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Die fiktive Kurzgeschichte.
Titel: Steinbeißers Drugstore Teil 1
Vorab ein eigener Sinnspruch:
Ich wundere mich immer, wie die heutigen Berichterstatter ihr Abi, geschweige denn das Studium geschafft haben..
***
Artur Steinbeißer hat von zwei Seiten geerbt, ein Haus in der Stadt und einen alten Bauernhof am Rande eines Marktfleckens.
Er war mit der gut gestellten Bauerntochter verheiratet und bekam mit ihr vier Kinder, die alle zusammen in dem großen Bauernhaus lebten.
Durch Verkäufe von Ackerland als Bauland haben sie damals gutes Geld gemacht, wie man so schön sagt.
Er - ein nicht schlecht gestellter Bankbediensteter ging in Teilzeit, damit er genug Zeit für sein neues Vorhaben hatte, das ihm im Traum erschien..
Dreimal die Woche Arbeit für andere Leute war ihm genug und leben konnte er auch davon.
Seine Frau Resi arbeitete halbtags als Rechtspflegerin im Amtsgericht, seit die Kinder halbwegs flügge geworden waren.
Artur hatte also einen Traum, aus welchem er voller Tatendrang aufsprang und sich an den Rechner setzte - mitten in der Nacht..
..der Regen prasselte auf das Vordach des alten Bauernhauses, die riesige Scheune auf der anderen Seite des großen gepflasterten Hofes stand schon seit vielen Jahren leer, seit Resis Eltern den Hof nicht mehr bewirtschaften konnten.
Er sinnierte nach und dachte über die Parkplätze und die Organisation eines größeren Warenumschlags nach, der mit den geringsten Mittel jeden Diskounter um Längen in der Einfachheit toppen sollte..
"Die Leute ticken einfach, wenn etwas billig ausschaut, sind es auch die Warenangebote, die wohl allesamt Schnäppchen sein müssen.."
Er sprudelte vor Energie und Tatendrang - nun, in der Teilzeitbeschäftigung war er am Abend nicht mehr so müde wie zuvor, wo im Büro die Stunden so quälend verflossen, wie das Schmelzwasser eines Gletschers.
Er machte sich Notizen und einen Geschäftsrahmen, begann die entsprechenden Resourcenbedarfe zu analysieren, als seine Frau schläfrig in der Tür zum Büro im Keller des Hauses stand:
Na, wieder einmal schlaflos was? Fehlt dir das Büro so sehr?
Nein Resi, das ist es nicht - aber schau mal, die Bank rationalisiert auf Teufel komm raus und bald wird man mir wohl eine Abfindung anbieten, ich ahne da sowas.
Das kann schon sein, meinte sie noch schlaftrunken, ich habe da gestern etwas in der Zeitung gelesen, das diesen Schluß durchaus zuläßt - wie lange man von einer solchen Abfindung wohl wird leben können, wo diese doch zuerst aufgebraucht werden muß, bevor man Arbeitslosengeld bekommen kann?"
Und sie fuhr fort: So jung bist du nun auch nicht mehr, mit den Bankmenschen kann man die Straßen pflastern in der heutigen Zeit..
.. er meinte schlucken zu müssen, tat es aber doch nicht und erwiderte ihr:
Ich habe da eine Idee:
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Soweit die Vorgeschichte.
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Titel: Steinbeißers Drugstore Teil 2
Resi und Artur frühstückten diesmal am PC im Büro und entwarfen das Ladenkonzept, das sie in der Scheune verwirklichen wollten.
Mit dieser Idee des Drugstores war sie sofort einverstanden, ja begeistert, denn sie hatte gerne mit Menschen zu tun - und seit der Zeit des Heimgangs ihrer Eltern war es grabesstill geworden auf dem geräumigen Anwesen, wenn die Kinder in der Schule weilten, wie man so flockig sagt.
Er bestellte online noch ein paar Office-Utensilien, wie einen gebrauchten Bürorechner zusätzlich, damit darauf die Steuersoftware laufen konnte - unbeeinflußt vom wirklichen Geschäftsablauf und einen elektronischen Zollstock oder Laser-Enfernungsmesser, der schon am nächsten Tag geliefert werden sollte.
