plaetzchenwolf - Der Krämer 13. Teil



Der Krämer, Folge 13


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Frechheit ist der Altersstarrsinn der Jugend.

Unbekannt.

***

Neues Gesinde, neues Glück, irdenes Geschirr.. Ärger in der Schule.

Die Kleinen kamen am Folgetag aus der Schule und weinten,
der Lehrer habe sie vor allen Kindern ausgelacht, als sie etwas nicht wußten.
Der Pfarrer wäre dabei gewesen und habe gesagt:
Seht ihr Kinder, so sind sie, die Heiden !

Erwin und Marga schickten einen Boten mit einem Schriftstück,
mit dem sie ihre Kinder vom Unterricht abmeldeten.
Der Schultheiß hat die Ursel und den Karl nach Rennerod vermittelt,
wo eine weitaus bessere Schule war, mit mehreren Klassen.
Nun fuhren die Kleine mit der Post am frühen Morgen in die Stadt und am frühen Abend wieder zurück.
Teuer, aber nicht zu ändern, wie ihre Eltern fanden.

In dieser -weiterführenden- Schule waren die Bildungsmöglichkeiten zu erreichen,
die "bessere Leute" in dieser Zeit unbedingt haben mußten..

Wenn die Freihof-Leute schon als "hochnäsig" verrufen waren, dann bitte auch richtig.
(Hochmut war auf dem Hof in Wirklichkeit niemals zu entdecken, gegen das Dorf aber hegte man schon ein wenig Groll)

Von nun an waren sie die "Hochgestochenen",
nicht nur wegen des Schildes vor dem Haus, mit seinen Fackeln, die im Dunkeln weithin die Wichtigkeit der Station verkündeten.

Der Kontakt in das Kannenbäckerland kam zustande, man brachte sogar ein Muster der Waschgelegenheit mit-
"Lavoire" genannt, - so wurden diese bis nach Frankreich, Holland, Belgien und Italien angeboten.
Marga suchte sich milde Farben aus, die man wohl "kremefarben" bezeichnete-
jede der zehn Waschschüsseln und Krüge und Seifenschalen in etwas anderer Tönung.

Der Stoffhändler hat den Auftrag für neue Bettwäsche in den gleichen Farben erhalten,
passend zu den Gardinen- wer hatte damals schon Gardinen an den Fenstern?!
Der Anstreicher kam, mit den entsprechenden Dicht- und Dämm-Materialien, mit Farben und Pinseln und zwei Gesellen aus Rennerod.
Die Kontakte nach Köln waren da nicht schlecht,
aus Holland kamen die Gardinen - ausgerechnet von dort, wo eine hohe Gardinensteuer war - die nicht für den Export galt.
Sogar Teppiche in grober Webtechnik schmückten bald darauf die Gasträume- überall und jetzt erst recht!

Die Bewerber um die Dienstbotenposten gaben sich die Klinke in die Hand
und es wurden nur diejenigen eingestellt, die garantiert keine Kontakte zum Dorf hatten.
Der Lohn war gut und so wurde auch die Leistung erwartet- die manchmal recht hohen Gäste
sollten nie das Gefühl haben, in der Provinz gestrandet zu sein..

Nun trat man richtig auf, gab alles, was machbar war.
Es traten -bezahlte- Geiger, Flötisten oder andere Künstler auf, welche die Gäste unterhalten sollen.
Das sprach sich schnell herum- die Kutscher sorgten schon dafür!
Auf diese Weise bekam Ursel Freude an der Musik-
und erhielt entsprechenden Unterricht.
Der Karl war lieber in der Landwirtschaft unterwegs und mochte die Fasane sehr.

Das Federvieh vermehrte sich prächtig, gute Bedingungen waren dafür Voraussetzung,
das Erlernte von diesem Vogelhändler haben die Irme und der Johann gut umsetzen können.
So war die Hilfe der Marga und des Erwin nicht mehr nötig -
jeder wußte so viel vom anderen Teil des Freihofes und kannte sich darin aus,
daß man sich aushelfen konnte, wenn "Not am Mann war", jemand krank oder sonstwie verhindert.

Bald kamen die Waschgelegenheiten und auch die Stoffe und Teppiche an.
Ein riesiger Stolz war bei den Freihöfern nun direkt mit der Hand zu fassen !
Wie edel sich die Stuben ausnahmen - alle mit Bett und Schrank und Ablagen
und einem Gestell für die Waschgelegenheit.
Weiß gebeizte Hölzer überall.
Für das Gestell sorgen die "Stellmacher" im Hinterhof- das war deren Gewerk, etwas aus gutem Holz zu bauen.

