Was gibt es hier zu sehen?
Altenhof XI
Die Entspannung ist in der Herbsteszeit
eine ganz besondere, die Blätter hier am Wald
färben sich,
die Luft ist noch lau und die Gaben der Natur sind eingefahren.
Viele Gläser
Obst und Gemüse sind eingeweckt,
ebenso eine Menge Hühnersuppe,
denn die Hühner kommen
zum Ablegen und sind dann nur noch Futtergänger.
Die Küken sind schon recht flott unterwegs
und entwickeln sich prächtig.
Es ist eine Freude dieses Treiben mit anzusehen.
Die Beiden haben sich schon mit genügend Arbeit für die dunkle Zeit ausgestattet,
wo sie zusammen -zwar nicht am Kamin,
so dennoch am heimischen Herdfeuer sitzen werden.
(Wenn die Feuerklappe offen ist, hat man quasi einen Kamin-Effekt gratis,
mit dem Vorteil des besseren Abzugs und gleichzeitiger Kochmöglichkeit.)
Die Schafe wurden vor dem Winter verkauft,
weil nicht genug Heu für die langen kalten Monate
vorrätig war.
Der Bauer hatte genügend Kühe und so
gab es immer frische Milch
und bald machten sie wieder Käse, guten Käse,
denn die Übung war ja durch
die Schafskäseproduktion vorhanden.
Wer das einmal gemacht hat, bekommt das wieder hin.
Aus der Bücherei hat Anna immer neue Bücher mitgebracht,
so brauchte man diese schon mal nicht zu kaufen.
So sinnierte sie gerade über ihr Leben nach,
das so wunderbar in ruhigsten Bahnen verlief,
ganz anders als sie das aus ihrem Elternhaus gewohnt war.
Zufriedenheit ist keine Frage des Standes
und des Einkommens und des Glaubens,
sondern kommt von innen heraus.
Werde eins mit der Natur..
Benni kam mit einem Krug Wein aus der Tenne,
legte einen Deckel darauf,
damit sich keine Fliege
im Brustschwimmen versuchen möge
und stellte zwei kleine einfache Gläser dazu.
Dann holte er das Brot aus
der Backröhre und legte dieses auf ein Brett zum Abkühlen.
Gute selbstgemachte Butter aus der Milch vom Bauern,
ein wenig Käse, etwas geräuchertes Hühnerfleisch
oder selbstgemachtes Mus - für jeden etwas.
Pit wuffte und kündete einen Besucher an, der sich in respektvoller Entfernung vor dem Tor aufhielt.
Anna zog ihre Schafswolljacke über und ging mit der Laterne an das Tor - und rief:
Wer da?
Zwei ältere Schüler waren es,
mit Wanderklamotten, die sich verirrt hatten und hier die letzte Chance
sahen,
irgendwo übernachten zu können.
Kommt doch rein und legt eure Sachen hinter der Haustür ab - ihr habt doch bestimmt großen Hunger?
Und wie, riefen die beiden Jungen wie aus einem Mund,
wir sind einen Alternativ-Pfad gegangen und haben uns
von der Gruppe entfernt -
wir wollten diesen Weg auf der Karte nachtragen und dabei sind wir irgendwie
falsch abgebogen..
Ja, meine Benni, oben auf dem Berg holzt gerade der Forstbetrieb und da kann es passieren,
daß der
Weg nicht mehr zu sehen ist,
wenn so ein großer Baum mit 20-30mtr breiter Krone umfällt.
Wo können wir uns mal geschwind waschen?
Anna holte den Zuber, zog den Vorhang zu - zeigte denen den Schöpfbecher und das Wasserschiff, wie man damit umgeht.
Wie nebenbei hängt sie mit geübter Hand die nassen Klamotten der Buben am Gestell
über dem Herd zum Trocknen auf,
geschickt in Wurf gebracht,
wie das so die Hausfrauenart ist.
Die Jungen staunten sehr, wuschen sich kurz,
steckten ihre Haare unter den primitiven Hahn über dem Spülstein,
schimpften über das kalte Wasser und wollten schon nach einer Katzenwäsche aufhören.
Deshalb bekamen sie
von Anna die Köpfe mit warmem Wasser aus dem "Schiff" gewaschen - und ein Handtuch gereicht.
Sie zitterten wie Espenlaub,
als sie sich entkleiden mußten und von Anna gründlich abgeschrubbt und abgerubbelt,
jeweils
die Brust mit Erkältungssalbe eingerieben
und in dicke Decken gewickelt,
und an den Tisch gesetzt wurden.
Jeder bekam ein Wärmekissen -
ein heißer Backstein in einer dicken groben Häkelhülle auf den Schoß gelegt
und ein trockenes Tuch um den Kopf gebunden, die Füsse in dicke Stricksocken aus Schafswolle gesteckt..
Hier gab es ein paar Tassen heiße Milch mit Honig, damit sie wieder warm wurden und danach gab es
ordentlich zu futtern -
dabei sagten sie per Handy dem Gruppenleiter wo sie steckten und daß er sich
keine Sorgen machen solle, hier seien sie gut aufgehoben.
Anna und Benni wunderten sich:
Wie paßt das alles in die kleinen Mägen?
Jungen können unglaublich zulangen!
Einer meinte:
Wo ist denn euer Fernseher?
Benni stand auf und öffnete das Fenster..
..alle lachten.
Der Abort ist hier hinten - und Benni zeigte nach draußen.
"Abort"?
Ach, sie meinen die Toilette?
So etwas haben wir nicht, feixte Anna, so modern sind wir nicht !
Die Jungen bekamen ihr warmes Lager in der Küche aufgeschlagen,
nahe am Herd - und sie schliefen
auf Heusäcken und unter den Decken,
die sie schon umgewickelt hatten.
Noch eine kurzer Hinweis darauf, nicht die Ofenklappe zu öffnen, damit kein Brand entsteht.
(Die Kinder wissen heute nichts mehr, so meinte sie leise)
Noch eine Tasse heiße Milch und bald waren sie entschlummert -
der Pit hielt Wache unter dem Tisch.
Ab und zu hatte er eine Hand auf sich liegen, auch wenn der Träumer zuweilen etwas aufschreckte,
als er sich klar wurde, wo seine Hand lag:
Auf dem riesigen Pit.. der andere Knabe fand die Katze am Morgen neben sich liegen..
Die beiden Almler grinsten und freuten sich, die Jungen versorgt zu haben.
Langsam und still entzündete sie den Herd, bald war ein dickerer Scheit aufgelegt
und das alte Ding strahlte eine enorme Hitze aus.
Weiter gehts zur Folge XII
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