Stadtchronikel Frankfurt Main 3.Teil
Das Buch "Wege zur Stadtgeschichte, Spaziergänge durch Frankfurt"
von der dortigen Zeitung (1995) ist
die Grundlage für diese Kartusche.
Eigentlich ist Frankfurt ein 1200 Jahre altes riesiges Dorf
und heimliche Hauptstadt Deutschlands mit
seinen vielen (Speckgürtel) Vororten
und dem vielen Grünzonen - 3 Millionen Einwohner leben in diesem Raum.
Reichgründung, Paulskirche und Demokratie sind die tragende Stichpunkte, die man hierbei näher besehen
sollte.
Seite 36 dieses Buches: "Als das Leinwandhaus im Jahre 1396 erbaut wurde,
waren ständig Fehden zwischen
Adel und der Stadt, Steuerfrust und Überfälle,
Bürger in Not - dieses Gewand - Haus hatte bereits ein Vorgänger-
Gebäude, gleicher Funktion:
Handelsplatz und Kontrolle der Waren. Eine Art frühes "Eichamt" sozusagen.
Hier wurde das berühmte "Frankfurter Tuch" gehandelt, aber auch alles,
was mit der Textilherstellung zu tun hat - Messen, Wiegen, Normen.
Später wurden hier die Notvorräte gelagert, Kriegsgerät untergebracht,
dann wurde es zum Gefängnis.
Heute zur
Künstlergalerie..
Katholische Umtriebe kennen wir vom Limburger Stadtchronikel, welches das Bistum für Frankfurt war-
mit Ablaßhandel und anderem Unfug wurde manches Kloster in Frankfurt finanziert.
Man darf das als offiziell geduldeten Betrug ansehen.
Das Geschäft mit der Dummheit der Leute hat sich verlagert-
ich habe NICHTS von den Geldanlagen erwähnt,
die "spekulativen Charakter haben", den diese Kirche macht - nee..
1803 kam die Säkularisierung und die Gemäuer der frommen Leute
Klöster
wurden als Schulen, Turnhallen und
Lagerstätten genutzt.
Im Frankfurter Hof ist so mancher "Goldfasan" abgestiegen,
das waren Günstlinge der Kaiser und
andere arme Leute, ein Luxushotel eben.
Man wandte sich von den Seilen als Geländer ab, weil diese Hautkrankheiten weiter gaben..
Die Hauptwache war für einen vergeblichen Umsturz oder versuchte Reichsneugründung
oder Studentenunruhen
und als Polizeistation und Knast bekannt. Kein netter Ort;
wir haben uns dort immer unwohl gefühlt
und sind schnell weiter gegangen..
Die Stadt wurde im 19.Jhd. zugepflastert mit scheußlichen Protzbauten, die sich im Stil übel ähneln.
Börse, Zoo, Bahnhof, Oper, Kunstinstitute und die Uni -
irgendwie alles gleich häßlich in dieser Delirium-Architektur.
Seite 77 - Die Sage vom "freien Wildbret-Schützen"- den man gefangen hatte
und im Eschenheimer Turm
einsperrte.
Der Galgen war schon errichtet, als er die letzte Bitte äußerte.
Er wollte die 47mtr hohen
Wetterfahne mit seiner Büchse treffen - 9x ist ihm das hintereinander gelungen.
So hat er die Freiheit und eine Anstellung als Schützenhauptmann erhalten -
nebst der blonden Bärbel,
wie berichtet wird..
Der Eschenheimer Turm sollte zum Schutz gegen Raubritter aus dem Taunus sein,
diese haben in ihrer Chronik
(Kronberg und Katzenellnbogen)
aber ganz andere Sachen von der Stadtmiliz erzählt..
Der letzte Turmwächter ist 1957 verstorben - er lebte in 30mtr Höhe im Turm
und mußte alle Besorgungen
die 188 Stufen nach oben schleppen, auch das Trinkwasser.
Dieser Einsiedler soll dort oben Kaninchen
gezüchtet und Geranien gezogen haben.
Nach dem 2.WK ist eine Familie aus Ostpreußen dort einquartiert
gewesen,
wo die Tochter zur Welt kam und.. als 6jährige im Turmzimmer Rad fahren lernte..
Trotz fataler Zerstörung 1944 durch die lieben Alliierten
hat Frankfurt eine Fülle häßlicher Bauten
erhalten und in zwei Phasen
noch hässlichere dazu schachteln können.
Die Entwicklung von der Handelsmetropole zum Börsenplatz und zum Industriestandort begann.
Mouson, Adlerwerke, IG Farben, L ufthansa, Caltex und andere bekannte Unternehmen
sind gewachsen und gaben vielen Menschen
Beschäftigung und Einkommen.
Das spätere -riesengroße- IG Verwaltungsgebäude haben die Amerikaner vom
Bombardement ausgenommen,
- weil sie den Sitz der Besatzungsmacht dort zu installieren vor hatten.
Große Stiftungen, wie das Bürgerhospital, das Senckenbergmuseum und der Zoologische Garten
wurden
von Juden gemacht.
Seite 158- die Praunheimer Kirche ist 1748 abgebrannt, weil trotz Warnung -
ein Schreiner
darin geraucht und gekocht haben soll..
1926 wurde der Brentanopark städtischer Besitz zur Erholung der Bewohner der Stadt.
Das Geheimnis der vielen verputzten Fachwerkfassaden ist auf Seite 164 geklärt:
Verputzte Fachwerke waren billiger in der neuen Brandversicherung !
