Was gibt es Neues ? Heute bereite ich uns Reis, Salat und Spießbraten "Balaton" Der Spießbraten ist ein Rollbraten mit roter Würzung, den unser Sohn preisreduziert im Laden entdeckte und auch gleich mitnahm. Gut 6 Stunden bei Zimmertemperatur auftauen lassen - aber im Bratschlauch, in den ich gleich ein paar grob geschnittene Zwiebeln und ca 200ml Gurkeneinlegewasser, sowie ca 2 El mildes Paprikapulver gab. Diese Bratfolie bekam oben zwei kleine Einschnitte, damit sie nicht platzt. Um 20 Uhr habe ich den Braten auf 1 und 3/4Std. bei 190 Grad Umluft eingeschaltet und danach die Backröhre nicht mehr geöffnet, damit sich das Fleisch gut "entspannt". Am anderen Tag löse ich vorsichtig das Netz ab, schneide 4 großzügige Stücke aus dem Braten, wobei links und rechts das Endstück abgeschnitten wird. Zuvor hatte ich an einer Seite den Folienzipfel abgeschnitten und den Saft in einen flachen Bratentopf laufen lassen. Evtl. Fett sollte unbedingt ebenfalls in den Topf, weil das ein wichtiger Geschmacksträger ist. Nun die Bratenstücken hinein geben und auf dem Herd langsam erhitzen. (Nicht mehr andicken) Nun kommt der Parboiled Reis (500gr für 4 Personen) ins heiße Wasser. Ich nehme ein Fläschchen 250ml Cocktail-Sauce (69 Cents), gebe den Inhalt in die Salatschüssel und gebe gute Milch und etwas Gurkenwasser in das Fläschchen, schüttele das gut durch, damit auch die Reste der Sauce in die Salatschüssel kommen. Nun kommen zwei Äpfel, 2 eingelegte Gurken und 2 Tomaten -klein geschnitten - dazu, einen EL Salz und etwas schwarzen Pfeffer. Alles gründlich mischen und obenauf klein gezupften Eisberg-Salat geben (ca 1/2 Kopf). Untergehoben wird erst unmittelbar vor dem Servieren in Porzellan-Schälchen. Wenn die Mitesser am Tisch sitzen, ist der Reis bereits im Sieb, das wieder im nun leeren Kochkopf hängt. Es kann serviert werden - mittig auf den Reis das Spießbratenstück, rundherum der Bratensaft. Geschwind den Salat unterheben und in die Schälchen auf dem Tisch geben.. Guten Appetit ! |
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Die Waldeslust - eine Vision. *** Der Bürgermeister und sein Freund, der Architekt des Städchens, hatten beim Match eine Idee: Die Knappheit an Bauplätzen, bei gleichzeitiger starker Nachfrage nach wertigem Wohnraum ist der Startpunkt für diese Idee geworden, in welche sich spontan ein Mitspieler gesellte, der seit Jahr und Tag eine kleinere Schuh-Fabrik vergammeln läßt. Er hörte wohl zufällig einen der Dialoge und meinte: "Mein Name ist Benno Friedrich, ich könnte mein Gelände zusteuern, das allerdings einen Abriß der maroden Gebäudestruktur und die Entfernung der Altlasten mit sich bringen wird. Im Verwaltungsgebäude waren Spätaussiedler untergebracht, was gutes Geld einbrachte. (vom Staat bezahlt, nicht von den Bewohnern!) Nun aber ist, wie sie wissen Herr Bürgermeister, diese Klientel versiegt und so muß ich mir eine neue Nutzung überlegen. Sie kennen bestimmt das Haus Waldeslust, das der Fabrik angeglieder ist.." Der Architekt nickte und meinte, da müssen wir uns noch ein paarmal kurzschließen, das wird nicht ganz so einfach werden: Machbar wäre wohl eine geräumige Appartement-Anlage mit entsprechender Einfriedung und Park-Buchten oder Tiefgarage. Wenn wir den Umweltschutz