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"Aerolab verabschiedet sich" Folge 12
Diese Nachricht war schon mal sehr viel besser, als die vorherigen!
Noch immer ist die Frage nach der Landung oder gar Abholung nicht geklärt.
Man lehnte sich zurück und entspannte erst einmal - na, das kann ja dauern, vermutlich verrotten wir hier oben,
während die da unten sich die Köpfe einschlagen - mal so rum, mal anders herum !
Die Sonne ging auf und der blaue Planet wurde in ein strahlendes Licht getaucht, fast übernatürlich und unbeschreiblich
schön, leise Sphärenklänge drangen aus den Lautsprechern..
Was sind denn das für Töne?
Bini sagte nichts, sie hockte, unnatürlich verzerrt in der Steuer-Ecke des Aerolabs.
***
Wasili wach auf, wach endlich auf !
Hörst du mich denn nicht?
Die Stimme der Großmutter war Zen wohl bekannt und er gruselte sich.
Wasili wach auf, wach endlich auf !
Wie kommst du auf die Station - Großmutter?
Doch sie antwortete nicht- er sah seine Eltern und seine Geschwister wie Schatten aus der Ferne auftauchen,
seine Beine waren schwer wie Blei, Bini antwortete nicht auf seine Fragen und war plötzlich weg..
..wieso zeigt der Monitor kein Bild, was ist mit dem Ton?
***
Nach und nach kehrte er wieder zurück auf die Erde, ihm war schwammig im Kopf - und er wußte nicht warum.
Der Arzt stand an seiner Seite und sagte:
Sie werden sich noch benommen fühlen, sie hatten einen Unfall im Testcenter der Raumfahrtbehörde!
Fühlen sie sich nun schon etwas besser? Ich habe ihnen eine Vitalisierungsspritze gegeben.
Waas, wer- wer bin ich?
"Wasil Krojowenko, 2. Aeronaut der Raumstation Aerolab, die gerade im Bau befindlich ist.
Sie sind schon 4 Monate hier im Nervenhospital in Nowosibirsk, ich bin Piotr Lowschenko, der leitende Oberarzt.
Der Kommandant hat sie ausgesteuert, sie sind leider nicht tauglich für das Raumfahrtprogramm, was sich beim
allerletzten Test vor der Aufnahme heraus gestellt hat.
Seien sie froh, daß dieser totale Blackout nicht während der Mission passiert ist!
Ihre neue Identität ist Wasil Budawa, Leiter des Vermessungsamtes in Kachastan, in Astani -
sie beginnen ihre Arbeit in einem Monat, wenn wir sie wieder hergestellt haben..
..ihre Frau heißt Swetlana Budawa, sie haben 3 Kinder und Swetlana ist Krankenschwester im Hostital Astani's,
ein schon etwas älteres Semester, aber freundlich.
Ihr neuer Pass und die Wohnungsschlüssel erhalten sie bei der Entlassung aus der Klinik, genau wie die
weiteren Identitätsnachweise, wie Führerschein und Gehalts- und Kontoverbindung bei der örtlichen Bank.
Das Fahrticket 2. Klasse mit der Bahn ist dabei, auch die Rezepte für die begleitende Medikamentierung zur Rekonvaleszenz.
Wir wollen doch keinen Rückfall riskieren - und dazu gehört absolute Verschwiegenheit - sie werden beobachtet - nicht wahr?
Gute Besserung und auf eine gedeihliche Zukunft für Sie und Ihre Familie !"
Diesen Monat Rekonvaleszenz hat "Wasil" wirklich gebraucht, bevor man ihn feierlich mit Vodka und Speck verabschiedete und mit einem grauen Auto und einem leichten Handgepäck zum Bahnhof fuhr und verabschiedete:
"Wir setzen auf ihre volle Verschwiegenheit, dann hören wir nichts mehr voneinander, das ist sehr wichtig, denn der Feind ist überall!"
Der Zug war kaum halb voll mit Menschen, die gerade von der Schicht kamen und größeren Schülern, die lautstark über die letzte Klassenarbeit schimpften.
Eine dickere Frau mittleren Alters hielt einen Käfig mit zwei Hennen auf ihrem Schoß - vermutlich will sie diese gegen eine andere Ware tauschen, wie das so üblich ist in dieser Region.
