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Stadtchronikel
Pompeji !
Wie die Auswahl der Städte zeigt, ist mir die Lage und Zeit der Geschehnisse egal-
es
geht um das
Leben in den Städten und da ist mir jeder Vergleich recht.
Pompeji war eine Provinzstadt, wohl nicht bedeutend, aber mit feinen Villen
und entsprechender Infrastruktur.
Hier zog sich der zurück, welcher sein Geld in Rom gemacht hatte oder noch tat.
Man könnte es heute eine typische "Speckgürtelstadt" nennen,
die ihre Bediensteten in der Nähe haben wollte
und deshalb Profanbauten duldete.
Im Jahr 62 war die Stadt das Epizentrum eines schweren Bebens.
Unverständlicherweise hat man die div.
Schutzheiligtümer beim späteren Wiederaufbau wieder errichtet,
die Sache war noch nicht ganz fertig,
die Wände noch ohne Verputz, die man aus den Trümmern mühsam wieder errichtete oder errichten ließ.
Heute würden man zu diesen Verfahren "Recycling" sagen.
Das Werk von Robert Etienne "Pompeji - Das Leben in einer antiken Stadt" aus dem Jahr 1978
stand
mir bei dieser Ausarbeitung Pate.
Hier ist alles nochmal ausführlicher erzählt - während ich mich
auf die "kleinen Leute" beziehen möchte,
die in der Geschichtsschreibung immer zu kurz kommen.
17 Jahre nach diesem Beben hatte man das Wasserleitungssystem wieder in der Reihe,
die alten samnitischen
Brunnen wurden überflüssig, die bis dahin die Bewohner durch die Krise retteten.
Die Häuser der Reichen
standen schneller wieder, als die der einfachen Leute,
die entweder verschüttet wurden oder ausgewandert sind
oder das Geld nicht hatten, um neu aufbauen zu können.
Dann kam das Leichentuch des Vesuv-Ausbruchs, obwohl man an die von den Göttern garantierte Zukunft glaubte..
Nach den Berichten des Plinius haben sich die Leute Kissen auf die Köpfe gebunden,
um von dem Steinregen
keine Verletzung zu bekommen.
Das Meer wich zurück, der Himmel verfinsterte sich in Gestalt einer Pinie -
der Steinstopfen des Vulkans wurde herausgeschleudert, Asche und Steinregen prasselte herab,
der Berghang zeigte
Risse, aus welchen Lava floß.
3 Tage später war die Stadt tot.
Aus den in Bims eingeschlossenen Unglücklichen
hat man später Gipsabdrücke gemacht,
die sogar die Mimik oder Gesichtszüge der Opfer zeigten.
Jeder war in
seiner gerade ausgeübten Tätigkeit oder Fluchtsituation eingeschlossen
und erstickt an den Rauchgasen.
Viele hatten das Familienvermögen an Schmuck und Geld retten wollen,
ihre Kinder und Alten.
Herculaneum,
der benachbare Ort war vom Erdboden verschwunden.
4mtr dick lag die Asche auf der Umgebung
- später versuchte
der röm. Senat
die Götter Pompejis zu bergen um die in Rom aufzustellen.
Im Jahr 1631 kam der nächste Ausbruch, von dem 40.000 Menschen flüchten konnten.
Dann kamen mal österreichische mal
spanische, mal französische Despoten auf den Gedanken,
die besetzten Gebiete Italiens zum Grabräubern zu nutzen.
1707 ein kleiner, 1767 ein großer neuer Ausbruch des Vesuv.
Plünderer kamen, mal staatliche mal
private, die nach Schätzen suchten -
diese waren nicht an archäologischen Grabungen interessiert.
Bis 1860 hielt dieser Raubbau an.
Dann erst begann ein wissenschaftlich - systematischer Grabungsprozess.
Die neue Form der Grabungen um 1876 hat alles katalogisiert, auch Profan-Funde,
wie Körbe mit Gemüse, Balkone,
Brot in den Bäckeröfen, Keller und öffentliche Badehäuser.
Ansonsten war Pompeji - wie schon erwähnt -
so wohlhabend, daß Gladiatorenschulen, Theater,
Weinkeller, Impluvien, Dekorsäulen, Nekropolen mit wertvoller
Ausstattung und Villen oder Landsitze hatte..
das öffentliche Leben war vom Dienen und Herrschen bestimmt,
wobei die einfachen Leute -
wie heute wieder - mit dem stillen Dienen in privaten Villen zugange waren.
