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Win Win
Ein lustiger Vogel war der Benni, welcher von seinem Vater einen kleinen alten Wagen geschenkt bekam.
Mit diesem fuhr er herum, sammelte alles auf, was aus Metall war und verkaufte dieses beim
hiesigen Schrotthändler, der konnte nach dem Marktpreis bar auszahlen.
Benni feilschte nicht, er nahm was er von diesem Manne bekam.
Sie kannten sich schon seit Jahren, dort hat er ab und an in den Ferien ausgeholfen
und so wußte er ziemlich gut, ob der Preis gut oder schlecht war.
Benni war in der Schule nicht sonderlich gut, aber geschäftstüchtig, das war er wohl.
Es dauerte nicht lange und bald fuhr er mit dem Abschleppwagen des Schrottplatzinhabers,
dem der Kram langsam, aber sicher zu sehr in die Knochen ging, wie er sagte.
Er und seine Frau machten die Buchhaltung, bastelten zuweilen alte Autos zusammen oder
hoben diese über den Tüv, was ab und an sogar gelang- reich konnte man damit nicht werden.
Das beste Geschäft waren immer schon sogenannte "Buntmetalle", also hauptsächlich Kupfer,
Zink und Blei.
Aber auch Legierungen, wie Bronze und Messing sind wertvoll.
Eisen und Aluminium wurden ebenfalls immer gut gehandelt.
Auf Deponien und Halden, Abriß häusern und illegalen Ablagerungen hat er seine Beute gemacht,
bei Sperrmüllsammlungen und Haushaltsauflösungen, Benni war sich für nichts zu schade.
Das Zusammenbasteln von Autos war nicht sein Ding,
er sammelte lieber Metalle und handelte damit
erfolgreich.
Kein, ganz klein fängt man an, sagte der Inhaber und seine Frau immer,
laß dich nur nicht verrückt machen
von den anderen Kameraden,
die wollen nicht unbedingt dein Bestes, das kannst du mir glauben.
Unser Gewerbe ist ähnlich verrufen, wie damals der Abdecker und Henker - alle lachten!
Benni sah man nur im Overall, derben Schuhen und der Schirmmütze herum laufen,
während seine Klassenkameraden alle gut angezogen waren, Freundinnen hatten und schicke Autos fuhren.
Als Benni wieder einmal Geld zur Bank brachte, das der Schrottplatz eingefahren hat,
meinte der Junge hinter dem Tresen:
Die kochen alle nur mit Wasser und die meisten Autos fahren auf Raten, mehr als auf Reifen..
..ich weiß das, glaube mir.
Das brachte immer wieder ein ganzes Stück auf den Boden zurück, wie er sich sagte.
Er bekam ein mickriges Gehalt - aus Steuergründen - wie die Inhaber meinten und außerdem
haben wir gedacht, daß du irgendwann den Platz einmal haben wirst - gegen eine Rentenzahlung
versteht sich, denn auch wir haben nur wenig in die Rente einzahlen können,
wie du dir vorstellen kannst.
Benni schusterte sich nur sein eigenes Auto zurecht,
keines für andere Leute, die um jeden Groschen feilschten -
einen alten V WBu s mit Boxermotor, der ihm unverwüstlich
vorkam und sehr zuverlässig seinen Dienst tat.
Benni hat die ganze Fuhre verzinkt und doppelt lackiert,
mit Zusatzscheinwerfern ausgestattet und mit Breitreifen.
Gegen die heutigen Modelle dieser Marke war sein Fahrzeug geradezu puppig und klein -
aber ohne große
Fachkenntnisse zu reparieren - der Rest zählte für ihn nicht.
Ersatzteile aller Art hat er eingelagert, sogar zwei Ersatzmotoren.
Die Schrottpresse mußte also noch warten..
So konnte ihn so schnell nichts aus der Ruhe bringen.
Diese Motoren mit 1500ccm und nur 47 PS waren erstaunlich langlebig und robust.
Jenseits von Diesel und Turbo, ganz einfach nur luftgekühlt und 4 Zylindrig.
Benni war stolz auf seinen Bulli, den er pflegte -
aber nicht wie einen Oldtimer, sondern wie einen
Gebrauchsgegenstand - nicht zur Zierde,
sondern wie eine Schüssel, aus der man essen kann, so feixte er.
Er scheute keine Arbeit, strich das alte Haus der Beiden, räumte den ganzen Platz auf,
sortierte, was noch wild herum lag, zerkleinerte, was der Altstoffhändler auf diese Weise lieber nahm.
Benni nutzte jede Fahrt, jeden Ausflug um Metalle zu sammeln,
bald kannte er jeden Sperrmülltermin und
jede Konkurrenz in dieser Sache.
Es waren mehr als genug Konkurrenten unterwegs,
die aus fremden Ländern anreisten um hier in Deutschland
und anderen Ländern Westeuropas abzugreifen.
Er verstand sich gut mit den Bauern, so kam manche alte Maschine auf den Bulli,
viel Gußeisen und Blech.
Wenn irgendwo alte Leitplanken oder Schilder waren, die kamen über die Baufirma zu ihm,
wo sein älterer Bruder arbeitete.
Dort waren zuweilen alte Straßenbaumaschinen, die viel Schrottgewicht brachten.
