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Reihenweck 102







"Aerolab verabschiedet sich" Folge 8


Die geostationäre Position wird erreicht, die Erde erwärmt durch den Monitor das Innenleben des Aerolabs..
Die automatische Bremsung hat funktioniert und die letzten Treibstoff-Reserven aufgebraucht, die dauerhafte Position des Labs ist gesichert worden und nun liegt das Ding fest wie ein Stein - bis auf die Eigen - Rotation, die für die Gravitation nötig ist.

Die Frontkamera liefert saubere Bilder von der Erde - besonders bei klarer Sicht, wenn die dunklen Wolken größere Lücken zeigen. Diese Wolken sind eindeutig von kriegerischen Auseinandersetzungen, weil auch ab und an Explosionen zu beobachten sind..
Der Nachrichtensender übermittelt endlich die News:
"Die Lage ist noch immer angespannt, obwohl alle Religionsführer und ihre Werke vernichtet und abgeschlachtet worden sind. Die vielen einzelnen Brände täuschen darüber hinweg, daß ein Wiederaufbau in vollem Gang ist. Gewissenlose Staaten haben die Gelegenheit dieses weltweiten Aufruhrs genutzt, um sich von dem überwiegenden Teil der Bevölkerung armer Länder zu verabschieden, sprich: Man hat sie mittels Seuchen umgebracht, die absichtlich in Umlauf gebracht worden sind. Wer noch übrig ist, hatte einen Luftschutzkeller und genügend Vorräte, um ein halbes Jahr durch zu halten !" Andere Regionen wurden eher von dieser "Säuberung" verschont, weil noch Menschen zum Wiederaufbau der neuen Strukturen nötig waren - die Roboter-Technik ist noch nicht soweit gewesen, daß sie diese Aufgabe hätte übernehmen können. Nur aus diesem Grunde haben eine Menge Leute überleben dürfen- gesteuert, so wird vermutet, ist diese Revolution von einer kleineren Zahl wichtiger Leuten, sogenannte Hyper-VIPs, die sich auf einer Südsee-Inselgruppe .."

Da brach die Verbindung ab..

Es ist allemal fraglich, ob diese "Hyper-VIPs" auf ihrer Insel eine entsprechende Satelliteneinrichtung haben, die Signale aus dem Orbit empfangen kann. (Das würde auch wenig Sinn machen, denn Sendeanstalten des Rundfunks und Fernsehens waren ebenfalls außer Betrieb, wenn auch nicht zerstört: Ohne Strom tut sich da nicht viel..)

Zen meinte: "Wenn diese seltsamen Freaks mitbekommen, daß wir hier oben warten, könnte alles passieren!"
Die Antwort Bini's: Ja - wenn wir einfach landen, werden wir entweder nicht entdeckt oder erschlagen oder erschossen oder wir ertrinken im Meer oder zerschellen auf einem Felsen - die Überlebenschancen bei einer nicht organisierten Landung wären wohl nicht so gut..

Noch waren genügend Über-Lebens-Mittel an Bord des Aerolabs.
So konnte ruhig abgewartet werden - solange keiner ersthaft krank werden würde..

Die Hoffnung wuchs mit dem täglichen Anblick auf den "blauen Planeten" weiter an, vielleicht war doch an eine Rückkehr nach Hause zu denken?
Wie wird es den Angehörigen gegangen sein und den zwei nicht mitgeflogenen Wissenschaftlern?

Durch die Kamerabilder ein ganzes Stück auf dem Laufenden gehalten, beobachtete man an Board die Atmosphäre sorgenvoll. Die Explosionen hörten auf, die Wolken verzogen sich, die schwarzen Schwaden wurden weniger. Da keine Flugzeuge mehr flogen, nur noch wenige Fabriken und keine Kraftwerke mehr arbeiteten, wurde die Luft schnell besser - zumindest optisch.

