plaetzchenwolf - Geschichtliche Exkursion 2. Teil

Freier geschichtlicher Exkurs. Teil 2


Längst vergangenen Überlieferern und Erzählern zur Ehr und Angedenken,
mit eigenen Bemerkungen versehen,
wird Geschichtliches zu Geschichten am Kamin,
die schon einen beachtlichen Umfang angenommen haben !

Des Krieges Buchstaben, von Friedrich von Logau:

K-Kummer, der das Mark verzehret,
R-Raub, der Hab und Gut verheeret,
J-Jammer, der den Sinn verkehret,
E-Elend, das den Leib beschweret,
G-Grausamkeit, die Unrecht lehret,
sind die Frucht, die Krieg gewähret.

H-Hunger hat man vergessen und
W-Wut und O wie Ohnmacht auch.

***

Aus fast vergessenen Zeiten raunt uns ein Buch der Gemeinde Weilmünster zu, das schon vor über 32 Jahren
allerlei aus unserer Heimat aufspürte oder sammelte und festhielt.
Ich gehe davon aus, daß die wenigsten Leser meiner Seite auf dieses Buch Zugriff haben,-
so darf wohl ein wenig daraus zitiert sein.

Der Ort erhielt den "Freibrief" im Jahr 1695 vom Grafen Ernst zu Nassau,
der sich aber dennoch die pflichtgemäße Teilnahme an den Wolfsjagden ausbedingte,
welche von den Dorfbewohnern geleistet werden mußte.

***

Die Ortsnamen sind alle bestimmten Zeiten zuzuordnen:
Die Endungen -stadt, -bach, -a, -au sind in der Germanenzeit 300-500 entstanden.
Die auf -hausen, -dorf in der Zeit von 500-800, (Frankenzeit)
solche auf -rode in der Rodungszeit 80-1200 (Mittelalter),
jene auf -münster von 1200-1500, in der Ritterzeit.

***

"Es war von vielen, vielen Jahren, als es im Weiltale noch mehr Wälder gab wie heute,
und dort Eichen- und Buchenbäume von 3-5 Meter Dicke wuchsen.
Nachts fuhr der Sturm durch die alten Eichen, daß es in ihren Wipfeln ächzte und krachte.
Eulen und Raben flogen über die Baumspitzen, lärmten und schrien,
und auf der Erde schlich der Wolf durch den dunklen Hain..
Nur ganz vereinzelt hatte Menschenfuß die Gegend betreten."

***

"..eines Tages stand die Dienstmagd des Bauern auf und wollte Feuer anmachen.
Als das Mädchen in die Küche kam, sah es, daß am Bergeshang ein Busch brannte.
Da man damals noch nicht die Streichhölzer kannte
und das Feueranzünden mit Schwierigkeiten verbunden war,
nahm das Mädchen die Kohlenschippe und holte Kohlen vom brennenden Busch.
Als es aber die Kohlen in den Herd schüttete und Holz auflegte, brannte das Feuer nicht.
Das Mädchen versuchte nochmals sein Glück und holte wiederum Kohlen
vom brennenden Busch, aber auch diesmal brannte das Feuer nicht.
Inzwischen war der Hausherr aufgestanden.
Als er sah, daß das Feuer nicht brannte, schimpfte er das Mädchen.
Da erzählte es, was sich zugetragen hatte.
Man sah nun in dem Aschenkasten nach und fand,
daß die glühenden Kohlen lauter Goldstücke waren-
vom Geldfeuer hat man seit der Zeit nichts mehr gesehen.."

***

"Wer von Essershausen nach Ernsthausen fährt,
kann linker Hand den kleinen Wiesengrund sehen, der vor einigen Jahren noch berüchtigt war.
Bei Tage lagerten hier gerne Zigeuner, jagten, fischten und brieten Igel und eingefangene Hunde.
Bei Nacht aber plätscherte es in der Weil, als ob jemand darin badete.
Am Ufer trappelten unsichtbare Pferde.
Dann krachte und splitterte es wie Eis im Frühling.
Mancher berichtete, es seien ihm Schatten von Hunden, Kälbern, Hasen und Katzen um die Beine gelaufen.
Und manchmal flüchtete ein Mooskopf,
ein graues Männchen mit dickem Kopf, kopfüber in den Bach."

***

"Wenn es früher in Aulenhausen lange regnete,
war der ganze Ort ein einziges Schlammbad, die Aulenhäuser sagten dann:
Jetzt haben wir wieder die Schlammperiode.
Wenn der Regen vorbei war, mußten die Einwohner den zurückgebliebenen Schlamm
mit der Schaufel in eine Schubkarre laden,
und wegfahren.
Die ausgewaschenen Stellen und die Löcher wurden dann mit Kies ausgefüllt,
den man aus der nahen Kiesgrube holte,
die neben der Schule war.
In dieser Zeit war Aulenhausen
fast von der Außenwelt abgeschnitten und nur von Weilmünster - über die Höfe - zu erreichen.
Als 1935 die neue Umgehungsstraße von Weinbach nach Weilmünster
über Aulenhausen gebaut wurde, konnte man auch von dort anfahren.
Ende der 50er Jahre wurde von der Gemeindevertretung der Entschluß gefaßt,
alle Straßen im Dorf teeren zu lassen.
Man stieß dabei auf heftigen Widerstand.
Die Gemeindevertreter ließen sich allerhand einfallen, um die Bewohner davon zu überzeugen,
daß geteerte Straßen unbedingt nötig und auch was Schönes seien.
Das überzeugendste Argument war,
daß jede Familie pro Monat einen Putzlappen spare, das Stück zu einer Mark.
Das mache im Jahr 12 Mark aus.
Aber es half alles nichts.
Die Bauern hatten ihre Zweifel,
ob Pferde und Kühe auf den geteerten Straßen noch genügend Halt finden könnten,
um ihre Wagen vorwärts zu ziehen.
Nun wurde beschlossen, Haintchen zu besichtigen um sich zu überzeugen,
wie die Bewohner mit dieser Neuerung fertig würden.
Dieser Ort war ebenso "schepp" (schief) wie Aulenhausen.
1954 wurden danach auch dort die Straßen geteert und fortan gab es keine Schlammperiode mehr.."
(Dabei hätte ich gerne angemerkt:
Vermutlich sind die Einwohner dabei kräftig zur Kasse gebeten worden, was nicht gerade froh machte.
Ein solches Gesetz existiert heute noch- wenn Straßen erneuert
oder Laternen ersetzt werden müssen, kostet das die Anwohner richtig viel Geld!)

Wie die Menschen vor nicht allzu langer Zeit dachten und fühlten,
erzählt uns folgende Geschichte, die sehr lesenswert ist:

"Das war, als hätte sie noch selbst die handlangen,
aneinandergebackenen Wecke in das Körbchen gepackt,
säuberlich eingeschlagen in ein weißes Tuch.
Milde gesüßt, braunglänzend und klebrig standen sie zum Austragen bereit.
Doch schien der Vorrat auf den Tischen in der heißen Stube dadurch nicht gemindert.
Tassengeklapper, Kaffeedunst, Zigarettenrauch; ein Weck, aus der Reihe gebrochen,
schmeckte wie einst, als wir sie noch in der Länge nach halbiert
und mit Butter bestrichen beim Blättern in einem Bilderbuch verzehrten.
An den Schuhen haftete Erde, obgleich unsere Straße längst geteert
und an ihrem Ende der Weg hinter dem Tannengitter kiesbestreut ist.
Es mußten Spuren der lehmigen Schollen sein,
die sich dicht neben uns türmten, als wir ihr Blumen nachwarfen
und Zwetschenbäume geschüttelt wurden.
Sie ging hin und her, mit Hacke, Rechen und Korb, bückte sich,
besserte den Boden, der ihr ohnedies gut war.
Mehr noch als das Gerät bewirkten die Hände;
sie ließen die Krumen durch ihre Finger gleiten, zupften das Unkraut aus und säten Samen
aus kleinen Tüten, die, leer geworden, auf Reisig zwischen die Furchen gespießt,
der Erinnerung nachhelfen und zugleich die Vögel verscheuchen sollten.
Verarbeitete und doch zarte Hände, im Alter die Zeigefinger verkrümmt,
aber feingliedrig und beweglich wie je.
Haste sonst noch was aufm Herze?
Das war im Laden, in der Kramstub.
Sie stand, Sommers wie Winters ein schwarzes Kopftuch umgebunden, hinter der Theke.
Die Finger zählten Pfennige nach, die Hand wölbte sich und schob das Häufchen zusammen in einen Schlitz.
Man hörte die Münzen auf andere in der Schublade fallen.
Nie hat in schlechten Zeiten jemand freundlicher nach den geheimen Wünschen hungriger Besucher gefragt.
In guten Zeiten hingen über ihr an dem gedrechselten Gerüst dicke,
kräftig geräucherte Würste.
Neben ihr stand griffbereit ein Glasbehälter mit Zuckerstaa.
Komm, nimm dir noch ein' mit.
Die Kinderfaust schloß sich um den begehrten Knollen,
ein anderer steckte bereits in der Backentasche.
Zwischendurch ging sie in die Küche und trank einen Schluck aus dem Köppche.
Der Kaffee war lau und dünn.
Da harrte neben dem immer wärmenden Herd der alte Christian,
Kappe auf dem Schädel, Hände über dem Stock gekreuzt,
stundenlang, unbeweglich, stumm, bis die Unterhaltung am Tisch
dem bald Neunzigjährigen einen Weisheitssatz entlockte;
knapp, karg, unwidersprochen.
Die Säu - sie kam lange nicht zur Ruhe.
Die Hände mischten das Futter, prüften Gehalt und Temperatur.
Der Rücken blieb straff, auch wenn sie die randvollen Eimer aufhob
und über den Hof, an einem gewaltigen Misthaufen vorbei, in den Schweinestall schleppte.
Heut war der Hof mit Menschen angefüllt und schien doch leer.
Die Ställe verriegelt, die Fenster geschlossen, der Vorhang dahinter weiß und dicht.
Die beiden Enkel gingen von Mann zu Mann und verteilten Rosmarin.
Der Neffe, einst unser lustiger Metzger,
hatte seinen alten Zylinder auf den ergrauten Kopf gestülpt.
Nah ans Ohr gebeugt, flüsterte er: Ja, wenn eins nit mehr esse kann,
dann geht's rapid bergab!
Viel gegessen hat sie nie, an ihr schien die Bauernregel zu versagen.
Trockenes Brot, auch wenn sich in der Kramstub die Butter häufte,
ein Teller Suppe, ein Endchen Wurst.
Und immer rote Backen!
Die habe ihre Mutter auch gehabt und sei trotzdem nicht alt geworden.
Sie aber wurde zweiundachtzig:
Uns' Herrgott lenkt!
Sie hat viele Reiheweck zum Austragen verpackt.
Immer, wenn eins geht im Dorf, kriegen die Nachbarn den Überfluß vom Leichenschmaus.
Der Vater ging, er hatte lange im Hof in einem grünen Korbstuhl gesessen,
blaß mit rötlichem Bart.
Immer war er der Sonne nachgerückt.
Die Mutter ging, rotwangig noch im Sterbehemd.
Die Schwester ging, vier Kindern folgend.
Der Mann ging, als sein Warten auf den gefangenen Sohn erfüllt war.
Zuletzt halfen Bittgesuche.
Der Sohn war einen Tag daheim, da schloß der Vater die Augen.
Damals hielt es schwer mit den Reiheweck.
Der Sohn war ein Stiller.
Man muß zufrieden sein.
Nie eine andere Antwort auf flüchtige oder teilnehmende Fragen.
Eine leise Stimme, helle Augen - aber wo war das Erbe der Mutter hin?
Vielleicht in seinem Lächeln, sonst schien das alles verschüttet:
Witz, Lebensmut, Menschensinn, gesellige Wissbegier, Anmut beim Geben und Nehmen.
Vielleicht in dem zähen geduldigen Schaffen,
auch im Verstummen vor der Kälte eines Blicks, der Roheit eines Wortes.
Der Einzige war spät und hart geboren, ein weiterer Wilhelm im Dorf,
zu einer Zeit, als Kaiser und Kronprinz das Land zum Siege führen sollten.
Auf Pferde verstand er sich.
Er starb im Krankenhaus.
Der Name der Kreisstadt fällt schicksalshaft, wenn im Dorf Geburt oder Tod sich ankündigen.
Von Wilhelms Mutter sprach man noch mit dem Namen ihrer Eltern, als sie schon Großmutter war.
Das paßte zu ihr.
Kein Gram, keine Krankheit schien der Gradheit ihrer Glieder,
der hellen Frische ihrer Haut, dem mädchenhaften Stimmklang viel anhaben zu können.
Wie den Gärten unter ihrer Hand, so schenkte jedes keimende Jahr ihr neues Leben.
Um Lichtmeß geboren, gehörte sie dem Lenz.
Die scharfe Frühlingssonne im Hof spiegelte sich in dem Schwarz des alten Zylinders.
Der Metzger hatte ihn abgenommen, denn jetzt läutete das Glöckchen. Gesang, Gebet.
Der Glockenton verstummte genau mit dem Amen.
Dann begleitete das Dreiergeläut den Sarg vom Hof bis zum Grab.
Wie oft ist sie zu Fuß in jeder Jahreszeit die Straße gegangen,
die man sie heute sorgsam fuhr.
Einer rechnete nach und schätze mehr als sechstausendmal:
Das Schulkind zum Singen, die Leidtragende, die Gärtnerin.
Wird denn auch mit mir jemand gehen?
hatte sie auf ihrem letzten Krankenbett gefragt.
Die via sera des Dorfes war ein einziges schwarzes Band, man hatte die Häuser verschlossen,
die Hühner eingesperrt, denn alle gingen mit.
Der Mädchenchor an der Spitze trug die Kränze.
Wem hat sie nicht die Ware genau und reichlich gewogen,
die Scheine gewechselt, Blumenableger geschenkt und frischen Salat,
den Inhalt des letzten Romanheftchens erzählt,
als habe sie die ganze unglaubliche Liebesgeschichte soeben miterlebt?
Wievielen mit knurrenden Magen hat sie im Krieg furchtlos
und verschmitzt vor Tau und Tag den Beutel gefüllt.
Brot, Speck, Eingemachtes, königlich!
Von wem hat sie nicht gewußt, was in seiner Stube vor sich ging - und geschwiegen.
Der Weg, an der Schmiede vorbeiführend, neigt sich ins Tal,
überquert den Bach, steigt zwischen Wiesen und Gärten wieder bergan.
Es ist auch der Schulweg.
Die Sonne bescheint im südlichen Stand den Hof, wo die Kinder während der Pausen toben,
und die Stätte mit den Kreuzen, unter denen Stille herrscht.
Das Grab war säuberlich ausgestochen.
Der Boden ist hier oben steinig.
Unzählige Eimer Humus hat sie aus dem Wald herbeigeholt.
Der Pfarrer sprach von der Mutter, der Gattin -
dieses Wort hat sie nur beim Romanzitat in exaktem Hochdeutsch verwendet.
Der alte Schreiner wischte sich die Augen, vorige Woche hat er die eigene Frau begraben,
und diese hier, die man jetzt an rauhen Seilen in die Tiefe hinabließ,
war ihre Freundin.
An langen Winterabenden war die Stille gekommen.
Sie erzählte gern, wie ein vornehmer Engländer, der im Pfarrhaus zu Besuch war,
sie beim Mähen ansprach, ihr die Sense aus der Hand nahm mit den Worten:
Zu schwer für eine Frau.
Aber sie hat doch bis siebzig gemäht,
den Duft der Wiesen geatmet, während die Jungen längst mit der Maschine darüber preschten.
Die Jungen hatten es auch heute eilig.
Als die auswärtigen Trauergäste die Wirtschaft betraten,
waren sie schon eifrig beim Autogespräch.
Sie berauschten sich an Typen und Konstruktionen, als kämen sie von einem Rennen.
Zu trinken gab es genug und Reiheweck die Fülle.
Sie sollten ja noch am Abend nicht nur den Nachbarn ausgetragen werden,
sondern, so hatte die Heimgegangene es gewünscht, in jedes einzelne Haus im Dorf."

(Anmerkung: Von den Nachbarn wurde ins Haus des/der Verstorbenen Butter,
Eier, Mehl gebracht, manchmal auch etwas Geld, damit die Beerdigung leichter zu schultern war.
Der Zusammenhalt war noch wichtiger dabei als die Gaben.
Ob nun Zuhause oder beim Bäcker die Reihenweck gemacht wurden, war egal)

Ich weiß noch genau, daß meine Mutter in der Schublade des Küchenschrankes eine Zettelsammlung hatte, wo alle Gaben von Leuten festgehalten wurden, die zu Feierlichkeiten ins Haus gebracht wurden. Das war ihre Orientierung für spätere Gegen-Gaben, wie sich das seit langen Zeiten gehörte. Heute gibt es das nicht mehr..

***

Die Hessenstraße durchzieht unseren Kreis Limburg-Weilburg von Westen nach Osten.
Die Residenz Rheinfels-St.Goar und die hessische Niedergrafschaft Katzenelnbogen
verband sie mit der Landgrafschaft Hessen-Kassel.
Der Landgraf von Hessen ließ sie anlegen und vertraglich absichern -
die Rekruten zogen dort zu den Kasernen.
Aber auch Kaufmanns-Wagen zogen diese Straße entlang -
die aus niedrigem Grunde nie ausgebessert wurde und deshalb Schlagloch an Schlagloch aufwies:
Brach ein Rad, blieb das Fahrzeug liegen und liegengebliebene Fahrzeuge
gehörten automatisch dem Landesherrn..
Beschlagnahmt von den Soldaten, die allzeit bereit waren.
Es gab auch noch andere Kümmernisse:
Die Herren von Elkerhausen betätigten sich zuweilen als Wegelagerer,
die in voller Ritterrüstung mit ein paar Mannen wertvolle Gespanne überfielen
und in ihre Burg führten.
Wer sich wehrte, kam in den Turm.

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Diese alten Überlieferungen sollte man kennen, bevor man den heutigen Adel hofiert
und Sonderrechte zugesteht:
Es sollten endlich Präparationsleistungen von Kirche und Adel an die Nachkommen
der damaligen Bevölkerung bezahlt werden müssen - hier hat der Gesetzgeber eindeutig versagt:
Die Diebe und Unrechtverbreiter von einst vergingen sich bitter an der Bevölkerung.
Den Schinderhannes hat man gerichtet und umgebracht, den Grafen aber nicht,
der hunderte, ach was -tausende und abertausende von Soldaten auf dem Gewissen hatte.

***

So mancher Planwagen bekam nicht nur den Knüppel durch die Fuhrknechte
in die Speichen, wenn es hart bergab ging,-
schnell war die wertvolle Ladung weggeführt, die Besitzer hintenan gebunden wie Vieh.
Der geknebelte Kaufherr wurde in den hohen, dicken Eckturm geworfen.

"Überlahner" nannte man die Bewohner jenseits der Lahn,
so wie die Frankfurter sich "hipptebach"
(auf der rechtsmainischen Seite, die zum Taunus hin)
und "dripptebach" nannten, die in Sachsenhausen, "die nichts wert" waren, die Dienstboten,
dort, wo der gute Äppelwoi gemacht wird.

Aufsässige Unterthanen wurden von der durchlauchtisten
Gesetzlichkeit gottbefohlen verprügelt, durch Büttel versteht sich-
selbst werden sich die hohen Herren die Hände wohl kaum schmutzig gemacht haben.
Somit sie fürderhin jedwelche Widrigkeiten unterlassen,
wo doch nur die Willkür der Macht ihr Recht wollte, also nichts böses..

***

Laubmännchen und Ostergärtchen waren Brauchtümer
aus vorchristlicher Zeit, die der Mutter Erde huldigten.

Die Spinnstube war noch im ersten Weltkrieg Brauch.
Die Importe an Baumwolle waren erlahmt, so besann man sich auf den Flachs-
einer arbeitsintensiven Faser, die zeitraubend herzustellen war.
Aber von unübertroffener Qualität -
also wurden wieder Spinnräder und Webstühle in Betrieb gesetzt.
Die Schafwolle zu verarbeiten war der zweite Auftrag der Spinnstuben.
In Weilmünster soll es noch mehr als fünfhundert Schafe gegeben haben,
als die Dreifelderwirtschaft noch genügend Weideflächen bot.
Die spätere Umgestaltung der Landwirtschaft machte der Schafhaltung den Garaus.
Als die Zeit nach dem Krieg besser wurde,
waren die Mädchen mit Strümpfestricken und dem Anfertigen von Wollkleidern beschäftigt,
auch Kamisole mußten gestrickt werden, was mehr Zeit in Anspruch nahm, als das Spinnen.
( Oberteil, Weste Kamisol )

Das Milieu der Spinnstube war voll und ganz erhalten geblieben.
Meist Jahrgangsweise luden die Mädchen zur Spinnstube ein.
Ein Geburtstag war ein willkommener Anlaß.
Schon um 18Uhr begann das fröhliche Treiben.
Jedes suchte seinen Platz auf und begann sehr fleißig mit der Arbeit.
Bald erfüllte frohes Geplapper die Stube.
Nachdem die Ortsneuigkeiten erschöpft waren, erklang schon mehrstimmig gesungen, das erste Volkslied.
Die Lieder schienen sich nie zu erschöpfen.
Es kam aber auch vor, daß ein Märchen der Gebrüder Grimm vorgelesen oder nacherzählt wurde.
Gar schnell verging der Abend.
Nach neun Uhr durchzog Kaffeeduft das ganze Haus - als man diesen wieder kaufen konnte.
(Vermutlich gab es zwischenzeitlich Zichorien- oder Eichelkaffee)
Die Mutter der Haustochter kam und besah sich die geleisteten Arbeiten.
Und dann kamen die Buben.
Bis dahin hatte fast jeder zu tun mit den Vorbereitungen zur Stallfütterung für den anderen Morgen.
Sie hatten sich ohne Ausnahme prächtig herausgeputzt.
Schmale Tische wurden in die Stube getragen und dazu gestellt.
Die Mädchen deckten den Tisch.
Es war Ehrensache, das Beste an Kuchen und Gebäck zu bieten.
Aber schnell wurde das Kaffeetrinken beendet.
Man hatte Besseres zu tun.
Zuerst kamen die Pfänderspiele..
Ein Küsschen schmeckte immer noch besser, als das beste Gebäck.
Bald erklangen auch wieder Volkslieder.
Und dann mußten die Tische den Platz räumen - der Raum wurde zum Tanzen frei gemacht.
Immer fand sich einer, der die Ziehharmonika spielen konnte.
Reichte der Platz nicht aus, kamen auch die Stühle aus dem Raum.
Dann saßen die Mädchen in den Pausen auf dem Schoß der Buben,
was noch nicht einmal Protest hervorrief.
Das war alles ein frohes Spiel- viel zu kurz war der Abend, gar zu früh der Aufbruch:
Nicht länger als elf oder halb zwölf duldete der Hausherr das frohe Treiben.
Noch ein letztes Glas vom selbstgemachten Apfelwein und dann gute Nacht bis zum nächsten Abend.
Gewöhnlich fanden in der Woche zwei Spinnstuben statt- immer woanders.

***

In der Goldnen Bulle von 1356 wurde das Recht,
den deutschen König zu wählen, auf wenige Fürsten, die berühmten sieben Kurfürsten,
beschränkt- drei Kirchenfürsten und vier weltliche.

***

1848 las ein Pfarrer seiner Gemeinde jeden Sonntagmittag die Zeitung vor und erklärte den Inhalt.
So entstand später in der "Elendsmühle", dem späteren Utenhof ein Bürgerverein,
dem sich immer mehr Leute zugesellten-
was schließlich zur Frankfurter Nationalversammlung führte- der Loslösung von der Adelsherrschaft.

(Seltsam finde ich, daß man noch immer Adelstitel führen darf,
obwohl das König/Kaiserreich abgelöst worden ist -
das Führen feudaler Titel ist eigentlich der Demokratie unwürdig!)

Der Herzog von Nassau beschimpfte die Besucher als "Bauernführer, Radikale, Anarchisten und Kommunisten".
Desgleichen müßte man diese Herrscher als Despoten und Raubzeug und Schinder einstufen..

***

Zur Auflockerung mal wieder eine volksnahe Story:
350 Seelen hatte der junge Pfarrer zu betreuen,
der mit seinr Frau in das Backsteingebäude mit graublauem Schieferdach
und seinen weißen Fensterrahmen einzog.
Die Beiden liebten die Natur und die Kunst im Einklang mit dem ländlichen Leben
und seiner Bewohner, harmonisch, so wird berichtet.
Jeder im Ort war irgendwie verschwistert oder verschwägert
und jedes Menschenleben zog von der Wiege bis zum Grab in vollem Schein vorüber.
Es gab nicht die graue Anonymität eines Wohnblocks, so der Chronist,
oder Schicksals wie in der Großstadt.
Jeder Name, jedes Gesicht war bekannt und den Langenbachern,
die der Pfarrer getauft oder konfirmiert oder getraut hatte,
bewahrte er und seine Familie das vertraute "Du".
Sein Studierzimmer war die Zelle, von der seine Arbeit ausging,
der Schreibtisch lag vollgestapelt mit Geschriebenem und Gedrucktem.
Das feste, pergamentfarbene Konzeptpapier stach der kleinen Tochter als Malmaterial ins Auge,
und ein beliebtes Spiel war das mit den "amtlichen Sachen",
wie sie sich täglich anhäuften.
In einem gotischen Schrank standen die Kirchenbücher, ledergebunden,
in denen der Pfarrer jede Amtshandlung verzeichnete.
In einem anderen Gefach wurde das Abendmahlgerät aufbewahrt -
zwei Silberkelche, eine Zinnkanne für den Wein, Zinnteller, ein flacher Zinnlöffel,
und ein Gerät zum Ausstechen der Hostien aus dünnen Weißbrotschnitten,
dazu feingestickte Altardecken und Kelchtücher.
Nebenan lag sorglich gefaltet der schwarze Talar mit Samtbarett und weißem gestärkten Beffchen.
Der Schatten der Kirche, umgeben von den mächtigen Linden, fiel bis zum Haus.
Die Sakristei war schmal, eng und vergittert, ein steiles Treppchen führte von dort auf in die Kanzel.
Pfarrer Hummerich war ein gewaltiger Redner, seine Stimme ein tiefer, volltönender Baß.
Er sprach frei. Samstags sah man im im Garten,
in die Rauchwolke seiner Zigarre gehüllt, lange Zeit hin- und hergehen,
den Predigttext bedenkend und einwerfend.
Er konnte ihn wie ein Gewitter über den Häuptern seiner Gemeinde entladen.
Mit Christus, Paulus und Martin Luther stellte er jedesmal das Reich Gottes
neu und unwandelbar vor die Augen und die Herzen seiner Hörer.
Seinen Wahlspruch Römer III, 28, legte er ab wie ein erzenes Gelübde.

Was bedeutet Römer Kapitel 3 Vers 28? Paulus sagt es noch einmal: Jeder einzelne Mensch, der vor Gott gerechtfertigt ist, wird durch den Glauben an Jesus gerechtfertigt. Jesus tut das Werk, nicht wir: Denn wir behaupten, dass der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt wird, unabhängig von den Werken des Gesetzes (Vers 28). Das heißt , egal wie viele Gesetze wir befolgen, es wird nie ausreichen, uns vor Gott zu rechtfertigen .

Doch wenn er betete, sprach er leise.
Das Vaterunser und die Fürbitte um den Frieden Gottes brachten Sille nach dem Sturm.
Das Bibelwort in Luthers Sprache war kernig wie Bauernbrot.
Der Pfarrer bot es schon in der "Kinderlehre" sonntags nach dem Gottesdienst an;
es wuchs im Konfirmandenunterricht, zugleich in den Schulstunden,
wo der Geistliche den Katechismus auslegte,
während der Lehrer die Biblische Geschichte erklärte
und schließlich in der "Christenlehre", die erst zwei Jahre nach der Konfirmation endete.
(Den Katechismus "auslegen" bedeutet, daß auch diese
-zu der Bibel hinzugedichteten und bereits "ausgelegten" Verse- sehr flexibel sein müssen, auch nochmal "auslegbar",
wie alle unsere heutigen Gesetze!)
Nie handelte es sich um ein stures Auswendiglernen,
es vollzog sich vielmehr ein ständiges Aneignen von Teilen des "erhabensten Stoffes",
der für ein Leben lang taugte und den die alten Lippen
- es gibt noch heute Beispiele dafür - so sicher und lückenlos
aufzusagen wissen, wie einst als junge Menschen..

