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Reihenweck 26


Ein fiktiver Blick in die Zukunft oder nur Schwarzmalerei?

Michel war gerade in der Schulklasse, die sich vom 1. bis zum 8. Schuljahr nur durch die Lehrinhalte
und die Hausaufgaben unterschied.
Der Klassenraum war derselbe, für die Kleinsten, die auf ihren Schiefertafeln kratzten
und für die Großen, die sich mit den ersten Matheaufgaben abquälten,
was man "Rechnen" nannte.

Draußen war es hell, ein sonniger Tag im Märzen und man hörte die eisenbereiften Räder
und die Hufe der Ackergäule auf dem Pflaster schlagen.

Die Frühjahrsblumen vor den sauber rausgeputzten Häusern verbreiteten einen frischen Duft,
der nur durch den Dung und von Pferdeäpfeln auf dem Weg umrahmt wurde.
Ein Fenster des Schulraumes war ein wenig geöffnet, damit die schwere Schwüle aus Schweiß und Kreide und Radiergummi
und den Gasen des ewig rußenden Kanonenofens mit seinem langen Ofenrohr entweichen konnte.
Der Lehrer war schon älter, hatte immer eine an beiden Ellenbogen geflickte Jacke an und seinen
dünnen Weidestock auf dem Pult liegen - neben einem Buch und einigen Notizen.
Überhaupt war die plötzliche warme Frühjahrsluft ein Grund, weshalb die Kinder öfter dem Fenster hinaus schauten -
weil die Vögel sangen, die Dorfbewohner zuweilen laut über die Straße miteinander sprachen,
zwei Hunde stritten sich um das Wegerecht einer dicken Katze, die wiedereinmal schneller war.

Hämmern und Schlagen, zischende Laute kamen aus der unweiten Schmiede herüber,
der Hahn krähte ohne Unterlaß - warte nur, bald kommst du in die Suppe, so dachten wohl einige Schüler,
die sich eigentlich auf den Aufsatz konzentrieren sollten, der über die Deutsch-Note entscheiden könnte..
..die mündliche Mitarbeit war indes immer ein Ausgleich, desgleichen das Rezitieren aus der Heiligen Schrift
oder das Aufsagen auswendig gelernter Gedichte.

Die Bänke mit ihren eingelassenen Klappen für die Bücher und das Griffelkästchen, den Haken an der Seite
der Tische, an welchem die ledernen Schulranzen hingen, die hochklappbaren Sitze, die Landkarte an der Wand,
die Tafel neben dem Lehrerpult, der Abfalleimer und das kleine Handwaschbecken, das Holzbrett mit den
gemalten oder geklebten Kunstwerken der Schüler und gerade mal eine einfache Deckenlampe waren alles,
was in diesem Klassenraum war.
Es standen mehr Bänke zur Verfügung, als Schüler in dieser kleinen Schule waren -
die Zeiten haben sich geändert und sie ändern sich immer
und sie haben sich auch schon früher immer wieder verändert, so meinten die Alten.

Die Landkarte hatte nur noch symbolischen Wert, denn ihr Leben, das Leben der Dorfbewohner
war auf ein Tal beschänkt, das genügend Äcker zum Leben und einen guten Bach aufwies.
Diese Landkarte war aus dem Jahr 1815, , in der Zeit des Umbruchs der Kleinstaaten zum Deutschen Bund.
Aus dieser Zeit waren auch die Bücher und das Wissen, das der Lehrer vermittelte.

Mit der weiten Welt - die fing bekanntlich nach der Gemarkung "Hinterholz" an,
hatten die Leute nichts zu tun, niemand ist jemals weiter weg gewesen und es kamen aus keine Fremden.
Die unsichtbare Linie ließ die Bewohner einfach wieder umkehren.
Das einzige Glück war, daß weder Fürst noch Soldaten einmarschieren konnten.

Die kleine Gemeinschaft war der kärgliche Rest der einstigen ur-stämmigen Bewohner, das hatten
die Gen-Analysen zweifelsfrei ergeben, die in der weiten Gegend gemacht worden waren -
so wurden die Dorfbewohner praktisch zusammen gewürfelt, aber auf freiwilliger Basis Familien bildend.
Einige lebten lieber allein und taten ihr Gewerk, jeder auf seine Weise.
Die einzige Währung war die Naturalie, jeder tauschte ein, was er gerade benötigte oder gerne haben wollte.
Reichtümer waren dabei keine möglich, wohl aber die Teilhabe an der Almende, dem gemeinsamen Stück
des Waldes, der diese Gemarkung umgab - kein Jäger und kein Jagdpächter oder Fürst
konnte auf das Wild Anspruch erheben, das sorgsam gehalten wurde.
Es gab keinen Fürsten, den man fürchten müßte.
Der Dorfälteste war zugleich Richter und Schultheiß, sein Wort hatte Gewicht.
In diesem Jahr war es die alte Grete, die Frau des Schafzüchters,
die zwei Enkel hatte und vier Kinder verlor, die alle an Kindbettfieber und Wundbrand starben-
ähnliches Schicksal erlitten auch die Männer, die wegen der harten Arbeit auf dem Feld
oder in der kleinen Braunkohlen-Grube und Eisensteintagebau nicht so alt wurden.
Die medizinische Betreuung lag in den Händen der Kräuterfrau und des Pfarrers,
die sich ständig in den Haaren lagen.
Seit ein paar Generationen leben sie nun schon in ihrem Dorf, jeder kannte jeden ganz genau.
Zeitungen waren überflüssig, eine höhere Schule gab es auch nicht, ebenso war die "Forschung" ausschließlich
im Erfahrungsschatz der mündlichen Erzählung gehalten.
Abends haben die Alten den Jüngern Geschichten von Früher erzählt,
was sie von ihren Eltern und Großeltern wußten.
Niemand wagte dabei zu stören, bestenfalls ab und an mal eine Zwischenfrage zu stellen -
die alten Leute wurden niemals in Zweifel gezogen.
Als der kleine Karl die Oma fragte "sag mal, warum man die Jahre zählt und Jahreszahlen kennt"..
..kam die Antwort prompt: "Nach diesem Jahr 1815 wird nicht mehr weiter gezählt, die Zeit bleibt immer gleich,
unser Stamm ist dort angekommen, wo es nicht mehr weiter geht."
Klar, dem Karl war diese Antwort ein wenig sonderlich, er fragte danach noch einige andere Leute,
bekam aber immer ähnliche Antworten.
Der Pfarrer war doch ein gebildeter Mann, der muß es doch noch besser wissen - gesagt getan -
dieser hob an, daß Adam und Eva sich schon im Paradies versündigt hätten und dann später immer wieder
durch die Nachkommen weiter Sünden getan wurden, bis zum Jahr 1815.
Was da passiert sei, wisse wohl niemand so genau, dazu müsse Karl den lieben Gott um Erleuchtung bitten..