Alte Gußrohre, zerbrochene Gullideckel, Geländer von Brücken und Wegen,
die neu gemacht wurden, alles war Geld, schieres Geld.
So manches alte Auto hat er mit dem Abschlepper erbeutet, alte Traktoren,
Pumpen
und Ventilatorenschächte etc.
Metallfensterrahmen von einem Geschäftsumbau, desgleichen Regale und Ständer,
die in die Jahre gekommen waren.
Dachblei war beliebt, alte Autobatterien, Felgen und ähnliche Dinge.
Sein neues Standbein waren Kunststoffe, die nach Farben sortiert wurden
und
geschreddert in Säcke wanderten.
Die Alten bauten Kontakte zu den Firmen auf und immer wenn eine Fuhre zusammen war,
wurden die Säcke abgeholt - konkurrenzlos billig,
genau das, was die kleinen Betriebe brauchten.
Sein Laden lief recht gut und so war ein wenig auf die hohe Kante gekommen.
Eisenträger, alte Werkstattausstattungen von Nachlässen, Blechmülltonnen -
Zink- und Stahlblechbadewannen, hier konnten auch Privatleute gratis anliefern.
Er entsorgte kellergeschweißte Öltanks, kassierte dafür doppelt, das Öl
verschwand im Werkstattofen - wo kein Kläger, da ist auch kein Richter.
So manches alte Auto, das kein polnischer Händler haben wollte, ist bei ihm gelandet.
Nach und nach vergrößerte er sein Sortiment und bald kam eine Brecheranlage
für Schotter dazu, die er eigentlich zerschneiden und verschrotten sollte.
Nun lieferten manche Baufirmen und Private alte Steine,
Mauerreste und Schindeln dort ab,
die zerkleinert wurden
und auf einen großen Haufen kamen.
Mit einem alten Radlader, den er einem Bauer abschwatzte, kam die Halde zu stattlichen Höhen.
Damit belud er Lastwagen der Baufirma, die daraus den Untergrund für Straßen machte..
Nach und nach arbeitete er an seinem großen Plan.
Erst kam der LKW Führerschein dran, dann kam ein alter großer Muldenkipper dazu,
den er instand setzte, zusammen mit dem Inhaber der Schrottfirma, der ganz darin aufging.
Mit diesem Fahrzeug hat er den Schrott direkt zu den Schmelzen gefahren,
den die Brecheranlage in kleine Stückchen zerrissen hat,
den Schotter fuhr er zu den Baustellen.
Service ist immer gut, sagten die Drei sich.
Die Kontakte mit Abrißfirmen erwiesen sich als Goldgrube -
dort holte er die Steine ab,
alte schwere Brocken, die in die Brecheranlage kamen.
Die Abrißfirma war die Entsorgung los und konnte noch effektiver arbeiten.
Benni fuhr fast Tag und Nacht, der Brecher hatte gut zu tun
und bald fand sich
eine Hilfskraft, die jenen Brecher und den Radlader bediente.
Die Inhaber hatten eine Hilfskraft eingestellt und angelernt, als Benni
wieder auf Tour war.
Ronja hatte ein kleines Kind und war von ihrem Mann verlassen worden und konnte
die Schulden nicht bezahlen, die er mit seinem Autotick angehäuft hatte.
Bald stand sie vor dem Sozialamt und bettelte dort um Hilfe -
eine Stelle
konnte und wollte man ihr wohl nicht vermitteln,
so besann sie sich der Kleinanzeigen in der kostenlosen Beilagenzeitung:
Hilfskraft gesucht, m/w/div. stand da, wenig Lohn, aber viel Arbeit und kostenfreie Wohnung.
Witzig, das kann ich mir ja mal ansehen.
Ronja ging mit dem Kinderwagen dort vorbei und erschrank zuerst etwas, als sie die
Schrottberge sah, aber die Wohnung gefiel ihr, zumal nichts dafür zu bezahlen ist, dachte sie.
Es ist warm und Platz ist hier auch, die Leute sind freundlich und die Arbeit, - na ja.
Hier muß ich mich nicht immer rausputzen und darf auch mal in alten Klamotten laufen.
Sie war eine Frau für's Grobe, das sagte man ihr schon immer nach
und so kam ihr
der Job mit Brecheranlage und Radlader nicht ungelegen.
Sie erledigte diese Aufgabe mit Hingabe und Freude,
das Kleinkind
wurde von der Inhaberin Erika versorgt, der Kinder vergönnt waren.
Mittags aß man bei der Inhaberin und dann ging es wieder nach draußen.
Der Inhaber, der Otto machte nun nur noch den Schreibkram, wie er sich ausdrückte.
"Man wird nicht jünger, irgendwann langt es mal, gell?"
Benni wohnte noch bei seinen Eltern und kam jeden Tag zum Schrottplatz gefahren
und am Abend
spät wieder zurück.
So lernte er die schmutzige Ronja kennen, abgekämpft und müde vom langen Arbeitstag.
Sie stauchelte - als sie ihn ansah und wurde von Benni aufgefangen, als sie vom Radlader zu fallen drohte.
Der Griff ging quasi in die Gürtellinie - fest und hart -
so hatte er sie direkt an seiner Brust und Auge in Auge..