In den Jahren des ersten Weltkrieges, als der Lehrer eingezogen wurde,
war der Pfarrer besonders beschäftigt.
Er übernahm den gesamten Schulunterricht und seine Frau im Gottesdienst das Orgelspiel.
Pädagogisch begabt, gelang ihm bei lockerem Stundenplan,
in den Köpfen vor sich in jedem Fall das Wesentliche einzuprägen,
dabei etwas in Deutsch und Geschichte
heranzuholen oder Heimatkunde durch eigene Wandererfahrung zu beleben.
Er forderte viel, aber verschüchterte seine Kinder nicht.
Sein Humor half ihnen wie ihm selbst.
Da er jeden Familienhintergrund kannte, erleichtete ihm dies,
seine Schüler richtig einzuschätzen.
In den Jahren zwischen 1911 und 1919 bekleidete er auch das Amt des Kreisschulinspektors.
Die Volksschulen waren einst durch Theologen gegründet worden,
und sie bleiben in der Hauptsache bis nach 1918 unter geistlicher Aufsicht.
Für Pfarrer Hummerich, dem der südliche Teil des Kreises zufiel,
galt es die Winter hindurch, neunzehn Schulen zu inspizieren.
Da kam ihm zugute, daß er ein geübter Fußgänger war.
Kräftig gerüstet, mit hohen Stiefeln, festem Stock und Proviant in der Tasche,
verließ er Langenbach frühmorgens und legte im Laufe des Tages
neben kurzen Eisenbahnfahrten riesige Märsche zurück.
In den drei unteren Volksschulklassen waren Lesen,
Rechnen und das Abschreiben eines Textes zu prüfen;
im 4. bis 8. Schuljahr wurde besonderer Wert auf das Verfassen eines Aufsatzes gelegt.
In allen Stufen stand "Religion" im Vordergrund,
und mit dem Singen eines Chorals begann oder endete die Prüfung.
Auch der schriftliche Verkehr der Schulen mit dem Konsistorium in Wiesbaden
ging über des Pfarrers Tisch; "amtliche Sachen" also zur Genüge.
In größeren Abständen versammelten sich die Lehrer zu Konferenzen
bei ihm und hinterließen eine verqualmte Stube.
Damals klang der Name "Verdun" im Deutschen wie ein Seufzerlaut.
Die seelsorgerische Seite seines Amtes schien dieser Pfarrer
gelegentlich wie nebenbei wahrzunehmen - er ging spazieren, fast immer mit seinem Hund,
und er machte sich dabei ein Bild von seiner Gemeinde.
Er blieb in einem Hof stehen, besah sich die Früchte eines Ackers,
probierte einen Apfel, fragte nach einer Blume und ging im Krieg,
als die Männer fehlten, mit zum Heuwenden.
Er blickte an einem Fenster empor, als wollte er sich vergewissern,
ob hinter den Gardinen das Dasein sinnvoll verlief,
oder auch seine Frau da drin an einem Krankenbett sitze.
Er wirkte stämmig, nicht groß, hatte eine starke Nase
und einen schön gepflegten Schnurrbart.
Er konnte aufbrausen und zeigte doch heitere Güte, war ein guter Zuhörer,
lud sich Sorgen und Nöte auf, sowie er sie bemerkte.
Er war ganz und gar freigiebig - in seinem Trauerzug folgten am Ende
auch Bettler der Umgegend, denen er nie eine Gabe verweigert hatte..

Hier hat der Autor ganze Arbeit geleistet, das darf ich sagen.

Ob Pastor, Apotheker oder Doktor- die Kinder studierter Leute
oder den Herrschaften gefälliger Künstler
hatten es immer schon sehr viel leichter eine ähnlichen Weg wie der ihrer Eltern zu machen,
als Kinder nicht studierter Einkommensklassen oder Befehlsempfängern;
die einen resümierten, diskutierten, ruhten und kur-ten,
die einfachen Leute "standen müßig herum" oder "schwatzten",
wenn sie sich unterhielten.
Der Schultheiß suchte das sofort zu unterbinden,
damit noch mehr gearbeitet wurde und immer "genug" dabei für die Landesherren abfiel,
der verschwenderischen Lebensstil prasste und durch Eitelkeit und Streitlust Kriege anzettelte.
Die Kinder der besseren Leute wurden "in die Gesellschaft eingeführt",
die der Armen oder Handarbeitenden misteten den Stall aus
oder halfen auf dem Feld oder beim Schmied oder beim Leinenweber etc. -
sie taten das Nötige, das die Herren und die ihren aber nie gepackt oder geschafft hätten,
ohne das beargwöhnte Tun der "Geringen" wäre die feine Schicht glatt verhungert.
Das leuchtet aus den alten Bücher immer wieder durch, als wenn es rot unterstrichen wäre.
Das giftige Wort "bildungsferne Schichten" stammt wohl aus jener Zeit?
Das der "Schafe" ebenso wie "Humankapital", "Menschenmaterial", die der Geistliche "hütete"?

***

Ost-West-Straßen hatten nicht die hohe Bedeutung von Nord-Süd-Routen in der alten Zeit.
(Irgendwie ist das heute noch zu spüren, wo nach der Wi(e)dervereinigung
heute dringend Ost-West-Autobahnen fehlen, wäre da nicht immer noch
der alte Hintergedanke der schnellen Besetzung, mal von Westen, mal aus dem Osten, mal kamen die Spanier, dann die Franzosen, dann die Hunnen und die Römer, mal die Russen, erst die Türken, heute die Muslime aus zig Ländern - mal wurden die Besetzungen provoziert, mal nicht.)

***

Die Informationen aus den Zeiten des 30j. Krieges sind spärlich.
Es wird von einem großen Brand in Langenbach 1687 berichtet,
was der Pfarrer im alten Handbuch festgehalten hat:
"Anno 1687, den 9. May ist morgens zwischen sieben und acht Uhr
eine große Feuersbrunst entstanden,
da Tillmann Müller ein Feuer angestiftet und auf seiner
und seines Nachbarn Scheuer es ahngefangen zu brennen
und in kurtzer Zeit fünfundfünfzig Bäuwer zu asch verbrandt worden;
der Bösewicht ist darüber entlaufen und nicht wieder gekommen;
sodem Anno den 10. Juni hat es abermahl allhier angefangen zu brennen
in Hanns Hennrichs Schmaltz scheuer
und sind wiederumb sieben oder acht Bäue abgebrandt und ist nicht herausgekommen noch kundt worden
wie dieses feuer ahngestiftet ist worden."

Es wird angenommen, dass dadurch der ganze Ort niedergebrannt war und in Trümmern lag.
Die Not kann man sich leicht vorstellen -
weil noch keine Brandversicherung eingerichtet war -
so wurde vom Pfarrer Chun in einem Rundschreiben alle Orte und Städte
um das Unglück herum um Hilfe gebeten.
"Benevolo Lectori Salutem!
O Miserabilis conditio mendicatitis!
Si petit pudore confunditur:
Si non petit egestate corfurnitur- et ut mendicet regessitate compellitur.."
"O des Elenden Zustandts eines Armen Bettlers!
Bittet er, so wir er schamroth, bittet er nicht,
so wird er durch Mangel Verzehrt:
Und daß er betteln muß, dringet und Zwinget Ihn die äußerste noth."

Er schrieb weiter:
Nicht wenig wird es under so Vielem uhngemach den frommen Hiob sonderlich geschmertzet haben,
da der, obwohl des morgens sehr reich, des Abends Jedoch in äußerster Armuth war.
Recht schmertzlich wehe thut es noch einem Jeden, wenn er plötzlich umb seiner Habe kommt,
und in einem Tage zu einem armen Bettler werden muß.
Wie es Gott dem Herrn leicht ist, einen reichen arm machen et V:V: so trage sich leyder!
solcher Klägl. fälle zuweilen zu, daß durch einiges behende
uhnglück ein Vermögender in höchstes
uhnvermögen geräthet.
Auch kann balt ein Reicher Crösus ein armer Ivus werden;
Zwar wehe thuts, und macht schamroth, wann einer der lang anderen mitgetheilet,
Endlich selbst Zum bettler werden und warten muß,
was Ihm in seiner noth mitgetheilet wird, jedoch inutilis verecundia
egeno die noth zwinget machen, daß er sich nicht schämen darf.

Eine solch Klägl: noth hat leyder!
die Einwohner des Fleckens Langenbach,
als meine geliebte Zuhörer, in verflossenem Jahr hart betroffen,
da in einem von Gottlosen Bößewichten zum Zweytenmahl ohngelegten feuer,
innerhalb wenig Stunden sechzig Bäuwe (Der Bau, die Bäue) eingeäschert und hier der
gantze orth erbärmlich und wüste verstöret worden.
Viele sind so arm geworden, daß sie nichts mehr, weder was sie ahn ihnen Leibern
getragen, davongebracht.
Gleichwohl aber suchet nun ein Jeder
ihm wiederumb ein Hüttlein zu bauen, daß er sich mit den seinigen darinnen
aufhalten, und ehrlich, wie er vorhin auch gethan, wohnen mögen:
Ohnmöglich aber ists, solches aus ihren mitteln zu erschwingen,
darumb dann nöchster noth wegen gemäßiget werden,
den frommen Christen umb eine milde steuer in dieser ihrer noth anzusprechen.
Wenn dann der Liebe Gott nicht nur in seinem H:Worte haben will,
der dürftigen sich anzunehmen, sondern auch die Christliche Liebe uns lehret,
dem Nächsten in seinen nöthen beyzuspringen,
Und wie in allem, also auch in feuersnöthen zu fördern: -
Alß wird ein Jeder guthertziger Christ,
hoch und niedrig, wes standts er ist, nach seinem Belieben und Vermögen
solchen Brandbeschädigten unt einer steuer zu hülffe zu Kommen,
demütigst und dienstfreundlichst ohngeruffen,
welches er in diese Büchlein in neunundsiebzig Blättern bestehend
aufzuzeichnen sich belieben laßen wolle.
Der getreue Gott beehüte nicht nur alle und Jeden für dergleichen uhnglück und noth,
sondern auch ersetze mit seinem reichen Segen
einem Jeden die guthat, so wird er diesen Armen Brandbeschädigten Leuten beweyset.
Wie dann Sie auch die Einwohner zu Langenbach solches jederzeit umb einem Jeden
nach Vermögen zu erwidern sich anbieten
auch zugleich für alle ihre guth und Wohltäter
dem lieben Gott zu Tag und nacht ahnrufen werden, daß er sie mit reichem Segen
und Abwendung solch und Aller Anderer noth gnädig belegen und besegnen wolle.
GeGeben zu Langenbach den 18 ten Juny st.v. im Jahre 1688
Friedrich Martin Chun, Pfarrer zu Langenbach."

Der ganze Wortlaut war -meine ich- nötig,
damit man die Verzweiflung aus den Zeilen heraus spürt.

***

Unsere Gegend ist schon seit Urzeiten besiedelt-
wie schon des öfteren in diesen Zeilen betont-
1938 hat man das "Idol" von Dietenhausen gefunden -
in einem der zahlreichen Hügelgräber des siebenundsechzig Grabhügel zählenden Gräberfeldes.
Dabei handelt es sich um eine ca 7cm große Figur, wie ein Amulett,
aus bläulich weißem fremden Kalkstein, den es wohl in Mesopotamien,
in Viena bei Belgrad und in Asmar gibt.
"Wenn die Kunst des Mesolithikums, mittlere Steinzeit,
zwischen 10.000 und 4000 Jahre vor Christus, langsam den Weg zur Abstraktion einschlägt.."

***

Um die Mitte des letzten Jahrhunderts hallte noch der Klang der Schmiedehämmer stundenlang durch die Gassen,
es wurden Pferde beschlagen, Kühen Eisenplatten auf ihre Klauen genagelt,
Äxte, Beile, Sensen, Sicheln und Türbänder geschmiedet.
Schmiedemeister wußten Rat bei Tierkrankheiten,
man hielt den einen oder anderen Plausch, Kinder wurden von den funkensprühenden Hämmern,
der Arbeit der geschwärzten Männer mit der Lederschürze angelockt,
wenn das Eisen in den Wasserbottich kam, um zu härten -
heisa, wie das dampfte und zischte!
Am Handschleifstein wurden Arbeitsgeräte geschärft- ein Blasebalg aus Rind-
oder Ziegeleder war das Gebläse, das mittels Handstange oder
Fußhebel betrieben, das Feuer immer wieder heftig anfachte,
bis die Eisen rot, dann weißglühend wurden, um dann auf dem Amboß
mit wohl gezielten Schlägen in Form gebracht zu werden. Däng, däng- däng.. oder auch kling - däng däng.
Dieses "kling" ging als leichter Schlag mit dem Hammer auf den Amboss, dann zweimal auf das Werkstück.
Bei so manchem Nagelschmied hört man noch bis 1935 von einem Blasebalg,
der von einem Hund angetrieben wurde, der in einem Tretrad lief..

Ein Rauchfang über dem Schmiedefeuer ließ den Qualm durch den Schornstein abziehen-
wenn mit Hammer und Zange der Schmied sein Werk tat.
Zuweilen half sogar die Frau mit, wenn mehr Hände gebraucht wurden -
z.B. bei der Herstellung von Radreifen an der Biegemaschine.
Schmiede spezialisierten sich recht früh in Eisen- Kupfer - Silber- Huf- Nagel-
Sensen und Messerschmiede, daneben in Schlosser und Spengler.

So ein Nagelschmied verdiente zwischen 1-3 Mark netto am Tag.
Für eintausend Nägel erhielt man um die vorletzte Jahrhundertwende-
je nach Art- ob Huf- oder Schuhnägel und Gewicht 1,20 - 3,20 Mark.
Handgemacht, versteht sich!
Zur Herstellung eines Nagels waren ungefähr zweiundzwanzig Schläge
mit einem ein Pfund schweren Hammer auszuführen.

***

Sonne und Sterne schaut ihr nicht mehr,
ihr Toten.
Aber ihr lebt in unseren Herzen unvergessen.

***

Nach dem mittelalterlichen Nutzungsrecht, noch zu Zeiten der Dreifelderwirtschaft,
war genug Weideland vorhanden, das dann durch die intensivere Nutzung weitgehend wegfiel.
Später bildeten sich Genossenschaften, die mit Hilfe ihrer Schafe das Ödland
der Gemarkung von Hecken, Büschen und unerwünschten Sträuchern frei hielten.
Der gemietete Hirt mußte sich die Hütehunde nebst Ausstattung selbst besorgen,
gestellt wurde die zweirädrige Schäferhütte mit Bett,
Tisch und Wandregal als Schlafstätte, die von der Gemeinde
an die zu beweidende Fläche gezogen wurde.
Diese Schäfer waren und sind es auch heute noch - echte Naturburschen,
die sich in der Tierheilkunde, Pflanzenkunde, über Hexenbeschwörung bis zum Zahnziehen - auskannten.
Heute halten sie statt der Hexenbeschwörung lieber ein Schwätzchen,
die Zähne werden sie im Notfall nur noch bei den Schafen ziehen.
Des Schäfers Lohn ist karg, früher war er sogar abwechslungsreich,
weil es zur Entlohnung Naturallieferungen gab.
Im Winter wurden die Schafe in die Ställe der Dorfbewohner gebracht,
zu ihren Eigentümern.
Die eigenen Schafe des Schäfers- eine gewisse Anzahl stand ihm zu- wurden mit betreut.
Jeden Nachmittag führte der Schäfer seine Herde - auch im Winter- für einige Stunden ins Freie.
Zur Besoldung gehörte auch die freie Beköstigung, die er einige Wochen lang in Anspruch nahm.
Vom beginnenden Frühling bis in den Spätherbst waren Schafe und der Schäfer draußen, bei jedem Wetter.
An einem heißen Frühlingstag fand alljährlich die "Schafwäsche" statt.
Sie wurde vor der Schafschur im Teich vorgenommen- ein Freudentag für das ganze Dorf.
Die Männer standen in voller Kleidung im angestauten Wasser,
die Bäuerinnen und die Kinder schleppten die Schafe an das Wasser.
Das Fell wurde von den Männern kräftig geknetet und gewaschen-
pudelnaß und blökend krochen die gesäuberten Schafe aufs Trockene-
Nun begann die Schafschur, von der unser heutiger Schäfer sagt:
"Ich bin auch nicht mehr der Jüngste- mal sitze ich auf dem Hintern, mal das Schaf.."

(Heute sieht man nur noch sehr selten Hütehunde, denn die elektrischen Weidezäune sind allerorten im Einsatz)
Besondere Begebenheiten in den Dörfern wurden von den Lehrern in den Schulchroniken festgehalten-
sie waren die eigentlichen Ortschroniken, in denen Feste, Jubiläen,
Witterungen, Ernteergebnisse oder auch Kommentare zu politischen Dingen ihren Platz fanden.
Desgleichen Neuerungen, wie die Eisenbahnbauten, Brücken-Neubauten,
Wasserversorgung, elektrisches Licht, Kriege und vieles andere.

So wurde der Flecken Weilmünster 1914-1918 noch mit Petroleumlampen,
Öl-Standlichter oder Stall-Laternen erleuchtet..
Vom Rohnstätter Bahnhofs-Erdtank belieferte der Pferdewagen die Krämer
oder Kolonial-Läden mit stark riechendem Erdöl, schimmerten die matt
leuchtenden Petroleum- Öl- und Kerzenlichter durch Gassen und Stuben.
Am Kriegsende 1917/18 blieb die Versorgung mit dem Brennstoff immer öfter aus.
So eroberten Karbit-Lampen, die sogenannten "Hindenburg-Lichter" die damalige Häuslichkeit.
Mancher hat sich mit offen stehenden Ofen- oder Herd-Türchen beholfen,
die ein rötlichen Schein ins Zimmer warfen.
Die größeren Kinder mußten sich um die Karbitlampen kümmern,
diese täglich mit einem Draht reinigen, damit der Austrittskanal frei war.
Vereinzelt gab es Stearinkerzen in flachen Büchsen gegossen.
1919-20 kam langsam die Straßenbeleuchtung mit Strom auf,
die vom Wasserrad und Generator der Futterschrot-Mühle betrieben wurde.

***

Schon die Römer schätzten gutes Wasser und leiteten es von weit her zum "Verbraucher":
Nachdem Wasserprüfer das Quellwasser für gut befunden haben,
wurde die Wasserleitung genehmigt und dabei recht großartige Bauwerke
geschaffen, die z.T. heute noch zu sehen sind.
So brachte eine 80km lange Wasserleitung aus der Eifel das Wasser zur römischen Niederlassung
"Colonia Agrippinensis", also nach Köln.
(Diese Bezeichnung hat nichts geheimnisvolles,
sondern bedeutet die Kolonie des Agrippa,
dem damaligen röm. Kaiser.
https://www.koe ln-lese.de/index.php?article_id=176 Agrippa heißt auch fußkrank..)
***

Ein Schicksal: 1809, am 29. Dez. verunglückte in einer sternenklaren Nacht ein Müller,
der von Weilmünster nach Lützendorf unterwegs war.
Er stürzte auf dem vereisten Weg und brach sich ein Bein und erfror.
Sein Sohn ertrank im Rhein, sein Enkel Johann ist am Heiligabend 1872 am Ernsthäuser Wehr ertrunken.

***

Die Waldschmiede zogen den Köhlern nach und verhütteten direkt vor Ort
die unter der Erdoberfläche in großen Mengen lagernden Raseneisensteine.
Nach und nach verknappte sich das Holz, selbst wenn es von weiter her angefahren wurde-
so stieg man auf Kohle um,
die von den neuen Hochöfen besser verwendet werden konnten,
die sehr viel genauer arbeiten und größere Mengen lieferten.
Weg vom Waldschmied, hin zu kaufmännisch geführten Betrieben, was eine neue Berufsgruppe brachte:
Angestellte.
1590 kann man bereits von Rüstungsindustrie sprechen, die viele Aufträge bekam,
- aber auch andere nötige Eisenwaren wurden in Mengen gebraucht.
Die Abgaben flossen reichlich, was auch nötig war:
Das Weilburger Schloß muß damals die Finanzen arg zerrüttet haben.
Feste feiern wie sie fallen - notfalls kann man ja die Steuern erhöhen..
..oder wie 2021 das Parlament auf 1000 Personen erhöhen für das kleine Deutschland,
obwohl bereits das vorgesetzte EU Parlaments-Monstrum bezahlt werden muß mit seinen ganzen Spitzenverdienern.

***

1634-35 wird das Weiltal durch die geschlagenen schwedischen Truppen schwer heimgesucht:
Die Audenschmiede wurde zerstört, die Kohlenvorräte geplündert -
sogar das Leder der Blasebälge war begehrt bei den Soldaten.
Plünderungen, Brandschatzungen lösten sich ab,
so daß sich die Bevölkerung in den Wälder verstecken mußte.
Der Verfall der Sitten ließ nicht lange auf sich warten.

***

Nach dem 2.Weltkrieg schreibt die Chronik folgende Statistik,
die anhand des Lohnes einer ausgebildeten Krankenschwester
die Lohnentwicklung in den Folgejahren zeigt:
1949 bekam sie 173 DM, 1950 213DM, 1951 239DM, 1956 376DM, 1960 511DM, 1961 526DM,
1962 647DM, 1963 677DM, 1964 832DM, 1965 919DM, 1966 956DM, 1968 1109DM,
1970 1172DM, 1971 1548DM, 1972 1756DM - heute -2021- geht der Preis über 2900 Euro,
weil "Krankenschwester" Mangelberuf ist.
(Man hat wohl "vergessen" genügend Nachrücker als KrankenpflegerInnen auszubilden,
den Chefs macht das gar nichts, die vergaben sich drastisch mehr, sogar "Boni";
na ja, die Krankenkassen zahlen bekanntlich alles)

Bereits 1217 wurde die Kirche von Weilmünster erwähnt, sie war ein urkundlich wichtiger Mittelpunkt.
Sie ist wohl im 8./9. Jhd entstanden und war ein Monasterium, wo Priester nach Mönchsart lebten.
Sicher war das wohl der Entstehungsgrund des späteren Fleckens Weilmünster. (Die Weil, der kleine Fluß und das Münster)
Aus den Holzkirchen der Gründer wurden nach und nach Steinkirchenanlagen gebaut,
oft als Wehrkirchen, die auch der Bevölkerung Schutz gegen Übergriffe
plündernder Soldaten und anderer Horden gab.
"Ex oriente Lux"- aus dem Osten kommt das Licht, so wurde die Lebensart übergestülpt,
die das Christentum vorgab.

1547 kam die "Hexenbulle" heraus- und man verfiel dem Wahn der damaligen Zeit, daß Personen,
die irgendwie irre oder ihren Menschen geistig überlegen waren,
nur vom "Teufel besessen sein konnten".
Die Kirche heizte das noch an- klar, sonst hätte der Teufel schließlich auch keinen Sinn gehabt-
so, wie man dummen kleinen Kindern damals Angst vor dem "Butzemann" machte,
damit sie nicht in den Keller oder auf den Speicher gingen..

So wurde die Else aus Mit (Möttau) wegen ihrer "teuflichen Wahrsagerei" angeklagt.
(Die heutigen Wettervorhersager hätten damals wohl das Gleiche zu befürchten gehabt - oder?)
Die Pfarrer aus den umliegenden Orten hatten diese Beschwerde eingereicht.
So erging der Erlaß, daß sich, unter Androhnung deftiger Strafen,
kein Unterthan zu obengenannter Person begeben durften.
(Die Pfarrer fürchteten wohl die Konkurrenz und trachteten deshalb nach deren Ausschaltung)
Die Schultheißen hatten danach sorgsam auf diese Else zu achten.
Der Pfarrer aus Herborn brachte zur Anzeige, daß "Else von Mit" keinen Glauben hätte,
sie gegen das gräfliche Verbot weiterhin verfehlen würde
und weiter in ihrem gottlosen Fürnehmen fortfahre..
Die Else war wohl eine kluge und redegewandte Frau,
geistig vielen ihrer Mitmenschen ganz offensichtlich überlegen-
sicher hat sich auch eine Reihe einflußreicher Gönner gefunden,
sonst hätte sie sicher nicht überlebt.

Am 18.Juli 1661 wurde ein fast achtjähriges Mädchen begraben,
das im Hof ihres Elternhauses "von einem Wolf zu Tode gebissen" wurde.

***

Der Verfasser der Buches "Ellar" von 1967, einer Chronik des Ortes meinte sehr richtig:
"Die Aufgabe dieses Buches möge sein, die Liebe zur Heimat zu wecken und zu pflegen".
Zwanzig Jahre hat er mit den Vorbereitungen zu diesem Werk gebraucht,
die große Aufgeschlossenheit der Westerwälder Bevölkerung half ihm dabei.

(Somit ist meine Arbeit durchaus relativiert - fertig wird so was wie Geschichte wohl nie.)
Ein paar Abkürzungen, die eine Lektüre alter Bücher erleichtern können:
+ Wüstungen, ausgegangene Orte oder ausgestorbener Name
ahd althochdeutsch
mhd mittelhochdeutsch
nhd neuhochdeutsch
lat. lateinisch
Mlt. Malter
Mst. Meste(n)
Sst. Sester
Vt. Viertel
Sm. Simmer
Fd. Fuder
ha. Hektar
fl. Gulden, Florin, zuerst in Florenz gemacht.
alb. Albus, Weißpfennig, Silbermünze - 1774 war 1 alb 8 Pf oder 1/24 fl.
pm. Petermännchen, Albus aus Trier mit dem Bild des hl. Petrus, Wert wie ein alb.
ggl. Goldgulden.
Rgl. Rädergulden, Silbergulden d. vier rhein. Kurfürsten, mit radähnl. Kranz versehen, Wert wie ein fl.
Rtl. Reichtaler -von 1556 bis Anfang 19.Jhd., später preuß. Taler bis 1907 3Mark.
MK. Mark 11-14. Jhd. 1 Pfund gleich 32 Lot Silber gleich 2 Mark.
1Mark gleich 1/2 Pfd Silber gleich 10 Schilling, Solidus oder 120 Denare (Pfennig)
Dk. Dukat - 1Dk gleich 5fl
Pfg. Pfennig, Silbermünze, später Kupfer gleich 2 h.
h = Heller erst Silber, dann Kupfermünze - Wert zwischen 1/2 und 3/4 Pfg.
Rh. Räderheller
Kst. Kopfstück oder Koppstück, Silbermünze mit dem Kopfbild des Münzherrn, Wert 20 Kreuzer oder 1/3 fl.
Kr. Kreuzer, Silbermünze mit Kreuz, seit dem 18.Jhd aus Kupfer bis 1871 im Verkehr. Wert 1/80 fl.
tn. turnose, Silbermünze 13-16Jhd. Wert 1/18 fl.
Sgr Silbergroschen.

Ein Fuder Korn - 2 Malter - 24 Mesten.
Ein Fuder Hafer - 3 Malter - 36 Mesten.
Ein Fuder Gerste - 2 1/2 Malter - 30 Mesten.
Ein Fuder Erbsen - 1 Malter - 12 Mesten.
Es gab in Ellar zwei Malter: Den Dillenburger mit 16 Mesten und den Diezer mit 12 Mesten.
Das Maltergewicht betrug bei Weizen ca 160kg, bei Roggen 150kg, bei Gerste 130kg,
bei Hafer 100kg. (unterschiedl. Massengewichte, Hafer ist eben leichter bei gleichem Volumen)

1 Maß ist zwei Liter oder 4 Schoppen a 1/2ltr oder 16 Viertelchen.
4 Maß Wein waren ein Viertel (Vertell - Viertel zu Viertelchen)
24 Viertel waren ein Ohm
6 Ohm ein Fuder Wein.
1 Ohm (groß) = 20 Viertel = 80 Maß (alt) = 90 Maß (neu) = 320 Schoppen · 1 Ohm (klein) = 12 Viertel. (wiki)
Auch Stroh wurde nach Fuder berechnet: 1 Fuder gleich 60 Garben (Bündel Stroh.

1 Sadel waren 25 Ruten oder 1/4 Morgen. (Im Jahr 1782)
Ein Morgen war die Fläche eines Landes, das man an einem Morgen ackern konnte.
Der Morgen bestand im Jahr 1700 aus 160 Ruten, später aus 100 (vermutlich deshalb,
weil die Bearbeitungsmethoden schneller wurden)
1 Sadel (Saatteil) war ein Viertel des Morgens oder 40 Quadraturen groß.
1 Rute war 16 Schuh im Geviert oder 23,04 qm.
Dritthalber Morgen = 3 1/2 Morgen.

1 Rute gleich 16 Schuh oder 4,8mtr lang, 1 Schuh gleich 12 Zoll oder 30cm, 1 Zoll ist 2,5cm.
1 Elle gleich 24 Zoll oder 60cm lang.
1 Pfund gleich 32 Lot, 1 Lot gleich 4 Quentchen (Keitche, platt, ein wenig) gleich 16gr.

Beständer = Pächter, Eidam = Schwiegersohn, Nachbar = Vollbauer,
Gemeindsmann = mit Pferden bespannt, voll dienstpflichtig,
Heppenbauer = nicht gespannfähig, also keine Pferde, also handdienstpflichtig.
allodial = erb-eigen, zinsfrei. (stipulatio, lat) vertägliche Klausel oder Abmachung.

Mit gemischten Gefühlen kam Apotheker Loew (1879-1962) nach Ellar, 1944 ausgebombt aus Frankfurt Main:
"Von welcher Seite man sich auch dem Dorfe nähern mag, überall hat
man einen herrlichen Blick auf den trutzigen Bergkegel
mit seiner Burgruine auf die stolz wirkende St. Maximinuskirche auf der Höhe.
Die Reste der Befestigungen sind auch heute noch bis tief herunter
in die engen Gassen des Dorfes zu erkennen
und geben dem Ort ein fast mittelalterliches Gepräge,
das noch durch einzelne schöne Fachwerkhäuser verstärkt wird.
Der größte Teil des Dorfes Ellar zieht sich heute durch eine liebliche Talsenke
des Lasterbaches bis hinauf in den Wald.
Kein Wunder, daß es immer mehr von Reisenden und Sommerfrischlern besucht wird,
bietet es nicht nur reine Luft und Ruhe inmitten von saftigen Wiesen,
von Feldern und Wäldern, sondern auch herrliche Spazierwege
in die nähere und weitere Umgebung, die besonders dem Naturfreund viel Interessantes und Schönes zeigen.
Flora und Fauna sind hier gleichermaßen interessant und veranlassen immer wieder zum Schauen.
In den letzten Jahren konnte ich hier noch feststellen:
Roten und Gelben Fingerhut, Weißwurz -Maililie und
Vieblütigen Weißwurz- Bärlauch, Schildfarn, Hirschzunge, Wollfarn,
Frauenträne, Sumpfwurz, Frauenschuh und viele andere schöne Orchideen,
Lungenkraut, Schaumkraut, Waldanemonen.
Ganz besonders schön zeigen sich in den nahen Wäldern ganze Gruppen von Tollkirschen
und an einigen abgeholzten Waldhängen
weithin leuchtende Verbascum-Arten - Königskerzen.
Erwähnen möchte ich auch noch den großen Reichtum an Pilzen aller Art.
Die Vogelwelt ist durch eine reiche Anzahl von Singvögeln,
darunter auch die deutsche Nachtigall vertreten, durch zahlreich
vorhanden Hecken und Gebüsche, die sehr zur Vermehrung der gefiederten Sänger beitragen.
Raubvögel sind nur vereinzelt zu bemerken und neben dem öfter auftauchenden Sperber
und Habicht nur als Durchzügler anzusehen.
Hier und da tauchen auch noch der schön gezeichnete Pirol oder Pfingstvogel und die Gabelweihe auf.
In der Wildbahn kann der Wanderer bei einigem Glück Rehe, Hasen,
Füchse und Fasane beobachten und zwar in gar nicht weiter Entfernung vom Dorf,
während Wildschwein und Dachs schon seltener geworden sind.
(2017-2019 haben sich die Wildschweine sehr vermehrt,
2020-2021 sind die meisten plötzlich weg;
vermutlich haben wir zu viele Jagdpächter!)
In den feuchten Wiesengrund an den Waldrändern findet man öfter die
unschuldige Blindschleiche und nütziche Ringelnatterarten,
die leider zu Unrecht als gefährlich verfolgt werden.
Die giftige Kreuzotter konnte ich bei Ellar nicht feststellen.
Wer je einmal das historisch so reiche Dörfchen Ellar in seiner Obstblüte
oder zur Zeit der blühenden Wiesen gesehen hat,
wird sich dankbar an diese Naturschönheiten erinnern."

