon mal kein ungebetener Besucher unbemerkt durch die Keller ins Haus schleichen.
Ulrich hat telefonisch nachgeforscht und erfahren, daß der Archäologe noch aktiv ist und sich der Forschung widmet.
Ein Termin wurde ausgemacht, wo Ulrich die Scherbe an einem neutralen Ort präsentieren wollte.
In einem Cafe am See, das zu dieser Stunde kaum besucht war, konnte man in aller Ruhe fachsimpeln.
Er begutachtete das Stäck ganz genau, sprach etwas von "im Stil der Badorfer Keramik
aber mit modernerer Glasur,
sicher eher um das Jahr 1000 herum, vermutlich ottonisch
Weiter meinte er: "Ich würde mir gerne mal den Fundort ansehen, um das genauer bestimmen zu können."
Ulrich druckste herum, wir wissen nicht, ob das so eine gute Idee ist,
dann kommen so viele Archäologen und staatliche Bevormunder,
dass wir
nicht mehr Herr unserer selbst sein werden..
"Das war einmal, heute geht man sorgsamer mit diesen Fundorten um,
nicht nur die Grabungen sind rücksichtsvoller,
auch der Umgang mit
den evtl. Grundstückseigentümern."
Ulrich schwieg oder überlegte, als der Kollege zum nächsten Satz anhob:
Auf alle Fälle sollte man ausschließen, daß da nicht noch mehr zu finden ist-
die ganze Menschheit hat ein Recht darauf zu erfahren,
was in der Vergangenheit in unserem Land war.
"ja ja, schon, aber.."
Ach was, laß mich mal machen,
ich kann am Sonntag mal vorbei kommen und den ersten Blick riskieren- wenn man einverstanden ist.
"Ich rufe Dich heute noch an"
Das hat Ulrich getreulich den anderen Bewohnern erzählt - es waren alle einverstanden mit der anonymen Untersuchung.
So rief er beim Freund an: Es geht, aber nur, wenn das anonym durchgeführt wird.
Der Sonntag kam und ungelaublich früh der Freund, der wohl neugierig genug geworden -
noch vor dem Frühstück mußte der Peter den Dr. Podollsky durch die Keller führen und diesen mit Lichtern begleiten.
Sein Staunen war spürbar, auch wenn er das zu verbergen suchte-
nur ab und zu stammelte er ein "unglaublich" oder "oh weh!" in die Halle.
"Wie konnte das so lange verborgen bleiben?"
Ich weiß es nicht, meinte Peter, mein Vater hat immer nur gesagt,
dort ist wohl Erz abgebaut worden, nach ein paar Metern ist hinten eine Wand,
vermutlich ist dort alles eingestürzt.
Was er nicht gesagt hat, so Peter weiter, daß sein Vater dort schon bis zu dieser Wand gegraben hat.
Hinter dieser Wand, die schlampig und wohl eilig gebaut worden war, befand sich dieses sehr aufgeräumte Gewölbe.
Davon hat er nie etwas erzählt- warum, kann ich nicht sagen.
Diese Statue ist wohl Freya oder Hulda - letztere hat man auch Frau Holle genannt-
ob Göttin des Herdes oder der Fruchtbarkeit-
es handelt sich um einen germanischen Götzenkult..
"Göttin, Götzenkult?" Ulrich hatte sich dazu gesellt und sagte:
Vor der Christianisierung war das kein "Götzenkult", sondern Religion,
erst der christl. Glaube hat mit aller Gewalt alles überbaut,
was an alten Kulten zu finden war..
Ja, meinte der Doktor, das stimmt freilich, vermutlich hat sich ein geheimer Kult hier unten bewahrt,
obwohl oben an der Oberfläche alles
zwangschristianisiert wurde, durchgesetzt durch die Fürsten,
die den Untertanen ihre neue Religion aufdrückten.
Er sprach nun wie ein Buch: Ich werde der Sache auf den Grund gehen und herum hören,
ob in dieser Zeit in dieser Gegend
entsprechende Aktivitäten gegeben hat.
