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Der Schluss - Akkord - Steckenpferde:
Seneca ad Lucilium Liber V
Ein kleines Büchlein (reclam) hat es in sich, enthält es doch nicht mehr
und nicht weniger als unwiederbringliche
alte Texte, die wohl zufällig gefunden
und überliefert worden waren.
Seneca, der Prinzenerzieher litt, wie viele alte Denker
- Goethe war da ebenso fit - unter einer ausgeprägten
Schwafelkunst,
die als Zeitvertreib unter denen galt, die sonst nichts zu tun hatten ;)
In diesem Heftchen jedoch finden sich einige Dinge, die man eben mühsam ausgraben muß -
ähnlich ergeht es
dem Huhn auf dem Mist.
Seite 12 und 13 je unten:
"Puta itaque te non equitem Romanum esse sed libertinum:
Potes hoc conseque, ut solus sis liber inter ingenuos.
"Quomodo" inquis.
Si mala bonaque non populo auctore distinxeris.
Intuendum est non unde veniant, sed quo eant.
(Stell dir nun einmal vor, du seist kein römischer Ritter,
sondern ein Freigelassener.
Du vermagst (dennoch)
dies zu erreichen, daß du der einzige (wirklich)
Freie bist unter Freigeborenen.
Auf welche Weise - so fragst du.
Wenn du dich bei der Unterscheidung der Begriffe "böse" und "gut"
nicht an der Volksmeinung orientierst.
Zu beachten ist nicht, woher sie kommen, sondern worauf sie zielen.)
Seite 18 und 19 unten:
Si utique vis verborum ambiguitates diducere, hoc nos doce,
beatum non eum esse quem vulgus appelat,
ad quem pecunia magna confluxit,
sed illum cui bonum omne in animo est, erectum et excelsum et mirabilia calcantem,
que neminem videt cum quo se commutatum velit,
qui hominem ea sola parte aestimat qua homo est,
que natura magistra utitur, ad illius leges componitur,
sic vivit quomodo illa praescripsit;
cui bona sua nulla vis excutit, qui mala in bonum vertit,
certus iudicii, inconcussus, intrepidus:
quem aliqua vis movet,
nulla perturbat; quem fortuna,
cum quod habuit telum nocentissimum vi maxima intorsit, pungit, non vulnerat,
et hoc raro; nam cetera eus tela,
quibus genus humanum debellatur, grandinis more dissultant,
quae incussa tectis sine ullo
habitatoris incommodo crepitat ac solvitur.
(Wenn du unbedingt den Doppelsinn der Worte auseinanderhalten willst, so lehre uns dies:
Glücklich sei nicht
derjenige, den die Leute so nennen, der das große Geld gemacht hat,
sondern jener, der all sein Gut im Geiste besitzt,
der aufrecht
und hochgesinnt ist und Wunderdinge mit Füßen tritt, der niemanden sieht,
mit dem der tauschen
möchte, der den Menschen nur danach bewertet,
wodurch er ein Mensch ist, der die Natur zur Lehrmeisterin hat,
sich nach ihren Gesetzen richtet, so lebt, wie jene es vorgeschrieben hat;
dem sein Eigentum keine Macht
entreißt, der Böses zum Guten wendet,
seines Urteils sicher, unerschütterlich, unverzagt;
den manche Gewalt
empört, keine aus der Fassung bringt, den das Geschick,
wenn es das verderblichste Geschoss, das es besitzt,
mit aller Kraft (gegen ihn) geschleudert hat, ritzt, nicht verwundet,
und auch das selten;
denn seine
übrigen Geschosse, mit welchen das Menschengeschlecht niedergekämpft wird,
prallen wie Hagel (an ihm) ab,
der prasselnd auf die Dächer
ohne jeden Nachteil für den Bewohner aufschlägt und zergeht.)
Seite 24-34 handelt von der Sklavenhaltung, wovon ich nur soviel sagen will,
daß diese unter dem Sofa hockten und die Brocken aufkehren mußten, die ihr "Herrchen"
in seiner Völlerei
niedergehen ließ. Andere mußten sich erniedrigen,
anderen tranchierten das edelste Fleischstück mundgerecht und
sie durften nicht mal lächeln,
reden oder husten - alles wurde sofort mit stehenden Nachtwachen
und striktem
Schweigen bestraft.. wer Näheres lesen möchte,
bitte, aber ohne mich..
Seite 34/35 (2):
Iterum ego tamquam Epicureus loquor?
Mihi vero idem expedit quod tibi.
Auto non sum amicus, nise quidquid agitur
ad the pertinens meum es.
Consortium rerum omnium inter nos facit amicitia, nec secunde quiquam singulis est nec
adversi;
in commune vivitur. Nec postest quisquam beate degere qui se tantum intuetur,
qui omnia ad utilitates
suas convertit;
alteri vivas oportet, si vis tibi vivere.
