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Freier geschichtlicher Exkurs. Teil 3
Längst vergangenen Überlieferern und Erzählern zur Ehr und Angedenken,
mit eigenen Bemerkungen versehen,
wird Geschichtliches zu Geschichten am Kamin,
die schon einen beachtlichen Umfang angenommen haben !
Bei den ganzen Lesereien fiel mir auf,
daß das angeblich so typisch deutsche Vereinsmeiertum wohl aus dem Fränkischen
gekommen sein muß..
zuvor bei den Germanen waren die Familien eher für sich.
1.)
Vorwort:
Heute ist manches noch nicht so, wie es hätte sein können, aber das Meiste wohl doch sehr viel besser,
als es in der "guten alten Zeit" war..
besonders ist wohl die Gesundheits- und Sozialvorsorge zu nennen,
nachteiliger die Arbeitswelt für unselbständig Beschäftigte.
Die heutige Landwirtschaft kann man mit früher,
ja selbst mit der Zeit der Motorisierung in den 1950iger- bis 1960 Jahren nicht mehr vergleichen,
nicht mal mit der "biologischen" Landwirtschaft, das Kunstwort "Öko" ist heute nochmal
um ein paar Dimensionen verbessert worden:
Ohne Bodenanalyse und genauer Kontrolle der Dünge-Stoffe im Boden im Kontext zu denen,
die dann jene Frucht -ganz konkret- braucht, geht heute nichts mehr.
Elektronik und nochmal Elektronik, in der Recherche, in der Analyse bis zum Bestellen aller Komponenten, bis zur Platzierung des Ergebnisses an der Börse.
Der Vorteil überwiegt wohl den erhöhten Aufwand an Material und Kapital:
Es wird weder Dünger noch Spritzmittel vergeudet, es kommt nicht mehr zum Eintrag als gebraucht wird-
der Boden und auch das Grundwasser bleibt sehr viel sauberer.
Selbst die großen neuen
Geräte sind bodenschonender durch Breitreifen,
es findet weniger Bodenverdichtung statt.
Modernste Fahrzeugtechniken erleichtern die Arbeit und sind umweltfreundlicher im Abgas.
Kein tropfendes Öl und kein Ruß mehr. Große Lasten können schnell und ruhig bewegt werden.
Wir trafen am 28.6.2014 im Gespräch einen Landwirt,
der einen ganz modernen Traktor fuhr-
schnell kam das Gespräch auf, das sehr aufschlußreich verlief.
Er erzählte von Stickstoffarten und vielen Details
der heutigen Landbearbeitung, von den vielen Standbeinen,
die sein rationalisierter Betrieb braucht um über die Runden zu kommen.
An der Kompostanlage unseres Ortes holt er fein aufbereiteten Dünger,
der wohl gerade günstig zu haben war.
Grundsätzlich war er nicht geneigt,
diesen Kompost als den ökologisch sinnvolleren Dünger einzustufen -
genaue Berechnungsgrundlagen von spezialisierten Vergaben waren ihm -klar- lieber.
(Er haftet für das Resultat oder bekommt seine Ernte nicht abgenommen,
wenn zu viele kumulierte Schadstoffe im Boden oder in der Frucht Einzug halten.)
Heute wird ganz genau vermessen und kontrolliert, was zum "Verbraucher" soll, was auf den Markt kommt.
So sauber wie der Traktorzug mit dem tollen neuen
Anhänger mit Zwillingsachsen,
Federn und Luftdruckbremsen sei auch sein Hof, so versicherte er:
"Nichts liegt herum, bei uns wird auch keine Ladung auf der Straße verloren".
Sein Stand ist im heutigen weborientierten Publikum nicht leicht, weil die Agrarlobby
auf eine vernünftige Öffentlichkeitsarbeit wohl verzichtet,
genau wie die Windradbetreiber
in der gleichen Problematik anhaften.
Problematisch finde ich, daß nicht nur hohe Subventionen für die Landwirtschaft gezahlt werden,
die dadurch die Preise relativ moderat halten kann- sie arbeitet heute über den Mengenertrag und ..
überdüngt die Felder und verseucht das Grundwasser.
Nicht alles Alte ist überkommen, aber vieles schon - so mancher "ökologisch Denkende"
gerät schnell
in ein ideologisches Gleis, das mit der Lebenswirklichkeit
oder auch nur mit der Wahrhaftigkeit der Aussagen bedenklich schief liegt.
Strom kann man freilich
weiterhin von Ferne kommen lassen, mit allen damit verbundenen Leitungsverlusten.
Oder eben doch mit Windrädern vor Ort -dezentral- und fast verlustfrei
in die Ortsnetze einspeisen-
wären da nicht so viele Hobbyfotografen oder irrgeleitete "Naturschützer",
die einfach mal glauben, was ihnen von den "Alternativen" vorgebetet wird.
Wir gehen oft wandern und treffen ab und an auf ganze Windparks, (oder heute: Windparke)
die von nächster Nähe gesehen werden- "laut" ist was anderes:
Jedes Mofa macht mehr Krach!
So kommt geschwind das "Argument", daß die Vögel "zerhackt" würden- kein einziges Tier
ist darunter zu finden, nicht ein einziger Spatz.
(Ich habe in Frankfurt/Main gearbeitet, in einem Hochhaus mit Blick
zum Ginnheimer Spargel (Fernmeldeturm) und zum Flughafen:
Die Zugvögel wußten Bescheid und flogen so, als wären sie vom Tower geleitet-
kein Vogel kam
zu schaden..
Deshalb rate ich jedem Bürger und meinetwegen auch jeder Bürgerin
zur Recherche auf eigene Faust- fragen, wo Unklarheit ist und selbst nachschauen,
wo etwas
im Dunkeln liegt.
(Demagogen führen leicht in die Irre, das soll uns heute, im Zeitalter des Internets-
nicht mehr passieren!
Der arglose Leser wird allzuschnell vor einen parteipolitischen Karren gespannt,
den er eigentlich gar nicht haben wollte- aus Menschenfreundlichkeit wird selten gehandelt.)
Diese Betrachtungsweise ist schon mal ganz anders gestrickt, als studierte Leute das sehen, die
sich gegenseitig anhofieren, deren Bücher ich das "Vergnügen" hatte, wenigstens
überflugsweise zu durchforsten.
Kaum erträgliche Selbstgefälligkeiten, nationaler Wahn
oder "Erfurcht vor Größe" ihrer eigenen schulischen Bildung ließen mich
so manches Buch wieder in das Regal stellen.
Manche gingen so weit, selbst in Königen und anderen Despoten noch "Vorreiter für den Fortschritt"
zu sehen, obwohl grundlegende
menschliche Selbstverständlichkeiten
nicht ansatzweise von jenen vor-gelebt oder auch nur "toleriert" wurden.
Wie soll eine derartige "Toleranz", die oft in Bewunderung der Macht übergeht,
sinnvoll
für eine moderne Geschichtsbetrachtung sein?
Wie soll eine sich gegenseitig hochschaukelnde Selbstgefälligkeit anders als pure Eitelkeit sein?
Wie auch immer, der Autor Fritz Stern schreibt 1956 "The Varieties of History"
oder im Deutschen "Geschichte und Geschichtsschreibung" in seinem Vorwort
einige denkwürdige Sätze- den Rest
des Buches kann man getrost als Türstopper gebrauchen..:
"Während ich nach geeigneten Aufsätzen suchte,
kam die bedrückende Feststellung,
daß es den meisten Historikern anscheinend widerstrebt, ihre
Ansichten über die Geschichte zu formulieren.
Sie haben ihre eigenen Ansichten und treffen ihre Wahl,
aber sie scheuen sich, diese eigenen Ansichten preiszugeben."
"Für viele Historiker, vor allem des 19. Jahrhunderts, mag der Gedanke abstoßend gewesen sein,
ihre originäre Aufgabe ausdrücklich zu definieren, denn dann wäre
zwangsläufig gerade das zum Vorschein gekommen,
was sie auszulöschen suchten, ihr Selbstdenken.
Historiker scheinen nur in einem Augenblick
ihre Scheu zu überwinden:
wenn sie nämlich angegriffen werden oder diese ihrerseits die vorherrschende Formen
der Geschichtsschreibung anzugreifen.
Meist ziehen sie es jedoch vor,
das vollendete Werk für sich zeugen zu lassen, und was die Theorie angeht,
begnügen sie sich mit gelegentlichen, meist in Briefen verstreuten Bemerkungen."
Bluckle meint in "History of Civilization in England:
"Es muß immer ein Zusammenhang zwischen der Art und Weise bestehen, wie Menschen über die Vergangenheit
nachdenken und wie sie über die Gegenwart nachdenken; beide Gesichtspunkte sind in Wirklichkeit
verschiedene Formen der gleichen Denkgewohnheit und zeigen
sich daher in jeder Zeit in einer gewissen Sympathie und Übereinstimmung"
Zurück zu Fritz Stern:
"Ebenso müßte man die Aufnahme der Philologie in die Geschichte untersuchen und zeigen,
wie beide von dem neugewonnenen Bewußtsein durchdrungen waren,
daß jedes Volk seinen einzigartigen Charakter und seine Entwicklung besitzt
und daß diese in seiner Sprache wurzeln und sich in seinen Mythen offenbaren."
"..und bald hatten seine Kollegen gelernt, alle Kommentare zu meiden,
die nicht zur selben Zeit wie das geschilderte Ereignis verfasst worden waren.
Sie beschlossen, nach Originalquellen zu suchen, sie auf Glaubwürdigkeit hin zu prüfen
und auch ihnen allein die Vergangenheit zu rekonstruieren"
(US Geschichte)
"Die Revolution hatte außerdem den Nationalismus belebt,
und die Historiker wurden oft Hohepriester dieses Glaubens,
indem sie ihrem Volk
seinen vergangenen Ruhm offenbarten. ..leistete die vaterländische Geschichte
gewissermaßen den Dienst einer kollektiven, schmeichelhaften Genealogie."
(Das könnte auch auf unser Land zugetroffen haben, auf Deutschland der Jahre der Na zionalen)
"Schon 1914 waren einige Historiker zu unkritischen, verantwortungslosen Propagandisten geworden."
"Während dieser Rückzug von der Wissenschaftsgläubigkeit vor allem in Deutschland
und England stattfand, bemühten die Franzosen sich, die Grenzen der Geschichtswissenschaft
noch weiter
voranzutreiben; die von Herni Berr um 1900 gegründete Schule strebte danach,
die Geschichte zu vertiefen, indem sie aus ihr die verbindende Wissenschaft
für die aufsteigenden
Sozialwissenschaften machte."
(Beim Wort "Sozial" kommt man schnell von Hegel auf Kant, schnell in die Schiene der NS Zeit,
davon in die Zeit der Kommunisten und Sozialisten - Haarspaltereien, gewiß, aber haarig allemal!)
"Die Historiker selber wurden sich bewußt, daß die übertriebene Spezialisierung
ihre Leistungen gefährdet hatte, daß sie sich dadurch
von den anderen humanistischen Fächern, vor allem der Literatur,
entfernt hatten und dem breiten lesenden Publikum entfremdet wurden."
"Vom Publikum konnte kaum erwartet werden, daß es die schwerverständlichen Abhandlungen
über winzige Gebiete las, mit denen Historiker ihre Laufbahn
begannen und häufig auch beendeten."
(Heute ist das Spezialistentum derart fein gefächert, daß nur Randgruppen
deren Dinge tatsächlich lesen werden)
"Die Bemühungen um eine übernationale oder vergleichende Geschichte sind vereinzelt geblieben,
obgleich der historische Wandel in den letzten zwanzig Jahren
gezeigt hat, wie ungenügend die nationale Sicht ist."
(Ganz sicher! Die Blöcke "Europa", US-Amerika und Asien sind allerdings auch zu wenig weit
gegriffen, weil sich diese zwar konkurrent sind, aber auch KEINE Inseln.
Ein übel-steiniger Lesestoff ist das Buch von Johannes Bär;
"Der Goldhandel der Dresdner Bank im zweiten Weltkrieg"
Die Machenschaften, die hier geschildert werden, lassen für mich nur einen Gedanken zu:
Es fehlt noch immer die Kontrolle der Menschen über die Politik.
Die Umwelt und die Rettung der Welt vor der Vermüllung wird uns zusammenschweißen müssen,
da bin ich mir sicher, sonst landen wir dort:
Göttersöhne - Kartusche.
"Die tragischen Erfahrungen der dreißiger und vierziger Jahre wirkten auf die Historiographie
äüßerst verwirrend, und einige der wichtigsten
Voraussetzungen und Kategorien einer früheren Zeit
scheinen heute überholt zu sein.
Der edle Glaube an die Vernunft und an die Möglichkeiten
menschlichen
Fortschritts, der dem früheren historischen Denken vielfach zugrunde lag,
scheint heute ungültig geworden zu sein,
und doch muß die Vertiefung
unserer historischen Erfahrung nicht dazu führen,
daß man diesen Glauben verläßt.
Vielmehr kann sie zu einem stärkeren Gefühl für das
Gefährdetsein
der menschlichen Freiheit und zu einer noch größeren Hingabe an sie führen" !
(Das glaube ich kaum, denn ethnische, religiöse und mentale Schranken werden das verhindern)
"Doch das Schreiben von Geschichte bürdet jedem Historiker Entscheidungen auf,
für die ihm weder seine Methode noch sein Stoff eine fertige Antwort liefern.
Manche Antworten kann nur der Historiker selber geben, und deswegen ist Geschichte ein lebendiges,
veränderliches Studium geblieben."
"Geschichte ist der wahrnehmbare Ausdruck des tiefverwurzelten menschlichen Bedürfnisses,
die Vergangenheit kennenzulernen, das in spontaner, ungelenkter Weise
mit jedem Kind neu geboren wird,
welches nach dem Geheimnis seines Seins forscht. (!)
Geschichte entspringt einer lebendigen Teilnahme, sie beschäftigt sich mit dem Leben und dient dem Leben.
"Ein Fach, das dem Leben so nahe steht, kann nicht festgelegt sein; (!)
es ändert sich mit der Zeit, unter dem Einfluß neuer Hoffnungen, Gedanken und Ängste."
Ich zitiere immer noch:
"Wenn die Methode einem Historiker erlauben würde, die ganze Vergangenheit wieder einzufangen,
dann wäre die Verbindung zwischen Geschichte und Leben
viel lockerer,
und er würde zu einem überlegenen Techniker werden.
Doch die Vergangenheit ist tot, und weder sie noch die Menschen,
die sie schufen**, können wieder zum Leben erweckt werden.
Zeit, Hingabe und erfinderisches Forschen können die Vergangenheit weder neu entdecken
noch im strengen Sinne wiederherstellen;
der Archäologe kann das physikalische Äußere einer Stadt auferstehen lassen,
aber selbst wenn sämtliche denkbaren Zeugnisse erhalten wären,
könnte
der Historiker nicht den Anspruch erheben, daß er ihr Leben oder ihren Geist auferstehen ließe.
Dennoch bemüht er sich darum, und der große Historiker wird versuchen,
durch die beschreibenden Fakten hindurch zu den Ursachen, den materiellen
Bedingungen,
der Atmosphäre, den menschlichen Beweggründen und Bestrebungen einer bestimmten Epoche vorzudringen.
Aber er hat nur teilweise Erfolg, und er gelangt zu der Einsicht, daß die Rekonstruktion
um so kühner ist, je persönlicher sie ist und je mehr von ihm selbst
daran beteiligt ist."
(Das spüre ich allerdings sehr arg, wenn diese Exkursion "Geschichtliches" getan wird
** Ich sehe hier eher die Leideform von 99% der Menschen in der alten Zeit, keinesfalls ein "sie schufen")
"Als Mazzini sagte, daß er sich zutrauen würde, die persönlichen Empfindungen
jedes Historikers zu erklären, sobald er zwanzig Seiten von ihm gelesen habe,
meinte er damit mehr als nur ein vorschnelles Urteil.
Man sage einem Historiker: Wie du bist, so wirst du schreiben.."
(Fehlerhaft, allemal mehr als lückenhaft, das würde auf mich zutreffen.
Aber ständig auf der Suche nach neuen Erkenntnissen)
"..das Gebot G.M. Youngs: 'weiterzulesen, bis man das Volk sprechen hört,
das Entscheidende in der Geschichte ist nicht, was geschah,
sondern was das
Volk darüber dachte und sagte.. " (!)
(Richtig. Und deshalb ist sogar ein Urteil über die Denkweise der alten Diktatoren -
wie immer sie waren, eigentlich wenig zielführend- eher die Erkenntnis daraus,
die Lehren, die man zieht, wenn "Korrekturlesungen" gehalten werden.
Die Worte "Rhetorik" und "Rhythmus" sind mir noch immer sehr fremd und oft genug lasse ich dabei ein "h" aus oder setze eines zuviel.. und das kostet viel Zeit- manchmal finde ich diese Stellen auch nicht wieder..
Wichtig finde ich, daß man kritische Betrachtungen überhaupt macht. Leider kann man ohne diese -oft handgemeinen- großen Dinge die Leben der einfachen Leute nicht erklären.)
"Manchen macht es Spaß, ein schwer auffindbare Quelle zu entdecken,
oft zufällig den Schlüssel zu einem verborgenen Problem zu finden,
und andere haben Freude daran,
die Bedeutung eines Ereignisses, den Geist einer Zeit, die Ursachen einer Krise zu erschließen.
Was immer die Quelle des Vergnügens sein mag, sie ist stets durch ein Gefühl
geistiger Verpflichtung gedämpft; deswegen drücken Briefe von
Historikern
oft so abwechselnd Freude und Verzweiflung, Gewissheit und Zwiespältigkeit über ihre Arbeit aus." (!)
(Das wird nicht ausbleiben, denn jede Zeit hat ihre eigene Antwort und ob man etwas aus
der Geschichte lernen wird, wird sich zeigen: Je mehr neue Einfaltspinsel -und Klau-Touristen oder Wirtschaftsflüchtlinge und archaische Religionsfreaks wir in unser Land kommen lassen,
um so mehr wird der Fortschritt - welcher auch immer- gebremst oder zertreten)
"Häufig wird sich der große Historiker, wenigstens zu unserer Zeit,
mit einem andeutenden Versuch begnügen, denn er weiß, daß die
Vielschichtigkeit der Geschichte ein Ausdruck
für die große und unvorhersehbare Verschiedenheit der Menschen ist"
"Und bei seiner Beschäftigung mit Menschen und ihren Werken wird er abwechselnd Stolz und Freude,
Schrecken und Sorge darüber empfinden,
wie verschiedenartig, vielschichtig, unvorhersehbar, elend
und herrlich das menschliche Leben ist." (!)
Ende der Zitate aus dem Buch, die nur einen Vorgeschmack geben sollen und Einblicke
in das Denken der Menschen ermöglichen, die sich um die Geschichte kümmern, -
mit welchen Vorgedanken auch immer, auf oder mit welcher Plattform auch immer.
Mir ging es besonders darum, den deutschen Auswanderern in die USA und Kanada und sonstwo einen
direkteren Einblick
in ihre Geschichte zu geben, die nicht gefärbt oder studiert 'rüberkommt.
So schließt sich der Kreis. (Was bei den Historikern im Großen, ist bei mir und
auf meiner Seite
die Sicht auf die kleinen, die alltäglichen Dinge, die kleinen Leute,
die mir persönlich im Fokus bleiben sollen.
"Neutral" wird niemand schreiben, ja nicht einmal recherchieren können,
auch
wenn mir keine politische Partei
auch nur nahe, die Religion längst die, aus der Sicht eines Außenstehenden geworden ist.
***
***
Eigentlich vermeide ich inzwischen das Hören und Sehen von Nachrichten,
weil das sehr fusselig macht- ab und an ist das jedoch unvermeidlich:
So sprechen ausgerechnet immer die gelehrten Leute
von "sozialer Teilhabe der 8,50 Euro-Löhner", die von den Moderatoren bis zum Politiker -
von dem manigfaltigen Wirken, der Arbeit der vielen kleinen Leute,
ohne welche jene Obengenannten eher nicht leben könnten:
Bäcker und Metzger, Austräger aller Art, Reinemacheleute und Handlanger,
Gelegenheitsarbeiter für "Jobs", die
sonst keiner machen will, gehören dringend dazu!
Abschätzig wird stets derjenige behandelt, welcher nicht mit Beziehungen "hoch gekommen" ist
oder es -aus welchen Gründen auch immer - nicht geschafft hat zu studieren..
(Nachtrag 2020 ist der Mindestlohn 9,35 Euro, 2021 sind es 9,60 Euro, 2022 schon 10,45 Euro, 2023 bereits 13,30 pro Stunde - was des einen Menschen Freud, ist der anderen Leid; das hat eine ordentliche Teuerung für alle gebracht.)
***
Im "heiligen Land" bringt man sich wieder gegenseitig um, - die Religion
(wie immer in der Geschichte) als Deckmäntelchen vor sich haltend.
Das zeigt mir immer wieder
eindrucksvoll, wie gefährlich Religion ist- sie gehört eigentlich verboten,
wie Politiker, die sich mit K inderpo rnogr aphie und D ro genhandel oder
Bestechlichkeiten auffällig zeigten.
(Das geschieht mit Zunahme studierter Leute in der Politik zunehmend - und warum?
Nun, weil sie ihren Beruf nicht als Berufung ansehen,
sondern um ein Mittel zum Zweck möglichst
viel Geld zu raffen.
Manche Worte oder Namen schreibe ich mit Zwischenräumen, damit die heuristische oder demagogische Suche ins Leere geht, das kann auch eine KI nicht erkennen.. )
Heute wird zuviel gedacht oder besser gegrübelt und viel zu wenig gefühlt!
Die Bevölkerung brauchte immer schon "Lenkung", was durch die Religion mit ihren Regeln
und zudem noch mit den weltlichen Vorschriften getan wurde.
Heute klingt die Religion wieder ab, die Gesetze aber sind in die staatliche Gesetzgebung
eingeflossen und haben sich wie Karnickel vermehrt,
verschlimmbessert, statt modernisiert oder gestrichen zu werden,
wenn deren Sinn abhanden gekommen war..
Im Gegenteil- heute nennt sich alles "Wissenschaft", ob Verwaltungslehre,
Philosophie oder Religion der Grundstock dazu ist- nicht nur die
beweisbare, physikalisch-chemische, naturwissenschaftliche Lehre.
Die neuen Götter sind Gelehrte, die Nachfahren der Erfinder der Mysterien und Glaubensrichtungen,
die ihre Erkenntnisse so lange zum Postament erklären,
bis das Gegenteil davon bewiesen wird.
(Eigentlich hat sich nicht viel geändert, aber nach 2010 kann ich sagen,
daß es durch die Wiedervereinigung 1990 und später durch den europäischen oder besser den politischen Islam die Entwicklung wieder rückwärts geht.)
13 Jahre später mache ich die letzte Korrekturlesung meiner Seiten..
Wie immer man sich selbst im Kontext zur Geschichte meint oder denkt, ist letztlich fast egal,
es kommt sowieso immer ganz anders..
mit diesen Zeilen dürfte mein Exkurs abgeschlossen sein -
dachte ich zumindest, aber es sollte ganz anders kommen..
(Eigentlich wollte ich einen kleinen Sonderteil anfügen, in dem alle Bibelstellen "verlinkt" sind,
die mir seltsam vorkamen, als ich diese Lektüre
durchackerte.
Da inzwischen aber so viele Dinge be- oder erleuchtet worden sind, in denen ältere Schriften
einen sehr ähnlichen Inhalt hatten,
kann ich wohl davon absehen:
Die "heilige Schrift" ist wohl eine Aufarbeitung div. alter Schriften und Mythen,
Einfügungen, die andere Namen bekamen und fertig..)
Nach dem Sinn des Lebens forschen viele, noch ist keiner zurück gekommen, der uns erzählen könnte,
was nach dem Tod kommt!
Wie heißt es so schön?
"Forsche nicht nach dem was dir verborgen,
es ist sowieso schon viel zuviel, das du sehen darfst!"
Mit diesen Zeilen wünsche ich Dir, geneigter Leser und meinetwegen auch Leserin,
eine gute Zeit und den Mut, das Leben stets selbst in die Hand zu nehmen
und nicht alles zu glauben,
was erzählt wird..
Nachtrag:
Heute scheint das Raubrittertum wieder aufzuerstehen- mit der Straßenmaut!
(Man darf raten ob dies aus historischen Fable oder Übermut oder
Profilsucht oder Geldmangel geschieht-
bei letzterem wäre das Überdenken der Strukturen und herabnivellieren aller höheren Einkommen
an die Zeit, nachdem schließlich längst alle unteren und mittleren Gehälter
herab gedrückt worden sind - ich denke dabei auch an die letzte Währungsreform,
die uns mit dem Euro das halbe Gehalt gestohlen hat, damit die Börsenzocker munter weiter machen können:
Oben merkt man das nicht so schlimm, wenn statt 19.900 DM nur noch 10.000 Euro monatlich auf das Konto
fließen, aber wenn jemand zuvor nur 1100 DM verdient hat, schaut mit 550 Euro die Sache schon sehr traurig aus..)
Diese Zeilen sind schon älter, im Jahr 2023 ist die Straßenmaut noch nicht durchgesetzt..
..aber kein Gedanke, denn nach den Wahlen ist bekanntlich vor den Wahlen!
2022 ist man dabei demagogisch mit dem angeblich krebserregenden Alkohol für eine stärkere Besteuerung dieser Getränke -
die hohen Kriegslasten unseres Landes infolge der Hilfen für die von Russland überfallene Ukraine herein zu holen..
***
Im Web gibt es viele Aufrufe zur Rettung von Hunden aus Tötungsstationen im Ausland-
wo es in Italien, Spanien, Griechenland, Ungarn anfängt, also nicht mal so
weit von uns weg.
Nach der Rettung einer Charge Hunde oder Katzen sind geschwind genau wieder die gleichen Verhältnisse da,
wie zuvor. Die Mentalitäten des Südens und
des Ostens, geschweige denn die in Asien oder Afrika
werden wir garantiert nicht verbessern, an unserem Wesen kann nicht die ganze Welt genesen!
Unser Gefühl für
Humantität ist denen so fremd, wie uns das Affenhirn auf dem Teller..
***
Was wird die Zukunft bringen?
Ich denke, hier wird jeder seine eigenen Vorstellung haben und hoffen,
daß alles gut wird und die da oben nicht vollends abheben,wie schon so oft.
Das letzte ausgeliehene Buch stammt von Jona than Bla ck "Die geheime Geschichte der Welt",
das ich in der Hälfte abgebrochen und zugeschlagen habe.
Dem Wahnsinn eine Stunde?
Genug ist genug - für mich ist Religion, Philosophie, Mystik,
Psychologie und artverwandte "Studien" schierer Humbug und
Zeitverschwendung,
gegebenenfalls Ausflucht um keiner richtigen Arbeit nachgehen zu müssen.
(Irgendwann hat sich der Irrwitz einzelner Macht - Leute in gruppendynamischer Art fortentwickelt)
Fazit:
Der Paragraph 1 der StVO sollte eigentlich ausreichen,
damit wir vernünftig miteinander umgehen und für uns selbst dürfte die Erfüllung im
Kleinen,
im Minimalismus, nicht nur überschaubarer, sondern auch weitaus friedlicher sein,
als sich -ungefragt- um den Nächsten oder das Nachbarland zu kümmern...
Kriege und Habsucht können so eigentlich nie passieren!
So ganz ohne Einleitung ging es bei mir wohl nicht, tut mir leid!
Nun aber zu der eigentlichen Geschichte, zu dem, wie unsere Vorfahren lebten:
***
2.)
Zur Erinnerung noch ein paar Rückgriffe in die ganz alte Epoche:
Das Lahntal war schon immer eine gerne genutzte Verbindung zwischen dem Rhein und der Wetterau.
Unzählige Grabhügel künden davon, zumindest jene, die noch nicht dem Ackerbau untergekommen sind,
die sich im Wald befinden und heute noch
erforscht werden.
(Keine Spur von Totenruhe)
Eine Verfälschung des Siedlungsgebietes könnte entstehen,
wollte man also aus diesen Funden Siedlungen rekonstruieren.
Die Zeugen von durchwandernden Menschen, die jagten und Wildfrüchte sammelten, sind auch recht zahlreich:
Arbeitsmaterialien, Knochen von Beutetiere, wie Höhlenbär, Mammut, Wolf, Wollnashorn,
Rentier und Vogelarten sind in den Ascheschichten zu finden.
Von der mittleren Altsteinzeit an (100.000 v.Chr.)
in die jüngere Altsteinzeit (35.000-8.000 Jahre v.Chr.
bis in die letzte Vereisung hinein finden
die Archäologen Spuren der Vergangenheit.
Zur Mittelsteinzeit (8.000 - 4.500 v.Chr.) erwärmte sich das Klima wieder,
wie zur Zeit vor der Vereisung, aus der Steppe wurde Wald - noch waren
die Jäger unterwegs.
In der Jungsteinzeit (4.500-1.800 v.Chr.) begannen heftige Veränderungen!
Man begann aus Wildgräsern Getreide zu veredeln, den Hackbau mit Beeten und mit der
Vieh- und Vorratswirtschaft.
Die Seßhaftigkeit hob an, Pfostenhäuser mit Flechtwerk, das mit Lehm bestrichen wurde,
oder mit Lehmwurfbrocken befestigte Häuser mit Strohdächern
wurden gebaut.
Größere Steingeräte wurden gebraucht- zum Mahlen von Getreide, Äxte zum Schlagen des Holzes,
Keulen zur Verteidigung.
Tongefäße kamen auf, nach deren stilistischen Besonderheiten die Wissenschaftler
den Volksgruppen einen Namen gaben- wir erinnern uns,
die Schrift war bekanntlich noch nicht erfunden -
so konnte keiner den wirklichen Gruppennamen weitergeben..
Diese Kulturen wurden durch Wanderungen durchsetzt, es kam die Bronze,- dann die Eisenzeit.
In der sogenannten "Steinkistenzeit" wurden bis zu 170 Personen in einer Steinkammer
(daher der Name) beigesetzt- sorgsam aufgeschichtet, mit
wenigen Grabbeigaben aus Perlen,
Schmuck, durchbohrten Hundezähnen, Silexklingen, Kupferbänder, Muscheln- was schon zeigt,
dass reger Handel betrieben
worden sein muß.
Was mit den Frauen nach dem Tod gemacht wurde, weiß man wohl nicht so recht,
die Männer wurden in den Hügelgräbern, wie Jäger bestattet,
mit ihren Waffen, die allerdings zuvor unbrauchbar gemacht worden sind.
Die Bestattungskulturen wechseln sich ab, mal als Erdbestattung, dann in Steinkammern, dann in Urnen.
1200-700 v.Chr. gab es Urnengräber, die mit Steinplatten verkleidet waren.
Neben der Urne fanden Grabbeigaben ihren Platz, zuweilen ganze Geschirre
aus Feinkeramik, Schmuck, Nadeln,
Gerätschafte, Waffen -sogar der damaligen Mode angepaßt ;)
700-475 v.Chr. begann die Hallstattkultur, die vorrömische Eisenzeit mit vielen Funden,
die mit der Gewinnung und Verhüttung zusammen hingen.
Das Berufsbild der Händler kam stärker zu Ehren, man konnte schon fast von Im- und Export sprechen !
Ca 475 v.Chr. wurde wohl die Töpferscheibe "flächendeckend" eingeführt - von den Kelten übernommen..
Die Münzprägung setzte ein, man baute das Oppidum, die Festung, Spezialisierungen kamen,
die Landbevölkerung sorgte für die Nahrung- wie das bis
heute der Fall ist - aber nur noch durch wenige Spezialbetriebe.
Die Häuser wurden verbessert, Städte entstanden.
Zu kleinen Gehöft-Siedlungen ist man schon lange zusammengerückt,
aus denen wohl die
Städte zuweilen entstanden sind.
(Aber erst nach der Römerzeit in Germanien)
Andere siedelten sich dort an, wo Arbeit war- wie heute auch- Burgen zum Schutz wurden errichtet-
deren Bewohner kräftig daran verdienten;
vermutlich mehr als diejenigen, die das Erz unter Mühen und Einsatz ihres Lebens gefördert und bearbeitet haben.
Die Sitte den Toten Waffen oder Schmuck beizulegen ist wohl schon alt und sollte sich
erst nach der Christianisierung gründlich ändern,
weil sich
nach deren Ansichten ein körperliches Leben nach dem Tod nicht wieder einstellt.
(Obwohl vom "ewigen Leben" schwadroniert wird)
Die Unterschiede der sozialen Schichten waren schon zu allen Zeiten
an der Ausstattung der Verstorbenen abzulesen.
Die Verkehrswege waren ebenfalls wichtige Gründe Orte hier und nicht dort zu errichten.
***
Nach dem 8. Jhd., nach der Völkerwanderungszeit, setzen erste spärliche Schriftüberlieferungen ein.
Nach den Endungen der Ortsnamen kann man ein wenig deren Alter erahnen.
Der Geograph von Ravenna rechnet schon im 5.Jhd. das Gebiet an der Lahn zu den Franken.
Nach und nach wurde dieses Gebiet tatsächlich zum Fränkischen Stammland,
das sie von den Merowingern übernahmen.
Kurz vor dem Jahr 900 wurde als zwangschristianisiert und
um das Jahr 1000 kamen die Luxemburger,
dann kurz das Hochstift Worms, dann die hessischen Grafen.
Die seelige Zeit der Freiheit war da schon lange vorbei- man diente eisernen Herren
und deren nichtsnutzem, kriegslüsternem Edelvolk, das aus Blutlinien oder
als Klerikern oder einer Mischung aus beidem bestand,-
das alle Leute unterdrückte, die sich nicht stark genug wehren konnten, weil sie das Geld für eigene Söldner oder besser gedungene Vasallen nicht hatten.
Der "universelle Sendungsauftrag Jesu" ist im Christentum enthalten, so sagt die Kirche.
Bei der Verbreitung dieser Lehre, die wie Läuse und Flöhe mit den römischen Soldaten
aus dem Süden und von der Trierer Seite nach
Deutschland drang, aber auch von Irland über Fulda- waren schon Ende
des zweiten Jhds. in fast allen Städten zu erleben.
Von den 50 Millionen Menschen des Römischen Reiches waren 7 Millionen zur Zeit
des Kaisers Diokletian 284-305 bereits Christen.
In Spanien und Südgallien hat sich dieser Trend stärker fortgesetzt,
von der Rhone drang man weiter damit vor.
Das Gebiet jenseits des Limes, also bei uns an der mittleren Lahn,
war nie römisch und auch diesem neuen Glauben nie zugetan, selbst
im Bereich der unteren Lahn,
wo die Römer schon 200 Jahren waren, fand man keine christlichen Glaubenszeugnisse aus dieser Zeit.
In Trier huldigte man diesem neuen Kult um so mehr.
Kaiser Konstantin hob die Kultfreiheit des Heidentums auf, so konnten Christen deren Tempelanlagen zerstören..
Als der junge Frankenkönig Chlodwig von den Alemannen bedrängt wurde,
gelobte er ein zweiter Konstantin zu werden und ließ sich "bekehren",
er gewann den Sieg.
Er ließ sich taufen, sowie dreitausend Vasallen mit ihm in Reimes.
Das wird nicht ohne politische Hintergründe geschehen sein,
denn Chlodwig war
ein Vorbild für die anderen Herrscher Germaniens.
Die heidnischen Bräuche sollen aber weiterhin bestanden haben, so die Chronik.
Da nirgendwo Hinweise auf die Missionieren durch Bonifazius in unserem Gebiet zu finden waren,
nimmt man an, daß schon im Jahr 772 die mittlere Lahn
christlich gewesen sein muß.
Die Merowinger hatten dabei wohl ganze Arbeit geleistet.
Die Lahn war dabei wohl als Missionsweg hilfreich,
den Weg des neuen Glaubens Richtung Osten zu begünstigen, der zur Zeit Karls des Großen
von
Dietkirchen aus begann.
Dort hatten schon im 4. Jhd. die Kelten eine Kultstätte:
Der Wotanskult wurde in ein Michaelspatrozinium umgetauft, mit dem Totengott Wotan,
der die Seelen nach Wallhall führte, sollte nun Michael diese
ins Heiligtum führen - eben in ein konkurrierendes Konstrukt..
So wie die Kultstätten überbaut wurden, geschah auch mit den Zeremonien und den Heiligen -
einfach ausgetauscht oder umbenannt oder umgeformt, bis es paßt!
"Und wo wir hin nur schaun, ist Feuer, Pest und Tod.."
Der 30j. Krieg begann.
Auch wenn keine großen Schlachten in unserem Kreisgebiet waren,
herrschte doch die Sprache des Grauens, des Schreckens und des Elends.
Mißernten, Pest und durchziehende Horden an Soldaten, die alles plünderten,
alles was aus Holz war, zu Lagerfeuern machte, die selbst im
ländlichen Raum
derart alles abgrasten, daß die Wölfe in die Orte kamen..
Die Bevölkerung war völlig verarmt und immer neue Truppen kamen durch das Gebiet, die Nahrung wollten.
Zuweilen halfen Dorfbewohner den Hirten und gemeinsam schlugen sie die marodierenden
Nachrücker an Soldaten in die Flucht.
Wieder und wieder Mißernten, was auch kein Wunder war, weil schon die Saaten fehlten,
die alle von den Soldaten aufgegessen wurden.
So kamen Seuchen und Krankheiten, die noch mehr Opfer forderten, als schon zuvor.
Das nützten Kirchenleute aus uns machten sofort Hexenprozesse,
ein richtiger Hexenwahn breitete sich aus- so wollte man die Schuldigen finden..
..perverse Glaubenszyniker konnten ihre Gelüste voll ausleben..
1631 kamen die Schweden, wie schon in meinen beiden Geschichtsseiten zuvor erwähnt,
deren Kaiser war weit weg und so wurden Ausschreitungen
gegen die
Bevölkerung die Regel denn die Ausnahme.
Kaum vorstellbar, wenn ein Heer mit 10.000 Mann und MarketenderInnen und Tiere in einen Ort
mit ein paarhundert oder wenig mehr an Einwohnern einfiel..
So wurden Städte und Flecken regelrecht ausgeplündert bis auf das letzte brauchbare Stück,
das die Leute noch hatten.
Wieder kam die Pest mit der Hungersnot im Gefolge.
"Die Krieger, an allem Mangel leidend, fielen in die Dörfer ein und raubten, was sie vorfanden.
Nirgends wurde auch nur ein Kroppen, Kessel oder anderes
Küchengerät gerettet; Geld, Leinwand,
Kleidungsstücke wurden geraubt; Wagen, Karren, Pflüge, Tore, Bänke, Kisten und Kasten ins Lager gebracht;
um beim Kochen und den Wachfeuern verbrannt zu werden.
Die Früchte wurden gedroschen und verzehrt,
das Vieh aus den Ställen fortgetrieben
und geschlachtet,
die Bienenstöcke ausgedämpft und ihres Inhalts entleert und überall
ein solche Verwüstung zurückgelassen,
wie es diese Gegend
weder früher, noch später je wieder erlebt hat."
Orte gingen in Flammen auf, "nach 10-11 Tagen rückten sie wieder ab,
nachdem alles so grauenhaft und bestialisch verwüstet wurde,
daß man es kaum
beschreiben kann"
Oktober 1648 läuteten endlich die Friedensglocken, die Kinder wußten nicht, was das bedeutet:
Hadamar berichtete dem Grafen Johann Ludwig:
"Eure Hochgräflichen Gnaden werden leider ein leeres und ins Grunds Boden verderbtes Land
in einem kläglichen,
erbärmlichen Zustand finden, so nit zu glauben, als wer gegenwärtig ist."
Ein besonderes Kapitel ist immer wieder der 30j. Krieg:
"Unser schönes teutsches Lande ist gleich einer Wüstenei"
Politisch ohnmächtig und zerstückelt, brachte diese Epoche unbeschreibliches Leid,
wie die Chronisten einstimmig vermelden- dennoch
muß ich immer wieder darauf eingehen,
weil sich von Buch zu Buch neue Details zeigen, die aus anderen Blickwinkeln berichtet worden sind.
1500 zerstörte oder verlassene kleinere Städte, 20.000 Dörfer waren zu beklagen,
von 18 Millionen sind nicht mal 9 Millionen Bewohner übrig geblieben.
Herrenloses Gut wurde günstig an Bedürftige vergeben, wüstgefallene Orte
den nächstgrößeren zugeschlagen.
3300 Einwohner zählt der Flecken Merenberg heute, im Jahr 1637 zählte man nur noch zwei Männer,
die auch schon nicht mehr so fit gewesen sein sollen..
So manche Bewohner haben sich in Büschen und Hecken verkrochen und wären
"ganz armseelig herumschweifend" gewesen.
Überall waren Tore zertrümmert, hinter den Stadtmauern alles verbrannt.
Kaum noch Vieh in den Ställen, Horrorpreise für ausgeliehenes Ackervieh.
Brachland dagegen gab es genug, Gestrüpp ebenso - aber wenig Männer,
die das Land beackern konnten.
Die Felder verwüstet, die Landwirtschaft danieder, Seuchen raffen die Leute dahin.
Zahlreiche Mißgeburten wurden als Zeichen des Himmels gedeutet,
man sah Gespenster, der Aberglaube blühte.
Unheimliche Laute klangen
durch die Nacht, herumziehende versprengte Soldaten überall,
die rafften und raubten, das kirchliche Leben war tief erschüttert,
viele Orte
fast menschenleer, ohne "Seelsorger".
Aus Westfalen, dem Rheinland, Österreich, Schlesien und Bayern wurde Siedler angeworben-
das Fürstenhaus hatte Angst um seine Renten !
(Von denen im Adelsstand hat noch nie einer einen Sparten in der Hand gehabt, nie jemand sähen oder ernten brauchen,
ein Vieh schlachten oder auch nur kochen-
die Hohen lebten nur von den kleinen Leuten, wie Kopfläuse ..)
Die Einquartierung von Tillys Truppen wird als besonders arg geschildert.
Selbst volumenreiche Geschenke stimmten diesen Feldherren nicht milde - und wenn, dann wohl nicht für lange.
In Hahnstätten hat einer seiner Führer Quartier in der Burg bezogen,-
wöchentlich verlangte dieser von den Bewohnern und dem Fürstenhaus
280 Pfund Rindfleisch, 3 Kälber, 3 Hämmel, 6 Gänse, 14 Hühner, 200 Eier, 12 Maß Butter,
Wein, Bier, Konfekt. Außerdem noch 200 Reichstaler
die Woche für sich,
150 Reichstaler für den Oberstleutnant, jeder Maior bekam 50 - bis hinab zum "Gemeinen",
der nur 2 Reichstaler bekam.
Kaum zu glauben, mit welchem Hofstaat und mit welchem Pomp so ein Feldherr auf Feldzug -Plündertour- war!
(Tafeldecker, Pagen, Aufwärter, Küchenleute, Musikanten und wer weiß
welche Personen zu welchen Zwecken noch dabei waren..)
Die Phantasie reichte bis zur Forderung nach Holländischem Käse, Safran, Branntwein,
Nürnberger Kuchen, Baumöl, Feigen bis zum Stockfisch..
Man mag sich leicht ausmalen, wie lange die Resourcen des Ortes reichten!
Ich lese von Soldaten, die Einwohner in den Rauchfang hängten,
bis sie das Versteck des Geldes oder der Wertsachen verrieten.
Manche Heere bestanden aus wild zusammengewürfelten Gesellen,
die eher ins Zuchthaus gehörten, als bewaffnet unter ein Kommando..
Ich lese davon, daß Frauen lebendig verbrannt wurden, Eheringe abgehackt,
vergewaltigt worden ist. Was die Soldaten an Vieh nicht klauten,
wurde erschlagen.
Wenn sich ein Bauer widersetzte, mußte er mit dem Tod rechnen.
Der "Schwedentrunk" (Jauche, Gülle) wurde so lange eingeflößt,
bis der Bauch zum platzen voll war- dann kamen Fußtritte..
Herrje, was sind sie heute so feierlich, die Schweden und die Franzosen,
gerade mit letzteren wird es im Kapitel "Judenverfolgung" um das Jahr 1190 noch weiter gehen..
(Eigentlich waren es eher Diebesbanden, Sexualtäter und Piraten,
worauf sich feine Königshäuser heute gründen - zumindest was den Reichtum anbelangt.)
"Sie schlugen und tagen Weibspersonen schreckliche Schand an, daß es des Jammers ist."
So manche Sage aus dieser Zeit erinnert an die Grausamkeiten,
die angebliche Verbündete der Preußen angerichtet haben.
Kaum ein Haus, das nicht mit dem "böhmischen Schlüssel" geöffnet worden war: Die Spitzhacke!
Die andere, die katholische Seite war auch nicht besser, mit ihren Verbündeten-
wobei die Spanier besondern doll gehaust haben sollen.
So verloren die Schweden 12.000 Männer, 6000 Gefangene, viel Gerät und Wagen.
Die "Heimaterde" ist mehr als nur einmal von Blut getränkt und man hat nichts dazu gelernt -
"Volksabstimmungen" werden heute noch negiert,
man regiert lieber durch die Parteienkader, die Mitläufer und Duckmäuser.
Wegen der vermeintlichen** "Ehre Gottes" zogen die einen,
wegen dem Herrschaftsanspruch der Grafen die anderen in die Schlacht -
religöser Fanatismus hier, patriotisches Geschrei dort, Landgier auf der anderen Seite.
Später ging man dazu über, alle wehrfähigen Männer mit allem zu bewaffnen, was irgendwie verletzen konnte.
1636 ächtete der Kaiser den Weilburger Grafen Ernst Casimir, der "im Ausland weilte",
während daheim alles drunter und drüber ging.
So wurde die Grafschaft an einen tschechischen Fürsten vergeben,
der dem Kaiser finanziell aus der Platsche half..
In der Jesuitenchronik steht, daß bei der strengsten Winterskälte den Mann Gottes
bis bis an die Lenden mit nackten Füßen durch
den Schnee und über das Eis der Bäche laufen,
um den Hungernden Brot und den Kranken und Sterbenden die Tröstung der Religion zu bringen..
..eine blühende Phantasie hatten diese Leute, das muß ich sagen.
** Bei der letzten Korrekturlesung habe ich "vermeindlich" verbessern und das "d" durch "t" ersetzen wollen - wieder war eine neue Tastatur unter den Fingern und so kam ein "z" - "vermeinzlich"
"Zu der Pest gesellte sich die Hungersnoth, so schrecklich und grausenhaft, daß die Feder zittert,
wenn sie es versuchen will, dieselbe auch nur
in allgemeinen Zügen zu schildern.
Nachdem die Haustiere aufgezehrt waren, machte man Jagd auf Pferde, Esel, Hunde, Katzen, Ratten und Mäuse.
Endlich griff man nach zarten Gräsern und jungen Baumsprossen, und im Anfall der Raserei
schonte man selbst der menschlichen Leichen nicht.
Auch habe ich gehört, daß man gestohlene Knaben nach grausamer Abschlachtung verzehrt habe."
(Hadamarer Jesuitenchronik)
Der Gräfin von Diez gelang es 1637 durch eine hohe Summe an den Oberst Neuneck
aus Preußen ihre Grafschaft -vorerst- freizukaufen.
***
3.)
Wie ging es den Juden in unserem Kreis-Gebiet?
Dieses sehr ungeliebte Thema darf, kann und soll nicht verschwiegen werden,
es gehört (leider) unbedingt zum Thema "Geschichtliches aus der Region" dazu.
Wobei ich anflechten möchte, daß "Gläubige", gleich welcher Richtung, immer selber Schuld tragen, wenn sie verfolgt werden: Mal gefällt es dem oder jenem Fürsten nicht, mal der Konkurrenz-Religion.. zumindest nach außen sollte Religion verborgen, im Privatbereich bleiben, dann gibt es keine Probleme.
In Limburg sollen schon im Jahr 1278 Juden registriert worden sein,
diese Stadt war immer ein Knotenpunkt wichtiger Straßen,
folglich
wurden dort auch Wechselstuben benötigt.
Nach der Judenverfolgung in FRANKREICH um 1190 (das war mir vor der vorliegenden Lektüre
unbekannt), bei welcher vom König Philipp II. die
"Ausweisung verfügt" worden war,
siedelten sich viele in unserem Raum an.
Bereits im Mittelalter setzte die soziale und rechtliche Diskriminierung der Juden ein,
weil sie sich als Volk ohne Heimat verstanden, dh. sie wurden
aus dem heiligen Land vertrieben
und versuchten in der Welt ihren Traditionen treu zu bleiben und ihre Identität zu wahren -
was sie sehr von der angestammten Bevölkerung abhob - Separatisten haben überall in der Welt das gleiche Los.
Sie heben sich bis heute, im Jahr 2023 - ganz absichtlich ab, sie gehören nicht dazu,
wollen aber - wegen des Wohlstandes - mitten unter oder von den anderen Völkern leben,
statt im gelobten Land unter sich sein zu können, was heute bekanntlich möglich ist.
Doch nun zurück zu "damals":
Ihnen wurden praktisch schon früh alle Rechte entsagt, sie waren willfähiges Gut
und mußten auf Geheiß abliefern, was die Obrigkeit verlangte.
Zum aus der geldlichen Klemme helfen waren sie gut, auch in den Krieg zu ziehen
und ihren Kopf für das "Vaterland" hinzuhalten waren sie gut genug.
Von "Schutzjuden" ist in der Geschichte oft die Rede- gemeint ich eher der Anspruch
auf einen Zehnt oder hohe andere Abgaben und Sonderleistungen dieser
Gruppe, wenn sie wohlhabend genug war
um die über alle Verhältnisse lebenden Fürsten zu stützen, mußten sie zahlen - so eine Art Schutzgelderpressung.
Die Ungerechtigkeiten und Denunziationen kamen meistens von oben, aus amtlichen oder akademischen Kreisen,
die schon immer Gesetze so formten und formulierten,
wie es gerade paßte.
Der einfachen Bevölkerung waren diese Leute egal oder sie trieben Handel mit den Juden.
Das soll hier nicht vergessen sein:
Aus Berlin kam später das weitaus schlimmere an Greueltaten
oder besser die Anordnungen dazu, von einem Österreicher - es war ein Migrant - in einer
Art kindheitswahnhaftem Hass befohlene Rassenbetrachtung,
auf die alles "gegründet" wurde, was danach geschah.
Ich möchte den Geschichtsbüchern nicht vorgreifen, nicht ins Detail gehen, muß aber bemerken,
daß kein evangelischer und kein katholischer Pfaffe sich zu Worte
meldete, als die "Reichskristallnacht" befohlen wurde,
als für die "Ostfront Güter aus jüd. Besitz konfisziert" wurden.
Später, als der Russe die Ukraine angriff, hörte man keinen Ton von "Oberhirten" aller Sorten. Alleine für dieses beharrliche Schweigen gehören diese Typen bestraft: Weg mit den Staatsreligionen!
***
1849 war eigentlich die Gleichberechtigung vorgesehen, die Jahrhunderte alte Vorurteilschaft,
die von offizieller Seite geschürt und von Gruppen- und
Vereins- und Parteileitern gepflegt wurde,
war wohl nicht aufzuheben.
Demagogen schüren immer und wo sie nur können,-
eine Konkurrenzsituation der Glaubensgemeinschaften
ist zwar subtiler,
aber dennoch und bis zum heutigen Tag latent vorhanden.
(Der Vulkan ist im Moment nur still, aber noch lange nicht erloschen,
zumal eine neue Gruppe sich in ganz Europa breit macht - der Islam -
manche stützen sich auf "ihre Rasse", was wohl eher religiös oder inzüchtig zu sehen ist.
Wobei -2019- die christl. Kirchen den Zuzug des Islam und dessen Einmarsch als "Staatsreligion"
unterstützt haben und jegliches Mißtrauen gegen diese Religion zu zerstreuen suchen -
wohl aber nur aus dem Grund, daß sie selbst Angst davor haben, einer flächendeckenden Säkularisierung
anheim zu fallen)
Demagogen und Hetzer sind unter Umständen auch Karikaturisten und "Künstler", wie man anhand von Charly hebdo mit seinen Mohammed-Karikaturen und der
Dokumenta in Kassel erleben konnte, wo sich offenbar Religionsfreaks beharkten.
Juden hatten zwar akademische und kaufmännische Berufe, sie waren aber immer in der Minderheit
und wohl nie ganz oben angekommen.
Schon damals sprach man von "Emanzipation", aber auf höchst unsicherer Grundlage.
Von der Landesherrschaft und von der Kirche wurde Distanz verordnet.
Im täglichen Leben waren eher die üblichen Reibereien unter Nachbarn und die sich
daraus ergebenden kleineren Probleme das tragende Element,
nicht das, was man aus Berlin als "Rassenhass" oder "Antisemitismus" auf der anderen Seite benannte.
Das zeigt nur, daß Ideologien immer bedenklich sind, wenn sie sich nicht der Zeit anpassen können,
"festgeschrieben" und "angeordnet" oder "verfügt" werden.
Dem Humanismus sind Religionen immer schon fern geblieben,
von tatsächlicher Demokratie wollten sie nie was hören, genau wie weltliche Machthaber.
2022 sagt ein kath. Kirchenmensch sinngemäß: "Kirche ist nicht rechtsstaatlich"
So mancher Denunziant wollte wohl ein wenig auf der Karriereleiter nach oben klettern-
sehe ich mir die heutigen Abhörpraktiken an, wird es recht mulmig -
damals mußten "politische,
insbesondere marxistische, aber auch wirtschaftliche, kriminelle oder andere auffälligen
Aktivitäten jüdischer Vereine" regelmäßig
gemeldet werden,
so die Anordung an die Polizeidienststellen von der geheimen Staatspolizei Berlin 1933.
Heute wird alles und jeder belauscht, glaubt man der Presse.
(Oder sieht man selbst beim Einrichten von Smartphone und PC bis zur A lexa - das Observieren ist State of Art geworden!)
3. Reich:
Im Olympiajahr fraß man Kreide und hatte obacht darauf, daß Betrachter und Besucher
aus dem Ausland keinen falschen Eindruck unseres Landes bekamen..
und gehässige Bilder und Aufrufe nicht zu sehen waren.
Nach dieser bedrohlichen Nacht versuchten viele Juden auszuwandern, die Oberschicht
dieser Gruppe war schon Jahre zuvor ausgereist.
Ähnlich wie in der nachfolgenden "DDR" im Osten des Landes nach dem verlorenen Krieg,
konnten sich Wohlhabendere leichter in Sicherheit bringen.
Furchtbar ist, daß die Wohlhabenden, die Oberschicht, sich leicht in Sicherheit bringen konnten - eben die, welche den Kleinen den Hass vorgeschrieben haben..
Ein ganz schlimmes Thema ist die "Euthanasie", die viele Behinderte und besonders
behinderte Kinder von Juden vernichtete- alles mit akademischem Segen.
(Dazu kommt mir der Gruselfilm "House of Haunted Hill" in den Sinn oder die "Körperwelten")
Grausame Versuche an Menschen, auf die noch heute das medizinische Wissen - auch in den USA und England und sonstwo - basiert,
sind ein Fall, der mich schaudern läßt.
Wer aus der Bevölkerung dem Denunziationsaufruf nicht folgte oder gar bei der Flucht half,
war selbst an der Reihe.
Damals wurden politisch mißliebige und "nichtarische" Lehrer aus den Ämtern entfernt.
Das hatte freilich auch für die Schüler Nachteile, wie ein Geschwisterpaar aus Oberbrechen berichtet,
das nach Argentinien gezogen ist und das
für viele Schicksale steht - aber: Wer hatte schon das Geld für eine solche Flucht?
"Vor allem hatten unsere Kinder sehr unter der neuen Situation zu leiden, da gab es einen Lehrer
S... , der die Kinder aufhetzte und ihnen sagte:
Wenn ihr einen Juden seht, müßt ihr in treten und schlagen!.
Die besten Freunde meiner Kinder Kurt und Irene verwandelten sich über Nacht in Feinde.
Natürlich sprachen wir darüber mit dem Hauptlehrer Reifert - aber
was sollte dieser gegen solchen Fanatismus machen?
Er war selbst wehrlos.
Wir nahmen Kurt aus der Schule und brachten ihn nach Frankfurt in die
Hirsch-Realschule
- für uns eine große finanzielle Belastung.
Auf Rat von Lehrer Reifert schickten wir Irene,
die im letzten Schuljahr war, nur noch einen Tag
in der Woche zur Schule.
Sie können sich denken, wieviel wir mit unseren Kindern unter all dem gelitten haben"
(Die Familie Lichtenstein wanderte 1937 nach Argentinien aus)
An manchen Stellen ist von der besonderen Mitarbeit der Lehrerschaft die Rede,
wenn es darum ging, junge Männer zum Militär zu bringen, mit
besonders patriotischen,
ideologisch geschwängerten Worten angefeuert.
In den Corona-Jahren waren die gleichen Einpeitscher -die Lehrer- dabei die Erstwähler zu "firmen"- na servus.
Juden sind nicht nur ihrer Religion, sondern auch ihrer Tradition verpflichtet,
sie sehen sich als eigenes Volk- hier sehe ich ein Problem, das auch andere
"ethnische Randgruppen" haben,
die sich von angestammten Bevölkerung, also die Menschen im Einwanderungsland- dadurch abheben bis bewußt fremd bleiben wollen,
selbst ein von allen anerkanntes Toleranzpatent könnte nur greifen,
wenn alle Bewohner eines Landes daran teilhaben und aufeinander zugehen-
genau da sehe ich die Schwierigkeiten.
Die Araber sind beleidigt, wenn sich Türken als solche identifizieren. (Die sind eher aus dem nordinischen Raum stammend)
Erschwerend kommt hinzu: "Kirche ist und kann nicht demokratisch sein"
(So sagte der ehem. Bischof Kamphaus aus Limburg einmal)
Wie soll so ein Zusammenleben unter verschiedenen Religionen stattfinden können?
Ideologie, Kadavergehorsam, Prügelknabenmentalität, Größenwahn oder Gottkomplex
waren immer unheilige Gesellen, zu allen Zeiten:
Wäre die Demokratie direkter unter der Kontrolle der Wähler und die Religion
rein privat und nicht so plakativ oder öffentlich, wären die meisten Spannungen weg, da bin ich mir sicher.
Wie auch immer- das will sicher auch keiner hören.
In einem überraschenden Interview
eines Fernsehreporters an einem Berliner Minister übertrug
das TV die ganze abgehobene Eingebildetheit,
die wohl symptomatisch - nicht nur für diese Leute, sondern auch für Berlin sein dürfte.
Es war schlicht und einfach
nur peinlich.
Schlimm finde ich, daß "das Volk" diese Typen nie hat wählen können,
die wurden "berufen"- wie im Kaiserreich.
Man sollte denen den gleichen
Rufer an die Seite stellen,
wie ihn die römischen Triumphatoren auf den Siegeswagen hatten: Bedenke,
riefen sie andauernd dem Helden zu- du bist nur ein Mensch!
Ein solcher Rufer sollte heute in den überstarken Boliden eingebaut sein,
die von toxischen Menschen als Waffen mißbraucht werden.
***
4.)
Ein Pfarrer und späterer Dekan hat in seinen ungedruckten Aufzeichnungen für die Familie
die Zustände vorpreußischer Zeit im Dorf festgehalten:
"Mein Vater wurde auf seinen Wunsch nach seinem und Mutters Geburtsort Elkerhausen versetzt,
einem Dorf von ca 600 Einwohnern:
Kleinbauern, Bergleuten und einigen Handwerkern.
Nicht nur die Heimatliebe zog sie dorthin, sondern auch die mit 456 Gulden
jährlich besser dotierte Schulstelle,
das Schulhaus und das bisher verpachtete eigene Land der Eltern,
so daß sie auch hier durch Landwirtschaft ihr Einkommen wesentlich verbessern konnten.
Auch befand sich hier eine geräumigere Wohnung in dem neueren Teil der alten Wasserburg,
in dem nach Eingehen einer Nadelfabrik Schule und Lehrerwohnung untergebracht waren..
In Elkerhausen war Vater einziger Lehrer an der schweren Schule von meist an
oft über 100 Schülern.
Aber mit wieviel Treue und Gewissenhaftigkeit hat er an diesen Kindern gearbeitet!
Wie oft war er so im Eifer, daß Mutter ihn an der Schultür oder durch Klopfen an die Zimmerdecke -
das Schulzimmer lang über dem Wohnzimmer - daran erinnern mußte,
daß die Unterrichtszeit längst vorüber sei.
Nach dem Unterricht ging's dann gewöhnlich zu landwirtschaftlichen Arbeiten,
bei denen mein Bruder und ich meist mithelfen mußten.
Im Stall standen gewöhnlich eine Kuh und ein Kalb, das aber,
wenn es zum Rind geworden und wieder Kälbchen-Ersatz vorhanden war,
verkauft wurde, sowie zwei Schweine, von denen eins wenn's fett war -
verkauft und eins für den eigenen Gebrauch geschlachtet wurde.
Auf dem Hof gackerten 5 bis 7 Hühner.
Auf den Wiesen wuchs reichlich das Futter fürs Vieh,
auf den Feldern gediehen die Brotfrucht
und die Kartoffeln,
in den Gärten das Gemüse sowie das Beerenobst für Gelee und Stachelbeerwein
und auf den Bäumen das Tafel- und Wirtschaftsobst,
welch letzteres teils zu Apfelwein bzw. Zwetschenmus verarbeitet
oder teils sonst wirtschaftlich verwertet wurde.
Somit waren wir Selbstversorger, und zwar so reichlich, daß manche Erzeugnisse sogar
noch verkauft werden konnten,
obwohl wir uns selbst zwar einfach, aber reichlich und gesund ernährten.
Gekauft wurde vom frischen Nährmitteln eigentlich nur frisches Fleisch
aber auch nur einen Teil des Jahres und nur für den Sonntag."
(Adolph Scheerer 1863-1951)
***
In der vorindustriellen Zeit vor 1900 wuchs die Bevölkerung durch verbessere medizinische Versorgung,
durch die Entdeckung der Hygiene starben weniger am Kindbettfieber,
die mineralischen Düngemittel kamen auf- die Menschen wurden älter.
Das brachte eine heftige Konkurrenzsituation auf dem Arbeitsmarkt und niedrigere Löhne.
1790-1820 sanken die Arbeitslöhne besonders stark, so die Chronik.
Um 1850 waren 65 Wochenstunden und im Jahr 1900 sogar bis zu 90 Wochenstunden zu arbeiten-
diese Fakten zeigen, daß Unternehmer niemals satt werden und
gnadenlos zugreifen, um sich zu bereichern.
In der 2. Hälfte des 19.Jhds. wurden 60 Wochenstunden gearbeitet,
bis zu zweieinhalb Stunden Fußmarsch zur Arbeit und wieder dieser Marsch zurück-
waren keine Ausnahmen.
(Heute pendeln manche Leute ebenso lange, zwar mit dem Auto, aber auch auf eigene Kosten:
Die Bankster lachen sich kaputt darüber.)
Jeder 4. arbeitete "zu", wie heute auch wieder, um vom Lohn leben zu können.
(Zumindest in den unteren und mittleren Ebenen)
Eine typische Gemeinde war wohl Elz bei Limburg: 1063 Einwohner um das Jahr 1828,
258 Haushalte, davon neben den Vollbauern- waren 83
in Nebentätigkeiten dabei:
22 Leineweber, 18 Musikanten, 8 Schuhmacher, 7 Wirte, 5 Krämer, 3 Mahlmüller, 3 Barbiere,
je zwei Ölmüller, Wagner, Strohdecker, Schreiner, Maurer,
Zimmerleute,
je ein Blechschmied, Grobschmied, Pflasterer, Schneider, Seiltänzer (!).
Großeltern und Kinder wurden genauso zu Arbeiten herangezogen,
jeder in der Familie mußte hart anpacken, um zu überleben.
Ob beim Bauern oder im Handwerk, jede Tätigkeit, die ein wenig zur Ernährung beitrug, war willkommen.
In dieser Zeit haben sich einige Orte spezialisiert- hier gab es Seilmacher,
dort wurden Holzwaren hergestellt, woanders produzierte man Töpferwaren-
so kamen auch die Nicknamen der Orte
dieser Zeit zustande, die z.T. heute noch genannt werden: Holzköppe, Säcker, Steineklopfer
oder Koffermeilinger etc.
Trotzdem konnten viele die Lebensmittel nicht gleich bezahlen und ließen beim Laden "anschreiben" -
was man übrigens noch in den 1960iger Jahren tat..
(Das habe ich selbst noch erlebt)
Die Kartoffelzeit kam - Kartoffel mit Quark, andern Tags Quark mit Kartoffeln..
billig und verfügbar, ein Nahrungsmittel der Massen.
Aber wehe, wenn die Kartoffelfäule kam!
Der Hunger kam und Auswanderungswellen. 1833-1903 besonders stark. Tumulte und Aufstände
durch die Hungernden im Land verursachten die Revolution.
1848.
Ob Teiche oder Wald- alles wurde aus Not heraus geplündert, das Holz und das Wild- nichts war sicher.
Der Gerichtsvollzieher war froh, wenn er mit
heiler Haut aus dem Ort kam,
der Fürst wurde verschont - da ging der Vollzieher nicht hin.
Die Bauern teilten das Land unter den immer zahlreicheren Kindern auf,
bis die ganze Fläche total zersplittert war und keiner mehr davon leben konnte -
nun
drängten auch sie auf den Arbeitsmarkt.
Damals sagte man, daß jedes kleine zu erwartende Erbland die Heiratsfreudigkeit gesteigert hätte.
Die Zeit nannte man "Pauperismus", freilich muß nicht alles in Fremdworten ausgedrückt werden, -
also: Verarmung.
Ab 1840 unterstützte die Regierung die Auswanderer, so der junge Herzog Adolf,
der hunderttausend Gulden aus seiner Privatkasse zusteuerte um den
Texasverein zu gründen.
"Zur Unterstützung der arbeitenden Klasse, zur Verminderung des Pauperismus"
Mit Kuh und Leiterwagen zogen Familien nach Koblenz, dort ging es den Rhein abwärts
nach Rotterdam zur 4 wöchigen, gefährlichen Seereise.
Es wird berichtet, daß im Jahr 1863 von den 13762 Auswanderern 1141 auf der Überfahrt gestorben sind.
Die konservativen Westerwälder dürften ähnlich
Probleme in der neuen Welt gehabt haben,
wie heute die Leute aus Anatolien, die zu uns kommen.
(Ebenfalls in riesigen Scharen)
1845/46 starben dort in der Fremde tausend Einwanderer an der Hitze und Dürre.
1838-1923 war der Raphaelsverein neben dem Texasverein die Anlaufstelle,
die den Einwanderern half, sie in den Hafenstädten betreute und Starthilfe anbot.
In der alten Welt behalf man sich -so gut es ging- durch verstärkte Nachbarschaftshilfe,
die noch in den 1950iger Jahren -bei uns im Land- überall anzutreffen war-
bis
die Leute durch bessere Einkommen immer stolzer wurden..
Bis dahin brauchte man die Schwester- und Bruderschaften für die Kinder- Jugend- Alten- und Krankenpflege.
Der verbesserte Straßenbau brachte vielen Bewohnern einen neuen Arbeitsplatz
und bessere Anbindungen, Flüsse wurden schiffbar gemacht, Eisenbahnen gebaut..
Aus dieser Zeit waren die Bilder der "Geistlichen" mit besonders huldvollen Gesichtern zu sehen,
wohl gekleidet, gut genährt, wie die Landräte und
ähnliche öffentlich berufenen Leute, die nie vergessen,
den bestimmten Siegelring blitzen zu lassen, der praktisch Garant für jeglichen "Aufstieg" war
und noch immer ist, bis zum heutigen Tag !
***
5.)
Von einer Jungfer genäht mußte der Maltersack sein, in dem die Saat über den Holstersattel
des Pferdes gelegt wurde- von dem der
Bauer diesen Maltersack,
der über die Schulter gehängt wurde, aufgefüllt wurde..
Das Brotmehl bestand 1781 noch aus 2/3 Gerste und 1/3 Hafer, auch als "Frönerbrot"
oder Lohn an Knechte gegeben.
Der Schultheiß ließ die Knechte, Tagelöhner und Mägde auf dem Marktplatz in Reih
und Glied Aufstellung nehmen,
spöttisch im Volksmund "Sklavenmarkt" genannt..
Nach dem 30j. Krieg erschienen erstmalig die neuen Unternehmer auf der Bildfläche,
die Lohnabhängige für sich arbeiten lassen haben.
Zahlreiche kleine Unternehmen verkauften Kalk aus ihren Gruben, der vielfältig Verwendung fand:
Herstellung von Säuren, Chlorkalk, Soda, Farben, Dünger, als Flüssigmittel
bei der Verhüttung, zur Zellulose,- Zement,- Zuckerproduktion,
Glashütten waren Abnehmer, wie Tonwarenfabrikanten.
Ziegeleien und Mineralwasserbetriebe hatten Hochkonjunktur.
So entstanden neue Arbeitsplätze, ob in Teilzeit oder Vollerwerb.
Die Betriebe regelten die medizinische Versorgung bis zur Bismarkschen Reform meist in Eigenregie.
Akkordarbeit und Heimarbeit entstanden nun ganz verstärkt,- die Löhne waren im Kreisgebiet
geringer als in den Ballungszentren.
Die feudalistisch-konservative Politik sah freilich die darauf aufkommende Gewerkschafts-
und Arbeiterbewegung nicht gerne.
Nach "Gutsherrenart" wurden mal eben 50% der Löhne gekürzt- dann kamen Streiks auf..
Damals wie heute kamen auf den Fernverkehrswegen nicht nur Pilger, Kaufleute und Viehhändler ins Land,
sondern auch Kriegsgesindel und "Feldherren",
Krankheiten und Seuchen, Bettler- und Diebesscharen.
Die Wege verliefen auf den Höhen und verließen diese nur, wenn im Tal ein Ort oder eine Furt lag.
Die Höhen waren einfach trockener, die Täler zu feucht und morastig.
Noch heute künden Namen wie "Einhaus" oder "Zollhaus" von den Häusern an den Schnittpunkten der Fernwege.
Auf unseren Wanderungen treffen wir auf Bezeichnungen wie "Rennweg" oder "Trompeterweg",
"Chaissentraße" und ähnliches.
Zu Beginn des 19.Jhds begann die Anlage flächendeckender Kartographierung in 1:20.000
die wir heute noch zum Wandern bevorzugt verwenden.
Das Fehlen großer Maßstäbe in der alten Zeit rührt schlicht daher,
daß das Land in kleine Fürstentümer zersplittert war,
eine übergeordnete Notwendigkeit
kaum gesehen wurde- das kam erst später, durch das Militär Preußens nach dem Sieg
über Österreich und seine
Verbündeten.
"Preußische Meßtischblätter",
"Katasterämter" wurden gegründet, bzw. neu geordnet.
Von der ersten handgefertigten Regionalkarte über die mit Höhenangaben versehenen Karten
bis zu den heutigen Werken in verschiedenen Maßstäben
vergingen viele Jahre-
zuvor wurde erst einmal -1875- verbindlich das Metermaß eingeführt.
Die "Generalstabskarte Deutschland 1:100.000" war - wie der Name schon sagt,
eigentlich für militärische Zwecke gedacht.
Noch 1911 waren die Arbeiter -Beispiel Brunnenbetriebe- noch gänzlich unorganisiert,
was sich änderte, als ein Belegschaftssprecher nach 32 Jahren
die Kündigung erhielt.
Er wollte für geleistete Überstunden ein wenig mehr Lohn haben..
Die "Brunnenmädchen" bekamen damals 10-17 Pfennig die Stunde für ihre schwere ungesunde Arbeit,
Männer ca das Doppelte.
Die Firmenleitung entließ vier "Rädelsführer" - damals kam die Stunde der Gewerkschaften
und der Sozialdemokratie:
"Der ist leicht zu schlagen, der sich einmal schlagen ließ".
(Heute wird schon in den Wirtschaftschulen das Verhalten der Eigner als heilig gelehrt,
die Arbeiterverbände eher verteufelt, die Börse hochgejubelt,
den Anlegern hofiert, den Arbeitnehmern mit "Zeitverträgen" begegnet.)
Der Kapitalismus in seiner schlimmsten Raubtierform feiert fröhliche Urständ durch die Globalisierung.
Ende des 19.Jhds gab es das drei Klassen Wahlrecht, dh. zuerst die, die am meisten Steuern zahlten,
dann jene, die weniger "leisteten" - zum Schluß
die am wenigsten Zahlungskräftigen.
(Jede Gruppe bekam einen Vertreter oder Abgeordneten- so bekam die erste und zahlenmäßig
kleinste Gruppe genau
einen Abgeordneten, wie jene 3. Gruppe, die zigtausende Menschen vertrat..)
***
Gehen wir nochmal zurück: Die latent insolvente Ritterschaft wurde mancher wohlhabenden
Stadt zum Fluch, gegen die sich die Bürgerwehr bereit halten
mußte..
Im Jahr 1336 heißt die Chronik:
"Item in diser zit stunt limpurg di stat unde die burger in gar großen eren unde
selicheit von luden unde von richtome, want alle
gaßen unde alen waren
vol lude unde gudes, unde worden sie geachtet, wanne sie zu
felde zogen,
me dan an zwei dusent burger wol bereiter lude mit p0anzer unde mit
harnasche und was darzu gehort,
unde zu ostern die Godes licham entphingen, die
worden geachtet me an echte dusent menschen.
Na saltu wißen, weme also vil lude
sind befolen zu regiren geistlichen oder werntlichen,
der darf wol guder sinne unde
redelicheit, als da sprichet aristotele3s in dem ersten buche Politicorum:
Habentes rationem et intellectum utentes, naturaliter aliorum domini fiunt et rectores..
Daz
saltu also vurstan: Welcher man suchet redelicheit unde ez gebruchen kan,
der ist
andere lude zu regiren sunder man. Item der stift des guden herren
sente Georgen
daselbes stunt in großen eren unde herlicheit,
also daz he ein recht inkomen hatte
von rechter rente unde gulde bi hondert unde zwenzich gulden geldes.
Dan der
vurgenante stift auch regirt wart von canonichen, die waren hieiger lude unde ritterskinde"
(Irgendwie klingt das holländisch- oder?)
Die Limburger Bürger waren wohlhabend und versuchten das mit der Kleidung und Teilhabe
an Ritterspielen zu zeigen.
***
Ein junger Kleriker schrieb im Jahr 1840: "Du weißt gewiß, lieber Leser,
was für ein schauderhaftes Gebreste im Mittelalter die Misselsucht war,
und wie die armen Leute,
die solchem unheilbringenden Siechtum verfallen, aus jeder bürgerlichen Gesellschaft
ausgestoßen waren und sich keinem
menschlichen Wesen nahen durften.
Lebendig Tote wandelten sie einher, vermummt vom Haupt bis zu den Füßen,
die Kapuze über das Gesicht gezogen
und in der Hand eine Klapper tragend, die sogenannte Lazarusklapper,
womit sie ihre Nähe ankündigten, damit ihnen jeder zeitig aus dem Wege gehen
konnte."
Der arme Klerikus, ein Barfüßer, vom Aussatz befallen, von dessen Schicksal die Chronik schreibt,
war der Mönch von Limburg, dessen anmutige Lieder alle pfiffen und sangen -
verbrannte sich auf seiner einsamen Flußinsel mitsamt seiner Behausung, in die er verbannt wurde.
***
Die wohlhabenden Städter waren immer in Versuchung den Kontakt zu der Landbevölkerung zu verlieren,
ohne die sie nie hätten überleben können.
***
1832 im Gasthaus zum Roten Ochsen notierte Karl Immermann:
"In das Städtchen Diez fuhren wir bei Lampenschein, Musik, Saus und Gebraus ein.
Es feierte seine Kirmeß.
Desto stiller war es in Limburg, wo wir übernachten wollten.
Es schlief Alles bereits im Roten Ochsen, obgleich die
Glocke noch nicht Zehn geschlagen hatte.
Patriarchalische Sitten!
Nur eine einsame Magd war noch wach und toserte umher.
Sie brachte die Feuerstellen aus,
hielt uns die schwarzbesudelten Fäuste vor das Antlitz und rief, man müsse sich schämen,
in solchem Zustande vor den Leuten zu erscheinen.
Nachher schnitt sie uns in derselben Verfassung Kalbsbraten vor, und dieser schmeckte dennoch gut."
Das alte Wort "Lint" kommt von Drachen - St. Georg ist der Drachentöter, nach dem der Dom benannt ist.
Linter heißt auch ein Ort bei Limburg.
***
Die beiden Weltkriege kamen durch Bündnisse, durch die Leute mit den Siegelringen am Finger,
Demagogen aller Art, auf jeden Fall durch Leute, die im
Leben noch nichts Greifbares haben arbeiten müssen,-
danach kam der Tod, Leid, Hunger,
Vertreibung und Elend.
Niemand hat bis heute etwas daraus lernen können, - wie mir scheint.
Noch heute sieht man die Wichtigkeit -und diesen Siegelring auf den Fotografien vom Landrat an-
dieser Personen, plakativ genug, um ein ungutes Gefühl zu erzeugen !
Tut mir leid, aber das ist meine Erkenntnis aus zigtausenden von Geschichtsseiten !
(mir wird schon beim Anblick dieser machtgeilen Gestalten auf alten Ablichtung oder Malereien ganz schlecht:
Da meine ich Kirchen- und weltliche Fürsten, aber auch Despoten und andere Machthaber
und deren Vasallen und Schranzen gleichermaßen in einen Topf werfen zu können,-
man sieht den Hochmut und Hinterhalt
aus dem ganzen Wesen lachen.)
NUR wer total skrupellos ist, kommt nach oben und kann von dort nach Herzenslust
auf den Menschen herumtrampeln, die sich nicht wehren können - denn
sie hätten gleich die ganze
Macht des Staates gegen sich,
welche eigentlich FÜR alle Bürger da sein sollte,
statt als Instrument gegen die einfachen Leute eingesetzt zu werden.
***
Bei der Korrekturlesung dieser Seiten fällt mir immer wieder subtil auf, daß alles, was mit Religion und Politik und Macht zu tun hat, langsam aber sicher depressiv macht. Bis ich mir dieser Sache bewußt war, hat das eine Zeit gedauert. Man muß lernen damit umzugehen und zwischen durch gründlich abschalten.
***
6.)
"Alle Zehnten im Lande, beides vom Same des Landes und von den Früchten der Bäume,
sind des Herrn und sollen dem Herrn heilig sein." (3.Mose 27,30)
An diesem Satz kann man schon die Unstimmigkeit zwischen "Ich bedarf eurer Speise nicht"
und der Scharlatanie von Religion erkennen- aber dennoch glaubten die
Abhängigen Armen im Geiste,
die Kirchen würden die Steuern "zu recht" einziehen ;)
Der Landrat wies einen Steuerassessor an, die persönliche Steuererklärung Bismarcks
"so unrichtig sie auch sein mag, auf keinen Fall zu beanstanden"
Denn "das würde ihn entsetzlich aufregen. Sie wissen, wie er über das Steuernzahlen denkt.
Warum soll man auf einen Mann wie ihn nicht diese Rücksicht
nehmen.
Oben ist man damit übrigens auch einverstanden!"