Eilfertig riß sie sich los und
nahm inzwischen den Schrott von den Kunden an und recycelte das Kunststoffmaterial
genau so wie
Benni - der sich zunehmend in diese Helferin verguckte.
Nach einer Woche waren die Beiden zusammen in der Wohnung
und die Inhaber waren froh
wie werdende Eltern.
Der Laden lief gut, bald tat die Ronja im Büro ihre Pflicht,
sie hatte schon entsprechende
Erfahrung mit dem Tabakwarenladen ihres Mannes
und kannte sich in Buchführung aus.
Besser als Otto, wie sie scherzhaft meinte - der zog sich knurrend auf den Radlader zurück.
Erika meinte:
Nun hat er auf seine alten Tage doch noch das Spielzeug bekommen,
das er sich schon immer gewünscht hat -
er läßt sich die Freude daran eben nicht anmerken..
Frauen gehören ins Haus!
Das haben die beiden aber nicht mehr gehört, denn er war schon am schweren Arbeitsgerät angekommen.
Benni ist früh gestartet und wartete vor dem Eintreffen des Abrisstrupps an der Baustelle.
Der Bagger begann und nach und nach wurde die große Mulde voll und schwer.
Der Bagger trug weiter ab und schaufelte die Brocken neben die Straße,
Bald war von dem Haus nichts mehr zu sehen, als ein Loch in der Erde, die Baugrube.
Dann kam Benni noch zwei mal wieder und sein beladener Laster fuhr heim zum Schrottplatz.
So ging das Tag für Tag, denn die Behörden haben beschlossen, diese Dauerleerstände
an gammeligen Häusern nicht länger zu dulden, die das Ortbild kontaminierten und für fallende
Immobilienpreise sorgten - wer will schon in einen Ort ziehen, wo man halbzerfallene Bauten sieht?
Die Brecheranlage hatte gut zu tun und bald kamen Erdbau-Firmen, die Regenrückhaltebecken
und Auffüllarbeiten versahen, die haben hier ein ideales Material vor Ort gefunden.
Die Balken aus den alten Häusern hat Benni aufgestapelt, Bleirohre und Metallrohre verschrottet.
Türen, Teppichböden und Dämm-Material wurde zur öffentlichen Deponie gefahren.
Der Abbruch-Unternehmer war froh - bald standen seine Fahrzeuge auf dem großen Areal
des Schrottplatzes, das wenig Miete dafür nahm - der Abrißunternehmer hat sein Gewerbegrundstück
sehr gut an einen Investoren verkaufen können, denn dieser suchte schon lange einen geeigneten Platz
für einen Großkunden, der Supermärkte im Auftrag erstellt.
So war der Abrißunternehmer sehr liquide und legte gutes Geld zur Seite.
Er übernahm die Brecheranlage und den Muldenkipper, stellte Benni ein und so bekam dieser
doch noch ein stattliches Gehalt.
Nach Feierabend betrieb Benni den Schrottplatz, wie eh und je.
Mit dem Ertrag gab er Erika und Otto ihre Zusatzrente aufs Konto.
Alles lief zur vollen Zufriedenheit, die junge Familie stand im Glück, das Urselchen
wuchs fein heran und krabbelte schon auf dem Boden herum.
Bald war Ronja geschieden und bekam Unterhalt für das Kind.
Sie hatte Glück, daß sie beim Schuldenmachen ihres Mannes nicht mit unterschrieben hatte.
Das rieten damals ihre Eltern:
Kind unterschreibe diese Kreditverträge niemals,
das drückt euch die Luft ab und so war das denn auch.
Ihr Mann setzte den teuren Wagen in den Graben,
suchte bald ein anderes Auto um zur Arbeit zu fahren,
denn der Tabakladen warf nicht genug ab,-
und
so ging die Spirale immer weiter abwärts - hier ein Handy-Vertrag,
dort einen riesigen TV, alles auf Raten, die Werbung macht es vor !
Bald waren die Schulden so hoch, daß der Tabakwarenladen unter den Hammer kam.
Dabei hatte ihr Mann Glück im Unglück, daß die Sache ohne größere Restschulden ausging.
So schnell kann ein stolzer Unternehmer ein armer Schlucker sein und auf die Willkür
der Sozialhilfe angewiesen - so Erika lapidar zu dieser Story.
Von Heirat und Adoption wollten die Beiden absehen, denn das Hier und Jetzt sollte genügen.
Sie ist von ihrem Manne nicht im Streit geschieden, sondern wegen Unvereinbarkeit der Charaktere,
wie Ronja betonte, ihr Mann sollte das Urselchen selbstverständlich sehen oder einmal zu sich nehmen dürfen.
Am Feierabend hat Benni den Fuhrpark mit dem Druckschlauch gereinigt, nach Schadstellen gesucht und
zuweilen auch repariert, was nötig war.
Gemeinsam mit den Fahrern wurden die Durchsichten gemacht und die Ergebnisse festgehalten.
Wenn mit einem so großen Fahrzeug etwas passiert, sitzt man bald im Gefängnis - hier wurde nicht gepfuscht.
Das Geschäft mit dem Abriß lief wunderbar und der Brecher versorgte die Terraforming Leute mit
genügend Auffüllmaterial, die Kommune wurde einige Bruchbuden los und bald konnten wieder neue
Bauplätze vergeben werden - eine "win-win-Situation" war entstanden, eine Jobmaschine sozusagen.