hinzu ziehen, den Gebäudecharakter der alten Waldeslust anpassen, dürfte die Baugenehmigung kein Problem werden. Wir sollten uns nächste Woche am Stammtisch "Grüner Baum" treffen, ich bringe Karl Wegleitner mit, sie wissen schon, den Bauunternehmer aus Siegen. Sie spielten die Partie noch zu Ende, schlenderen mit ihrem Caddy zum Parkplatz und verabschiedeten sich freundlich. Bürgermeister Katter und der Architekt Dr. Lier unterhielten sich noch etwas über die zwingende Frage der Finanzierung des Projektes, wozu freilich ein Angebot von verschiedenen Banken eingeholt werden muß. Die Form der Unternehmung soll nicht als AG oder Investmentfonds laufen, da war man sich einig - lieber über die späteren Eigentümer direkt, als Eigentumswohnung mit Anteilsschein am Gelände, als irgendwelche Wackelkandidaten befürchten zu müssen. Am Stammtisch dieses Donnerstags-Abends bemerkte Architekt Dr. Lier: "Herr Friedrich hat mir telefonisch zugesagt, daß sein Anteil in ein solches Projekt mit der Überlassung des Grundes abgetan sein soll oder eingerechnet, weil er sich mit seiner Frau in ein solches Appartement gerne zurück ziehen will, wenn die Zeit gekommen ist.." Somit wäre das Grundstück nur noch von mir, so meinte der Bauunternehmer Wegleitner, abzuräumen und zu planieren, wenn die Abrißgenehmigung vorliegt, alte Materialien zur Deponie zu fahren und abzuwarten, bis der Bauplan abgesegnet worden ist? Die Aquise der Einleger muß allerdings noch stattfinden, denn wir möchten hier nicht kleckern, sondern Nägel mit Köpfen machen, so der Bürgermeister Katter. Deshalb habe ich Frau Lorenz mitgebracht- bitte Frau Lorenz: Sie kennen mich alle, ich leite schon seit vielen Jahren die Golfanlage unserer Stadt und könnte bei der Auswahl einer potenten Klientel behilflich sein - mir sind alle Clubmitglieder seit vielen Jahren bekannt - und so sind mir auch deren Wünsche und Lebensverhältnisse geläufig. Wenn die Herren damit einverstanden sind, hänge ich im Clubraum einen entsprechenden Hinweis aus. Man hat den Abend mit einem guten Glas Wein ausklingen lassen und setzte einen Monat später ein neues Treffen im Grünen Baum an. Frau Lorenz begrüßte die Herren freundlich und stellte eine Frau Dr. Rosen vor, die für die gleichnamige Investmentbank vorsprach. "Wir vermitteln lukrative Objekte an potente Kunden, arbeiten ausschließlich mit besonders solventen Partnern zusammen. Unsere Abteilung hat sich dieses Vorhabens angenommen - durch die Vermittlung unserer Frau Lorenz, die entscheidend dabei geholfen hat." Die Fragen in der Runde begannen mit der Finanzierungsmodalität, die schnell geklärt werden konnte: "Unser Haus finanziert nur Objekte in der Größenordnung von mindestens 100 Anteilseignern" Alle raunten - so groß sollte das Projekt freilich nicht werden - wir dachten.. aber sie schwiegen lieber. Frau Dr Rosen bekam den Grundbuchauszug (Lageplan) von Architekt Dr. Lier gereicht, mit dem Hinweis, daß - sollte ein Abschluß in Erwägung gezogen werden, die Anwälte den Vertrag nochmal gründlich durchleuchten werden. Sie sah sich den Plan an, rechnete nach, überlegte scharf und meinte anschließend: So, wie ich das sehe, hängt die Größenordnung an den Bauvorschriften in diesem Stadtteil. Sind 3 stöckige Bauweisen an dieser