Niemand wußte, daß sie in einem "Unesco-Weltkulturerbe" lebten oder leben mußten und das schon über Generationen,
in das die Betrachter von außen -als Attraktion und Sonntags-Event- sahen
und mit 3D-Brillen auch von oben und als unsichtbare Spaziergänger erleben konnten,
wie die damaligen Bewohner des Landes, die "Deutschen" lebten.
Abgeschottet gegen die modernen Krankheiten und Gefährdungen und Versuchungen war "Holzhausen"
von der Welt abgeschottet und quasi ein Terrarium für eine Gruppe menschlicher Spezies,
die sonst unweigerlich untergegangen wäre.
(So die Argumentation der Betreiber)
Die ersten Bewohner Holzhausens waren vor der Wahl:
Entweder wir bekommen den vorgeschriebenen chemischen Chip bei der Geburt eingepflanzt oder man geht
in eine eigene Zukunft - nach entsprechender Untersuchung, wo man feststellte, daß sie sich wirklich
ursprüngliche Bewohner nennen konnten.
Diese Gründungseltern sagten keinen Ton davon weiter, sie beschränkten sich auf das Wissen
aus einem einjährigen Aufbau - Seminar,
welches das Überleben garantiert und tiefergehendes Wissen
um alle praktischen Dinge des Jahres 1815 beinhaltete.
Es waren Freiwillige oder wie man im 20.Jhd. gesagt hätte "Aussteiger", die ihre Nasen voll hatten
voll von der Gesellschaft, voll von der Globalisierung und Vermischung mit der ganzen Welt -
aber ganz und gar unpolitisch und ohne den Hang zur Forschung,
die längst alles und jeden kontrolliert.

