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Das Sol II
Die Nacht bläute, es war noch kühl, die Vögel schliefen noch,
selbst die frühen und eifrigen Besinger der Sonne.
Der Wald am Felde war rabenschwarz, als Siluette vor dem dunkelblauen Firmament
mit einigen horizontalen mittelblauen Streifen, wenig Sterne waren darin zu sehen.
Eine Sternschnuppe - vielleicht war es eine - und kein Wimpernschlag des Betrachters,
welcher gerade aus seinem Fenster im 2. Stock seines Hauses blickte.
Die Straßenlaternen waren noch nicht an, alles lag im Dunkeln.
Der Rentner konnte wieder einmal nicht lange genug schlafen
und so schaute er aus dem Fenster, bevor er sich ein Buch griff und die Leselampe
an seinem Ohrenbackensessel anknipste.
"Die Außerirdischen kommen"
So lautet der Titel und es war ein dickes Werk, über 500 Seiten -
so hatte er es gern und so favorisierte er seine Buchauswahl,
die ihm die Stadtbücherei in reicher Auswahl zur Verfügung stellt.
Seit vielen Jahren schon ist er dort Kunde und zahlt auch brav seine -geringen- Beiträge.
Andernorts brennen die ganze Nacht die Straßenlaternen, sinnierte er noch nach,
bevor er sich das Cover durchlas und dann zum Vorwort kam.
"Man sieht sie nur ganz selten, manche sind durchsichtig, andere erzeugen Lichtreflexe"
Die Rede ist von ALF oder den "außerirdischen Lebensformen", was ihn schon immer irgendwie
faszinierte - sicher, sagte er sich, alles nur Phantasie und Hirngespinste.
Wenn da was wäre, hätten dies die Raumfahrer sicher berichtet - oder etwa geheim halten müssen?
Aber das war ja schon wieder eine der "Verschwörungstheorien, von denen es heute schon mehr als genug gibt.
An solchen Dingen sollte man sich nicht beteiligen, um nicht eines Tages als Spinner abgetan zu werden.
Seine Gedanken schweifen etwas ab, er geht zum Kühlschrank und nahm sich ein Würstchen aus dem Glas,
welches von vorgestern Mittag übrig war und verzehrte dieses schon auf dem Weg zum Ohrenbackensessel,
seinen Dackel hat das aus dem Schlaf gerissen und so bekam er doch noch einen Zipfel ab.
Man sollte diese Billigware nicht mehr kaufen, denn die Knochenstückchen hängen gerne "in den 3." fest.
Er ging in den Text des Buches und stutzte:
"Hatten sie nicht auch manchmal das Gefühl, hinter ihnen wäre gerade eine Bewegung gewesen
oder jemand stand hinter ihnen?"
Sehen sie, das haben viele Leute mindestens schon einmal erlebt und keiner wußte eine Antwort darauf.
Keine Kälte und keine Spuren, wie man manchmal in den Gruselfilmen gezeigt bekommt..
Sie sind nun neugierig geworden und so soll ihnen zuteil werden, was der Autor dazu meint.
Sternschnuppen sollen gewissermaßen dafür verantwortlich sein, daß diese Phänomene gesichtet werden,
die man "Ufos" nennt, Fluggeräte außerirdischer Herkunft.
Sogar Piloten von Kampfjets sollen diese Dinge berichtet haben:
"etwas hat mich mit rasender Geschwindkeit überholt, obwohl ich mit Mach 2 unterwegs war mit dem Tornado."
Solche Berichte waren in diesem Buch in manigfaltiger Art abgedruckt und er las alles mit Interesse.
Dann zwischerte die Amsel ihr Lied und das ziemlich laut, so schloß er das Fenster,
um sich konzentrieren zu können.
Inzwischen war die Morgenröte da, der Himmel über dem Wald färbte sich von einem fahlen Weißton
über hellgelb, dunkelgelb, hellrot und plötzlich war der Rand der blutroten strahlenden Sonne zu sehen.
Bald war alles stahlend hell und er knipste sein Leselicht aus - irgendwie war er wohl
eingenickt, das Buch auf seinem Schoß lag bei Seite 233, er konnte sich aber nicht erinnern,
was nach den ersten 3 Seiten geschrieben war - seltsam.
Der Körper holt sich schon seinen Schlaf, so dachte er noch bei der Morgentoilette,
irgendwie gleicht sich alles aus.
