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Kurt Berles - Hohl, ein stiller Mann 31. Teil
Eine fiktive Geschichte in der Fortsetzung in der Kartuschenform.
Die Beiden zogen sich wieder in ihr Schneckenhaus oder Gastzimmer zurück,
ruhig und zufrieden.
"Man wird nur gram, wenn man zu viel sieht und zuviel erfährt!"
Die Romane verkauften sich nicht schlecht, nun sind beide dabei, -
gemeinsame Werke sozusagen.
Der Verleger war zufrieden und bald hatten die Beiden ein festes Publikum.
Der Schreibstil war neu und gut zu lesen, die Schrift etwas größer im Druck,
damit die meist ältere Leserschaft eher zugriff.
Dazu gehört freilich auch die Art des Papieres, das einen guten Kontrast hat.
Nun kam das "Brainstorming" oder die Suche nach dem geeigneten Genre dran, um diesen Neustart zu schaffen.
Nicht immer plumper Mord und Totschlag, nicht immer nur kitschige Schönlingsromane,
im abgedrehten Upperclass-Milieu, sondern ganz normale Menschen in der Handlung.
Leute wie du und ich, die ihrem täglichen Gewerk nachgehen
und dabei -gezwungenermaßen- mit den Füßen auf dem Boden bleiben müssen.
Vera hatte eine ganz spezielle Idee für einer Erzählung zwischen Krimi und Roman, so schlug sie vor:
Dafür müßte man nahe am zu beobachtenden Publikum sein -
ich denke, so meinte sie zu Kurt, wir gehen mal mit ganz offenen Augen durch die Stadt.
Sie parkten vor der Sparkasse, nahe der Altstadt und schlenderten
über die Lahn-Brücke, fanden in einer Altstadt-Gasse einen Tabakladen..
Tabak! Wer raucht heute noch?
Komm, wir gehen mal rein und schaun' uns um.
Die alte Holzfassade des Erdgeschosses war dunkelbraun, zwei schmale hohe Fenster, dazwischen eine Tür
mit diagonalem Alu-Rohr, wie man es in den 50iger Jahren des letzten Jahrhunderts hatte.
Palim-Palam!
Die Beiden hatten schon jetzt ihre Freude und im Laden roch es nach .. Tabak, Zigarren und Zigaretten,
Ein Zeitungsverkaufs-Ständer, altmodisch und einen alten langen Tresen mit Glasscheiben
die eine lange Vitrine mit unzähligen Tabakspfeifen hat.
Darunter war Holz, auch alles in dunkelbraun lasiertem Holz
mit undefinierbarer Maserung und .. Spuren vom jahrzehntelangen Putzen.
Der eingedunkelte Kachelboden in schwarz-weiß und die zwei Hängelampen "Tiffany"
umrahmten dieses Szenario, wozu auch die beiden Schaufenster gehörten, die wegen der Aufsteller nicht zu viel Licht in den kleinen Laden ließen.
Ein Ständer mit silbernen Schnupftabak-Dosen war auf dem Tresen, die Kassenschale für das Geld,
dahinter eine uralte Registrierkasse in Miniaturausführung, ein Block mit Quittungen und der Ständer mit dem Kugelschreiber an der Kette.
Zwischen Lottozetteln und Pfeifenbrevieren, Tabaksdosen und Zigarettenpapier und Drehvorrichtungen,
Kaugummi-Ständer und Bartwichse, Kämmen und Scheren, Fahrradspangen und Krawattennadeln,
Ansichtskarten und Schokolade und Pralinenschachteln
stand ein alter, grauhaariger kleiner Mann mit Weste und Uhrkette.
Hier war noch nichts von Wasserpfeifen und "Schischa" zu spüren, eher aber die alte Zeit in Deutschland.
Zwei dunkel Rohrstühle mit hellem Flechtwerk, im französichen Bistro-Stil und eine große Zimmerlinde
verzierten den kleinen Verkaufsraum- der obligatorische Schirmständer mit Garderobehalter
ergänzten das Ambiente.
Überall Reklame für Zigaretten und Zigarren und all dem Kram,
den man kaum so schnell in Worte zu fassen vermag.
Die Kasse wurde von einer Brokerlampe angestrahlt, wo auch die Birne schon in die Jahre gekommen war.
Von hellem Schein konnte nicht die Rede sein.
Dank des Rauchverbotes in vielen Lokalen und den extrem versteuerten Tabaken, kamen freilich nur noch selten Kunden.
Die Zeitungen - sie stupste Kurt an - waren schon 5 Jahre alt..
Häh? Wie das? Der Alte hinter der Theke meinte:
Ich weiß schon was sie denken- wissen sie, meine Frau ist vor 5 Jahren gestorben
und der Zeitungsständer war ihr Projekt.
Heute kauft ja keiner mehr Gazetten, die Leute haben die Nase voll von Nachrichten!
***
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