Das tun wir auch in Gedenken an Dich, den Verfasser dieser Zeilen..

***

Die Ortsnamens-Forschung kann neben den Bodenfunden einige Dinge ausgraben lassen:
In diesem Ort ist wohl erst seit der fränkischen Zeit nennenswertes entstanden,
von den alten Hütten und Zustände
war eher das typische Schweigen von Menschen und Siedlungen zu spüren,
deren Menschen nichts schriftliches hinterlassen haben..
Ca. 400 n.Chr. haben wir in den Vier Centen des Gebiets mehrere Orte.
Ortsnamen sind Stellenbezeichnungen ohne nähere Beziehung zum Eigentum der Leute:
-apa, -affa "Fuß" oder Wasser.
-aha "Bach", Wasser - aus "Alleraha" wurde Ellar.
Aus indogermanisch pelos "zum Sumpf gehörig" Lahr, -mar "Sumpf". (lat. palus, paludis)
Diese Stellenbezeichnungen oder Lagebezeichnungen sind älter
als die Siedlungen und gehen also in die Steinzeit zurück.
Aus den Ubiern oder Usipetern, aus der Matronenzeit könnte man die "-ingen" - Namen erklären.
Diese Matronen, Mahalinehae, Gerichtsgöttinnen der Ubier
in Verbindung mit deren Gerichts- und Kult- und Thingstätten am Heidenhäuschen / Rommelsberg
Fussingen liest man von Matronen, Vesuninahae. 500 n.Chr.,
zur Völkerwanderungszeit kamen Ortsnamen, die den Besitz kennzeichneten:
-ing, -ingen, -heim, -hofen (Holzmenningen, Dorchheim, Mittelhofen)

Nun beginnt der vom Staat oder von den geistlichen oder weltlichen Grundherren
geleitete Ausbau des Siedlungsgebietes durch Rodungen der Wälder.
(500-1300) In der Merowingisch-Karolingischen Rodungsperiode (500-900)
gehen die Orte auf -dorf -hausen -bach -au(e):
Dorndorf, Hausen, Waldmannshausen, Waldernbach, Mühlbach, Wehnaue, Winnen.
In der Zeit der Großen Rodungsperiode (900-1300) wurden Waldgebiete
planmäßig kolonisiert- und folgende Endungen entstanden:
-rod -roth -reute (Wiesenroth, Oberrod, Wenigen-Reynderroytchen oder Reinderrode, Ronderode.

Ende des Mittelalters gab kaum noch Land, das man urbar und zur Anlage
neuer Dörfer hätte nutzen können, weil auch an die Felder
gedacht werden mußte, um die Menschen zu ernähren..
Manche Orte versanken wieder oder wurden verlassen,
weil eben doch nicht alle gerodeten Flächen fruchtbar waren.
Desgleichen war in Auensiedlungen, die oft überschwemmt wurden,
festzustellen - in jüngerer Vergangenheit hat man auch hier gebaut und
alle paar Jahre Überflutungsschäden an den Häusern.
(Aus kleinen Bächen können sehr schnell reißende Wasser werden)
Allerdings waren auch Krieg, Seuchen und das Schutzbedürfnis
der Grund zur Abwanderung in Orte der Umgebung.
In der Gemarkung Ellars waren das rund ein dutzend Siedlungen, die wüst gingen.

Man liest von Sumpfnamen "-lar" z.B. Wetzlar, aber auch Fahler,
Faller, Fahlebruch, Flas, Blas, Las, Los, Lahr -wie in anderen Senken- nicht uninteressant oder?

***

Die Durchgängigkeit der vokalisch anlautenden Formen durch das Keltische
hindurch deuten auf ein sehr altes und langes Nebeneinander von Germanen und Kelten hin.

Nach dem Sieg über die Alemannen nahmen 496 die Franken das gute Ackerland weg,
ließ ihnen das weniger gute und zwang sie zu jährlichen Abgaben und Diensten.
Diese Franken erlaubten sich die Freiheiten das Thing zu übernehmen-
bald entwickelte sich bei den gewählten Führern der Adel und das Königtum!

Das Lehnwesen und die zugehörigen soziologische Strukturen entstanden,
die wohl mit dem Kasten-Wesen zu vergleichen waren.

Die neuen Feudalen oder Adligen waren zwischen dem Throne und ihrem früheren Volk angesiedelt.
Die Freien trieben Ackerbau und Gewerbe.
Die Unfreien warem ohne Grundbesitz, durfen an der Volksversammlung nicht teilnehmen,
sie selbst gehörten faktisch ihren Herren..
Die Unfreien waren ihrerseits in drei Klassen eingeteilt:
1. Zinspflichtige, 2. Hörigen oder "Liden" mit Frondiensten, 3. Leibeigene im strengeren Sinne.

Als in der vorfränkischen Zeit die Bewohner von der Jagd zum Ackerbau übergingen,
rodeten sie ein Stück Wald und umschlossen
das Gewann zum Schutz gegen wilde Tiere mit einem Graben und Zaun.
Dieser sogenannte "Bifang" war die Grenze des Eigentums.
So entstand der Ackerbau und Eigentum an Grund und Boden.

Aus den Bifängen wurden bei den Franken die Mansen und Huben.
Von den Mansen leiteten sich die Rechte auf die Volksgemeinde ab -
zum Mansus gehörte 30 Morgen Land, die man als Hube bezeichnete.

Nach und nach entstanden mehrere Mansen nebeneinander,
die nach Größe eine besondere Unabhängigkeit genoß.
Das Schutzbedürfnis und der Geselligkeitstrieb ließ Dörfer entstehen,
die in den ältesten Urkunden als "villae" bezeichnet wurden.
In der Ortschronik als "Weiler" übersetzt, tendiere ich eher zu der Bezeichnung Hofgut, Landgut,
was aus der direkten lat. Übersetzung besser paßt.

In Marken erweiterten sich die ersten Ansiedlungen, die Stammhütte gab der Mark den Namen.

Alle Freien, die in der Mark wohnten, hatten Anteil am gemeinsamen, ungeteilten Boden.
Die Gemeinden waren eher einer gemeinschaftliche Bürgerschaft.
Aus Mansen entwickelten sich die Dörfer.
Die gemeinsame Mark nannte man Allmende.

Eine oder mehrere Markgemeinden bildeten einen Bezirk von 100 Mansen
oder Feuerstätten- sogenannte Centen, Hundertschaften.
Eine für die Rechtsprechung brauchbare Größe- die von den Centgerichten,
den Untergerichten behandelt wurden- diese waren mit den späteren Kirchspielen identisch.

Die Franken und Alemannen hatten eine Gau-Einteilung.
Aus welchen sich dann landesherrliche Rechte und Fürstentümer entwickelten.
Erst um das Jahr 1000 gingen diese langsam unter.
Aus Gaugrafen als kaiserliche Beamte wurden Landesherren, deren Amt in der Familie erblich wurde!

An die Stelle der aufgelösten freien Volksgemeinden traten Landesherrschaften,
Grafschaften, Herzogtümer und Bistümer.
Deren Vertreter erschienen als Reichsstände auf den vom Kaiser gehaltenen Reichstagen.

Nun ist das fehlende Glied der Entstehung oder des Ursprungs vom Adel schlechthin klar geworden.
So folgte dann die Sucht nach Vergrößerung des Einflusses, teils im Streit,
teils durch Heiraten, Schenkungen, aber auch Pfändungen -
Im Jahre 1323 war der Verwalter der Burggraf, später hieß man diesen "Amtmann",
der den Oberbefehl im Namen und Auftrag des Herrn hatte.

Die Besoldung des Amtsverwalters im Jahre 1791 war:
Fester Sold 600 fl jährlich, die Markt- und sonstigen Gebühren des Gemeinwesens,
sowie die Gerichtsschreibergebühren.
Freie Wohnung nebst zugehörigen Gärten;
10 Klafter gänzlich freies Brandholz
Freie Fourrage für ein Pferd (20 Malter Hafer, 40 Zentner Heu
und 3 Fuder Stroh jährlich) oder die Nutzung einer Wiese, die pro Jahr 40 Zentner Heu einbringt..
Schreibmaterialien mußte der Amtsverwalter aus eigener Tasche bezahlen.
Er wollte diese vom Fürstlichen Amt diese Aufwendungen zurück erstattet bekommen,
was umgehend abgelehnt wurde.
"Da kein Beamter freye Schreibmaterialien zu genießen hat und also auch der Betrag
für das an das Fürstliche Amt zu Ellar gelieferte Dintenfaß ad 1 fl. 15 alb.
aus der herrschaftlichen Kasse nicht bezahlt werden kann,
vielmehr derselbe solches ex propriori zu bezahlen verbunden ist,
wird gedachtes Amt mit der Rücksendung der Rechnung beehrt"

***

Anmerkung: Ich bin Fördermitglied bei Wikipedia und spende auch schon mal extra 10 Euro, wenn die Korrekturlesungen sind und "nachgeschlagen" werden muß: Wir wollen uns und unseren Kindern und Enkeln ein werbefreies Online-Lexikon erhalten! (aktiv beteilige ich mich nicht an der Enzyklopädie, weil meine Seiten mehr als genug Arbeit machen)

***

Im 14.Jhd unter Kaiser Karl IV. kam eine Flut von Stadtgründungen,
wo kleinere Landorte oder größe Flecken zu Städten ernannt wurden.
Noch bis ins 15.Jhd. gleichen die Städte noch Dörfern..
steinerne Häuser und steinerne Pflaster gab es nicht überall,
mitten in der Stadt standen Eichen und Linden,
die Kühe trabten in die Ställe, Schweine über die schmutzigen Straßen..
Neben wenigen Steinhäusern standen Hütten aus Lehm und Stroh.

Der Grund für die Stadt-Machung war naheliegend:
Die nun städtischen Bürger mußten für die Verteidigung sorgen,
was zuverlässiger war, als die adeligen Vasallen zum Schutz der Burg und Stadt.
Zumindest zahlten die Bürger nun kein Besthaupt und keine Lehen mehr,
waren nicht mehr in Leibeigenschaft.
Der Regent konnte sich einer besseren Landesverteidigung sicher sein.

Im Jahr 1374 wurde Ellar von zwei Limburger Rittern in Brand gesteckt -
vermutlich war es die Konkurrenz von Stadt und Märkten?
Später ist so manche kleine Stadt wieder zum Dorf zurück gefallen,
weil die ungünstigen Rahmenbedingungen keine andere Wahl gelassen haben-
wenig Umsatz bedeutet wenig Geld für die Stadtverteidigung.
Der Ellarer Markt ist vor 1830 ausgegangen, man überlieferte,
daß er nach Stein-Neukirch auf den hohen Westerwald verlegt worden sei,
um Schlägereien zu vermeiden.
(Ohne schriftl. Zeugnis) In Steinkirch wurde der Jahrmarkt 1830 verzeichnet.
Mögen die Sagen sich auch zuweilen verändern, so verdeutlichen sie doch,
daß die Hilflosigkeit der Landbevölkerung,
besonders der verachteten Bauern, dem Hochmut der städtischen
und wohl auch reichen Bürgern der Willkür nicht entgegenzusetzen hatte.
Kein Wunder, daß die Verteidigung der Stadt, die um die Burg herum angesiedelt war,
zu viel für die einfachen Leute gewesen sein muß.
Die Zügellosigkeit und Raublust des degenerierten Adels forcierte die Unsicherheit jener Zeit.

Heimtückige Überfälle, Fehden und sonstige Not- von Mißernten
ganz zu schweigen- ein Amtmann oder Edelmann raubte dies, der andere das.
So plünderten Katzenelnbogener Amtleute aus Ellar mit ihren Knechten die Stadt Elz - einfach so.
Diese Begegnungen könnte ich seitenweise aufführen, man findet sie in jedem der alten Bücher.

Der Schwarze Tod trieb sein Unwesen, gegen das man kein Mittel kannte, bis ins 18.Jhd. hinein.
So sah man darin "Gottes Strafe für ungeziembtes Leben".
So mancher Ort ist damals ganz ausgestorben.
So mancher Ort wurde einfach abgeriegelt, damit nicht noch mehr Leute angesteckt wurden.

***

Der alte Wagen, eine Fabel.
Ein alter Bauernwagen, der arg ramponiert und marode war,
der just viele Umbauten erleben mußte, war beileibe kein "Scheunenfund",
dafür war er zu groß und stand mitten auf dem Platz.
Seine Besatzung fütterte notdürftig die dazu gehörigen vier Pferde
- zwei Zirkuspferde mit Kavallerievergangenheit und zwei Kaltblüter.
Da kamen Götter, die immerfort über "die Menschen" sprachen und sich der Sache annahmen.
Aus den Rahmenteilen ersann der Wagner die Bauart, Hersteller
und Fabriknummer und baute damit diesen "wieder auf",
den Wagen, der so viele Umbauten hat erleben müssen:
Erst war er Heuwagen, dann Rübenwagen, später Baustoffwagen,
Kirmeskarre- und ab und an auch mal eine Kanonenlafette,
wo er seine letzte Fahrt hatte und zusammenbrach..
Durch des Wagners Kunst ward er wieder ganz der Alte, frisches Holz und neue Bremsen,
neues Eisen auf den Speichenrädern und Zuggeschirr für die vier Pferde war auch dabei.
Aber die Götter wollten vorne zwei und hinten zwei Pferde anspannen- warum auch immer.
(Vermutlich hatten sie irgendwas studiert und wußten alles besser)
Die alte Besatzung wurde geholt und auf die neuen Herren gefirmt.
Die erste Fahrt war toll, die Pferde waren geputzt und wurden wieder froh,
jedermann hatte gute Laune und so nahm der Wagen wieder Fahrt auf.
An Aufträgen mangelte es wohl nicht, so wurde der Wagen immer voller beladen,
die faulen Pferde trabten in Ruhe
(bei denen war antreiben sowieso sinnlos) und die fleißigen wurden gepeitscht.
(damit sie den Faulen ein Beispiel sein sollten)
Als dann die "Nachfrage einbrach", weniger zu transportieren war,
wurden je ein fleißiges und ein faules Pferd beim Metzger abgegeben
um von dem Erlös die Besatzung zu bezahlen.
Nun war vorne das faule und hinten das fleißige Pferd angeschirrt,
auf dem Kutschbock hockte der Kutscher und sein Helfer und sein Freund,
hinten auf dem Wagen ruhten die "arbeitslosen" Besatzungsmitglieder und deren Interessensvertreter,
die Spruchbänder häkelten und dicke Wälzer lasen.
Immer mehr Vagabunden kamen unterwegs dazu- die zwar weder die Besatzung
noch deren Wagen noch dessen Eigentümer mochten-
es gab aber Essen und gut zu trinken.
Der Wagen fuhr auf den großen Marktplatz,
wo ebensolche Wagen und deren Besatzungen aus anderen Gegenden standen, denen es ähnlich erging.
Sofort wurden Gremien und Ausschüsse gebildet, die nach langer Zeit der teueren Beratung beschlossen:
Wir geben uns gegenseitig Aufträge und reparieren die Wagen mit Hilfe von geliehenem Geld,
kaufen davon neue Pferde,
die schneller ziehen und geben die alten Tiere zum Metzger,
und der macht davon leckere Lasagne, damit alle satt davon wurden..
Die Bank kollabierte nicht etwa, weil nur wenig zurückgezahlt werden konnte- nein,
sie spaltete sich in eine "Bad-Bank", deren Tür zugenagelt wurde und eine gute Bank,
die hochbezahlte Posten bot, woran sich die Götter gütlich taten.
Wenn eine Bank sich übernahm, wurde sie vom Staat gerettet, weil sie als "systemisch" galt.
.. und wenn sie nicht gestorben sind, dann mauscheln sie noch heute!

Wer Parallelen zum ausufernden Flugbetrieb und dauernden Kriegen und Fehden zum Umweltschutzgedanken, zur Prunksucht der Herrscher und dem Leben der "hartzer" sieht, ist ein Schelm.

***

Immer wieder ein schönes Thema ist das des "Gesundbetens",
das wohl auf vorchristliche Beschwörungsformeln zurück,
mit denen man böse Geister und Dämonen und Ursachen von Krankheiten vertreiben wollte.
Die uralten Germanischen Heilsagen wurden später verchristlicht,
die drei göttlichen Personen, drei Kreuzzeichen und Heilige kamen dabei ständig vor.

Der Schäfer Hans von Elsoff sprach den Segen für Schweine:
(Kein Witz, schließlich wird derart heute noch von Pfarrern "gesegnet":
Fahrzeuge aller Art und sogar Soldaten.)

"nun walts Gott und das lieb Heylig Creutz, S.Lorein und S. Getrein
hüten ihr Schwein vor Irrem Waldt,
da kam Herr Jesus gegangen und sprach: Hütet ihr hie die Schweine? -
Ja, sie krencken unß, S. lorein und S. getrein,
Nimbst das Winterkorn, gehst den Schwein vor die Gerst,
vor die breun, vor die Rangh, vor den Zwang, vor die Krenk' -
Im Namen Gottes, Vatters, Sohns und des Heyligen Geistes.-
Hieru soll man beten das Vatter Unser, Gegrüßet seistu Maria
und den glauben. Man soll auch den Schweinen under der Zuge das blutt laßen"

Dabei wurde zuweilen ein Lederriemen zwischen Ellenbogen und Finger gespannt,
absoluter Glauben angefordert, damit der Spruch funktioniert.
(Das mit dem Lederriemen erinnert etwas an jüdischen Gepflogenheiten)

"Mistpuddel, ich suche dich; Mattigkeit, ich büße dich im Namen +++ (Dreimal wiederholen)
Wo kein Mistpuddel vorhanden ist, sage nur: Mattigkeit, ich suche Dich;
Mattigkeit, ich büße dich im Namen +++
Wo aber Mistpuddel ist, wird die Hand bis an das Geweb (Gelenk) hineingesteckt"

Das soll genügen- seitenweise findet man solches in vielen historischen Büchern vermerkt.

Diese Heiler und Hexenbanner verschrieben Heilmittel - dazu gehörten Drachenblut und Teufelsdreck,
(ein stinkendes Harz) und andere Kurpfusch-Mittel.
Zur Abwehr gegen die bösen Geister und Einflüsse der Hexen
wurden an manchen Orten auch "Hexensensen" aufgestellt-
zwei Sensenblätter waren gabelartig zusammengeschmiedet und auf einem hohen Mast befestigt. (Das erinnert fatal an das Hakenkreuz und an Hammer und Sichel und an das Sonnenrad aus dem Sanskrit)
Diese Hexenkreuze waren in Ellar noch bis ins 20. Jahrhundert hinein üblich,
"als Kind habe ich sie noch gesehen", so der Autor der Ortschronik.

Hexenkreuz

Die Lage derer, die als "Hexen" angezeigt und angeklagt waren,
habe ich auf der 1. Seite meiner geschichtlichen Ausführung schon beschrieben.
Unter grausiger Folter hat jeder und jede alles "gestanden", wenn nur endlich diese Pein aufhört..

***

Ein Beispiel aus 1636 zeigt, wie sich die Landbevölkerung wehren mußte:
"Der unvermeidliche Rückgang der Anbaufläche führt 1636 zum Zusammenbruch der Lebensmittelversorgung.
Wieder wird versucht, eine Selbstverteidigung aufzubauen.
Am 2. September werden strategisch wichtige Höhen bei Ellar,
Niederzeuzheim, Frickhofen, Dorndorf, Langendernbach und Ahlbach mit ständigen Wachposten
besetzt, die mit Gewehren ausgerüstet sind.
Warnschüsse geben Alarm im gesamten Elb- und Lasterbach-Gebiet.
Die Sturmglocken läuten dann von allen Kirchen.
Darauf eilen die Männer mit Dreschflegeln, Mist- und Heugabeln dorthin wo der Feind eingebrochen ist.
Diese Verteidigung hilft gegen den Einfall von Raubscharen,
wenn sie auch gegen durchziehende Truppen zu schwach ist.
Verträge mit Diez und Limburg verstärken diesen Schutz,
der immerhin in den Folgejahren ein ruhigeres Leben sichert.
1636 klingt die Pest wieder ab.
Allmählich gewöhnen sich die Menschen an das normale Leben.
Von Koblenz kommen erneut drei Jesuiten nach Hadamar.
Sie finden das Land verarmt und verwüstet vor und führen gleich deshalb eine Armenpflege
in den Kirchspielen ein mit einem Armenvorstand (Pfarrer oder Sendschöffen)
Armenrechner und einem Almosensammler,
"der sonntags die freiwilligen Spenden entgegen nimmt."

***

1640 war für unsere Heimat ein ausgesprochen schwarzes Jahr, so die Chronik.
In der Grafschaft Hadamar lagen damals 8 Regimenter und die Artillerie der Schweden.
Die zügellosen Söldner raubten und plünderten, was ihnen in die Finger kam.
Die aufgebaute Selbstverteidigung war völlig machtlos.
Der Gegner war doppelt so stark wie die gesamte Einwohnerschaft des Landes.
150 Pferde wurden in der Grafschaft geraubt, Frickhofen und Dehrn gingen in Flammen auf.
Ellar und Steinbach wurden zum größten Teil niedergebrannt.
Zum 2. Mal mußte die verarmte Bevölkerung in die Wälder flüchten..

Im sogenannten "Klöppelstreit" von 1736 teilten sich die nächsten Verwandten
des ausgestorbenen Fürstenhauses Nassau-Hadamar geschwind so viel auf, wie sie nur konnten.
So zog 1717 jeder Deputierte mit einer Kompanie Soldaten aus,
um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen.
1736 erhoben sich 15 Dörfer gegen die Gauner, Halsabschneider und Halunken oder Wegelagerer,
die sich Fürsten nannten- diesmal gegen Christian von Nassau-Dillenburg.
Das war ein neuer und ungeheuerer Vorgang,
ausgelöst durch die Forderung monatlich 200 Reichtaler Kriegsgelder an die Fürstenkassen zahlen zu sollen.
Gegen diese "große Huld" des -nicht gewählten- Regierenden
legten die Dörfler beim Kaiserlichen Reichskammergericht zu Wetzlar Beschwerde ein.
Als dieser nette Christian am 13.Jan. 1736 die Kriegssteuer
von monatlich 4 auf 6 Simpla erhöhte, kam es zum offenen Aufstand der Ortschaften
Ellar, Lahr, Hintermeiligen, Fussingen, Hausen, Waldernbach, Frickhofen,
Langendernbach, Dorndorf, Wilsenroth, Dorchheim, Mühlbach, Winkels, Dillhausen und Probbach.
Sie wollten sich allesamt den "Disziplinarmaßnahmen"
(wobei die Herrscher am wenigsten Disziplin halten - genau wie heute wieder..)
oder "Exekutionen"
nicht mehr beugen, die üblicherweise mit Hilfe von Bütteln oder gar Soldaten
zwangsweise zu Pfändungen von Vieh und Inhaftierungen führen.
Auch die 50 Gulden "Herrschaffts Straff" wollten sie nicht entrichten..
.. so befahl der Amtmann "das auff dem Feldt seyende Viehe in das Dorff zu treiben,
um Pfändungen vornehmen zu können"
Der Ort Ellar nahm das nicht hin und nahm eine drohende Haltung ein.
Wie einst im Bauernkrieg waren die Leute bewaffnet mit
"Hacken, Stechspaten, Schaufeln, Prügeln, Dreschflegeln" u.a.
Mit Hurrarufen wurden die Büttel mitsamt den Soldaten vom Felde gejagt- ohne Vieh.
Mit 100 Soldaten wurde nachgerückt, gegen diese standen fix 700 Bauern
in oben beschriebener Bewaffnung und Wut im Bauch.
Nun schlugen die Bauern zurück und überfielen mit 50 Mann den herrschaftl. Hof
zu Mengerskirchen und holten die zuvor gepfändeten Tiere heim.
Der Capitain Knoblauch des Hofes war in der Klemme und so wurde
die 3. und 4. Kompanie der Landmiliz zur Verstärkung aus Dillenburg geholt.
Die anrückenden Soldaten wurden "von einer abscheulichen Menge Bauern
mit großen Prügeln" begleitet, wie es hieß.
Unter dem Geläut der Sturmglocke prasselten Steine und Prügel auf die Soldaten herab,
als sie den Ort erreichten.
Die Zahl der "Aufständigen" wuchs auf 16-1700 an.
Die Heide glich einem großen Heerlager, in dem Nachts die Lagerfeuer brannten und das Vieh blöckte.
Sogar Feldprediger (mit dem Jesulein im Handgepäck) kamen dazu,
wo etwas "los" ist, wird sich allerlei Volk und Scharlatane einfinden.
Die Bauern bedienten sich rauher Methoden, diejenigen unter ihnen,
die nicht mitmachen wollten, wurden unter Strafe dazu gezwungen.
Das Vieh wurde sicherheitshalber in weiter weg gebracht.
Jeder "Landhaubtmann", der Vieh "konfiszierte" bekam es umgehend wieder abgenommen von den Bauern.
Der gütige Fürst Christian holte Hilfe vom nassauischen Landesherrn - so kamen aus Weilburg 300 Mann Miliz.
Als das Haus Diez ebenfalls Hilfe zusagte, wurde Christian
gleich wieder hochmütig und kündigte hohe Strafen an: "Peinliche Straffe"
Die Untertanen beachteten das jedoch nicht mehr - ohne fremde Hilfe war der Christian in der Klemme.
Die anrückenden Grünröcke aus Weilburg fanden kein Vieh mehr vor,
das gepfändet werden könnte - die Gier nach Geld und Tiere lief ins Leere.
Ein paar Tier konnten sie jedoch aus Waldernbach strippen (klauen)
- da waren wohl ein paar Bauern unvorsichtig.
Ellar und Lahr fanden sie leer vor, ein paar Bauern wurden gefangen.
Der Pastor beschwerte sich hinterher wegen "Ausfälligkeit" der Soldaten in Lahr.
Am 12. Juni 1736 bröckelte die Front der Bauern langsam,
vermutlich weil die Sorge um Haus und Hof, um Feld und Vieh drängte.
Das Reichkammergericht forderte die Einstellung aller Widersetzlichkeiten
und zum Bezahlen der Kriegsgelder unter Strafe von 10 Mark
"Löthigen Goldes" auf. Das Gericht eierte mit einer entgültigen Entscheidung herum,
manche Orte wollten zahlen, andere nicht..
Der Umgang der Weilburger Soldaten gegen die Landbevölkerung staute die Wut auf,
manche wollten das Weilburger Schloß in Brand stecken.
Der Weilburger Herr erhielt den Titel "Ertz Spitzbub" und "Grüner Zigeuner".
Die Wut kochte in den Orten, so daß sich ein Viehaufkäufer
vor den Backstangen von "zwanzig Weibern" in Sicherheit bringen mußte.
Sie warfen mit Steinen und schrieen:
"Es soll kein Weilburger mehr sicher durchs Dorff gehen"!
Der Aufkäufer mußte sich zu Hause "zu Bette legen und arzten".
Die Aufrüher des Aufstandes- alles bessergestellte Leute-
erklärten sich zu Verhandlungen bereit, damit die peinliche Affäre beendet würde.
Was aus den Aufständigen geworden ist, wurde nicht berichtet,
ein Bittgesuch einer Frau um ihren Mann ist überliefert- 3 Jahre
danach starb Fürst Christian als letzter seiner Linie.
1743 vereinigte Fürst Wilhelm IV. von Nassau-Diez die Besitzungen in einer Hand.

1810 berichtet ein Amtmann zu Ellar:
"Die sämtlichen Gebäude sind nicht bloß mit Stroh gedeckt,
sondern die Dächer hängen auch an der hinteren Seite größtenteils so weit herunter,
daß sie sich mit dem Kopf der Vorübergehenden in gleicher Richtung befinden
und deshalb einen aus der Pfeife kommenden Feuerfunkel leicht auffassen können."

