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Nebelland Teil 5
Die Kinder liefen immer frei im Dorf herum, mal sahen sie beim Kochen zu, mal beim Haspeln, dann beim Angeln - sie löcherten alle mit Fragen und keiner hat sich beschwert oder die Kleinen als lästig angesehen. Die Alten bekamen reihum ihre Nägelpflege und Haare gemacht, eben die, welche das nicht mehr konnten. Zum voreinander schämen ist keiner gekommen, so professionell lief alles ab. Betten wurden gemacht und an der Wand hoch geklappt, ein wenig Gymnastik betrieben und die Spielbretter aufgebaut, das Tee-Stövchen angezündet.. und bald saßen sie wieder auf ihren Korbstühlen und spielten ihr Spiel.
Während die Kleinsten durch Zuschauen lernten, übten die anderen spielerisch mit der Natur umzugehen. Wenn welche - was bei Kindern freilich durch den Nachahmungseffekt passiert, zu früh Erwachsenenspiele versuchten, hat man sie sanft darauf hingewiesen zu warten. Strafen gab es keine in den Dörfern, denn jeder sah zu, nicht geächtet zu sein oder vor den Kurt oder Sura der Schamanin erscheinen zu müssen.
In den Hütten wurde weder gekocht noch gebacken, dafür gab es das gemeinschaftliche Koch- und Backhaus. Das hat Ro der Erzähler vorgeschlagen, damit nicht eines schönen Tages durch Unachtsamkeit alles abbrennt. Die Hütten sind bekanntlich aus Holz! Dieses Backhaus hat man aus Feldsteinen und Lehm vermauert, sehr solide und auch geräumig, damit die Vorbereitungen zu der Mahlzeit nicht mit dem Brot- und Brötchenbacken ins Gehege kamen. Gegessen hat man in der eigenen Hütte, nur bei Feierlichkeiten im großen Dorfältestenhaus, dem Kurt.
An diesem Abend gab Zih seinen Rapport im Kurt und alle waren eingeladen. Zih hat sich gut vorbereitet und sprach, als alle ihren heißen Tee in den großen Steinguttassen hatten, in gelerntem Ton und flüssig. Er erzählte von der Marter der Trockenheit, von wilden Tieren, von seltsamen Ruinen und zerfallenen Brücken, von breiten Straßen, durch deren Decke Bäume brachen und von Kutschen mit 4 Rädern, aus denen Büsche wuchsen. Alles ist dick mit einer harten Staubschicht bedeckt- durch Wind und Regen werden aus fremden Artefakt-Ruinen skurile Steinskulpturen. Menschen habe er keine getroffen und auch nirgendwo Rauch gesehen, nur Grabesstille gespürt, die unheimlich gewesen sei. Loh rückte nahe zu ihm, als er endete und andächtiges Schweigen aus der Runde vernahm. Er stand auf und sagte: Ich habe ein Salzlager entdeckt und verrottete Eisenwagen dabei- wozu man so viel Salz lagerte, ist mir nicht klar geworden. Wir sollten dort mit den Lasteseln hin und uns davon holen. Das wäre ein gutes Tauschmittel- oder? Die Ältesten stimmten zu und so wurde geplant. Loh ließ sich nicht abwimmeln, so lange ohne ihren Mann wollte sie nicht sein. Bis dahin waren noch viele Säcke zu nähen, die von Lia, der Nesselmacherin geholt wurden- aus dem Nachbardorf.
So ring Loh mit ihrem Auftrag und dem Esel los, als Tauschobjekt nahm sie Honig und Tee mit auf den Weg. Gij der Imker oder Honigmacher war in diesem Jahr mit einer guten Ausbeute dabei.
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