Das öffentliche Leben wurde von den Lebenszyklen der Wohlhabenden und der Götterdienste bestimmt.
Feldarbeit und Versorgung der Bevölkerung nahm bestimmt einen größeren Raum ein als heute.
Unter Nero war der Handel mit dem Orient offenbar bereits üblich und nachweisbar.
Die Cumäer und Griechen, Etrusker gaben sich nach den Oskischen die Macht in die Hand-
oftmals wohl nicht
freiwillig, zuerst war eine oskische Siedlung da, -
deren Straßenführungen sich deutlich von denen der Römer
unterschied.
Ein Fischer- und Bauerndorf war der Ursprung, im Kontakt mit dem italischen Stamm der Ausonen.
Die Samniten waren die zweiten Bewohner .
Das Straßennetz der Stadt unterschied sich arg
in militärischer und ziviler Nutzung.
Kurz, die militärischen Straßen waren gerade.. und die anderen krumm.
Im Jahr 91 lief der Bundesgenossenkrieg, eine Neuverteilung der Landparzellen von Rom aus
brachte die Leute
in heftige Aufruhr, das Land galt allemal mehr als das Haus.
Die kriegerischen Samniten unterlagen jedoch und
mußten sich fügen.
Im Jahr 194-206 legte man Sümpfe trocken und es bekann die Brachfeld-Wirtschaft,
diese
Modernisierung hat gute Erträge und Erfolge gebracht.
Die Wirtschaft blühte. Die Bewohner Pompejis sollen die
Spiele über alles geliebt haben.
Auf dem Forum, das 38m breit und 142m lang gewesen war, konnte die Masse der Bürger
zu den Beschlüssen
des Stadtrats Stellung nehmen und abstimmen.
(Die waren weiter als wir heute!)
Die Wahlen liefen mit heftiger
Propagada ab, jeder Hausbesitzer, dem danach war,
ließ Werbung für seine Partei an die Hauswand malen -
ganze Malertrupps waren damals unterwegs,
die alten Sprüche zu entfernen, neu zu tünchen und die neuen
Sprüche anzubringen -
zuweilen sogar in der Nacht, wo dann ein Laternenträger mit einer langen Stange half.
Die Grabungen ergaben, daß diese Sprüche die typisch südländischen Superlativen mit sich führten.
Seite 132 - die Berufsgruppen haben gerne in Einstimmigkeit für ihren Kanditaten geworben
und wohl auch
gewählt. Bauern, Handwerker waren extra,
die waren was Besseres, die dritte Ordnung waren Transporteure aller Art,
Parfümhersteller und Perückenmacher, sowie die Schuster waren am unteren Ende angesiedelt.
Die Arbeit galt aber noch was.
Es gab Wahlgeschenke, Schankwirte und Bordellbetreiber warben für ihre Kandidaten,
die Frauen dieser Leute waren oft Suffragetten, aber auch Unterstützer ihrer Männer,
obwohl sie weder aktives
noch passives Wahlrecht hatten.
Es war wohl einfacher Senator in Rom zu werden, als ein Dekurio in Pompeji -
so arg aufgewühlt
lief der Wahlkampf ab.
Die Wahlpropaganda an den Hauswänden machen optisch und nach dem Schriftbild
eher einen
griechischen Eindruck als einen römischen.
Geschäftsleute und Bauern mit internationalen Kontakten hatten den
größten Einfluß in der Politik, wie heute auch.
Die Fruchtbarkeit der Region war enorm, Getreide soll 2-3 x und Gemüse 4 mal geerntet worden sein -
im Jahr, wohlgemerkt.
Die Zwillingstraube Gemella, wuchs bis in die höchsten Höhen der Pappeln,
die man eigens für diese Traube
angepflanzt hat.
(Sicher gab es viele andere Sorten, die eben Stützhölzer brauchten, wie die heutigen Sorten)
Die Erntehelfer
der Gemella haben sich eine Feuerbestattung und ein Grab ausbedungen,
bevor sie ihre Arbeit antraten!
Die meisten
Weine hatten keine Haltbarkeitsstoffe und moussierten noch leicht,
sie mußten flott und möglichst ohne Transportwege
an den Konsumenten kommen.
Dunkelrot und perlend und dann noch diese Hitze.. zudem hat man Weine aromatisiert,
mit allen möglichen Tricks.
