plaetzchenwolf - Radio2024 - eine Satire 6.Teil



Radio 2024 -6


"Wir hören jede Nacht ihren Sender, da ist selbst der Einsatz im Rettungswagen nicht mehr so schlimm"
Das freut mich zu hören, meinte Harry, wir sind schließlich alle eine große Familie- oder?
Ja, wären da nicht die Journalisten, die wohl jeden Tag den Polizeifunk abhören um möglichst schnell bei einem Unfall zugegen zu sein. Diese Leute halten sogar die Rettungskräfte auf, nicht nur die Polizei. Die Großfamilien tun ein Übriges zu einer gefährlichen Gemenge-Lage dazu, das wollten wir nur mal so am Rande gesagt haben. Wir werden ständig bedroht und sogar angespückt und geschlagen!

Davon habe ich gehört, darf es aber nicht kommentieren, es gibt vom Sender gewisse Vorschriften.
Es kam wieder ruhige Musik und Harry dachte nach, warum die Einschränkungen von "Manual Framing" gehalten worden sind- es muß etwas Politisches sein, auch wenn es nur eine Denkart war, die wohl gerade "in" sein muß.
Politik war nie seine Welt und deshalb hatte er damals auch den Posten in der Talkshow nicht angenommen, der ihm angeboten wurde. Dabei wäre deutlich mehr zu verdienen gewesen:
Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten, sagt man da.
Er war der Mann für die Ausgeglichenheit, den Frohsinn und die Hoffnung, nicht der Falschheit und Verderbnis.
Die Kollegen sahen Harry als Sonderling, vielleicht sogar als einfältig an.

Der nächste Anruf leuchtet: Hallo, hier Radio 2024..
"Mein Name tut nichts zu Sache, aber ich werde bedroht und verfolgt, mein Ruf als Priester ist in Gefahr"
Wer stellt ihnen nach? Waren sie bereits bei der Polizei?
Nein, nein, das ist es nicht- ich kann ihnen nur sagen, daß ich vor etlichen Jahren, noch als Jungpfarrer auf einer Fahrt mit den Pfadfindern..
Er stockte und die Leitung knisterte.
Reden sie ruhig weiter, sagte Harry- ich habe noch nie einem Priester die Beichte abgenommen.
Ich verspreche ihnen, das nicht in der Sendung zu verwenden, wenn sie es nicht wollen..
Da war die Leitung plötzlich tot.
Liebe Hörer, hier ist ein Anrufer plötzlich weg, vermutlich war die Leitung gestört.
Weiter geht es mit alten Schlagern..
https://www.youtu be.com/watch?v=1K-UEG-0ST4
Er sah sich die schon ziemlich abgedunkelte Skyline an und gewahr einen mächtigen Lichtbogen am Horizont.
Das Licht im Studio flackerte und die Notbeleuchtung ging an, dann sprang erfahrungsgemäß in wenigen Minuten der große Diesel im Keller an, der die Stromversorgung übernahm.
Gegen das Kratzen im Hals noch geschwind eine Lutschtablette nehmen und auf den nächsten Anrufer warten.
In dieser Nacht rief keiner mehr an- vermutlich, so dachte er sich, hat die Telefonanlage einen Knacks abbekommen.
Da gingen auch schon Sirenen von Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr und Polizei, welche die breite Stadtstraße Richtung Osten jagten.

Zum 7. Teil Radio2024


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Nachtrags-Kartusche

Fleisch II














































































































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..froh zu sein bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König..












Kurt Berles - Hohl, ein stiller Mann 4. Teil


Eine fiktive Geschichte in der Fortsetzung in der Kartuschenform.
Wieder leuchtete das Handy, wieder war Vera dran.
Er nahm das Gespräch diesmal gnädig entgegen und hörte
die vertraute Stimme:
"Ich bin in der Kur, war fix und fertig,
wie die meisten im Gesundheitsdienst,
man wird ausgelutscht und verbraucht,
verschlissen und kaputt gemacht,
Hauptsache der Profit und die Boni laufen..
..im Wohnheim konnte man mich jederzeit greifen und
so war ich ein willfähiges Opfer.
Als ich ein paarmal krank wurde, wollten die mich doch glatt
versetzen- mit weniger Gehalt.
Nun warte ich erst mal die Kur ab und bekomme das Gehalt weiter.
Ich gehe da nicht mehr hin!"