Dann kamen andere Wellen an, der Boardcomputer vermeldete Sendewellen von einem Satelliten:
Ein staatliches TV Programm hat seinen Dienst wieder aufgenommen!
Die Abstrahlung ging freilich nur zur Erde, aber Reflektionen waren zu empfangen, wenn die Bedingungen günstig waren.
Mit Rauschen und stottern kamen die Nachrichten durch und ein holpriges Musikprogramm.
Ein Sender aus der Schweiz meldete sich - die haben Wasserkraftwerke und somit auch wieder Strom, an die Talsperren ist dort kein "Revolutionär" heran gekommen, vielleicht hat von diesen Chaoten auch keiner daran gedacht..

"Grüzi miteinand!
Wir vermelden mit Freude, daß die marodierenden Banden aus der Schweiz vertrieben und Ruhe und Ordnung wieder hergestellt werden konnten.
Die anderen europ. Länder sind gerade dabei unserem Beispiel zu folgen und die Kraftwerke wieder hochzufahren um die Strom - und Wasserversorgung zu gewährleisten.
In den Städten Europas ist nur noch jede 10. Wohneinheit belebt, Afrika ist menschenleer, Asien ebenso, von Rußland und dem ganzen amerikanischen Kontinent ist kein Lebenszeichen zu erfahren, bis auf Alaska - England und die britischen Inseln sind nur noch spärlich bewohnt. Die Menschen, die überlebt haben, sind oftmals verletzt oder versehrt. die Hyper-VIPs wurden von einer Atomrakete aus Rußland getroffen und vernichtet, genau wie Rußland und die USA, die sich gegenseiten beschossen haben - unter Mitwirkungen der Chinesen. Japan ist von einer Flutwelle buchstäblich weggeschwemmt worden, genau wie Taiwan und viele andere Inseln - als die USA getroffen wurden. Australien und Neuseeland haben kaum etwas von den ganzen Geschehnissen mitbekommen - dort hat sich keine Revolution ereignet und es ist auch keine kriegerische Handlung passiert. Die Strahlenbelastung auf der Erde hat sich verdoppelt. Langsam läuft die Nahrungsmittelproduktion wieder an."








"Aerolab verabschiedet sich" Folge 9


Es kehrt also wieder Leben zurück und so sannen die Beiden auf eine Rückkehr mit der Rettungseinheit in Richtung Australien, wenn ein entsprechender Kontakt mit den Behörden dort aufgenommen werden konnte..

Der Kontakt kam aber nicht zustande, auch als auf allen denkbaren Frequenzen gesendet wurde - die Anfrage des Aerolabs blieb unbeantwortet, trotz Dauerschleifen-Nachricht.

Aus Australien und Neuseeland war kein Sender und keine Nachrichten zu empfangen - irgendwas stimmt da nicht..
.. des Rätsels Lösung fiel Bini ein: Elektromagnetische Störungen durch die vielfältigen Zerstörungen umrunden den Globus, was auch das Rauschen erklärte. Die GPS Satelliten sind wohl noch intakt, die Bodenstationen eher nicht mehr.

Warten ist bekanntlich eine der Tugenden, also fassen sich die Beiden in Geduld.
Der Garten funktionierte und das war sehr wichtig: Hier wird auch Sauerstoff produziert, bei Vollbesetzung für bis zu 10 Personen.

Die Position im Orbit war eigentlich recht bequem, ganz im Gegensatz zu den Zuständen auf der Erde.
Besonders unheimlich waren die total unbelebten Erdteile, wo nicht einmal Tiere überleben konnten!
Keine Spur von Leben im Orient und im "heiligen Land", die Pyramiden wirkten wie Totempfähle, wie unter einem Leichentuch eingeplättet - nur die Umrisse waren zu sehen. Offenbar hat man diese Monumente- wie alle anderen auf der Welt- systematisch zerstört.
Nachts war die Situtation nochmal beeindruckender: Nur wenige Lichter waren zu sehen, die meisten dort, wo die Alpen sind, sonst war alles stockdunkel. Kein Flieger, keine Schiffe, keine leuchtenden Metropolen - alles wie tot.

Am Morgen waren wenigstens ein paar Bewegungen auszumachen - vermutlich Rodungs- und Aufräumarbeiten, die bestimmt noch lange Jahre in Anspruch nehmen. Die ersten Öltanker fuhren wieder !