Ferdinand Luthmer schrieb 1907:
"Der Ort Ellar besitzt in seinem malerischen,
am Berg sich emphorziehenden Dorfgassen einige hübsche Holzhäuser, die leider mehrfach,
wie bei Nr9, 80, 86, neue Dächer und Dachrempel erhalten haben.
Nr26 am Aufgang zur Burg hat noch sein altes Strohdach und hübsche Schnitzereien am Riegel- und Balkenwerk"

***

Das Westerwaldhaus war ein Einhaus, dh. Wohnhaus, Scheune und Stall waren unter einem Dach.
Auf einem Fundament aus Basaltsteinen schlugen die Zimmerleute
den Holzbau aus ineinander verzapften Eichenbalken auf.
Diese waren zum Teil verziert durch Köpfe, (Bause Haus),
durch Sprüche (Orthe Haus, die alte Schmiede an der Pforte Jebocks Haus) oder Zierleisten,
manchmal auch durch Sonnen- Pflanzensymbole (Orthe Haus).
Die Zwischenräume zwischen den Balken wurden durch ein Holzgeflecht
(Pahle) und Lehmbrei (Speis), vermischt mit kurzgeschnittenem Stroh,
ausgefüllt. Die Decken, bzw Zwischendecken im Haus wurden auf ähnliche Weise hergestellt.
Das dabei erforderliche Holzgeflecht nannte man "Stiwwerich",
was vielleicht von verstaken kommt. (Verschränken, verflechten)
Zum Westerwälder Bauernhaus gehörte das Strohdach.
Stroh ist ein schlechter Wärmeleiter, dh. es hält im Sommer kühl und im Winter warm.
Diese Dächer hielten sogar länger als Schieferdächer.
Sie waren meist bemoost und passten sich in die Landschaft gut ein.
Die Dächer wären auf der Wetterseite fast bis zur Erde heruntergezogen,
berichtet der Chronist - da konnten die Winterstürme,
der Westerwälder Woost - ruhig toben.
(Was er dauerhaft tat und noch heute tut)
Der Beruf des Strohdeckers ist heute längst ausgestorben-
der letzte war der "Winkelser Strehvetter".
Er benutzte langes, glattes Roggenstroh das mit dem Dreschflegel ausgedroschen war,
legte es in verschiedene Packlagen
von der Traufe bis zum First, wie Schuppen übereinander.
Er verflocht dann die Deckenlage mit Weiden oder Kupferdraht,
damit eine feste, dicke Matte entstand, die mit Dachlatten befestigt wurde.
Am First brachte man die letzte Lage Stroh auf der dem Wind abgekehrten Seite an.
Danach folgten die Verschönerungsarbeiten.
Schließlich wurde das Dach gegen Feuersgefahr imprägniert durch Lehm- oder Tonbrühe mit Salzzusatz.
(Heute ginge das wohl nicht mehr - das Stroh ist extra kurz gezüchtet worden)

Schon 1809 verfügte die nassauische Regierung,
daß keine neuen Strohdächer mehr gebaut werden dürften,
wenn der Besitzer Ziegel oder Schiefer bezahlen könne..

Im Winter 1868/69 setzte der Sturmwind den Strohdächern sehr zu, ebenso im Herbst 1869.
Lehrer Stockmann schreibt in seiner Schulchronik:
"Das Sturmwetter hat im Herbst wieder großen Schaden an den Strohdächern angerichtet,
weßhalb große Nachfrage nach Dach-Stroh auf dem hohen Westerwald war"
Ein paar Strohdächer gab es nach 1900 noch, 1919/20
verlor Ellar sein letztes Strohdach, als die alte Scheune der Gadelheimer Mühle abgerissen wurde.
Neben diesem Westerwälder Einhaus war in Ellar auch der fränkische Hof-Typ verbreitet,
bei dem sich das Haus, Scheune und Stall oder Schuppen auf drei Seiten um den rechteckigen Hof gruppieren,
den auf der Straßenseite ein großes Tor abschließt.
(In der Wetterau bis kurz vor Gießen heute noch an den Straßendörfern zu sehen)

Die Keller waren sehr niedrig, ca 80-100cm hoch.
Kartoffeln wurden durch eine Luke im Boden des Wohnzimmers (2 lose Bretter) in den Keller geschüttet.
Nun kann man sich gut vorstellen, wie das durch die Ritzen der Dielen im Haus gerochen haben muß -
ab und an faulen Kartoffeln und verbreiten keinen guten Duft dabei!
Ich kann mich noch gut an die alten Bauernstuben erinnern - und daran,
daß bäuerliche Häuser immer nach Kleie und Kartoffeln
(gekochte und eingelagerte) , nach Rüben und Kraut gerochen haben.
Dieser Geruch haftete auch an der Kleidung meiner Mitschüler.
Das untere Stockwerk bestand aus dem "Eren" oder "Irn", dem Flur mit der Küche,
der Wohnstube und manchmal noch einer Nebenstube.
Ern und Küche waren ursprünglich nicht abgeteilt voneinander,
sie waren mit Basaltplatten, später mit Sandsteinplatten ausgelegt.
In der Küche waren oft ein gemauerter Kessel und die "Herb" (Hieb),
eine Art Rauchfang über einem gemauerten Herd mit einer Eisenplatte drauf.
In diesem Rauchfang wurden die Schinken von der Hausschlachtung geräuchert.
Im Innern des Kamins war eine Leiter für den Schornsteinfeger angebracht.
In der Küche wurde gekocht und in der Wohnstube gegessen.
In der Küche befanden sich noch der Geschirrschrank (Küchenschrank) und die Schüsselbank
(mit Zinn- und Kupfer- später Steingut- oder Porzellantellern, auch Tassen und Untertassen u.a.)
ferner eine "Wasserbank", zwei Querbretter mit einem Vorhang davor,
darin Kochtöpfe, oben drauf 2 Wassereimer-
Der Stolz der Hausfrau wren blankgeputzte Zinn- und Kupferteller.
Das Polieren geschah mit Schachtelhalm (Saft) oder Silbersand.
Tagsüber hielt man sich in der Wohnstube auf.
Hier traf man sich auch abends mit den Spinnrädern.
Das heimliche Tabu die "gut Stubb"
(die urprünglich wohl eher eine Wohnküche war)
außerhalb der Sonntage zu benutzen,
kam erst viel später, als das Sofa und die gepolsterten Stühle
mit dem guten Tisch dazu kamen.
Die Wände waren innen ausgekalkt und mit bläulicher Farbe etwas gemustert.
Der Boden war gedielt mit Holz, aber nicht gestrichen,
sondern wurde mit Sand immer weiß gerieben.
In der Ecke stand ein eiserner Ofen mit zwei Türen, darüber befand sich das Ofenbrett,
auf dem Kaffeemühle, Kaffeedose u.a. standen.
An der Decke wurde über zwei Latten Wäsche getrocknet.
manchmal lagen darüber auch mehrere Bretter, auf den fauler Käse gereift wurde.
(Handkäse)
In der Wohnstube standen ein Tisch mit mehreren Stühlen und die unvermeidliche Bettbank,
eine rechteckige Kiste mit Rück- und Seitenlehne.
Sie diente tagsüber zum Sitzen.
Abends wurde der Deckel aufgeklappt und abgestützt.
Auf einem Strohsack in der Kiste schiefen dann zwei oder mehrere Kleinkinder.
Eine solche Bettbank war etwa 1,5-2mtr lang, 60-70cm breit und ca 1/2mtr hoch.
In der Wohnstube befand sich weiterhin ein Bett,
manchmal mit einem Vorhang umgeben, oder es war in einer eigenen Nische aufgestellt.
Das Bett bestand aus einem hohen Holzgestell, das mit Brettern ausgelegt war.
Darauf kam zunächst eine Lage ungeschnittenes langes Kornstroh,
darüber ein mit Hafer- oder Gerstenstroh gefüllter Strohsack (Zeich, von Bett-Zeuch)
Die gleiche Füllung hatten das Kopfpolster (Pehl) und die Bettdecke.
Sie wurde zwei oder dreimal jährlich erneuert, jedoch nicht bei Neumond,
der nach der Überlieferung unerwünschte "Haustiere" anziehen sollte oder tat.
Das Bettgestell war so hoch, daß man auf einem Stühlchen hineinsteigen mußte.
Wenn die Familie kinderreich war, so wurden vier Kinder in ein Bett verfrachtet-
zwei mit dem Kopf nach oben, zwei nach unten, jeweils abwechselnd.
Geheizt wurde mit Westerwälder Braunkohle, beim Räuchern nur mit Holz.
Größere Häuser hatten noch eine Nebenstube mit 1-2 Betten,
ein paar Stühlen und manchmal noch mit einem Kleiderschrank.
Im oberen Stockwerk befanden sich eine Schlafkammer und ein Kämmerchen,
in größeren Häusern auch noch eine gute Stube mit einer Kommode,
einem Kleiderschrank, Bett, Tisch und Stühlen, zum Teil auch mit einer Wäschetruhe.
Manchmal gab es noch eine Vorratskammer oder eine Rumpelkammer.
Auf dem Dachboden (Speicher) wurde das Brotgetreide, Sämereien ua. aufbewahrt.

(Auch hier sieht man wieder ein paar Abweichungen von anderen Chroniken,-
der "Mittelwert" wird dann wohl am ehesten stimmen)
Fast jedes Haus hatte einen eigenen Brunnen,
weil der tonige Untergrund im Westerwald dafür gut geeignet war-
nur im Sommer fiel mancher trocken, dann mußte von tiefergelegenen Brunnen geholt werden.
Die Wasserleitung war erst aus Holz, später - 1929/30 - kam eine feste Wasserversorgung nach Ellar.

***

1816 war eine außergewöhnliche Mißernte mit Hungersnot, dann kam eine Folge so guter Ernten,
daß man fast von einer Agrarkrise sprechen konnte.
Dann folgte die Kartoffelkrankheit, die Lungenfäule beim Rindvieh,
die Blattern- und Pockenepidemie, eine ebensolche mit Masern und dann eine mit Diphterie.

***

Die Bezahlung eines Lohndreschers, der mit dem Dreschflegel arbeitete, betrug am Tag 80 Pfg plus Verpflegung.
Nach dieser harten Arbeit futterte er wie ein "Scheunendrescher".

Wendell Müller fuhr seine Mehlsäcke aus- mit vier Eseln-
er benutzte den "Eselsweg" nach Ellar, den er auf eigene Kosten zu erhalten hatte.
Wie die Mühlenakten belegen, war das Leben der Müller schwer,
oft genug kämpften sie mit ihren Familien um die nackte Existenz.

März 1802: "Meine Mühle hat bei dem letzten Sturmwind so arg gelitten,
daß das ganze Haus auf drey Sprüssen (Stützen) ruhet
und ich mit den meinigen nicht anders als mit Lebensgefahr darinnen wohnen kann."
Der Zimmermann brauchte "15 Eichen Knöppel", um den Fachwerkbau wieder in Stand zu setzen.

Das Kirchenvisitationsprotokoll von 1590 meint, daß der Pastor ein "vleißiger lehrer" sei.
Und gerügt wurde: "daß under der Predigt des schwetzen und rathalten
ufm Kirchhof abgeschafft werde, der Sontagstantz und das Kirmeßfeiern
sei abzustellen, das Aussegnen der Kindbetterin ebenso als eine Ceremony des alten Testaments."

***

Das eigene selbst zubereitete Produkt war im 19.Jhd in der Kleidung
und Ernährung wohl die Grundlage, so der Chronist.
Die Hauptnahrung bestand aus Hafermehl, (Breimehl) Kartoffeln,
Hülsenfrüchten und Brot aus rauhem Roggenmehl, das mit Gersten - oder Hafermehl "gestreckt" wurde.
Das tägliche Frühstück war eine Breimehlsuppe oder Hafermehlsuppe, auch gebrannte Mehlsuppe.
Im 18.Jhd kam der Gebrauch des Kaffees auf, den man aus gebrannten Eicheln oder aus gebranntem Korn bereitete.
Zum Frühstück gab es neben diesem Kaffee auch Kartoffeln und Salz.
Mittags und abends aß man meist Kohlrüben und Ofenkuchen
(Dippekuche, etwas wie meine Blitzpuffer ),
der aus geriebenen Kartoffeln und Hafermehl bereitet wurde.
Bei den Bauern gab es abends vielfach Dickmilch mit Pellkartoffeln.
Auf dem Tisch standen dann zwei Schüsseln, die eine mit Dickmilch, die andere mit Kartoffeln.
Aus der Ersten löffelte die gesamte Familie, aus der Anderen nahm jeder Kartoffeln und tauchte sie in Salz.
Als Fett zum Zubereiten diente Rüböl, das auf der Ellarer Ölmühle
aus Raps gewonnen wurde, manchmal auch Bucheckern- und Haselnußöl.
Das Rüböl verwandte man außerdem auch für die Öllampe,
mit der man abends die Wohnstube oder Spinnstube erleuchtete.
An den Wochentagen bestand die Hauptnahrung aus Kartoffeln,
die entweder "in Uniform" oder als Pellkartoffeln auf den Tisch kamen oder auch als
Pfannkuchen, Dippekuchen oder in Form von Klößen mit Butter und Zwiebelsoße.
Auch Mehlspeisen, Brei, Sauerkraut und eingemachte Schnittbohnen
waren recht beliebte Gemüse, nicht zu vergessen:
Die Westerwälder Bohnensuppe.
Das Mehl wurde im Backhaus oder Backes oder in Privatöfen zu Brot verbacken.
Als Brotaufstrich dienten: Birnkraut und Zwetschenkraut,
das im Herbst gekocht wurde- oft dreimal je ein Kessel voll pro Familie.
(Quetschehoing)
Weiterhin kamen aufs Brot: Schmierkäse (Kochkäse), Fauler Käse (Handkäse)
und gelegentlich etwas Butter, die - wie auch der Honig - sehr rar war.
Die Bienenzucht war ja nur in geringem Maße betrieben -
was unter Umständen so manche Mißernte erklären könnte.
Wenn Kirmes oder ein besonderer Festtag war,
gab es in jedem Hause den unvermeidlichen Hirsebrei, der gemeinsam aus einer Schüssel gegessen wurde.
Der Rest kam ins Bett, damit er bis zum Abend warm blieb - echt?
(Das Warmhalten von Speisen im BETT kann man gelegentlich auch an anderen Stellen lesen. Bei mir ist das so, daß interessante Sachen aus zig Büchern in diese Seiten eingeflossen sind, wie sie eben kamen - ungeordnet; mal aus einer Chronik, mal aus Romanen oder Sachbüchern.. das zu ordnen, wäre ein unmögliches Unterfangen und - langweilig - geworden!)
Noch heute geht die eine oder andere Anekdote um den Hirsebrei um.
Zum Kaffee Nachmittags aß man dann Kuchen oder das Westerwälder Nationalgericht**, den Eierkäs.
(**Die Großeltern meiner Frau und deren Verwandte wohnen im Westerwald, dort gab es dieses "Nationalgericht" nicht ein Mal. Man muß wissen, daß es den rheinischen oder westlichen und den östlichen Westerwald gibt.)
Um Kuchen backen zu können, tauschte man in der Schloßmühle zu Hadamar
einen Zentner Weizenmehl ein - das reichte für das ganze Jahr.
Daraus wurden runde Kuchen und der sog. dünne Kuchen (Zwetschen- und Zuckerkuchen) gebacken.
(Vermutlich Quetschekuche und Riwwel- oder Streuselkuche,
letzterer wurde erst in den 1880iger Jahren bekannt)
Der Fleischgenuß (bei den Gemeinen oder "Normalos")
kam erst nach 1860 und auch da nur an Feiertagen auf.
Allmählich dehnte sich das dann auf die Sonntage aus.
Nur die reichen Bauern waren in der Lage, alle zwei bis drei Jahre ein kleines Schweinchen
zu schlachten, von denen sie oft noch die Hälfte verkauften, um an Geld zu kommen.
(Im Taunus war das "Schweinchen" wohl dicker und jedes Jahr
wurde eines geschlachtet und selbst gefuttert, statt es zu verkaufen)
Im Westerwald ging es offensichtlich ärmer zu- auch bei den Bauern.
So mancher Lehrer oder Tagelöhner versuchte seine hungernden Kinder
dorthin zu schicken, wo gerade geschlachtet wurde-
noch um 1840 sind Kinder armer Leute verhungert, während auf den Adelssitzen geprasst wurde,
daß sich die Tische bogen und der Leibarzt die fetten Leute zur Ader lassen mußte.
Nicht wenige der Armen wanderten nach Amerika aus und zahlten dort jahrelang an den Kosten für die Überfahrt.

***

Hexenkreuze aus Kohle oder Kalk an Scheunentoren oder Stalltüren waren auch in Ellar üblich..

Ein "abgefahrendes" Thema waren die Sagen der Naturmythologie, die im Sturm Wodans Totenheer sahen.
Geheimnisvolle Kulturen waren Träger kriegerischer Kultbünde oder Männerbünde.
Neben der Sippe stand bei den Germanen diese Vereinigung der wehrhaften Männer,
die in uralten Zeiten wurzeln,
aber bis in späte Epochen lebendig blieben, die Leitregel, Mittelpunkt,
Religion und Grundpfeiler des sozialen Aufbaus.
Jünglinge wurden zu Männern gemacht, zu absolutem Schweigen eingeschworen,
mit den Geistern der verstorbenen Ahnen verbunden.
Er bleibt im unsterblichen Ahnenstamm, im Leben wie im Tode.
Der Totenkult war eher ein Bündnis-Kult, ein Glaube an die
Wiederauferstehung/Wiedergeburt/Geistertum- wie auch immer, von jedem vermutlich etwas.
(Das Christentum mit einer Wiederauferstehung ist also nicht die erste Hoffnungsreligion gewesen)
Die Tugenden waren Mut, Kameradschaft, Ehrgeiz und harte Zucht.
Fruchtbarkeitskulte, Zauberkulte, Sonnenmagie und Sonnenverehrung
und geheime Gerichtsbarkeit gehörten dazu.
An heiligen Stätten traf man sich zu bestimmten Zeiten.
Noch heute werden Geheimbünde gepflegt- Kriegerverbände, Kaufmannsbünde,
bäuerliche Genossenschaften (lt. Chronist) und Studentenbünde,
Kyffhäuser, Lyons, Freimaurer, Rosenkreuzer R otary und wie sie alle sind - etc.
Bayrische Behörden lösten 1705 den Habererbund auf, der sich zur Aufgabe machte,
die archaischen Sitten und Gebräuche in die Neuzeit zu retten.
Zuerst erfaßten diese Haberer mit ihrem Rügengericht oder Haberfeldtreiben
mit ihrer Friedloslegung die Bestrafung der Vergehen, die in den amtlichen Gesetzbüchern
nicht erfasst worden sind:
Der Schuldgesprochene wurde in ein Bocksfell gezwungen,
später in ein spezielles Hemd.
So endet die Beschreibung der Ellarer Ortschronik mit dieser Anspielung.

Wenn man ehrlich ist, ist jede Religion in ähnlicher Weise gelagert.
In diesen Vereinigungen tat sich derjenige groß, dem es langweilig war
oder der sich sonst nicht genug geschätzt fühlte.
(z.B. Kirchenvorstand)
Normale Leute hatten eigentlich genug zu tun, so daß sie weder für die Wirtschaft (scherzhaft Glas-Bier-Geschäft genannt),
ausschweifende Feierlichkeiten oder eben diese Bünde etc. keine Zeit und keine Kraft mehr hatten, weil die tägliche Arbeit lang und hart genug war.

***

Die neue Lieferung alter Bücher der städt. Weilburger Ausleihe bringt mir
einen fetten Band aus dem Jahr 1965 "Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Nassauer Raumes 1816-1946",
von 1973 der Band "Usinger Land, eine Hochtaunuslandschaft",
von 1994 "Die Geschichte des Kirchspiels Biskirchen, Bissenberg und Stockhausen",
aus dem Jahr 1981 die "Festschrift 1100 Jahre Waldhausen" und
von 1983 "Geschichte des Bistums Limburg".
Ich werde sehen, was sich daraus für meine Seite ausarbeiten lassen wird,
die sich bekanntlich mit den Schicksalen und Lebensbedinungen der einfachen Leute befasst.
So manches Ding erfährt man nur durch das verbissene Durchackern
der unterschiedlichsten Lektüren - diesmal liegt ein fast 2000 Seiten starker Tobak
vor mir! (Bis hierher werden es wohl 20.000 Seiten gewesen sein,
die geschichtlich durchforstet wurden, ebenso viele wie jene in lateinischer Sprache,
mit der ich irgendwie "am Ende" angelangt bin, weil eben nur die Gewogenheitsritter dokumentierten, nicht die normalen Leute)
Genug davon, weiter im Text:

***

Der Friede von 1861 brachte nicht den entscheidenden Durchbruch,
dieser kam erst in der Preußischen Zeit 1866 durch das Ende des Herzogtums Nassau,
welches zusammen mit Hessen-Kassel und der freien Reichsstadt Frankfurt
in die Preußische Provinz Hessen-Nassau einging.
Die Reformation war nicht der einzige Unterschied zwischen den Regionen-
schon in den Jahrhunderten zuvor war der Rhein eher verbindende Mitte,
als Grenze, während eher der Taunuskamm eine Scheide bildete.
Seit der Christianisierung war Trier mit dem Rhein- und Lahngebiet verbunden.
Durch die neuen Gebietsteilungen und Zusammenlegungen wurden diese alten Grenzen zerrissen,
der Rhein zur Grenze.
Der Chronist meint: "auch im Temperament waren diese Gegenden grundverschieden.
Den Westerwälder zeichnet sein eher schwere, und zähe Art aus;
die verkehrsmäßige Abgelegenheit dieser Gegend,
die Kargheit des Bodens und damit auch die Armut hat diesen Typ geformt.
Die Rheingauer, seit Jahrhunderten in Kontakt mit Fremden,
sind durch das leichte Naturell des Rheinländers charakterisiert.
Die Ersteren sind mehr der norddeutsch-fälischen Art,
die Bewohner südlich des Taunus der fränkischen Art zuzuordnen"
1803 kam die Säkularisation in Hessen - die "niedrige Klasse"
scheint das weniger als die mittlere und höhere Bürgerklasse begrüßt zu haben.
In Limburg sollen die Plakate dazu über Nacht abgerissen worden zu sein..
Die Unzufriedenheit darüber war auch nicht durch Aufhetzung allein entstanden, so wird berichtet.

Nun war diese alte "Einheit" eine ebensolche,
wie von den Fürsten aufgezwungene- mit den gleichen Restriktionen gegen die Bevölkerung,
zusätzlich noch die Mittel der Exkommunizierung, die als ständige Drohung über den Sündern schwebte.
Zusammen mit der Hirnwäsche des Glaubens, die in der Beichte ihren Gipfel fand
(und z.T. heute noch findet) hatte die Kirche eine Fegmühle des Herrschens.

Die "Säkularisierung" 1803 ließ nach und nach die Klöster verschwinden,
wobei deren Aufhebung weniger mit finanziellem Gewinn verbunden war,
als vielmehr dem Umstand schuldet, daß diese Klosterleute nun eine Pension forderten.
Deshalb hat der Landesherr diese Leute schlicht in die Kirchen als Pfarrer zu dienen geschickt.
Ob dieses zu der damaligen Austrittsbewegung geführt hat
oder ob es schier die Zeit war, weiß ich nicht.
Auf alle Fälle entfiel durch deren nunmehrigem Betätigungsfeld die Pensionslast.
Klöster wurden zum Abbruch versteigert, div. Nutzungen wurden gemacht-
z.B. als Munitionsdepot, Zuchthaus und "Irrenanstalt", wie der Chronist schreibt.
Die Klosterbibliotheken wurden verramscht..
Kurz, man sprach von Barbarei.
Die Fürsten von Nassau - Weilburg und Usingen haben mit diesem Gesetz
geschwind die Rechtsnachfolge der katholischen Territorien angetreten,
sie also dadurch zu sehr viel Land gekommen sind,
was heute noch der Grund ist, warum wir als Volk und Bürger diese Kirchenfuzzis,
Priester-Hierarchien etc. bezahlen müssen -
was seltsamerweise auch auf nichtchristliche Prediger ausgedeht worden ist -
weil unser Land die Rechtsnachfolge der Fürsten übernommen hat,
danach die Rechtsnachfolge des Kaiser,- dann das des dritten Reichs.
Dann ist noch die "res mixtae" - die gemischtkonfessionelle Ehe ein Dauerbrenner gewesen,
der sonderbare Blüten brachte.
Die Knaben erhielten den Glauben der Väter, die Töchter den der Mutter.
Man kann sich vorstellen, wie dieser Hickhack bis zur Simultan-Schule
mit dem gemischten Religionsunterricht war.
Der Oberhirte beurteile die Eignung der meisten säkularisierten Klostergeistlichen
für die Seelsorge und erst recht für das Amt des Pfarrers eher als gering..
Wenn der Klerus mit dem Bischof die "Kompetenz" dieser frommen Leute nicht für voll nahm,-
was steckte also hinter der Glaubensvermittlung durch Pfarrer?
Die Geringschätzung hatte Folgen:
"Bei Disziplinarmaßnahmen gegen Geistliche
(meist wegen ständiger Trunksucht)
setzte das Vikariat die Regierung nicht nur in Kenntnis,
sondern mußte ihr Einverständnis einholen.
Durch die Säkularisierung wurde nun in bislang rein evangelischen Gegenden
der katholische Glauben möglich, das alte "cuius regio, eius religio" galt nicht mehr.
Zuvor fand bei den Evangelischen der katholische Gottesdienst nur im Geheimen statt,
hauptsächlich für Bade- oder Kurgäste.
1812 wurden in vielen Orten katholische Gottesdienste für alle angeboten.
Damals wurden die meisten Kinder zu Hause getauft,
was aus der kalten Jahreszeit begründet war, damit sich die Kleinen nicht erkälteten.
Später betrachten die Kleriker dieses als "unkirchlich" und bestanden
auf der Taufe in der Kirche - außer wenn Not im Verzug war,
das Kind evtl. nicht mehr lange leben wird.
Das preußische Phänomen, daß selbst in rein kath. Gemeinden die
Verwaltung protestantisch und der Bürgermeister manchmal der einzige Protestant
im Ort war, ist auch erwähnenswert.
Da dabei keine Unterdrückungen verzeichnet wurden, war alles ruhig geblieben.
Manche Geistliche halfen einander sogar aus und machten einige Liturgien mit-
was bislang undenkbar war.

In Laufenselden soll 1837 bei der Kirchweihe eine gemeinsame,
katholisch-protestantische Feier stattgefunden haben,
bei welcher der katholische Dekan Abel gepredigt haben soll,
daß die kirchlichen Konfessionen im Wesentlichen übereinstimmten
und sich nur in hausgemachten Zusätzen unterscheiden. (Das sehe ich auch so)
Das Bischofstum streckte schnell wieder seine Flügel aus,
nach allem was Macht und Einfluß war, mit Hilfe von Vereinbarungen und Gesetzen.
Sie wollen wieder die Aufsicht des Vikaritats über den Klerus, vor allem Anstellungen,
Versetzungen und Disziplinarmaßnahmen.
Die Einteilungen der Gebiete und Pfarreien, sowie die Einrichtung
einer Korrektionsanstalt für schuldig gewordene,
sowie eines Demeritenhauses für endgültig unwürdig gewordene Geistliche..
In den Frankfurter Konferenzen 1818 unter dem Vorsitz
des württembergischen Bundestagsgesandten von Wangenheim
(Damals wie heute hielt der Adel gerne Schlüsselpositionen fest),
"hat man äußerst scharfe nationalkirchliche Töne angeschlagen"
Man wollte den "Usurpationen der römischen Kurie entgegentreten,
die deutsche Nationalkirche deren Einfluß entziehen und selbst die Leitung übernehmen"

In der Übergangszeit wandte man sich gegen "die unbescheidenen Verehrer der Heiligen,
besonders Mariae - gegen Übertreibungen
der Volksfrömmigkeit, gegen das abergläubige Verständnis die Heiligen als Günstlinge,
die man bestechen muß, wenn man bei Gott Eingang finden will"
Die meisten Priester ließen solche Betrachtungen wohl kalt-
sie hatten andere Probleme:
Die häufig vorkommenden Skandale betrafen Trunksucht,- Zöllibatsverfehlung waren eher selten.

An den kath. höheren Lehranstalten beklagte man einen wunder-
und geheimnisscheuen Rationalismus, "mit Untergrabung des ächten Offenbarungsglaubens,
öffentlich gelehrt, den jungen Pflanzen eingeimpfet,
und diese mit einem solch eitlen Dunste und Dünkel schon frühe erfüllt werden,
der sie für alle spätere Unterwerfung des Verstandes unter den Glauben unfähig machet"
Zudem gäbe es in den Seminarien immer einige, die bei schwer kontrollierbaren
nächtlichen Zusammenkünften die anderen durch ihre "religions-
und moralitätswidrigen Grundsätze ansteckten- ein ordnungsliebender Hausvater
würde diese nächtlichen Konventikel eher unterbinden, als bei diesen privaten Unterkünften.."

Ich lasse mir den Ausdruck: "Unterwerfung des Verstandes unter den Glauben " auf der Zunge zergehen..

Man mühte sich, Sonderandachten und Wallfahrten in den Griff zu bekommen,
wollte diese eigentlich abschaffen, was aber "durch den massiven Aberglauben"
nicht machbar gewesen zu sein scheint - zu groß war die Anhänglichkeit
der Landbevölkerung in dieser Sache.

Beispiel: "Walldürn ist ein Wallfahrtsort zum heiligen Blut im Odenwald.
Nach der Legende von 1500 soll hier ein Blutwunder geschehen sein:
Als ein Priester konsekrierten Wein aus dem Kelch verschüttete,
erschien auf dem Korporale ein Bild des Gekreuzigten, umgeben von Christusköpfen
in Blutsfarbe an Stelle der Tropfen."
Es leuchtet ein, daß Wallfahrten
in der Zeit der Aufklärung in schärfster Weise als Aberglauben gebranntmarkt wurden.