Michels Großeltern lebten beide noch,
der Großvater betrieb eine Tischlerei, die auch Zimmermannsarbeiten
machen konnte - ihm gingen ein Geselle und ein Lehrling zur Hand.
Großmutter bearbeitete den Garten, der -wie alle Hausgärten-
den Zweck auf Ernährung mit Obst und Gemüse
gerichtet, ansonsten kochte sie für die Familie und strickte für viele Socken:
Das sind immer schon heiß begehrte Geschenke gewesen !
Wir erinnern uns - die Situation dieser Zeit war noch vor der Elektrifizierung -
so brannten Öllampen und Kerzen, die aber immer weiter verfeinert wurden -
die typisch deutsche Erfindungsgabe war immer noch aktiv:
Je mehr Zeit zum Nachdenken, um so mehr wurde getüftelt, was eine unverkennbare Eigenart war und blieb.
Läden und Boutiquen oder gar Kaufhäuser, Autos,
Fahrräder und Schiffe oder Flugzeuge waren unbekannt.
Nichts wurde weggeworfen, alles "recycelt", was aber mit "Aufarbeiten" und "Ausbessern" umschrieben war.
Der Pfarrer hielt eine Ziege und hatte einen kleinen Acker, auch er versorgte sich selbst.
Die Fäkalien aller Bewohner - Tiere wie Menschen - wurden aus den Jauchegruben auf die Äcker und Gärten ausgebracht,
wenn der Winter anstand - das war so überliefert und richtig, denn alles was überliefert war, galt als richtig.
(Es gab keine pharmazeutischen Medikamente, deshalb auch keine Rückstände, die gefährlich werden konnten,
keinen Kunststoff, kein Aluminium oder Edelstahl, keine Flaschen - nur einfaches Fensterglas -
das schwielig gegossen wurde, folglich auch keine Spiegel..
..bis Michel schwarze Farbe aus dunkler Tonerde und Ruß und Leinöl mischte
und diese hinter eine zerbroche Glasscheibe strich,
eigentlich um diese zu retten, weil es so durch den Riss zog..
So erfand der Knirps den ersten groben Spiegel im Dorf, den der Pfarrer nicht sehen durfte:
Teufelszeug duldete er nicht !
Diese Erfindung blieb freilich nicht geheim, der Schmied fertigte auf Bestellung auch Fensterglas
und der war sein Nachbar - er bot dem Michel an, "sein Gemisch" aufzutragen, wenn ein Spiegel gewünscht werden würde..
..als Lohn sollte Michel sich ein Messer aussuchen dürfen.
Das ist für jeden Jungen ein Anreiz weiter aktiv zu sein, um dieses eherne Ziel zu packen-
er war begierig auf das Messer,
das scharf und glänzend an der Wand neben der Esse auf zwei Nägeln hängt.
Nach der Schule schlenderte Michel immer am Dorfteich entlang, dort wo die Enten und Gänse schwammen
und wo die Viehtränke als Dorfbrunnen in der Nähe war.
Ein Rathaus kannte man nicht, ein Gemeindesaal oder Krankenhaus genau so wenig,
die Brücken waren aus Stein oder Holz, Straßenlaternen und geteerte Wege waren unbekannt.
Nur eine einzige Straße war gepflastert, dort wo die Wagen ihre Spurrillen eingruben -
sonst waren Wege mit Feldsteinen befestigt, mit angedeuteten Rinnen links und rechts,
damit der Regen gezielt ablaufen konnte.
Michels Mutter arbeitete in der Bücherei - dem einzigen Luxus des Dorfes,
wo die alten Bücher gepflegt und repariert wurden.
Jeder Buchstabe war echte Handarbeit, mit kleinen Modeln und mit handgeschöpftem Papier,
richtiger Bindung und Prägung.
Viele der neueren Bücher wurden in sauberer Schrift handgeschrieben und sorgfältig behandelt:
Alles waren Abschriften aus abgenutzen Werken, daß diese nicht verloren gingen -
neue Bücher wurden nicht heraus gegeben.
(Man hatte schließlich die mündliche Überlieferung wieder eingeführt,
die das Gedächnis hervorragend trainierte)
Andere Sprachen als der eigene Dialekt wurden nicht gesprochen, nicht mal beim "Hochamt" in der Kirche.
Die Gemeinde war eine Gemeinschaft als Haufendorf mit dem Teich als Mittelpunkt,
der mit Linden umstanden war - ein paar Bänke waren auch da, wo sich die Alten zuweilen trafen.
Die 14jährige Klara ging bei der Guste zur Hand, sie wollte ebenfalls Kräuterfrau werden,
die auch Hausgeburten machte.
Deutsche sind erfindungsreich, so war Klara besonders pfiffig und begriff schnell,
warum Elli letztes Jahr an Kindbettfieber gestorben war:
Die Sauberkeit war sehr verbesserungswürdig !
Anfangs stieß sie auf Ablehnung, bald auf Bewunderung - Klara begann sich um die Fortpflanzung
gründliche Gedanken zu machen und kam zu überraschenden Ergebnissen, die schnell die Runde machten.
Zwar kamen nun weniger Kinder zur Welt, es starben auch nur noch sehr wenige in jungen Jahren !
Drogensüchtige und Säufer waren unbekannt, obwohl jeder seinen Wein selbst machte.
Branntwein machte nur Onkel Bernd im oberen Haus am Wald, hauptsächlich als Konservierungs- und Desinfektionsmittel.
Aus Tannengrün, das vom Holzeinschlag stammte - vermutlich war dieser Branntwein eher zum Einreiben gedacht..
Der Lehrer unterrichtete auch Musik und spielte die Orgel - auch er hatte einen Nachfolger
bei sich, den Helmut, der tüchtig singen konnte und das nötige Taktgefuehl schon früh besaß.
Er leitete bereits früh den Chor, der sich immer großer Beliebtheit erfreute.
Unterstützt von Saiteninstrumenten, Trommel und Triangel, Flöten aus Holz und Luren aus Horn.
Musik war ein wichtiges Unterrichtsfach in der Schule - jeder lernte ein Instrument spielen und singen,
das Singen ging jedem gut aus der Seele - Übung macht den Meister !
Der Schneider, der Weber, der Kürschner, Sattler, Metzger wurden eher im Nebenerwerb
oder im Bedarfsfall tätig, genau wie der Kannenbäcker und ähnliche Gewerke -
die sich in den Häusern heraus gebildet haben.
Jeder hatte so seine liebsten Tätigkeiten, gebacken und geschlachtet wurde zuhause,
der Metzger kamen dazu in das jeweilige Haus, wo eine Schlachtung anstand.
Sonntags wurde in die Kirche gegangen, am Samstag der Braten und das Essen vorbereitet,
Kuchen gebacken und Malzkaffee geröstet.
Die Leute hatten zwar viel handwerkliche Arbeiten zu tun, weil Maschinen praktisch nicht vorhanden waren-
dennoch war noch mehr als genug Zeit zur zwischenmenschlichen Beziehungspflege,
obwohl mancher 2 oder 3 "Jobs" tat- nebenbei Metzger oder Töpfer oder Kleinbauer spielen war
normal weil eben einfach notwendig.
Käse machte praktisch jeder selbst, der ein Milchvieh besaß.
(Fernseher und Radio und Internet oder "Handy" gab es freilich auch nicht,
somit auch keine Nachrichten, News, Parteien, Politik, Skandale und wer weiß was sonst noch)

Da kam gerade der Georg ins Dorf gefahren um Trinkwasser abzuliefern - an jedem Haus hielt er an
mit seinem Eselskarren mit dem Holz-Faß darauf.
Die gute Quelle am Waldrand war sein Verdienst und Einkommen.
Nebenbei machte er noch ein paar Fahrdienste in der Erntezeit.
Die rote Barbara hatte den Mann schon früh verloren, Kinder bekam sie keine -
aber man sagt von ihr, sie hätte "Das Gesicht" und könne "Dinge sehen".
Was immer sie sah, ob das an den Kräutern oder seltsamen Flechten lag, die am Haus trockneten oder
an der kleinen Pilzzucht im kühlen Grund beim Bach - weiß wohl niemand so genau.
Als der Pfarrer an Altersschwäche starb, geriet auch das Beten in den Hintergrund.
Lesen und schreiben konnten die Leute wohl, die Hausbibel blieb wohl nur zur Lektüre.
Die beiden Kräuterfrauen vertraten die alte Naturreligion, die seit Urzeiten vorhanden war-
lange vor der Christianisierung und lange vor den Religionsspaltereien.
Die Barbara hatte einmal das "Gesicht", daß die unsichtbare Grenze hinter dem Wald
die Geister abhielt, die sie ab und zu in stillen Stunden, manchmal sogar am hellen Tag "sah"
oder besser spürte - magnetische Wellen sind von empfindlichen Personen durchaus wahrnehmbar.
"Die Geister glotzen uns an, die Gaffer sind manchmal überall - nur ihr seht sie nicht!"
So entfuhr es ihr zuweilen - die Dorfbewohner lachten oder manche Alte bekreuzigten sich -
wie sie es vom Pfarrer damals lernten.