So manche Familie ließ sich in den auf diese Weise gesäuberten Orten nieder,
die Kindergärten hatten Zulauf und auch die Schulen,
die Kommunen generierten neue Steuerzahler und das brachte wieder
neue Läden dazu - allen war geholfen.
Das war den Alten zuviel Krach und so mieteten sie sich lieber in einem ruhigen Kaff
eine kleine zwei Zimmer Wohnung und überließen Benni die Firma.
Dieser hat seinen Bruder gewinnen können, mit seiner Familie dort einzuziehen,
wo die Alten gewohnt hatten und so kam eines zum anderen, die kleine Apanage an Erika und Otto.
Ronald und Bianca blieben in der Baufirma beschäftigt und kooperierten mit
dem Recycling- und mit dem Abrißbetrieb, womit allen gut gedient war.
Eine Hand wäscht die andere, so deren heimliches Firmen- und Familienmotto.
Nach und nach vertieften sie sich jedoch auf das Abrißunternehmen,
zogen an diesem einen einzigen Strang und verkauften den Schrott ab,
veräußerten den Abschleppwagen und zahlten die Alten aus.
Ronald und Bianca, Benni und Ronja waren nun Inhaber der neuen "Aus alt mach neu - und Co".
Der Bauunternehmer sah seine Chance und kooperierte gerne,
so daß Carla und Kurt als
weitere Inhaber dazu kamen.
Drei zuverlässige Paare, so der Bauunternehmer stolz, ist mehr wert als Geld auf der Bank.
Der Alleininhaber der Abrißfirma hat sich nur zu gerne zurück gezogen,
irgendwann wollte er sich seinem Hobby widmen und mit dem Segelboot auf dem nahen See herum fahren
und seine Ruhe haben - zwanzig Jahre Baulärm reichen für ein ganzes Leben!
Inzwischen waren sehr viele alte Balken zusammen gekommen, die aus Fachwerkhäusern
und Dachbalken der Steinhäuser stammten.
Ein findiger Zimmermannsbetrieb in der Nähe nahm die Balken en Gros ab,
er baute Fertighäuser mit Fachwerkfassaden, was zwar nur Verblendung war,
das jedoch keiner wußte, der an einem solchen Haus vorbei kam.
Das war der - kostengünstige Renner schlechthin - die Vorbestellungen häuften sich.
Der Bauunternehmer setzte den Keller und die Bodenplatte,
der Zimmermannsbetrieb das Fertighaus darauf, bald fand sich ein Dachdecker aus dem
Nachbarort, der sich Auftrag um Auftrag schnappte.
Das ließ den Estrich - und Fließenverleger nicht kalt und bald war die Truppe komplett,
als sich der Spengler und Installateur dazu gesellte.
Ein fester und doch lockerer Verbund, ja fast eine Seilschaft von Unternehmen zog
sich selbst aus dem Sumpf der Depression, in welche alle irgendwie feststeckten,
weil sich immer weniger Familien ein Haus leisten konnten.
Freilich spielte die Bank gerne mit, weil die Käufer zuvor gründlich von allen
Beteiligten abgeklopft worden waren - das merkte von den Kunden niemand..
Wackelkandidaten können wir uns nicht leisten, so war der Tenor.
So wurden die Baulücken aufgefüllt, die durch die Abrisse entstanden waren.
Die Orte wurden wieder belebt und erlebten einen Aufschwung,
der die ganze Region mitgenommen hat, denn wo Familien hinziehen,
da wird eingekauft, konsumiert und verbraucht, Umsatz in allen Sparten gemacht.
Bald zog wieder ein Hausarzt und eine Apotheke hinzu, ein Autohändler und Reparaturwerkstatt..
..ein eigenes Wirtschaftswunder, ohne Hilfe der Politik.
Eines Tages kamen Bewerbungen an alle Teilhaber, ohne Bild und ohne persönliche Daten,
ganz im Sinne des neuen Datenschutzgesetzes, wo Personen sich um einen Job bewarben.
Einer war behindert und den durfte niemand ablehnen, ohne hohe Klagekosten zu riskieren.
3 andere - ohne Bilder auf den Bewerbungen hatten nur Kürzel angegeben oder ein Postfach.
Der Körperbehinderte kam zur Vorstellung, aber nicht bis ins Büro- bald
kam eine Klage, weil der Zugang nicht behindertengerecht sei..
Die drei anderen Bewerber kamen - verschleiert.
Ob Mann oder Frau - wer weiß das schon?
Der Sprache nur rudimentär mächtig, wollten sie gleich "divers" - Toiletten haben,
die freilich nicht vorhanden waren.
So gingen sie wieder und klagten und.. alle 4 bekamen Recht.
Das gleiche Spiel trieben sie bei den Partnerfirmen und .. bekamen Recht zugesprochen.
Hohe Summen wechselten die Besitzer, was bald Schule machte und eine Flut von Bewerbungen brachte,
mit Unterstützung der Ämter, die beim Ausfüllen geholfen haben müssen - denn eine solche Diskrepanz
des Sprachschatzes war nicht anders zu erklären.
