Kartuschen - Thema: Pragmatiker - Kaffee
Gestern Abend kam eine der Marktsendungen, die aufrüttelte und aufrührte: Journalismus pur?
Wie auch immer, es war die Rede von "Dreck" und "Abfall"
in dem fertig gemahlenen Kaffee in diesen Vacuum-Packungen.
Das käme so, weil die billigen Sorten Rohkaffee mit kleinen Steinchen,
zerbrochenen Bohnen und Aststückchen etc. verarbeiten würden..
..und nach dem Mahlen auch noch mit Wasser abgelöscht!
..und dann nimmt der Staat noch 2,19 Euro Kaffeesteuer pro Kilo !
Soso.
Wir haben uns gleich am nächsten Tag an den Rechner gesetzt und recherchiert,
nach "Transfair" - Kaffee und zig und zig verschiedene Sorten
aus
zig und zig Ländern umgesehen und sind in zig und zig Portalen gewesen.
Die Preise fuer 500gr geröstete ganze Kaffeebohnen
sind von 15-20 Euro an hoch gegangen, wo dann noch die Fracht dazu kam.
Ein Anbieter wollte 5 Euro Paketgebühren haben..
(alte Preise)
Bio und "Fair" und "ökologisch", "schonend und langsam geröstet"
mit "Schokoaromen mit zitronigen Noten im Abgang"
- im Abgang? I gitt !
Die Mühle dazu war auch noch nötig,
also suchen wir nach der am besten getesteten Kaffeemühle-
es gibt div. Mahlwerke, die unterschiedlich gut sind -
mit Handbetrieb und elektrisch.
Also haben wir das alles auf die "Beobachtungsliste" gesetzt.
Nun rät man "dringend" dazu, eine "wertige" Kaffeemaschine zu kaufen
oder einen hochwertigen Handtrichter aus Porzellan
mit entsprechender Luxus - Kaffeekanne.
(Bei uns gehen die feineren Kaffeekannen ziemlich schnell kaputt,
die billige aus Jenaer Glas seltsamer Weise nicht,
die ist wohl schon 20 Jahre alt!)
Mehrere Kaffeeanbieter geben Rabatte, wenn man die Produkte per "Abo"
regelmäßig bezieht oder kommen läßt.
Die Preise sind letztlich echt gesalzen, sicher,
das Zeug muß angebaut und verfrachtet und geröstet werden -
aber dennoch bleibt ein seltsames Gefühl, wieder einmal mehr
einer geschickten Marktwirtschafts-Masche aufgesessen zu sein.
Was habe ich getan?
Am "Morgen der Entscheidung" wurde der Kaffee mit Mineralwasser (incl. CO2)
aufgebrüht und siehe da, nun schmeckt er nochmal runder und besser.
Nach Jahrzehnten der Versuche - wo wir schon im Elternhaus involviert waren -
mit zig Kaffeemaschinen mit zig Kaffeemühlen aller Arten und Preisen,
zig Kaffeeröstern und Herstellungsländern, von der "edelsten Bohne"
über Vacuum-Pakte bis zu Instandkaffees war wirklich alles dabei..
Kaffeemühlen mit Handkurbel waren nicht beliebt-
die verstellten immer den Mahlgrad und haben herum gewutzt
und
gekrümelt, blaue Flecke an den Knien hinterlassen.
Die mit Schlagwerk haben ab und an die Bohnen in der gesamten Küche verteilt,
wenn man unaufmerksam war oder der
"sichere" Verschluß eben doch nicht ganz so sicher war..
dann war noch die wertvolle Kegelmahlwerksmühle mit Wandbefestigung,
"großzügiger
Auffangbox" und Wandhalterung, die mit Strom lief.
(Selbstverständlich war dort, wo Platz an der Wand war, keine Steckdose..)
Das Ding war laut
wie eine Straßenwalze, geradezu unglaublich, wie das schallte.
Ruck zuck war das ganze Haus wach.
(So sollte ein Kaffee nicht munter machen - oder?!)
Wie viel Geld wir in Kaffee-Maschinen gesteckt haben,
wollt ihr gar nicht wissen,
wobei der Kaffee nicht mal gut geschmeckt hat.
(Einmal war sogar Grünalgenbewuchs in einem der Röhrchen - dort,
wo wohl auch kein Reiniger hin kommt:
Reparatur nicht möglich, weil
alles nur noch geklipst wird und diese Zacken sofort kaputt gehen.)
Deshalb sind wir wieder auf den Trichter zurück gekommen.
Unser ist ein billiger, aus Plastik-
der Heißwasserbereiter ist auch aus Plastik,
unsere neuen Wasserleitung im Haus -
und die Zuleitung in der Strasse sind alle aus Plastik -
was soll's, die Kaffeemaschinen waren ja auch aus Plastik!
Interessant ist, daß das Aufbrühen per Hand keinesfalls länger dauert und viel leiser ist, als eine Kaffeemaschine.
Sollten diese "Selbstversuche" nun sinnlos gewesen sein,
nur weil in einer Fernseh-Reportage
über "Steinchen und Ästchen" gesprochen wurde?
Da wir nun allerlei Kram ausgetestet haben,
kam mir - provozierend wie ich sein kann -
der Gedanke:
"Ähm, meinst du nicht, daß unser Kaffee weniger gut schmeckt als vorher?"
Meine Frau meinte trocken, wie sie sein kann:
"Nee, mit dem Mineralwasser ist unsere für gut befundene Sorte Vacuum-Kaffee,
der auch noch sehr gut bevorratet werden kann,
nochmal bekömlicher - wie mir scheint."
Wir kaufen den Kaffee "Be llarom Gold 100% Arabica"
vom L idl und der ist günstig und gut - "günstig und gut" von Edeka war ebenso
prima, wenn man die Sorte Arabica nimmt.
Sollen wir nun wirklich diese Luxuspreise zahlen
oder das gesparte Geld nicht doch lieber der Tochter geben,
die unsere drei Enkeltöchterchen finanzieren und managen muß?
Dort dürfte die Kohle wohl besser angebracht sein -
irgendwie auch "transfer" - oder?!
Uns genügt dieser Kaffee vollkommen und "kleine Ästchen oder Steinchen"
habe ich in den bei uns im Garten eingesammelten
Haselnüssen und Bohnen auch
- desgleichen im Beerenobst für die Marmelade -
es rutscht immer mal was durch..
Das war die Moritat vom "Kaffee-Schock" -
ganz pragmatisch gelöst..
..wie überhaupt der Pragmatismus die wichtigste Lebenserfahrung ist!
Nachtrag:
Danach habe ich wieder mit dem Leitungswasser aufgebrüht,
weil ich schlicht vergessen habe Mineralwasser in den Kocher zu füllen..
..und was soll ich sagen:
Niemand hat es bemerkt oder heraus geschmeckt ;)
Heute Morgen (19.9.2018 um 04.50 Uhr höre ich im HR 4 die Meldung, daß eine Vergleichsgruppe Männer,
die Kaffee tranken, älter geworden sein soll als solche ohne diesen Genuß..
Nun weiß ich nicht, wer hinter dieser "Studie" steht oder diese in Auftrag gab..
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