Bitte nun nichts mehr in dieser Sache graben oder räumen, ich muß erst ganz sicher sein,
dass da nicht noch mehr ist.
Damals hat man versteckte Fallgruben und ähnlich Überraschungen eingebaut- es ist also nicht ganz ungefährlich,
hier zu suchen, wenn man nicht ganz genau weiß, aus welcher Zeit und für welchen Zweck..
Er verbrachte den ganzen Tag in der Anlage, rief daheim an, nahm sich frei -
angeblich wegen Unpäßlichkeit, wie Rosa mithören konnte.
Er kam nur zum Essen nach oben - und ist schnell wieder mit div. kleinen Geräten dort unten verschwunden.
"Schläft der dort unten?" meinte Norma.
Nee, sagte Peter, der wohnt in einem der Dachstuben, dort habe ich ihn eingewiesen -
man sieht ihn eben nie, weil er morgens extrem früh und
abends extrem spät ist.
Die Tage vergingen, ab und an kam der Dr. Podollsky nach oben um im Internet zu recherchieren -
unten war kein Empfang für sein Smartphone.
Dann - beim Abschied - sagte er: Ich habe ein paar Proben genommen, weil das Alter der Steine und die Art,
wie diese behauen sind, nicht ganz
klar ist.
Ich rufe auf alle Fälle an, wenn das untersucht ist.
Bis dahin bitte nicht mehr in diese Räume gehen.
14 Tage vergingen, als der Anruf kam:
Auf euerem Gelände war einmal ein Kloster, nach dem diese Gemarkung benannt ist.
Das ist meistens so, daß man nur durch solche "etymologischen Zusammenhänge" etwas über die Ursprünge
von Sprache und auch evtl.
verborgene archäologisch interessanten Dinge erfahren kann.
In den letzten Jahren hat man zwar auch dieses Gebiet überflogen und mit den speziellen Kameras
nach Mauerresten unter den Äckern gesucht,
aber nichts gefunden.
Bei dieser Anlage wäre das auch nicht zu sehen gewesen, die ist unter dem Fels verbaut.
Die Untersuchungen der Steine habe ein Alter von gut tausend Jahren ergeben,
vor welcher Zeit die bearbeitet sein mußten -
kleine Spuren von Steinhämmern, die man damals einsetzte, sind zur Genüge vorhanden.
Die Statue ist noch sehr viel älter, vermutlich handelt es sich um ein Fundstück,
das einmal im Freien aufgestellt gewesen sein muß.
Ich habe Pollen in den Rillen gefunden, die - nach der Radiokarbonmethode -
aus der Zeit des Hulda,
Holle Kultes stammen wird,
also locker nochmal tausende Jahre älter sein wird.
So genau kann man das nicht sagen, weil die Fundstücke zu klein waren - evtl. kam die Statue auch später erst in diese Halle.
Um die Statue war auf jeden Fall ein Wasserbecken, was meinen Verdacht erhärten würde.
"Was soll diese Anlage bedeuten, wenn oben drauf ein Kloster gewesen sein soll?" meine Ulrich.
Nun, meinte der Freund, vermutlich hat man nach außen hin fromm getan
und unten drunter weiter heimlich dem alten Kult gehuldigt..
"gehuldigt" sagt eigentlich schon alles - Hulda..
..allemal eine sehr interessante Sache, die wohl eher nicht so selten ist.
Ich komme bald mit zwei Kollegen vorbei, wenn es euch recht ist- die sind Spezialisten für Mauerwerke.
"Ok, ist recht, aber bitte.."
..ist schon klar, wie machen keinen Wind um die Sache, bis alles geklärt ist-
wir sind schon aus Eigennutz daran interessiert,
daß nichts zu früh an die Öffentlichkeit gelangt-
die beiden sind angehende Doktoranten,
die noch kein Thema haben.
Die Aktivitäten des Hofes gingen weiter, als wäre nichts geschehen und bald dachte keiner mehr daran,
als unverhofft ein VW Bus auf dem Parkplatz stand und ein paar Männer mit seltsamer Montur und Gerätschaften ausstiegen.
Die Kinder riefen: "Mama, Mondmenschen"!