An diesem Tage war der Einkauf angesagt, denn diese Woche war der 1. Mai, also ein Feiertag.
Wenn man nicht zeitig ist, staut sich alles an der Kasse - also gehe ich besser früh los.
Im Laden traf er Frau Frank, die über ein nächtliches Erlebnis sprach,
"etwas Unheimliches, das kann ich ihnen sagen, mir war ganz seltsam zumute,
mir war, als ob mein Mann im Schlafzimmer wäre und als ich aus dem Flur kam -
eigentlich wollte ich zur Toilette - war die Bettwäsche des sonst leeren Bettes eingedrückt,
als hätte jemand darin gelegen!
Sie wissen ja, mein Mann ist letztes Jahr schon gestorben, er hatte immer so schweres Asthma und
dann kam die Lungenentzündung dazu.."
Ja, Frau Frank, ich weiß, wir haben uns immer hier im Laden getroffen und beim Angeln am See.
Sehen sie, diese seltsame Geschichte läßt mich seltsam frieren und so schlafe ich lieber
auf dem Sofa, mir ist das einfach zu unheimlich.
Sie war Lehrerin und ist noch nicht lange im Ruhestand, so zweifelte sie oft am Sinn
des Lebens, besondern in dieser Zeit der Trauer, die nun schon bald ein Jahr dauerte.
Ein wenig sann sie noch über das Gespräch des gestrigen Tages nach.
Sie kam aus dem Bad in Unterwäsche und ging zum Schlafzimmerschrank um sich anzukleiden.
Da lag Sol im Bett ihres Mannes, "es" schlief wohl noch..
Frau Frank, die ehemalige Lehrerin war blaß, sie hatte damals dieses Ding in der Klassenecke
stramm stehen lassen und nun bekam sie es weniger mit der Angst, als mit dem schlechten Gewissen zu tun.
Sie ließ Sol schlafen, machte das Frühstück und wie selbstverständlich setzte sich das Sol dazu.
Guten Morgen Frau Frank, sicher verstehen sie die Umstände meines Erscheinens nicht,
das erwarte ich auch nicht von ihnen, aber beruhigen möchte ich sie doch:
Wir sind hier um zu schlichten, nicht um zu richten.
Die Erde versinkt in ihrem eigenen Dreck, weil keiner sich zurück nehmen will
und so konsumiert die Menschheit nach Leibeskräften immer mehr und mehr, was die Natur
ins Ungleichgewicht gebracht hat, wie sie sicher schon bemerkt haben:
Die Sommer werden immer trockener und dürrer, was nichts mit den natürlichen Wandeln zu tun hat,
nach welchen die Eiszeit und mal die Warmzeit sich abwechselt, mal mehr mal weniger stark.
Nun ist dieses natürliche Gleichgewicht aus dem Lot geraten und taumelt sozusagen schneller.
Frau Frank schluckte, ja das stimmt, wir sollten nicht mehr in Urlaub fliegen und
besser auf diese Verschmutzungen verzichten, die daraus entstehen.
Ich kaufe schon immer nur aus "biologisch - dynamischem Anbau" und achte sehr auf biologische Lebensmittel,
aber wir sind eben immer schon gerne nach Mallorca geflogen, mein Mann und ich,
im vorletzten Jahr haben wir dort den 30. Urlaub gefeiert und wurden vom Hoteldirektor
persönlich mit einer Urkunde bedacht und einem Glas Sekt.
Wir waren richtig stolz auf diese Treue.
Viele der Hotelbediensteten kennen wir seit Jahrzehnten und von manchen sogar die Kinder.
Ein paarmal sind wir bei deren Familien schon zum Grillen eingeladen worden -
kurz, es war irgendwie unser Hobby - dieser Urlaub, den wir gut 4 Wochen am Stück genießen konnten.
Mein Gehalt als Lehrerin machte das möglich und auch mein seeliger Mann hat als Ingenieur gut verdient.
Unseren großen Wagen hat er immer selbst fahren müssen, mir war das Auto viel zu groß,
ein echter Spritfresser sozusagen.
Deshalb will ich dieses Monstrum verkaufen und evtl. einen Kleinwagen erstehen.
Das Sol zuckte nicht mal bei dieser Erzählung, sondern antwortete fast ohne Regung:
Jeder sieht nur sich selbst- die Natur aber, die vergißt nie.