Stelle machbar? Ja, sogar 5 stöckige Gebäude sind machbar, weil das Grundstück in einer Senke liegt und niemand in der Sicht behindert wird, durch die Ortsrandlage wird auch das Ortsbild nicht verändert, bemerkte Dr. Lier Der Architekt sprach leise, aber eindringlich weiter: Sie sprechen wohl von einer ganz anderen Größenordnung, Frau Dr. Rosen? Ja, der Golfclub liegt ganz in der Nähe- der Bahnhof ist fußläufig erreichbar, die Anbindung nur Bundesstraße ist nur 15 Minuten entfernt, die Autobahn in 25 Minuten zu erreichen. Ich habe das gerade vorhin ausprobiert, bei mir gibt es keine halben Sachen! Der Bürgermeister räusperte sich und meinte: Zuerst muß der Gemeinderat zustimmen und hier sehe ich einige Phobiker, die .. Ach, hören sie auf! Es wird immer Bedenkenträger geben, das ist überall so. Die Kommune wird durch ein Projekt dieser Größenordnung - und vor allem dieser Klientel der Bewohner - sehr kräftig partizipieren, es werden keine Sozialhilfeempfänger dort wohnen, sondern Menschen mit hohen und gesicherten Einkommen! Der Miteigentümer meiner Bank ist die Lebensversicherung Manthey Generals,die seit Jahrzehnten für Sicherheit steht. Bürgermeister Katter wollte vorläufige Zahlen hören, um diese dem Stadtrat als Vorinformation zukommen zu lassen. Sie antwortete: Wie ich ihrem Architekten, Herrn Dr. Lier bereits andeutete, rechne ich mit 100 Appartements als Terrassenhaus - Anlage angedacht? Hundert - stammelte Karl Wegleitner - da werde ich kooperieren müssen, diese Kapazität habe ich nicht. Tun sie das, strecken sie ihre Fühler aus, delegieren sie! Frau Lorenz hat mir eine Liste von 50 Interessenten zukommen lassen, ich habe noch weitere an der Hand. Den Rest aquirieren wir durch großflächige Klientel-Werbung, wenn die Wohneinheiten fertig gestellt sein werden. (Ein paar Reserve-Einheiten können ruhig verbleiben, das ist kein Fehler) Wir haben kein Problem mit unseren Offerten, bis jetzt ist noch keine Wohnung unvermittelt geblieben. Wissen sie, wenn ich eine Eigentumswohnung für 250- 400.000 Euro verkaufen will, kann es lange dauern, steige ich aber - mit einer hochwertigen Ausstattung und einer Million ein, geht das schneller! Das Geheimnis ist, daß man unter sich ist und keine neugierigen Nachbarn befürchten muß. Dafür ist jeder Luxus drin, vom großen Pool, der nicht einsehbar ist bis zu den 2 Tiefgaragenplätzen pro Wohneinheit, die selbstverständlich entsprechend gesichert sein müssen. Der Hausmeister wird zum Portier und nimmt alles diskret an, was von außen kommt. Briefkästen sind viel zu unsicher. Die Anlage wird Tag und Nacht bewacht und gut gesichert. Solche Projekte hat unser Haus schon einige Mal durchgezogen - dieses Projekt "Waldeslust" soll deutlich geräumiger werden - Platz haben wir ja genug, nicht wahr? Deshalb wird Dr. Lier das Anwesen deutlich näher zur Einfahrt platzieren, damit wir nach hinten hinaus den gleichen Trakt nochmal setzen können. Das Grundstück ist nicht nur lang, sondern auch breit, was aber dem Naturschutz gewidmet sein soll. Alle applaudieren, Dr. Lier bestellt Trockenbeeren-Auslese für alle. Dr. Lier hob das Glas und brachte einen Toast aus: Auf die Waldeslust und auf unser Werk. Ich fange morgen gleich mit den Zeichnungen an, die dann als Blaupause an