Der Hund war knurrig drauf und so sind die Leute geschwind wieder in das Fahrzeug geklettert-
als das Telefon beim Ulrich
in der Praxis klingelt:
Ruf doch bitte den Zerberus zurück, der hätte uns fast erwischt!
Der Hund wurde zurück gerufen und im Beisein von Ella schnuffelte er an den Fremdlingen herum-
so merken sich Hunde, wenn der Besucher von Herrchen oder Frauchen als "ok" verifiziert wurde.
Die Leute gingen sofort an die Arbeit.
Nach dem ersten Tag war klar:
Der Zugang vom Keller sollte richtig kräftig mit Beton und Eisen zugemauert werden,
dann konnte das eine vom anderen getrennt sein,
der Zugang von der Waldecke hinter der
neuen Scheune war ja mit einer stabilen Tür mit Schloss zugängig,
dann brauchte man nicht immer
durch den ganzen Hof und durch beide Keller stiefeln.
Peter mauerte den Durchgang zu- für ihn kein Thema, genug Steine lagen noch in der alten Scheune,
dort wollte er früher einmal eine
Zwischenwand einziehen- endlich konnte er diese gebrauchen
und "zweckdienlich" einsetzen, wie er das in seiner Bauernart nannte.
Die Wand war schnell hochgezogen und gut gesichert, die alte Fass-Fassade kam wieder davor und fertig.
Es kam heraus, daß das alte Kloster exakt die Umrisse des Bauernhauses hatte,
deshalb auch die beiden Keller- untereinander und der Scheune darüber.
(Früher hat man erst die Senkrechten ausgehoben, dann die Gewölbesteine auf die noch feste Erde
gelegt und verschmiert, wenn sie die richtige Krümmung hatten, später wurde die restliche Erde darunter
ausgebuddelt und fertig war der Gewölbekeller.
Den Erdaushub tat man über die ganze Anlage, die somit
"unsichtbar" wurde.
In diesem Falle war die Erdschicht nicht so dick, denn darauf kam der eigentliche Hauskeller.)
Es war nur ein ganz kleines, unbedeutendes Kloster, das auch nicht lange bestanden haben soll.
Später wurde das Gelände und die Gebäude verpachtet,
nachdem diese Liegenschaft über das Fürstenhaus an das Land gefallen war.
Peters Großvater hat die ganze Anlage gekauft- für "billiges Geld", wie in der Familie überliefert war,
es galt als ein "armes Landstück, von dem keiner reich werden konnte".
Die alte Ruhe kehrte wieder ein, nur am VW-Bus sah man, daß die Leute wieder aktiv waren.
Ob man nun diese Kultstätte als wichtig oder unwichtig einstufen würde,
war den Mönchshoflern eigentlich ziemlich egal.
Sie wurden davon eigentlich auch nicht berührt, weil an der Oberfläche des Grundstückes nichts,
aber auch rein gar nichts
auf etwas Spektakuläres hinwies und selbst Luftaufnahmen nichts ausmachen konnten:
Nur die Gebäude mit dem zugehörigen Keller - was darunter lag, war und blieb stumm nach oben hin.
Von der kleinen Landstrasse aus war diese Ecke des Grundstücks nicht, wohl aber vom nahen Parkplatz zugänglich.
Auf das eigentliche Hofgrundstück mußte niemand kommen, der mit dieser geheimnisvollen Sache betraut war.
Bald kamen auch andere Fahrzeuge an, andere Leute und die Presse hat auch Wind davon bekommen..
..die beiden Doktoranten hatten ihr Thema, das war schon mal klar und auch gut so.
Ulrichs Freund beteuerte, kein Sterbenswörtchen gesagt zu haben und auch die beiden jungen Männer
hätten kein Interesse gehabt,
hier etwas öffentlich zu machen.
Die Sache kam von ganz woanders her, evtl. vom Labor, mutmaßte er.
Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen und da müssen wir durch,-
wir schließen auf alle Fälle gut ab und da es -nach wie vor-
euer Privatgrundstück ist, hat da auch niemand was zu suchen.
