|
Teil 1 Nebelland
Der Nebel hängt in den Bäumen, in der großen Wiese davor sieht man den feinen Überzug der Gespinste, in denen der Tau steht.
Langsam beginnen die Blätter sich zu verfärben und es wird deutlich kühler.
Aus einer der Hütten hört man ein Kind nach seiner Mutter Brust schreien, im Stall blöckt eines der Jungschafe.
Die Stallungen sind mit Vorrat gut gefüllt, die Schnitter waren fleißig und die Ernte gut, die kleine Gemeinschaft hatte die Sicherheit, die sie benötigt.
Kurt -der Name entstammt dem Dorfältesten und Rat- bildete zusammen mit der Heilerin die Dorfmitte.
Hella sah Dinge und half allen, die in Not oder Siechtum sind, die entband und verband, lehrte zwei junge Leute schon seit Jahren heran.
Sie lebten mit und im Kreis der Natur, gehen mit der Gemeinschaft und verhalten sich brüderlich.
Friedfertig und ohne jeden Ergeiz, der über das Notwendige hinaus geht, sie kennen keine Zahlungsmittel.
Man gibt und nimmt, ohne Völlerei und Sexismus, ohne Religion und ohne Waffen,
wenn man von dem Jagdbogen und der Saufeder oder Messer absieht.
In den Felsenkellern war der Wein in Schläuchen, den Sura jedes Jahr bereitete.
Die Zucht der Feigen ist in diesem Jahr zum ersten Mal gut gelungen, der Ertrag ist nun getrocknet und an Schnüren aufgehängt worden.
Die Felswand von geringer Höhe ist in Südlage, der kleine Bach im Tal versorgt alle mit gesundem Wasser,
auf dem Felsplateau sind die Felder ordentlich angelegt.
Die Reihen sind mit dem Ochsen und dem einfachen Pflug sauber gezogen, die letzten Weidenkörbe voller guter Kartoffeln werden in die Keller gebracht.
Die Ölmühle verarbeitet die Bucheckern und die Rapssaat,
nichts wird verschwendet oder weggeworfen.
Man züchtet Nutzvieh und geht sorgsam damit um.
Die Halbwüchsigen gehen auf Erkundung, sie sind - wie die Generationen davor - erdfarben und im Wald und Feld praktisch unsichtbar, Knaben und Mädchen in Gleichberechtigung.
Jeden Abend treffen sie sich bei Kurt, er hat die größte Hütte in der Ortsmitte.
Hier werden am Feuer die Erlebnisse mitgeteilt und jeder kommt mit dem Erzählen dran.
Die mündliche Weitergabe ist die Schule, die für alle Bewohner gilt. Besonders aufmerksam lauscht man den Erzählungen der Alten und von Ro, dem Erzähler.
Die Halbwüchsigen berichteten, daß sie zwei Männer mit Streitäxten im Wald sahen und einem ihre dünnen Pfeile einjagen konnten. Diese Pfeile erinnerten eher an länger Dornen, als an einen Pfeil, weil nur dieser Dorn in der Haut stecken blieb.
Diese Dornen sind mit einem Mittel versehen, das Sura erfunden hat- es macht die Menschen friedfertig, man wird dieses Mittel nicht mehr los, wenn der Schuß saß.
Die Halbwüchsigen haben diese Technik gründlich erlernt und waren stolz darauf, eine wichtige Arbeit getan zu haben.
Ro erzählt die Fabeln gerne, die er in unglaublicher Fülle in sich trug, Überlieferungen aus alten Zeiten und aus fernen Gegenden,
die Erzähler gingen von Siedlung zu Siedlung und blieben dort immer für ein paar Tage, sie brachten ihr Wissen ein und neues Wissen zurück.
Man nannte sich "Nebelland", das voller Geheimnisse ist und Abenteuer..
Nebelland Teil 2
| |