Man sieht die vielen Kondensstreifen am Himmel, die vielen Autobahnen, die ständig verstopft sind,
die flimmernde Hitze in den Straßenschluchten der Städte, den stinkenden Schiffsverkehr,
vom Frachter bis zum Kreuzfahrtschiff - alles ist ständig unterwegs, Waren und Menschen.
"Just in Time" wird angekarrt, was irgendwo in der Welt in Teilen hergestellt und
irgendwo anders weiterverarbeitet oder individualisiert wurde, am nächsten Ort der globalen Vernetzung
zum Endprodukt zusammen gesetzt ..
Ja ich weiß, das ist eben dem Wirtschaftswachstum geschuldet, ohne welches das ganze Konstrukt
von Angebot und Nachfrage, Gewinn und Geldwert zusammen hängt.
Das werden wir nicht ändern, auch ihr da oben werdet das nicht schaffen, sagt sie.
Sol meinte:
Sicher nicht, wir können nur zur Vernunft anhalten, sonst bringt ihr euch vor lauter Luxus
vorzeitig um die Ecke, bevor man diese Dinge technisch in den Griff bekommen kann..
So flogen sie in Urlaub, mit dem Flieger ohne Katalysator, ohne Ruß- oder Feinstaubfilter,
wo bei "kritischen Landungen" geschwind mal 50 Tonnen Kerosin abgeworfen wurden -
vermutlich auch über ihrem so heißgeliegten "biolgisch-dynamischen Gemüse und Obst-Anbau"
Genug davon,
ich muß heute meine Tour beginnen, freiwillig bin ich nicht zurück gekommen,
das können sie mir glauben, freiwillig nicht..
Dann ging Sol aus dem Haus und kam erst am späten Abend wieder, der Fernseher lief,
Sol schaltete ihn aus und deckte Frau Frank mit ihrer herab gefallenen Decke des Sofas zu
und legte sich auf die Seite des Ehebettes, das ihrem Manne gehörte.
Sol wurde erst wach, als der Kaffee blubberte und bis ins Schlafzimmer duftete.
Sol hat ganz normal gefrühstückt, wie jeder andere Mensch und sah auch ganz unverdächtig aus,
bis auf dieses extrem friedvolle Gesicht, das ganz ohne Haare war.
Heute habe ich viel zu tun, es ist eine Umweltkonferenz in der Stadt,
in einem der Studios
des Landessenders.
Dort möchte ich ein paar Takte sagen.
Die nehmen nur geladene Gäste und die sind so ausgesucht, daß eine unbequeme Meinung
mit Sicherheit nicht entsteht..
Ich komme einfach dazu, so meinte Sol trocken.
Mitten in der Sendung tauchte Sol neben dem Kameramann auf, als alle gebannt
zu dem Redner der G rünen schauten, der sich rechtfertigen mußte:
Meine Fraktion hat immer schon für den Umweltschutz gekämpft, da wußten sie noch
damit nichts anzufangen, wenn ich einmal daran erinnern darf..
Die Gegenpartei meinte:
Ach, seit sie der Verkehrsminister sind, wird der Flughafen immer weiter ausgebaut,
stinkige Braunkohlekraftwerke werden erhalten - alles wie vorher bei ihrem politischen Gegner,
mit welchem sie und ihre Partei ins Bett steigen.
Waaaas? Ins Bett?
Tun sie nicht so, sie wüßten nicht ganz genau wie ich das meine, sie koalieren einfach
ohne ihre Wähler zu fragen, ob die damit einverstanden wären.
"Wenn sie nicht einverstanden gewesen wären, hätten die Leute anders gewählt"
Beim 2. Mal, ja, aber bei der vorherigen Wahllegislatur nicht, da hat keiner der Koalitionsparteien
auch nur ein Sterbenswörtchen dazu gesagt, daß man evtl. eine Koalition des Extremfalles anstrebt
und nun wundern sie sich, daß immer weniger zur Wahl gehen.
Sol kam auf die Bühne, ehe der Regisseur und seine Helferin einschreiten konnten,
die beide erstarrten in ihrer Bewegung und Sol hob an:
Es geht nur um Geld und Posten, als ob die Menschheit das ewige Leben gepachtet hätte und
so verspielt ihr eure Zukunft und die der Kinder und Enkel gleich mit.
Es wird geprotzt, als ob es kein Morgen gäbe und die sich Verschwendung nicht leisten können,
die verdrecken ebenso die Umwelt, weil das schließlich Sache derer da oben sei..
