|
Die fiktive Geschichte
"Die bunte Ortsgruppe", eine freilich nur fiktive Story..
Bei geselliger Stimmung gründete man eines Tages an einem sonnigen Frühlingstag,
dort wo die Säfte bekanntlich stärker steigen als
sonst - die Ortsgruppe "Buntes Dammbach"
Die Handvoll junger Leute, die man landläufig als Kirmesburschen oder Kirmesmädchen kennt,
war es nicht, die ist viel später dazu gestoßen.
Zuerst kam eine junge Gruppe von Kirchenanhängern auf den Gedanken,
"doch endlich mal Buntheit zu wagen".
Im Ort war ein Iraner mit seinen zwei Frauen,
der spontan dafür gewonnen werden konnte - die Frauen waren aber nie dabei.
Es kamen immer mehr zur Anwerbung, die ganz aktiv und rege gehalten wurde - mit Tanz und Feiern,
Events und Kundgebungen, mit gegenseitigen Einladungen
und bunten Fähnchen,
Wimpeln und Tischdekorationen auf dem Platz,
der vom Bürgermeister und der Gemeindeverwaltung ausgeguckt worden war:
Der alte Grillplatz der Feuerwehr, dem noch eine kleinere Wiese zugestellt wurde.
Dieser nunmehr öffentliche Ortsgruppenplatz "Buntes Dammbach"
wurde öffentlich eingeweiht und vom evangelischen und katholischen Pfarrer
zusammen
(was schon sehr schwierig war und lange Überredungskünste forderte) zelebriert.
Die Segnung wurde gesprochen.
Nun ging diese Ortsgruppe an den Bau einer Holzhütte,
damit auch bei Regenwetter gefeiert und getagt werden konnte-
die letzte Kneipe im Ort ist schon vor Jahren dicht gemacht worden.
In der neuen Hütte waren Kleiderhaken für die aktiven Mitglieder, wo die "Kluft" aufgehängt war.
Eine lange Satzung wurde in monatelanger Arbeit geschaffen und abgesegnet,
mit dem rechtlichen Status einer "AG".
Die "ehrenamtlichen" Helfer beim Bau und die vielen Spender aus dem Ort,
wo man eine Haus-zu-Haus-Sammlung wagte,
ermöglichten eine geräumige Hütte und das erste Fest,
zu dem alle eingeladen waren, auch die örtliche Presse und der Rundfunk.
Gerade der Rundfunk sollte davon später noch öfter berichten!
Die unterschiedlichsten Menschen der unterschiedlichsten Länder sind in dem kleinen Ort ansässig geworden,
das sollte und wollte man zur Stärkung der Vielfalt nutzen,
so tat einer der Gründungsmitglieder öffentlich kund:
"Ich plädiere für eine herkunftstypische Ausstattung bei den Treffen und Umzügen,
damit wir die Buntheit unserer Ortsgruppe plausibel
repräsentieren können!"
Dem stimmten alle mit großer Begeisterung bei.
Fortan traf man sich mit bayrischem Jankerl und Hütchen,
Kniebundhosen und derben Schnürhalbschuhen, Sari und Kaftan, Turban und Fes,
schwäbischem
Wagenrad-Hut, holländischem Häubchen, Egerländer Tracht,
Dreispitz und wer weiß was sonst noch alles - der Merlin-Hut wurde jedoch abgelehnt,
genau wie den Indianer-
und Cowboy-Schmuck.
Es sollte schon "authentisch" sein, aus der jüngeren Historie des Herkunftslandes der Mitglieder,
so die gestrenge Satzung der
Ortsgruppe.
Diese Satzung prangte fortan hinter Glas im Vereinshaus.
Fürwahr, mit Hilfe der Schneiderin des Ortes und div. Hausfrauen,
mit der Recherche bei G oogle
und mit Eb ay oder A mazon fanden sich entsprechende Ausstattungsdetails,
die der Idee Füße verliehen.
Nun konnte endlich auch nach außen hin "Buntheit" und der Welt gezeigt werden,
wie schön farbenfroh man mitten in Deutschland lebt !
Die Gruppe gewann schnell Freunde und Freundinnen, feierte gerne und ausgelassen.
Wer sich irgendwie dagegen aussprach oder irgendwelche Umtriebe beim Namen nannte,
"hing der Katze die Schelle an" und war somit das Miststück, der Außenseiter,
Querulant oder Schlimmeres - mit diesen alten Übriggebliebenen,
den Ewiggestrigen wollte niemand was zu tun haben.
