Krautfeld !?
Auf dieser Seite möchte ich einmal mein "virtuelles Krautfeld" vorstellen,
das bereits auf einigen Seiten angeklungen ist.
Am Dorfrand, mit Sicht auf das Krautfeld, dort wo heute der neue Friedhof ist,
steht ein uraltes kleines Bauernhaus.
Heute wohnt eine junge Familie mit mehreren Kindern darin, die das Haus auf ganz neue Weise pflegt und ausbaut.
Damals war ein großer Bauerngarten das Hauptaugenmerk, das Zentrum des Hauses lag klar in der Küche,
wo immer geheizt war und wo man sich traf.
Ich möchte nur am Rande darauf eingehen, daß im Hof des Hauses eine Lohnkelterei war,
Hühner gehalten wurden und ansonsten ein sehr bescheidenes
Leben war.
Wir sagten damals:
Ich gehe mal ins Krautfeld- und jeder wußte, es wurde der Petter und seine Frau oder die Gote besucht.
Die Haustür stand
im Sommer immer offen, dann kam der kleine Flur mit der Garderobe,
der alte Fliesenboden, wo schon ein paar Abplatzungen waren.
Geradeaus die
offene Küchentür, man blickte am Waschbecken und am uralten Küchen -
Herd mit dem "Wasserschiff" vorbei durch das Fenster in den Garten.
Ich habe niemals erlebt, daß man dort
keinen Rat oder Hilfe bekommen hätte..
Sie hatten vieles nicht, was "man heute so hat", alles war sehr viel bescheidener,
ja - man könnte sagen sie waren "relativ arm".
Aber sie waren doch zufrieden, wenn sie nur gesund waren und den Humor behalten haben.
Bei politischen Dingen haben sie gleich abgewunken und
gemeint:
"Das soll uns nicht kümmern, wir können sowieso nichts daran ändern."
Oder: "Gib dem Kaiser was des Kaisers ist!"
So fern war
das große Weltgeschehen, das schon in der nahen Kleinstadt begann,
daß dieses Haus genau so gut auf dem Mond gestanden haben könnte.
Soweit zum alten Krautfeld.
Heute ist dieses Krautfeld nur noch in ein paar Köpfen älterer Zeitgenossen geblieben,
die sich daran noch gut erinnern können.
Wieviele sich tatsächlich noch des Öfteren daran erinnern,
wenn es um die eigenen Lebensumstände oder Einstellungen geht, kann ich nicht sagen.
Ich persönlich versuche mich so oft es geht zu besinnen, daß nicht alles "wie geleckt"
oder "must have" oder "was sollen die anderen Leute denken"
sein muß,
wenn es um die persönliche Entfaltung geht.
Das sagt man heute so, damals hat sich niemand "entfaltet", sondern getan, was getan werden mußte.
Man muß heute schon ordentlich viel Mut haben, sein "eigenes Ding" zu machen,
das sich
von der Norm abhebt - dazu würde sehr viel Geld nötig sein - oder wenn dieses "eigene Ding" gar bescheiden ist.
Bescheidenheit wird heute als Vollversagen angesehen
und nicht als resourceschonend oder rücksichts- oder maßvoll,
das kann man an allen Ecken und Enden und
überall sehen.
Umweltschutz betreibt nur der, der sich Verschwendung nicht leisten kann.
Lese ich beim Arzt eine Autozeitschrift, kommen mir Komplexe - das ist so ungesund wie Nachrichtenkonsum.
Viele moderne Deckmäntelchen, wie "Bio",
"Öko" oder "Innovation" lenken von dem Gebrauch der Vernunft ab,
"man gönnt sich ja sonst nix".
So fahren Rentner im SUV mit Lederausstattung einher- jeden Meter-
denn man will ja nicht als arm gelten.
Wer läuft verliert wohl an Ansehen.
Der Fußgänger
ist "am unteren Ende der Nahrungskette" - dicht gefolgt vom Radfahrer.
Wie sagte mal ein Autoverkäufer so vollmundig?
"Wenn sie einen solchen Wagen
mal eine Zeit gefahren haben, dann ändert sich auch ihr Fahrstil".
