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Eine fiktive Idee, die umgesetzt werden könnte..: "Die Über-lebens-gesellschaft". Das Internet ist eine wunderbare Plattform, die viel bewirken kann! So kam ein gestresster Handelsvertreter auf den Gedanken, ein Webportal zu gründen, welches sich mit dem lockeren Gedankenaustausch "Die Über-lebens-gesellschaft" zu befassen. Hier sollte der ganze Unmut über die Umweltzerstörung und ökologische Schieflagen, Ernährung bis zu den konkreten Lebensverhältnissen der in diesem Forum postenden Mitglieder beleuchtet oder auf Verbesserungsmöglichkeiten hin abgeklopft werden. Die Namen waren freilich anonymisiert, Daten wurden keine erhoben, die Nicknames wurden mit einem einmaligen Code freigeschaltet. Eine Heuristik im Hintergrund der Plattform hat Doppelidentitäten schnell aufgedeckt und beide Accounts automatisch gelöscht. Ohne offene Administration begann ein neues Freizeitspiel für Personen ab 15 Jahren. So konnten Abgänger der Hauptschule bis zur Witwe mit über 80 Jahren in einer Gruppe interagieren. Jeder suchte sich ein Avatar aus, ob abstrakt oder gegenständlich - auch anonymisierte Fotos sollten ok sein. Freundschaften durfte man erst ab einer gewissen Zahl an grünen Punkten eingehen, wo der angefragte Part ein "einverstanden" gab - oder auch nicht, während Fehlverhalten mit einem Abzug bestraft wurden. Die Mitglieder vergaben anonym grüne (positiv) oder rote Punkte (negativ) Das Ziel des Vorhabens war eindeutig kostenfrei und anonym das Leben im Allgemeinen zu verbessern, mit besonderem Hinblick auf die Gesundheit, die aus der Zufriedenheit erwächst, im Einklang mit dem Umweltschutz und der Natur als solche. Die Heuristik hat keine Telefonnummern und Mailadressen oder anderen IDs zugelassen, mit denen man außerhalb des Forums Kontakt hätte aufnehmen können. Die Beiträge waren erst einen Tag später lesbar, weil diese durch das System gecheckt und freigegeben wurden. (Auch zwischen den Zeilen versteckte Mitteilungen wurden aussortiert) Button U meldete sich auf Button ZY, der eine Frage bezüglich den dramatisch aufgemachten Warnhinweisen bestimmter "Lebensmittelwarner", die einen Weichmacher oder Weißmacher etc. gerade auserkoren hatten, um eine "Warnung vor erheblichem Krebsrisiko" in die Welt zu setzen. Ein User Namens H2O meinte, daß die Quote heute wichtiger als einer Verbraucherschutz sei, ein Kürzel L meinte dazu, daß Autor nichts dafür könne, weil die Redaktion diese Meldung beschlossen habe. Hieb und stichfeste Beweise lägen zwar nicht vor, aber der Verdacht wäre da, weil bei Tests mit syrischen Goldhamstern die Häufigkeit von +30% an Mutationen der Gebärmutter festgestellt worden sei. LH suchte Hilfe bei erfahrenen Leuten bezüglich einer Lehrstelle im Informatikbereich, ein anderer wollte wissen, ab wann man zuhause ausziehen kann. Selbst Geschiedenen oder Drogenabhängigen wurden sinnvolle Ratschläge gegeben, die allermeistens aus dem eigenen Erfahrungsschatz stammten. Rechtsberatung darf freilich nicht sein, die Füchse haben sich dieses Gesetz quasi selbst gestrickt, damit die Einnahmen wie durch eine Fegmühle fließen konnten. Wer aber in der 3. Person und Konjunktiv Irrealis schrieb, war auf der sicheren Seite: Ich oder er meinte gehört zu haben.. Schnell hat sich eine Weboma und ein Webopa gefunden, an die sich - weil eben anonym - junge Leute mit brisanteren Fragen wenden konnten, ohne mit den Eltern oder Lehrer oder Behörden Ärger befürchten müssen. Bald fanden sich einige Gruppen zusammen, die über Umweltschutz debattieren konnte, andere Gruppen versuchten das Haushaltsgeld besser zu organisieren, die nächsten berieten über das Zusammenleben in einer Gruppe oder Zweierbeziehung. Bald hatten die Mitglieder das Gefühl, mit den Problemen nicht mehr allein zu sein. Einer half dem anderen mit den täglichen Problemen leichter fertig zu werden. Selbstverständlich auch beim Thema Energiekosten, was bei geringen Einkommen oder bei Arbeitslosigkeit ein Angsttraum werden kann. Man sann gemeinsam nach, wie man sparen könne - und so folgten Tipps über Tipps. Nach und nach wurde die Reihe der Nachahmer