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Das blaue Haus, eine
fiktive Idee:
Es gibt immer wieder neue Ideen, sagte Helmut zu seiner Frau.
Wir haben im Inserat eine verfallene Scheune in einer Reihe alter ehemaliger Bauernhöfe.
Diese Scheune ist baufällig, hat aber einen Bruchsteinkeller, der aus der Erde ragt.
Der vordere Teil des Grundstücks geht zur Hauptstraße, der hintere Teil ist eben diese Scheune,
mit einem Stück Wiesengrundstück daran.
50.000 Euro wollen die dafür haben, für immerhin 500qm Grundfläche.
Die Scheune ist 10mtr lang und 8mtr breit, das Grundstück ist erschlossen.
Oder hier, schau mal, eine ehemalige Schmiede - die wäre auch nicht teuerer, grenzt aber an 2 Nachbarn.
Nee, das ist nichts für uns, meinte seine Frau Lore.
Hier schau mal - hier ist jemandem das Geld ausgegangen und so steht nur der Keller mit Grundstück zum Verkauf!
Das war einmal ein Fertighaus, die Seitenwände sind schon z.T. eingestürzt, würde ich sagen.
Na ja, bei diesem Material kann man kaum von "einstürzen" sprechen, eher vom "dicke Backen kriegen" durch Aufquellen!
55.000 Euro mit einem 300qm großen Hanggrundstück am Ortsrand über der Zufahrtsstraße.
Oder hier: Eine Grundstück im Hang mit Apfelbäumen - von der Straße darüber sieht man eine Doppelgarage mit 5mtr Platz davor.
Die Garage ist voll unterkellert und das Grundstück erschlossen.
Dem Nachbarn war die Arbeit an dem Grundstück zuviel, deshalb hat er diese 1000qm inseriert für 65.000 Euro.
Lore meinte: Das sollten wir uns anschauen und so fuhren sie gleich am nächsten Tag auf Tour.
Die Garagenanlage war sehr in die Jahre gekommen, aber die Decke und das Dach sind noch recht gut.
"wissen sie, ich kann die ganze Arbeit nicht mehr machen, ich bin über 80 Jahre alt"
Das versteht man.
"Meine Rente ist nicht so toll und Auto kann ich auch nicht mehr sicher steuern, also weg damit."
Meinen sie, sagte Helmut - ob man dafür eine Genehmigung oder Zulassung als Wohnhaus bekommen könnte?
"Da kann ich sie zu meinem Enkel vermitteln, der managt diesen Deal!"
Oh, sie sind ganz modern, alle Wetter, meinte sie.
Der Alte lachte, daß sein Gebiß in gefährliche Schieflage kam.
"Ich gebe ihnen seine Nummer und dann können sie ja einen Termin ausmachen"
So verabschiedeten sie sich mit einer vorläufigen Interessensbekundung.
***
Der Tag kam und man traf sich zum Termin vor Ort.
Der Enkel konnte leider nur abschlägig bekunden, daß Wohnhausumbau hier nicht möglich sei, wegen der Streuobstwiese.
Aber wenn sie diesen Umbau zu einem Ferienhäuschen machen wollen, dabei das Gebäude nicht erweitern, ginge das -lt. Bauamt.
Ja, meinten die beiden Interessenten, das hatten wir vor.
So halten wir den Kontrakt fest und fahren gemeinsam zur Bank.
Das Vorgespräch hatte Lore bereits am Vortag geführt und eine Zusage bekommen.
Die Kreditsumme belief sich auf 100.000 Euro.
Darunter wollte die Bank nicht verleihen.
Bei einer Laufzeit von 120 Monaten würde die monatliche Rate bei gut 1.000 Euro liegen.
Der Rückzahlbetrag wären demnach 120.000 Euro.
Helmut meinte zum Bankberater: Wir überschlafen das nochmal und melden uns morgen.
Lore schlief unruhig und weckte ihren Mann:
Schau mal - hier habe ich für 333 Euro eine Dachgeschoss-Wohnung mit Giebelbalkon als "Single-Wohnung", Warmmiete 430 Euro gefunden.
Oder hier- 65qm und 530 Euro warm, eine Etagenwohnung in Diez an der Lahn.
Das ist doch ein feiner Ort- oder?
Ja, so Helmut, die Infrastruktur ist prima, nah an Limburg und an der Autobahn A3
- was will man mehr?
Selbst wenn ich 10% Mieterhöhung rechne, würden wir 16 Jahre kostenfrei wohnen oder anders herum:
Die halbe Belastung und keine Arbeit mit dem Umbau.
Man darf nicht vergessen, daß dieser Umbau mit Dämmung und Heizung und Installationen
vermutlich noch sehr viel teurer gekommen wären, als unser eingeplanten 45.000 Euro Ausbau-Teil.
Und mehr Platz zum Wohnen hätten wir wohl auch nicht, also diese 60 oder 65qm.
Helmut meinte zur Lore gewandt:
Nun reicht es, wenn du nur noch halbtags arbeitest oder von zuhause aus Homeoffice betreibst.