(Ähnlich wie auf den Spruchbändern bei deren Demos)
Der Gewinn für einen ganzen Monat war weg, die Firmen mußten Kredite aufnehmen, um
ihr Personal bezahlen zu können und dann kamen die Steuererhöhung, weil die
Soziallasten, welche die Gemeinde schultern muß, so arg angestiegen seien, wie der Bürgermeister sagte.
Mit Ach und Krach und ein paar Landesmitteln sind die Partner mit einem blauen Auge davon gekommen.
Urlaubs- und Weihnachtsgelder wurden gestrichen, Investitionen nach hinten verschoben.
Fortan nahm man keine Einschreiben und keine Bewerbungen mehr an.
Die Kommune kam aus den roten Zahlen heraus und bekam.. Landesmittel gestrichen und
neue Flüchtlinge zugewiesen.
So war endlich wieder genug an Unterhalt zu zahlen, was die Supermärkte freute,
ärgerte die Steuerzahler.
Durch diese abgerissenen Althäuser fehlte nun der Wohnraum für die neuen Menschen im Land.
Eine Landesförderung wurde aufgelegt und eine Wohnbausiedlung aus dem Boden gestampft.
Ein paar Investoren verdienten sich goldne Nasen daran
und auch der Verkäufer des
Grundstücks war nicht "unfroh",
weil es sich um ein kontaminiertes Gelände handelte..
(Aber das kam erst sehr viel später ans Tageslicht, bis dahin verdiente der Bauunternehmer,
einer der Teilhaber unserer Seilschaft - gut daran und zog den Bau hoch, 4 Stockwerke
mit 100 Wohnungen, als der Bau fertig war, bekamen weder die Handwerker noch der Bauunternehmer
zeitnah die Zeche bezahlt, die Kommune und das Land schoben sich gegenseitig den schwarzen Peter
in die Schuhe - Fakt war, daß die Arbeiter nicht bezahlt werden konnten und die Unternehmer wackelten)
Die neuen Menschen zogen ein und die "neue Gesellschaft" breitete sich aus.
Nach und nach begannen die Anwohner sich Gedanken zu machen und versuchten ihr Häuschen
zu verkaufen - ohne Erfolg.
Die Immobilienpreise gingen in den Keller, die Polizei im Wohnblock ein und aus.
Die vakanten Grundstücke konnten nicht mehr verkauft werden,
auch weil die Gemeinde die Steuern- und Abgabenlast anheben mußte.
Ein paar Journalisten wurde ein Tipp gegeben und diese begannen das Grundstück
auf dem der Wohnblock stand, untersuchen zu lassen.
Es war eine ehemalige Mülldeponie, wo auch Schlacke von der damaligen Farbenfabrik und
einer kleinen Kupferhütte entsorgt worden war.
Damals hatte man nur zwei Meter Erde darauf getan, festgestampft und fertig,
wie das in den 1950iger Jahren eben so war.
Nach 30 Jahren war alles dicht zusammengebacken und keiner merkte etwas.
Viele Jahre wuchs dort Mais und Getreide.
Der Jungbauer hat das Grundstück verkauft - "in Unkenntnis der Sachlage", wie er sich
dazu äußerte - das überzeugte die Presse nicht und der Skandal wurde ruchbar.
Der Bauunternehmer meldete Konkurs an, was bald die anderen Seilschaftler mit ihren
Unternehmungen in den Abgrund riss.
Zusammen mit den Schulden auf der Bank und den Unkosten für die Verfahren vor Gericht
blieb nicht mehr viel, was man hätte retten können.
Der Zimmereibetrieb brannte aus unerklärlichen Gründen ab, aber die Versicherung roch
buchstäblich Lunte.
Viele Häuser waren plötzlich zu verkaufen, weil durch die neue Besiedlung zu viele
Immobilienangebote zeitgleich in den Anzeigen standen.
Der Bürgermeister meldete sich krank und ward nicht mehr gesehen, er sei auf Kur,
so sagte man den Reportern.
Wo, das dürfe man nicht sagen.
Bald trafen sich alle wieder, bei der Arbeitsvermittlung und bekamen Stütze ausbezahlt
nebst Wohnbeihilfe in dem besagten neuen Wohnblock, sonst war alles belegt,
die alten Bauten waren schließlich alle weggebaggert worden..
Der Bürgermeister nebst Familie behielt sein Einkommen, nebst Anwesen..
..nach zwei Wahlperioden bekam er die volle Pension, die ihm zustand.
Unsere drei Familien jedoch wurden zur Nachschulung geschickt,
mußten hunderte Bewerbungen schreiben und einen Computergrundkurs besuchen.
Benni lernte nochmal einen Zweitberuf, Gartenbau.
Das Leben in dem neuen Harz-Bunker begann "farbig" zu werden.
Innerhalb des Blocks wurde nichts gestohlen, es war keiner dort wohnhaft,
der etwas Wertvolles gehabt hätte, das sich zu Stehlen gelohnt hätte.
Diese Story hätte auch "Hans im Glück" heißen können, dabei sind die Akteure
nur dem gefolgt, was in den Wirtschaftsschulen gepredigt wird, damit "Wachstum" entsteht.
Ronja zog mit der kleinen Ursula wieder bei ihrem Mann,
dem ehem. Tabakwarenhändler ein,
Benni war somit wieder alleine.
