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"Aerolab verabschiedet sich"
Folge 2
Die Fluglage hielt sich stabil, die automatische Ankopplung an das Aerolab verlief reibungslos.
Vor dem entgültigen Start wurden die
Besatzungen ausgetauscht, das heißt, daß die Techniker zurück zur Erde flogen und
Abraum mitnahmen und für die Aufnahme der Überlebensmaterialien und Treibstoff Sorge trugen,
bevor sie sich - nach dem Briefing - verabschiedeten und viel Glück wünschten.
Erleichtert die einen, mit "Reisefieber" die anderen..
Der Blick auf den "blauen Planeten" beruhigte und ließ Hoffnung aufkeimen, daß letzten Endes doch noch alles
gut werden würde..
Die Triebwerke wurden gezündet für die lange Reise zum nächsten Himmelskörper.
Der automatische Sprung zur Gravitation des nächsten Planeten, der das Aerolab weiter beschleunigte,
war in vollem Gang.
Diese Aufgabe wurde von der Bodenstation -mithilfe der Bordelektronik- gelöst, ohne daß die Besatzung mit
der Steuerung beauftragt werden mußte.
Viele Menschen auf der Erde waren damit beschäftigt, diese gewaltige Aufgabe durchzuführen, die Jahre der
Vorbereitung zum Erfolg verhelfen sollte.
Über 5 Jahre soll die Reise dauern, eine sehr sehr lange Zeit, wenn man in der Station zu viert leben soll..
"Ein Stern, der deinen Namen trägt schenke ich dir heute Nacht" raunte Zen der Geologin Lea zu -
und diese antwortete wie alle Frauen: "Häh?"
Den anderen Probanten ging es nicht anders, hier wollte sich nichts, nicht mal "anflugweise" anbahnen.
Ob es am Orbit oder an der engen Wohnsituation lag oder schlicht daran, daß die Leute schon deutlich älter
waren, wer weiß das schon?
Zen war zwar Psychologe und Soziologe, aber hier mußte er passen - die Stituation war eine vollkommen andere als
auf der Erde.
Der Biologe Flor war das jüngste Mitglied der Mission, ein gelernter Gärtner und Homöopath und ganz in "seinen Garten" versunken, der die ganze Besatzung
am Leben halten sollte, dieser wollte mit Bini nichts zu tun haben- wer mag schon eine
Physikerin und Mathematikern zur Frau?
Lea war Mikrobiologin mit dem Fachbereich Epigenetik, sowie Ärztin und das ist auch nicht so prickelnd für eine Partnerschaft..
Daß ausgerechnet ein politischer Informant -pardon Informatiker- und eine Geisteswissenschaftlerin und Programiererin in letzter Minute vor dem Flug
in den Orbit abgesagt hatten,
lag daran, daß beide bald geheiratet haben..
..das erfuhren die Vier auf ihrer Reise und mußten lachen - wer hätte das gedacht, dass ausgerechnet die beiden
Streithähne sich zusammen getan haben?!
Die Kollegen hatten wohl mit Partnerschaft nichts am Hut, auch über Kreuz gedacht nicht - dafür waren sie viel zu sehr
mit wissenschaftlichen Dingen und dem Problem der Klaustrophobie beschäftigt, die es ständig zu bekämpfen galt.
Es ist doch was anderes wenn man auf der Erde oder im All ist, auf engem Raum in einem "Blechkasten" gefangen, wie
ein Versuchstier.
Die Freizeit war nicht üppig bemessen, auch wenn sie einen deutlich breiteren Raum einnahm, als bei den voran gegangenen
Missionen. Man wollte einige Probleme bereits im Vorfeld vermeiden und das sollte wohl aufgehen.
So lag man in seiner Koje oder trainierte im Fitness-Raum, der gleichzeitig Aufenthaltsraum war.
Das vorherige Privatleben der Raumfahrer war tabu, es war ehernes Gesetz, daß nur das Hier und Jetzt wichtig ist.
Probleme sollten auf der Erde verbleiben.
Die Nennung der Alias-Namen (Zen, Flor, Lea und Bini) waren Programm, man kannte zwar die Realnamen, die
waren aber tabu, wie das private Leben an sich, weil der geistige Rückzugsraum erhalten bleiben sollte.
Kein Geheimnis war das private Tagebuch Zen's, das er tapfer in seinen speziellen kleinen Rechner tippte - tick tick tick -
er wollte irgendwann ein Buch über die Mission und sein Leben schreiben - falls, ja falls die Rückreise gelingt -
was buchstäblich in den Sternen stand..
..wenn nicht, wenn etwas schief ginge und das war allenthalben leicht drin, würden vielleicht irgendwann irgendwelche
Personen oder Lebewesen- ach was, das geht nun wirklich zu weit. Vielleicht war es auch nur das erleichternde
"sich von der Seele schreiben", was ihn bewog, derartiges zu tun.
Auffällig war, daß ihm an der restlichen Besatzung nichts auffiel - Flor war bekanntlich immer in seiner Glaskuppel
beschäftigt und für die anderen "nicht da", bestenfalls zum Essen und zur Konferenz oder Unterricht.
Lea hing ständig an den medizinischen Versuchen, Bini beobachtete die Programmierung und Steuerung - ständig und inbrünstig.
Für den Psychologen Zen war die Schreibarbeit und Dokumentation - oder das Tagebuch? - bestimmend.
Die Routine begann, ab und an von Nachrichten unterbrochen, die von der Erdstation kamen,
die wurde gleich automatisch auf "Mithören" geschaltet und waren im ganzen Aerolab zu hören.
Jeder hatte seine Arbeit und jeder ging seine eigenen Wege, ein näheres Kennenlernen wurde schon bei der Auswahl der
Kandidaten verhindert, um evtl. Rassismus oder anderen Vorurteilen zu begegnen. Persönliche Dinge sollten
nicht erörtert oder erzählt werden, nicht mal die Realnamen oder Geburtsorte etc. Unvoreingenommenheit war den
Leitern dieser Aerolab Mission sehr wichtig, um empirisch saubere Daten - ganz besonders im sozialen Verhalten zu bekommen.
(Was in sich schon vollkommener Blödsinn war, aber Wissenschaftler sind nun mal keine Ehe-Anbahner und von einem
Privat- oder gar Eheleben wissen sie nicht viel mehr als ein Kind)
Wie das so ist im Leben, schieden viele im Vorfeld aus und es blieben nur ..hellhäutige Leute übrig, die in die engste
Auswahl kamen - Rassenprobleme sollten bereits im Vorfeld ausgeklammert werden. (Was nicht heißt, daß diese sich mochten - sie achteten einander, weil die Ausbildung oder der Bildungsstand
gleichwertig eingestuft wurden) So reichten eben - wie im Internet - die "Nicknames", die man sich selbst ausgesucht hat.
Die Sonne rückte weiter und weiter weg, die Beschleunigung der nächsten Planeten kam spürbar, aber sonst war
jeder Tag gleich, der selbe Tagesablauf, die Routine der Profis ihres Fachs, mehr nicht.
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