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Gedanken im 73. Lebensjahr... weiter geht der letzte Blog
Heute sah ich mir Bilder vom Hugenottenmarkt in Braunfels an und konnte - wieder mal - nur ganz wenig über die preisliche Gestaltung der Angebote sehen, weil die Fotografin das nicht ablichten wollte.. // Bei zwei Artikeln ist ihr das nicht gelungen: 99 Cents für 100gr Brot, 4,49 Euro für 100gr Käse.
Heute hatten wir auf dem Frühstückstisch 200gr Jagdwurst, abgepackt, für 1,39 Euro. Obazda, eine bayrische Käsezubereitung - 125gr für 3,38 Euro. Im Web werden zu echten Horrorpreisen Käse und Brotaufstriche angeboten, wo oft noch die Frachtgebühr hinzu kommt. (Man muß schon sehr gewitzt und geübt sein, um aus dem Internet günstig zu kaufen)
Nun es ist so, daß - um beim Wochenmarkt zu bleiben, die Standmiete, der Verkaufswagen, das Verkaufspersonal, Strom und Transportweg mitbezahlt werden muß. Worüber man sich als "Verbraucher" keine Gedanken macht, sind die weiteren Faktoren, die auf die Waren umgelegt werden müssen: Gewinn/Sozialversicherungsbeiträge, nun auch noch per Mindestlohn, der 13,30 Eur die Stunde ist. Wenn wenige Artikel verkauft werden, muß die Kalkulation höher sein, bei Massenwaren kann sich das reduzieren, um wettbewerbsfähiger zu sein. So kommt es, daß der Käse und die gereifte Wildsalami extreme Preise hat. Gerade bei Lebensmitteln trägt der Erzeuger ein nicht geringes Risiko des Verderbs - auch das muß kalkuliert werden. Gut, die Kundschaft eines Wochenmarktes ist im Besserverdienerbereich angesiedelt, die meisten Besucher werden wohl "Seh-Leute" sein, die bestenfalls ein Stück Crepes oder ein Glas Wein kaufen. Wer sich zusätzlich mit einer Geflügel- oder Fasanensalami eindecken will und ein 200gr Stück Ardennenkäse mitnimmt, hat sich den Preis eines Wocheneinkaufs beim Diskounter erreicht.
Der "Normalo" wird wohl weiterhin im großen Supermarkt einkaufen, auch wenn diese Angebote von Woche zu Woche teurer werden. Man kauft eben weniger, geringere Mengen und wird dann durch die neuen "kundenorientierten" Verpackungsgrößen geneppt, die zwar 10-20% billiger sind, aber nur den halben Inhalt haben. Selbst wenn die Tomaten 250gr statt 1,19 Euro 3 Euro kosten würden, könnten wir diese nicht für dieses Geld im Garten anbauen, hier kommen die Brocken über die Brüh' !
Das gilt für alle Obstsorten und Gemüse, erst recht für Käse, Butter und Fleisch oder Wurst. Für 3,99 Euro kann man den Seelachs - auch noch paniert - 800gr nicht aus dem Meer fischen. Dieses Diskounterprodukt ist sehr gut, wenn man den Fisch vor dem Braten auftauen läßt. (ich verzettele mich ein wenig) Fakt ist, daß dieser Fisch eigentlich mindestens 10 Euro kosten müßte oder sollte, nimmt man die kaufmännischen und ökologischen Aspekte mit ins Boot. Aber "nachhaltig" kann Fischfang auf dem Meer eben nicht sein, weil niemand Jungfische züchtet und aussetzt. Das wäre mal ein -internationaler- Anfang, oder nicht? Natürlich gedüngte Pflanzen mit natürlichen Pflanzenschutzmitteln bringen kleinere Früchte und kleineren Ertrag, also höhere Verkaufspreise, wenn der Bauer und seine Helfer ebenfalls leben wollen. Wenn man sich den Mindestlohn betrachtet, kommt auch noch der Arbeitgeberanteil mit in die Kalkulation und der Landwirt, der heute studiert hat oder zumindest Meister ist, will sicher nicht zum Mindestlohn arbeiten, um seine Familie durchzubringen -das wäre widersinnig. Wer sich den gesamten Produktionsweg von Käse betrachtet, wird sich wundern - bevor überhaupt eine Scheibe Käse über die Theke gehen kann, sind sehr viele Gänge nötig!
Eigentlich sollte Käse (100gr) mindestens 2 Euro kosten, ein Kilo Mehl ebenso, desgleichen Zucker, Reis und Nudeln. Fleisch unter 30 Euro das Kilo (ohne Knochen) ist schon Dumping: 1/3 des Viehgewichtes sind Abfälle, Krankheiten und Mortalitäten, Tierarztkosten, Tierhalterversicherung, Fleischbeschau und Metzgerlöhne etc. muß man ehrlicherweise auch bedenken, wenn man den Verkaufspreis in der Theke sieht und den Kopf schüttelt. Der soziale Wohlstand - durch den Mindestlohn, der immerhin 75% der Beschäftigen unseres Landkreises erfreut hat, muß vom Endverbraucher aufgebracht werden, dessen Lebensstandard dadurch freilich sinken wird. Bisher fahren die Leute mit richtig teuren Autos zum Einkaufsladen, die zwar auf Leasing laufen, aber jeden Monat einen Batzen Geld vom Konto ziehen. Hier könnte man sparen - muß wirklich jeder eine Klimaanlage und Sitzheizung haben? Beim Auto und Urlaub und Zigaretten oder Alkohol etc. wird nicht gespart, bei Lebensmitteln aber schon!
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