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Perpetuum Mobile , freilich satirisch gemeint
In seinen Kreisen traf man sich im Club, führte dort später auch die Söhne ein, damit diese Kontakte knüpfen konnten.
Seit seiner Zeit als Verleger wurde er zu Sitzungen und Kongressen geladen, berufen für einige Ehrenämter- freilich als beratender Vorsitzender.
Seine Tochter und den Sohn hat er in entsprechenden Internaten untergebracht und zeitig an die Parteiarbeit gewöhnt.
Sein Name war bekannt, jeder grüßte den Senior des Verlages, welchen er bis zu seinem bitteren Ende führen wollte - seine Frau war schon vor Jahren gestorben und zuhause wartete nicht mal ein Hund auf ihn. Die Haushälterin war längst wieder weg, wenn er sich zur Ruhe begab.
So vergingen die Jahre und die beiden Kinder wurden erwachsen.
Sie studierte auf das Lehramt, er auf Juristerei.
Beide besuchten die Parteiveranstaltungen regelmäßig und so begann die zarte Pflanze Protektion zu wachsen.
Der Vorsitzende des Stadtparlaments und der Staatsanwalt waren seine Freunde, die Richter waren ihm freilich auch bekannt, nicht nur vom Club oder vom Golfplatz her.
Man lud sich ein zu Vernissagen, Eröffnungen oder Jubiläen, Vorträgen und Ehrungen, die bis zur Landeshauptstadt ihre Drähte gezogen haben. Immer wurden überall "Klatscher" gebraucht. Das nennt man "kulturelles Leben".
Die Parteivorsitzenden wares des Lobes der rhetorisch geschulten beiden jungen Leute, die sich mit Brillianz geführten Reden sehr schnell einen Namen machten. Die waren nie und nimmer aus der Fassung zu bringen und quasi steril, immun gegen Kritik und Zwischenrufe.
Immer gut gekleidet, es wurde in seinem Hause immer auf die Etikette geachtet, schon als seine Frau noch lebte.
Bald machten die Kinder ihren Abschluß und Magister, nicht lange und sie schrieben ihre Doktorarbeit über irgend ein vollkommen belangloses politisches Thema.
Selbstverständlich immer Summa cum Laude, das war schon im Internat der Fall und wenn nicht, wurde zuvor so viel Nachhilfe oder Nachschulung besorgt, daß das stets so lief.
Er hatte freilich "Konnektions", das half wohl ungemein - ein leiser Tipp hier und einer da - und schon war die Kuh vom Eis.
Die Doktoranten wurden gebührend gefeiert und von der Parteiführung sogleich "verpflichtet", in höhere Weihen zu rutschen.
Das haben die Beiden von der Pike auf gelernt; repräsentieren, philosophieren und zu brillieren - immer angenehm, niemals jemanden auf den Fuß treten !
Das Vorbild war Demosthenes, ein griechischer Redner des Altertums, der nie aneckte durch seinen Leitspruch:
"Wenn es darum ginge, über einen neuen Sachverhalt zu reden,
ihr Männer von Athen,
würde ich mich zurück halten, bis die meisten von denen,
die das zu tun pflegen, ihre Meinung bekundet hätten, um, wenn mir etwas gefiele von dem, was diese gesagt hätten, stumm zu bleiben, wenn nicht, um selbst zu versuchen, was ich denke, auszudrücken."
Der Sohn dachte nicht im Traum daran, sich als Jurist in einer fremden Kanzlei seine Sporen zu verdienen, sondern betrieb nebenbei das Geschäft des Pflichtverteidigers und das verkaufte er als "soziale Einbringung" in die Gesellschaft.
Die Tochter wurde ziemlich schnell im Schulamt gebraucht, wo sie den üblichen beruflichen Werdegang begann bis ins Kultusministerium des Landes - quasi ein geplanter Aufstieg.
Der Sohn hingegen wurde Landesvorsitzender der Partei und war kaum noch zuhause, geschweige denn als Anwalt tätig.
Die Sprungbretter waren geschafft.
Vater war stolz und war der festen Meinung alles richtig gemacht zu haben.