(Ich bin fest überzeugt, daß diese Behandlung für "oben" noch heute in gleicher Weise getan wird-
besonders, wenn man an die "Nebeneinkünfte" denkt, die
einfach mal so ein paar tausend Euro nicht mal angegeben werden müssen - viel mehr meist,
als die durchschnittlichen Leute an Gehalt bekommen.
Die ganze Kultur mitsamt den dafür notwendigen hohen Steuern und Frondienste
für großartige Kirchen, Döme, Klöster, Kathedralen, Schlösser und Regierungssitze
und was auch immer - wurde von den Bauern keinesfalls freiwillig abgegeben,
sie wurden eher abgenommen, erpresst und mit Zwang eingezogen, ohne eine Gegenleistung dafür zu geben.
(Viel tat der
Staat nicht für die Leidtragenden, das kam alles viel später.)
***
Selbst der röm. Kaiser Vespasian war sich nicht zu schade, eine "Toilettensteuer" einzuführen -
pecuniam non olet!
1495 gab es schon ein "Notopfer Berlin"- vermutlich wäre es besser gewesen,
diese Stadt sich selbst zu überlassen,
dann wären nicht so viele Kriege und
Streitigkeiten davon ausgegangen.
(Mir war Bonn sehr viel lieber, Berlin kann nicht rechnen und hat latent die Krankheit Geltungs- und Großmannssucht zu Markte getragen.)
***
"Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von Kaiser Augustus ausging,
daß alle Welt geschätzt würde.
Und diese Schätzung war die allererste,
und geschah zu der Zeit, da Cyrenius Landpfleger in Syrien war.
Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt."
(Hier ist das Vermögen und die Familie gemeint, ebensolche Daten,
wie sie auch heute noch erhoben werden - in der Bibel wird gerne vom "Zins" gesprochen-
gemeint ist wohl eher die Steuerlast, die ohne Gegenleistung entrichtet werden mußte.
Auch wenn dabei Überschüsse erzielt wurden, die nicht
zur Kostendeckung von Staatsausgaben gebraucht wurden:
Die Kassierer haben garantiert nichts zurück erstattet.
Aus dem Altaropfer wurde ein allgemeines Opfer an die Herrschaft,
das bald nur noch in Geldform gereicht wurde.
Ob Staatsapparat oder Tempelbezirk war somit nebensächlich.
Indirekte Steuern, also solche auf Verbrauchsgüter incl. aller Produktionsschritte und
Halbfertigprodukte,
freilich auch Zölle- waren besonders beliebt, weil anonymer und ergiebiger als direkte Kopfsteuern.
Man behauptet, daß wenig entwickelte Staaten
an der indirekten Steuer zu erkennen seien-
warum aber ist das bei der EU so extrem ausgeprägt?)
Jesus soll gemeint haben: "gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist!"
Auch die Römer haben ihre Münzen mit Symbolen und Gottheiten geprägt-
als Kaiser Augustus sein Konterfeil prägen ließ, - so die Chronik,
setzte er den Hass auf ihn, der letztlich zur Ermordung führte..
***
Steuereid, Bede, aide, stiura als Trick zur Willfähigkeit der Zahlungspflichtigen ist nicht viel anders,
als bei Schutzgelderpressungen durch die Mafia
in Italien oder sonstwo.
Erst in sehr viel späteren Jahren wurde für dieses Geld auch der Allgemeinheit mehr Komfort zuteil.
Den Steueranteil am Einkommen kann man schlecht hochrechnen,
weil sich die ganzen Lebensumstände gewandelt haben, der heutige statistische Warenkorb
wäre doch ein wenig anders.
"Und Jesus setzte sich gegen den Gotteskasten und schaute, wie das Volk Geld einlegte
in den Gotteskasten; und viele Reiche legten viel ein.
Und es kam eine arme Witwe unde legte zwei Scherflein ein; die machen einen Heller.
Und er rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen:
Wahrlich, ich sage Euch:
Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt denn alle die eingelegt haben.
Denn alle haben von ihrem Überfluß
eingelegt;
diese aber hat von ihrer Armut alles, was sie hatte, ihre ganze Nahrung eingelegt."
Diesen Satz kann man auf verschiedenste Arten deuten!
(Weshalb bedurfte der Gottessohn des Geldes?)
Wie auch immer- aus Athen wurde berichtet, daß die Priester so viele Opfergaben bekamen,
so diese anschließend auf dem Markt zum Verkauf
gebracht werden konnten.
Das mehrte seit ewigen Zeiten deren Geld, zusätzlich zu den Pachterträgen.
..ach ja, schon im Jahr 461 soll in Athen eine "radikale Demokratie" geherrscht haben ;)
Ein flotter Spruch: "Die Steuer verbindet wie ein Gelenk den Staat mit den Untertanen".
Man unterschied zwischen Steuerrecht und Steuerwirklichkeit, las daran auch die sozialen Unterschiede ab.
(Sprich: Kleine Leute sind "gläsern", reiche Leute nicht)
***
Chlodwig der Frankenkönig aus der Dynastie der Merowinger beherrschte im Jahr 500
ein Großreich mit vielen Völkern und Volksgruppen - eine frühe EU?
Er ließ alles weitestgehend so bestehen, wie er es vorgefunden hatte-
das taten schon die Römer in ähnlich kluger Weise, wenn auch ohne die
akribische Kontrolle der Franken,
was letztlich wohl zum Zerfall des Reiches gereichte, zudem empfanden die freien Franken
(frank und frei) die Kopfsteuer
als ehrenrührig:
Kein Kopfsteuerpflichtiger durfte ohne Genehmigung von oben in den geistlichen Stand
oder -vermutlich- auch in den Ehestand treten, wegziehen etc.
Hingegen waren grundsteuerpflichtige Franken eher frei zu nennen.
Leider sind keine Unterlagen über die Steuerhöhen vorhanden,- man nimmt an,
daß ein Goldsolidus -oder der Wert einer Kuh- im Jahr zu zahlen war.
Die Chronik behauptet, daß manche Väter ihre Kinder lieber sterben lassen haben,
als für jedes die "Kopfpauschale" in obiger Höhe zahlen zu müssen.
Wie auch immer, die Buchführung der Franken wird als "schlampig" bezeichnet.
Der Zensus Regalis bemaß die Hufe, das sind 30-60 Morgen Land, wohlhabend galt der,
welcher 4 Hufen hatte, als reich wurden 50 Hufen Land angesehen.
Es soll Einzelfälle mit 1000 Hufen Land gegeben haben.
1 Morgen gleich 2500qm, 1 Hektar gleich 10.000qm oder 40 Morgen; also wären die oben erwähnten 1000 Morgen Land gleich 2.500.000qm oder 250 Hektar. Bei uns in Hessen sind die Bauernhöfe früher 15-30 Hektar groß gewesen, heute: Die
Durchschnittliche Ackerfläche pro Bauernhof sind 2021 ungefähr 60 Hektar. Die Hälfte der Agrarfläche Deutschlands bearbeiten Großbetriebene mit über 100 Hektar. Dagegen erreichen Großbetriebe über Tausend Hektar ( Kilohektar oder k ha).
***
Die alten Germanen hatten überhaupt keine schriftliche Buchführung-
irgendwie muß das aber auch geklappt haben, sonst würden wir heute nicht hier
am PC hocken..
***
Ob im spätantiken römischen oder fränkischen Reich - überall mußten die Untertanen
Frondienste beim Bau von Straßen, Burgen, Schlössern,
Brücken und sonstigen öffentlichen Dingen leisten;
zusätzlich zur Steuerlast und zusätzlich zur Arbeit auf dem Hof oder Gewerk.
In England, Spanien und anderen europ. Ländern mit "konstituioneller Monarchie" wird
noch heute vom uralten "Recht" der Königsdynastie Gebrauch gemacht,
daß alles,
was damit zusammenhängt, vom Volk bezahlt werden muß- eine Art Alimentationspflicht,
welche - da wette ich- die ersten Schamanen
bereits eingeführt hatten um selbst
"den Rücken frei zu haben",
nicht arbeiten zu müssen um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
***
Nach und nach gewöhnten sich die Könige daran, "Geschenke" zu bekommen,
desgleichen alle ihre Familienangehörigen und Verwandten- zu Taufen, Hochzeiten,
Jubiläen etc.
Es gibt heute noch genug Einfältige, die jubelnd der Aristokratie huldigen,
ja sogar wieder herbeisehenen !
***
Ein ganz böses Kapitel sind die "Kreuzzüge" ins "heilige Land", das es zu "befreien" galt-
dabei gab es immer ganz gehörig auf die Nase, die
Muslime oder Mohamedaner haben immer gesiegt,
wie die Chronik berichtet.
Teuer waren diese seltsamen Kriegstouren allemal, es gab sogar Geldverleiher,
die in der Hoffnung, daß der Kreditnehmer nicht mehr aus diesem
Glaubenszug zurückkehrte um sein Pfand einzulösen, immer mitschwang..
Die Familien der nicht mehr heimgekehrten Kreuzritter konnten ausziehen, da der Besitz an den Verleiher ging - kam er aber wieder zurück,
ging er bald am Bettelstab durch die Zinsen, die zu
begleichen waren.
In den Kirchen wurden fleißig Opferstöcke aufgestellt..
"Quod non capit Christus, capit Fiscus!"
Am Beispiel Brot sieht man recht gut, wie indirekte Steuern funktionieren: Steuer
für Getreidehändler, für Mühlenbetreiber, Transporteure und
Bäcker-
6 x wurde auf ein und dasselbe Naturprodukt Steuern bezahlt.
Am Beispiel Benzin ist das heute sehr ähnlich: Einfuhrsteuer, Mineralölsteuer,
Ökosteuern, "CO2-Steuer" und obendrauf nochmal die "Mehrwertsteuer".. bezahlt durch bereits versteuerte Löhne oder Einkommen!
(Die Verarbeitungs- und Transport,- und Verkaufsprovision nicht mal angedacht.)
Selbst die "unanständigen" Berufe, wie Huren, Henker, Abdecker und Latrinenreiniger etc.
wurden gleichermaßen gern zur Steuer herangezogen,
da
kannte man plötzlich keinen Standesdünkel mehr:
Pecuniam non olet. Geld stinkt nicht.
Selbst Untätigkeit wurde besteuert- wenn z.B. um des politischen Einflusses halber sich Leute
in Zünfte eintragen lassen haben..
so wurde einfach ein "fiktiver Gewinn" angenommen.
Im Jahr 1321 sollen 73 Steuergruppen existent gewesen sein.
Nun kommt der Hammer: Der Staat vergab das Recht zum Steuereinzug gegen Pachtgebühr
und formaler Leumundsprüfung an Privatleute!
Diese machten zuweilen noch Gewinne aus der Differenz zwischen Steuerschätzung
und realem Steueraufkommen nach Abzug aller absatzfähigen Umstände,
die es wohl schon früher gab..
..also haben die Steuerpächter den Lohnsteuerjahresausgleich verfrühstückt- zumindest in Teilen..
Alle Steuern wurden so erhoben, außer der direkten, der Kopfsteuer.
Zusätzlichen Einnahmequellen waren: Verfügungs- Schreib- Stempel- Kontrakt- Gerichtsgebühren,
Gelder für Abschwören von Fehden, für Waffenscheine,
für das Antreten eines öffentlichen Amtes,
sogar für eine Amtsverweigerung, für Mitgift, Erbschaft, Miete -außer Luft, so scherzte man,
war nur noch das Wasser umsonst.
(Was man heute nicht mehr sagen kann, wo sogar das auf ein Grundstück fallendes Regenwasser
eigens besteuert wird, wie
das Abwasser - ab 2015 - "Regeneintragsssteuer" )
Staatskredite auf Leibrente waren häufig, der Staat hoffte auf die hohe Sterblichkeit
in dieser Zeit, daß nicht alles ausgezahlt werden mußte.
(Geldanlegen war schon früher wichtig, damit die Steuer und die Geldentwertung nicht alles auffrißt..)
Besonders arg hat es die Juden gebeutelt, diese Volksgruppe hat unter jedem Herrscher gelitten,
wer immer gekommen sein mag!
Christenkirchen und Kaiser hatten immer ihre Begehrlichkeit daran, jegliche Rechte abzuschneiden
und sich selbst -unter den fadenscheinigsten Vorwänden zu nehmen.
Karl der Große scheint oberflächlich den Juden helfen zu wollen,
war aber an derem Handel mehr interessiert, was seltene Dinge aus anderen Ländern-
aber auch Sklaven ins Land brachte. Gegen "Schutzbriefe" sollten
sie frei von jeglicher Angst leben können.
Die Wirklichkeit war,
daß sie an jeder Zollstation sich selbst als "Ware"
verzollen durften, da sie bekanntlich keine gleichwertigen Bürger waren.. an Zynismus kaum zu überbieten!
***
Während den Kreuzzügen erging es ihnen nochmal schlechter, waren sie doch die "Feinde Christi"
und "Gottesmörder", wie öffentlich gedacht wurde.
(Seltsam, daß so ein Gott ermordet werden kann!)
Deshalb blieben Juden unter sich, betrieben Handel und Gewerken, durften zuweilen Waffen tragen.
(Was sich aber unter jedem Herrscher änderte)
Mit Hetzpredigten zogen die "heiligen Männer der Christenheit" durch die blühende rheinische Provinz,
das gab geschwind "Judensteuern" - irgendwie mußte man diesen
schrägen Feldzug ja finanzieren.
Trotzdem kam es 1130 in London (nicht in Deutschland) zu antijüdischen Ausschweifungen-
angefangen dadurch, daß sich ein Patient von einem jüdischen Arzt nicht gut behandelt
gefühlt
hatte: "Die Juden haben mich umgebracht."
Eine Sondersteuer für die Juden wurde eingerichtet: 2000 Mark in der Höhe.
Kreuzzugbestimmungen gegen Ketzer und Ungläubige kamen auf.
Die "Besitzer der Juden" kamen so um ihren Gewinn.
Juden gerieten immer zwischen die Mühlsteine Kirche, Kaiser und Volk.
Aaron von Lincoln (London) war der bedeutenste und reichste Finanzmagnat des Mittelalters,
so der Chronist,-
seine Schuldner waren Grafen, Erzbischöfe, Klöster und Städte.
Der König ließ nach seinem Tod alles einziehen- und nach Frankreich verschiffen- das Schiff ging jedoch unter!
Man nahm den Juden ab, was sie erwirtschafteten,-
so und mit Sklavenhandel und Raub, Kaperfahrten und Landnahmen kam "die Krone" zu ihrem Geld.
Wenn man bedenkt, daß die "Judensteuer" 60.000 Pfund und die gesamte andere Steuer
70.000 Pfund ausmachte, kann man sich gut vorstellen,
wie die Verhältnisse waren, die zur Verelendung führte.
König Johnann ließ 1210 alle Juden ganz Englands einsperren, damit er effektiver berauben konnte..
(Vermutlich verschweigt die Chronik, daß es sich dabei eher um deren reiche Oberschicht gehandelt hat)
Ein Fall berichtet: Man wollte 10.000 Pfund freipressen und hat jeden Tag dem Opfer
einen Backenzahn herausgerissen- erst ab dem 7. Zahn soll er
aufgegeben haben.
Der Oberpriester Elias der Juden schlug vor, allen Besitz und Häuser zurück zu lassen und auszuwandern..
(Das im guten England, nicht im bösen Deutschland!)
Noch ehe die Antwort des Königs kam, flatterte ein weitere hohe Geldforderung ins Haus..
In ihrer Not "verschlechterten" die Juden Münzen,- was weitere Vorwürfe brachte
und die Ausweisung aller Juden aus England, bei Androhung der
Todesstrafe !
(Somit wäre zumindest alles an Immobilien dem König "zugefallen")
Der "dritte Pfennig" an Abgaben war eine zynische Bezeichnung für den Verlust
des dritten Teils ihres Vermögens.
Der große Kurfürst hatte fremde Kolonisten und Handwerker, aus Holland und Frankreich angesiedelt-
auch auf Juden wollte er nicht verzichten.
Einige davon "fuhren vierspännig", wie überliefert ist.
Wohl war er nicht überzeugt von diesen Leuten und weit von echter Toleranz entfernt.
Es ging ihm nur um den Nutzen- nicht um Modernität oder Offenheit oder "Toleranz",
sonst hätte das "Generaljudenreglement von 1750 nicht sein können.
Jüdische Zuwanderer mußten 10.000 Reichtaler Vermögen nachweisen können, um sich im Reichgebiet anzusiedeln.
(Ähnlich halten das Kanada und die USA heute noch, -
allerdings verlangen sie das von jedem- unabhängig von der Herkunft oder Glauben.)
Die "Schutzjuden" erhielten dann das Niederlassungsrecht, durften aber "kein Kind ansetzen".
Es sei denn, das Kind hätte 1000 Taler und allen Hausrat an Besitz..
"Außerdem kann das angesetzte Kind, so lange der Vater lebet, kein Kind wiederum ansetzen"
(Was immer das heißen mag)
Nach dem 7jährigen Krieg waren die Kassen leer- also kamen wieder neue Zugeständnisse:
Das zweite Kind durfte "angesetzt" werden-
dafür hatte die Judenschaft 70.000 Taler pauschal zu entrichten.
Für die Besoldung der Truppen sollten sie einige Extraleistungen in obiger Art bezahlen.
Kalendergeld, Mons-Pietatis-Gelder, Silberakzise, Hausvater-Taler, Probstei-Gelder,
Indemnisationsgelder (indemnisation salariale. Entschädigung für den Verdienstausfall - hier sind allerdings eher Steuerausfälle gemeint) und der Potsdamer Waisenhaustaler..
Phantasie war immer vorhanden, wenn es darum ging, die Kassen zu füllen.
Stempelgelder und Ehen kosteten für Juden auch mehr, ihr Heiratsalter wurde mal eben
so auf 25 Jahre festgesetzt- Ausnahmen kosteten 40 Taler,
war die Braut oder der Bräutigam Ausländer wurden nochmal 40 Taler fällig.
War es eine 2. Heirat, nochmal 20 Taler, eine Eheauflösung 40-80 Taler,
für die Einschreibung in Hochschulen waren doppelt so hohe Gebühren fällig,
wie für Christen.
Wertvolles Porzellan mußte -wahllos- ein Drittel feine, ein Drittel mittlere-
und ein Drittel grobe Ware hatten die Juden ins Ausland zu verkaufen,
damit Devisen ins Land kamen.
Für eine spätere Ablösesumme von dieser Pflicht zahlten sie gemeinsam 40.000 Taler.
Freilich durften sie auch die doppelte Umsatzsteuer entrichten, einen Leibzoll zahlen s.o.
(Trotzdem waren oft genug Kränkungen zu ertragen, die Seitens der Zollbeamten -
die eigentlich vorurteilsfreier als der König waren- gemacht worden sein sollen)
Mit dem Jahr 1871 waren die letzten Rechts- und Steuerungerechtigkeiten verschwunden-
zumindest wird es so berichtet.
Ähnlich dem Katechismus Luthers kam ein Antisemiten-Katechismus 1893 heraus.
Einzelheiten erspare ich uns, lieber Leser.
Irgendwie fußt die spätere Vernichtungsideologie wohl auch darauf.
Drei Tage nach dem Progrom erschien eine Verordnung über die Sühneleistungen
dieser Volksgruppe im Rahmen eines Vierjahresplanes 1936:
Die Juden deutscher Staatsangehörigkeit in ihrer Gesamtheit wurden zur Zahlung
von 1.000.000.000 Mark verdonnert.
Danach verschlechterten sich die weiteren Bedingungen, diese Summe wurde nochmal ein Viertel angehoben.
Ein Tal der Tränen, die ganze Geschichte dieser separatistischen oder beharrlichen Leute, welche sich als ein eigenes Volk sehen. Starrsinnig waren und sind allerdings andere Glaubensrichtungen ebenso,- mehr oder weniger ausgeprägt.
Genug davon.
***
7.)
Ganz anders war die Situation im 15. und 16. Jahrhundert, wo man dreißig Tage brauchte,
um mit der Kutsche das Reich zu durchqueren.
Steuern zu zahlen galt dem Adel als ein unangemessenes Zeichen der Unterwerfung..
Blieb der Staat die ausgeliehenen Gelder schuldig, zahlte er sie nicht zurück,
war das faktisch als ein Steuerzuschlag gewertet.
Ob Mongolen, Türken, Hussiten auftauchten- mußten sie militärisch vom Reich abgehalten werden -
das kostete viel Geld, das man über
Kredite und Staatsanleihen bekam.
(Den Engländern und Franzosen ging es in ihrer hundertjährigen Feindschaft,
die aus dem Erbe erwuchs, auch nicht besser, was die Finanzen anbelangte)
Im Wormser Reichstag 1521 wurde durch die Matrikel festgelegt, wer was zu zahlen hatte-
die alten Regalien ablösend.
Die Matrikularbeiträge wurden auf ein fiktives Heer von 4000 Reitern und 20.000 Fußsoldaten bezogen,
das rechnerisch auf die Reichsglieder
aufgeteilt, zu bezahlen war.
(Durchschnittlich 64.000 Gulden)
Eine Verstaatlichung des Reiches begann.
Die Loyalität der Protestanten war wohl nicht anders als die der vorherrschenden Katholiken,
so die Chronik, obwohl die steuerliche Belastung
vor dem Bauernkrieg extrem war,
sind doch die Ursachen dazu andere gewesen- wie schon geschrieben.
Mit dem Evangelium focht man die Leibeigenschaft an:
"Es ist unser hart Beschwerung der Dienst halben, wölche von Tag zu Tag gemert werden
und teglich zunemen, gbegeren wir das man ain zimlich
Einsehen darin tue,
uns dermaßen nit so hart beschwerden, sonder uns gnedig hierinnen ansechen.. nach Laut des Wort Gots."
***
Der Adel und der Klerus- wie schon so oft gelesen- war frei von den Abgaben, die den Massen zuedacht waren..
Wer kennt schon "Reissteuern"?
Nein, das hat nichts mit dem Korn zu tun, sondern bezeichnet die Reise;
ein reisender Krieger ersetzt nun den Rittersmann..
Die Reissteuern zahlte der, welcher diesen Dienst nicht tun wollte- sozusagen als Ersatzleistung.
Diese Reissteuern wurden auf die Untertanen abgewälzt, was zu Unruhen führte:
Die Militärpflicht galt ehedem nicht dem niederen Volk, zumindest nicht
deren Finanzierung -
das war Sache des Königs oder des Herren, die später mal eben geschwind ihre originären Lasten
auf alle Leute umlegen wollten.
Wir bewundern heute in den Schlössern die extrem luxuriöse Ausstattung und die gewaltigen Gebäude, die großartigen Anlagen rund herum - woher kommt das Geld dazu? Nun, das hat man den vielen kleinen Leuten abgequetscht. Dafür brauchte es Gesetze und Leute, die diese formulierten. Das ist heute nicht anders, damal drückte die Steuerlast noch viel mehr, weil eben nicht viel da war. Jeder Fürst hatte verdungene Vasallen, er hat sich nie selbst die Hände schmutzig machen müssen; im Grunde bewundern wir prunksüchtige Schinderhannes, Erpresser und Räuberbanden-Häuptlinge mit abgedrehtem Lebensstil!
1525: "Es sei auch die Zeit schon kommen, das Gott der weltlichen Herren Schinden,
Schaben, Stöcken, Blöken, Zwingen, Tringen und ander Tyrannei nicht mehr leiden wölle.
Sie tuen mit den armen Leuten wie Heroden mit den unschuldigen Kindelein."
Thomas Müntzer, der evang. Theologe: "Sieh zu, die grundtsuppe des wuchers,
der dieberey und rauberey sein unsere Herrn und Fürsten,
nemen alle creaturen zum Aigentumb ..
darüber lassen sie dann Gottes Gepot ausgeen unter die Armen und sprechen:
Gott hat gepoten, du solst nit stelen..
die Herren machen das selber, daß ihn der arme Man feindt wirdt.
Die Ursach des Aufruhrs wollen sie nit wegtun, wie kann es die lenge gut werden!"
Einmal eingeführte Steuern, wie immer sie auch genannt wurden, waren unglaublich langlebig..
So ein Fußknecht bekam 9-10 Gulden, ein Reiter 15, ein Obrist 450-500 zuzüglich
beträchtlicher Sonderzahlungen wöchentlich,
ein
Generalleutnant erhielt 1636 gut 3000 Gulden an monatlichem Lohn.
So kostet ein Heer von 3000 Mann jährlich 4-450.000 Gulden.
Ein Kavallerieregiment mit 1200 Mann 260-300.000 Gulden.
Die schwedischen Kriegskosten
(als Verbündete Preußens) in Deutschland betrugen während des 30j. Krieges
30-45 Millionen Gulden. (ein Jahr)
Man fragt sich, wie bei einer so
unterentwickelten Geld- und Steuerpolitik solche Summen aufgebracht werden konnten.
Wallenstein, der Feldherr und ehemaliger Edelknabe erwarb als "Gubernator" 58 Herrschaften
und den Oberbefehl 1625 über die kaiserlichen Truppen-
er verstand es, alle Seiten zu seinem Nutzen einzusetzen.
Er gewährte der Wiener Hofburg im Jahr 1628 gut 6.950.000 Gulden als Darlehen für den
Unterhalt der Truppen.
Dafür mußte der Kaiser Landbesitz übereignen.
Seine überragende Bedeutung als Oberbefehlshaber half ihm dabei.
Er galt als der erste "Kriegsunternehmer", der Geschäft, Politik und Kriegsführung
zu (seinem Nutzen) verbinden verstand..
(Sieht man von einigen römischen Senatoren ab)
Im Krieg zogen die Unterführer beträchtliche Summen durch Erpressung an sich-
wenn die Gegend ausgereizt war, trieben sie die Truppen weiter.
(Es sollen nur "einzelne" Leute gewesen sein, die sich daran bereicherten,
daß im Krieg "alles erlaubt" war)
Die Sondersteuern, wie Tabaksteuer, Rauchfangsteuer (auf Hausbesitz), ein Fleischpfennig,
der beim Schlachten zu zahlen war, Eisenhütten, Kalkbrenner,
Mühlensteuern und so weiter und so fort-
die meisten dieser Dinge sind noch heute erhalten, wenn auch verdeckter als damals.
Auf Herstellung, Transport, Konsum- alles war doppelt und dreifach besteuert.
Es kam so weit, dass Pfälzer massenhaft auswanderten, weil die Steuerknebel zu arg waren -
in Hessen ließen die Landgrafen aus lauter Angst, es könnte
ihnen ein Pfennig
-der denen nicht gehört und eigentlich Raubgold war- durch die gierigen Lappen gehen..
der Haushalt war latent 1/3 in Unterdeckung,
(Oder: Sie lebten über ihre Verhältnisse)
für fürstlichen Zierrat war aber
immer genug Geld in der Kasse,
so auch für den Neubau des Darmstädter Schlosses für 300.000 Gulden,
es kam wieder mal die "Fräuleinsteuer",
wo die
Bevölkerung bei Heiraten der "hohen Damen" zahlen mußten.
Man sann auf Abschaffung der Kontrolle der Feudalherren durch die Stände der Handwerkerschaften,
die damals in den Bewilligungsgremien saßen.
Der gute Friedrich der II ging den Weg der "Ephraimiten", einem legalisierten Falschgeld
seines Hoffaktors, um den Krieg zu finanzieren.
Herrschaftliche Falschmünzer kamen regelmäßig vor.
Leider wurden diese Halunken nie belangt,- immer nur die kleinen Leute..
Allerdings war auch der gute Joseph Süß Oppenheimer in den 1730iger Jahren
in Sachen "Münzverschlechterung" involviert gewesen sein-
heute betreiben
seine Nachkommen eine fette Bank.
Woher das Geld kam, kann man sich vorstellen:
Sie waren indirekte Finanziers der Feudalen zur "Reform" des Staates,
der
durch Verschwendung vor die Wand gefahren war.
Selbst dem Preußenkönig Friedrich dem Großen galten Standes- und Steuerunterschiede als "gottgegeben".
.. so wie die Akquisefreiheit des Kaffees für den Adel, um nochmal ein typisches Fundstück
aus den Analen zu nennen.
Der "frühmoderne" Staat des 18.Jhds war schwach und mit wenig Beamten und Soldaten
zur Durchsetzung, die Beutemacher des 17.Jhds. waren abgeschafft.
Die teueren Soldaten mußten wieder daheim abgeliefert werden- Sparsamkeit war angesagt.
Im 19.Jhd sprach keiner vom Geld, da hörte die Gemütlichkeit auf, sagt der Chronist..
Geld war noch immer nur in Münzform in Edelmetall, die Finanzexperimente dienten
nur dem schnellen Kasse machen.
Den Adel und den Klerus der Steuergewalt zu unterwerfen, führte überall zu Zirkus,
in Frankreich zur Revolution.
Verfolgte Minderheiten waren -neben Juden- auch die Hugenotten, die Mennoniten und Herrnhuttischen,
der innere Zusammenhalt half ihnen dabei,
mit Geld umzugehen - und sie hatten eher das Vertrauen
des Fürsten als der Adel:
Er konnte sie ausnutzen, ohne von ihnen abhängig zu sein.
Hofberater, Finanzier, umschmeichelt aber gehasst waren sie.
Wenn ihr "Besitzer", der Fürst- starb, kamen für die jeweiligen Günstlinge bedrohliche Zeiten auf..
"Der Jud Süß büßte seinen Reichtum mit dem Tod"
Aus dem beschlagnahmten Riesenvermögen des Gallus Jacob, der unter dem Fürstbischof
Greiffenklau (ein treffender Name) aufstieg, entging dem Nachfolger nur knapp.
Aus beschlagnahmten Geldern wurde so manche schmucke Residenz
gebaut, die man heute mit verklärten Augen bestaunt..
Die Akquise war noch Mitte des 18.Jhds. die Haupteinnahmequelle des Staates,
es gab allerdings noch keine Lohn- und Einkommenssteuer.
Binnenzölle, die Akquise oder Akzise waren das Netz, mit dem der Fischer die Fische aus dem Strom der Waren zog..
Die Waren wurden arg belastet, auf Steuern kamen hohe Versicherungsprämien,
weil die Wege unsicher waren.
An jedem Stadttor standen die Zöllner.
Fürstenware wurde durchgewunken- das ergab einen steuerfreien Luxusmarkt- wie heute an Flughäfen?
Den Engländern und Franzosen verdankte es der deutsche Fürst,
der nun endlich auch den Adel besteuern durfte.. nur sie selbst bleiben bis 1918 von
jeglicher Besteuerung und persönlichem Anteil am Staatsprodukt frei.
Unter Ludwig XIV wurde so manches wertvolle Tafelsilber zu Münzen eingeschmolzen -
diesmal besonders erfolgreich, da der Adel mehr als genug davon hatte.. und mit dem
Nebeneffekt,
daß der König von seinen feinen Vettern nicht an Glanz übertroffen werden konnte!
Silber war überhaupt das am meisten besteuerte Gut -gepunzt durch die Zunft,
die es herstellte und dem Abdruck des staatl. Prüfers, ein Heer von
Aufpassern
war auch bei der Herstellung von Silbergeräten und Tafelsilber dabei.
Eine organisierte Ausplünderung der Untertanen wurde durch die Einquartierung von Soldaten
in private Häuser gemacht, wofür besonders Frankreich bekannt wurde.
Ein Kleinkrieg zwischen den Gendarmen und den Schmugglern entstand, weil die Salzsteuer eingeführt wurde.
1890 empfand Bismarck die private Besteuerung von 5-7 % auf Spitzeneinkommen von
über einer Million im Jahr als "unerträglich"..
(2021 ist bereits ab 58.000 Euro im Jahr Einkommen dieser 42%ige Spitzensteuersatz zu leisten ! Einkommensmillionäre zahlen diesen Satz ebenso - die Idee der Steuerprogression ist also noch immer nicht gewollt- feudal.. ?!)
Schon damals subventionierte man die Landwirtschaft, damit die niedrigeren Weltmarktpreise
kompensiert werden konnten.
Die Großagrarier haben damals schon große Millionenbeträge abgegriffen,
wie die Chronik sagt, Subventionen ließen jene nicht als
Alimentationsempfänger erscheinen,
die sie eigentlich waren und.. heute noch immer sind, evtl. sogar in noch stärkerem Maße
als die von jenen Landwirten beschimpften Sozialhilfeempfänger!
(Wir wohnen auf dem Land und hören viel: Ab 2024 sind das 501 Euro pro Erwachsener, der kleine Nebenerwerbs - Landwirt im Ort hat 24.000 Euro EU - Zuschüsse jedes Jahr- zu seinem Verkaufserlös und zu seinem Lohn als Metallarbeiter dazu.)
Die Zucker- und Branntweinsteuer belastete inzwischen die Konsumenten immer weiter.
(Heute bestellt kein Bauer, pardon, Landwirt mehr das Feld, ohne zuvor am PC nachgesehen zu haben,
was am meisten Gewinn verspricht- egal ob durch
den direkten Verkauf oder durch Spekulation
über die Saison an den entsprechenden Börsen oder durch Subventionen der EU.. )
Ich lese, dass am "Vorabend des Ersten Weltkrieges" die Reichsausgaben zu 90%
aus Rüstungsausgaben bestanden, zu 7% aus Verwaltungskosten und
nur zu 3% aus Zuschüssen zur Sozialversicherung.
England hatte nur zu 30% Rüstungsausgaben, das Deutsche Reich finanzierte den Krieg über Staatsanleihen.
So war -unabhängig vom Ausgang des Krieges- ein gewaltiges Loch sicher.
Diese -hausgemachte- Misere wollte man durch die Erhöhung der Verbrauchssteuern beheben,
wo die Kohle am stärksten betroffen war.
(Dort anpacken, wo es am meisten weh tut, am Heizen, am Essen und Trinken)
Kaffee, Tee, Limo, Selters, Bier, Wein wurden gerne und hoch besteuert.
(Alles, was die oberen Fuzzis als "unnötig" für die Massen ansahen, sich selbst
aber als selbstverständlich steuerfrei gönnten)
Gerade jetzt werden "alte verdiente Sozialdemokraten geehrt" -
die würden sich bestimmt im Grab herumdrehen, wenn sie die Leute sehen würden,
die
heute diese Partei repräsentieren!
***
Nach 1919 wurden in der Finanzreform endlich Freibeträge für Familien eingeführt.
Der Mühlstein der Präparationsleistungen nach dem verlorenen Krieg wurden als demütigend
und niederdrückend empfunden, der noch viele Jahre zu spüren war.
154 Milliarden ist eine astronomische Summe, die zu bezahlen war, die Präparationsleistungen
für die Wirtschaft der Siegerländer zusätzlich kamen dazu!
(Einem besiegten Land und wenn es der Angreifer war, Präparationzahlungen aufzubürden, halte ich für Völkerrechtswidrig)
Teile des Reiches waren noch besetzt und brachten folglich keine Steuereinnahmen mehr..
Was wäre, wenn man VOR einem jeglichen Krieg die Verantwortlichen dafür still verschwinden lassen würde?
Statt dessen nahm man das probate Mittel der Inflation in Kauf,
so wurde aus den 154 Milliarden des Jahres 1914 ganze 15,4 Pfennige
- der billigeste aller Kriege, wie man tönte.
Das zeigt schon die extreme Verantwortungslosigkeit der Politik ganz eindrucksvoll:
Notenpresse lief, bis der Heizwert des Papierbündels höher war als
der Kaufwert.
Den Arbeitnehmern wurden die Steuern gleich abgezogen, die Unternehmen zahlten
-wie heute auch- nur einmal im Jahr, damals war das faktisch nix, weil das Geld nichts mehr wert war..
Die "Goldnen 20iger" waren nur eine kleine Zwischenkonjunktur, mit niedrigen Löhnen.
Die steigenden Kosten für die vielen Arbeitslosen hat dieser Konjunktur das Genick gebrochen,
da half kein Finanzplan und kein aus dem Ausland einströmendes
Kapital.
Hohe Verschuldungen, auch bei den Siegermächten, die selbst fast kollabiert wären,
depressive Weltstimmung und noch weiter steigende Arbeitslosenzahlen
verursachen den New Yorker Börsencrash von 1929.
(Nun brach die Rüstungsindustrie ein, die Beschäftigung brachte)
Machttrunkene Politiker haben schon zu allen Zeiten viel Mist gebaut, da halfen auch die hohen
akademischen Grade nichts, die dort zunehmen - involviert waren, wenn
jeglicher kaufmännische Verstand zu fehlen
scheint und auch der berühmte "gesunde Menschenverstand" durch anerzogene Hochmut ersetzt wurde..
..oder durch Stubengelehrtheit.
(Wie heute wieder ganz stark,
wo die Bürokratie der EU
zu einer beispiellosen Bürokratur mutierte, die Unsummen verschlingt und trotzem die fettesten nationalen Parlamente generiert -
und versucht alles haarklein zu "regeln", wovon sie meistenteils nicht das Geringste verstehen,- s.o.-
Die gravierenden Irrtümer aus der Krise
haben die Bankster heute noch nicht alle gestanden- die Spargelder
der kleinen Leute sind nun wohl alle verbraten,
von den Renten spricht sicherheitshalber
niemand, um keinen Aufstand zu riskieren:
Durch die laufende Konjunktur kann man das noch vertuschen, in der Hoffnung, die Zahlen wieder zu richten..)
***
Damals waren die Geldanleger eine bequeme Kreditquelle für den Staatshaushalt-
aber sie verloren den Mut Geld dort anzulegen, wo sich ein Crash abzeichnete-
die Basis für eine radikale Splitterpartei
war gelegt, die Besserung versprach.
Am Unglück "H itler" -wir erinnern uns, es ist ein "Migrant" gewesen- waren die oben beschriebene Form oder Art
der Politiker schuld, sonst niemand als ideologische Vollversager -
hätten die einfachen Leute Arbeit und Einkommen gehabt, wäre das 3.Reich nie passiert.
Ich halte das Versagen der Sozialdemokraten für ursächlich, die -wie heute noch- durch die Blockade dieser Partei durch die Unternehmer- geschieht. Heute hat sich die ehemalige Arbeiterpartei auf Gender und geschlechtliche Gleichstellungen fixiert und wohl die anderen Themen vergessen..
Wie lange dieses
Kriegserbe noch andauert,
das sich aus beiden Weltkriegen ergab, kann noch heute keiner sagen.
So haben wir das Mißtrauen der Alliierten in der Form eines
legalisierten Spionagezentrums mitten im Land zu dulden,
das alle Daten aus den modernen Medien zu sammeln und auszuwerten scheint.
Ein unglaublicher
Eingriff in die Souveränität eines Staates.
Das alles nur, weil die Kontrolle des Volkes fehlte,
die Kontrolle der (über) Politiker, die heute noch immer nicht funktioniert:
Im Bundesrat sitzen Leute, die nicht direkt gewählt werden, sondern nur die Repräsentanten
der Bundesländer, die aus Parteignaden aufgestellt wurden.
Eine Parteienwirtschaft statt direkte Demokratie ist nur eine Krücke,
wo immer wieder die gleichen Leute aufgestellt und hoch kommen, statt ein demografischer
und
repräsentativer Querschnitt der Gesellschaft, die schließlich das Wort "Volk" darstellt.
(Wir erinnern uns, lt. Grundgesetz geht alle Gewalt vom Volke aus
und nicht immer nur von
den Studierten, Gewogenen und Günstlingen oder Partei-"Soldaten", die wie Kaugummi am Stuhl festkleben.)
*** 2024: Man sollte Politik und Rechtsprechung durch die KI machen lassen ***
8.)
Herodot schreibt:
" Im Sythenland verfährt man beim Kochen folgendermaßen; dem gehäuteten Tier wird das Fleisch
von den Knochen gelöst,
und in den Kessel geworfen, fall ein solcher zu Stelle ist.
Ist kein Kessel zur Stelle, so wird das ganze Fleisch in den Magen des Tieres gesteckt.
Wasser hinzu gegossen und mit Hilfe der Knochen gekocht. Die Knochen brennen sehr gut,
und der Magen nimmt bequem das von den Knochen gelöste Fleisch auf.
So kocht also das Rind, oder was für ein Tier es sonst ist, sich selber."
Ich möchte Euch, geneigte Leser, das folgende Buch zur ganzen Lektüre empfehlen,
das von 1994 -Albert Kraus Verlang München- ist und überall verfügbar sein dürfte.
(Zumindest gebraucht)
"Gert v. Paczensky Anna Dünnebier; Leere Töpfe, volle Töpfe!
(Die Kulturgeschichte des Essens und Trinkens)
Das Buch liest sich gut und ist trotzdem wissenschaftlich,
so daß die 550 Seiten kurzweilig sein dürften..
***
Zurück von der Globalität der Essensaufnahme der Menschen in der ganzen Welt zur -absichtlichen- Regionalität meiner Seiten:
Zwischen der Küche der Reichen und der Armen bestand ein heftiger Unterschied,
das muß eigentlich nicht mehr erwähnt werden;
was hier Eintopf mit wenig Fleisch
und Breie bedeuteten, waren dort ineinander verschachtelte Speisengänge mit feiner Zubereitung und Würzung.
Konkret geschaffen (das Wort "erarbeitet" habe ich bewußt abgeändert)
wurde das Essen nie von denen, die im Luxus schwelgten, auch das dürfte klar sein.
In Wasser kurz aufgekocht wurden derb zerstoßene Getreidearten,
ein wenig gesalzen, die dann zu Brei wurden.
Längeres Garen hätten den Brei zäh gemacht,
so war er gleich eßbar.
Ich denke dabei spontan an die Graupensuppe, die wohl ähnlich sein dürfte.
Zusammen mit kleinen Gemüseeinlagen, wie Bohnen oder Erbsen
oder Speck war das die gängigste tägliche Nahrung,
die Kraft gab und
derbe Arbeiten verrichten zu können.
Ein ungeheuer wichtiger Aspekt des Themas Nahrung.
Aus dem Ernten mit der Hacke, wo die Knollen von einigen Pflanzen und auch wilde Getreidearten
geerntet wurden, entstand langsam, aus dem Zufallsprodukt
verlorenen Samens
ein planmäßiger Anbau.
Die landwirtschaftlichen Erntegeräte waren somit vor dem Anbau vorhanden.
Der Grund zum Anbau von Getreide und Wurzeln und Gemüsen war wohl die Zunahme
der Bevölkerung, die in der Jäger- und Sammlerzeit noch dünn war.
Die großen Wildbestände wurden dezimiert- etwas Eßbares mußte her,
die Münder wollten gestopft werden,wie man so schön sagt.
Die Vorratswirtschaft war der nächste Schritt zur Existenzsicherung.
In oben geschilderten Buch steht, daß Kräuter und Gewürze schon vor 12.000 Jahren
zum Speiseplan gehört haben, wie man aus versteinerten Exkrementen
herausfinden konnte,
zudem soll der Speiseplan deutlich abwechslungsreicher gewesen sein, als man heute vermuten sollte!
(Austern, Hummer, Scampi, Krebse, Schlangen, Eidechsen, Würmer, Insekten und Lachs
für arme Leute, für die Reichen gab es Wild, weil sie sich
zeitig das Jagdmonopol sicherten oder einfach aneigneten)
Ja, in unserer Gegend trugen die Flüsse noch mehr als genug Lachs- was sich aber durch
die Zunahme der Bevölkerungen, besonders aber durch Kriegsscharen
rasch änderte.
***
Meine Koch-Rezepte zeigen gerne Lösungen, mit denen man auch heute noch sehr preiswert
und auch gesund satt werden kann - ein Beispiel:
Es ist Sonntagmorgen sechs Uhr, die Brötchen werden geknetet -
halb Sieben, nach einer sehr warmen Sommernacht, ich gehe fix
-noch im Schlafanzug- in den Garten, ernte etwas Zitronenmelisse, mehr krause Petersilie-
mische
gefriergetrockneten Dill, etwas Salz und eine Knoblauchzehe,
hacke mit dem großen Gemüsemesser alles schoen klein und vermische die duftende
Kräutermischung
mit 250gr 40% Quark, was ein sehr beliebter und frischer Brotaufstrich bei uns im Hause ist..
Meine ein wenig archaische Koch- oder Speisezubereitung stellt den Draht
zur "guten alten Zeit" recht praktisch und pragmatisch her.
Die moderne Zeit hilft mir, den Quark frisch zu halten, der gefriergetrocknete Dill
im Glas ist allemal praktischer als das lange sperrige Gewächs im Garten,
das
auch noch bei Wind umfällt und das man nur ganz kurz nehmen kann..
Das beste beider Welten, alt und neu, das ist Ernährung schon immer gewesen,
den Möglichkeiten der Zeit folgend.
Wer hätte sich damals vorstellen können, "Regensburger Würste" aus der Frischaltefolie
auf den Tisch bringen zu können- Wochen nach deren Herstellung,
sogar in ziemlich guter Qualität?
Im bequemen Schraubdeckel-Glas die Marmelade, Honig, Gelee, die man gut bevorraten kann,
alles ohne weite Wege zum Markt tun zu müssen-
Butter, die tiefgekühlt allezeit vorrätig ist,
genau wie Fleisch und Fisch?
Zu den heimischen Früchten und Fleisch-Arten kann man solche aus aller Herren Länder kaufen..
Erdnußbutter und Alaska-Seelachs ist so selbstverändlich geworden,
wie Mais oder Kartoffeln auf dem Feld- oha,
die sind ja auch erst einmal importiert oder
eingeführt worden,
wie die Weintraube, Brokkoli oder der Spargel ;) - Globalisierung hat auch Vorteile!
So oder so, die Brötchen sind sehr gut geworden im Umluftofen - alles ist eine Frage der Betrachtung:
Wir bauen auf einer sehr langen Entwicklung auf..
***
Schriftliche Rezepte kamen erst ab dem 10. Jhd. auf - sie legten Kunde vom Zivilisationgrad ab, wie man sagt.
Der Roemer Apicus -es gab viele diesen Namens- hat eine Menge hinterlassen,
aber alles ohne Mengenangaben, was ziemlich problematisch für die
Nachkochenden war.
Man hat in Rom halb im Liegen gegessen- so war die Speisen entsprechend zubereitet-
dh. mehr in Pastenform, weniger "bißfest" als heute.
Es wurde viel mit Fisch- und Fleischfonds gemacht, die immer vorrätig waren.
(Vergleichbar dem Fisch- und Kalbsfonds aus dem Glas, aber auch dem berühmten M aggi der
Neuzeit- Justus Liebing läßt grüßen..)
Damals wurden schon Milch und Eigelb verrührt um Saucen zu binden,
man kochte mit Pinienkernen, wie heute die TV-Köche, auch halbgares Fleisch- letzteres
kommt aber eher aus dem Morgenland, wo Fleisch vor Fett triefen mußte, um als Delikatesse zu gelten.
War also das Fleisch durchgegart, lief das Fett heraus und die Herrschaften verdächtigten die Köche,
sich dieses -wie die Reste der Essen- mit nach
Hause nehmen zu wollen- also lieber halb durch..
oder "rosa", wie die berühmten Fernsehköche, die -gestern wie heute-
als hochmütig und sehr eitel bekannt waren.
Schon damals haben gute Köche richtig große Jahresgehälter kassiert..
Man konnte damals schon Geschmäcker von stechend hervortretenden Fleischarten neutralisieren,
kannte viele Garverfahren und Zubereitungsarten,
mehr als heute allemal, selbst wenn man sich die gehobene Küche betrachtet.
Im alten China, im Orient und in Rom waren so richtige Hochburgen der kulinarischen Freiheit
entstanden, die weder vor Pfau, Kranich, Papagei, Flamingo,
Drossel, Schwan halt machte.
Im 16.Jhd. soll in England der Kardinal Wolsey (so ein guter Christ und großer,
prunkreicher Schlemmer) den Hofstaat des Königs wie ein Haus voll Bettlern erscheinen lassen,
wie die Chronik
meint.
Ich will dem Buch nicht so viel vorgreifen -einfach selbst lesen, wenn dieses Thema genug Interesse erregt.
Damals in unseren Breiten und damals bei den "Gemeinen", die das Thema meiner Seiten sein sollten
(viele kleine Exkurse bitte ich nachzusehen, weil so viele
Dinge untrennbar zusammen hängen),
war mehr der Brei und der Eintopf und eine Art Kesselgulasch "state of art":
Zuerst kam der Brei aus grob gemahlenem Getreide mit unterschiedlichen Gemüsen drin,
wie heute in in Afrika, dann kam etwas -ich betone: Etwas Sauce
dazu.
Den Rest an Sauce/Grundstock blieb bis zum nächsten Essen im Kessel,
damit es morgen auch noch was geben konnte, selbst wenn das Jagdglück oder
die Einkommenssituation nicht erlaubte,
Fleisch zu kaufen - es wurde so lange gestreckt, wie irgend denkbar!
Die Nahrungsmittel - um wieder bei den einfachen Leuten unserer Region zu bleiben -
räucherten, pökelten, dörrten, rösteten, sie haben wohl ganz
selten gebratene
Fleischstücke bekommen.
(Es gab Phasen, wo mehr Fleisch vorhanden war,
meistens jedoch war da der "Schmalhans"
Küchenmeister)
Gemüse wurden in Blättern, später in Zeitungspapier eingepackt und in Sand kühl gelagert.
Ich denke, daß Sirup und Pflaumen/Obstmus die damalige Konfitüre/Marmelade/Gelee waren,
weil man noch kein Pektin und keinen Zucker kaufen konnte.
Brot wurde ohne Backhefe, nur mit Sauerteig gemacht- das hat freilich lange Gehzeiten gefordert
und spezielle Behandlung, wie nochmaliges Durchkneten,
gehenlassen im Körbchen an warmen Plätzen.
Das Brot wurde im Backhaus ziemlich dunkel gebacken- ich weiß nicht,
ob sich das heute einer antun möchte:
Das Brot mußte bis zu 6 Wochen halten,
bis zum nächsten Backen.
Vor dem Backhaus und der Backröhre wurde im Kessel gebacken.
Rüben, Möhren, Kohl, Erbsen, Linsen, Hirse und heute nicht mehr gebräuchliche "Gemüse"
aus Ampfer und Brenn-Nesseln oder div. Wurzeln aus
der Wiese und aus dem Wald waren die Abwechslungen.
In Notzeiten gab es aus Ross - Kastanien Mehl, das länger gewässert
und umständlich aufbereitet werden muß,
damit die Bitterstoffe raus waren.
Sauermilch, Butter, Quark -hauptsächlich von Ziegen- Kuhbutter war eher zum Verkauf bestimmt,
jeder Groschen zum Unterhalt der Familie zählte- gab
es später zu den neu aufkommenden Kartoffeln,
die zögerlich im Volk ankamen.
Das Essen der Wohlhabenden unterschied sich sehr deutlich von solchen für das einfache Volk,
mittendrin waren die Dichter, Denker, Beamten, Soldaten und
Höflinge angesiedelt.
Nochmal anders ging es den städtischen Handwerkern, die kein Land oder Grundstück hatten,
was zur Ernährung beitragen konnte.
Im Mittelalter war es eine gute "Tischzucht", wenn Brot gereicht wurde- zu jedem Essen.
(Ich kann mich an meine Vorfahren erinnern, wo immer Brot zur Suppe gereicht wurde-
wie noch in den 1970iger Jahren in Italien. (Urlaubserfahrungen)
Brot und Getreidebreie waren bis ins 19.Jhd. überall selbstverständliche Ernährung.
Breie wurde hauptsächlich dort gemacht, wo kein eigener Backofen zur Verfügung stand.
Weizen wurde abgeliefert, verkauft, die Bauern nahmen das billigere
Roggen/Gerstenkorn mit Haferflocken zum Backen,- wie wir heute auch,
wenn
der Haushalt gesundheitsbewußt lebt.
Weißes Mehl war fein, edel, vornehm- es gab wohl jede Menge Tricks,
das dunklere Brot hell zu bekommen - ich möchte dem Buch nicht vorgreifen,
sondern
nochmal darauf verweisen.
Beim Mahlen entstand Vollkornmehl, das nicht lange haltbar war und ranzig wurde,
bis man entdeckte, daß zuvor der Weizenkeim zu entfernen war- und
danach reinweißes Mehl übrig blieb, das man jahrelang lagern konnte.
(Der wertvolle Weizenkeim war zur Ölproduktion bestens geeignet,
deshalb sind auch Mahl- und Ölmühlen zuweilen kombiniert gewesen.)
Leider ist dieses reine weiße Mehl ohne Vitamine und Mineralstoffe..
Die Kleie, bei jedem Mahlvorgang anfällt, also die Hülle des Getreidekorns-
wird heute teuer als "Biolebensmittel" verkauft, damals mußte die
Beigabe
oder der Rest des abgelieferten Getreides streng geregelt werden- es galt als fast wertlos.
(Heute weiß man, daß diese Kleie die Kalzium-Aufnahme behindert - schlecht für die Knochen!)
Unsere eigenen Brotrezepte sind so ausgelegt, daß keine Mangelerscheinungen auftreten
und auch der Darm in Bewegung bleibt- die gesunde Mischung machts!
Brotbacken
Salz war recht selten, mancherorts leicht, meistens aber aufwändig zu gewinnen durch Entsalzung von Sole,
was man schon früh gemacht hat.. 1000 Jahre vor
Christus haben das die Kelten bereits geschafft..
"Salär" kommt von Salis, dem Salz.
Es wird aus dem 16.Jhd. aus England berichtet, daß der Erzbischof von Canterbury
Essenmengenbegrenzungen eingeführt hat!
Erzbischöfe sollen nicht mehr als 6 Fleischgerichte und vier Beilagen vertilgen
(Pro Mahlzeit!) Bischöfe nur 5 Fleischgerichte und 3 Beilagenessen,
niedere Ränge in absteigender Art ebenso begrenzt werden..
(Die armen Leute, dh. diejenigen, die schwere Arbeit taten, waren froh, wenn es Sonntags etwas Fleisch gab )
***
Für Gewürze ist man schon immer um die Welt gefahren oder gesegelt,
Geschmacksverbesserer standen überall hoch im Kurs.
Die Portugiesen (Vasco da Gama) waren für grausame Sitten bekannt,
progromartig verhielten sich die Holländer, die Erstere vertrieben, bald wurden sie
von den "friedlichen" Engländern vertrieben,
die ihr "Commonworld" auf Raub, Freibeuterei oder Piraterie und Unterdrückung, ja sogar auf Sklavenhandel aufbauten und heute die Moralisten spielen.. (die hatten das "Lager" schon sehr viel früher als das 3.Reich)
Die Gewürze reisten also rund um die Welt, wurden wertvolle Tauschgüter,
die manchmal sogar das Gold übertrafen.
Die Handelshäuser versuchten jeweils sich das Monopol für bestimmte Gewürze zu sichern-
jedes Mittel war dabei recht, horten, verbrennen und künstlich
knapp halten,
unterdrücken der Anbauer, die immer in ärmlichen Verhältnissen blieben..
Der Erzbischof von Arles hat im 15.Jhd von den Juden der Stadt 20 Pfund Pfeffer
am jeweiligen Palmsonntag gefordert..
desgleichen wurden Pfefferabgaben
bei der Genehmigung von Friedhöfen
dieser Glaubensgruppe gefordert- in vielen Orten Frankreichs hat man
auf diese Weise billige Gewürzmittel für
heilige Leute entdeckt ;)
Das Essen ist immer im Bezug zu den Lebensumständen der Zeit zu begreifen,
zumindest dort, wo es um die einfache Bevölkerung ging.
Heute, wo man schon davon spricht, daß fast die Hälfte der Bevölkerung zu dick ist,
wo Bewegungsarmut allerorten attestiert wird,
kann sich wohl kaum
noch einer in die "gute alte Zeit" hinein versetzen.
Die Geschichte des Essens ist auch die Geschichte des Kochens und des Würzens, das ist untrennbar verbunden.
Es gibt wohl keine Region oder Gegend oder Land, in dem man nicht gut ißt, da bin ich mir ganz sicher!
Auf Reisen wurde in Herbergen oder Gasthäusern gegessen, die in Tagesreise-Abständen niedergelassen waren.
Vermutlich gab es nur einfache Speisen, sicher nur ein Tagesgericht und diverse kalte Speisen und Suppe.
Das Wörtchen "diverse" läßt mich heute schaudern..
Welche Art Reisenden eben die Straße entlang ritten, gingen oder fuhren,
so wird das Angebot gewesen sein, das auch den Pferdewechsel und
nötige Reparaturen der Wagen übernahmen.
Die Bezeichnung "Straße" oder "Chaussee" ist eher irreführend- es sind bessere Feldwege gewesen,
aber schon ganz modern mit echten Schlaglöchern dadrin..
***
Diogenes soll einem Reisenden, der über die Athener Preise meckerte, -sinngemäß- gesagt haben:
Ich zeige dir auf dem Markt Speisen, die nicht viel kosten-
nicht die Stadt ist teuer, es ist dein Anspruch.
Heute würde man das ein "Luxusproblem" nennen..
***
Schon die Sumerer und in Mesopotamien braute man Bier, 3000 v.Chr. - Brot und Bier hingen technisch eng zusammen.
Mancherorts im 18.Jhd. luden Geistliche zu Gratiswein ein und tarnten damit kleine Spielhöllen,
die regen Zuspruch fanden-
das Geld wechselte den Besitzer..
Damals gab es Bier für Waisenkinder in den Heimen, Nonnen, die bis zu 7 Liter Bier am Tag tranken..
Na ja, das macht zumindest still und zufrieden- oder "andächtig" ?
In Verona hat man ein fossiles Blatt der Weinranke gefunden,-
(Wein ist bekanntlich ein Klettergewächs, Vitis Vinivera, wie eine Liane)
das
auf 52 Millionen Jahre geschätzt wird..
"Der Priester trank zuerst, er erhob das Glas zu Ehren der Göttin oder des Gottes.
Die Becher kreisten, symbolisch wurde etwas vergossen."
In unserer Gegend tat man einen geflügelten Spruch dazu:
"Prost Gemeinde, der Pfarrer säuft!"
Der Christianisierung gelang es in der Kirche die germanischen Trinkfeste zu übernehmen
und auf deren Heilige umzumünzen..
Noch ein Ding:
So mancher Bauer schenkte selbst hergestellten Wein oder Bier aus,
so entwickelten sich die "Wirtschaften" - in manchen Gegenden Deutschlands
war der Zutritt nur selbständigen Bauern gestattet.. Lohnabhängige kamen da nicht rein.
Das unangenehme Gefühl, in eine "Geschlossene Gesellschaft" zu geraten,
hat man zuweilen heute noch, wenn das Gespräch in den Pinten verstummt, wenn Außenstehende dort auftauchen.
Zu Zeiten Karls des Großen brachte man von den Kreuzzügen in den Orient
auch deren Tischsitten mit- so mußten fortan die Frauen
von der Tafel fernbleiben
und bekamen nur das, was in den Schüsseln übrig blieb..
Heute bringen die Zuwanderer aus dem arab. Raum ihren Hass auf ihre ehem.
jüdischen Nachbarn mit nach Europa, wo wir aber alle gleich pauschal verdächtigt werden,
der Hass auf Juden würde in Deutschland wieder neu aufleben, was absolut nicht stimmt. (2023 wird diese ungerechte Pauschalplatittüde von den Journalisten erneut geschürt)
(Je säkularisierter die Gesellschaft wird, um so weniger entsteht Hass - ein Grund mehr zum Kirchen- oder Religionsaustritt und zur laizistischen Republik anzuraten)
Der europ. Gedanke ist noch weit weg und wird durch neue
archaische Religions-Beton-Köpfe aus dem Orient bestimmt nicht besser,
weder von diesen noch von jenen,
auch von den "unsren" nicht.. Fundamentalismus
und Intoleranz entsteht IMMER, wenn Glauben buchstäblich oder buchstabengetreu und durch jeden Tag hindurch gelebt wird.
***
Das Wasser war in der Antike ein besonderes Thema, das mal heilig gehalten,
mal verachtet wurde- als Quelle für ansteckende Krankheiten wurde es erst
im späteren 19.Jhd. enttarnt, Mineralwässer wurden sehr begehrt.
***
Ich könnte mich immer wieder ärgern, wenn von der unglaublichen Frechheit der Pastoren zu lesen ist:
Manchen tranken Bier, um den Krankheitskeimen
im Wasser vorwegzukommen - der Pfarrer ging her
und rührte dieses mit dem Kreuz um, so hatte auch er seinen Anteil an der Gesundung..
Nach einer Radiomeldung zu den "Hundstagen", die lt. röm. Kalender an den Tagen sind,
wo das Sternbild des Hundes zu sehen ist, wären zu dieser Zeit die heißesten
30 Tage des Jahres.
In den vielen Jahren haben sich die Hundstage jedoch um 4 Wochen nach hinten verschoben..
***
Die EU mit ihrer seltsamen Regelungswut ist für mich "Schilda", mit irren Gehältern;
geht es nach denen, sitzen wir bald im raumkühlen Halbdunkel,
essen den eigenen Abfall als Nachtisch..
..mein Fazit: Die Hälfte an Parlamenten, an
Politikern und an "Diäten" wäre noch immer mehr als genug- oder?
Nach meinen Beobachtungen spart nur derjenige Energie, der sich Verschwendung nicht leisten kann -
denn Vernunft und "ich habe den Aufstieg geschafft" passen ganz einfach nicht zusammen!
Die haptischen und die geistigen Arbeiter sollten endlich gleichberechtigt oder zumindest nivelliert werden.
***
9.)
Männer kochten eher selten am heimischen Herd, das hing mit der Rollenverteilung zusammen.
Feministinnen können das drehen und wenden, beklagen oder heute bejubeln, daß sich etwas verändert hat;
Im Ruhestand oder bei Alleinlebenden schaut die Sache wieder anders aus, da kochen recht
viele Männer und haben auch keine "Berührungsängste",
was Einkaufen anbelangt.
Hier wird gegärtnert und kreativ "hinter dem Herd" gestanden.
Unsere Lebensbedingungen sind heute andere als damals, wo dieses Alter -in dem auch ich mich befinde-
kaum erreicht worden ist und wenn,
dann eher von "feinen Leuten",die dann aber immer ihre Dienstleute hatten,
die jene Arbeiten übernahmen..
Die Stituation in anderen Ecken der Welt, in anderen Kulturen oder Ländern,
ist mit der Europas in keiner Weise vergleichbar.
(Hier rate ich wieder zur Lektüre oben erwähnten Buches an, "Leere Töpfe, volle Töpfe".)
"Dieses Tun ist unrein und verabscheungswürdig, lege ihnen, darin bitte ich dich Bruder,
angemessene Strafen auf!"
Der "gute" Bonifazius zu der Sitte, daß Pferde geschlachtet wurden.
(Der Hintergrund: Pferde brauchte man für die Kreuzritter)
Die Kirche war immer schnell dabei, wenn Regeln und "Tabus" aufgestellt wurden,
notfalls mit "Exkommunikation" - mir wäre eine solche Maßnahme oder Maßregelung zur Enthaltsamkeit
von mancher Versicherung oder vom Autoclub befreiend - gar nicht mal so unrecht.. ;)
Die heiligen Leute regelten das ganze Leben von Leuten, die nur bei ihnen Mitglied waren
und sich das gefallen lassen haben?
Mitnichten! Der Gruppenzwang und ganz besonders der öffentliche Zwang durch die Herrscher,
die ebenfalls -meist zuerst- diesen Glauben annahmen,
waren erpresst und gaben diesen Druck weiter an "ihr" Volk.
Zusammen mit dem Aberglauben der Bevölkerung, der durch die Christen neu
kanalisiert und durch die gläubig gemachten Herrscher
konnte sich dieser Unfug "Christentum"
eben durchsetzen..
Angeblich sollen die Maultaschen in Schwaben erfunden worden sein,
damit Gott das Fleisch in der Nudel nicht sieht.
(Ähnlich verlogen wie beim Ramadan, wo Nachts richtig gefressen wird,
was tagsüber weder getrunken noch gegegessen werden "darf" oder diese Nylon-Schnur der Juden..)
"Eine Nylonschnur hilft orthodoxen Juden an Feiertagen.
Der "Eruv" ist eine Art symbolische, erweiterte Umrahmung der Wohnbereiche jener in Manhattan lebenden orthodoxen Juden.
Dadurch können sie sich – so lange der Eruv sich über ihren Köpfen befindet – wie in ihrem privaten Bereich auf- und verhalten." Und jetzt sage noch mal einer, daß Religion keine behandlungsbedürftige Verwirrung ist!
Was man nicht oft liest: Es grassierten in Europa häuftige Brotvergiftungen,
weil giftiges "Mutterkorn" einfach mitgemahlen worden ist.
Krämpfe, Wahnvorstellungen* bis zum Absterben der Glieder waren die Folge. (*Kam Religion etwa daher?)
Fisch- und Fleischvergiftungen wurden nicht immer als solche erkannt,
gegen Ende des Winters hatten viele Skorbut, Kupfer- und Bleivergiftungen durch
Leitungen und Kessel oder Geschirre, Schädlinge und Viehseuchen allerorten.
Im 16.Jhd. kamen die Gabeln auf, bis dahin speiste man mit Messer und Löffel.
Erdsilos wurden luftdicht gemacht, damit das entweichende CO2 die Tierchen und Bakterien abtöten konnte.
Kriege zwischen Moslems und Hindu-Dynastien in Indien zeigen, daß Religionen niemals
friedlich koexistent sein konnten.
Überall in der Welt sind alle paar Jahre regionale Hungerkastastrophen gewesen
und auch heute noch, auch wenn sie nicht in den Nachrichten
die erste Stelle einnehmen.
Fehlgeschlagene "Entwicklungshilfen", bei denen die Tradition und die Mentalität vernachlässigt wurde,
hinterlassen mehr Schaden als Nutzen
für die Empfängerländer:
Außer dem Monopol und dem Gewinn für multinationale Firmen passiert nicht viel.
Wie ein roter Faden ziehen sich Mißernten, zum großen Teil durch Unwissenheit
oder eben falsche Hilfen oder Unterstützung an die falschen Gruppen
oder Naturkatastrophen ausgelöst,
aber auch Kriege, Aufstände und Umstürze oder Seuchen,
die oft in Verbindung auftraten, durch die Jahrhunderte.
Spekulanten und Gewinnlern ist es egal, wie die ärmeren Leute in den Erzeugerländern leben,
wenn sie mit Lebensmittelverschiebungen Geld machen.
Die Kolonialstaaten in späteren Jahren bürdeten den fernen Ländern Anbau von Monokulturen auf,
die eigens für den Export in die entwickelten
Auftragsländer bestimmt waren.
Hatte man mehrere Kolonien mit gleichen Produkten, konnte man die Preise gegeneinander ausspielen.
Zusätzlich -bis zu
heutigen Tag wird dabei noch mit Einfuhrzöllen jongliert:
Wird Rohware wenig und verarbeitete Ware hoch besteuert, hält man die Produktionstufen
und somit die Arbeit
in den Geberländern und die Kolonien gehen mit der kleinen Ausbeute aus dem Rennen.
Kakau und Kaffee sind heute gute Beispiele dafür - Tee als lose Fracht kostet
in die EU keine Steuern, abgepackt für den Handel schon 5%,
als Tee-Extrakt schon 12% Einfuhrzoll.
Wie oft lese ich von grausamen Hungersnöten, sogar von Kanibalismus, weil jeder Ausweg fehlte.
1846 hatten Spekulanten in Mainz fast allen Roggen aufgekauft,
als die Bewohner Brot kaufen wollten, wurden sie unhöflich abgewiesen-
obwohl nachweislich große Mengen Brot und Getreide in den Kellern der Bäcker gehortet wurden..
Es ging als "Brotrevolution" in die Geschichte ein, als Hungernde die Läden plünderten
und die Bäcker mißhandelten, alles zerschlugen was sie fanden..
Straße für Straße.
Erst durch den Einsatz berittener Kräfte konnte Ruhe und Ordnung wieder hergestellt werden,
wie die Chronik schreibt - besser wäre gewesen, die Spekulanten aufzuhängen
oder wenigstens
fortzujagen und ihren Hort zu verteilen.
(Diese Option könnte uns vor der nächsten Spekulations- oder Währungskrise retten)
Das fehlende Bindeglied in den Geschichtsbüchern habe ich wohl hier gefunden:
In der Jungsteinzeit schmolzen die Eiszeitgletscher, die Reitervölker des Nordens
und des Nordostens ritten nach Westen und Süden,
sie unterwarfen die kleinen Ackerkulturen
der dort wohnenden, die friedliche Völker ohne Expandionslaunen gewesen sein sollen.
Den waffengewohnten Leuten hatten sie nicht viel zuzusetzen und so kamen sie unter das Joch
der neuen Herrenschicht.
Die Bauern wurden ihres Grundeigentums beraubt und zu Pächtern gemacht,
fortan mußte ein größer Teil der Ernte abgeliefert werden.
(So eine Art Schutzgelderpressung, wie man das von der Mafia kennt - die heute hofierten Feldherren und Herrscher waren nur gemeine Halunken, Grobzeug- mehr nicht!)
Ohne Leute keine Abgaben- also verbot man kurzerhand das Land zu verlassen.
Wenn die Ernten durch besondere Umstände nicht reichten, wurde das Eigentum verpfändet,
ging an den Landesherren- aus ehemaligen freien Bauern
wurden Leibeigene und Rechtlose,
sie "schuldeten" nun auch noch ihre Arbeit..
Die neuen Grund- und Menschenbesitzern gefiel diese Aufteilung, durch die sie immer wohlhabender wurden.
Die Selbstgefälligkeiten der Ausbeuter führte bis zum Gottkomplex, siehe Sonnenkönig und Karl der Große und ähnliche Lichtgestalten, die heute noch in den Schulen gelehrt werden..
Sehr schön kann man diesen Effekt sehen, wenn ein einziger Gewalttäter
eine ganze Gruppe mit einem Messer bedrohen und zwingen kann- bei einer Geiselnahme.
Nun hatten die Großgrundbesitzer immer mehr Land und brauchten, um das zu bewirtschaften,
freilich Menschen, besonders zu den Erntezeiten.
Viele kleine Bauern, durch Fron und Abgaben oder Mißernten gebeutelt,
gingen lieber bei den Großen arbeiten und so wurden viele kleine Parzellen
billig verkauft- und von den Großgrundbesitzern geschluckt- wozu auch die Kirche gehörte.
Es gab in der Geschichte Zeiten, wo Ratten gegessen wurden, so große Hungersnöte,
daß frische Leichnahme aus den Gräbern geholt, Gehenkte
abgeschnitten,
Kinder und Kranke umgebracht und zu Nahrung gemacht wurden..
In Rußland soll ganzen Ortschaften der "Winterschlaf" befohlen worden sein,
die Familien sollten nur das Allernotwendigste tun, viel liegen und nur die
Hütte heizen -
Nahrung gab es praktisch keine mehr.
1744 meinte der Jurist und Theologe Duncan Forbes: "..daß auch der armseligste Arbeiter
an den Kauf von Tee denken konnte.."
(Woher diese Leute den Hochmut und erst recht Posten und
Geld begründeten, liegt gerne in Gewogenheiten, vielleicht hätte man diese gebildeten Burschen vor den Pflug spannen sollen!)
Die Klassengesellschaft ist in den heutigen Köpfen noch ganz genau so vertreten, da bin ich mir sicher.
Die (britische) Ostindiengesellschaft hatte damals in Ceylon Tamilien angesiedelt,
weil sich die Eingeborenen weigerten Tee anzubauen, wie
ihnen befohlen worden war.
Diese neue Volksgruppe hat sich bis zum heutigen Tag nicht eingefügt
und neigt zu bösen Ausfällen. Das kann
uns heute durchaus bekannt vorkommen, wenn wir die türkische und kurdische Einwandergruppe in Europa ansehen.
Der (in den Schulen hochgelobte) "alte Fritz" hatte den Genuß von Kakau seinen Untertanen verboten,
er selbst schwelgte aber darin..
Irgendwie kennen wir das heute auch noch, durch unsere Pharisäer und Philister..
***
10.)
Hier werde ich mal kurz auf das Thema "Familienforschung" kommen - aber bitte ohne hochgestochene
selbstverliebte "Sozialgenealogie" -
einfach nur praktische Ahnenerforschung für den Hausgebrauch,
ganz und gar unakademisch.. mit dem Ausdruck "Sozialgenealogie" kann und will ich mich
erst gar nicht anfreunden:
Nach meiner Einschätzung ist fehlender Respekt vor dem Mitmenschen nicht das geeignete Mittel
des Zusammenlebens/Erfassung von Daten.
Aus datenschutzrechtlichen Gründen wird auch die genetische Ahnenforschung eher nicht mehr möglich sein, nimmt man den Datenschutz ernst.
Die unterschiedlichen Religionsgemeinschaften hatten -neben ihren Gewohnheiten- auch z.T.
andersartige Schreibweisen und Kalender und Namensgebungen.
Im deutschsprachigen Raum haben wir es mit Hugenotten, Brüdergemeine, Salzburger Protestanten,
Mennoniten, Mormonen, Jüdische und verschiedene christliche
Unterströmungen aus dem Katholizismus und dem Protestantismus zu tun,
zuweilen auch schon mit "Wurzeln", die auch noch zu bedenken wären.
In der NS-Zeit wurden "Sippenbücher" für die einzelnen Ortschaften geführt,
wenn andere Nachschlagewerke nichts ergeben, ist man für jeden Strohhalm dankbar.
Ein Teil einer Stammfolge ist die Stammreihe, die vom jüngsten bis zum ältesten Träger des
Familiennamens geführt wird.
Mögliche Wechsel der Familiennamen sind immer zu bedenken, also nicht nur durch Heiraten hinzukommende
Familiennamen, sondern heute willkürlich ausgesuchte oder gar neu erfundene..
Außereheliche Geburten, Adoptionen etc. sind auch noch zu bedenken.
Ist nun der Großvater schon adoptiert worden, kommt es darauf an, ob er als "leiblicher Sohn" anerkannt
oder schlichterdings nur an Sohnes statt angenommen wurde:
In letzerem Fall wäre die Stammreihe dahin, wenn sich die Vorgeschichte, dh. der leibliche Vater
nicht ermitteln läßt - oder man das bewußt übergeht und..
hat einen Irrum eingebaut, so reiht sich Irrtum an Irrtum, es kommt Quatsch dabei heraus.
Ein adoptiertes Kind wird -logischerweise- die Ahnenreihe blockieren wie ein Prellbock. Oder man geht den Eltern des Kindes nach, das adoptiert wurde - was allermeist eine Unmöglichkeit ist.
(Das kann man auch durch gleiche Nach- und Vor- Namen in den Orten oder in der Recherche haben - kein Problem -
die Möglichkeit sich zu irren, ist schon immer latent gewesen,
weniger zu den Zeiten, als noch jeder jeden kannte.
Man fand es schick, wenn Vater und Sohn den gleichen Vornamen, manchmal sogar die vornamensgleichen Frauen oder Berufe hatten - wenn aber der Vater nicht alt wurde, gerät der Ahnenforscher schnell auf ein falsches Gleis.)
***
Das Wörtchen "von" ist oft als "aus" gebraucht: Er ist aus .. Villmar oder von Villmar.
(Wir erinnern uns: Die heutige Rechtschreibung war damals nicht vorhanden und auch die neue ist nicht besser, wenn man den Genitiv weg läßt: Der "Pfurz" ist tot - der Bürger Frankfurts oder Bürger von Frankfurt.)
Die mögliche Verwechslung mit Namensadligen ist also immer denkbar, wenn der fragliche Name nicht
in den Adelslisten auftaucht.
Bei einigen Adelstiteln war eine Vererbung nicht vorgesehen.
Bei manchen Stämmen oder Herkünften sind Familiennamen nicht gebräuchlich gewesen,
wie bei den Salzburger Emigranten.
Manchmal ist ein Kind früh gestorben, ein nachfolgendes bekam den gleichen Namen,
manchmal auch aus verschiedenen Ehen?
Wir sehen schon einige Probleme kommen..
Meistens kamen alle 2 Jahre Kinder zur Welt- bei älteren Müttern in weiteren Abständen,
das ist schon mal ein Anhaltspunkt zur Recherche.
Es gab Tauf,- Konfirmations,- Kommunions,- Sterbe,- Ehestandsbücher, Seelenregister,
standesamtliche Bücher dieser Art, Familienstammbücher, die zuerst nachgesucht
werden sollten, bevor es weiter in die Tiefe geht.
Armenbücher waren auch noch da, wo Sterbefälle eingetragen werden konnten.
Die evangelische Kirche -nach meinen Erfahrungen- ist da recht großzügig,
wenn man alte Unterlagen einsehen will.
(Standesämter sollen dabei nicht
so hilfreich sein, wie ich lese - heute, in den Zeiten des "Datenschutzes"
ist dieses Ansinnen eines Ahnenforschers wohl sinnlos geworden, meine Nachforschungen waren noch vor dieser Zeit)
Früher starben viele Frauen im Kindbett, zuweilen folgte bald die nächste Hochzeit -
womöglich aus der Geschwisterreihe der Frau,
auch das muß bedacht sein,
es war auch Sitte, daß der Bruder die Stelle des Gatten einnahm, wenn dieser verstarb.
So war die Witwe und die Kinder in Versorgung.
Totgeborene oder ungetauft verstorbene Kinder waren nicht selten.
Ahnenforscher raten dazu, zeitig bei den Verwandten um Dokumente und Bilder nachzufragen,
um diese kopieren zu können.
Hilfreich, wenn noch jemand lebt, der zu einem Bild was sagen kann.
Es hilft auch nicht viel, wenn man in einer Kantorei vor einem uralten riesigen Foillanten sitzt,
der fleckig und abgegriffen, mit vielen
Spuren versehen,- vor uns liegt und wir die Schrift nicht lesen können!
Deshalb ist eine vorherige Schriftkunde wohl unerläßlich- wer kann die Süterlin oder altdeutsche Schrift
schon noch lesen, wer kennt das Gotisch oder
eine romanisch ausgeschriebene Zierschrift?
So wird mit Sicherheit jeder 3. Buchstaben zum Rätsel!
Nun kann ich nicht wissen, was ihr an diesen Dingen zusammen tragen wollt -
am einfachsten ist wohl die Ahnentafel:
Ich fange bei mir an, gehe zu meinem Vater, meiner Mutter und zu den Eltern meines Vaters und zu den Eltern meiner Mutter usw.
so wird aus meinem Namen nachfolgend zwei Einträge für
meinen Vater und meine Mutter, von denen beiden jeweils wieder zu deren Eltern usw, so
lange man eben darin -stimmig- fündig wird.
Desgleichen muß ich dieses dann von meiner Frau auch anlegen - deren Vater und Mutter,
vom Vater die Eltern,
von der Mutter die Eltern usw.
Nach uns kommen dann unsere Kinder und deren Angeheiratete und die Kinder..
die das alles nicht mehr juckt.
Heute kommen zuweilen Vermischungen mit sehr fremden Kulturen zustande, wo die Ahnenforschung schnell zuende geht.
Es wird heute praktisch jede 3. Ehe (2022 noch 35%, weil weniger geheiratet wird.) geschieden und danach noch ein oder mehrere Male geheiratet, andere Namen angenomen -usw.
(Tiefer will ich nicht gehen, das kann man im Internet leicht nachlesen)
Sogenannte genealogische Zeichen stehen für immer wiederkehrende Ausdrücke.