Dann meldete sich ein Amateur-Funker:
"Hallo Astrolab!.. vermutlich werden ihr dort oben die terristrischen Sender nicht bekommen, deshalb gebe ich Euch kurz einen Überblick über die Situation hier auf der Erde.
Es hat sich so viel geändet!"
Aus Sibieren empfange ich: "Im Himalaya haben sich zwei kleinere Städte erhalten, der Staudamm ist deren Energiequelle - notdürftig geflickt. In den Anden und in den Rocky Mountains senden ab und zu Funkamateure. Ganz Nordeuropa soll verstrahlt sein bis zum schwarzen Meer. Aus Jugoslawien kam ein schwacher Sender - Montenegro meldet, daß auch sie wieder am Netz sind - mittels der Staudamm-Energie dort. In den jugoslawischen Karstbergen sind noch kleine Dörfer existent - die Ultraorthodoxen sollen die Macht ergriffen haben und das mit eiserner Hand. Wie ein Reisender berichtet, haben die Isrealis den Libanon und Palestina beschlagnahmt, sowie Syrien annektiert. Die Hyper Vips hatten die Südseeinseln wohl nur zur Tarnung besetzt, in Wirklichkeit bildeten sie im Untergrund eine neue Weltordnung. "
Bleich hörten die Beiden diese Nachricht, über die man sehr erschrocken war - aber in den nächsten Wochen wurde gleich nachgelegt:
"Der neue Mose ist gekommen und befriedet mit dem Volk Gottes die Welt. Die ungläubigen Wüstensöhne sind für ihren Glauben am Kreuze gestorben und ihre Ölquellen wechselten den Besitzer."
Du meine Güte, was ist denn das für ein Sender?!
So ein starkes Signal war noch nie im Aerolab angekommen..
"Hier spricht die Hauptstadt der Welt- Jerusalem - der Kampf gegen die Zionisten, der aus Karachi kam, wurde zurück geschlagen - das Land ist erloschen und wird seine verdiente Strafe als Wüste erleben.. Wüste und Steine, Leere und Trockenheit !"
Was soll das denn für ein Quatsch sein, meinte Bini.

Einen Monat später meldete sich New York:
"Das auserwählte Volk Gottes habe jeden Menschen auf Erden untertan gemacht, wie die Vorsehung versprach. Ketzern droht der Tod am Kreuz oder lebenslange Strafarbeit in den Steinbrüchen. Man hat uns Christen in allen Schattierungen verfolgt und verraten, der Geheimdienst ist überall-" dann fielen Schüsse und die Station meldete sich nicht mehr..

Der Funkamateur meldete sich noch einmal - zum letzten Mal wie er sagte, weil ihm die Sache zu gefährlich geworden sei - die Spitzel seien überall, auch bei ihm in Melburne.. hier nochmal kurz das Neueste und dann verabschiede ich mich von Euch - viel Glück auf der Mission, ggf. gute Landung !
Also: Missionieren wollten die neuen Herrscher "Hyper-Vips" nicht, sie entledigten sich bald der ultraorthodoxen Glaubensbrüder, die als Racheengel eingesetzt waren: Eine seltsame Krankheit raffte alle Strengläubigen weg- nur die Hyper-Vips blieben. Eine Art Pharaonen-Klasse, die alles lenkte und leitete. Vom Handel und Wandel bis zum Datum und Uhrzeit, sie bestimmten jeden Tag im Leben mit ihren Vorschriften.. "

Die Beiden überlegten, ob nicht doch ein Selbstmord die bessere Lösung wäre, wenn die Vorräte zur Neige oder die Station am Ende wäre - als mit dem Ersatz-Dingsda eine Landung zu wagen..








"Aerolab verabschiedet sich" Folge 10


Die Überlegungen liefen noch immer, ob der Zeitpunkt für eine Notlandung nicht doch besser hinausgeschoben werden sollte - denn die Umstände auf der Erde waren für Raumfahrer nun wirklich nicht günstig. Vermutlich würde, ja vielleicht sogar ganz sicher würde keine Hilfe zuteil werden, weil noch immer Technikfeinde überall verstreut waren.
Die Vips am Ruder der Welt waren unbekannte dunkle Kräfte !