Weine und Öle wurden in den Landhäusern der Großgrundbesitzer erzeugt.
Viehhaltung
war -wie heute- wichtig, noch wichtiger fast war die Dung-Erzeugung,
die bei allen Erzeugern und Winzern begehrt war.
Die Pompejianer liebten Kichererbseneintopf mit Speck!
Käse war hauptsächlich aus Kuhmilch (wohl auch mit Ziege und Schaf gemischt),
Hüte- und Herdenschutzhunde bewachten
die Nutztiere, man nimmt an,
daß Hühner die wichtigsten Fleischlieferanten waren.
Die Mehl-Mahlmühlen waren Kunstwerke- man stelle sich einen aufrecht stehenden Kegel vor,
darauf ein doppeltes
Gegenstück, das sich unten auf dem stehenden Kegel dreht,
oben als Glocke auseinander geht - als Trichter ?
Man konnte dieses Ding umdrehen und somit doppelt so lange nutzen.
Mittig waren Hölzer in der Achse, an welche
das Joch für den Esel kam,
der immer im engen Kreis herum laufen mußte.
Sogar hölzerne Teigknete-Maschinen hat man gefunden..
für kleines und feines Gebäck gab es spezielle Backöfen,
für grobes Brot andere.
Rohes Garum kam als Importware billiger aus Spanien, die hatten dort viele Makrelen -
in Pompeji wurde das Garum veredelt, verbraucht, verkauft, exportiert.
Das Salz dazu kam wohl aus nahen Salinen.
Aus den Rückständen der Garum-Produktion hat man für arme Leute
und Sklaven "Hallex oder allec" gemacht, das
auch aus Anchovis herstellt werden konnte.
Strohumflochtene Amphoren wurden extra dafür hergestellt und auch
gesondert vertrieben, wenn gewünscht.
An Großunternehmern gab es derzeit einige Arten.
Ägyptische Baumwolle
und heimische Schafwolle wurden in Hausarbeit,
aber auch in Manufakturen zu Stoffen gewoben.
Hier kamen viele
unterschiedliche Spezialisten zu Werke, die Spinnereien und Webereien
und Färbereien hatten gut zu tun, es
gab sogar Umfärber und spezielle Betriebe,
die aus alten Kleidern instandgesetzte Togen machten.
Eine ganze
Bevölkerungsschicht lebte vom Im- und Export.
Trimalchio soll damals 30.000.000 Sesterzen verloren haben, als
ein paar seiner Schiffe unter gingen.
Osker und Samniten brachten diesen ausgeprägten Seehandel in die Stadt.
Der Wein war wichtiges Handelsgut, aber auch Dachziegel!
Die Handelsfamilien sorgten dafür, daß in den Partner-
Ländern ein paar Familienmitglieder dauerhaft stationiert waren,
damit alles unter Kontrolle blieb.
Dieser Umstand
hat auch etwas frisches Blut gebracht - hüben und drüben.
So kam der Isiskult und einige anderen Religionen
in die Region, Göttinnen mit seltsamen sexuellen Anwandlungen..
Kelten waren unter den Handelsleuten gut gelitten,
sie blieben länger in Pompeji.
Allerdings war dieser Handel auch Konkurrenz für die heimische Produktion-
wäre Pompeji nicht verschüttet worden,
so meint der Autor des Buches,
wäre es bald sowieso bankrott gegangen.
Bis dahin blüte der Wollhandel und jeder
versuchte seinen Reichtum zu zeigen.
Abzüglich der Bearbeitung und den Maklergebühren wurden die Steuern
gleich verrechnet,
alles wurde genau auf Wachstäfelchen festgehalten.
So eine Art "Pay-Paypal" - die
Geldhäuser gaben zeitgleich Kredite oder finanzierten eine geschäftlich Transaktion vor..
Jüdische und Phrygische Orientalen zogen zu, die Ersteren hatten selbst beim Garum
nochmal eine Extrawurst,
wie beide Gruppen je eine eigene Religionsgemeinde gründeten,
die aus Arabien, die Syrer, Leute aus Tyrus, aus
dem Libanon oder Palmyra wohl nicht.
Roms Gutbesitzer, meistens Aristokraten- haben Zweigstellen in Pompeji
und der ganzen Gegend unterhalten und überall Verwalter
eingesetzt,
sie verdienten sich goldne Nasen und leben in Prunk.
Bronzegerätschaften aller Art bis zu Präzisionsinstrumenten hatten ihre Werkstätten in der Stadt.