Dann fuhren beide zu den Dienststellen und taten ihre Pflicht.
Am Nachmittag ging die Recherche im Web weiter und das ging die ganze Woche so.
Die Kinder fragten nicht, sondern sahen ab und an über die Schultern ihrer Eltern, stellten Plätzchen und Kaffee an den Schreibtisch und gingen wieder..
Sie wußten ganz genau, was heute in den Nachrichten steht - und am Ende dieser Woche gab es Gewißheit:
Artur kam feixend nach Hause und berichtete:
Man hat mit den "goldenen Handschlag" verabreicht, wenn ich sofort das Büro räume und mich verabschiede..
Das tat ich nur zu gerne, als mir die Summe genannt wurde:
150.000 Euro sofort auf das Konto - ich habe sofort zugestimmt und unterschrieben!
Resi nahm sich frei und fuhr mit Artur in die Stadt, die Selbständigkeit anzumelden auf seinen Namen:
Steinbeißers Drugstore.
Danach haben sie im Eissalon einen feinen Becher zu sich genommen und sind nach Hause gefahren. Hier stapelten sich schon vor der Haustüre die bestellten Waren.
Das Büro wurde eingerichtet und beide Eheleute gingen zum Vermessen der Scheune, bewaffnet mit einem Laptop. Gemessen wurde und in ein Zeichenprogramm eingetippt, Bilder gemacht und nachgedacht.
Anschließend beauftragte man den ortsansässigen Fliesenleger in die Scheune einen soliden Industriekachelboden zu legen, ließ ein paar Mauern entkernen und die Balken innen freilegen, streichen, verputzen und die Decke in 5mtr Höhe abhängen und isolieren.
Das Keller-Büro wurde in die Scheunen-Ecke verbannt, auf einen Meter hohen Sockel stellt, mit Glas umgeben, damit man alles perfekt im Blick hatte, was sich später dort abspielen sollte.
Unter dem Büro hat man Reinigungsgeräte und Büromaterial verstaut, auf dem Scheunendach Solarpanels errichten lassen, die sogar hoch subventioniert wurden.
Die Bank gab großzügig Kredit für diese Solar-Anlage.
Von außen sah man der Scheune die neue Zeit nicht an, sie war noch immer - als "Ensemble" geschützt - in gepflegtem Fachwerk gehalten.
Das Scheunentor wurde ein wenig modifiziert und stabilisiert, damit man mit dem kleinen Gabelstapler dort hinein fahren konnte - dieser Eingang war auch für die Kunden bestimmt.
Titel: Steinbeißers Drugstore Teil 3
Das Geschäft war nun angemeldet und die Fließenleger legten letzte Hände an. Bald strahlte ein hell erleuchteter großer weißer vollkommen leerer Raum mit einer Registrierkasse auf einer einfachen knappen Theke. Hinter der Theke war ein Regal, in welchem jeweils ein Produkt als Muster mit Balkencode und Preis aufgestellt war. Der Bediener zog also seinen Scanner nur über dieses Regal und tippte die Menge in die Kasse ein, der Bon wurde ausgedruckt, wenn das Geld in der Kasse klingelte - Einkauf nur mit Scheckkarte ! Man wollte die gefährlichen Geldtransporte einfach nicht haben..
Bald waren alle Fachleute fertig mit ihrem Job, da hob Resi an: Ich möchte die Buchhaltung lieber an einen Steuerberater geben, das ist mir alles nicht geheuer, mit dieser "Elster-Software" und überhaupt - wir haben die Zeit gar nicht, uns um diesen Kram auch noch zu kümmern ! Artur nickte stumm.
(Den Officerechner nahm er sich als Backup-Maschine vor.)
Artur putzte die Räumlichkeiten nochmal gründlich durch und begab sich im Web auf Warensuche: Insolvenzen, Lagerverkäufe, Fabrikwaren, Sonderposten, Ausverkäufe, Geschäftsaufgaben und Auflösungen von Märkten aller Art waren sein Beuteschema und Geschäftsidee zu diesem Drugstore.