Über eine russische Bodenstation meldete sich eines Tages eine fast flüsternde Stimme:
"Wir wissen, dass ihr dort oben seid und hoffen, daß ihr uns hören könnt - auf der üblichen Aerolab-Frequenz sogar mit Bild - also bitte umschalten!"
Die Beiden staunten nicht schlecht, als diese Meldung kam - sollte das Programm noch laufen oder bereits von den Hyper Vips übernommen worden sein?
Am folgenden Tag zur üblichen Stunde kam das Signal tatsächlich über den lange Jahre nur mit Videofilmen tätigen Haupt - Monitor:

"Hier ist das Aerolab - Commando: Die beiden anderen Stationen des Typ I melden sich nicht mehr, sie jedoch sitzen im Typ II, der bereits mit der Rettungseinrichtung ausgestattet ist. Wir fordern sie hiermit auf, unverzüglich mit dem Notlandesystem auf den im Anschluß angegebenen Koordinaten zu landen, die wir soeben im Modul einprogrammiert haben. Zur Zeit ist eine Abholung mit einem Raumfahrzeug technisch nicht möglich !" (Der Typ auf dem Monitor sah irgendwie seltsam aus, fast wie ein Priester, nicht wie jemand vom Raumprogramm)

Zen und Bini wunderten sich sehr, weil der vereinbarte Schlußcode nicht kam und die Boardsysteme keinen Programmierzugriff registriert haben..
Sie diskutierten eine Weile darüber und entschieden: Nein, wir bleiben lieber im Orbit, besser als gepfählt oder gekreuzigt zu werden, falls die Landung überhaupt glücklich ablaufen würde.
Und diese Entscheidung entpuppte sich bald als sehr vernünftig- denn der Funkamateur meldete sich wieder:
"Innerhalb der jüdischen Hyper-Vips und den christlichen und muslimischen Hyper-Vips hat es mörderische Auseinandersetzungen gegeben, wir haben die Hoffnung, daß sich die Verbrecher selber erledigen.. haltet aus!"

Der blaue Planet drehte friedlich und ruhig seine Runden, wie seit Urzeiten - ein beruhigender Anblick, auch noch im 2. Jahr der Umrundung.. dank des umfassenden medizinischen Programms an Board, das der Boardcomputer vorgab, waren die Beiden noch gesund und guter Dinge.
Der selbstgemachte Wein halb freilich recht gut dabei, Frühstückseier und frischen Salat.. Bini richtete den Monitor so ein, daß der Videofilm unterbrochen wird, wenn eine wichtige Frequenz sendet.

Zens Tagebuch wurde voll und voller.

"Hier spricht die revolutionäre Stimme Moskaus,
hier spricht die revolutionäre Stimme Moskaus,
hier spricht die revolutionäre Stimme Moskaus -
an alle Raumfahrer, die vom Kosmodrom Baikonur gestartet sind!
Die Zeit war reif für eine Neuordnung der Herrschaftsverhältnisse auf der gesamten Erde.
Alle kommunistischen Kräfte wurde gebündelt und weltweit aktiviert.
Die Kirchen und Moscheen und Tempel sind dem Erdboden gleichgemacht, die Prediger haben sich gegenseitig abgeschlachtet. Das heilige Land haben wir mit der Hilfe von Kontinentalraketen ins Meer geschickt, dort wo angeblich Mose und Noah gelebt haben sollen, ist nur noch Sand und Gestein.
Sie können unverzüglich mit der Landung beginnen oder warten, bis wir unser Rettungsteam zu ihnen schicken, die Lebenserhaltungsfunktionen zeigen gute Werte an."

Hm, das gefällt mir nicht, sagte Zen - wir haben keine Lichtblitz auf der Erde bemerkt, der diesen Atomschlag bestätigen würde.

Bald kam ein Funkspruch aus Cape Canaveral, Florida:
"An das Aerospace im Orbit! Halten sie noch etwas aus, die Umstände hier auf der Erde sind nicht sehr günstig für eine Landung, eine Rettung mittels Raumfahrzeug ist noch immer nicht möglich. Wir arbeiten mit Hochdruck an der Bergung." - Dann folgte die richtige Signatur.

