Was gibt es hier zu sehen?
Altenhof XIV
Jessi sah hinab ins Tal, streichelte gedankenverloren den dicken Pit und fragte,
wie beiläufig:
Darf ich den Pit ab und an besuchen?
Selbstverständlich, kam es wie aus einem Munde von den Beiden -
bei uns ist nicht abgeschlossen,
wenn noch etwas auf dem Herd steht, kannst du dir gerne nehmen.
Meinte Anna wie nebenbei.
(Junge Männer haben immer Hunger)
Ich freue mich schon auf die Arbeit, das wird wunderbar werden!
Mit diesen Worten verabschiedete er sich und ging mit selbstgeschnitztem Stock und Bündel hinab zum Bauern.
Versonnen sahen die Beiden dem Jungen nach.
"Er wird seinen Weg machen, da bin ich mir sicher!"
Meinte Anna, neben Benni auf der Bank sitzend- selbst Pit schaute hinterher.
Der Klärteich!
Wir wollen den Klärteich sehen, riefen zwei ältere Frauen
in alternativ schlampiger Tracht,
wir kommen von der unteren Wasserschutzbehörde und müssen bei ihnen etwas kontrollieren.
Kein Gruß oder freundliches Wort.
Diese Frauen nahmen Proben hier und da,
kontrollierten das Wasser in der Küche, ließen ein Prospekt da und ein paar Telefonnummern.
Diese seltsamen Frauen waren zu keinem persönlichen Wort bereit
und hatten echte Leichenbitterminen aufgesetzt, wie ein Protestantenprediger von früher.
Der Pit brummte tief und vernehmlich - vermutlich haben sie sich deshalb fix wieder verkrümelt.
Benni meinte nur noch, daß die Anlage genau so funktioniert, wie im Internet angegeben, perfekt und geruchsfrei.
Das Sickerwasser ging nicht in die Oberflächengewässer, genau wie gefordert.
Ein paar Tage vergingen und nochmal kam jemand vom Amt,
diesmal mit einem Transportfahrzeug,
in dem eine mobile Laboreinrichtung war.
Die beiden Männer waren schon deutlich freundlicher und erklärten auf hartnäckiges Nachbohren nur,
daß man keine nennenswerten Keime gefunden habe -
das hat die ersten Kontrolleure stutzig gemacht und eine Nachuntersuchung anberaumt.
Unsere Beiden schüttelten die Köpfe, der Hund rollte sich unter der Bank zusammen und schlief ein.
Ein gutes Zeichen!
Bald ging die Schiebetür des Wagens wieder auf
und einer der Männer kam heraus, während der andere in den Rechner eintippte.
"Wußten sie, daß bei ihnen der Sauerborn die Küchenwasserleitung speist?"
Ja, das war uns klar.
Was ist denn mit dem Wasser?
Hier habe ich den Bericht für sie:
Typ:
Natrium - Calcium - Hydrogencarbonat - Chlorid - Säuerling Mineralstoffzusammensetzung:
(mg/l )
Natrium607Kalium22,1Magnesium75,9Calcium181Eisen6,6Chlorid624Sulfat9Hydrogencarbonat1.452,20CO2gelöst2.043,52
Gesamthärte des Wassers 42,8°
dHAnalyse nach der Mineral-und Tafelwasserverordnung durch das Institut xxx
Das heißt, sie können das Wasser verwenden,
müssen aber eine Wasseruhr vorschalten lassen, damit die Gemeinde ihr Geld bekommt..
..der Klärteich ist wohl vorbildlich gelungen und funktioniert.
Wie? Das ist doch von der Quelle auf unserem Grund?!
Ja, das ist so, aber letztlich unterliegt alles der staatlichen Gemeindeverordung
und da muß jeder zahlen.
Ihr Beitrag wird nicht so hoch sein,
als wären sie am Wassernetz angeschlossen, aber Hälfte des regulären Wassergeldes
wird das schon sein, die sie bezahlen müßten -
zusätzlich zu der Analyse und den Untersuchungen,
die alle 5 Jahre gemacht werden müssen.
Wenn sie die Kosten umlegen, ist es genau so,
als würden sie regulär Wassergeld bezahlen.
Wir sind der Allgemeinheit verpflichtet,
das müßte ihnen als Kommunalbediensteten klar sein.
Freilich, das verstehen wir.
So, hier ist der Bericht und morgen schon kommt einer vorbei, der die Wasseruhr einbauen wird.
Danke für ihr Verständnis und
auf Wiedersehen.
Na, das waren aber fixe Jungs!
Am nächsten Tag hat Anna lieber nochmal bei der Gemeinde angefragt,
ob das denn alles rechtens sei und bekam zur Antwort:
Eigentlich gibt uns der Altenhof kaum etwas an,
dieses Land ist nur in den ganz alten Unterlagen aufgeführt und das mit Wasserrechten,
ihr braucht nichts zu bezahlen und auch keine Wasseruhr.
Ab und an wird von uns - oder von der unteren Wasserschutzbehörde kontrolliert,
daß keine gefährlichen Keime
sind, das kostet alle 5 Jahre
gut 2 x 40 Euro plus Gebühren und MWSt, also ca 120 Euro.
Das geht doch - oder?
Wie auch immer diese Kontrolle angeregt worden ist,
meinte Benni zu seiner Frau, ganz koscher waren die beiden "Damen" nicht.
Sie kicherte und meinte:
Das werden wohl "Schwestern" gewesen sein.
Ach, meinte Benni- sind das nicht gleichgeschlechtliche Männer,
die man so nennt?
Frag' mich nicht, mir ist das alles zu akademisch..
sie lachten herzhaft.
Es ist wie es ist, es kann der Friedlichste nicht in Ruhe leben,
wenn es dem - ja wem eigentlich - nicht gefällt!?
Der Tag ging zu Neige, wie gewohnt fielen den Beiden recht früh die Augen zu.
Arbeit mit der Hand macht eben müde.
Jessi kam kurz vorbei, um die Reste der Hühnersuppe zu sich zu nehmen..
dabei berichtete er immer kurz, was auf dem Bauernhof los war.
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Altenhof XV
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