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Selbst in diesen seltsamen, kontaktlosen Corona-Zeiten kann das Leben spannend sein, wenn man die Augen offen hält.
Wir haben keine Roll-Läden an den Fenstern des 1. Stocks, wo unsere Wohnung ist, so ist mir immer die Versuchung geschwind mal "die Lage zu sondieren".
(unsere Nachbarn gegenüber haben unsere Jungen gefragt, ob etwas mit uns "Alten" sei, denn sonst wäre das Licht am frühen Morgen immer an und heute nicht.. dabei hatten wir nur "verschlafen" und sind um 7Uhr aufgewacht, was vielleicht einmal in ein paar Jahren vorkommt)
Ich sehe, wenn ein Graureiher (Luftlinie 500mtr zwischen den Häusern nach Westen hin fließt die Lahn) Richtung Gartenteich fliegt, sich die Elstern zanken oder -selten- eine große Rabenkrähe majestätisch im Tiefflug über den Rasen fliegt. Eichhörnchen, diverse Waldvögel und Tauben, Schwalben sind zu Besuch und unsere "hauseigene" Spatzenbande, die ca 2x ein Dutzend Tierchen ausmacht. Zweimal bedeutet, daß nie alle zusammen fliegen - sie wechseln sich im Pulk ab und einer paßt auf. Da hört man das stenotype zipp zipp zipp - laut und schnell hintereinander in der gleichen Tonfolge. Das warnt auch die Amseln und umgekehrt warnt sie die Spatzen vor Katzen und vor den Elstern.
Die Amsel sind als erster Vogel, wenn es noch ziemlich dunkel ist und ich lüfte - und am späten Abend zur guten Nacht.
Fenster sind eine gute Sache, aus dem Dachfenster im Schlafzimmer sehen wir Mond und Sterne.. desgleichen vom Dachboden aus, wo unsere Tochter ihr "Turmzimmer" hatte und wo heute eine ihrer drei Töchter sich bei uns zurück zieht, wenn sie mal Ruhe braucht um zu lesen und um "runter zu kommen". Ein Gästezimmer mit Aussicht!
Später kam das Home-Office des Sohnes in diesen Raum und das Gästezimmer nach nebenan.
Im Dezember 2022 haben wir zuerst zwei richtig große Eulen im Gartenbaum, dann nur noch eine.. die sitzt den ganzen Tag verträumt auf dem hohen Ast, dreht ab und zu mal den Kopf und Abends fliegt sie geräuschlos auf Beutezug..
Noch vor unserem Frühstück bekommt diese Spatzen - Bande ihr Brot - immer an der gleichen Stelle vor dem Zaun, wo der Hund nicht dran kann.
Die Korea-Rakete auf dem Anbau des Nachbarhauses (9,5mtr hohes glänzendes Blechrohr mit Verstrebungen als Kaminverlängerung) spiegelt den Sonnenaufgang, man sieht aus dem Küchenfenster durch das Gestrüpp der ungepflegten Hecke dieser Leute nichts mehr von deren Fenstern- vermutlich hat man das in diesem Land so? (Diese Leute sind heute die einzigen schlechten Nachbarn, zuvor wohnten ebenfalls seltsame Leute darin und nochmal davor waren anatolische Türken darin, nochmal davor meine seltsame Schwester und davor ein schräger Mieter- in das Haus nach. Nach meinen Urgroßeltern und Großeltern hat es nichts Gutes mehr erlebt.)
Das Haus auf der südlichen Seite ist unbewohnt, ein Paar hat es geerbt, das schon ein Haus in Wehrheim bewohnt. Das geerbte Haus steht nun seit vielen Jahren leer und gammelt vor sich hin. Zum Garten hinaus grenzen die Rasenflächen aneinander, das alte Paar in dem zweistöckigen Haus hat einen hohen Balkon, auf dem seltsame Wäsche trocknet, - wie seltsam schauen türkisfarbene Unterhosen aus, wenn die Morgensonne darauf gegen die Hauswand strahlt - so wie unser Doppelhausnachbar seine Fußball- und Deutschlandfahne im Wind flattern läßt.
Richtung Norden sind 3 Nachbarn zu sehen und so sehe ich aus diesem Fenster des Wohnzimmers am frühen Morgen eine Bewegung auf dem abgedeckten Wasserfass- und werde aufmerksam.
Die pummelige gescheckte Katze, die immer so vorsichtig die Straße sondiert, bevor sie eilig darüber flitzt - sitzt nun auf diesem Wassertank. Seltsam. Nun springt sie elegant von dort auf das Hochbeet, auf das Benno so stolz ist und.. gräbt dort ein Loch, kackt ungeniert hinein und buddelt es danach sorgfältig wieder zu- rundherum, ganz gewissenhaft. Sicher, ich habe es Benno am nächsten Tag erzählt und er bekam Ringe unter die Augen - iiiih! (Kein Wunder, daß in dem wunderschönen Blumenkohl, der wie gemalt aussah und sorgsam gegart auf den Teller kam - alles voller Würmer war.)
