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Kartuschen - Thema: So sehe ich den Adels-Stamm und die Kirche
Ontor war schon fünf Jahre alt, als er sein Bruder Elter zur Welt kam - ein wahrhaft riesiges Kind, das da in der Krippe lag!
Die Eltern waren Schmiede-Leute, Mutter bearbeitete das Haus und den Stall, Vater kümmerte sich um alles, was man in der Bauernschaft brauchte. Er war stark und ein Trunkenbold.
Die Jahre vergingen und der kleine Elter war viel größer und stärker als sein älterer Bruder Ontor, der aber sehr gewitzt oder besser gerissen war. Leider war er auch das, was man landläufig als skrupellos bezeichnete.
Die Mädchen hatten alle Angst vor ihm und er nahm sich was er wollte- notfalls half ihm Elter dabei, der aus einer Einfalt heraus seinen Bruder beschützen wollte.
Ontor hat das erkannt und bald mithilfe seines Bruders und noch ein paar Mitläufern eine starke Gruppe gebildet.
Im jungen Erwachsenenalter haben die beiden Männer mit ihren -noch immer gewogenen "Freunden" alles unterjocht, was sich auf den Wegen bewegte.
Sie forderten Schutzgelder von den anderen Ortsbewohnern, bald auch von denen der Nachbarorte.
Ein leerstehendes Bauernanwesen wurde zur Palisadenburg umgebaut, Ontors Söldnerheer rekrutierte sich aus arbeitslosen und vagabundierenden Taugenichtsen, die unter seiner Obhut gemeinsam sehr stark waren.
Hier kam jeden Tag ordentlich Fleisch auf den Teller, was zu diesen Zeiten kaum jemand hatte!
Er nannte sich "Ontor vom Habichtswald", was man später als "Ontor von Habichtseck" überliefert hat. (Wer konnte damals schon lesen und schreiben?)
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Diese Konstellation sprach sich fix herum, überall entstanden ähnliche Geflechte der Abhängigkeiten.
Ontor erklärte das Land um seine Burg herum und die darauf lebenden Personen zu seinem Eigentum und forderte von jedem Tribut.
Wer nicht zahlen wollte, dem wurde heimgezahlt!
Hemmungslos, skrupellos wie Ontor schon immer war, hatte er sich das "Erstrecht" auf jede Braut gegeben - die Leute knirschten mit den Zähnen und konnten gegen die Truppe und die Waffen Ontors nichts ausrichten.
So bekam der wenig ansehnliche Ontor eine Braut, weil sich ihr Gemahl gewehrt hatte und leider plötzlich verstarb..
Sie bekamen bald ein Kind, dann noch eines und noch eines..
Elter war immer alleine, aber der Anführer der Truppe und den Befehlen seines Bruders treu zugetan.
Aus diesen kleinen - ich nenne sie mal "frühe Adelshäuser" erwuchs Nachwuchs, der dann gleich den Namen des Hauses bekam:
Josa von Habichtseck heiratete den Dert aus dem etwas entfernten Nachbarort, deren Herrscher sehr ähnlich strukturiert war..
Überall im Land gab es solche Verbindungen und Verquickungen - als dann ein starker Trupp eines noch größeren Despoten kam, der sich die Struktur zur Wahl eines Königs zueigen machen wollte. Mit Druck ergaben sich die kleinen Herrscher zum externen Schutz dieses Königs, der sie darum zu "Freiherren" bis zu Gaugrafen machte, dem mehrere Freiherren und Ritter unterstanden, je nach Größe und Macht des zuvor zusammengestohlenen Vermögens und Ländereien und Leibeigenen..
Viele dieser Herrschaftshäuser befehdeten sich, es gab ständig kleine Kriege und gewaltsame Übergriffe, die der König versuchte mit seinen Zentraltruppen niederzuschlagen.
Er brauchte diese Außenposten aber, weil in anderen Ländern ander Könige und Kaiser waren, die nichts besseres zu tun hatten, andere zu überfallen. Heerzüge, Kreuzzüge, Schlachtfelder, Mord und Totschlag waren an der Tagesordnung.