Die Fliegerei geht immer schlimmer weiter, bald hustet das ganze Land.
Die Natur kann auch ohne euch leben, aber ihr nicht ohne die Natur, denkt doch einmal daran,
wie nach euch die Erde sein wird - besser bestimmt nicht.
Noch immer toben Kriege um Geld und Macht, noch immer stiehlt einer dem anderen Bewohner die Resourcen
der Erde, noch immer will einer über den anderen Mitmenschen herrschen.
Alle Politik und alle Kulturen und alle Religionen haben .. versagt.
Es ist 5 vor 12 - kehrt um!
Man hob an sich zu rechtfertigen, als Sol laut sprach:
Man sollte die Bonusmeilenflieger unter euch und auch die Spesenritter näher beleuchten!
Sol lächelte mystisch, strahlte wie die Sonne hob eine Hand zum Gruße wie Julius Cäsar dereinst und
Die Münder aller Mitmacher und die von Moderatorin und Kameraleuten standen offen.
"was war das denn?"
Die Menschen daheim an den Bildschirmen sahen eine hell leuchtende Aura um Sol, so
daß man das engelsgleiche Gesicht und den haarlosen Kopf in seinen Konturen kaum erkennen konnte.
Frau Frank verfolgte die Diskussionsrunde des Fernsehsenders selbstverständlich genau,
danach war sie fassungslos, obwohl sie ähnliche Dinge schon ahnte.
Das war ja ein Auftritt, sagte sie zu Sol, als dieser in einer Sekunden nach seinem Auftritt
wieder bei ihr ankam..
Wo kommst du eigentlich her?
Nirgendwo "her", ich bin hier zuhause, ich bin ein Erdenbewohner, wie alle.
Nur weiß niemand um die weiteren Dimensionen, die noch nicht erforscht worden sind.
Erst in tausend Jahren wird sich das Licht offenbaren und die Situation auf der Erde einschätzen:
Bleibt die Spezies Mensch oder muß sie gehen, wie zuvor unzählige andere Lebewesen.
Frau Frank war das eigentlich nicht so sehr verwunderlich, hatte sie doch von Sol so einiges
gesehen und erlebt.
Der Sender wollte die Ausstrahlung dieser Diskussion gerne verhindern - aber die Übertragung
ließ sich nicht ausschalten, sie lief in Dauerschleife, bis der Sender den Strom abstellte..
Das hat die Verantwortlichen sehr verwundert und verärgert.
Jede der politischen Parteien hat die jeweils andere der Sabotage verdächtigt
aber alle Untersuchungen des Vorfalls blieben ohne Ergebnis.
Es hob danach zwar noch so manche Organisation an, die Diskussion fortzusetzen,
wobei jedoch alle Versuche dieses Thema erneut in die Debatten zu heben, kläglich fehl schlugen.
Die Parteileute wollten das Thema nicht vertiefen, damit nicht noch mehr ans Licht kam.
So sprach man von einem Clowns-Auftritt, einem Scherzbold, der sich mit einem Nachschlüssel
Zutritt zum Sendesaal verschafft hat - wir bitten diesen Vorfall zu entschuldigen -
liebe Zuschauerinnen und Zuschauer.
Die Kuh war vom Eis und das Thema "gegessen" oder vergessen.
Das war für Frau Frank nicht verwunderlich, für Sol jedoch schon.
Sol wandte sich zu einer Gastgeberin und entschuldigte sich- ich bin kurz mal weg.
Der Indentant bekam in seinem Wohnzimmer Besuch und Sol sprach zu ihm:
Ich gebe ihnen eine Lektion zu meinem "Clowns-Auftritt"!
Schlimmer noch als Fehler sind Lügen, dunkler noch als die Nacht ist die Dummheit.
Trauriger noch als Dummheit ist die Berechnung - entschuldigen sie sich vor dem Publikum,
sonst werden sie sehr schnell enden..
Sol ging enttäuscht auf eine weitere und letzte Tour, wie es sich ausdrückte.
Der Scanner im Flughafenterminal zeigte seltsame Werte, so wurde der Wachhabende gerufen.
Man fand aber nichts Ungewöhnliches an Sol, nur eben .. keine Geschlechtsmerkmale.
Der Vorgesetzte des Kontrolleurs winkt Sol in sein Büro:
Was wollten sie hier auf dem Flughafengelände tun, sie haben keine Flugkarte gekauft?