Ein Sternchen für geboren, zwei Ringe für verheiratet, ein Kreuz für gestorben,
ein Sternchen in Klammern für eine außereheliche
Geburt, eine Wellenlinie für getauft, ein kleiner Kreis für verlobt,
ein Rechteck für begraben, ein Kreuz mit Sternchen für Totgeburt, zwei Ringe nebeneinander durch
senkrechten Strich getrennt für geschieden,
zwei gekreuzte Säbel für gefallen und zwei mit waagrechtem Strich
verbundene Kreise
für uneheliche Verbindung.
(Es gibt auch noch ein paar ältere Symbole dafür - aber was wird bei den vielen Formen
heutigen Zusammenlebens werden?)
Ich lese, daß manchmal die Namen der Taufpaten oder der Großeltern den Täuflingen verpaßt wurden,
manche bekamen einen Namen vom Pfarrer zugedacht-
das erklärt auch die vielen biblischen Namen-
die Recherche wird immer wieder auf Namensgleichheiten kommen:
Ich habe in einem Stammbaum gleich ein paar Namensgleichheiten - in verschiedenen Generationen.
Angaben über uneheliche oder Findelkinder wurden gelegentlich verkehrtherum geschrieben:
Auf dem Kopf, so auch bei ungetauft Verstorbenen, bei Gefallenen,
Ketzern, Hingerichteten, Selbstmördern etc.
Eheschließungen fanden oft am Wohnort der Braut statt- noch ein Ansatzpunkt zur Suche.
Wenn Heiraten oder Taufen nicht eingetragen sind, bedeutet das nicht zwingend, daß dieses Ereignis
nicht stattfand;
in Kriegs- oder Ephedemiezeiten war die Pfarrstelle oftmals vakant, nicht besetzt.
Manchmal hat man im neuen Jahr die alte Jahreszahl gesetzt, also falsch eingetragen.
Die Pfarrer gingen auch recht unterschiedlich mit den Eintragungen um. Mal war der Wohnort und die Straße,
mal die Amtsstellung oder Beruf,
Titel und ähnliches eingetragen, mal nicht.
Die meisten Kirchenbücher beginnen nach dem 30j. Krieg- davor ist Schicht im Schacht, ich kam nicht weiter..
(Damals sind viele Orte ganz oder fast ausgestorben, abgebrannt und verwüstet worden)
Es gab viele Wanderungen, Vertreibungen, Emigranten - nicht nur bei den Juden, auch bei den Protestanten
und anderen Glaubensrichtungen - viele
sind schlicht aus fehlender berufl. Perspektive ausgewandert, oft genug nach Übersee.
Ein Bürger mußte sich legitimieren, das Bürgergeld zahlen, um aufgenommen zu werden.
Die Behörden wollten alles wissen- wie der Beruf, das Einkommen, der Ehestand und die Zahl der Kinder,
welcher Glaube und welcher Herkunft einer war..
In den Bürgerbüchern der Städte und Stände sind solche Eintragungen zu finden.
Nun sollte man nur noch wissen, daß "Bürger", Cives, etwas anderes waren als Einwohner,
incolae ohne Bürgerrechte, sowie Hausgenossen oder Mieter,
Schutzverwandte, Beisassen,
Ingesessene, Halbbürger - unterschiedlich behandelt wurden !
Erst 1853 mit der Einführung der Städteverordnung waren es nun keine Stadt- sondern Staatsbürger
und zwar alle gleichermaßen, zumindest auf dem
Papier.
(In unserer Kleinstadt darf einer, der damals als Bürger bezeichnet wurde, immer noch viele Sonderrechte
in Anspruch nehmen, die einfach ungeschrieben sind; "Honoratioren" und hoch Besitzende.)
***
Eine Liste von alten Bürgerbüchern div. Städte hat Heckhart Henning herausgesucht und zusammengestellt.
Uni- und Hochschul-Matrikeln wurden in lat. Sprache geführt - schön, wenn man diese Sprache kann - sie hat mir immer geholfen den Sinn fremdsprachlicher Worte zu begreifen.
Ortsfamilienbücher = Sippenbücher = NS Zeit. (Suche bei Diana Schulle, sie hat aus vielen Orten
welche ausfindig gemacht und in einer Liste zusammengestellt)
Willi Paul Adams (Hrsg, also Herausgeber) , Rolf Weber (Hrsg), Klaus West / Heiz Moos (Hrsg), A. Kunselmann - Burgert,
A. Görtz und Ineborg Fleischhauer und
Rolf Wagner (Hrsg) Bori Karlsberg schrieben Bücher über deutsche Auswanderer.
So kann man schon einmal weiter suchen.. an dieser Stelle einen freundlichen Gruß nach Übersee !
Fast die Hälfte meiner Leser sitzt in den USA..
Weitere Anhaltspunkt oder Suchbegriffe zur Recherche wären Bücher der einzelnen Regionen oder Ländern
Deutschlands zu diesem Thema. (Z.B. "Hessische Auswanderer")
Die Schriftkunde wird Paläographie genannt.
Die germanischen Stämme haben die römische Schrift dort übernommen, wo sie zuvor röm. besetzte Gebiete
zurück erobert haben.
Die Franken haben gleich in den römischen Schulen gelernt, die merowingische und fränkische Schrift
würde hierbei zu weit führen, sie soll
auch schwer lesbar gewesen sein- bleiben wir also besser bei der von Karl
dem Großen eingeführte Karolingische Minuskel, die das spätere
Schriftbild prägte.
Historisch gesehen ist der Rufname älter als der Familienname - bis weit ins Mittelalter
hinein prägend. Später kamen zum germanischen Sprachgut
fremde Formen (christliche) dazu.
Nun galt eben die Doppelnamigkeit, (Vor- und Nachname) wie wir sie heute kennen.
Nur Personen niederen Standes, Dienstboten,
Mägde hätten einzig einen Namen, den heutigen Vornamen oder Rufnamen.
Selbst in Luthers Zeiten war der Rufname noch der wichtigere- z.B. Dr Martinus, wie seine Anhänger,
die "Martinisten" ihn nannten.
Manchmal war der Hausname noch Generationen nach dem Tod der Hofbesitzer weitergeführt..
Als Warnung nennen die Familienforscher gerne die Namensgleichheiten, nicht nur bei Sammelnamen,
wie Meier, Müller etc. - in jedem Ort gab es solche Namen-
was aber, wenn sich gleich ein paar davon verbunden haben?
***
Es gibt ganze Listen von Verwandtschaftbezeichnungen der genealogischen Fachsprache-
Wolfgang Ribbe hat sie zusammen gestellt.
(Beispiel: affinis - Schwager, Schwägerin, Kegel,- uneheliches Kind)
Der Wolfgang Ribbe hat auch lateinische, deutsche und französische Abkürzungen in Urkunden
und Akten zusammen gestellt.
(Beispiel: a.m.c.a - mundo conditio oder E.D. für euer Durchlaucht oder H.J.S.
für Hic Jacet Sepultus, hier liegt begraben)
Daniela Schulle hat Begriffe aus der alten Amtssprache zusammengetragen.
(Beispiel: abdizieren - entsagen, zurücktreten, abdanken, abschlagen oder Gerant -
Geschäftsführer oder Konstitut - Tatbericht)
***
Wieder Wolfgang Ribbe, der die Begriffe aus der Zeitrechnung, Monats- und Tagesbezeichnungen zusammen stellte.
(Beispiel: Aftersonntag - Montag, Albinus - Bischof, clausum paschae - 1. Sonntag nach Ostern)
Wieder der gleiche Wolfgang Ribbe notierte für uns "Ältere Vornamenformen".
(Beispiel: Abel - Appolonia, Ermel- Irmtraud, Dedi - Theodor, Ita, Ite - Judith)
***
Eckart Henning hat "Deutsche und lateinische Berufsbezeichnungen" zusammen gestellt.
(Beispiel: Agtschleifer - Bernsteinschleifer, Campsor - Wechsler, Concionator - Prediger oder Pfragner
- Händler)
***
Ragnhild Münch hat "Alte Krankheitsbezeichnungen" zusammen gestellt.
(Beispiel: Falbel - Epilepsie , Aurogo - Leber,- Gallenerkrankung, Pfnusel - Katarrh, Schnupfen)
"Titulaturen" hat Eckhart Henning zusammen gestellt.
(Beispiel: Bei - Titel der Söhne von Paschas, höhere Offiziere des Sultans, - Hohe Pforte -
die Regierung Konstantinopels oder Liebden (Lbd.) - Prädikat
fürstl. Pers. im Schriftwechsel untereinander)
Dieter Zwinger hat "Anschriften der genealogischen und heraldischen Vereine" zusammengestellt.
***
11.
Aus dem Diemelgau ein paar Haussprüche:
Wer Heuser bauwt vor seine Kindter,
Dach undt Fach vor Schaff undt Rinder,
Dessen Lob, so sage ich frey,
Daß er ein gut Hauss Vatter sei.
Allen, die mich kännen,
Den gebe Gott,
Was sie mich gönnen. (1698)
Wer da will bauen an Gassen und Straßen,
Der muß die Leute richten lassen.
Es wird kein Ding so schön gemacht,
Es kommt wohl einer, der es veracht.
Hast du aber Gottes Gnad und Segen,
So ist an Missgönnern und Spöttern nichts gelegen.
Wir haben nichts gebaut aus Lust und Pracht,
Die Feuersbrunst hat uns dazu gebracht.
Dornen und Disteln stechen sehr,
Falsche Zungen noch viel mehr.
Will lieber in Dornen und Disteln baden,
Als sein mit falschen Zungen beladen. (1560)
Mensch gedenke deiner Pflicht,
Eh dir der Dodt das Herz absticht. (1743)
Wer da will richten mich undt die Meinen,
Der sehe zuvor auf sich undt die Seinen.
Findet er dan keine Gebrechen ahn sich undt den Seinen,
Alsdan komme er undt richte mich undt die Meinen. (1670)
Wer baut, wass zerissen ist,
Und bessert, wass verödet ist,
Dess Lob bleibet ewig. (1698)
***
In Waldeck sagte man:
En Buure is osse eine Wiede,
wann me se schnitt, schlett se juemmer widder ut.
Halt diän Buuren in Ehren,
Hei mutt juch doch ernähren.
Oort kümmt van Oort.
Wann de Wage am besten leppet,
dann fällt en Rad ut.
Wann en Unglücke passären sall,
dann fällt de Katte vom Stoule
und tebriäket diäne Steert.
Gitt Gott en Häseken,
Sau gitt Gott auk en Fräseken.
Als mirs wohl ging auf Erden,
Wollten alle Leute meine Freunde werden,
Als ich aber kam in Not,
Waren alle meine Freunde tot.
***
Erna Lendvai-Dircksen sagte mal: "Der Ganzheit an Leib und Seele entspricht die Urwüchsigkeit ihrer Äusserung.
Wo der vielfältige Bewußtseinsmensch auf ein
Ansprechen, sei es in einem persönlichen Gespräch oder im größeren Sinn
in einem schicksalhaften Anspruch des Lebens, mit einer Teilbewegung antwortet,
macht der ursprüngliche Volksmensch immer und durchaus mit dem ganzen Sein ernst.
Er ist immer und überall auf ein Gegenwärtiges gerichtet.
Man sage ihm etwas:
Sehen sie doch mal hierher! Sofort und ohne Ausnahme dreht sich der ganze Mensch auf den Füßen herum.
Die Bewegung geht durch jeden Muskel,
wo dem Anderen eine Kopfbewegung genügt hätte.
Dieser Monumentalen Einheitlichkeit der Gestalt liegt die seelische Haltung zugrunde,
die immer im Schwerpunkt
des Wesentlichen ankert.
Der Blick packt zu und weiß sehr schnell, um ws es geht.
Wenn das eingeborene Mißtrauen eine Maske vornimmt, so ist auch diese voll einer
unwiderstehlichen Natürlichkeit.
Was als Bauernschlauheit, oft im abschätzigen Sinn, benannt wird, ist in ihrer Instinktsicherheit älter
und zuverlässiger
als mancher kurzfristige Begriff von Gut und Böse.
Es ist eine naturhafte Lebensklugheit, die oft genug mit Weisheit Hand in Hand steht.
Was das Dasein in dieser Grundschicht gestaltet, sind wenige, aber großartige Lebensmotive
in ewiger Wiederkehr, aus denen sich unerschöpflich erneuert, was in Zeiten
der Gefahr,
der Not, der Verwirrung und Abkehr verbraucht, abtrünnig und morsch wurde.
Wie nun das Einzelne im Ganzen ruht und das Ganze im einzelnen sich offenbart,
tritt die Volkswesenheit am stärksten da hervor, wo ein Gesicht im Alter nach einem langen Leben
sich schließt und vollendet.
Dieses letzte Gesicht steht
in großer Klarheit,
die zugleich das Geheimnis des Menschen ist, auf dem dunklen Hintergrund der Volksewigkeit.."
Gewiß, die Zeit, in der diese Zeilen geschrieben wurden, waren andere als heute,-
immer wieder kamen Demagogen darauf, das "Volk" zu beschwören- als
sie dann endlich "oben" waren,
waren die Wähler und meinetwegen auch Wählerinnen nur noch "Stimmvieh" und "Pöpel" oder
"der kleine Mann auf der Straße".
Wir haben einmal des unterwegs wandernd einen Raser geschimpft, der auf dem "Grüner Plan Weg" in einer Staubwolke angeflogen kam- mit einem sündhaft teuren Wagen und hätten diesen Mann kaum erkannt- er war der Wirtschaftsminister des Landes. Hochnäsig und frech..
Wer im "Volk" selbst verwurzelt ist,
hat solche Sprüche eher nicht nötig.
Dennoch wollte ich dir, geneigter Leser, diese Strömung
nicht vorenthalten.
Naja, wir haben heute ganz andere Politiker, die ihre Parteien oder besser Wahlprogramme nur als "Garniervorschlag" sehen,
als Nostalgie - Kitsch. Wie bei den Sportlern zählt nur die Kohle,
egal unter welchem Mäntelchen auch immer diese zugesteckt wird.
***
Frauen wurden in der Gegenwart ihrer Männer vergewaltigt, Kinder mußten unmenschliches ertragen,
Kindbetterinnen vertrieb man in die Wälder-
wer sich zur Wehr setzte, wurde bestialisch umgebracht.
So die Chronik aus dem Jahr 1622, als 12.000 Mann des Bauernkorps (gegen diese Bauernaufständler) in Dillenburg einfielen.
(Damals wie heute "gut katholisch")
Zu allem Überfluß zerschlugen die Soldaten die Hauseinrichtungen und plünderten die Vorräte
, Reste davon bekoteten sie. (!)
Große Scharen unbekannter Vögel fielen bei Nassau ein, und große Wolfsrudel rissen die Schafsherden.
Den "Unterthanen" wurde erlaubt diese zu bejagen - wo in einem Jahr 400 Wölfe auf der Strecke waren.
(Vielleicht hätte man damals auch die "Obrigkeit" mit bejagen sollen- am besten alle- zumindest die Schlimmsten:
Wer anderen Menschen solche Dinge antut, wie wir gerade erfahren haben, dem gehört es selbst nicht besser als den Wölfen)
Diese vielen Truppendurchmärsche (unsere Gegend war nicht das Ziel der Truppen)
brachten dennoch genug ansteckende Krankheiten mit, die
wie eine Spur des Todes wirkte und zuweilen ganze Orte auslöschte.
Kirchen wurden geplündert, wer Widerstand leistete, wurde in seinem Rauchfang aufgehängt..
(Na, hatte ich nicht recht, hätte man nicht doch lieber zuerst die Anführer beseitigen sollen?)
Das Jahr 1630 - der seltsame Krieg tobte schon das 12. Jahr, die protestantischen Grafschaften
waren in höchster Bedrängnis - viele starben den
Hungertod.
Es wurde Brot aus Eicheln, Hanfkörnern und Wurzeln gebacken, weil nichts mehr da war.
Zwei Jahre später kamen die Schweden mit 11 Regimentern und 10.000 Mann nach Herborn und seine Umgebung -
hier wurden die zum Katholizismus übergetretenen
Leute gequält und beraubt - wie immer wurden Pferde gestohlen
oder "requiriert", Vieh geklaut, das zur Verpflegung der Truppen diente.
(Wir erinnern uns-
die Truppen zogen ohne Lebensmittel los, sie "ernährten sich von Unterwegs" Und: Die Bevölkerung hat dem Herren folgen müssen, welchen Glauben dieser auch annahm..)
Ein Jahr später, 1634 kamen die Preußen in den armen Westerwald und trieben 1000 Rinder und 50 Pferde davon.
Dann kam ein "Kardinalinfant" aus Spanien mit 12.000 Mann und plünderte den Rest,
kein Ort bleibt verschont, auch die Schlösser nicht:
"Kein Haus blieb ungeschoren und die Bürgersweiber mit ihren Kindern wurden auf das Grausamste tyrannisiert"
1635 kamen wieder die Preußen.. "viele Häuser gingen in Flammen auf"
Jeder Truppenfürst (Warlord, ein ähnlich dämliches Wort, weil Lord auch gleich Gott heißt) verlangte "Kontributionszahlungen" wörtlich:
"in dieser Zeit wußte niemand mehr, wer Freund oder Feind war"
1643 floß die Lahn "mannshoch über die Stadtmauer und riss die Diezer Brücke mit sich,
"Häuser und Scheunen sah man auf dem Fluß schwimmen"
An eine solche Flut konnte man sich nicht erinnern, die da passierte.
Der kaiserliche Feldmarschall Melander Graf zu Holzappel hieß eigentlich "Peter Eppelmann".
Na ja, Schinderhannes war Johannes Bückler mit dem Namen des Propheten.
***
Von 1618 bis 1648 "reduzierte" sich Deutschlands Bevölkerung von 18 auf 7 Millionen.
Von den 3000 Städten hat man 1600 zerstört, 18310 Dörfer, 2000 Schlösser und 1000 Klöster verwüstet-
die traurige Bilanz eines Krieges
mit religiösem Hintergrund, der 30 Jahre dauerte.
Nicht mal die Reformation hatte Einfluß auf den grassierenden Hexenwahn,
weil Sündenböcke für die Unglücke, Seuchen und Katastrophen gesucht wurden.
Original Gerichtsakten aus vielen Hexenprozessen sind noch erhalten.
Man geht von 60.000 Hinrichtung und Folterungen aus.
Insgesamt sollen 30.000 der Hexerei angeklagt worden sein.
Unvorstellbar, daß heute noch ewig gestrige Leute diesen Glaubensrichtungen nachlaufen,
wo damals tagelang der Hexerei bezichtigte Menschen
grausamst gequält und gepresst worden sind.
3-4 Stunden lang waren die Tortouren mit unglaublich gemeinen Methoden und vorgegebenen Antworten, bis
sie "gestanden" haben..
Der Henker besprenkelte alles mit Weihwasser und geweihten Stinkekräutern,
die Angeklagten durften nicht mal ihre eigenen Klamotten anbehalten.
"bis die Knochen splitterten" und "gespickter Hase", Daumenschrauben und "spanischer Stiefel",
auskugeln der Gelenke, alles diente dazu
den Teufel zu enttarnen, Blenden der Augen,
"das Stäupen, Rädern und die Wasserprobe" - war danach "der Hals umgedreht", hat sie der Teufel persönlich
umgebracht..
(Viel später hatte der österreichische Teufel im Land ein "schwarzes Bärtchen" - was sich 1933 grausam offenbarte.)
Zurück:
Damals sahen die Kirchenfuzzis sich das lustvoll an, während sich die Angeklagten
nach dem eigenen Tode sehnten.
Stark gesalzene Speisen und alkoholische Getränke wurden ihnen eingeflößt,
alles diente der "Wahrheitsfindung" - die schmerz Gepeinigten
nannten unter der Folter weitere Leute,
die ebenfalls "teufliche Hexereien" gemacht haben sollen- so konnte jeder unbescholtene Bürger
vor diesem
Gericht landen.
Wer geständig war, wurde enthauptet statt gehängt,
was eine Bestattung auf dem Friedhof -in "geweihter Erde" möglich machte,
bei dem Flammentod war das nicht der Fall..
***
Die Herrscher, ob Kleriker oder Grafen war die Angst immer Mittel zur "Gehorsamspflicht"
gegenüber Kirche und Staat, so die Überlieferung.
Durch die fast standarisierten Prozessakten hatten sie "Beweise und volksüberzeugende
Schuldzuweisungen der Hexerei für Mißernten, Hungersnöte,
Unwetter, Seuchen und Kriege" !
Ich finde den Umstand, daß Adel und Kirche noch immer erlaubt sind, sehr seltsam:
Johann VI 18.Okt. 1582:
"an alle seine Amtsleute, Rentmeister, Schultheißen, Heimberger und Schöffen,
indem er auf die Peinliche Halsgerichtsordnung und auf die heiligen,
seligmachenden Worte Gottes
und die von Gott verdammten mißfälligen Sünden der Fleischeslust verwies.
Ein jeder, der dieser Schande und Lastern verfallen war, sollte nach göttlichen Gesetzen
und des Kaisers Recht und Ordnung an Leib, Leben, Ehr und Gut,
oder je nach Gesetzesverstoß
mit Verweisung des Landes bestraft werden.
Insbesonderheit aber wann eine Ehe- oder ledige Mannsperson bei einer Ehefrau
des Ehebruchs überführt oder dabei ergriffen wird,
sollen beide, sowohl der Ehebrecher als auch die Ehebrecherin mit dem Schwert oder durch das Wasser
vom
Leben zum Tode gebracht werden"
Diese guten "Pastoren" (sogenannte Hirten wollten sie sein und hielten die Leute für dumme Schafe)
Dämliche Ortsvorsteher Dillenburgs schickten "Bittschriften zur Hexenverfolgung" an den Landesherren,
weil ein Viehsterben war..
(Graf Johann VI war den Hexenprozessen zum Glück nicht angetan, er wußte wohl,
daß oft aus Gehässigkeit angetragen wurde- !)
In Diez fand ein Pfarrkonvent statt, bei dem ausdrücklich zur Hexenverfolgung ermahnt wurde..
In nur 4 Monaten wurden 22 Frauen und ein Mann hingerichtet oder verbrannt.
In den Jahren starben in Dillenburg 35, in der Gelehrtenstadt Herborn 90 und in Driedorf
30 Menschen den Hexentod.. so die Chronik.
Es sollen alle Berufsstände denunziert worden sein, sogar Pfarrer- die Mehrheit der von 1530-1755
in Deutschland hingerichteten Leute waren jedoch
Frauen,
die sich vor der jubelnden Zuschauerkulisse quälen lassen mußten.
Desweiteren wurde überliefert, daß bis zur Bewußtlosigkeit gewürgt und erst dann der Flammentod kam -
manchmal band man den Todeskandidaten
ein Pulversäckchen angehängt, das explodierte,
bevor die Flammen ihr Werk taten.
Eine neue "heilige" Religion streckt ihre knöchernen Hände aus:
Eben meldet das Radio, daß "Salafisten" eine islamische Staatsordnung (Scharia) und Rechtsprechung
in Deutschland und Europa anstreben..
(Dann wird es bis zu den nächsten "Hexenprozessen" oder "Steinigungen" nicht mehr lange dauern..
Ermutigt durch "Multikulti" krampfen sich neue Radikale zusammen: Linke und Gläubige in einem Topf?)
Der Türkei-Vize will den Frauen das Lachen verbieten- es sei das Zeichen "moralischen Niedergangs"
Dabei kann mir das Lachen vergehen, wirklich wahr !
Nachtrag Juli 2020: Die Haga Sophia wurde zur Moschee umgewandelt und der türk. Präsident will die Frauenrechte beschneiden..
***
12.
Im 19.Jhd. wanderten viele junge Leute aus, so z.B. nach Paris, wo händeringend Facharbeiter
der verschiedenen Gewerke gebraucht wurden.
Die Darmstädter waren wohl nicht so gut ausgebildet- und verrichteten deshalb niedrigste Arbeiten,
Putzen und Straßenfegen, Steinbrucharbeiten etc.
Der Straßenkehrer wurde in Paris lange als "Darmstädter" bezeichnet.
Die Lagebezeichnung des Rheinweines war damals wichtiger als die Traubensorte,
die eher selten auf dem Etikett stand..
***
Die alten Römer haben in ihren Überlieferungen der Kochrezepte nie Salz angegeben:
Der Fischsud "Liquamen" (vergorener Fisch / Reste) würzte viele
Speisen.
(Ähnlich wie das die Asiaten und Engländer heute noch tun:
Garum bei den Römern )
Den Römern waren Haselmäuse eine Delikatesse.
Die Legionäre bereiteten unterwegs den "Puls", ein in Öl angebratenes, gemahlenes Getreide,
das mit Wasser oder Wein abgelöscht wurde- zuweilen
mit Gemüse und immer mit .. Garum gewürzt.
***
In der Archeologie ist das verstärkte Vorkommen von Brennesseln ein Zeichen von Kalk
und somit evtl. ein Hinweis auf Mauerreste.
Der Hessische Landtag tagte wirklich nur einen Tag und das immer im Freien, an wechselnden Orten -
das hat man später gründlich geändert.
An alten Furten und Einmündungen oder Gabelungen von Fernwegen bildeten sich schnell Relais-Stationen,
Gaststätten und Werkstätten, noch ein
paar Häuschen rundherum- was so dazu gehört.
Deshalb sind Urkunden auf keinen Fall die Geburtsstunde der Orte oder Städte-
die können oder werden schon sehr lange vorher bestanden haben!
Das Christentum ist von der Mosel aus von der unteren Lahn nach Hessen gezogen- nicht aus dem Norden,
von Fritzlar und der Donar-Eiche aus,
wie der Zug des Bonifazius gewesen sein soll..
(Wetzlar gehörte zuvor zum Archidiakonat Dietkirchen, das zu der Erzdiözese Trier gehörte..)
Wetzlars Lebensader war die bedeutende Handelsstraße von Antwerpen über Köln nach Friedberg
und Frankfurt/Main.
Eisengewinnung und Verarbeitung, Wollenweberei und Lederverarbeitung, die Bierbrauerei
waren die Haupterwerbszweige.
1349 zog der schwarze Tod -wie in vielen Orten- durch Wetzlar,- und raffte weite Teile der Bevölkerung dahin-
die Schuld daran gab man den Juden:
Eine Urkunde vom 27.Nov. 1349 bestätigt die Verbrennung der jüdischen Gemeinde der Stadt,
mit der man sich auch gleich die unliebsamen Gläubiger
vom Halse schaffte..
(Unglaublich, aber ihr habt richtig gelesen!
Um so unverständlicher, daß man an einer derart verfolgten Religion festhielt
und ein solches Schicksal seiner Familie antat - ich würde das niemals tun..)
Die Stadt war danach trotzdem wieder pleite- Mitte des 14.Jhds. als die ausgegebenen
Leibrentenverschreibungen - die zwischen 12 und 100 Gulden Nominalwert
hatten -
nicht mehr mit 10-14 Prozent Rendite bedient werden konnten.
Die Gläubiger aus anderen Städten holten sich zuweilen bei Pfändungen Wetzlarer Bürger,
die nur ihre Waren auf dem Markt verkaufen wollen,
teilweise wieder..
(Das waren logischerweise die Bürgen)
Der Überblick geht leicht verloren - gerade bei studierten und rechtsgelehrten Leuten,
das ist damals so wie heute - so erreichten die Schulden
schnell astronomische Summen,
weil die Zinsen weiter aufliefen oder die Ausgaben der Stadt durch die Geldverleiher vorgeschossen wurden..
Ende des 14. Jhds. war die Reichsstadt wieder pleite.. die Stadt wurde nach und nach verlassen.
Zu Beginn des 15. Jhds. war wieder ein Stadtbankrott- mit Pfandschaft, die Acht und Aberacht
des Reiches wurde verhängt- inzwischen nahmen
die Handelsreisenden gleich einen Umweg nach Limburg..
Wetzlar verfiel zur Landstadt.
Mitte des 16.Jhds kam die Pest und viele andere unglückseelige Vorkommnisse -
es starben so viele Menschen, daß 1564 fünf Bürgermeister
gewählt werden mußten.
Dann folgten Überschwemmungen und der 30j. Krieg.
Im 17. und 18.Jhds wurde das Wirtschaftsleben der Stadt marktwirtschaftlich gelenkt (Merkantil),
neue Zünfte kamen dazu:
Stein- und Holzarbeiter, Knopfmacher und Sockenstricker, Perückenmacher und Buchbinder..
man achtete darauf, daß immer ein leichter
Exportüberschuß bestand.
***
Den Basalt bearbeiten mußte lernen, wer ein "Kipper" werden wollte:
Mit roher Gewalt ist bei dieser Gesteinsart nichts zu erreichen-
aber die Kenntnis, wie der Stein gewachsen ist,
brachten mit wenigen Schlägen den gewünschten Erfolg.
Harte Arbeit mit dem 10kg Hammer, um "Katzenkopfsteine" zu hauen!
Der Basalt mußte im Sommer abgedeckt werden, damit er nicht "verbrannte"-
und noch schwerer zu bearbeiten gewesen wäre..
Man verwendete Weißdornstiele,
die federten- sonst wären Gelenkschäden die Folge gewesen.
Über die Lahn liegt Wirbelau, dort wurde 800-1000 v.Chr. bereits Eisen verhüttet,
das im Tagebau gewonnen wurde.
Mit einem Meißel und Schlägel (Hammer) wurde mit Hilfe von Holz,
Wasser und Feuer Gestein -ohne Sprengstoff- gesprengt..
Ähnlich bärig ging es bei in den MarmorbrÜchen zu, die es hier zu Hauf gab.
Die Chronik berichtet, daß für das Schloß Neuwied eine Brunnenschale aus Marmor beordert wurde,
die mit 6 Ochsen davor gespannt nach
Nassau transportiert werden mußte-
um auf der Lahn zum Bestimmungsort zu gelangen.
Man liest von Verließen oder Kellern, in die Gefangene an Seilen herabgelassen
und nicht bewacht werden mußten..
Die setzte der gütige Fürst auch schon mal als Zwangsarbeiter ein,
damit sein Palast mit Marmor ausgeschmückt werden konnte.
Ein wenig weiter weg, im Jahr 1792, steckt sich der Fürsterzbischof Wenzeslaus
die Gewinne der Niederselterser Mineralquelle ein: 48.000 Reichtaler pro Jahr..
..durch selbstgebastelte Gesetze.
Später übernahmen die Nassauer Herzöge diese Pfründe,- bis zu 150.000 Gulden Reingewinne
sollen im Jahr geflossen sein- das - so die Chronik,
entspräche dem Wert eines Schlosses..
klar, der Adel konnte bei so viel Kohle nicht tatenlos zuschauen !
Nun wirft sich die Frage aus der Neuzeit auf, daß man ggf. die durch Willkür Gesetze entstandenen Volks- Sippen- und Personenschäden den Nachkommen der Betroffenen einklagbar machen könnte.. Wiedergutmachung an den Nachkommen sozusagen.
***
Vor 250 Millionen Jahren faltete sich das Rheinischen Schiefergebirge auf,
das nach seiner Erosion ein Land aus Seen und Sümpfen brachte, dicht bewachsen.
Erneut kam eine Auffaltung des Gebirges, aus der Seenplatte wurde der Taunus,
von 40 Millionen Jahren schwemmte das Wasser den zersetzten Schiefer von
den Höhen in den Westerwald,
wo er sich bis zu 70mtr mächtigen Schichten ablagerte. Als dann Vulkane ausbrachen,
wurde alles mit meterdicken Geröllschichten
zugedeckt - die Grundlage für den Westerwälder Ton,
der in vielen Gruben abgebaut und überall hin verschickt wird.
***
"Schwedenfratzen" als Sims- oder Kragensteine sollten Angreifer verhöhnen..
Noch 1843 soll in Dauborn mehr als 500.000 Liter reiner Alkohol gebrannt worden sein,
der berühmte Dauborner Korn. Heute sollen es nicht mal 10% davon sein,
die verkauft werden.
In manchen Wirtschaften sollen monatlich hundert oder zweihundert Liter abgeladen worden sein,-
heute evtl. sechs Liter.. übrigens
sind 65 % des Verkaufspreises irgendwelche Steuerlasten auf dem Schnaps.
***
Die letzte Eisengrube unserer Gegend hat 1966 ihren Dienst eingestellt, die bis zu 350mtr tiefe Grube
ist heute ein Teil der Wasseraufbereitung der "Stadt" Runkel.
Früher waren überall kleine Molkereien- die in Schupbach bediente 45 Orte und lieferte Milch,
Butter und Quark aus- die Fahrer sammelten auf dem
Rückweg frische Milch von den Bauern ein.
Morgens um drei Uhr ging die Fahrt los.. kurz vor der Schließung hatte die Tagesmenge
immerhin 50.000 Liter betragen.
Pro Liter rechnete man 10 Liter Wasser für den Produktionsprozess.
Die Limburger Chronik berichtet, daß die Stadt voller Leben sei, laut und geschäftig,
mit vielen Märkten und Händlern - sehr viele Läden der Altstadt dienten
der Ernährung.
Heute wird mehr am Stadtrand, in den Supermärkten gekauft.
***
13.
Nach den Völkerwanderungen trat der Frankenkönig Clodwig im Jahr 496 n.Chr.
auf die Bühne der Geschichte - die alteingesessenen Bewohner bekamen
Zuwachs.
Bonifaz sprach von "Hessi" statt "Chatti" oder Katten. Umstritten ist das auch noch..
Der röm. Kaiser Konstantin hat das Christentum unter die Leute und .. nach Germanien eingeschleust,
indem er es zur "Staatsreligion" gemacht hat.
Desgleichen haben unsere Lobbyisten nach der Deutschen Wiedervereinigung gemacht und
aus einer feindlichen Gesinnung (Muslime, Scharia, politische Religion) leichtfertig eine weitere Staatsreligion gemacht; wohlwissend, daß die jüdischen Mitbürger früher oder später mit denen Probleme bekommen - wir auch, die wir als "Ungläubige" beschimpft werden ! (Im Gastland dieser Leute, das muß man sich mal vorstellen!)
***
Das Kloster Dorlar wurde 1297 gestiftet, mit dem Markrecht in Wäldern, Wiesen und Weiden,
der halben Fischerei in der Lahn, dem Zehnten zu Dorlar,
Waldgirmes- 14 Hufen Land.
Dort wird von einem "wundertätigen Gnadenbild" erzählt, das in der Kapelle hing,
darunter unzählige Dankschriften der Gebetserhörungen.
Eine 16jährige schleppte sich auf Krücken mühsamst dorthin und von Stund an wurde ihr Flehen
von der Gottesmutter erhört un sie konnte -vollkommen
geheilt und ohne Krücken- nach Hause gehen.
Nun war die Reformation ausgebrochen, die Bilderstürmer warfen das Bild in Lahn,
nahmen den Betenden jedes Mal die Kerzen weg.
Dem Frevler soll danach im Streit die Hand abgehauen worden sein. -
Das Bild aber stand aufrecht im Schilf - so holte man es andern Tags aus dem
Wasser.
Später kam das Bild als Erbteil nach Wetzlar, dann später zu den Jesuiten.
***
Philipp der "Großmütige" entschied sich für die Reformierten - und jeder, das war neu,
sollte sich "aus freier und innerer Entschließung
zur neuen Lehre entscheiden können"
Dieser "Großmütige" hat eine ganze und knallharte Gesetzgebung erlassen,
die alles andere als frei war- ein Beispiel:
(im Jahr 1543)
"Es ist unser ernstlicher Befehl, daß man Kristallseher und Wahrsager ganz und gar keine
in unserem Lande leide, sondern wo die angetroffen werden,
daß man die an Leib und Gut
ohne alle Barmherzigkeit strafen soll"
Gegen Schwören und Fluchen hatte er auch was.. Turmarrest!
Wehe es ging einer nicht in die Kirche... ;)
Soviel zur "Großmütigkeit" der "frommen" Eiferer.
***
Der Frauenstein von 1585 ist ein Sühnekreuz, gestiftet von einem reuigen Grafen,
der seine Frau unterwegs in Eifersucht erstochen hat und nachher
aller Welt entsagend,
im Büßergewand ging - bis an sein Ende.
So gehts - wenn man auf den Tratsch hört..
***
Ich habe ein Bild vor mir, das aus der Waldgirmeser Chronik von vor 44 Jahren stammt:
Es zeigt Waldgirmes als Zeichnung um das Jahr 1600..
Ein Dutzend Fachwerkgehöfte ohne Zaun, ohne Straßen oder gar Bürgersteige
und ohne Straßenlaternen, die Dorfstraße nur
ein Feldweg am Bach,
über den ein gemauerter Übergang zur anderen Ortshälfte führt.
Ein paar Bäume im Ort, eine Kirche mit umfriedeten Gottesacker.
Wiesen rundherum, eine umzäunte Weide und das war's..
***
Zurück zur germanischen Zeit: Alle Freien, also alle, die unter einem eigenen Rauch waren,
übten das Thing aus.
Mit Waffen ausgestattet,
kamen sie drei mal im Jahr an diesem Platz zusammen
um über anstehende Fragen zu beraten oder Gericht zu halten.
Dort wurden Jünglinge in die
Männerschar aufgenommen.
Verräter wurden an dürren -nicht grünen- Bäumen aufgehängt.
Feiglinge lebendig begraben, war die Schuld mäßig,
konnte man sich durch Vieh freikaufen.
Schlugen sie ihre Waffen aneinander, war das die Zustimmung, andernfalls murrten sie laut..
***
Die Chronik im 30j. Krieg: " Daß eine Hungersnot überall herrsche,
welche die Soldaten dadurch vermehrten, daß sie unter dem Prätext der schuldigen
Kontribution alle Lebensmittel wegnehmen und sich der arme Landmann, der nicht Hungers sterben will,
nun mehr von Gras, Kraut und Wurzeln,
dürren und grünen Laubblättern, ohne Brod, Salz und Schmalz ernähren muß.
Sie mußten sich auch sättigen von Häuten und Fellen der Thiere, Ochsen,
Pferde oder Schafe, Hunde, Katzen, Ratten und andere Thiere wurden
gegessen und die,
die so viele Wochen in den Pfühlen und Wassern gelegen und weggeworfen waren.
Um das Pferdefleisch haben sich die Menschen gerupft, geschlagen und gar gemordet,
in Summa war eine solche Not, daß auch kein Mensch
sozusagen des anderen geschont,
sondern mit Vortheil todtschlugen und verzehrten.
Die Gottesäcker haben sie durchsucht, die Gräber aufgebrochen,
die Hochgerichte erstiegen
und die Toten zur Speise genommen. Ein Bruder hat die todte Schwester,
eine Tochter die todte Mutter angewendet und davon
verzehrt."
(Von diesen Berichten habe ich einige gefunden)
Durch Tore abgeschlossene Orte waren für das Kriegsvolk kein Hindernis,
die Pforten wurden dadurch ruiniert.
***
1574 wurde vom Landgraf "mit aller Strenge" darauf geachtet, daß der Schuldienst
als Durchgangsstadium zum Pfarramt gewissenhaft getan wurde.
Die eigentlichen Schulen kamen wohl zwischen 1530-1540 auf..
..mit Schulordnung:
"Unsere Georgen von Gottes Gnaden Landgrafen zu Hessen - Ordnung
von fleißiger Übung des Catechismi, der Kinderlehre, mehrer Kirchendisziplin
und anderer zur Erbauung des wahren Christenthums nöthiger Stücke.
In der untersten Klasse sitzen die Kinder, die noch nicht lesen können.
Mit denen soll der Schulmeister morgens etwa eine halbe Stunde den Catechismus
und zwar die schieren fünf Hauptstücke samt Morgen- und Abendgebetlein üben,
und mögen die ihnen dieselben dergestalt beibringen, daß sie ihnen erstlich
ein Stücklein des Catechismi zum Exempel das ertse Gebot etlich mal fein
deutlich vorsagen..
Alsdann das erste und andere Gebote gleichermaßen ihnen vorsagen und wiederholen lassen,
bis sie alles begriffen und ohne
Anstößigen wieder nachreden können.
Darauf soll er dann das andere Gebot gleichermaßen von ihnen vorsagen und wiederholen lassen,
bis sie es auch
recht behalten.. alsdann zum dritten schreiten, darnach das erste und zweite dazu tuen
und solches treiben bis das halbe Stündlein vorüber ist.
Danach mögen sie sich zum Buchstabieren und Lesen wenden.
Wenn sie aber hernach wieder in die Schule kommen, soll alles wiederholt werden.
In der anderen Klasse sollen diejenigen sein, welche nunmehr die Hauptstücke
ohne die Auslegung hersagen können.
Die sollen alle Morgen solche Stücke von Anfang bis zum Ende recitieren,
und wann sie noch nicht fertig lesen und aus den Büchern auswendig lernen können,
so soll die Auslegung der Hauptstücke gleichergestalt ihnen vorgetragen,
wie zuvor von den Angehenden ist gemeldet worden.
Auf diese Weise wird den kleinen Kindern der Catechismus mit der Auslegung in kurzer Zeit
wohl eingebildet und also ein guter Grund der Religion gelegt werden.
In der dritten Klasse oder Bank befinden sich die, welche die Hauptstücke samt der Auslegung wohl wissen.
Damit sie solches nicht vergessen, sollen sie morgens und abends auswendig hersprechen.
Darnach etliche auf gewisse Hauptstücke des Catechismi gerichtete Fragestücke
von den vornehmsten Punkten der christlichen Religion,
da dieselben mit gewissen Sprüchen
der Heiligen Schrift bewährt werden, darneben etliche feine Sprüche der Heiligen Schrift,
vornehmlich die ernstlichen Drohungen wider alle und jeder Laster,
damit sonderlich die Jugend angefochten und verderbet wird,
wie auch die in Heiliger Schrift
befindlichen Vermahnungen zur Tugend und Ehrbarkeit, sodann Psalmen und Gebete,
welche die Schulmeister ihnen täglich
auswendig zu lernen aufgeben sollen.
Mit allem Fleiß zu verhüten, daß den Knaben und Mädchen nicht zuviel aufgeladen,
noch das zarte Gedächtnis
damit überladen werde.
Wenn auch die Knaben oder Mägdlein ungehorsam und mutwillig sind,
oder sonst sündigen, soll der Lehrmeister den Catechismus
auf die applicieren und ihnen zu Gemüt führen,
wie sie wider die Gebete gehandelt, dadurch ihren Gott erzürnet, den Bund der heiligen Taufe
überschritten und
sich den Tisch des Herrn unwürdig gemacht hätten"
(Hirnwäsche nennt man das heute..)
***
14.
Die Ordnung von 1634 der Schulaufsicht hatte freilich auch Vorschriften, wie sich die Schulmeister und
Schulmeisterinnen
in der Lehr und Disziplin zu verhalten hatten- nicht allein im Buchstabieren, Lesen und Schreiben,
sondern vornehmlich im Catechismi
sollten sie examinieren und recht gründlich erkunden,
die Kinder des gehörigen Fleißiges ermahnen.
Die Eltern sollten angehalten werden, ihre Kinder zur Schule zu schicken, weil das viel notwendiger sei,
als Essen und Trinken, wenn sie
der heilsamen Lehr und Religion nicht liederlich und schädlich abgehalten werden..
"Wann sie den fl. abgeben sollten, dann finden sich keine 30 der 70 Kinder in der Schule ein.."
Neben dem Schulgeld bekam der Lehrer noch Holzscheite, etwas Geld bei Beerdigungen und Hochzeiten -
wo er als Pfarrer sprechen mußte.
1726 berichtet die Chronik von der Hinrichtung von 25 Zigeunern durch
"zerstoßen ihrer Glieder von oben herab, radbrechen und den Körper auf das
Rad flechten"
"Ein paar durch Aufhängen, die restlichen 11, darunter acht Weiber durch das Schwert.."
"Die Hingerichteten wurden bei dem Galgen verscharrt, zwei Leichen kamen in die Anatomie"
"Viele tausend Menschen waren nach Gießen gekommen, um diesem grausamen Schauspiel zuzusehen:
Alles ist in der schönsten Ordnung verrichtet worden"
***
Die rote Ruhr kam, nicht ein Haus, wo nicht einer oder zwei aus der Tür getragen wurden-
und einer oder zwei in den Betten lagen.
"selig sind die Toten, die im Herrn sterben, bei dieser bekümmerten Zeit,
die wahrlich nicht kläglicher sein könnte, die Wälder und Felder, Haus und Hof,
und alle Nahrungsmittel verheeret und verstöret, fouragieret und den Leuten weggenommen
und uns nichts gelassen wird. Herr erbarm dich unser.."
(Aus dem Kirchenbuch Rodheim)
Die Bevölkerung gab so bereitwillig und zahlreich den hungernden Soldaten Brot,
daß die Vorposten unruhig wurden, ob der Menge, die zum
Heerlager des Holsteinischen Corps kam..
1762 war die Fourage so knapp, daß die Dächer abgedeckt wurden, um mit dem Stroh das Vieh zu füttern.
Man muß wissen, daß damals die bebauten Flächen noch recht gering waren,
nicht für so viele Leute ausgelegt, wie sie bei den Truppendurchmärschen
plötzlich auf der Wiese standen!
Erst 1703 wurden die Felder und Fluren richtig vermessen und nach Rutenzahl berechnet.
Nach und nach wurden Waldflächen gerodet, die Abteilungen in Gaue eingeteilt.
Die Resourcen verteilt - wer die Rodung bezahlte, war der Herr.
Den Wald umhegte man mit "Federgarn", trieb die Hasen hinein, die dann in dem trichterförmigen
Ende gekeult wurden..
Die Parforce-Jagden der Herren brachten schlimme Ernteeinbußen und sehr viele Leute zum auswandern.
(Gegenwehr gegen die Herren war zwecklos, sogar die Nothilfe der Bauern gegen das viele Wild
wurde hart als Wilderei bestraft - die Jagdherren ritten wohl gerne mal über die Felder, um das Wild zu stellen)
So holte man sich von "den gütigen Herren" die Erlaubnis, um nach "Insel Carolina",
mit den Schwabenzügen und von Maria Theresia angeworben-
fortziehen zu können..
Immer und immer wieder berichten die Chroniken von grausamen Zuständen- hier aus dem Jahr 1796,
wo die K.u.K. von der Sieg kommend auf dem Rückzug
waren und die Franzosen in den Wetzlarer Raum nachrückten:
"die Leute plünderten, Geld von ihnen erpressten
und dabei bis in die Nacht fortplünderten,
auch viele Weibsleut geschändet,
und morgens am Tag gleich wieder anfangen zu plündern von Montierung,
Hühner und Gäns, alles fortschleppten,
wie eine
echte Räuberbande überschwemmten sie die Häuser
von unten nach oben und nahmen alles, was noch zu finden war.."
"sie zerschlugen was sie nicht plünderten, ließen den Wein größtenteils in die Keller laufen,
erhitzt vom übermäßigen Genuß starker
Getränks drückten sie ihrem Heldenmut das Siegel auf,
indem sie ein an Hand
und Fuß gelähmtes Mädchen in eine Scheune schleppten und der Reihe
nach mißbrauchen."
Sie kamen wieder zurück, wurden von der anderen Seite zum Abzug gedrängt und so fort.
Die Kosten für die Gemeinden waren erschreckend, die
von den Unterkünften der Herren Offiziere herrührten-
die Frauen hatten nichts zu lachen, wer nicht freiwillig allen Forderungen nachkam,
wurde
mißhandelt oder erschlagen.
(Soviel zur Vorbildfunktion der Offiziere, nicht viel anders als die Wölfe haben sie gehaust)
Noch im Jahr 1843 wird berichtet, daß keinesfalls jeder als Ortsbürger angenommen wurde:
"Wenn der Antragsteller keinen guten Ruf hat,
wenn er das erforderliche Vermögen nicht nachweisen kann,
kein Handwerk erlernt und auch als Tagelöhner nicht in der Lage ist, eine Familie zu ernähren"
Bestenfalls als "Beisaß" geduldet- nicht wie heute,
wo ganze Horden größtenteils unbrauchbarer Fremdlinge die Grenzen überrannten und
zum Dank bis zum St. Nimmerleinstag durchgefüttert werden..
"Wegen zu frühem Beischlafs" (wenn das erste Kind nach der Hochzeit zu früh zur Welt kam,
also noch keine 9 Monate nach der Hochzeit verstrichen waren)
wurden 15 Gulden Strafe fällig.
Wenn Brautleute dritten Grades verwandt heiraten wollten, wurden 10 Gulden fällig,
(Schwester der verstorbenen Frau)
"Laßt uns als Nachbarn sein wie Brüder gleich, leben ohne allen Hass und Neid.
Schicksalsschläge fragen nicht nach arm und reich, mög Gott uns geben, Schutz ud Segen allezeit!"
***
Die Waldgirmeser Chronik schreibt, daß mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges
die beschauliche und schöne Zeit dahin gewesen sei-
unser Dorf bestand im Jahr 1900 aus 206 bewohnten Häusern,
in denen 596 männliche und 615 weibliche Personen lebten- also 1184 Einwohner.
Eine Wasserleitung kannt man noch nicht, in den wenigen Dorfstraßen standen Leierbrunnen,
wo an der Kette Eimer hinab gelassen wurden..
zur Koch- und Fütterungszeit war der Ort lebendig, sonst eher still.
Rundherum Obstgärten und Hecken, auch Wein, dahinter Felder und Wiesen.
Eine Verlobungsfeier kannte man nicht, der Ring dazu wurde erst nach 1900 eingeführt-
bis dahin galt der "Verspruch", wo kaum einer nach
seiner Herzensneigung befragt wurde- wichtig war,
daß Besitz zu Besitz kam. (Zumal bei der Erbteilung die Anteile immer kleiner wurden)
Die Hochzeit folgte bald, die Aussteuer war längst zusammen, wenn der Brautwagen
(wenn genug Mittel vorhanden waren) beladen wurde.
Viele Ellen gesponnene Wolle, Bettwäsche, handgenähte Hemden und Gewänder oder Kleidung,
ein Bett, ein Kleiderschrank, Tisch und Stühle,
eine buntbemalte Truhe, voll mit Leinen,
Wäsche, gutem Porzellan, Töpfen etc. ein Spinnrad durfte nicht fehlen- kamen auf den Karren.
Man schlief auf einem Strohsack in der Bettlade unter einem rot oder blaukariertem Bettbezug.
Reiche Bauernhochzeiten waren freilich nicht mit denen der ärmeren Schichten zu vergleichen,
auch nicht bei der anschließenden Hochzeitsfeier.
Die Brautleute gingen hintereinander zum Altar, nicht nebeneinander..
Verstorbene lagen bis zur Beerdigung im Haus - wenn man sich die beengten Wohnverhältnisse vorstellt..
..bis auf das "Trauermäntelchen" vor dem Gesicht der Frauen, das über den Kopf gehängt wurde
und nur die Augen frei ließ, hat sich heute
nicht so viel geändert.
(Zumindest bis um das Jahr 2000 herum, wo immer weniger Feierlichkeiten im Sterbehaus gemacht wurden, nur noch in einer Wirtschaft/Gaststube)
"Se hun die Haut versoffe" sagte man, wenn ein Lediger verstorben war und seine Kumpels
auf sein Wohl im Wirtshaus tranken und futterten..
***
"Es geht ein Liedchen im Volke,
die Mädchen sangens zur Nacht,
wenn unter den flüsternden Halmen,
im Felde die Sehnsucht erwacht.
Das Lied vom zerbrochenen Ringelein
und von der Mühle im Grund.
Die Wasser, die wogten und rauschten,
dem Burschen war's gar zu Mut.
Sie sang so oft mit den andern,
doch nun schleicht sie leise vorbei;
Sie birgte das Haupt in die Hände,
das Ringlein sprang entzwei."
***
"Ich hört' ein Vöglein pfeifen
den lieben langen Tag;
es sang in aller Frühe
im duft'gen Rosenhag:
Schließ' du mein Herz wohl in das dein',
schließ' eins ins andere hinein,
treu und beständig will ich sein,
du sollst mein eigen sein.
Wenn auch vom armen Burschen
es dich zum Reichen zieht,
vor deinem Fenster klingen
soll dennoch stets mein Lied:
Schließ' du mein Herz...
Und muß ich fort und wandern,
muß in die Welt hinein,
gedenken wirst du meiner,
fällt dir mein Liedchen ein:
Schließ' du mein Herz..."
(Zwei Waldgirmeser Lieder, die heute wohl vergessen sind, gäbe es nicht hier und da
einen seltsamen Menschen, der sie retten und bewahren mag)
***
15.
Wer weiß schon noch den "Kissentanz"? Am Kirchweih-Montag tanzte man gerne,
aber nicht paarweise, sondern in Gruppen. Burschen und
Mädchen standen in einem Kreis.
Einer der Burschen tanzte mit einem Kissen auf dem Rücken innerhalb dieses Kreises nach einer flotten Musik.
Hatte er seine Runden abgetanzt, warf er dem Mädchen seiner Wahl das Kissen vor die Füße.
Es mußte mit ihm auf dem Kissen knieen und ihm einen Kuß geben.
Darauf hatte es das Recht, mit dem Kissen im Kreis zu tanzen und sich einen Burschen auszusuchen.
Der Tanz währte so lange, bis alle Burschen und Mädchen einmal im Kreis waren.
Alle Küsse wurden von der Musik durch einen schönen Triller untermalt.
Der Kissentanz wurde von einem paarweise getanzten Walzer beendet..
In den Wirtsstuben -zuweilen auch in Spinnstuben- spielten 2 oder 3 Musikanten auf,
gewöhnlich ein Harmonikaspieler und zwei Geiger oder Klarinettisten.
..da gab es noch den Kroppeldeckel (Topfdeckel)- der inmitten der spinnenden Mädchen sich drehte, -
der Bursche rief den Namen eines der Mädchen,
das dann schnell zu dem Deckel springen mußte
und diesen aufheben- war es zu langsam und der Deckel kippte auf den Rand, war ein Kuss fällig,
um sich frei zu kaufen.
War der Deckel noch im Lauf, konnte es diesen an den nächsten Burschen weitergeben..
Erst nachdem die Naturtrompete in ein Instrument mit Ventil aufgestiegen war,
nahm man dieses in die Dorfmusik auf.
***
Mit der franz. Revolution kam ein neues politisches und religiöses Bewußtsein, Vernunftsglaube
und moralisches Religionsverständnis, Aufklärung und
Rationalismus- die Kirchenvereinigung der evangelischen Strömungen,
und irgendwie vaterländische Gefühlswelten..
Sprachliche Formen des Gebetes wurden vereinfacht, die Hostie wich dem weißen Abendmahlbrot.
An der Spitze der Pfarrei-Klasse stand der Metropolitan.
Im Volksmund wurde der Zungenbrecher oft "Meddelbollidahn" oder "Metropolterjan" genannt.
(Heute gibt es überall und allerorten seltsame Zungenbrecher,
besonders aus Forschung und Lehre -wie ich finde ohne Not- eingeschleppt. Diese Kleriker hätte man besser in den Steinbrüchen arbeiten lassen)
1830 wurden im Kurfürstentum Hessen-Cassel neue Kirchenbücher mit Rubriken und Registern eingeführt,
eine Erleichterung für die Ahnen - und Familienforscher späterer Tage.
Die Bewegung der "Stillen im Lande" und der Erweckung und des Neupietismus waren Formen
der staatserhaltenden Obrigkeit "Kirche".
1885 begründete die Gelnhäuser Konferenz die Kinderheilanstalt Bad Orb und das Spessartsanatorium -
1935/45 bildete die Konferenz die Basis
lebhafter Auseinandersetzung mit dem theologischen Irrlehren
des Nationalsozialismus - im Kirchenkreis gab es Anhänger der "Deutschen Christen" mit ihrem
Nationalismus, Rassenhass und Blut- und Bodenkult.. so die Chronik.
(Wobei ich anflechten möchte, daß es heute, 2019, dringend nötig wäre,
deutlich mehr an unsere eigenen Leute und unser eigenes Land zu denken, statt sich weltweit einzumischen:
Nachtrag 2021: Das Afghanistan-Desaster oder eindeutige Niederlage der "massiven Mandate" zeigt die volle Pleite imperialistischer Einmischung - das Gleiche ist schon anderen Ländern zuvor widerfahren)
Nachtrag 2022: Putins Überfall auf die Ukraine kam nicht von ungefähr- die Einflüsterung in die EU aufgenommen zu werden, war der Anfang einer geschickt angelegten Provokation. (Nach meiner Meinung) so wird die Nato an den russischen Grenzen stehen. Das konnte der Machthaber nicht zulassen. Die Waffenlobby lacht - sie interessiert sich nicht für die Toten!
***
Schon früh gab es Klagen gegen Müller, die ihre Monopolstellung mißbrauchten
("Bannmühle"), die Leute lange warten ließen,
oft schlechtes
Mehl lieferten oder beim Moltern betrogen haben.
Die Mühlen am rauschenden Bach klappern nicht mehr, die meisten Dorf-Backhäuser stehen
unbenutzt und träumen von alten Zeiten..
***
In Orb (heutiges Bad Orb) wurde Salz durch Sieden gewonnen schon im 15. und 16. Jhd. -
Geistliche, Fürsten, Stifte und Klöster, das Hospital der Stadt,
die Kirche und einheimische Bürger
traten als Anteilsbesitzer des Salzwerkes auf.
Das ist von daher interessant, daß man von "Begütertentagen" sprach, den heutigen Aktionärsversammlungen..
***
Kreuzsteine sind ca 1mtr hohe Kreuze in verschiedenen Formen, meist aus Stein,
namentlich an Feldwegen, Straßenkreuzungen- teils mit, teils ohne
Inschrift,
gesetzt als Erinnerung an ein tragisches Ereignis, etwa als Sühne für einen Mord etc.
seit etwa dem 13.Jh gebräuchlich..
So ähnlich im alten Brockhaus beschrieben.
Eine alte Malstätte ist die über 600 Jahre alte Linde vor der Kirche in Udenhain,
wo wohl manches denkwürdige Schauspiel gelaufen sein muß-
das oft mit dem berühmten "Stab brechen" beendet wurde.
Der Verurteilte wurde gehenkt, - der Flurname "am Wolfsgalgen" weist darauf hin,
daß man den Wolf und den Übeltäter gleichgesinnt sah.
Manchmal kam der Verurteilte auch damit davon, eine schwere Strafe zu zahlen und einen Sühnestein zu stellen..
Das Weistum von Somborn 1455 weist den beiden Landesherrn, dem Erzbischof von Mainz wie dem Grafen
von Hanau "Grund und Boden zum Eigentum und den Gebrauch der Armen Leut" zu.
Alle dienstpflichtig gewordenen Leute werden nun "Arme Leute" genannt, obwohl vom Grad
der Dienstbarkeit große Unterschiede bestanden..
***
Im Jahr 1320 wurde wurde das Schloß Hausen zu der Brucken erstmalig als Stammsitz
derer von Hutten erwähnt,
der Glanz der Vergangenheit ist längst
erloschen, auch die Pracht des Luxushotels,
das man 1952 dort etablierte- heute ist das Christliche Jugendwerk dort untergebracht.
http://www.bad soden-salmuenster.de/stadt-stadtteile/stadtteile/hausen.html
Durch Tagelöhner wurde der kleine Zehnt (der Kirchenzehnt) eingefordert oder abgeholt.
Hier wird von heftigen Schummeleien berichtet- nicht jeder 10.
Kartoffelbusch-
sondern jeder 14. nicht jedes 10. Gebund Heu, sondern eher weniger wurden eingesammelt und abgeliefert,
wie es der Pfarrer resignierend
beklagte.
(Er hatte keine Kinder, was braucht er da so viel- meinte das Volk -
ich kann mich noch gut an Pfarrer Drescher in Gräveneck erinnern, der wohl bei einer
der Kirchenbesuche zu meiner Konfirmationszeit - am Ende des Gottesdienstes sagte:
"Die heutige Kollekte am Ausgang ist für das neue Kirchendach - und noch eines:
wir haben schon genug Knöpfe!")
***
Jede Ackerfrucht wurde besteuert, alles haarklein aufgelistet.
Die Haltung des "Faselviehs" (Zuchtbulle) sei eine "odiöse Sache" für einen Priester, so raunte man.
"Wenns nicht geregnet hätt" so der -verhinderte- Gelnhäuser "Kaisermörders",
der den Napoleon I auf dem Rückzug durch die Weinberge erschiessen wollte:
Der Bürger verlor seinen Sohn, der für die "grand Nation" im russischen Winter "fiel".
Der Regen verhinderte die Zündung der Pulverpfanne des Vorderladers..
Wer kennt schon noch Armand - Strubberg, der 1889 in Gelnhausen verstarb?
Das Vorbild Karl May's war im Gegensatz zu diesem tatsächlich in Amerika,
wo er ein abenteuerliches Leben führte.
Strubberg
Spannend allemal, zumal er zum Schluß von einem Adligen betrogen wurde, dem er aus der Patsche half..
Schon in der Jungsteinzeit machte man Steingefäße, deren Gebrauchswert mit der Glasur
später erhöht wurden- ab und an findet man nochmal einen
alten Zeitzeugen,
bei dem unwillkürlich der Gedanke kommt:
Wer mag aus diesem Geschirr gegessen haben?
Ein Chronist schieb:
" Bei dem alten, knorrigen Fliederstrauch unter dem stämmigen Zwetschgenbäumen
lag ein besonders flacher Basaltriese.
Hier saß ich gerne und ließ die Beine über die Trockenmauer zur Wiese hinunterbaumeln.
Am Bissel hieß der Garten. Bislechtis, Bisslitz, das ist ein Weiler gewesen,
dessen Huben und Höfe alle erloschen sind.
Nur der Chronist weiß mit dem Namen noch etwas anzufangen.
Er nennt sie in einem Atemzug mit der Lindenfurt und dem Totenhof am Riedbach.
Der Frühling mit den Blütenrispen des Fliederstrauchs und der Sommer waren vergangen.
Im Herbst, als viele Zwetschgenbäume blau von Früchten prangten,
bin ich noch einmal dort gewesen.
Der Bisselsberg unterlag einem Plan, der die gesamte Feldmark änderte.
Raine wurden geebnet, das Unland und die Hügelheide gerodet.
Mauer und Garten am Bissel gingen in ein großes Feld über.
Vermessen war das bald.
Die neuen Grenzen lagen schließlich fest.-
Heute, wo die steile Mauer nicht mehr steht, ohne den Schleppsporn mit dem Garten,
ist es flach und eintönig auf dem Bisselsberg.
Der schöne Garten!
Nach dem Vernichtungswerk, das wohl im Sinne einer modernen Bodenbewirtschaftung erfolgen mußte,
zog ich voll Wehmut über das einstige Gartenland.
Von weitem fiel mir die große, braune Fläche auf.
Ein Bauer erinnerte sich, daß die Steine der Trockenmauer beim Feldwegebau Verwendung fanden.
Beim Näherkommen gewahrte ich den mir lieben Fliederstrauch, Blattlos, dürr,
entwurzelt lag er zwischen den gefällten Zwetschgenbäumen.
Im spröden Gewirr des Wurzelwerks hing noch trockener Lehm.
Dazwischen entdeckte ich einen Schatz;
ich fingerte, rüttelte und zerrte; äußerlich
dunkelgrüne Farbe,
innen braune Glasur.
Ich hatte das Bruchstück einer Töpferarbeit gefunden.
Ein allerliebstes Beispiel heimischer Kunstfertigkeit:
Eigenwilliger Zauber.
Für einen Augenblick will die Zeit stehenbleiben.
Als ob Meister und Werk noch jetzt Zwiesprache halten würden!
Da sitzt ein Frosch als Henkel eines Schnittblumen-Topfes und zieht ein breites Maul.
Quakt er oder schnappt er gerade nach einem Mücklein?
Zu Hause bei Verwandten und Bekannten ließ ich das Fröschlein erzählen.
Es brachte die Sprache auf den Töpfer Hix aus Wittgenborn, dem die
Verwalter
des Büdinger Heuson-Museums einen Ehrenplatz zugewiesen haben.
Er war der Meister des Frosches und der Eidechse.
Als Hütebub lag er bei ihnen im Gras.
Ihr Bild prägte seinen Sinn für Zierrat.
Unter seinen geschickten Händen nahmen sie immer wieder Gestalt an.
Er liebte sie als reifer Künstler noch.
Da sind sie, geformt und gebrannt aus Ton, zu Unsterblichkeit gekommen..." (G.B.)
***
Private Backöfen wollte man zu Gunsten einer zentralen Backeinheit in den Dörfern verbieten,
weil das Brennmaterial knapp wurde.
Die Argumente dagegen waren stärker: Das Dörrobst wurde in jedem Haus gemacht,
das Brot vertrug auch den Transport zum Backhaus nicht unbedingt,
weil es aus Vermischungen von Korn, Heidenkorn,
Hafer und Kartoffel gemacht wurde- was gerade zur Verfügung war..
"Bey diesen gegründeten Ursachen halte ich, jedoch höherer Beurtheilung allenthalben unzielsetzlich,
dafür, daß die beybehaltung
derer privat Backöfen, so wie es bis hierher geweßen,
um so mehr räthlich seyn dörfte, als dadurch zugleich viele Zänkereien,
welche bey
den Gemeinde Backofen öfters vorfallen, vorgebeugt wird"
Adam Reußwig schrieb: "..bei aller lautlichen Nuancierung haben unsere dörflichen Sprechweisen
einige Eigentümlichkeiten hinsichtlich der Zeiten
gemeinsam.
Der dörfliche Mensch kommt mit drei Zeiten aus.
Er übersieht die Vergangenheitsform -Imperfekt- und meidet trotz möglichen Widerspruchs im
Grunde auch die Futurformen.
Selbst wenn er von weit zurückliegender Zeit und ohne Gemütsbeziehungen von vergangenen Fakten spricht,
gebraucht er die abgeschlossene Vergangenheit: Ich hu damals grod gezackert!
Und wenn er gerad vom Acker kommt, heißt es auch: Ich hu gezackert.
Im allgemeinen gebraucht man das Plusquamperfekt richtig, nämlich immer nur mit gleichzeitiger Nennung
eines zweiten Faktums, das zwar vergangen ist,
doch zeitlich später eintrat.
Waei dou mi gekant hest, harr ich schon gemolke..
Wo mir us gestern geseh hu, wor ich schun en Hane gewese.
Bes de Sun okomme es, wor de Vodder gestorwe.
Sagt aber einer:
Gestern war ich en Haaen gewese, dann weiß man, daß seine Wiege nicht am Kinzigufer,
sondern mehr mainwärts stand.
Es fehlt in der Aussage die Beziehung zu einem Faktum.
Damit entfällt die Berechtigung, die Zeit zu gebrauchen, die man früher in rechter
Erkenntnis
ihrer Anwendungsart die Vorvergangenheit nannte.
Im Nichtgebrauch der Vergangenheit, des Perfekts, äußert sich wohl eine seelische
Haltung.
Was nicht als Wirkung noch gegenwärtig, was nicht als Folge aus vergangenen Handlungen
in die Gegenwart lebendig, was ihn seelisch nicht mehr berührt, hat im
Bewußtsein
des Bauern keinen Platz.
Ich habe bewußt das Wort Bauer gebraucht, denn die noch heute beobachteten sprachlichen
Besonderheiten bildeten sich, als alle Mundartssprecher noch
Bauern waren,
bäuerlich dachten und bäuerlich fühlten - auf dem Land praktisch jeder Haushalt.
Aus dieser Betrachtung des Vergangenen resultiert wahrscheinlich
die allgemein feststellbare
Gleichgültigkeit gegen die Vergangenheit,
der oft beklagte Mangel geschichtlichen Sinns.
Mir sagte einmal einer, der mit Leib und Seele Bauer war,
und der das kärgliche Leben auf gepachteter Scholle dem finanziell gesicherten als Fabrikarbeiter vorzog,
von früher wisse er gar nichts, wolle auch nichts
wissen,
ihm seien nicht einmal alle vier Großeltern namentlich bekannt.
Meiner Behauptung von der Unbeliebtheit der Zukunftsform könnte wiedersprochen werden,
da bei Gelegenheit wirklich gesagt wird: Na, ich wen emol higi!
- was ja in wörtlicher Uebersetzung:
Nun, ich werde einmal (da) hin gehn!
heißt und der Form nach tatsächlich dem 1. Futur entspricht.
So aber sagt keiner, der schon fest und unumstößlich und endgültig entschlossen ist.
Solchen Entschluß gibt man landläufig in der Form wieder:
Isch gi hi!
Um wegen der Gegenwartsform kein Mißverständnis aufkommen zu lassen,
fügen gründliche Sprecher der Aussage noch ein unmißverständliches
Umstandswort der Zeit hinzu:
Heut -oder haut- meddog fohr ich nach Frankfort!
Morsche -oder "moje", je nach Gegend- owend gi ich uff de Maskeball!
Iwwerman - oder iwwermurn - kraeie me Mehdrescher!
Sagt einer aber:
Noja, ich wern e mol hingeh, so beendet er damit vorläufig eine Zeitspanne des Abwägens,
des Überlegens, gibt aber zugleich kund,
daß er noch immer Zweifel habe.
Seiner Aussage kommt also nicht die Bestimmtheit des Indikativs, sondern bestenfalls
die Wahrscheinlichkeit einer
konditionalen Aussage zu.
Nun aber:
Bouch zu! an geschwieeche.. (Buch zu und geschwiegen)"
Ich meine dazu: Nit suh vil schwätze und dumm Zeuch rede!
Die meiste Grammatik ist Mist und wer mißt, mißt Mist.
Übrigens sind die heutigen jungen Menschen auch schon wieder soweit, daß sie ihre Urgroßeltern nicht mehr kennen..
***
Mit den Wölfen heulen, eine alte Weisheit spricht,
mit den Schweinen grunzen braucht man deshalb lange nicht..
***
Weltliche und geistliche Fürsten verpfändeten zuweilen ihren Besitz,
ob realen in Form von Feldern, die in Lehen gingen, oder ideelle Werte,
die
Einkünfte aus Lehen oder Steuer- oder Zollrechte an Dritte.
So kamen ganze Städte in andere Hände, weil das Pfand nicht mehr ausgelöst werden konnte..
Zuweilen war die Triebfeder auch die Verheiratung der Töchter, die zu seltsamen Geschäften raten ließ.
Mainzer Stiftsprotokolle berichten, daß Privatleute, Christen wie Juden, dem Erzstift Geld liehen:
"ihre Schuldforderungen um ein Billiges, zu halben Preisen, an sich brachten und dann vom Erzstift
die doppelte Bezahlung verlangten."
Das schaut doch sehr nach den Ahnen unserer lieben Spekulanten aus- oder?
Ein Trick ist, die Stadtrechte und somit die Leibeigenschaft seiner Bewohner an den Fürsten abzugeben..
so kann man auch den Haushalt "konsolidieren"..
1817 wurde dieses Gesuch der Gräfin zu Ysenburg abgelehnt, den Flecken Meerholz,
der Sitz der gräfl. Regierung und des höchsten "standesherrlichen"
Gerichts war,
zu liquidieren, wie man so schön sagt.
Der Regierungsdirektor der Kurfürstlichen Hessischen Verwaltungskommission lehnte es ab.
Sehr interessant ist die Begebenheit aus dem Jahr 1836, wo von der Regierung in Würzburg
ein Protokoll über die Einlegung der Stadtmauern von Orb (Bad Orb)
an den König von Bayern erzählt..
In dem Bericht steht: "Das Städtchen Orb ist äußerst unregelmäßig gebaut,
hat sehr enge Straßen und Winkel.
Vor den Häusern ist sehr viel Mist angefüllt und die Jauche läuft frei auf den Gassen.
Dies ist alles auf die eng zusammengebauten Häuser und
Straßen zurück zu führen.
Selbst die Sanitätspolizei hat hiergegen schon Einspruch erhoben, daß es nicht angängig ist,
daß
die Wohnungen zu eng in den dumpfen Winkeln zueinander liegen.
Dies hat entscheidenen Einfluß auf die physische, gesundheitliche und moralische
Entwicklung der Bewohner von Orb.
Auch der Wohlstand leidet darunter und insbesondere die nicht unwichtige Viehzucht.
Das Vieh benötigt auch dringend
gesunde und luftige Ställe,
denn heute ist das Vieh in engen Ställen, ja Löchern untergebracht."
Die Kommission führte diese Zustände zum Teil auf die alten, hohen Stadtmauern zurück,
die einen Teil des frischen Luftzuges abhielten.
Auch bestehe Gefahr, daß die Mauern und Türme einstürzten.
Die Kommission stellte den Antrag, die Stadtmauern einzulegen,
um dadurch der Luft den Weg in die Sadt freizugeben
und gleichzeitig eine Erweiterung der Stadt vorzubereiten.
Das Kommitee sah die Einlegung der Stadtmauern als eine Wohltat für die Stadt an.
Schon vor dem 15. September 1836 waren Berichte gesandt worden.
So wurde bereits am 6. August eine Zeichnung über die Regierung in Würzburg
nach München eingereicht, auf der außerdem erläuternde
Bemerkungen des Dechanten und Pfarrers Lillbopp zu Orb standen.
Ein 6 Punkte Katalog dazu:
1.
Die einzulegenden Mauern und Thürme in historischer und architektonischer Beziehung werthlos;
2.
daß insbesondere die Thürme zum Theile dem Einsturze nahe sind, und daher,
um ähnliche Unfälle, wie sie dem anliegenden Berichte erwähnt sind,
vorzubeugen,
ohnehin bald aus sicherheitspolizeilichen Rücksichten eingelegt werden müßte;
3. daß zum Zwecke der Vertheidigung sämmtliches Mauerwerk durchaus keine Bedeutung hat,
und bey der Enge des ringsum von hohen Bergen
eingeschlossenen Thales selbst in besserem Zustande nie haben könnte;
4. daß die Mauern die Wohnung überragen, nur wenige Schuhe von denselben entfernt sind;
daher nicht nur den Zutritt der freien Luft
hemmen, sondern auch die ohnehin zu große Feuchtigkeit befördern;
5. daß unter diesen Umständen, und weil das Städtchen ohnehin sehr tief,
und zum großen Theile tiefer noch als das Fundament der
Stadtmauern gelegen ist, bei dem Fortbestande der Mauern
nie den Anforderungen der Sanitätspolizei entsprechender Zustand herbeygeführt, insbesondere
6. der gegenwärtig in der Berathung begriffene Bauplan für das Städtchen Orb
nicht zur Ausführung gebracht werden kann; und solange in baupolizeilicher
Beziehung keine Verbesserung
zu erwirken ist, als alle Maßregeln zur Hebung der Gemeinde nur halb und unsicher erscheinen"
Die abgebrochenen Steine aus der Stadtmauer und diesen Türmen sollten zum Bau des neuen Hospitals
verwendet werden, was die Baukosten vermindern sollte.
Diese Argumentation überzeugte das Ministerium und so gab der König am 25ten October 1836
den entsprechenden Befehl dazu.
***
16.
Luise Druschel (t 1946):
Der Andreas is en ahler Mann,
der iwwer alles babbele kann.
Beim Schuster so, den ganze Dag,
do simmeliert er immer nach.
Heut' muß er an die Weiwer denke,
weil ihn sei Marri arg daht krenke.
"Tja!, maant er, "su vor verzig Jah'n
wäi mir noch junge Ehleut' war'n,
do hätt' aich gern, s'is nät vergesse,
vir lauter Lieb' mei Fraa gefresse!
Un etzt, und etzt?
Etzt duht mer's laad,
daß aich se nät gefresse hatt'!"
Unbekannt:
Wer morgens nüchtern 3 mal schmunzelt,
Wenn's regnet, nicht die Stirne runzelt -
Und abends singt, daß alles schallt, -
Wird 99 Jahre alt!
***
Bei dieser Gelegenheit kommt mir immer häufiger der Gedanke an die Alten, die diese Zeilen schrieben,
welche mir für meinen Seiten erhaltenswert erschienen..
..trocken war die alte Zeit nicht, man muß nur aufpassen, daß so eine Seite über die Zeit nicht zu sauertöpfig wird.
***
Der Geist der Amtsstuben weht zuweilen noch immer, der damals- man schrieb das Jahr 1865- weht;
schön zu sehen an einem Brief der Bürger der Gemeinde Orb an "die hohe königliche Regierung"
als Einspruch gegen den Abriß des Rathauses.
"...geleitet vom Bewußtsein, daß Hohe Königliche Regierung nur wahren inneren Wohlstand
einer Gemeinde fördern will, nur aber glanzvolle Außenseiten ohne diesen, oder auf Kosten
derselben lieben,
und wünschen kann,und angespornt von dem Vertrauen auf die wahrhaft
väterliche Fürsorg, mit welcher sich Hohe Kreisstelle der kleinsten Gemeinde,
auch des letzten Dörfchens in Unterfrankens Gauen gnädigst annimmbt, wagt die gehorsamste,
unterfertige Bürschaft Hoher Königlicher Regierung,
eine große Angelegenheit,
mit gehorsamster innigster Bitte vorzutragen, deren Inhalt für jeden Bürger Orbs zu wichtige
Gewissenssache ist, als daß
derselbe von den unterthänigst Unterfertigten,
in stiller Ruhe, hätte todtgeschwiegen werden können.."
***
Ja, so begegnete man den Amtsträgern, das war zu schön, wie man hinten rein gekrochen ist -
ich könnte mir denken, das wäre denen da oben heute auch ganz recht.
***
Damals hatten die Gemeinden bestenfalls eine Liste mit den Werten der einzelnen Umlaufmünzen
der div. Fürstentümer und Kleinstaaten,
die aber nur durch den freien Geldmarkt beim Wechsler
-mehr geraten als wahrhaft- umgetauscht wurden.
So mancher hat sich ganz schön umgeschaut,
wenn die gerade verkaufte Kuh einen Teil weniger einbrachte, als die Fränkischen
gegen Preußische Thaler eingetauscht wurden.
Deshalb trug die Stadt diese Kursverluste, die im Jahr 1822 den Gemeinderechner
mit drei Schuldposten sitzen ließ..
1840 vereinnahmte der Rechner 35 Frankenthaler in 7 Stück zu je 5 Thaler heimischer Währung,
gesetzt ein Thaler zu 2 fl 22 Kreuzer - wovon
aber nur 2 fl 20 Kreuzer erzielt wurden.
Das subsummierte sich für die Gemeinde, zumal das bei div. Währung der Fall war,
in denen "ausländische"
Arbeiter und Händler oder Reisende bezahlten.
(Ein Geschäft mochte freilich niemand ablehnen)
***
Nach der Trauung sitzt man zusammen an der Hochzeitstafel uns läßt es sich schmecken -
die zuvor geführte lebhafte Unterhaltung ist verstummt.
Da fragt der Vater sein Bübchen:
"Na Karlche, wie gefällt ders dann hier?" Der Kleine antwortet:
"Baba, hai is es wei bei uns im Stall, wann se fresse,
sein se all ruhig."
(Allerdings sagte man nicht "ruhig", sondern im Platt "rowwisch" oder "rouhisch")
***
Der Mensch lacht über nichts so gerne, wie über das Malheur der anderen.
(Wilhelm Busch)
***
Ein wenig aus der Karolingerzeit gefällig? Bitte sehr:
Über Leib und Leben befahl der König, dessen Macht absolut war.
Seit dem 7. Jhd war diese Gewalt aber bereits im Wandel- und christliche Einflüsse kamen dazu.