Sogenannte Aerarii hatten hohes Ansehen, es soll sogar so eine frühe Art
der Recyclingbetriebe für Kleider
und für Metalle gegeben haben, aber auch für kaputte Dachziegel,
aus denen die meisten einfachen Gartenboden-
und Haus-Mosaike waren.
In den Laden-Kolonaden lebten die Besitzer über den Läden, sonst im Hinterraum.
Die Häuser und Läden waren mit Holzläden verschlossen.
Badehäuser haben viele Arten Leute beschäftigt,
z.B. Parfümhändler, Friseure, Barbiere, Handtuch-Vermieter,
Masseure, Haarausrupfer und Bademeister.
Das
Thermopoli war wohl eine Sorte "Garküche", hier wurde auf einfache Weise das Essen bereitet.
Das Hospitium
war das Gasthaus -wo meistens ärmere Leute abstiegen,
die reicheren lebten in den Gastzimmern der Gastgeber.
Sklaven und Freie wurden ohne Unterschied eingesetzt, lebten aber unter den Bedingungen nicht lange,
weshalb
wohl auch keine Rentenzahlungen überliefert waren.
Der Reichtum der Stadt entstand auf dem Rücken dieser Schicht.
Die Stadt brummte und nach deren Untergang erlebte ganz Italien seine
Krise, -
die in süßer Reihenfolge sich bis zum heutigen Tag hin zieht..
Man hortete Münzen am liebsten aus der Zeit vor der Abwertung durch den röm. Kaiser.
Einfache Dinge des tägl.
Lebens waren nicht teuer, so kostete ein Pfund Brot knapp ein AS,
1ltr einfacher Wein ebenso, wie auch für den
Käse.
Ein kleiner Fisch war 2 AS wert. Die Ernährung für 3 Personen hat der Tag wohl 25 AS gekostet,
eine Tunika 15 Sesterzen, 4 Sesterzen eine Reinigung.
Bis zu 1000 Sesterzen waren in den Häusern an Barvermögen,
die Goldmünzen nannte man Aurei, die hatten 7,3gr Gold in sich,
Denare 3,41 gr Gold. Ein Aureus war 25 Denarii
wert oder 100 Sestercii.
Rechne ich eine Tunika mit 50 Euro, dann wären wohl 3.000 Euro an Barschaft im Haus -
aber Gold ist bekanntlich immer anders gewichtet worden;
(2021 kostet 1gr 999 Gold 52 Euro, 2022 schon 59 Euro-
250 Denare a 3,41gr wären demnach 1000 Sesterzen,
also 852,5gr Gold a 52 heutige Euro = 44.330 Euro!)
Besser gestellte Funktionäre hatten schon mal bis 1000 Aurei daheim liegen, wie die
Ausgrabungen zeigten.
1000 Aurei wären 2.500.000 Sesterzen oder umgerechnet 110.825.000 Euro.
Vermutlich wollte man davon ein Landgut mittlerer Größe erstehen, das ca 15% Gewinn
abwarf.
Wohltätigkeit war in der Stadt kein Fremdwort, das gehörte zum guten Ton und vermied Aufstände.
Die Bevölkerung war von allen möglichen Göttlichkeiten durchdrungen, aus zig Kulturkreisen.
Der älteste
Tempel ist wohl aus dem 6. Jhd. vor Chr. dem angeblichen Gründer der Stadt gewidmet:
Dem keulenschwingenden
Herkules !
Die Gärten waren ein Asyl für alle möglichen steinernen Gottheiten und Schmuckstück zugleich,
sogar
noch an den Hauseingängen und Fassaden, wie bei uns in Europa im Alpenraum.
Später wurde Venus die
offizielle Gottheit.
Seite 240/241 meint, daß man wohl keine christlichen Gläubigen in Pompeji finden wird,
die Zeit der Verbreitung dieser Religion und dem Untergang der Stadt war zu knapp.
Erst nach dem Untergang
sickerte diese Religion ein und breitete sich aus wie ein Krebsgeschwür -
wie man dort heute noch erleben kann.
Grundsätzlich galt der Kaiser als oberste Gottheit in dieser Zeit,
alle Götter führten zum Kaiser nach Rom.
Später führten alle Kaiser den Weg an zum Papst nach Rom... zu Ehren der Götter gab es viele Spiele,
die
das Volk begeisterten.
