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Die Turmuhr und der Wärter, eine Gute Nacht Geschichte.
Der Anbeginn der Zeitmessung hatte Elementaruhren,
wie Sand- und Wasseruhren oder
wie zum Beispiel Sonnenuhren.
Die ersten Uhren mit Zahnradtechnik
entstanden schon um das Jahr 1300.
Zuerst als Schlaguhren ohne Zeiger gemacht,
wenn sie ertönten, hörte man die Stunde schlagen.
Daraus entstanden Ende des 14. Jahrhunderts
die erste Uhren mit einem einzigen Zeiger.
Uhren galten immer schon als Meisterwerke der Technik.
"Unsere" Turmuhr wurde in einem Wacht- und Wehrturm im Ortskern der
kleinen Stadt installiert.
Die Zünfte des Handwerks, die Bäcker, Küfer, Maurer, Zimmerleute und wie sie alle waren,
haben sich hier einen Luxus gegönnt, den man früher nicht kannte.
Diese neumodische Uhr hatte schon zwei Zeiger und trug die Jahreszahl 1551,
die Ritterzeit ging gerade zuende, die Renaissaise kam, Fugger und andere Handelshäuser wuchsen,
die Bildung säkularisierte sich zusehends,
nicht nur Klerikern, sondern dem ganzen Volk stand das Wort Bildung offen.
Unterhalb des nicht all zu hohen Turmes,
der gerade einmal rechteckig genannt werden konnte,
tat sich immer etwas.
Der Stadtpfeifer wachte oben in der Dachstube, mit je einem Zwerchhaus an allen 4 Seiten des Turmes,
welche ein Fensterchen hatten, aus welchen ein guter Überblick über den Ort war.
Der gute Mann lebte dort in der Nähe seiner tickenden "Nachbarin", direkt oben drüber,
nur durch eine kräftige Bohlendecke von ihr getrennt.
Täglich zog er die Uhr mit ihren kräftigen Gewichten an den Seilen auf.
Dies und das Beobachten der Dächer der kleinen Stadt war seine Aufgabe,
dafür bekam er ein karges Gehalt.
Nebenbei schrieb er seine Beobachtungen auf, die er als eine Art Glosse nur für sich behielt.
Viel Zeit zum Ausgeben des Geldes hatte er nicht, denn der Turm mußte ja besetzt sein.
Es war freilich lange vor der Zeit der Erfindung des "Schichtdienstes",
das Wort "Freizeit"
war nicht nicht erfunden.
Die Räumlichkeit lag wohl in 20 Metern Höhe, war 5x5mtr groß und hatte nur schiefe Wände,
die das Dach bildeten.
Im Winter bitter kalt, im Sommer heiß, das gibt den gerechten Ausgleich, so sagte er sich.
Eine steile Treppe führte zum ihm hinauf, alle 3 Meter ein Absatz und eine Art breitere Schießscharte.
Unten war das Zugseil und man sah nach oben zu den Gewichten.
Der Boden des Turms, hinter dem massiven Holztor
mit seinen Eisennägeln war nur Lehm, in der Ecke
war der Abort
mit einem kümmerlichen Holzverbau drum herum.
Der stabile Bruchstein-Turm mit seinen Sandstein - Bögen war nicht sonderlich sehenswert,
er diente in der Vorzeit als Teil der Befestigung dem Schutz der alten Wasserburg aus Fachwerk,
die in der Nähe des Marktplatzes noch heute steht,
aber schon lange keine Wehrfunktion mehr hatte.
Es wohnt ein Nachkomme des Landadels darin, mit seiner Familie und ein paar Bediensteten.
Und da wären wir auch schon mitten im Zentrum des Geschehens,
dieser Marktplatz, auf den die Turmuhr blickt, war der Beginn dieser kleinen Stadt.
Von den Dörfern rundherum kamen die Bauern mit ihren Karren angefahren,
um hier ihre
Ernte und landwirtschaftlichen Erzeugnisse zu verkaufen.
Der Knotenpunkt zweier Handelsstraßen, die einigermaßen von Bedeutung waren,
zwischen den Herrschaftsgebieten Lippe und Paderborn.
Sieben Mal schlug die Uhr.
Der Markttag war gekommen und wie immer achtet der Wachtmeister
auf die Einhaltung
der Regeln,
damit sich niemand einen Vorteil verschaffen kann.
