Zwischenruf im 73. Lebensjahr -Notizen-
Die Sorge um abwandernde Arbeitsplätze nach Osteuropa und China kann man entkräften, selbst die Kameraindustrie damals, die nach Japan gewandert war, hat sich egalisiert. Deutschland lebt von seinen findigen Köpfen und dem Binnenmarkt, dem Staat reichen die Steuern, wo immer ein Produkt auch hergestellt sein mag.
Heute ist das seltsame Wort "Leitkultur" durch "Multikulti" ersetzt und führt zu heftigen Spannungsrissen in der Bevölkerungsstruktur. Die Altstudenten der 1968iger Generation haben obsiegt über den gerade erst wieder erstandenen Konservatismus und auch über die folgende Sozialität, die schon linkslastig war, wie heute dieses Multikulti.
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"Es geht ein Liedchen im Volke,
die Mädchen sangens zur Nacht,
wenn unter den flüsternden Halmen,
im Felde die Sehnsucht erwacht.
Das Lied vom zerbrochenen Ringelein
und von der Mühle im Grund.
Die Wasser, die wogten und rauschten,
dem Burschen war's gar zu Mut.
Sie sang so oft mit den andern,
doch nun schleicht sie leise vorbei;
Sie birgte das Haupt in die Hände,
das Ringlein sprang entzwei."
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"Ich hört' ein Vöglein pfeifen
den lieben langen Tag;
es sang in aller Frühe
im duft'gen Rosenhag:
Schließ' du mein Herz wohl in das dein',
schließ' eins ins andere hinein,
treu und beständig will ich sein,
du sollst mein eigen sein.
Wenn auch vom armen Burschen
es dich zum Reichen zieht,
vor deinem Fenster klingen
soll dennoch stets mein Lied:
Schließ' du mein Herz...
Und muß ich fort und wandern,
muß in die Welt hinein,
gedenken wirst du meiner,
fällt dir mein Liedchen ein:
Schließ' du mein Herz..."
(Zwei Waldgirmeser Lieder, die heute wohl vergessen sind, gäbe es nicht hier und da
einen seltsamen Menschen, der sie retten und bewahren mag)
Mit den Wölfen heulen, eine alte Weisheit spricht,
mit den Schweinen grunzen braucht man deshalb lange nicht..
Luise Druschel (t 1946):
Der Andreas is en ahler Mann,
der iwwer alles babbele kann.
Beim Schuster so, den ganze Dag,
do simmeliert er immer nach.
Heut' muß er an die Weiwer denke,
weil ihn sei Marri arg daht krenke.
"Tja!, maant er, "su vor verzig Jah'n
wäi mir noch junge Ehleut' war'n,
do hätt' aich gern, s'is nät vergesse,
vir lauter Lieb' mei Fraa gefresse!
Un etzt, und etzt?
Etzt duht mer's laad,
daß aich se nät gefresse hatt'!"
Unbekannt:
Wer morgens nüchtern 3 mal schmunzelt,
Wenn's regnet, nicht die Stirne runzelt -
Und abends singt, daß alles schallt, -
Wird 99 Jahre alt!
Nach der Trauung sitzt man zusammen an der Hochzeitstafel uns läßt es sich schmecken -
die zuvor geführte lebhafte Unterhaltung ist verstummt.
Da fragt der Vater sein Bübchen:
"Na Karlche, wie gefällt ders dann hier?" Der Kleine antwortet:
"Baba, hai is es wei bei uns im Stall, wann se fresse,
sein se all ruhig."
(Allerdings sagte man nicht "ruhig", sondern im Platt "rowwisch" oder "rouhisch")
"Besitz stirbt, Sippen sterben, du selbst stirbst wie sie; eins weiß ich, das ewig lebt:
des Toten Tatenruhm."
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