Das bewirkte nicht etwa eine neue Humanität, nee, sondern der König fühlte
sich danach von Gott persönlich eingesetzt.. und das "Volk" bekam einen zusätzlichen "Herrn", eine nicht greifbare Luftnummer mit einer großen Zahl an "du darfst nicht- Gesetzen"
(Heute wäre Fälle für die Klappsmühle!)
Als sich die Germanen das römische Reich einverleibten, fanden sie einen alteingesessenen Adel vor,
der über ausgedehnte Besitzungen verfügte.
Als Kontrast stand die restliche Bevölkerung total ungebildet da, hörig und den Weisungen
der "Verwaltung", die freilich nur durch diesen Adel und
auch zu deren Gunsten- gebunden.
Der neue Glaube fand zuerst in den Städten statt, wo alle Verrücktheiten entstammen- bis zum heutigen Multikulti-
der "heilige Martin" begann darauf seine "Bauernmission".
Die "Reste des Heidentums" sollen noch lange lebendig gewesen sein- was denn sonst?
Es dauerte nicht lange, da erfand man die Bischöfe, die -wie praktisch- auch gleich alle Macht
und Rechtspechung inne hatten.
Allerdings mischte sich nun der / die Könige in die Wahlen der Bischöfe ein, was ein Novum war -
und die nächsten 1000 Jahre so bleiben sollte.
Im Süden irrte der heilige Benedikt herum und gründete Klöster mit festen Regeln,
im Norden missionierten aus Irland andere Mönche.
Die Zahl der Klöster ging bald in die Tausende und durch die Zahl der Schenkungen (Seelenheil!) und Mitmacher
aus höhern Kreisen, die
alle des Lesens und des Schreibens der lat. Schrift
mächtig waren- wurden diese Einrichtungen
der Hort neuer Bildung und auch Forschung, was die Feldbearbeitung anbelangt.
Das klassische Latein verkam zu einer recht gruseligen Vereinfachung, so wird berichtet.
Von wirtschaftlichem Leben konnte noch keine Rede sein, eher vom Tauschhandel,
der in der germanischen Vorstellungswelt begründet war.
***
Im "Barbarenland" wurden im 5. Jhd noch keine eigenen Münzen geprägt,
so verstand man auch später lange Zeit nicht mit dem Geldsystem des röm. Reiches
umzugehen.
Karl Martell handelte im Namen einer längst untergegangenen Dynastie -
die man noch nicht wagte als abgesetzt zu erklären,
als die Invasion der Mauren drohte über die Pyrenäen zu gehen.
Die neu organisierte fränkische Macht war der einzige limitierende Faktor dieser Orientalen,
die sich das Abendland unter den Nagel reißen wollten.
Das Ideal der Karolinger und der Kapetinger schritt zur Tat.
Dieser Karl Martell trat als Theoderich IV auf, der 737 ohne Erben starb.
Kurz vor seinem Tod teilte er das Reich auf seine beiden Söhne Pippin und
Karlmann auf, die dann den Titel eines "Hausmeiers" führten.
(Wie er Söhne haben konnte und keine Erben hatte, ist mir irgendwie nicht klar..)
Papst Stephan II erneuerte die "sakrale Weihe" Pippins- auch dessen Söhne Karl
und Karlmann wurden von ihm "gesalbt" - praktisch wie der
Papst wohl gewesen sein muß, schrieb er auch gleich fest,
daß nur aus diesem Geschlecht die Könige zu wählen sein sollen..
So entstand der Adel und der Kirchenstaat.
Die Idee des weströmischen Reiches, das riesig war, führten die beiden Brüder wohl "genial" durch,
wie die Chronik meint.
Dann folgte Pippin der Jüngere und Karl der Große, letzterer hielt die röm. Trennung von Straf-
und Zivilrecht hoch, bei der es eine Verfolgung
durch das Amt nicht gab.
Erst wenn von dritter Seite eine Klage angestrebt wurde, ging es vor Gericht,
wo die Beweislast beim Angeklagten lag.
Hatte dieser Angeklagte die besseren Beweise, zahlte der Kläger die Zeche.. (Strafe und Prozesskosten)
Karl der Große verstand sich als Priesterkönig, ganz im Sinne biblischer Überlieferung
-ohne Unterschied zwischen weltlicher und geistlicher Macht
zu machen..
Den "Geblütsadel" kannte man noch nicht, es waren nur Günstlinge und hochstehende Personen
mit öffentlichen Ämtern betraut-
erst als diese Leute ihre Kinder in die Posten nachrücken ließen, entstand eine vollständige Adelsschicht,
die wie Unkraut ein Geflecht der Gewogenheiten bildete.
Unter Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen wurden diese Familien oder Sippen
mit umfassenden Besitz ausgestattet und die Träger der gesellschaftlichen
Struktur.
Klar, daß bei diesen Konstellationen die Nachrichten ein wenig verwirrend erscheinen..
***
Die Chronik berichtet: "Es war ausschließlich der Grundbesitz, der als Grundlage
des Vermögens in Betracht kam und sowohl politische Macht wie
gesellschaftlichen Vorrang vermittelte.
Die nichtbesitzenden Schichten (eine herrliche Umschreibung für "Harzer", ab 2023 wohl "Bürgergeldbezieher") hatten demgegenüber eine völlig
untergeordnete soziale Stellung und keinerlei Einfluß im Reich."
(Ist das heute anders- mal Hand aufs Herz?
Ich denke, daß -heute- sehr viele Leute nicht mal wissen wer der Außenminister ist -
bei der letzten Korrekturlesung war es kurz vor den Bundestagswahlen - aber wir alle hatten keinen Plan,
was denn verantwortlich wäre anzukreuzen und ob man überhaupt wählen gehen sollte:
4 Jahre kein Laut, dann kommt das Wahlplakat mit markigem Spruch! Der allerdings sinnentleert war, weil "koaliert" wurde)
***
"Noch im 7. Jhd wurde der Handel mit Sklaven fortgesetzt"- ja sogar noch weit über tausend Jahre danach,
aber das tut bei diesem Report aus dem Karoligerreich
wohl nichts zur Sache.. weiter geht's:
"Im christlichen Abendland ist eine neue Form der Sklaverei in der Gestalt
der persönlichen Knechtschaft zu beobachten" ..
Nachdem unter den Merowingern die römischen Fernstraßen vergammelt waren,
hatte man mit Transporten so einige Probleme..
Seeräuberei war schon damals ein großes Thema, das in der Antike blühte.
(Solches gibt es heute auch noch)
Skandinavische und irische und englische Piraten und arabische Seeräuber machten die Meere unsicher.
Die Handels-Achsen aus uralter Zeit bestanden quer durch Europa, an wertvollem Handelsgut
und Luxuswaren oder Gewürzen hat kein Mangel bestanden-
allerdings betraf
das hauptsächlich die begüterte Schicht, die anderen Leute durften sich mit Getreide
und Feldprodukten im Tauschhandel begnügen-
ohne diese wäre die ganze soziale Fettschicht der Hochwohlgeborenen verhungert.. die mit den Brokat-Tapeten und Rüschenhemden und gepuderten Perücken etc.
***
Das Allodium oder der Großgrundbesitz waren von jeglicher Abgabe befreit,
wenn sie eigen waren und nicht gepachtet.
Die Abteien wuchsen in jener Zeit, der Ort der Andacht und des Gebetes,
wo man nach der christlichen Vollkommenheit trachtete, hatten beträchtliche
Einkommensquellen,
wie in den Analen steht:
Der Grundbesitz von St-Germain-des-Pres hat zum 9.Jhd mehr als 36.000 ha an Grund gehabt,
der Abt von Fulda ließ seine Ländereien
von 15.000 Pflügen bestellen.. ein priviligierter Grundherr
war auch gleich "Immunitätsherr", was zu recht herrischen Tyranneien geführt haben soll.
Diese "Immunitäten" erlaubten die Verfolgung von Missetätern über die Landesgrenzen hinaus!
(Irgendwie hat man damals oder heute falsch übersetzt - wenn ein Diplomat "Immunität" hat,
der damalige Abt diesen Status gebraucht, um sich über die anderen Grenzen hinweg setzen zu dürfen,
dann ist dieses Wort so stimmig nicht- wie wäre es denn mit einem heimischen Ausdruck?
Der Diplomat wäre dann ein "kannst mich nicht fangen"
und der Abt ein "ich darf überall fangen"?
Karl der Große verfügte über einen ganzen Stab von Grafen,
die seine 350 Grafschaften verwalteten- zugleich waren diese auch
Richter, Heerführer und Verwaltungsbeamte.
Eigentlich war eine Mischung von römischer und germanischer Tradition angedacht-
aber es kommt immer anders
als man denkt ;)
die Zustimmung des Volkes war zur reinen Formsache geworden,
wo sowieso nur "Persönlichkeiten von hohem gesellschaftlichen Rang" befragt wurden.
Heute lösen Parteien die Sache ganz elegant mit "Koalitionen" und "Nebenverdiensten"
und "Lobbyarbeit" - Auswüchse hat es zu allen Zeiten gegeben,
das ist mir klar,
ebenso wie die Tatsache, daß heutzutage jeder studiert haben muß,
wenn irgendetwas erreicht werden soll.
Ob das nun bereits als
Verakademisierung -
wie in Verwaltungsbereichen- oder nützlich ist, wie in der Landwirtschaft immer wieder vorgetragen wird,
kann nur mutmaßt werden, bei dem Thema Politik habe ich da meine Zweifel.
Ein studierter Hagestolz, Stubengelehrter und Anwalt wird dennoch für jedes Ministeramt eingesetzt -
eigentlich ein unfassbarer Vorgang, eine Nicht-Qualifikation wie ein An- oder eher noch ein Ungelernter..
Fakt ist, daß Leben Wandel ist, Fortschritt nur durch Bildung passiert -
auch wenn menschlich alles vor die Hunde geht, denn die Gier kennt keine Grenzen,
genau wie das
bei dem Adel war und wohl noch immer ist.
Deshalb behaupte ich gerne:
Die Bildungsschicht benimmt sich -heute- wie die Axt im Walde, nochnäsig,
selbstsüchtig und
sexuell gerne ge- oder verklemmt,
auch wenn aus Überdruss und Übermut ständig "neue Lebensformen" und "Geschlechtsbezeichnungen" erfunden werden.
***
Karl der Große fühlte sich als Nachfahre der römischen Kaiser.
Die Bischöfe waren Leute, die -ich habe es schon erwähnt- lesen und schreiben konnten,
gerne Gelehrte und Gewogene des Königs, aber auch Laien und
wohlhabende Potentaten waren darunter, so wird berichtet.
***
17.
Mir kommt immer öfter der Gedanke, die Demokratie als universelles, weltumspannendes
Verständigungsmittel zu sehen und Religionen allesamt auf deren Kompatibilität
abzuklopfen,
ggf. zu verbieten, wenn sie sich nicht diese Erkenntnis einordnen wollen.
(Zumindest Religionen in den Privatbereich verbannen, d.h. aus der Öffentlichkeit und Staatlichkeit heraus zu bekommen,
scheint mir immer dringlicher nötig zu werden:
Die strikte Trennung von Religion und Staat.
Zuvor sind wir noch bei Karl dem Großen, dessen Dynastie sich nach seinem Tod
zunehmend degenerativ und in Zwiste und Spaltungen verlor..
Zuvor aber wandten sich angelsächsische Mönche auf Geheiß des Bonifatius der Germanenmission zu.
Wie es heißt, verhalf benediktinische Frömmigkeit dem ausschweifenden Klosterleben
wieder zu neuem Halt, die total heruntergekommene Bildung
jener Zeit erlebte-
mit kräftiger Unterstützung Karls des Großen- eine Renaissance in der Bildungsschicht,
die inzwischen kaum mehr noch ihren
eigenen Namen zu schreiben in der Lage war, wie die Chronik meint.
Das unbestrittene Verdienst der "Kanoniker" war die Wiedereinführung zur antiken Bildung,
zumindest der für ihre Zwecke sinnvolle Teil und den,
welcher zur Berechnung von Bauwerken wichtig war..
..so auch die Produktion von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und deren Verbesserung, die dringend nötig war.
Die hohe Geistlichkeit war erfüllt von der göttlichen Mission, der übernatürlichen Transmission,
die sich über die weltlichen Belange stellte,
ja auch nicht vor Königen und Kaisern halt machte,
die ja schließlich "von Gott eingesetzt" worden waren.
Durch ihr "Bildungsmonopol", das von Karl dem Großen fleißig unterstützt wurde,
gab man den Klerikern ein Machtinstrument in die Hand,
das letzlich dazu führte,
daß sich Bischöfe über den Königen wähnten und sogar den Kaiser krönen wollten.
(Was zuvor der Rat der Mächtigen tat-
soviel in der Kürze zum leichten Verständnis- die Geschichte selbst war voll
von Hackordnungen und Machtgerangel)
Die Gewalt ist vom Allerhöchsten gestiftet, damit das irdische Reich im Dienste des Gottesreiches stehe -
so toste der Klerus - und bald auch die weltlich Obrigkeit,
die z.T. von den "Kanonikern" erzogen worden sind..
Das Wort Gottes als Machtinstrument für irdische Gier?
Zumindest gewinnt man den Eindruck.
So wurden im ganzen Karolingischen Reich die Kulturerrungenschaften der Römer
durch die Klöster und Kirchen eingeführt, zumindest soweit,
wie sie
nicht "heidnisch" waren und der Sache dienten.
Die Bildung hatte klar den Hauptzweck, den Nachwuchs an Klerikern zu bevorzugen und zu generieren.
(Wenn man von den schrägen Dingen der "Scholastik" mal absieht, ist Bildung nicht schädlich)
Dieses in unserer Sprache dusselige Wort "Kanoniker" wollte wohl niemand hinterfragen, obwohl es im Griechischen "Richtscheit" bedeutet.
Das römische Recht war gleich mit dabei und ist noch heute prägend in der Juristerei.
Fakt ist, daß Gespensterworte aus und über Gespenstergeschichten im Laufe der Generationen
zu abstrusen Diskussionen innerhalb des Glaubens
führten.
Fakt ist, daß die Kirche aus den selbstgebastelten Überlegenheiten der Macht
sich kräftig in die Politik einmischte, ja diese sogar ganz alleine bestimmen wollten.
Das Wort vom "Gottesstaat" war genannt !
(Alles war nur zur Ehre Gottes, auch der Kaiser war nur dazu eingesetzt)
Das christliche Regiment, das Karl der Große vorzubereiten und aufzubauen half,
führte allerdings zur Revolte der Adeligen..
Gerade noch so eben - war der Papst der kaiserlichen Gewalt unterworfen -
das rettet vor der totalen Machtübernahme
durch den Klerus !
Die Söhne Ludwigs des Frommen erhoben sich gegen ihren Vater, der trat schließlich zurück.
Um die religiösen Werte zu retten, die zuvor mit der Obrigkeit innigst verknüpft wurden,
entschloß sich der Klerus dem Adel nun doch wieder
auf die Beine zu helfen.
(Unter Geiern?)
Die Zeit der Germanenüberfälle auf das römische Reich, welches bekanntlich zuvor
die germanischen Gebiete besetzt und unterjocht hatte- hier ist übrigens
nie die Rede von "Überfällen", wenn das die Besatzer machten -
ließen die Bildung der nun von Germanen beherrschten Gebiete verkümmern, wie die Chronik sagt.
Bei aller Bildung der Poesie, Rhetorik, Musik, Geometrie und Astronomie und der griechischen
Philosophie war das römische Reich eher auf "Wachstum"
angelegt, die nur aus der Beschaffung von immer neuen
und immer mehr Resourcen heraus funktionieren konnte.
Ähnlich machen das die USA seit dem 20.Jhd.
Zum Glück blieb die Erkenntnis, daß Wissenschaft ihrer selbst betrieben werden müsse -übrig!
Ich war ehrlich erleichtet, diese Lektüre hinter mir zu haben - weil wieder einmal nichts
von den kleinen Leuten, den "Gemeinen" zu lesen war.
Diese wurden aber von der "politischen Großwetterlage", wie man heute sagt,
tangiert oder besser übergangen und das in schlimmer Art.
Sind wir doch mal ehrlich: Wenn jemand in irgendwas seinen Doktor machte und dann oder deswegen Bürgermeister wurde,
trägt er die Nase hoch und will mit "Herr Doktor soundso" angesprochen werden - das ganze Leben lang - womöglich noch auf dem Grabstein.. obwohl der selbständige Heizungsbauer deutlich wohlhabender ist.
Der Machthunger derer, die gerade oben dran waren, ist immer und immer wieder der Hauptgrund
für Kriege und Überfälle und "Missionierungen" gewesen.
Ist es schimm wenn der Gedanke kommt, die Hinterlassenschaften dieser Geier und unmenschlichen
Undemokraten einfach abreißen und beseitigen zu wollen?
Eine weitere Idee wäre, eine Videoinfo ins Web zu geben, wo Touristen den Fürsten oder Bischof in seiner Art den Untergebenen oder Untertanen gegenüber erleben kann - so von oben herab und "von Gottes Gnaden" ! (Nicht nur die Untaten des 3. Reiches, sondern auch die der Kirche und des Adels, Fürsten und "Feldherren" und Missioare und Behörden anprangernd- die Unterschiede der Greueltaten waren nur marginal)
***
18.
Die Kelten waren in unserem heimischen Raum lange Zeit bestimmend genug, um nochmal darauf zurückzukommen,
wenn ich ein interessantes Buch mit dem entsprechenden
Thema erwischen kann, das bisher nicht bekannte Informationen liefert.
Antike Quellen berichten mal so mal so- vieles wird zufällig gefunden
und durch die nicht immer einfache Auswahl kann zwischen wichtigen und unwichtigen
oder gar
sehr wahrscheinlich falschen Informationen unterschieden werden.
Dazu braucht es einige Übung.
Hilfreich sind die typischen Herabsetzungen oder Schmähungen mancher Autoren,
die man als Propaganda oder typischer kultureller Überheblichkeit "höherstehender" Personen ansehen kann.
"Berichte" von "Schreibern", die mit den Truppen zogen, sind freilich
durchweg gefärbt,
weil man daheim nicht in schlechtem Licht erscheinen wollte- der nächste Feldzug wäre sonst
in seiner Finanzierung gefährdet und.. die Mitmacher haben ja auch etwas von der Beute abgekommen !
Nun waren die Kelten wohl eher griechischstämmig, die Schriftgut nur rudimentär
und dann auch nur zu kultischen Zwecken gebraucht hinterließen.
Sie waren keinesfalls so friedlich oder ein "Bauernvolk", wie es einige Quellen vermuten lassen würden,
sondern hatten für ihre Zeit eine hochgerüstete Militärtechnik,
die am Ende des Volkes viele Krieger
und ganze Einheiten in anderen Diensten ruhmreich tätig hielten.
Dazu nun ein wenig mehr, damit etwas Licht ins Dunkel kommt, ein paar Gedanken zum Thema Menschheitsgeschichte:
Was früher ein paar Mächtige waren, die sich um Regeln des Zusammenlebens kümmerten -
Hass, Neid, Eifersucht, Angst, Gier etc., die alten Plagen -
die nach "Gesetzen" geradezu schrien, damit Diebereien
bis zum Mord allgemeinverbindlich geregelt werden konnten, sind es heute Staaten und ihre Organe.
Die Erklärungsversuche vom Tod, Mißernten, Krankheiten, Sturm und Blitz brachte geschwind
den Glauben ins Spiel, die Erfindung Gottes?
(Errichtung dieses Gottes, der selbst Menschenwerk und eine schiere Erfindung ist)
Aus den Erfindern des Trostes und der Bespaßung oder Animation der Menschen
bis der des ganzen Stammes oder gar eines Volkes, die eine Richtung zeigten und
in der Religion ihre -wohl konstruierten-
Legitimationen fanden, wurden ganze Regelwerke mit Institutionen, Gewaltenteilung und Streitmächte.
Die Mächtigen wollten keinesfalls nur den Leuten helfen- sie wollten eher in Ruhe bequem
und in Sicherheit leben, wenns geht ohne selbst einen Handschlag
tun zu müssen und.. Befehlsgewalt ausüben!
Das ist heute noch wesentlich anonymisierter, wenn "graue Eminenzen" im Hintergrund für alles
und jedes die Zügel in der Hand halten.
Wir sehen nur den Stock, wie der Hund, der geschlagen wird- die Hand oder gar den Geist
des Herren dahinter wird uns nicht gewahr.
***
Doch nun wieder zu unserer Geschichte, zu den Kelten:
Archäologische Funde belegen die frühe Ackertätigkeit von der Jungsteinzeit an,
im 3. Jahrtausend vor der Zeitenwende kannte man den hölzernen Pflug.
(Also evtl. schon vor Adam und Eva?)
Gerste, Hafer, Roggen, Dinkel, Weizen, Hanf und Flachs, Hülsenfrüchte und Färbe-Pflanzen wurden angebaut.
Das Nutzvieh und der Hund kam früh, die Katze erst mit den Römern.
Das Zimmer- und das Töpferhandwerk waren früh, die Spinnerei bis zur Schmiedekunst kamen schnell.
Von 6.Jhd v.Chr an wurden schon Wohnebenen planiert und 3-4 Meter hohe Mauern gebaut,
mit Lehmziegeln und Wandfarbe gearbeitet..
..sauber gefugte Fliesen verlegt.
Zuweilen seltsame Bestattungen wurden dabei ausgegraben- neben zwei Kleinkindern in Hock-Stellung
das Skelett eines Mannes, dem man mit einem Steinblock Kopf und Brust zerquetscht hatte..
Auf dem selben Friedhof war bei einem erwachsenen Mann das Becken entfernt und auf die Brust gelegt.
Beide Oberschenkelknochen langen unnatürlich eng zusammen, was auf eine Fesselung schließen lassen könnte.
Personen, die "vor ihrer Zeit" verstorben waren, hat man mit Amuletten und
"besonderen Manipulationen des Leichnams einhergehen lassen", wie sich die
Fachwelt ausdrückt.
Die Römer nannten die Kelten eigentlich "Gallier", die Philosophen Griechenlands "Galater".
Die angeblich so friedlichen Bauern, die Kelten, drangen in andere Staatengebiete ein,
wie wir aus der Geschichte wissen.
Die Kelten wurden als "Griechenfreunde" bezeichnet.
Aristoteles meinte, die Kelten wären unfähig zu staatl. Ordnung,
dessen Lehrer Platon mißbilligte die Trunksucht der Kelten.
Kallimachos der Dichter nennt sie "spätgeborene Titanen"
In der Odyssee erwähnte Kyklopen Polyphem und der Quellnymphe Galateia ließen den Schluß zu,
daß die Galater (Kelten) mit dem
ungeschlachten Riesen Polyphem die typischen Wesenszüge der Kelten
und deren gewaltige Körperkraft bei geringen geistigen Fähigkeiten in Verbindung
bringen könnten..
Naja,- und wieso kamen so viele Erfindungen von den Kelten, die so manchen Ländern
erst einmal die handwerkliche Kultur brachten?
Damals wie heute waren die Griechen wohl gleich hochmütig- und wenig nützlich,
wie schon röm. Autoren meinten.
Der Kyklop wurde als dumm übertölpelt, Strabon meint, die Kelten hatten Unverstand und Einfalt,
die es dem Klügeren leicht machte, sie zu überrumpeln.
Aristoteles zweifelte an der Intelligenz
der Kelten verstieg sich sogar dazu, die ganzen nördlichen Völker als
"grundsätzlich unterentwickelt" anzusehen- heute sind es eher die Griechen,
die nichts über den Haufen bringen.
Paulus schrieb: O ihr dummen Galater!
(Lange nach der Zeit der Kelteneinfälle in unserer Gegend)
Diodor von Sizilien hob dagegen die rasche Auffassungsgabe und die Lernfähigkeit der Kelten hervor.
Nun weiß man, daß Kelten auch als Söldner tätig waren, schon deshalb bei den Beutezügen
mit anwesend waren.. sie waren sehr gut ausgebildet in
allen fremden Strategien und Kampfarten,
hatten gute und wertvolle Waffen - sogar mit Punztechnik und Einlegearbeiten, mehrzonig gehärtete Schwerter..
Polybios der Historiker erzählt von der Schlacht von Telamon 225 v.Chr, daß die Hügel
der Umgebung vom Kriegsgeschrei und Trompeten widerhallten,
die vielfach nackten
und mit goldenen Arm- und Halsringen geschmückten Gallier die Römer in Angst und Schrecken setzten..
Die Keltischen Reiter waren berühmt und geschickt, wie aus einigen Quellen hervorgeht-
sie hatten schon Streitwagenbesatzungen mit speziellen Taktiken.
Feigheit konnte man ihnen nicht nachsagen, sie scheuten den Tod nicht, wenn einer von ihnen fiel.
Religion und Irrsinn hängt eng zusammen, das beweisen auch die 10.000 menschliche Knochen
in einer keltischen Kultstätte, die alle ohne Kopf waren.
Zusammen mit 500 Lanzenspitzen der Gegner, die rituell geopfert wurden.
Das ist nur ein einziger Fundort, davon gibt es viele!
(Die Köpfe wurden ist Kisten und Truhen einbalsamiert aufbewahrt, als Trophäe - irgendwo habe ich das in einem Film über Indianer Nordamerikas gesehen)
Strassen waren unbekannt, man nutzte die Flüsse zum Transport.
Der Schriftsteller Diogenes behauptet doch glatt, daß die Philosophie ihren Anfang
bei den Barbaren genommen hätte - durch die Druiden bei den Kelten,
bei den Indern durch die Gymnosophisten, bei den Persern durch die Magier,
bei den Babyloniern oder Assyrern die Chaldäer..
Immerhin glaubten die Druiden an die Seelenwanderung - drei Stände soll es davon gegeben haben,
die Barden, die Vaten (Seher) und Naturphilosophen.
Die Druiden sollen der Meinung gewesen sein, daß die Seelen und die Welt unzuerstörbar seien,
obwohl dereinst Feuer und Wasser die Oberhand behalten würden..
Die Druiden sollen in Bruderschaften organisiert gewesen sein - wie sehr viel später die Geheimbünde.
Die Lehre der Druiden soll über Britannien gekommen und von dort nach Gallien gezogen sein.
Druiden zahlten keine Abgaben und brauchten auch nicht an Schlachten teilzunehmen- wie später die Kleriker.
Zum Teil haben sie 20 Jahre mit dem Studium verbracht (solche Studenten soll es heute noch geben.. )
- aufgeschrieben haben sie nichts oder nicht viel,
das galt als Verrat.
(Somit läge ich mit meinem Verdacht nicht so falsch, wie der Ursprung der Priesterschaft gewesen sein mußte..)
Später, gegen Ende des 2. Jhds vor Chr. kamen von Norden und Osten die Germanen, vom Süden die Römer
nach Gallien.
Nun ist es so gewesen, daß vom Festland die Leute in das heutige England gezogen sind
und von
dort nach Irland und Island und Norwegen und so weiter,
ergo wird eine Missionierung durch
Druiden oder ähnlichen Leuten
wohl kaum zuerst von dort ausgehend möglich gewesen sein - oder?
Die Besiedlung der Gegend um die Lahn ist -nachweislich- schon 70.000 Jahre alt - selbst
der Kelteneinfall ist dabei als "jung" einzustufen, noch viel jünger freilich Bonifatius.
Diodor von Sizilien: "Die Gallier sind hochgewachsen, aufgeschwemmt und hellhäutig.
Ihr Haar ist nicht nur von Natur aus blond, sondern sie verstärken diese
natürliche Farbe noch durch künstliche Behandlung.
Sie reiben nämlich das Haar beständig mit Kalkwasser ein und streichen es von der Stirn nach oben
gegen den Scheitel
und zum Nacken hin zurück, so daß sie im Aussehen Satyrn und Panen ähneln.
Durch diese Behandlung werden die Haare so dick,
daß sie sich nicht mehr von einer Pferdemähne unterscheiden.
Einige rasieren sich, andere lassen sich einen kleinen Bart stehen.
Die Vornehmen rasieren die Wangen, tragen aber einen Schnurrbart, dessen Haare den Mund bedecken.
Wenn sie essen, geraten die Haare deshalb in die Speisen,
und wenn sie trinken, fließt das Getränk wie durch ein Sieb..
Sie tragen auffällige Kleider, nämlich gefärbte und bunt gemusterte Röcke wie Hosen,
die sie "Braken" nennen.
Darüber tragen sie, mit einer Spange an der Schulter befestigt,
gestreifte und mit bunten Vierecken gemusterte Umhänge,
im Winter dickere, im Sommer leichtere..
Sie selbst sind schrecklich anzusehen, mit sehr tiefen und rauhen Stimmen.
Wenn sie reden machen sie nur wenig
Worte und deuten vieles nur an.
Häufig übertreiben sie,
um sich selbst zu rühmen und andere herabzusetzen.
Sie drohen gerne mit Worten und Gesten
und lieben theatralisches Auftreten.
Gleichwohl haben sie einen scharfen Verstand und sind zum Lernen nicht unbegabt."
Das klingt doch schon mal ganz anders, als bei der Schilderung ob ihrer angeblichen Dummheit..
..und ganz anders als wären sie griechenstämmig gewesen!
Händler betrachteten die Gier der Kelten nach Wein als einen kaufmännischen Glücksfall,
den sie kräftigst auskosteten..
***
19.
Bereits aus dem 5.Jhd sind Funde in Oberitalien belegt, die auf Kelten schließen lassen-
vermutlich sind diese als Soldaten in Diensten gewesen.
Auf jeden Fall begannen schon damals die Infiltrationsprozesse in Europa, besonders in den mittleren und nördlichen Ländern.
Die Helenen berichteten von Kelten in Anatolien.
So wie die Galater sich in der errichteten römischen Provinz in Kleinasien hielten,
so bewahrten die Kelten Galliens ihren Platz.
Ein halbes Jahrtausend lang, von den Pyrenäen über den Rhein und zum Atlantik und zu den Alpen..
In Britannien setzte sich nach dem Abzug der Römer die keltische Sprache wieder durch,
auf dem Festland wich das Gallische dem Römischen immer mehr und
entwickelte sich zum Französischen.
Neuere Schriftfunde zeigen jedoch einen recht langen Bestand -
die Forschungen sind wohl noch nicht abgeschlossen..
im 5.-6.Jhd n.Chr. dürfte die Sprache der Kelten nur noch unzureichend verstanden worden sein.
Dem röm. Alphabet ist in weiten Teilen die Überlieferung, ganz generell, zu verdanken- immerhin!
Kultbilder zeigen, daß die religiöse Vorstellungswelt der Kelten menschliche Figuren hatte.
Aber auch der Bär kam dabei vor, als Inbegriff von Stärke.
Römer und Kelten hatten Druiden- Germanen nicht, auch Schamanen nicht, denn die kamen aus dem turkmenischen Raum - im germanischen Raum werden das wohl die Kräuterkundigen oder Hexen gewesen sein, die aus der Urzeit der Menschheit stammen.
Germanen würden die meiste Zeit auf Jagd oder im Krieg verbringen oder Übungen dazu abhalten,
auf Ackerbau keinen Wert legen und wie Nomaden von
Milch, Käse und Fleisch leben - so Julius Cäsar.
Na, der mußte es ja wissen - als "Vegetarier", welcher er gewesen sein soll.. ;) also mit dicken Scheuklappen!
"Kulturlos", wie er meinte, waren wohl auch die Germanen nicht, auch wenn Cicero
in einer Rede die hellenistische Denkart wiederholte, der zufolge
die "gottlosen Gallier
eine Geißel der zivilisierten Menschheit" seien..
Gut, wenn Gedichte und Kommödien als "zivilisiert" angesehen werden, dann vielleicht!
Gut, wenn Occupationen oder Imperialismus als "zivilisiert" angesehen wird, dann vielleicht!
Griechische Seefahrer sind jenseits der Säulen Herakles gegen Norden zu den Zinninseln gefahren,
von jenen stammt auch die Küstenbeschreibung Britanniens.
Vorchristliche Kultstätten an deren Küsten wurden geschwind von den Römern, dann von den Christen überbaut..
Kelten opferten z.T. durch Versenken in Gewässer-
so werden noch heute wertvolle Gegenstände gefunden
-
von Tierknochen über Goldschmuck, Speerspitzen
bis zu ganzen Streitwagen mit Pferdegeschirren !
Von den britischen Inseln gelangte die keltische Sprache nach Irland, verdrängt
die dort heimische und bildete einen heute noch bestehenden Zweig.
(Irisch, Schottisch-Gälisch, Manx, Kymrisch, Kornisch, Bretonisch- ob mit p oder k unterschieden,
dürfte dabei wohl egal sein:
Wer das nicht glaubt,
sollte mal auf der Straße
ganz spontan die Mitmenschen nach relativ einfachen grammatikalischen Grundbegriffen
fragen und dabei sein blaues Wunder erleben!)
Romanisierte britannische Kelten waren die Eltern, verschleppt als 16j. von irischen Seeräubern,
6 Jahre als Sklave in Irland- war die Vorgeschichte
Patricks, bevor ihm die Flucht gelang.. (Sankt Patrick)
Wegen einer Vision kehrte er jedoch zurück und dort das Christentum zu verbreiten..
Er lebte im 5. Jhd. mehr weiß man nicht von ihm, als daß er die irische Kirche
mit Klöstern füllte und Bistümer nach dem festländischen Beispiel gründete.
"Zieh fort aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus in das Land,
das ich dir zeigen werde" und
"Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert" -
waren Sprüche, die irische Mönche missionieren ließen.
(Der letzte Spruch ist so dolldreist wie dumm)
Columba war der erste große Missionar, dann kam Columbanus, um 543 in Leinster geboren,
er begab sich 590 von Irland ins Frankenreich.
In den Vogesen baute er sein erstes Kloster in den Ruinen einer Römerfestung.
Sein Schüler war Gallus, ebenfalls irischer Herkunft - dieser ging mit Columbanus an den Bodensee,
und ließ sich als Einsiedler nieder.
Ein örtlicher Heiligenkult entstand und auch das Kloster St. Gallen, das auf der Insel Reichenau
ebenfalls- dessen Gründer allerdings
ein Spanier gewesen sein soll: Pirmin.
Nach dem späten 9.Jhd übten irische Glaubensleute keinen Einfluß mehr aus auf den Festland-
die Benediktiner übernahmen..
200 Jahre später gab es nochmal eine "Schottenwelle" der Klöster, die ihre engen Verbindungen
zur Heimat aufrecht hielten.
Steinerne Bischofssitze wurden gebaut, der Zank zwischen irischen und anglonormannischen Geistlichen,
Zisterzienser und Augustiner wollten auch etwas
vom Kuchen..
..da gab es Maria die Katholische und deren Nachfolgerin Elisabeth I,
die aber zum Protestantismus hielt- ein Hickhack um des Kaisers Bart und um andere
Luftschlösser
oder geistliche Narrenschiffe- so "christlich", daß immer ein Messer im Sack bereit war.
Alteingesessene Kelten in Schottland wurden von irischen Kolonisten beglückt-
germanische Stämme vom Süden, die auf die britischen Insel zogen..
wie Irland, war sogar Wales von kleinen rivalisierenden Königreichen durchzogen.
Die Artus-Sage ist aus keltischen Quellen stammend.
Britannische Kelten brachten ihre Sprache freilich auch mit, als sie in die Bretagne einwanderten.
Aufstrebene englische und französische Monarchien vereinnahmten die keltische Sprache und Kultur,
parallel zum Verlust der keltischen Selbständigkeit.
***
Mein Gedanke nach solchen Zeilen wäre spontan ein anderer:
Vielleicht waren die heimgesuchten Völker zu freundlich zu den Einwanderern?
Vielleicht wäre es besser gewesen, denen den Zutritt zu verwehren?
Deshalb bin ich der Meinung, dass man das seltsame Wort "Leitkultur" durchaus im Auge behalten sollte!
20.
Die Recherche nach den Germanen,- wenn es diese als Stamm jemals gegeben haben sollte,-
ist vom "3.Reich" und seinem Diktator** grundlegend kontaminiert und
jahrzehntelang faktisch zum Tabu geworden.
Dabei ist jener Demagoge oder Diktator -nach den Deutungen der Germanen eher slawischstämmig, aus Österreich,
das starke römische- oder
romanische Einflüsse hat, einzustufen gewesen.
Selbst sein Äußeres hat mit den Germanen, die er so favorisierte, keine Ähnlichkeit.
Nur soweit mal vorweg.
**Diktatoren waren ALLE Herrscher -zu allen Zeiten.
Ich kümmere mich
-schon durch die "Gnade der späten Geburt"-
nur um die Fakten aus den Büchern,
die die Überlieferungen anderer Völker und durch die Archäologie entstehen konnten.
***
Man weiß, daß Germanen eine Einehe führten, höchstens der Fürst tanzte
-wohl aus stammestaktischen Gründen- manchmal aus der Reihe und hatte eine 2. Frau.
Man weiß, daß Germanen so wohnten, daß zum Nachbarn genug Platz war.
Man weiß, daß Germanenfrauen die gleichen Rechte hatten,
daß die Arbeitsteilung gut organisiert war, daß der Mann das Haus,
die zum Haus gehörige Hube und alle sehr schweren Arbeiten tat,
die Frau im Haus
die Kinder und alles was damit zusammenhing machte, ferne töpferte und fertigte sie Kleidung,
sorgte für Obst und Gemüseanbau, sammelte Früchte, kümmerte sich um Vorräte etc.
Der Mann hatte zwar das notfällige Recht sie zu züchtigen- man darf aber auch sagen,
daß sie die Partner zuvor aussuchen konnten und nicht zusammengefügt wurden,
wie das in anderen Kulturen war und in späteren bäuerlichen und adligen Kreisen war und wohl heute noch ist.
Es ging auch keiner "nebenaus" oder "fremd", - schon weil dieses die ganze Sippe
in Mißkredit gebracht hätte.
Germanen und ihre Frauen waren wehrhaft und traten gleichberechtigt und frei auf.
So stolz wie arbeitssam waren sie in der Gesellschaft geachtet und das Wort zählte
wie ein geschriebenes Gesetz.
Die Dörfer sollen angeblich Haufendörfer gewesen sein, ich denke eher, daß Straßendörfer
ebenso der Anfang waren- je nach geografischer
Gegebenheit oder..
nach der zeitlichen Abfolge der Einwanderung;
ich denke da an die Franken, die das Haufendorf mitgebracht haben könnten.
Kinder siedelten irgendwann neu- so entstanden neue Orte.
Man achtete darauf,
daß sich niemand ins Gehege kam oder zu nah auf die Pelle rückte.
Der Wald war noch weitestgehend in Ruhe gelassen, bis auf gelegentliche Jagden und sammeln
von Früchten, das mästen von Schweinen etc.
Die Häuser wurden als Flechtwerk mit Lehm ausgeführt, wo viel Wald war, herrschte die Blockbauweise.
Die Schilfdächer reichten bis zur Erde,
die Giebel standen frei, ein Herd war im Innern des Ein-
oder Zweiraumgebäudes die zentrale Stelle.
Licht kam von aufstellbaren Dachhutzen, später, als eine Holzdecke eingezogen wurde,
kamen höhere Seitenlängswände mit Fenstern und Klappläden auf.
Man saß auf Bänken, an die Wand gelehnt am Tisch- ggf. hatte der Hausherr
und die Hausfrau einen Stuhl, - mehr Platz war auch nicht da..
Unter der Decke hingen Schinken und Wurst, frische Brot aus dem Ofen, heiße Suppe
auf dem daran gebauten Herdteil, Nachtisch in Form von
Waldfrüchten oder Gartenobst-
na, ist das nichts?
Solange keine Angriffe kamen, von den angeblich so zivilisierten Völkern rundherum,
war alles bestens, Not herrschte keine,
weil die kluge Hausfrau und
ihr fleißiger Mann schon dafür sorgten,
daß im Erdkeller in der Nähe, wo auch die Webarbeit stattfand
(ein feuchter Raum, so ist die Wolle nicht so
sperrig und besser zu bearbeiten)
vorhanden war..
Man half sich selbstverständlich gegenseitig, wenn Hilfe nötig wurde - der Zusammenhalt in der Sippe,
die jeweils einen kleinen Ort bildete, war sehr gut.
Damals hat sich die letzte Verbindung vom Festland zu England aufgelöst, das Spiel der
ozeanischen Wellen brach über Norddeutschland herein und
wusch Inseln aus der einstig glatten Küstenlinie heraus.
(Es wird eine Landsenkung gewesen sein, die den Ärmelkanal schuf, zeitgleich ist auch die Doggerbank veschwunden aus der Nordsee- dann ging ein Teil des Golfstroms hier entlang, der eine heftige Klimaveränderung brachte - in ganz Europa)
Eigentlich war die Trennung zwischen England und dem Festland eine feine Sache,
hätte es damals keine Schiffe gegeben..
(Meine persönliche Einstellung oder Meinung)
Das Wetter wurde sehr viel feuchter, ein ganz enormer Wachstumsschub der Vegetation
muß nach diesem
enormen Natur - Ereignis stattgefunden haben -
also war diese Trennung auch für die Vegetation gut !
(der Golfstrom wärmte)
***
Es wird viel in den Büchern von Schnurkeramikern erzählt, die kriegerisch waren,
und von Bandkeramikern, die eher Bauern gewesen sein sollen- von "Indogermanen",
die man anhand von Sprachähnlichkeiten gefunden haben will, aber noch immer nicht sagen kann,
aus welchem Gebiet diese denn nun stammen..
..vielleicht die Nachkommen der Kelten, die man mit "Indogermanen" benennt?
Nun lese ich auch von "Indo-Europäern".
(Gemeint ist der jeweile Verbreitungsspielraum)
Unser Gebiet in Mitteldeutschland ist schon früh von allen möglichen Volksgruppen durchwandert worden,
manche sind geblieben- so sind die ursprünglichen
Spuren nicht so leicht - wenn nicht sogar nicht mehr - auszumachen.
(Vermutlich werden irgendwann einmal genetische Untersuchungen dazu gemacht)
In den Kriegstagen WKII hat die englische Propaganda von "Hunnen" gesprochen, wenn sie uns Deutsche diffamieren wollte-
was haben die gegen Hunnen? Sind die nicht zuvor in England eingewandert? Die sind mir sympathischer, aber das ist eben subjektiv.
Zurück:
Das Indogermanische soll bereits Fürwort und Zeitwort und ein Dualwort gehabt haben,
sowie 8 Fälle:
Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Vokativ, Ablativ,
Lokativ und den Instrumentalis-
aktiv, Passiv und eine Mittelform, das Präteritum und das Imperfektum, das Indikativ und Konjunktiv,
sogar das Optativ,
die Wunschform.
Ich persönlich habe mich lange und viel mit Sprache beschäftigt
und halte dieses als reine Annahme oder hineingelesene Wunschvorstellung.
(Zudem hat man diese weitere Grammatik schnell wieder vergessen - weil sie im Alltag nichts taugt)
Mir ist, als wäre die Mundart allein bestimmend für die Germanen gewesen und die mündliche Überlieferung -
nichts sonst oder mehr nicht.
Buchführung und Politik war nicht nötig,
man tauschte und merkte sich, was der Handelspartner schuldete.
Ich glaube auch nicht, daß zu viel Einflüsse in der Germanenzeit in die Orte dringen konnten,
außer durch den Handel mit benachbarten Dörfern.
Der Handel mit anderen Völkern
oder auch den Römern am Limes..
Das Germanentum auf die Indogermanen pauschal übertragen zu wollen, halte ich für arg gewagt,
genau wie die Aussage, daß die Germanen
hochgewachsen und hellhäutig und langschädelig,
blondhaarig und blauäugig gewesen sein sollen.
Blauäuig ist vermutlich nur der,
welcher den Demagogen glaubt, egal ob aus
der "1000j. Reich" oder heutigen Akademikern
der linken und grünen Zunft, die -spätestens nach 2015- die "Konservativen" unterhöhlt haben ;)
Nachbarvölker gab es viele, so viel wie Handel getrieben wurde, Überfälle und Landnahmen
wurden meistens von den "Eroberern" geschildert, die freilich
dabei nicht als Ganoven und Verbrecher
in die Analen eingingen, die anderen Leuten die Köpfe abschlagen ließen - die Geschichte
berichtet meistens
nur von diesen "Feldzügen", nie von den Opfern.
Mischvölker entstanden wohl auch daher, daß durch "Außenkontakte" mancher eingeheiratet hat.
Man sollte sich davor hüten, andere Völker als "wenig entwickelt" zu bezeichen,
wie das unsere Wissenschaftler so gerne in den Büchern tun- wer sagt,
was wirklich wichtig ist, wer sagt welches Volk glücklicher lebt?
Geld, Grammatik, Opernhäuser, Kriegswirtschaft, Forschung versus Zufriedenheit , Kleinkram
von Haus und Familie?
Wir haben zu wenig Kontrolle über die Forschung, Rüstung und Politik, es wird zu wenig kontrolliert,
was die da oben treiben- das war früher so, das ist noch heute so.
***
Tacitus meint, die Germanen seien ein "eigentümliches Volk, das nur sich selbst ähnlich" ist- gut so!
Ich bin mir sicher, daß sich die Germanen nicht als ein Volk gesehen haben, sondern nur in Sippen dachten.
Byzantiner bezeichneten die Germanen als Franken, Tacitus als Germanen:
"mox etiam a se ipsis invento nomine Germani vocaretur"
Das glaube ich nicht, hier irren alle: Es wird keine Germanen gegeben haben, das ist eine Pauschalplattitüde.
Erst die Gebrüder Grimm haben sich um die Sprache der Germanen oder der Deutschen Gedanken gemacht,
haben geforscht und aufgeschrieben.
Wir alle wissen, daß in Deutschland, ja sogar in Hessen so viele verschiedene Dialekte zu finden sind,
dass jeder Versuch eine allgemeingültige Regel
vorzufinden denkt, in die Irre geleitet wird.
So bleibt nur die schiere Erfindung der Grammatik, um eine gemeinsame Basis zu finden..
Deshalb erspare ich uns hier eine weitere Erläuterung der Grimm'chen Ausführungen.
*** Freilich lese ich auch das Buch der Gebrüder Grimm, "Deutsche Sagen", das anfänglich märchenhaft, dann aber fabulierend kommt- mit etlichen Seltsamkeiten, die den Überblick zum Thema ein wenig leichter machen. ***
Viele sind durch Naturkatastrophen vertrieben worden, mußten weiterwandern um
ein neues Zuhause zu finden, anderen flüchteten vor machtgierigen Despoten..
Keine Felle, sondern Kleidung aus Wolle hat man bei Ausgrabungen und Moorleichen gefunden.
Die Funde von Spinnwirteln und Gewichten und Webstühlen lassen auf Farbenvielfalt schließen,
ja eigentlich schon Trachten- wo offenbar nicht
nur die Zweckmäßigkeit der Hintergrund war.
Die Webstühle konnten mehrere Meter gewebten Stoffes aufnehmen, die mittels Kurbeln aufgewickelt wurden.
Wolle schützte damals wie heute- verfilzte aber noch mehr als heute, weil
"mercerisieren" noch nicht erfunden war.
Zwei Gürtel- einer in der Taille, der andere unter der Brust hielten der Frauen Gewand.
Die Lederschuhe waren bei Mann und Frau wohl recht gleich, sie sahen auf S/W Bildern
wie eine Mischung aus Mokkasin und Turnschuh aus.
Leinentuch war im Hausrat ein wichtiger Bestandteil.
Kurzgeschorene Haare galten als Knechtschaftszeichen.
Schmuckstücke dienten hauptsächlich zum Befestigen der Gewänder.
Bevorzugte Wohnlagen waren da, wo eine Quelle und guter Boden war- die "Verkehrsanbindung" war wohl Nebensache.
Wenn ich mir die Schemata der Dorf-Formen ansehe, das Straßendorf, das Reihendorf,
das Haufendorf und den Rundling, wird mir letzter
Form als Ur- und Ausgangsform doch am plausibelsten, vielleicht sogar noch vor dem Straßendorf: Straßen waren unsprünglich nur Trampelpfade!
(Breite Straßen gab es bekanntlich noch keine, weil es keine Kutschen und Karren gab, das kam später)
***N.B. Ich bin Fördermitglied bei Wikipedia und darf dorthin verlinken.
Die Ehe war noch kein lockeres Bündnis auf Zeit, kein Schindluder oder Ulk oder Laune,
sondern wichtigste Kette in der Gemeinschaft, der Sinn der ganzen Veranstaltung "Mensch"
mit dem Sinn der Fortpflanzung, d.h. Kinder zu haben - das muß ich in der heutigen Zeit
ein wenig verdeutlichen, weil das offenbar nur noch wenige Leute verstehen:
Eine Ehe ist kein Vertrag auf Zeit, sondern ein Lebensbündnis - wer das nicht will,
sollte nicht heiraten, sondern einfach zusammen leben, damit die Ehe nicht kontaminiert wird.
Mir ist klar, daß gerade steuerliche Gründe für eine Ehe stehen- man könnte jedoch, so man das wollen würde, endlich die lineare Besteuerung einführen, die JEDEN, auch Spitzenverdiener in gleicher Weise einbinden mag. So weit sind wir jedoch 2023 noch immer nicht kultiviert.. desgleichen gibt es für die Wähler kein Abwahlrecht - was ich für ein Sakrileg halte!
Es war die höchste Aufgabe des jungen Mannes, Macht und Ehre der Sippe zu mehren, die Familie zu schützen.
Die Pflicht der Frau war, ihm ebenbürdig zur Seite zu stehen.. (ohne "emanzipiert" werden zu müssen ;) )
Die Frau war Mutter, Köchin, Hauswirtschafterin, war für Vieh und Garten,
für die Kinder zuständig, meistens managte sie auch das Geld - ein Fulltime-Job.. (nebenbei noch Kräuterkundige,
wenn jemand krank war, Tageszeitung und Seelsorgerin)
Die Kinder sollen von Anfang an richtige Familienmitglieder gewesen sein,
deren Stolz und Mut und Tüchtigkeit zeitig gefördert wurde- man war stolz auf sie!
Sie wurden nicht verzärtlicht oder verhätschelt- sondern früh in die Wirklichkeit eingebunden.
Dazu gehörte auch die Übung mit Waffen, die in jedem Haus waren.
Die Alten hatten im Rat noch etwas zu sagen und wurden geachtet und gefragt: NUR mit den Wurzeln wächst eine Pflanze!
"Die Germanen waren starke Esser, schon zum Frühstück gab es reichhaltige Speisen"
Naja- sie haben wohl auch tüchtig arbeiten müssen und werden dabei kaum Fett angesetzt haben.
Die Speisen waren schon recht vielfältig, das Einpökeln war wohl auch schon erfunden,
die Römer sollen angeblich die Käsesorten eingeführt haben-
was mir wenig glaubwürdig scheint:
Aus Milch wird Butter und Quark, aus Quark Handkäse- was liegt also näher, als noch andere Sorten
auszuprobieren?
Evtl. hat man bei Ausgrabungen keinen Käse mehr finden können,
weil er zu lecker war und .. aufgefuttert wurde?
Honig und Kräuter würzten die Speisen trefflich, das kann jeder heute noch ausprobieren.
(Wir haben gut 12 Kräuter und div. Teekräuter im Garten)
Von Meth und Bier brauche ich nichts zu schreiben, das ist klar.
Der Hausrat war sehr übersichtlich, die Männer steuerten geschnitzte Geräte aller Art bei-
bis zum Regal, Bett und Tisch.
Auf diese Weise werden sich schon früh gewisse Begabungen für dies oder das gezeigt haben,
mit denen sich so mancher
spezialisiert und Tauschobjekte für andere Dinge geschaffen hatte.
Ich könnte mir denken, daß sich so mancher Alte auf seinem Altenteil mit Schnitz-
oder Schmiedearbeiten oder mit der Herstellung
von Wein oder Bier "einen Namen gemacht" hat..
..wozu selbstverständlich die Überlieferungen kamen, welche die Sippengeschichten
und Fabeln oder Märchen zu erzählen wußten und so weiter.
(Wir erinnern uns, dass keine schriftlichen Überlieferungen waren, so wurde der Geist durch eine bildhafte Erinnerung gestärkt)
***
Jeder Dorfgenosse hatte außer seiner Hufe auch das Recht auf Nutzung der Allmende, - Wald, Weide, Wasser.
Die Felddüngung war wohl noch unbekannt, die des Gartens aber geläufig.
(Vermutlich fehlte nur das Transportgerät für die Gülle?)
Die Sippe regelte alle Streitigkeiten unter sich, das Thing war ungeboten,
dh. es wurde nicht extra angekündigt, sondern fand bei Neumond oder Vollmond
statt.
Überhaupt zählten bei den Germanen nur die Nächte, nicht die Tage-
Deshalb sagt man landläufig:
Wir sehen uns in acht Tagen und meint eigentlich nach 7 Tagen..
Nur in Notfällen wurde das Thing extra einberufen.
Der Adel bildet sich erst sehr, sehr viel später heraus, wie die Unterteilung in Stände.
So etwas wie einen König fand man erst später - er war dann kein Herrscher,
sondern der Ausgeguckte aus dem Volk, weil es keine "Höherstehenden" gab -
"Germanen" waren gleichberechtigt.
Danach wurde das Rechtswesen und die Armee und wer weiß was sonst noch alles erfunden,
was unser Leben heute ausmacht.
Das Erbrecht war das der Sippe:
Er älteste Sohn führte den Hof weiter, wenn die Geschwister erwachsen waren,
bekamen sie ihren Teil des Erbes an
beweglichem Gut, der Hof jedoch bleibt unberührt zusammen.
(Sonst wäre ein Überleben nicht denkbar - wie sich später in der Geschichte zeigen sollte:
Die Christianisierung hat den Zerfall dieser Ordnung herbei geführt und letztlich die Sklaverei gebracht)
Zurück zu den angeblichen Germanen:
Die Witwe hatte ihren Einstand und die
Brautgeschenke weiter in ihrem privaten Eigentum.
Somit war ein "Erbrecht" nicht nötig.
Man kannte auch keine Trennung zwischen Bauern und Kriegern- jeder hatte für seine Waffe
und Ausrüstung selbst zu sorgen und übte beizeiten
deren Gebrauch:
Kein Kasernenhof-Geplärr, kein Gleichschritt, kein "Verteidigungsministerium", keine "Auslandseinsätze", sondern
schiere Selbstverteidigung und Schutz des Dorfes,
Beistand für befreundete oder verwandte
Sippen.
Die Jungen lernten bei Kampferprobten gleich im Dorf, ohne in die Fremde abrücken zu müssen.
Die Germanen waren wohl tüchtig genug, sonst wären sie später nicht in der röm. Armee
in hohe Befehlsstellen aufgerückt..
Die Treue zur Sippe war prägend, angeboren und brauchte keinen Vertrag, kein Schriftstück,
keinen Anwalt und kein Gericht.
Tacitus soll "scharf beobachtet" haben, war aber dennoch abhängig von der Macht seines Feldherren,
in dessen Auftrag er berichtete.. hätte er seine eigene Meinung einfließen lassen,
wäre er seinen "Job" bald los gewesen ! (vermutlich auch den Kopf)
Tacitus spricht von "Starrsinn, Rechthaberei, Verbissenheit im Würfelspiel,
wo sie nötigenfalls ihr Hab und Gut und Freiheit aufs Spiel setzen..
(Solche Leute gab es schon immer und in ALLEN Kulturen- es kommt immer darauf an,
wen man beobachtet- Leute auf der Kirmes oder solche im Diskounter..
übrigens kam das Würfelspiel erst wenige Jahrhunderte vor der Zeitenwende zu uns)
Das altdeutsche Wort "Gast" war klar und eindeutig, wie Germanen immer schon waren und es heute z.T.
auch noch sind- im Lateinischen und auch im Englischen
heißt das "Host" oder "hostis",
was aber ganz genau betrachtet auch "Fremdling, Kriegsfeind oder Feind" bedeutet- was denn nun,
gehts nicht ein wenig genauer?
Der Gast war den Germanen heilig, sie hielten sehr viel auf hundertprozentige Wahrnehmung
der Umsorgung von Gästen, das Gastrecht war heilig-
schlicht wie sie waren und herzlich wie sie sein konnten.
Man gab alles was man hatte, der Gast war sofort in der Gruppe aufgenommen - und erst,
wenn die Vorräte aufgebraucht waren, bat man den Nachbarn zu
übernehmen,
wenn das nötig werden sollte.
Freundliches Willkommen, Trank, Kost, Wärme, Kleider, Handtuch und Wasser war der Brauch:
Geh beizeiten, als Gast nicht weile immer an einem Ort; der Liebe wird lästig,
der allzulang an fremdem Feuer sich wärmt..
Der Vaterlands-Begriff war gänzlich unbekannt!
Folglich auch kein Patriotismus.
Die trennenden geologischen , geographischen und biologischen Schranken der dichten Wälder und Flüsse und Höhen,
die gerne als natürliche Grenzen gesehen wurden,
ließ die anderen Stämme argwöhnisch beäugen,
zuweilen auch offen Streitigkeiten ausfechten - erst als es gehen die Römer ging, hielt man zusammen,
viel zu spät und so
wurden sie von deren geübter Ränke ausgetrickst und überlistet, gegeneinander ausgespielt, indem die Freiheit gelassen wurde, wenn nur der Sippenchef mit den Römern kooperierte, zum Vasallen wurde.
Irgendwann waren die Ränke so gestrickt, daß die "Germanen"
sogar Römer gegen heimische Feinde rufen ließ, so die Chronik.
Eine Schutzmacht oder eine Zecke, das ist hier die Frage.
Schon damals
fehlt der direkte Zusammenhalt der späteren Deutschen -
nicht nur heute, wo es wieder einmal bitter nötig geworden ist.
Früher waren es die Römer oder Hunnen, heute Muslime und Osteuropäer, die eindeutig infiltrieren
und letztlich einen "Gottesstaat" wollen, mit welchem sie die Gastvölker auszurotten gedenken.
(Wer das nicht glaubt, sollte die Scharia lesen oder zumindest überfliegen: Diese Hetz-Schrift gehört vom Verfassungsschutz durchforstet und verboten.)
***
Ansonsten kümmerte man sich um die eigene Scholle, die Sippe, die Familie- was heute
wieder deutlich stärker in den Fokus gerückt werden sollte..
Man hatte irgendwann Überschuss in der Bevölkerung, besonders an jungen Männern,
die sich in der römischen Armee verdingt haben, die
bald ganze Teile der Römischen Legion stellten
- manchmal sogar mit römisierten Namen.
Eiserner Wille und Durchhaltevermögen, Ruhe und Kraft hielten die Südländer für Gefühlsarmut
und Stumpfheit - so wurden die Germanen gründlich verschätzt.
Die harte Selbstdisziplin entlud sich in Saufgelagen- wie heute auch..
Damals wie heute waren Germanen (zu sehr) gegenüber allem Fremden aufgeschlossen,
was kulturell einiges brachte, aber immer und immer wieder ausgenutzt wurde,
wie Gutmütigkeit immer auch als Dummheit eingestuft werden wird..
Nach germanischer Auffassung war der Mensch frei und nicht Opfer oder Sklave.
Nach germanischer Auffassung war die höchste Macht unsichtbar, unfaßbar, allgewaltig,
aus dem Urgrund stammend- vor dem Werden der Welt,
vor den Göttern vorhanden, -
davon durfte man sich kein Bild machen, nicht in Mauern einsperren und huldigen,
sondern im Feld, im Wald opfern und gedenken und anbeten.
(So gesehen sind die großen Weltreligion allesamt "heidnisch", sehr viel mehr als die alte Germanenkultur -
welche aus der Sicht der Infiltranten eigentlich
als "Aberglaube" oder "Gottlosigkeit" angesehen werden sollte:
Die Christen, Muslime und Juden achten die Bibel nicht: "ihr sollt euch keine Altäre aus behauenen Steinen und keine Bildnisse machen!"
Der "Weltbaum" ist das Sinnbild für das germanische Haus, das man in früher Zeit
gerne um einen lebendigen Baum herum baute, der als Stütze diente -
nahe an einer Quelle.
Ovale Flechthäuser mit Schilfdach, das mit zwei schön geflochtenen Kränzen gehalten
und mit einer Art Schiebetür verschlossen wurde, waren auf röm. Münzen
abgebildet.
Diese Häuser konnte man geschwind woanders wieder aufbauen, wenn z.B. Hirten ihr Weidegründe ändern mußten.
Ich lese, daß die Germanen Städte gehasst haben sollen,
weil sie immer in direkter Natur leben wollten -mir geht es nicht anders.
"Von oben kommt der allgewalt'ge hehre Herrscher zum höchsten Gericht"
(nein, das ist nicht christlich, sondern viel älter)
Bäume werden so zu beseelten Wesen, Moore und nebelumschlungene Wälder zu mystischen Orten mit Elfen
und Feen, Zwerge wohnten in Höhlen und Felsen,
Wassernymphen in den Quellen..
Das kann man heute noch als Wanderer im Westerwald und Taunus spüren:
Manche Orte strahlen eine Heiligkeit aus!
(Auch dann, wenn uns der Ort nicht
als historische Stätte bekannt ist, spüren wir als Lust*-Wanderer das deutlich)
*keine Kilometer-Fresser!
Das war auch der Grund, warum man Kirchen bevorzugt auf alten Kultstätten überbaute.
Einmal im Jahr gedachte man den Toten und lud sie zu einem gemeinsamen Opfer zu sich ein-
zu einem richtigen Gastmahl um Dank zu sagen für ihr
wohlwollendes Wirken.
Ähnliches ist in "Allerseelen" zu sehen:
Könnte das ein "überbauter" alter Kult-Tag sein?
"Besitz stirbt, Sippen sterben, du selbst stirbst wie sie; eins weiß ich, das ewig lebt:
des Toten Tatenruhm."
Tacitus: "Im übrigen entspricht es nicht ihrer Anschauung von der Hoheit der himmlischen Mächte
die Götter in Wände einzuschließen oder sie
irgendwie menschenähnlich nachzubilden.
Sie weihen Haine und Wälder und benennen sie mit den Götternamen jedes Geheimnisvolle,
das man nur in frommer Andacht schaut.."
Die Germanen fühlten sich als im Wald den Göttern näher- sie hatten auch keine Priester,
keine Druiden oder Geheimlehre nötig !
Gottnah sah man Frauen, denen etwas Heiliges, Seherisches innewohnte..
Die Luren waren Blasinstrumente aus Blech, die einen kühnen Schwung mit getriebenen
oder gepunzten Ornamenten und einen flachen Schalltrichter,
einen edlen, weichen Klang gaben die 1,5-2mtr großen Instrumente -
nicht zum Kriegsruf gedacht, sondern eher zu kultischen Zwecken gemacht.
Als gut erhaltene Moorfunde belegt und sogar nachgebaut..
***
Aus dem 10.Jhd stammen folgende zwei Überlieferungen:
"Eiris sazun idisi, sazun hera duoder.
suma hapt heptidun, suma heri lezidun,
suma clubodun umbi cuoniouuidi:
insprinc haptbandun, invar vigadun!"
Einst saßen die Idise, saßen nieder hier und dort.
Die hefteten Hafte, die hemmten das Heer,
die entflochten Glieder die Fesseln:
"Entspring den Banden, entfleuch den Feinden!")
Phol ende Uudan vuorun zi holza.
du uuart demo Balderes volon sin vuoz birenkit.
thu biguolen Sinthgunt, Sunna era suister,
thu biguolen Uuodan, so he uuola conda:
Soso benrenki, sose bluotrenki,
sose lidirenki:
ben zi bena, bluot zi bluoda,
lid zi geliden, sose gelimida sin!
(Phol und Wodan fuhren zu Walde.
Da ward dem Fohlen Balders sein Fuß verrenkt.
Da besprachen ihn Sindgunt und Sunna, ihre Schwester,
da besprachen ihn Frija und Volla, ihre Schwester,
da besprach ihn Wodan, wie er's wohl verstand:
So Beinverrenkung wie Blutverrenkung wie Gliedverrenkung:
"Bein zu Beine, Blut zu Blute, Glied zu Gliedern, als wenn sie geleimet wären.")
***
Ein fester wuchtiger Gang, das Vorherrschen von konsonantischen Lauten, ein rauher,
stoßender Klang nennt es er Sprachforscher..
Was werden die alten Germanen gegessen haben in ihren Holzhäusern?
Als Hobbykoch und Heimatinteressierter kamen mir freilich so manche Gedanken dazu:
Meth und Bier ist klar- "Cervesia" sagten erst die sehr viel später auftauchenden Römer dazu.
Die "Sauer Brüh" (in meiner Rezeptsammlung zu finden), Graupensuppe, Haferbreie
- süß und sauer - geröstete Brotscheiben, Schinken,
Dörrfleisch, Hühnersuppe,
Eierspeisen, Kaltschalen - Nachtisch, Konfitüren, Sirup und Fruchtbreie, Pflaumen-Apfel-Birnenmus, Braten,
Wurst, Sülze (die wurde garantiert früh entdeckt), div. Brotsorten, Fladen- oder Omletts,
Salate und Gemüse, Dörrobst, eingelegtes Gemüse, Lagergemüse,
getrocknete Hülsenfrüchte,
frische Hülsenfrüchte, wie Erbsen, Linsen, Bohnen,
(die auch getrocknet schon bekannt gewesen sein dürften)
die ein ganz wichtiger Eiweißträger sind,
Zwiebeln, Knoblauch?,
Suppen aus Gemüse und Getreide,
vermutlich sogar schon nudelähnliche Suppeneinlagen wie Gießnockerl oder Spätzle, Klöße,
Käuterquark, Butter, Käse, Milch, Trockenfleisch, Pökelfleisch,
Saucen und Fonds,
Gulasch oder Fleischstücke, Fisch - eingelegt, frisch oder geräuchert- sind schon mal eine Auswahl, mit der man leben kann- oder?
(Teigtaschen mit Fleischfüllung -damit Gott den Fleischgenuss nicht sehen kann- hatten diese Leute wohl
nicht nötig!)
Naturnäher lebten sie allemal- oder um es mit Dieter Busse mit seinem neuen Lied
"nur zu Gast auf dieser Welt!" zu formulieren,
dem ich nichts mehr zuzufügen habe..
***
Prachtvoller Goldschmuck, perfekte Gegenstände aus Bronze und aus Glas, z.B. das blaue Glas,
das für die Kelten typisch werden sollte,
passen eigentlich nicht zu einem Reitervolk, für das man sie hält.
Dennoch waren sie auch dadurch der ansässigen Bevölkerung wohl weit überlegen, wie die Chronisten meinen.
Sie übernahmen die Herrschaft oder vermischten sich mit der dünnen Bevölkerung,
bauten Straßen, die für Wagentransporte geeignet waren-
nun wissen wir auch, warum die Römer so schnell mit ihrem Straßenbau voran gekommen sind-
die keltischen Wege wurden überbaut.. !
Das seit der Jungsteinzeit vorhandene Handelsnetz wurde von den Kelten übernommen -
praktischer Weise fanden sie auch gleich Ackerbau als hilfreiche
Infrastruktur vor,
so wird das eher gewesen sein, wie ich vermute.
Einige griechische Überlieferungen sprechen von keltischen Städten,
so daß man heute die keltische Besiedlung nochmal um ein paar hundert Jahre
zurück verschiebt
- bis 750 v.Chr. bis 1000 v.Chr.
Das Zentrum war am Mittelrhein, Ableger in Österreich und in der Schweiz, später Frankreich,
Spanien und Portugal- Vieh, Pferde und Gold waren Besitztümer,
sie sie leicht mitnehmen und vor Ort tauschen konnten.
Dieses Verhalten würde sie, so Polybios, mit den russischen Reitervölkern verbinden.
Im ausgehenden 19.Jhd hat sich einer die Genehmigung erteilen lassen, Grabhügel zu untersuchen
in sieben Jahren zwei Hügel die Woche, zusammen 1000 Stück,
in denen angeblich nie Gold und Silber gewesen sein soll..
(was eigentlich nicht zu den Bestattungssitten des 1. vorchristlichen Jahrtausends paßt - aber es war wie immer; gierige Adlige haben graben lassen, die Sorte, die niemals satt wird und wenn es durch Grabschändungen ist)
Vermeintliche Ackerstrukturen mit Wällen entpuppten sich als Tagebaue,
viele heute noch zu sehenden Geländestrukturen,
die wie ca 4mtr tiefe
Einkerbungen in Talform aussehen,
werden wohl dem Tagebau von Erzen aller Art zuzuordnen sein. Gerade im Wald..
Die Kelten waren für ihr Gold aus Flüssen bekannt- das damals -oder zuvor-
noch nie ausgebeutet worden war
und deshalb wohl noch in gehäufterer Form im Sand
zu finden gewesen sein muß-
aber auch für ihre metallurgischen Kenntnisse in Bronze und besonders in Eisen, das viel Holz verschlang.
Heutige Umweltschützer und Forscher wären bestimmt entsetzt, wie man mit den Resourcen gewütet hat.
Die Römer berichteten von Grundwasserabsenkungen durch Goldschürfarbeiten und
von giftigen Dämpfen und Stäuben bei der Verhüttung, von den
Gefahren durch Quecksilber..
Da ist noch die Geschichte vom Regenbogengold, das dort zu finden war, wo der Regenbogen
die Erde berührte und kleine goldene Schüsselchen mit abstrakten Motiven zeigte-
so prägten die Kelten Münzen..
noch im 18.Jhd. glaubte man an die "Heilkraft" dieser kleinen goldenen Schüsselchen,
gegen Fieber und Geburtsschmerzen..
In Südbayern hat man ein dutzend Goldfunde dieser Art gemacht.
Interessant finde ich den Hinweis, daß ein Unkraut, das auf Trockenböden gedeiht,
eine wichtige Nahrungsquelle wurde!
Der Weiße Gänsefuß - dieses wurde angebaut um aus seinem gemahlenen Samen Brot zu backen,
während die grüne Pflanze
als Gemüse gebraucht wurde.
Jung gegessen ein guter Spinatersatz, so wird erzählt.
Die Samen sollen nussig schmecken..
(Chenopodium album)
Die Kelten sollen schon Imker gewesen sein, schon weil das Wachs der Bienenstöcke
zum Ausschmelzen bei Gussprodukten diente.
(Das Gußstück wurde erst in Wachs modelliert, dann mit Lehm ummantelt,
beim Brennen der Lehmform floß das Wachs heraus, dann kam
flüssiges Eisen hinein.
Ergo muß zu der Keltenzeit die Bienenzucht bekannt und üblich gewesen sein - später hat man diese Dinge vergessen und.. Hungersnöte kamen.
***
Ab dem 2.Jhd vor Chr. wurde eine "Gigantomanie" im Städtebau der Kelten sichtbar,
die im nördlichen Voralpenraum gewesen sein soll.
Mit richtigen Stadtteilen, in denen jeweils bestimmte Handwerke angesiedelt waren. 380 Hektar
groß soll dieses Gebilde gewesen sein.
Eine 7km lange Mauer, der "Gallischen Mauer", die Julius Cäsar berichtete, mit ein stabiles,
von Nägeln zusammengehaltenes Balkengerüst,
das mit Steinen und Erde ausgefüllt
und mit behauenen Kalksteinen verkleidet war.
Wissenschaftler haben errechnet, daß über 11.000 Festmeter Holz,
7000 m3 Kalkstein für die Verkleidung
und ca 200.000 m3 Steine und Erde nötig waren, um die Mauer zu bauen.
Alleine zwei Tonnen an Eisennägel werden
vermutet!
Der Keltenadel der Krieger hatte riesige Besitztümer angehäuft, wie heute unsere Aktionäre,
die ihr hohes Einkommen anlegten, Luxus wurde gekauft,
sogar Amphoren aus dem Süden Italiens hat man gefunden.
Zu Cäsars Taktik gehörte das Hinführen der Barbaren zum römischen Lebensstil,
zum Luxus- bei einigen Stämmen klappte das nicht, bei vielen jedoch schon- und
schon hatte
er den Fuß in der Tür der germanischen Einigkeit.
Damals wie heute war es das Ziel der Investoren oder Mächtigen, den Sog von Konsum und Luxus zu schüren.
So wurde alles im Sinne Roms gebeugt, damit der Warenstrom nicht abriss..
..um den ganzen Konsum-Quatsch zu finanzieren, fälschten die Kelten
wohl bald ihre eigenen und wohl auch andere Münzen,
die immer weniger Gold oder
Silber enthielten..
diese Zerrüttungspraktiken zeigten bald Wirkung und die Invasion konnte beginnen!
Als dann im 1.Jhd vor Chr. die römischen Soldaten kamen, waren die großen Oppida schon verlassen -
zumal sich von Norden her schon die Germanen näherten..
Evtl. waren auch noch Seuchen da, die durch die große Zusammenrottung von Menschen reiche Beute fanden?
Die Bewohner zerstreuten sich in ländliche Räume, so wird zumindest vermutet.
***
Vor 5000 Jahren kannten Metallspezialisten im Vorderen Orien und Kleinasien die Geheimnisse,
daß Blei die Edelmetalle Gold und Silber in sich
aufnimmt..
Als schnelles Prüfverfahren nutzen Kaufleute den Probierstein aus schwarzem, feinkörnigen Sand,
auf dem mit dem zu prüfenden Gold ein Strich gemacht wurde.
Nun wurde mit einem Teststück verglichen.
Goldschmiede machen das heute noch in ähnlicher Weise.
Mit Quecksilber (Mercurium) umgehen konnten die alten Völker schon, wie Plinius schreibt.
Wer weiß schon, daß ein Gramm Gold einen bis zu 2km langen Draht ergeben kann
oder ein Würfel aus Gold von 1cm Kantenlänge ein
Blech von 7,9 m2 bringen kann?
Damit vermochten die Kelten schon umzugehen, sie plattierten ganze Wände und Gefäße bis zu Dächern.
Vor 2300 Jahren hat man schon Goldkronen und Zahnbrücken gemacht!
Goldwaschen in späteren Jahren bedeutete, daß das Gold bei der fürstl. Rentkammer
gegen eine bestimmte Belohnung abgegeben werden mußte.
Im 17.Jhd befahl Herzog Maximilian allen Leuten, die keine Beschäftigung hatten
- dem Gold nachzuspüren, vermutlich kaum aus Selbstlosigkeit
des Herzogs heraus motiviert.
Den feinen Sand aber durften die Goldschürfer frei verkaufen- wow!
In der guten alten Zeit durften die Leute 16 Stunden am Tag arbeiten, auch Jugendliche!
Erst in der 2. Hälfte des 19.Jhds kam man auf einen 12 Stunden-Tag,
obwohl sich die Produktionsleistung verzehnfacht hatte..
Die Überlieferungen von römischen Goldminen in Spanien sind nicht schön,
wurden Arbeiter verschüttet, erschlug man die Schwerverletzten kurzerhand-
irgendwann war der Wagen voll
und wurde aus der Mine gefahren.
Jeder Blick zur Seite wurde bei der Arbeit mit der Peitsche bestraft.
Ständig seien neue Sklaven angeliefert worden- Cäsars ruhmvollte Eroberungen kosteten viel Gold !
Kelten gewannen Gold mit Hilfe von Flechtwerk in den Uferböschungen,
das vor dem Hochwasser befestigt wurde- danach fand sich viel Sand darin, das
man aussieben konnte.
Die Schädel der Leute, die Gold mitnahmen oder etwas verraten haben,
sind auf Pfähle gesteckt worden- zur Abschreckung.
Keltische Priester kannten sich in Metallurgie aus, im kultischen, naturwissenschaftlichen,
astronomischen, juristische Bereich und in der Staatsführung.
Diese Druiden hatten das ganze Bestimmen- und die Allmacht, ihre Mitmenschen betrachteten sie wohl als Sklaven.
Unterdessen begann der Stadthalter Neros 61 n.Chr. die Druidenzentren zu vernichten.
Der Römer und Geschichtsschreiber Tacitus, dem wir schon so oft
auf meinen Seiten begegnet sind,
liefert ein plastisches Bild:
Er berichtet von Druidinnen -richtig gelesen- mit Fackeln, die der römischen Streitmacht
entgegentraten und von verzweifelten Druiden, die ihre Hände gegen
den Himmel erhoben
und Fluchformeln ausriefen.. man zerstörte sie mitsamt ihren heiligen Hainen.
***
Die römischen Feldherren und Kaiser haben immer schon intrigiert, hintertrieben, hochgelobt,
Ränke gespielt, fallen lassen, Pakte geschlossen, überfallen und geplündert- oder schlicht Beute gemacht-
Julius Cäsar hat bestimmt
einen Titel für Völkermord und Prunksucht verdient,
gäbe es einen solchen.
Ein Pleitegeier der allerersten Güte und hochmütigster Gottkaiser,
der erstmalig auf einer Münze sein eigenes Konterfei abbilden ließ.
Er war bekannt für das Austricksen von Völkern gegeneinander, er hob erbarmungslos jede Schwäche
und jede Freundschaft für sich aus, um dann präzise und konzertiert von allen Seiten zu überrennen.
(heute würde man sagen, er hat die Völker zusammen geführt und ihm den Friedensnobellpreis geben - wie allen Despoten, die sich gesprächsbereit zeigen)
So ging es auch den Kelten, die unser Gebiet (Hessen) besiedelten- aber erst ab 500 v.Chr.,
wo man von Kelten statt von Protokelten sprechen konnte.
(Dieser Zeitraum könnte auch mit der Einführung des so beschimpften Würfelspiels zusammen hängen - Parallelen im Unterhaltungsbereich findet man heute als Smartphones, die genau so verächtlich genannt werden, wie damals das "lasterhafte" Würfelspiel)
Davor gab es aber schon eine sehr viel ältere und sehr viel längere Besiedlunggeschichte,
die Jahrzehntausende vor den Kelten und Römern bereits existent war.
Wie auch immer-
nach der Vertreibung oder Auslöschung der Kelten durch die Römer (Völkermord) kamen
diese als irische Mönche zurück - mit dem Mäntelchen der
christlichen Religion,
die inzwischen von den Römern zur Staatsregion erhoben wurde -
so konnten sie ruhig infiltrieren um den "Aberglauben" der "Heiden" zu bekämpfen... (wie ein Trojaner im Betriebssystem)
..heute schon wieder- wird mittem im Gastvolk der "Ungläubige" bekämpft, wieder der Zankapfel und Sprengstoff "Religion".
Zusammenfassend und mit der Religion abschließend möchte ich sagen, daß etwas,
was nicht zweifelsfrei beweisbar ist,
Scharlatanie genannt werden darf-
und dazu zählen sämtliche bisher
in der Menschheitsgeschichte aufgetretenen Priester und Prediger, Bischöfe und Popen etc.
Die Druiden der Kelten waren universell ausgebildet,
nicht nur als Religions/Kultführer,
sondern auch Astronomen und Metallurgen, Heiler, Politiker und Richter,
also nicht nur einseitig auf ihren "Glauben" allein ausgerichtet,
sie haben also sehr viel mehr lernen müssen als das
die heutigen Prediger,
die eigentlich ihr Studium nur brauchen, um Einfältige an der Nase herum führen zu können,
durch gewitzte Rhetorik und demagogische Reden mit etwas Bremborium !
Das zeigt sich auch schon darin, daß Priester und Pfarrer oder Druiden
sich in "Schlachten" gezeigt haben, die Leute sogar aufstachelten.. (Gott mit uns, so wahr uns Gott helfe, für Gott und Vaterland)
bis zum heutigen Tag, wo die Mächtigen wieder "von den Menschen" zu reden beginnen,
als ob sie Götter wären !