Wer einmal darin Platz nahm, wird vom voraus fahrenden kleinen oder normal hohen
Fahrzeug nur noch das Dach sehen!
(Besonders doll ist das bei den neuen amerikanischen Pickups,
die blubbernd Mengen an Sprit verheizen, als ob der
Treibstoff unerschöpflich wäre oder ein Kontrakt mit Gott Hermes abgeschlossen worden sei..
Dazu paßt auch der andere Umweltwahnsinn unserer Zeit.)
Man verrennt sich schnell im "ich will dem Nachbarn nicht nachstehen" oder "wir wollen doch nicht absteigen".
Unmerklich versklaven die zierenden oder nützlichen Dinge, die alle
bezahlt werden wollen, nicht nur die auf Leasing gemieteten Prestige-Krücken vor den Häusern.
Schneller als gedacht sind die dann wieder veraltert oder kaputt und müssen ersetzt werden-
womöglich noch dicker, noch flotter,
noch schneller und .. teurer.
Selbst die topmodischsten und "angesagten" Badezimmerkacheln schauen nach 10 Jahren ein wenig seltsam aus.
Das angesagte "Wohnambiente" hat eine Sauna und eingemauerten Pool, Kamin und wer weiß was sonst noch.
Die Werbung wird nicht müde, diesen Prozess zu schüren und anzuheizen.
Die Zeitungsbox ist mehrmals in der Woche so voll, daß die Prospekte
schon hineingequetscht werden müssen..
Wir schauen nicht mal mehr hinein, lesen keine kostenlosen Zeitungen mehr -
die gehen alle sofort in die Tonne.
Wer sich davon überlisten läßt,
hat bald keine Freude mehr, weil im Grunde alles veraltert ist,
was man besitzt- bereits kurze Zeit nach dem Kauf oder der nächsten Saison.
(Mal davon abgesehen, daß nach einem Kauf das
Prospekt die Woche danach den Artikel billiger offeriert)
Das ist Werbung, "publik realitions" oder sonstwas, Hauptsache das Geld wird aus dem Säckel gelockt -
anhäufen ist aber auch nicht gut, weil die
Banken mit dem Geld zocken..
"dem Armen fehlt manches, dem Geizigen alles".
Den Spagat kann man mit ein wenig "Krautfeld" im Kopf schaffen, indem man sich selbst ermahnt:
Du mußt ja nicht, du brauchst ja nicht -
laß die Anderen
machen was sie wollen- nur durch ein solches selbstbewußtes Denken wird man frei und "authentisch".
Das Resultat dieser Erkenntnis sieht ein Besucher bereits im Garten
oder vor der Haustür auf dem Grundstück, wo eben alles ein wenig "anders" ist,
aber eben "authentisch", um dieses hässliche Modewort nochmal
zu gebrauchen.
Man sieht, hier hat jemand seine eigenen Gedanken in die Tat umgesetzt.
NUR an solche Gartenanlagen erinnert man sich gern, wenn - wie wir
beide - oft genug der Weg durch die kleinen Orte führt,
auf unseren vielen Wanderungen.
Die topmodernen oder superakkuraten Anwesen sind dann nur noch
peinlich und lassen uns schaudern.
So ist das auch im Innern der Häuser:
Es gibt Ausstellungshallen, in denen Menschen existieren, aber auch gemütliche
Anwesen, wo Familien noch richtig WOHNEN.
Wo ein Hund im Haus ist oder wo Kinder sind, ist es niemals so ordentlich,
daß man unangemeldete Besucher empfangen möchte.
Und trotzdem hält man sich dort am liebsten auf, wo das Essen auf dem Herd brodelt,
wo Spielzeuge auf dem Boden verstreut sind und wo der Hund vor der
Tür den Knochen zernagt.
(Davon ist noch kein Kind krank geworden- wie seltsam!)
Die Fenster könnten mal geputzt werden, vor der Treppe liegen
Fahrrädchen,
die Hausfrau ist ein wenig durch den Wind- gibt es das noch? Oh ja!
Was wollen Kinder?