Herrn Wegleitner gehen, damit die Abriß- und Baggerarbeiten beginnen können. Sie trennten sich erschöpft und ein wenig vom Alkohol angeschlagen.. Eine Woche später traf man sich erneut und Dr. Lier legte den Plan vor. "Wir haben bereits mit dem Abriss begonnen und legen stückweise die alten Bauten um, die Beton- und Steinmaterialien werden recycelt und werden die Grundplatte und die Tiefgarage bilden, Herr Friedrich ist bemüht, die Baukosten im Rahmen zu halten und so hat er vorgeschlagen, den Keller gleich doppelt so lang zu gestalten, wie das Haus eigentlich ist - so kommt das zerschredderte Stein- und Betonmaterial zur Gänze weg, was viel teures Geld für die Deponie sparen wird.." Der Stadtrat hat- was selten ist- grünes Licht gegeben, damit der Schandfleck endlich vom Ortseingangsbereich weg kommt, meinte der Bürgermeister dazu, denn das Argument, daß viele Leute aus dem Ort eine Beschäftigung finden, hat eben doch gewirkt: Wäscherei und Reinigungen, Raumpfleger, Techniker und Kundendienste, Klimaanlagen / Heizungswartung, Lebensmittel und Room-Service sind ein beachtlicher Posten. Es ist bekanntlich alles outgesourct, wie man heute sagt. "Die Campagne hat weitere Interessenten gebracht, die ihre eigenen Banken dazu bemühen wollen, Wir haben sogar Fördermittel durchsetzen können, weil das Gelände in einen Artenschutzpark umgewandelt werden soll, das Gebäude wird sozusagen eingegrünt." Diese Äusserung der erfahrenen Golfplatzbesitzerin hat die Teilnehmer der kleinen Versammlung heftig applaudieren lassen. "Das Projekt", so Katter, "..wird nun von Frau Dr. Rosen übernommen, ich muß mich ab hier zurück ziehen, um Vorteilsnahme im Amt auszuschließen." Dr. Lier überwacht das Projekt weiter und gibt uns entsprechend Report. Der Bauunternehmer sagte am Schluß der Besprechung: Wir arbeiten mit der Naturschutzbehörde zusammen und haben selbstverständlich die erhaltenswerten Bäume mit Maßnahmen geschützt, damit sie die Planierarbeiten gut überstehen. Nun reichte Dr. Rosen die ersten Hochglanz-Broschüren herum, "..die aufgrund der Architektenzeichnung illustriert worden sind. Die Anlage wirkt darauf wie die alte Waldeslust, jedoch drastisch größer und in Form eines riesigen 45 Grad Daches in Schiefergrau, das durch eingelassene Terrassen aufgelockert wird. So fallen auch 4 Stockwerke nicht auf, die praktisch ein Nur-Dach-Haus bilden. Die zwei verglasten Giebelseiten sind durch zwei gläserene Aufzüge aufgelockert, die mittig erhaben stehen. Darunter ist der Haupteingang und die Einfahrt angeordnet. Im Festibül wird die Halle mit zwei Marmor-Treppen und Springbrunnen und Terrarium und Aquarium - beide halbrund - für eine Oase der Ruhe sorgen, die Materialen sind schallisolierend angedacht. Das ganze Niederschlagswasser wird einem Teich zugeführt, der als Naturanlage und auf der anderen Seite als Schwimmteich einen doppelten Nutzen haben kann. Herr Friedrich hat selbst seit Jahren einen solchen -kleineren- Teich in Betrieb und kann ihnen gerne die Wirkungsweise zeigen. " Frau Dr. Rosen schloß ihre Ausführung und leitet an den Bauunternehmer weiter: "Die Teichanlage kann bei mir gerne besichtigt werden, dieses Modell habe ich schon etlich Male verkaufen können, weil es ökologisch einwandfrei ist und gefördert