Eines Tages kam ein großes und schweres Unwetter mit vielen Blitzen - da flackerte
der ganze Himmel und wer gerade im Wald, nahe der unsichtbaren Grenze arbeitete,
bekam einen gehörigen Schrecken:
Geister ! Überall glotzende Geister !
Seltsam sahen sie aus, mit seltsamen Gewändern in schillernden Farben,
sogar die Gesichter waren dunkel oder schwarz oder gelblich fremd.
Mancher am Dorfbrunnen meinte, daß plötzlich jemand hinter ihm stünde und beobachtete..
So schnell wie dieser Spuk kam, so ging er auch wieder.
Knoblauchzöpfe wurden an die Haustür gehängt und Mistelzweige -
vielleicht hilft das gegen diese seltsamen Erscheinungen?

Im Ganzen waren die Menschen des Dorfes zufrieden, sie hatten ihre Arbeit und scherten sich nur um ihren -buchstäblich eigenen Mist.
Im Sommer halfen die Kinder mehr auf dem Feld und bei der Ernte als in der Schule zu sein,
im Winter war dafür die Schulzeit länger.

Die Susanne, des Küfers Töchterlein war die Dorfschönheit und wurde folglich
von den jungen Männern sehr umgarnt - dennoch mußte auch sie ihre Arbeit tun,
sie war Leinenweberin und färbte nebenbei was so anfiel.
Wer keine sonderliche Begabung hatte, drehte seine Runden am Mühlrad - immer eine Stunde,
dann kam die Ablösung - es gab sogar einen jungen Mann, der Lieder dichtete und schrieb,
der ansonsten sein Auskommen in dieser "Tretmühle" hatte.
(Vermutlich kamen ihm dabei die besten Reime?)
Ein paar besonders pfiffige Lehrlinge erfanden nebenbei einige Verbesserungen in ihrem Gewerk
oder Lehrberuf- diese waren dann die Gesellenarbeit, die in der Dorfgemeinschaft gefeiert wurde.
Ansonsten waren an Festen die Sommersonnenwende, das Lichterfest an Weihnachten und das Erntedankfest
geblieben - außer Hochzeiten und Beerdigungen.
Alle anderen kirchlichen Feste sind nach und nach vergessen worden oder mangels Pfarrer für vernachlässigbar eingestuft worden.

Das größte Fest war das Sängerfest, dabei kam alles zusammen,
die ganz Alten wurden in ihrem Lehnsessel getragen.
Der Dorfplatz mit den Linden am Teich war der beliebte Treffpunkt.
Lange davor wurde geprobt und geübt, Musik hatte einen guten Anteil am Dorfleben.
Ansonsten kegelte man - ähnlich wie das franz. Boule,
dabei konnte Jung und Alt mitmachen und sich die Zeit vertreiben.
Ein Schiedsrichter fand sich schnell und alles wurde akribisch aufgeschrieben auf ein Holzbrett
an der dicken Linde.
Der Ältestenrat kam regelmäßig zusammen um zu beraten, wer was gemacht hat.
Ob Straftaten passiert sind oder jemand Hilfe brauchte, war kein Thema,
das haben die Bewohner "unter sich" geregelt.
Wurde ein Dieb erwischt, was kaum je vor gekommen ist,
daß einer dem anderen Bewohner was weg nahm,
mußte dieser zur Sühne für das Opfer arbeiten.
Jeder sah dann den Otto, der sich nur mal die Tabakdose des Schneiders "lieh"
und vergaß zurück zu geben, nach dem Ältestengericht -
diesem Manne den ganzen Sommer über den Garten machen..
Und Arbeit gab es genug, überall - "Arbeitslose" waren total unbekannt.
Niemand schrieb auf wem welches Grundstück oder Haus war, wer welches Vieh besaß -
diese Dinge wußte sowieso jeder - wozu also eine "Bürokratie" aufbauen?
"Geh mohl zuum Hinschej un holl mir zwaa Aier!"
Jo, meinte der Bub - was soll isch metnemme?
Fräh erscht emmoh, dess waas isch net..
War die Antwort auf die Frage.
Der Bub kam mit den zwei Eiern zurück, damit die Mutter ihre Pfannekuche machen konnte-
ihre Hühner waren gerade in der Mauser und legten deshalb nicht.
Des Hinschej hot gesaaht, douh kennst ihr zwa Pannekuche brenge, wenns giht,
dann braucht se net zou koche, Hinschej woar grod em Garte om woujle.
Jo jo woujle, des dout se - hej - nemm des Deppe mit de Pannekouche -
ich will des Deppe owwer wedder huh!
So ging das jeden Tag - der eine brauchte das, die andere Bewohnerin dies -
die Männer borgten sich Leitern und Sägen und anderes Handwerkszeug untereinander aus.
Das ohne Dank und ohne dieses wohlbehalten wieder zu bringen, wäre ein schlimmes Ding gewesen.

Die Ernte kam und alle halfen - die Arbeit daheim konnte liegen bleiben,
nur die ganz Alten waren im Haus und bereiteten das Mittagessen vor.
In der Früh gingen die Schnitter aus, wenn das Gras noch taufrisch ist,
läßt es sich mit der Sense und Sichel besser abschneiden.
Dann kamen die Leute zum Heu wenden, damit es gut antrocknete.
Hinterher wurden die Garben gebunden und aufgestellt, das Gras kam auf ein Dreibein zum Trocknen.
Mit dem Getreide war es ähnlich.
Bald kam der Wagen und fuhr die Ernte zu den Häusern oder in die große Dorfscheuer,
wo die jungen Leute mit dem Dreschflegel zuschlugen und dabei kräftig sangen -
damit das Singen gut klappte, brachten die Nutznießer Bier herbei - das nach alter Väter Sitte
frisch gebraut und auch frisch getrunken wurde.
Das Heu kam auf den Tennenboden, hoch gestapelt.
Die Herstellung von Lebensmitteln war jedem Kind klar und geläufig -
jeder sah jeden Tag wie alles hergestellt wurde.
Es gab keinen Pfusch und keine Chemie - nur Natur.