Er kontaktierte diesen und jenen Verkäufer, wurde handelseinig und ließ sich die Dinge durch eine Spedition schicken, das ist allemal billiger, als einen eigenen Lieferwagen in entsprechender Größe zu kaufen und mit diesem bis ans Ende der Republik zu fahren und wieder retour - was das an Zeit und Geld kosten würde - die Beiden schüttelten nur die Köpfe: Das tun wir uns ganz sicher nicht an, dafür gibt es Fachleute und der Transport ist sogar noch versichert!
Die Zeiten des Internets sind für ein solches Geschäft sehr praktisch, da geht alles ruck zuck.
Bald kamen die ersten Waren an- 2 Paletten mit Bockwurst in der Dose, glatt für den halben Preis erstanden und noch über 1 Jahr bis MHD. (Mindesthaltbarkeitsdatum) Die nächste Palette war mit Fassadenfarbe, die übernächste mit Nudeln, Kartoffeln, Spielzeugautos mit Fernsteuerung, Säfte, Bier, Schnaps und eine Palette mit Herrenshorts in div. Größen, Kinderplantschbecken und wer weiß was sonst noch alles an Palettenwaren einfach in die Scheune gefahren wurde - wo die Kunden zwischen diesen Palettenreihen mit den Einkaufswagen fahren konnten. Kein Regal stört den Blick und so sah man vom Büro aus - alles ganz genau.
Das Sortiment wechselte von Woche zu Woche, der Abverkauf ging bald ziemlich flott, weil die Preise niedrig und die Gewinnspanne flach gehalten wurde. (Es sind bei diesem Konzept nur wenig Kosten, die umgelegt werden müssen)
Werbung hat diese Verkaufsscheune nie nötig gehabt -
nur ein Schild an der Hofeinfahrt wies auf den Verkauf hin:
"Steinbeißers Drugstore"
Abverkauf zum Schnäppchenpreis - immer neue Angebote !
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst..
Nur von 7-12 Uhr geöffnet !
Titel: Steinbeißers Drugstore Teil 4
Wieso nur am Morgen geöffnet frage Rosi ihren Mann- nun, antwortete dieser, weil Mittags sowieso "saure Gurken Zeit" ist und am Nachmittag die Bummeler kommen, die ich nicht brauchen kann. Die drehen jeden Artikel zigmal rum, lassen diese evtl. sogar unsanft ins Angebot zurück fallen und der nächste Kunde läßt dieses Glas oder Dose stehen, weil es schon leicht angeschlagen ausschaut..
Am Morgen kommt eine ganz andere Klientel, die will Schnäppchen machen und das möglichst vor den anderen Kunden!
So haben wir ab Mittag Zeit zu essen und aufzuräumen, neue Ware aufzustellen und.. auf der Terrasse zu sitzen.
Das war Resi nur recht, denn die Kinder verlangten noch immer nach ihrer Mutter und Hausaufgabenkontrolle mußte nun auch mal sein, der Haushalt war noch zu bewältigen und und und..
Bald schaffte Artur den Laden ganz alleine, gelegentlich kam ein rüstiger Renter und half hier und da beim Sortieren und Stapeln der Waren, wenn gerade wieder Lieferung war. Ein Anruf genügte und Kurt kam aus der Nachbarschaft mit seinem Rad angefahren. (Der allein lebende Mann war froh um jede Abwechslung, die Aufstockung der Rente kam ihm auch gelegen)
Heute erwartete Artur zwei Paletten mit frischen Waffeln, die ein Kunde in der Fabrik bestellt, aber wegen Insolvenz nicht mehr nehmen konnte. Der Preis war unschlagbar, ohne Frage - geschwind kalkuliert und das Schild über der Palette geschrieben, ein Muster in das Regal gestellt, wo das Etikett drauf geklebt wurde.