wird. Der Überlauf wird in die Kanalisation oder - wenn gewünscht - in einen Sickerbrunnen eingeleitet. Zur Sicherheit werden beide Lösungen verbaut. Wir haben einen Verbund von drei Dachdecker-Betrieben gewinnen können, dem Projekt beizuwohnen. Bis dahin hat meine Steinbrecher-Anlage Hochbetrieb, wie sie sich denken können." Nun wurden einige Bilder auf dem Laptop herum gereicht, während ein Snack mit Sekt serviert wurde. Dr. Lier schloß danach die Sitzung mit den Worten: "Ich danke für Ihr Vertrauen und wir, Dr. Rosen und ich, melden uns bei ihnen per Videokonferenz, wenn sich neue Fakten ergeben!" Die Arbeiten liefen problemlos weiter an diesem Großprojekt, das keine Protestierer zu befürchten hatte - ein Novum in diesem Städtchen. Notar Pahlgruber segnete das Projekt ab und überließ Dr. Rosen das Parkett. Der Grundbucheintrag für die Waldeslust lautete auf 100 gleichberechtigte Teilhaber, die namentlich noch verifiziert werden mußten. Der erste Name lautet auf Friedrich, Benno, Privatier, hier. Die Glanzbroschüre zeigt die beeindruckende Anlage, die sich nahtlos in ein Eichen-Wäldchen einfügt. Die beiden Dachhälften in 10 Versatze a 2mtr. in einer Flucht ausgeführt, lockerten den großen Bau fast in Einzelhäuser auf. Als gestrichelte Linie war der 2. Bauabschnitt nur angedacht, der an der Längsachse irgendwann einmal kommen könnte. Die Einfriedung wurde als natürlicher Wall geplant, in welchen der enorme Aushub für den Keller eingehen wird - mit einer landschaftstypischen Wild-Brombeerhecke und Efeu, welches den massiven, nur einen Meter hohen Jägerzaun -aus Stahl- fast verdeckt, der wie Holz wirkt, aber verrottungsfest ist und bleibt. Der Zaun soll unauffällig wirken und deshalb auch nie gereinigt werden und Patina ansetzen. Eine Videokonferenz wurde angesetzt und noch viele weitere Details bekannt gegeben. So zum Beispiel, daß innerhalb weniger Wochen alle Wohnungen verkauft worden sind - trotz des hohen Preises - für die jeweils 100qm Appartements. Man wirbt mit Putz- und Reinigungsservice und einer guten Lokalität, welche in der Halle des Hauses eröffnet werden soll. Ein Gastwirt habe sich dort eingekauft und will das Lokal "Poseidon" mit internationaler Küche eröffnen. Zusätzlich hat man auf jeder Hausseite weitere Aufzüge eingebaut, damit die Fußwege nicht so weit sind. Das Haus verfügt also über 6 mittige Aufzüge. Die ganze Anlage wurde ein wenig geschwenkt, damit die Photovoltaik- für Strom und Solaranlage für Warmwasser auf der Südseite einen guten Wirkungsgrad schafft. Zusammen mit einer Wärmepumpenanlage kam man in einen breiten weiteren Förderzuschuß. Die Eigentümergemeinschaft, so Dr. Rosen, soll nur einmal im halben Jahr per Videokonferenz tagen, falls Änderungen oder Erneuerungen oder Nachzahlungen anstehen - Die Hausverwaltung in einem Erdgeschoßbüro der Waldeslust soll Glasnost halten und jederzeit sprechbar bleiben. Der Kellerbau und Tiefgarage waren bald fertig, zwei Geschosse unter der Erde ergaben eine ordentliche Aushubmenge. Die neuen Eigentümer sind auf dem Laufenden gehalten und verfolgen auf dem Monitor den Baufortschritt interessiert mit, der mittels zweier Web-Cams abgerufen werden kann, Tag und Nacht sozusagen. Große Betonwagen im Begegnungsverkehr, eine Menge