Was gibt es hier zu sehen?
Altenhof VII
Und was waren die Beiden müde nach ihrem Treiben auf dem Hof,
hundemüde sanken sie in die wunderbaren
Stroh und Heu - Wäsche,
die nach Wiese duftet.
Ohne Strom lag der Altenhof im Dämmerlicht, in einer urzeitlichen Stille,
als ein Auto vor das Tor gefahren kam und
in das Zimmer
ein Kreuz an die Wand projezierte - das Fensterkreuz..
Dann klopfte es an die Tür und davor standen Annas Eltern, unangemeldet und unerwartet.
Die Beiden waren längst im Schlafanzug,
die Kerzenlaterne flackerte ihren Schein auf das gefundene Buch,
aus dem Herd drang der Feuerschein,
auf der Platte stand ein Rest Essen,
warmer Kartoffelsalat..
dieser wurde den Gästen gereicht,
zusammen mit frischer warmer Milch.
Die Unterhaltung war nicht sonderlich erfreulich,
weil die Eltern ganz und gar und vollkommen
anders eingestellt waren,
als ihre Tochter oder als Benni.
Es waren Erfolgsmenschen, denen nichts gut
genug war,
nichts ausreichte und niemand genügte.
Die beiden Altenhofbewohner gaben sich leise Zeichen und taten,
als hätten sie ihr Leben lang
im 18.Jhd. gelebt und nicht in der Neuzeit.
Man sprach in der 3. Person und gab sich generös und altertümlich in allen Sitten.
Das war denen zuviel, sie fühlten sich verschaukelt
und so fuhren die Eltern wieder nach Hause.
Ihren Umerziehungsversuch in Richtung "must have" haben sie aufgegeben.
Solche Leute lernen nichts, da ist der Infarkt praktisch unausweichlich,
wenn die so weiter machen
wie bisher, meinte Anna.
Die wollen es aber auch nicht kapieren,
daß auch sie nur ein Leben haben,
ein einziges Leben.
Und hast du gehört, wie die von meinem Bruder geschwärmt haben,
der mit seiner
Arztpraxis 30.000 Euro im Monat verdient
und der einen dicken Porsche fährt?
Benni zuckte mit den Achseln, seine Eltern waren irgendwo auf Weltreise,
wo die gerade waren,
wissen die Götter.
"Mit dem Porsche würde man auf unseren Hof
wohl nicht fahren können, dafür sind die Wege zu schlecht"
Man nickte sich verschmitzt zu.
Die verbraten die Lebensversicherungen,
sonst haben die nichts mehr auf der hohen Kante,
meinte er trocken.
Suum quique.
Mit diesen Gedanken wollten sie nicht ins Bett gehen
und so besannen sie sich auf
das gute alte Kartenspiel bis sie müde wurden -
als es draußen an der Tür kratzte.
Du liebes Lieschen, wir haben Geister, was tun wir nun?
Benni holte sich den Stock, öffnete die Tür und.. ein mächtiger Zottelhund kam in die Küche,
schaute sich um und legte sich mit einem hörbaren Plumps unter den Tisch.
Den Hund kenne ich, meinte Anna,
der ist meinen Eltern, die wollten "das Vieh" schon gleich los werden
-
man darf davon ausgehen, daß der Pit ein Geschenk für uns sein soll..
der Hund war ein Geschenk meines Bruders an die Eltern -
ein Welpe und als er erwachsen und richtig
groß wurde,
war der Hund lästig und verursachte Haare in der Wohnung.
Benni meinte: Na Pit?
Der Hund hob müde den Kopf und sah ihn an, dann versank er in einen tiefen Schlaf.
Am anderen Tag gab es Hühnersuppe, immer dann,
wenn eines der Hühner nicht mehr legen wollte,
was
nach etwas über einem Jahr der Fall ist.
Bei diesem Geruch aus dem Suppentopf
war der Pit freilich nicht
mehr interessiert nach draußen zu gehen.
Er lag wie festgenagelt vor dem Herd.
Es war Samstag und beide Bewohner hatten frei.
Benni erzählte einen Witz aus der Schulzeit:
"Der Lehrer fragt Karlchen. Sag mal Karlchen, ihr habt doch einen Bauernhof- wann gibt es bei euch Hühnersuppe?
Karlchen: Immer wenn das Huhn oder der Bauer krank ist, Herr Lehrer!"
Den allernötigsten Einkauf vom kleinen Supermarkt hatte Anna schon am Vortag mitgebracht
und
in den "Kühlschrank" getan:
In der Küchenecke war zur Tenne hin ein Wandschrank, der durch
die dicken Lehm- Wände
immer gut frisch hielt, auch ohne Strom.
Die Lüftungsschlitze ließen die Luft geschickt
zirkulieren.
Dumm waren die Erbauer des Altenhofs nicht, staunte Benni,
der diesen Schrank noch gar nicht entdeckt hatte.
Beim Streichen der Füllungen ist seiner Frau das Versteck aufgefallen.
Hast du die entsetzten Gesichter meiner Eltern gesehen, feixte sie..
Ja, oh Mann, die waren fertig und froh, als sie wieder zum Auto gingen.
Die werden deinem Bruder einiges zu erzählen haben!
Das ist mir egal, murmelte sie leise, eher zu sich selbst.
Die Nacht brach an und man ging ins Bett,
der Hund blieb unter dem Küchentisch, wo nun
seine Decke war.
(Er meinte die Suppe bewachen zu müssen)
Das Licht wurde ausgeblasen und bald hörte man nur noch leises Brummen im Haus,
die Hühner scharrten ab und an ein wenig, die Schafe gaben mal einen Ton von sich,
der Kautz rief entfernt.. der Mond stand über dem Haus wie eine unheimliche Laterne.
Die Beiden feixten:
Wir sehen noch viel besser aus in unserem Bett,
wenn diese "Laterne" durch das Fenster scheint.
Ohne Sorgen und Nöte schliefen sie seelig ein.
Hier gehts weiter zu Folge VIII
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