Der Kämmerer hat so etwas läuten hören und wollte sich -wieder einmal- direkt vor Ort ein Bild von der Sache machen.
Er staunte nicht schlecht, als er die ordentlich verbesserte Gastlichkeit besah, gediegen, nicht übertrieben -
zurückhaltend und doch anspruchsvoll in der Wirkung.
Der Betrieb florierte und das jeden Tag mehr.
Der Kämmerer war es zufrieden- er konnte immer etwas mehr einnehmen und dem Fürsten davon berichten.
Sonst schickte er seine Leute, hier kam er persönlich vorbei- vermutlich wegen der Französischen Pfannekuchen mit Pilzen?
Er bekam statt dessen ein neues Fasanenragout vorgesetzt mit Pastinaken und Möhren -
ein echter Genuß, der so noch nirgends zu essen war.
Woher habt ihr den Fasan, habt ihr etwa.....?!
Er ließ das Wort "wildern" bewußt aus, weil er seine Leute kannte-
aber vielleicht haben die beiden doch einem Wilderer etwas abgekauft?

Eßt auf, hoher Herr, eßt auf- darf es noch ein Schluck Wein aus Baden sein?
Keine Frage- wer sagt dabei "nein"?
Nach dem Essen kam eine feine Schüssel und Krug und Seife gereicht, damit man sich die Hände waschen konnte-
ein paar dieser "Lavorare" hat man vorsorglich zusätzlich beipacken lassen-
es kann immer mal etwas entzwei gehen.
Kommt mit, ich will euch was zeigen, meinte Marga selbstbewußt,
kommt mit nach "hinten"..
So gingen sie über die beiden Grundstücke, an dem neuen großen Hühnerstall vorbei
bis zu einem großen geschützten Gehege, in dem ... jede Menge Fasanen pickten.

"Wir haben unser Angebot an Fasanen bereits an das Fürstliche Rentamt geschickt",
sagte Marga zum Kämmerer, der fassungslos staunend dabei stand.
Wir wären gerne bereit, unseren Zehnt auf diese Weise verrechnen zu lassen-
allerdings möchte ich sagen, daß Fasane empfindlich und anspruchsvoll sind,
man hat sehr viel Arbeit und Sorge mit diesen Tieren !
Der Kämmerer überlegte und rechnete im Kopf aus, wie wohl die Sache laufen könne-
im fürstlichen Wildgarten wären das - bei den gesellschaftlichen Jagdveranstaltungen -
eine willkommene Abwechslung und eine sehr schmackhafte dazu.
Solche Vögel kannte der Herr eigentlich nur aus hochherrschaftlichen Sitzen,
in weitem Umkreis eher unbekannt.

Gesagt, getan- der Handel war getan, obwohl man mit dem Landesherren eher nicht handeln konnte.
Er hatte hohe Kosten für ein Engagement in Holland aufzubringen und alle waren hinter seinem Geld her..
..aber er sann über Werbung nach und lud entsprechende Leute des Bankgewerbes und des Adels zu Jagd ein.
Wenn er eine gewisse Lebensart zeigen konnte, dachte jeder an Wohlhabenheit und lieh eher etwas für "die gute Sache"!

Bald stand am Eingang -und der Freihof hatte nur diese eine einzige -doppelspurige Zufahrt zur Strasse,
alles andere war gut gesichert und bewacht, was nötig war:
"Fürstlicher Hoflieferant, Fasanerie"

Dieser Anspruch wurde mit der Bedingung verknüpft, daß Gäste des Herrscherhauses
als Besucher um das Fasanengehege herum gehen und dieses besichtigen dürfen.
Das war abgemacht und ohne Schwierigkeiten zu lösen.

Nun kamen noch mehr Gäste und noch mehr Besucher, die dann auch zu Gästen im Lokal wurden-
selbst wenn diese nur eine kurze Zeit auf Besichtigung auf dem Freihof waren.

Nun kamen noch mehr Kutschen- mal zum Anliefern von Futter,
mal für Heu und mal für Gemüse, Obst, Wein, Backwaren, Fleisch und Wurst-
es wurde so manches Gut gebraucht und alle handelten gerne mit den Freihöflern.

Die Leute im Dorf knirschten mit den Zähnen- der Schultheiß hat ab und zu ein wenig aus dem Ortgeschehen berichtet..

Der Beherbergungsbetrieb und das Lokal waren fast immer ausgelastet,
so mancher wartete - bis ein Sitzplatz frei wurde.
(Diesem Gäste wurde selbstverständlich eine bequeme Wartebank außerhalb angeboten - plus Gratis-Getränk als Entschädigung)
Im Winter war die Stube durch einen Wärmetauscherschacht,
der durch die immer geheizte Küche seine Energie erhielt, angenehm warm, im Sommer durch die vielen Fenster gut zu kühlen.
Als Neuerung stellte man irgendwann vor dem Haus ein paar Tische und Stühle auf-
kellerkühle Getränke wurden serviert..
"Alles neumodischer Kram", wie der Schultheiß meinte- hingehockt hat er sich aber trotzdem,
da draußen vor dem Haus, wo man die Kutschen ankommen und wegfahren sah, die Straße im Blick hatte-
"aus so einer neugierigen Ecke müßte sich doch noch mehr machen lassen"
hat er zu Erwin und Marga gesagt.