Dazu kamen furchtbare Krankheiten, die von seltsamen Predigern, die wie aus dem Nichts kamen, als "Strafe Gottes" erklärt wurden..
..einige der kleinen Despoten, die sich nun Adel nannten - also in Erbfolge Macht und "Würden" weiter gaben - ließen sich "bekehren" und unterlagen (bis zum heutigen Tag) dem unsichtbaren Ontor, Jesus genannt, den zwar noch keiner sah oder jemals begrüßen konnte - der aber durch die Vielzahl der "getauften" Herrscher eine enorme Macht, eine geistige Gefangenschaft ausüben konnte. Diese "Kleriker" erwuchsen aus den ersten "Missionaren",die sich mit Taschenspielertricks die Hirne der "Schäfchen" willfähig sicherten, immer mit der Angst vor der Hölle und dem Teufel..
Ein unglaubliches Premborium und ein unheimlicher Reichtum an Geld und Macht versammelte sich bei der Kirche und bei den Adligen, die an den Kaiser oder König ebenso Tribut zahlen mußten, wie deren Leibeigene - die zudem gezwungen wurden, den Glauben ihres Herrn und Gebieters anzunehmen. So vergrößerte die Kirche ihre Macht - ohne etwas zu arbeiten wurde der Adel und die Kleriker prima ernährt und wohlhabend.
Die Unzahl an Abhängigen im Geiste und des Körpers lebte unter Druck nach den selbstgebastelten "Gesetzen" der Adelshäuser (absolutistische Vorschriftenkataloge, zu denen zusätzlich die Kirchenregeln kamen - jeder Verstoß wurde vom Büttel sofort angetragen - sollte sich denen jemand zu entziehen wagen)
Die Vielzahl adliger Nachkommen waren durch entsprechend gleichgestellte Heirat nicht unterzubringen und so bot die Kirche Hilfe an: Es entstanden noch mehr Pfarreien, noch mehr Bischofssitze, Klöster und Orden.. mit adligem Hintergrund waren diese Leutchen doppelt durchsetzungsfähig, was der Kirche viel Macht gab. Diese konnte nun die Adligen durch "Exkommunizierung" zwingen, immer mit dem Teufel und anderen erfunden Greuelmärchen drohend. Man sprach von "Erbsünde" und "Sündenfall", der Glaube begann die Vorschriften des Adels zu korrumpieren und zu ihren eigenen zu machen..
Diese Klöster waren auch Bildungsstätten, hier hat sich die Verbreitung der "Heiligen Schrift" etabliert, die zuerst mit Bilderbibeln den lese- und schreibunkundigen Pfarrern die Glaubensvermittlung leichter machten. Dann folgten Schulen, bald auch in den Orten, auf Druck der Kirche gegen die Adelshäuser hin errichtet. So entstand die Schule des Volkes, die Volksschule und auch das "Gymnasium", eine Schule für die "besseren Leute", aus welcher dann die Universitäten und Akademien, mit dem bekannten Produkt "Akademiker" - die bald eine neue Herrscherklasse bildete, die bis zum heutigen Tag das Sagen hat: In der Kirche und im Staat. Bis dahin war erst einmal ganz Europa in geistiger Gefangenschaft der katholischen Kirche, die mit ihrer Hexenjagd Druck zum Glauben machte. Erst Martin Luther brach dieses Machtmonopol auf, das später durch den Humanismus vom absolutistischen Herrschertum ab brachte. Die restlichen Monarchen sind heute eher repräsentativ, die restlichen Adligen die Überbleibsel einer undemokratischen Zeit.
Das Patriachat und die Beschneidung der Frauenrechte kam erst durch Bonifazius mit seiner Missionssucht über Europa herein, wie die schwarze Pest. Bis zur Reformation hatte die römische Kirche praktisch das Gewaltmonopol inne und hetzte diesen gegen jenen Fürsten auf, bis dieser schließlich klein bei gab..
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