Das Dorf an sich erfindet sich neu; aus einem bäuerlich - handwerklichen Gepräge heraus über die Pendler Schlafstätte mit vielen Leerständen über die neu entdeckte grüne Wohnlandschaft mit hohem Freizeitwert für die ganze Familie: In der Stille unserer Natur im Taunus und Westerwald ist noch so viel an Ursprünglichkeit und Besinnung vorhanden, daß man "runter kommt" und die Nachrichten vergißt. Wie klein sind die Häuser von den Höhen, wie klein erst die Menschen, die sich so wichtig und unentbehrlich wähnen! Das Auto ist sicher geparkt, die Wanderschuhe sind geschnürt, die Rucksäcke angezogen - die Karte in der wetterfesten Schutzhülle zeigt den Weg, der zuvor sorgsam ausgearbeitet wurde. Wir achten auf die Fließrichtung des Flüsschens, auf evtl. Verwechslungsmöglichkeiten (Das haben wir unterwegs schon ein paarmal erlebt- zum verwechseln und nur um die nächste Waldecke.) des vorgedachten Weges- Natur ist Veränderung und schnell schaut ein Weg wie ein Pfad aus, neue Wege kommen dazu, alte Pfade wuchern zu - mal fehlt ein Schild, mal ist eine Bebauung hinzu gekommen. Wenn die Marschrichtung klar ist, geht es unbeschwert los - bergauf, bergab, steile Pfade, breite Wege, über Straßen hinweg durch Feuchtgebiete. Wer keinen Lärm macht, sieht auch Wild grasen und hört die vielen Vogelstimmen. Lange Steigungen inmitten der Wälder, schnurgerade zuweilen, dann wieder mit Halteseilen am Hang. Mal entdeckt man einen Aussichtsturm, der schon mal 48 Meter hoch sein kann - ganz aus Holz gebaut mit toller Aussicht. Ganz selten treffen wir auf Menschen, meistens Waldarbeiter - dann kommt eine Bank am Waldrand oder auf einem Felsen - die zur Brotzeit einläd. 2,5 Stunden, dann sind 10 Kilometer geschafft- Halbzeit! Das Handtuch wird ausgelegt, der Rucksack geöffnet- der Brotbeutel und die Flasche Wasser an die Seite gestellt. Selbstgebackenes Brot hält vor, macht satt und zufrieden - ob mit Erdnusskreme, Käse oder Wurst belegt. Dazu gibt es ein Gürkchen oder Tomaten, wenn die Zeit ist und ein "Wanderei". Der weitere Weg ist meistens ein anderer nach dieser Rast, wir planen am liebsten Rundwege mit 20 Kilometern, das ist nicht zuviel, aber auch nicht zu wenig. (Ohne Blasen oder allzuviel rote Stellen an den Beinen, wo die Hosen heiß reiben) Auf diesen Wandertouren kann man über alle möglichen Dinge nachdenken, reden oder einfach die Seele baumeln lassen. Einsame Gehöfte, verfallene Gebäude aus alter Zeit, so manche ehemalige Mühle, Burg oder Brunnen, Tagebau-Gruben und Steinbrüche, kleine Dörfer mit historischem Ortskern, verwunschene uralte Bruchstein-Brücken, Stollen-Eingänge, ehemalige Grubentrassen, Teiche, Moore und Tümpel - Höhenwege und Quellen und.. alte Kaugummi-Automaten an stillen Winkeln der Orte. Altvater Goethes Spuren, Hinweistafeln, Obst- und Weinbau, weite Felder, Freiherr vom Steins Geburtsort, Schluchten, Furten und Aussichtspunkte - ab und an auch Begegnungen mit netten (nur alte Einheimische) Leuten in den kleinen Dörfern, die gerade ihrer Beschäftigung nachgehen und immer zu einem Plausch bereit sind: Die Pendler sind weg, die Alten machen den Garten oder werkeln ums Haus herum. Die Läden des Dorfes sind schon lange geschlossen, zugunsten von kleineren Supermärkten, die im nächstgrößeren Ort angesiedelt sind. Das Thema "Dorf" erfindet sich neu, von der