Das Stadttor wurde geöffnet und die Wagen rumpelten heran über das Katzenkopfpflaster.
Wiehern, Eselgeschrei, Gänsegeschnatter, Hühner gackerten, Menschen riefen sich etwas zu..
Die Standplätze sind genau eingeteilt und wer mehr Platz braucht, hat entweder Pech gehabt,
wenn nebenan bereits andere Händler aufgeschlagen hatten oder zahlte einen Preis nach.
Der Flötenspieler und ein Puppenspieler bauen ihren Stand auf,
die Beiden sind schon lange
gemeinsam unterwegs.
Die Stadtfahne wird gehisst, ein Trommler eröffnet den Markt
und die Besucher kommen von allen Seiten
auf den Marktplatz,
bewaffnet mit Körben und Wägelchen.
Manche tauschen Waren ein, z.B. Butter gegen Eier
oder beides gegen Stoff oder eine Hacke,
Strickwaren gegen einen Stuhl oder eine Vase oder Topf.
Die Kinder freuen sich auf Bonbons oder Zuckerstücke,
knuspriges Gebäck mit Kirschen oder Printen,
es ist für jeden was dabei.
Nüsse und Obst, getrocknet oder frisch, Wein und Bier,
Kleidung, Mützen, Hüte, Stöcke, neue Röcke..
Jeder kauft nach seinen Möglichkeiten, niemand will leer ausgehen
und zum Schluß noch eine
stärkende Brühe
oder eine Schale Gulasch mit Brot oder eine Wurst genießen,
eben etwas, was man sich sonst nicht gönnte.
So bleibt jedem der Markttag im Flecken in guter Erinnerung.
Der Türmer wacht hoch droben und schaut sich diesen Zirkus an und denkt sich seinen Teil.
Wenn die Dämmerung beginnt, wird abgeräumt,
in geübter Art und Weise alles auf den Karren gepackt
und den Heimweg angetreten,
bevor die Stadttore schließen und die Übernachtung teuer wird.
Mitten in das Gewusel stürmt ein Trupp fremder Reiter,
es sind wohl versprengte Soldaten
eines fremden Heeres,
die laut drohend auf den Marktplatz poltern.
Die Leute wollen nur nach Hause, die anderen wollen plündern und rauben, weil sie Hunger haben.
Der Stadtwächter gibt ihnen aus der Suppenküche und fordert sie auf abzuziehen.
Der Türmer hat längst seine Tür fest verschlossen und schaut von oben herab -
er stößt in sein Horn
und die Wachen kommen,
die dem Treiben schnell ein Garaus machen.
Die Hälfte entkommt, die anderen 3 werden ins Loch geworfen.
Dieses Loch ist berüchtigt, dunkel, klamm und zugig.
Am nächsten Morgen ließ man die Missetäter vor dem Tor in die Freiheit ziehen,
das Geld für die "Übernachtung" bekamen sie abgenommen.
Der Nachtwächter zündet seine Laterne an und wartet,
bis die Turmuhr schlägt, dann zieht er los und
singt ab und an :
Hört ihr Leut und laßt euch sagen, die Uhr hat grade 11 geschlagen,
8 Stunden noch, dann beginnt der neue
Tach..
Der Türmer schaut pflichtgemäß durch alle vier Fenster,
geht die Treppen hinab mit zwei leeren Eimern in
der Hand,
geht aus dem Turm-Tor zum öffentlichen Brunnen und füllt dort seine Eimer,
geht in den Turm
zurück, hängt die Eimer an jeweils ein Seil mit Haken
und geht nach oben.
Dort zieht er die Eimer in sein
Turmzimmer.
Im Rucksack hat er vom Gemüsehändler noch geschwind ein paar restliche Stücke erbeutet,
die keiner haben wollte,
etwas Speck vom Metzger um die Ecke und schon ist er fertig mit seinem Einkauf.
Oben angekommen stellte er die Suppe auf,
zündete das Feuer in dem kleinen Ofen an und hoffte,
daß dieses Essen munden würde -
"zumindest wird die Suppe wärmen, das ist doch auch was",
dachte er sich dabei,
als sein derber Holzkochlöffel in dem alten Kupferkessel herum fuhr,
der zur Türmerausstattung gehört, also -wie alles hier oben- nicht sein Eigentum war.