Ein Wunder ! Ein verdammtes Wunder meinte Bini und freute sich..

Man sah wieder Flugzeuge und Schiffe - vereinzelt - auftauchen und wieder verschwinden, optisch schien sich die Situation entschärft zu haben.










"Aerolab verabschiedet sich" Folge 11


Von nun an erfolgte kein einziger Kontakt mehr, weder aus den USA noch aus Australien oder Rußland, ein ganzes Jahr lang..

Langeweile war nicht das Problem, denn die beiden Raumfahrer oder Wissenschaftler sind längst ein ruhiges Paar geworden, das sich tief vertraute.
Wir ergreifen die Initiative und versuchen mal über Kurzwelle einen privaten oder Funker zu erwischen!
Zen war fest davon überzeugt, einen neutralen Beobacher der Lage zu finden - denn wo Menschen sind, wenn dort noch Menschen leben, dann sind sie geschwätzig wie eh und je..

"Aerolab ruft Amateurfunker auf sich zu melden - bitte auf Frequenz... !
Nach einigen Tagen kam tatsächlich Antwort:
Diese Antwort war recht unverständlich, auf Hebräisch - der Bordcomputer übersetzte:
"Und Mose bekam von dem Allerhöchsten die Order sein Volk in das gelobte Land zu führen, 40 Tage und 40 Nächte war er unterwegs seine Herde zu führen.."
So ein Quatsch! Die spinnend die Römer!
"Der Herr schuf Himmel und Erde und am 7. Tag ruhte er"
Schalt das Ding ab!
Bini dreht dem Quacksalber den Hahn ab und suchte nach neuen Frequenzen, die gerade in Betrieb sind.
Dann endlich entlud sich eine Salve schnellen Geschnatters aus Südamerika:
"Buenos Dias Hombres! Hier spricht Pedro aus Puerto Rico, wo nur noch ein Zehntel der Bevölkerung lebt, wie überall auf der Welt- das habe ich von meinen Funker-Kollegen weltweit erfahren. Die Religionen sind wieder dabei ihre alten Positionen einzunehmen, die Machtstrukturen fangen an, sich neu zu ordnen und dabei die Religionen im Schach zu halten, daß sie nicht wieder mitregieren. Die Hyper-Vips sind in ihre Ursprungsländer abgetaucht und lenken die Geld- und Warenströme, wie eh und je. Israel hat seinen ursprünglichen Status und anfängliche Größe zurück erhalten, ohne die besetzten Gebiete und muß Wiedergutmachung an seine Nachbarn leisten. Wie gesagt, die Weltbevölkerung beträgt nur noch ein Hundertstel oder ein Tausendstel oder gar noch weniger der Zeit vor der großen Weltrevolution. China ist nur noch in Shanghai bevölkert mit wenigen hundert Einwohnern, Japan und Indonesien sind verschwunden oder zum Tropenparadies geworden. Rußland und die USA sind fast vollkommen entvölkert, Afrika ist leer - vollkommen leer, ohne Tiere und ohne Menschen - nur Dschungel und Wildnis - die Wüste grünt und blüht, von den Pyramiden ist kaum noch etwas zu sehen, die sind fast überwuchert von Grünzeugs. Die Skylines der Metropolen sehen aus wie Steinbrüche. Einzelne Flugzeuge und Schiffe sind unterwegs, um die Zustände auf der Erde zu katalogisieren. Grönland wurde zum Grünland, die Polkappen haben sich erholt. Man erwägt die Fliegerei zu verbieten oder sehr zu begrenzen, politische Parteien gehören der Vergangenheit an - es wird nicht mehr gewählt. In den neuen Ländern herrschen jeweils Kader, die miteinander vernetzt sind - jeweils in den alten Hauptstädten, wo die Energieversorgung wieder läuft. Die Hyper-Vips regieren aus dem Untergrund mit fester Hand.

Wir haben wieder Hoffnung.









"Aerolab verabschiedet sich" Folge 12


Diese Nachricht war schon mal sehr viel besser, als die vorherigen!

Noch immer ist die Frage nach der Landung oder gar Abholung nicht geklärt.