Dieser "smarte Typ" hat es also wieder einmal geschafft..
Otto und Erika mußten zum Amt, um Wohnbeihilfe zu bekommen, sie lebten aber noch lange
und zufrieden in ihrer kleinen Wohnung, auch ohne Zusatzrente kamen sie aus,
weil sie ihr Auto verkauften um dessen Unterhalt zu sparen.
Ronald und Bianca haben bei einem Reisebüro angefangen und begannen ganz von vorne.
Carla und Kurt sind mit einem Köfferchen voll Geld getürmt, keiner weiß wohin.
Die anderen beteiligten Firmen, der Spengler und Installateur, Estrich- und Fließenleger
hatten Glück, sie konnten wenigstens ihr Geschäft retten, wenn auch mit Verlusten,
weil der Bauträger des Mietblocks die Summen schuldig geblieben ist.
Die Investoren zogen sich zurück, der Block stand zum Verkauf.
Verluste wurden von den Investoren über die Steuer abgeschrieben.
Der Block verfiel recht schnell, weil keiner der Bewohner Rücksicht auf das Haus nahm
und sich verhielt, wie in Afghanistan oder im Sudan oder in Serbien.
Einfache einheimische Familien, die Miete oder einen Hausabtrag zahlen mußten,
hatten letztlich weniger für sich selbst zur Verfügung, als Sozialhilfeempfänger,
die Miete, Nebenkosten und Eintritt in Theater, Kino und das Internet bezahlt bekamen,
sowie Anspruch auf Taxifahrten hatten, wenn sie zum Einkaufen fuhren.
Das gab im Ort böses Blut - wenn viele Morgens im Dunkeln zur Arbeit aufbrechen -
und meistens erst im Dunkeln wieder heim kam kamen,
so macht man sich schon so seine Gedanken,
während die anderen Mieter den ganzen Tag auf dem Sofa lagen.
Ausziehen ging nicht, weil keine anderen Wohnungen zur Verfügung waren und
selbst wenn man eine gefunden hätte, hätte das nichts genützt,
denn überall waren inzwischen die gleichen Verhältnisse eingekehrt:
Die bunte Gesellschaft wurde von der Politik mit allen Mittel gefördert,
freie Meinungsäußerungen wurden bestraft, wenn sie sich dagegen wandten.
"Volksverhetzung" nannten diese Ideologen das, wobei man selbst "das Volk" ist
und die "Bunten" mit den "Wurzeln" einfach eingeschleust wurden, um die Löhne
billiger und die Wirtschaft wettbewerbsfähigr im globalen Wettbewerb zu machen -
zumindest in der Theorie - wie die Praxis aussah, war etwas ganz ganz anderes..
..Theoretiker, ganz besonders parteiliche oder ideologische, waren immer schon Traumtänzer,
zuweilen gingen sie gegen die eigenen Landsleute vor, wenn diese aufmuckten.
Widersprechen ist ganz schlecht, wenn Politik geschieht, besonders akademische!
(Dann ist die Demokratie eben fix zur Bürokratur gemacht worden,
denn hinter Gesetzen kann man sich gut verstecken und .. ändern kann man die nie,
nicht in tausend Jahren nicht; alle mußten sich den Paragraphen beugen,
deren Lücken nur von findigen Winkeladvokaten gefunden wurden:
Wer genug Kohle besaß, kam meistens straffrei davon und drehte allen eine lange Nase!)
"Wir brauchen mehr Zuwanderung" skandierten ganze Gruppen von Kirchen und Gewerkschaftsleuten,
wir brauchen einen demographischen Ausgleich!
"Deutschland schafft sich ab" und "Geht wieder dahin, wo ihr her gekommen seid.."
hielten die Gegendemonstranten die Sprüche in die Luft.
Niemand sah die Spaltung der Gesellschaft,
denn die welche Arbeit hatten, sahen die Probleme derjenigen nicht,
die verzweifelt welche suchten und die Verlierer der Globalisierung
sah man nicht auf den Straßen, immer nur die lauten Leute.
Politik wurde immer weniger verstanden, was man sah,
war das direkte Umfeld, das ganz anders ausschaute, als vom Elfenbeinturm herab.
(Die wahren Hintergründe wurden nie publik, das Land sollte in der europ. Mitte mitschwimmen und nicht zu finanzstark sein)
Aber es ging noch weiter in diesem Mietblock:
Wände wurden besprüht, Rolläden hochgedrückt, Fenster mit Gewalt geschlossen,
so daß die Scharniere bald kaputt gingen und die Flügel nicht mehr schlossen.
Die Heizkosten kletterten in die Höhe, schon im Herbst:
Gekippte Fenster und die Thermostate dafür ständig auf 5 eingestellt -
bald war das Öl alle und niemand füllte den Tank auf.
Beim Sozialamt gingen die Klagen ein und die Investoren hatten den Bau,
wie einige andere zuvor ebenso - in eine "Holding" ausgegliedert.
So waren sie persönlich nicht mehr greifbar und die Holding ging pleite..
Der Block wurde vom Kreis gekauft, für ein Butterbrot, wie man sagte und
als Auffangwohnstätte betrieben, wo auch anerkannte Asylbewerber unter kamen.
