Kartuschen - Thema: Alter Schlitten
Meine Güte, ich habe doch in der vergangenen Nacht
von unserem alten Familienauto geträumt,
das noch vor der Katalysator- vor der ABS- und vor der ESP-Zeit war!
Noch so richtig mit Choke links neben dem Lenkrad,
noch ohne Servolenkung und "nur" mit 4-Gang Handschaltgetriebe.
1300ccm und 60 PS, Elektro-Lüfter, Ponton-Form, einem riesigen Kofferraum (Angesichts der heutigen Verhältnisse)
und viel Platz im Innenraum,
viel Bein- und Ellenbogenfreiheit.
Die äußere Länge und Breite war 4,05 x 1,60mtr -
also geringer als die heutigen Autos.
Der Wagen war viel leichter als die heutigen Autos,
lief souverän und stabil, konnte mit einem Finger
gelenkt werden
und zog ruckfrei im großen Gang gemütlich den Hang hoch
und hörte nicht auf zu beschleunigen.
Mit Register-Fallstromvergaser, dh. bei der Hälfte des Gaspedals
spürte man einen leichten Widerstand.
Wenn man damit eine halbe Stunde auf der Autobahn fuhr,
mit eben dieser 1. Registerstufe, wurde der Wagen plötzlich
leichtfüßiger und fuhr schneller.
Der Verbrauch bei vorausschauender Fahrweise war 5,5-6,5 Ltr auf 100km Superbenzin.
Das Fahrwerk war richtig sicher, trotz seiner 155er Reifen.
Konzeption war Heckantrieb und Frontmotor,
was ein optimales Gewichtsverhältnis bildete.
(Classic Car)
Der optisch kleine Motor rief ruhig wie ein Uhrwerk, kaum hörbar.
(Noch als "Stoß-Stangen-Motor", dh. mit Stößeln statt obenliegender Nockenwelle)
Bereits mit elektrischem Kühlerventilator und Servobremsen,
vorne Scheiben, hinten Trommeln und Bremskraftregler.
Die Bremsen waren ausgezeichnet und griffen bissig zu.
Die Fahrstabilität war von mir mit 1a benotet -
an den Ampeln hat er sich sehr ungern überholen lassen,
selbst vor einem "Alfa" hatte er keinen Respekt..
(Der Werkstattinhaber fuhr mit diesem Typ Motor,
der noch von dem Vorgänger Corolla stammte -
Rennen in der
1200ccm Klasse mit vielen Pokalen)
Wir sind damit 225.000 Kilometer mit 1. Motor und 1. Kupplung gefahren,
darin waren 1-2x im Jahr
lange Fahrten
mit dem 850kg Wohnanhänger und Dachgarten gewesen.
Danach konnte der Wagen noch gut verkauft werden!
(Weil die Motorisierung günstig im Unterhalt war)
Der Anhängerbetrieb war freilich
energieintensiv,
11-14 Liter, trotz riesigem Spoiler.
Ich denke, dass dieser neongrüne und mit hellbrauner Innenausstattung
versehene Wagen der beste war,
den ich je gefahren habe.
Seine große Stärke war im Winter!
Eine Eisenplatte von 50kg Gewicht lag im Kofferraum,
sehr
grobstollige Vredestein Winterreifen waren aufgezogen -
zusammen mit einem VW-Baubus und einem jap. Geländewagen
bildete er die Spitze auf den Taunus - Pendler-Touren
nach Frankfurt..
Mit den heutigen Rost-Vorsorgetechniken
und mit einem haltbareren Auspuff wäre das noch heute ein echtes
Traumauto für Leute, die fahren gelernt haben.
***
Nur 10.000 DM hat der Wagen damals gekostet
und war dabei ein echter Hingucker mit "italienischem Design",-
klar gezeichnet ohne Buckel und "Käseecken", schon mit getönten,
wärmedämmenden Scheiben.
(Ein zu vergleichendes Auto hätte aus deutscher oder
ital. Produktion gut 1,5 x so viel gekostet,
damals wollten die Japaner auf den Markt..)
Damals war eine 1600ccm Variante mit "Fließheck"
und eine Kombiversion auch mit 4 Türen lieferbar,
ich hatte aber nur das Geld für den "Sedan"
in einfacher 2-türiger Ausführung.
Wichtig war die Familie und nicht das Auto !
Ohne Elektronik-Mist und ohne Multimedia oder Telefon im Auto..
..dafür war das Fahrzeug mit der Handbremse
in extremen Wintersituationen beherrschbar.
Der dann folgenden Golf II - wieder die einfache Ausstattung
mit 1300ccm und 55 PS war tapfer und sehr haltbar,
aber kein Auto, sondern eine polternde Krankheit,
die sich wie ein alter Laster manövrieren ließ -
obwohl er im Winter prima lief und ebenso wenig Sprit brauchte
und fast rostfrei war- aber
die seltsamen Werkstätten nervten !
(Auch diesen Karren haben wir mit ähnlicher Kilometerleistung
noch recht ansehnlich
verkaufen können)
Damals waren die Inspektionen noch häufig, so alle 10.000 km.
Der Golf II war die erste Sorte Auto,
die sich beim Anfahren anstrengen mußte,
es kam kaum die Garagenauffahrt hoch, nur mit etwas Schwung,
sonst
ging der Motor aus, so wie das bei allen modernen Wagen ist..
(Beim Toyota kein Problem dort anzufahren, selbst mit Last nicht - das war eben die vor - der - Katalysator - Zeit)
| |
| |
| |