Man lehnte sich zurück und entspannte erst einmal - na, das kann ja dauern, vermutlich verrotten wir hier oben, während die da unten sich die Köpfe einschlagen - mal so rum, mal anders herum !
Die Sonne ging auf und der blaue Planet wurde in ein strahlendes Licht getaucht, fast übernatürlich und unbeschreiblich schön, leise Sphärenklänge drangen aus den Lautsprechern..
Was sind denn das für Töne?
Bini sagte nichts, sie hockte, unnatürlich verzerrt in der Steuer-Ecke des Aerolabs.

***

Wasili wach auf, wach endlich auf !
Hörst du mich denn nicht?
Die Stimme der Großmutter war Zen wohl bekannt und er gruselte sich.
Wasili wach auf, wach endlich auf !

Wie kommst du auf die Station - Großmutter?
Doch sie antwortete nicht- er sah seine Eltern und seine Geschwister wie Schatten aus der Ferne auftauchen, seine Beine waren schwer wie Blei, Bini antwortete nicht auf seine Fragen und war plötzlich weg..
..wieso zeigt der Monitor kein Bild, was ist mit dem Ton?

***

Nach und nach kehrte er wieder zurück auf die Erde, ihm war schwammig im Kopf - und er wußte nicht warum.
Der Arzt stand an seiner Seite und sagte:
Sie werden sich noch benommen fühlen, sie hatten einen Unfall im Testcenter der Raumfahrtbehörde!
Fühlen sie sich nun schon etwas besser? Ich habe ihnen eine Vitalisierungsspritze gegeben.

Waas, wer- wer bin ich?
"Wasil Krojowenko, 2. Aeronaut der Raumstation Aerolab, die gerade im Bau befindlich ist.
Sie sind schon 4 Monate hier im Nervenhospital in Nowosibirsk, ich bin Piotr Lowschenko, der leitende Oberarzt.
Der Kommandant hat sie ausgesteuert, sie sind leider nicht tauglich für das Raumfahrtprogramm, was sich beim allerletzten Test vor der Aufnahme heraus gestellt hat.
Seien sie froh, daß dieser totale Blackout nicht während der Mission passiert ist!

Ihre neue Identität ist Wasil Budawa, Leiter des Vermessungsamtes in Kachastan, in Astani - sie beginnen ihre Arbeit in einem Monat, wenn wir sie wieder hergestellt haben..
..ihre Frau heißt Swetlana Budawa, sie haben 3 Kinder und Swetlana ist Krankenschwester im Hostital Astani's, ein schon etwas älteres Semester, aber freundlich.

Ihr neuer Pass und die Wohnungsschlüssel erhalten sie bei der Entlassung aus der Klinik, genau wie die weiteren Identitätsnachweise, wie Führerschein und Gehalts- und Kontoverbindung bei der örtlichen Bank.
Das Fahrticket 2. Klasse mit der Bahn ist dabei, auch die Rezepte für die begleitende Medikamentierung zur Rekonvaleszenz.
Wir wollen doch keinen Rückfall riskieren - und dazu gehört absolute Verschwiegenheit - sie werden beobachtet - nicht wahr?
Gute Besserung und auf eine gedeihliche Zukunft für Sie und Ihre Familie !"

Diesen Monat Rekonvaleszenz hat "Wasil" wirklich gebraucht, bevor man ihn feierlich mit Vodka und Speck verabschiedete und mit einem grauen Auto und einem leichten Handgepäck zum Bahnhof fuhr und verabschiedete:
"Wir setzen auf ihre volle Verschwiegenheit, dann hören wir nichts mehr voneinander, das ist sehr wichtig, denn der Feind ist überall!"