Ergo war die offizielle Stimmung nicht dagegen, sondern dafür - für das Bunte.
Nun gab es alle 1/4 Jahr mal einen "Bunten Dammbach - Umzug"
mit anschließendem Grillfest mit Tanz und allem was dazu gehört.
Die Truppe mit ihren bunten Kostümen und vor allen Dingen den sehr bunten Herkünften der Mitmacher
war eine kleine Sensation, der sich die
Flüchtlinge und Asylanten
in einigen Teilen angeschlossen haben,
sogar diese rosa Gruppen, wie man sie sonst nur in den Groß-Städten sieht,
waren gleich mit dabei.
Ein Karnevall ist dagegen farblos gewesen und das Presse-Echo war dementsprechend.
Anschließend durften die Anwohner des Ortes den Unrat von der Straße und aus den Vorgärten räumen.
Durch die Zahl der Übergriffe (alle denkbaren) sann man auf eigene Ordner,
die bestimmte Leute auf die Benimmregeln hinwiesen,
manchmal mit
etwas Gewalt und Polizei-Einsatz.
Aus vielen Nachbar-Orten kamen die Schaulustigen und.. spontane Mitmacher,
so daß der Zug alle Straßen verstopfte -
bald wurde amtlicherseits dem Treiben der Umzüge ein Ende bereitet und nur dem Ortsverein
und dessen Mitgliedern und Angehörigen
das Versammlungsrecht auf dem
Gelände zugebilligt.
10 % Dammbachs machten stets mehr Krach als die restlichen 90% - warum?
Weil es immer dieselben Leute sind, die zu Buntheit neigen.
(Und besonders laut feiern, saufen und raufen.)
Als dann der Opferstock eine der Kirchen geplündert wurde
und einem jungen Mädchen auf dem Weg zu Schule zugesetzt wurde,
kam man ins Grübeln und überlegte:
Was wohl die Ursachen sein werden, fragte man sich beim "bunten Stammtisch"-
bis langsam aber sicher der Verdacht auf bestimmte Vorbehalte fiel,
der den Neubürgern zukam, nicht den alteingesessenen Bewohnern.
Mal paßte diese Freiheit nicht, mal jene,
sie schielten auf die Frauen der Nachbarn - während deren Frauen daheim bleiben mußten.
Und wenn sich mal eine auf ein solches Treffen wagte-
vermutlich nur aus Unerfahrenheit -
bekam sie beim nächsten
"Gottesdienst" kräftig die Leviten gelesen.
"Man muß sich schämen", die "Familienehre" wird "beschmutzt",
wenn deren Frauen mit den Einheimischen Kontakt hatten- und ähnliche Dinge wurden geraunt.
Einige Mitglieder und besonders Mitläufer der Umzüge
waren schnell mit wüsten Drohungen bei der Hand- und das Messer war locker:
Schlimmer untereinander, als gegen die Einheimischen gerichtet.
Die Mädels wurden grundsätzlich als "Freiwild" angesehen,
während die jungen Frauen der Neubürger "tabu" waren-
das mußte ja zu
üblen Spannungen führen !
Eines Tages kamen einige Mitglieder nicht mehr und gaben zur Antwort:
Der Geistliche will das nicht, weil wir doch neuerdings in die Kerngemeinde gehen,
wo die neue Gebetsstätte gebaut wurde.
Seine Gemeinde solle sich ausschließlich nach "Gottes Gebot" richten -
andernfalls wettere er heftig.
Auf Nachfrage bei den christlichen Pfarrern, die das Vereinsheim geweiht hatten,
kam nur ausweichende Rede, wie gegen den Wind gesprochen.
Die Kommune wollte sich zu "privaten Dingen" nicht äussern.
Eine Weile ging der bunte Verein weiter,
dann lösten sich immer mehr Leute aus der Gruppe -
irgendwann war das Vereinshaus an den
Kaninchenzüchterverein gegangen.
Die Bevölkerungsmehrheit, die heimisch war oder sich so verhielt, atmete auf,
weil dieser ständig drohende "Ausnahmezustand" vorbei war,
der bei diesen Festen immer wieder aufflackerte.
Ab und zu fragten sich die ehemaligen Mitglieder und auch die Bewohner Dammbachs schon,
warum dieses Vorhaben einen derartigen Schiffbruch erlitten hatte.
Ist es die Zeit, sind es die heutigen Menschen oder
sind es diejenigen, welche manche Politiker pauschal als "Wutbürger" bezeichnen?
Ist diese Geschichte tatsächlich nur fiktiv oder schon mehr?
|
| | |