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Kurt Berles - Hohl, ein stiller Mann 35. Teil
Eine fiktive Geschichte in der Fortsetzung in der Kartuschenform.
Kurt und Vera hatten genug von dieser Story "eingetütet", um daheim am Roman weiter arbeiten zu können.
"Kakaubutter und Tabak" haben sie die Story genannt.
Der Roman war bald schon fertig und wurde korrekturgelesen und online zum Verlag übermittelt.
Die Tandiemen liefen weiter, nicht viel, aber doch lohnend.
Anschließend gönnte man sich immer eine "Auszeit", um kreative Kräfte zu sammeln.
Sie gingen in den Kurpark und gönnten sich feine Eisbecher, tranken einen Expresso hinterher,
sahen den Passanten zu und überlegten sich das nächste Event.
Die ersten Notizen kamen auf den Block, den man immer dabei hatte:
Was ist aus der Stadt geworden, wo sind die feinen Läden abgeblieben.
Sie bekamen einen Termin beim stellvertretenden Bürgermeister, um eine Umfrage in der Fußgängerzone halten zu dürfen.
Der Name "Raschid Omnapour" auf dem Türschild schreckte schon ab,
da wurde die Tür geöffnet und ein quirliger kleiner Mann mittleren Alters bat die Beiden ins Büro.
Ohne große Probleme wurde für 2 Stunden am Folgetag die Umfrage genehmigt,
die von der Schreibkraft ausgedruckt und ausgehändigt worden ist.
Sie bedankten sich und wollten schon gehen, als die Schreibkraft sagte:
Sie müssen erst zur Stadtkasse im Untergeschoß, dort die 10 Euro Gebühr zahlen und abstempeln lassen.
Der Chef ist schon längst wieder unterwegs gewesen, zum nächsten Termin.
Die Kasse ist vor 5 Minuten geschlossen worden und erst am Nachmittag wieder geöffnet.
So ist das im Leben, meinte Kurt brummig, dann gehen wir eben schon mal auf Pirsch.
Ihr erstes Opfer verstand kein Deutsch, der zweite Versuch winkte ab, der dritte Testkunde hat sein Hörgerät nicht dabei,
die vierte Person verstand den Sinn der Umfrage nicht..
also starteten sie einen Schaufensterbummel.
Die meisten Schaufenster waren zugeklebt, die Läden seit Jahren geschlossen.
Ein scheintoter Schuhladen neben dem scheintoten Strickwarenladen,
gleich zwei Optikergeschäfte und ein geschlossener Blumenladen,
eine ehemalige Metzgerei, dann Döner, dann geschlossen-
grenzte dort an den "Stadtladen", eine armseelig ausgestattete Selbsthilfeeinrichtung
für die Innenstadtbewohner, wenig frequentiert, weil die alten Leute eben nicht mehr so gut laufen können
und die Stadt ziemlich steile Pflaster hat.
Hier gingen sie ein und sahen sich um- kauften zwei Gebäckstücke und tranken einen Kaffee dazu.
"Wissen sie, die letzten beiden Cafe's haben vor Jahren geschlossen, deshalb bieten wir das bei uns an"
Sie frugen nach der Art der Käufer und bekamen die Antwort:
Ein paar alte Bewohner und ab und an ein paar Schüler, die den Bus in die Schule verpaßt haben.
Aber die Stadt ist doch voller Bewohner, wo kaufen die?
In den Supermärkten am Stadtrand, hier in der Innenstadt ist nur am späten Abend Leben, wenn die Läden geschlossen haben.
Vera meinte: Wenn sie am Abend geöffnet hätten, wie käme das an?
"Das haben wir versucht, aber diese Sorte Menschen kauft nur in deren eigenen Läden!"
Und wo sind diese, wir haben keine gesehen, außer einem Kabab-Imbiss.
Zwei mal die Woche hält ein kleinerer Lastwagen in der Fußgängerzone
und dahin strömen alle neuen Bewohnerinnen, verschleiert versteht sich,
ich höre das nur von den Nachbarn,
die trauen sich bei Dämmerung schon lange nicht mehr aus der Wohnung..
Die Beiden sagten lieber nichts dazu und aßen ihr Gebäckstück,
tranken den Kaffee, bezahlen und bedankten sich und gingen flott davon.
In der Gasse hielt ein Liegenschaftsfahrzeug der Stadt, dunkelbraune Männer
unterhielten sich lautstark in einer fremden Sprache, gestikulierten dabei lebhaft herum.
Zwei junge Männer machten "Donuts" mit ihren Leichtkrafträdern,
mitten auf der Kreuzung und streckten die Mittelfinger in die Höhe, wenn jemand schimpfte.
Im Halteverbot standen ein paar Luxuswagen vor dem Eissalon,
zwei Gruppen alter Männer mit runden bunten Mützen und Sakkos diskutierten.
***
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