Vivarium Seite 24
Ich weiß, dass ich nichts weiß, somit weiß ich mehr als viele Leute, das das offenbar nicht wissen !
Mein Vater.
***
Sesshaftigkeiten. Der Krämer 25. Teil
Karl und Dora nahmen ihre deponierten Münzen in Augenschein, gaben die geretteten Stücke und das restliche Geld dazu und überlegten,
wie sie ihre Zukunft gestalten wollen..
So alt waren sie nun auch noch nicht und schon noch rüstig genug,
um sich ins Bett zu legen um auf den Tod zu warten!
Sie hörten davon, daß Herrmann und Moni in Siegburg lebten,
die Stadt war aber eher nichts für die Beiden.
Sie bauten den Altenteil des Bauernhauses ein wenig aus,
setzten ein paar Bänke und Tische nach vorne hinaus und nach hinten hinaus und zur Seite hinaus,
so das man im Ruhestand der Sonne folgen konnte..
Das war nicht teuer und war locker selbst zu machen.
Viel gekostet hat das nun wirklich nicht, die Reserven blieben gerettet.
Außer einem Kräuterbeet hat Dora keinen Platz gebraucht- Platz war nun wirklich mehr als genug vorhanden:
Ein Stückchen Wiese urbar machen und pflanzen.
Ein Beet war dem Rücken genug Arbeit.
Dort waren nur Pflanzen untergebracht, die man im Wald und auf den Wiesen nicht finden kann.
Sie trocknete die Kräuter oder machte Likör daraus, versorgte damit die ganzen Freihöfler.
Der Karl baute den Hühnerstall wieder auf und brachte diesen auf Vordermann.
Weder Helmut noch Trude interessierten sich für die Geflügelzucht-
das war für diese immer nur ein leidiges Ding um Geld zu verdienen.
Nach und nach bekam der Stall Formen, wuchs zu einem modernisierten Vorzeigeobjekt heran,
in das nach und nach Leistungsgeflügel Einzug hielt.
(es war immer eine willkommene Ausrede mal in die Stadt auf dem Viehmarkt zu erscheinen)
Die jungen Bauersleute waren in ihren bevorzugten Arbeiten nicht im Geringsten berührt
und das war sehr wichtig!
Junge Leute müssen für sich sein.
Es dauerte nicht lange und die Ställe wurden voller und voller..
Alle lachten, wenn die beiden "Alten" wieder einmal mit seltsamen Hühnern
von einem ihrer Ausflüge in die Stadt zurück kamen..
Nun gab es Eier in Hülle und Fülle, das Futter wurde von Bruno aus dem Laden bezogen-
er hat verschiedene Getreidesorten und Kleie und getrocknete Hackrübenschnitzel und ältere Sämereien
in Mengen vorrätig, die er einzeln oder gemischt abgibt an Tierhalter, die kein eigenes Ackerland haben.
Dieser Geschäftszweig lief fast so gut wie die Landmaschinen und Gartengeräte und Sämereien oder Düngemittel.
Weideland war genug, die zweifache Mahd (Mähen) war eine Arbeit zu früher Stunde-
das lag dem alten Bauern Karl - gemeinsam haben sie Heu gemacht, jung und alt.
Der Hühnerstall war viel zu groß, weil man damals auf enorme Erträge gesetzt hat-
Heute ist alles ein wenig kleiner - so bleibt noch Platz, dachte sich der Karl.
Die Anschaffung eines einachsigen Wagens und eines Esels war die nächste Sache.
Für beides war genug Platz in diesem Hühnerstall - selbst noch für ein kleines Atelier,
wo Dora ihre Kräuter und Pilzzucht bearbeitete.
Noch war genug Leben in den Beiden, sie wollten sich nicht ganz in die Ecke setzen.
Helmut und Trude war das mehr als recht-
Langeweile ist seit der Wiederkehr der Beiden nicht mehr aufgetaucht.
Mit Thea und Sebastian, auch mit dem kleinen Gerhard war ein sehr gutes Auskommen.
Von nun an fuhren sie regelmäßig mit dem Eselwagen nach Rennerod auf den Wochenmarkt.
Dieses ruhige und folgsame Tier (es kommt immer darauf an, wie man damit umgeht) ließ es geschehen,
als wäre der Esel des Johannes wieder auferstanden..
Die Eier erzielten immer gutes Geld und da Hühner nur 1-2 Jahre lang legen,
folgten in regelmäßigen Abständen auch Hühner auf den Marktwagen.
