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2020 Kartusche: Eine Satire - Richter Hellerhahn.
Nachdem seine Frau gestorben war, hat der ehrwürdige Richter sich pensionieren lassen und suchte ein Steckenpferd, denn außer Gesetzbücher stand nichts in seinem Arbeitszimmer.
Seine Frau kaufte seit Jahren nur in Bio-Läden oder griff im Supermarkt ausschließlich zu solchen "Alternativen" oder "Ökoprodukten"- egal was sie gekostet haben.
An die 4 Euro für 700ml kostete somit eine Flasche roten Traubensaftes, der keinen Deut besser war, als das Produkt vom Diskounter für 99 Cents, ja sogar aus dem gleichen Weinanbaugebiet stammte - 7 Euro für 100gr der Räucherlachs und 4 Euro ein kleines Körnerbrot - ein Salatkopf für 2 Euro, - kein Problem, denn die Hellerhahns hatten genug Geld dafür.
Der Hellerhahn verkaufte den sündhaft teuren Elektrowagen sofort und kaufte sich dafür einen amerikanischen Pickup, der röhrte wie ein Hirsch in der Brunft und soff wie ein Maurer, wenn es Freibier gab.
Dann fuhr er jeden Tag in einen anderen Ökoladen und kaufte nur ein einziges Produkt, welches er gleich per Post an ein unabhängiges Lebensmittelinstitut zur gründlichen Untersuchung schickte. Jede dieser Untersuchungen kostete eine Stange Geld- kein Problem, sagte er sich, um so weniger bekommen die undankbaren Kinder als Nachlaß!
Wenn dann so eine Analyse kam und ein Umweltexperte diese aufschlüsselte, ging es in den Klageweg mittels einem bekannten Abmahnanwalt, der ein durchaus ähnliches "Hobby" betrieb, sollte sich ein entsprechender Verdacht erhärten. Das war bei bestimmt jeden 2. Fall so, den er hat untersuchen lassen.
Er klagte auf entsprechende Summen, deren Erlöse seine Unkosten weitestgehend deckten.
Nach relativ kurzer Zeit wurden eine große Menge an Produkten aus dem Sortiment genommen, wie von Geisterhand oder mußten umetikettiert werden - ohne Bio-Logo.
Bei Tees und Kaffees wurde er besonders oft fündig und rief so einige Skandale hervor, auf die sich unsere Presse mit Freude stürzte.
Ging eine Firma nach dem Urteil in Revision, verzehnfachte Hellerhahn kurzerhand seinen Anspruch.
Nach wenigen Jahren gingen einige Bioläden ein, weil immer weniger Produkte aus deren Portfolio tatsächlich den Vorgaben entsprachen.
Hellerhahn ließ sich niemals auf einen Vergleich ein, sondern zog das Verfahren durch - egal wie und was immer es kosten mochte.
(Er hatte schon von seinen Eltern genügend Geld in der Hinterhand)
Bald bekam er fast überall Hausverbot- das machte aber nicht viel aus, denn er hatte Strohmänner in seinem Pensionärsklub, die gerne mitmachten und sich an diesen kleinen Betrügereien ebenfalls schon immer gestoßen haben, die in der "anspruchsvollen" Lebensmittelsparte latent zu finden sind.
Weg mit den Fakes!
Die Produktpalette seines Mißtrauens ging vom Schuh oder Gürtel aus Bioleder bis zur Zahnkreme, Erdnußbutter bis Vogelfutter - selbstverständlich auch Elektroautos und konventionelle Autos, von denen er ahnte, daß die Verbrauchsangaben oder Emissionswerte getürkt sein könnten.
Er veröffentlichte alle Resultate auf seiner Homepage und verklagte die Unterlassungskläger auf Unterlassung ihrer Einschüchterungsversuche mit entsprechenden Schmerzensgeldern.
Seine Webseite wurde sehr bekannt und ersetzte bald so manches untaugliche oder gewogene Portal, auch solche "Warentester", die sich jeden Artikel bezahlen lassen wollen.
Irgendwann hat er vergessen seine Herztabletten zu nehmen und so fand man ihn -nach Wochen- im Badezimmer, wo er umgekippt war..
sein Geld hat er einer Umweltstiftung hinterlassen, die er zuvor gründlich hat verifizieren lassen - oder wie man munkelt einem Verein für Gewässerreinheit?
Weit gefehlt, denn seine Nachkommen haben kein gutes Haar an ihm gelassen, weil er so hoch verschuldet war, daß kein Groschen übrig blieb von seinem Erbe..
.. so war sichergestellt, daß die Abschiedstränen echt und nicht hervorgepresst oder geheuchelt wurden.
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