(Achtet mal auf die jüngsten Äußerungen von Politikern und Pfarrern)
***
Die Geschichte der heimischen Region, die von Westerwald und Taunus ist mir
auf meinen Seiten wichtig- leider kann auf Umschweife nicht verzichtet werden,
will man die Zusammenhänge ein wenig
anleuchten, nicht mal ganz ausleuchten oder ausforschen,
was wohl in einem Menschenleben kaum möglich wäre, selbst wenn Tag und Nacht
in den Büchern gestöbert und notiert werden könnte und würde..
***
Die Ortschroniken sind ein sehr interessanter Pool von wissenswerten Dingen
über unsere Urväter, wie sie lebten und dachten, über die Urmütter,
wie sie das Haus walteten und lenkten.
Wie aus den Geschichtsseiten klar wurde, ist erst um den 30j. Krieg herum,
eher noch danach, eine nennenswerte schriftliche Hinterlassenschaft
in den Geschichtsschreibungen vorhanden- davor war eher
Schweigen im Wald,
da kaum jemand lesen UND schreiben konnte.
Das 17. Jahrhundert läßt uns schon tiefer blicken, das 18. Jahrhundert noch mehr -
archaische Geschichten kennt auch der Anfang des
20. Jahrhunderts noch genug, die Kaiserzeit
und die folgenden Irritationen sind schon deutlicher bekannt- zumindest die offiziellen Dinge,
die kleinen Schicksale der kleinen Leute eher nicht, die blieben im Dunkel der Geschichte.
***
Auf einer größeren Lichtung nach Südosten einer leichten langezogenen Anhöhe,
von der sich ein kleiner Bach zum Weiltal seinen Weg sucht, liegen ein paar Häuser verstreut.
Die Häuser sind aus kräftigem Reisig und Ästen gebaut, mit Lehm ausgeschmiert und abgedichtet,
gut mit Stroh abgedeckt, das tief in die relativ niedrige Seitenwand reicht.
Der Hof ist nicht gepflastert, sondern nur mit Wegen versehen, die aus Feldsteinen gelegt wurden -
sie führen zum Bach und zum Brunnen,
zum Hausgarten und zur Erdscheune, die gut eingegraben ist
und
die so den Lager-Keller und einen Raum zum Wolleweben hat.
Die anderen Häuser stehen in respektvollem Abstand zueinander- hier wohnen Germanen,
fernab von allem- im Hintertaunus, wo auch kein Reisender vorbei kommt,
der den Zügen der Flüsse folgt oder
mit dem Boot oder Floß darauf fährt.
(Dazu war auch die Weil viel zu flach)
Viele Wege gingen auf den Höhen, weil die Auen zu undurchdringlich und oft überschwemmt waren.
Hier hat noch niemand etwas von "Schule" gehört, niemand kennt Rom oder "Religion",
keiner ahnt etwas von einem "Herrscher"; der erwählte Älteste des Dorfes
richtet nach uralten Gesetzen,
die jeder kennt.
Die weiten Wiesen braucht man für die Schafe, mancher hat eine Ziege, Kuh und Schwein
(letztere werden eher selten genannt) - der Hund hilft beim Bewachen der Herde gegen Wölfe und Bären.
Jedes Haus hat eine Hube, ein Stück Acker und Grundstück zugeteilt bekommen,
das ganz gerecht verteilt wurde.
Die Wiesen und Waldstücke um die Gemeinschaft herum sind allen gehörig und werden
von allen genutzt - Naturschutz ist noch unbekannt, aber jeder achtet darauf,
daß die Natur erhalten bleibt-
die Natur ist heilig, in den Hainen wohnen die Götter, die zu bestimmten Festen ein paar Gaben erhielten.
Die Hube hatte ein Feld, dieses wurde mit Getreide oder mit Hackfrucht bebaut oder
lag brach bis zum nächsten Jahr.
Der Winter und die ertraglose Zeit war lang, so ging Ain mit dem Speer und dem Bogen in den Wald,
kontrollierte die Fallen,
damit Hela und die Kinder genug Fleisch bekamen -
die Haustiere waren nicht so viele, damit
mußte man immer sehr sparsam sein:
sie waren gewissermaßen das Geld, Münzen hat hier noch keiner gesehen..
(Wie das Wort "pecunia" (lat.) für Geld aus dem Wort "pecus" für Vieh kommt)
Der Wald versorgte alle mit Brennmaterial, das zu besorgen war eine harte Arbeit,
zusammen mit dem Feld allemal genug für einen Mann.
Wer ein Elternteil im Haus hatte, mußte dieses mitversorgen- die alten Männer
schnitzten Haushaltsgegenstände und zimmerten die spärlichen Möbel, reparierten Gegenstände -
die alten Frauen kümmerten sich
um das Kochen
und sammeln von Kräutern, deren sie kundig waren -
nicht nur zum Kochen, sondern auch zur Heilung div. Krankheiten!
Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen, das zu gewissen Zeiten gesammelt und aufgearbeitet wurde.
Aus den Keulen geschlachteter Tiere wurden Schinken, die im Rauch über dem dem Herd hingen,
dort am Haken, bei den groben Würsten.
Erbsen, Linsen, Bohnen wurden getrocknet, Kohl und Hackfrüchte wurden im kühlen Keller eingelagert.
(Gemüse- und Obstsorten kamen relativ spät durch Zugereiste)
Heu kam in eine kleine Scheune, die weiter ab stand- es entzündete sich leicht selbst -
nach der Ernte mußte man immer auf der Hut sein, wenn das Heu nicht richtig trocken wurde.
Hier war auch der Stall für das Vieh, mit größerer Tür,
damit notfalls alle Tiere schnell heraus konnten.
Dahinter ein Misthaufen- der zur Düngung wichtig war.
(Ich denke wohl, daß die Düngung -zumindest des Hausgartens- wohl bekannt gewesen sein muß)
Wirtschaftlich hatte die Familie ein gutes Auskommen, solange alle anpackten-
die Kinder hatten mitzuhelfen und lernten dabei, was für das Leben wichtig ist.
Spielen und lernen war eine Einheit, toben und auch sich zu verteidigen gehörte dazu-
Mann und Frau wußten sich zu wehren, schließlich war jeder gleichberechtigt!
Der Umgang mit dem Speer und dem Messer war täglich geübt - von jedem im Dorf -
wo alle zusammenhielten, wenn der Ruf erschallte.
Beeren und Pilze wurden gesammelt, getrocknet oder frisch verzehrt,
Bucheckern und Haselnüsse aufgelesen,
aus vielen Wildkräutern wurde Salat gemacht-
wer mal einen jungen Löwenzahn - oder Bärlauch oder Brenn-Nessel - Salat gegessen hat,
mag auf diesen feinen Geschmack nicht mehr verzichten.
Gesäuerte Milch war die Tunke dazu, ein wenig derbes Fladenbrot
und eine Scheibe Schinken- ein gutes Essen.
Andern Tags gab es Getreide-Gemüse-Brei mit ein wenig Fleischsud, auch lecker.
(Hessische Gersten- oder Graupensuppe ist eine Abart davon)
Das Essen gab Kraft und hielt lange vor, damit der Hunger nicht gleich wieder kam-
so hat man schon morgens gut und massiv gegessen.
Die Tochter kommt mit einem Eimerchen Milch von der Ziege, wovon Mutter Quark und
einen derben Käse machen will, der sogar lagerfähig ist,
weil er mit Holzasche und Kräuter eingerieben wird.
Der Sohn hat große Ballen Wolle gebracht, die Vater gerade geschoren hat-
am Abend werden alle spinnen und den Geschichten der Alten lauschen,-
das Talglicht leuchtet, nach dem
Honigwein auch bald die Augen der Anwesenden..
Opa hat wieder seinen Meth kreisen lassen - ein gesundes Zeug,
das seine Wirkung unbarmherzig entfaltet und alle müde auf ihr Lager sinken lassen wird.
Zuweilen hat er diesen Trunk mit Beerenobst vergoren oder mit Gerste.
Viel ist in dem einzigen Raum in den länglichen Haus nicht zu sehen- ein Backofen
und Herd- zusammen in einer Einheit vermauert.
Es ist schon ein neueres Haus, mit einer Zwischendecke aus Holz-
deshalb sind an den Seitenwänden Fenster mit Klappläden.
An der Wand steht die Sitzbank und davor der große Tisch,
der zuweilen auch für Arbeiten gebraucht wird- ein einfacher Stuhl und ein noch einfacherer Hocker dabei, mit 3 Beinen, weil die Böden noch nicht so eben waren.
Eine Ablage für das Geschirr, manchmal eine einfache Wiege, an einer Wand hingen
ein paar Töpfe und gebranntes Geschirr.
Gegessen wurde mit einem Holzlöffel und dem Messer, das jeder immer bei sich hatte.
Vater ist noch ganz stolz, daß er die beiden Flechtkränze,
die das Strohdach in der unteren Hälfte festigt, nach den Wünschen seiner Frau so gut hinbekommen hat-
so schaut das Haus gleich viel besser aus.
Man sagt, das Windauge am Hausgiebel wäre der Abzug der Feuerstelle gewesen.
Eine Familie wird danach beurteilt, wie sie ihre Sachen zusammen hielt.
Eine Frau im Haus macht sowieso alles erst so richtig gemütlich- damals wie heute.
Der Hausgarten wurde von ihr top in Schuß gehalten, diese Anlage war
immer der Garant für schmackhafte Essen und recht ertragreich-
gedüngt wurde dieser im Herbst mit dem Stallaushub,
der auf dem Misthaufen hinter der kleinen Scheune vor sich hin modderte,
vermutlich war das auch der Abort.
Im Herbst wurde viel Dörr-Obst gemacht, das auf Schnüren aufgezogen wurde-
ein guter Grundstock für viele Rezepte und zum Naschen-
Pflaumen z.B. sind ausgesprochen lecker und wirken zuweilen sogar als Heilmittel: Bei Verstopfung.
Eintöpfe werden wohl die häufigste Mahlzeit gewesen sein, tausendfach zu variieren,
sie wärmen wunderbar und machen rundum zufrieden- damals wie heute.
Druiden gab es nicht, wohl auch keine Schamanen, aber bestimmt kultische Bestattungsrituale,
die zum heiligen Hain führten.
Hühner kamen erst später auf,- eine wertvolle Bereicherung des Speiseplanes-
es gab zwar noch viele Waldhühner-Arten, die aber nicht so oft Eier legten, wie gezüchtete Rassen-
selbst der Auerhahn war noch
da, das Urrind ebenso, das durch die Wälder streifte.
Nebel lagen oft über den feuchten Tal-Niederungen, die sumpfig und unwegsam gewesen sind,
die Weil meanderte durch das Tal, das einem Urwald glich.
Oben auf den Höhen oder Hanglagen waren die Pfade trocken,
deshalb legte man die Orte weg von der Wetterlage, die aus dem Westen kam
und hin halber Höhe zum Tal an,
bevorzugt an einem Bach
oder an einer ergiebigen Quelle.
Rodungen kamen erst später, als die Zahl der Bewohner anwuchs- ab
und an wanderten die Nachkommen aus, gründeten neue Siedlungen-
der Huben wurde nicht in Erbteilung zerstückelt-
was ganz vernünftig war;
nur so war der Aushalt dauerhaft genug um davon leben zu können.
(Wagentaugliche Wege werden wohl die große Ausnahme gewesen sein.
Selbst Mühlen gab es noch keine, sie waren schlicht noch nicht erfunden.. (außer Handmühlen mit Steinen - man hatte Zeit und eine Überproduktion wäre vollkommen überflüssig gewesen)
keine Kirchen, kein Militär, kein Fürst und keine Heerscharen,
keinen Marktplatz und kein Sheriff und kein Gefängnis, nicht mal die Herdplatte war erfunden- das Feuer war offen und darüber hing der Kessel oder stand die Pfanne.)
Die Nebel lagen also noch im Tal, als frühmorgens der Vater mit dem Sohn
zur Heuernte schritt- ruhig, gemessenen Schrittes- der Tag war noch lang, die Arbeit hart.
Das feuchte Gras schnitt sich besser, die Sichel und die Sense erforderten Geschick,
Vorsicht und Kraft- sonst war man schnell ermüdet.
Ruhig und gleichmäßig wurde Reihe für Reihe fertig und lag bereit,
als Mittags die Frauen und Mädchen zum Aufschichten auf die Hausten,
einem dreibeinigen einfachen Holzgestell- kamen.
So konnte die Sonne gut trocknen.
Die Kleinsten versteckten sich in den Heugebilden und spielen -
sie laufen den Schmetterlingen nach, sammeln Heuschrecken und Schnecken.
Vermutlich kannte man bereits die saure Einlagerung in Steinguttöpfen,
wo Kraut und grüne Bohnen den ganzen Winter zur Verfügung waren.
Alle Dinge sind heilig, alle Dinge leben und werden verehrt - und als Nahrung genommen,
weil man nichts verachten darf, was die Natur schenkt.
Ab und zu tönt eine Klapper, eine Pfeife oder Trommel,
ruft jemand seine Waren aus- ein Reisender aus fernen Orten kommt und hat Waren dabei,
die es hier vor Ort nicht gibt- z.B. Salz,
eine begehrte Sache und guter Tauschartikel..
Die Tauschwirtschaft herrschte, niemand kannte "Geld" oder Münzen- wozu auch?
Der Reimbod oder die Sike aus der Nachbar-Siedlung kamen mit der Kiepe,
die mit feuchtem Ufergras ausgekleidet war und verkaufen daraus ihre frisch gefangenen Fische aus der Weil-
die beiden haben sich darauf ein wenig spezialisiert, sie hatten -wie man heute sagt- ein Händchen dafür.
Sie tauschten wohl gegen Wolle oder ein gestricktes Paar Strümpfe oder gegen Lamm-Schinken- wer weiß?
Andere kamen extra von weiter her, um von hier ein Wams zu kaufen,
das aus der guten Schafswolle gefilzt wurde und so gut der Witterung und sogar dem Regen trotzte..
Ein Haus war bekannt für gute Hüte, ein anderes für Schnitzereien,
das nächste für besondere Kräuterkunde, wenn man selbst nicht mehr weiter kam.
Opas Meth war immer gut und begehrt und verband die Töpferkunst des Nachbarn oder der Hausfrau-
so konnte sich jeder eintauschen, was gerade fehlte.
Kochgefäße und Teller und Krüge wurden immer selbst gemacht,
ein anderer Bewohner kümmerte sich um das nötige Ton-Material aus der fernen Grube,
das wohl mit einer Art Bahre mit Körben darauf hintenan gezogen worden sein muß.
Trinkwasser-Schläuche aus gegerbtem Fell,
Messerklingen aus Stein oder Bronze wechselten den Besitzer,
später kamen seltsame Leute aus dem Südosten, die Eisensteine sammelten und viel Holz brauchten,
um diese zu schmelzen..
Niemand dachte an "Scheidung", es war die Ein-Ehe, die schon aus Gründen der Sippen-Ehre eingehalten wurde.
Gut, die Menschen wurden damals auch nicht so alt, das darf man nicht vergessen zu erwähnen.
Das war zugleich auch das wichtigste Streben eines jeden Bewohners- die Sippe hochzuhalten
und diese nicht zu schädigen in ihrem Ansehen.
Mit der täglichen Arbeit, die der Versorgung und der Vorratswirtschaft dienten, gingen die Tage ins Land.
Die Natur gab den Anstoß, der Mond die Richtschnur, die Sonne die Stunde.
Jede Familie hatte genug mit sich zu tun - Abends waren wohl alle rechtschaffen müde.
Alt wurde selten einer - nach der Statistik kann man nicht gehen, weil Statistiken
nur für Statisten gemacht werden:
Die hohe Säuglingssterblichkeit und Greise kann man nicht einfach zusammen mixen,
um einen "Schnitt" zu ermitteln - das kann nur in die Irre führen.
Noch wußte man nichts von Hygiene - so nimmt man an.
In unserem fiktiven Kaff war wohl die Welt noch lange in Ordnung,
jeder kümmerte sich um seinen eigenen Kram- der Nachbar war ein ganzes Stück weit weg-
die Bewohner des Hauses hatten alle ihre Aufgaben, die Tiere waren versorgt,
die Vorräte eingefahren, der erste Frost kam..
mit ihm die Kunde: Fremde kommen - auf Pferden!
Sie sprachen seltsam, hatten Waffen bei sich und erkundeten sich nach dem Weg und dem Namen
des kleinen Flusses im Tal.
Sie speisten und tranken, verabschiedeten sich - wie wohl schon zigmal geübt - und trabten weiter.
Sie waren noch lange Gesprächsstoff in der Siedlung und niemand wußte oder ahnte,
was die Fremden wollten- Händler waren sie wohl eher nicht.
Gerade als der Topf auf dem Tisch stand, das Vieh gefüttert war und das Haus schön warm,
da kamen auf einmal viele dieser Fremden-
an ihrer Spitze ein Schreihals, der ständig Befehle gab und mit dem Säbel deutete.
Hunderte Männer und Pferde und Wagen lagerten um das Dorf herum, zertrampelten Äcker und Wiesen -
warfen ihren Unrat überall hin, stürmten in die Vorratsräume und plünderten-
holten die Tiere aus dem Stall,
schlachteten und brieten sie vor Ort am Spieß.
Proteste der Dorfbewohner wurden mit dem Schwert beantwortet, nach dem Genuß von Meth-
mit vollem Bauch- ging es an die Frauen und Mädchen.
Als sie weiter zogen, kam der Hunger in das friedliche Land, kaum jemand hatte genug zum Leben.
Die Saat für die "Missionare" war gelegt.
Germanen
Dagegen die auch eine gute häusliche Wehr nichts ausrichten -
die fremden Horden erklärten dieses Gebiet als dem Grafen Karabas gehörig..
Fortan mußte der zehnte Teil von allem abgegeben werden, sonst folgten harte Bestrafungen und sogar der Tod!
Sie gaben vor, die Siedlung gegen fremde Truppen beschützen zu wollen-
dabei nahmen sie sich nur, was ihnen nicht gehörte- die Herren und die Soldaten.
Fremdsprachige Truppen aus dem Süden brachten seltsame Dinge mit-
mal nützliche wie neue Früchte und Gartenkräuter,
leider aber auch den Samen eines schlimmen Hirnwurms: Religion und Kultur.
Die ständigen Zwiste zwischen den entfernten germanischen Siedlungen untereinander haben
-zusammen mit Ränke und honigsüßen Überlistungskünsten der Occupanten den
nötigen Zusammenhalt durch Ränke torpetiert, womit man der gewaltsamen Besetzung hätte begegnen können.
(Man ist sich nicht mal sicher, ob sich die Germanen überhaupt "Germanen" nannten!
Liste der germanischen Stämme, die
Karte dazu
Damals war die Besiedlung dünn und nicht nur von "Nordmännern",
sondern auch von zig und zig anderen Volksgruppen besetzt-
die alle unterschiedlich waren.
Bei uns an der Lahn könnten jene südliche Abkömlinge der Chatten,
unrömisch schlicht "Katten" genannt, gewesen sein.
Die Herkunft wird wohl damals kaum jemanden interessiert haben,
als das heile Dorf oder die von außen ziemlich unberührte Siedlung bestand,
"Fremdenfeindlichkeit" kam erst durch die Fremden,
die sich nicht zu benehmen wußten- damals wie heute.
Dann kamen andere, die von Priestern angeführt wurden- ebenfalls soldatisch bewaffnet
und mit dem gleichen Druck- wieder mit der Gier nach dem "Zehnt", -
und zusätzlich mit der Mission beseelt,
den Leuten ihren Glauben aufzudrängen.
Teil aus Unkenntnis eines Besseren, teils aus Überzeugung, teils aus Furcht vor Strafe nahmen
die "Heiden" die fremde orientalische Religion an.
Dann kamen wieder neue Leute- diesmal "ethnische Gruppen",
die auf der Flucht vor Soldaten und Raubzügen waren,
dann kamen welche, die Raubzüge machten, ob privat oder im Auftrag, war eigentlich schon fast gleich..
Breite Wege wurden angelegt, damit die Beutewagen und die Soldaten und Fürsten gut fahren konnten.
Heiratete einer dieser neuen Fürsten eine Frau, dann aus einem anderen Fürstentum, so
heirateten sie gleichsam das ganze Land mit, mit Mann und Maus,
mit der unangenehmen Folge, daß eine der beiden Bevölkerungen den "Glauben" zu wechseln hatte..
(Gefragt wurde nie einer)
Dann kamen welche, die behaupteten, die gerade erst "angenommene" Religion sei "ketzerisch"
und sie nannten sich "Protestanten", die alles besser machen wollten,-
dabei waren sie genau so sektiererisch und unduldsam gegen Andersdenkende, wie die ersten "Missionare".
Der Zwist zwischen beiden Religionsgruppen brachte den großen Krieg, der 30 Jahre
dauern sollte und der in Wahrheit niemals zu Ende geht.
Je weiter die Zivilisation fortschritt, um so ärger wurden die Seuchen,
weil das neue enge Zusammenleben in Städten nicht gerade gesundheitsfördernd war.
Die Zwiste und Kriege zwischen den Geiern, pardon, Gebiets- oder Landesherren wurden immer schlimmer,
ohne Rücksicht auf die Bevölkerung.
Es folgten "patriotische" Sprücheklopfer, Könige und Kaiser, die Schule und die Schrift und die Wissenschaft..
Es folgte Hofart in Latein, in Französisch und nun in Englisch- wer was auf sich hält, spricht "auswärts"!
Manche heutige Freizeitler meinen mit "Ritterspielen" der "guten alten Zeit" nahe zu sein, wieder andere denken,
wenn sie sich nicht mehr pflegen und auf "grün" oder "öko" machen, wären sie naturnah -
die
Zeit verklärt so manches und verzerrt noch mehr.
Die Despoten von einst haben heute Kreide gefressen, despotisch sind sie aber immer noch-
trotz verschiedenster Deckmäntelchen.
.. den Rest kennt ihr alle, geneigte Leser, der ihr auf der Suche nach der "heilen Welt" seid,
die nur noch aus den Sagen und Kinderbüchern zuweilen noch zu euch dringen-
wie
Fremdes aus einer ganz anderen Welt !
Zusammenfassend möchte ich meinen, daß die Sippenwirtschaft ganz früher Tage wenig Zusammenhalt zwischen den Sippen hatte, man wohnte separat sozusagen. Das ist heute noch in Afghanistan und anderen wenig entwickelten Ländern zu sehen. Dort aber hat der politische Islam die Kräfte in einer Art Hurra-Patriotismus gebündelt und miteinander -statt gegeneinander- gegen Eindringlinge kämpfen lassen. Daran haben sich bereits "Supermächte" die Zähne ausgebissen..
***
Am 16.8.2014 starb mit 90 Jahren Peter Scholl-Latour, er war wirlich sehr erfahren und wahrhaft-
und redete
gegen Politiker-Wände,
die ihrer verdrehten schulischen Ideologie huldigen,
die sich immer mehr als total falsch erweist:
Offene Grenzen fördern eine unfriedliche, intolerante bis gewalttätige Religion in ihrem Expandionsdrang.
** Ruhe in Frieden, Peter !
***
Heute, am Sonntagmorgen des 16. August 2014 kam im HR4 ein Beitrag, der von Island berichtete:
Dort sollen weder Anglismen noch Französisch oähn.
fremdstämmigen Worte in die isländischen Sprache aufgenommen werden.
Ein schon 40 Jahre tagendes Kremium um einen Professor herum bildet neue isländische Worte
für moderne Begriffe:
"Künstlicher Mond" für Satellit, "Drahtruf" für Telefongespräch, Fratzebuch für Facebook usw.
Nicht mal die Priester und Gelehrten Islands haben damals die lateinischen Begriffe aufnehmen
oder sich gar
in dieser Sprache unterhalten wollen.
Separatismus oder Ulk oder nur Selbstverständnis?
Fakt ist, daß sich unsere Politiker wundern würden, wenn die Germanisch oder Deutsch denkenden Bewohner
unseres Landes
entsprechend agieren würden!
(Auch in Frankreich findet man diese Heimatsprachen - Strömung)
Was, wenn die Wähler und meinetwegen auch Wählerinnen, die aufs Maul gehauen bekamen
(Koalition in Hessen ist Grün-Schwarz, obwohl die grünen Wähler diese Partei
gegem die verrückte Fliegerei deren Kästchen angekreuzt haben,
die der schwarzen Partei eher eine "solide" Finanzpolitik wollten
und dafür einen arabischstämmigen Minister erhielten)
entsprechend aktiv würden?
(In diesem Falle wäre die Wahl - Enthaltung noch die beste Lösung
oder ein Gnadenakt)
Nachtrag 2021: Wieder sind Wahlen und kurz davor melden sich die Politiker mit einem Wahlplakat und einem markigen Spruch zu Wort. Zuvor war Grabesstille - 4 Jahre lang. Ein Gimmick wäre das Wahlplakat der Spd, wo ein Mann zu sehen ist, der sich für die Rente stark machen will.. zuvor war die gleiche Partei (die der Agenda 2010), die unsere Renten quasi halbierte.. andere grimmige "Wahlkämpfer" sind sich hinter der Tribüne einig: Mehr Geld in den Säckel, alles andere ist egal, das Parlament wird bis 1000 Personen aufgebläht..
Heute sind so viele Volksscharen auf germanischem Boden, so viel Vermischung- aber:
Es denken sehr viele durchaus wie die Isländer- wehe den jetzigen Politikern,
wenn die alle zusammenhalten und alle Pharisäer und Philister weg jagen würden,
die sich selbst -gemessen an dem Einkommensdurchschnitt- ein Schweinegeld
(allermeistens auch noch fehlqualifiziert)
zugeschanzt haben mit ihren selbstgebastelten Gesetzen, die wie eine Fegmühle funktionieren?
Würde flankierend dazu alles an Auslandseinsätzen/Entwicklungshilfe (Was alles noch nicht das Geringste gebracht hat - oder ggf. nur der Industrie Pfründe brachte) gestrichen,
könnten die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos zu nutzen sein,
was sehr viele Verkehrsprobleme und Straßenschäden
verhindern wird.
(Kostenneutrale Vernunft)
Der Wermutstropfen ist die hoffentlich noch lange dauernde Friedensperiode,
was die alten Germanen untereinander nie gepackt oder geschafft haben..
***
Doch nun wieder zurück zu den kleinen Leuten der alten Ortschroniken,
die ich leider nur noch selten in der Bücherei entdecke..
Eben jene alten -meistens aus dem Dorfgeschehen- Geschichten und Chroniken sind es,
die so viel offenbaren, was immer mehr verloren geht, wenn nicht
gar schon verloren ist.
(Wer liest solche Dinge heute noch, besonders in der heutigen Zeit,
wo nur noch max. 2/3 -mit ungünstiger Prognose- der Bevölkerung Einheimische sind?
In den Städten schon zur Hälfte Fremde sind..)
Ein Weinbacher Büchlein, eher ein Bildband von Karl Schomburg, 1990,
zeigt beeindruckende Fotos alter Tage, sogar Zeichungen aus einer stillen Zeit,
als es noch keine Fotografie gab.
Mir fällt auf, daß der Weinbach ehedem an der Elkerhäuser Straße verlief,
was zuweilen Hochwasserprobleme brachte.
Heute verrohrt und leider erst wieder beim Teich sichtbar.
Bei Abbruch der alten "Klippschule" um 1817 rettete ein Zimmerpolier den Türspruch auf einem Stück Brett:
"aedeficata et errecta hac Domus ano reparatae salutis humana - 1583"
Die Jahreszahl 1703 trug ein altes Bauernhaus in der Judegass,
das um 1835 in Schiefer umgedeckt werden mußte:
Eine Nachbarscheune brannte ab, deshalb wurden Strohdächer verboten.
Seit 1848 gab es keine Juden mehr in Weinbach, 1934 wurde diese Gasse in Friedrich-Adolf-Straße umgenannt.
Noch in den 1930iger Jahren waren 10 jüdische Familien in Blessenbach gemeldet,
die nach kaiserlichem Schutzbrief Handel und Hausiererei betreiben durften.
Nur einmal, so die Chronik, hätte einer dieser Leute gegen herzogliche Gesetze verstoßen,-
ein Pferdehändler. (Heute machen das die Autohändler)
Bilder alter Häuser zeigen, daß die Geschossdecken bereits beim Bau so krumm gewesen sind.
Die Häuser wohlhabender Bauern und Handwerker waren dagegen mit geraden Fachwerkbalken gemacht.
Einige Mühlen gab es im Lahn- und Weil- und Weinbachtal, mit mächtigen Mühlrädern,
die um so größer im Durchmesser waren, je schwächer der
Bach war.
8mtr im Durchmesser in Gräveneck, 12,5mtr in Weinbach, an der alten Öl- und Mahlmühle von 1515.
Phosphoritverarbeitung spiegelt sich in manchen Bildern, die von reger bergmännischer Arbeit kündet.
Ein Bild dieses Buches zeigt eine Klasse 1913-1921, - bei 890 Einwohnern waren 125 Schulkinder zu betreuen.
(Durchschnittliche Klassenstärke 65 Kinder!)
Einschüler mit ihren Müttern, artig aufgestellt, mit den großen Schulbrezeln in den Händen..
(Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie der Kranz vom örtlichen Bäcker geholt wurde,
noch warm- und zerbrechlich.
Duftend, mit Zimt und Rosinen gefüllt..)
Konfirmatenbilder, die jungen Burschen mit schwarzem Hut auf dem Kopf-
das war so "vorgeschrieben" in der reformierten evangelischen Kirche.
(Dazu paßt die Benachrichtigung meines Lebensversicherers:
"Ab dem 1. Jan. 2015 gilt eine neue gesetzliche Regelung der automatischen Kirchensteuerabzugsverfahren:
Fällt Kapitalertragssteuer an, muß diese Versicherung automatisch die Religionszugehörigkeit
beim Bundeszentralamt für Steuern abfragen.
Wir behalten die Kirchensteuer automatisch ein, wenn Sie einer steuererhebenden
Religionsgemeinschaft angehören.
Wir führen diese Steuern dann ab.
Diese "Ablassabfrage" ist uns "gesetzlich vorgeschrieben")
Ablass!! Nicht alles, daß man den Zehnt haben will..
(Gut, daß wir hier dieser Pfarrgemeinschaft den Rücken gekehrt haben)
Früher war die Vereinstätigkeit noch feste verwurzelt- kein Wunder:
Es gab kein Radio, kein Fernsehen, kein Internet und auch sonst nur wenig Zerstreuung.
In Weinbach um 1917-38 ist im langen Grund, auf einer frisch gemähten Wiese Fußball
gespielt worden- keine Rede von einem festen Platz..
Fotos von alten Turn- und Sportvereinen zeigen:
Man hat noch keine "Mittelchen" genommen, die Muskeln waren echt.
Der Rheinisch-Nassauische Pferdekarren war beliebt:
Kippbar, einachsig, 1,5mtr hoch mit ebenso großen 2 Rädern, einem Pferd davor.
Zusammen war das Gespann 4,8mtr lang.
Die Ladekapazität lag bei 1-1,5to Eisenerz oder 3-400 Schirbel
zu ca 17,5kg nach Weinbacher Maß.
Man liest von Grubenpferden, von Kuh-Fuhrwerken.
Immer wieder tauchen Bilder von Grubenmannschaften auf, mal mit mal ohne Bierkrug in der Hand.
Die meisten Bergleute hatten nebenbei noch eine Mini-Landwirtschaft bis 1,5ha.
Die Jägerschaft war immer den besseren Leuten vorbehalten, von Unternehmern und Selbständigen.
Stolze Uniformbilder aus der Kaiser- dann aus der Hitlerzeit, oft ein Abschied für immer.
Totentafeln, Gedenksteine an die "Gefallenen" beider Kriege waren die Folge.
Bilder von Frauen, die neben ihren vielen Kindern- 5-8 an der Zahl,
die harte Feldarbeit und den ganzen Hof machen mußten, weil die Männer
"im Feld" waren oder "vermißt" gemeldet wurden.
Man erkennt auf den Fotos, daß die Kühe damals ganz anders ausschauten- kleinere Euter,
richtig spitze Hörner, knochiger und ziemlich großer Körperbau.
Ein Bild hat mich sehr beeindruckt:
Es zeigt auf der S/W Aufnahme ein paar Klafter Holz,
auf dem 3 kleine Kinder sitzen, davor ein Pflaumenbaum- hager,
genau wie die beiden eingespannten Kühe vor dem Wagen.
Zwei Buben halten das Gespann an den Zügeln, eine hagere Bauersfrau stemmt beide Fäuste in
die Hüften und schaut recht streng drein.
Derbe Schuhe, schwarze Strümpfe, Kittelschürze..
Das Fachwerk war meistens verputzt, die Straßen ohne Bürgersteig,
bestenfalls mit einer Kopfsteinpflaster-Rinne an der Seite.
So wie ich das auf den Bildern erkennen kann, waren die meisten Straßen nur mit Kalksteinen gestampft.
Eine Zeichnung zeigt einen Bauern auf einem querliegenden Brett stehend, mit den Zügeln
in der Hand- ein Pferd zog dieses Brett, unter dem eine Eisenwalze
montiert war.
Ebenfalls ein einspänniges Pferdegespann zog einen Wagen mit Holzfaß,
in dem Gülle auf das Feld transportiert wurde- immerhin 600 Liter Inhalt!
Beeindruckend fand ich die Zeichung mit einem kleinen Wagen und im Hintergrund eine Mutter mit Tochter,
die beide Rüben pflanzten- oder
noch deutlicher war jene,
wo ein Mann einen einfachen Eisenpflug fest im Griff hielt,
der von seiner Frau an einem Strick gezogen wurde!
(Der Pflug mußte in die Tiefe und im Lot gehalten werden, oft schwer herabzudrücken)
Damalige Festumzüge fanden immer mit Tieren statt.
Besonders interessant war der Bericht über die Kombination Maurer und Hausschlachter:
So mancher Mann hat gleich zwei Berufe gelernt, damit er
im Sommer Arbeit
als Maurer hatte und wenn dieser Job im Winter Zwangspause macht-
kam die Hausschlachtung an die Reihe!
Im Februar wurden die Bach-Weiden geschnitten, damit die Korbflechter Arbeit hatten.
Es gab in Grävenwiesbach eine Korbflecherschule, wie ich lesen konnte.
Junge Bauern haben sich ein Zubrot in der Holzwirtschaft verdient- Fällen,
spalten, sägen, aufschichten von Festmetern Holz, die dann versteigert wurden.
Heutige Hygienegedanken darf man nicht haben, wenn man sich die Bilder der alten Backstuben
der Bäckereien anschaut.
(In den heutigen Großbetrieben und "Outsourcings" geht es nicht besser zu - gerade im Jahr 2020 bei einer Groß-Schlachterei..
ganz zu schweigen von "Restaurants", die einen "ethnischen Hintergrund" haben,in den Groß-Städten!)
Ein Bild von 1920 in eben diesem Weinbach zeigt eine Familie mit 6 Kindern, der Mann starb dann früh,
ein Sohn war im Krieg "verloren".
Zwei Töchter hatten das gleiche Kleid an,
erkennbar selbstgenäht.
Bilder von Tret-Orgeln, Frauen in schlichter Tracht, mit dem Kitzel und Korb auf dem Kopf.
Bilder von Beerdigungen, wo die Sargträger ein Rosmarinsträußchen im Mund trugen.
***
Im 12. Jhd wurde die Frankurter Messe erstmals erwähnt, die im 16.Jhd ihre Blüte hatte.
1745 ließ sich Franz I. auf einem eigens am Römer errichteten Balkon huldigen:
Wenn die Sturmglocke läutete, so beschloss der Rat der Stadt Frankfurt,
hätten sich alle ihn ehrlicher Kleidung und ohne alles Gewehr in
guter Ordnung und Bescheidenheit
vor dem Römer (Rathaus) einzufinden und "mit allem Respect und Ehrerbietung
fleißig Achtung zu geben und die
Huldigungspflicht zu tun".
(Kein Gewehr dabei haben zu dürfen hatte wohl einen triftigen Grund -vermutlich wäre so mancher auf den Gedanken gekommen, diesen schrägen Kanarienvogel..)
Man befahl, "den Handwerksburschen, dem Weibervolk und allen anderen,
die nichts bei der Huldigung zu suchen haben,
zu denen auch die Juden gehören,
-nicht auf die Gasse zu gehen"
Seit dem 14.Jhd ist die Frankfurter Schirrn nachweisbar- (Metzgerstände).
Unweit vom alten Schlachthaus am Dom, am alten Markt. Schräg gegenüber
war der Hühnermarkt und die Verkaufsstände der Tuchmacher,
alles offen und
nur durch klappbare Überdächer geschützt.
Wenn eine Kundin als "Schinn-oos" verschrieen war (Ein Schindluder, Halsabschneider)
rief man sich das zu und schlug mit den Ketten an die Fleischwagen..
Die Frankfurter Fleischwurst, Gelbwurst und Leberwurst mit ihren braunen Wecken
dazu waren überall bekannt und beliebt- zum aus der Hand essen.
Die gekochten Schweinsrippchen waren weitgerühmt- mit Senf und Brot
und einem Äppelwoi-Schoppen genossen ließ man sich in den Wirtschaften nieder.
1614 stürmten mit ihrem Anführer, dem Lebküchler Vincenz Fettmilch -
Gesellen der Zünfte die Judengasse innerhalb von 13 Stunden
und stahlen für 170.000 Gulden Wäsche, Geschirre, Schmuck und Wein.
Sie verbrannten die heiligen Bücher, verwüsteten die Häuser, so die Chronik -
und griffen sogar die Städtischen Bewaffneten an, die das verhindern
wollten.
Die Pogrome von 1241 und 1349 waren die Geschäfte durch Kleinhandel,
Wechsel- und Darlehnsgeschäfte immer wieder aufgeblüht -
im Jahr 1614 mußten sie
jedoch die Stadt verlassen,
weil für ihren Schutz nicht mehr garantiert werden konnte.
1380 Juden verließen die Stadt und mußten dabei noch
Ausfuhrzoll
für die wenigen Güter zahlen, die sie retten konnten.
Einige kamen heimlich zurück und fanden bei Christen Unterschlupf, wie berichtet wird.
***
Die Frankfurter Märkte unter freiem Himmel- Alter Markt, Römerberg, Weckmarkt,
Krautmarkt, Hühnermarkt- hatten mit der Einführung des Großmarktes in einer
Halle ihre Zusammenkunft gefunden..
Analog zum Brand in der Judengasse von 1711 brannte 1719 beim "Christenbrand" ein ganzes Viertel ab.
Ein Zeitsprung zum 17. März 1947, wo sich die Amerikaner von allen Seiten auf Frankfurt
zubewegten und nur noch einzelne Maschinengewehrnester
zum Schutz waren,
das Oberkommando Angst bekam (die Soldaten hatten aber am Platz bleiben müssen) und sich verdünnisierte..
trotz Räumungsbefehls sind noch 200.000 Menschen in der Stadt geblieben.
Geschäfte wurden ausverkauft, Druckplatten zerschlagen, Telefon und
Strom abgestellt,
keine Züge fuhren mehr, keine Straßenbahnen, keine Post, keine Zeitungen-
zwischen den Trümmern der zuvor mit Artillerie zerschossenen
Stadt
wuchsen Haselsträucher und Forsythien in diesem Frühling.. ein paar besonnene Männer
der Verwaltung und des Militärrates erreichten, daß die
Stadt kampflos übergeben werden konnte.
Der Oberst Criswell hat einen Rat einberufen, der aus je einem Pfarrer der christlichen Religionen,
einen Kommunisten und einen Juden bestand,
damit die neue Verwaltung
so demokratisch wie möglich sein sollte.
Eine Notversorgung wurde eingerichtet - bis dann endlich die Berliner Kapitulation ausgerufen wurde..
***
Zurück zum 12.Jhd- als Sachsenhausen (Stadtteil Frankfurts) erstmalig urkundlich erwähnt wurde..
mit dem "reizbaren, schlagfertigen, fremden, widerspenstigen und gefährlichen Volk" besiedelt war.
Die haben eine Sprache gesprochen, die ein wenig anders war:
"Owens giht mein Frah net aus, un des - sein su Weiwer Sache - setzt sich vor die Thür om Haus,
um ihr Mäusi dort zu mache. Uo - un ich?
Was frägt mehr lang, mach zaum Äppelwei mein Gang, wu er rein is, seis un flacker -
und kaan Essig-Saueracker.."
Das Platt in unserem Dorf an der Lahn hat einen sehr ähnlichen Dialekt zu bieten.. eben Fränkisch geprägt.
Wie auch immer- Merian hat einen Vogelschauplan als Kupferstich 1628 hinterlassen,
der den Main mit einer langen Brücke zeigt-
auf welcher 3 hohe Wachtürme aufgebaut sind,-
rechts davon sind
fünf schmale Inselchen zu sehen, eine fast schiffsrumpf-förmige kleine Stadt
mit hohen Einfassungsmauern und breitem Wassergraben liegt am Fluß,
umgeben von Apfelwiesen.
Als Befestigungsbestandteil sind auf der Fluß-Seite sechs Wachtürme zu sehen.
***
Unser Nachbardorf, Wirbelau gehört zu Runkel, einem besonders geschichtsträchtigen Städtchen,
das eher wie ein Dorf mit mächtiger Burg wirkt.
Die Chronik fängt schon gut an, mit Theodor Fontane:
Wieder daheim.
Ich bin hinauf, hinabgezogen
und suchte Glück und sucht' es weit;
es hat mein Suchen mich betrogen,
und was ich fand, war Einsamkeit.
Ich hörte, wie das Leben lärmte,
ich sah sein tausendfarbig Licht;
es war kein Licht, das mich erwärmte,
und echtes Leben war es nicht.
Und endlich bin ich heimgegangen zu
alter Stell und alter Lieb,
und von mir ab fiel das Verlangen,
das einst mich in die Ferne trieb.
Die Welt, die fremde, lohnt mit Kränkung,
was sich umwerbend ihr gesellt;
das Haus, die Heimat, die Beschränkung,
die sind das Glück und sind die Welt.
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Die kleine Chronik erzählt von den alten Hausnamen, die ein wenig über ihre Bewohner sagte,
ob sie groß oder klein, dick oder lang oder schwächlich waren..
Langhanjere, Kleinpeters, Schäfergroßers, Großhannesse,
Dickers und Hierwellems- in unserem Ort hieß man die Häuser Schwartebergers,
Murtzes, Schmidts, Beckers, Kohlhaase, Schousters, Kohlhauers, Schneiders, Schumoasters, Hartefelse, Kungler,
Schoumachers, Schreinersch, Ellersch, Hollers, Cleese, Hamfre'se und wie die Bezeichnungen so waren-
aus alten Zeiten, keiner der ursprünglichen Namens-Geber oder
Benannte lebte mehr,
die Häuser waren aber immerfort so genannt und jeder wußte, welches Haus gemeint war.
Manche Hausnamen kamen vom Standort: Maiers am Bach, Fritze im Fahrweg, Ecker in der Eck,
Schultheise auf der Au, Grabenstückers, Bachschusters,
Hohleschneiders, Berghannesse, Bäcker's Müll, Wüst-Ding usw.
Das Haus "Backeswieser" war ein Haus am Backes, an der Wiese- weder die Wiese
noch das kleine Backhaus sind noch da- aber der Namen.
Nach dem Abzug der Franzosen ist aus "La Mairie" der Name "Hamerärers" geworden- der Zahn der Zeit!
Ganz wichtig war der Flachs-Anbau in unserer Gegend, der die gesponnene Wolle ergänzte.
Die vielen Schafe der damaligen Zeit sorgten für Arbeit, aber auch fuer wärmende Kleidung und Fleisch.
Die Wollgewinnung war allemal leichter als aus der zähen Flachs-Pflanze einen Leinenstoff zu machen!
Schürzen, Hosen, Bettbezüge, Bett-Tücher und Tischdecken waren aus Leinen- einem Material,
das besser als Kunstfaser ist und viel haltbarer.
Das hört sich arm an, war es aber nicht:
Das Wort "Konsum" hatte lediglich die Bedeutung einen kleinen Dorfladens ohne Selbstbedienung,
ein Krämergewerk - ansonsten hat noch niemand darüber nachgedacht, was er oder sie sich mal
geschwind leisten könnten oder gar an Reisen !
(Konsum war eine Selbsthilfeeinrichtung der Bergleute, ähnlich wie die Knappschaft oder Raiffeisenmärkte - und Kassen.)
Alles war viel einfacher und weniger hektisch, auch wenn die Leute ständig arbeiten mußten,
um "über die Runden zu kommen"!
Zeit für ein Schwätzchen und für ein Schätzchen hat man sich eben genommen,-
das habe ich in den 1960iger Jahren noch selbst erleben können - was für ein Geschenk !
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Doch nun wieder zurück in die Geschichte:
Der Boden wurde vorbereitet und der Flachs- oder Lein- Samen ausgebracht, - Ende Mai
stand das ganze Feld in blauer Blütenpracht.
Der Flachs wurde nach der Reife ausgezupft, mitsamt der Wurzel.
(Daran wurde der Stängel zur Bearbeitung festgehalten)
In Bündeln zusammengebunden wurden Puppen aufgestellt.
War die Puppe gut trocken, wurde die Ernte auf dem Leiterwagen nach Hause gefahren.
In einem Meter Höhe befestigte man eine vierfach durchbohrte dicke Stange,
der Reffbaum, auf den zwei eiserne Reffkämme gesteckt wurden.
Durch viereckige Enden wurde dieser Reffbaum im Mauerwerk oder Fachwerk gehalten.
Zog man den Flachs durch die Reffkämme, löste das die Samenkapseln, die Knotten.
Diese fielen auf ein ausgebreitetes Tuch.
Bei dieser stundenlangen Arbeit, die gerne bis in die Nacht ging, wurde ordentlich getrunken
und gesungen und gewitzelt- so die Chronik.
(Wenn jemand " so ein Reff !" betitelt wurde, war das eine Bohnenstange,
"eine lange Dürre", die schon in der Bibel stand - allerdings diesmal auf eine dünne Frau bezogen,
die ein wenig denkfaul gewesen war.
Keine Panik - für solche langen Männer gab es andere Worte -Leuchtturm, Spargeltarzan..!
Am nächsten Tag wurde das Stroh auf den abgeernteten Stoppelfelder zum Trocknen ausgelegt-
bis zu 5 Wochen lang, bis es von der Sonne und dem Regen
richtig mürbe geworden war.
Anschließend wurde das Flachsstroh wieder heim gefahren und unter dem Scheunendach aufgeschichtet
für über den Winter.
Der Leinsamen wurde mit Flegeln ausgedroschen und mit der Wurfschaufel und der Schwenkwanne
gereinigt durch hin und her werfen.
(Die Spelze flogen nicht so weit wie der Samen)
Später übernahm eine kurbelbetriebene Fegmühle diese Arbeit.
Die Samen ergaben das beliebte Leinsamenöl oder Leinöl.
(Wir backen heute noch mit Leinsamen, gut für die Verdauung)
In den Orten gab es Flachsdarren, tiefe Kuhlen mit einem Stangengerüst darüber,
auf dem das Flachsstroh bei kleinem Feuer vorsichtig gedörrt wurde.
Das Produkt daraus wurde gedroschen und mit den Brechen gebrochen und zerhackt.
Die "Ohnen", das Flachsstroh wurde durch dauerndes Schlagen des Bündels auf dieses Eisen
vom ummandelnden Material befreit, anschließend
wurden die Flachsfasern durch die Hechel gezogen,
um den letzten Rest an unbrauchbaren Gewebe zu lösen.
Die Hechel war ein dickes kreisrundes Brett, auf dem viele 8cm lange Stahlstifte dicht an dicht stehen.
Der Schwenkstock nahm die lockeren Reste weg.
Die langen Winterabende nutzte man in den Spinnstuben,
wo die Frauen den Flachs auf die Spinnräder spannten.
15 Spulen ergaben einen Strang und wieder viele Stränge wurden auf den Webstuhl aufgebäumt.
Die schwere Männerarbeit des Webens folgte.
Danach kamen wieder die Frauen dran, die eine noch mühseeligere und langwierige Arbeit taten:
Das eigentlich graue Tuch wurde mehrmals gekocht, gewaschen, geklopft und auf den Wiesen gebleicht,
begossen, bis es endlich weich und geschmeidig war.
Das gröbere Tuch wurde gefärbt, meist in blau - zu Kleidern, Hosen, Kitteln und Schürzen genäht.
Aus dem feineren, weißen Tuch machte man Hemden, Bett-Tücher und Bettbezüge.
Die Wirbelauer Chronik nennt viele Dinge, die auf meinen Seiten längst berichtet worden sind,
aber auch schöne Bilder von fränkischen und dem
Westerwälder Haus, das prägend war.
Bilder von Kuh-Gespannen, Pferdegespannen, Wagen mit großen Holzspeichenrädern,
derbe Wände, die keinesfalls sonderlich gepflegt waren-
Putzrisse,
abgeblättere Farbe an Fenstern und Türen, nur festgestampfte Ortswege,
die aufgeschichtete Feldsteine als Randbegrenzung hatten.
Leitern lagen vor der Scheune auf dem Boden zur Straße,
Bretter lehnten daneben an der Wand, buckelig gemauerter Bruchstein als Scheunen-Sockel.
Die Männer hatten die "guten Sachen" daheim im Schrank und taten nur das an,
was schlapprig und fast zerlumpt aussah, gerne mit derben Flicken.
Ganz grobe Arbeitsschuhe und eine Kappe oder Mütze gehörte dazu- beide Dinge sahen-
auf vielen Bildern- arg getragen aus.
(Die Amischen würden "schlicht" dazu sagen)
Das Vieh und die Kinder dagegen war besser gepflegt und sauberer,
die Frauen sah man ebenfalls die harte Arbeit an, nicht unbedingt schmückend.
In der Lahn, auf der Wirbelauer Seite, etwas oberhalb der Zippsmühle ist eine Bucht,
in der früher die Jugend geschwommen ist und gebadet hat.
1,50mtr breit ging eine Mohle unter der Wasseroberfläche gerade in den Fluß,
auf dem die Schubkarren mit Erz bis zu dem ankernden Kahn gefahren
wurde,
mit dem das -wohl schon aufbereitete- Eisengestein zur Verhüttung geschifft wurde.
4756 Arbeiter förderten aus 831 Gruben bis zu 300.000 Tonnen Eisenstein im Jahr.
Einige arbeiteten in Marmorbrüchen, Phosphorit- Ton- Mangan- und Silbergruben.
(Später wurde das Erz maschinell aufbereitet, dort wo der Campingplatz Gräveneck ist,
war eine Kleinbahnbrücke über die Lahn. (Lorenbahn)
Die Verfrachtung des Eisenerzes erfolgte über einen eigenen Gleisanschluss der DB auf der anderen Seite des "Aufbereitungs"-Gebäudes.)
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Aus dem Jahr 1769 ist eine gerichtl. Beschreibung von Kirche und Pfarre zu Schupbach überliefert:
"Dieses Schulhaus ist nach der Jahreszahl, die im Gebühne sich befindet,
im Jahre 1699 wahrscheinlich errichtet,
hat ein kleines Thürmlein mit zwei Glocken und einer Schlaguhr,
stehet mitten im Dorf, vornen heraus am Gemeinds-Platze, hinten an Fritz Josten Garten,
auf beiden Seiten liegen Johann Adem Jost und die Fahrt von Henrich Becker und Consorten.
Im Schulhaus sind eine gebrochene Hauß-Thür, unten mit einem Riegel und Faller,
oben aber mit einem Schlosse.
In der Schulstube befindet sich eine Thür mit Riegel und Faller, ein kleiner alter Ofen ohne Aufsatz,
ein Schultisch nebst vier Bänken, vier Fenster
nebst einem Ladten nach dem Garten zu ohne Riegel.
In der Küche ist nur eine steinerne Herdplatte nebst einem Behältnis in der Erdte
mit einer Thür ohne alles Eisen-Werck.
Auf der oberen Stube, wo die Bättstundt gehalten wirdt, ist eine Thür mit einem Schlosse,
in derselben steht das Uhrgestelle
und befindet sich weiter darinnen ein ovaler Tisch
nebst vier Eichenbänken an den Wänden, dann drei Fenster ohne Ladten.
Vor dem Speicher befindet sich eine Thür mit einer Schlinge und auf dem Speicher nichts.
Die Stallung besteht neben dem Hauße in einem Kuhlstall,
worinnen eine alte Krippe ohne Raufe befindlich ist.
Nota:
Ein neuer Schwein-Stall ist bereits bestellet und das Holz dazu bereits gehauen.
Cap. IV verzeichnet, daß jedes Schulkind jährlich zwei
Kopfstück
(40 Kreutzer) Schullohn zu bezahlen habe.
Von einem armen Schulkind nur ein Kopfstück.
Außerdem gibt jedes Kind von Michaeli bis Ostern
so morgens
als mittags bei der Schulzeit ein Schulscheid."
Schulscheid= Holzscheit.
Die neue, 1820 erbaute Schule hatte einen Turm, in dem zwei Glocken hingen
und eine große Turmuhr, was damals sehr wichtig war:
Eine Taschenuhr besaß wohl kaum einer, deshalb läuteten die Glocken die Stunde-
zu frohem und zu traurigen Anlass ebenso,
sie weckten den Schläfer,
mahnten um 11.00 zur Heimkehr vom Felde und läuteten zur Nacht.
Heute wird das eher aus Tradition, als aus einer Notwendigkeit heraus gemacht.
Keiner weiß, wie alt die Wirbelauer Friedhofskapelle ist, die auf der Höhe steht.
Damals verschmolzen die alten Kulte mit dem Christlichen, die germanischen Kultstätten
waren oben auf dem Berge, auch aus Verteiligungsgründen.
So manchen Kirche war auch eine Wehrkirche und Zufluchtsort.
Daran erinnern auch die dicken Bruchsteinmauern um die Kirche,
deren Fischgrät - artigen Mauerwerk und der romanische Stil hat noch keine klare Deutung
gefunden.
Innen mit kunstvollem Schnitzwerk mit Empore, auf dem die Jahreszahl 1784 steht, gilt als erneuert.
Wie hat sich die Zeit wohl verändert, in dem dieses alte Gemäuer steht?
Ein wenig oberhalb dieses Friedhofes ist eine wilde Pflaumenhecke, die wunderbare Früchte trägt.
(Davon esse ich gerade ein saftiges Stück Pflaumenkuchen, den meine Frau gebacken hat-
mir war zuvor die Arbeit des Entkernens.)
Die alten Gusseisen-Grabkreuze mit den Emaille-Plaketten sind mir noch gut in Erinnerung,
die unseren alten Friedhof zierten.
Mancher der alten Grab-Steine wird wiedergefunden- leider viel zu wenig beachtet,
wenn es kein ausgesprochen historisches Stück ist.
Damals schrieb man noch ein paar Dinge mehr darauf, als das heute ist -
das kennen wir aus den Alpen, wo manche der alten Totenbretter aufgehoben und
ausgestellt sind.
Manche Schrift erinnert an den Religionskrieg, der in einem Völkermord endete- den 30j. Krieg,
von der Pest, von Unglücken und Unfällen,
vom Kindbettfieber, manigfachen Genoziden durch einfallende "Feldherren".
Diesen Ausdruck halte ich für diese großflächigen Überrennungen durch fremde Heerscharen für
durchaus stimmig: Völkermorde!
Das Jahr 2014 zeigt wieder klar und eindrucksvoll, daß Religion dem Irrsinn sehr nahe steht:
Shiiten und Sunniten, Isis, Taliban, Hindu und Sikhs und wer weiß welche
Gruppen es noch gibt, bekämpfen einander
bis aufs Messer und die westlichen Regierungen liefern die Waffen dazu !
Hutu, Tutsi, Palestinenser und Kurden und wie sie alle sind, bis zur den div. Mafia-Clans
rücken bei uns ein, mitsamt dem Voodoo-Kult und angelsächsischem Zockertum.
Gebildete Einfalt verhindert deren Abschiebung - wie dumm!
Die Neuzeit hat aus der Geschichte wohl
NICHTS gelernt und so werden wir wohl damit leben müssen,
dass fremde Fehden
sich in Europa abspielen.
***
In dem Büchlein aus Waldbrunn im Westerwald wird erzählt,
daß links und rechts der Lahn Ubier lebten - später ein Mix aus Galliern und Kelten?
Drei Matronen waren die (weibl.) Gottheiten.
Unterstämme bildeten eigene Siedlungen, so wird gemutmaßt,
denn wissen weiß es wohl niemand- man versucht aus den Ortsnamen Rückschlüsse zu ziehen.
Diese Ubier** sind dann kurz nach Chr. von den Römern von der Lahn in den Kölner-Raum umgesiedelt worden,
als die Germanen von Norden eindrangen.
**Verbündete Roms
Usipeter werden ebenfalls genannt, die männliche Gottheiten gehabt haben sollen-
ich habe arge Zweifel um diese Namensdeutungen, die ein ganzes Stück
Kaffeesatz-Wissen zu sein scheinen.
(Wal = Todesstatt und Pode = Büttel, Henker - Walpode, ein Ortsname)
Ein Klassenbild dieser Chronik zeigt eine der typischen Aufnahmen,
wo die Kinder in Reihen aufgestellt, die vordersten Schüler haben gesessen.
Die Sohlen zeigen alle nach vorne- mit neuen Nagel-Sohlen!
Ein anderes Bild zeigt eine Straße des Ortes, die Giebel alle zur Straße,
ein paar Männer mit einem Pferd vor einem Wassergraben vor den Häusern,
über welchen einfach ein paar Fichtenstangen gelegt sind, damit man trockenen Fußes
darüber auf das Grundstück gelangen kann.
Ab und zu ein Bäumchen, der Weg ist nicht geteert oder asphaltiert oder gepflastert.
Keine Kantensteine, kein Bürgersteig, keine Straßenlaterne,
kein Gullydeckel, keinen gußeisernen Abfluß.
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1635 ist der erste "Israelit" im Amt Ellar belegt.
Diese durften keine Grundstücke kaufen, keinen Beruf erlernen und mußten
ausschließlich vom Handel leben.
1950 bis 1955 kam eine Modernisierungswut, wie der Chronist meint, die ganze Ortsbilder verändert hat.
Ein Bild zeigt den Kirchturm, umrahmt von hohen Bäumen, davor recht schiefe Fachwerkhäuser
in dichter Bebauung, winkelig, mit Schuppenanbauten,
ein paar kleine Obstbäumchen davor,
ein Brunnen, gegenüber der Stampf-Straße der Backes und ein Kind..
Bald danach war die Straße breit und geteert - viele Fachwerkhäuser fielen
dem Verkehrsfluß zum Opfer, noch in den 70igern wurde alte
Backhäuser
und Scheunen dem Hessenpark gestiftet, wo sie restauriert wieder aufgebaut wurden.
Die Bachläufe wurden verrohrt oder begradigt.
***
Frau Katharina Keller aus Fussingen schreibt in ihrem Gedicht eines alten Fussingers:
"Uus aal Backes.
Ein Mann, der hier geboren war,
lebt' in der Fremde viele Jahr,
kam heimgereist und seufzte schwer:
Ich seh' das Backes gar nicht mehr!
Das Backes, buckelig und klein,
wo mag es nur geblieben sein?
Ja Mann, das weiß doch jedes Kind,
daß wir modern geworden sind!
Ein Ding, so buckelig und klein,
paßt nicht in unser Dorf hinein!
Denn bei der heut'gen Müh' und Hatz,
da braucht man Raum, da braucht man Platz!
Platz für den Omnibusverkehr!
Und für Traktoren noch viel mehr!
Platz für die vielen Kinderwagen!
Platz für die Steuern fortzutragen,
Platz für die vielen neuen Kleider,
Platz, und so weiter und so weiter!
Und dann, wer Kurgäste will halten,
der muß sein Dorf auch schön gestalten!
Es wird ja heute jeder lachen,
ob solcher krummer, alter Sachen.
Drum überlegten wir beflissen
und haben's einfach abgerissen.
Nun ist das Dorf nochmal so schön,
das mußt Du ja nun selbst gesteh'n.
Der Mann, der schüttelt ernst sein Haupt:
So, spricht er, habt ihr das geglaubt?
Da habt ihr also ganz beflissen,
ein Stück Geschichte abgerissen!
Ein jeder, den ich hier gefunden,
war mit dem Backes eng verbunden.
Die Alten hatten wie die Jungen
gar köstliche Erinnerungen:
Den selbstgemachten Backeskuchen,
tat ich hier manchesmal versuchen!
Die Zuckerplätzchen, oh welche Sorgen,
manchmal waren sie verdorben,-
war es Teig oder war es Brand -
sie wurden gegessen alle mitsamt.
Und gab es Quetschen, welche Not,
im Backes war kein Platz für Brot.
Und wenn der Schornstein kräftig rauchte,
gar mancher hier sein Pfeifchen schmauchte.
Hier konnte er mal Pause machen,
ein Schwätzchen halten, kräftig lachen.
Und abends dann im Mondenschein
gab's hier so manches Stelldichein.
Wollt man mal was Besondres seh'n,
mußt man mol rasch bei't Backes geh'n.
Vielleicht wurde g'rad einer eingesperrt,
der sich nicht am Gesetz gestört.
Vielleicht traf man des Nachbars Gritt,
die brachte Neuigkeiten mit.
Und die noch älter sind als wir,
die lernten's ABC noch hier.
Dann war's mal Rathaus der Gemaa,
det liewe aale Backes klaa!
Und steht's nun nicht mehr an dem Ort,
in uns da lebt es weiter fort!
Die Kinder spielten drimherim:
Fledermaus, so seist dau rim!
Doch bald, da hätt' ich's nicht bedacht,
daß einst der Wächter in der Nacht,
wenn er gegangen sein Runden,
im alten Backes Ruh' gefunden!
Das Dorf Lahr war ein typisches Quellmuldendorf am östlichen Muldenrand des einst versumpften Kerkerbachtals..
Noch in den 1940-1950iger Jahren sah Feldarbeit noch nach Kuhwagen und Handarbeit aus, mit Frauen,
die Schürzen und Kopftuch trugen,
mit Männern in zerbeulten Hosen und schwieligen Händen,
die tagsüber in der Tongrube oder im Steinbruch arbeiteten, manche sind sogar als
Hausierer
unterwegs gewesen und haben nach "Feierabend" die Landwirtschaft betrieben,
so wie heute das "Hobby" - nur war das damals dringend
nötig, damit die Familie genug zu essen hatte..
So mancher ging über die Dörfer, um sich als Drescher oder Hilfsarbeiter,
als Tagelöhner oder Erntehelfer anzubieten.
Die schwere Arbeit beinhaltete auch das Essen, das zur Bezahlung gewährt werden mußte.
Die Drescharbeit mit dem Pflegel dauerte den ganzen Winter über, bis die hölzerne Dreschmaschine kam,
die mit Transmissionsriemen angetrieben wurde-
dann ging die Arbeit in 1-3 Tagen von der Hand.
Einige Helfer brauchte man trotzdem.
Zum Säckeschleppen auf die Tenne, zum Anreichen des Getreides, zum Absacken,
zum Zubinden, zum Strohaufnehmen und in die Scheune bringen, zum
Kleie abfüllen,
die als Zugabe des Tierfutters verwendet wurde.
Die Maschinen wurden immer effizienter, bald fuhren Selbstfahrer auf die Felder und ernteten das Getreide,
bündelten das Stroh und sammelten das schon
gereinigte Korn in Tanks.
Vom Butterfaß mit Stößel bis zu dem mit praktischer Kurbel waren
immer wieder kleine Erfindungen getan, die jene mühsame Landwirtschaft
von einst vereinfachten.
Darin sind sich alle einig:
So gut wie früher, schmeckt weder die Butter noch die Milch,
weder der Käse noch das Brot..
Nachtrag 2021: Selbst wenn ich die Verklärung abziehe, bleibt bei der industriellen Produktion ganz klar und deutlich ein Minus in Geschmack und Qualität. Dafür sind die Preise deutlich billiger!
Nachtrag 2023: Wenn man etwas tiefer in den Beutel greift, kann man guten Käse bekommen - vorzugsweise vom Kaashandel P eters in Holland.
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Die Alten- meist wohl Männer, sind in "Spielhäuser" gegangen,
in denen Karten
und Brettspiele stattfanden. Etwas Dauborner wird wohl auch dabei gewesen sein. (Kornschnaps)
Die Frauen waren wohl eher in der Spinnstub' zugange - vermutlich mit ähnlichen "Hilfsmitteln",
ein wenig süßer,
als Brocksel mit Lebkuchen?
Am Karsamstag gingen die Kinder mit der Klapper herum, sie sangen und sammelten im "Mannen",
einem großen Korb mit Stroh - Eier und
Speck, vermutlich auch Süßigkeiten ein,
was sie dann gemeinsam verzehrten.
Wer nichts gab, wurde mit Spottliedern bedacht!
Der calvinistische Pfarrer (evangelische Untergruppe) wollte schon die "Kirmessen" verbieten..
Noch heute spürt man den Ungeist der Intoleranz und Sektierertum, Eiferer bei den religiösen Gruppierungen,
wenn man mit diesen Leuten näher ins Gespräch kommt- ich mache das
ab und an tatsächlich,
um die Entwicklung zu verfolgen.
Merke: Ohne die gestreuten Vorbehalte der Religionen untereinander hätte es KEINEN Judenhass oder Verfolgung gegeben ! (Dabei geben sie sich alle nichts; auch kann man als Minderheit den Glauben oder Gepflogenheiten der Maiorität nicht in Bausch und Bogen ablehnen- das gibt immer böses Blut- es ist also auch der Kultus, der meistens von der jeweiligen Religion vorgeschrieben wird. Sicherlich als Unterscheidungsmerkmal. 2023 sehen wir hier das so, daß Religion und die Feste dazu - für die Füße sind.)
In der Chronik sehe ich ein fröhliches Bild, wo der ganze Küchentisch voller Äpfel
und zwei großer Schüsseln belagert ist, rundherum
sitzen Frauen und schälen,
putzen und lachen, sie erzählen sich die Neuigkeiten und haben buchstäblich Spaß
bei der Arbeit- was man heute
ganz bewußt unterbindet,
damit die Tätigkeit in fremdem Auftrag "speditiver" oder noch schwerer wird..
***
Über die Mundart habe ich schon viele Bemerkungen gemacht - der Heinrich J. Dingeldein
von der Uni Marburg formulierte das 1984 so:
"Hochdeutsch hat nichts mit höherem Wert zu tun, Dialekt ist nicht verdorbenes Hochdeutsch,
eher besteht das Hochdeutsche aus verdorbenen Dialekten.."
Der eigene Rhythmus (ihr glaubt ja nicht, wie fremd mir dieses Wort noch immer ist - ich sage lieber Takt dazu!)
und ihr anheimelnder Klang haben auch auf Dichter ihren Reiz
ausgeübt-
wie auf alle Touristen.
Man rät zu mehr Mut zur Ausübung des eigenen Dialektes an-
was heute eher ein Unding ist, nicht gerne gesehen wird
von denen, die "das Sagen" haben
und auch von - jetzt wird's lustig - den alten Einheimischen nicht immer auf Anhieb verstanden wird:
In jedem Dorf sprach man etwas anders, dann kamen Fremde dazu,
die ihren eigenen Dialekt hatten- der Generationen weiter lief- bis dann ein wirrer Mix
von Hochdeutsch und mehreren Platt-Speaks oder "Zungenschlägen" und Vertriebenen-Dialekten zu hören war.
Heute gibt es in unserem Dorf Türk-Holländer und bunte Osteuropäer, die mit Deutschen verheiratet sind, Russen und Schwarzafrikaner, Vietnamen und Koreaner etc. - eine wirre Mischung, die etliche Bulgaren und Rumänen dazu bekam (Stand der Dinge 2023)
Ich will euch jetzt nicht wieder mit "Lautverschiebungen" und anderen
sprachwissenschaftlichen Sondersamkeiten nerven, geneigte Leser- sondern
lieber
weiter fortfahren in den tatsächlichen Begebenheiten der Überlieferung..
So habe ich in dem Büchlein ein altes Mundartgedicht von Walter Rudersdorf (1946/47) gefunden,
das recht gut die Grundzüge der Dialektik unserer
ganzen Gegend repräsentiert
(Doppelbuchstaben werden lang gezogen gesprochen):
De Kommissioo kimmt !
Wie wor et noo dem Kriesch so schee
wenn de Kommissioo koom i det Durf enii.
Die aa zallt Hinkel oder Gickel,
die zwaat Gäns, Gaaße enn Kanickel,
die drett, die soucht nur Gäul enn Koi,
die anner Dauwe oder Säu.
Sogoor die orme Katze i de Gasse
wollte se erfasse.
Do worrn se honner de Jelljer her,
dei gowwe fier de Fraa enn Belz doher.
Die Fussinger soore neulich,
do woor en Kommissioo ganz eilich,
die zallt Ratte enn aach Mäus,
joo Wanze, Fleh enn Läus.
Se worrn sogoor debai,
weil so e Hinkel leet ab enn zou e Ei,
dim orme Fererveih wie aach de Dauwe
en Zähler uuseschrauwe.
Da konnde se endlich seih,
wievill Eier et gobb vu so em Veih.
Die annern wollde sämtliche Hinkel erfasse,
da uugewe woor ganz bestimmt kaa Masse.
Wenn de Kommissioo wolld noogucke,
leife de Wiese voll Hinkel en Glucke,
"Niemandshinkel" wurrn dei genannt,
weil dei kemm Mensche gehuure im ganze Land.
Se gowwenen Fourer enn kree Eier defuu.
Dei Hinkel, dei kimmerde sich emm kaa Kommissioo.
Doch wen dei Broirer komme,
se rasch de Gaaßigel nohme
enn joote die Bande aus dem Hoop enn vum Hinkelshaus
marsch i de Brawies enaus.
Doat woor genaa so bei der Bach,
i der Heep, der Wier enn im Burngoarde aach.
E veraanzelder Fehlalarm mooch net vill aus,
mer woor droff igeschdallt im Stall enn im Haus.
Dei orme Koi deere se aach net traue,
se wollde nenn uu de Euter en auer baue.
Wenn eraus koom vu der Melsch e Drebbe,
solld de Zeicher jedesmool weirerrecke.
So harre se endlich en Kontrolle aach,
demet de Schworze Maat fei i de Bach.
Et es off en Samsdoog gen Owend schuu,
doo heeßt et wirrer: "De Kommissioo!"
Irgendwer hatt e Audo geseih,
woat beim Backes erem heil.
Woat sich i de neegsde fünf Minude dout,
doat wesse die Betroffene nur zou gout.
Doat es iigespillt seit langer Zait.
Etz esset wirrer emool so weid.
De Hannes leeft noom Kowes, de Hanjer noom Johann,
det Annekett noom Rees enn det Katherin noom Mojann.
Doat es e Gerenn, enn doat es a Geleef,
bes schließlich det gaz Durf verstennischt es.
"De Kommissioo!" Doat Wuurd brengt Schrecke
i sämtliche Ecke.
See laafe enn se sause de Trapp eroo, de Laader enoff.
Doo es woat gefällisch im ganze Durf!
"Katherin, doat Fererveih i de Sack!
De Gickel de iescht enn da de Hinkel eniigepackt!"
Doat flotschert enn gackst enn baamt sich enn kreet
enn wockelt enn zabbelt enn gluckst enn kreischt.
"Katherin, enii demett!
Nomm de Stampestößer, schlebb se fort!"
Doat fererveih, doat orm,
doat eim laad, det sich Gott erborm.
Se werrn gepresst i de Sack enii
als wär et Streh fir de Hackselmaschii.
Doat orm Veih, diat hoot sei Nüt,
Kaa Wonner, det honnerher see e poor düt.
Dee Hannes sperrt sei i de Gluckekaste im Goarde.
Do konn se honner de Hecke woarde.
Dee Jesch, dee fingt se im Hoop aach
enn dout se off de Speicher enner det Dach.
Wenn dei Kommissioo det Duur erikimmt,
aa Hinkel sich die Freiheit nimmt
enn läßt vuum Speicherfiester -plopp-
e Ei eroofall dem Chef off de Kopp.
Dee Gickel kreet frech dem Dachfiester eraus.
Doat es e Lew i dim Haus!
Wilhelm Busch hätt bestimmt sen Spaß dru gehoat,
doch schoo e leit längst im Groob.
Oower die annern huu sich aach driwwer amisiert,
woat so alles met der Kommissioo bassiert.
Dee Jakob es i grüße Neede.
Wohii met dim Fackel, dim blöde?
Im Kreinjeskaste es Platz genungk.
Desweije schnappt erret beim Schlunk
enn stoppt et rasch enii, sos girret Kreem,
enn met "Hau rück" en Laaderbeem
hebt et enoff off det Streh.
Do es et sicher, wie schee!
Dee Koarl hot e Stellje honnerm Haa
enn met der Helf vu seer Fraa,
die es emmer schau, doat Kett,
sperrt doat Säudeier i dei Eck.
Do werrn die Broirer et net fenne,
wenn et nur stell es, sos muß mer et benne.
Doat Gree, doat es e esonner Fall,
doat schafft sei Fackel off de Hinkelsstall.
Beim Hanjer geret annerscht her,
dee dout doat Veih i de Stoo oo i de Kerr.
E setzt sich met sem Steake debai enn woat,
bes die Kommissioo es wirrer fort.
Doch dee Hanjer es net fusper. So es et bericht worn,
derre i em Uufall vu Zorn,
wenn so e Säudeier deet kreische enn eremlaafe,
hoot, woat e konn, droffgehaache.
Enn schließlich looge vier düt,
die orme Deier harre ihr Nüt.
Se weste doch net, woat se mache durfte.
Schließlich worrn se doch net im Klüster.
Die Koi, die wurrn baisait geschafft,
manchmol i de Holzschoppe verfracht,
die aa oder anner honnert Streh eniwwer
oder i Wellerschbach getriwwe.
Die Kälwer, die worrn jo kleener,
deshalb woor et met dei ower net scheener.
Doat aa koom i en Sack,
doat anner wuur i en Gluckekaste gepackt.
Dee Philipp weßt sich emmer Root,
dee koom deshalb aach nie i not.
E weckelt sei Kalb i en aale Mantel enii
enn setzt et i sei Häusje met dem Herz i der Dier.
Do saß et no uu dim feine Ort,
bes die Kommissioo woor wirrer fort.
Noch villmer doo berichte kennt
vuu Gaaße, Gäul en manchem Rend,
vum Schworze Maat enn vum schlechte Geld,
vum Tauschhannel enn vum Hunger i der Welt,
vuu Schnapsbrennereie enn de Zentrifuge,
vuu Deppe enn dem Tuwaak i der ajene Bude,
vu der Dreschmaschii enn noch vill meh.
Die Zaide, die worrn gor net schee.
Doch die Kommissioo, die woorr e Erlebnis,
schließlich aach vum Kriesch e Ergebnis.
Do woor doch woat llos, do gowwet aach Spaß
i der Enner - enn i der Ewergaß.
Ower noo der Währungsreform, et es für emmer schad,
do kree die Kommissioo det Laad.
***
Puh- das war aber lang! Hier heißt es bei jedem Wort,
jeder Zeile den "Interpreter" einzuschalten, damit nichts verzerrt wird.
Mir fiel gleich auf, daß die sofort lesbaren Worte aus dem Hochdeutschen sind,
die wohl nicht übersetzt wurden oder nie umgestaltet gesprochen
worden sind,
weil sie vom einfachen Volk als Einblendungen verstanden worden sind.
Das heißt, daß es für die ursprachlichen Bewohner immer nur Fremdworte waren..
Läßt man diese also weg und stellt ein umschreibendes Wort der Ursprache
für dieses "Fremdwort",
dürfte das Resultat der tatsächlich gesprochenen Sprache vor der schriftlichen Überlieferung nahe kommen..
Wenn nun durch äußere Umstände neue Dinge in das Dorf oder Gebiet gelangen,
kommen auch die dazu passenden Ausdrücke mit- ggf. etwas auf den
jeweiligen Gaumen umgemünzt,
aber dennoch: Ein neues Wort kam dazu.
Manche Begriffe kann man heute nur noch mit Fremdworten erklären,
weil die
Vermischung zu intensiv und zu lange geschah.
Einen luftleeren Raum inmitten Andersprachlicher kann man nicht halten, weil Handel und Wandel
das
verhindern. Wäre England keine Insel,
hätten sich auch dort wesentlich mehr neue Worte eingebürgert.
Einesteils bewundere ich die isländische Beharrlichkeit an der eigenen Sprache festzuhalten,
neue Worte mit den eigenen zu umschreiben,
andererseits halte ich das für sektiererisch und stur,
weil der Handelspartner Isländisch lernen müßte, um sein eigenes Produkt oder Erfindung
in Island wieder zu finden.. so sieht man leicht den Irrtum dieses Denkens:
"Handy" und "come in and find out" versteht man im angelsächsischen Raum wohl eher nicht!
(Weitere Vergleiche lasse ich den Sprachwissenschaftlern, das geht mir zu weit - hier geht es um die regionale Geschichte der einfachen Leute)
***
Waldernbach ist nicht weit von Waldbrunn weg- so ähneln sich auch die Überlieferungen und Erzählungen.
Kleinräumigkeiten einer Gegend sind aber nicht unbedingt der Garant für Gleichheit,
grad' im Mittelgebirge nicht !
34 Familien stark war der Ort kurz vor dem 30j. Krieg, die sich vom Ackerbau und Handarbeit ernährten.
Ein Bild der Chronik von 1914, wohl kurz vor dem Umbau, zeigt ein Fachwerkhaus mit zwei Türen,
links eine Stalltür, direkt daneben eine Haustür mit
kleinen Oberlichtern,
davor eine Frau in einfacher Tracht mit Schürze, streng zurückgekämmten
und zu einem Knoten geformten Haaren.
Eine Zinkwanne
und ein ebensolcher Eimer, eine Kanne auf einem flachen Stein.
Neben der Haustür ging zur rechten Hausseite eine Hühnerleiter in den 1. Stock, wo eine
Schieber-Öffnung mit Zugseil daran zu sehen ist.
Über der Haustüre ein kleines Fenster, wohl zum Flur gehörig, links über der Stalltür,
ebenfalls
im 1. Stock waren zwei kleinere Wohnraumfenster.
Überkragend das kräftige Strohdach, aus dem ein langer Schornstein ragte.
Dieses Strohdach wurde durch
ein moderneres Schieferdach ersetzt..
Erwähnenswert wäre da noch das Hof-Pflaster, das aus gewachsenen flachen Feldsteinen bestand,
die in Erde gelegt
waren.
Recht buckelig und nicht in geraden Linien, ohne Randbegrenzung zum Misthaufen hin,
der einfach eine Mulde war. Das Haus stand auf einem
kleinen Sockel aus ebensolchen Feldsteinen,
worauf die Balken des Fachwerks trocken ruhten.
(gemauert aus Lehm und Kalk)
Der unterste waagrechte Balken des Stall-Teiles war
"geländeförmig" gebogen,
ist also nicht nachträglich krumm geworden.
Es gab schon immer "krumme" Bäume und die sollten auch verarbeitet werden. So war eben das Holz billiger.
***
Vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges ist hier nichts von "Hurrarufen" berichtet,
sondern von einer starken Zunahme von Beichtwilligen, die bis in die Nacht,
bis zum nächsten
Morgen Schlange standen um ihre Seelennot loszuwerden.