(Solidarität der Freundschaft als Glücksgefühl)
Seite 36 unten (6) Seite 37 unten:
Mus syllaba est
mus autem caseum rodit
puta nunc me istuc non posse solvere
quod mihi ex ista inscientia periculum inminet?
quod incommodum?
sine dubio verendum est ne quando in muscipulo syllabas capiam,
aut ne quando,
si neglegentior fuero, caseum liber comedat.
nisi forte illa acutior est collectio;
mus syllaba est, syllaba autem caseum non rodit;
mus ergo caseum non rodit
(Maus ist eine Silbe, nun aber knabbert die Maus am Käse, folglich knabbert die Silbe am Käse.
Nimm nun an, daß ich dieses nicht lösen kann.
Welche Gefahr droht aus meiner Ahnungslosigkeit?
Ohne Zweifel ist zu befürchten, daß ich einmal in der Mausefalle Silben fange
oder bei einer Unachtsamkeit
ein Buch meinen Käse auffrißt)
Seite 40
Quid disceditis ab ingentisbus promissis et grandia locuti, effecturos
vos ut non magis auri
fulgor quam gladii praestringat oculos meos,
ut ingenti constantia et quod omnes optant et quod omnes
timent calcem,
ad grammaticorum elementa descenditis? quid dicitis?
(Warum wertet ihr euren Eindruck ab, daß ich alle Versuchungen mit Füßen trete?)
Seite 41
Hoc enim es quod mihi philosophia promittit, ut parem deo faciat;
ad hoc invitatus sum, ad hoc veni; fidem praesta.
Durch Philosophie wird der Mensch nicht gut, sondern gebildet.
Die Wissenswut wäre inzwischen so, lt. Seneca, daß man die Philosophie vernachlässige.
Man solle seine Zeit nicht mit Profanem vergeuden - aber was, wenn man diese Dinge tun muß
um
leben zu können - hier hört der Normalfall auf und der Begüterte wird zum einzig denkbaren Philosophen.
Der 51. Brief handelt von der Verweichlichung durch Luxus und den Ausschweifungen Roms und seiner
Schickeria-Bucht..
Der 52. Brief sucht eher Priester als Verkünder einer Philosophie als den lauten Beifall des Volkes ..
So ist für manchen die Philosophie ein Mittel oder Weg zur Selbstverherrlichung.
Saturnalien - Volksfest im Dezember zu Ehren des Gottes zum Ackerbau - Saturn.
An diesem Tag durften Sklaven ihrem Herren sagen was sie wollten.
Man trug eine Art Jakobiner-Mütze aus
Filz oder Wolle, eine einfache Volkskleidung.
***
Seneca "De tranquillitate animi" (reclam) sagt auch nichts anderes aus,
als das was ich die ganze Zeit von einem bescheidenen und ruhigen Leben
auf meinen Seiten benenne.
Seite 8 (13)
Seite 20 ut ait Lucretius?
Hoc ne quisque modo semper fugit !
Seite 22 (3)
Seite 42 ab Bescheidenheit und Bodenhaftung..
Seite 82 (8) die Römer benutzten eine Rolle und plätteten damit sorgfältig ihre Kleider
Seite 83 (17) Tacitus rügt Senecas theatralische Schreibweise - ich auch.
Seite 85 (42) (42) der Einfluß des adligen Aeropag ging mit der Demokratie zurück.
Sokrates wurde zum Tode verurteilt, er galt als Gegner
von Tyrannei.
Seite 88 (63, 64, 73, 75) Vor dem Brand in Alexandria gab es in Rom nur Privatbibliotheken,
Caesar errichtete danach die erste öffentliche Bibliothek in Rom.
Seneca trieb eifrig Sport.
Fidei commissum - formlose Bitte des Erblassers an seinen Erben einem Dritten
einen Teil der Erbschaft zu überlassen mit der Formel
Fidei tue committo, peto, rogo, volo,
ursprünglich nur eine moralische, nach Augustus zum formaljuristischen Begriff geworden.
Seite 92 (112) Solon: Solidarität und Gerechtigkeit,
die Leute mit Geld sollen größeren politischen Einfluß haben..
Seite 100 Geb. In Cordoba, Vater gleichen Namens, Ritterstand, Geld und reiche Freunde.
Seite 102 "intimes Verhältnis zu Germanicus" (Seneca) nach einer Zeit der Verbannung erzog er Nero, den Kaiser.
Seite 103 "erfolgreiche Männer seien immer die Unglücklichsten"
Seite 104 (18) Seneca der Vater war Vorgesetzter von 7000 Freigelassenen,
die in Rom die Feuerwehr bildeten - auch als Ordnungskräfte tätig waren.
Seite 106 (31) Seneca war wohl kein Christ.
Es ist wohl so gewesen, wie mein erster Eindruck war: Wie Goethe !
(Keinen Nagel in die Wand schlagen können, aber die Welt belehren wollen..)
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