(zuerst wurden allerdings die Angehörigen versorgt, Ehrensache -und kostenfrei)
Auf dem bunten Wochenmarkt gab es immer was zu sehen, etwas zu tratschen sowieso.
Der Betrieb auf dem -hauptsächlich vorderen Teil des Freihofes war enorm,
der Bekanntheitsgrad ist sehr angestiegen.
Nach einiger Zeit entstand in Wehrheim im Taunus der nächste Produktionsort für Landtechnik,
desgleichen in Kassel, somit war ein großes Gebiet abzudecken und noch mehr Bauern zu erreichen.
Benni und Berni wurden zu Reisenden in eigener Sache, Stellvertreter besorgten die Filialen.
Bruno war nach wie vor der, welcher alle Fäden in der Hand hielt.
Diese Fäden wollte er erst abgeben, wenn er sich ganz sicher war,
daß die Jungen mit den recht umfassenden Betrieben
zurecht kommen würden.
Benni war mehr in Holland daheim und war gerne bei Benetrix,
der Berni, Sarah und die kleine Jeni zogen in das steinerne Haus
und blieben dem Freihof immer feste verwurzelt.
Inzwischen waren hundertzwanzig Mitarbeiter zu betreuen, so war genug Verwaltungsarbeit zu machen.
Sarah lernte das schnell und sehr gut.
Der "Gänsezaun" war noch immer in aller Munde-
wie der Ausdruck "Vorderhaus" und "Hinterhaus" oder "Bei den Köhlers",
obwohl in letzterem die alten Köhlers schon lange nicht mehr waren.
Gänse waren wohl keine mehr da, wohl aber mehr als genug Federvieh-
das aber in weiteren Stallungen mit Auslaufgehege lebte.
Wer sich mit Hühnern auskennt, wird es wissen:
Hühner leben gerne in Gruppen zusammen- und ziehen sich auf ihre Schlafstangen zurück, sowie es dunkel wird..
daher kommt auch der Ausdruck "wir gehen mit den Hühnern schlafen" -
das hatte immer auch den kleinen Nachteil,
daß in aller Frühe der Hahn kräht!
Die Zeit der Wanderungen war definitiv vorbei, die Erinnerungen sind es,
von denen ältere Menschen zehren.
***
Erinnerungen sind es, von denen alle Menschen zehren,
bald werden aus Geschichten - Geschichte.
In diesem Fall war es eine Familiengeschichte
und keine der üblichen Geschichtsüberlieferungen,
die immer nur von "Feldherren" und "Schlachten" und "Fürsten" und "Kirche" erzählt:
Nur jene haben überhaupt lesen und schreiben können und folglich haben
auch nur jene Bücher geschrieben und folglich hat sich meisten auch
nur deren Erzählung erhalten.
Wer weiß, vielleicht haben die Enkel oder Urenkel nach Johanns Versteck im Weiltal gesehen?
Aus deren subjektiver oder willkürlicher Sicht heraus wird Geschichte gemacht
und aus vorgegebener Sicht heraus gelehrt.
Würden die sogenannten "kleinen Leute" oder "der Gemeine" Mann oder Frau aus alten Zeiten erzählen können,
wäre "Geschichte" garantiert eine dauernde Klage über erlittene Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten der Herrscher,
egal ob es sich um Kleriker oder gräfliche Landesherren handelte.
Alle jene waren absolut und machtbesessen, verrückt oder krank vor Gier,
streitsüchtig, dekadent und mit einem ausgedehnten "Gottkomplex" behaftet, oft genug Sittenstrolche..
Sehr sehr oft waren Kirche und Herrscherhäuser seltsam verquickt,
sehr sehr häufig wurden aus deren Familienzank giftige Fehden und sogar Kriege.
Wie viele Unschuldige sind bei diesen Auseinandersetzungen wohl getötet worden?
Trotzdem dürfen noch heute Adelstitel geführt werden.
Trotzdem dürfen sich Kirchen in unserer Zeit offen zeigen und..
weiterhin ihre Macht ausüben, die Macht durch Kontrolle.
Niemand will den Holocaust im dritten Reich aufrechnen, aber die Zahl der getöteten und gequälten Menschen durch Adel und Klerus wird alles toppen - der seit Jahrtausenden geht.
Trotzdem man heute um diese Dinge weiß, gibt es noch immer "Gläubige".
Trotz des Unrechts durch die christlichen Kirchen
läßt man zu, daß im Namen der sich weiter ausdehnenden nächsten orientalischen Religion
jeden Tag Menschen sterben müssen oder in "heilige Kriege" (Dschihad) gehetzt werden.
