Oldtimer 47

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Alte Sitten.

Nehmen wir einmal an, die bekannte Evolution der Menschheit,
die ich auf Seite Oldtimer46 geschildert habe -
hätte eine ganz andere Entwicklung genommen -
eine freilich rein hypothetische, fiktive Story!

Die Menschen sitzen also in ihren Hütten, sie sind gerade seßhaft geworden,
nachdem sie ihre Behausungen mit den Weidegründen immer ein Stück weiter fort bewegt hatten. (Halbnomaden)
Sie sind Angehörige eine kleinen germanischen Stammes, dessen Namen nichts zur Sache tut.
Sie leben an einer Lichtung der dichten Taunuswälder, unweit eines größeren Baches, der im Tal fließt.
Sie haben sich nach dem Rat des Stammes-Ältesten einen Platz nach Südosten hin ausgesucht.
So haben sie Schutz vor dem oft eisigen Nordwind und der nassen Wetterseite des Westens,
die man leicht an den bemoosten Seiten der Bäume erkennt.
Die Gruppe umfasste gerade mal zwanzig Personen, 7 Männer und 5 Frauen und 8 Kinder oder Halbwüchsige.
Der Älteste ist schon lange allein, denn Frauen sterben bei der Geburt recht häufig.

Um den sehr viel später entstehenden Marktplatz herum sind die Hütten im Rund angeordnet,
zu diesem Zeitpunkt ist dort aber nur ein Lagerfeuer eingerichtet,
um diesen herum man größere Steine gelegt hat:
Der Thing ist gegründet und die erste Versammlung der Erwachsenen sollte sein.
Nun entwickelte sich unsere Geschichte ein wenig anders:
Die Frauen machten das, was heute selbstverständlich ist, sie protestierten und verlangten ihr Recht,
ebenso an dieser Versammlung teilhaben zu dürfen.
Also nahmen fortan alle erwachsenen Bewohner des kleinen Dorfes teil.

Das erste Thema war die Wasserversorgung, wo gibt es gutes Trinkwasser?
Später folgte das Wach- und Verteidigungs- und Lebensmittelproblem.
Ein einfaches Jagdhorn sollte von jedem geblasen werden,
wenn sich Fremde näherten oder wilde Tiere kamen oder jemand bedrängt wurde.
Dann griffen alle- auch die Frauen- zu ihren einfachen Hieb- und Stichwaffen,
die sonst zur Jagd benutzt werden.
Meistens wird das Beil gewesen sein, eine sehr frühe Erfindung der Menschheit.

Das Problem der Bevorratung von Lebensmitteln,
die sich in der ersten Zeit aus Beeren und Wildfrüchten,
eßbaren Gräsern und Kräutern oder Wurzeln, sowie dem Fleisch erjagten Wildes zusammen setzte,
wurde durch Räuchern oder durch Trocknung gelöst.

Die Selbstbestimmung war oberstes Gebot, der Hausbesitzer hatte die Gastfreundschaft zu halten,
der Älteste richtete im Thing evtl. Verfehlungen oder Streitigkeiten,
die sich gegen die Selbstbestimmung der Frau und gegen das sittliche Familienleben auflehnten.
Im Thing wurde aber auch der oder die nächste Älteste bestimmt,
nicht jeder hatte die Ausgeglichenheit oder Zeit dazu.
Streitsüchtige und sexuell Andersartige hatten keine Chance auf den Sitz des Ältesten,
wenn sie nicht schon vorher aus der Gruppe ausgeschlossen und verjagt worden sind.
Auf moralische Hygiene wurde sehr geachtet, sonst wäre eine stabile Gruppe nie möglich gewesen.

Wenn sich ein Paar gefunden hatte, blieb es zusammen,
nur im Falle eines natürlichen Todes wurde ein neuer "Partner" vom Ältesten genehmigt,
der sich die Verhältnisse ganz genau besah.
Das Wort "Ältester" besagt, daß diese Person sehr viel älter sein mußte
und zur Jagd oder für das Feld nicht mehr geeignet war-
so kam eine ganz natürliche "Rotation" in das Amt, was Mißbrauch im heutigen modernen Sinne unmöglich machte.
Der Älteste bekam von jedem Bewohner einen kleinen Teil ab,
so wie im Wolfrudel geteilt wird.

In unserem fiktiven kleinen Dorf, das ich mal Wolfshausen nenne,
geht es also sehr geruhsam zu.
Die Jagd nach "mehr Besitz" ist noch nicht erfunden und wird auch nicht erfunden.
Zwei Jäger zogen in die Wälder, die anderen Männer blieben im Dorf zur Bewachung.
So kam eines Tages ein fremder Jäger vorbei, der von Neuigkeiten erzählte:
Ich komme vom großen Fluss im Süden herauf und habe bereits ein paar Wochen hinter mir,
die ich dem großen Wiesent nachstelle.
Eine Tagesreise von hier ist ein Dorf, das seltsame Erdbeete angelegt hat,
wo unbekannte Pflanzen wachsen - die mir aber sehr gut mundeten..
Ihr glaubt ja nicht, wie fein diese Wurzel zum Fleisch geschmeckt haben!
Sie hatten einen großen Steintopf aus einer besonderen Art Erde gemacht
und diesen über das Lagerfeuer gestellt.
Darin lag das Fleisch im Wasser und diese Pflanzen, die sie "Gemüse" nannten,
kam dazu bis es weich war.
Sie holten die Stücke mit feinen gegabelten Stöckchen aus der Brühe,
die sie "Suppe" nannten.
Als ich nach dem Winter wieder dort vorbei kam,
haben sie die Brühe in viele kleine dieser Steintöpfe gegossen-
ein Geschlürfe entstand in der Runde und allen war warm danach!