Ich möchte nur den Betrieb beobachten, um mir ein Bild von der Situation zu machen.
Welcher Situation?
Von dem Verkehrsaufkommen, dem Umfang der Fliegerei und auch davon, wie
man hier mit dem Thema Energie und Abgase umgeht.
Sol hätte sich fast versprochen, als es gerade dachte:
"Im Vergleich zu vor 50 Jahren".
Das hat Sol sich gerade noch so verbissen - denn sein Anlitz hatte die Frische
eines/er zirka 25Jährige(n).
Der Wachdienst wurde gerufen und so hat man Sol an die frische Luft gesetzt,
vor das Gebäude, dort wo die Taxis warten.
Das ist nicht freundlich, auf keinen Fall, so dachte sich Sol,
hier soll etwas vertuscht werden - bald rief der Tower an:
Sicherheitsdienst bitte melden!
Hier läuft jemand bei den Terminals auf der Rollbahn herum..
Sol betrachtete sich die Triebwerke, sah, daß keinerlei Abgasentgiftung eingebaut war
und ging gerade zur Betankung eines Großraum-Jets und staunte über die gigantischen
Mengen an Treibstoff, die hier in das Flugzeug gepumpt werden.
Wie oft tankt so ein Flugzeug?
Der Mann im Tankwagen schüttelte den Kopf?
Wie bitte?
Wo kommen sie denn her, wer hat sie hier heraus gelassen?
Wie oft tankt das Flugzeug also?
Mensch, sie haben Nerven - vor jedem Flug, ist doch klar - oder?
Sol war entsetzt - 300.000 Liter Kerosin, ist denn das zu fassen?
"Kerosin, wie auch Av Gas, ist für gewerblich operierende Luftfahrtunternehmen
weder dem (deutschen) Mineralölsteuergesetz noch der (deutschen) Ökosteuer unterworfen.."
Na klasse;
2760 Kohlendioxyd g/l also mal 300.000 Liter..
"Derzeit ist der kommerzielle Kerosinverbrauch
nach der
Gesetzgebung aller Mitgliedstaaten der Europäischen Union jedoch steuerfrei"
Verschwendung ist also steuerfrei und nun kommt die Debatte in TV,
eine höhere CO2 Steuer oder Sonderabgabe für private KFZ
einzuführen, ist das nicht ein eklatanter Widerspruch - so Sol zu dem Tankwagenfahrer.
Mensch, sie haben Nerven - na bald werden sie ja abgeholt- dort hinten kommen schon ihre Häscher,
Man nahm Sol fest und verfrachtet es in einen Kontrollwagen und von dort in eine Arrestzelle,
wo man am nächsten Morgen entscheiden mag, wie es weiter geht.
Die Zelle war nicht unangenehm, hier saß eine bunte Mischung an Personen aus aller Welt fest.
Die einen hatten keine Papiere dabei, die anderen sollten abgeschoben werden,
einer war ein Dieb und zwei hatten sich eine Schlägerei geliefert.
Am nächsten Morgen wurde die Sammlung an Gefangenen abgearbeitet, Sol kam als letzter dran.
Im TV lief gerade ein Bericht, daß der Intendant des Rundfunks spontan abgedankt habe.. und auf dem Wege nach Santiago de Compostella sei, was er schon immer mal tun wollte.
"Wer sind sie und was suchen sie hier auf dem Flughafengelände?"
Wir haben eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs gestellt und so befragen wir sie zu
den Vorfällen, die ich hier als:
"Eindringen in einen Gefahrenbereich, sowie unerlaubter Aufenthalt ohne Bord- und Flugkarte"
vorliegen haben - äußern sie sich dazu.
"Ich wollte nur in Erfahrung bringen, wie man gedenkt der globalen Verschmutzung durch
Flugzeuge begegnet, was sich ja wohl in den letzten 50 Jahren nicht einmal angedacht gezeigt hat -
statt Energie härter zu besteuern, scheint mir hier eine seltsame Diskrepanz zu den anderen Verbrauchern
offenbar zu werden - wie erklären sie sich das und wieso dieser Verkehr so hemmungslos angestiegen ist?"
Wir haben ihnen gar nichts zu erklären, sie sind derjenige, welcher hier unerlaubte Dinge tut.
Selbst wenn ich hier auf die Besteuerung und CO2 - oder Rußausstoß zu sprechen kommen wollte,
sind das doch gesetzmäßig einwandfreie Vorgänge, die sie -als nicht autorisierte Person-
weder zu kommentieren noch zu kontrollieren haben..