immer deutlicher heraus geschält und das große Sparen fing an. Die Energieeffizienz von allen Gerätschaften wurde geprüft und günstigere empfohlen und dabei auch auf den Anschaffungspreis geachtet. Alle waren sich einig: Mit dem seltsamen neuen Begriff "Prepper", der abgeleitet vom englischen Wort "to prepare", also "sich vorbereiten" kommt, wollte man nichts zu tun haben.. ..diese seltsamen "Prepper bereiten sich auf auf den Eintritt einer Katastrophe vor, um dann selbständig überleben zu können. Jedem Forant war klar- das geht nur eine kurze Zeit, dann ist alles verbraucht. Alle Vorräte erschöpft. Was wir wirklich brauchen, ist eine "nachhaltige" Versorgung, die konventionell, aber auch ökologisch einwandfrei ist.. Das fängt bei A an und hört bei Z auf, bei Auto und Zellwolltüchern, sozusagen. Die meisten Vorschläge wurden ganz klein anfangend zu größeren Vorhaben, an die sich sogar regionale Händler angehängt haben, die wohl ganz genau auf die Vorschläge der Mehrheit dieses Forums mit ihrem Warenangebot eingingen. Ein neuer Kundenstamm wuchs heran und der Laden reagierte auf Kundenwünsche ziemlich schnell - die Preiswürdigkeit des jeweiligen Angebotes immer im Auge behaltend. Es kam wie es kommen mußte - der Verkauf lief sehr gut. Man kann auch heute noch preiswerte Produkte finden, die auch noch deutlich besser sind, als Massenware. Ein Beispiel sei erlaubt - im Web gibt es Angebote mit flüssiger Handseife und solche mit flüssigen Universalreinigern, die den halben Preis von stark umworbenen bekannten Produkten haben. Das ist bei fast allen Konsumartikeln ähnlich - wer gewissenhaft sucht, wird ein Austauschprodukt finden. Um bei diesem Beispiel zu bleiben: Man kann einen halben Liter davon in ein mitgebrachtes Gefäß füllen lassen.. das spart sehr viel Kunststoff - Verpackungsmaterial. Die virtuellen Wahl-Großeltern halfen so manchem "Versager" zu einer Lehr- oder Arbeitsstelle, die deren Eignungen und Neigungen entsprachen. Wichtig war die Beschäftigung, vor allen Dingen die Zufriedenheit - dann war der geringere Lohn zu verschmerzen. Alte Leute haben zumeist ein erfülltes Leben hinter sich und kennen Gott und die Welt- das hilft viel mehr als eine noch so perfekt geschriebene Bewerbung. Manchmal gingen sie auch mit oder riefen vorher den Lehrherrn oder Arbeitgeber an und scheuten auch vor kräftigen Worten nicht zurück: Was wollen sie? Einen Journalisten, Literaten oder einen Fahrrad-Monteur? Das half eigentlich immer. So mancher ältere Single oder Witwer oder Witwe war froh, daß sie mit anderen Menschen sprechen konnten - so wurde ein -zuverlässiger und günstiger- Fahrdienst für Leute ohne Auto ins Leben gerufen. Ohne Geld oder Entlohnung dafür zu nehmen - eine Hand wäscht die andere und alte Leute sind für Hilfen beim Fensterputzen oder Gardinen etc. dankbar, was sie selbst nicht mehr schaffen. Manchem Alten ist es leicht gefallen, für Gefallen Geld zu geben. Schnorrer wurden bald enttarnt. Das Forum hat sich mit reichhaltigem Leben gefüllt.. und wurde zum Selbstläufer. Die Initiatoren des Forums gaben teilweise Administratorrechte an besonders zuverlässige Mitmacher ab. Die Überlebensgesellschaft begann auf eigenen Füßen zu stehen. Der Besitzer eines großen Mietblocks suchte um Hilfe nach, um sich von unliebsamen Wurzelmietern zu trennen, die mal Miete zahlten, mal nicht, mal weniger und dabei ordentlich Schäden an dem Gebäude anrichteten. Die Klagen würden kein Ende nehmen, meinte er, ich kann doch nicht dauernd vor Gericht erscheinen! Er hatte sehr bald Angst um Leib und Leben, weil Drohungen an der Tagesordnung waren. Bald bekam er von einem Foranten den Vorschlag, daß seine Kumpels vorübergehend in der Eigentümerwohnung zu Besuch sein könnten - mit Partystimmung und Grill vor dem Haus, auf welchem ausschließlich Schweinefleisch.. Es dauerte nicht lange und der Hausbesitzer schrieb: Es kamen reihenweise Klagen bei mir an, daß aus religiösen Gründen dieses Treiben nicht haltbar sei.. Die Haustür war bei Grillen immer offen - damit die Dünste ins Haus ziehen konnten.. Nach 14 Tagen zogen die ersten Strenggläubigen aus. Nach weiteren 2 Wochen