Beide Lehrer wurden einberufen, im Winter 1914/15 machte sich bereits der Mangel
an Petroleum bemerkbar, Brot gab es nur noch auf Karten.
Sogar Steckrüben sind beschlagnahmt worden, damit die Ernährung einigermaßen
aufrecht erhalten werden konnte, Kirchenglocken wurden eingeschmolzen,
sogar die Orgelpfeifen.
Die Waldernbacher mußten 12.000 Mark für "Kriegsanleihen" zeichnen-
obwohl sie davon nur Verluste an Menschen und Material hatten.
Das meiste Geld sei buchstäblich von den kleinen Leuten geholt worden, so ein Lehrer,
der sogar die Kinder mit einem Anteil von 700 Mark "beliehen" einschrieb.
(Man darf nicht vergessen, daß die Schulden des Landes - auch heute wieder - ganz
beträchtlich aufgelaufen sind, die sich aus seltsamen Krisen und "Friedenseinsätzen",
"Entwicklungshilfen" und Beihilfen für Flüchtlinge aus der halben Welt zusammen gesetzt haben
und ständig weiter ansteigen - auf Kosten unserer Kinder und Kindeskinder... die allesamt ungefragt "beliehen" werden!
Das hat sich nicht herum gesprochen, weil jeder die Augen zu petzt und weiter den gleichen Mist wählt- Versprechungen, die nie eingehalten worden sind.
Die vielen Flüchtlinge sind quasi herbei gebombt worden, damit die Rüstungsindustrie der USA boomt und deren Verschwendungssucht kaschieren hilft. Der europ. Konkurrent wird durch diese Kriegslasten arg gebeutelt und geschwächt- so ist der schwächelnde Riese Amerika wieder in einem besseren Licht, der in "Auslandseinsätzen" oder "robusten Mandaten" das alte Kriegsgerät entsorgt. Europa versucht, an diesem Rüstungsboom teilhaftig zu werden, damit der Bankrott der Sozialsysteme vermieden wird. Diese Zusammenhänge will keiner lesen und hören.. wir brauchen die Zuwanderer nicht, wenn man vernünftig arbeitet und einbindet. Der Größenwahn der Politik, unbedingt ein 100 Millionenvolk lenken zu können, sollte enttarnt und bestraft werden.)
***
Doch nun zurück ins Jahr
1918 - es kostete das Pfund Butter schon 8-10 Mark, ein Ei 50 Pfennig.
Ein paar Jahre danach kamen die nächsten harten Schulden durch das neue Wassernetz der Gemeinde,
die Kanalisierung des Klingelbaches, damit die
Hauptstraße nicht immer überflutet wird..
all diese Maßnahmen sind deshalb erwähnenswert, weil damit in den 1920iger Jahren einige
Arbeitsplätze
für die dauernd arbeitslosen Männer geschaffen wurden- zumindest vorübergehend.
Trotzdem sei der N Sdap nur ein sehr bescheidenes Wahlergebnis
zugekommen, wie die Chronik berichtet:
Selbst nach langer Werbung im Jahr 1933 waren es nur 30 Stimmen, selbst die KPD hatte 54,
die Zentrumspartei 345, die
DNVP 19 und die SPD 9 Stimmen - bei 457 Wählern.
(Reichstagswahl)
1932 wurden die Arbeitslosen "ausgesteuert" und fielen der Fürsorge anheim,
5-6 Wochen warteten die Leute auf das wenige Geld, wurden "nervenkrank",
wie bemerkt worden war.
(Während der "Groko" und der "Ampel" ist "Burnout" eine Volkskrankheit geworden!)
Das traf auch Landwirte, die über stockenden Absatz klagten:
Wenn die Leute kein Geld haben, können sie nichts kaufen..
Nach den Märzwahlen kam die "Gleichschaltungswelle", die alles umfaßte.
Mit Schikanen und Denunziation wurden Leute zum Amtsverzicht gedrängt,
so wie es "der Partei" genehm war.
Hausdurchsuchungen, Vorwürfe zu "liebäugeln mit Kommunisten",
Hausdurchsuchungen durch SSM itglieder.
Berliner Machtgelüste waren noch nie gut für das Land!
(Das war in der Nachfolge der DDR ebenso, im Osten Deutschlands hat man aus
der Historie offenbar nichts lernen können!)
Mit Tricks wurde der Einfluß der Kirche - und somit der jener Zentrumspartei,
die von der Kanzel herab gepredigt wurde - zurück gedrängt:
Übungen während der Gottesdienstzeiten, Benachteiligungen von
gegnerischen Parteimitgliedern bei der Arbeitsplatzvergabe, Strafverfahren gegen Mitglieder
des Marienvereins, Auflösung der Klosterschule der Arnsteiner Patres,
Entzug der Lehrerlaubnis für den Pfarrer im Schulunterricht, Entfernung
von religiösen Symbolen
und Gebeten aus der Schule/Unterricht, Beschlagnahme von Vermögen konfessioneller Vereine
und Auflösung desgleichen Kindergartens.
Hier muß man sagen, daß noch in den 1970iger Jahren der Pfarrer
zu bestimmten Wahlverhalten von der Kanzel herab aufrief.. (im Westen)
Der Chronist meint, daß man sehr wohl etwas ahnen konnte:
"Wer die Augen und Ohren offenhielt, sah und wußte,daß regelmäßig Busse
Menschen nach Hadamar brachten, die unter das neue Euthanasiegesetz fielen.."
Auch wenn die Scheiben verhängt gewesen sein sollen - er meinte es wohl gut, aber
hier wird er wohl
den Wunsch zum Vater des Gedanken gemacht haben - alle Mitarbeiter dieser Euthanasie waren Berliner, keine Einheimischen.
Juden gab es wohl schon im 19.Jhd keine mehr im Dorf, weshalb meine Annahme richtig scheint.
Man darf auch Chroniken und öffentlichen Berichten der Vergangenheit nicht alles glauben,
manches scheint doch recht fadenscheinig oder "politisch gefärbt"-
mit viel Gefühl und der Hoffnung,
es allen Seiten recht zu machen, versuche ich die Wahrheit ein wenig mehr heraus zu kitzeln,
den Fokus durch den Nebel der "das macht man heute so" Verschwiegenheiten gehen zu lassen.
Demagogie, Religion und Politik sind ein dreckiges Geschäft, so sind wir heute stolz darauf,
der stärksten Fraktion anzugehören - die der Nichtwähler.. (2020 und 2023 einmal wieder, dann nie wieder)
Im Jahr 2023 finden wir - trotz besten Willen - keine Partei und keinen Politiker, dem wir vertrauen würden..
***
Auf Feld, Wald und Flur sieht man zuweilen im Stein eingegrabene Fahr-Rillen
von Eisenrädern, Hohlwege im Wald, die von den uralten Straßenverläufen
kuenden.
Oft sind Feldmarken auf den Höhen, markante Punkte, man ahnt noch die alten "Straßenspinnen"
in der Gemarkung.
Erst in der 2. Hälfte des 18.Jhds wurden "Kunststraßen" mit Stein- und Schotterbelag
-sogenannte Chausseen- angelegt.
Hohe Straße, Trompeter- oder Poststrasse, Butterweg,
Lange Mail und ähnliche Namen kennzeichneten diese Handelswege,
über die leider auch oft genug Soldaten zogen,
nicht nur "Butterträger", die Butter,
Käse und Eier transportieren oder Hütscheler mit ihren Getreidefuhren,
allerlei Gesindel kam ebenfalls darauf vor, wie
immer wieder berichtet wird.
Aufwiegler, Gaukler, Handwerksburschen, Musiker, Herolde, Zinsschätzer, Händler ..
Wegegelder wurden entrichtet- nur die herrschaftlichen Bediensteten aller Art und Gesandten,
sowie Post und Export-Verkehr waren frei.
Noch 1911 gab es in Waldernbach ein einziges Fahrrad, 1929 besaß jeder ältere Schüler
eines.. 3 Autos und 2 Lastwagen zählte in diesem Jahr der Ort.
Die Zeit der Ablösung der Postkutschen durch Postbusse kam, die Transport
von Sendungen und Personentransport kombinierten.
(Diese Kombination fand
ich so genial, als wir frühe Touristen in Tirol waren
und diese gelben Langschnautzer - Busse
mit ihren wunderbaren Mehrklangfanfaren erlebten.)
https://www.you tube.com/watch?v=gl2jZlYzQyA
https://www.yo utube.com/watch?v=5tY4_66kDn8
https://www.youtube.com/watch?v=AzaGT3ZgYmA
https://www.youtub e.com/watch?v=slCSgpclf3s
Nicht jedes neue Transportmittel punktete: Die Kerkerbachbahn war so teuer und langsam,
daß
die Leute lieber zu Fuß gingen, wie berichtet wird.
Mit dem Pferdefuhrwerk versorgte nach dem 1.Weltkrieg so mancher Unternehmer
die Bevölkerung als rollendes Warenlager.
Zu dieser Zeit kamen auch die
ersten privaten Busunternehmen auf.
Mit Holzvergaser-Lastwagen holte man vom Seeweiher im Winter Eis,
das zur Brauerei nach Weilburg gefahren wurde.. sogenannte "Eisbrecher" verdienten
sich ein paar Groschen dazu, um den spärlichen Haushalt etwas aufzubessern.
Die neue Mobilität der Waren ließ die Milch aus den Orten zu zentralen Molkereien kommen.
Die "Grüne Minna" war ein Laster, der einen Wechselaufbau hatte- mal als LKW, mal als Bus eingesetzt..
damit wurden die Arbeiter ins Ruhrgebiet, nach Köln gefahren und zum Wochenende wieder abgeholt,
wenn sie ihre Maurer-Schicht absolviert hatten.
Später nannte man Transportfahrzeuge der Polizei so, mit denen Verbrecher abgeholt wurden.
Klein- und Kleinst-Landwirtschaften prägten das Gebiet im Westerwald, so auch in Waldernbach.
Kaum einer hatte über 5ha Land.
Jeder Erbfall halbierte den Hof, die Fluren waren total zerklüftet,
weite Fahrwege waren nötig, um zu den Feldern zu gelangen.
Eine große Weide von 60ha war gemeinsames Dorf-Weideland,
auf dem der bestellte Hirte seine Arbeit machte.
Von allen anteilig bezahlt, tutete er in sein Horn, worauf die Bauern ihre Tiere losbanden,
die dann zielstrebig dem Zug der Weidetiere zulief.
Abends gegen 18 Uhr kehrte der Kuhhirte wieder zurück, mit Kühen, Ziegen,
Schafen und seinem Hund. Junge Weidetiere wurden extra angelernt,
diesem
Rhythmus zu folgen -
Deshalb waren die Straßen ständig zugekotet und vor dem Kirchgang am Sonntag regelmäßig gekehrt..
(Das gab Dung für die Gärten der Anwohner)
"Touristen" hat das in den 1930iger Jahren sehr beeindruckt und zum immer wiederkehrenden Urlaub
im Westerwald bewogen.
Die Blüte des Besenbinderhandwerkes soll zwischen 1880 und 1930 gewesen sein,
vermutlich aber ist dieses Handwerk so alt wie die Menschheit..
Birkenreiser in Lagen wurden mit einem stabilen Stiel zusammengebunden, so,
daß sie lange genutzt werden konnten.
Reich konnte man mit dieser Handarbeit sicher nicht werden, aber ein gutes Zubrot war
das damals für so manchen älteren Mann - die Renten waren sehr sehr knapp.
Ein gut gebundener Besen soll fünf Eier oder 2 Pfund Mehl oder 5 Pfund Korn oder Weizen
oder ein halbes Pfund Speck** wert gewesen sein.
Deshalb haben ca 40 Familien des Ortes sich etwas mit Besenbinden hinzuverdient.
** Noch heute zu kaufen- spanischen fetten Speck, recht günstig und sogar gesund, weil man keine Butter oder Margarine darunter braucht, also nicht sonderlich kalorienreich.
Landgänger, die wandelnden Kramläden, die durch die Gegend zogen,
haben sich von den Bettlern und Hausierern abgegrenzt- zahlreich ging man
diesem Gewerbe nach, wenn die Fruchtfolge Zeit dazu ließ.
Der Gewinn daraus wurde in das Haus und in die Familie investiert "Geld angelegt" hat
damals der "Gemeine" bestimmt nicht!
Von 1928 an kamen immer mehr Touristen in den Ort Waldernbach,- 1932 waren es 945
und 1981 46.000 Übernachtungen!
Erstaunlich für so ein kleines Dorf! Wie kam das?
Zwei Wanderer sind zufällig in dem Ort angekommen, haben Station gemacht,
fanden die saubere Luft und die freundlichen Menschen, den Hirten mit seiner
idyllischen Herde so interessant:
Es war der Finanzchef und der Personalchef der Humboldwerke (Deutz) in Köln-
deren Arbeiter fortan in Waldernbach
ihren Urlaub verlebten! 14 Tage lang, 50 Arbeiter,
die kostenlos Urlaub machen konnten.. deren Empfehlungen brachten weitere Leute in die Sommerfrische.
Dann wurden die Ansprüche größer, Umbauten für Duschen- und Bäder,
Toilette in jedem Fremdenzimmer konnte sich nicht jeder Vermieter leisten.
Die Pensionen nahmen ab, die Gastwirtschaften zu.
Dann wurde ein Freibad gebaut, wo 3000 Menschen Erfrischung finden konnten.
24 Pensionen mit 243 Betten gab es 1962.
Kegelbahnen und Kinos, Kuranlagen und eine Kneipp-Anlage, Trimmpfade etc und die Anerkennung
zum Erholungsort folgten, das Wanderwegnetz wurde
ausgebaut-
wir erinnern uns an die beiden Wanderer!
In den 1980iger Jahren kam ein Feriendorf an den Seeweiher, eine richtige kleine Urlaubsoase -
dann veränderte sich das Urlaubsverhalten und durch die veränderte Familienstruktur
mußten bezahlte Kräfte für den Service angeheuert werden.
Später wurde aus dem schönen Feriengebiet mit seinen Nur-Dach-Häusern am See
eine Übergangswohnanlage für Aus- und Übersiedler..
..und vergammelte; diese seltsamen Leute auas Russland bekamen so viel Geld vom Staat,
daß sie neu bauen konnten -
nur der Badebetrieb und die Gaststätte blieb gut erhalten.
***
Die Westerwälder Tracht beschreibt das Tagebuch des Johann Georg Strieder,
mit Aufnahmen von der Zeit um 1930.
Ab 1900 trug man die Tracht wohl nur noch selten, um 1950 waren nur noch wenige
alte Frauen darin zu sehen, wenn sie zur Kirche gingen.
Interessant: Eine (jede) Frau durfte nach der Geburt ihres Kindes nicht eher die Kirche betreten,
bevor sie "ausgesegnet" war- selbst wenn die
Taufe anstand!
(Es wird berichtet, daß die Hebamme der jungen Mutter in die Kirche half,
wo sie in der dunkelsten Ecke - von niemand gesehen-
teilhaben durfte.
Bis in die 1950iger Jahre soll das so getrieben worden sein!)
Die Leibeigenschaft war offiziell 1808 abgeschafft, die kinderreichen Familien vermieteten
dennoch ihre größeren Kinder an die Bauern,
damit sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen konnten.
Nicht selten wohnen 10 Personen in einer Stube.. soweit das Buch 700 Jahre Waldernbach.
***
"Johann von Reifenberg, Knappe auf Burg Dehrn, trug eine heiße Leidenschaft
für das Liebreizende, aber jener irdischen Liebe unzugängliche
Burgfräulein im Herzen.
Die Jungfrau konnte ihn aber nicht erhören, sie wurde Schwester Jrmina im nahen Kloster Beselich.
Das verwand der Junker nicht.
Er schied von der Burg Dehrn, trat in schwedische Dienste und streifte
im großen Kriege als Führer einer Soldateska durch deutsche Lande.
Irmina läutete an einem Abend den Angelus, und aus der Tiefe des Waldes antwortete ein Horn.
Sie erschrickt. Wer mochte es geblasen haben?
Die Töne des Hornes aber trugen ihr in den nächsten Tagen auch das Minnelied zu,
das der Reifenberger
ihr gar oft geblasen.
In Besorgnis unterrichtet sie die Priorin, und das Kloster rüstet für einen etwaigen Überfall,
da auch in seiner Umgebung
Schwedenhaufen streiften.
Aber nur ein Bote mit einem Pergamentstreifen an Irmina erscheint an der Klosterpforte.
Der Reifenberger bat um eine Unterredung.
Die Priorin gebietet der verängstigten Schwester
um ihrer aller Willen, den Junker zu hören.
Am nächsten Abend schon meldet das Horn seine Ankunft, und die Jungfrau erwartet
ihn betend am offenen Zellenfenster.
Er verlangt ihren Besitz, (das Mädel selbst)
das Leben deucht ihm ja unerträglich ohne sie, will dafür dem Kloster allen Schutz zusichern.
Unwillig hört sie seine Rede, weist ihn, mild und streng zugleich, ab.
Der Junker geht,
in Zorn und Trotz.
Irmina eilt zur Priorin und nach dem
mitternächtlichen Chorgebet
flüchten die Klosterfrauen und übergeben ihr Heiligtum dem Schutze der lieben Gottesmutter.
Im Tagesdämmern schon ziehen die Schweden herauf und umstellen das Kloster.
Erstaunt über die Totenstille dringen sie ein und finden verödete Zellen.
Voller Zorn wollen sie das Kloster anzünden.
Unbemerkt von ihnen aber hatten
sich schwarze Wolken über der Klosterstätte zusammen gezogen.
Blitze,
Donnerkrachen, ein furchtbarer Schrei,- und der Reifenberger liegt tot
in Irminas Zelle, schwarz am ganzen Leibe.
Entsetzt fliehen die Schweden von dannen.
Wie durch geheimnisvolle Kraft hatten die Nonnen trotz allem Wandern
nur eine kurze Wegesstrecke zurückgelegt und mit Staunen Blitz
und Donner über dem
Gotteshause wahrgenommen.
Sie kehrten zur selben Stunde zurück, fanden zwar einige Verwüstungen,
sahen aber auch das Strafgericht an dem Junker von Reifenberg.
Fortan blieben die Klosterfrauen unbehelligt.
Und wer an einem schönen Maimorgen die Waldwege von Beselich hinansteigt
und die Sprache der Bäume versteht, dem erzählen die Wipfel von Irmina, der Nonne
von Beselich.. "
Diese Klosterstätte ist unweit von uns, wir waren schon oft dort und gingen den Stationsweg,
schon weil er voller seltsamer Votivhäuschen ist, die
mitten im Wald
einen seltsamen Gang versprechen - schattig und still.
Heute kann man auch mit dem Auto zur Kapelle fahren, vorbei an einer Obstanlage geht
die schmale Gasse bis zu einem Platz mit uralten Bäumen,
links die kleine Kapelle,
ein kleines Haus, - links ein Gehöft aus groben Steinen, dahinter eine größere Ruine,
die durchaus sehenswert ist.
Die Großgemeinde hat den Namen der Kapelle- Beselich, obwohl kein Ort so lautet.
Zweckmäßig kann man parallel der Straße nach Obertiefenbach (Schupbacher Straße) parken,
wo diese von der Landesstraße L3322 abzweigt.
Genau im Bereich des Mündungsdreieckes geht der geteerte schmale Fahrweg bergan.
(linker Hand ist eine größere Obstplantage, rechts der Wald)
Von unten, vom Parkstreifen an rechter Hand kann man diesem Kreuzweg gut zu Fuß aufwärts folgen - es ist ein Rundweg.
In der Mitte des 12.Jhds. wird das Kloster Beselich erstmalig als "Prämonstratenserorden" erwähnt,
die Mönche mit der weißen Kutte.
Der Graf des Klosters Arnstein an der Lahn, der selbst zum Ordensbruder
wurde und seine Burg dem Orden vermachte, war der Begründer dieses Frauenklosters
Beselich, im Wald oberhalb des Ortes Obertiefenbach.
Es war im Grunde eine Entsorgungsanstalt adliger Fräuleins, die irgendwie "übriggeblieben" waren-
mit guter Mitgift ausgestattet, die dem Kloster
übereignet wurde.
Hier ein Feld, da ein Wäldchen, hier ein Lehnshof, etwas Geschmeide,
eine Leibrente- und schon konnte man leben und im Gebet verharren.
Bald mußte eine eigene Vermögensverwaltung die Sache in die Hand nehmen.
Kapitalien wurden verliehen gegen Zins oder Naturalien.
Im 15.Jhd. wurde das Kloster durch einen Überfall ausgeplündert und abgebrannt -
man nahm ein Pfand auf, um alles wieder aufzubauen, das aber bald wieder
abgelöst werden konnte.
Nicht zuletzt durch eigene Weinberge erstarkte die Gemeinschaft wieder - dann kam
die Reformation und die Gier nach den Gütern durch die Ritter und
Edelleute
der umgebenden Familien-Clans, die bislang Land und Leute durch den Zehnt und Fron erpressten.
So gingen wertvolle Besitze des Klosters verloren.
Die Schenkungen der Neuankömlinge gingen weiter- beispielsweise so durch die uneheliche Tochter
des Grafen Philipp von Nassau, die er loswerden wollte..
Der Abt von Arnstein, der als Herr des Klosters bestimmte,
mußte die Aufnahmegebühr drastisch erhöhen,
damit die Zahl der Anwärterinnen nicht überhand nahm..
Bei der Aufnahme mußte jede Novizin außer der Geldsumme dem Prior
und der Meisterin je zwei Quart Wein und je ein Kleinod, ferner ein Vierpfennigsbrot,
zwei Hühner,
24 Ellen Leinen, zwanzig Ellen Tischlaken und 16 Handtücher, dazu eine dreipfündige Kerze
aus Wachs und 1/2 Mark für einen Bet -Schemel
für die Kirche mitbringen..
Damit es nicht zu bequem wurde, durften die Schwestern auf der Haut nur grobe Schafswoll-Sachen
oder Fell tragen, keine bequemen Stoffe.
Darüber
kam das weiße Ordensgewand,
Gürtel, Schleier, Kreuzchen auf der Stirnbinde.
Strenge Klausur wurde angeordnet und überwacht durch die Meisterin,-
kein Mann durfte mit einer Schwester sprechen, auch keine Angehörigen oder Handwerker-
nur im Beisein der Priorin und in Ausnahmefällen gab es Gespräche.
Fleischeslust wurde durch Fasten abgetötet..
Erholung fand man in geistlichen Gesprächen..
Der Jenseitsgedanke war hier mitten im Wald angesagt und nichts anderes.
Ständig waren Fehden zwischen den verwandten Herrscherhäusern um Landbesitz,
wozu auch das Kloster gehörte- bis zum obersten Gerichtshof des Kaiserreiches.
Wenn es um das liebe Geld geht, hört die Freundschaft und das gute Benehmen auf-
so war das früher bei den "Edelleuten", die alles andere als "edel" waren.
Dazu kamen die Verwüstungen, Plünderungen und Schändungen durch die Soldaten
des 30j. Krieges- die erst später das abgelegene Kloster überhauppt gefunden haben.
Hin und her schwappten die "Bekenntnisse" der Landesherren- mal reformiert,
dann wieder katholisch- wie es gerade in den Kram paßte.
Je mehr reformiert wurde, um so sturer sind wohl die Klosterleute geworden..
"wir lassen uns eher zerreißen, uf eine andre als die katholische Religion zu bekennen"
Es kam wie es kommen mußte - die Ländereien wurden abgenommen,
die Armut zog in die Gemäuer des Klosters ein.
Die Grafen zogen mal eben mit dem ganzen Geschirr und wertvollem Hausrat ab..
(! Das waren eben die "feinen Leute", deren Gemäuer wir heute bestaunen - in Wahrheit waren sie alle Plünderer und Diebe, die den Auftrag dazu immer anderen Leuten gaben - sie selbst haben sich nie die Hände schmutzig gemacht !)
"Wegen Notdurft und Faulung" holte man die Kleider und Schmucksachen
aus dem Versteck hervor und verkaufte diese, damit genug zu Essen da war.
Sogar die Glocken hat man geklaut- pardon, konfisziert und wohl zu Kanonen umgeschmolzen..
Da kann man wieder ganz genau sehen, daß "da oben" nichts sein kann, denn wenn "der Herr" seine Glocken als Kanonen Menschenleben vernichten ließ, ist an der ganzen Religion was faul..
Dann sollte das Kloster als Alters- und Versorgungsheim oder Hospiz umgewandelt werden,
was wohl nicht so recht geklappt hat- der Runkeler Graf war wohl
wieder einmal klamm..
durch "Hans im Glück"-Tausche wurde der Klosterbesitz immer weniger.
Er, der gütige Fürst zu Runkel feierte mit seinen Vasallen häufig Gastmahle,
statt die in Lehen vergebenen Liegenschaften und die Mühle zu erhalten oder
zu erneuern,
nur um seinen Besitzanspruch zu zeigen -
was eine Spitze gegen seine Verwandten in Nassau und Dillenburg war..
Ein Klostergut-Verwalter wurde wegen Hexerei angeklagt-
weil der mit einem Hufnagel Zahnweh bekämpfte und er gebrauchte Haare
von krankem Vieh oder Menschen, die er ins Feuer warf,
um zu sehen, wer wohl verzaubert oder verhext sei..
Wer sich beschwerte, wurde für ein paar Tage in den Kerker gesperrt, so gut war der Graf zu den Leuten.
Jeder kleine Funke konnte das Pulverfaß der adligen Familienfehden losbrechen lassen..
Die Pest erwischte auch einige Klosterinsassen, so daß der Verwalter zeitweilig im Dorf Zuflucht nahm.
Der Klosterbesitz diente zu dieser Zeit als Hospital.
Dem Erzbischof von Trier gelang es über das Reichskammergericht,
weite Teile der Besitztümer wieder an sich zu ziehen, die in der Reformation abgenommen
wurden.
Interessanterweise von Herrscherhäusern, die selbst konfessionell waren!
Die Prämonstratenser kehrten nun wieder nach Beselich zurück,
dem Landesherren von Hadamar wurde die Inbesitznahme angezeigt,
die Hand auf dem
Gebiet hatte aber wohl noch immer Nassau.
Die Klostermühle wurde neu aufgebaut.
Ein Trupp Soldaten, die in holländischen Diensten standen, entführten den Pater und Prior,
der erst gegen ein hohes Lösegeld frei kam.
Der Fürst zu Hadamar wurde wieder katholisch um seine Anklage wegen Hochverrats zu umgehen
- ein Vermittlungsschreiben des Kurfürsten in der Hand,
ging er nach Wien zum Kaiser..
dort nahm er die katholische Glaubenslehre wieder an.
So hatte man wieder die Hand auf dem "Klostergefälle" ;)
(Gefälle! Die hohen Herrschaften hatten eine blühende Phantasie, das muss ich sagen.. denn wenn man dieses Wort wörtlich nehmen würde, wäre das Gefälle freilich von oben nach unten, also vom Herrscherhaus zum niederen Stand. - Alles sonst wäre wohl "Steigung". Zuweilen findet man heute noch in der Behördensprache seltsame Wortschöpfungen von einst, unzensiert und nicht hinterfragt - vollkommen willkürlich und bösartig gegen die "Zahlungspflichtigen" gerichtet.)
***
Der Adel war immer auch oder in erster Linie handgemeiner Räuber und Erpresser,
weshalb ich mich für die Abschaffung jeglichen Adelstitels, die Rückzahlung
der erbeuteten Wertgegenstände, Ländereien und Güter, für eine Wiedergutmachung des Unrechts an
Abhängigen - zumindest für deren Nachkommen, soweit man diese ausfindig machen kann - stark mache..
***
Wie die Jesuiten zu Hadamar flüchteten die Prämonstratenser, als die Schweden einrückten,
die bekanntermaßen protestantisch waren.
Nun zogen die Nassauer Grafen, protestantisch, ihren Verzicht auf den Klosterbesitz feige zurück..
1632 ging der Kurfürst von Trier einen Neutralitätsvertrag mit den Schweden ein,
was das Kloster betraf - was dem Hadamarer Fürsten freie Hand gab.
Die Hadamarer Wirren brachten -nach heftigen Einkommensverlusten- nun wieder Gewinn.
Die Runkeler ließen schon mal ein paar Grenzsteine verrücken
und die Ansprüche der Jesuiten
in Frage gestellt- die nach langen Kämpfen die Bauern zur Begleichung ihrer Schuld aufgetrieben.
Noch bevor das Reichskammergericht sein Urteil zusammen hatte,
zerfiel die Herrschaft Hadamar und auch der Jesuitenorden
im Jahr 1771
Nun begann -wieder einmal- ein Erbfolgestreit, jeder wollte von oben Kuchen seinen Teil haben.
Während des 30j. Krieges lagen viele Äcker brach, die nun wieder mühsam rekultiviert
werden mußten, um die vielen Menschen ernähren zu können.
Das Interessante war, daß für diesen Zehnt und Fron keinerlei Leistungen gebracht wurden,
keine Infrastruktur - selbst die Kosten für den Straßenbau wurde
zusätzlich
von den Kommunen aufgebracht - in Fronarbeit.
Zusätzlich wurde die Bevölkerung von oben herab verschuldet,
um kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Herrschern zu begleichen!
Das 1618 errichtete Hospital stand allen offen,- später nutzte man das Gebäude
als Wirtschafts- und Wohngebäude für die Erbbeständer, die in Erbpacht arbeiteten.
Die Flucht der Schwesterzellen war verödet, der Kreuzgang zerbrochen,
alles war marode und hinfällig, selbst der Glockenturm, der nur "unter Gefahr bestiegen werden konnte".
Die Vorräte und der Viehbestand wurde von den Schweden geplündert.
1711 war das Hadamarer Haus ohne Nachkommen erloschen,
die Witwe des verstorbenen Fürsten Franz Alexander ließ sofort die Allodialgüter -
auch das Kloster Beselich- für sich sichern,
was die Nassauer zu erbittertem Streit aufstachelte
zu einem brutalen und offenem Kampf unter Verwandten!
Beselich fiel bei dem großen Reißen wieder an die reformierte Front.
Die Verpachtungen des Klosters auf 10-12 Jahre haben dem Besitz nie gut getan, so die Chronik.
1806 das neu geschaffene Großherzogtum Berg verteile die Kriegslasten durch den Franzosenkrieg,
was wieder zu neuen Ungerechtigkeiten führte.
Dem Kloster wurde das geschlossene Gepräge der Besitzung genommen -
alte Verbindlichkeiten wurden den Pächtern aufgebrummt..
1818 wurde der Fortbestand der Kapelle Beselich in Frage gestellt,
es wurden Anträge gestellt, die Kirche niederlegen und die geweihten Gegenstände nach
Obertiefenbach bringen zu lassen.
Dessen Pfarrer jedoch wies auf die Andachtsstätte
der Frauen hin und wollte die Kapelle -zeitweise öffnen,
um diese
als stille Andachtsstätte zu nutzen.
1815 wurden die Wallfahrt nach Beselich von der Regierung verboten -
als 1845 wieder ein Prozession dorthin ging, wurden empfindliche Strafen ausgesprochen.
1848- die Freiheitsbewegung sprengte die Fesseln des Staatskirchentums und so pilgerten
wieder Massen nach Beselich..
"Maria Heimsuchung" entwickelte sich zum Wallfahrtstag.
Bischof Blum sagte auf dem Sterbebett: "erhaltet mir Beselich!"
Unter der Obhut des Arztes Dr Hoffmann und einiger wohlhabender Bürger
kam das 164ha große ehemalige Klostergut wieder als Sponsor auf.
Viele Spenden ermöglichten den Aufbau der kunstvollen Heiligenhäuschen,
die im Innern die plastische Darstellung der sieben Schmerzen Mariens zeigen.
"Die glaubensstarke Bevölkerung" pilgerte nun wieder hinauf, zur altgewohnten Kapelle.
Pilger und Wanderer kommen noch heute regelmäßig hier her, zur Kapelle mitten im Wald..
Diese Anlage oder Ruine ist allemal sehenswert.
***
dill hausen-unserdorf.de/
Das Westerwälder Dorf Dillhausen berichtet davon, daß alle Einwohner Leibeigene waren,
die zu Zinsbauern wurden.
Jeder hatte eine Parzelle, die das Lebensnotwendigste erbrachte-
heute könnten die Bewohner sich nicht mehr von der eigenen Scholle oder Vieh ernähren,
nur noch wenige Leute betreiben einen Garten,
alle Äcker werden von auswärtigen Landwirten mitbewirtschaftet.
Keine Kuh, kein Schwein, kein Huhn lebt mehr im Ort.. nur noch
ein paar Ponyhöfe, -
wie in sehr vielen Nestern des Westerwald und des Hochtaunus.
Zudem ist das Land so schlecht, daß allerorten eine nur dünne Krume
über dem Schieferboden ist -deshalb liegt so viel brach.
Allerheiligen und Lichtmess kamen wohl aus keltischer Zeit,
am Samhein war das Ende des Sommers angezeigt.
Von den Lichterprozessionen blieben nur die Lichter auf den Gräbern.
In dieser Zeit der Rauhnächte besann man sich und lauschte den Geschichten
aus der Anderswelt auf der warmen Ofenbank- viele Arbeiten ruhten in dieser Zeit,
damit die Dämonen nicht zu viel erfuhren.
Der gütige Landesherr aus Weilburg war nicht beliebt, er verkaufte seine Soldaten
nach England, die ihre imperialistischen Ziele oder Landraub lieber durch
fremdes Blut erkämpfen ließen,
als durch die eigenen jungen Männer.
Ganz Schiffsladungen Menschen wurden gegen hohe Preise aus Württemberg, Hessen-Kassel, Waldeck etc.
nach England geschifft.
Die geizigen Mynherrs an der Amstel haben ihre Kolonialkriege
ebenso gerne mit fremdem Blut beglichen.
Übertölpelt, belogen, erpresst- fix durch schurkische Werber gefangen..
bis nach Venedig gingen die Soldaten, im Kampfe gegen die Türken -
man vermutete
Kopfgeldzahlungen für die Werber.
Heute bewundern wir die Patrizierhäuser und Palais und Schlösser - was bestimmt nicht richtig ist.
Doch nun wieder zur Dorfgeschichte..
Bis zum 30j. Krieg war das Dorf Dillhausen als "wohlhabend" bezeichnet worden-
obwohl man zum Zehnt noch die Arbeitskraft entzogen bekam durch Transportleistungen und Frondienste,
die der Graf nicht bezahlen " mußte " oder einfach seinen "Untertanen" auferlegte. Der Adel bestimmte seine Geschicke selbst und ließ die Gemeinen bluten.
Ende des 16.Jhds raffe die Pest viele Leute dahin- bald waren nur noch 16 Häuser bewohnt.
Der Dillenburger Graf eroberte für die Schweden das von den Spaniern -
unter dem Befehl des österreichischen (kaiserlich) Generals Graf Mansfeld- besetzte Braunfels.
Als Rache sollte ein Saustall stehen bleiben- sie verwüsteten anschließend
das Dillenburger und das Diezer Land - die Lebensgrundlage war
entzogen,
keine Kuh mehr im Dorf.
Als nichts mehr da war, gab der Graf das Land zurück..
Das Schlimmste: Die Kriegslast legte der Landesfürst auf die Bevölkerung um-
jeder Einwohner hatte somit 4060 Gulden Schulden !
(Das wird auch heute noch so gemacht, nur unter div. anderen Bezeichnungen - wir alle zahlen den Ukraine-Krieg 2022/23 !)
Wie schon erwähnt "mußten sich die Hasen bücken, um dem Hafer guten Tag zu sagen"
- das Haferstroh wurde als Einstreu und Tierfutter und für
die Füllung der Betten gebraucht.. eingenäht in Leinenstoff.
Darüber kam ein Leinenbett-Tuch, damit es nicht pikste.
Man soll sehr gut darin geschlafen haben !
Die Herbstzeitlosen kamen und mit denen die Zeit des Krummet, der 2. Heuernte.
War die Ernte arm, weil der Sommer zu trocken war, mußten zuweilen
die Kinder
mit je einer Kuh auf die Waldwege, um diese dort grasen zu lassen -
damit der Heu-Vorrat bis zum nächsten Jahr reichte.
Hätte sich die Jagd oder das Waidwerk in der gleichen Weise weiterentwickelt wie die Forstwirtschaft,
die mit ihrer Nachhaltigkeit und inzwischen taktischem
Vorgehen im Bezug auf Bodenqualität zu Baumarten,
dann wären bestimmt keine privaten Pächter im Wald mit der Flinte unterwegs,
wie die Fürsten bis
ins 19.Jhd. hinein, die ebenfalls nur aus Lust und "Spaß an der Freud" ballern - hobbymäßige Freude am Töten.
(Weil das bestimmt nicht aus Gründen der Ernährung nötig war ..)
Ganz früher stand es jedem Dorfbewohner zu, das Wild zu erlegen, wenn die Not dazu zwang.
Heute fehlt ein staatlicher Jäger, der Verläßlichkeit ins Revier bringt - oder man läßt es ganz bleiben.
Heute sind Auerhahn und Waldhuhn längst ausgerottet, wie der Bär und der Luchs
und der Adler und das Wiesent und Wolf.
Soviel zur "Biodiversität" und "Artenschutz".
Sehr wissenswert liefert die Chronik den Hinweis auf den neuen Pflug,
der von mehreren Ochsen gezogen werden mußte - dadurch war allerdings
nur sehr schwer
eine Richtungsänderung machbar.
So kam es, daß man bis 2000 Meter lange schmale Ackerbeete baute.
Durch jahrelanges Beackern gruben sich in die Hänge der Hochäcker
an den Seiten tiefe Furchen ein, die dann wie terrassenartige Anlagen wirken.
Feldraine begrenzten diese und schützen vor Verwehungen und Stürmen.
Diese Äcker wurden zwar länger genutzt, blieben aber dann auch länger brach liegen,
damit die Erde sich erholen konnte.
Feldnamen wie "Bodenrain" oder "Lange Hecke" lassen sich so erklären.
Überhaupt sind die alten Gemarkungsnamen eigentlich stille Denkmäler-
die Namen kamen ja nicht von ungefähr, sondern deuteten auf eine Senke,
eine feuchte Wiese, auf einen Besitz oder ähnliches hin.
Viele "Zelgen" oder bestellte Feldstücke waren durch Hecken getrennt,
schon damit die Weidetiere keine Schäden anrichten konnten.
So entstanden Gassen in der Gemarkung.
Die Allmende war das Gesamtvermögen einer Gemeinschaft oder eines Dorfes -
wozu auch die Wegränder zählten- eine stille Futterreserve.
Noch heute enden Wege mitten im Wald- das sind dann Allmendewege, keine Verbindungswege zu den Nachbarorten.
***
So mancher war noch recht "abergläubisch" und ging nicht in der heiligen Nacht in den Stall-
wo angeblich die Tiere sprechen und ggf. etwas vom
nahen Tod der Angehörigen verraten..
Beim Abendläuten des 24.Dezembers nahm man ein Scheit Holz, das schon angekohlt
-aber kalt- war und holte es ins Haus;
das sollte vor Blitzschlag
schützen, das ganze Jahr lang!
Eine Flüchtlingsfrau erzählt ihre beklemmenden Erinnerungen der Vertreibung der Deutschen,
die dann bei uns untergebracht werden mußten,
aus eigener Sicht:
"Ich wußte nicht, daß wir im Pfarrhaus untergebracht werden sollten.
Die Aufnahme wurde uns dort verweigert- das macht verzweifelt.
Ein Haus mit vielen Zimmern, das von nur 2 Personen bewohnt wurde,
ließ eine Mutter mit 4 Kindern in Not stehen.
Die Ordnungshüter mußten
den Einlaß durchsetzen- dann kam der Mann aus der Gefangenschaft dazu.
Wir unterschrieben für "Care"-Pakete, die wir aber nie erhielten- für die
Verteilung war der Pfarrer zuständig.
Nicht lange danach wurde dieser versetzt und so fand man auf dem Speicher des Hauses
die zurückgehaltenen Sachen.
Bei Hausschlachtungen brachten die Leute dem Pfarrer Wurstsuppe, manchmal auch Fleisch und Wurst-
selbst wenn die Leute sagten:
Gebt der (Flüchtlings) Familie auch
was ab",
kam nichts bei uns an, die Haushälterin behielt es fest.
Deshalb stand meine aufmerksame Schwiegermutter danach gerne an der Haustür..
"Mein Mann bekam
1948 wieder eine Lehrerstelle angeboten", so die Flüchtlingsfrau.
Früher, so die Chronik, legten schlaue Leute eine Leitung mitten ins Dorf,
damit der Sauerborn ganz nah kam..
Ein erfrischender Trunk, den nicht jedes Dorf hatte.
Als die gemeindliche Wasserleitung in jedes Haus gelegt wurde, hat man diesen Brunnen
geschwind stillgelegt:
Es könnte ja einer auf den Gedanken kommen,
Wassergeld einsparen zu wollen.
Nun liefen überall Wasseruhren, die man nur so lange betreiben wollte,
bis das Leitungsnetz bezahlt wäre- - - noch heute sind diese
Zähler allerorten oder überall zu sehen
und treiben so weiter ihre Gelder für die Gemeinden ein.
Es wird wohl wieder so ein Wahlversprechen gewesen sein, das nie gehalten wurde !
***
Früher bekam man die Kinder zuhause- die Hebamme war dafür zuständig,
später fanden Geburten nur noch im Krankenhaus statt, heute gibt es kaum mehr Kinder.
(Nachtrag 2019: Einige Leute haben wieder recht viele Kinder, andere
keine, das "Mittelmaß" kommt wohl abhanden.
In allen Kindergärten und Schulklassen sind erkennbar fremde Kinder zu sehen, die wohl schon die Hälfte bilden;
gut Verdienende leben lieber im Luxus als für Kinder.
2023: Die Zahlen werden noch mehr verschleiert, als zuvor schon- man unterscheidet als "Kinder mit Migrationerfahrung" und hier geborene Fremdstämige oder man erfährt es nur aus regionaler Sicht oder.. nicht. )
***
Um Obst und Gemüse wurde richtig viel Wind gemacht- verkommen ist dabei nichts,
alles wurde verarbeitet.
In den Kellern standen Steintöpfe mit Kraut.
Alte Mundartsprüche kennt wohl jeder noch aus seiner Kindheit- hier ein paar:
"Aus ner schie Schissel isst mäh sich ned sood."
"Des wer je ner fette Gans des Bärzel geschmierd"
"Fengerlang handele iss besser als wei oarmslang geschafft"
"Säu sein Säu, aach wenn se in d Kutsch gefoarn werrn!"
"Haut sei d Aier schlauer ahls de Hinkel"
"Gieh nit zu deinem Firscht, wenn de nit geruffe wirscht!"
***
In der "guten alten Zeit" galt noch die Züchtigung durch Pfarrer und Lehrer !
Gegen die Obrigkeit wurde keine Art des "Kabaretts" oder Satire geduldet.
Der Wandervogel und Naturfreund Wilhelm Seck, der Dillhauser Lehrer war, äußerte sich 1925 mal so:
"Im Unterricht strebten wir danach, den Forderungen Gaudigs:
Erziehung zur freien geistigen Tätigkeit,
immer mehr gerecht zu werden.
Doch gewaltige Hemmnisse traten auf, die zum Teil im Stoff, im Kinde und im Lehrer selbst liegen..
Nur die geistige Elite der Klasse.. besitzt
die Fähigkeit im Stoff genügend Anreiz
zur selbsttätigen Erarbeitung und zur vollständigen Lösung von Problemen zu finden.
Die Minder- und
Schwachbegabten erhalten nur die Brotsamen, die vom Tisch der geistigen Aristokratie fallen."
(Diesen Satz halte ich heute, in den Jahren nach 1990 für bestimmend im Land, im Jahr 2022 ist die höhere Bildung gänzlich die Eintrittskarte für ein lohnendes Gehalt, nicht akademisch ausgebildete Probanten werden gerade mal so eben über die Runden kommen)
In den Kriegsjahren wurden alle möglichen Sammlungen gemacht, von 1938 an.
Metalle, Lumpen, Knochen, Waldsamen, Früchte - ganze Schulklassen sind
losgezogen..
Soweit die Chronisten dieses Dorfes- ich habe noch einige Werke dieser Art vor mir!
Eine ganz andere Welt tat sich mit dem Schloß Oranienstein auf.
Eigentlich als Kloster gegründet, das
schon vor 1165 bestanden haben soll, liest sich das Buch
über dessen Geschichte aus Jahre 1899 wie ein Krimi..
..ich fange mal an: Die anfänglich strenge Klosterzucht mit dem Hora-Gesang dreistündig,
bei Tag und Nacht zu leisten, wurde dies den adligen Fräuleins
zu viel des Guten.
Diese Hühner edler Herkunft ließen sich wohl nur ungern einsperren und irrten gerne umher..
so erfand man geschwind die Story von der büßenden Magdalena,
die an der Nonne -statt Pförtnerdienst zu schieben-
schlichterdings verliebt und befand sich in der Zeit bei ihrem Freund, dem Ritter Gerlach von Limburg.
Das Kloster Dirstein wurde nach und nach zum "Damenstift" als ein Nonnenkloster
der Benediktinerinnen, die es eigentlich sein sollte- da half auch
die Strenge des Erzbischofes
Johann von Trier und der Abt von St. Mathias nichts, der Strenge anmahnte.
Das hat den Gläubigen wohl nicht viel ausgemacht, denn die Prozessionen aus Limburg
und auch die Wallfahrten gingen munter weiter.
Nun kam die Reformation, wo die Mehrheit der Konventualinnen ihren Familien folgend
den neuen Glauben gerne annahmen:
Endlich waren auch die letzten
Fesseln der Klosterzucht und des Zwanges zur Ehelosigkeit weg ;)
1564 wurde genau festgelegt, welche Teile der Grafschaft katholisch blieben
und welche reformiert wurden- der Besitzstand des Klosters wurde ebenso
aufgeteilt-
gegen Entschädigung schieden die katholischen Damen aus.
Letztlich blieb nur das Gewand, das an ein Kloster erinnerte -
letztlich sollte die Umfirmierung in eine "Erziehungsanstalt" mit
"tüchtigen Personen von Adel"
besetzt werden.
Die letzte Dame machte im 16.Jhd das Licht aus- das Kloster sollte eine
neu zu gründende Universität Herborn werden.
Der 30j. Krieg verwüstete viel, Brunnen waren verschüttet, Weinberge dahin,
der Klosterhof Silhoben abgebrannt, durch Franzosen geplündert,
durch Schweden eingeäschert, im Jahr 1634 zur Ruine geworden.
Die Witwe des 1664 in den Niederlanden verstorbenen Wilhelm II Friedich von Nassau-Diez
ist die Erbauerin des Schlosses Oranienstein auf den Grundmauern
des Klosters.
In französischem Stil mit vorspringenden Flügeln gebaut, entstand das Prachtwerk.
30 Jahre später übernahmen das Erbe die Kinder, die das Anwesen mit seiner Kapelle -
alles in meisterhafter Luxusausführung - weiter führten.
Samt und Seide, Gold und Edelsteine, Ebenholz und Marmor, ostindische Gewebe,
orientalische Teppiche, chinesisches Porzellan..
Schwere Vergoldungen, riesige Gemälde, Kamine, Stuck, Kristall wohin das Auge schaute.
Pavillion mit 12 Säulen, einen Tiergarten, prächtige Weinkeller und Gärtnerei..
..künstliche Teiche, Grotten, Tempeln, "Theehäuschen", Promenadenwege, Ruheplätze
und Aussichtsstellen in das Tal.
Fernwasserleitungen und Brunnen waren freilich auch vorhanden-
1704 holte die Fürstin lutherische Einwanderer aus ihrer anhaltinischen Heimat
in das von der Pest ausgedörrte Land.
So ließ sie eben mal eine Kirche für diese neuen Bewohner bauen -
überhaupt behielt sie gerne die Aufsicht über jegliche Bebauung,
über die Lage und Gliederung der Häuser bis zu der Ebenmäßigkeit der Fenster ALLER Häuser.
Eine strenge Polizei hat sie eingeführt, was nach dem latenten Diebereien,
die sich im 30j. Krieg eingeschlichen hatten, nötig war.
(Trotzdem hat man ihr 1722 Silbergeräte für tausend Gulden aus dem Schloß geklaut - ich frage mich dennoch, woher die Adligen das Geld und Gold überhaupt hatten..)
Die Tochter Sophie Hedwig heirate den Herzog Karl Leopold zu Mecklenburg-Schwerin,
die andere Tochter- Jsabella Charlotte 1725 den Fürsten Christian von
Nassau-Weilburg.
Wie praktisch. Ein Jahr darauf verstarb die Fürstin jedoch und wurde in Diez beigesetzt.
17 Jahre zankten die nicht verheirateten 5 Töchter vor dem Reichskammergericht,
bis ein Vergleich geschlossen werden konnte.
Sie bekamen eine Abfindung und durften bis an ihr Lebensende im Schlosse wohnen.
Die Apanage von je 1250 Reichsthaler, Naturallieferungen an Butter, Eier, Wild
und die Unterhaltung von je zwei Pferden und eine ständige Sicherheitswache
von einem Unteroffizier und sechs Mann wurden zugebilligt..
Nach dem "Heimgang" der letzten Bewohnerin von Oranienstein wurde es ganz still im Hause,
wie die Chronik verrät.
Der treue Kastellan mit wenigen Unterbeamten und dem Schloßprediger,
ein Konsistoralrat machten die ganze Einwohnerschaft aus.
Jahr für Jahr im Dornröschenschlaf und "ereignisloser Einförmigkeit" dümpelte
das Schloß vor sich hin.
Ein russischer Prinzenverwandter mußte in der Pfarrwohnung des Ortes Quartier nehmen,
weil die Schloßbesatzung bei der Bewirtung in
Verlegenheit kam..
15 Jahre später: 1786 kam der damalige Statthalter der Niederlande Wilhelm V,
der Interesse an dem schönen Besitz zeigte und auch gleich groß anzubauen gedachte-
aber da kam die französischen Revolution dazwischen - bald kamen Österreicher, dann Franzosen,
dann wurde diese verjagt, dann die anderen..
Gut, daß bei allen Einquartierungen durch den schlauen Kastellan der Weinkeller gerettet werden konnte!
Dafür erhielt jener später eine lebenslängliche Pension von 100 Gulden.
Wie auch immer- die "französischen Gäste" haben gefressen, daß sich die Tische bogen
und eine Rechnung beim Metzger von 3516 Gulden für
12359 Pfund Fleisch fabriziert..
Der Kanonendonner verhallte, der Wilhelm V setzte ganz auf "Wachstum" um das Land
schnell wieder auf die Beine zu bringen - er nahm seinen Wohnsitz
in den nassauischen Erblanden
und hielt fortan Hof auf Oranienstein. (Ab dem Jahr 1801 kam der Erlaß)
"Von Gottes Gnaden Wilhelm Prinz von Oranien,
Fürst zu Nassau, Graf zu Katzenellenbogen, Vianden, Diez, Spiegelberg, Büren und Beedam p.p.
Erbstatthalter, Erbgouverneur, Erb-Capitaine und Admiral General der vereinigten Niederlande,
Erb-Capitain General und Admiral von der Union Ritter des Hosenbandes, aus des schwarzen Adlers...."
"Wohlgeborene, Wohledle, Edle, Best und Hochgelehrte, Liebe Getreue!"
Nun ging es los- Vergoldungen, Malereien und Stuckarbeiten wurden aufgefrischt,
alles mit farbigen Seidenstoffen und Gobelins tapeziert, mit kostbaren
Möbeln ausgestattet.
Die Gemäldesammlung wurde erweitert, die Silberkammer mit den wertvollsten Stücken gefüllt,
darunter ein goldenes und mit Edelsteinen besetzes Tafelservice.
Die Orangerie wurde mit wertvollen ausländischen Gewächsen versehen,
der Schloßplatz durch eine englische Gartenanlage verschönt und mit doppelgereihten
Kastanien eingesäumt.
Am Ufer der Lahn warteten mit Sammet und Seide ausgeschlagene holländische Jachten,
die von Pferden gezogen, zu Ausflügen stromauf- und abwärts
fahren- dienten.
Der Marstall wurde großzügig erweitert, eine Bäckerei angelegt, ein Logierhaus,
eine Scheue, Stallungen, Fischkästen, Schlachthaus, Geflügelzüchterei,
ausgedehnte Gemüsegärten mit hunderten von Treib -
und Frühbeeten, die seine Küche versorgten.
Der Keller wurde mit den seltensten und erlesensten Weinen reich gefüllt.
Der Tiergarten und die Umgebung wurden auf Vordermann gebracht, genau wie der Obstgarten und Promenaden..
..aber er reduzierte die Steuer für die Bewohner des Ortes und schenkte diesem ein Hainwäldchen -
so feierte man den Fürsten als großen Wohltäter,
für den aber ständig sehr viele Leute arbeiten "durften".
Eine "Jobmaschine", würde man heute dazu sagen, die durch ständige Feste
und Feierlichkeiten
richtig angedreht wurde:
Er hielt auch viele Volksfeste ab - das macht nochmal beliebter.
Die Chonik meint lakonisch:
Fünf Jahre später wurde er nach der Heirat seiner Tochter Friederike Louise Wilhelmine
"abberufen in die Ewigkeit".
Sein Nachfolger weigerte sich wohl dem Rheinbund beizutreten und verlor so seinen Herrschaftsanspruch,
als Napoleon nochmal den Antrag stellte:
"das Haus Oranien hat aufgehört zu regieren."
Teils gingen die Besitze an das Großherzogtum Berg, teils an das Herzogtum Nassau.
Die Ausstattung des Schlosses Oranienstein ließ Napoleon 1811 öffentlich versteigern -
ein "Jude aus Diez" soll 10.000 Gulden für Tafelsilber ausgegeben haben.
1815 übernahm Wilhelm I. König des neugemachten Königreiches Niederlande,
verzichtete aber auf Oranienstein und tauschte dafür das rechtsrheinische Uferland von
Ehrenbreitstein ein.
Der neue Landesherr wurde Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg,
er war aber nur kurz auf Oranienstein und starb bei einem Sturz.
Sein Sohn Wilhelm I alias Georg August Belgikus vereinte bald sämtliche Nassau-Wallramischen Lande unter sich.
Oranienstein wurde zum Jagdschloß, der Tiergarten wurde abgeholzt,
die nicht benötigen Grundstücke verkauft, Teile des Schmuckes
an andere Schlösser gegeben
um die notwendigen Reparaturen zu begleichen.
1835 kam die ganze Orangerie nach Biebrich, wo sie wohl noch heute ist.
"Nach 24j. Regierungstätigkeit wurde Herzog Wilhelm 1839 zu seinen Vätern versammelt.."
schrieb der Chronist.
Sein Sohn folgte nach, als regierender Großherzog von Luxemburg zudem.
Seine Gemahlin Adelheid war entzückt von der Umgebung und der reizenden Lage -
deshalb wurde manches umgebaut und vergrößert.
Sie wollte den Hof nach Oranienstein verlegen- mußte aber feststellen,
daß die Beheizung der Anlage den Wald ganz fix aufgefressen hatte..
Somit wurde Oranienstein zur Sommerresidenz.
Nach langjährigen Differenzen zwischen Regierung und den Ständen
wegen der Domänialgüter wurde Oranienstein als Staatsgut beansprucht.
Wertvolle Gegenstände wurden nach Wiesbaden und nach Weilburg gebracht.
So blieb nur der Kastellan und zwei Pächter als einzige Bewohner im Schloß.
1866 ging es in preußisches Eigentum über und sollte eine "Provinzial-Irrenanstalt" werden,
dagegen warfen sich Herzog Adolph, König Wilhelm III.
von Holland, dessen Tage Prinzessin Marianne und sein Onkel Prinz Friedrich der Niederlande ins Zeug.
Mit der Wiesbadener Regierung wurde man einig und erdachte eine Kadettenanstalt in Oranienstein,
die sogar von Se. Majestät König Wilhelm von Preußen
besichtigt wurde.
1874-76, also 200 Jahre nach Grundsteinlegung, wurde Oranienstein durch Kasernenanbauten erweitert,
der heutige Anblick.
***
Meine eigenen Kindheitserinnerungen:
Die 50iger Jahre des letzten Jahrhunderts waren noch immer geprägt vom Zustrom
der Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten,
die unser kleines Dorf im Taunus auf das Doppelte
(lt. uni-mar burg.de/de/subjects/idrec/sn/ol?id=533019050 )in den Jahren von
1946-1961 vergrößert hatten.
In meiner Schulzeit war der Ort ca 995 Einwohner stark, heute im Juli 2014 sind es nur noch 820 !
(2019 wieder über 900 Einwohner, 2020 nunmehr 860, 2023 nur 780 EW)
Trotz Anstiftung zur Abschottung durch Verbände und Priester haben sich die neuen Menschen
in den Ort eingegliedert und Freundschaften geschlossen; problematisch waren
gemischt-konfessionelle Ehen aber immer,
weil zwar alle vom "Jesuskind" und "christlicher Nächstenliebe" erzählten,
im Hinterkopf aber immer Angst um die kirchl. Steuereinnahmen hatten..
(von einem Schulfreund, einem Ungarn-Deutschen im Jan.2013 erzählt, der von seinem Vater hörte:
Geh lieber unter die einheimischen Jungen spielen, das ist wichtiger !)
Der damalige Dekan riet zum Separatismus seiner Schäfchen im evangelischen Dorfe..
Das zeigt mir Parallelen zum heutigen, neuen Separatismus in den Städten auf,
der auf dem Land -zum Glück- nicht funktioniert..
Aus einer kleinen -frondienstenden- Ansiedlung um die ehemalige Burg wuchs ein Bauerndorf
mit etwas Handwerk, das ich in den 50igern so vorfand:
Ein Straßendorf mit geringem Verzweig, mit Basaltpflaster,
gewundener Hauptstraße, die links und rechts fast durchgängig Bauerngehöfte hatte,
inmitten eine evang. Kirche, ein gußeiserner Dorfbrunnen, eine Viehwaage
und Milchpritsche,
wo die Milchkannen auf Abholung durch den Molkerei-Laster warteten.
Die großen Kannen wurden mit dem Handkarren von den Höfen zu diesem Abholplatz gebracht.
Die Zeit der landwirtschaftlichen Motorisierung fing gerade an,
sich aus den Anfängen der Großtraktoren für die riesigen Flächen entfernter flacher Gebiete,
in den kleinräumigeren, weil gebirgigen heimischen Sektor auszudehnen,
bei der mein Vater als einer der frühen Monteure mit VW-Bulli
(mit geteilter Frontscheibe) in blau-weißer Lackierung
mit fettem PORSCHE-DIESEL Schriftzug, in welchem eine komplette Werkstatt installiert war -
sein neues Auskommen gefunden hatte.
So bekam ich die erste Traktorengeneration für die bäuerlichen Kleinbetriebe gut mit..
Ab und an fuhr noch ein Kuhgespann mit zwei in schwarz gekleideten alten Leutchen durch's Dorf,
hoch mit Heu beladen.
Der große Leiterwagen mit den hohen eisenbereiften Speichenrädern wurde
mühsam mit einem Schraubzug mit Holzklotz gebremst.
Sanft schwang man die Peitsche, damit die gute Kuh nicht einschlief..
Morgens wurden die Viehcher - Kühe, Schafe und Ziegen durch's Dorf auf die Weiden getrieben -
Abends wieder zurück.
Die Tiere wußten genau, wo sie abbiegen mußten, wo sie Zuhause waren.
Zwei Schreinereien, ein Schmied und ein Spengler, zwei richtige Bäckereien,
ein richtiger Metzger, 3 kleine Lebensmittel-Läden,
ein Buchverleih/Molkereiprodukte- Verkauf, einen Bahnhof, eine Außenstelle der Sparkasse,
zwei Friseure, 1 Schuster, eine Lohnkelterei,
zwei Baugeschäfte, ein Strick- und Kurzwarenverkauf, sogar eine "Poststelle I" !
Außerdem die Genossenschaftliche,
Tankstelle, 2 Bankfilialen, die eigene Bürgermeisterei..
Der Tagebau für Bauxit und eine Grube mit 320mtr tiefem Stollen, wo Eisenerz gewonnen wurde,
das dann aufbereitet und zur Verhüttung in's Ruhrgebiet verschickt wurde,
mehrere Flaschenverkaufsstellen und vier Wirtschaften waren in Betrieb,
sowie ca 12 Bauernhöfe.
Gerade als ich sieben Jahre alt wurde, bekam der Ort die Volksschule
-zwei Jahrgänge in einer Klasse- hinzu, die mit Lehrerhaus ganz modern gestaltet war.
Die beiden Mühlen habe ich nicht mehr in Betrieb erlebt, das alte Hofgut Schwartenberg,
jenseits der Lahn auf der Höhe wurde neu belebt und zum Geflügelhof ausgebaut.
Aus den unselbständigen Einkommensbeziehern mit Kleintierhaltung von Hasen, Hühnern,
Ziegen und Gartenbau zur Gemüse- und Obstversorgung wurden Pendler,
aus dem Bauerndorf viele Leerstände und Zersiedelung der Ortsränder,
zwei Aussiedler-Höfe kamen dazu, wovon einer bereits aufgehört hat.
Irgendwie ist der Ort optisch doppel so groß geworden,
dabei hat er sich nur ausgedehnt und aufgebläht, ohne mehr Einwohner zu bekommen.
Im Gegenteil- heute haben wir 100 Einwohner weniger als damals.
Heute sind die ganzen Wohnungen geheizt, jeder hat sein eigenes Zimmer
und überhaupt ist alles größer und repräsentativer gemacht,
mit Parkettböden und Marmortreppen, vier Ringe oder Stern in der Garage -
zufriedener sind die Menschen aber nicht geworden!
Alle alten Wirtschaften wurden geschlossen, eine neue -mit Gästezimmer kam dafür neu dazu.
Schon in den 60igern kam eine neue große kath. Kirche als Neubau, von mehreren Orten genutzt. (Heute schon seit Jahren geschlossen)
Die Läden haben allesamt dicht gemacht, genau wie die Schmieden und Schuster,
Bäckereien und alle Verkaufsstellen etc.
Ein Tierarzt und eine kleinere Fabrik kamen hinzu, die aus der Spenglerei erwuchs.
Die kleine Fabrik stellt nun Großküchen und Flugzeugküchen her- wunderbar für die Großgemeinde,
dass "Jobs" in der Region gehalten werden.
Im Dorf selbst ist nur noch ein Landwirt hauptberuflich aktiv, zwei weitere im Nebenerwerb..
Ein neuer Glaser und eine der beiden Schreinereien sind in Arbeit.
Ein Radio- und Fernsehladen und auch der Glaser haben schon wieder dicht gemacht,
eine Masseurin und eine Hebamme mit Praxen und ein Blumenladen sind neu gekommen, der Blumenladen
ist auch schon wieder weg.. die Hebamme geschieden und.. weg.
sowie ein ganz neuer Friseursalon plus Gelegenheitskonkurrenz, ein Campingplatz an der Lahn und eine Bushaltestelle
in der Ortsmitte für die Kinder,
die nach der Schließung der Volksschule nach Weilburg oder nach Weinbach auspendeln müssen.
Die zwischenzeitlich aktive Strickwarenfabrik in der Waldeslust an der Lahn ist längst
wieder geschlossen und verfällt-
wie die gleichnamige Wirtschaft.
Viele Versuche das beruehmte "zweite Standbein" zu gründen, sind fehlgeschlagen
und verschwanden nach kurzer Zeit.
Aus zwei oder drei Autos wurden unzählige, immer fettere, womit jeder jeden Meter fährt,
selbst zur Bushaltestelle oder zum Bahnhof, zum Zigarettenautomaten oder zu Verwandten,
die eine Querstraße weiter wohnen,
ja sogar um den Hund auszuführen, fährt man mit dem Auto.
Die Häuser wurden im Laufe der Zeit richtig deftig elektrifiziert -
wo ehedem nur eine Steckdose in jedem Zimmer war, sind heute ganze Galerien davon verbaut-
alles geht schnell und elektrisch, trotzdem hat kaum jemand Zeit,
selbst die Bauern nicht, die heute mit gewaltigen Traktoren mit hunderten PS
über die Äcker heizen- steuerbegünstigt.
(2012: 450Euro Ersparnis auf 1000Ltr, im Jahr 2023 zwischen 25-45 Cents pro Liter, je nach Kraftstoffart -von EU- gefördert in allen Richtungen,
sogar für den Nichtanbau von Flächen gibts Geld, so mancher bekommt mehr Zuschüsse
als ein Lohnabhängiger netto im Jahr verdient..)
Die Heizung mit dem Ferngasanschluss und Öl haben die Ofenheizung verdrängt,
die mir noch gut geläufig war.
(Das letzte "Plumps-Klo" ist wohl um um 1995 -in unserem Dorf- weg gekommen)
Ganz wenige Aussiedler-Landwirte mit Diplom betreiben heute weite Flächen,
die zugekauft oder gepachtet wurden - die Landwirtschaft hat sich arg verändert !
(nicht nur durch die neue Gebietsreform, die ganze Wege neu und andere verschwinden ließ-
Felder wurden umstrukturiert und sinnvoll zusammengelegt)
Der Stolz durch höhere Einkommen hat viele Leute vereinsamen lassen,
was sich langsam wieder umzukehren -
und die Kinder wieder öfter nach draußen zu locken- scheint..
Der Dünkel der Bauern gegen die unselbständig Beschäftigten ist
nicht mehr so stark spürbar wie früher -
heute wird mehr am PC "erwirtschaftet" als auf dem Feld.
Wohlhabenheit zeigt sich in hochtrabenden Jagdpachten, Reisen und teueren Autos
der vielen neuen Studierten, die ihre Nasen recht hoch tragen.
Früher war alles offen, kaum jemand schloß die Haustüre ab,
wenn hinter dem Haus im Garten gearbeitet wurde -heute ist mehr Mißtrauen da.
(Heute muß man alles gut abgeschlossen werden, nicht mal mehr die Garage kann offen stehen bleiben,
weil überall und ständig weiße
Transporter unterwegs sind, die auskundschaften,
wo was zu holen ist.)
Meine Kindheit war oft bei der kleinen Lohnkelterei im "Krautfeld" daheim,
die schon seit Jahrzehnten nicht mehr ist.
Mein Weinrezept fußt auf diesen Erlebnissen,
die ich auf der "plaetzchenwolf"-Seite allen Interessierten zur Verfügung stelle.
In dem uralten kleinen Bauernhaus gingen die Uhren anders und zwar sehr in Richtung äußerste Bescheidenheit.
Die "gute alte Zeit" war freilich nicht immer ganz so gut, wie sich das nun anhört-
die Sorgen waren groß, sie waren zwar auch schon existentiell, anderes als heute,
wo die Rationalisierung und Globalisierung unseren eigenen Kindern zunehmend die Chancen nimmt.
Die Zeiten sind anders und zeigen, daß das einzig Beständige im Leben die Veränderung ist.
Wo früher die Frauen auf dem Feld Kartoffeln sammelten oder mit Heimarbeit zuverdienen "durften",
kam eine lange Zeit der "Selbstverwirklichung" und Emanzipation,
die heute wieder mehr aus Not heraus die Zuarbeit erfordert
um "über die Runden zu kommen" oder den "Lebensstandard" halten zu können - zumindest bis zu den unteren Entscheidungsebenen oder selbständigen Handwerkern.
Wo früher - ganz selbstverständlich - die Leiter ausgeliehen und durch's Dorf (zu Fuß) getragen wurde,
pflegt heute jeder den Stolz alles zu besitzen
und nicht mehr "bitte" sagen zu müssen - zu Fuß trägt niemand mehr irgendwas.. und wenn, dann die Lust etwas viel besseres als der Nachbar zu haben.
Selbst Sportler, Hundehalter und Spaziergeher fahren mit dem Auto zum "Einsatz".
Kaum noch einer, der einen richtigen Gemüsegarten oder Bauerngarten betreibt,
heute wird alles im Supermarkt geholt, was ja auch günstiger ist..
langsam aber sicher kommt bei manchem die Erkenntnis,
dass selbstgebackenes Brot und selbstangebaute frische Bohnen besser schmecken-
ob ich diese Dinge den Nachkommen vermitteln kann, wage ich zu bezweifeln.
Ich bin gespannt, ob es unseren Kindern späterhin noch so gut geht wie uns- ich denke nicht.
Trotzdem muß es immer weiter gehen, das Rad der Geschichte wird sich drehen,
selbst hier, in unserem Gräveneck,
das seit den 70igern zu Weinbach "eingemeindet" worden ist.
(Gefragt wurden die Einwohner der 7 Ortsteile nicht, wie zu Kaisers Zeiten- diesmal durch die SPD)
(früher war es selbstverständlich, daß die Alten ihre Tage zu Hause beschließen konnten, heute gehts ins Altenheim)
Heute werden die alten leerstehenden Häuser - wegen ihres billigeren Preises - wieder gekauft
und neue Menschen ziehen zu, was mich ehrlich freut:
Schon zwei Jahre nach diesen Zeilen sind einige Häuser wieder bewohnt
und nur noch wenige stehen leer!
Dafür haben wir heute eine richtige Gemeindeverwaltung mit guten Posten
und studiertem (Wirtschafts-Wissenschaftler!) Bürgermeister, was früher ehrenamtlich gelöst war.
(Das trieb die Abgaben hoch, die Gemeindeabgaben stiegen drastisch.)
Den "Kartoffeldämpfer" und das Dreibein mit der offenen Schlachtung im Bauernhof sieht man nicht mehr,
die Gülle fließt auch nicht mehr in den Rinnsteinen entlang,
heute ist die Kläranlage in Betrieb, auf Wasserreinheit wird sehr geachtet.
Die Felderwirtschaft hat sich sehr verändert, man sieht keine Rüben
und keine Kartoffeln mehr, dafür Ölfrüchte.
Die Müllabfuhr geht heute nicht mehr in den "Schinngraben",
sondern wird zentralisiert und professionell gelöst.
Die Verschmutzung kommt nunmehr auch nicht mehr aus den Auspuffrohren der Autos
oder aus den Hauskaminen, die strengste Auflagen bekamen
sondern mehr von dem wahnwitzigen Flugbetrieb des Großflughafens Frankfurt/Main,
der seine "Einflugschneisen" in riesige Entfernungen ausstreckt-
selbstredend ohne "Katalysator" - bei "kritischen Landungen" wird mal eben
so einfach Treibstoff "abgelassen". (welcher nicht mal besteuert wird!)
Im Straßenverkehr hingegegen wird jeder Tropfen argwöhnig betrachtet und bestraft..
Neue Zeiten, neue Sitten:
Die Familien bilden inzwischen seltsame Verbindungen und hinterfragen überkommenen Mist -
der Ort wird auch das überleben,
da bin ich mir sicher, auch wenn die "Landflucht" erst am Anfang zu sein scheint
und immer mehr Leute in die Stadt abwandern,
weil sie sich die Pendelei nicht mehr leisten können.
Die Hoffnung liegt auf den jungen Familien, die sich trauen Kinder zu haben -
hoffentlich bleibt das Kindergeld weiter bestehen,
das es in der "guten alten Zeit" nicht gab- besonders nicht für Arbeiterfamilien,
auf deren Rücken der Aufschwung wuchs.
2020-23 ist "Homeoffice" zur neuen Hoffnung geworden, durch die schnelle Internetanbindung.
Inzwischen ist das kleine alte Bauernhaus der Lohnkelterei in die Hände einer jungen Familie gegangen,
denen ich alles erdenklich Gute wünsche und immer eine Handbreit Geld unter dem Kopfkissen..
Ich selbst habe mit dem Elternhaus mehr als genug zu tun und hoffe, daß mir der Nachwuchs hier wohnen bleibt
und mal alles übernehmen kann und nicht -wie viele- weit weg eine Arbeit findet.
(Nachtrag bei der 5. und 6. und 7. -der letzten Korrekturlesung 2023 - leben sie schon das 3. Jahr bei uns)
An weiteren Erinnerungen wären zu erwähnen:
Die Konfirmation war ein schräges Fest, das mir als grauenvolles Betrinken
oder besser betrunken gemacht worden zu sein - haften blieb.
Das Waldfest im Buchenwald ist gestorben, weil keiner mehr zu Fuß die 1,5km gehen wollte-
Parkplätze sind dort keine.
Kirmes war ehedem noch mehr "Kirchengeburtstag" und somit links und rechts
an der alten Hauptstraße, direkt bei der Kirche.
Die alte Schiff-Schaukel wird noch gut in Erinnung sein und der Umstand,
daß ein großes Zeit nicht nötig war,
weil genug Wirtschaften vorhanden waren !
Bei jedem der Mitkonfirmanten, den es zu bewandern galt, gab es Schnaps-
für 14 Jährige ein total ungutes Ding.
Kohlen, Briketts und Kartoffeln wurden in dieser Zeit massenweise eingelagert und verbraucht-
je größer die Familie, um so größer der Kohlenbunker und die Karoffel-Schütte
im dunkelen Teil des Kellers,
welcher noch KEINEN Betonboden hatte, sondern gestampfter Lehm war,
die Keller-Wände waren keinesfalls verputzt,
keine Heizung und nur ein
notdürftiges Licht war vorhanden.
Dort lagerten auch die eingeweckten Gemüse in Gläsern, die Äpfel und Möhren in den Regalen.
(Wer sich eine Hausschlachtung leisten konnte, hat die Schinken unter dem Dach aufgehängt
und die auch die Räucherwürste,
Dosen und Gläser im Keller gelagert. -
Meine Eltern gehörten leider nicht zu den Betuchten und lebten eher von der Hand in den Mund-
besonders in der Zeit, als das Haus gebaut wurde.)
So mancher hatte noch einen kleinen Stall, ob als Anbau oder gar im Haus,
wo eine oder zwei Ziegen und manchmal auch ein Schwein drin stand.
Der Urgroßvater hatte ca 40-50 Stallhasen, ein paar Hühner und 2 Ziegen.
Er baute damals als selbständiger Maurermeister einige der umliegenden Scheunen
und mußte in ein von ihm gebautes Haus umziehen,
weil der Auftraggeber nicht mehr zahlungsfähig war - so war auch bei ihm das Geld knapp,
zumal sein Schwiegersohn -mein Opa mütterlicherseits- im Krieg "gefallen" ist
und dessen dreiköpfige Familie miternährt werden mußte.
Die Hausschlachtungen waren aber noch vor vielen Häusern zu sehen, für uns Kinder ein bekannter Anblick.
Der Hausmetzger wohnte im Dorf, wenn er kam mit seiner großen weißen Schürze und der Wanne,
dem sonderbaren Werkzeug und dem Dreibein, hörten wir nur ein kurzes Quicken,
dann hatte der Schlag vor die Stirn des Tieres dieses betäubt.
Diesen Anblick und den, daß vor dem linken Vorderbein die Schlagader aufgeschnitten
und das Blut aufgefangen wurde, hat man den Leuten verwehrt.
Die Frauen fingen das Blut auf und rührten es, damit es nicht stockte-
inzwischen wurde das Schwein in eine Wanne
mit heißem Wasser überbrüht und abgeschabt, damit keine Haare blieben und danach am Dreibein -
mit dem Kopf nach unten- aufgehängt.
Nun wurde es von oben nach unten durchgehackt, die Eingeweide aufgefangen
und einzeln zur Verwertung in die Wurstküche gebracht:
Das war die Waschküche, wo die Frauen lange zuvor Feuer unter den großen Waschkessel gemacht hatten.
Geschwind war das Tier zerlegt und ausgebeint.
Eile ist dabei immer nötig, selbst in der kalten Jahreszeit, wo man tradidionell schlachtete.
Im Wasser wurden nun das "Solverfleisch" oder "Wellfleisch" und die frisch gemachten Würste
und die Knochen gekocht,
die zuvor gut gewürzt in die sauber gewaschenen Därme gefüllt und zugebunden wurden.
Man kann sich gut vorstellen, daß dabei viele Leute sehr fleißig zugange waren-
eine sorgfältige Arbeit, sauber ausgeführt, damit nichts verderben oder zuschanden wurde.
So ein Schwein wog 3,5-4 Zentner und mußte über das ganze Jahr reichen!
Einiges wurde in Dosen oder Gläsern eingeweckt, manches geräuchert oder eingepökelt (Salz).
Die Flomen (Fettgewebe) wurden ausgekocht und mit Zwiebeln, gerösteten Brot- und Apfelstückchen
und Salz verrührt und in Steintöpfchen gefüllt und abgedeckt.
Ein sehr leckerer und gut nahrhafter Brotaufstrich!
Üblich war Blut- und Leberwurst, frisch oder geräuchert, grobe Bratwurst,
ebenso frisch und geräuchert im Darm,
Blockwurst, Schinken - die Dosenwurst war im Geschmack deutlich anders-
eine willkommene Abwechslung und Notvorrat.
Bei jeder ? Schlachtung wurde Rindfleisch vom Metzger zugekauft,
das der Hausmetzger dann mitbrachte- so wurde die Wurst schmackhafter gemacht.
Das machte die Sache deutlich teuerer.
Viele Leute hatten damals diese großen deutschen Ziegen - ab und an ist eine davon in der oben genannten Wurst verschwunden. (Dieses Fleisch ist pur kaum zu essen)
Die kräftige Brühe aus dem Waschkessel wurde an dem und dem Folgetag gegessen,
mit etwas Wurst darin und Brot dazu.
Die Nachbarn und Verwandten bekamen auch was ab- das war Tradition.
Wellfleisch war eine frische Fleischspezialität, die schonend gekocht wurde
und mit Sauerkraut aus dem eigenen Steinfaß gegessen wurde.
Mit Fleisch ging man sehr bedacht um, meistens gab es nur einmal die Woche Fleisch
in den Familien- der Vater arbeitete sehr hart,
entweder in der Grube oder auf dem Bau- nur ihm stand regelmäßig auf dem Frühstücksbrot
Wurst und Schmalz zu.
Für die Familie war ansonsten eher die selbstgemachte Marmelade, Gelee, -
aus welchen wir Kinder Limonade machten- oder Griebenschmalz angedacht-
die Mütter nahmen sich zuletzt, die Kinder haben oft Zuckerbrote, manche auch Röstbrotscheiben (aus Mischbrot) gegessen,
die auf dem Kohle- Briketts- oder Holz befeuerten Küchenherd frisch gebrutzelt wurden.
Dunstabzugshaben gab es nicht, so war in jedem Haus zu riechen, was so gekocht wurde- und woher die Leute kamen.
Überhaupt waren durch den Krieg in fast allen Häusern Generationslücken,
weil die Väter "gefallen" oder vermißt oder noch immer in Gefangenschaft waren.
So mancher Städter wurde ausgebombt und kam auf dem Land unter- wie mein Vater,
der sich als ältester Sohn um die evakuierte Familie kümmern mußte,
bevor seine eigene Familie sein Leben bestimmte.
Also gewissermaßen auch ein Flüchtling, wie viele zu dieser Zeit, die das Land und das Dorf-
wovon ich hier ein wenig erzählen möchte, wieder aufgebaut haben.
Zum Glück wurde im Krieg nicht so viel getroffen.
Meine eigenen Erinnerungen beginnen nach dieser Zeit in welcher Zuzug willkommen war
und noch keine Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt darstellte.
Die Zeit der 50/60iger Jahre war ein Notgemeinschaft,
wo aber der Aufschwung spürbar war- eine traurige Zeit oder gar eine perspektivlose, wie heute- war sie nicht!