(Wer rote Flüssigkeit bei bestimmtem Licht auf den Boden verschüttet und nahe dabei hinein schaut,
wird -logisch- einen Kopf in jedem Tropfen sehen können..
vielleicht war ein wenig zuviel des Rebensaftes getrunken worden?)
Mancher katholische Priester habe "ohne Rücksicht auf die Anwesenden
unterschiedslos die deutsche Sprache gebraucht",
wo eigentlich die Sakramente in Latein vorgeschrieben waren.
("Vorgeschrieben" ! Wer erfindet nur solche Worte?
Ich hätte solche Leute gerne mal kennen gelernt)
Anfang des 19.Jhds in Frankfurt/Main als lutherische Reichsstadt,
die zudem Stadt der Kaiserkrönungen war:
"Die Lutheraner hatten die Macht, die Reformierten das Geld, die Katholiken die Kirchen"
Letztere hatte noch keine Gleichberechtigung, es gab keinen öffentlichen katholischen Gottesdienst.
(Außer in Stiften und Klöstern.)
Im lutherischen Heilig Geist Hospital durfte bis 1806 kein Katholik mit den Sterbesakramenten versehen werden.
Offiziell waren noch bis zum Anfang des 19.Jhds katholische Kulthandlungen unter Todesstrafe verboten.
(Sogar Reformierte waren von diesem Verbot betroffen - vielleicht sollte man den Vorschreibern
eine Arbeit "auferlegen", damit sie zu müde sind, einen solchen Blödsinn auszuhecken?)

Nota bene: "In der islamischen Kosmologie gilt die Niederwerfung als die am symbolischsten, physische Manifestation der menschlichen Unterwerfung vor dem Göttlichen"

Auf der anderen Seite war durch die kaiserlichen Patente die Kirche ein Staat im Staate;
in Ehefragen als Behörde zuständig!
(Das ist so, als wäre eine Wahrsagerin für Liegenschaften oder Kataster zu gebrauchen)
Es gab aber eine gut ausgebaute katholische Schuleinrichtung und ebenso viele Klöster -
der schwarze Tag des Frankfurter Katholizismus
kam 1802 mit der Säkularisation völlig überraschend..

Wie heute wieder, diesmal mit Muslimen? 1853:
"Auch in moralischer und kirchlicher Beziehung ist das Ausdrucksame,
das Abgrenzende unbeliebt. Die 12000 Katholiken,
60000 Protestanten und 8000 Juden leben wie See-Anemonen der mannigfaltigsten Art
im nämlichen Elemente, von durchsichtiger Klarheit,
und wer es wagt, einen Stein in die Flut zu werfen um sie mit unterscheidenden Ringen zu kräuseln,
kann auf dauerndes Mißfallen des Hohen Senates,
der Frau Kirchenrätin Ohne-Beruf und des Kaplans Zeitgemäß rechnen"
(Weber, Charakterbilder Frankfurt 1853 S417)

Man erkannte wohl, daß die Zukunft nicht der Romantik, sondern dem Liberalismus,
nicht den Honoratioren, sondern einer in die Breite wachsenden Gesellschaft gehört.

Jener "ultramontane Kurs" war nur die Spitze des Eisberges,
wo sich arme Leute im Geiste um des Kaisers Bart stritten, um Luftnummern, schier um
die pure Rechthaberei dieser oder jener Kopfgeburt der vermeindlichen Unterschiede in der Glaubensauslegung.
Fassen wir mal kurz zusammen: Gut 70 Jahre nach dem Tode des Religionsgründers vergingen,
bis die ersten Evangelien aufgeschrieben wurden,
sieht man von den Paulusbriefen ab- der nur gewissermaßen
"Außendienstmitarbeiter" einer Bewegung junger Leute war,
die es ganz offenbar nicht so sehr mit der Arbeit hielten und -
wie die heutigen jungen Leute, gerne alles in Abrede stellen, was die Alten vorgaben.
So eine Art Blumenkinder, Selbstberufene.
Kein Wort von Höflichkeit oder gar Achtung des Jesu, als er mit seiner Mutter sprach:
Wer bist zu Frau, daß du dich eimischst?
Man traf sich bei Gelagen, vor der Verheiratung oder auch nur von Beziehungen mit Frauen,
die zweifelsohne wohl vorhanden waren.
Erst recht ist später nie ein Wort davon gewesen, daß beim Abendmahl Frauen anwesend waren.
Daraus ergaben sich für die späteren Priester Hinweise oder Gründe
für ein "Zölibat", die Fortführung des Patriachats- dh. nur Männer als Priester..
Der Kampf der Verfechter dieser neuen Kopfgeburt des Glaubens an die Lehre,
nunmehr die andere Wange auch noch inzuhalten, wenn man geschlagen wurde,
(viel mehr Inhalt war eigentlich nicht vorhanden,
sieht man von der späteren Hinzufügung zum "alten Testament" mal ab,
daraus entsprechend einer Legitimation für das "neue Testament" als legitime Fortsetzung gestrickt wurde,
trieb fortan seltsame Blüten, von denen ich auf der Geschichtsseite des öfteren berichte,
ja berichten muß, will man das Leben der Menschen verstehen,
die vor uns lebten und von diesen Verwirrten gedungen und mit lebenslanger Frohn behaftet wurden.

Zurück zum Kirchenbuch: Das ehemalige Franziskanerkloster wurde 1813 aufgehoben
und bildete nun den Sitz und die Wohnung des Bischofs und nahm das Domkapitel auf.
Die Limburger Bischöfe -incl. Kamphaus- haben nie in einem Palais gewohnt,
so die Chronik, sondern immer relativ arm und beengt.
Das hat sich mit dem Tebar tz van Elzt aber gehörig geändert!
(Jener mit dem teuflischen Ausdruck im Gesicht, den man den Protzer nannte)

1838 Die Mischehen-Frage kam durch den Rheingau,
wo viele Fremde durchzogen und sich ansiedelten, in Bewegung.
Nun konnte man bald davon ausgehen, daß katholische Kinder
vom evangelischen Vater katholisch erzogen werden konnten...
einfach auf ein noch denkbare protestantische Trauung hinzuweisen, war nun vom Tisch.

"Die Abschaffung des allgemeinen Religionsunterrichtes auf dem Gymnasium
zu Weilburg war 1838 kein kirchenpolitischer Erfolg des Bischofs,
sondern Ergebnis konfessioneller Abgrenzungspolitik von protestantischer Seite her."
Das Ende des Religionsunterrichtes kam in Weilburg, als er von einem Katholiken gegeben wurde.. die Stadt aber zu bestimmt 90% protestanisch war.
Nun meinte der evangelische Landesbischof,
daß man unmöglich seine späteren Priester in der katholischen Lehre unterrichten könne..
Zickenkrieg? Sage ich doch!

***

Im Jahr 1828 erging eine erneute Regierungsverordnung gegen die Wallfahrten
an die Pfarrgeistlichkeit, die Gläubigen aufzuklären,
"daß Wallfahrten, besonders an entlegene Orte der Tugend und Frömmigkeit oft zum Nachtheil gereichen,
und fast jederzeit mit bedeutendem Verlust an Gesundheit und Geld verbunden sind."
Der normale Pfarrgottesdienst genüge den Bedürfnissen nach Frömmigkeit und Glaubenswissen vollauf.
Übersehen wurde, daß die Wallfahrten oft für das einfache Volk
eine wesentliche Funktion der Abwechslung und Erholung waren.
Hauptsache erst mal belehren und "führen": Der Klerus mußte
-nach dieser Verordnung- Sonntags um 5 Uhr Morgens die Christmette halten.
Den unverheirateten Personen wurden 1833 bei Androhung einer polizeilich eintreibbaren-
Geldbuße von 4 Kronen beim ersten Mal,
und 6 Kronen im Wiederholungsfalle zum Besuch der Christenlehre bis zum 20. Lebensjahre verpflichtet.
Zwangsbekehrung.

Der Dekan von Rüdesheim zu seinem Bischof 1828:
"daß wenigstens in unseren Gegenden nicht sowohl Mangel an Belehrung und Einsicht,
als der immer mehr einreißende Hang zu Saufereien,
Zerstreuungen, Zusammenkünften, Vergnügungen der Hauptgrund der öfteren Excursionen seyn mag-
ein Übel, welches nicht durch sanfte, sondern mehr durch heroische Mittel behoben werden kann;
2. daß der Standpunkt jener Pfarrgeistlichen,
nach deren Kirchen solche Excursionen geschehen, eben nicht der angenehmste ist,
weil mehrere ihrer Parochianen wegen des dabei zu erwartenden Gewinns
die Wallfahrten möglichst begünstigen,
obgleichdieselben durch Verordnung der Kirche und des Staates entweder eingeschränkt oder verbothen sind"
Na na - wer wird denn? Die "Geistlichen" brauchten keinen Alkohol, um besoffen zu schwafeln..
Keine Angst, es geht noch weiter:
"Abgesehen von manchen anderen Gründen ist es Unverstand und Roheit
unbedingt das Wallfahrten verbieten zu wollen.
Der arme Bauer, das ganze Jahr geplagt und oft geärgert,
verlässigt da seine schmutzige Stube und das Kindergeschrei und Weibergebell,
und die Gasse, wo sein Gläubiger wohnt und die Kirche, wo der Anblick des Nachbars,
der mit ihm Prozeß führt, oder des ungeliebten Pfarrers
ihm die Andacht verdirbt. Und wenn er aus dem Ortsbann hinaus ist,
kommt er erst wieder zur rechten Besinnung über sich selbst und sein Leben
und ist Gott ihm gegenwärtiger und sein müdes Herz atmet auf in freien Himmelsraum hinausfliegt.."

Starker Tobak.
Die eigentliche sakramentale Formel war die auf Latein,
während die sonstigen Gebete und Predigten in der jeweiligen Muttersprache gehalten wurden.
Ein wenig Raum zur Erklärung der lat. Worte war auch noch vorhanden..
Die Taufe würde zur "häuslichen Geselligkeit herabgezogen" - aber der Pfarrer sieht auch Hoffnung:
"Ich hoffe, es wird, es wird bald anerst .. im Frühling blühen die Hecken,
tragen aber keine oder ungenießbare Früchte.
Die Sonne scheint aber auch für gute Bäume, die gute Früchte tragen.
Es sind gute Zeichen vorhanden, es sitzen Männer katholischen Sinnes
auf den Lehrstühlen und an den Fakultäten; es sitzen Männer
kirchlichen Geistes auf den Stühlen der Apostel."
So so, von Frauen haben die damals schon nichts wissen wollen!?

"verstanden die Liturgien die Alten besser als wir Verstandesmenschen"

Es wurde sogar verordnet, daß der Küster während der Predigt
die Kirchentüren zu verschließen habe, damit die Leute nicht hinausliefen..
(Das stammt nicht von mir, das schieb der Chronist):
"wohl ist dem katholischen Volke nichts Wesentliches genommen worden (durch die Neuordnungen),
aber das Volk weiß nicht das Unwesentliche vom Wesentlichen zu unterscheiden.."

Hier darf man nicht vergessen, daß damals nicht nur kaum einer lesen und schreiben konnte-
sondern vielmehr, daß diese Zeilen kein "Schäfchen" zu lesen bekam.

***

"Im Herzogtum, wo man bisher von religiösen Zerwürfnissen nichts wußte,
beginnt seit einiger Zeit ein trauriger Zustand sich zu entwickeln.
Ein verblendeter Theil der katholischen Pfarrgeistlichkeit, namentlich der jungen,
streut den Samen der Zwietracht unter die friedlichen Bewohner des Landes aus."

Der Chronist: Die beiden spezifischen Neugründungen der Diözese,
die armen Dienstmägte Jesu Christi, ebenso wie die barmherzigen Brüder von Montabaur,
sind nicht losgelöst von ihrem sozialgeschichtlichen Hintergrund zu verstehen.
Fuchs hat auf die extreme soziale Not in den Westerwald-Gebieten,
der ärmsten Gegend des Herzogtums Nassau, hingewiesen, die wiederum
in den 50er Jahren ihren Höhepunkt erreichte. (1850)
Krassester Ausdruck des sozialen Elends war der Bettelmannshandel mit den zahlreichen Kindern,
die nicht mehr ernährt werden konnten: Unternehmer mieteten
in den armen Westerwalddörfern von dort lebenden extrem armen Eltern gegen geringe Gebühr
13-14j. Kinder. Nachdem sie das Spielen der Ziehharmonika erlernt hatten,
wanderten sie zu Fuß nach den Hafenstädten Hamburg oder Lübeck,
von wo aus sie per Schiff nach Rußland gebracht wurden.
Hier traten sie als Straßenmusikanten auf,
gleichzeitig verkauften sie selbstgefertigten Tand.
Die Kinder, die in den russischen Städten scharenweise auftraten,
wurden nicht nur schlecht verpflegt und untergebracht,
sondern auch noch mißhandelt, wenn sie ihren Unternehmern nicht genug Geld einbrachten.
Doch nicht nur in Osteuropa oder Rußland, auch in westeurop. Ländern
traten Bettelmusikanten vom Westerwald auf.
Sie spielten in holländischen Lokalen und waren in den Seebädern Hollands,
Frankreichs und Englands häufige Gäste.
Auch gehörte ihr Auftreten zu den Nummern von Zirkussen und Schaubuden.
Etwa 100 Westerwälder "Unternehmer" bereisten zu jener Zeit mit
Hunderten von Kindern die skandinavischen Staaten, Rußland,
den gesamten Balkan, ja selbst Palästina, Syrien und Ägypten.
Darüber hinaus traten sie in den Saloons der nordamerikanischen Goldgräbersiedlungen auf.
Und da sich die Einwohner des Westerwaldes außerstande sahen,
vom Ertrag der kargen Böden ihre vielköpfigen Familien zu ernähren,
fehlte es niemals an Nachschub für die Unternehmer- ja,
Mädchen sollen diesen sogar regelrecht verkauft worden sein.
Brr- genug zitiert.

***

Weder war man im Taunus noch im Westerwald irgendwie von der preußischen
Übernahme begeistert, was Katholische nochmal schwerer kam,
war doch Preußen arg "protestantisch".
Ein Priester an seinen Bischof:
"Heute wird das hier liegende Nassauische Militär für Preußen vereidigt;
haben die Leute einmal den
preußischen Rock an, so werden sie bald eben so gut preußisch sein,
wie sie gut nassauisch geworden,
nachdem sie ihren früheren rechtmäßigen Landesherrn von Mainz und Trier
aus Motiven und zu Zwecken und unter Umständen beraubt worden waren,
die mir viel verdammlicher scheinen als die jetzigen auf das nackte jus fortioris gegründeten Annexionen"
(Das Recht des Stärkeren)
Der bekannte Witz von dem Pfarrer, der auf Befehl hin predigt,
"daß wir preußisch geworden sind, und zwar erstens,
wie sehr wir uns darüber freuen müssen, und zweitens,
daß wir es um unseren vielen Sünden willen nicht besser verdient haben"

Nun waren da noch die "Altlasten" der Klosterbrüder und allen voran die Klosterschwestern,
die sich mit sozialen Aufgaben in der Bevölkerung ein "Standbein" schufen
und deshalb noch länger ihre Darseinsberechtigung erhalten können.

"Rettungsanstalten" für verwahrloste Kinder gab es im katholischen Bereich
seit Mitte des 19.Jhds, so der Chronist, nachdem in der
ersten Jahrhunderthälfte die evangelische Kirche führend gewesen war.
In der Diözese Limburg bestehende Anstalt war dem Bischof ein Herzensanliegen,
wozu er in Hirtenbriefen zu Kollekten aufrief.
"Dennoch glichen diese Anstalten mehr einem Zuchthaus oder bestenfalls einer Kaserne.
In strengster Disziplin, dauernder angestrengter Arbeit und jede Minute
einplanender Tagesordnung wurde das Allheilmittel gegen Unordnung
und dumme Gedanken gesehen. Prügel waren an der Tagesordnung,
aber auch drakonische Strafe wie Kost-Entzug auf halbe Ration, Arrest bis zur Dunkelzelle,
Entzug des weichen Lagers, Ausschluß von Spiel und Spaziergängen,
längerer Entzug von Büchern, Freistunden, Besuchserlaubnis und Briefschreiben
waren allgemein üblich und wurden noch 1909 durch die Strafordnung
des preußischen Innenministers sanktioniert."

In der Kinderverschickung (Asthma-Kur) der 1960iger Jahre habe ich -bis auf Schläge-
solche Strafen noch am eigenen Leib erleben können, in einem Kinderkurheim an der Ostsee,
Pelzerhaken und in einem in Berchtesgaden Nähe des Königsees, also an den entferntesten Ecken des Landes - ebenso!

***

Im "Sturmjahr 1932", in dem vom Katholischen Jungmännerverband Deutschlands
die Parole ausgegeben wurde "Christusjugend an die Front" bewirkte,
daß auch in Limburg, wie überall solche Gruppen entstanden.

Der Frankfurter Katholizismus 1933 war immun gegenüber der Faszination
des Nationalsozialismus- der damals viele der sogenannten "progressiven Katholiken" erlagen.
Warum war das so? Nun, weil wohl soziologisch der Frankfurter Katholik
als "kleine Leute, Arbeiter und Kleinbürgern" beschrieben wurde -
es fehlte der "katholische Adel" und das Großbürgertum dieser Gruppierung
inmitten der protestantischen Überzahl.
Diese Arbeiterschicht erstand in den 1920iger Jahren der hohen Arbeitslosigkeit und Inflation und Not.
So trank man die "Milch der Schwachen und nicht den Wein der Starken".

Heute ist die "Mietpreisgrenze" und die "Bankenrettung" ein deutliches Zeichen dafür,
daß auch unser jetziges System nicht ohne ständige dirigistische
Maßnahmen funktionfähig bleibt.
Es läuft sofort alles aus dem Ruder,
die Reichen werden sprunghaft reicher, die Armen geben ihr letztes Sparbuch für das "Wachstum" ab.
Wer von den Zinsen lebt oder andere Leute unterdrückt,
ist ein "Leistungsträger", wer durch seiner Hände Arbeit leben muß,
ist zum "Sozialfall" geworden, der "Stütze" benötigt um die Miete bezahlen zu können.
Bezeichnend sind die Ausdrücke "Arbeit NEHMER" und "Arbeit GEBER"
"Sexuelle Orientierungen" und "Selbstverwirklichung" und "Ellenbogen" sind wichtiger,
als die ehemals forcierte Keimzelle des Staates, die Familie- zu favorisieren.
Gerechtigkeit und "Nachhaltigkeit" in allen Ebenen ist noch immer
oder schon wieder ein Wunschtraum, nach der kurzen Phase des Aufschwungs nach dem WKII.
Diese Bemerkung setze ich, weil das Ei des Kolumbus noch immer in weiter Ferne scheint..

Bei dem Vorhaben eine Geschichtsseite zu machen, komme ich wohl nicht drum herum
aus Zeiten zu berichten, die mir sehr unheilig und zuwider sind.
Der Chronist des Limburger Bistums führt den Bischof Hilfrich 1933 auf,
der zu einer Gruppe westdeutscher Bischöfe um den Kölner Kardinal Schulte
herum, aufforderte, "anstatt sofort die frühere ablehnende Haltung gegenüber
dem Nationalsozialismus aufzugeben, erst noch warten zu wollen,
ob sich die Gesamtbewegung auch nach dem programmatischen Erklärungen
des Führers und Reichkanzlers am 23.Mrz. richten würde.."
Es folgen weitere Abschnitte, es sei nicht nur dem Herrn geklagt:
Ein Beispiel ist der Franziskanerpater Latteck in Kelkheim,
der zu den örtlichen Leitern von Partei und SA ein gutes Verhältnis unterhielt
und einzelne Kolpings-Mitglieder zum Eintritt in die SA ermunterte, um Einfluß auf sie zu gewinnen..
Von Parteiseite wurde das als hinterhältige Infiltration verurteilt.
"Es fällt dem nationalsozialistischen Staat offensichtlich schwer,
seinen Totalitätsanspruch mit den im Konkordat fixierten Rechten der Kirche in Einklang zu bringen"
Auf der anderen Seite: Der Staat brauche die Kirche,
"das gibt dem deutschen Episkopat die Möglichkeit, selbstbewußt und sicher und fest aufzutreten"

Aus einem Schreiben an das Ordinariat:
"Aus der ganzen Unterhaltung nahm ich als Eindruck mit,
daß man doch wohl im allgemeinen in den Kreisen der Partei uns Katholiken mit Mißtrauen begegnet,
Ich wurde in meiner Ansicht bestärkt, daß wir ein kluges,
aber um keinen Preis charakterloses Verhalten zeigen dürfen, und daß auch hier und da
prinzipielle Auseinandersetzungen mit den Führern des heutigen Staates notwendig sind.
Besonders schwierig ist bei diesen Leuten das Verständnis dafür,
daß wir uns jetzt positiv zum neuen Staat einstellen, und man vermutet zu leicht,
daß diese Einstellung nicht aus einer gewissenmäßigen Verpflichtung heraus,
sondern aus Taktik geschehe und wir innerlich nach wie vor negativ
zu den heutigen staatlichen Verhältnissen stehen" (16.8. DAL 561/3A fol. 36-39)

Ein 1936/37 verfasstes Memorandum an die deutsche Bischofskonferenz
bezüglich der Judenverfolgung und KZ-Willkür blieb ohne jede Anwort seitens der Bischöfe.

Nun kam ein "Landjahrgesetz" 1934 heraus- was den Klerus nur deshalb aufscheuchte,
weil hier auf Konfessionen keine Rücksicht genommen wird-
sieht man von den Juden ab, die "nicht erwünscht" waren.
So gab es öffentliche Kanzelworte gegen dieses Gesetz,
"da es sich um ein Eltern- und Naturrecht vergewaltigendes und den Glauben der Kinder aufs
äußerte gefährdendes Gesetz handle".
(Der damalige Staat bestand auf der Ansicht, daß die Kinder "dem Volke"
und nicht den Eltern und nicht der Kirche gehören - desgleichen geschah auch in der späteren, ehem. DDR
und genau da setzt mein Verdacht an, daß "Na tionals ozialisten" eben auch "Sozi alisten" waren,
also rote Gesellen, ganz gleich ob sie nun nationaler als die D DR eingestellt waren oder nur
Deckmäntelchen für eine ganz andere Sache gewesen sind!)

Die Kirche hielt sich keiner geschlossenen Meinung an, sondern ließ nach Gauen die Kleriker agieren)
Die Sorge der Kirche um ihre Bemühungen:
"Wenn die Kinder nicht den Gottesdienst verlangen, und zwar immer wieder und regelmäßig,
und wenn die Eltern das nicht immer wieder fördern, dann arbeitet auch der Seelsorger vergeblich"
Bischof August: "Wir können uns nur einer heiligen Person weihen, einer heiligen Sache, die über uns steht.
Wir können uns nicht der niederen Natur weihen, die wir nach dem Auftrag unseres Schöpfers beherrschen sollen"
Was immer er mit "der niederen Natur" meinte..
1935 gab -intern- die Partei zu, daß "die katholische Propaganda fast durchweg
wesentlich geschickter als die aus unseren Reihen stammende Gegenpropaganda" war.

In Wetzlar wollte man die "Sturmschar" der kath. Jugend in die HJ eingliedern,
das diese nicht wollten -das brachte Parrer Zentgraf von Oberreifenberg zwei Tage Haft ein.
(Ob die milde Haft am Namen des Pfarrers lag?)
Man empfand die Zerstörung der Synagogen nicht als Verwüstung von Häusern
des "wahren Gottes", deshalb hielten wohl die Katholiken still,
auch wenn es den Menschen ein Graus war.
(Was die Evangelischen oder Protestanten davon hielten, kann hier leider nicht erfahren werden)
Der damalige Ordinariatssektretär Will meinte im Amtsblatt
(er wollte wohl das Christentum vor dem Vorwurf "undeutsch" zu sein, schützen)
"daß die christliche Religion nicht aus der Natur dieses Volkes
(der Juden) herausgewachsen ist, also nicht von Rasse-Eigenschaften dieses Volkes
beeinflußt ist, sondern sich gegen dieses Volk hat durchsetzen müssen.
Jesus Christus ist nicht eine Frucht dieses Volkes, sondern in seiner Menschwerdung
ein Geschenk des Himmels.. Die Geschichte der Offenbarung
mit dem nur werkzeuglichen Mitwirken des israelischen Volkes, die Todfeindschaft der führenden
Kreise gegen den Heiland und die Verstocktheit des nachchristlichen Judentums zeigen,
daß die christliche Religion kein Geist des Judentums ist..
Nicht der Begriff vom Schöpfer-Gott ist jüdischen Ursprungs,
wohl aber dürfte geprüft werden, wie weit die Leugnung des Schöpfers und der statt dessen
seit Jahrhunderten immer mehr verbreitete pantheistische Gottesbegriff
von der Philosophie des Juden Baruch Spinoza beeinflußt sind"

In dieser gruseligen Zeit wurden Wallfahren schon deshalb bekämpft,
weil sie sich offenbar gerne zu politischen Kundgebungen und Diskussionen mauserten.

Aus einem Schreiben an Kardinal Bertram:
"in Deutschland werde nach dem Kriege auf kirchenpolitischem Gebiet ein Zustand herrschen,
der von dem in Russland bestehenden nicht mehr wesentlich verschieden ist.
Und wenn das Volk weiter auf den Gedanken kommt, auch dieser Zustand
sei nach dem Wunsch und Willen der Urheber solcher Ankündigungen noch nichts
Endgültiges, sondern nur das Durchgangsstadium zur völligen Vernichtung der Kirche,
so ist das nicht weiter verwunderlich"

Seit Anfang 1941, so der Chronist, wurden sicher über 10000 "Geisteskranke"
auf dem Mönchsberg bei Hadamar durch Kohlenmonoxyd vergast.
(Hier verscheibe ich mich dauernd - diese Zeilen sind kaum erträglich)
"Was hier geschah, wurde ziemlich bald durch Flüsterpropaganda im ganzen Bezirk verbreitet
und die Kinder auf den Straßen sprachen schon davon"
Aber: Alle Mitarbeiter dieser "Anstalt" kamen aus dem fernen Berlin, nicht aus der Umgebung.
Nach den Erzählungen meiner Großeltern und Urgroßeltern hat man hier
auf dem Land erst sehr spät von solchen Graeueltaten gehört - der "staatliche Rundfunk"
war maßgeblich, Zeitungen hatte kaum jemand, Hadamar war weit weg.
(Auch heute wieder soll "vorgegeben" sein, in welchem "Rahmen" sich die öffentlich rechtl.
Sendeanstalten äußern sollen -oder dürfen?- das hatten wir doch alles schon mal?)
Aber damals: Die nahe Anstalt in Weilmünster hätte zu denken geben müssen- 15 Kilometer
sind zwar nicht mehr zur täglichen Arbeitstrecke unserer Dorfbewohner zu zählen-
irgendwer aus der Verwandt- oder Bekanntschaft wird diese Verbrennung bestimmt bemerkt
und weitererzählt haben können..
Dagegen "etwas sagen oder tun" wäre brandgefährlich gewesen,
zumal im Ort überall Spitzel hockten- angebliche Honoratioren, die, so erzählte man mir
auf mein bohrendes Nachfragen, hätten so manches Papier und Relikte, wie Wimpel,
Abzeichen, Ausweise und Dokumente aus jener Zeit
beim Einmarsch der Amerikaner in den Jauchegruben versenkt.
Es waren die "guten und wichtigen Bürger", die geschwind mal einen Verwundeten anzeigten,
wenn er sich nach der Genese nicht sofort wieder zur Front gemeldet hat.
(Die Täter waren davon wohl befreit, weil sie auf dem Feld "volkswichtige" Ernährung besorgen mußten oder "Bauernführer" waren.)

(meine Altvorderen waren wohl eindeutig "kleine Leute", die allesamt nichts zu melden hatten)
Wie auch immer- der Bischof Hilrich protestiert gegen diese Morde der "Euthanasie"
beim Reichsjustizminister - ihm schlossen sich wohl einige andere an,
was diese Vernichtung erst einmal bremste.
Dennoch wurden später auch weiterhin
mißgebildete oder schwer erziehbare Kinder, polnische und russische Kriegsgefangene umgebracht,
wie berichet wird.

Der Druck der Partei gegen die Kirche war nicht überall gleich-
im "linken" Arbeitergebiet Frankfurts weniger schlimm als im reichen Wiesbaden,
das immer schon feudal, mit vielen Juden und kaisertreu war.
Die rassenfeindlichen Äußerungen jener Zeit erspare ich uns, des lieben Seelenfriedens halber.
Bischof Hilrich war herzkrank und versuchte ausgleichend zu wirken -
"wenn sie nur das Wort Gottes verkünden, werden sie nie Schwierigkeiten mit der Ges tapo haben!" -
So mancher Ordensgeistliche kam selbst in diese Lager- ein falsches Wort,
eine falsche Tat und es war passiert.
(hinterher, im Kommunismus des Ostblocks ist das auch nicht besser gewesen)

***

Was keinem Menschen aufzufallen scheint, ist das Wort "Reich" - dieser Ausdruck gehört zum Kaiser oder König, nicht aber zur Demokratie. Wieso das Parlament in Berlin noch immer der Reichstag sein darf oder so genannt bleibt, erschließt sich mir in keiner Weise. Sehe ich das falsch?

***

Die Geschichte des Bistums Limburgs war mir keine Wunschlektüre,
das darf hier nochmal betont werden,
so kam das Buch "vom Usinger Land" aus dem Jahr 1973 gerade recht,
um mich von der vorhergehenden Lektüre zu erholen.
Das "Patent" des Glaubens, das sich nicht an eine rationale
und vernunftbetonte Ebene oder Bodenhaftung zu halten braucht, ist genial:
So kann man ganze Luftschlösser und Institutionen erfinden und diese
-nach Bedarf- immer weiter ausbauen, über zig Generationen hinweg entsteht ein Machtinstrument,
das wie eine Fegmühle beim Mühlespiel funktioniert.
Jedwede "Nachweise" oder "Beweise" oder "Fakten" werden vollkommen unnötig,
weil das Wort "Glauben" bereits die Anerkenntnis alles Unbekannten -ganz automatisch- ermöglicht.
Aus diesen Luftschlössern wurden Glaubensbehörden, staatlich sanktioniert (geheiligt)
und gefördert, mit allen erdenklichen Sonderrechten,
bis zur eigenen ! Gerichtsbarkeit ! zugeschustert oder besser festzementiert.
Selbst bei einem teilweisen Wegfall von Privilegien oder Besitztümern
entstanden so reale und einforderbare Privilegien, z.B. die Bischofsbesoldung vom Staat,
um nur mal eine zu nennen,
um die Luftnummern-Organisationen gewissermaßen "schadlos" zu halten.
Immense heimliche Vermögen wurden so angehäuft,
deren Blüte die Verschwendungssucht einzelner Leute ist. (ehem. Bischof von Limburg)
Riesige Türme und Döme und Kathedralen oder schloßartige Klöster wurden gebaut-
ein Schelm, wer diese Monstren als die Landschaft verschandelnd ansieht.
(Seltsam, daß gegen diese Glaubensgebäude niemand demonstriert, gegen Windkraftanlagen aber schon,
obwohl der Lärm durch Kirchenglocken deutlicher und lauter ist ?!)