blieben nur noch wenige im Block wohnen, der "heilige Mann" weigerte sich in dieses Haus zu kommen, weil im ganzen Treppenhaus leere Alkoholflaschen und Bierkisten standen. Die Rockergruppe hat bei lauter Techno-Musik den ganzen Tag gegrillt und gesoffen- ihre Motorräder geputzt und ab und an laut röhren lassen. Die Rocker-Bräute waren wohl zu abgedreht für die strenggläubigen Bewohner, die sich gruselten und ihren Kindern die Augen zu hielten, wenn sie durch das Treppenhaus gehen mußten. Bald war der Mietblock leer und ohne Bewohner und die Rocker kassierten ihren Lohn und zogen feixend wieder ab. Wow, 2 Monate täglich Party und dafür sogar noch Geld - toll! Der Anführer meinte: "Das bieten wir als Geschäftsmodell an!" Dieser Vorschlag bekam von der linken Seite des Forum sofort etliche rote Punkte, aber auch viele grüne von der Gegenseite. Deshalb entfernte die Moderation den ganzen Fred, damit wieder Ruhe im Karton war. (Von diesem "Geschäftsmodell" war in der nächsten Zeit in den Gazetten recht häufig zu lesen - diese Truppe wurde bald überregional angefragt) Das Forum "Über-lebens-gesellschaft" boomte in dieser Zeit, weil sich solche Dinge schnell herum sprechen. Die "Geistlichkeit" hat mehrfach versucht sich hier einzuklinken, um neue "Schafe" zu generieren. Das ging eine Weile gut und dann merkte auch der gute Mann, daß hier kein Geld zu holen war- die Einkommen bei der Mehrheit zu gering, also auch keine Steuern.. diejenigen mit besseren Einkommen interessieren sich heute nicht mehr für solche Religions - Dinge. Das "Seelenheil" als Geschäftsmodell ist wohl überkommen und vorbei, die Mitmenschen denken heute selbst und für sich selber. Ein Landwirt suchte Erntehelfer und fand sie schnell, er war dabei großzügig - und gewann neue und dauerhafte Kunden dazu. Sein altmodischer Betrieb setzte auf hergebrachte Qualität und fand begeistere Abnehmer seiner natürlichen Produkte. Eier, hausmacher Wurst, Obst und Gemüse - wenn der Metzger in den Hof kam, auch frisches Fleisch. Ohne Chemie und Antibiotika, ohne Gentechnik. Sein Betrieb hatte nun keine Umstände mehr die Waren zu vermarkten, weil viele Mitglieder des Forums hier ihre neue Einkaufsquelle gefunden haben. Der Landwirt stellte aus diesen Reihen einen qualifizierten Lebensmitteltechniker und Käser ein, was die Sache nochmal runder und vielfältiger werden ließ. Immer breitere Lebensbereiche kamen durch dieses Forum zu neuen Gedanken und Erkenntnissen. Der Mietblock war bald wieder gefüllt mit neuen Bewohnern, die sich alle irgendwie zu kennen schienen.. .. der Umbau zu kleinen Mieteinheiten hatte sich gelohnt. Weniger ist manchmal mehr! Das neue Motto oder Leitspruch des Forums war geboren. Die "alternativen" Einkaufsformen begannen schnell an Fahrt zu gewinnen, dazu kamen bald auch die neuen gesellschaftlichen Veränderungen, die zwar Konventionen ablehnte, aber mehr Menschlichkeit und Wärme mitbrachte, ohne Konkurrenzneid und ohne Wettbewerb und ohne Geldgier.. Wie könnte dieses Programm wohl weiter gehen? Nun, viele Mitglieder wurden der Sache müde und nur noch eine Handvoll blieb, Das Forum wurde aufgelöst und ein dutzend Leute zogen zu dem Bauern, der eigens einfache kleine Wohneinheiten schuf. In der Stadt sprach man nur von der "Kommune", die einen gut florierenden Hofladen betrieb - ein Geheimtipp für Naturfreunde. Ich könnte mir auch vorstellen, daß daraus eine politische Richtung entstanden sein könnte, die bis jetzt noch keine "Farbe" hat. Vielleicht ganz einfach die Partei der Mitmenschen? So ganz ohne festes Programm, dafür aber mit allen Themen des nahen Umfeldes? Was sich auf diese Weise in kommunaler Ebene durchaus machen ließe, wäre auch überregional denkbar. Vielleicht sogar virtuell und ohne "Parteiversammlung" - eben nur mit diesem Internet-Forum? Ich denke, daß Mitmenschlichkeit eine neue tragfähige Sache werden könnte, die ohne "Koalitionspartner".. ohne Konsumterror.. ..aber das ist wohl zu hoch gegriffen, weil heute eine hohe Zahl Besserverdiener ganz andere Ansichten hat. Wie denkt ihr, geneigte Lesende, darüber? |
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