Kunden kamen aus den unterschiedlichsten sozialen Ecken und Antrieben heraus in diesen Drugstore: Heute kam eine Kindergarten-Leiterin mit ihrem Kombi und lud gleich eine halbe Palette dieser Waffeln ein - das Kindergartenfest benötigte noch ein paar Säfte - alles kein Problem und günstig dazu !
Nicht wenige Rentner griffen zu der 3 Liter Box mit Rot- und Weißwein, andere nahmen sich gleich 10 Dosen Bockwurst mit..
Alles, was irgendwie länger haltbar war, konnte man hier billig erstehen, jede Fahrt lohnte sich für die Kunden.
Der Kontrolleur vom Finanz- und Gesundheitsamt hat hier garantiert nichts zu beanstanden finden können - so sah man diesen Dingen ganz gelassen entgegen.
Titel: Steinbeißers Drugstore Teil 5
Die riesige Scheune ist nun gar nicht mehr so groß erschienen, weil sie voll mit Paletten war, die auf dem Kachelboden plaziert wurden - einfach zu rangieren und neu zu bestücken. Es war eine Freude, mit dem kleinen geleasten Elektrogabelstapler zu fahren und umzuladen vom LKW in die Verkaufsfläche hinein.
Der Umsatz brummte, wie man unter Geschäftsleuten zu sagen pflegt und bald war auch der Gewinn so, daß man davon leben konnte. Das war aber noch zu steigern, wenn sich die Sache herum gesprochen haben wird - denn von der Substanz kann der Kapitaldienst nicht bedient werden.. Der Steuerberater war versiert und so waren die Zahlungen ans Finanzamt recht überschaubar.
Ab und zu kamen ein paar Lieferungen gleichzeitig an, da holte sich Artur den Nachbarn zu Hilfe, die Kinder packten mit an und schon war wieder alles unter Dach und Fach - Fischkonserven aus Spanien und Weckeruhren aus China, Handtücher aus Italien und Schuhe aus Portugal - mal so mal so, künstliche Yuccapalmen 1,5mtr hoch aus Indien- es gab nichts was hier nicht zu verkaufen gewesen wäre..
500 versiegelte Salami-Würste aus Ungarn, Haarspangensortimente im Paletten-Wühlkorb, Schaufel, Besen, Hacken, Rasenmäher und wer weiß was sonst noch dort aufgetaucht ist. Werkzeugsortimente, Bohrmaschinen und Handstaubsauger, Saugroboter, Rührschüssel-Sets, Kaffeemaschinen und Zementmischer - Holzbohrer-Sets, Sonnenschirme, Windschutze, Arbeitskleidung- was das Herz begehrt und was Artur gerade so erbeuten konnte..
So war bald jeden Morgen im Hof etwas los, Kunden gaben sich die Klinke in die Hand und wenn kein Einkaufswagen mehr in der Reihe stand, mußt man eben warten oder den Kram tragen. Nichts wurde eingepackt oder sonst irgendwie fertig gemacht, das tat der Kunde gerne. Wenn hier versiegelte Pizzas ankamen, dann waren zwei Paletten an einem Vormittag weg - einfach weg - jeder wußte: Danach war Schluß und am nächsten Tag stand an der gleichen Stelle vielleicht schon Kisten mit Eßgeschirren oder Schraubensortimente oder Weiß/Rotkraut-Köpfe, Sonnenkreme oder Kosmetik-Sortimente.
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Titel: Steinbeißers Drugstore Teil 6
Was interessieren die Kunden schon, wie die "Logistik" hinter einem Laden funktioniert, man will etwas sehen und sich unterhalten, einen guten Einkauf machen und mit etwas Glück mit jemandem tratschen können.. die Klientel am Morgen war eher von der eiligen, stillen Sorte.
So kam der Lehrer eben billig zu einem günstigen Stapel Material für seine Einschüler, der Handwerker zu einer Menge speziellem Schleifpapier, für das man sonst teures Geld zahlen mußte - eine Werksvertretung mußte schließen und so standen sehr interessante Verschleißteile billig auf der Palette - von genau den Schleifmaschinen, die ein Schreiner ständig einsetzen muß.