Draußen war noch recht kühl in diesem Frühjahr, das Gemüse dementsprechend arm:
Runkelrüben mit Kraut, etwas Petersilienwurzel, ein paar hutzelige Möhren.
Der Rinderknochen muß ausreichen,
damit Kraft in die Suppe kommt, der Speck soll für das Frühstück sein.
Einen alten Kanten Brot hatte er noch auf dem Regal liegen.
Butter und Gewürze waren was für reiche Leute, nicht für seinesgleichen Personen.
Ab und zu klopfte die arme Wittfrau Liese am Tor, die ihren Mann früh verloren hatte
und nun mit ihren 2 kleinen Kindern nach oben ging.
Die Kinder wurden abgefüttert, gingen an den obigen Abort, dessen Rohr in die Regenrinne geht,
und wurden auf Stroh gebettet, wo sie alsbald einschliefen.
Der Tag als kleine Hilfskraft in den Gärten der besseren Leute
und die Besorgungsgänge
für diese Gönner war anstrengend für die Kleinen.
An Schule brauchte dabei keines der Kinder auch nur zu denken.
Der Türmer und die Liese aßen sich satt, was selten vorkommt.
Diesmal war der Gemüsehändler auf etwas mehr Zeugs sitzen geblieben als sonst.
Es war eine stille Übereinkunft,
denn der Türmer kennt den Wachmeister gut, es ist sein Schwager
und so bekam der Händler freilich leichter einen guten Stellplatz.
Das hat keiner gemerkt, man ging diskret vor.
Bald schliefen die beiden wie ein Ehepaar zusammen und sanken still in den tiefen, tiefen Schlaf.
Horcht ihr Leut und laßt euch sagen, die Uhr hat grade 2 geschlagen, zweimal zwei Stunden nur,
dann steht der neue Tag bevor, wieder ein neuer Tag des Herrn, so hat er euch alle gern!
Fest schliefen alle Vier, bis der erste Vogel rief, der Zeiger der Turmuhr zeigte halb Fünf.
Irgendwann drehe ich der blöden Amsel den Hals herum, so fluchte der Türmer,
immer weckt mich diess Vieh aus dem schönsten Schlaf.
Seine nächtliche Braut lag bar neben ihm, angeschmiegt und immer rein wie der Frühling.
Davon sich zu lösen war nicht leicht, gewiß nicht.
Katzenwäsche,- ab mit der Brühe in den Abort, dann die Kinder wecken, Katzenwäsche, ab in den Abort,
inzwischen hat die Liese den Kanten Brot aufgeteilt und belegt und die drei zogen geschwind ab,
bevor sie entdeckt werden würden.
Der Türmer paßte auf, wenn die rechte Gelegenheit dazu war.
Dann warf er ein Steinchen nach unten, wo die Seile sich trafen,
damit die innen vor dem Tor wartende
Familie gefahrlos davon gehen konnte.
Ja, es war seine Familie, keiner wußte davon, so dachte er zumindest.
Die Drei gingen bis zur Remise hinter den Ställen, den Pferden ging es besser.
Dort hat der Magister sie einquartiert,
weil sie mit ihrem Manne keine Wohnung hat bezahlen können,
so arm waren sie, kaum seßhaft zu nennen, Gesindel, das nur zur Arbeit taugt.
Durch ihre 5 Schwangerschaften hatte sie kaum noch Zähne, zwei Kinder sind am Leben geblieben.
Die langen Haare waren ihr Pfund,
das sie zusammengebunden trug, mit einem schmutzigen Tuche darüber
und auch ihr makelloser Körper, den nie einer zu Gesichte bekam.
Sie ging immer in Lumpen einher, wohl um ihre Sicherheit bedacht,
wenn sie den feinen Leuten den Dreck weg machte.
Der Türmer war es so zufrieden, Geld bekam er niemals soviel,
daß er eine eigene Familie
erhalten könnte und etwas gelernt hat er auch nicht.
Schreiben und Lesen hat er damals bei seiner Oma gelernt,
in der Schule war er dennoch nie gut.
Er sann ein wenig nach, verrichtete seine Arbeit,
kontrollierte nach allen vier Himmelsrichtungen
die Dächer der Häuser - dann tutet er in seine Trompete - drei Mal !
Feuer!