Ihr Wort in Gottes Gehörgang, meinte Peter, der das mitbekommen hatte.
Gut, daß ich die Mauer zum Keller besonders fest gemacht habe- mit Eisen- da kommt keiner rein !
Bald wurden Bilder in der Zeitung veröffentlicht, die Rundschau war da und brachte eine Sondersendung,
der Bürgermeister und die Gemeindeverwaltung tauchte auf,
mied aber beim Besuch dieser Anlage den Besuch auf dem Mönchshof selbst..
Jeder wollte ein wenig von der Sonne dieser Entdeckung für sich mitnehmen,
um noch ein wenig bekannter zu werden und wichtiger
erscheinen..
"Tausende Jahre altes Geheimnis der schwarzen Mönche" oder "Was trieben die schwarzen Brüder im Geheimen?"
waren die Schlagzeilen.
Schlag-Zeilen ist wohl ein gutes Wort für diesen Mist, so brummte Peter.
Die Sache nahm weiter Gestalt an, verschiedene Institute und Universiäten haben sich mit dieser Sache befasst,
den Denkmalschutz hat das wohl kalt gelassen, kann sein, daß diese Leute in in ein paar Jahre wach werden..
meinte Ulrich, man kennt das ja.
Die Statue hat man im Museum untersucht und geröntgt, dabei kam heraus,
dass das Ding hohl war und Schriftrollen enthielt.
Diese Schriftrollen wurden gesichert und kopiert, die Statue ebenso -
die Kopien kamen zurück in die Höhle des Mönchshofs,
die Schriften als Kopie hinter Glas in den unterirdischen Räumen aufgehängt und beleuchtet.
Für einen evtl. Publikumsverkehr war dem Amt die Statue doch zu selten und unersetzlich gewesen,
als daß man das Original wieder dorthin
verbracht hätte.
Ein Künstler fertigte eine exakte Kopie an.
Die Leute auf dem Hof wurden weder gefragt noch informiert- das nennt man heute Demokratie.
Der Freund Ulrichs hatte dafür nur eine Erklärung:
Die Fakultäten können sich einen Fehlschlag oder gar Verlust nicht leisten.
Ihr habt ja keine Nachteile, weil die Kopie mittels Laserverfahren exakt dem Original entspricht -
es wurde aus einem Kunstquarz heraus gelasert.
Die kopierten Dokumente sind auf haltbarem, säurefreien Papier versiegelt in der Kopie untergebracht.
Auf CD haben wir für euch eine PDF - Datei mit den Seiten dabei gelegt.
(So muß niemand versuchen an die Dokumente und deren Inhalt zu gelangen)
Wir wollen, daß das so bleibt.
Bald wurde ein gemeinsamer "Dia-Abend" mit allen Hofbewohnern gemacht,
als die Erklär-Bären wieder abgezogen waren.
Salzgebäck, Sprudel und Wein, gemütlich bereit gehalten, ging es los..
Der damalige Fürst und sein Bruder hatten eine kleine Abtei
für die "überzähligen" Adelsfräulein gegründet, mit dem Segen der Kirche,
der immer an frommen Aktivitäten gelegen war- und besonders dann, wenn Spenden geflossen sind.
Sehr erfolgreich schien das Kloster nicht gewesen zu sein,
denn nach nur einer Generation schlief es ein und wurde als Domaine verpachtet.
Selbst für eine Domaine war der Hof zu gering im Ertrag.
Als die kleinen Fürstentümer aufgelöst wurden, ging der Hof -unter ferner liefen- an das Land.
Auch das Land brauchte Geld und so wurde der Hof verkauft an den Nächstenbesten,
der es haben und bezahlen konnte.
Soweit kam jeder klar- aber dann kamen die alten Pergamente
- zumindest deren digitale Kopien- aus denen seltsame Sachen
auf die Zuseher eindrangen:
Wir haben das Kloster im Jahr 1759 gegründet und eines Tages beim Graben nach Silber und Kupfer
einen Gang entdeckt,
der eine heidnische Göttin in einer Art Kapelle behinhaltete,
die wohl schon lange vor unsererem Kloster vorhanden war.