Artur hat eine besondere Sache geplant und selbst umsetzen können: An der Einfahrt zum Hof hat er einen Glaskasten aufgehängt, in dem ein Monitor steht, der forlaufend Einzelbilder von neuen Waren zeigt, die gerade im Lager sind.
So braucht nicht mal aus dem Auto zu steigen, um die Angebote zu visitieren - das spart viele "Sehleute", die nur zum gucken in den Drugstore kommen.
Eine Ladung Schnittkäse aus Dänemark, aus Schottland eingesiegelter Lachs in Scheiben, Trüffelpastete aus den Ardennen und feinsten Schinken aus dem Schwarzwald - die Kühlecke des Drugstores kam an und wurde gleich bestückt.
Eine Palette schottischen Whisky, Computermäuse und Tastaturen, Fischkonserven aus Lübeck..
Auf dem Hof hat die Spedition einen großen Hänger abgestellt mit Bierkisten einer Brauerei, die ihre letzten Winterbiere los werden will.. ratz fatz war alles weg, so mancher kam mit dem Autoanhänger und lud auf, was darauf passte- der Kleingartenverein lässt grüßen !
Eine Woche später stand an dieser Stelle ein Tankwagen mit Wein aus dem Burgenland - die Leute kamen mit allen möglichen Gefäßen und ließen diese befüllen. Der Liter für 1 Euro !
Abends vor dem Fernseher fragten sich die Eheleute, was die Kunden wohl mit all dem Kram machen - es wurde beiden ein wenig unheimlich, wie der Laden lief.
Am nächsten Tag kam eine Palette Markenbutter an - ab ins Regal damit.. und gegen Mittag lagen gerade noch 2 Stücke da, die im eigenen Kühlschrank gelandet sind.
Ob Dosenwurst aus Polen oder Pralinen aus dem Pyrmont, ganz egal, es ging alles weg wie geschnitten Brot, wie man so schön sagt.
Die wohl verrückteste Charge waren Kunstnerzmäntel mitten im Hochsommer - selbst diese fanden ganz schnell begeisterte Kunden - ein Geschenk wird immer mal gebraucht - bei einem Preis von 79 Euro.. (Eingekauft zu 49Euro)
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Titel: Steinbeißers Drugstore Teil 7.
Die Aufgaben waren zwar gleich geblieben nach diesem Jahr des Betriebes, aber Resi wurde die Sache zuviel und so haben die Beiden beschlossen, daß sie ihren Job aufgeben wird. Familie und Arbeit und im Laden helfen, ist eben doch zuviel.
Die Rente kann ich auch so einzahlen, sagten sie sich, das ist kein Problem, denn wir machen genug Umsatz.
Das haben viele Firmen bemerkt und so sprach sich diese Idee herum, man rief inzwischen schon im Drugstore an und bot die Warenposten feil: "Wir haben 2 Paletten Hautcreme übrig, weil die Produktion umgestellt wird.."
Eines Tages waren 4 Paletten mit Tablet-Computern angekommen, die wohl das Vorgängermodell sind - eine riesige Menge für einen einzigen Laden! Der Preis setzte Artur auf 99 Euro fest und hat dabei noch gut verdient, mehr auf jeden Fall, als die reguläre Handelsspanne. Statt 2 Jahren war eben nur 1 Jahr Garantie vorhanden, die direkt vom Hersteller übernommen wurde. In einer Woche waren alle Geräte verkauft.
Eine große Schule hat sich damit eingedeckt und viel Geld dabei gespart, für die anderen Kunden waren nur noch 100 Geräte übrig..
Der andere Renner der Saison war 2. Wahl Ware an hochpreisigen Sportschuhen in den beliebtesten Größen, wo die Kunden Schlange standen bis auf die Straße - die 10 Paletten wurden direkt vom Lastwagen herab verkauft.
Wenn die Kinder frei hatten, halfen sie gerne im Laden mit, weil das ein gutes Taschengeld gab!
Die Konkurrenz war weit weg, es sind die berühmten Wühl-Märkte, wo man alles kaufen kann, was in ähnlicher Warenaquise beschafft worden ist, wie im Drugstore der Beiden, aber zu deutlich höheren Preisen und in Regale eingeräumt, wie im Supermarkt.