Die seltsamen Erscheinungen während des großen Gewitters ließen noch lange die Spekulationen
hohe Wellen schlagen - Klatsch ist wie die Presse - der Wahrheitsgehalt ist immer nur ein Körnchen..
Ganz sicher wußte noch niemand, daß vom Satellit aus jeder jederzeit beobachtet werden konnte,
mit interaktiven Brillen von außerhalb der unsichtbaren Grenze - interaktiv inmitten der Dorfbewohner
herum spekulieren, lauschen, beobachten wie Voyeure.
Die Dorfbewohner bekamen davon nichts mit - außer einmal kurz bei diesem Unwetter, wo wohl
die Stromversorgung dieser Abschirmung ins Stottern kam.
Der Oswald fand beim Reparieren eines Hausdaches ein Stück Papier,
das ihm sehr seltsam anmutete - weil es bunt bedruckt und aus ganz anderem Grundstoff gemacht zu sein schien.
Das Dorf war abgebildet - aus einem Winkel, den man als Mensch nie hat:
Halb schräg von oben.
Klar und deutlich sah man, wie die Bewohner ihrer Arbeit nachgingen,
da war sogar die Barbara am Bach zu sehen..
Auf der Rückseite war ein Text gedruckt, den niemand im Dorf lesen konnte.
In einer unbekannten Sprache in unbekannten Buchstaben.
Darunter stand "Unesco - Weltkulturerbe - mittelgermanisches Leben.
Biosphärenreservat Europa im Jahr 3004 n.Chr."
Dieser Zettel war die Sensation der nächsten Zeit, das geheim zu halten war schon mal gleich aussichtslos,
warum und wozu auch?

Eher mit Verwunderung als mit Bestürzung oder gar Furcht ging der Ältestenrat
an das Rätsel heran, das sich durch diese Information bot.
Es wird ein Blatt aus einem Roman sein - aber das Bild,
das Bild vom Dorf ist doch neu, ich sehe ganz deutlich die Barbara,
wie sie am Bach steht - das ist ein Wunder, eine göttliche Botschaft!
Was sollte uns Gott dadurch mitteilen wollen, kam gleich zur Antwort, ja was?
Das Rätsel wurde nicht gelöst- wie auch..

Die kleine Erna kam zur Welt und schon war das Thema des Tages ein anders.
Die Bibliothek ist in die nun verwaiste Kirche gezogen,
weil der Pfarrer starb, der Lehrer irgendwann auch - mitsamt
der Schule, die nun deutlich mehr Platz zur Verfügung hatte.
Die beiden leerstehenden Gebäude, die alte Bücherei und die alte Schule
wurden bald von zwei jungen Paaren bezogen, die sich ihr Nest ausbauten.
Die kleine Leichenhalle wurde bei Bedarf zur Andachtsstätte ein wenig erweitert.
Leonhard war es, der als Geselle Tonplatten formte und so neue Dachziegel für die Gemeinde
schuf, ein wunderbares Standbein, das ihm guten Lohn brachte.
Nach und nach wurden die Schindel- und Strohdächer brandfest verbessert -
früher sind schon mal Häuser durch Blitzschlag in Flammen aufgegangen.
Ein typisches "Bubenmädchen" hat die Feuervorsorge eingeführt -
zusammen mit dem Georg und dem Eselskarren mit dem Wasserfaß,
das direkt vor Ort fahren konnte, um die Eimerkette von dem Teich zu verstärken.
Regelmäßige Übungen gehörten fortan zum Programm des Dorfes.
Der Schmied sann über eine Pumpe nach, die er dazu bauen wollte.
Die "Forschung" erstreckte sich praktisch auf alle Berufsausübenden,
ganz automatisch, weil praktisch.
Feldeisensteine wurden gesammelt und zum Schmied gebracht.
Der kleine Erich vom Schweinehirt mischte ständig irgendwelche Farben
um einen Bergkristall herum, als ein gut geschliffenes Prisma betrachtete er die Welt -
die dadurch so interessant wurde.
Eines Tages war er ganz aufgeregt und jubelte laut damit herum.
Die Alten fühlten sich schon in ihrer Mittagsruhe gestört und meckerten:
Ei Erichchen, was hoste da schon widder?
Es dir die Sunn zou Kopp gestiehe?
Guck doch mohl Tante, guck doch mohl enenn en mei Steinche !
Allmächtiger!
Jesus hilf uns, der kleine Erich ist ein Zauberer oder ein Hexer geworrn - wer weiß?
Damit ging der Kleine durchs Dorf und hielt das Prima jedem vor die Nase.
Immer wieder erscholl der Schreckensruf "Der Herr steh uns bei", das Ende der Welt ist nah!
Was war zu sehen?
Meistens nicht viel, Schlieren, Schleier, eine seltsame Farbe, die ins Violette ging -
aber da !
Es ging ein Schatten vor der Linse her, die Auflösung war nicht so deutlich,
aber ein Mensch war schon zu erkennen, der sich bewegte -
seltsam gewandet und mit seltsamem Gerät vor den Augen, das an Insektenaugen denken ließ.
"Wenigstens haben diese Geister Hände und Füße, es müssen Menschen sein
oder besser Geister von Menschen" meinte ein anderer Bewohner des Dorfes.
Niemand wußte, was das zu bedeuten hatte- denn anfassen konnte man die Gestalten nicht,
niemand wurde davon behindert oder bedroht.
Nur die alte Anna fing an, die Bibel zu lesen und daraus lautstark
zu lesen: Es wird kommen der Tag..
..ihr kennt weder Tag noch Stunde und wie ein Dieb in der Nacht wird er kommen!