Nebenbei halte ich von politischen Parteien so wenig wie von Religionen !

Die soziologische Bevölkerungsstruktur und die veränderte landwirtschaftliche Nutzung
hat in den Jahren nach dem 2.Weltkrieg
viele Arten in Flora und Fauna fast aussterben lassen -
wo früher nur einmal Heu und später im Jahr nochmal Krummet gemacht wurde,
folgte eine intensivere Abernte mit Silage;
so konnten die Kräuter auf der Wiese kaum mehr Sämlinge ausreifen.
Weiden wurden intensiv genutzt- ca 40 Jahre, bis die Konzentration
der neuen Landwirtschaft immer mehr Weidenflächen brach fallen ließ,
die sich von der Bodenqualität für Getreide oder Mais etc. nicht so gut eigneten.
Die nun neu standen extensiven Wiesenbewirtschaftungen,
die z.T. sogar von staatl. Seite gemäht werden müssen,
damit sie die wertvolle Kulturlandschaft nicht verwalden lassen, folgte.
Die Landwirte empfinden das Soja-Futter aus Übersee wohl billiger, als die Bewirtschaftung von Weiden,
welche heute von Schafe, Ziegen und Pferden kurz gehalten werden-
so wird die Gestrüppbildung vermieden.
Ich wage jedoch zu bezweifeln, daß diese "Freihaltung wertvoller Kulturflächen", die definitiv nicht mehr benötigt werden, sinnvoll ist. Die Natur wird bekanntlich nicht gefragt, eher das fotografische Auge der Bestimmer.
Die Wälder wurden im 19.Jhd immer mehr zu Monokulturen,
heute ist man weiter und geht den Weg der naturnahen Bewirtschaftung,
welche den spezifischen Anspruch der Baumart an den Boden stellt - berücksichtigt.
Bislang litten die Wälder unter den Flugabgasen und abgelassenen Spritmengen, der Klimaveränderung dadurch und unter der akademischen Beforstung, die mehr Fehler machte, als alle zuvor. (Siehe 2022 - wo im Westerwalt fast die Hälfte des Waldes tot ist - Fichten!)

***

Wo sich die Sagen im Nebel der Vergangenheit verlieren,
sieht man zuweilen noch herrliche Einheiten von Kapellen, Bruchsteinmauern,
schmale Naturtreppchen und zuweilen tausend Jahre alte Linden oder Eichen stehen, die in die Täler schauen..

Selten gewordene Zugvögel nisten wieder in unserer Heimat, nach und nach wächst die Artenvielfalt wieder an.

Der Altkönig bei Falkenstein/Königstein mit seinen weiten keltischen Ringwallanlagen und seinem Plateau
strahlt allemal mehr Heiligkeit aus, die Ehrfurcht und Stille gebietet,
als in Kirchen oder gar im Bahai-Tempel in Langenhain spürbar wird, welche fast immer nur optisch und auch die geistige Gesundheit der Wanderer - kontaminieren durch bloße Fremdheit, die sich durch den Zuzug der Muslime zunehmend feindseelig zeigt.
Ich rate zur Wanderung auf diesen Gipfel des Altkönigs an, wo man den Talblick über den ganzen Frankfurter Raum genießen sollte. Das stärkt das innere, die Naturverbundenheit, die wahre und einzige "Gottheit" - du und die Natur seid eins!

***

Im Hochmittelalter des schwachen Kaisertums eigneten sich kleine Territorialherren das Reichsland an.
Durch Erbgang, Verpfändung, Heiraten, Kauf und Lehen wieder zerstückelt,
entstand der Flickenteppich an Ländereien,
der erst später durch Gebietsreformen wieder rationeller gestaltet wurde.
Die alten Gebietsteilungen und Siedlungsformen waren nicht nur
aus dem Schutzbedürfnis in fehdereichen Zeiten zu sehen,
auch die damalige Einführung der Dreifelderwirtschaft (Flurzwang) machte ein enges Zusammenwohnen nötig:
in Absprache wurde ausgesät und geerntet, in geschlossenen, wegearmen Zelgen -Sommerfeld, Winterfeld.
Das dritte Feld war die gemeinschaftlich genutzte Brache.
Die Dreizelgenwirtschaft ging im Wechsel über drei Jahre: Winterfrucht, Sommerfrucht, Brache.
Durch Realteilung verdichtete sich die Wohnsituation nochmal weiter.
So entstanden die wirren Winkel und Straßenzüge, die dem heutigen Verkehr zu schaffen machen..

In den 1920-1960iger Jahren wurden im Taunus viele Wochenendhäuschen gebaut,
die in den 70/80iger Jahren als feste Wohnhäuser ausgebaut wurden.
Die Stadtflucht derer, die es sich leisten konnten, hält z.T. heute noch an.
Die Landflucht derer, die sich das Pendeln nicht mehr leisten können- aber auch.
Das sind ein paar der Gründe, weshalb heute landschaftsgebundene Bauformen kaum mehr zu sehen sind.
Die Kleinstädte sind zunehmend auf dichteste Bebauung oder Hochbauten angewiesen,
sonst würde die Landschaft immer weiter zersiedelt.
(So viele Menschen wie heute gab es noch nie, so hohe Ansprüche und Platzbedarfe
sind ebenfalls neu, sieht man von der wohlhabenden Schicht mal ab, welche riesige Bedürfnisse,
ja überbordend luxuriöse bis feudale Ansprüche entwickelt.)

***

Die Dreizelgenwirtschaft (wo Feld in Feld in einer Frucht bestellt ineinander überging)
verschwand, wie die dreijährige Fruchtfolge.
Es entstand das buntgemischte Bild der Flur, das heute wieder noch anders -
diesmal wieder großflächiger - ausschaut, weil eine erneute Flurbereinigung war.

Der Autor vermerkt poetisch: Die Bestände von Eichen zeigen aufgrund früherer
Lohen-Nutzung seltener alte und mächtige Eichenstämme auf,
man merkt noch, daß sie aus Niederwäldern erwachsen sind.
Heute ist deren wirtschaftlicher Wert geringer-
der landschaftliche Reiz des leichten Grasunterwuchses jedoch gibt einen besonderen Reiz ab.
Im Kirschenwäldchen bei Wetzlars ist ein schönes Beispiel dafür.
(Dort sind auch ein paar kürzere Wanderwege, die ich empfehlen kann:
Wandern )
Die Kiefer wurde erst vor ca 150 Jahren in unserem Gebiet eingeführt -
bis Ende des 18Jhds. waren Laubbäume vorherrschend.

In der heutigen Zeit wird der Fachbereich der handwerklich hergestellten Lebensmittel
der Bäcker und Metzger immer weiter abnehmen;
Zu Gunsten automatisierter Filialbetriebe mit zentraler Herstellung
bis zu fabrikgroßen Anlagen beherrschen sie heute den Markt.
(z.T. sind diese Produkte unter verschiedenen Markenbezeichnungen im Handel-
was oft genug Wettbewerb nur noch vortäuscht)

***

Nach 1700-1750 jedoch war die die landwirtschaftliche Nutzfläche für die vielen Menschen zu klein geworden,
so sann man nach neuen Einkommensquellen:
Die Textilproduktion kam mit Hilfe von Hugenotten schnell in Fahrt.
Diese Leute waren geschäftstüchtig und fleißig- es wurden Flachs-Teiche angelegt,
Brach- und Ödland mit Schafen besiedelt um Wolle zu erhalten.
Die Usinger Tuche waren bald weit und breit bekannt.
Bis zu 60% der Haushalte leisteten Heimarbeit mit Wams,- Gamaschen und Strumpfweberei.
Mitte des 19.Jhds. kam die Technisierung, die in Bedrängnis
gekommenen HeimarbeiterInnen begannen mit der Landflucht in die Stadt,
was erst durch den Bau der Eisenbahn gestoppt werden konnte.

Ansonsten gaben Walkmühlen, Mahl- und Ölmühlen, Ledergewerbe, Schuhmacher,
Sägewerke bis zu Eisengießereien vielen Leuten Arbeit und Brot.
Die eigentlichen Baufachleute waren früher die Zimmerleute, die den Rahmen des Hauses
und die Zimmereinteilungen, Fenster- und Türzargen, Treppen und Böden
machten- also nicht nur den Dachstuhl, wie heutzutage.
So ein Nagelschmied hatte damals kein leichtes Leben- im Gegensatz
zu den Schmiedemeistern in den größeren Werkstätten,
der 14 Stunden-Tag an der Esse in der kleinen dunklen Werkstatt war die Regel.
Zwei Eisenstäbe waren immer zugleich im Feuer.
Die zur Weißglut gebrachten Spitzen wurden über einem Blockmeisel geknickt
und in das Loch des Nageleisens gesenkt. Durch schnelles Zuschlagen ist der Kopf des Nagels geformt worden.
Wer diesen "Job" ständig ausübte, hatte häufig mit der Verbildung des Brustkorbes
und unter Gicht und Leberschäden zu leiden.
Man stellte damals her: Huf,- Schuh,- Tapezier,- Band,- Sattler,- Hemmklotz- und Schlossernägel.
Auf dem Buckel wurden die schweren Säcke mit den Erzeugnissen zu den Käufern
in das Rhein-Main-Gebiet, in die Wetterau,
in den Goldnen Grund und ins Lahngebiet geschleppt.

Aus dieser Zeit entwickelten sich andere Heimarbeiten, wie Knopf- und Strickwaren,
zumeist Teilerzeugnisse, die in hohen Stückzahlen unter billigen Lohnkosten produziert wurden.
So manche Hausfrau hat hier ein Zubrot für die Familie erreichen können.
Noch in den 1960iger Jahren hörte man in vielen Häusern das rattern einfachster Hilfsmaschinen.
Der Unternehmer brachte die Rohlinge oder das Material und holte die Resultate ab.
Meine Mutter hatte eine Zeit mit Wäscheknöpfen zu tun, die beiden Metall-Rohlinge wurde dabei mit Stoff überzogen und zusammen gepresst. Unglaubliche Stückzahlen kamen mithilfe einer kleinen Maschine zustande. Andere Frauen fertigten Teile von Strickwaren an, die andernorts zusammen genäht wurden. Die Sachen wurden angeliefert und abgeholt.

***

Viele Sitten und Gebräuche des Usinger Landes gehen auf "heidnische" Vorläufer zurück.
So das Laubmännchen am Pfingstdienstag.
Ein Handwagen wurde mit frischen Laub umkränzt und mit Bändern ausgeschmückt.
Die Kleinsten wurden von den größeren Kindern gefahren - so zogen sie durch den Ort.
Die frischen Birken- und Buchenblätter symbolisierten das erwachende Jahr
und das Sammeln von Eiern erinnert an alte Fruchtbarkeitsrituale.
So sagen sie Bittlieder- wie dieses:
Gockedie gockedie gaier,
die Hinkel leje Ajer,
de Kuckuck säuft de Dorrer aus,
drum gebt uns Speck und Ajer raus,
als Ajer raus, als Ajer raus,
de Korb is noch nit voll !

Im Hof der teilnehmenden Kinder hatte man ein Laubhäuschen gezimmert-
bei gutem Wetter fand das im benachbarten Wäldchen statt,
wo man sich bei geselligen Spielen und Eierbacken traf.

***

Etwas wunderlich ist folgende Geschichte:
Bereits 1422 wurde die Usinger Schützengilde mit friedlichem Armbrust - Wettkampf gegründet.
Diese Veranstaltung und der Verein wurde vom Grafen Philipp von Nassau
aus Gründen der Wehrtüchtigkeit gefördert.
In der damaligen Gesellschaftsordnung kam der Gilde sogar eine konkrete polizeiliche Aufgabe zu-
als Schutzwehr "gegen Räuber und fahrendes Gesindel".
Sozusagen als Ordnungsfaktor auf dem Land.
(Das war lange, lange Zeit vor den N azis und ihrer Propaganda, die sich das alte Brauchtum unter den Nagel riss:
August 2019 lese ich, daß Schwedens Polizei gegen die Gangs nicht mehr ankommt - das kommt vom Multikultiwahn - selber schuld! Zwei verschiedene Dinge, aber eine "Denke"!)
Im Jahr 1524 ist das erste Schützenfest in Usingen gehalten worden.
Fürst Walrad baute im ausgehenden 17.Jhd Usingen zur Residenz aus,
1732 wurde aus der bis dahin friedlichen Schützengruppe
eine Art Bürgerkompanie mit Anzeichen der Vermilitarisierung.
1814 zum "Batallion Usingen" - nach dem Vorbild des preußischen Landsturms.
Nach 1821 wurde dieser "Landsturm" wieder zu einem Schützenverein gemacht.
(Ich dachte immer, dieser Ausdruck sei im 3. Reich entstanden)

***

Ein Satz zur Dorfsanierung: "Wir blicken in eine Dorfstraße von Niederems.
Die Häuser sind renoviert, haben ihre dumpfe Enge durch den Einbau großer Fenster verloren,
zum Teil ist sogar das alte Fachwerk wieder freigelegt, die Straßen sind asphaltiert -
und dennoch ist der ursprüngliche Dorfcharakter gewahrt.
Dazu trägt natürlich auch die plombierte, uralte, knorrige Linde bei."
Das war in den 1970iger Jahren. Heute hat man die "großen Fenster"
in alten Häusern nicht gerne, es wird zurückgebaut in den Ursprung.
Das damalige Dorfgefühl ist heute fast überall verschwunden, trotz Linde-
weil der "Tante Emma Laden", der kleine Bäcker, der Dorfmetzger
und div. andere Geschäfte und Gewerke und Geschäftlichkeiten dicht sind. Zu für immer.
Die meisten Wirtschaften sind "Cucinas", "Restaurant Athen" oder "Döner" geworden,
typisch hessische Spezialitäten muß man lange suchen.

***

Aus der nassauischen Mundart stammt die Bezeichnung "Ley", was Fels bedeutet: Loreley.

Es gab in unserer Gegend Orte, die ganz im Wald versteckt waren und vom 30j. Krieg verschont blieben!
Odersbach, benannt nach dem gleichnamigen Bach, der sich von Odinsbach ableitet.
Vor den "Gefallenen" der beiden WKI und WKII blieb der Ort nicht verschont,
auch nicht von der Inflation in den 1920iger Jahren,
wo ein Meter Stoff 2 Billionen und ein Glas Bier 250 Billionen Mark gekostet haben soll.

Nachtrag: 2021 stehen wir wieder vor den Wahlen und kaum einer weiß was er wählen soll und warum.
Nachtrag: 2022 wurde durch den Machtmenschen Putin befohlen, die Ukraine überfallen und wieder ist unser Land gedrängt und verdungen, sich aus dem Fenster zu lehnen. Politik ist immer unheilig! (Nur der Gevatter Tod lacht, denn er betreibt die Waffenlobby als Rationalisierungsinstrument..)

Die Besiedlung in alten Tagen darf man sich nicht so dicht vorstellen, -
bis zum Jahr 1000 bedeckten noch 5/6 des Gebietes weite Wälder!
Als die Franken eindrangen, war jedes Stück Gebiet bereits vergeben und aufgeteilt.
Der Ablauf war so: Der Anführer der Eroberer erhielt ein großes Stück Land für sich,
das übrige Land verteilte er unter seinen Freien, die dort die Hütten ihrer Hörigen aufstellen ließen.
Ein paar der Freien, die sich durch besondere Tapferkeit auszeichneten,
kamen dazu eine extra Portion Land als Lehen.
So hoben sich die Edelfreien oder Adeligen von den Gemeinfreien empor.
Noch vor einem festen Stand, bildeten jene die nahe Gefolgschaft des Anführers.
Aus der so entstandenen Zersiedlung rückten die weiteren Bebauungen nach,
als das Land voll erschlossen wurde und ca 2-300 Jahre später
durch die Bevölkerungszunahme Rodungen nötig wurden,
rückten die Häuser näher zusammen und bildeten kompakte Gemeinwesen.
Mark nannte man den Bezirk wo Abkömlinge einer Familie wohnten.
Von diesen hatte jeder Anteil am gemeinsamen Mark-Wald.

Spätere Gründungen bis zum 9.Jhd. der Franken endenten auf -heim,
-hausen, -hof, -stein, -statt, -feld, -bach, -berg, -kirchen.
Danach, bis zum 13.Jhd mit -hain, -rode.
Die Zahl der Marken wurde in Hundertschaften -hunderte- oder Zente -centena- zusammengefasst.
Hundert Zente waren ein Gau und war zugleich das Gebiet eines ganzen Stamms.
Rheingau, Maingau, Wetterau (Wettergau), Haigergau, ober und unter Lahngau.

Die Freien wählten demokratisch innerhalb des Gaues acht der ältesten,
erfahrensten und geachtesten Männer als Schöffen oder Richter aus.
(Kein Wort vom Frauenwahlrecht, kein Wort vom Wahlrecht der "arbeitenden Klasse",
das der Unfreien oder Hörigen oder Beisassen etc.)
Aus den Gauen wurde dann der Anführer oder kleine Könige gewählt.
Sämtliche Anführer der Gaue wählten dann den König und den Oberbefehlshaber,
den Herzog, der nach Kriegsende das Amt wieder aufgab.
(Herzog - der vor dem Heer her zog)
Da Kriege lange dauerten, konnte das auf Lebenszeit sein, daß der Herzog im Amt blieb.
Langsam, aber sicher blieben diese von sich aus dauerhaft -
der Richter und Anführer des Gaues wurde zum Graf, der Gau in Zenten eingeteilt.
(Schultheiß gleich Schuldheischender oder Zehntgraf.)

Es folgten die Hundertgrafen, aber auch Gaugrafen als Nachfolger des Gau-Königs.
Bald wurde der Gaugraf nur noch vom König eingesetzt.
Das Recht wurde nicht mehr im Namen des Volkes, sondern im Namen des Königs gesprochen.
Als Förderer des Glaubens hatte der König das Gebietsrecht -
die Durchführung eines absoluten Systems war die Folge.
Die Einteilung in Freie und Unfreie war überholt,
der Adel hatte sich als oberster Stand über die Freien erhoben.
Durch die vom König verliehenen Lehen wurde er Adel reich und mächtig,
an seiner Seite stand nun der Klerus.
Durch Schenkungen wurde auch der Klerus vergleichbar wohlhabend.
Nun kamen die Freien bereits in den dritten Stand..
.. als Reichsstände anerkannt.
Die Vielzahl der Verpflichtungen brachten viele Freie in den Stand der Hörigen,
indem sie Besitz verpfänden mußten.
Jenen bezeichnete man danach als Bauer.
In der Folgezeit zeigten sich Schwächen dieser Hierachie,
so daß die Herzöge wieder mehr Macht erhielten.
Um diese Macht ein wenig zu mildern, schlossen sich Freie den Klerikern an.
Ganze Landstriche kamen so an die Kirche.
Doch der Klerus, der dem König gegen die Übermacht der Herzöge helfen sollte,
war auch nicht besser gesonnen..
Nach und nach schwand der Einfluß des Königs,
die Söhne der Grafen und Großgrundbesitzer bildeten Dynastien,
die jene alten Gaue schwankend machten.
Der Anfang der deutschen Kleinstaaterei war getan.
Die Großen belehnten die tapferen Männer in ihren Diensten mit Gütern und "Gerechtsamen".
Diese bildeten den niederen Adel, verpflichtet zum Beistand im Kriege.

So, wie die christliche Religion mit ihren Klöstern die Kultur des Landes förderte,
so nachteilig wurde ihr das mosaische Zehntengesetz,
das Karl der Große auf dem Reichstag 779 in Düren für die Bischöfe
seines Reiches in Kraft setzte- die Gesetzesgrundlage:
Das Gesetz beruft sich auf das 3. Buch Mose, Kapitel 27, Vers30
Schätzungen von Mensch, Vieh, Ackern, "die dem Herrn heilig sind",
also den Priestern gegeben werden müssen..

Ein unglaublicher Vorgang, der auch heute noch nachwirkt, was ich nicht verstehen kann
und was noch immer nicht korrigiert worden ist !



Es stellt sich heute vielmehr die Frage, wie weit unsere Weltbevölkerung
überhaupt in der Lage ist, demokratisch entscheidungsfähig zu agieren.
Eben dieses hat die verkrustete Parteienstruktur hervor gebracht,
die in ihrer Armut die Mehrheit zu erreichen, zunehmend "koalieren" muß,
weil kristalline Vorgaben des "Fraktionszwanges" bei Abstimmungen die geheime
und freie Gewissensentscheidung massiv stört, eher unmöglich gemacht hat.

Die Ursprünge sind also keineswegs faschistisch oder kommunistisch oder klerikal
oder adlig bestimmt, sondern DEMOKRATISCH, wenn auch rudimentär
nur auf "die Freien" gemünzt war oder getan werden durfte - aber immerhin!
Umgesetzt auf die heutige Zeit gäbe das den "Leistungsträgern" der Gesellschaft,
also Lohnsteuer- oder Einkommenssteuerzahlern das alleinige Abstimmungsrecht.
Ein interessanter Gedanke, das gebe ich zu!
(Arbeitslosen und Rentnern oder sonstwie lohnsteuerbefreiten Leuten nähme
das die -ohnehin ungeliebte- Mitbestimmung, die sowieso in den meisten Fällen
kompetenzfrei, weil ohne umfassende Informationen, aus dem Bauch heraus - gewählt wird -
bestenfalls unter dem Einfluß der Massenmedien stehend, gerne irre geleitet oder aufgewiegelt ..)

***

Orte wie Biskirchen, Bissenberg und Stockhausen im Lahn/Ulm Gebiet gehören
zu den altbesiedelten Stellen des Lahntals.
Die Ränder der Täler waren von jeher bei der Besiedlung bevorzugt.
Damals war der Wald noch bis in die Flußniederungen ausgedehnt.
Der Wachstum der Bevölkerung und der Ackerbau, verbunden mit der Seßhaftigkeit
ließ viele Rodungen entstehen.

Die Fachwerkbauten unserer Region stammen vornehmlich aus der Frankenzeit.
Die alte Pfostenbauweise, bei der senkrechte lange Pfosten in die Erde gegraben wurde,
hat man bald durch Steinfundamente mit Ständer- und Rahmenbauweisen verbessert.
(Die Pfosten faulten nach spätestens einer Generation durch, selbst wenn es behandeltes Eichenholz war.)
Diese Rahmen- oder Rähmbauweise ist im Grunde
wie unsere heutigen Fertighäuser konstruiert, wo jedes Zimmer
eine eigene Wandkonstruktion hat, welche dann nur noch verzapft
zu werden brauchen (heute verschraubt) - und mit Deckenbalken versehen.
(Tipp: Man sollte sich den Aufbau eines Fertighauses mal anschauen - bessere Dachlatten bilden im Verbund mit Pressplatten die Stabilität)
Bis zum Beginn des 19.Jhds wurde nur Eiche verwendet, später Buche und danach Fichte.

! Erst 1920 begann man die Statik zu berechnen, brauchte also fortan sehr viel weniger Holz !


Das Reisiggeflecht, das mit Lehm ausgeschmiert und mit Kratzputz die Gefache deckte,
hat um 1800 immer mehr Schwemm- oder Backsteine erhalten.
In manchen Orten- z.B. Weilburg- sieht man noch viele Pisee Bauten,
das waren Lehmstampfhäuser, die ähnlich wie heutige Betonbauten gearbeitet waren.
Backsteinbrenner holten aus der "Knetschekaut" oder Lahmekaut das Material,
das sie zu Mauersteinen formten und brannten.

Für die Überlassung einer Wiese mußte der Pächter "Stoppelhähne" abliefern-
die Akten sprechen von 28 Stück Stoppelhahn.

Tonnenartige Gewölbe der Keller unter mehreren Häusern der Orte
-hier Biskirchen- sind heute noch in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten.
Den Eingang versteckt man unter Reisig, damit die vielen durchziehenden Soldaten
den Keller mit Lebensmitteln nicht entdeckten.

Der Bauern-Adel war verhältnismäßig wohlhabend- er baute sich Steinhäuser,
die durchaus einen burgähnlichen Eindruck machten.
Mit Schießscharten war das aus 1480 stammende "steinerne Haus" war
auf großem Grundstück gebaut und machte mit seinen 1,19mtr dicken
Mauern einen herrschaftlichen Eindruck.
Damals herrschte noch das Faustrecht- von 1254 - 1273 hatte Deutschland keinen Kaiser,
es war eine gesetzlose Zeit.
Wer es sich leisten konnte, baute an schwer zugänglichen Stellen massive, kriegsfeste Gebäude.
Nach und nach bewohnten die unterschiedlichsten Leute dieses Haus, deren Erbauergeschlecht ausgestorben war.
Viele Veränderungen wurden vorgenommen bis zu dem Bericht von 1955, wo die W etzlarer N eue Zeit ung schreibt:
"Das Haus 131 in Biskirchen wird als das älteste in der Gemeinde bezeichnet.
Man sagt ihm eine 600 jährige Geschichte nach.
Selbst wenn es übertrieben sein sollte, bei diesem Alter kommt
es auf ein paar Jahre mehr oder weniger nicht an.
Man traut ihm die vielen Geschlechter, glückliche und leidvolle Bewohner in den langen Jahren zu.
Seine Schwelle ist ausgehöhlt von unzähligen eilenden Tritten
junger und vom bedächtigen Schlürfen alter Füße,
und der dunkle Boden unter dem hohen, unter der Last vieler Sommer
und Winter geneigten Giebel ist die Zuflucht allerlei lichtscheuen Getiers.
Wer darin haust, wird überrascht sein, in stillen Nächten das hohle Seufzen
oder Pochen eines bejahrten Hausgeistes zu vernehmen.
Der Mann, der es einmal baute, war gewiß von bestimmter und gründlicher Art.
Das Äußere wirkt noch heute großzügig und gediegen,
und seinen meterdicken Mauern und wuchtigen Balken
sieht man an, daß sie für die Zeit gefügt wurden.
Jetzt aber ist diese Zeit abgelaufen. Wer das alte Gemäuer betritt,
gewahrt allenthalben die Spuren des Verfalls:
herabhängende Decken, abfallender Verputz, einsinkende Dielen
und verfaulendes Holzwerk.
Knapp hinter dem Eingang befindet sich eine morsche Falltür,
wer aus Versehen drauftritt, läuft Gefahr,
über die steile steinerne Treppe in das finstere Kellergewölbe abzustürzen.
Der weite, ehemals offene Kamin, der als Loch in der Ecke beginnt
und sich wie ein Schacht über das Dach hinaus erstreckt,
ist mit Blech notdürftig abgedichtet.
Von allen Seiten münden darin vielfach gewinkelte Ofenrohre.
Denn in diesem Haus wohnen Leute.
Im einzigen Zimmer des Erdgeschosses wohnt eine alte alleinstehende Frau
und in den zwei Zimmern des Obergeschosses nebst zwei Kämmerchen ein Ehepaar mit fünf Kindern.
Wenn der Mann die Treppe nicht verstärkt und abgestützt hätte,
könnte sie zweifellos schon längst niemand mehr benutzen.
Der Hof mußte abgesperrt werden, denn der Schornstein hat
ein klaffendes Loch und kann unversehens über das steile Dach hinabstürzen.
Berufene und Unberufene haben das seltsame Haus bereits besichtigt, auch Beauftragte des Bauamtes.
Sie schüttelten den Kopf und machten, daß sie wieder hinaus kamen.
Denn witzig ist das Schild an der Haustür nicht gemeint, auf dem dem zu lesen steht:
Das Betreten dieses Hauses geschieht auf eigene Gefahr. Der Hauseigentümer.
Der Eigentümer erwarb das Haus nur des Grundstücks halber, um darauf eine Reparaturwerkstatt zu errichten.
Miete verlange er von den Bewohnern keine mehr und würde am liebsten sehen, wenn sie ausziehen würden.
Er lehnte jede Verantwortung ab und meinte, daß sich das Instandsetzen nicht mehr lohne.
Das hat er wohl auch den Ämtern mitgeteilt
-weil Wohnungen knapp waren, blieb erst einmal alles beim Alten, die Mieter blieben im Haus.
Nur die warnende Tafel wurde ab und an erneuert.."

Die letzten Besitzer ließen das Haus abreißen - 1980 -
der "Denkmalschutz" hatte damals nichts dagegen-
die Heimatgeschichte ist ein Stück ärmer geworden.

***

Viele Leute sind nach den Drangsalen und Nöten des 7jährigen Krieges ausgewandert.
Zuvor mußten einige Dokumente besorgt und die ausstehenden Gebühren
und Abgaben entrichtet werden- "genehmigt" mußte dieses Vorhaben auch noch werden..
Wer Grundstücke oder Wiesen etc. hatte, ein Haus oder sonstigen Besitz
suchte Käufer dafür, um die -nachzuweisende- Reisekasse aufzufüllen.
Manche Fürsten wollten diese "Auswanderungssucht" durch Gesetz stoppen-
aber was half es, wenn keine Arbeit und Auskommen zu finden war.
Da half auch die Drohung nicht, die evtl. Wiedereinreise zu untersagen.
Rußland, Amerika bis nach Südamerika waren die Ziele.
Die Schultheiße oder Bürgermeister versuchten noch geschwind
an ein paar zusätzliche Einnahmen durch Gebühren
und angeblich noch nicht bezahlte Steuern zu kommen.