Wir erinnern uns, daß mit diesem Palettenkonzept einmal der bekannteste Diskounter anfing, der sich zu einem riesigen Unternehmen entwickelt hat..
Zu Filialisten wollte man die Idee Drugstore auf keinen Fall ausbauen, weil das wieder Angestellte und umfassende Buchhaltung und Kontrolle und Mieten gebracht hätte. Nein, das war nichts für Artur und Resi, die kompakte und überschaubare Dinge liebten.
Inzwischen lieferten große bäuerliche Betriebe ihre lt. EU angeblich nicht vermarktungsfähigen Früchte hier ab und konnten plötzlich krumme Gurken und Möhren, natürlich gewachsenes Obst und Kartoffeln prima verkaufen.
Der Renner waren 10kg Kartons aus Pappe mit einem Mix saisonaler Erzeugnisse der Region.
Direktvermarkter merkten jedoch, daß deren extreme Preisvorstellungen hier niemals akzeptiert worden wären und hielten sich zurück, sie blieben außen vor und schauten zu, wie die Kunden des Drugstore ihre Fahrzeuge voll packten und von weit her angefahren kamen..
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Titel: Steinbeißers Drugstore Teil 8
Die Kinder wurden größer und waren sehr unterschiedlich in der Entwicklung, so daß die Eltern nicht wenig Zeit und Kraft investieren mußten, damit alle Vier eine gute Lebenschance haben- das geht wohl den meisten Eltern so. Bald gingen - bis auf den Ältesten auf das Internat und wurden dort optimal gefördert.
Ben, der einzige Sohn war nicht so rege und begann eine Lehre in einem der Lebensmittelketten, ganz in der Nähe, wo er mit dem Rad hinfahren konnte - sehr praktisch! Dort bekam er einen schönen Anfangslohn, den er sehr gut einzuteilen wußte - er sparte auf den Führerschein und sein erstes Auto.
Seine Schwestern würden später studieren, das war allen klar.
Die Eltern wollten von Anfang an den Fokus setzen und haben ganz bewußt "klein klein" gearbeitet und jeden Groschen in den Betrieb und in die Ausbildung der Kinder gesteckt.
Es kam aber, wie es immer ist, irgendwann zu einem Umsatzrückgang, den Artur längst vorher gesehen hat:
Seine alte Käuferschaft wurde immer weniger, die der Schnäppchenjäger und Sammler, die Nachrücker waren junge Familien mit guten bis sehr guten Einkünften, die von beiden Ehepartner erwirtschaftet wurden - das alte Ehe-Modell war ausgelaufen, ganz ohne Frage.
Langsam, aber sicher begannen die Zwei an einem neuen Konzept zu arbeiten und sie planten den Laden um - in einen Direktvermarkter-Sammler mit Drugstore, d.h. speziell für die neue "Bio-Kundschaft" ausgerichtete Angebote, die "fleischfrei", aber durchaus "alternativ" eine neue Form der Ernährung Rechnung trugen - mit ganz speziellen Fertiggerichten zum Gewichtreduzieren, frischem Obst und Gemüse und Biofleisch vom Rind, Schaf und Geflügel und Käse in gehobener Qualität an der Frischtheke angeboten werden sollten. "Luxus-Eier" feixte sie.. Dazu mußte ein kleinerer Anbauten hinter der Scheune die entsprechende Backround-Logistik packen: Ein Kühl- und Gefrierraum, Hygieneraum, entsprechende Personaltoilette etc.
Titel: Steinbeißers Drugstore Teil 9
Die alten Einkaufswagen kamen weg, statt dessen wurden Einkaufskörbe zur Verfügung gestellt - mit Emblem des Drugstore, in modernen bunten Farben. Rundum gehende Wandregale lösten die Paletten - Idee ab und in der großzügigen Mitte wurde eine Art großer Marktstand aufgebaut, nach allen Seiten offen. Hier wurden die frischen Waren der Region präsentiert. Die Frischtheke war mit Fleisch, Käse und auch mit etwas Wurst aus der Region bestückt. Hygienisch verpackt und gekühlt.