Das Phänomen kam ab und zu wieder, daß ein arges Gewitter diese unsichtbare Linie
ins Wanken brachte und wer gerade dort stand, sah seltsame Dinge.
Die meisten Waldarbeiter schwiegen lieber als sich daheim auslachen zu lassen.
"Der hat wohl 'das Gesicht' und sieht seltsame Dinge, wie die Kräuterfrau, Barbara und der tote Pfarrer!"
Eines Tages ging der Sohn des Schweinehirten in den Wald um ein ausgebüchstes Jungschwein zu suchen,
das wohl das mühseelige Suchen unter den Buchen leid war -
vermutlich auf der Spur von Pilzen oder gar wilden Artgenossen?
Die hat schon lange keiner mehr gesehen, dachte sich der Kleine mit seinem Prisma.
Verträumt setzte er sich zum Ausruhen unter eine Eiche und schaute durch sein Wunderding.
Die unsichtbare Grenze muß eigentlich ganz nah sein - da kann ich doch grad' mal schauen!
Er sah nichts, die Sonne stand recht hoch und als er genug ausgeruht hatte,
fiel ihm wieder das mahnende Wort des Vater ein:
Trödele nicht wieder, wir brauchen das Schweinchen heute Abend zurück,
damit wir es bei Marga abliefern können - es ist nicht uns, wir hüten es nur.
Er ging noch ein Stück Richtung unsichtbare Grenze und wollte schon wieder umkehren,
weil auch das Schwein nicht dort hindurch kommen konnte - als es heftig anfing
zu donnern, blitzen - rumpeln und krachen -
der Junge lief noch ein Stück weiter ohne umzudrehen und zum Dorf zurück zu finden,
als er auf einmal weg war.
Im Dorf herrschte Aufregung, alle suchten den Jungen, der wie vom Erdboden verschluckt war.
Auch am nächsten Tag ging die Suche weiter, aber nichts half, Erich war weg, fort.
Wilde und gefährliche Tiere gab es nicht, die einem kräftigen Jungen mit Hirtenstock
hätten gefährlich werden können, das wußte jeder.
An diesem Abend haben viele gebetet und die heilige Schrift gesucht.

Die Ernte ließ die Sache vergessen, nicht vergessen jedoch beim Schweinehirten
und bei der Marga, die ihr einziges Schwein gerne wieder gehabt hätte -
Den Versuch, an die unsichtbare Grenze zu gehen, hat keiner mehr gewagt.
Die Ernte wurde eingefahren, die Gärten nach und nach abgeerntet,
Vorräte wurden angelegt, wie jedes Jahr Erntedank gefeiert -
der Schweinehirt und Marga hatten keine Lust dazu.
Der Herbst kam, Holz wurde eingeschlagen, neue Bäumchen gepflanzt,
Herd-Holz gespalten und gestapelt.
Der Imker hat genug einlagern können, sogar Forellen waren dieses Jahr genug gewesen.
Das Federvieh hat sich gut vermehrt und sorgt für frische Eier und Fleisch -
wie Hasen und etwas Wildbret - erst mitten im Winter wollte man an ein paar Schweine gehen,
damit die Vorräte bis zur nächsten Ernte reichen.
So ein Dorf muß ganz genau planen und nie leichtsinnig werden -
wer weiß, ob das kommende Jahr wieder eine gute Ernte oder gar Hunger bringen wird?
Beides war eben durch die Natur bedingt und nicht vom Menschen.
Mitten im Winter, kurz nach dem Lichterfest gab es ein heftiges Gewitter,
bei dem die Erde unterzugehen schien - alles kauerte sich zusammen um den Herd und
trank heißen Wein oder Malzkaffee oder heiße Milch.
Niemand war im Wald oder an dieser seltsamen Grenze, als ein Mädchen angstvoll schrie-
Allmächtiger, die Teufel oder Cherubime kommen, wie in der Schrift steht!
Alle schauten mit Schauern aus den Fenstern, gingen zu den Türen -
und alle sahen die Bescherung:
Eine Menge seltsamer Menschen mit noch seltsameren Brillen zogen durch das Dorf,
die raubten, plünderten und nahmen sich, was sie gebrauchen konnten,
ohne zu fragen - vermutlich hätte sie auch niemand verstanden,
so seltsam war ihre Sprache - manche sprachen "in Zungen", wie die Bibel zu berichten weiß.
Wie die drei Könige aus dem Morgenland sahen die Leute aus, nur abgerissen und zerlumpt,
arm und hungrig, viele hatten seltsame Flecken auf den brauen und schwarzen Gesichtern,
manche hatten ganz schmale Augenschlitze, die man nur sehen konnte, wenn sie sich gegenseitig
die Brillen stahlen.
Vermutlich gab es nicht genug davon -
wie die Heuschrecken fielen sie ein und zogen weiter,
durch das Dorf hindurch, raubten, brandschatzen zum Glück nicht oft und vergewaltigten um so mehr.
Als diese seltsame Schar weitergezogen war, traf sich der Ältestenrat und stellte fest,
daß viele Dorfbewohner an seltsamen Krankheiten danieder lagen, hungerten und froren.
Die ersten Leute starben bald, die Kräuterfrauen waren machtlos, solche Krankheitsbilder
waren bislang unbekannt und in den Büchern war nichts darüber zu finden.
Da kam der Erich wieder und schrie herum:
"Rettet euch, lauft weg, es kommen viele, viele wilde Leute"
Nun beruhige dich doch mein Söhnchen, sagte der Schweinehirt froh und erschrocken zugleich,
erzähl doch mal, was hast du erlebt oder gesehen?
Erich sagte:
Hinter der unsichtbaren Grenze geht die Welt weiter, alles ist verwüstet und zerstört,
riesige hohe Häuser brennen, seltsame Wagen liegen in den Gräben, ein seltsamer Wolkenpilz
steht in der Luft, es gibt überall Laternen an den Straßen aber es ist so dunkel wie bei uns,
wenn die Sonne untergeht - die übrigens schon etwas anders ausschaut -
habt ihr nicht nach oben gesehen?