(Es gab ja noch kein TV und kein Radio) Der nächste seltsame Kult trat auf:
Der Phallus-Kult! (Vermutlich als eine frühe Form der Aufklärung)
Die Autoren des Buches glauben, daß
ein Larenkult erst durch den Kaiser zur offiziellen liturgischen Ordnung kam.
Im Atrum wohnte man, hat gegessen und geruht.
Später wohnte man eher im Atrium, dem nach oben offenen Innenhof des Hauses hin.
Der Name kommt von Ater, schwarz- weil früher dort der Herd stand.
Später kam dieses Ding in die Küche - wie praktisch.
Dieses Atrium wurde von einem Lichtschacht beleuchtet,
das vom Dach als Compluvium kommendes Regenwasser mittig in diesem Raum unter der Dachöffnung
in einem Impluvium
sammelte.
Der Überlauf ging in den Rinnstein der Straße - vermutlich spülte dieses das Fäkal -
und Dreckwasser
weg..
Dieser Baustil wird wohl eher auf dem Land, weniger in der Stadt vorgeherrscht haben,
wo zumindest eine
Gaupentechnik der Häuser für etwas mehr Wohnraum
auf den knappen Grundflächen sorgte.
Dieses seltsame Essen beim Liegen kommt wohl aus Griechenland ..
heute ist dieses Speisesofa bei uns auf dem
Vormarsch, wie ich sehe.
Die sogenannte Mysterienvilla hat sich ein Unternehmer-Familie unseres Dorfes,
meinem
Wohnort nachbilden lassen, mit mittigem Lichtschacht, der mit Ornamentglas das Innere erleuchtet.
Die Schreiber des Buches "Pompeji" verlieren sich ständig in der Verherrlichung reicher Leute,
von den vielen
normalen Bewohnern ist kaum etwas zu erfahren ..
Auch heute, hier bei uns, kann man die Häuser der "Patrizier" nicht mit den Profanbauten
der "Normalos" vergleichen.
Das gilt für die Lage, die Ausstattung und alle Dinge im und um das Haus herum.
Kampanien soll damals wie heute südländisch geprägt gewesen sein,
lustige offene Leute, wie der Autor meint.
(er war wohl noch nie dort)
Man lebte, so meint er, draußen vor der Tür und unterhielt sich gerne..
Ideallinien sollten die Straßen bilden, Von Ost nach West der Decumanus,
der Cardo von Süd nach Nord,
nach diesen Achsen kamen die Stadttore.
(Die Urbewohner Pompejis dachten da wohl anders)
Polygone Kalksteinblöcke bildeten die Straßenpflaster, Aquaedukte führten über weite Strecken
das Wasser bis auf 45mtr Höhendifferenz hinauf, Brunnen wurden davon gespeist -
aus figürlichen
Wasserspeiern in die mit Klammern zusammen gehaltenen Basaltplatten-Tröge.
Ähnlich wie die
Viehtränken bei uns in Deutschland, die man noch in den 1960iger Jahren nutzte.
Heute sieht man das nur
noch als Zierstück an: KEIN Trinkwasser !
Die Aedilen kümmerten sich um die Straßen, die Bürger um die Bürgersteige,
die z.T. in den privaten Grundstücksbereich
übergingen.
Man stelle Sitzgelegenheiten auf, pflasterte mit "Willkommen" (Have) statt "salve" wie in Rom.
Höhere Randsteine halfen beim Besteigen der Wagen.
Manche hatten temperierte Getränke oder Melonenstücke
parat, damit Passanten sich für die Auslagen der Läden interessierten.
Trittsteine auf den Straßen waren
ein guter Schutz gegen die plötzlichen Gewitter dieser Region,
die schnell aus Straßen Bäche machen konnten.
Die Fuhrwerke fuhren genau zwischen diesen Steinen hindurch.
Spezielle Löcher in den Randsteinen waren zum
Anleinen der Zugtiere.
Die Auslagen waren mit einer Art Markise überdacht, damit der Kunde bequem im Schatten
stehen konnte.
Unter den Platanen der Arena fanden sich bei jeder Veranstaltung genügend Händler ein,
die alle versorgten. Bei einem solchen Klima gedeien die Geschäfte,
wie bei einer Kirmes. Die Arenen und Tempel waren in speziellen
verkehrsberuhigten Zonen,
massiv verankerte Steine ließen kein Fuhrwerk passieren.
