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Kurt Berles - Hohl, ein stiller Mann 29. Teil
Eine fiktive Geschichte in der Fortsetzung in der Kartuschenform.
Der nächste Übernachtungsplatz war sehr bescheiden: "Waldbad Polenz - Stellplatz Reisemobile", das reicht uns.
Hier fand man ruhige Aussichtspunkte, gute Lokale mit heimischen Spezialitäten und Stille.
Als sie wieder unterwegs waren, wurden sie von einem schweren Motorrad überholt- sehr leichtsinnig-
und gerade mal ging dieses Manöver glimpflich ab.
Entgegen kommende Verkehrsteilnehmer mußten hart abbremsen, um diesen Wirrkopf vorbei zu lassen.
Sie hielten danach an einer Pommesbude und zitterten noch ein wenig,
noch eine Kola und dann ging es wieder besser - gerade wollten sie in den Camper steigen,
da raste der Rettungswagen und Notarzt vorbei.
Das gefällt mir nicht, sagte Kurt, ich glaube wir fahren von dieser Straße ab, das möchten wir nicht sehen..
Sie steuerten den "See Campingplatz Zittauer Gebirge" Olbersdorfer See an, zuvor besichtigten sie Burg und Kloster Oybin.
Eile hatten sie nicht, auch wenn so ein Übernachtungsplatz geschlossen war, konnte man eben davor parken.
Am übernächsten Tag schon ging es weiter: Camping Park Blaue Lagune Berzdorfer See..
Sie umwanderten selbstverständlich den See,
waren auf dem Aussichtsturm, betrachteten die Darbietungen über den Kiesabbau,
durch den dieser See entstand.
Über Monate hindurch fuhren sie auf diese Weise die innerdeutsche Grenze ab,
vor Tschechien und Polen entlang, zur Ostsee,
diese Richtung Westen bis Flensburg zur Nordsee,
diese immer der Küstenlinie nach bis Emden,
an der Grenze zu Holland Richtung Süden, an Belgien,
Luxemburg, Frankreich entlang bis zum Rheinfall in Schaffhausen,
über den Bodensee, Chiemsee, Passau, Hof,
zurück nach Schwarz im Vogelsbergkreis.
Ein ganzes Jahr waren sie so unterwegs.
Hier besuchten sie die Dorfschenke, sahen sich bei einem guten Glas Wein,
Schnitzel und Pommes ihre Post durch und zogen sich in ihr Zimmer zurück..
Sie schliefen wie die Murmeltiere, waren mit sich und der Welt zufrieden.
Fix war die ganze Zeit bei ihnen, klebte an den Hacken wie Lehm, treu ergeben.
Am anderen Morgen nahmen sie ein reichhaltiges Frühstück ein,
das der Wirt gerne servierte- inzwischen sind zwei seiner Kinder in die Wirtschaft eingestiegen
und halfen fleißig mit.
Nach dem Frühstück räumten sie den Camper aus und luden den Rest der Lebensmittel in der Gasthausküche ab,
die Klamotten trugen sie hinauf aufs Zimmer.
Dann ging die Fahrt zum Autohaus, der kleine alte Fiat stand noch da- als würde er warten..
Bald fuhren sie wieder mit der Klapperkiste zum Dorfkrug und der Camper suchte neue Liebhaber.
In Grebenau holen sie aus dem Schließfach Geld und gaben dem Wirt die Miete bis zum Jahresende voraus.
Dieser war nicht böse darum und bot den beiden Dauergästen ein größeres Zimmer an, was sie gerne nahmen.
Nun lebten sie auf Logis und ohne jedwede Sorgen, kein Kochen,
keine Gedanken an Unannehmlichkeiten mit Haus und Grundstück, keine Müll- und Gemeindekosten,
keine Versicherungen - außer die für den Kleinwagen...
an manchen Tagen gingen sie nur mit dem Hund Gassi und taten sonst.. nichts.
Man recherchierte im Web, gönnte sich ein paar Dinge, machte dann wieder ausgedehnte Ausflüge ins Landesinnere,
übernachteten in Hotels und taten sich überall gütlich.
Im Dorf nannte man sie "die Reisenden" und wunderte sich doch, woher die Beiden das Geld dazu hatten.
Knickrig sind sie auch bei Spendenaufrufen nie gewesen und gaben
auch beim Hausarzt regelmäßig einen Schein in die Kaffeekasse.
Sie galten als ruhig und ausgeglichen, immer freundlich - aber auch als zurückhaltende Sonderlinge.
Ab und an stach sie der Hafer und sie flogen irgendwo hin aus, kamen nach ein paar Tagen wieder zurück.
Und so verläuft sich die Spur und diejenigen, die mit ihnen zu tun hatten, wurde immer dünner -
man verlor das Interesse an den Beiden, die Tandiemen schliefen ein,
aber sie lebten ihren Traum ungestört weiter.
Sie feixten über ihren Gag, den Eingang zum Keller als Geräteschuppen getarnt zu haben, bevor sie das Haus einem Makler zeigten:
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