Du solltest dein Leben neu starten und kürzer treten.
Ich komme in mal in Bad Nauheim vorbei, so weit ist
die Kurklinik ja nicht weg..

..wann paßt es dir?
"Am Nachmittag ab 15 Uhr gibt es keine Anwendungen mehr,
da könnten wir im Park spazieren gehen und ein Eis essen.."

So kam es, daß er mit seinem Bulli dort auf dem Parkdeck anlandete.
Vera stand schon da und begrüßte ihn recht herzlich,
viel freundlicher, als zu der Zeit, daß sie sich gerade trennten.
"Was ist denn das für ein Ding?"
Man(n) nennt es Auto, es fährt und stinkt, kostet Geld
halt aber Platz- schau mal rein!
Ich mache uns einen Tee, setz dich.
Sie nahm skeptisch an und saß wohl nicht unbequem an dem Tisch.
Er zeigte ihr, wie praktisch dieses Fahrzeug ist und wie man darin schlafen kann.
Mit Sanipo tti-Toilette.. und Wasserhahn
und Spüle und kleinem Gaskocher.
Sie schlürfte den guten Oolong-Tee und nahm auch gerne ein paar Plätzchen dazu.
"Wohnst du hier in diesem Wagen?"
Nee, das ist nur meine Mobilstation,
ich arbeite an einem Buchwerk,
das mit etlichen Bildern kontemplative Betrachtungen
und zurück zur Natur zeigen will.
Ja, ich bin ausgestiegen, wie man so schön sagt
und tue nur so das und soviel ich gerade Bock habe.
"Irgentwie habe ich diesen Spruch schon oft gehört,
ist das gerade modern?"
Ach, auch das ist mir egal, ich wohne bei Poldi in Schwarz,
einem kleinen Ort bei Grebenau im Vogelsbergkreis.
Da hat man seine Ruhe und das zelebriere ich "minimalistisch".
Sie meinte: Seltsame Klamotten hast du an, sowas hast du nie getragen!
Ja, das stimmt- Anzug und Schlips und Italotreter sind passe',
so etwas ziehe ich nie wieder an..
Poldi und die Leute im Ort sollen nichts von mir wissen,
die können ruhig denken,
daß ich irgendwas mit der Natur zu tun habe- Forst oder so, wer weiß?
Auf alle Fälle "ausgestiegen" und ein "Künstler" -
ich lasse gerne etwas Nebel um mich herum, dann habe ich Ruhe.
In meiner Kemenade bin ich selten, meistens unterwegs mit dem Bulli oder zu Fuß.
Meine kleinen Wanderungen sollen erst einmal die nähere Umgebung beleuchten,
dann schweife ich weiter aus und immer mit der Cam dabei.

Ganz offenbar faszinierte sie dieser seltsame Wandel in ihrem ehemaligen Manne,
wollte aber nicht aufdringlich sein und verabschiedete sich
ziemlich schnell und leise Richtung Kurklinik.

Kurt fuhr wieder zurück und stellte das Fahrzeug bei der Remise ab.
Zuvor hat er bei der Bank vorbei geschaut und sich ein wenig vorgestellt,
ein Schließfach gemietet und dort seine Wertsachen deponiert.
Ein Sparkonto oder Geldanlage kam auf keinen Fall in Frage,
damit hatte er damals beruflich zu tun.
Die Steuer darf nichts wissen, man darf nicht viel besitzen,
sonst greifen diese Leute ab wie Schinderhannes dereinst.

Den Schlüssel klebte er sich ins Portemonaie.
Die Lebensversicherung kam zur Auszahlung und im Anschluß
schloß er bei der Bank gleich eine Sterbeversicherung ab,
die gerade mal die nötigen Kosten der Bestattung decken würde.

Das Geld von der Lebensversicherung kam ins Schließfach, zu den Ersparnissen.
Er war immer schon sparsam gewesen und so vermisste er eigentlich nichts,
zumindest nicht wirklich.
Nicht mal seine Frau..

Fortsetzung: 5. Teil *** Kurt Berles - Hohl, ein stiller Mann

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