Seite 186- seit 100 Jahren ist ein öffentliche Reinigungsbad am Merianplatz
(Stand 1995), "denn
in mancher Altbauwohnung des Nord- oder Ostends
oder in Bornheim gibt es bis heute weder Bad noch Dusche",
so das Buch.
Diese Badehäuser des 16.-17.Jhds. erfreuten sich großer Beliebtheit,
sie waren allerdings auch
Keimschleudern und für manche Seuche und Geschlechtskrankheiten berüchtigt.
Zeitlich mit dem Hauptbahnhof kam das erste "Brausebad" als Schenkung des Bankiers Stern an die Stadt.
Ein Sohn einer hugenottischen Einwandererfamilie gründete nach seiner Lehrzeit Mouson,
die bekannte
Duftmittelfabrik - er übernahm zuerst die Seifensiederei seiner Lehrherrin.
1920 galt eine Einzimmerwohnung erst mit mehr als 5 Personen als "überbelegt" !
Die Römerstadt war nötig geworden, ein neues Wohnbaugebiet,
das sich die Arbeiter der Stadt aber
nicht leisten konnten.
Die Flachdach-Häuser wurden damals schon von Besserverdienern belegt.
Am Urselbach steht die Untermühle, ein großer alter Holzbau aus dem Jahr 1695
mit drei Dachböden zum Trocknen von
Tabak, der wie Wäsche auf der Leine hing.
Damals sehr gefragt und beliebt.
Seite 226: Völkerschauen ?! Was soll das denn sein, so fragt man sich..
Angeblich soll ein König einem Engländer ein "Affenmädchen" geschenkt haben -
nebenbei wohl auch
ein "Half monkey half woman" aus Afrika und eine aus Laos,
so wurde es auf Plakaten angepriesen.
Der Aussteller aus London hatte die "gute Erziehbarkeit für die Hausarbeit" gelobt.
Zuvor waren
Indianer und Sudanesen zu sehen, wie das Buch meint.
Mir fehlen die Worte.
Die "Weed" war das Wort für eine "Gänseschwemme", wohl ein Tümpel oder Teich, wo Gänse gehalten
wurden.
Die Stadt lang in ständigem Streit mit Hanau, der Nachbarstadt aufwärts des Mains.
Es ging
immerhin um 20 Dörfer, die jede Kommune für sich haben wollte.
Wertvolles Bauernland.
So hat Hanau
am nach Frankfurt gerichteten Stadttor einen Fratzenstein angebracht,
ein Menschenkopf mit einem Esels- und
einem Schweineohr und der Inschrift
"Var du gauch" - was übersetzt so etwas wie "betteln und hausieren verboten"
bedeutete.
(Heute würde ich diesen Spruch als "Fahr weg du Bürger" deuten,
denn es geht hier nach der Sprache der Zigeuner "gauch" - wie seltsam!
Schelm war die Bezeichnung für Todbringer, Schinder, Abdecker und Henker.
Bevor der amtl. Henker eingesetzt war,
taten diese Verrichtung eben die Abdecker.
Um 1900 vernichtete die Reblaus in diesem Gebiet die gesamten
Weinstöcke und deshalb hat man Obstbäume gepflanzt,
die Rebenkulturen verschwanden,- nur in Bergen Enkheim
stand noch ein Stock an einer Hauswand,
der jedes Jahr 30 Liter Rose-Wein gebracht haben soll.
Vom dem Wein der Gegend jedoch soll
1909 der letzte Tropfen getrunken worden sein.
1871 fielen offiziell die letzten Zollgrenzen, der Flickenteppich Deutschland begann Kontur anzunehmen -
leider haben einige Gauner auf die Zölle noch Abgaben drauf geschlagen..
z.B. am Eisernen Steg in Frankfurt mußte
noch lange Brückengeld bezahlt werden.
Eine interessante Sache hat das Buch auf Seite 268 genannt -
früher habe man mit dem einfachen Werkzeug
Eichenbalken nur bearbeiten koennen,
solange diese noch nicht ausgetrocknet waren - das erklärt auch
die nachträglich krumm gewordenen Balken von Fachwerken ein wenig besser !
Türme und Tore und ähnliche Befestigungen waren damals überall zu finden, viele hatten Namen:
Affentor, Elefant, Rehkalb, Pulverturm, Tiergarten, Weißes Ross etc.
Kuh- und Schweinehirten wollte
niemand nächtigen lassen, deshalb schliefen diese im Elefant -
diese Leute waren wohl zu anrüchig..
1923 richtete sich ein Kapellmeister dort für 30 Jahre ein,
hinter 1,7mtr dicken Mauern konnte auch kein
Schlagzeug nach außen dringen.
1943 brannt der obere Teil des Turms ab, wurde aber wieder aufgebaut und
hat heute "Turmfräuleins",
er wurde ein Jugendzentrum.
Seltsame Dinge, wie Deutschherrenorden waren früher
sehr beliebt bei Adel und Patriziern,
die Kohle genug hatten, einen Privatkrieg gegen die "Feinde des heiligen
Landes zu führen
und Jerusalem zu befreien"!
Geld verdirbt nicht nur den Charakter, es scheint auch noch
dumm zu machen..
Soviel aus diesem Buch, was sich auch wieder einmal fast nur um reiche Menschen,
reiche Bauten, reiche
Fürsten und Industriemagnaten drehte..
Geschichte ist mir, pardon, aber so kann ich es benennen,
echt
zuwider geworden und so bin ich froh, mit diesem Thema fertig geworden zu sein..
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