Der Himmel war lila und rosa und waberte in einem seltsamen auf und abschwellenden dumpfen Ton,
bedrohlich und unnatürlich.
Sie haben das ganze weite Land kahl gefressen und kaputt gemacht, wie die biblischen Plagen,
so dachten alle, die diesen Bericht hören mußten.
Sie waren noch am beratschlagen und überlegen, wie man über die Runden kommen sollte,
jetzt wo alles kahl und zertrampelt war, als im nächsten Pulk ein alter Mann kam der ganz anders aussah.
Er war wie sie im Dorf anzuschauen und er hielt inne, um sich an der Diskussion zu beteiligen:
Mir tut so sehr leid, was euch widerfahren ist, daß ich mich offenbaren muß.
Die Staatengemeinschaft hat euer Reservat eingerichtet, ihr seid oder wart die letzten alten Bewohner,
die mittels gründlicher Untersuchungen auffindbar waren.
Es sollte den jetzigen Bewohnern Deutschlands und Europas die Möglichkeit gegeben werden,
ein Fenster in die Vergangenheit zu haben, ein lebendiges Museum.
Mithilfe modernster Technik von allen äußerlichen Einflüssen abgeschottet.
Das gelang über viele Generation eigentlich recht gut, die Entwicklung an dem lebendigen Dorf -
an euch sehen zu können.
Ganze Schulklassen kamen und sahen mittels 3D-Brillen mitten unter euch alles, was sich tat.
Dieses Vorhaben sollte eigentlich in jedem europ. Land nachgebaut werden, aber die Mitgliedsländer
waren nicht in der Lage so viel Geld wie Deutschland aufzubringen.
So entstand eine touristische Attraktion, die von aller Herren Länder besucht und bestaunt wurde.
Durch viele politische Fehler in der Vergangenheit kamen aus aller Herren Länder Almosen-Suchende
zu uns, die bald den ganzen Wohlfahrtsstaat auffraßen wie Heuschrecken.
Mit dieser riesigen Sozial-Last am Bein knickte die Kontrolle ein, als das Geld ausging,
um die unglaubliche Zahl seltsamer Leute zu bezahlen, riefen Religionen zum Kampf auf.
Wie ihr bestimmt erfahren habt, sind bald Bürgerkriege ausgebrochen - zwischen den alten Feinden
einer jeden zu uns gekommenen Kultur, genau wie früher in deren Heimaten.
Ethnische und religiöse und wirtschaftliche Konfliktgruppen inmitten von marodierenden Soldaten,
Plünderern, Dieben, Vergewaltigern aus Afrika und dann kamen Millionen an Asiaten -
weil Europa als Handelspartner versagte und somit deren Lebensgrundlage verloren ging - der Export nach Europa erlosch..
Durch ständige Sabotagen gingen ein paar Kraftwerke hoch, Innenstädte wurden abgebrannt,
weil sie ideale Verstecke für Kriminelle aller Art wurden - die Ordnungskräfte hatten längst kapituliert,
als von Amerika die ersten Brandbomben kamen um "aufzuräumen".
Wir haben länger durchgehalten als England- aber viele der Flüchtenden kamen danach auch noch von dort zu uns.
Dann sind auch in Amerika Unruhen ausgebrochen und haben die Weißen versucht zu vernichten -
wer weiß, was man an Raketen gezündet hat, um der Plage Herr zu werden!
Seht euch den Himmel an!
Der Iran gegen Israel, Israel gegen Palestina, Russland gegen China,
China gegen Taiwan, Indien gegen Pakistan, Südafrika
gegen den Rest des Kontinents, Mexiko gegen die USA,
Infiltranten gegen das Kapitol usw.
Als er fertig war mit seiner Erklärung, weinte er und bat um einen Bissen zu essen,
was wortlos gewährt wurde.
Die Alten sagten nur:
Wohin ziehen diese Massen nun?
Das kann ich euch sagen, es war in einer der letzten Radiomeldungen zu hören -
das sind Mitteilungen, die unsichtbar durch die Luft in einen techn. Kasten übertragen werden können -
sie eilen sich in die Häfen zu gelagen, Schiffe zu kapern und nach Amerika auszuwandern.
Wie ich hörte, kommen sie nun über den Atlantik und über den Pazifik gleichzeitig -
denen da über dem großen Teich wird das gleiche Schicksal widerfahren, wie Europa.
Sie wüteten wie die biblischen Plagen.
Und sie, warum gehen sie mit diesen Menschenmassen?
Die Alten waren sprachlos und ganz bleich geworden.
Ich möchte nur nochmal meine Verwandten sehen - euch und meine Familie im ehemaligen Holland -
die hoffentlich noch leben.
Wir kämpfen einen aussichtslosen Kampf, weil die Weltbevölkerung extrem zunahm durch
Entwicklungshilfen und durch Wirtschaftshilfen platzte bald jedes afrikanische Land aus allen Nähten.
Die Weltbevölkerung ergoß sich in zehnfacher Menge über alle Länder.
Die europ. Grenzen waren offen, niemand hat die Völkerwanderungen vorher gesehen -
im Gegenteil, man hat immer mehr aufgenommen, angefeuert von den Wirtschaftsverbänden,
die Billigkräfte zum willfähigen Selektieren haben wollten.
Was kam waren Leute, die nichts wußten, nichts wollten und nichts konnten -
ganz ganz wenige wirtschaftlich brauchbare Mitarbeiter, die zudem die angestammten
Lohnbezieher unterwanderten und ausbooteten, sich aber rasend vermehrten
sie verheirateten sich schon mit 13-14 Jahren und bekamen ein Kind nach dem anderen,
angefeuert von den Religionen: Seid fruchtbar und mehret euch!
Die Außengrenzen waren nicht mehr zu kontrollieren und wurden schlicht überrannt.
Heute sind die Systeme zusammengebrochen, Anarchie und Gewalt hat sich ausgebreitet,
das Land wird nicht mehr bestellt und niemand arbeitet in den Fabriken,
Krankenhäuser sind zu Obdachlosenstationen geworden,
die Versorgung der Bevölkerung ist nicht mehr zu schaffen -
weil das Stromnetz zusammen gebrochen ist.
Nun gehen auch die GPS Geräte nicht mehr, keine Kommunikation und keine Heizungen -
die Verantwortlichen sind schon lange weg, die den "Austausch der Bevölkerung" forcieren wollten.
Dies ist mein Bericht an euch, ihr lieben armen Leute, euer Paradies ist tot.
Wäre alles nach Plan gelaufen, hättet ihr niemals die Welt außerhalb eures Dorfes gesehen,
ihr solltet euch ganz abgeschottet entwickeln.
Mir tut alles so leid, wir Wissenschaftler haben das alles nicht überblickt,
weil jeder in seinem Resort gefangen war - und nie über den Tellerrand blickte..
..auch ich glaubte an die Verlautbarungen und Beteuerungen:
"Wir schaffen das" - diesen Satz, den ich aus den Geschichtsbüchern habe.
Auch ich bin auf die Kirche herein gefallen, die der Überfremdung die Tür geöffnet hat.
Er trank seinen Muckefuck aus und verzehrte sein Brotstück, legte die Hand zum Gruß
an die Stirn, faßte sein Messer im Gürtel an und wand sich ab-
er legte wortlos ein kleines Gastgeschenk auf den Tisch - ein Wörterbuch in europ. Sprache.
"ein so gutes Brot habe ich noch nie gegessen, ganz ohne Chemie!"