Die Forscher sind der Meinung,
daß es damals bereits Einbahnstraßen gegeben haben muß,
genau wie herumziehende Musikanten.
Die alten Stadtteile des oskischen - etruskischen Kerns
hatten gewundene Straßen und hohe Mauern um die
Grundstücke, kleine Fenster -
alles war hermetisch abgeschottet.
Die Innenhöfe waren wohl um so wohnlicher.
Graffitti hat man in Pompeji mehr als genug gefunden ..
Der Totenkult war ausgeprägt, die Negropolen lagen außerhalb der Stadttore.
Reiche Leute haben sich auch nach dem Ableben noch pompös gezeigt - man gönnt sich ja sonst nix !
Tribunen hatten schon mal eine Schola, eine runde Steinbank mit 6mtr Durchmesser am Grab..
man kannte Kinder
und Säuglingsgräber.
Arme Leute wurden auf dem Pomerium bestattet, die Urnen tief eingegraben und mit einer
Röhre nach oben versehen,
auf welche ein Stein gelegt wurde.
So konnten "Liberationen" trotzdem stattfinden:
Kleine Parfum-Fläschchen wurden darin gefunden.
36 Urnen mit Asche hat man an einem solchen Ort gefunden.
Seite 350 versucht den Eindruck zu erwecken, daß nur wohlhabende Leute gebildet seien
und daß nur musische
Bildung den gesellschaftlichen Stand oder Rang hat.
Zweisprachigkeit in Pompeji?
Der Autor behauptet, daß eine
Sprache zwei Funktionen habe, "sie ist Kulturträgerin" - nee,
es ist keine weibliche Person, denn es sollte
lauten:
"Die Kultur wird durch die Sprache getragen".
Also ist der Autor selbst in der Nähe der Ehefrau Nero's,
welche "listig und kokett Bildung vorzutäuschen sucht".
Ich finde nicht, daß "Sprache" den Zusammenhalt
einer politischen Gruppe ausmacht,
wie das Buch das nennt, sie gehört einfach kommentarlos dazu.
Mehr nicht.
Den hochgestochene Ausdruck möchte ich immer und immer wieder hinterfragen.
Der Versuch von Okkupation und
kriegerischen Zuwanderungen deren jeweilige Hochsprache
überzustülpen ist noch nie gelungen, die Ursprache der
Einwohner
wird nur vorübergehend
in die Position des Dialektes hinein gedrängt - es sei denn,
die zahlenmäßige Überlegenheit
der Einwanderer
(unter Unterwanderer, wie z.zt. gerade türkische Volksgruppen in Europa)
erzwingt das dauerhaft.
Wie auch immer und in welcher Sprache auch immer, die Gebildeten brachten
die Despoten hervor,
nicht die normalen Bürger. (Einige Ausnahmen gibt es wohl)
Warum das so war, kann ich anhand
der nicht mehr selbst erziehenden Besserverdiener unserer Zeit erahnen,
deren Kinder später das Benehmen in der
Gemeinschaft der Familie nie so richtig erfahren haben -
statt dessen wurden sie so schräg wie ihre Hauslehrer.
In der Schule hatte nur der Lehrer ein Pult und einen Stuhl,
die Schüler hocken halbkreisförmig um ihn
herum auf dem Boden - vorzugsweise im Freien.
So rückständig wie in Griechenland, wurden Mädchen vernachlässigt.
Selbst Frauen führender Leute konnten kaum lesen und schreiben,
die Unterschriften wurden oft von Sklaven geleistet,
die als halbwegs Gebildete nach Pompeji kamen.
Gefangene allemal. Der Sport war Selbstzweck und wurde hoch gehalten.
Bei den Römern eher aus dem Grund, um hinterher in das Badehaus zu gehen,
bei den griechischen Zuwanderern als
Ideologie oder Körperkult.
Bei den Samniten aus Gründen der "Wehrerziehung".
Frauen und Männer waren wohl
in allen öffentlichen Einrichtungen getrennt.
Auch in der Arena, wo 20.000 Zuschauer Platz hatten.
Wohlhabende
Damen, so erfährt man, hätten sich zuweilen mit den Gladiatoren in deren Zellen eingelassen.
Die Bewohner
Pompejis sollen keinen Streit aus dem Wege gegangen sein.
6 Stunden am Tag wurde gearbeitet, die restliche Zeit
diente der Muse - das,
so das Buch, hätte Arme und Reiche etwas näher gebracht..
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