Die Bürgerwehr rückte aus zum Türmer, dieser wies den Weg
zur Bäckerei an der Stadtmauer im Westen,
bei welcher der Rauchfang Feuer spie.
Der Kaminbrand war bald gelöscht und er hat sein Geld verdient -
ohne ihn wäre sonst das ganze Haus abgebrannt.
Der Bäcker brachte ihm höchtpersönlich frisches Brot und Wecken herauf in den Turm.
Am späten Abend, fast zur Nacht kam seine Liese
mit den Kindern wieder und sie alle aßen mit Vergnügen
von den Gaben des Bäckers.
Voll mit frischem Brot und Wecken waren die Bäuche, ein solcher Genuß war sehr selten.
Tage später blies er wieder in die Trompete, die Dämmerung brach schon bald herein,
als er im Felde vor dem nördlichen Tor eine kleinere Truppe mit wehenden Fahnen sah.
Wieder blies er ins Horn.
Die Bürgerwehr hat schnell die Tore schließen lassen
und sich die Waffen gegriffen um den Ort zu verteidigen.
Die Truppe wurde aus der Stadt fern gehalten und so schrie man vor dem Stadttor:
Macht auf um Himmels Willen die Tore auf, es ist Krieg
und fremde Soldaten ziehen durch das Land !
"1558–1582 Livländischer Krieg
1562–1563 Erster Hugenottenkrieg
1562, 19. Dezember Schlacht bei Dreux, Katholische Armee besiegt die Hugenotten
1563–1570 Dreikronenkrieg, Siebenjähriger Nordischer Krieg"
Wird man später in den Geschichtsbüchern lesen, was man nicht las, war das Elend der einfachen Leute,
das nackte Geschichtszahlen nicht verrieten.
Wie auch immer, die Soldaten gelangten in die Stadt,
ihre List ging auf und so plünderten sie alles,
was nicht niet- und nagelfest war und zogen weiter.
Damals hatten die "Feldherren" auf die Ernährung der Soldaten verzichtet, sie sollten sie gefälligst
unterwegs ernähren - nehmt euch was ihr braucht!
Diese Feldherren sind in den Geschichtsbüchern vermerkt, aber niemand nannte sie Verbrecher, die sie eigentlich waren-
handgemeine Diebe und Räuberhauptmänner, die nebenbei dem Oberräuber, dem Fürsten - die Säcke füllten.
Liese rannte zuvor mit den Kindern in den Turm und niemand hat sie aufgehalten,
es wußte sowieso jeder Bescheid und keiner mißgönnte denen ihr stilles Glück.
Oben auf dem Turm waren sie sicher, das Tor hielt in Treue fest, so schnell kam hier niemand rein.
Das Holz des Tores war immer feucht, durch den Lehmboden im Innern
und so hätte man dieses auch nur
sehr schwer abbrennen können.
Am Tage danach war das Heulen bei so manchem Bäcker und Metzger,
Gemüsehändler und auch beim Geldwechsler,
denn nicht nur nur die gestohlenen Sachen schmerzten, auch die sonstigen Schäden,
die jenes rauhe Volk hinterließ.
Zerbrochene Fenster und Türen, zerstörte Krüge und Behältnisse, einige Frauen wurden geschändet,
Pferde gestohlen und Federvieh dazu.
Es war wie ein schlimmer Aschermittwoch, die Bußfertigen, so der Pfarrer, sollten zur Beichte kommen,
damit das "Strafgericht des Herrn" nicht wieder käme..
Liesa leise:
"Dann war Jesus mit bei der Truppe?"
Red' keinen Unsinn, Frau, das sagt man doch nur so, mit "dem Herrn" ist Gott gemeint.
Ach, warum tut er uns das an?
Ich weiß das doch auch nicht, mußte ihn halt fragen, wenn'den triffst..
"Wenn'den triffst", das ist aber ein seltsamer Ausdruck.
Dabei ging er im Turm umher und schaute gewissenhaft aus den Fenstern der Zwerchhäuser.
War da nicht am Horizont ein dunkles Gewölk an Wagenstaub?
Wieder tutet er in die Trompete.
Die Tore wurden geschlossen.
Flüchtende Händler begehrten Einlaß, Soldaten von zwei Seiten wären hinter ihnen her,
so riefen sie laut von weitem..