(Nachtrag Die Perspektiven für die "besseren" Berufe sind nun besser geworden, während einfache Arbeiten zunehmend von Ausländern wahrgenommen werden, 2023 hört man kaum noch ein deutsches Wort, wenn sich Leute vom Bau unterhalten.)
Das Geld für ein Schwein hatten nicht alle Leute, die meisten behalfen sich mit Hühnern,
Hasen- manche hatten auch eine Ziege (richtig große, keine Zwergziegen), einige hielten Gänse -
später kamen Puten dazu.
Für uns Kinder aus dieser Zeit ein ganz normaler Anblick, wenn der Opa
(eher der Urgroßvater) mit dem kleinen Leiterwagen
mit frisch geschnittenem Gras kam und wir die Tiere füttern durften-
geschnitten hatte er das Gras irgendwo am Wegrand, weil sich nicht jeder eine eigene Wiese
leisten konnte oder wollte.
Die Renten waren sehr knapp, so war jede Mithilfe ein Beitrag zum Wohl der ganzen Familie.
Lustig war's die Gänse durch die "Lamber", einem kleinen Taleinschnitt mit Wiesenparzellen am Dorfrand
zur Fütterung (mit gekochten Kartoffeln und Hafer) angeflogen kamen..
Mit Küken vom Federvieh wurden wir groß- das Schlachten war um so schlimmer für uns..
..meistens fand so etwas im Verborgenen statt, auf dem Holzklotz,
auf dem sonst das Spaltholz für den Ofen gehackt wurde.
Männliche Küken wurden nicht -wie heute- weggeworfen, sondern großgezogen.
Man sprach vom "schlafenden Wirt" und "dem goldenen Daumen", alles war ein wenig "regionaler".
(Heute sind die Nachrichten allumfassend, alles und jedes aus aller Herren Länder
wird haarklein berichtet - man mag schon nicht mehr hinsehen.
Vermutlich hat sich "Gott" deshalb ins digitale Nirwana verabschiedet..
Der Trend zu mehr Regionalität wird wieder kommen, da bin ich mir sicher..)
Diese kleinen Leute, die man spöttisch "Ziegenbauern" nannte, waren eher keine Bauern,
sondern Unselbständige oder Arbeiter,
die sich und ihre Familien mit ein wenig Fleisch versorgen wollten.
(Der Metzger in seinem Laden war -im wahrsten Sinne des Wortes- schweineteuer,
noch sehr viel teuerer als heute!)
Die Hasen gaben wunderbare Braten ab, die mein Urgroßvater so machte:
Hasenbraten nach Wilhelm Holder Dieses Rezept habe ich gut im Kopf aufbewahrt
und für Euch aufgeschrieben.
Den Geruch von frisch ausgenommenen und danach abgebrühten Hühnern ist echt übel,
vergessen kann man den nie-
auch das Ausreißen der Federn ist nicht schön- die Mütter und Omas haben sich auf den Stuhl gesetzt,
das Vieh auf den Knien und einen Eimer davor..
Das Abziehen der Hasen ist ähnlich hässlich- aber einer mußte es tun,
die Angehörigen wollten etwas zu essen
und vom Gemüse alleine wird niemand satt, besondern dann nicht, wenn hart gearbeitet wurde.
Die ersten Waschmaschinen kamen auf- wer sich sowas leisten konnte, war froh.
Windeln wurden im großen emaillierten Einkochtopf auf dem Küchenherd ausgekocht, mit Kernseife abgerubbelt
und anschließend ausgespült und zum Trocknen in den Garten oder auf dem Speicher aufgehängt.
Bier in Flaschen war ebenso fremd- die Milchkanne wurde zum Transport von der Wirtschaft
nach Hause benutzt und das war selten..
In ebendieser Milchkanne wurde Milch direkt vom Bauern geholt- wer Kinder hatte, tat das täglich.
Damals noch als Rohmilch.
In dieser Kanne wurde auch die "Wurschtsupp", die Sache aus dem Fleischkessel bei der Schlachtung- geholt.
Gerade noch habe ich den alten "Schinngraben", den Schuttplatz an der Bahnhofstraße erlebt,
der ein verbotener "Spielplatz" war:
In einem Graben zwischen den Dorfteilen wurde einfach der Abfall- jeder Schrott- "entsorgt",
sogar alte Autos fand man dort -
ungetrennt und irgendwann mal zugeschüttet mit Aushub der Neubauten oder Schutt.
In den Familien wurde noch viel gestrickt und genäht, man holte "Stangeneis" vom Wirt,
der dieses mit dem Brauerei-Laster in den Keller geliefert bekam.
Manche Leute hatten einen Kühlschrank (ohne Stromanschluß), der damit gekühlt wurde-
wir bekamen durch Vater's Beruf schon früh einen richtigen "B osch",
einen der ganz wenigen Telefonanschlüsse (der 3.?) im Ort
und ein gebrauchten Käfer, der 3. oder 4. Wagen hier bei uns- Vater fuhr auf Kundendienst
und mußte immer erreichbar sein,
weil die frühen Landwirtschaftsmaschinen noch recht reparaturanfällig waren.
Ausfälle kommen die Landwirte heute noch sehr teuer, die Geräte mußten laufen,
egal wie, weil die nächste Regenfront schon wartete..
Meine Kindheit in Gräveneck war irgendwie "Bullerbü" und recht unbeschwert-
bald setzte der Boom ein und die Einkommen wurden besser,
was die ersten Urlaubsfahrten brachte-
auch hier waren meine Eltern mit bei den ersten..
..dabei war es zu Hause schöner als in der Ferne!
Die frischen Erdbeeren aus dem Garten, die Pfirsische, Bohnen, Möhren
und erst die Erbsen- direkt aus der Schote genascht-
waren nicht nur für Kinder toll.
Im Heiß-Entsafter wurde Rhabarber und anderer Saft gemacht,
der typischerweise zum Sommer dazu gehörte.
Mit Hilfe des Stangeneis wurde mit einer handbetriebenen Eismaschine mit Pulver oder Eigelb und
Sahne und Erdbeeren das beste Eis der ganzen Welt gemacht.
Interessant fand ich, daß "Puddel", also Jauche oder Gülle mit einer Zink-Schöpfkelle
mit langem Stil daran aus der Grube
auf das herbstliche Gartenstück ausgebracht wurde, was echt gute Resulate brachte:
Fette große Früchte aller Art !
Pfui? Ganz sicher- aber damals hatte man noch nicht so viel mit Chemie zu tun.
Aus Spanien geht mit verdünnter Gülle aus den Kläranlagen die "Bewässerung" von Gemüse,
das für den Export bestimmt ist- wie man sagt..
Bei uns wurde damit am Ende der Saison gedüngt, nicht bewässert,
was ein himmelweiter Unterschied sein dürfte!
Bäder hatte noch nicht so viele der Häuser, sie waren eher die Ausnahme, genau wie richtige Waschküchen-
man behalf sich, so gut es eben ging, mit Zinkwannen und heißem Wasser aus dem "Schiff",
dem Behälter, der mit Deckel versehen im Herd eingelassen war, der in den Küchen stand
und immer morgens als allererste Amtshandlung angeworfen wurde.
Der Neubau meiner Eltern hatte zum Glück schon ein richtig gefliestes Bad
mit richtiger Badewanne und Holz/Kohlen/Boiler,
der angeheizt werden mußte- ein damals enormer Luxus.
Sogar mit Seifenschalen-Kacheln und Brauseschlauch.
(Eine Einbauküche hatten damals nur die Bauhaus-Küchen in der Stadt Frankfurt,
soweit mir bekannt ist - heute ganz normaler Standard)
"Der Schornstein muß rauchen!" und "Wenn wir uns jeden Samstag
Fleischwurst und Kartoffelsalat leisten können, sind wir reich!"
So waren die Sprüche damals- wie dieser: "Das gibt sich, bis neunzehnhundertsiebzig!" (Was noch ewig hin war)
Bier war also eher selten, Wein wurde in fast jedem Haus gemacht, zumindest Apfelwein,
dafür stand schon die kleine Lohnkelterei, von der oben die Rede war.
Meine Weinrezepte haben ihre Ursache oder Wurzeln irgendwo aus dieser Zeit-
der Scharf-Opa (Lohnkeltereibetreiber) machte einen wunderbaren Stachelbeerwein, der wohl das edelste ist,
was man aus Früchten machen kann. (den konnte auch keine Spätlese oder "Eiswein" toppen,
den man später teuer kaufte)
Meine Lehrzeit war in Weilburg - zu dieser Zeit fuhren noch vereinzelt Dampfloks
und kaum einer fuhr mit dem Auto in die Stadt..
Nach dem Einkauf gingen die Leute gemächlich zu Willigs,
in das kleine alte einfache Cafe in der Niedergasse,
wo die Frauen gerne ein Stück Torte und eine Tasse Kaffee nahmen,
die Männer gerne ein Glas Bier und heiße Fleischwurst, die der Bäcker Willig gerne von Knupertz gegenüber holte-
die Metzgerei war noch echt und recht, nicht mit Fabrikqualitäten wie heute..
(Damals schmeckte die Wurst mal stärker, mal weniger nach Gewürzen- wie der Metzger "drauf war"-
heute ist fast jedes Gewerk so automatisiert und standarisiert,
daß ein recht schlapper Einheitsbrei entstand-
im kleinsten gemeinsamen Nenner sozusagen. Selbst das Futter und das Vieh und die Saaten sind genormt
und wenn das so weitergeht, bald nicht nur die Gene der Tiere, sondern auch die eigenen!)
Die Zahl der Läden war in den 1960iger Jahren in Weilburg erstaunlich hoch, von allem war etwas dabei:
Vom Fischgeschäft bis zum Delikatessenladen, Kleidung aller Art, Spiel- und Haushaltswaren.
Übrigens wurde damals überall "angeschrieben", dh. auf Schuldkonto gekauft !
Wir in Gräveneck hatten eigentlich eine recht gute Versorgung durch das alte Konsum,
das später durch andere, ähnliche Läden abgelöst wurde- die "Bäuerlichen"
spielten gerne eine abgeschottete Sonderrolle.
Supermärkte lösten vieles ab, ließen auch nach und nach die Bäcker und Metzger aussterben,
welche eigentlich selbst Schuld an ihrem Schicksal hatten und noch immer haben:
Viel zu teuer und auch schon viel zu fabrikmäßig standarisiert-
die Qualitäten unterscheiden sich nicht von den Sachen aus dem Supermarkt -
zumal mit vorgefertigen Zutaten und "Gewürzen" gearbeitet wird
um möglichst schnell möglichst reich zu werden.
Überall liefern die gleichen Lastwagen an..
Richtige Gärten findet man nur noch sehr sehr wenige im Ort, Hühner,
Gänse nur noch am äußersten Dorfrand
bei einem einzigen Halter außerhalb des Geflügelhofes, der unsere Eier heute noch liefert.
(Nachtrag: Durch Unfreundlichkeiten und wenig artgerechte Haltung kaufen wir
lieber wieder die Eier des professionellen Geflügelhofes - jedesmal geht
der Einkauf beim Direktvermarkter schief, es sei denn,
diese Herrschaften bequemen sich, ihre Produkte im kleinen Supermarkt zum Verkauf auszustellen..
2021: Zwei weitere Familien halten Hühner und Gänse)
Obst und Gemüse selbst anzubauen lohnt sich schlicht nicht mehr.
Unser Ort ähnelt heute eher dem Speckgürtel der Stadt als einem Dorf in seinem Ursprung,
die Bauern kaufen Milch und Fleisch und Nahrungsmittel im Diskounter,
wo auch der Arzt und Unternehmer einholen geht.
Die Zeit des "Konsum" - Ladens ist endgültig vorbei, wo Gurken, Sauerkraut und Rosinen "lose" waren
und mit einem Schippchen in Tüten abgefüllt und verpackt wurden,
genau abgewogen, eingesteckt in eine Halterung an der Kasse.
Ich rieche heute noch den fetten Heilbutt, das Gemüse und Obst,
den Kaffee und das Waschmittel- das eine unvergleichliche Mischung bot,
wenn man den Laden betrat: Bimm bimm !
Farben wurden vom Anstreicher handgemischt und aus trockenen Bestandteilen und Ölen angerührt - im Beisein des Käufers.
Mein Urgroßvater, der mir noch gut in Erinnerung ist,
hat seinen Pfeifentabak selbst angebaut und selbst gebeizt- im Mist vergraben
(In dicke Lagen Zeitungen gewickelt und verschnürt)
und später wieder rausgeholt und geschnitten, in eine Dose getan und mit Genuß geraucht..
mit einem Bierflaschengummi um das Mundstück, damit die Pfeife im Mund hielt-
die Zähne waren längst ausgefallen und ein Gebiß zu teuer..
Wenn in der Bäckerei niemand war, ging man einfach mal eben in die Backstube- das war ganz normal.
Der Spengler stellte Ofenrohre nach Kundenangaben her- heute undenkbar.
Als Kind holte ich mit dem Handleiterwägelchen aus Holz Briketts von der Genossenschaftlichen,
was mir immer ein ganz besonderer Spaß war- zumal einige Gefällstrecken auf dieser Tour waren!
Heute künden noch "Steigerhäuser" und "Grubenhäuser" von der regen Bergbautätigkeit im Dorf-
noch lange nachdem die Gruben geschlossen waren. Als einer der letzten Neugierigen
bin ich über die alte schmale Grubenbahnbrücke über die Lahn gegangen,
die vom Stollen jenseits des Flußes zur Aufbereitung führte,
wo die Eisensteine zerkleinert und in große Loren abgefüllt wurden.
Die Reste der alten Zechenseilbahn, die quer durch den Ort geführt haben muß und die Schienen
und dem wenigen rollenden Restmaterial sind immer sehr verlockend gewesen, vermutlich auch deshalb,
weil die Eltern verboten haben dort zu spielen, wie im alten Bunker unter der Straße zum Bahnhof,
unterhalb des Schinn-Grabens, der heute längst eingestürzt ist.
Wir Kinder kletterten am Feuerfelsen, robbten durch das Hexenloch, erklommen so manche Wand-
schnitzen im Wald Holzschiffchen und bauten Staudämme an der Wäschbach,
die eigentlich zum Waschen der Rüben eingefaßt war und bekamen regelmäßig Ärger deswegen.
Das Spiel im und am Wasser und im Matsch war am schönsten,
das konnte keine noch so tolle elektrische Eisenbahn übertreffen.
So ein selbstgebasteltes Mühlrad ist wunderbar anzusehen.
Was wohl die heutigen Eltern sagen würden, wenn ihr Nachwuchs mit -
selbstgebastelten- Pfeil und Bogen schießen würden und das so effektiv,
daß locker dicke Pappe durchschossen wurde?
Oder Passanten mit allerlei Schabernack erschreck wurden?
(Das aufzuzählen wuerde garantiert den Rahmen dieser Seite sprengen)
Damals mußten Kinder einkaufen gehen, dh. sie wurden mit Geld und Tasche losgeschickt
und lernten so Pflichten zu übernehmen und zu rechnen-
was nicht immer klappte, ab und an wurde auch mal was verloren.
Der alte Herr Dietze hat die Nachrichten der Gemeinde "ausgeschellt",
dh. er ging von einer Straßenecke zur anderen und rief mit lauter Stimme aus, was auf einem Zettel stand.
Zuvor wurde kräftig mit einer Handglocke geläutet.
In der Lahn wurde damals geschwommen, ertrunken ist niemand dabei und gestorben
ist auch keiner daran, obwohl der Fluß damals nicht gerade sauber war.
Ganz langsam kommt einiges wieder zurück, zaghaft und mit dem Grad der wieder zunehmenden Armut
auf dem Land, die eine andere ist als damals.
Abschließend wollte ich noch bemerken, daß früher die Frauen über 50 in schwarz gingen,
die Männer meistens in dunkelgrün-
beide sahen für uns Kinder uralt aus- heute werden viele über 90-95 Jahr alt!
Früher waren die Straßen zwar einfacher, hatten aber mehr Platz für Fußgänger und Kinderwagen.
Heute ist alles schön aufgeplastert mit roten Steinen und mit Straßeninseln,
wo Bäumchen drauf stehen-
(witzig, weil rund um das Dorf Wald ist) dafür kann man die schmaleren Gehwege
kaum mit den Kinderwagen befahren.
Wild parkende Autos allerorten und ein heftig schnell und meistens rücksichtslos
fließender Verkehr lärmt.
Es läuft sowieso kaum jemand und wenn, dann mitten auf der Straße, wie sich das in Gräveneck so gehört.
Irgendwie hat man das Gefühl, die Leute machen was sie wollen, weil "die da oben"
ebenfalls machen was sie wollen,
auch wenn's anders "geschrieben steht".
(Wasser predigen und Wein trinken stand schon in der alten Schrift und - die machen ihre Gesetze so wie sie es gerade brauchen und fragen niemanden vorher)
Die Leute sind "anspruchsvoller" geworden, zufriedener als in der "armen Zeit" sind sie dennoch nicht.
Die Tochter meinte mal: "Ich bin ein wildes freies Kind!
Und: Wären wir daheim geblieben, statt so weit in Urlaub zu fahren.."
In der Stadt könnte ich nicht leben, versucht habe ich es eine Zeit lang
und bin aber reumütig wieder in das Taunus-Kaff zurück gekehrt.
Ein netter Plausch oder Tratsch gehört ganz einfach dazu !
Im Krautfeld habe ich eine Wingertanlage entdeckt, die neu angelegt ist -
irgendwer hat zwei- drei schmale Gärten gekauft und richtig professionell Weinstöcke gepflanzt.
Sehr interessant. Vier Leute halten Pferde und einer Zwergziegen, an der Kompostanlage
sind Ziegen und Schafe - 3 halten Hühner,
einer davon -Aussiedlerhof- richtig fachmännisch, mit einigen Sorten, sogar mit Tafeln ausgestattet,
damit Spaziergänger gleich nachlesen können, um welche Rasse es sich handelt.
(Von diesen Schildern haben Narrenhände gleich wieder ein paar kaputt gemacht,
von "Öko" und "Freilauf" ist dort auch nicht mehr viel zu sehen, 2023 ist kein Huhn mehr dort)
Eine weitere Wingertanlage ist in der Wingertstraße zur Bahnhofstraße hin - angelegt worden.
Sehr hübsch, ebenfalls in Südlage,wie die in den Krautfeld-Gärten.
Nachtrag: Als Kinder sind wir -verbotener Weise- in den Stollen im Schinngraben gegangen,
der als Bunker angelegt worden war.
Eine tiefe geheimnisvolle Höhle mit sonderbaren Bettgestellen und Hasenkästen,
Kisten und modrigem feuchten Geruch.
Damals bekamen die Kinder einfach mehr mit, was sich in der Erwachsenenwelt abspielte.
So fiel mir heute wieder ein, wie ich als kleiner Bub
den Uropa fragte:
"Warum liegt die Uroma um diese Zeit auf der Couch und sagt nichts, obwohl ich sie angestupst habe?"
(Ich meine mich erinnern zu
können, daß sie dünn gelächelt hat)
Die Antwort des Alten:
"Die Oma stirbt, geh raus und störe nicht, der Doktor kommt gleich".
Auf den Land ist das Sterben noch natürlich gewesen und fand selbstverständlich daheim statt.
Anschließend kam eine geheimnisvolle Frau,
die Waschung und Aufbereitung fand hinter der geschlossenen Tür statt.
Dann fand man den Toten aufgebahrt und etwas geschmückt, mit dem
besten Gewand angezogen,
als würde er oder sie schlafen.
Die Familie aus nah und fern nahm Abschied, die Männer tranken danach einen Korn.
Als nach 1-3 Tagen (meistens schon am nächsten Tag oder gar am Sterbeabend schon)
wurde der Sarg geliefert, es wurde umgebettet und in die Leichenhalle
gefahren oder getragen.
Die Zeit der Totenwache war Ehrensache, das habe ich bei meinem Vater genau so gemacht,
wie es immer war.
Den weiteren Ablauf
der Beerdigung ist allgemein bekannt.
Anschließend trifft man sich heute noch zu Kaffee und Kuchen,
spricht über die Erlebnisse mit dem Verstorbenen,
über allgemeine -profane- Dinge,
die inzwischen so passiert sind. Es dauert nicht lange und der Trost wirkt,
ab und zu wird sogar gelacht, besonders dann,
wenn ein normales Alter des Verblichenen erreicht worden war.
Der oder die Zurückgebliebene sind sehr arg angeschlagen und des Trostes bedürftig.
"Einige Wochen vor Pfingsten gingen alle Kinder jeden Mittag nach der Schule
gemeinsam in den Wald, um das Pfingsthüttchen zu bauen.
Der Platz zur Errichtung des Hüttchens mußte etwa sechs mal acht Meter groß sein.
Die Buben nagelten dünne Stangen an die Buchen,
wir Mädchen mußten den Boden säubern und eventuell eben machen.
Auch ein Tanzplatz wurde hergerichtet und bis zu dem nächsten Waldweg ein Pfädchen gekehrt werden.
Im Innern des Hüttchens wurden ringsum Holzpflöcke eingeklopft, darauf wurden Bretter genagelt.
Dies diente als Sitzgelegenheit.
In der Mitte des Raumes wurde auf die gleiche Art und Weise ein Tisch errichet.
Pfingstsamstag mußten große Äste Buchenlaub herbei geschafft weden.
Damit wurden die Wände und das Dach ganz dicht geflochten.
Am ersten Pfingsttag trafen sich alle Kinder im Schulhof.
Eine Birke wurde mit bunten Bändern geschmückt.
Die Kinder stellten sich zwei und zwei auf.
Am Arm jedes Kindes hing eine kleine Brezel oder Kranz, die die Mutter aus Hefeteig selbst gebacken hatte.
Weiterhin hatte jedes Kind noch ein kleines Fläschchen mit Maiwein in der Hand.
Mit dem Maibaum zogen wir dann singend durch das Dorf zum Pfingsthüttchen.
Alle Erwachsene, die noch gut zu Fuß waren, kamen zu den Kindern in das Hüttchen.
Auf einer Mundharmonikka wurde gespielt und auf dem Tanzplatz tanzten die Kinder Reigen.
Auch meine Großmutter erzählte schon vom Pfingsthüttchen."
Seit vielen Jahren gibt es diesen Brauch nicht mehr,
der an das biblische Laubhüttenfest erinnert und das auch in Gräveneck
im Bauwald gefeiert wurde.
***
Die alte Zeit:
Eine Bäuerin erzählt vom Arbeitsablauf des Jahres:
Wenn das Vieh gefüttert war, zogen die Männer mit Axt und Säge in den Wald,
der Brennholzbedarf war immer gegeben.
Reiser brauchte man für die Sud, das Schweinefutter und für den Backofen.
War der Schnee an dem ersten Monat des Jahres zu hoch, blieb man zuhause und reparierte die Gerätschaften.
Im Februar mußte der Holzeinschlag beendet sein, da ging der Ortsdiener mit der Schelle herum
und gab die Versteigerungstermine bekannt.
Der Heustock wurde kontrolliert- war dieser noch zur Hälfte gefüllt,
hatte man gut gewirtschaftet - wenn nicht, war zuviel Vieh da.
Schafe belasten den Heuvorrat am meisten.
Fastnacht war das Ende der Spinnstubenzeit, Kräppel wurden gebacken und mit Schnaps
und Bier deren Abschied bei Musik und Tanz gefeiert.
Bei den ersten warmen Sonnenstrahlen des März wurde der Pflug zum Schmied gebracht -
meist wurde angeschrieben und zwischen den Jahren bezahlt.
Der Wagen wurde aus seinem Winterquartier geholt, geschmiert und zusammengebaut.
Die Maulwurfshügel auf den Wiesen eingeebnet, die Bewässerungsgräben ausgebessert.
Mit dem Sätuch ging man daran Sommergetreide, Hafe und Gerste, auszubringen,
nachdem die Äcker geeggt worden waren.
Die Frauen und Kinder sammelten Feldgräser, weil im Frühjahr das Futter knapp wurde -
deshalb wurden die Brachen in dieser Zeit nicht geackert,
das nutzte auch der Schäfer für seine Tiere.
Im Wald wurde Laub als Einstreu gesammelt.
Die Dreifelderwirtschaft nannte zuerst die Hackfrüchte, Rüben, Kartoffeln und Gemüse-
dann die Brache, als nächstes Feld Winterweizen Roggen oder Weizen und
zum Schluß Gerste und Hafer.
Im April holte man die Kartoffeln zum Vorkeimen aus dem Keller und brachte sie an einen hellen Lagerplatz.
Die Bevorratung der Lebensmittel war Frauensache, auch die Arbeit am Backes,
die alle zwei Wochen durch den Ortsdiener mit der Schelle angekündigt
wurde.
Der Hewerling, der trockene Sauerteig vom letzten Backtag kam in eine Schüssel mit warmem Wasser,
dieser dünne Brei mußte acht Stunden gehen.
Am nächsten Tag wurde dieser mit Mehl gemischt und wurde nochmal gehen lassen
bis er Blasen warf. Dann kam nochmal Mehl dazu- alles gut geknetet auf
dem Küchentisch und zu Broten geformt, auf das Backblech getan und zum Backhaus getragen..
Der Bauer fuhr in dieser Zeit Jauche und Mist auf das Feld, welche mit der Mistgabel verteilt wurde.
Nach dem Unterpflügen und eineggen wurden
die Kartoffel gesetzt,
die von den Frauen geschnitten, zuhause bereits vorgekeimt waren.
Die Brachen mußten mühsam vorbereitet und von Unkraut befreit werden.
Im Mai gingen die Futtervorräte zur Neige- jede grüne Gräschen wurde gerupft -
ein "Gras-Schein" regelte die Flächen, wenn es zu Zwisten kam.
Es begann für die Frauen die Zeit der großen Wäsche, die mehrere Tage dauerte -
mit Waschkessel, Rubbelbrett, Stamper und Bürsten.
Nach dem Kochen und Auswaschen wurden die Stücke auf der Leine getrocknet oder
auf der Wiese gebleicht, manchmal mußten diese Vorgänge ein paarmal
wiederholt werden.
Handarbeit, keine Maschine half.
Das im Winter geschlagene und danach ersteigerte Holz wurde heim geholt und zum Trocknen aufgestapelt.
Es mußte- wie heute auch- lagern, um den Kamin nicht mit Glanzruß - Teer - zuzusetzen,
was leicht zu Kaminbränden** führen konnte!
** Dabei kommt eine Rauchsäule, dann eine Stichflamme aus dem Schornstein- wer nicht aufpaßt und gleich im Keller in der Reinigungsklappe mit Papier ein Gegenfeuer setzt, muß mit einem geplatzen Kamin und dem Brand des Hauses rechnen..
Die Dickwurzäcker wurden nun für die Pflanzung vorbereitet und geschleift und gedüngt.
Auf humusreicheren Äckern wurde Gerste ausgesät.
Im Juni setzten man die Dickwurz-Pflänzchen - warmer Regen war dafür nötig.
Die schon gesetzten Kartoffeln wurden mit Unkrauthacken und Anhäufeln bearbeitet.
Hackfrüchte bedeuteten Handarbeit!
Mitte des Monats kam wieder der Ortsdiener mit der Schelle und gab die Heuernte bekannt -
welcher Wiesengrund zuerst zu mähen war.
Ein ausgebautes Wege - Netz kannte man noch nicht, so fuhr, ich schrieb das schon weiter oben,
der 2. über die Wiese des 1. Mähers.
Alles mußte zur Sense greifen- die Jüngsten zerrten die Ernte auseinander,
damit das Heu besser trocknen konnte.
Das Einsammeln und verbringen in die Tenne war nochmal eine schwere und staubige Arbeit.
Ende des Monats wurden die Schafe gewaschen und trocknen lassen- bevor sie geschoren wurden.
Der Juli kam und die Rapsernte- in den frühen Morgenstunden oder ganz spät Abends,
weil sonst die Saat leicht ausfiel.
Der Raps wurde aufgestellt- ob auf dem Feld oder bei schlechtem Wetter in der Tenne,
der dann auf einem Tuch ausgedroschen wurde,
damit
die kleinen schwarzen Samen zur Mühle gebracht werden konnten.
Dieses wunderbare Öl kann ich jedem nur empfehlen- das Rapskernöl übertrifft,
so meine ich, jedes noch so teuere Olivenöl ganz locker!
Aus Kuh- ode Ziegenmilch machten die Frauen derweil Butter, Quark und Käse.
Entweder zum Verkauf auf dem Markt (Geld war im Bauernhaushalt immer knapp) oder für den Eigenbedarf.
Das Prozedere der Käseherstellung gibt es auf meiner Seite
alte Rezepte
Ende Juli kam auch die Korn-Ernte - mit der Sichel, in Handarbeit !
In Witten aufgestellt trocknete sie auf dem Feld.
Jeder Halm wurde aufgehoben und verwertet, nochmals das ganze Feld abgerecht..
Der August kam und gleich ging es weiter mit der Weizenernte.
Die Kunstdüngung war noch unbekannt, dementsprechend magerer sah es damals auf dem Feld aus..
weil auch die Dünger aus dem Stall nicht reichten.
Hafer- und Gersteernte folgten - mühsam, weil es heiß war und deshalb härter
als die Ernte des Winterkorns vorkam.
Regentage nutzte man zum Dreschen.
Ein Teil davon wurde zur späteren Aussaat gebraucht.
Bei einer solchen Ernte ging es sehr früh los- daheim wurde Kaffee getrunken,
auf dem Feld gefrühstückt.
Um 11 Uhr gingen die Frauen nach Hause um
das Mittagessen zu bereiten- gut, wenn jemand eine Großmutter daheim hatte !
Um 15 Uhr gab es nochmal Kaffee, zwei Stunden später die Vesper.
Einer ging nach Hause um das Vieh zu versorgen.
Abends um acht Uhr war der Tag zuende und wurde mit einem kräftigen warmen Essen abgeschlossen.
Die mühsame Krummet-Ernte (2. Heuernte) war im September.
Jetzt kam es darauf an, möglichst viel Heu in der Scheune zu sammeln- der Winter konnte sehr lang sein!
Birnen und Pflaumen wurden zu Hoink gekocht- ein beliebter Brotbelag.
überhaupt war die Einlagerung der Wintervorräte lebensnotwenig,
da kaum Geschäfte vorhanden waren, in denen man seine Lebensmittel hätte kaufen
können - Geld war zudem immer sehr knapp, nicht nur bei den Bauern!
Dann folgte die Kirmes - eine willkommene Abwechslung zu Musik und Tanz, Vergügungen aller Art.
Die Alten kümmerten sich zeitig um das Vieh, die Jungen blieben auf der Kirmes..
Im Oktober war die Kartoffelernte, wo wieder alle mithelfen mußten.
Manche Frauen aus dem Dorf halfen gegen einen Sack Kartoffeln gerne mit.
Mit dem Karscht ausgehackt, in Körben gesammelt, dann abgesackt.
Auf dem Feld wurde ein Eintopf zu sich genommen- die Kinder waren vom Kartoffelfeuer immer begeistert.
In Kellermieten eingelagert, waren viele Kartoffeln der Garant für sorgenfreies Kochen der damaligen Zeit.
Das galt auch für die Kraut- und anderen Gemüsesorten.
Im November bekamen die Hirten ihren Lohn, meist in Naturalien bezahlt.
Frucht wurde gedroschen, alles gegen Kälte abgedichtet.
Obstbäume gegen Verbiss geschützt und geschnitten.
Die Spinnstube hatte wieder alle Hände voll zu tun- ein großer Berg Schafswolle wartete!
Mit div. Spielen wurde es dabei nicht langweilig- auch ohne Radio und ohne Fernseher und ohne Computer.
Im Dezember wurde geschlachtet - das Prozedere habe ich auf meinen Seiten schon genug erzählt -
ein Fest für alle Bewohner!
Den restlichen Verlauf des Jahres ist jedem durch das Christfest und Silvester bekannt.
***
Aus einem kirchlichen Buch ein paar nette Dinge:
Visitation war die Beobachtung des Lebenswandels der Geistlichen und der Laien,
die Kontrolle der Rechtgläubigkeit in der Lehre auf Kanzel und Schulen.
Die Sorge um die Liegenschaften, Kontrolle des Vermögens und der Verwaltung durch den Bischof
über den Archidiakon, - die Berichterstattung an den
Erzbischof. Die Hackordnung.
Darunter war der Landdechant über die Geistlichen seines Landkapitels gesetzt-
zeitweise auch Dekanat genannt.
So stellt der Bischof fest: "..daß die Dekane keine Beamten des Staates sind,
niemals als Diener des Landesherren zu betrachten"
So erzählt Pastor Philipp Peter Lauer, der im Jahr 1797 Pfarrer in Niederselters war,
quasi aus einer alten Truhe aus Eichenholz aus dem 18. Jhd.,
die im Pfarrhause stand, einiges aus seiner Amtszeit.
Die "Dismembration" (Ernennung zur Filialkirche,
wörtlich eigentlich eher "Entgliederung") kam erst auf, als man in dem Ort
eine Heilquelle fand und diese bekannt wurde.
Bekannt durch das Werk des Arztes Dr Jacobus Thabermämontanus 1581, die damals die Quelle
in Steine fassen und überwölben ließ.
Das durch die Befestigungsmauern eingeengte Nest hatte ein System von Rund- und Sackgassen,
nur einen einzigen Ein- und Ausgang zum Ort.
Ende des 17.Jhds kamen "Domestiken-Häuser" außerhalb dazu, die prächtig und mehrstöckig waren-
der Kurbetrieb zog viele Leute an-
somit kamen auch vermehrt Kirchenbesucher..
In dem erst nach dem 30j. Krieg neu angelegten Kirchenbuch, das leider verschwunden ist,
wie das vorherige vor dieser Zeit, waren nur
wenigen Geburten verzeichnet:
Mal 2, mal 6, mal 5- sieben Jahre später erst 14 !
Interessant finde ich diese Bemerkung um 1600: "Waß, Wiesen und Gerten anlangt,
hast Pastorr ungefherr 5 Rindstück viegh erhalten und durchs Jahr
außbringen konnen,
weil aber vor zwei Jharn die beßte wieß verderbt worden wegen eines BLEYBERCKERGS
kan er nit mehr alß einen wagen
Hew dar auß haben die hiebevoren 4 wagen getragen"
Ganz offenbar ahnte man die schlimmen Auswirkungen eines solchen Abbaues von Blei..
der Pfarrer jedenfalls mußte wegen dem Mangel an Futter
seinen Viehbestand auf die Hälfte reduzieren.
Vor 1613 flüchtete der Pfarrer Feltzer aus Niederselters vor den Schweden nach Diez,
wo er kurze Zeit später starb.
1628 führte man ein "Corpulationsbuch" in Oberbrechen.
Der aus Luxemburg stammende Pfarrer Reiff bemerkte, dass 1650 der Ort Niederselters
überhaupt unbewohnt sei- die Folge von Krieg, Pest, Plünderungen
und Hungersnot und Brandschatzungen durch die Schweden.
Nur in den Randgemeinden lebten vereinzelt noch ein paar Leute.
1676 wird nochmal ein "Beinhaus" erwähnt, das aber später nicht mehr gefunden wurde.
***
Die Ackerfluren der Dreifelderwirtschaft waren die Brache, Sommerfeld, Winterfeld -
die jährlich im Anbau wechselten.
Das Winterfeld wird im Herbst mit Weizen, Dinkel oder Roggen angesät,
das Sommerfeld im März mit Gerste oder Hafer-
die Brache bleibt frei und ruht- evtl. mit etwas Gemüse oder Kartoffeln oder Klee oder Rüben besetzt.
Die Erträge schwankten deshalb nicht unerheblich.
Driesch-Äcker sind die Felder, die seit Jahren unbebaut liegen und als Viehweide benutzt werden.
Man beklagte die "schlechte Polizey, derenthalben so mancher Schaden in den Gärten
und auf dem Feld muthwilliger Weise ganz ungeahndet zugefügt wird"
Wir haben ja schon von dem Zehnt genügend gelesen, um die "Gülte" zu verstehen-
bequem für den herrschenden Pfaffen finde ich, daß diese Abgabe eine Bringschuld war:
"Dermalen und nach der bisherigen Observanz wird diese Korngülte alle jahre post festum
S. Martini EP. et. COnf. auf einen Tag, wo es dem Pastor beliebt,
in dem Pfarrhauß gehoben.
Nachdem der Pastor dem ihm beliebigen Tag nach einer freylich nicht allerdings
löblichen Gewohnheit den Sonn- oder Feyertag vorher in der Kirche
öffentlicht verkündiget
oder angesagt hat, und der Tag angekommen ist, so läßt er darauf des Morgends
das gewöhnliche Glockenzeichen geben, wornach als dann
diejenige, welche zu liefern schuldig sind,
ihr Quantum bringen, messen und abtragen, wo dann die Entrichtung in dem Stock- und Lagerbuch angemerkt wird."
Es wird sich laut darüber geäußert, daß die Nacharbeit des Getreides regelmäßig
10-20 Prozent Ausschuß gewesen sein soll, d.h. man hat versucht den Pfarrer zu betrügen ;)
Die Pfarrei war mit 400 Gulden Startkapital gegründen worden- Geld,
das sie tüchtig und gewinnbringend verliehen hat.
Damals hat man bereits
mit Korn spekuliert und auch bereits von Geldentwertung gesprochen,
die man "allgemeine Münzverschlechterung" nannte.
In den Kriegszeiten wurden irre Ausgaben für Soldaten und Bewaffung fällig-
so war mancher Landesherr zum Falschmünzer geworden..
Ende des 18.Jhds beklagt sich ein Pfarrer, daß die Kommunikanten zu Ostern nicht
regelmäßig ihre 2 Eier vorbei bringen würden- er schlug vor,
diese Abgabe zuhause einziehen zu lassen..
***
Die Pferchdüngung: Eine Herde Schafe graste auf einem eingezäunten Feld- so wurde zuweilen gedüngt.
Was ist ein "Schatzungs-Simpel"? Nun- die Minimalquote..
Offiziell beklagt sich ein Pfarrer "über die Ungezogenheit der Bauern",
die von ihm auf der "gemeinen Straße" gleich den anderen Leuten Frondienst
verrichten solle..
(Es ging um die Ausbesserungen der in den 1770iger Jahren reparierten Landstraße
links dem Emsbaches. )
1790 beschwerte man sich über den Frühmesser, der "von einer Schwachheit im Kopf" befallen sei"
Der Ruf nach besonders gebildeten Pfarrern wurde in den Kurorten laut,
die "eine Klientel mit hohem Anspruch" haben..
Noch 1802 wurden Urteile des Sittengerichtes von der Kanzel herab bekannt gemacht,
Dinge, die von "denunziatorischen Wegen" zu diesem gelangt sind.
Wehe ein Soldat, der irgendwo einquartiert war, flirtete mit einem Mädel !
Schlechtes Betragen in der Kirche landete schnell vor dem Sendgericht,
das "liderliches Leben" entsprechend strafte.
Dieses "Konsistorium" konnte auch Haftstrafen anordnen.
"Mißachtung der parrherrlichen Autorität" war auch ein beliebter Anklagepunkt,
wie Sexualdelikte, aber auch Versäumnisse der Messen,
Tanz und Spiel zu Gottesdienstzeiten und ähnlichem.
In unserer Zeit machen die "Geistlichen" schlimme Dinge mit Kindern,
wie die Presse ausgiebig verkündet hat..
Damals wurde an die hohe geistliche Stelle gemeldet, wenn die Leute lieber Karten spielen wollten,
als sich "seelisch führen" zu lassen..
Schon damals gebärdeten sich Kirchenvorstände frömmer als die Frommen,
so manchem Pfarrer machten sie das Leben zur Hölle.
Ein gewisses Maß an "Pastoralklugheit" wurde angemahnt.
***
1871 begann der "Kulturkampf" gegen die Bevormundung der Kirche, Klöster wurden aufgehoben,
Pfarreien blieben unbesetzt, Bischöfe wurden vertrieben,
Orden verboten- für Bismarck,
wie die Chronik sagt, ein "gigantischer Fehlschlag".
(Ich persönlich glaube das nicht- wobei wir wieder beim "Glauben" wären)
Fakt ist, daß man aus der Behauptung, es sei in dem schwarzen Zimmer eine schwarze Katze,
die noch kein Mensch hat sehen oder hören können -
ein Streit der Wissenschaftler und Gelehrten und
Glaubensleute verschiedenster Feinausprägung und Philosophen geworden ist, der noch heute brennt...
Egal- Hauptsache man hat ganze Hierachien darum bauen können und die sind in der Tat
allesamt außerordentlich gut dotiert- viel mehr jedenfalls, als man
durch Hände Arbeit verdienen könnte..
(Nur mal so am Rande)
***
Der Streit der Konfessionen - deren feine Unterschiede nur Fachleute überhaupt auseinander halten können -
führte dazu, daß der Pfarrer den katholischen Glocken
das Läuten verbot,
wenn es um eine protestanische Beerdigung ging.
Aber auch die Landesherrlichkeiten waren nicht gerade zurückhaltend,
wenn es darum ging, ihren Lebensstil oder Standard zu finanzieren - geschwind
wurde mal im Kloster etc. abgegriffen..
Wenn Gesetze nach Gusto gemacht werden, ist das legalisierter Diebstahl- oder irre ich?
(Früher wie heute immer noch - sogar durch die Zwangsgebühr für den Rundfunk)
1914 kam die Mobilmachung als Befehl, wo eine Äußerung kennzeichnend für diese Zeit gewesen sein könnte:
"Es ist des Wartens genug, so kann es nicht mehr weiter gehn, dieses ewige Hetzen
und Drohen von Westen, Osten und Nordwesten.
Wenn es denn sein muß,
nun denn vorwärts, in Gottes Namen.."
Pfarrer Kaiser meldet sich als Patriot freiwillig zum Dienst, kam nach Polen und wurde verwundet.
Man lobte ihn als pflichtgetreuen Seelsorger.
(Er war freilich Oberleutnant der Reserve, hat sich wohl eher nicht im Schützengraben
getummelt mit den "einfachen" Soldaten)
1839 wurde ein Dekret für den Johann Fluck, von Se. Durchlaucht dem nun in Gott
ruhenden Herzogen Wilhelm ausgestellt, der dadurch
zum Pfarrer nach Weilburg berufen wurde..
"Berufen"? Aha- in dieser Preisklasse "bewirbt" man sich nicht mehr, man wird berufen-
und "ruht später in Gott"..
Dieser Pfarrer Fluck geißelte die "Lauheit in religiöser Beziehung" in seiner neuen Gemeinde an.
Besonders intensiv widmete er sich den Kindern und Jugendlichen, so die Chronik.
"Ist in der Jugend einmal das religiöse Leben erwacht, so theilt es sich allmählich
auch der ganzen Gemeinde mit"
O-Ton der Chronik:
"..auch wenn er in seiner fast 3jährigen Tätigkeit keine unbedingte Erfolgsmeldung geben konnte,
sah er sich seinem Ziel doch sehr nahe"
Aha- wehe, das liest oder interpretiert ein heutiger "Personaler" !
"Diese Lauigkeit hat er nach Kräften versucht von der Kanzel aus zu korrigieren"
Offenbar griff er gerne zu harten Strafen- so wurde in einem Sittengericht offiziell
vor allen anderen Kindern, die Klassenarbeit zerrissen und
die Strafe ausgesprochen,
1- 2 Monate lang mit keinem Mitschüler spielen, reden oder umzugehen..
die extreme Strafe gab es nur selten, die linderen Formen der Züchtigung jedoch wohl oft genug -
um diese "früher höchst verdorbenen Kinder zu bessern"
Die Kinder mußten alle 1/4 Jahr beichten.
Hirnwäsche vom Allerfeinsten- so erfuhr die Obrigkeit immer, was daheim gerade gesprochen wurde..
"Bei vielen Jugendlichen aus den Dörfern war das Mühen jedoch vergeblich"
In verschiedenen Gruppen, nach Alter und Geschlecht, wurde zwei Beichttage die Osterwoche gehalten.
"Die Nothwendigkeit der Taufe beseitigen zu wollen, verrät die Nachahmung der Protestanten"
Wie die Kirche schon immer die Tatsachen verdreht hat, ersieht man an folgender Tafel:
Hexen
Vielmehr war es der christliche Glaube, der Hexenverbrennungen und Inquisition und Exorzitien gemacht hat..
die Tätergruppe stellt Gedenktafeln auf!
***
"..die hohe Leiche wurde in der Familiengruft nach Ceremonien beigesetzt"
Ihre herzogliche Durchlaucht ruht nun in der Gruft, unter Anteilnahme der Hofchargen,
Militär, der Geistlichkeit und der Zivildienerschaft und "der zahllosen Volksmenge".
Nach fast tausendjähriger Geschichte ist der letzte Sproß des Hauses Nassau verstorben.
Der Luxemburgische Hofprediger sprach die Trauerrede..
Wie Schmarotzerpflanzen hat sich die Aristokratie über ganz Europa verteilt und verheiratet..
Das Rügegericht wurde auch "Umgebott" genannt, in diesem Quartalsgerichten
wurden die kleineren Frevler verurteilt, öffentlich gerügt und abgeurteilt.
Der Chronist meint: "Viele der damaligen Strafbestimmungen sind heute nicht mehr nachvollziehbar
oder verständlich.."
Ein paar Sachen aber dennoch:
"Wer aus Bosheit oder Muthwillen Obst- und Waidenbaume umhauet, soll ein halbes Jahr geschlossen
im Schubkarren arbeiten."
"Wer von seinem Nächsten übel redet oder ihm gar in das Gesicht lästert,
soll solches mit 3 Gulden büßen"
"Wer anderen gelind oder mit der Faust schläget, soll 5 Gulden erlegen."
"Wer aber den anderen mit einem Stock oder anderen Instrument hefftig oder gar blutrünstig schägelt,
soll nach Befinden mit 10,20- 30 Gulden bestrafet werden."
"Wer kein Wasser in einer Bütt oder Faß vor der Thüren hat, soll 15 Weißpfenige erlegen;
wer aber einen Brunnen in seinem Haus hat,
ist hiervon befreiet."
"So jemand auf den Höfen, Straßen in Scheuer oder Ställen Taback rauchet,
soll das erste Mal mit 5 Gulden angesehen werden,
das zweitemal aber ein Vierteljahr im Schubkarren arbeiten."
"Soll derjenige, der sich nach der Abendstunde badet, ab Straf erlegen 2 Gulden."
"Die Spiel- und Spinnstuben, wie auch alle übrigen unordentlichen Zusammenkuenfte bleiben beim
Gulden Strafe verboten"
(Ordentliche Zusammenkünfte waren die, welche der Adel und der Klerus machte,
hielt oder anordnete.. gegen Zusammenrottungen waren die Herrschaften
nicht ohne Grund -
mußten sie doch ständig Revolten befürchten.)
"Wer mehr als einen oder zwei seiner Nachbarn zur Nachtzeit in seinem Hause duldet,
soll allemal erlegen 10 Gulden."
"Das abergläubische Umbinden der Bäume mit Strohwinden in der Neujahrsnacht bleibt
ebenmäßig bei 5 Gulden Strafe verboten"
1748 bestimmte die Weilburger Regierung:
"Wenn Kinder aus Nascherei oder Unverstand Gartenfrüchte abbrechen oder entwenden,
soll deren Züchtigung den Eltern aufgegeben werden.
Wären sie aber der Pubertät nahe, sollen sie in den Schulen öffentlich ausgepeitscht,
auch wohl durch den Büttel auf dem Rathaus
in die Futterwanne gespannet und mäßig ausgepeitscht
oder aber in den Triller gesteckt werden."
Nicht genug, es geht noch weiter:
"Reifen Burschen und Mädchen aber soll von den gestohlenen Sachen etwas aufgesteckt
und selbige solchergestalten durch den Büttel
mit vorgehender Trommel durch die Straßen geführet,
oder aber statt des Umführens eine oder mehrere Stunden an das Hals- oder Fußeisen
gestellt und angeschlossen werden"
Hat sich ein Schwein den Fuß gebrochen, hat man ein Stuhlbein verbunden
und diesen Stuhl stehen lassen, bis das kranke Tier wieder heil war..
berichtet die Hasselbacher Chronik. (Heute ein Ortsteil von Weilburg - früher hätte man den Genitiv gebraucht: Ortsteil Weilburgs.)
***
Der Bevölkerungsanstieg nach dem 30j. Krieg ließ viele Leute auswandern und in fremden Laendern,
bis nach Übersee- ihr Heil suchen.
Der Fürst meinte lakonisch: "In Hasselbach sind der Guten sehr rar."
Der Schullehrer machte 1821 folgende Eintragung ins Klassenbuch:
"Auf den 21. December 1821 kehrten des Abends zwei fremde Männer mit Weib
und Kindern bei Friedrich Kurz als Wirth ein.
Am folgenden Morgen gingen diese
Weiber
ins hiesige Ort und gaben sich für Heidenweiber aus, weil sie sehr schwarz von Farbe
waren und dies bloß aus Unsauberkeit.
Wo sie in ein Haus kamen und die Frau alleine zu Hause antrafen, so rühmten sie sich sogleich
ihrer heidnischen oder Egyptischen Kunst und Abstammung,
bedauerten dann die Leute im Haus
und sprachen von nichts mehr als Unglücksfällen, welche sie bald in ihren Häusern treffen würde.
Sie machten manche Versuche dieser Art um den Leuten zu zeigen,
daß sie genau wüssten bei dummen Weibern,
wenn nicht inzwischen die Männer nach
Hause gekommen wären..
Sie hatten auch schon bei manchen Weibern im Orte die besten Kleidungsstücke eingepackt,
welche sie betört hatten, ihnen dadurch ihr Unglück abzuweisen,
die sie aber wegen der Ankunft der Hausväter aber wieder herausgeben mußten.
Endlich gelange es ihnen als sie bei Johs. Müllers Wittwe Johanette ins Haus kamen,
welche noch immer an Gespenster und dergleichen glaubte.
Da die beiden Zigeunerinnen zu der Wittwe kamen, so grüßten sie diese,
fingen sogleich von den Unglücksfällen an zu reden, die sie schon getroffen hätten.
Sie gaben durch mitleidige Worte und Mienen den herzlichsten Anteil zu erkennen
und sagten der Wittwe, daß sie schon sehr oft durch böse Menschen um
ihr Vieh gekommen sei
und auch durch eben diese Menschen ihren Mann verloren habe.
Sie sagten ihr, es sei ihm ein Knochen von einem todten Menschen
eingegeben worden in einem Trank,
woran er hätte sterben müssen, und so würde es auch ihrem Tochtermann noch so gehen und,
sofern nicht vorgebeugt werden würde, auch noch ihren Kindern.
Die älteste Tochter, welche den Mann hat, dessen Untergang sie beschrieb,
erstarrte über diese Nachricht und wäre bald in Ohnmacht zu Boden niedergefallen.
Ach Mutter, sagte diese, jetzt seht ihr woher unser Unglück kommt!
Auch gaben die Zigeuerninnen noch vor, daß in ihren Gebäuden noch ein großer
Schatz verborgen läge,
den ein stinkender böser Geist bewache.
Jetzt war es getroffen und alles war wahr.
Die Wittwe mußte nun ein Ei herbeiholen,
aus welchem ihr die Zigeuner die Todenknochen und eine silberne Münze zum
Beweis heraus bringen wollte.
Sie steckten dieses Ei in ihren Sack und gingen miteinander in den Kuhstall.
Sie zog nun ein anderes durch Kunst zusammengemachtes Ei
mit Knochen und Groschen
mit Wasser gefüllt aus dem Sack und bezauberte damit die Wittwe, teils aus Furcht,
teils aus Verlangen nach dem Schatz,
daß diese nicht mehr wußte was sie tat.
Sie mußte nun so viel Geld zusammenbringen, wie nur möglich war,
denn auf jeden Kreutzer sollte ein Kronenthaler zu Tag kommen.
Die Frau lehnte nun 100 fl und hatte noch 50 fl in ihrem Hause, welche sie der Heidenfrau gab
und diese tat von ihrem Geld noch zur Versicherung 2 Kronenthaler dazu.
Die Zigeunerin nahm nun zwei Topfen; und unterdeß die Wittwe das Haus verschließen mußte,
in den einen Topf steckte sie ihr Geld und in das andere der
Wittwe ihres ein,
gingen auf das Haus und schloßen die Topfen in einen Kasten von welchem
die Zigeunerin den Schlüssel in den Sack nahm,
damit während ihrer Abwesenheit der böse
Geist nicht entkommen sollte.
Beim Herabgang vom Haus überreichte diese der anderen Zigeunerin den Schlüssel
heimlicherweise und diese ging unterdessen, als die andere die Kleidungsstücke
und Leinwand einpackten,
auf das Haus und holte das Geld.
Diese Kleidungsstücke bestanden aus dem Brautkleid ihrer Tochter,
sodann ihr und ihres Mannes Hemd, Strümpfe, Kappen und Halstücher und 25 Ellen feinen
Leinwand, den sie mithaben müßte um mit diesen Sachen die Zauberei,
das heißt den Schatz hervorzubringen und zugleich den bösen Geist zu vertreiben.
Und dieses müsse außer ihrem Haus geschehen und sie sich deßghalb 24 Stunden,
wenn sie ihr Leben behalten wollte, entfernen müßte.
Es muß ihr nun die älteste Tocher diese Kleidungsstücke bis außerhalb des Dorfes tragen,
wo ihre Männer hin bestimmt waren,
und alles ging glücklich von statt.
Die Tochter kehrte um und die Heiden gingen weiter.
Die Wittwe sollte nun so lange still schweigen, bis sie wieder zurück kam.
Allein gegen Abend, da dieses am Mittag geschah, kam ihr Mann nach Haus,
dem sie die Sache erzählte, welcher sogleich den Kasten öffnete und statt des
Geldes in jedem Topf einen Stein,
mit Flachs umwickelt, fand und der Betrug ward entdeckt.
Aufgesetzt von Justus Brückel, Schullehrer"
***
Die Rechtschreibung war damals halt noch etwas anders als heute.
Der Feld - Gendarm war eine Gestalt, die man nicht vergißt, so der Chronist-
mit russischem Schimmel und rotweißer Lanzenfahne, der um 1918
sogar die Kinder
auf dem Pferd reiten ließ- während er gemütlich Kaffee trank..
Empört schrieb der Pfarrer ins Kirchenbuch:
Der schrecklichste der Schrecken, das ist der Mensch!
"Anfang 1924 ging ein jäher Schreck durch unser
Land auf die Nachricht von dem achtfachen Mord in Haiger.
Was für Schauertaten haben sich in Deutschland angehäuft.
Der Knaben- besser Burschen-Schlächter
von Hannover, dem 25 Morde gerichtlich nachgewiesen wurden
und der andere Unmensch in Münsterberg, im Osten der über ein Dutzend Handwerksburschen
in
sein Netz gelockt, abgeschlachtet und wie ein Kanibale verzehrt hat."
***
Die Berichte über die hohe Arbeitslosigkeit nach dem 1. Weltkrieg bis zum Hitlerreich sind zahlreich,
die Wirtschaft hat sich in den Jahren 1918-1933
nicht wieder erholt,
weil die Präparationsleistungen an die Siegermächte zu erdrückend waren.
Unglücke, Mißernten und Naturkatastrophen lösten
sich ab.
1932 kam noch ein schweres Erdbeben dazu, das von Holland bis Limburg zu spüren war.
6 Millionen Arbeitslose und dreimal so viele ohne richtige Existenz waren zu ernähren.
Unter diesen Umständen klammerte man sich wohl an jeden Strohhalm.
Firmenpleiten folgte haufenweise, bis dann 1934 Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gemacht wurden -
Wald,- und Feld,- und Flurarbeiten größerer Art
fanden damals statt.
Hauptsache man war beschäftigt und brachte in paar Kröten mit nach Hause.
2023 halten wir die Luft an, daß noch ein paar Erwerbszweige in Deutschland bleiben und nicht zur Auswanderung getrieben werden- die "Ampel-Koalition" will mit grünen und linken Ideen die Deutschen abschaffen, wie mir scheint.
***
Zeitsprünge sind in den Chroniken - und so auch in meinen Seiten "Geschichtliches" ganz "normal" - wichtig sind mir die Begebenheiten,
die zuweilen aus dem chronologischen Ablauf fallen, aber die
Stimmung wiedergeben, was in den vielen -abwechselnd und dem Zufall geschuldeten- Lesereien zu erfahren war..
Nach dem verlorenen 2.WK geisterten ehemalige polnische Landarbeiter als bewaffnete
Banden im Land herum und versetzen die Menschen in Angst und Schrecken,
so der Chronist.
Erst bei Kontakt mit heimischen, handfesten Männern flüchteten diese aus den Orten.
1907 zahlte man in der Gastwirtschaft für einen Liter Bier 25 Pfg
und für einen Schnaps 10 Pfg bei einem Tagelohn von 2,70 Reichsmark.
Da damals praktisch jeder Landbewohner auch ein Landwirt war, der von seiner Scholle
oftmals kaum leben konnte, mußten die Töchter
in "Stellung" gehen,- als Dienstmädchen in der Stadt.
So verdienten sie vor dem 1.WK 10-12 Reichsmark im Monat -
der Butterpreis soll bei 0,90 - 1,20
RM gelegen haben.
Die Männer und den Söhnen ging es nicht besser- sie arbeiteten vor ihrer landwirtschaftlichen Tätigkeit daheim,
im Bergwerk oder Steinbruch harte und lange Schichten.
***
Die Funktion der Gemeinde- oder Bürgerhäuser hatten damals die Wirtschaften
und die Kolonialwarenläden, die gewissermaßen auch Treffpunkte waren.
Früher hat mancher Hasselbacher sein Fuhrwerk angespannt um in Weilburg den Arzt
zum Kranken zu bringen, der hatte zuweilen wegen der Eile noch
die Pantoffel an..
Selbst hatte er keinen Gaul - und war ohne Telefon...
Später kam
der Doktor Pontani mit dem Fahrrad, so wird berichtet.
***
1827 schrieb man von Scharlachfieber, "sehr empfindlich ansteckender Wangengeschwulst",
ansteckender Augenkrankheit,
1831 von der asiatischen Brechruhr und von der Colera
und empfahl Kamille, Holunder und Abreibungen dagegen..
"am ehesten waren liderliche Menschen davon betroffen" -
deshalb meint ein Hasselbacher Pädagoge, daß Mäßigkeit,
Reinlichkeit und
innere Ruhe" dagegen helfen würde.
1862 wurde der Unterricht durch Scharlachausbrüche gefährdet.
"Einige sind 3 Monate daheim geblieben und haben Fehler am Gehör zurückbehalten"
1876 kam das "Brustübel", das hartnäckig und mit heiserem Husten begleitet war -
ein Kind fiel der "Rachenbräune" zum Opfer.
An Scharlach und braunem Krupp starb man in dieser Zeit ebenfalls.
1890 kam die Influenza und Lungenentzündungen in Massen nach Hasselbach,
kaum ein Haus, wo nicht einer oder mehrere Personen betroffen waren, schrieb
die Chronik.
Furchtbare Schmerzen in Brust, Rücken und Kreuz ließen manche
auf der Straße zusammenbrechen- es starben nicht wenige daran.
1904 kam die Tollwut ins Dorf, dann kamen die Masern - der Pfarrer schreibt:
"Man kommt von den Gräber nicht fort!"
Diese gefährliche Grippe wurde als "Negerkrankheit" benannt, die wohl von der Westfront mitgebracht
worden sei- bezeichnet.
Dieser Würgeengel hätte wohl mehr Tote gebracht,
als im Krieg gefallen sind, meinte der Geistliche.
1928/29
Selbst in Frankfurt sollen die Leichen länger
als drei Tage gelegen haben, bevor sie bestattet werden konnten.
Seuchenhäuser wurden eingerichtet.
***
Ein Sprung ins 14.Jhd: " es sandte Gott eine neue Plage auf das Erdreich,
besonders nach Deutschland, das waren Heuschrecken.
Die kamen und flogen so dicht in der Luft und auf dem Felde, als wäre ein großer Schnee gefallen.
Sie fielen in die Frucht und taten großen
verderblichen Schaden und flogen dann wieder auf.
das währte von der Ernte an bis beinahe sechs Wochen, bis sie mit einem in Reif und von der Kälte vergingen.
Die Heuschrecken waren groß und eine halbe Spanne lang und länger.
Diese Plage kam von der großen Hoffahrt..."
1390 ist so viel Wein gewachsen, daß er kaum getrunken werden konnte.
***
Ich lese von "Brandblättchen", die während des 2.Wk
über den Wäldern von den Engländern abgeworfen worden sein sollen.
Solche Dinge gehören als Kriegsverbrechen gebrandmarkt.
***
Noch 1787 waren viele Lehrer Schneider, Leineweber und Musikanten..
"Der Lehrer wird darauf sehen, daß die Kinder vor ihrem Eintritt
in die Schulstuben sich möglichst reinigen und nicht zuviel Nässe und Koth
hereintragen,
auch nicht durch Übersteigen der Gerätschaften und ihre Mitschüler beschmutzen,
daß sie die mitgebrachten Lebensmittel,
welche einen starken Geruch verbreiten,
nicht in der Schulstube aufbewahrt und in keinem Fall darin genossen werden.."
Bei Strafe war untersagt, daß der Lehrer während des Unterrichts rauchte.
Die Ofenhitze mußte reguliert und mit Frischluftzufuhr eine verträgliche Raumluft bringen.
"In Erwähnung, daß in Hasselbach machen unsittliche Familien ihre Kinder
nicht ohne Zwang zur Schule schicken und Trunkenbolde und andere
Lasterhafte der Jugend ein böses Beispiel geben,
hatte man im Ganzen aller Ursache."
1829 weist der Amtsinpektor darauf hin, aus der Schule die "platte Sprache zu verbannen".
1817: "Es war nichts seltenes, daß man an einem Tag 20 Bettler
und Notleidende von Dorf zu Dorf ziehen sah.." (Schlechte Ernten)
1835 wurde noch darauf geachtet, "..daß die Schüler,
wie die der Schule entlassene Jugend bis nach dem zurückgelegten 18. Lebensjahr
abends
weder auf der Straße noch in Wirtshäusern, noch bei Tanzmusik sich aufhalten"
1885 in einem Rundschreiben der Königlichen Regierung zu Wiesbaden an die Schulen:
"Da in neuerer Zeit öfter Fälle von vorschriftswidriger
oder übermäßiger Schulzüchtigung vorgekommen sind
und zur gerichtlichen Klage geführt haben,
so finden wir uns veranlasst, Ew. Hochwürden zu ersuchen,
die Lehrer Ihres Aufsichtskreises bei der nächsten Konferenz oder bei sonst geeigneter
Gelegenheit auf die Bestimmung in §29 der Nass. Dienst-Instruktion für
die Schulinspektoren hinzuweisen, wonach körperliche Schulzüchtigung
durch Schläge auf
die flache Hand mittels eines zwei Finger breiten ledernen Riemens zu vollziehen ist"
***
Die gute alte Zeit um 1634: " nach dem Stiftsbuche sind keine Schafe mehr im Land gewesen"
- Pest, Mißhandlungen, Hungersnöte..
***
"Als 1918 der Waffenstillstand vereinbart war, nahm das ausgelassene Tanzen
in den Wirtshäusern kein Ende- hinter Diez herrschte der Franzose.."
1939 hieß es schon wieder: "Deutschland befindet sich im Krieg"-
dabei hat sich das Land noch nicht von dem Krieg zuvor erholt.
***
Damals gingen Krautschneider durchs Dorf und hobelten die Rot- und Weißkrautköpfe,
die dann in den Steintöpfen im Keller eingelagert wurden.
Das größte Vergnügen der Jugend war wohl die Spinnstube,
von der ich schon oft interessante Dinge in den Analen gefunden habe.
So mancher Schabernack wurde dabei ausgetüftelt, so manche zarte Bande geknüpft.
Handarbeiten aller Art wurden dabei ausgeführt- vom Spinnen bis zum Schnitzen.
Zuweilen kreiste auch die Flasche.
Alte Hasselbacher erinnern sich noch an das Flachs-Spinnen.
Webstuhl und Kreppel paßten ganz gut zusammen.
Angeblich sollen beim Schlachtfest zuerst die Wurstsuppe, dann Erbsenbrei,
Sauerkraut und Fleisch serviert worden sein - als dritter Gang
wurde Blutwurst, Leberwurst
und Apfelkompott gereicht, zum Abschluß soll es Sauerbrüh und den Klaren gegeben haben..
Ich kenne das viel spartanischer- Wurstsuppe war oft dünn,
wurde aber in verschiedene Häuser gratis gebracht,
ganz ganz selten "platzte" mal ein Würstchen
darin- mehr aber auch nicht!
Es wurde eher sehr sparsam mit dem Fleisch umgegangen, Bauern waren immer sehr knickerig, die kleineren Leute noch mehr.
***
Ein alter Brauch war das "Bettenrücken"- am Tag nach Weihnachten.
Die Dorfjugend stürmte das Schlafzimmer der Jungfrauen und versuchte das Bett der
"Eva"
zu rücken oder zu verrücken.
Mit Eier, Speck und Wurst konnten diese sich loskaufen.
Gemeinsam verspeiste man die Beute..
***
Der Allendorfer Pfarrer im Kriegsjahr 1914:
"Jede Schädigung Englands wurde mit Befriedigung zur Kenntnis genommen.
Stolz war man auf die Emden und die Erfolge des Geschwaders an der Ostküste von
Chile.
Die verschiedenen unausbleiblichen Katastrophen, die England uns zufügt,
auch der Raub der Kolonien, nahm man grimmig hin in der Gewißheit:
daß alles ist noch nicht endgültig, wir rechnen noch miteinander ab.
Ungemein bezeichnend ist ein neuer Vers,
der einem älteren volkstümlichen Soldatenlied
hinzugedichtet wurde:
England, ach england, was wirst du erleben, wenn deutsche Luftschiffe über dir schweben.
Deutsche Zeppeline, die bringen Bomben mit. Wehe Dir, wehe,
du falscher Brit!"
Ein friedlicher Pfarrer, das muß man sagen- wenn er sowas in das Pfarrbuch schrieb..
In der Chronik geht es weiter in dieser Art:
"In weiten Kreisen war zum Beispiel auch der Irrtum verbreitet,
als ob der Heldentod auf dem Schlachtfeld ohne weiteres die Seligkeit der Gefallenen verbürge.
Das ist sogar ein Streitpunkt unter Pfarrern geworden und mag nur zu oft bei Begräbnissen
zur Verwirrung der Seelen genährt worden sein.
Das mag im Sinne Mohameds sein, aber nicht im Sinne Christi, der doch allein den Weg zum Vater ist!"
Weiter:
"Die Leute tadelten die weitverbreitete Unzufriedenheit, die Üppigkeit und Genußsucht,
dazu die vielen Feste. Auch gab es bei vielen gar keinen Glauben mehr,
und daß unser Herrgott dazwischen fuhr, sei kein Wunder."
Das glaube ich mal eben nicht- das wird wohl nur die oberen Zehntausend getroffen haben,
die Mehrheit der Leute aber nicht, da war absolut nichts "üppig" vorhanden.
Weiter:
"Hier war man also auf dem besten Wege, den ganzen Krieg auch als eine unser Volk geltende Heimsuchung
Gottes hinzunehmen, also sittlich-religiös aufzufassen."
Es wird noch besser:
"Tatsächlich war in vieler Beziehung das Maß voll.
Die edle Seele unseres Volkes, sie war angefressen und hatte einen bequemen Frieden nicht mehr
vertragen.
Ich nenne nur ein paar Stichworte:
Ehescheidungen, Geburtenbeschränkung, Selbstmorde,
Schmutz in Wort und Bild, Schund- und Schauerlektüre,
Alkoholismus, Materialismus, Parteiensplitterung,
Atteismus, Kritikismus, Kirchenaustritt-Bewegung.."
Man könnte noch hinzufügen:
Vetternwirtschaft des Klerus mit den Mächtigen
und Unterdrückung der Massen, Verdummung durch den Glauben..
Noch mehr stand in diesen Büchern:
"Jedes Wort zeichnet einen schweren Sorgenstein- möge unser Volk seinen Gott und Heiland wieder
neu finden in diesen entscheidenden Zeiten und
genesen zur Ehre Gottes und zum Segen der Menschheit.."
"Morgengebet im Feldzug- für Kriege.
Im Namen Gottes steh ich hier auf der Tür,
schreite über diese Schwelle, Gott, unser Vater sei vor mir,
Gottes Sohn sei hinter mir,
Gott der heilige Geist sei über mir.
Die Engel Gottes schlagen die Feinde weg von mir.
Wer nun stärker ist als diese drei Mann,
der kommt heute und fange etwas mit mir an.
Wer aber nicht stärker ist, der lasse mich unversehrt ziehen, im Namen Gottes,
des Vaters, des Sohnes und des heiligen
Geistes, Amen."
"So komm denn neues Jahr! Du kommst aus Gottes hand. Führe uns in Gottes Nähe und an Gottes Herz,
bringe uns den Frieden, einen guten deutschen Frieden. Amen!"
Der Pfarrer war noch nicht fertig:
"Zu ernsten Tönen Anlaß gab am 21. der Bußtag. Im 2. Teil hatte
ich mich ereifert über das im Abgeordnetenhaus gefallene freche Wort:
Nach dem Krieg wird ein großer Abfall an der Kirche einsetzen,
denn die Menschen im Schützengraben hätten Nachdenken gelernt und stellten die
Frage: Wo war der liebe Gott? "
Der Übergang aus 1918 in das neue Jahr vollzog sich nicht still,
wie es sich bei einem so furchtbaren, ernsten Jahreswechsel geziemt hätte,
sondern mit einem Gewehrgeknatter, als ob im Dorf nächtliche Gefechte stattfänden.."
(Hier darf ich ansetzen, dass ein Vollversagen Berlins die Hauptursache für den WKI
gewesen ist und nicht einmal unbedingt der nicht mal angeforderte Beistand (Pakt mit Österreich) in voreiligem Gehorsam, ohne die Regierung und das Parlament zu bemühen.
Die finanziellen oder wirtschaftlichen Probleme dieses nicht vorbereiteten Weltkriegs
haben zu der Armut und Arbeitslosigkeit geführt, die letztlich JEDEN an die Macht
gebracht hätte, der Abhilfe versprach. Deshalb bin ich auch heute (2023) noch strikt gegen Berlin als Deutsche Hauptstadt - eine neutrale Stadt, zentral im Land gelegen, wäre nach der Wiedervereinigung sinnvoller gewesen: Hannover)
Weiter im Text:
Dieses Nachspiel der Truppendurchzüge brachte überall Gewehre und scharfe Patronen,
die in der Neujahrsnacht als Knaller benutzt wurden- bis
am nächsten Tag alles bei der Bürgermeisterei abgegeben wurde..
1923 schrieb er: " Unserer Jugend fehlt Ehrfurcht und Zucht, von Takt nicht zu reden.
Sie ist in Gefahr, Wirtshausmanieren bis in die kirchlichen
Unternehmungen zu bringen!"
(Was wollte er? Wieder "Zucht" und Krieg?)
Der Pfarrer gab nicht auf:
"Kurze Zeit später sang auf der Straße ein Mann zur Laute christliche Lieder
und hielt Reden dabei.
Es war ein früherer Theatermensch aus
Wiesbaden, und trug den Namen Windgasse.
er durchzog als Straßenmissionar das Nassauer Land und kam auch nach hier.
Pfarrer Schmidt sah dies mit Unbehagen und wenig später warnte Wiesbaden offiziell
vor dem wilden Evangelisieren."
(Das wilde Missionieren seit Bonifazius dereinst hat er wohl übersehen)
***
Rene' König schrieb 1958: "Es besteht wohl kein Zweifel darüber,
daß die Gemeinde neben der Familie eine der wichtigsten Grundformen der Gesellschaft darstellt."
Irgendwie scheint das zuweilen ein wenig verschüttet zu werden.
Und warum?
Nun, weil viel zu viel anordnende Behörde aus "der Gemeinde" geworden ist, die sich "Kommune" nennt ! (Für mich ist "Kommune" eine liderliche Studentenwohngemeinschaft)
***
"In den Großstädten fielen 1964 je Einwohner doppelt soviele einmalige Ausgaben,
aber fast fünfmal soviel laufende Ausgaben an wie in den kleinen Gemeinden .."
Das spricht nicht gerade für die Sinnhaltigkeit der Kommunalreform, die Ortszusammenlegungen brachte.
Allerdings steigen mit der Größe der Gemeinden die Pro-Kopf-Einnahmen
von 74 auf 403 DM in den Großstädten..
Hier dürfte die Statistik wieder einmal einen verrückten Haken schlagen,
denn die Handelsherren und Banken waren in den großen Städten.
Zwischen 185DM und 1321DM schwankte die Pro Kopf Verschuldung in gleichem Verhältnis
zur Größe der Orte - proportional umgedreht lief es bei
den Geldzuweisungen vom Land
zu den Gemeinden, wo die Quote der kleinen Orte höher lag.
Ob das nun mit der fehlenden Finanzkraft der Einwohner in den kleinen Gemeinden
oder an der vollkommen anderen Einkommensstruktur hing?
So war die Abgabe pro Einwohner von 16 bis 784 DM, wo 3/5 der Einkommen bei 80-150DM lagen -
geringe Ertragskraft der Böden der alten Bebauungsordnung (3 Felder Wirtschaft)
und fehlende Industrie oder den wenigen Handwerksbetrieben größerer Art sind wohl die Ursachen dafür.
Von 1871 bis 1964 haben sich die meisten Orte in der Einwohnerschaft verdoppelt.
Die an den Flußläufen entstandenen Klein- und Mittelstädte,
die sich aus dem Stadtkern und den umgebenden Kaufmannssiedlungen ergaben,
waren um
1100 abgeschlossen.
Die alte Form des Namens Weil ist von dem keltischen "Wil" abgeleitet,
das Wort für Vollmond, dem Rad als Grundform.
Wil war auch der Name der
Mondgöttin, deren zu Ehren besondere Stellen oberhalb
von Flußschlaufen angelegt wurden.
Mond, Wasser und Fruchbarkeit gehörten zusammen.
Die Burg an dieser Stelle war somit besonders sicher - mit heiligem Ort.
***
Die alte Gewohnheit des diminutiven Neutrums (das Heidi, Verniedlichungsform)
ließ die Form Wil- oder Wilnaburg, dh. der Wilma seine Burg.. ;) entstehen..
Wieder einmal baute man eine Kirche über eine Kultstätte "heidnischer" Art-
die Schloßkirche, um dem Christentum den Triumph zu geben -
man kann aber nicht verleugnen, daß immer wieder Schnittstellen
des Erdmagnetfeldes dort anzutreffen sind..
Wie die Mondgöttin rettet auch die spätere Walburga Tote vor dem ewigen Tod..
(Wie praktisch!)
Sogar das Symbol ist sehr an die Antike (Osiris) angelehnt- drei Kornähren!
Die Walpurisnacht und die Dämonen im Winter gehören wohl auch dazu.
Das Haupt der heiligen Walburga soll in Weilburg als Reliquie verwahrt werden..
(Kopf ab- Leichenfledderei nach dem Ableben war damals "normal" -
jede Kirche wollte etwas von den Heiligen haben)
***
1606: "Die beste Landstraß, so durch Lönberg gehet, kömbt von Caßel
und außm landt zu Heßen, geht uff Coblentz.
Die Führleut bringen Saltz, Keeß, Stockfisch, Hering und Leinduch,
bringen bisweilen Wein zurück, kommen auch bisweilen,
wan sie ettwan underwegs verkaufft und abgeladen haben, ledig wieder."
Wichtige Orte lagen an Furten und Paßstellen, die auch militärisch gesicherte Höfe waren.
Die großen Lagerkammern waren auch für
durchziehende Heere einigermaßen gerüstet
und hatten entsprechend feuerfeste Wände.
Die alten Straßen reichen bis in die Bronzezeit zurück und waren
bis in das 18.Jhd die Hauptverkehrsadern !
Nachdem Konstantinopel von den Turkvölkern eingenommen war, kam der ausgedehnte Fernhandel
mit dem Orient zum erliegen - der Hauptanlaß für
die Seefahrer neue Wege über die Meere zu erkunden..
Interessant war der Umstand, daß nur die Zeit eine Rolle spielte,
wenn es um Transporte ging- lieber einen Umweg fahren, der letztlich schneller ist,
als über ein kurzes, aber beschwerliches Pflaster zu fahren.
Deshalb stellte man Stundensteine auf und keine Meilensteine.
Ausgebessert wurden die Fahrwege mit Faschinen oder Reisigbündel mit Erdmaterial und Steinen.
Erst 1764 wurde in Limoges der Packlagenbau erfunden.
(Sonderbar, wo doch schon tausend Jahre vorher die Römer gute Straßen hatten)
Das "Chaussee-Geld" wurde von Barriere zu Barriere entrichtet, gleichgültig ob jemand davor abfuhr oder nicht..
Flüsse waren schon im alten Rom ein beliebter Transportweg.
"Ulmer Schachteln" waren "Einmalschiffe", die nach dem Transport als Brennholz verkauft wurden..
Die Römer verlegten die Neckarmündung in den Rhein, die damals bei Mainz war, in südliche Richtung !
Ein ungeheueres Unterfangen zur damaligen Zeit. !
Hungersnot und gutes Leben hing manchmal an 50km Entfernung.
Die Binnenschiff-Fahrt ging mit dem Aufstieg der Eisenbahn nieder.
"Zur Post", "Einhaus" und Zollhaus etc. lauten die Umspannstationen, in denen man auch übernachten konnte.
Den Hinweis, daß Kurpfälzische Postwagen am Tag 10 Meilen
oder 75 Kilometer zurücklegen mußten, finde ich bemerkenswert.
Diese Kutscher mit ihrem Horn müssen wie die Teufel gefahren sein!
(Es gab noch keine Umgehungsstraßen oder Überführungsbrücken)
Die Post zahlte keine Wegegebühren, Maut, Barrieregelder oder Zölle, auch nichts zum Unterhalt der Wege.
So manches traurige Nest wurde von dem jeweiligen Herren dahingehend mobilisiert,
wie es diesem gelang, die Postkutsche dorthin fahren zu lassen..
So manches Städtchen war so einsam, daß solche Maßnahmen die Rettung sein konnten.
Die Postkutscher sollen sehr ungeschliffene Burschen gewesen sein, worüber sich viele Reisende beklagten.
Sie visitierten ggf. sogar die Geld-Börsen, erhöhten die Preise, wenn es ihnen angemessen erschien..
So mancher edle Reisende beschwerte sich über den "gröbsten aller groben Postknechte",
den Kammerrath Dötsch zu Ehrenbreitstein..
1754 waren die Stadtbefestigungen weitestgehend niedergelegt, weil durch die neuen Waffen nutzlos geworden-
erst 1821 gelang es der
Weilburger Bürgerschaft sich von dem Wachdienst an den Stadttoren,
die noch blieben, zu befreien.
Heute zelebrieren Honoratioren der Stadt die "Bürgergarde", was schon den Hintergrund beleuchtet- was sind "Bürger"? Auf alle Fälle keine Arbeitnehmer..
Im Weilburger Bergbau- und Stadtmuseum sind heute noch die Ablaßzettel zu sehen,
mit frommen Motiven bedruckt..