Nun- sie spielen nach wie vor am liebsten im Matsch und mit Wasser,
wie schon seit Urzeiten und dementsprechend schaut auch manchmal
der "Rasen" aus.
Die Sitzecke im Garten wird tatsächlich genutzt und dient nicht nur der Zierde,
den Augen des Nachbarn oder des Staubsaugervertreters oder
Bürgermeisterkandidaten oder Zeugen Jehovas,
der gerade mal wieder nerven will.
In der Küche wird gewerkelt, die Hausaufgaben gemacht, die Bastelbögen zusammen geklebt,
Gemüse geputzt- was gerade ansteht- oft genug auf dem Küchentisch,
wo Mutti genervt die Handpuppe aus dem Weg räumt und die Kinder bei den Schulaufgaben beaufsichtigt.
Wir haben es noch ein "stückweit", das Krautfeld, es muß halt immer wieder in Erinnerung gerufen werden,
damit es nicht stirbt und die
Menschlichkeit in den Hintergrund rückt wegen der ständigen Jagd nach "mehr".
Nichts ist wirklich "wichtig", nur sterben muß man - sonst nichts -
und selbst darauf hat man keinen Einfluß - wir wurden nicht gefragt, als wir
zur Welt kamen
und werden nicht gefragt, wenn es Zeit ist abzutreten von diesem Dasein.
Es hat auch noch keiner "en doot Hinkel" (Huhn) mitgenommen,
alles bleibt auf der Erde zurück ,das sollte immer im Hinterkopf sein,
dann kehrt ganz locker
eine ganz neue alte Normalität ein, ein Stückchen Krautfeld,
was das Leben leicht werden läßt oder zumindest froher macht.
Sei einfach du selbst, schau nicht so oft nach links und nach rechts,
sei nicht knickrig und laß die da oben machen was sie wollen.
Selbst wenn die Kinder "nur" ein Handwerk erlernen,
können sie doch im Leben letztendlich glücklicher sein, als ein Hochstudierter,
der
Laborratten quälen muß in einem seltsamen Verlies in einer seltsamen, eiskalten Stadt
oder nach dem Studium etlichen Hochgestellten am A.. lecken muß, um den Posten zu bekommen,
zu behalten oder auf der Leiter noch ein wenig nach oben zu klettern.
Wie viele wichtige Leute würden wohl das "Schäumchen" und
die Hummercreme
gegen eine Frikadelle nach Mutters Art tauschen, wenn sie in diesem Augenblick die Wahl hätten?
Wieviele schauen neidisch auf die Bauernbratkartoffeln mit Ei und grünem Salat?
Wie viele Schlipsträger in den polierten Geschäftswagen schauen uns nach,
wenn wir gemeinsam in derben Klamotten und Rucksack auf Wanderung sind und
sich die Wege zufällig kreuzen?
Wir sitzen oben in den Weinbergen und machen Halbzeit auf der langen Wanderung.
Die Stullen selbstgebackenen Brotes mit Käse oder dicken Scheiben hessischer Fleischwurst,
eine Flasche Wasser, ein Gürkchen oder Apfel oder Tomate
und ein Ei vom Hof in der Nähe -
und schon ist man der neidischen Blicke der Touristen gewiß, die an uns vorbei gehen.
Genuß ist keine Frage des Preises..
Welten begegnen sich
und doch hat jeder die Möglichkeit (zuerst im inneren, dann irgendwann mal ganz und gar) etwas
davon "mitzunehmen" -
und wenn es als Vorhaben oder Vorsatz für später ist:
Leben will gelernt sein, schnell ist es zu spät dafür- wenn die Kinder aus dem Haus sind
und der Lebenspartner gestorben, dann helfen auch keine Tränen der Reue.
Gerade
Zufriedenheit kann man lernen und trainieren:
Wie fein kann man in so manchen wichtigen Leuten das arme Würstchen erkennen,
das sich hinter dem Gehabe und Getöse verbirgt.
Nach unten strampeln, nach oben buckeln..
Dieses virtuelle Krautfeld bewirkt eine Denkweise, wie im Märchen:
Des Kaisers neue Kleider.