Dieses Kloster wurde auf zwei alten, übereinanderliegenden Kellergeschossen errichtet.
Alte Leute berichteten uns, daß der Fürst, als nur die Kellerruinen standen,
bereits regelmäßig dort gewesen sein soll
und
plötzlich "wie vom Erdboden verschluckt" weg gewesen sein soll.
Nach Stunden soll er -ebenso plötzlich- wieder da gewesen sein, an einer ganz anderen Stelle.
Aus vertraulichen Kreisen hat unsere Bruderschaft erfahren,
daß in den fürstlichen Archiven von einer heidnischen Statue
die Rede gewesen sein soll,
die die Geheimnisse der Menschheit wissen soll..
Nun kam Peter dazwischen: Die meinten wohl, beinhalten soll und nicht wissen soll..
Psst!
Jaja, ist ja gut.
Wir halten es für angemessen, der Nachwelt von unserem Fund
in der ebenso verdeckten Art und Weise dieses Pergament zufügen zu müssen,
damit die nachfolgenden Dokumente, die am besten verborgen bleiben, deutlicher werden.
Einer der Vorväter des Fürsten haben diese Statue beim Ackerbau gefunden
und vor den kirchlichen Eiferern verborgen.
Trotz des Lippenbekenntnisses zum Christentum,
sind sie heimlich weiter zur alten Göttin gegangen und haben dieser gehuldigt.
Um die Statue war ein lehmgemauertes Wasserbecken, das von ihr geweiht die Heiligkeit weiter tragen sollte.
Aus welcher Zeit diese Statue stammt, weiß keiner nach unserem Wissen und Gewissen.
Viele von diesen Statuen hat man damals gefunden
und durch die Steinmetze in Christus - und Marienstatuen umgehauen.
Diese heimliche Kapelle jedoch war zu verborgen um entdeckt zu werden.
Wir grüßen alle Brüder in Christo und alle Schwestern Marias, Amen.
Rosa: Das ist ja ein starker Tobak, das muß man sagen!
Sie sprach wohl allen aus der Seele.
Und was jetzt, fragt Gundula..
Wir werden erfahren, was die Behörden damit vorhaben -
allen voran wird wohl der Gemeinde das Recht zugesprochen werden,
darüber zu entscheiden,
meinte Theodor.
Und so kam es denn auch.
Zwischen der Straße und dem linksseitigen Teil an der Zufahrt zu Hof wurde ein Parkplatz angelegt,
damit Besucher dort ihren Wagen abstellen konnten.
Das Gitter hat man heraus getrennt und "entsorgt", ein anderes Tor kam davor und das war abgeschlossen.
Der Schlüssel war wohl in der Gemeindeverwaltung.
Bald kam ein behördliches Schreiben vom Landratsamt:
An die Eigentümer des Mönchshofs.
Wir haben die Parzelle mit der Grotte und deren Nutzungsrechte
unter ihrem Grundstueck als Gemeindeeigentum überführt.
Sie erhalten als Ausgleich ausgedehnte Erweiterungen rund um die Erhebungen,
die auf der Höhe ihr Grundstück abgrenzen.
Nunmehr befinden sich die flachen Hügelumgebungen zum Mönchshof -
der mit Krüppelwald bewachsen ist -
zu diesem gehörig.
Ein entsprechender Grundbuchauszug geht ihnen zu.
Im Übrigen ist es ihnen strikt untersagt, den zugemauerten Zugang
aus dem tiefen Keller zur Grotte zu entfernen oder
anderweitig zu versuchen,
in diese zu gelangen.
..gesehen und genehmigt:
xxx, Oberamtsrat
Die Bewohner waren fertig mit der Welt, wie man so schön sagt- bis endlich jemand das Schweigen brach:
Gut, das sind 100mtr von 300mtr Straßenanliegerfront, fünfzig Meter in den Grund hinein,
das können wir verkraften. Ansonsten wird ja keine Nutzung beschränkt,
kein Gebäude ist betroffen,
es ist ja nur Gestrüpp gewesen..