Eine dramatische Schilderung ist überliefert:
"Das amerikanische Segelschiff Shenandoah lief am 10. April 1834 von Bremen aus.
190 Passagiere waren an Board, unter ihnen 44 Kinder.
Mit großen Hoffnungen und Erwartungen der Menschen auf die neue Heimat
verließ das Schiff gegen 2 Uhr nachmittags den Hafen mit dem Ziel Baltimore.
Der erfahrene Lotse de Harde führt bei gutem Wind, er wollte noch vor Eintritt der Nacht in die Nordsee.
An der Außenweser kam eine plötzlich eintretende Fallböe
und versagte dem Schiff die Wendung, so daß dieses auf den Mellum-Sand abtrieb.
Man hoffte, daß nach der herrschenden Ebbe bei Hochwasser das Schiff wieder unter Segel zu bringen sei.
Aber alle Bemühungen waren vergeblich.
Das heftige Stößen auf die harte Sandbank ließ den Haupt- und Fockmast brechen und über Bord fallen.
Nachts um 12 drang im Zwischendeck Wasser ein, das bald bis unter das Verdeck stieg.
Bei zunehmendem starken Wind wurde das ausgesetzte große Beiboot in den Wellen zerschlagen.
Unter unsäglichen Mühen gelang es trotzdem noch dem Untersteuermann
und einigen Matrosen, mit der Schiffsschaluppe eine aufsegelnde
englische Brigg zu erreichen, und so die erste Kunde von dem Unglück nach Bremerhaven zu bringen.
Der kommende Lotsenkutter konnte infolge der starken Brandung
nur einmal an das Schiff heranrudern - ein fürchterliches Ringen mit dem Sturm.
Die Wellen gingen ständig über Deck, wo die Passagiere den Tod vor Augen
hatten und Stunden der Angst zubringen mußten-
Mehrere Personen, die sich vor Kälte erstarrt, nicht mehr halten konnten, wurden über Board gespült.
Kinder verfielen vor Kälte und Erschöpfung in Schlummer und entschliefen.
Erst am Abend kamen der Oberlotse und einige andere Schiffer
von Bremerhaven her eiligst den Strom heruntergesegelt,
um die verbliebenen 160 Auswanderer zu übernehmen, die mit knapper Not
nichts weiter als ihr Leben retten konnten.
Sterbenskrank, und zum Teil schwer verletzt, wurden sie in Bremerhaven in Pflege genommen -
großzügige Hilfsmaßnahmen und Spenden
besonders aus Bremen- versuchten das Elend zu mildern.
Die "Altenländer Apfeljölle" war zuerst an der Shenandoah,
die beiden Skipper haben alleine 72 oder 73 Menschen das Leben gerettet.
An den Bergungsarbeiten waren weitere Seeleute zu loben.
Bei dem hohen Seegang war es nur unter Einsatz des eigenen Lebens möglich, an den Havaristen heranzukommen.
Dieser Strandungsfall gab den Behörden Anlaß zum Handeln und die Gesetze zu überarbeiten.
Viele fanden den Tod in den Wellen, Familien und ihre Hoffnungen gingen dahin.
Einige ließen darauf die Auswanderungspläne fallen-
die Mehrheit ist am 16. Mai 1834 mit der Bremer Brigg Neptun erneut nach Nordamerika aufgebrochen.
Diesmal war die Fahrt glücklich und gelungen."

Deutsche Einwanderer genossen überall hohes Ansehen :

"ihre Fleißigkeit, Treue und Sparsamkeit und Gewissenhaftigkeit zeichnet sie vor anderen Leuten aus.
Sie leben deshalb auch meistens in guten materiellen Verhältnissen,
und verpflanzen durch Gesangvereine, Konzerte, Theater
und dergleichen die Gemütlichkeit des ihnen ewig teueren Heimatlandes in ein Land,
wo es an nichts mehr fehlt als eben an Gemütlichkeit!"

***

Zurück zur alten Zeit, wo die Neugeborenen zum Mitglied der Familie wurden,
indem sie die erste Nahrung aufnahmen, der Vater es in feierlicher Weise
durch Aufheben vom Boden und Besprengen mit Wasser anerkannt hatte !
(Bevor man die Christliche Taufe eingeführt hatte)
Die Germanen traten recht spät in die Menschheitsgeschichte ein-
ihre Namen spiegelten den Kampfeswillen wider, mit dem sie sich ihre Platz schufen:
Wic, wie Kampf, Ludwig oder -mar, wie berühmt, -rich, wie mächtig,
Friedrich, wie Friede, -bern, wie Bär, Wolfgang, wie Wolf usw.
Anderen Kulturvölkern war die Zuordnung von Eigenschaften in der Namensgestaltung unbekannt-
gerade die Römer gaben ihren Kindern gedankenlose Namen:
Erster, Zweiter, Erbsenbauer, Eselszüchter,
Dickkopf und ähnlich belanglose Worte.
Die altgermanische Zeit kannte noch keine Familiennamen.
Der Rufname reichte- je mehr Menschen sich ansiedelten,
und in Heer-Bannrollen, Heberegistern und Schenkungsurkunden erfasst werden sollten,
kam Bewegung in die Sache, um Verwechslungen zu vermeiden.
Sondernamen, wie "der Rote", der Lange, der Waldschmied, Bauer, Fischer oder Müller kamen dazu.
Adlige nahmen sich gerne die Ortsnamen - Theodericus von Byschobiskirchein,
Walter, Gilens Sohn. (Wie in Skandinavien üblich "Hegardottir",
was die Tochter des Hegar heißt oder Hegarson, der Sohn des Hegar.)
Der Ausdruck Momper (MOP mit Längsstrich über dem O) ist verschwunden-
es bedeutete wohl "Hand und Schutz", aus dem Mittelhochdeutschen mit der Bedeutung Vormund.

1566 soll der Bauer Hans dem Pfarrer "in die Rede gefallen" und denselben gestört haben.
Ein anderer Bauer habe in Stockhausen "geäußert",
das Evangelium, das in der Kirche gepredigt werde, sei Menschengedicht..
1597 wurde ein "Reidtmeister" zu Biskirchen wegen Schimpfreden gegen den Pfarrer
und dessen Frau zu einem Tag Gefängnis bei Wasser und Brot eingesperrt.

Anmerkung meinerseits: Hätte der Pfaffe keine willfähigen Vasallen verdungen oder zur Verfügung gehabt, hätte er wohl von mir eine aufs Maul bekommen..

***

In Stockhausen -so der Chronist weiter- sollen mehrere Weiber
wegen allzugroßer Grobheiten der Männer entlaufen sein, der schuldige Teil wurde bestraft.

1598 sei ein Kuhhirt und zwei weitere Personen von Biskirchen
nackend getanzt haben - sie wurden mit 20 fl. bestraft.
Bei Heiraten muß der Mann das 20igste und die Frau das 16. Lebensjahr vollendet haben.
1600 - der Herrmann Steinmetz soll Gott gelästert und die Sakramente verflucht haben,
1608 ein Bauer Wolf hätte sich vor der Kirche mit Brandwein "übernommen"
- auch er wurde bestraft.
(Vermutlich durch die Teilhabe am Gottesdienst)
1625 klagte der Pfarrer über den schlechten Besuch in der Kirche -
die Versäumer sollten demnächst in den Turm gesperrt werden..

1686, 1. Dec. haben offentlich Kirchenbuße getan Merten S., Hans peter S's Sohn
von Stockhausen und Anna Catharina FL. von Obershausen,
welche zwar 11. Jul. 1686 Eheverlöbnis gehalten, aber sie waren lang vor dem Verlöbnis
wie huren und buben zusammen gekrochen
und hatten Hurerey getrieben, daher nachdem sie auff befelch Hochgräflicher
Cantzeley den 1.Dec. 1686 offendlige Kirchenbuß
gethan auff den monatligen bettag, sind sie des folgenden Tags den 2.Dec.
ohne crantz und spielleute copulirt worden.
Weilen sie aber nach der ersten Mahlzeit spielleute zu halten erlaubnis erlangt,
haben sie zu straff der Kirchen alhier müssen geben.

***

Die Bischofskirche und der alte Friedhof lag tief unten im Dorf und das im Hochwassergebiet -
im Predigtbuch steht:
"während sonst meist die Kirchen auf der Höhe gebaut und die Ortschaften
niedriger gelegen sind, ist es hier umgekehrt der Fall,
die Kirche steht in der Tiefe.
Das deutet auf eine sehr frühe Zeit ihrer Erbauung, da
man noch aus Furcht vor der heidnischen Umgebung
Ursache hatte, die Gotteshäuser mehr ins Verborgene zu stellen"
Gemeint war wohl, daß die Kleriker heilige Quellen
(besonder hier, in Biskirchen, wo viele Heilquellen sind) überbaut werden sollten.
So hat man lieber starke Mauern um die Anlage gebaut, damit die Lahn nicht in die Kirche lief.
Ansonsten hat man Kirchen gerne auf die Erhöhung im Ort gestellt, ähnlich wie ein Fuchs oder Hund immer so hoch wie möglich exkrementiert oder markiert. Na ja, vielleicht war auch der Schall der Glocken ein Grund dazu..

"Vor dem Schulhaus wurde ein Brunnen gegraben, den auch die Dorfbewohner nutzen durften.
Auch ein Halseisen wurde an der Außenwand neben der Eingangstüre
zur Ratsstube nach dem Brunnen und dem freien Platz angebracht,
um die Missetäter hier an den Pranger stellen zu können.
An der östlichen Wand befand sich eine Sonnenuhr."

Nach einer Königlichen Verfügung von 1914 zu Koblenz soll
eine Strickschule errichtet werden, was auch wohl bei manchem zu gutem Gewerke dient..
Allein die Gemeinde kann hierbei nicht in Anspruch genommen werden, weil sie kein Geld hat.
Die Strickwolle, so auch die Lehrerin, seien auf Kosten der Gemeinde anzuschaffen-
denn wir können es frei aussagen, daß die
hiesigen Frauenzimmer soweit gekommen sind, daß fast jeder Haushalt
die schönste Arbeit im Nähen und Stricken vorzeigen kann
und müssen deshalb erwägen, die Gemeinde mit dieser Ausgabe zu verschonen"
So wirr, trotz des Studiums?
Das und noch mehr trifft man heute immer noch an,
wenn Gesetze aus dieser Zeit ihre Gültigkeit nicht verloren haben.

Anregung: Man sollte grundsätzlich alle Gesetze mit einem Gültigkeitsablauf-Datum versehen
(wie das Haltbarkeitsdatum bei Lebensmitteln),
dann verschwindet der alte Mist und die Politiker haben wieder was zu tun -
z.B. als Pflicht und Anwesenheit im Parlament..


Von 1949 ist folgendes überliefert:
Die Suche nach den Kartoffelkäfern sei am vordringlichsten, schrieb der Landrat-
hierbei müssen auch die Lehrer und die Schulkinder laufend eingesetzt werden.

Wieder aus dem Jahr 1949:
"Da die Gemeinde heute finanziell nicht in der Lage ist, ein neues Schulhaus zu errichten,
soll in dem bestehenden Schulsaal vor- und nachmittags unterrichtet werden.

1962 bei der Einweihung der neuen Schule:
"Wir wollen die unter großen Opfern geschaffene Erziehungs- und Bildungsstätte dazu nutzen,
daß die Kinder die bestmöglichste Vorbereitung für ihren Beruf
hier finden und zu verantwortungsfreudigen, hilfsbereiten, toleranten
und freiheitlich gesinnten Gliedern einer Gemeinschaft erzogen werden,
mit der Lust zum Lernen, mit frischem Mut und mit Liebe zu allem Guten, Wahren und Schönen"
Es mag jeder selbst urteilen, ob und wie das Gelöbnis heute gelungen ist..
..aus meiner Sicht hat das bis ca 1968 geklappt, danach ging die rotgrüne Revolution
und die Emanzipation durchs Land, später kam die DD R dazu und mußte neu
aufgebaut werden - aus manigfachen Ruinen, die alles durchzogen und selbst
nach 30 Jahren noch teilweise wirken.

***

Die Geschichte der Landwirtschaft begann nach der Jäger- und Sammlerzeit -
bis diese Ausbeute nicht mehr ausreichte um die Menschen alle zu ernähren.
In unserem Raum begann im 3-4. Jhd. die bäuerliche Kultur mit bescheidenem
Ackerbau auf Lößinseln und Schwarzerden in siedlungsnahen Böden der steinzeitlichen Siedlungen.
2000-1500 v.Chr. bekann die Bodenbearbeitung mit Grabstock und Hacke,
später kam der Wühlpflug, danach die Egge, die Schleppe als Vorläufer des Karrens.
Sense, Wendepflug, Mähmaschinen und jede Menge anderer Gerätschaften
bis zum GPS gesteuerten Traktor, der mittels Bordcomputer die richtige Menge
an Spritzmittel oder Dünger zu den Pflanzen gibt.
Durch Veränderung des Erbgutes in Einkreuzung von Wildpflanzen entstanden
die ersten Frühformen des Getreides.
Zweizeilige Gerste, Zwergweizen, Emmer, Einkorn, Spelt, Hafer, Erbse, Linse, Rispenhirse und Mohn.
Die weitere Entwicklung dürfte allen geläufig sein - nicht aber,
daß im 3.Jhds nach Chr. ein Relief die erste keltische Erntemaschine zeigte:
In Trier ausgegraben - es zeigt eine Apparatur, die von einem Maultier angetrieben,
die Ähren abriss und in einem Sammelbehälter auffing..

***

Die Chroniken berichten von einer "unvorstellbaren Rodungswelle",
als die Völkerwanderungen abgeschlossen waren und die Stämme seßhaft wurden.
Die Bauern waren gezwungen neue Ackerflächen zu finden, die z.T.
auch auf schlechteren Böden stattfinden mussten.
Im Laufe der Erzählungen habe ich davon schon geschrieben.
(Mitteleuropa war von 2000 Jahren fast flächendeckend von Wald besetzt.
Unser Vorfahren ernährten sich um das 11.-15.Jhd von Brot,
Fleisch, Milchprodukten, Gemüse, Bohnen, Linsen, Raps, Erbsen, Rüben, Kraut, Kohl,
Birnen, Pflaumen, Kirschen, Erdbeeren und Wein.
In den Klöstern, wo Fleisch nicht gegessen werden sollte, verzehrte man größe Mengen an Butter.
Erst im Hochmittelalter hielt Butter auf dem Ernährungsplan des einfachen Menschen Einzug.
Nicht nur Menschen wanderten ein, sondern auch Tiere und Pflanzen -
aus dem Osten und Südosten kam der Rote Mohn,
die Kornblume, Kornrade und viele andere Ackerwildkräuter.
Ihnen folgten die Insekten, die zur Blütenbestäubung nötig waren und .. Insektenfresser.
Die reine Brache entfiel, als 1771 die Kartoffel aus Amerika eingeführt wurde,
die zusammen mit anderen Hackfrüchten, Kraut und Rüben und
auch mit dem Klee im Rotationsprinzip angebaut wurden.
Bis in die Neuzeit war die Feld- und Bauernwirtschaft eine sehr beschwerliche Sache,
die man den Alten ansehen konnte:
Schwielen, krumme Rücken und derbes Gesicht kennzeichnete und unterschied sie von den Stubenhockern aller Art.
Als die Sense und Sichel und der Dreschflegel durch modernes Gerät abgelöst wurde,
war niemand böse darum, kein Romantiker, der die "gute alte Zeit" beschwor..

Als später die Chemie-Landwirtschaft kam, wurden etliche Bauern krank- Blutkrebs..

Die verstärkte Tierhaltung machte weite Anstrengungen des Futteranbaues nötig,
weil der Weidegang mehr zertrampelt als nutzt.
Kühe bekommen nur ein Kalb, das 9 Monate ausgetragen werden muß -max. einmal im Jahr,
eine Sau trägt nur 4 Monate und bekommt 10-12 Ferkel dabei und das zweimal im Jahr!
"Faseltiere" sind diensttaugliche Vatertiere.
Weiterhin war die Ziegen, Hasen und Hühnerhaltung beliebt,
die Schafherden erreichten zuweilen Dimensionen, die das Ausweichen in den Wald nötig
machten - nicht gut für die jungen Triebe der Bäume.
Die Bienenzucht ist erst recht spät gekommen.
1876 trafen sich in Wetzlar regelmäßig Imker zum Erfahrungsaustausch.
In Stockhausen wird von einem Maulwurfsfänger berichtet, der 48 Mark von der Gemeinde dafür bekam.

Die Obstsorten wurden wie die Getreidearten veredelt, zuvor aß man Beeren und Früchte des Waldes.
Noch heute findet man dort Heidelbeeren, Himbeeren und Brombeeren, Wildkirschen, Walderdbeeren in größerer Zahl.
Die Obstbaumkulturen haben sich -bis heute- ständiger Verbesserung erfreut
und bilden einen guten Wirtschaftszweig.
Alle, die zur Ernährung betrugen, hatten ständig mit der Witterung zu kämpfen,
damit die Nahrungssicherheit gewährleistet war.
Wehe, es kam plötzlich Hagel, Frost, Sturm und starker Regen,
aber auch Trockenheiten waren fatal, so manche Ernte ging verloren.
Das wiederum brachte Hungersnöte, das Vieh brüllte im Stall vor Hunger.
Man berichtet:

In der ersten Hälfte des 14.Jhds traten vermehrt Mißernten auf.
Die Jahre 1315-1317 hat sich die hungernde Bevölkerung z.T. von verseuchten Tieren ernährt,
woran viele gestorben sind.
1474 ging ein heftiger Hagelschauer nieder und vernichtete die Ernte.
Das Jahr 1603 brachte so große Trockenheit,
daß fast der gesamte Viehbestand vernichtet wurde, viele Menschen starben.
1739/40 begann schon Ende Oktober der Dauerfrost, der erst am 13. Juni endete.
So kann man sich die Ernte vorstellen..
1880, 1881 und 1894 waren die Winter so kalt, es erfroren selbst die Rehe,
Hasen und Vögel- auch die Obstbäume.
Die Jahre 1893, 1911, 1921, 1947 und 1976 brachten wenig Regen, dafür aber große Hitze.
1893 schrieb der Gemeindrat Biskirchens:
"Wenn bei dieser schlechten Zeit dem Landmann nicht Hülfe geleistet wird,
so geht die ganze Landwirtschaft zu Grunde.
Das Vieh muß vor Hunger verloren gehen, jede Woche müssen 5-6 Stück geschlachtet werden."
(Die Schreie der Tiere im Stall sollen schrecklich anzuhören gewesen sein)
1911 schreibt die Chronik:
"Das Jahr 1911 war das trockenste seit 1811. Anfang Juni hatte es am letzten mal geregnet.
Am ganzen Sommer waren durchweg 40 Grad Hitze. Grummet wurde nicht gemacht, da die Wiesen ausgedörrt waren"

"Aufruf: Die Gemeinde Bissenberg ist in unserem Kreise am 10.Juni 1922
von einem furchtbaren Hagelwetter heimgesucht worden.
In wenigen Minuten waren Tausende von Quadratmetern Schiefer-
und Ziegeldächer so schwer beschädigt, daß der Regen
ungehindert Einlass in Wohnungen und Scheunen finden konnte.
Hunderte von Fensterscheiben sind zerschlagen oder gesprungen.
Auch in den Gärten ist fast alles vernichtet, die Obstbäume haben schwer gelitten.
Kein Haushalt der armen Gemeide blieb verschont.
Der Schaden beträgt alleine an den Gebäuden eine Million und an den Fluren nicht weniger.
Schleunige Hilfe ist dringend erforderlich.
Wir wenden uns daher mit der Bitte um Unterstützung an alle Kreise der Bevölkerung.
Beihilfen zur Linderung der Not nehmen die Sparkassen und sämtliche Banken des Kreises entgegen.
Gez. der Kreisausschuß des Kreises Wetzlar.. "

***

Ein besonderes Projekt sind die alten Flurnamen, die den Sprachforschern ordentlich Arbeit gemacht haben..
.. in alt- oder mittelhochdeutscher Sprache bis in die jüngste Zeit überliefert,
haben sie manches Rätsel aufgegeben.
Manche Begriffe reichen bis in die karolingische Zeit zurück.
Jedes Stück Ackerland, jede Wiese und Waldstück erhielt einen Namen, der leicht einzuprägen war.
Dabei spielten markante Landschaftsbesonderheiten, die Tier- und Pflanzenwelt,
sowie Berge, Gewässer eine wichtige Rolle.
Erst Ende des 18.Jhds wurden Flurbücher angelegt- zuvor wurde alles mündlich überliefert.
Ungenaue Schreibweisen und Wortverstümmelungen waren oft zu finden.
Beispiel: Auf der alten Lahn hieß "off de aalt Leh" (alter Flußarm)
Eingetragen wurde aber "Auf der Allee"
Die mundartliche Ausdrucksweise erschließt oft erst die wahre Bedeutung der Bezeichnungen, da können sich Stubengelehrte nicht hinein versetzen.

Ein paar Beispiele:
Bierbaum = Birnbaum
Leimenkaut = Lehmgrube
Bei uns sagte man allerdings "Lehmkaut" oder "Lahmekaut"
Schinnwoasem oder Schinngroub = Schinder, Schuttablade,
Manche Stellen wurde in Größe und Farbe beschrieben:
Breitheck, Breitenstück, Breitwies, Gruuß Klepp,
Kleinfeldchen, Lange Gärten, Blaues Ländchen, Grauen Stein, Grüne Wies, Lilagraben, Weißenstein.
Alt, neu, jung wurde zugesetzt, Kaut, Delle, Sattel, Kompf, Grund, Höll, Graben,
Klepp und Seite, Berg, Kopf, Kippel usw.
Born, Nassland, Pitz- oder Pütz, Schlapsgraben, Lach, Ouwe oder Ouwa,
Flußlandschaft, Niederungen- war auch oft zu lesen.
Hinweise auf Hof und Herren, Mühlen und so weiter folgten.
Bezeichnungen aus der Tierwelt oder solche die irgendwelche Anlagen betitelten (Kirchen, Gruben, Burgen)
Ein Bitzenstück war ein umzäuntes Gelände, Blez oder Bled war ein Beet.

Bornstück - am Brunnen.
Anwender ist ein auf ein Ackerstück stoßenes Eck, auf dem gewendet (Pflug) werden kann.
Desch - Mistplatz
Dünnäcker - wenig ertragreicher Acker.
Füllenfeld - bezieht sich auf Fohlen.
Fußhöll - kann von Fuchs, aber auch von den Gliedmaßen her rühren.
Gänsgraben - kann von der Gans, aber auch von "Gant" - Fels, Geröll ableitet sein.
Gehrnkaut - trapezförmige Einbuchung, evtl. Steinbruch?
Gemeindswald, "Allmende" -allen gehörig.
Hackenwies - Dorngesträuch oder Einfriedung, Hecke zum Schutz.
Hahnwiesen - kommt von Hain, "Hoawisse", es hätte nichts mit dem Hahn zu tun, sondern evtl. mit Heu (Hoa) so lese ich und
denke da gleich an Heu.
Hain - eingefriedigter Ort, (früher Dingtage, Thingfeste, Gerichtstage)
Heimes - Schäferwiese
Hohlengraben - Schießgraben.
Horn - Berg.
Hostert - Hofstatt, Hochstätte.
Hundsbach - housbach, hou, Huhn, eher hünenhaft und riesengroß
Hüttenfeld, kommt von der Metallverhüttung
Kehlerdell - mundartlich Kohlgräber, Köhler
Kling- klingen, rauschen, plätschern
Lach - sumpfige Stelle
Loh - Hain, Wald, Gehölz, Gebüsch
Lugna - Lahn, biegsam, geschmeidig.
Lench - von Lehen , geliehenes Gut.
Lenzengraben - Frühling, Lenzen, Ackern um die Sommerfrucht zu bestellen.
Lilagraben - nach der lilafarbenen Lettenschicht
Martelhöhl, Galgenberg - Marter, Pein, Folter.
Morstall - Pferdestall, Marstall.
Ollesweg - Urlosweg, Notweg-Parzelle. Onnerbuchen / Unnerbuchen -
Mittagsrastplatz des Dorfschäfers und der Herde zum Wiederkäuen, schattig, Untar, Mittag.
Pfingstweide - nach Pfingsten den Tieren ein Weideland. (Wintergetreide war abgeerntet)
Platt - höher gelegene Ebene.
Reitochsenplatz - nach dem Zuchttier benannt.
Reuscherfeld - "Reisch", Binse, dichtes Gebüsch.
Rohard - könnte von Rodung, aber auch von "rohen" - brüllen, grunzen - kommen.
Auf den hundert Ruthen - alte Maßeinheit, 100 Quadratruten, Quadratrute
Seidert - weit seitab gelegenes Land.
Seifen - angeschwemmtes Land, feuchte Stelle in Acker und Wiese, Niederung.
Simberg, Silmerk, Silberg - Zinn und Silbervorkommen.
Simmen - Ufervegetation, Schilf, Riedgras, Semede, Binse oder Simse.
Steinerne Kreuze am Wegrand sind Sühnemale für Mord und Totschlag, später an Unglücksfälle erinnernd.
Stimmwies - Mähen der Wiesengründe durch das Los
Salztriesch - Brachland, vom Weidevieh als Salztränke (Salzleck) benutzt
Sandkaut - aus geologischen Verwerfungszeiten stammende Ablagerung.
Säu Platz - Waldweide für die Schweinemast
Schimmer - evtl. auf die sonnige Lage bezogen.
Schinnwoasem, Schinnkippel - dort wurde verendetes Vieh vergraben.
Schisloh - Schis, Schiez, spitze Geländeform, shit - gespaltenes Holz, Scheitholz alles ist möglich..
Schuhkauf - frühes Landgrößenmäßig -der kleinste Teil einer Hube, eines Bauerngutes.
Die Schütt - kann vom Aushub von Mühlenteichen, aber auch von Dorfbefestigung kommen.
Verbotenheck - Was dort verboten war, kann nur geraten werden: Evtl. Treffpunkt junger Liebespaare?
Im Wann - wannenartig ausbreitendes Gelände
Am Ziemer - iemer gleich Krammetsvogel oder Wacholderdrossel.

***

Hofgüter brauten oft auch Bier, so wird überliefert:
Die Gerste wurde in der eigenen Brauerei verarbeitet.
In den Gärten wurde der dazu nötige Hopfen gleich mit angebaut.
In einem Jahr wurden aus 24 Achteln (1 Achtel 100kg) Gerste 48 Ohm (1 Ohm - 160Liter) Bier hergestellt.
Alle möglichen Gewerke und Dienstleistungen wurden mit Biergutscheinen bezahlt,
selbst an die Gemeinde und an die Pfarrei, an das Schulhaus..
Arme und Bettelnde kamen nicht vergebens und erhielten aus der Brauereikasse
2-3 Kreuzer oder Bier und Branntwein.
Mit 3 Kreuzern konnte man 3/4 Pfund Rindfleisch erwerben.

Die Gemeinde Biskirchen ist bekannt für ihren guten Sauerborn.
Sie verpachtete den Brunnen an den Fürsten zu Braunfels,
der diesen gleich zum siebenfachen Preis an einen Pächter weitervermittelte.
Schlau und gierig oder "immer hungrig" führt zum Ziel - da gaben sich Adel und Kleriker nicht viel - Bauern, Unternehmer, Börsenzocker und Politiker nicht zu vergessen !
Die offensichtlich blöden Gemeindepolitiker Biskirchens haben wohl keine "Marktanalyse" gemacht, sondern aus dem Bauch entschieden- genau wie heute- dafür braucht man kein Parlament, das hätte ein Grundschulkind auch geschafft! Gut, damals ist das Kind buchstäblich in den Brunnen gefallen, zum Schaden der "Kommune" oder des Ortes. (Wenn das Geld fehlt in der Gemeindekasse- werden die Umlagen eben erhöht)
Die Geschichte des Brunnens ist wie überall in den Orten mit solchen Naturschätzen -
es wird tiefer gebohrt, mehr ausgebeutet,
weiterverkauft, vergrößert und das mit zig Besitzerwechsel und großem Reklamegetöse.

***

Die Römer fanden von den Kelten entwickelte Techniken der Eisengewinnung vor.
Der Eroberungskampf galt wohl am ehesten diesem so begehrten Metall !

Das beweisen Grabungsfunde von Bergleuten 1881 -
drei bis vier Meter tief unter der Erde entdeckten sie in einem Rollager römische Gewandfibeln,
einen goldenen Knopf, sowie Knochen von Haustieren.
(Schriftliches wurde dazu nicht hinterlassen)

Erst aus dem Mittelalter wurden schriftlich Belege überliefert,
daß ein Adelot in Wannendorf (erloschener Ort bei Wetzlar) den dritten Teil seiner
Eisensteingrube dem Kloster Lorsch geschenkt hat.
1507 meinten die Grafen von Nassau das Eisen "die wichtigste Nahrung des Landes"!
1871 lebte ein Siebtel der Bevölkerung unmittelbar vom Bergbau, hauptsächlich von Eisen.

An dem Beispiel Bissenberg ist überliefert,
dass die dortigen Bergleute bei jedem Wetter den langen Weg zur Arbeit
und zurück zu Fuß zurück legen mußten-
es galt noch die 6 Tage- Woche bei 10-12 Stunden Arbeit am Tag.
(Erst 1890 wurde die 8 Stunden Schicht eingeführt)
Nur mit Stock, Provianttasche und Grubenlampe ausgestattet,
ging es also zwischen 4-5 Uhr Morgens aus dem Haus -
Im Laufe seines 40jährigen Arbeitslebens sind sind 180.000 Kilometer Fußmarsch
als Arbeitsstrecke zusammengekommen!