Das Perpetuum Mobile drehte sich fortan wie von selbst..
..der kennt jenen, dieser kennt einen anderen, lud wichtige Leute ein, scherzte ein wenig und knüpfte Freundschaften, wie eine Spinne ihr Netz in dem Myzel der Gewogenheiten, das es schon immer gab.
Nach ein paar Jahren waren die Beiden in den angestrebten Ämtern, sie wurde Kultusministerin, dann Landwirtschaftsministerin des Landes, um dann in der EU einen wichtigen Posten angeboten zu bekommen.
Er wurde von seiner Partei nach Berlin berufen und erklomm nach etlichen Jahren den Posten des Verteidigungsministers.
Beide trafen sich ab und an innerhalb ihrer beruflichen Schiene, beide erhielten Aufsichtsratsposten angedient und entsprechende Gelder.
Beide blieben kinderlos, machten sich aber stark für viel mehr Zuwanderung, denn die "demographische Entwicklung" des Landes verlange schließlich nach Antworten, so redeten sich sich ein..
..es war denen egal, wer ihre Hausarbeit in den Lofts machte, Hauptsache es war alles sauber und versorgt.
Vater starb im hohen Alter unter viel Pomp wurde die Beerdigung gehalten.
Er hinterließ ein hohes Vermögen, das in eine karitative Stiftung für Bootspeoples floß, wofür die Beiden bei jeder Gelegenheit in der Öffentlichkeit warben, denn sie waren die
"Schirmherren" dieser neuen Stiftung, selbstverständlich mit Apanagen.
Als sie im "Unruhestand" waren, bekamen sie von etlichen wichtigen Großunternehmen Abfindungen, sie hielten Vorlesungen und Vorträge, wenn es genehm war - rund um die Welt.
Der Vielfliegerbonus darf nicht verfallen, gell?
Dann ließen sie sich in einem Winzerschlößchen über der Mosel nieder, wo sie ihren Lebensabend in aller Stille verbrachten.
Das Personal war vorhanden, die Dienstzimmer von der Steuer abgesetzt und laut ihrem Testament soll alles in Vaters Stiftung fließen, die ihren beiden Adoptivkinder aus Syrien und Afghanistan das Internat und daheim den Nachhilfelehrer, einen emeritierten Politik- und Wirtschafts- Professor bezahlte..
..das hat die Parteidemagogen beeindruckt und wurde ausdrücklich gelobt und als vorbildhaft ausgestellt.
Die Kinder wuchsen ganz genau nach dem selben Schema heran, wie die Beiden selbst und begannen einen sehr ähnlichen gesellschaftlichen Aufstieg, besonders gefördert als Farbpunkte der Internationalität der Republik.
Ihr Motto oder Vorbild war Demosthenes, ein griechischer Redner des Altertums, der nie aneckte durch seinen Leitspruch:
"Wenn es darum ginge, über einen neuen Sachverhalt zu reden,
ihr Männer von Athen,
würde ich mich zurück halten, bis die meisten von denen,
die das zu tun pflegen, ihre Meinung bekundet hätten, um, wenn mir etwas gefiele von dem, was diese gesagt hätten, stumm zu bleiben, wenn nicht, um selbst zu versuchen, was ich denke, auszudrücken."
Die Beiden machten es wie ihre Adoptiveltern und wohnten - kinderlos und in Ehen mit entsprechend gleichgestellten Partnern mit "Migrationshintergrund" in ihrem Schlößchen, während deren angenommene Kinder im Internat erzogen wurden und sie hatten deren viele..
.. die Leute aus dem Ort stellten bestenfalls die Putzkräfte,
auswärtige Lieferanten gingen ein und aus.
Die Arbeitszeitvermittlung kümmerte sich um das Personal, bevorzugt mit "Wurzeln"..
Die beiden Kinder wuchsen heran, wurden in die Gesellschaft eingeführt, machten ihren Doktor mit Summa cum Laude..
die Dissertation titelte "Das Gedeien der multikulturellen Diplomatie im 21. Jahrhundert"
.. und "Geburtenkontrollen bei den bildungsarmen Gruppen als soziologisches Ziel der modernen Volkswirtschaft"
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