Theodor und Gundula sahen auch keinen Grund dagegen anzugehen,
was auch recht aussichtslos sein dürfte-
zu viele vorgesetzte Dienststellen der Verwaltungen waren daran beteiligt.
Die Gemeindeverwaltung mahnte zur Vorsicht,
weil die Mönchshofler "gerne prozessieren, was teuer werden kann".
Das erweiterte Gelände brachte einen Zuwachs von gut 4000 x 100 Meter, weil rund um gemessen werden muß-
von "wertvollem Land" konnte keine Rede sein, es war steinig und wenig humusreich,
es wuchsen nur krumme Bäume darauf -
es wollte zuvor schon keiner haben..
Nun schnell unterschreiben, meinte Theodor, bevor die es sich anders überlegen!
Diesmal ging das Schreiben per Boten direkt ans Landratsamt,
wo auch gleich die neuen Grundbuchauszüge abgeholt wurden.
Rolf und Elli störten sich an dem Ton, den die Behörde angeschlagen hat.
Aber das ist wohl eher subjektiv, wie die jungen Schrauber meinten.
Wie auch immer, uns braucht das nicht zu stören, meint Peter-
wer braucht schon eine Heilige oder Götzin oder wie auch immer?
Die Gemeinde hat das Ding ruhen lassen, es wurde nie irgendwo publik gemacht,
es ist auch auf der Gemeindehomepage oder
in den Reiseführern nie erwähnt worden.
Die CD wurde auf dem Hof vervielfältigt, damit jeder ein Exemplar sein eigen nennen konnte.
Damit war die Sache wohl abgehakt.
Eines Tags meldete sich ein "Exorzist", der sich dort umsehen wollte auf dem Hof.
Nachdem er vom Hund verbellt wurde, wurde er von Gundula "behandelt":
"Ich geb ihnen gleich "Exerzitien" auf die Ohren, sie Spitzbube - hauen sie ab, sonst setzt es was"
Die jungen Schrauber machten gerade zu viert Pause und bekamen das Geschrei mit und lachten sich krumm-
so kannte man die feine Frau Anwalt nicht!
Man hat nie wieder von dieser Sache gehört,
keiner kümmerte sich mehr darum und ging seiner eigenen Wege des täglichen Krams.
Die himmlische Ruhe kam endlich wieder.
Was aus den vier Freunden geworden ist, fragt ihr?
Nun, sie sind nach und nach verstorben und haben ihre Anteile
- abzüglich des Pflichtanteils an ihre leiblichen Kinder -
an die Nachrücker
des Mönchshofs vererbt.
Die vier Kinder vom Hof sind irgendwann selbst Eltern geworden und sind -
unter gleichen Bedingungen - auf dem Hof zusammen geblieben,
die diese vier Freunde gegründet haben.
Dieser Fond war immer "heilig" gehalten worden und blieb über Generationen hinweg -
wo das Fondvermögen versteckt war, hat keiner verraten
brauchen:
Es war in Mietwohnungen mit bester Autobahnanbindung angelegt- und hat gute Erträge gebracht,
die allen ein ruhiges Leben garantiert haben.
Einen eigenen Anwalt hat die Gemeinschaft in Gestalt des kleinen Willie bekommen,
der eine gutgehende Praxis mit seiner Frau - übrigens einer
Enkelin des ehemaligen Bürgermeisters - betrieb.
Bella und ihr Mann, ein junger Bauer aus dem Dorf, der von seinem älteren Bruder ausbezahlt wurde,
haben den Hof bewirtschaftet.
Die Werkstatt blieb allemal durch Kurt und seine Frau aus dem Hause von Bertram und Lori erhalten,
Rosaria hat einen der
Söhne aus gleichem Hause geheiratet.
Kinder folgten in gewohnter Weise auf dem Hof- nicht nur, damit der Mönchshof weiter Bestand haben sollte..
Die Bäume und Bienenvölker und das Gewächshaus haben lange lange durchgehalten,
bevor sie erneuert werden mußten.
Große Sprünge hat man nie machen wollen, ist immer bescheiden geblieben und badete
wie früher im Fischweier, statt in Urlaub zu fliegen..
***
Ende.
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