So haben wir so viel Luft, daß wir uns in der Freizeit - ohne Gartenarbeit betreiben zu müssen -
wunderschöne Radtouren planen können.
***
Wenn es etwas mehr sein darf, meinte sie, dann schau mal hier:
"Vollständig renoviertes Einfamilienhaus mit fünf Zimmern und EBK in Berod bei Wallmerod,
Berod, 600 €
Kaltmiete
5
Zi.
120 m²
Wohnfläche
25 m²
Grundstück"
Ok, das Grundstück ist deshalb so klein, weil auf dem Grund zwei Häuser stehen
und das Elternhaus des Besitzers restauriert und vermietet wird.
Schau mal, sogar die Küche ist schon drin und ein kleiner Kaminofen!
Und hier: "3-Zimmer-Mietwohnung mit Stellplatz in Seck.
500 €
Kaltmiete zzgl. NK
75 m²
Wohnfläche ca.
3
Zimmer"
Ich glaube, daß wir eine dieser Wohnungen nehmen sollten
- die
sind genau so teurer wie unsere jetzige Wohnung -
ich tendiere zur Wohnung in Diez.. da haben wir preislich noch viel Luft für Hobbies.
Tja, man sollte das Hirn einschalten und dann ist vieles machbar.
"Leben nach dem Break Even Point" macht es leichter -
und so fuhren sie zu den Besichtigungsterminen.
Die "Bedingungen" der Vermieter haben etliche Hürden gezeigt,
die -zufälligen- Begegnungen mit anderen Mietern in den Häusern sind eher negativ gewesen.
Dann kamen zig Arten von Nebenkosten und Auflagen, Gebühren für den Parkplatz etc. dazu.
Letztlich eine sehr freudlose Angelegenheit und in Diez mit furchtbarem Multikulti-Ambiente verbrämt.
***
Wieder daheim, haben die Beiden sich bei einem Glas Wein berappelt und alles durchdiskutiert.
Am anderen Tag sind sie zu einem Makler gegangen und haben nach einem kleinen Grundstück
in einem niedrigpreisigeren Baugebiet gefragt,
das jemand als Notverkauf los werden möchte.
Der Makler wußte freilich davon, daß etliche Bauherren ihr Vorhaben aufgeben mußten,
weil entweder kein Baumaterial lieferbar oder die Zinsbelastung auf einmal zu hoch geworden ist,
was beim Beginn des Vorhabens nicht bekannt war.
(In diesen 2020iger Jahren ist wohl viel DDR zur Republik gekommen, die waren immer schon materialknapp)
Er rief die Beiden bald an und erzählte von einem nur 400qm großen Baugrundstück inmitten eines älteren Neubaugebietes.
Hier hat jemand angefangen und eine Garage aufstellen lassen,
sonst hätte die Baubehörde mit einer Strafzahlung vor der Tür gestanden.
Diese Baulücke war freilich wild zugewuchert und die Garage mit ihrer Einfahrt mit Unkraut bewuchert.
Diese Doppelgarage ist 7x7mtr und voll unterkellert angelegt, mit einem 45 Grad Satteldach.
Der Putz fiel von den Wänden, weil nicht geheizt wurde und die beiden Tore total verrostet..
Für 40.000 Euro soll das verkauft werden- wo noch 2.000 Maklergebühren drauf kämen..
Die Beiden haben den Kontrakt aufsetzen lassen und haben bei der Bank das Geld geholt.
Das Grundstück war schon erschlossen und so hat man Wasser, Strom, Gas und Abwasser nicht neu verlegen brauchen,
das war bereits in der Garage verbaut.
Nur das Telefonkabel fehlte.
Nun wurde die Zeche bezahlt und danach ging es in der Freizeit zügig los mit Isolationsmaßnahmen.
Innen werkelten die Elektroinstallateure geschwind an den Leitungen und Sicherungen.
Es folgte das Ausbessern der Verputze innen und außen in Selbstarbeit.
Streichen, Holzböden verlegen, Lampen anbringen -
der Schreiner hat die beiden Garagentore heraus genommen und zur Scheiben-Front mit Haustür umgestaltet.
Die Seiteneingangstür wurde wie die Haustür gestaltet, die Blechtür kam zu den Stahltoren in den Garten.
Daraus wollten sie eine Grillhütte zimmern, wenn das Haus fertig ist.
"Haus" ist eigentlich ein anderes Ding, 49qm Wohnfläche wäre für alle rundherum viel zu mickrig gewesen.
Außen haben sie mit tintenblau gearbeitet, die Fensterrahmen und die Haustür in Kunststoff weiß,
genau wie die Dachsparren in weiß gestrichen.
Die Beton-Ziegel hat Helmut mit dem G ärcher gereinigt und Lore hat sie eigenhändig weiß gestrichen.
Wie neu!
Die Nachbarn gingen am Abend die Straße entlang - was sie sonst nicht taten - und beobachteten alles genau.
Helmut hat -mit Rücksprache beim Schornsteinfegermeister- an der Rückseite des "Hauses" ein Edelstahlrohr angebracht.