Das Tor wurde geschwind geöffnet,
ein dutzend Wagen und zwei dutzend schwitzende Pferde rannten
auf den Marktplatz.
Dort kamen sie langsam zur Ruhe, wurden abgerieben und getränkt, bekamen Futter.
Die Wagen waren voll mit Beutegut aus anderen Orten,
schwerst beladen und die vermeindlichen Händler
waren plündernde Soldaten des Herzogs.
Dieser hatte die Gunst der Stunde genutzt,
um in den Kriegswirren seine leeren Kassen aufzufüllen,
die Landesgrenzen waren nicht weit.
Er hatte extra Fuhrleute ausgesucht, die wie Zigeuner aussahen.
Die Soldaten saßen bei den Beutezügen hinten unter den Planen der Wagen versteckt.
Nun war die Stadt in deren Gewalt, die Bürgerwehr legte die Waffen nieder,
die Männer wurden aber
trotzdem abgeschlachtet,
vor den Augen ihrer Familien.
Dieser fremde Herzog ließ ganze Arbeit machen und nur Zeugen zurück,
die nicht reden konnten.
Seine Kassen waren nun wieder gefüllt, damit sein verschwenderischer Hofstaat leben konnte.
An die Familie oben im Turm dachte niemand, die Uhr schlug Zwei, bald war die Schlacht vorbei,
die keine war, aber denn viel Blutvergießen brachte.
Man plünderte die Häuser, nahm weitere Wagen und Pferde in Beschlag,
lud diese mit den Schätzen voll,
räumte die Leichen in einem großen Haus zusammen, zündete dieses an,
damit nichts verraten werden möge.
Die anderen Häuser ließ man unangetastet,
warf aber Tische und Stühle durcheinander,
suchte in allen
Winkeln nach versteckten Geldern und nach Gold.
So mancher brave Bürger hat sein "Schäfchen ins Trockene" gebracht,
seine Dukaten fein versteckt
und doch hat man sie gefunden,
als hätten sie nach Speck gerochen, als die Ratten kamen.
Totenstille lag über der Stadt, als die Wagen abgezogen waren
und der letzte Soldat das Tor
wieder verschloß
und sich mit einem Seil die Mauer herab ließ um zu verschwinden.
So sah es für Besucher der Stadt aus, als würden die Bewohner noch schlafen.
Die Vier vom Turm zogen los in die Häuser,
um so viele Lebensmittel wie möglich zu sammeln
und diese
in den Turm zu schaffen.
Auf den Speichern war so manche Wurst, auch ein Schinken vergessen worden,
Mehl und Eier,
Marmelade und Honig, sogar Wein !
Im Turmzimmer wurde also gut gegessen und so war ein gewisses Trostpflaster da,
denn Essen und Trinken hält Leib und Seel zusammen, wie man so schön sagt.
Es kann der Friedlichste nicht in Ruhe leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt und
so meldete ein Postreiter seiner Station die verschlossene und wohl tote Stadt.
Es kamen Soldaten - diesmal von der anderen Ecke,
des Landesherrn und sie öffneten das Tor mit Gewalt.
Als sie kein Lebewesen fanden - außer einem alten Hund und zwei Katzen,
berieten sie was zu tun sei.
So ritten sie weg, das Tor stand offen.
In dieser Zeit kamen die Meldungen der Sieger und Besiegten wie solche von Ritterspielen,
wer wen besiegte und zwar in dauernder Reihenfolge.
Manche Orte wurden bei diesen "Feldzügen" abgebrannt, gebranntschatzt, wie man das nennt,
und aus solchen Orten kamen die Überlebenden
bald in die leere Stadt und besetzten die Häuser.
Neues Leben begann, wieder gackerten die Hühner,
schnatterten die Gänse, wieherten Esel und Pferde,
wieder wurde Markt gehalten und die Bauern der Umgebung boten ihre Waren feil.
Erst als man die Turmuhr reparieren wollte, die stille stand und die verquollene massive Tür
mit Gewalt öffnen mußte, drang Gestank entgegen -
alle Vier sind verhungert und verdurstet
auf dem Lehmboden gelegen,
weil sie die Tür nicht öffnen konnten.
Diese Geschichte fand sich in diesem Beobachtungs - Buch im Türmer-Zimmer, welches man später im Pfarrhaus ausstellte.
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