Ab und an flogen Orte vorbei an dem Wagenfenster;
Kachastan ohne Minarette und ohne Gebetskappen auf den Köpfen der alten Männer.
Aaaaaastani, Aaaaaaastani, rief es aus den Zuglautsprechern.
Quitschend kam der Express zum Stillstand, Türen flogen auf,
Stimmen und Zurufe, Passagiere wurden ausgerufen und abgeholt.
"Wasil Budawa!" und wieder und wieder "Wasil Budawa!",
quäkte ein kleines Megaphon des Schaffners auf dem Bahnsteig,
"kommen sie zum Ausgang 2 !"
Zen, pardon, Wasil kramte in seinen Hosensäckeln nach Kleingeld, wo alle Russen ihre Kopeken verstauen -
und fand tatsächlich ein paar Münzen, um den Zigarettenautomaten zu bedienen.
Er zog die billigste Sorte und nestelte umständlich an der Verpackung, bis endlich der Glimmstängel in seinem Mundwinkel war, verging eine Zeit.
Er stand mit seinen Köfferchen und in den ihm unbekannten Klamotten neben dem Automaten und bekam von einem anderen Reisenden - stillschweigend - Feuer gereicht.
Der Reisende ging eilig weiter.
Eine dralle 40jährige, die "Bini" recht ähnlich sah,
rannte ihm in die Seite: "Trödele nicht herum, komm endlich nach Hause!"
Sie umarmte ihn freundlich, gab im einen Kuss auf die Mundhälfte, die ohne Zigarette war - und zog ihn aus dem Bahnhof hinaus.
Auf dem Parkplatz stand ein verrosteter L ada, den sie ansteuerte.
Auf dem Dachgarten lag ein Weihnachtsbaum festgezurrt und auf dem Rücksitz etliche Päckchen und ..
.. ein Schaukelpferd aus Holz, das mühsam mit Packpapier verdeckt war.
Ein gebrauchtes Kinderfahrrad und ein Lederfußball, in Zeitungspapier verpackt.
Ein größerer Karton mit gut gebrauchten Kinderklamotten..
"Auf was wartest du, steig bitte ein, ich muß heute noch zur Spätschicht ins Krankenhaus!"
Die flotte Fahrt war nicht so lange, bald waren sie in der Straße mit den langen Mietblocks in der Nähe der Klinik angekommen.
"Hilf mir bitte die Decke über den Kram zu ziehen, damit die Kinder nichts sehen- wir laden die Geschenke aus, wenn die Kleinen im Bett sind!"
Im dritten Stock des Hauses angekommen, nahm sie die Schlüssel aus dem Säckel, drückte zur Sicherheit
auf das Schildchen "Budawa" und lachte:
"So hat die Bande Zeit wenigstens oberflächlich Ordnung zu machen, damit man nicht stolpern muß.."
Hinter der Tür rumpelte es heftig und bald wurde geöffnet.
Wie die Orgelpfeifen standen die Kinder vor ihm - hallo Papa!
Wasil wurde etwas schwach in den Knien und mußte sich erst einmal setzen.
Sie machte ihm einen starken Kaffee und schnitt etwas Kuchen auf.
Sie eilte sich, zog ihre Tasche mit der Berufsbekleidung aus dem Regal an der Tür und verabschiedete sich eilig:
Bis um kurz vor Mitternacht!
Nun hatten die Kinder sehr viele Fragen und ließen ihn kaum von dem Kuchen abbeißen, ab und an einen Schluck Kaffee,
dann erzählte er von einer langen Schulungsreise in Moskau, wo er nie war..
Wasil brachte die Kinder zu Bett, nachdem er Abendbrot gereicht hatte - seltsam, er wußte genau wo die Zutaten untergebracht waren!
Vor dem Fernseher ist er eingeschlafen bis das Türschloß ging und seine Frau von der Schicht kam.
Die duschte kurz, sprang sofort ins Bett und murmelte:
Na komm schon, wir müssen morgen in der Frühe wieder raus!
Sie lagen so beieinander, wie Zen und Bini in der Raumstation, exakt die gleichen Hände, genau die gleiche Vertrautheit, der gleiche Geruch ihrer Haare.. er schlief bald danach beruhigt ein - murmelte im Traum immer wieder unverständlich "Bini"..
***Ende***
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