Das wurde freilich sofort angenommen und hat die Frauen nach dieser Erde suchen lassen.

Als der Jäger wieder abzog, folgte ein bewaffneter Wanderer,
der durch seltsame Reden versuchte die Männer auf seine Seite zu ziehen.
Sie haben das Thing einberufen und beschlossen, diesen Aufwiegler zu erschlagen.
Er wurde noch in den Fesseln erschlagen und zur Abschreckung weiter weg in freiem Feld am Baum aufgehängt.
Das hielt Zauberer und Wortakrobaten fern.

Manchmal wurden Ausfälle aus einem entfernten Nachbardorf gewagt-
und blutig zurück geschlagen.
Der Älteste hatte eine geschickte Taktik einstudieren lassen,
was sich nun auszahlte.
Wer mehrere griffbereite Speere und Wurfmesser hatte, war im Vorteil.

Rund um die Uhr wurde Wache gehalten.
Das Wort des Ältesten hatte Gewicht, Widerspruch wurde nicht zugelassen.
Nach der Aufwerfung des Themas am Thing hat er daraus den Spruch gesagt,
an dem nie gerüttelt wurde.

Zuweilen kamen Jäger und Sammler vorbei und schlossen sich dem Dorf an, wollten sich niederlassen -
dazu mußten alle zustimmen und zuletzt der Älteste sein Wort sagen.

Im nächsten Jahr hat man auch in diesem Dorf Parzellen eingerichtet,
hinter jedem der Hütten bekam jeder den gleichen Anteil an Land.
Die Allmende dagegen waren Wiesen und Wald oder Lichtung, die waren gemeines Eigentum.

Schon damals sind Händler herum gezogen und haben dies und das tauschen wollen.
So kamen Sämlinge in die Gemeinschaft und neue Pflanzen.
Auf ähnliche Weise wurden die ersten domestizierten Tiere eingeführt und beim Haus gehalten.
Ein Stallgebäude wurde zu jeder Hütte errichtet- etwas abseits,
damit im Brandfalle nicht alles verloren war.
Überhaupt waren die Orte intelligenter angelegt, als in Mittelalter, mit seiner engen Bebauung,
die schnell ein Raub der Flammen wurden und bis auf die Grundmauern vernichtet wurden -
ziemlich häufig sogar, ob von Plünderern angesteckt oder durch ein ungeschicktes Herdfeuer oder Licht entfacht..

Dieses Dorf war noch in reiner Holzknüppel-Bauweise mit Strohdach oder Grasdach erbaut.
Diese Materialien sind zwar relativ schnell vergangen, waren aber auch leicht wieder zu beschaffen.
Rings herum waren diese Materialien zu finden und von Mann und Frau selbst zu verarbeiten,
ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein.
Langsam, aber sicher gab es genügend Gemüse und auch Obst,
junge Leute suchten einander aus oder kannten im Nachbardorf jemanden,
den man am Wasser traf oder nahe der Weide.
Das uralte Spiel zwischen Mann und Frau brachte das Dorf zur Blüte.
Der Älteste wurde immer wieder eingeschworen und immer und immer wieder wurden Gewaltmenschen verjagt-
egal ob diese Gewalt durch die Sprache oder durch Waffen an das Dorf heran getragen werden sollte.
Religiöse Kulte oder Zauberei wurden gleich gerichtet und verurteilt.
Abends, wenn der Mond schien, schaute man verträumt hinauf und war froh.
Morgens wenn die Sonne erwachte, sah man verträumt hinan und war froh.
Das reichte vollkommen aus, um die Macht des Lebens zu spüren.
Die Natur selbst war Gott und Gott war die Natur,
sie war in allem und bedurfte keiner Prediger und keiner Gesetze oder künstlicher Regeln,
das Leben selbst gab die Regeln vor- mal war Winter,
mal Sommer, mal stand die Sonne hoch, mal tief -
mal kamen Unwetter, Trockenheit oder starker Regen.
Entsprechend des Sonnenstandes waren die Steine um das Thing-Feuer gezeichnet,
auf die der Schatten fiel.
Diese Spielerei oder Entdeckung eines der Gartenfreunde wurde von allen einstimmig angenommen.

Jede Frau kannte sich in Kräuterkunde aus
oder wurde von den älteren Geschlechtsgenossinnen darin unterrichtet.
Einfach so, nebenbei, ohne großes Getue.
Neue Worte von Besuchern wurden heftig diskutiert und gestenreich erklärt.
Unterhaltung war genug vorhanden und schnell hat sich einer gefunden,
welcher Säfte zur Gärung brachte - eine der typisch germanischen Spezialitäten kam auf:
Meth.
Ganz sicher war dieser so variantenreich,
daß daraus auch eine Art Wein entstand- was keine Kunst ist!
Nicht nur aus Honig, sondern auch aus Früchten und sogar frühen Getreidesorten.
Die Entwicklung ging vom Fell zur Wolle, von der Wolle zum Faden,
vom Faden zum Spinnen,
vom Spinnen zum Weben oder Stricken.
Wie die Entwicklung weiter gehen könnte, kann man sich gut ausmalen-
ohne Politik, ohne Religion und ohne Heer, ohne Gesetze,
ohne Abwassersammeler oder Mülldeponien, Mondfahrt oder Seefahrt,
ohne Atomstrom- überhaupt ohne Strom und ohne entsprechende Geräte,
Flugzeuge, Autos..
.. wie gesagt, es ist nur eine fiktive Entwicklungsgeschichte, eine Alternative sozusagen..

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