Trotzdem man heute so viel weiß, entstehen immer mehr Religionen und Abspaltungen.
***
Die Leute im Köhlerhaus sind irgendwann einmal ausgestorben,
der Gerhard war ledig geblieben,
die Leute im Bauernhaus sind schon vorher nicht mehr gewesen.
Das Vorderhaus hat sich zu einem bekannten Landwirtschaftsunternehmen entwickelt,
bei der Mechanisierung und später bei der Motorisierung der Landwirtschaft
beigetragen, die Firma hat Kriege überlebt, wurde immer wieder aufgebaut
und ist nach dem 2.WK mit Traktoren im Verkauf und besonders mit deren Wartung bekannt geworden.
Von der Herstellung landwirtschaftlicher Geräte zur Wartung und Schulung:
Man wurde bekannt durch Kundendienst an Geräten aus deutscher Produktion,
vom Einachser bis zum allradgetriebenen Großtraktor,
Mähdrescher, Sämaschinen, Düngeautomaten und Melkroboter,
dann kamen schrittweise
satellitengenaue, computergesteuerte
Traktoren mit doppeltem Turbolader
und schlupf-freiem automatischen Doppelkupplungsgetriebe mit wetterfesten Kabinen,
in denen Multimedia und Klimaanlage eingezogen ist,
mit gefedertem Chefsessel mit Sicherheitstechnik
einer amerikanische Marke, die in Reihen auf den Filial-Höfen dieses Unternehmens stehen.
Heute sind nur noch wenige Schleppermarken und Gerätehersteller bekannt,
eine Firma aus den USA
hat manches aufgekauft, viele deutsche Hersteller gingen in den 1960iger Jahren bankrott, teils durch Marktdeckung, teils durch daß sie sich gegenseitig Konkurrenz gemacht und die Luft abgedrückt haben.
Aus der harten, kräfte- und gesundheitszehrenden Handarbeit in der Landwirtschaft
wurde das "Managen" von technisierten Betrieben im Landbau,
die manchmal mehr mit der Verwaltung, als mit der Bewirtschaftung zu tun haben,
dem Bauern,
der noch lernte, die Scholle -buchstäblich- zu schmecken:
Das hat die allumfassende Chemie übernommen, die sich durch Patente
von der Zucht über Düngung bis zur Herbiziden und Pestiziden
mittels Genmanipulation befasst, um möglichst viel Macht in den Händen zu halten. (Patentrechte)
Aus Bauern wurde diplomierte Agraringenieure, die ohne Banken nicht mehr lebensfähig wären.
Einige wurschteln sich noch mit dem Titel "Landwirtschaftsmeister" mit ihren kleineren Betrieben durch-
nur die Kleinräumigkeit einer Landschaft hält die "Investoren" ab, diese einfach zu übernehmen.
Diese Macht der Konzerne ist wie die der damaligen Feudalherren,
sie werden angefeuert von Leuten mit zu viel Geld,
die das an der Börse anlegen um noch reicher zu werden.
Längst steuern Lobbyisten die Geschicke der Politik und der Gesetzgebung,
die nur noch Makulatur - und nur mehr für die "Global Players" arbeitet.
Windige "Makler" und "Ratingagenturen" betreiben "Computergeschäfte",
bei denen es um An- und Verkauf von "Papieren" geht-
oft schon im Sekundentakt.
Der Sinn des Geldes und dessen Wert ist immer mehr in den Hintergrund geraten.
Damals wie heute werden und bleiben die Geschicke der "Gemeinen", der "kleinen" Menschen im Land geringschätzt.
Es zählt nur die Macht, damals wie heute.
Wer sich als Besitzloser behaupten will, muß irgendwas studiert haben, sonst geht er bald in Richtung Sozialhilfe-Niveau durch die Mieten und Fahrtkosten und Versicherungen und Altersabsicherungen etc.
Schultheiß, Schulte, Schulze
Nassau Dillenburg
Diese Geschichte des Krämers soll nur zur Unterhaltung dienen, nicht -auch nur irgendwie- professionell sein oder gar vermarktet werden.
Ein einmaliges Erstlingswerk sozusagen, das sich selbst genügt.
Diese Geschichte ist selbstverständlich REIN FIKTIV oder erfunden und nicht irgendwie real, noch soll sie einen heute noch existierenden Betrieb oder
heute noch vorkommenden Personen entsprechen.
Zurück zum Anfang der Story?
***
| |