aussterbenden Wohnlage oder Schlafstätte zur Vorzugswohnlage im Grünen mit immer besserer Verkehrsanbindung, was auch die Telekommunikation anbelangt, der Schlüsseltechnologie für die Arbeit zuhause, welche eine Neuerung erlebt. Die Zeit ändert sich eben, wie die Natur ein ständiger Wandel ist. Der Mut, diese einfache Erkenntnis zu akzeptieren, wächst inzwischen. Ab und an sehe ich altes bäuerliches Gerät an uralten Scheuen, alte Traktoren und noch viel Fachwerk - was meine "Motivklingel" antreibt. Kinder stehen an der Bushaltestelle, Autos fahren vorbei - die Blicke der Passanten sind eigentlich immer interessiert und auch ein wenig neidisch, wenn wir gemeinsam, mit unseren Rucksäcken in flottem Schritt die Orte durchqueren. So ein Strohhut ist noch immer "heimisch" und wird gerne gesehen.. Die Neubaugebiete sind gegen die alten Ortskerne oder die Bebauung der 20.-60. Jahre tröge, deshalb meiden wir diese Gebiete und freuen uns auf die Feldwege, die auf den nächsten Wanderpfad weisen.. wo ist gleich das Wanderzeichen angebracht - suchen, auf der Karte abklären und weiter geht's ! Oft muß man improvisieren und die Wege praktisch "neu erfinden" - "Sackgassen" oder Irrwege sind dabei fast immer zu bewältigen. Kein Problem, Wanderer haben Zeit - wieder ein kleiner Plausch über den Zaun, wo sich das Gegenüber an der Hacke oder Rasenmähergriff fest hält und total frei und ohne Hemmnisse über dies und das spricht; man kennt sich nicht, wird sich vermutlich nie wieder sehen - und das öffnet die Herzen: Immer wieder erfahren wir, daß sich Fremde abschotten und fremd bleiben wollen. Immer wieder erfahren wir einiges über die Menschen, wir hören von ihren Lebenserfahrungen, politischen Meinungen und Bemerkungen zur Zeit. (Als hätten wir ein Schild umhängen: Ich diskutiere über alles!) Das gute Gefühl dabei ist die Übereinstimmung, daß wir nicht alleine sind in unserer Meinung. Wir trafen -zum Beispiel- eine ältere Frau in Hergenroth im Westerwald, wo Hund und Katz vor ihrem Häuschen zusammen spielten - ein sehr seltener Anblick, der uns das Szenario betrachtend innehalten ließ. Es folgte ein längeres Gespräch, in dem sich herausstellte, daß wir es mit einer Geschichtslehrerin der Montessori-Schule zu tun hatten... (Das ist zu dieser Zeit genau meine Beschäftigung gewesen, als meine Seiten Geschichtliches entstanden sind.) So lacht man letzten Endes gerne, wünscht sich einen guten Weg und Gesundheit. Alle Seiten haben dieses aufmunternde Gespräch gebraucht! Wie eine Medizin aus uralten Tagen. (Übrigens waren dumpfe Leute immer nur junge Studierte, niemals solche, die hauptsächlich die Bildung des Lebens erfahren hatten) Ob wir nach 5 oder 6 oder 7 Stunden am Auto sind, spielt eigentlich keine Rolle. So spürt man Leben, fällt am Abend müde ins (eigene) Bett - ohne sich über die Nachrichten aufzuregen, an denen man sowieso nichts zu ändern vermag. Nachtrag 2022: Inzwischen sind auch alte Häuser begehrt und gehen weg, wie warme Semmeln.. da kann man wieder mal sehen, wie lange diese Seite schon im Web steht! *** Wieviel Kalorien "verbrennt" (oder besser: verbraucht) man beim Wandern? In 2 Stunden wären das 860 Kalorien, berechnet für eine 72kg schwere Person. Ich denke, daß 1000 Kalorien im Mittelgebirge locker drin sind. |
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