Die Dominikaner - und Franziskanermönche, so die Chronik, waren nur darauf aus,
möglichst viel für ihr Kloster einzuheimsen..
Ablaßhandel und anfeuern der Höllenfurcht der Gläubigen war ihr Geschäft. (Die Angst, eben das, was Versicherungen ebenso zum Geschäftsmodell machten)
Der Papst stellte nochmal gesonderte Ablaßbriefe aus- Wunderschwindel half ebenso,
Gelder anzuhäufen, die man dann (gewinnbringend versteht sich)
weiterverleihen konnte.
Die Reformatoren wollten diesen "Baalsdienst" ausrotten - das Volk kam in Scharen
in die Martinskirche, "auch wenn sie von Kühen und Schweinen
verunreinigt wurde",
wie der Visitationsbericht sagt.
Dominikaner hetzten gegen die Reformation mit dem Wort der "Ketzerei".
Wenn wir schon mal wieder dabei sind, haben wir geschwind die Hexenprozesse vor uns-
im Zeitraum von Oktober 1658 bis März 1660 sollen
31 Personen, 23 Frauen und 8 Männer
durch Feuer oder Schwert hingerichtet worden sein.
Verbrannt oder enthauptet bis zum auf einer Kuhhaut mit dem Angesicht zur Erde,
die Stadt hinaus geschleift um dann in eine Grube geworfen und
verbrannt zu werden..
(Nochmals zur Erinnerung- das sind die frommen Kirchenleute gewesen, die heute Gedenktafeln aufstellen!)
Hexen wurden auf gesonderten Friedhöfen bestattet, da sie aus der Kirche ausgestoßen waren.
Hexen sollen Salben aus Kinderleichen gemacht haben, Acker verflucht
und für Unwetter verantwortlich gewesen sein.
Den "Pakt mit dem Teufel" sollen sie zelebriert haben.
Gegen "Werwölfe" gab es nur ein Mittel - die Folter..
Wer aus der Kirche austritt, hat diesen "Teufel" wohl nicht mehr zu fürchten - oder?
1607 brach das "Schnelle Sterben" aus, wo man nach wenigen Stunden tot war-
bis heute weiß man nicht, um welche Krankheit es sich dabei gehandelt hat..
..die unter Umständen bei oder durch archäologischen Grabungen wieder ausbrechen könnte..
Aber auch die Tiere erkrankten - an der Rinderpest- da halfen auch die "Beschwörungssprüche" nicht viel.
Das "wilde oder heilige Feuer" war wohl eine Form des Mutterkornbrandes,
Blasenbildung und Brandigkeiten hinterlassend.
Die Mönche haben dann das "Antoniusbrot" gebacken, aus mutterkornfreiem Getreide.
Der König hatte Ärzte, die Bevölkerung durfte sich mit dem Bader abgeben.
Später nannte man diese Bader "Chirurgen"- somit waren sie zunftfähig.
"Doktor" durfte sich schon damals nur der studierte Mediziner nennen.
Ein altes handgeschriebenes Rezept ist im Weilburger Archiv aufgehoben,
gegen vielerlei Gebrechen und zur Lebensverlängerung:
"Eine Unze und ein Quentel Aloe succotrina, ein Quentchen Zedoar,
ein Quentchen Agari, ein Quentchen Gentiana, ein Quentchen Levantinischen Safran, ein
Quentchen Rhabarbara, ein Quentchen Venetianischen Theriak und ein Quentchen Böhmische Angelika."
***
Und immer wieder finde ich in den Chroniken Hinweise zum 30j. Krieg:
Weilburg hatte zwar die Zusicherung und Schutzbriefe von Einquartierungen frei zu bleiben-
aber wie so oft in der Politik wurde das nicht eingehalten.
Die Hälfte der Leute sei geflohen, alles ruiniert, Mord, Plünderungen,
Schändung mit ruchlosem Wesen, Vieh geraubt, Häuser verwüstet, weder
geerntet noch bestellt,
strenger Winter, Aschehaufen, Blutlachen, verwesende Leichen, Raubvögel und Aasvögel,
verderbensschwangerer Pesthauch in den Straßen,
so die Berichterstattung.
Seit Mitte des 15.Jhds. wurde die Lage der Armen immer schlimmer,
die Leibeigenen wurden verkauft oder getauscht, deren Kinder und Frauen von den Grundherren
mißbraucht- die Mütter hatten keine Rechte, wenn die Kinder verschenkt wurden.
Ein Sklavenmarkt war damals normal:
Der Ausdruck "Menschenmaterial" kam
in der Geschichte immer wieder hoch.. bis zum heutigen Tage, wo "Wirtschaftsfachleute" sehr ähnlich sprechen - für mich ist das ein zusätzliches Indiz der studierten Denkungsart; wir sind die Götter, die von und über "die Menschen" richten. (man achte fein auf die Aussagen in dieser Art)
Abhängige waren sie alle- abgabepflichtig sowieso. Prügelstrafen waren normal.
Während sich der Mensch im Mittelalter nicht zur Arbeit verpflichtet
fühlte,
war sie nach reformatorischer Ansicht eine von Gott gegebene Pflicht..
(Vermutlich ein später Nachtrag zu den 10 Geboten, damit die Kirchenleute gut leben konnten - ohne zu arbeiten?)
Die späteren Maßnahmen dienten der Hygiene, der Beschäftigung und der ärztlichen Versorgung,
Hilfen für die Landwirtschaft.
2/3 der Arzthonorare wurde aus Landesmitteln bezahlt, ein Drittel zahlten die Kranken.
Wer kein Geld hatte, wurde kostenfrei behandelt.
1846 wurde das Krätzhospital gebaut - darin gab es ganze, dreiviertel, halbe und viertel Portionen:
Eine Portion soll 24 Kr. gekostet haben und bestand aus:
1 1/2 Pfd. Brot für die Tag, morgens 1 Schoppen (1/2ltr) Suppe,
mittags 1 Schoppen Suppe und 1 Schoppen Gemüse und 8 Loth (120gr) knochenfreies Ochsenfleisch.
Abends 1 Schoppen Suppe, 1/2 Schoppen Gemüse und 3 Loth gebratenes Kalbfleisch.
Trotz Impfzwang flackerte die Pest immer wieder auf.
1887/88 kam eine heftige Scharlach-Epidemie, die über ein Jahr dauerte.
Der Verein der "Armen Dienstmägde Christi" wurde gegründet,
welcher auch evangelische Kranke aufnahm.
Zur Verbesserung der Armenversorgung ließ der Graf schon 1735 alle seine Bediensten
die Hälfte ihrer Monatsbesoldung oder 1/24. ihrer Jahreseinkommens
an die Armenkasse zahlen.
1762 war die Not so groß, daß pro Untertan und Jahr die Köpfe
von 10 Spatzen oder Goldammern beim Bürgermeister abgeliefert werden mußten,
damit diese die Felder nicht kahlfraßen.
Detaillierte Sparvorschriften an die Bevölkerung ließen "Verschwendungssucht"
bei Hochzeiten und Feierlichkeiten
klein halten. Alles haarklein geregelt, -
eine ähnliche Regelungswut kennt man heute wieder..
Suppenanstalten wurden errichtet, wer das Geld für die Suppe nicht hatte, bekam diese umsonst.
(Hier fällt mir spontan die "Tafel" ein, ein heutiges Unding, weil Deutschland
bereits Millionen an zugereisten Sozialhilfeempfängern genau so bezahlt werden, wie die unsrigen.. weil man im Grundgesetz einen Fehler eingebaut hat: Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich- besser wäre gewesen: Jeder Deutsche ist vor dem Gesetz gleich zu behandeln - wie es vor 1848 hieß - nur so kann man Integration fördern.)
Eine Portion war eineinhalb Pfund - mit Beizettel und "Belehrung" in diesen Suppenanstalten.
Den Traum vom "Barocken Ensemble" war dem Fürsten möglich,
weil er eine Verordung zur Bebauung der Stadt erließ- wonach 37 Häuser abgerissen wurden,
um die Stadt zu planieren und schöne ebene Plätze anlegen zu können.
Neue Bebauung und Umsiedlung der Vertriebenen in die Randviertel waren wichtige
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen,
die der Edle selbst bezahlte.
5 Kr. verdiente ein Arbeiter dabei am Tag, Frauen weniger, die als Hilfsarbeiter mit anpackten,
die Feudalanlage in Weilburg zu errichten.
Die Bürger sind dabei nicht reicher geworden- sie mußten bei der Witwe
Kellerin Rollwagen 600 Gulden Kredit aufnehmen, um ihrer vom Fürsten gegebenen
Pflicht für die Erneuerung der Stadttore zu sorgen, nachkommen zu können..
Heute (2018 und 2023) wird er gefeiert wie nur sonstwas, dieser gute Graf Johann Ernst..
Damals wie heute haben sich die Baurenovierungen der Schloss-Anlage auf das Doppelte erhöht.. Protzbauten zu Lasten der Steuerzahler.
Mit Bleirohren, die im nahen Löhnberg angefertigt und zuvor aus Frankfurt
in einer 8-Tage-Tour geholt worden waren, hat man unter der Lahn hindurch
das Wasser von der anderen Lahnseite in die Stadt geleitet- mit 6 Atu Druck -
und das mit Drahtverbindungen zwischen den Rohren!
So brauchten die Stadt-Bewohner das Lahnwasser nicht mehr in den Ort tragen
und bekamen frisches gutes Quellwasser.
Innerhalb von 20 Jahren entstand so eine Residenz mit Brunnen und Schloß- alles was dazugehört.
Die Französische Revolution fand irgendwie auch in Weilburg statt,
die Truppen kamen und fraßen wie die Heuschrecken, nahmen Geisel, um
ihre Forderungen durchzudrücken.
So folgten wieder Notjahre, Holz war knapp und mußte eingeführt werden..
Das jüdische Leben in der Stadt Weilburg war mir eigentlich kein Thema,
es handelte sich eine kleine Gruppe von ca 50 Personen, die überwiegend zu
der Familie Herz gehörte.
Die Geldgeschäfte mit dem Herzog ließen Vater Herz in einen hohen Beraterposten
in diesem Adelshaus rutschen- was den Unmut der Bevölkerung
nach sich zog,
weil eben immer kleine oder größere Gewogenheiten entstanden.
Die Pleitegrafen mit ihrer latenten Prunksucht und Größenwahn suchten immer nach Geld-
und so fand sich eins und eins zusammen..
Die Integration in die christliche Umgebung gelang damals genau so wenig,
wie das heute bei den Muslimen zu sehen ist- deren Glaubensvorschriften verhindern
eine Anpassung an die Weltlichkeit, wenn diese "christliche Werte" zuvorderst haben
oder auch nur demokratische Normen einzufordern gedenken. (Neuzeit)
(Wer nach Religionsgesetzen lebt, kann weltliche Dinge nicht sehen)
Schon früh war die Saat zum Hass gelegt, im 12. und 13. Jahrhundert- vermutlich
durch die Abkanzelung, daß Juden nur diese und jede Tätigkeiten ausüben durften.
Fatal und unmenschlich erscheinen dann die Folgen, die sich dann immer wieder in Progromen entluden-
hausgemacht waren sie wohl alle und vollkommen sinnlos.
Die extra herauskommentierten Dokumentenauszüge aus der Weilburger Chronik erspare ich dir,
geneigter Leser- so habe ich jene durch diese obigen persönlichen Gedanken dazu ersetzt.
Mir ist wichtig, daß Religion ganz grundsätzlich nicht untereinander verträglich erscheint oder eher ist
und aus der Öffentlichkeit ins rein Private geschoben gehört,
damit nicht immer wieder Ungerechtigkeiten und Groll entsteht und keiner
mehr keinen provozieren kann:
Alte verquarste Ideologien sind noch immer gefährlich,
wie man in den
neuesten Nachrichtensendungen jeden Tag erleben muß.
1864 wurde noch auf den Auerhahn gejagt..
Bis zum 19.Jhd. wurd oberflächennahes Erz abgebaut oder eingesammelt und mit kleinen Karren
oder Bauernwagen den Hüttenwerken oder den Rennöfen zugeführt.
Dazu mußte ein Schein erworben und angegeben sein, wieviel Material gehauen wurde,
damit der Zehnt ordnungsgemäß abgeführt wurde.
Diese Erlaubnis galt für ein Jahr und beinhaltete auch die Einigung mit dem Bodenbesitzer
(Wald, Hänge, Wiesen) und die Instandsetzung des Geländes durch
den Schürfer.
Die Zeit VOR den professionellen Gruben und den Schachtanlagen)
Hundert Jahre später war unsere Gegend an der Lahn das stärkste Eisenförderungsgebiet im Land,
als die oberflächennahen Vorkommen abgebaut waren.
Ein paar Daten sind erhalten: 1833 war der Durchschnittslohn je Schicht 20 Kreuzer -
bei hohen Strafen bestimmter Fehlverhalten:
Nachlässigkeit 30 Kreuzer, gegen den Befehl gearbeitet dto. bis zum unreinen Stein gefördert,
1 Gulden! Trunkenheit kostete 1 Gulden Lohnabzug,
Fernbleiben 24 Kreuzer..
Letzteres Vergehen kam durch die kleine Bauernwirtschaft, die jene Bergleute nebenbei betrieben,
wenn Erntezeit war und die Frau das nicht alleine
schaffte.
Bei der 6 Tagewoche und langen Fußmärschen waren schon mal 12 Stunden Abwesenheit von Zuhause drin.
Dem allem Rechnung zu tragen, genug "auf dem Brett" stehen zu haben, was der Steiger vorschrieb,
war nicht einfach.
Die Arbeitsschuhe und die vom roten Erz gefärbten Klamotten waren bestimmt nicht leicht zu reinigen-
die Frauen hat deshalb wohl kaum einer beneidet.
Nun denke ich daran, wo dieses wertvolle und unter großem Aufwand und Mühe gewonnene Eisen gelandet ist:
In unglaublichen Mengen auf den "Schlachtfeldern" und im Meer..
..alleine diese Überlegung -nur vom materiellen Sinnvollen her beleuchtet- bringt mich ins Zürnen und jeden bewaffneten Konflikt zu hinterfragen.
(Wo bleibt der Umweltschutz?)
1901 stiftete der Mühlenbesitzer 50.000 Mark und eine Freifrau 10.000 Mark für den Bau
des städt. Krankenhauses.
Immerhin schon mit Zentralheizung, Klingelanlage und Wasserspülungstoiletten und 27 Betten,
die ab 1905 zur Verfügung standen.
22 Betten 3. Klasse a 2 Mark am Tag, 2 Betten 2. Klasse
a 3 Mark und
3 Betten erster Klasse zu 5 Mark am Tag..
So leichtfertig legte man sich nicht ins Krankenhaus und ließ lieber einen Mediziner ins private Krankenlager kommen..
(12 Betten davon für die örtliche Unteroffiziersschule !)
Damals waren in Weilburg 3147 evangelische, 535 katholische und 13 "andere" Christen,
sowie 135 Israeliten als Bewohner verzeichnet.
2-3 Schwestern (Diakonissen) waren als Krankenschwestern angestellt,
sowie eine Köchin und 1-3 Dienstmägde, sowie 2 Ärzte.
Der Hausdiener sollte "körperlich rüstig, zuverlässig, durchaus nüchtern
und möglichst mit den Funktionen eines Krankenwärters vertraut sein,
sowie die Zentralheizung sachgemäß bedienen und Gartenarbeiten verrichten können.."
Vielen Leute gab das Krankenhaus als Zulieferer eine dauerhafte Beschäftigung.
1912 erbaute man in Weilburg mit obigem Mühlenbesitzer, der seinen Mahlbetrieb
auf Stromerzeugung umbauen lassen hat, das örtliche Stromnetz auf.
Nun bekam das Krankenhaus Licht und ein Röntgengerät, Lichtbad,
Sterilisation und ein "Streckbett".
Die Anlagen haben sich wohl gelohnt und wurden auch von außerhalb besucht- z.B.
von den evangelischen und katholischen Schwesternstationen, die
noch immer wie zu vor -
für die ambulante Versorgung vorhanden blieben.
Erste 1936 kam ein aseptischer Operationsraum und ein diagnostischer Röntgenapparat
und eine medizinische Badeanstalt dazu.
Die Chronik berichtet 1937: "Die Maggigesellschaft teilt mit, daß eine
Preisherabsetzung stattgefunden habe- die diesem Zweckverband
angeschlossenen Krankenanstalten bekommen
Vorzugspreise: Maggis gekörnte Fleischbrühe die 4kg Büchse RM 18,60, der 10kg Eimer RM 44,00,
Maggis
Fleischbrühpaste (fettreich) der 4 1/2kg Eimer RM 20,45 und der 10kg Eimer RM 41,70"
1951 kamen Erweiterungsbauten, zwischenzeitlich wurde noch eine Station ausgegliedert-
so waren 140 Betten vorhanden, sogar mit Destillationsraum und Wäscherei-
Wohnräume für die Schwestern und.. ein Schweinestall war vorgesehen!
Die Zeit des 2.WK erspare ich uns, die aus dem Kadavergehorsam der Kaiserzeit heraus entstand,
die der gute "Führer" nur zu geschickt
aufgriff um dem persönlichen und dem Berliner Größenwahn
zur Blüte zu verhelfen- dabei ging ein ganzes Volk unter, das blind dessen Hirngespinsten glaubte-
angefeuert von der Kanzel und besonders von den Gymnasien und höheren Schulen auf die Zuhörer.
Ein einziges Land gegen den Rest Europas, sogar gegen Amerika- das
war wohl so,
als kämpfte die Schweiz (vergißt man mal den Neutralitaetsstatus)
alleine gegen das vereinte Europa oder als ob Kuba gegen die USA anrennen könnte..
In den
1970iger Jahren drehten "Gutmenschen" den Spieß um, suchten in allem und jedem Ewiggestrige
und bauten so eine gegenteilige Ideologie, die heute bereits bedenkliche Auswüchse zeigt,
(2020 kam sogar schon wieder der Aufruf zur Denunziation, dann bald eine "Correctiv" - Anstalt für Meldungen im Internet und Presse, zuvor hat man -2019 ein "Manual Framing" bei der Sendeanstalt ARD eingeführt - damit die Sprecher nichts "falsches" sagten, sondern linientreu blieben.)
weil in dessen
Windschatten eine richtig bösartige Religion andere Menschen als "Ungläubige" bezeichnet,
"die man ohne Sünde erschlagen darf".
Rassismus hat immer mehrere Seiten, Intoleranz kann auf
allen Seiten stattfinden und ist
(leider) kein Zeichen von nur einer einzigen extremen Denkweise.
Die Geschichte der Stadt Weilburg offenbarte mir einige alte Beschreibungen, Gemälde,
Stiche und Drucke, die ein wenig Licht ins Dunkel brachten.
Dabei bin ich auf ein Büchlein gestoßen, das "Zünftig zum Orient" titelte:
1940 erzählt der Sohn des Max Hultsch aus dem vergilbten Tagebuch
seines Vaters,
das er aus seinen Wanderjahren nach Hause brachte.
Gefährliche Krankheiten und chronischer Geldmangel,
freundliche Aufnahmen und
Diebe, Priester und andere Heilige,
sowie die Erkenntnis "in einem Land ohne Liebe,
wie im mohamedanischen Ägypten erkannte ich, daß wir
die aufopfernde Hilfe von Pflegerinnen und Krankenhäuser
als viel zu selbstverständlich ansehen"
ließen dieses Büchlein entstehen.
Die "christliche
Liebesarbeit habe unserer Kultur einen großen Segen beschert".
Das hat den Wandersburschen sehr beeindruckt, wie die Ordensleute Tag für Tag tausenden
von Kranken halfen,
für die es in deren Ländern kein Überleben gegeben hätte.. als Bäckergesell
auf Wanderschaft in drei Weltteilen, ein lesenswertes
Stück Vergangenheit.
PS: Aus dem Nichts hat der Autor des vergilbten Tagebuches eine größere Fabrik
für Kinderzwieback gezaubert- die, nun schließt
sich der Kreis, in Weilburg eine Fabrik für Bretzel
und Laugengebäck unterhielten. Heute leider nicht mehr existent.
Schade, denn die Marke "Hultsch" war sehr gut.
***
1794 schrieb der Geheimrat Isaac von Sinclair an den Hofrat Jung in Mainz:
"Ach! Geben sie bitte das liebe Homburg nicht so leicht auf!
Es ist immer der Ort, der einzig in seiner Art ist:
Denn es ist vielleicht der einzige a proportion seiner Größe, wo so wenig ab origines
und so viele Fremdlinge aus allen Zonen sind,
die oft das Spiel des Schicksals waren
und alle sehr heterogen und oft originell sind.
Das Schönste dabei ist, daß das Staatsband, das sie zusammenhält, so lax ist.
Daß sie sich nicht mehr aneinander abschleifen, jeder dünkt sich sein eigener Herr
und behält seine Ecken und Eigenheiten bei.
Doch ist der Ort so klein und die Verhältnisse so gedrängt beisammen,
daß trotz ihrer Independenz alle diese Personen immer in Collisionen kommen.
Es ist gewiß einer der Orte, wo man die meisten Erfahrungen machen kann,
und wo es, a proportion, die meisten Erfahrungen machen kann, und wo es
a proportion, die meisten interessanten Leute gibt.
Freilich, wenn man das Angenehme dieses wunderbaren Zusammenflusses von Menschen genießen soll,
so muss das Band der Geselligkeit sie verbinden"
Das ist alles schön und gut, wenn sich Touristen oder reiche Nichtstuer in den Kurstädten
tummeln, kann man das wohl kaum mit dem multikulturellen Treiben in ärmeren Städten vergleichen,
besonders nicht, wenn diese Fremden sehr viel mehr Geld kosten, als sie einbringen !
Exakt das ist die Sache, die Rot-Grün mit ihren Augenbindentechniken versucht zu verkaufen..
1799 schreibt Friedrich Hölderlin, wohnhaft bei Hofglasermeister Wagner in der Haingasse, an seine Schwester:
"Das Städtchen liegt im Gebirg, und Wälder und geschmackvolle Anlagen liegen rings herum;
ich wohne gegen das Feld hinaus, habe Gärten vor dem
Fenster und einen Hügel mit Eichbäumen,
und kaum ein paar Schritte in ein schönes Wiesental!
Da geh ich dann hinaus, wenn ich von meiner Arbeit müde bin, steige auf den Hügel
und setze mich in die Sonne, und sehe über Frankfurt in die weiten
Fernen hinaus,
und diese unschuldigen Ausblicke geben mir dann wieder Mut und Kraft zu leben und zu schaffen.
Liebe Schwester! Es ist so gut, als ob man in der Kirche gewesen wäre,
wenn man so mit reinem Herzen und offenem Auge Licht und Luft und die schöne Erde
gefühlt hat."
Karl August Varnhagen von Ense in einer Tagebuch-Notiz von 1844:
" Im Kurgarten unterhalb der Terrasse hatten wir ein kleines Schauspiel anzusehen.
Der Prinz und die Prinzessin von Preußen kamen mit dem Herzog von Nassau
und Prinzen Friedrich von Württemberg langsam heran,
setzten sich dann auf ein paar Bänke
und mehrere Herren standen umher oder gingen ab und zu.
Der Präsidialgesandte der Bundesversammlung Graf von Münch-Bellinghausen
war von Frankfurt gekommen, sprach lange mit Königsmarck, ging dann die
Terrasse hinab, reckte sich,
spreizte sich, setzte sich auf einen Stuhl, aber es gelang ihm nicht, sich bemerkbar zu machen,
der Pfau verbiss seinen
Ärger und hielt sich zu Herrn und Frau Bethmann,
die auch aus Frankfurt gekommen waren;
endlich erbarmte sich jemand und machte den Prinzen aufmerksam, der ließ denn den Grafen kommen,
aber die Bethmanns auch, und der Graf hielt sich
nicht für genugsam ausgezeichnet.
Da mußte man staunen, wie der Mann sich bücken und gleich wieder stolz gerade machen konnte,
ja sich hinten weit überbog.
Als der Prinz und die Prinzessin nach einiger Zeit weggingen und der Graf entlassen war,
zog er eben so hintenübergebogen mit grimmig wichtigen Mienen ab.
Das Ganze war höchst ergötzlich.."
***
Fachwerk war schon immer fränkisch-hessisch in der Mitte Deutschlands vertreten.
Der signifikante Unterschied in den verschiedensten Bauweisen
ist nicht so sehr die Umstellung von der Ständer- zur Rähmbauweise, sondern vielmehr die nach 1800:
Etwa in dieser Zeit verschwand
das krumme Holz aus der Konstruktion, das des Zimmermanns Kunst war.
Nun konnte er das Holz nach Länge, Dicke, Breite und Anzahl auf einer
Holzliste vermerken und beim Sägewerk bestellen.
Er war sozusagen vom Wald gelöst und dem, was dieser gerade an Holz geboten hat.
Holz, besonders Eichenholz wurde in der Geschicht oft genug sehr knapp, so daß man sogar verboten hat,
die Schwelle zu setzen, das erste waagrechte
Balkenstück auf der Grundmauer, das die senkrechten Stützen trug
und gegen Verrutschen sehr gut absicherte.
(Deshalb mußte später unter der
Geschoßdecke mit querlaufenden Konstruktionen gearbeitet werden.)
Wie auch immer, das Konstruktionsmerkmal "Mann" oder "wilder Mann", jene krummen
und quer verlaufenden
Absicherungen der Senkrechten verschwanden nach dieser Zeit, zu Gunsten einer besseren Symmetrie.
Ich sehe heute noch einen
Sinn im Fachwerk, solange es um ein- oder eineinhalb geschossige Bauten geht.
Hübsch anzusehen, zeitlos und sie fügen sich gut in die Landschaft ein.
Das Aussehen von Fachwerken richtete sich freilich auch nach den vorhandenen Materialien,
die man zum Ausbau der Gefache nehmen konnte:
Wo es Ton für Backsteine gab, waren die Gefache gerader, wo Geflechte genommen wurden,
die mit Lehm ausgeschmiert waren, konnten krummere
Hölzer genommen werden.
In Gegenden ohne Ton und ohne Lehm blieb nur die Blockbohlenbauweise (Schwarzwald)
Wie die Leute in den Gegenden, so waren auch die Fachwerke- mal ernster, sachlicher,
mal künstlerisch oder fröhlich - es ist schon ein heftiger
Unterschied in der hessischen Bevölkerung,
die vom Rheingau, Franken, Korbacher und Schottener geht.
Wir hier an der Lahn haben schon noch ein wenig
von etlichen Baustilen vorzuzeigen - auch nicht schlecht!
Hausinschriften waren recht häufig zu sehen, genau wie individuelle Grabinschriften.
Erst nach dem WKII hat man die Fachwerk-Konstruktionen wieder unter dem Putz hervor geholt-
bei den Fachwerkhäusern nach 1800 werden wohl die meisten
mit Putz überzogen gewesen sein-
zumal die Hölzer gerade waren und dem nicht so sehr entgegen standen,
mit Draht und Verputz überzogen zu werden.
Mir fällt bei der umfangreichen Lektüre auf, daß noch bis in das 20.Jhd von Straßenverkehr
kaum die Rede sein konnte- überall war ländliches
Idyll angesagt, selbst in der Groß-Stadt Frankfurt:
Mägde mit Wassereimern, Frauen mit Einkaufskörben, ab und zu ein Hund, spielende Kinder auf
den Straßen, Leiterwagen mit hochgeklappter Zugdeichsel.
Ein Mann mit einer Kiepe, in der Backwaren oder Obst transportiert wurden, eine Käse-Frau
mit Tracht und Henkelkorb, die von Haus zu Haus ging...
man soll es nicht für möglich halten, aber in kleineren Landstädten liefen vom Hof
die Gänse mal eben
über die Straße, desgleichen die Hühner !
***
1781 - Verschleppungen nach Amerika- der gute Fürst ließ die künftigen Soldaten shanghaien,
betrunken machen, arglistig unterschreiben- und schon kämpften sie
als Hessen in Amerika
für die Nordstaaten, manchmal sogar gegen Hessen auf der Seite der Südstaaten.. pervers !
Viele deutsche Einwanderer in die Staaten haben Karriere gemacht und zum Wohl
maßgeblich beigetragen, lange bevor die jüdischen Emigranten kamen.
Sehr viel früher schrieb
Tacitus :
" Nördlich des Zehntlandes finden wir die Chatten.
Ihr Land beginnt am hercynischen Walde;
es ist nicht so flach und sumpfig
wie das anderer germanischer Stämme.
Überall erheben sich Hügel, ganz allmählich nur werden sie seltener;
und wo sie aufhören, endet auch das Land
der Chatten.
Es sind besonders kräftige Menschen von gedrungenem Körperbau;
ihr Blick ist durchdringend, ihr Geist äußerst rege.
Berücksichtigt man, daß sie Germanen und keine Römer sind,
so findet man bei ihnen viel kluge Berechnung und Geschick.
Sie machen die rechten Männer zu Führern und hören dann auch auf sie.
Sie verstehen im Kampf Reih und Glied einzuhalten, wissen Blößen beim Gegner
wahrzunehmen, den richten Augenblick zum Angriff abzupassen und den Tag zweckmäßig einzuteilen.
Für die Nacht verschanzen sie sich.
Sie verlassen sich nicht auf das Glück,
sondern setzen ihr Vertrauen in die Tapferkeit.
Vor allem aber,
was äußerst selten
und eigentlich nur bei der römischen Kriegszucht berechtigt ist,
sie bauen noch mehr auf ihren Führer als auf ihr Heer.
Ihre Hauptstärke liegt bei dem Fußvolk, das übrigens außer den Waffen
auch noch Schanzgerät und Verpflegung mit sich führt.
Kurz gesagt: Die anderen Germanen rücken zur Schlacht aus,
die Chatten dagegen ziehen in den Krieg.
Einzelvorstöße und Zufallsgefechte sind bei ihnen selten.
Allerdings ist es ja auch mehr die Art berittener Verbände, durch raschen Angriff
einen Erfolg zu erringen und dann ebenso schnell wieder zu verschwinden.
Behändigkeit wird leicht als Angst gedeutet, behutsames Vorgehen als Festigkeit gewertet.
Eine Eigentümlichkeit, die sich auch bei anderen Germanenstämmen findet -
allerdings nur selten und als Kennzeichen für den persönlichen Wagemut des einzelnen -,
ist bei den Chatten zur allgemeinen Sitte geworden.
Sobald sie mannbar geworden sind,
lassen sie Haar und Bart ungepflegt wachsen und legen diese Haartracht,
durch die sie sich feierlich zur Mannhaftigkeit verpflichtet haben, erst dann ab,
wenn sie einen Feind erschlagen haben.
Über dem blutenden Feind und der
Waffenbeute stehend, machen sie sich die Stirn frei;
jetzt erst glauben sie sich ihr Leben verdient
zu haben und des Vaterlandes wie ihrer Eltern würdig zu sein.
Feige und Schwächlinge behalten ihren wilden Haarwust.
Die Tapfersten unter ihnen tragen außerdem noch einen eisernen Ring,
bei diesem
Volk ein Zeichen der Schande,
gleichsam als eine Art Bindung so lange, bis sie sich durch Tötung eines Feindes losgekauft haben.
Sehr viele Chatten gefallen sich in diesem Schmuck und werden mit diesem Abzeichen grau;
Freund und Feind zeigen dann gleichermaßen mit Bewunderung
auf Männer, die so kenntlich sind.
Von diesen Männern werden alle Schlachten eröffnet, sie stehen in vorderster Front, fuchtbar anzuschauen;
und auch im Frieden mildert sich ihr Gesichtsausdruck nicht.
Keiner von ihnen hat ein Haus oder Landbesitz oder sonst eine Beschäftigung.
Wo sie hinkommen,
werden sie bewirtet.
Fremdes Gut verschwenden sie, eigenes verachten sie,
bis Alter und Entkräftung solch rauhem Heldentum ein Ziel setzen."
***
Die Geschichts-Seite 3 ist irgendwie an ihrem Ende angekommen,
zumal tatsächlich fast nur Ortschroniken zu deren Ziel haben beitragen können:
Es ging immer um die kleinen Leute, diejenigen, die keine Gewogenheiten bei den hohen
oder großen Tieren hatten, die ihren Kindern keine gehobene
Schulausbildung
-mit den entsprechend langen Nachhilfestunden- geben konnten, die keinen reichen Onkel hatten.
Der Kontakt mit den "schönen Künsten" und der "Bildungselite" war mir schnell über,
ja inzwischen sind mir entsprechende Bücher über deren Leben
derart zuwider,
daß mir der Ausdruck in den Sinn kommt, der das Gegessene eher wieder heraus kommen läßt,
als dieses sinngerecht zu verdauen..
..angewidert wende ich mich wieder den bodenständigen Dingen zu !
Nach diesen "angenehmeren Dingen", die sich als das Putzen des Hauses entpuppte-
die am ärgsten anstehende Arbeit- besann ich mich zum Kaffee
mit Doppelkeks (nur einen!)
noch einmal in das Buch zu sehen.
Jeder bekommt eine zweite Chance.
So blätterte ich die Grimms und die Goethes weiter
und
fand Otto Bähr, "Das Haus und seine Einrichtungen,
ca 1820" als wichtige Zeitstudie:
"Der Einfachheit der Nahrungsmittel entsprach auch die Einfachheit der Wohnungen.
Man hatte damals nur städtisch angelegte Wohnhäuser.
Diejenige Art von Häusern, die wir heute mit dem Namen Villen bezeichen, war noch unbekannt.
Wurden auch hie und da in die vor den Thoren gelegenen Gärten Häuser zum ständigen Wohnen gebaut,
so wurden diese doch dicht an der Straße
gesetzt und ganz nach Art der Stadthäuser errichtet.
Bei den Häusern herrschte der Holzbau vor.
So wurde z.B. die unter Kurfürst Wilhelm II gegen Ende der 1820er Jahre angelegte
neue Straße (Artilleriestraße) durchweg in Holzfachwerk erbaut.
Ebenso auch die Häuser der um das Jahr 1838 erbauten Wolfsschlucht.
Erst seit etwa vierzig Jahren ist der Steinbau mehr und mehr aufgekommen.
Durch die daran sich knüpfende Folge, daß die Wände der Häuser stärker
hergestellt werden, sind ohne Zweifel die Wohnungen wärmer und gesünder geworden.
Ganz unbekannt war die Verwendung von Eisen zum Hausbau.
Als man im Jahre 1851 zuerst hörte, daß in London ein Industriepalast
nur von Glas und Eisen gebaut werden sollte, staunte die Welt.
Wo man jetzt eiserne Säulen setzt, verwendete man früher hölzerne Ständer.
Solche dicken Holzständer trugen auch früher noch die Logenreihen im Kasseler Theater;
und wer das Geschick hatte, hinter einem solchen zu sitzen,
sah nur die Hälfte des Schauspiels.
Erst neuerdings sind dieselben durch schlanke eiserne Säulen ersetzt worden.
Von alters her sind die Häuser in Kassel nicht für den Eigentümer allein bestimmt,
sondern zugleich zum Vermieten eingerichtet gewesen.
Die Wohnungen waren früher ziemlich knapp.
Jeder suchte so viel wie möglich sich einzuschränken.
Die besseren Zimmer waren auch damals schon tapeziert,
das Holzwerk meist mit weißer Ölfarbe gestrichen.
Einen Anstrich mit dunkler Ölfarbe kannte man nicht.
Die Tapeten waren nicht immer geschmackvoll.
Auch grüne Tapeten scheute man noch nicht.
Die minder guten Räume waren in Kalkfarbe gelegt.
Die Fußböden waren einfach gedielt.
Angestrichene oder gebohnerte Fußböden waren unbekannt.
Parketböden waren äußerst selten.
In einfachen Bürgerwohnungen wurden die Wohnzimmer noch mit Sand bestreut.
Fast ganz allgemein war das Sandstreuen auf den Treppen im Hause.
Die Zimmerdecken waren geweißt.
Verzierte Plafonds hatte man nur selten.
Für die Fenster waren zwar die kleinen runden Scheiben, wie sie vielfach
noch auf den Dörfern sich fanden, in der Stadt schon verschwunden.
Gleichwohl waren auch hier die Scheiben noch so klein, daß deren vier
oder sechs den Fensterflügel füllten.
Sie waren in der Regel in Blei gefaßt.
Erst später wurden die größeren, in Holz gefaßten Scheiben üblich,
deren zwei oder drei auf den Flügel gingen.
Fensterflügel mit nur einer Scheibe sind erst innerhalb der letzten Jahrzehnte aufgekommen.
Auch an die Möglichkeit von Doppelfenstern dachte damals niemand.
Öfen hatte man verschiedener Art.
Die aufgemauerten -sogenannten Berliner- Öfen waren in Kassel ganz unbekannt.
Einigermaßen vertreten wurden sie durch die Kachelöfen mit Thronaufsätzen,
welche noch aus älterer Zeit in vielen Häusern vorhanden waren.
Für kleine Räume waren die sogenannten Windöfen -Kanonenöfen- beliebt.
Sie wurden ebenso schnell warm, als sie wieder kalt wurden.
Häufig wurde über schlechtes Heizen der Öfen geklagt.
Ein Grund davon lag ohne Zweifel in der schlechten Bauart der Schornsteine,
die in unverständiger Weise angelegt waren.
Dieselben konnten auch nicht durch Ausbrennen, sondern nur mittels
des durchkriechenden Schornsteinfegers gereinigt werden.
Die meisten Öfen waren für den Brand von Kohlen eingerichtet,
wodurch die früheren für den Haushalt so bequemen Rauchkammern abfällig geworden waren.
Gebrannt wurden in Kassel die Braunkohlen der nahen Bergwerke.
Steinkohlen aus der Ferne herbeizuschaffen, war damals unmöglich.
Danach verdrängt die Steinkohle vielfach die Braunkohle.
In der Küche wurde in der Regel Holz gebrannt.
Der Herd war in den meisten Häusern nichts weiter als ein gemauerter Aufsatz,
in welchem als Feuerstelle eine Vertiefung mit Rost sich befand.
Die Töpfe umstanden das offen brennende Feuer, welches mit Holzschlibbern unterhalten,
oft auch noch mit einem hölzernen Blasrohr angeblasen wurde.
Jedoch hatte man für die Anfertigung von Braten öfters einen besonderen Bratofen.
Über dem Herde öffnete sich in weitem Busen der Rauchfang,
aus welchem der Schornstein unmittelbar ins Freie führte.
Auch der unentbehrliche Ausguß für das Spülwasser, der Gossenstein, ging unmittelbar ins Freie hinaus.
Die Küchen waren deshalb meist zugig und kalt.
Man hatte auch schon damals in besseren Häusern -Sparherde- mit einer eisernen Platte,
welche, um gut zu heizen, gesprungen sein mußte.
Aber sie bildeten die Ausnahme.
Ofenartige Herde, wie man sie jetzt besitzt -in Berlin die Maschine genannt- kannte man garnicht.
Ebenso unbekannt waren in den Häusern die Bequemlichkeiten, die man heute mit dem Namen Watercloset -WC- bezeichnet.
Die Aborte führten häufig noch in die zwischen Häusern liegenden offenen Winkel
oder in schlecht abfließende Kanäle, was ihren Besuch nicht angenehmer machte.
Auch die häuslichen Einrichtungen waren im Durchschnitt sehr einfach.
Von einem stilvollen Zimmerputz wußte man noch nichts.
Die Möbel waren oft von geringem Geschmack.
Vorherrschend war das polierte Kirschholz.
Mahagoni galt als etwas besonders feines.
Auch Polstermöbel mit Sprungfedern fanden sich nur in den besseren Häusern.
Möbel mit Schnitzwerk kannte man gar nicht.
Einige Zeit hindurch war die Verzierung der Möbel mit Bronze stark in Mode.
Das Kunsthandwerk hatte nur selten Gelegenheit sich zu bethätigen.
Im Jahre 1826 ließ der Kurfürst für seine Tochter, die Herzogin von Meiningen,
bei dem Schreinermeister Krug in der Wildemannsgasse eine prachtvolle
Wiege anfertigen, welche vor der Absendung öffentlich gezeigt wurde.
Auch wir Schuljungen liefen dorthin.
Im allgemeinen aber hatte man keine Vorstellung davon, daß in dem Hausgeräte
ein Kunstsinn sich erweisen könne.
So wie die Fensterscheiben, waren auch die Spiegel noch klein.
Größere Spiegel wurden aus mehreren Stücken zusammengesetzt.
Es fehlte die Kunst, Glas in großen Platten zu erzeugen.
Die Wände schmückte man auch schon damals gern mit eingerahmten Bildern.
Die Rahmen waren von Holz, braun oder schwarz poliert.
Goldrahmen hielt man nur für Ölgemälde passend, deren Besitz aber selten war.
Die jetzt allgemein üblichen Rahmen von Goldleisten fehlten, da man sie noch nicht herzustellen verstand.
Pendeluhren als Hausrat waren beliebt, namentlich solche mit Schlagwerken.
Die Gehäuse waren oft geschmacklos.
Vielfach traf man auch noch aus älterer Zeit Stehuhren in Gehäusen von mehr als Manneshöhe.
Teppiche, durch das ganze Zimmer gelegt, gab es wohl nur in vornehmen Häusern.
Aber selbst kleinere Teppiche, Vorlagen vor das Sofa etc waren selten vorhanden.
Noch hörte man nirgends am Sonnabend das melodische Getön des Teppichklopfens.
Vorhänge vor den Fenstern hatte man schon allgemein.
Sie waren durchweg weiß, meist von einfachem Zeug.
Dunkle Vorhänge, wie sie jetzt oft vorkommen und dazu bestimmt scheinen,
eine ständige Dämmerung im Zimmer zu schaffen, waren nicht üblich.
Portieren waren ganz unbekannt.
Zum Aufstecken der Vorhänge kam nicht leicht ein Tapezierer in das Haus.
Das besorgte die Hausfrau selbst.
überhaupt wurde nicht bei jeder Gelegenheit zu einem Handwerker geschickt.
In jeden Haushalte fand sich das nötigste Handwerkszeug -Hammer, Zange etc.- und damit wurde sich geholfen.
Viele Bürger- und Beamtenfamilien hatten neben ihrem Wohnzimmer noch eine gute Stube,
welche nur für Besuch geöffnet wurde.
In ihr standen die guten Möbel, die Polster von Sofa und Stühlen darin für gewöhnlich
mit weißen oder gewürfelten Schutz-Überzügen bedeckt.
In ihr standen die Schaustücke der Familie, meist von den Eltern ererbt,
chinesische Porzellanvasen, Uhren mit Glockenspiel und ähnliche Sachen;
mitunter auch noch ein Potpourri, dh. eine große Vase, in welche allerhand
wohlriechende Dinge -Rosenblätter, Lavendel- hineingeworfen wurden.
Auf der ganzen Stube lagerte ein eigentümlicher Duft, und den Kindern galt sie als ein Heiligtum.
Ich erinnere mich noch, mit welcher Ehrfurcht ich die gute Stube einer befreundeten Bürgerfamilie betrat,
in welche wir Kinder mitunter hineingelassen wurden,
und in der mir vorzugsweise zwei in Rokoko-Goldrahmen eingefaßte Spiegel
einen Eindruck machten, welche gerade einander gegenüber hingen und
dadurch eine Perspektive in die Unendlichkeit eröffneten.
Noch mag hier erwähnt werden, daß der heute so lebendige Sinn,
welcher an Hausrat aus älterer Zeit Freude findet und welcher Rokoko-Möbel wieder
zu einer förmlichen Modesache erhoben hat, damals gänzlich fehlte.
Man betrachtete alte Sachen, soweit sie nicht von ganz besonderem Wert oder im Haushalt
unentbehrlich waren, als abgethan und stellte sie in die Rumpelkammer.
Für die Betten bildeten Pferdehaar - Matratzen die Ausnahme.
Von Sprungfeder-Matratzen habe ich um jene Zeit nie etwas vernommen.
Vorherrschend war das Federbett, welches über dem grundlegenden Strohsack
sich ausbreitete und oft zu einer ansehnlichen Höhe stieg.
Winter und Sommer versenkte man sich in ein solches.
Im Winter diente auch eine Federdecke zum Zudecken, während man für den Sommer leichtere Decken besaß.
Sehr häufig begegnete man noch den Himmelbetten, deren Himmel in der Regel aus gewürfeltem Kattun bestand.
Wo sich Hausungeziefer fand, war man auch damals schon bemüht, dasselbe energisch zu bekämpfen.
Aber es fehlte das durchgreifende Mittel des persischen Insektenpulvers.
Auch in dem Petroleum ist ein solches Mittel neu erstanden.
In der Küche hatte man, wie jetzt, Geschirr von verschiedener Form und verschiedenem Material,
kupferne, eiserne und irdene Töpfe.
Die Eisernen waren im Innern noch nicht glasiert und mußten deshalb
einem energischen Auskochungsprozeß unterworfen werden, wenn sie nicht schwarz kochen sollten.
Luftdicht verschließbare Töpfe kannte man nicht.
Für Mittags- und Abendessen wurde der Tisch auch damals, wie jetzt, weiß gedeckt,
und für jeden Tischgast eine Serviette aufgelegt.
Als Tischgeschirr diente meist schon Porzellan.
In manchen, auch wohlhabenden Bürgerfamilien speiste man jedoch noch von zinnernen Tellern und Schüsseln.
Silberne Löffel waren meist in Gebrauch.
Die Gabeln waren, so wie die Messer, von Eisen.
Gabeln von Argentan waren noch unbekannt.
Jetzt ist das Argentan bereits überholt durch das Alfenide.
Gegessen wurde natürlich wie jetzt; aber es dachte noch niemand daran, daß es vornehmer sei,
die Gabel mit der linken Hand zum Munde zu führen.
Als Beleuchtungsmittel kannte man für gewöhnliche Haushaltungen nur Talg und Öl.
Zwar gab es auch Wachskerzen; sie waren aber sehr teuer, und wurden deshalb,
außer in Kirchen, nur bei Hof und in sehr vornehmen Zirkeln gebrannt.
In bürgerlichen Kreisen hielt man sich höchstens einen Wachsstock
zum augenblicklichen Anzünden für kleinere Gänge.
Stearin war noch nicht erfunden.
Gas kam erst weit später nach Kassel.
Petroleum ist erst seit etwa zwanzig Jahren nach Europa gebracht worden.
Talglichter - die regelmäße Beleuchtung der Wohnzimmer - waren kein schöner Brand.
Ihre Helligkeit war zwar der der Stearinlichter ziemlich gleich.
Aber sie verdüsterten alle Viertelstunden, bis sie wieder geputzt waren.
Für diesen Zweck stand eine Lichtputzschere -auch kurzweg Lichtputze genannt-,
meist in einem lackierten blechernen Schiffchen, neben dem Leuchter.
Putzte man das Licht ungeschickt, so erlosch es, und die Gesellschaft saß plötzlich im Dunkeln.
Öfters mußte auch ein "Dieb" vom Lichte genommen werden.
Um das Licht auszulöschen, durfte man es nicht ausblasen,
weil es sonst einen sehr häßlichen Geruch verbreitete; man mußte es mit einem kleinen
Klümpchen Talg, das man an die Spitze der Lichtputze nahm, ersticken.
Auch die Öllampen gaben nur ein mäßiges Licht.
Die meisten waren so eingerichtet, daß ihre Flamme offen brannte.
Man war noch nicht Herr der Kunst, durch einen geschlossenen Glascylinder die Leuchtkraft zu steigern.
Man hatte übrigens für Gesellschaften auch schon größere, künstlich eingerichtete Lampen.
Selbstverständlich fehlten auch die schönen Lampenschleier, die man jetzt besitzt.
In der Küche herrschte allein das Öllicht, und zwar in der primitivsten Form als
offen brennende Lampe mit dünnem Docht.
Vielfach war auch dort das "Hanglicht" in Gebrauch, eine Lampe ohne Fuß,
an einer aufwärtsgehenden Kette mit Haken befestigt,
mittels dessen man sie an hervorragende Gegenstände -z.B. das Gesimse des Rauchfangs- hängen konnte.
Ein sehr bedeutsamer Fortschritt unserer Zeit liegt in der Art des Feueranzündens.
Das gegenwärtige Geschlecht ist wohl kaum sich bewußt, welche Wohlthat
ihm angediehen ist durch die erst fünfzig Jahre alte Erfindung des Streichholzes.
Bis zu dieser Erfindung war die Gewinnung des Feuers ziemlich mühselig.
Im Winter freilich hielt man meistens in dem Ofen oder Herde eine glühende Kohle,
an welcher man ein Schwefelholz anstecken konnte.
Hatte man bereits eine lichte Flamme, so reichte ein Fidibus zum Weiterzünden aus.
Der erlöschende Fidibus war dann die Freude der Kinder,
welche darin hin und her ziehenden Funken beobachteten und sagten:
sie sähen die Leute aus der Kirche gehen;
der letzte Funken, welcher erlosch, war der "Küster".
War aber Feuer im Hause nicht mehr vorhanden, so mußte man natürlich ein solches
mit einem Feuerzeug anmachen.
Das gewöhnliche Feuerzeug bestand in Stahl, Stein und Schwamm.
Ein Stückchen Feuerschwamm wurde auf den Stein gehalten, und dann wurde mit einem Stahl
so lange an der Schärfe des Steines heruntergeschlagen,
bis der Schwamm von einem der heraus sprühenden Funken Feuer gefangen hatte.
An dem glimmenden Schwamm hielt man dann ein Schwefelholz,
welches nach einiger Zeit in lichter Flamme brannte.
War aber eines dieser Ingredienzien schlecht, so konnte man sich lange abmühen, bis man Feuer hatte.
Jedenfalls dauerte die Operation eine oder mehrere Minuten.
Nun hatte man freilich auch noch andere Feuerzeuge.
Es gab sogenannte Zündmaschinen, in welchen Wasserstoffgas entwickelt
und dann beim Ausströmen aus einem geöffneten Hahn durch einen elektrischen
Funken -
der einem im Fußgestell befindlichen Elektrophor entlockt wurde-
oder auch mit Hilfe eines Platina-Schwämmchens in Brand gesetzt wurde.
Es gab ferner chemische Feuerzeuge, bei welchen man besondere Zündhölzer
in ein blechernes Büchschen tauchte, wo sie dann brennend wieder herauskamen.
Diese Vorrichtungen waren aber teils kostspielig, teils unsicher und unbequem,
weil sie immer wieder der Auffrischung bedurften.
Sie waren deshalb auch wenig in Gebrauch.
Allen diesen Dingen hat mit einem Schlage das Streichholz ein Ende gemacht.
Auch sind die in den ersten Jahrzehnten mit demselben verbunden gewesenen Unannehmlichkeiten
des üblen Geruchs und der Feuersgefahr durch die Erfindung
des schwedischen Feuerzeuges beseitigt.
Man geht jetzt damit so verschwenderisch um, daß man sich nicht scheut,
ein Streichholz zu verwenden, auch wo man eine brennende Flamme zum
Anzünden benutzen könnte.
Der Fidibus wird daher bald zu den ausgestorbenen Geschöpfen zu zählen sein.
Die Erfindung des Streichholzes hat noch einige Wirkungen geübt,
die besonders hervorgehoben zu werden verdienen.
Vor zwei Menschenaltern galt noch als ein besonders wünschenswerter Besitz
eine Repetier-Uhr, dh. eine Taschenuhr,
welche auf einen Druck am Bügel
die Stunde anschlug.
Gegenwärtig verlangt niemand mehr nach einer solchen.
Uhren dieser Art werden deshalb auch nicht mehr fabriziert und sind im Verkehr fast ganz verschwunden.
Der Grund für diese Erscheinung dürfte in dem Streichfeuerzeug liegen.
Der Hauptwert jener Uhren bestand darin, daß man nachts, wenn etwas vorfiel,
sofort, ehe man Licht hatte, erfahren konnte, wieviel Uhr es sei.
Das Bedürfnis hierfür hat aufgehört, seitdem das Lichtmachen nur einen Augenblick Zeit kostet.
Und damit sind auch jene Uhren wertlos geworden.
Auch Pendeluhren mit Repetierwerk, auf welches man früher großen Wert legte,
sind ganz aus der Mode gekommen.
Ein andre Wirkung des Streichfeuerzeuges ist keine erfreuliche.
Es haben dadurch unzweifelhaft die Feuersbrünste sich vermehrt.
Sind auch die Gefahren, welche das frühere Streichfeuerzeug mit sich brachte,
durch das schwedische Streichholz wesentlich verringert,
so veranlässigt
doch auch dieses häufig genug Brände dadurch, daß Kinder mit Feuerzeug gespielt haben.
Es liegt darin ein Zeugnis dafür, wie unvorsichtig mit der Aufbewahrung der Feuerzeuge umgegangen wird.
Vielleicht würde sich das bessern, wenn die Feuerzeuge minder wohlfeil wären.
Eine weitere Wirkung des Streichfeuerzeuges ist die, daß es unzweifelhaft die Sitte
des Tabakrauchens sehr gefördert hat.
Wir werden davon unten noch weiter reden. "
***
Die Lektüre über die Jugendzeit berühmter Leute ist nicht so häufig zu finden,
deshalb werde ich mal an die Arbeit gehen und die des August Bebel
bringen,
wie er sie darstellt. "Jugend und Lehrjahre in Wetzlar, 1846-1858"
Diese Zeilen zeigen doch schon mal klarer das Bild des Lebens der einfachen Leute dieser Zeit!
"Unsere materiellen Verhältnisse konnten sich in Wetzlar nicht bessern.
Auf Pension konnte meine Mutter keinen Anspruch erheben.
Die einzige Unterstützung, die sie später vom Staat erhielt,
bestand in 15 Silbergroschen pro Monat und Kopf von uns zwei Jungen.
Diese waren ihr gewährt worden, weil sie trotz des Abratens ihres ersten Ehemannes
uns beide als Kandidaten für das Militärwaisenhaus in Potsdam angemeldet hatte.
Es war die Not, die sie dazu zwang; sie hatte zwar von ihrer mittlerweile gestorbenen Mutter
fünf bis sechs Parzellen Land geerbt, die in den
verschiedensten Gemarkungen um Wetzlar herum zerstreut lagen.
Und sie hatte, der Not gehorchend, auch mehrere davon bereits verkauft, um leben zu können.
Aber dieser Verkauf fiel ihr herzlich schwer.
Ihr ganzes Dichten und Trachten war darauf gerichtet, uns den noch vorhandenen Besitz zu erhalten,
damit wir nicht gänzlich mittellos in der Welt stünden.
Was eine Mutter für ihre Kinder opfern kann, habe ich an der eigenen erfahren.
Einige Jahre lang hatte meine Mutter für ihren Schwager- einen Handschuhmacher-
weiße Militär-Lederhandschuhe genäht, das Paar für 6 Kreuzer,
ungefähr 20 Pfennig.
Mehr als ein Paar am Tag konnte sie aber nicht fertigen.
Dieser Verdienst war zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel.
Aber auch diese Arbeit mußte sie nach einigen Jahren aufgeben,
denn auch sie war mittlerweile von der Schwindsucht ergriffen worden, die ihr in den letzten
Lebensjahren jede Arbeit unmöglich machte.
Ich als Ältester mußte die Ordnung des kleinen Hauswesens, Stube und Kammer, übernehmen.
Ich hatte Kaffee zu kochen, Stube und Kammer zu reinigen und sie samstäglich zu scheuern;
ich mußte das Zinn- und Blechgeschirr putzen, unser Bett machen usw.,
eine Tätigkeit, die mir nachher als Handwerksbursche und als politischer Gefangener sehr zustatten kam.
Da es meiner Mutter später aber auch unmöglich wurde, zu kochen,
ging jeder von uns beiden zu einer Tante zum Mittagessen, die sich zu diesem Liebesdienst bereit erklärten.
Für die Mutter selbst holten wir abwechselnd bei verschiedenen bessersituierten
Familien das bißchen Essen, dessen sie benötigte.
Um unsere Lage etwas zu verbessern, beschloss ich, als Kegeljunge tätig zu sein.
Nach Schluß der Schule ging ich zum Kegelaufsetzen auf die Kegelbahn in einer Gartenwirtschaft.
Von dort kam ich in der Regel erst abends gegen zehn Uhr nach Hause, am Sonntag weit später.
Aber das fortgesetzte Bücken verursachte mir so heftige Rückenschmerzen,
daß ich jeden Abend stöhnend nach Hause kam.
Ich mußte diese Beschäftigung einstellen.
Eine andere Beschäftigung, an der wir Jungen beide teilnahmen,
war im Herbst das Kartoffellesen bei der Ernte auf den Äckern einer unserer Tanten.
Es war, wenn es neblig, naß und kalt war, keine angenehme Beschäftigung, von früh
sieben bis zum Dunkelwerden auf den Kartoffelfeldern zu arbeiten,
aber es winkte uns als Lohn ein großer Sack Kartoffeln für den Winter,
außerdem erhielten wir jeden Morgen, wenn wir mit aufs Feld fingen, zur
Anregung ein großes Stück Zwetschgenkuchen, den wir beide leidenschaftlich liebten.
Als ich im dreizehnten und mein Bruder im zwölften Lebensjahr stand,
kam vom Militärwaisenhaus die Nachricht, mein Bruder könne einrücken.
Ich war auf Grund ärztlicher Untersuchung als körperlich zu schwach dazu erklärt worden.
Jetzt sank aber meiner Mutter der Mut; sie fühlte ihr Ende nahen, und so
glaubte sie es nicht verantworten zu können, daß mein Bruder für
zwei Jahre Militärerziehung nachher zu neun Jahren Militärdienstzeit verpflichtet wurde.
Wollt ihr Soldat werden, so geht später freiwillig, ich verantworte es nicht!
Äußerte sie zu uns.
So unterblieb der Eintritt meines Bruders in das Militärwaisenhaus,
der für mich damals zu meinem Bedauern nicht in Frage kam.
Mein lebhaftes kindliches Interesse weckten die Bewegungsjahre 1848 und 1849.
Die Mehrzahl der Wetzlarer Einwohner war entsprechend den Traditionen der Stadt republikanisch gesinnt.
Diese Gesinnung übertrug sich auch auf die Schuljugend.
Bei einer Disputation über unsere politischen Ansichten,
wie sie unter Schuljungen vorzukommen pflegt, stellte sich heraus,
daß nur ein Kamerad und ich
monarchisch gesinnt waren.
Dafür wurden wir beide mit einer Tracht Prügel bedacht.
Wenn sich also meine politischen Gegner über meine antipatriotische Gesinnung entrüsten,
weil nach ihrer Meinung Monarchie und Vaterland
ein und daselbe sind,
so ersehen sie auch der vermeldeten Tatsache, vielleicht zu ihrer Genugtuung,
daß ich schon fürs Vaterland gelitten habe,
als ihre Väter und Großväter noch in ihrer Maienblüte
Unschuld zu den Antipatrioten gehörten.
Im Rheinland war wenigstens zu jener Zeit der größere Teil der Bevölkerung republikanisch gesinnt.
Für meine Mutter brachte jene Zeit in ihr tägliches Einerlei insofern eine kurze Abwechslung,
als, ich glaube bei dem Rückmarsch aus dem badischen Feldzug,
das Bataillon des 25. Infanterieregiments, bei dem mein Vater gedient hatte,
kurze Zeit in Wetzlar verblieb.
In demselben standen noch eine Anzahl Unteroffiziere, die meine Mutter von früher her kannten.
Diese besuchten uns jetzt.
Auf ihr Drängen ließ sich meine Mutter herbei, einen Mittagstisch für sie einzurichten.
Profitiert hat sie wohl nichts.
Ich hörte eines Tages, daß zwei der Gäste auf der Treppe beim Fortgehen
sich unterhielten und das Essen sehr lobten, sich aber auch
wunderten,
daß es meine Mutter für so einen billigen Preis liefern könne.
Sehr amüsant für uns Jungen waren die Bauernrevolten,
die sich in jenen Jahren im Wetzlarer Kreise abspielten.
Die Bauern mußten damals noch allerlei aus der Feudalzeit übernommene Verpflichtungen erfüllen.
Da alles für die Freiheit und Gleichheit schwärmte, wollten sie jetzt diese Lasten auch los sein;
sie rotteten sich also zu Tausenden zusammen und zogen nach Braunfels vor das Schloß
des Fürsten zu Solms-Braunfels.
An der Spitze des Zuges wurde in der Regel ein große schwarz-weiße Fahne getragen,
zum Zeichen, daß man allenfalls preußisch, aber nicht
braunfelsisch sein wollte.
Ein Teil des Haufens trug Flinten verschiedenen Kalibers, die große Mehrzahl aber Sensen,
Mist- und Heugabeln, Äxte usw.
Hinter dem Zug, der sich mehrfach wiederholte und stets unblutig verlief,
marschierte in der Regel die Wetzlarer Garnison, um den Fürsten zu schützen,
wenn sie nicht schon vorher ausgerückt war.
Über die Begegnung der Bauernführer mit dem Fürsten kursierten in Wetzlar sehr amüsante Erzählungen.
Die Wetzlarer blieben noch lange in ihrer oppositionellen Stimmung.
Als im Jahre 1849 oder 1850 der Prinz von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm I.,
in Begleitung des Generals von Hirschfeld,
der damals das 8. rheinische Armeekorps kommandierte,
auf seiner Inspektionsreise auch nach Wetzlar kam, wurde sein Wagen vor dem Tore mit Schmutz beworfen.
Ein Verwandter von mir, der sich bei einer Gelegenheit zum Sturmläuten hatte fortreißen lassen,
wurde mit drei Jahren Zuchthaus bestraft.
Für die Bürgerwehr, die in den Bewegungsjahren auch in Wetzlar bestand,
hatte ich nur ein Gefühl der Geringschätzung, obgleich mehrere meiner Verwandten zu ihr
gehörten, und zwar wegen der mangelnden militärischen Haltung,
mit der sie ihre Übungen vornahm.
Mit der wiederkehrenden Reaktion verschwand sie.
Das Jahr 1853 machte meinen Bruder und mich zu Waisen.
Anfang Juni starb meine Mutter.
Sie sah ihrem Tode mit Heroismus entgegen.
Als sie am Nachmittag ihres Todestages ihr letztes Stündlein herannahen fühlte,
beauftragte sie uns, ihre Schwestern zu rufen.
Einen Grund dafür gab sie nicht an.
Als die Schwestern kamen, wurden wir aus der Stube geschickt.
In trübseliger Stimmung hockten wir stundenlang auf der Treppe und warteten, was kommen werde.
Endlich gegen sieben Uhr traten die Schwestern aus der Stube und teilten uns mit,
dass soeben unsere Mutter gestorben sei.
Noch an demselben Abend mußten wir unsere Habseligkeiten packen und den Tanten folgen,
ohne daß wir die tote Mutter noch zu sehen bekamen.
Die Ärmste hatte wenig gute Tage in ihrem Ehe- und Witwenleben gesehen.
Und doch war sie immer heiter und guten Mutes.
Ihr starben binnen drei Jahren 3 Ehemänner, außerdem zwei Kinder,
außer meinem jüngsten Bruder eine Schwester, die vor mir geboren worden war,
die ich aber nicht gekannt habe.
Mit uns zwei Brüdern hatte sie wiederholt schwere Krankheitsfälle durchzumachen.
Ich erkrankte 1848 am Nervenfieber und schwebte mehrere Wochen zwischen Leben und Tod.
Einige Jahre danach erkrankte ich an der sogenannten freiwilligen Hinke,
kam aber mit geraden Gliedern davon.
Mein Bruder stürzte, neun Jahre alt, beim Spiel in der Scheune
von der obersten Leiterstufe auf die Tenne herab und trub eine schwere Kopfwunde
und
eine Gehirnerschütterung davon.
Auch er entging nur mit genauer Not dem Tode.
Meine Mutter selbst litt mindestens sieben Jahre an der Schwindsucht.
Mehr Trübsal und Sorge konnten kaum einer Mutter beschieden sein.
Ich kam jetzt zu einer Tante, die eine Wassermühle in Wetzlar in Erbpacht hatte;
mein Bruder kam zu einer anderen Tante, deren Mann Bäcker war.
Ich mußte jetzt fleißig in der Mühle zugreifen.
Besonderes Vergnügen machte es mir, mit den beiden Eseln, die wir besaßen,
Mehl aufs Land zu den Bauern zu transportieren und Getreide von ihnen in
Empfang zu nehmen.
Am liebsten aber war mir, wenn ich nur wenig Getreide zum Rücktransport erhielt,
dann konnte ich auf einem der Esel nach der Stadt reiten.
Das ließ sich auch unser Schwarzer, der ein geduldiges Tier war, gefallen,
aber unser Grauer der jung und feurig war, dachte anders.
Er besaß offenbar so etwas wie ein Standesbewußtsein, denn außer der gewohnten Last
litt er keine Fremde auf seinem Rücken.
Als ich aber doch eines Tages auf seinem Rücken Platz genommen hatte, setzte er sich sofort in Trab,
streckte den Kopf zwischen die Vorderbeine und
schlug mit den Hinterbeinen nach Kräften aus.
Ehe ich mich's versah, flogt ich in einem eleganten Bogen in den Straßengraben.
Glücklicherweise ohne mich zu verletzen.
Er hatte seinen Zweck erreicht, ich ließ ihn fortan in Ruhe.
Außer den beiden Eseln hatte meine Tante ein Pferd, mehrere Kühe,
eine Anzahl Schweine und mehrere Dutzend Hühner.
Und da sie auch Landwirtschaft betrieb, fehlte es nicht an Arbeit,
obgleich neben ihrem Sohn ein Müllerknecht - wie damals die Gesellen genannt wurden -
und eine
Magd beschäftigt wurden.
Hatte der Knecht keine Zeit, so mußte ich Pferd und Esel putzen
und machmal auch das Pferd in die Schwemme reiten.
Die Sorge für die Hühnerhof war mir ganz überlassen.
Ich mußte die Fütterung der Hühner besorgen, die Eier aus den Nestern nehmen,
oder wohin sonst diese gelegt worden waren, und den Stall reinigen.
Bei diesen Beschäftigungen kam Ostern 1854 heran.
Es folgte meine Entlassung aus der Schule, ein Ereignis, dem ich keineswegs freudig entgegen sah.
Am liebsten wäre ich in der Schule geblieben.
Was willst du denn werden? war die Frage, die jetzt mein Vormund, ein Onkel von mir, an mich stellte.
Ich möchte das Bergfach studieren!
Hast du denn zum Studieren Geld?
Mit dieser Frage war meine Illusion zu Ende.
Daß ich das Bergfach studieren wollten, war dadurch veranlasste, daß,
nachdem im Anfang der fünfziger Jahre die Lahn bis Wetzlar schiffbar gemacht worden war,
in der Wetzlarer Gegend der Eisenerzabbau einen großen Aufschwung genommen hatte.
Bis dahin hatten Haufen Eisenerze fast wertlos vor den Stollen gelegen,
weil die hohen Transportkosten die Ausnutzung der Erze wenig rentabel machten.
Da auch dem Bergstudium nichts werden konnte, entschloß ich mich, Drechsler zu werden.
Das Angebot eines Klempnermeisters, bei ihm in die Lehre zu treten, lehnte ich ab,
der Mann war mir unsympathisch, auch stand er im Rufe eines Trinkers.
Drechsler wurde ich aus dem einfachen Grunde, weil ich annehmen durfte,
daß der Mann einer Freundin meiner Mutter, der Drechlsermeister war,
und der in der Stadt den Ruf eines tüchtigen Mannes genoss, bereit sein werde, mich in die Lehre zu nehmen.
Dies geschah dann auch.
Die Begründung, mit der er meine Anfrage bejahte, war wunderlich genug.
Er äußerte, seine Frau habe ihm erzählt, ich hätte mein religiöses Examen
bei der Konfirmation in der Kirche sehr gut bestanden, er nehme also an,
ich sei auch sonst ein brauchbarer Kerl.
Nun war ich sicher kein dummer Kerl, aber ich müßte die Unwahrheit sagen, wollte ich behaupten,
ich sei in der Drechslerei ein Künstler geworden.
Es gab solche, und mein Meister gehörte zu ihnen, aber ich habe es trotz aller Mühe nicht
über die Mittelmäßigkeit gebracht, was nicht verhinderte, daß ich
drei Jahre später,
am Ende meiner Lehrzeit, für mein Gesellenstück die erste Zensur bekam.
Meine physische Leistungsfähigkeit wurde durch meine körperliche Schwäche beeinträchtigt.
Ich war ein ungemein schwächlicher Junge, wozu wohl auch mangelhafte Ernährung beitrug.
So bestand unser Abendessen viele Jahre lang täglich nur in einem mäßig großen Stück Brot,
das mit Butter oder Obstmus dünn bestrichen war.
Beschwerten wir uns, und klagten täglich, daß wir noch Hunger hätten,
so gab die Mutter regelmäßig zur Antwort:
Man muß manchmal den Sack zumachen, auch wenn er noch nicht voll ist.
Der Knüppel lag eben beim Hunde.
Unter sotanen Umständen war es erklärlich, daß wir uns heimlich ein Stück Brot abschnitten,
wenn wir konnten.
Aber das entdeckte meine Mutter sofort, und die Strafe blieb nicht aus.
Eines Tages hatte ich wieder dieses Verbrechen begangen.
Trotz aller Mühe, die ich mir gegeben hatte, den glatten Schnitt der Mutter nachzuahmen,
wurde am Abend die Tat von ihr entdeckt.
Ihr Verdacht fiel, ich weiß nicht warum, auf meinen Bruder,
der sofort mit der breiten Seite eines langen Bürolineals,
das aus der Väter Nachlaß
stammte, ein paar Schläge erhielt.
Mein Bruder protestierte, er sei nicht der Täter gewesen.
Das sah aber meine Mutter als Lüge an, und so bekam er eine zweite Portion.
Jetzt wollte ich mich als Täter melden, aber da fiel mir ein, daß das töricht wäre;
mein Bruder hatte die Schläge weg, und ich hätte wahrscheinlich
noch mehr als er bekommen.
Damit tröstete ich auch meinen Bruder, als dieser nachher mir Vorwürfe machte,
daß ich mich nicht als Täter gemeldet hatte.
Es ist begreiflich, wenn jahrelang mein Ideal war, mich einmal an Butterbrot tüchtig sattessen zu können.
Meister und Meisterin waren sehr ordentliche und angesehene Leute.
Ich hatte ganze Verpflegung im Hause, das Essen war auch gut, nur nicht allzu reichlich.
Meine Lehre war eine strenge und die Arbeit lang.
Morgens 5 Uhr begann dieselbe und währte bis abends 7 Uhr ohne eine Pause.
Aus der Drehbank ging es zum Essen und vom Essen in die Bank.
Sobald ich morgens aufgestanden war, mußte ich der Meisterin viermal je zwei Eimer
Wasser von dem fünf Minuten entfernten Brunnen holen,
eine Arbeit, für die ich wöchentlich 4 Kreuzer gleich 14 Pfennig bekam.
Das war das Taschengeld, das ich während der Lehrzeit hatte.
Ausgehen durfte ich selten in der Woche, abends fast gar nicht und nicht ohne besondere Erlaubnis.
Ebenso wurde es am Sonntag gehalten, an dem unser Hauptverkaufstag war,
weil dann die Landleute zur Stadt kamen und ihre Einkäufe an
Tabakpfeifen usw. machten und Reparaturen vernehmen ließen.
Gegen Abend oder am Abend durfte ich dann zwei oder 3 Stunden ausgehen.
Ich war in dieser Beziehung wohl der am strengsten gehaltene Lehrling in ganz Wetzlar,
und oftmals weinte ich vor Zorn.,
wenn ich an schönen Sonntagen sah, wie die Freunde
und Kameraden spazieren gingen, während ich im Laden stehen und auf Kundschaft warten und
den Bauern ihre schmutzigen Pfeifen säubern mußte.
Nur am Sonntagvormittag, nachdem ich die Sonntagsschule nicht mehr besuchte,
wurde mir gestattet, zur Kirche zu gehen.
Dafür schwärmte ich aber nicht.
Ich benutzte also die Gelegenheit, die Kirche zu schwänzen.
Um aber sicherzugehen und nicht überrumpelt zu werden, erkundigte ich mich stehts zuerst,
welches Lied gesungen werde und welcher Pfarrer predige.
Eines Sonntags aber ereilte mich mein Geschick.
Beim Abendessen fragte mich der Meister, ob ich in der Kirche gewesen sei?
Dreist antwortete ich: Ja!
Er fragte weiter, was für ein Lied gesungen worden sei.
Ich hab die Nummer an, entdeckte aber zu meinem Schrecken,
daß sich die beiden Töchter, die mit am Tisch waren, kaum das Lachen verbeißen konnten.
Als ich nun auf die dritte Frage: Wer von den Pfarrern predigte denn?
auch eine falsche Antwort gab, schlugen diese eine laute Lache auf.
Ich war hereingefallen.
Ich war zu früh an die Kirchentüre gegangen, noch ehe der Küster
die neue Liedernummer aufgesteckt hatte, und in Bezug auf den Namen
des Pfarrers war mir falsch berichtet worden.
Der Meister meinte trocken, es scheine, dass ich mir aus dem Kirchenbesuch nichts machte,
ich möchte als künftig zu Hause bleiben.
So war ein schönes Stück Freiheit verloren.
Ich warf mich nun mit um so größerem Eifer auf das Lesen von Büchern,
die ich ohne Wahl las, natürlich meistenteils Romane.
Ich hatte schon in der Schule meine Vorzugsstellung gegen Kameraden,
denen ich beim Lösen der Aufgaben half oder ihnen das Abschreiben derselben erlaubte,
dazu benutzt, sie zu veranlassen, mir zur Belohnung Bücher, die sie hatten, zu leihen.
Dadurch kam ich zum Beispiel zum Lesen von Robinson Crusoe und Onkel Toms Hütte.
Jetzt verwandte ich meine paar Pfennige, um Bücher aus der Leihbibliothek zu holen.
Einer meiner Lieblingsschriftsteller war Hackländer, dessen Soldatenleben im Frieden
mit dazu beitrug, meine Begeisterung für das Militärwesen etwas zu dämpfen.
Weiter las ich Walter Scott, die historischen Romane von Ferdinand Stolle, Luise Mühlbach usw.
Aus der Väter Nachlaß hatten wir einige Geschichtsbücher gerettet.
So ein Buch, das einen ganz vortrefflichen Abriß über die Geschichte Griechenlands und Roms enthielt.
Den Verfasser habe ich vergessen.
Ferner einige Bücher über preußische Geschichte, natürlich offiziell geeicht,
deren Inhalt ich so im Kopfe hatte, daß ich alle Daten in Bezug auf
brandenburgisch-preußische Fürsten,
berühmte Generale, Schlachttage usw. am Schnürchen hersagen konnte.
Schmerzlich wartete ich auf das Ende der Lehrzeit, ich hatte Sehnsucht,
die ganze Welt zu durchstürmen.
Aber so schnell, wie ich wünschte, ging es nicht.
An demselben Tage, an dem meine Lehrzeit beendet war,
starb mein Meister, und zwar ebenfalls an der Schwindsucht, die damals in Wetzlar förmlich grassierte.
So kam ich in die seltsame Lage, an demselben Tage, an dem ich Geselle geworden war,
auch Geschäftsführer zu werden.
Ein anderer Geselle war nicht vorhanden, ein Sohn, der das Geschäft hätte fortführen können,
fehlte; so entschloß sich die Meisterin, allmählich
auszuverkaufen und das Geschäft aufzugeben.
Für die Meisterin, die eine auffallend hübsche und für ihr Alter
ungewöhnlich rüstige Frau war, die mich stets gut behandelte, wäre ich durchs Feuer gegangen.
Ich zeigte ihr jetzt meine Hingabe dadurch, daß ich über meine Kräfte arbeitete.
Von Mai bis in den August stand ich mit der Sonne auf und arbeitete bis abend 9 Uhr und später.
Ende Januar 1858 war das Geschäft liquidiert, und ich rüstete zur Wanderschaft.
Als ich mich von der Meisterin verabschiedete, gab sie mir außer dem fälligen Lohn,
der pro Woche 15 Silbergroschen betrug noch einen Taler Reisegeld.
Am 1. Februar trat ich die Reise zu Fuß bei heftigem Schneetreiben an.
Mein Bruder, der das Tischlerhandwerk erlernte, begleitete mich ungefähr eine Stunde Weges.
Als wir uns verabschiedeten, brach er in heftiges Weinen aus, eine Gefühlsregung,
die ich nie an ihm beobachtet hatte.
Ich sollte ihn zum letzten Male gesehen haben.
Im Sommer 1859 erhielt ich die Nachricht, daß er binnen 3 Tagen einem heftigen Gelenkrheumatismus erlegen sei.
So war ich der letzte von der Familie.
Mein nächstes Ziel war Frankfurt a.M.
Von Langgöns aus benutze ich die Bahn und kam so noch am Abend des gleichen Tages in Frankfurt an,
wo ich in der Herberge zum Prinz Karl einkehrte.
Arbeit wollte ich noch nicht nehmen, so fuhr ich zwei Tage später mit der Bahn nach Heidelberg... "
***
Ich bin von dieser Geschichte ziemlich durchgerüttelt worden und war der Meinung,
daß diese auf meine Seite gehört ..
..und so geht es weiter zur 4. Seite "Geschichtliches", die viele Stunden korrektur gelesen
werden..
..zuvor lese ich in einem Roman von Lilith, die immer "oben war", was Adam nicht gepaßt habe - danach sei Eva aus seiner Rippe entstanden und gefügiger gewesen..
war Luther ein Fälscher, wenn er Lilith mit "Kobold" übersetzte?
"Der Lilithmythos symbolisiere die Selbstständigkeit der Frau und den Versuch der Männer, mit einer höheren Autorität jene zu unterdrücken. Zwei gegensätzliche Eigenschaften der Frauen stehen sich gegenüber – Sinnlichkeit, Leidenschaft, Sexualität (Lilith) und Mütterlichkeit, Eva dagegen mit Bescheidenheit, Folgsamkeit "
So ist "Lilith" auch Symbol des gleichnamigen feministischen Magazins."(Wiki)
Nun sollte man weiter überlegen - wenn nun Lilith verstoßen worden war, kann oder wird sie schwanger gewesen sein. So erkläre ich mir auch, daß - wenn Kain seinen Bruder Abel erschlagen hat, dieser "in ein anderes Land ging und sich eine Frau nahm". (Woher kam denn dieses andere Land, woher andere Menschen oder diese Frau?) Adam und Eva zeugten den Anfang des Menschengeschlechtes, es blieb nur Abel.. und eben diese ominöse Frau aus dem Nichts. Später liest man, daß "Göttersöhne auf die Erde kamen und sich Frauen nahmen"..
Nun gut, dann erzähle ich auch, aus welchem Buch mir diese Gedanken erwachsen sind: "Kühn hat zu tun" von Jan Weiler - einem Roman aus dem Jahr 2015. Sehr schön geschrieben und sehr zeitgemäß, was die sozialen Strukturen anbelangt.
Was nicht stimmig war: Der Hauptkommissar ist nicht im mittleren, sondern im gehobenen Dienst angesiedelt.
Die Autoren der Bücher sind schon lange tot, wenn aber nachfolgende Rechte
tangiert worden sein sollten, bitte ich um Abklärung per E-Mail, damit die entsprechende
Zeile aus meinen Seiten heraus genommen werden kann.
Ansonsten gelten die Angaben in meinem Impressum.
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