*** Ende der Fiktion ***

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Wandern



















2020 Kartusche: Eine Satire - Richter Hellerhahn.

Nachdem seine Frau gestorben war, hat der ehrwürdige Richter sich pensionieren lassen und suchte ein Steckenpferd, denn außer Gesetzbücher stand nichts in seinem Arbeitszimmer.
Seine Frau kaufte seit Jahren nur in Bio-Läden oder griff im Supermarkt ausschließlich zu solchen "Alternativen" oder "Ökoprodukten"- egal was sie gekostet haben.
An die 4 Euro für 700ml kostete somit eine Flasche roten Traubensaftes, der keinen Deut besser war, als das Produkt vom Diskounter für 99 Cents, ja sogar aus dem gleichen Weinanbaugebiet stammte - 7 Euro für 100gr der Räucherlachs und 4 Euro ein kleines Körnerbrot - ein Salatkopf für 2 Euro, - kein Problem, denn die Hellerhahns hatten genug Geld dafür. Der Hellerhahn verkaufte den sündhaft teuren Elektrowagen sofort und kaufte sich dafür einen amerikanischen Pickup, der röhrte wie ein Hirsch in der Brunft und soff wie ein Maurer, wenn es Freibier gab.

Dann fuhr er jeden Tag in einen anderen Ökoladen und kaufte nur ein einziges Produkt, welches er gleich per Post an ein unabhängiges Lebensmittelinstitut zur gründlichen Untersuchung schickte. Jede dieser Untersuchungen kostete eine Stange Geld- kein Problem, sagte er sich, um so weniger bekommen die undankbaren Kinder als Nachlaß!
Wenn dann so eine Analyse kam und ein Umweltexperte diese aufschlüsselte, ging es in den Klageweg mittels einem bekannten Abmahnanwalt, der ein durchaus ähnliches "Hobby" betrieb, sollte sich ein entsprechender Verdacht erhärten. Das war bei bestimmt jeden 2. Fall so, den er hat untersuchen lassen.
Er klagte auf entsprechende Summen, deren Erlöse seine Unkosten weitestgehend deckten.
Nach relativ kurzer Zeit wurden eine große Menge an Produkten aus dem Sortiment genommen, wie von Geisterhand oder mußten umetikettiert werden - ohne Bio-Logo.
Bei Tees und Kaffees wurde er besonders oft fündig und rief so einige Skandale hervor, auf die sich unsere Presse mit Freude stürzte.
Ging eine Firma nach dem Urteil in Revision, verzehnfachte Hellerhahn kurzerhand seinen Anspruch.
Nach wenigen Jahren gingen einige Bioläden ein, weil immer weniger Produkte aus deren Portfolio tatsächlich den Vorgaben entsprachen.
Hellerhahn ließ sich niemals auf einen Vergleich ein, sondern zog das Verfahren durch - egal wie und was immer es kosten mochte.
(Er hatte schon von seinen Eltern genügend Geld in der Hinterhand)
Bald bekam er fast überall Hausverbot- das machte aber nicht viel aus, denn er hatte Strohmänner in seinem Pensionärsklub, die gerne mitmachten und sich an diesen kleinen Betrügereien ebenfalls schon immer gestoßen haben, die in der "anspruchsvollen" Lebensmittelsparte latent zu finden sind.
Weg mit den Fakes!
Die Produktpalette seines Mißtrauens ging vom Schuh oder Gürtel aus Bioleder bis zur Zahnkreme, Erdnußbutter bis Vogelfutter - selbstverständlich auch Elektroautos und konventionelle Autos, von denen er ahnte, daß die Verbrauchsangaben oder Emissionswerte getürkt sein könnten.
Er veröffentlichte alle Resultate auf seiner Homepage und verklagte die Unterlassungskläger auf Unterlassung ihrer Einschüchterungsversuche mit entsprechenden Schmerzensgeldern.
Seine Webseite wurde sehr bekannt und ersetzte bald so manches untaugliche oder gewogene Portal, auch solche "Warentester", die sich jeden Artikel bezahlen lassen wollen.
Irgendwann hat er vergessen seine Herztabletten zu nehmen und so fand man ihn -nach Wochen- im Badezimmer, wo er umgekippt war.. sein Geld hat er einer Umweltstiftung hinterlassen, die er zuvor gründlich hat verifizieren lassen - oder wie man munkelt einem Verein für Gewässerreinheit?
Weit gefehlt, denn seine Nachkommen haben kein gutes Haar an ihm gelassen, weil er so hoch verschuldet war, daß kein Groschen übrig blieb von seinem Erbe..
.. so war sichergestellt, daß die Abschiedstränen echt und nicht hervorgepresst oder geheuchelt wurden.

***










Ja, es ist schon mehr als nur ein Körnchen Wahrheit an den fiktiven Stories dieser Seite. Wie oft habe ich mich über teure Bioprodukte und deren Vertreiber geärgert..

...wie oft habe ich die Schlagzeilen über politische Wirrköpfe konsumiert und war fast krank danach!

..wie oft kam mir Religion fadenscheinig und hintergründig eigennützig vor..

..wie oft kreißte der Berg und gebar eine Maus?!

Bei richtig teuren Sachen lohnt sich der Fake, bei billigen weniger.