Bald darauf wurde dort ein längliches Pavillion gebaut, wo - etwas geschützt vor Sonne und Wind-
eine lange, lange Bank mit ein paar längere, schmale Tische davor auf denen aufgetragen wurde.
Freilich nur für den Sommer gedacht, war diese neue Attraktion allemal wieder ein Thema wert.

Die Kutschen, die bisher vorbei fuhren- wurden von ihren Insassen zum Anhalten gebracht-
das war doch zu verlockend!
Kühle Getränke, ein paar Leckereien und.. dazu Musik, wo gab es das sonst?
Kaum in großen Städten zu finden, auch in Limburg nicht-
bestenfalls in Köln oder Amsterdam war damit zu rechnen gewesen.
Wenn einer eine Reise tut, so will er auch was erzählen können-
also hielten praktisch alle Kutschen an dieser Stelle, an der Fürstlichen Poststation.

Man bestaunte die fürstl. Empfehlungen bezüglich des Bewirtungsbetriebes und der Fasanerie-
das war allemal erzählenswert.

Der Hühnerhof wuchs ebenso und hat sich gut bewährt,
um den Gastbetrieb mit hochwertigem Geflügel zu beliefern, das weit und breit bekannt war.

Gute Fleischrassen an Hühnern waren die Basis, desgleichen liefen gute Gänse auf dem Hof herum-
die hielten das Weideland kurz -
es war noch sehr viel Platz um die Fasanerie und um die Gebäude und um den Hühnerstall herum.
Schafe und Kühe und Schweine waren nun irgendwie nicht mehr nötig,
sie wurden von dem Christian - alias - aber das kennen wir ja schon, dem Wanderschäfer mitgenommen
und im Auftrag verkauft.
Hinter den Toiletten, die "nach hinten raus" an der Scheune standen,
war ein Lattenzaun mit Türchen nötig geworden, sonst hätten die Kutschen die Gänse überfahren..

So fiel viel Dünger an, der von den Bauern der Umgebung gut verwendet worden ist-
die kargen Westerwald-Äcker brauchten immer Dünger, sehr viel Dünger,
sonst ist dort gar nichts gewachsen,
egal wieviel Mühe man sich auch gab.
Der Dünger wurde nicht ganz umsonst abgegeben- dafür gab man Stroh im Tausch ab,
gut für die Hühnerställe, gut für die Fasane, die nicht schmutzig sein sollten..

Eine länger Zeit der Ruhe vor dem nächsten Ärger war nun,
was man durchaus zu schätzen wußte auf dem Freihof !

In der Zwischenzeit sind die Brombeeren rund um das Grundstück
-zwischen den großen Steinen und Zaun- bestens zu einer dichten Hecke heran gewachsen.
Ein guter Schutz gegen Strolche und - für so manchen trefflichen Nachtisch oder Konfitüre gut..

Der Kräuterschnaps der Marga hat sich herum gesprochen- sie hat gleich ein paar Sorten parat:
Gegen Magenschmerzen, zum Einreiben oder für die Verdauung und Wohlbefinden,
Wildkräuter gibt es im Frühjahr reichlich in der Gegend.
Getrocknete Kräutermischungen gegen Erkältungen, Kopfschmerzen und allerlei Wehwehchen hatte sie immer parat.
Mit Hilfe des Kräuterbuches, das sehr ausführlich war, konnte sie so manches echte Heilmittel zusammenstellen.
Alles säuberlich in Tüten abgepackt und beschriftet.
In dieser Zeit hatte sie ja ihre Hilfen in der Küche- die schafften die Arbeit auch mal eine Zeit alleine.

Fortsetzung auf Seite Vivarium13


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*** Nachgetragen ***



"Die letzten Zeugen der alten Zeit"


































"Uboot-Kartusche"

Wieso baut man immer wieder in der gleichen Art und Weise?

Es braust der Sturm, es kommen Orkane und Hurrikane, Jahrhundert-Wetter und ähnliches Unbill, das existenzbedrohend sein kann. Bei uns in Deutschland gibt es dafür Versicherungen - aber dort, wo diese Extreme häufiger vorkommen, wie z.B. Überschwemmungen und ähnliche Dinge, kündigen diese Elementarversicherungen gerne, weil diese kaufmännisch geführt werden.

Mich wundert also, wieso beim Wiederaufbau oder Neubau von Häusern in diesen gefährdeten Regionen nicht entsprechend anders gebaut wird !

Ich würde nur ein Flachdachhaus - ganz aus massivem Beton bauen, wo solche extremen Stürme auftreten - mit Klappläden aus 5cm starken Bohlen, auch vor der Tür. Auf dem Dach ein massives Geländer, dann könnte man darauf die Terrasse setzen. (Zugang über eine Gittertreppe am Haus)

Das muß nicht teurer werden als ein herkömliches Haus mit Satteldach.

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