Der Zug war kaum halb voll mit Menschen, die gerade von der Schicht kamen und größeren Schülern, die lautstark über die letzte Klassenarbeit schimpften.
Eine dickere Frau mittleren Alters hielt einen Käfig mit zwei Hennen auf ihrem Schoß - vermutlich will sie diese gegen eine andere Ware tauschen, wie das so üblich ist in dieser Region.
Ab und an flogen Orte vorbei an dem Wagenfenster; Kachastan ohne Minarette und ohne Gebetskappen auf den Köpfen der alten Männer.
Aaaaaastani, Aaaaaaastani, rief es aus den Zuglautsprechern.
Quitschend kam der Express zum Stillstand, Türen flogen auf,
Stimmen und Zurufe, Passagiere wurden ausgerufen und abgeholt.
"Wasil Budawa!" und wieder und wieder "Wasil Budawa!",
quäkte ein kleines Megaphon des Schaffners auf dem Bahnsteig,
"kommen sie zum Ausgang 2 !"
Zen, pardon, Wasil kramte in seinen Hosensäckeln nach Kleingeld, wo alle Russen ihre Kopeken verstauen -
und fand tatsächlich ein paar Münzen, um den Zigarettenautomaten zu bedienen.
Er zog die billigste Sorte und nestelte umständlich an der Verpackung, bis endlich der Glimmstängel in seinem Mundwinkel war, verging eine Zeit.
Er stand mit seinen Köfferchen und in den ihm unbekannten Klamotten neben dem Automaten und bekam von einem anderen Reisenden - stillschweigend - Feuer gereicht.
Der Reisende ging eilig weiter.
Eine dralle 40jährige, die "Bini" recht ähnlich sah, rannte ihm in die Seite: "Trödele nicht herum, komm endlich nach Hause!"
Sie umarmte ihn freundlich, gab im einen Kuss auf die Mundhälfte, die ohne Zigarette war - und zog ihn aus dem Bahnhof hinaus.
Auf dem Parkplatz stand ein verrosteter L ada, den sie ansteuerte.
Auf dem Dachgarten lag ein Weihnachtsbaum festgezurrt und auf dem Rücksitz etliche Päckchen und ..
.. ein Schaukelpferd aus Holz, das mühsam mit Packpapier verdeckt war.
Ein gebrauchtes Kinderfahrrad und ein Lederfußball, in Zeitungspapier verpackt.
Ein größerer Karton mit gut gebrauchten Kinderklamotten..

"Auf was wartest du, steig bitte ein, ich muß heute noch zur Spätschicht ins Krankenhaus!"
Die flotte Fahrt war nicht so lange, bald waren sie in der Straße mit den langen Mietblocks in der Nähe der Klinik angekommen.
"Hilf mir bitte die Decke über den Kram zu ziehen, damit die Kinder nichts sehen- wir laden die Geschenke aus, wenn die Kleinen im Bett sind!"
Im dritten Stock des Hauses angekommen, nahm sie die Schlüssel aus dem Säckel, drückte zur Sicherheit auf das Schildchen "Budawa" und lachte:
"So hat die Bande Zeit wenigstens oberflächlich Ordnung zu machen, damit man nicht stolpern muß.."
Hinter der Tür rumpelte es heftig und bald wurde geöffnet.
Wie die Orgelpfeifen standen die Kinder vor ihm - hallo Papa!
Wasil wurde etwas schwach in den Knien und mußte sich erst einmal setzen. Sie machte ihm einen starken Kaffee und schnitt etwas Kuchen auf.
Sie eilte sich, zog ihre Tasche mit der Berufsbekleidung aus dem Regal an der Tür und verabschiedete sich eilig:
Bis um kurz vor Mitternacht!
Nun hatten die Kinder sehr viele Fragen und ließen ihn kaum von dem Kuchen abbeißen, ab und an einen Schluck Kaffee, dann erzählte er von einer langen Schulungsreise in Moskau, wo er nie war..
Wasil brachte die Kinder zu Bett, nachdem er Abendbrot gereicht hatte - seltsam, er wußte genau wo die Zutaten untergebracht waren!
Vor dem Fernseher ist er eingeschlafen bis das Türschloß ging und seine Frau von der Schicht kam.
Die duschte kurz, sprang sofort ins Bett und murmelte:
Na komm schon, wir müssen morgen in der Frühe wieder raus!
Sie lagen so beieinander, wie Zen und Bini in der Raumstation, exakt die gleichen Hände, genau die gleiche Vertrautheit, der gleiche Geruch ihrer Haare.. er schlief bald danach beruhigt ein - murmelte im Traum immer wieder unverständlich "Bini"..

***Ende***






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