Man ließ sich nicht lange Zeit mit der Eröffnung, die Firmen arbeiteten sehr flott und so ging es nach einer Woche schon los mit dem Verkauf. (Die Trockenbauweise hat den Anbau ganz geschwind fertig werden lassen)
Die Ausstattung und das Ambiente waren nunmehr ganz anders als zuvor - gehoben und modern, statt billig war nun eher teuer angesagt. Hier trafen sich moderne Menschen mit ziemlich guten Einkommen, die im Ort neu gebaut hatten oder alte Häuser aufgekauft, entkernt und modernisiert hatten. Das Leben auf dem idyllischen Land, viele mit Reitpferd, manche als Mitglieder des Golfclubs - so hat Resi als "Verkaufsdame" an ihrem Marktstand in der gut restaurierten Scheune mit Dekoration der uralten bäuerlichen Szenerie nicht gegeizt und neue Produkte der Bio-Industrie und auch die der umliegenden Biobetriebe vorgeführt und zum Verkosten gereicht. So lernt man interessante Leute kennen und richtig guten Umsatz machen- nicht durch die Menge, sondern durch hochwertigste Qualitäten.
Das sprach sich schnell herum und bald kamen auch hochwertige Gastronomen, um hier ihre Produkte auf Rechnung einzukaufen, die immer sehr sehr frisch waren. Täglich angeliefert von den Bauern der Region, die nun endlich kein eigenes Personal mehr für die Vermarktung vorhalten mußten und sich mehr um den Betrieb und um die Familie kümmern konnten..
Es ist ein neuer Edel-Markt entstanden, der deutlich über dem Angebot der Supermärkte angesiedelt war und schon wurde aus dem Drugstore schon fast ein Delikatessenladen, nur eben schier regional angedacht. Hier gab es auch Zeitungen und Zeitschriften, gesündere Süßigkeiten und Backwaren als sonstwo. Ein junger Bäcker hat sich der alten Traditionen besonnen und lieferte fortan in einer Qualität, wo sich die Filialisten warm anziehen konnten !
Ben hatte die Lehre längst beendet und war fit für eine spätere Übernahme des Drugstores..
Titel: Steinbeißers Drugstore, der letzte Teil (10)
Die Mädels begannen nach der Schulzeit ihre Ausbildung und Ben übte in seiner Freizeit die Übernahme des Drugstores, weil sich seine Eltern, die gerade das Rentenalter erreicht hatten, zurück ziehen wollten. Irgendwann ist mal gut, so Artur zu seiner Frau - wir nehmen uns die zwei Zimmer hinten raus, wo man nur den schönen großen Garten und die kleine 2. Terrasse hat. Den Betrieb lassen wir den Jungen.
Ben suchte sich eine "Partnerin", eine nette junge Frau, die vom weiter entfernten Biorinder-Züchterhof kam und so waren die Verbindungen zu den Erzeugern sehr flott noch viel besser!
Die beiden jungen Leute wohnten in den Räumen des großen Bauernhofes, die neu hergerichtet wurden und bekamen auch bald Nachwuchs.
Ben machte seine Sache gut und hatte mehr als genug (betuchte) Kunden, die für echte und wahre Lebensmittel eben gerne tiefer in die Tasche greifen. Das Konzept ging auf.
Bald machte seine Lebensgefährtin ein kleines Fitness-Studio im Seitentrakt der Scheune auf, wo man sich gerne traf- denn die Kundschaft war nun eine vollkommen andere als früher !
Man lud als Events Fitness-Trainer und Ernährungsberater ein,
wo jedesmal der ganze Hof voller Leute war..
bald wurden auch spezielle Joggingschuhe - und Bekleidung dazu verkauft, nur feinste Ware versteht sich, sowie Diätkuren und Programme.
Jung und fit war die Devise der neuen Ladenbetreiber - und das taten sie auch auf der Werbung am Einfahrtstor kund.
*** Ende
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