Es wurde nur das Öl aufgefüllt und nichts repariert, die Kosten waren beträchtlich,
bis die Heizung den Geist aufgab und das Wasser einfror in dem strengen Winter.
Die Stromrechnungen schossen nach oben und niemand konnte diese Summen zahlen,
keiner der Bewohner hatte pfändbare Werte.
Der Strom wurde abgestellt und nach Klagen des Sozialamtes wieder eingeschaltet..
Die Elektroöfchen brummten und immer mehr Bewohner kamen dort hin,
die Zimmer waren bald überbelegt und täglich gab es Schlägereien und Messerstechereien.
Die Polizei fuhr erst einmal um ein paar Ecken, bis sich die Lage beruhigt hatte
dann wurde die Sache aufgenommen.
Rettungswagen wurden mit Steinen beworfen, Sanitäter geschlagen und bespuckt,
Streifenwagen demoliert, Polizisten beleidigt und so weiter und so fort.
Frauen trauten sich nicht mehr aus der Wohnung ohne männliche Begleiter.
Kurz, es war ein Ort zum Wohlfühlen.
Ronald und Bianca sind in die Stadt gezogen, haben ihr Auto verkauft und mußten
eine so hohe Miete und Umlagen zahlen, daß sie kaum mehr als die Sozialhilfe für sich zum Leben hatten,
obwohl beide den ganzen Tag arbeiten gingen.
Benni zog wieder zu seinen Eltern und begann diese zu pflegen, so bekam er wenigstens etwas Geld,
um mit seinem Bulli, den er gerettet hatte, eine neue Unternehmung zu starten.
(Der Transporter stand hinter dem Haus seiner Eltern versteckt, was nicht nötig gewesen wäre,
denn er ging ohne Schulden aus der Sache, als Einziger, weil er Schein auf Schein gelegt hatte-
als eiserne Reserve, die nun futsch war)
Benni hat sich nie unterkriegen lassen und fing nun an, mit seinem Transporter,
Schaufel, Rechen und Sparten, Hecken- und Rosenschere bewaffnet den Leuten die Gärten zu machen,
die das nicht mehr konnten oder keine Zeit dazu hatten.
Er erhielt ein Existenzgründerdarlehen
und kaufte sich einen Hänger zum Bulli nebst Anhängerkupplung,
Arbeitskleidung und einen Aufkleber für die Autotüren:
Benni - der Mann für ihren Garten !
Bei seinen Eltern wohnte er und dort holte er sich seine Ratschläge,
das elterliche Haus war nicht groß, das Grundstück jedoch mehr als tausend Quadratmeter,
also genug Platz für seinen Bulli und seinen Hänger.
Das Jugendzimmer war ihm mehr als genug und seine Eltern waren froh nicht mehr alleine zu sein.
Nach und nach kamen die Aufträge herein.
Es kam auch das Geld herein, wenn auch deutlich bescheidener als früher.
Die Auftraggeber waren zufrieden, denn er arbeitete gut und ordentlich.
Er fuhr Abfälle zur Deponie, holte neue Pflanzen und Blumenerde vom Baumarkt,
legte Beete neu an, ebnete ein, was zu Rasen werden sollte, lieh vom Baumarkt
Vertikulierer, sähte Rasen neu ein, schnitt die Hecken, das Efeu, stutzte Bäume
und kehrte hinterher alles wieder fein sauber.
Im Herbst war das viele Laub dran und Grasabschnitt, der zur Kompostanlage gefahren wurde.
Es war immer was zu tun und sein Arbeitsradius wuchs.
Diese Arbeit an der frischen Luft macht zwar müde, aber auch körperlich fit.
Die Mund-zu-Mund-Propaganda ist bekannt und kostet nichts, dachte er sich immer.
Nach einem solchen Arbeitstag braucht man bestimmt keine Schlaftabletten -
er schlief stets wie ein Murmeltier und hielt sogar seinen Mittagsschlaf - im Bulli,
bei leiser Musik aus dem Radio.
Aus den früheren Geschäftsbeziehungen waren noch einige Kontakte, die nützlich waren,
von dort kamen einige Vermittlungen herein.
Aufträge der Kommune hat er immer abgelehnt - warum nur?
Auf alle Fälle kam er flott wieder auf die Beine, denn seine Ausgaben waren sehr überschaubar,
sein "Büro" war ein einfaches Regal und ein Laptop, beides im Bulli.
Der kleine Drucker lieferte die Rechnungen und fertig.
Was er ganz sicher nicht wollte, war Expandieren und Angestellte,
die Buchhaltung wollte er so klein wie denkbar halten - lieber weniger Aufträge,
als sich damit belasten - nee, das war ihm zuviel.
Alleine konnte man sich eben alles viel besser einteilen und wenn man gut drauf war,
mehr arbeiten, sonst eben weniger lange schuften
- ganz nach Gusto, sein neues Lebensmotto war geboren.
Seinen Eltern ging es wieder besser, die Zeit der Pflege war zum Glück nur vorübergehend
und wenn sie sich schonen würden, dann ginge das wohl noch lange gut.
Mutter besorgte sich eine Putzhilfe und so kam sie über die Runden.