Zwischen uns und Benno liegt die Straße und dort parken des öfteren Fahr-Legastheniker, die weder Bürgersteig noch die Fahrtrichtung zu kennen scheinen. Spannend wird die Situation, wenn Muttis eilig zum Bahnhof fahren um ihre "Kids" abzuholen und die beiden Verkehrsinseln dieser kurzen Straße mit ihren Bäumchen zu umrunden suchen. Ab und an kommt einer entgegen und wirre Bremsmanöver passieren. Es ist auch schon mal eine Handy-Tipperin dabei auf das Auto des Nachbarhauses geprallt: 2x Totalschaden. (Die Verursacherin fährt in der Tempo 30 Zone gerne flott)
Unglaublich, aber aus diesem Wohnzimmerfenster zur Straße sieht man 8 Garagen - in vieren ist Gerümpel, in einer steht ein alter tintenblauer Chrysler, in einer ein Renault16 aus den 70igern, der nie bewegt wird. 4 der Tore gehen elektrisch auf, die anderen in Handbetrieb. (Wie unsere Garage im Haus) Man sieht frühmorgens die Leute zur Arbeit fahren und kennt manchmal schon die Zeiten- das Carport der Raketen-Nachbarn beherbergt auch zwei Autos - für jeden eins. (Wir haben zu zweit eines) Seit dem die modernen Fahrzeuge so dick und plump geworden sind, ist bei uns noch nie Neid aufgetreten - unser top gepflegter Smart ist ja auch erst 19 Jahre alt und bekommt kaum Kilometer auf die Uhr. (2023 frisch und problemlos über den Tüv gekommen)
Wenn wir damit mal zum Einkaufen fahren, schauen die anderen, als hätten sie ein Ufo gesehen - wir sind immer fröhlich in diesem Ding, (selbst bei schlechtem Wetter) das mit Glasdach und Automatik verdammt flott ist.
Der Garten des Doppelhausnachbarn ist immer einen Blick wert- er buddelt gerne und macht auch immer mal eine Art Lagerfeuer in einem Grillkorb. Zwischen den Häusern in der Ferne sieht man an ein paar Stellen Wald leuchten. Am unteren Ende der Straße ist ein wilder 1-Mann-Betrieb am Dauerbasteln, der Typ fährt gerne laute Maschinen, so eine Art Dauerbaggerfahrt und nun hat er von seinem Gegenüber ein Stück des großen Grundstücks gekauft, wo einige alte und laute Maschinen stehen, nebst 7? Anhängern und alten Autos oder Steinen oder Bauschutt darauf. Ab und an arbeitet er auch für andere Leute, aber am liebsten rattert er daheim herum. Am anderen Ende der Wahrnehmbarkeit aus unseren Fenstern rattert ein anderer Typ dauerhaft mit dem Presslufthammer- schon seit Jahren. (zum Glück sind beide eine Ecke weg) Aber das sehen wir nur, wenn unsere Runde mit dem Hund ansteht- 5,6km und das in der Woche fast täglich, weil unsere Jungen dann arbeiten sind.
Trotzdem wir in keinem Verein sind und auch keiner Partei angehören und zugehören, nicht ins Kino oder bummeln gehen (Corona), das Theater nur aus dem Hörensagen kennen, genau wie "Demos" - keine Zeitschriften und Zeitungen abonniert haben, kein öffentliches und kein privates TV-Radio-Programm "genießen", sind wir online dabei und z.T. mit Firmen in Kontakt, bestellen und rezensieren, kochen und mailen. Wir wandern gerne und lesen sehr viel - Langeweile und Trostlosigkeit ist uns fremd. Ab und an schütten einige Leute ihr Herz aus und wir freuen uns, wenn diese danach wieder "aufgerichtet" sind.
Auch in Corona-Zeiten ist Langeweile nie aufgekommen - da kommt schon wieder der Paketbote - zuweilen 3x am Tag zwei bis drei Päckchen, weil wir auch für die Jungen im Parterre annehmen. Am Fensterchen bei der Haustüre steht eine große Dose mit einer sehr guten Auswahl an kleinen - separat eingepackten - Süßigkeiten. Davon darf sich der Bote eins aussuchen - bei zwei Päckchen eben 2 Süßigkeiten. Erstaunlich ist, daß niemand dieses Gimmick ablehnt und freudig zugreift - egal welche "Ethnie" der Zusteller zugehört. Im Hochsommer gibt es als "erste Hilfe" ein Fläschchen Cola oder F anta. Diesmal kam ein kompaktes 2kg Päckchen mit wunderbarem italienischen Käse, mal mit 5kg Grillwurst oder Bleche oder Brennholz oder Gerätschaften für die Grillhütte oder Pflanzen oder Kleidung - sogar Backhefe, ein neues TV Gerät und und und..
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