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Irene und Albert V
Langsam rumpelte der Karottenlaster den Feldweg hinab zur Hütte, wie die Beiden das Anwesen fortan nannten, da stand auch schon Zack knurrend vor dem Fortbewegungsmittel: Aber Zack, wir sind es doch nur - schau mal, was für ein feines Wägelchen wir mitgebracht haben, rief Albert. Die Tür ging auf, der Zack sprang zwischen die Beiden und lachte. (Wer Hunde kennt, weiß daß sie das können!) Vorher hatten sie noch ein paar Formalitäten gelöst, mit den Anwalt gesprochen, das Konto geprüft und Kleinigkeiten bei der Gemeinde gemacht- wie die Ummeldung auf den neuen Wohnsitz, die Adressänderung bei der Post etc. und viel Kram eingekauft, der in einer großen verschließbaren Box auf der Ladefläche verstaut wurde. Das Ding war wohl ein Baustellenfahrzeug, so verranzt wie es war - wer weiß?
Die Hütte strahlte eine gediegene Bescheidenheit aus, abseits vom Geschehen dieser Welt, das meinte sogar der Postbote, der über den schlechten Feldweg schimpfte. Die Gemeinde interessiert das wenig, denn die Anliegerkosten wären bekanntlich von den Anliegern - in diesem Falle nur die Beiden, zu begleichen. Und so kam es auch, daß eine einfache Trockenausbaumaßnahme gemacht wurde, die von den Beiden fast ganz beglichen wurde, zusammen mit neuen Versorgungsleitungen ein hübsches Sümmchen.. der Bauunternehmer war der gleiche, wie praktisch - er arbeitete mit seinem Bruder zusammen, der Räumdienste für die Gemeinde leistete.
Die Bepflanzung mit neuen Obstbäumchen an diesem neuen Zuweg war eine Zugabe der Beiden, was den Naturschutzbund erfreute. Desgleichen war an der Hütte eine Streuobstwiese, die nun vorbildlich in Schluß gehalten wurde.
Zack wacht hier besonders streng, deshalb wurde alles mit einem soliden Jägerzaun eingefriedet und der Briefkasten außen angebracht, damit niemand in Gefahr gebracht wird.
Mit dem Ort hatten die Beiden nichts zu tun, die Gerüchteküche hatte somit ein wenig Arbeit. Da man nichts über die neuen Besitzer wußte, wurde nachgeforscht - so kam es, daß irgendwer den vorherigen Leiter der kleinstädtischen Bank -zumindest vom Namen her- kannte, andere die Lehrerin, die als streng galt und nicht so gut gelitten war.
Die Leute auf dem Land sind neugierig.
Es wird nicht mehr lange dauern und der Nachwuchs wird neugierig sein und erscheinen, so meinte Irene. Aber es kam niemand zu Besuch. Das Geld war offenbar verteilt und das war's an Interesse.
In diese Ecke des Waldrandes verirrt sich nur ab und an mal ein Förster oder Jäger, nicht mal ein Bauer, weil der einzige Acker dort oben am Hang steinig ist und deshalb als Wildäsungsfläche verblieb. Hier konnte man mit dem Fernglas sehr gut das Wild beobachten.
Manche Leute dachten bei sich: Na ja, die Beiden wollten ihre Ruhe und die haben sie dort oben vor dem Wald. Vermutlich haben sie einfach die Nase voll vom Trubel. Und so war das ja auch.
Geld haben die wohl und mit Geld kann man alles machen, sogar Wege erneuern und eine total verfallene Hütte zu einem Schmuckstück erneuern lassen, sogar mit Schwimmbad, wie gemunkelt wird. (Das stimmte jedoch nicht, hier war alles einfach und ohne Angebereien gehalten) Die Beiden lebten noch lange in der Hütte und sind Jahrzehnte danach still beerdigt worden, ganz im Sinne ihres letzten Willens. Die Kinder bekamen nur den Pflichtteil, der Löwenanteil ging an den Naturschutz, der ein Vereinsheim oder Wald-Lehrstätte aus der Hütte gemacht hat, wie man hört..
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