Bennis Konto wuchs und wuchs, denn private Ausgaben hatte er praktisch keine,
die Ersatzteile hatte er zeitig bei den Eltern in der Garage unterbringen können,
sonst wären auch die beim letzten Firmencrash weg gewesen, so war sein Bulli fast unsterblich,
wie er sich immer wieder sagte.
Bei Aufträgen in weiterer Entfernung schlief er im Bulli - wusch sich bei den Arbeitgebern -
Junggesellen macht das nichts aus..
Es kam wie es kommen mußte, er lernte eine Frau kennen und lachte - es war Ronja,
die Räubertochter, deren Ursula schon in den Kindergarten ging und "Papa" rief,
als sie ihn sah.
Das brachte Ronja die Tränen in die Augen:
Wir leben alleine, der neue Versuch hat genau so wenig geklappt wie der erste -
mein Geschiedener sitzt im Knast, weil er einfach nicht solide leben kann und
mehrere Affären hatte er auch..
Ronja schlug sich als Reinemachekraft durch und verdiente nicht mal schlecht
bei der Putzkolonne, die sich auf Büros spezialisiert hat.
"So kann ich kein Fett ansetzen - das Joggen kann ich mir sparen und auch das Fitnesstudio"
In der Tat, sie war inform, das merkte Benni sehr wohl, wenn seine Augen spazieren gingen.
Bennis Eltern lachten und waren froh - denn bald lebte die junge Familie unter ihrem Dach,
das schon seit vielen Jahren ausgebaut war und einstaubte.
Die Beiden haben sie nie um Luxus Gedanken gemacht, sind nie in Urlaub gefahren,
bekamen noch ein Kind, den Julius und waren mit sich zufrieden.
Die Kinder hatten Platz zum Spielen und die Alten Beschäftigung
und so überhaupt keine Zeit zum Altwerden!
Mutter kochte, was sie immer schon gerne tat - und so lebte sie deutlich auf.
Ronja nahm sich Elternzeit und sorgte für Ordnung und Gemütlichkeit im Haus,
wie das eben nur Frauen können ..
So verging die Zeit voller Harmonie und Vertrauen, die Kinder wuchsen heran
und absolvierten die Schule mit guten Noten, weil ihnen irgendwie alles zuflog.
Urselchen war nun schon bald eine junge Dame und wollte nach dem Studium
in die Pharmabranche, so händeringend Fachkräfte gesucht wurden
und der Julius ging in die Lehre bei einem Landschaftsgärtner,
er interessierte sich für einen Pickup-Truck, das war sein Traum,
für den er lange, lange wird arbeiten müssen.
Aber träumen kostet ja bekanntlich nichts.
Bennis Eltern starben nicht lange nacheinander,
sie hatten noch eine gute Zeit zusammen mit der
jungen Familie
in Harmonie, denn seltsame Fügungen hatten alle lange genug ertragen müssen.
Julius machte die Lehre gut, bald auch seinen Meister und
arbeitete wie besessen an seinem Ziel, wo ihm - wie sollte es anders sein -
eine junge Frau dazwischen kam.
Der Pickup rückte in weite Ferne, erst mußten die Möbel abbezahlt werden,
der Kinderwagen gekauft und der Kombiwagen,
damit der ganze Kram für die Zwillinge untergebracht werden konnte.
Julius arbeitete für die Stadt und bekam ein schönes Gehalt,
aber eine Familie kostet eben viel Geld, selbst wenn die Stadtwohnung
als Bonus dabei war.
Man kam gut über die Runden, konnte aber keine großen Sprünge machen.
Zufriedenheit, sagte Ronja und Benni unisono dazu, die kostet nicht viel
und so mancher Traum wird wohl nie wahr.
Das "Urselchen" wurde Doktorin und Professorin, hat nie geheiratet und
ist auch kaum aus ihrem Labor heraus gekommen, darin ging sie auf,
das war ihr Leben und ihre Passion.
Sie wollte die Welt mit kleinen Dingen verbessern und erfand eines Tages
ein Enzym, das Kunststoff umwandeln konnte in Gas.
"Das ist auch eine Art Schrottplatz mit Recycling", meinte
Benni zur Ronja welche beide nun hauptsächlich für die Rente,
arbeiteten - es war aber noch eine Weile hin.
Durch die schwere Arbeit gezeichnet, erlebten die Beiden den Ruhestand
nicht mehr, sie starben kurz vor dem Erreichen der Altersgrenze -
er durch Krebs, durch giftige Chemikalen verursacht,
sie bekam einen Herzinfarkt, als er so im Endstatium der Krankheit lag.
Der Krankenhausarzt fand beide zusammen, sie auf dem Stuhl neben seinem Bett-
die Hand noch auf dem Stecker, der die Beatmungsmaschine betrieb..
..im Abschiedsbrief stand, daß sie sein Leiden nicht länger ansehen konnte
und deshalb dem Schmerz ein Ende bereiten muß,
weil sein Körper sich bereits langsam auflöste,
und in den nächsten Tagen von einer Beinamputation gesprochen wurde,
wie sie zufällig mit anhören konnte, als sie am Sprechzimmer vorbei ging.
Lieber sterben, als dieses Elend länger ertragen müssen - darüber
muß sie sich so aufgeregt haben, daß ihr Herz nicht mehr mitmachen wollte.
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