Baufachleute aller Art und Handwerker, die vom schimpfenden Hausverwalter zum zivilisierten Parken auf dem Gelände gezwungen werden mußten, damit dem Lkw-Verkehr die Durchfahrt möglich bleibt. Der Bau gedieh prächtig und das wurde auch im Gemeinderat bewundert. Eine Frage kam auf: Woher haben die 100 Eigner eigentlich so viel Geld? Diese Sache war schnell erklärt- schaun' sie mal, so der Bürgermeister ruhig: Wieviele Einkommens-Millionäre haben wir im Land und wenn diese durch geschickte Abschreibungsmodalitäten Steuerabzüge eintragen lassen, kommt das geschwind wieder herein. So ein Chefarzt hat schon eine halbe Million im Jahr - und es gibt eine Menge Leute mit höherem Einkommen. Noch keine 10 Jahre, das garantiere ich ihnen, sind diese Schulden, die eigentlich nur Verbindlichkeiten sind, getilgt und es geht dort nur noch um die laufenden Unterhaltskosten, die auch wieder abgesetzt werden können.. zum großen Teil zumindest- es ist halt alles eine Frage der Kreativität, verstehen sie? Der Rohbau wurde fertig, das Richtfest unter Beteiligung des Landrates und div. Honoratioren und gefeiert. Von den Eignern war niemand anwesend, diese Klientel ist eher publikumsscheu zu nennen. Ein paar Wochen weiter standen die ersten feinen Wagen in der Tiefgarage, den Umzugswagen hat man kaum gesehen, nur Lkws von exklusiven Möbelhäusern und Innenarchitekten, die alle Hände voll zu tun bekamen. Bald kam das Finish und die Reinigungstruppe gab ihr Bestes. Zur Einweihungsparty kamen einige Prominente, nur geladene Gäste und die neuen Bewohner, die unter sich blieben - ohne Reporter und ohne TV. Außen werkeln noch immer die Landschaftsgärtner unter einem Biologen an dem letzten Schliff. Die Waldeslust war immer ein stiller Ort und das hat sich auch späterhin niemals geändert, ein Ort der Erholung und des Rückzugs war geschaffen. Im Foyer ging es zu wie in einem Hotel, wo immer Personl vorgehalten wurde, damit keine Wartezeiten entstanden - allein die Zahl der Postsendungen ist schon recht beachtlich, Besucher wurden in den Wartebereich verwiesen, bis der Wohnungseigentümer bereit war zu empfangen. Kein Lieferant und kein Gast durfte so einfach in die Lifte oder Flure gehen, die mit Sicherheitstüren verschlossen werden. Videoüberwachung aller öffentlichen Wege und Räume ist heute eine Selbstverständlichkeit, wie Einbruchmelder zur Polizeistation direkt geschaltet als stiller Alarm. Die Bewohner pflegten keinerlei Kontakt zueinander, bestensfalls auf dem Golfgelände fanden beiläufig Begegnungen statt. Nicht lange darauf hat man den 2. Trakt gebaut und auch dieser war bald voll belegt, die hintere Fassade wurde einfach demontiert und als Schlussteil wieder verwendet. Die Anlage wurde spiegelgleich, mit eigenem Empfang und Tiefgarageneinfahrt von der anderen Grundstückseite her. Die Trennwand zwischen den Gebäuden hat man feuerfest und doppelt gemacht, ohne Durchgang. Auf diese Weise ist die Waldeslust A und B den Zustellern bekannt geworden: Man sollte nie den Eindruck eines Einkaufszentrums oder eines Hotels haben, das zu groß geraten sei. *** So wohnen Leute, die es geschafft haben - sie haben jeden Tag so viel um die Ohren, daß ein Rückzugsort bitter nötig ist. |
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