Wenn Erkenntnisse der einfachen Art, die mir als einzig fundamentale Sinnfälligkeit erscheinen,
sich nach und nach durchzusetzen beginnen, ist eine krautfeldige Vernunft
eingezogen:
Z.B.: Wenn man bei einer Wahlbeteiligung von 60% so tut, als hätte eine Fraktion die Mehrheit,
dann ist das wider obige Vernunft.
Wenn aber diese Beteiligung 100% gewesen wäre, könnten diese Leute wirklich sehen,
wie sie tatsächlich stehen. (Diese These ist leider widerlegt:
Die
Wahlen werden so gerechnet,daß von der tatsächlich abgegebenen Anzahl
an gültigen Stimmen von 100% ausgegangen wird, die ungültigen Stimmen
fallen GANZ WEG!
Ich halte das für eine sanktionierte, absichtliche Manipulation der Wahrheit, eine Mogelpackung -
aber so ist es nun mal- deshalb müssen die Parteien fortan ohne uns aus auskommen.)
Es ist längst so weit zur Obacht zu mahnen -
man darf sich nicht entmündigen lassen, von den
neuen Göttern, unseren Studierten !
Demokratie muß jeden Tag neu verteidigt werden, sonst haben diese Leute gegen die Bodenhaftung und Vernunft und Menschlichkeit obbesiegt.
Für mich ist diese Vision "Krautfeld" - zumindest ein ganzes Stück zur Wirklichkeit geworden.
Geholfen hat mir dabei der Gedanke an das Krautfeld in unserem Dorf Gräveneck, das mir immer im Kopf blieb:
Muß dies oder das wirklich sein oder kann ich so manchen Zwang einfach wegfegen?
Und im "Background" dudelt der heimatliche Radiosender -
auch diesen haben wir nun abgeschafft, weil alle halbe Stunde Nachrichten kamen,
die schleichend krank gemacht haben.
Das haben wir gerade mal so eben noch gemerkt, bevor seeliche Schäden entstanden wären.
***
So mancher glaubt, daß sein Werk, Sache oder Hobby "eh niemanden interessiert",
dabei ist Vielfalt eigentlich alles:
Farbe, Lebendigkeit und Bestätigung, statt nur Hoffnung auf Anerkenntnis,
wobei die Anerkenntnis nie erzwungen werden kann - sie ist ein
Produkt der Beharrlichkeit des Senders dieser Message.
So mancher bekannte Künstler hat unter den gleichen Symptomen gelitten -
der Sucht nach Anerkenntung -
es sind auch nur diejenigen bekannt geworden,
die bei ihrer Sache geblieben sind.
Ohne auf die öffentliche Meinung Rücksicht zu nehmen, die sowieso immer nur der Mode unterliegt.
So mancher glaubte nichts "bewegen zu können" und irgendwann - meistens erst nach dem Tode -
kam dann der "Durchbruch".
Zeitlebens blieb so mancher
Künstler arm wie eine Kirchenmaus.
Heute kann man sein Hobby viel schneller unter die Leute bringen -
mancher verdient sogar schönes Geld damit,
wenn seine Sache ankommt - das Internet ist eine prima Sache.
Bei mir ist es so, daß ich ein festes Einkommen habe und das Steckenpferd nur zur Erbauung betreibe -
zur eigenen und
inzwischen auch für viele Freunde weltweit.
Irgendwie als ein "Ehrenamt" - noch eher aber, um etwas von dem zurück zu geben,
was das WWW mir jeden Tag an schönen Dingen gibt.
So führt auch bei einer privaten Homepage die Beharrlichkeit zum Erfolg.
Geld bringt das eben nicht ein,
aber es macht Spaß, wenn man mit Rezepten Anderen eine Freude am Kochen
oder an der Weinbereitung machen kann.
Vielleicht kann ich noch mehr Leute anregen, mit ihren eigenen Dingen ins Web zu gehen?
(davon gibt es viel zu wenige)
***
Forscher haben "analysiert" was Glück bedeutet:
Gemeinschaft, Gesundheit, Mentalität und Auskommen.
Ach was! Darauf hätte ich auch kommen können ;)
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