Mit Reinigungsöffnung und Funkenflugschutz.
Die beiden Giebeln wurden zu großzügigen Glasflächen mit Jalousien.
1.700 Euro haben sie für den Küchenherd mit Wasserschiff und Backröhre ausgegeben, der mit Holz befeuert wird.
Die Gasfachleute kamen und arbeiteten tüchtig.
Der Herd wurde angeschlossen und vom Schornsteinfeger abgenommen, genau wie die winzige Gastherme im Keller, die mit Außenwandabgas lief.
Nun war das Wohnzimmer im Erdgeschoss mit der winzigen Einbauküche mit 2 Feld-Induktionsfeld,
autark und der eingebauten Mikrowelle mit Backfunktion an der hinteren Seite
fertig und das Leuchtfeuer schien behaglich in den weiten Raum.
Zwischen der Küche und dem Wohnraum ging die schmale Betontreppe in den Keller.
Daneben eine einfache Holztreppe vom Schreiner nach oben -
Abgeschlossen als Flur mit Gipskartonplatten, die verputzt wurden.
Eine einfache Glastür als Abschluß, damit die Wärme nicht nach oben zog.
Unter dieser Treppe nach oben kam das Sofa und an die Wand der Fernseher.
Gegessen wurde im Wohnzimmer, wo ihr alter runder Tisch mit Schwingstühlen seinen Platz fand.
Vom Herd aus war der Blick in den Garten durch die Glas-Haustür sehr schön -
alles war hell und freundlich strahlend weiß verputzt.
Alles mit indirekter LED Beleuchtung versehen.
Durch diesen sehr kompakten Bau war das kleine Grundstück mit ordentlicher Freifläche gut dabei,
um genügend Gestaltungsspielraum zu haben.
Das kam alles viel später, zuerst soll der Umzug stattfinden.
Das Schlafzimmer kam unter das Dach,
im Keller war der Waschmaschinen- und Trocknerraum mit der Kühltruhe und Waschbecken.
Im nächsten Raum ein großzügiges Bad mit Wanne und Dusche,
ein kleiner Raum für die Toilette und ein kleiner Raum mit
Frisiersitz und großem Frisierspiegel.
Ein Vorratsraum und ein Werkraum und die Treppe -
unter der Treppe die Garderobe -
eigentlich war alles da, was man so braucht.
Eben alles klein und kleiner..
Die Zisterne und das Hebewerk für das Abwasser
haben sie zwischen Haus und Gehweg einbauen lassen und darauf zwei Parkplätze gepflastert.
Nun waren die 100.000 Euro aufgebraucht.
Ohne Eigenleistung wäre das preislich nicht zu schaffen gewesen.
***
Als Einfriedung haben sie - nach den Rodungsarbeiten, die ein Bauer mit seinem Traktor und Schaufel daran machte,
Kirschlorbeer rundherum und ein einfacher Maschendrahtzaun von 1,5mtr dahinter,
den man später vom Grundstück aus nicht mehr sehen kann,
wenn in ein paar Jahren alles auf 2mtr Höhe zugewachsen sein wird.
Die Grillhütte aus den zwei alten Toren und der alten Tür
wurde fertig.
vollständig Solarpanels und Warmwassertauschern beklebt, die Zwischenräume
in der gleichen Anthrazitfarbe bestrichen sah das wie ein "Nur-Dach" Häuschen aus.
Das diente nur dem Pool und dem Brunnen.
Daneben die Terrasse und der 4mtr Rundpool, der eingegraben wurde.
Den Aushub hat der Bauer abgefahren, der auch das Loch gemacht hat.
Auf das Grundstück kam man nur durch das Haus, sonst war nun alles sicher umschlossen.
In der Nähe des Pools haben die Beiden einen Springbrunnen aufstellen lassen, der wie eine alte Viehtränke ausschaute.
"In etwas über 10 Jahren haben wir das alles abgezahlt", so meinte Lore zu Helmut,
dem die tausend Euro im Monat ein wenig Sorge machten.
"Dafür zahlen wir weder Miete noch Umlagen - schau mal - das wären 550 Euro
plus 250 Euro Umlagen plus 250 Euro Heizung- das ist mehr als unsere Abzahlung.. Strom geht jeweils extra.."
Und es gehört uns NICHTS, so sagte Lore, man kann sogar willkürlich gekündigt werden!
***
Im dritten Jahr sind sie fertig geworden und begannen mit dem entspannten Wohnen in ihrer kleinen Oase.
Dann kam das Sabinchen, das ihr Zimmer neben dem Schlafzimmer der Eltern unter dem Dach bekam.
Der Pool wurde abgedeckt und ein Planschbecken und Sandkasten in den Garten installiert.
Tatsächlich nahm ihr Häuschen nur 50qm von den 400qm Grundstück weg,
obwohl 49qm plus Dach 25qm und Keller 49qm nutzbar sind -
so war genug Platz für das Wohnen im Grünen vorhanden.
Die Nachbarn hatten sich bald beruhigt und schauten wieder nach anderen Neuigkeiten.
Wie das so ist auf dem Land..
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