Sie werden entsprechend belehrt und haben hier zu unterschreiben:
Dort und dort, wo das Kreuz ist.
"Es ist doch schon mit einem Kreuz unterschrieben - was soll ich da noch tun?"
Wollen sie uns veräppeln ?
Karl rufe doch mal beim psychologischen Dienst an, vielleicht ist dort einer entlaufen!
Der Kollege rief an und bald kamen zwei Pfleger mit einem weißen Transporter, die Sol
in Gewahrsam nahmen und wieder in die gleiche Anstalt brachten, wo es schon einmal untersucht werden sollte.
"Ach, wen haben wir denn da, ein alter Bekannter!"
Ich bin kein Mann.
Ach, dann sind sie eine Frau?
Nein.
Sind sie ein "Diverser"?
Nein, ich habe kein Geschlecht.
"Das hatten wir noch nie - wohin mit dem Ding?"
Sperre es in Zelle 27, dort ist zwar schon jemand drin, der aber harmlos ist.
In dieser Zelle hat man einen Umweltprediger eingesperrt, der mit einem nicht angemeldeten
Heißluftballon auf dem Flughafen laden wollte, der Ballon war mit großen Sprungbändern behängt:
"Weg mit den Dreckschleudern"
"Die Luft wird zum Atmen gebraucht!"
Dazu warf er Flugblätter ab, metallbeschichtet, damit das Radar verrückt spielte.
"Ich sitze wegen schwerem Eingriff in den Luftraum",
dabei wollte ich eben diesen Luftraum sauberer haben und nicht verdrecken lassen.
Nun haben sie meinen schönen Ballon beschlagnahmt und sichergestellt.
Das Ding habe ich nur geliehen, wie soll denn nun die Rückgabe passieren?
Sol sagte nichts.
Halten sie sich an mir fest, wenn sie heim wollen!
Wohin soll es denn gehen?
Ich wohne in Badhomburg, nicht weit von hier.
Wir ärgern uns immer über die vielen Flieger, die immer größer werden und
richtig arge Winde mit sich bringen - Abgaswinde, keinen sauberen..
Die Erdbeeren wachsen im Auspuffdunst, die Kinder spielen im Flugstaub und
die Bäume sterben, weil immer mehr verbrannte Luftmengen hier herauf ziehen.
Der Mann war noch nicht zuende mit seiner Rede, da standen sie auch schon auf seinem Balkon.
Wie kam das denn?
Es ist wie es ist, so Sol - es hat sich nichts verbessert, eher scheint mir
ist alles deutlich schlimmer geworden in oder auf der Welt.
Die Menschheit steuert auf einen Abgrund zu und bemerkt das nicht einmal.
Hier kann ich wohl auch nichts mehr ausrichten, schade um die schöne Weltkugel.
Ich soll nur noch einmal kurz bei einem Manöver der großen Streitkräfte
mahnen, wobei mir das Wort "Streitkräfte" eigentlich schon aussagekräftig genug vorkommt.
Sol drückte dem Manne die Hand und.. war weg.
Man kann sich wohl vorstellen, wie die Sache ausging.
Nach 7 Tagen ging es los.
Die 7 Plagen kamen über die Erde, wie schon einmal und
Vulkane spuckten Feuer und Asche, viel Asche und bald erlag der Flugverkehr
diesem "Naturereignis", wie man in den Zeitungen lesen konnte.
Alles stand 4 Wochen lang still, die Ernte war vernichtet und viele Hochhäuser stürzten ein,
wie damals der Turmbau zu Babel.
Große Flutwellen zerstörten die Hafenstädte bis weit ins Land hinein.
Regenfluten ergossen sich über allen Gebieten, eine Pandemie brach aus, die Menschen starben wie die Fliegen und als die Show zuende war,
hatte die Welt ein anderes Gesicht.
Kein Flugzeug und kein Schiff blieb ganz, Steine stürzten ein, die Menschen hatten große Furcht.
Mitten in den scheidenden Wassern erschienen seltsame Figuren überall, auf der Welt,
auf allen Kontinenten, Menschen, die kein Geschlecht hatten,
in einem merkwürdigen, metallischen sanften Ton predigten
von der Natur, bevor sie wieder verschwanden..
mit einer seltsamen glänzenden Aura umgeben.
***
Zurück zum ersten Teil der Geschichte, Sol I
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