Die schlechten Transportverhältnisse brachten die Grubenarbeiter in Not -
sie wurden dann einfach vorübergehend entlassen.
Warf die Vermarktung des geförderten Materials weniger ab, gab es geringere Entlohnung.
1858 vermerkte der Bergrevierbeamte: "Um die Bergarbeiter einem größeren Wohlstand
zuzuführen, wird es nötig sein, daß dieselben
sich neben der Grubenarbeit noch mit Ackerbau beschäftigen"
Als die Lahntalbahn kam, erhöhte sich der Lohn, weil ein höherer Absatz war.
Nun konnten die Bergleute erstmals Fleischnahrung zu sich nehmen,
was die Arbeitsleitung um satte 30 % steigerte.
So manches Unglück ereignete sich, manche kamen nicht wieder nach Hause zurück -
dieses Schicksal erleiden Grubenleute noch heute.
Interessant war die Selbsthilfeeinrichtung um billiger einkaufen zu können-
der Wetzlarer Consumverein- wo alle im Montanbereich Beschäftigen und
deren Angehörige einkaufen konnten; das "Konsum" (Laden) war entstanden.
(das ist mir noch gut in Erinnerung)
Trotzdem blieb der Gesundheitszustand der Bergarbeiter labil.
Erkrankungen der Lunge, Rheuma und das sogenannte Augenzittern -
eine Folge von ständiger Arbeit bei schwachem Licht -
waren typische Berufskrankheiten.
Der Knappschaftsverein half bei Krankheit und im Alter, bei Unfällen und auch den Witwen und Waisen.

Ein besonders übles Thema:
Die Arbeitsordnungen oder "Bergpolizeiliche Strafordnung" aus dem Jahr 1823 regelte "Delikte" knallhart.
Zwischen einem und sechszehn Silbergroschen Strafe zahlte der Bergmann
für Zuspätkommen, unerlaubtem Fehlen, die Arbeit zu früh beenden,
"müßig herumstehen", das Gezähe (Werkzeug) oder
"sonstwas mutwillig zu verderben", Verunreinigungen der Gruben und Halden usw.
Was die Sicherheit oder das Mitnehmen von Mineralien betraf,
wurde mit Kündigung bestraft - auch bei den Steigern.
Der Untertatenstaat war hart: (wie das heute von den Öko-Studierten
in ähnlicher Weise eingeführt wird - oder wurde - despotisch waren sie alle, die da das große Sagen haben..)
"Allerei Wortwechsel in der Grube, so wie auf der Halde,
nicht weniger auf dem Anfahr- und Abfahrwege, wird bei Strafe eines ganzen Schichtlohns verboten.
Übergang zur Thätlichkeit aber außer der Strafe beständiger Ablegung
(Entlassung) an die Justiz-Behörde zur Untersuchung und weiteren Straf-Erkenntis abgegeben!"
Das ist eigentlich längst schon Sklaverei ..
somit wäre ein Großteil der Bevölkerung Sklaven gewesen, ohne so betitelt worden zu sein.
Die Kirche hat immer zu den Mächtigen und somit gegen die Freiheit der Leute gehalten; sie war einenteils instrumentalisiert durch die Staatenlenker, andernteils selbst in der Herrscherposition, also immer daran interessiert, die kleinen Leute klein zu halten.
Getreu dem alten Kinderwitz:
Hee- warum nimmst du dir das größte Stück Kuchen?
Was hättest du denn genommen ? , entgegnet der Gierige..
Na, das kleinere Stück, das gehört sich so!
Siehste, du hast bekommen was du wolltest !

***

Das Lahngebiet ist reich an Erzen und Gesteinen.
Die Lahn nimmt ihren Lauf in den Hauptmassen des devonischen Übergangsgebirges.
(405-350 Millionen Jahre alt)
Die bis 3000 Meter starke Schichtenreihe der Erdkruste,
besteht in der Hauptsache aus Grauwacke, Quarzit, Kalkstein und Tonschiefer.
Zwischen den Culm,- Ober- und Mitteldevonschichten mit Schalsteinen,
Diabasen, Porphyren und anderen Eruptiv-Gesteinen sind auch einzelne Spriferensandsteine
der Unterdevonformation eingestreut.
In unserer Gegend erscheinen auch mächtige Lehmschichten mit tertiären Tonen und Geröllen.
Die Fruchtbarkeit der Böden wird durch die Lehmschichten gebracht.
Der Schalstein (Faulfels) kommt häufig vor, verwittert und gelblich, mit dem Begleiter Roteisensteinlager.
Früher gab es in den Dörfern überall Steinbrüche,
wo man für wenig Geld die Steine für den Hausbau holen konnte.
Diese Abbaustätten kann man heute noch gut sehen.

Ein wenig erfährt man über die Gemeindebackhäuser;
im Unterschied zum später aufkommenden Brot, das im Mittelalter noch lange Zeit
vorwiegend der geistlichen und adeligen Schicht vorbehalten blieb,
gehörte der aus zerriebenen Körnern hergestellte Getreidebrei zur Volksnahrung..

Erst der Sauerteig ließ aus dem Fladen ein kugeliges Brot werden-
vorbei die Zeit, an der Topfwandung haftenden Fladen !
Der Backes sollte Energie sparen helfen - deshalb wurden überall Backhäuser gebaut.



Die fliegenden Händler zogen einher, von Jahrmarkt zu Jahrmarkt, auch durch die Orte.
Danach kamen die ersten Kolonialläden, manches Wohnzimmer wurde zum Verkaufsraum,
bis ein gesonderter Raum dafür angebaut werden konnte.
In manchen Läden kam man zuerst durch den Hausflur des Wohnhauses,
wo es zum Lädchen in den Einzimmer-Raum abging.
Kein Wort von Schaufenster oder "Selbstbedienung"!
Man bot das an, was die Leute zuhause nicht hatten, nicht herstellen konnten-
aber auch ein wenig Tauschhandel, besonders bei kleinen jüdischen Händlern gab es:
Butter mitbringen, Eier oder Mehl oder Schuhkreme eintauschen..
So um 1850-80 herum kamen auf den Orten die ersten Metzgereien, Bäckereien auf-
nach den Lebensmittelläden, die oben erwähnten Kolonialwaren-Läden.
Die Warendepots waren klein oder gering, gerade das, was im Laden war -
die Butter kühlte man im Keller, ohne Strom- so wie die Gebrüder Aldi anfingen..
Tabak, Kurzwaren, Drogerieartikel, Kautabak, Zeitungen, lose Lebensmittel,
Kaffee und Kakau, Süßigkeiten, Käse und Obst - was der Markt hergab.
Wenn ein Kunde einen bestimmten Artikel nachfragte, hat man ihm diesen besorgt-
nicht wie heute, wo von oben herab, von der Konzernzentrale exaktest
vorgeschrieben wird, was im Laden zu sein hat. Extrawürste gibt es heute keine mehr.

***

Zwischengedanke:
Mir ist schleierhaft, warum die Juden verfolgt worden sind -
die meisten Türken in Deutschland sind noch viel fremder und unserer Kultur ablehnender gegenüber,
fremder allemal als alle Asiaten oder Afrikaner und trotzdem werden sie hofiert..
Nachtrag 2021 - nachdem vor 3 Jahren das Nachbarhaus von Koreanern gekauft wurde
und die Nachbarschaft als sehr sehr schwierig zu bezeichnen ist:
Diese Leute haben eine sehr sehr fremde Kultur und benehmen sich feindseelig, reden lautstark in ihrer Sprache, daß es über die Zäune schallt.. und das Wort vom "Verlust der Heimat" deutlich werden läßt.

***

Das dörfliche Handwerk war eng mit dem Bedarf der Bevölkerung verbunden.
Am stärksten waren Schreiner vertreten, Wagner, Schmiede, Schlosser,
Klempner, Anstreicher und Maler, Schneider und Schuster -
Friseure boten eher nebenberuflich ihre Dienste an.

Nochmal zu den Markttagen:
Die Rückentrage, "Kiepe" genannt,
war das einzige Transportmittel für die allermeisten der Kleinhändler.
Weite Fußmärsche waren die Regel, so holten die Schuhmacher ihr Leder
in Frankfurt ab - was hin und zurück immer 140 Kilometer ausmachte!
Manche Arbeiter verließen am Sonntag ihre Familien und kehrten erst Samstags wieder zurück!

Im 1781 erschienenen Buch Lahn-Antiquarius heißt es,
daß die Lahn reich an Fischen und Geflügel war.
Man hebt die Weichheit des Lahnwassers besonders hervor,
das sich zum Kochen von Hülsenfrüchten ganz besonders eigne.
Desgleichen die heilende Wirkung des Wassers, das zum Baden bestens geeignet sei.
Wirksam gegen Grätze und Grint.

***

Die Römer kannten schon die geordnete Nachrichtenübermittlung durch Boten-
in Abständen von etwa 30 Kilometern waren Relais-Stationen, die mit 2-3 Botenläufern besetzt waren.
Diese übermittelten bis zu 150 Kilometer täglich die Nachrichten.
Später waren es Reiter und Fuhrwerke, die täglich 600 Kilometer schafften.
Im späteren Frankenland ließ Karl der Große Pferdewechselstellen
an den Hauptverbindungsstraßen einrichten.
Das Wort "Post" kommt wohl aus dem lat. Wort "posita", Standort.
1385 wurden die ersten Botengänge von Frankfurt nach Braunfels erwähnt.

Den Hausarzt konnten sich nur wenige begüterte Familien leisten.
Man half sich meistens selbst, indem gute alte Hausmittel und die Kräuterküche angewendet wurden.
Über Generationen weitergegebene Rezepte und altes Heilwissen wurde in den Familienverbänden gepflegt.
Die Alten halfen den Jungen, bis sie selbst gepflegt werden mußten.
Die -aus heutiger Sicht- miserablen hygienischen Bedinungen und soziale Notlagen
brachten immer wieder ganze Epidemien und Infektionskrankheiten.
Die hohe Sterblichkeitsrate, besonders bei den Kindern, war auffällig:
Von 10 Kindern sind noch im Jahr 1800 sechs gestorben,
bevor sie das Erwachsenenalter erreicht haben!
Das Hebammenwesen kam vor dem kontinuierlichen Aufbau einer geregelten
medizinischen Betreuung im 19. Jahrhundert,
mit Krankheitspflegerinnen und Gemeindeschwestern.
Es vergingen noch viele Jahrzehnte, bis in der Gemeinde Biskirchen
eine Arztstelle besetzt werden konnte, so der Chronist, des dankenswerten Buches.
Die Todesursachen anno 1819 in Reihenfolge: Altersschwäche, Auszehrung,
Blatterrose, Brustfieber, Brustwassersucht, Faulfieber, Knochenfraß,
Krämpfe bei Kleinstkindern, Lungensucht, Nervenfieber, Nervenschlag,
Nervenschwäche, Schwäche bei Gebrechlichen, Wochenbett junger Mütter, Wurmbeschwerden, Zahnprobleme.

Erst in allerletzter Not ging man zum Arzt, weil es noch keine Krankenkassen gab-
so half man sich aus der Hausapotheke so gut es ging:
Mit Tausendgüldenkraut, Schafgarbe, Bergwohlverleih, Kümmel, Brombeerblätter,
Zinnkraut, Kamille, Lindenblüten, und Pfefferminzblätter oder Brenn-Nessel-
was sich als gut und bekömlich oder hilfreich zeigte.
Der Glaube half auch- mit seinen alten Formeln und Ritualen.
Sichtbares, Unsichtbares, Geheimnissvolles, Beschwörungsformeln -
ob man der Kirche oder Voodoo vertraut, ist dabei total egal.
Was tun, wenn keine schmerzstillende Tabletten verfügbar sind?
So verfehlten die geheimnisvollen Worte und Zeremonien ihre Wirkung selten.
So eine überlieferte Formel gegen Eiterwunden:
"Unser Herr Christus hatte viele Wunden und hat doch keine verbunden;
sie zehren nicht, sie schwären nicht,
es gibt auch keinen Eiter nicht.
Ich nehme daraus Wasser und Blut, das ist für alle Wunden gut"
Aber auch:
"Man gehe gegen den zunehmenden Mond und sage dabei- was ich sehe,
laß zunehmen, was ich nicht sehe, lasse abnehmen"
Es gab für und gegen alles Formeln in Hülle und Fülle.
Wichtig war allein, daß der Kranke daran glaubte.

***

Ich lese in der Chronik vom Gesamtergebnis der ärztlichen Untersuchung der Schulkinder,
die der Schularzt in seinem jährlichen Bericht verfasste:
(Im Jahr 1927)
6814 Kinder wurden untersucht. In gutem Ernährungszustand waren 4219 Kinder,
62%, in mäßigem 2303 oder 34%, in schlechtem 292 oder 4%
An Krankheiten wurden dabei festgestellt:
4007 Kinder hatten kranke und behandlungsbedürftige Zähne.
644 hatten geschwollene Halsdrüsen.
315 Tuberkulose oder Verdacht oder Gefährdung.
426 vergrößerte Schilddrüsen. (beginnende Kropfbildung, hauptsächlich bei Mädchen)
376 vergrößerte Mandeln.
203 mit Herzveränderungen.
263 mit Sehstörungen, Augenmuskellähmungen, Lidbrand- und Augenbindehautentzündungen.
46 Kinder mit herabgesetztem Hörvermögen mit noch bestehender oder ablaufender Mittelohrentzündung.
248 Kinder hatten erhebliche Veränderungen der Wirbelsäule und Haltungsschäden.
1190 hatten Rachitis oder Reste einer im Säuglingsalter überstandenen Rachitis.
32 Kinder zeigten sich mehr oder minder mit deutlichen nervösen oder psychischen Krankheitsmerkmalen.

(Heute hätte man einige dieser Krankheiten auf den Umgang mit Computern oder Smartphones vorgeworfen oder vorgeschoben..)
Na- die Zeit wird auch die heutigen Irrtümer aufklären und revidieren-
ob Multikulti oder Öko oder Europa- oder Gleichgeschlechtlichkeits- oder Emanzipationswahn,
dem latenten Bürokratismus mit dem Regelungswut- und Verordnungszwängen und so weiter und so fort.
Die Kriegsgründe oder Gründe zur Beteiligung an Kriegen waren und sind immer die gleichen-
mal aus Gier nach Land, mal aus Gier nach wirtschaftlichen Resourcen.
Es wurde und wird noch immer alles mögliche an Gründen vorgeschoben;
mal die Religion, mal der Beistandspakt oder Freundschaftspakt,
mal die Hilfe für "bedrohte Volksgruppen" (die meisten selbst daran schuld waren,
daß sie verfolgt wurden), mal aus Gründen einer demokratischen Missionierung,
die zwangsläufig fehlschlagen muß.. (Mentalitäten spielen hier eine große Rolle)
Ob man die Tatsache, in den Krieg zu ziehen "Luftschläge", "Auslandseinsätze"
oder "logistische Hilfe" nennt, ist zweitrangig - Krieg ist Krieg,
ob im Panzer oder im Luftaufklärungsflugzeug, ob am Bildschirm oder mit dem Bajonett-
egal, beides tötet Menschen.
Jedwede Einmischung in andere Laender,
ob das durch "Entwicklungshilfe" oder um "Waffenbruderschaft" geht,
ist nicht richtig, sie widerspricht der Natur und der Evolution in sich.
Die Verteidigungsarmee ist keine Fremdenlegion, die der Waffenindustrie hörig ist!
Nachtrag 2021: Die Taliban haben Afghanistan fast wieder voll unter ihrer Kontrolle-
die Amerikaner haben genau so versagt wie die Russen zuvor.
Kriegstrommler jeder Art, auch weibliche "Verteidigungs" Minister sollten sich
das an den Spiegel stecken. Es geht um unsere Kinder,
die dabei verheizt werden und um deren Zukunft.
Die Hoffnung liegt immer auf den Nachkommen - dazu muß endlich den Geiern
da oben der Flügel gestutzt werden, zu mehr Bodenhaftung verholfen,
was man durch eine drastische Kürzung der Spitzen- und Vorgesetzen - Bezüge
durchaus erreichen kann, damit "Augenhöhe" und "vor dem Gesetz sind alle gleich"
(GG) keine leere Phrase bleibt.
(Zockerbanken und Börsen gehört eine staatliche und nicht gewinnorientierte Konkurrenz an die Seite gestellt)
Bis dahin ist es aber noch ein sehr sehr weiter Weg, weil sich die Seilschaften
immer gegenseitig nach oben ziehen und aus einer Studiertheit heraus Gründe für eine extreme
Überversorgung erzwingen.
Das muß endlich aufhören, sonst kommt der christliche Auftrag
niemals zur Durchsetzung!
Mir geht es nicht um ein gleichmacherisches Traktat, sondern
mehr um den Sinn des Lebens, den man nicht in der "Gewinnmaximierung" oder in der Anhäufung
von Reichtümern, sondern in der Zufriedenheit und in der (sinnvollen) Beschäftigung
möglichst vieler Menschen findet.
(Wer zum Lohn alimentiert werden muß, damit er die Miete bezahlen kann,
wird sich bestimmt nicht sinnvoll an den Wahlen beteiligen)
Neue Menschen braucht die Welt, keine Manager und keine Politiker ohne jede Vorbildfunktion !



Geschichtliches - hier Maße und Gewichte, Währungen.


1 Heller hlr = 0,5-1 Pfennig 13.Jh-1872
1 Pfennig PF = 1 Pfennig 8 Jh.- 2002
1 Kreuzer Kr, xr = 4 Pfennig 1458-1872
1 Albus Alb = 2 Kreuzer = 8 Pfennig 1300- 1800
1 Schilling S = 3 Kreuzer = 12 Pfennig 1300-1800
1 Groschen gr = 3 Kreuzer = 12 Pfennig 1300-1821
1 Silbergroschen Sgr = 3 Kreuzer = 12 Pfennig, 1821-1872
1 Turnos Tur = 2 Albus = 16 Pfennig 1266-1800
1 Kopfstück = 20 Kreuzer = 80 Pfennig 15.Jh-18.Jh.
1 Gulden Gld, FL = 60 Kreuzer = 240 Pfennig 1252-1872
1 Florin FL = 1 Gulden = 240 Pfennig
1 Reichstaler Rtlr = 72 Kreuzer = 288 Pfennig 1566-1580
1 Reichstaler Rtlr = 90 Kreuzer = 360 Pfenning 1580-1750
1 Reichstaler Rtlr = 72 Kreuzer = 288 Pfennig 1750-1821
1 Taler Th, Tlr = 30 Silbergroschen = 360 Pfennig 1821-1872

1872 kam die Goldmark zu 100 Pfennigen.
Nach der Inflation 1923 kam kurzzeitig die Rentmark und 1924 die Reichsmark.
Ab der Währungsreform 1948 die DM (Deutsche Mark), ab 2002 der Euro.

Die Handelsgewichte.

1 Zentner Ztr = 100 Pfund = 46740 Gramm bis 1858, danach 50000 Gramm
1 Pfund = 32 Lot = 467,4 Gramm bis 1858, danach 500 Gramm
1 Lot = 1/32 Pfund = 14,6 Gramm bis 1858, danach 16,666 Gramm
1 Quentchen = 1/128 Pfund = 3,65 Gramm bis 1858, danach 3,906 Gramm
1 Pfenniggewicht = 1/512 Pfund = 0,91 Gramm bis 1858, danach 0,976 Gramm.

Zählmaße

1 Dutzend = 1/5 Schock = 12 Stück
1 Mandel = 1/4 Schock = 15 Stück
1 Stiege = 1/3 Schock = 20 Stück
1 Schock = 5 Dutzend = 60 Stück
1 Gros = 12 Dutzend = 144 Stück
1 Maß = 144 Dutzend = 1728 Stück.

Preußische Flüssigkeitsmaße

1 Flasche = 1/4 Metze = 0,859 Ltr
1 Quart = 1/3 Metze = 1,145 Ltr
1 Maß = 1/2 Metze = 1,717 Ltr
1 Metze = 3 Quart = 3,345 Ltr
1 Viertel = 4 Metze = 13,740 Ltr
1 Anker = 10 Metze = 34,350 Ltr
1 Scheffel = 16 Metze = 54,960 Ltr
1 Eimer = 20 Metze = 68,700 Ltr
1 Tonne = 100 Quart = 114,500 Ltr
1 Ohm = 120 Quart = 137,400 Ltr
1 Oxhoft = 180 Quart = 206,100 Ltr
1 Faß = 200 Quart = 229,000 Ltr
1 Kufe = 400 Quart = 458,000 Ltr
1 Fuder = 720 Quart = 824,400 Ltr
1 Gebräude = 3600 Quart = 4122,000 Ltr

Frankfurter Flüssigkeitsmaße

1 Schoppen = 1/4 Maß = 0,448 Liter
1 Maß = 4 Schoppen = 1,792 Ltr
1 Ohm = 80 Maß = 143,418 Ltr

Fruchtmaße bis 1816

1 Malter = 8 Mesten = 128 Ltr
1 Achtel = 8 Mesten = 128 Ltr
1 Meste = 1/8 Malter = 16 Ltr
1 Gescheid = 1/64 Malter = 2 Ltr
1 Mäßchen = 1/64 Malter = 2 Ltr
1 Sester = 15 Ltr (in Baden)
1 Achtel Weizen = 220 Pfund
1 Achtel Korn = 200 Pfund
1 Achtel Gerste = 180 Pfund
1 Achtel Hafer = 120 Pfund
1 Pfund = 467 Gramm

Fruchtmaße von 1816-1872

1 Wispel = 24 Scheffel = 1319,076 Ltr
1 Achtel = 2 Scheffel = 109,922 Ltr
1 Scheffel = 4 Viertel = 54,961 Ltr
1 Viertel = 1/4 Scheffel = 13,740 Ltr
1 Meste = 1/4 Scheffel = 13,740 Ltr
1 Metze = 1/16 Scheffel = 3,435 Ltr
1 Maß = 1/32 Scheffel = 1,717 Ltr
Bis 1847 war ein Pfund 467 Gramm.
1 Scheffel Weizen = 90 Pfund
1 Scheffel Korn = 84 Pfund
1 Scheffel Gerste = 72 Pfund
1 Scheffel Hafer = 55 Pfund
Nach 1858 war ein Pfund 500 Gramm
1 Scheffel Weizen = 84 Pfund
1 Scheffel Korn = 80 Pfund
1 Scheffel Gerste = 68 Pfund
1 Scheffel Hafer = 52 Pfund
1 Fuder = 60 Sichling
1 Fuder ist die Ladung eines zweispännigen Wagens.

Preußische Längenmaße

1 Linie = 2,179537 mm = 0,0021795 m
1 Fuß = 144 Linien = 313,853 mm = 0,313853m
1 Zoll = 1/10 Fuß = 31,385mm = 0,031385m
1 Schuh/Fuß = 12 Zoll = 376,624mm = 0,376624m
1 Elle = 2 Fuß = 627,700mm = 0,627700m
1 Elle im allgemeinen Gebrauch = 0,667m
1 Klafter = 6 Fuß = 1883,11mm = 1,88311m
1 Lachter = 80 Lachterzoll = 80x 10/12 Zoll = 2,09235m
1 Rute = 12 Fuß = 3,76624m
1 Meile = 24000 Fuß = 4000 Klafter = 7532,472m

Flächenmaße

1 Quadrat Fuß = 0,0985 qm
1 Quadrat Schu = 0,1418 qm
1 Quadrat Rute = 100 Quadrat Schuh = 14,18 qm
1 Viertel = 1/4 Morgen = 638,30 qm
1 Morgen = 180 Quadrat Ruten = 2553,22 qm
1 Hufe = 30 Morgen = 75596,60 qm
In Wetzlar 1 Quadrat Rute = 20 qm
500 Quadratruten = 1 Hektar

Raum-Maße

1 Kubikfuß = 0,030915 cbm
1 Kubikschuh = 0,053422 cbm
1 Klafter = 108 Kubikfuß (6x4,5x4) = 3,33889 cbm
1 Schachtrute = 1 Rute x 1 Rute x 1 Fuß = 4,4519 cbm
1 Steinrute = 1 Rute x 1 Rute x 3 Fuß = 13,3556 cbm
1 Kubikrute = 1728 Kubikfuß = 53,421 cbm

(Kahnt, Helmut, Lexikon Alte Maße, Münzen und Gewichte, Mannheim,
Bibliographisches Inst. 1987, Greifensteiner Chronik, Himmelreich Wetzlar 1903,
Rechnungsbücher der Gemeinde Bissenberg von 1816-1875, Wetzlarer Kreis und Anzeigenblatt 1850-1860)

***

Die nächste Lektüre ist eine dicke großformatige Schwarte:
Wirtschafts und Sozialgeschichte des Nassauer Raumes 1816-1964, Ausgabe 1965.
Der Dekan in Kirberg schieb 1843: "Der Charakter des Nassauischen Volkes ist gerade und offen,
bieder-herzig-teutsch. Es hat viel religiösen und mit Ausnahme einiger Städte auch kirchlichen Sinn,
der sich nur hier und da in Pietismus und Sektiererei verirrt.
Man findet überall noch Fleiß und Arbeitsamkeit mit Häuslichkeit gepaart.
Die Gebirgsbewohner zeichnen sich durch einen höheren Grad
von Gutmüthigkeit vor den flacheren Fruchtgegenden und die Anwohner
des Rheins durch ihren leichteren Sinn vor allem aus."

Daß das Fürstentum Nassau so lange selbständig blieb,
ist wohl eher dem gegenseitigen Neid und der Mißgunst der anderen Staaten zuzurechnen.
Das Herzogtom Nassau besaß wohl ein paar dutzend Orte, aber keine Stadt mit wirklicher Bedeutung.
Die exotische Hauptstadt Wiesbaden -am äußersten Zipfel des Landes-
zählte noch 1819 nur 5516 Einwohner- wovon auch noch 83% in der ländlichen Umgebung wohnten.
Wie schon öfter in meinen beiden Seiten erwähnt,
schloß sich Nassau an Österreich (Donaumonarchie) an - die damalige Schutzmacht für Kleinstaaten,
deren Angstgegner Preußen war.
Die Aufhebung der Leibeigenschaft 1808 kam als Steuerangleichung und manigfachen kleinen Erschwernissen.
Die feste Belastung der Anwesen durch die Umlage des vorgestreckten
25 fachen Zehnten als Kredit war eine hoher Preis für die Freiheit, zumal
noch ein paar "indirekte Steuern" hinzu erdacht worden waren.
1814 kam das Zweikammersystem der Wahlen, mit einer begrenzten Zahl an Wahlberechtigten.
Wilhelm Heinrich Riehl hat 1851 in seinem Buch "Land und Leute" die Zustände
im Land beschrieben: Der Westerwald als nassauisches Sibirien..
Am Ende der napoleonischen Kriege 1817 kam eine große Hungersnot,
1828 kamen Viehseuchen, dann nochmal eine Hungersnot
und ein sehr kalter Winter 1829/30 - so, daß im ganzen Herzogtum eine Kollekte
für den Westerwald gehalten werden mußte.

Danach wuchs die Bevölkerung um 33% - solange es Kartoffeln gab, war das leidlich tragbar.
Die Viehzucht war der Haupterwerbszweig des Westerwaldes- auf den weiten Weiden
gediehen die Rinderherden, die für die Kölner Fleischversorgung
schon seit altersher so wichtig waren.
Die Leute aßen nach übereinstimmenden Aussagen in der Woche KEIN Fleisch
und auch kaum je an Sonn- und Feiertagen, das erlaubte die schmale
Basis des Westerwälder Einkommens nicht.
Mit der Zunahme der Bevölkerung ging es im 19.Jhd. deshalb wieder bergab-
hundert Jahre zuvor wurde der Westerwald noch als nassauisches Holland
oder Friesland bezeichnet!

Durch die weitverbreitete und notwendige Nebenarbeit waren Landwirtschaft und Gewerbe eng verbunden.
Die bekannte scharfe Trennung kam erst viel später,
Landarbeit und Grubenarbeit wechselten sich ab- "Feierabend" war eher unbekannt..

Ohne den Waldreichtum wäre die Eisenwirtschaft kaum derart zur Blüte gekommen -
selbst Hochöfen wurden mit Holz beheizt.
Die damalige Schwerindustrie war im ganzen deutschen, ja im europ. Raum führend.

Das Textilgewerbe war ebenso alt und wichtig, die seit Alters her
blühende mittelrheinische Wolltuchherstellung hatte auf den Frankfurter Messen feste Abnehmer.
Das Hauptgewicht lag Anfangs des 19.Jhds auf der Produktion von Leinwand reiner Gebrauchsqualität,
hauptsächlich handgesponnen und handgewebt.
Mechanische Webstühle gab es vor 1840 in Nassau nicht.
Das grobe Bauernleinen wurde zumeist im Land selbst verbraucht.
Die Mehrheit der Nassauer mochte wohl die feineren Strümpfe der Hugenotten aus Usingen
wenig leiden, man bevorzugte den selbstgestrickten Strumpf.
Von Mode wollte keiner was wissen. (Ich auch nicht- auch meine Strümpfe sind,
zumindest die für den Winter, von meiner Frau gestrickt)
Ein richtig gutes Exportmodell war die Töpferei des Kannenbäckerlandes -
das reiche und qualitativ sehr hochwertige Tonvorkommen und der reiche Waldbestand boten beste Voraussetzungen dafür.
Anfang des 19.Jhds waren 380 "Euler" oder Töpfer beschäftigt -
die Brunnenbetriebe konnten ständig neue Krüge für ihr weithin bekanntes Mineralwasser brauchen.
Während rundherum alle Länder auf die Technisierung setzte,
war in Nassau keine Dampfmaschine und keine Werkanlage zu finden, die man als "Fabrik"
bezeichnen hätte können.
Meist wurde in Klein - und Kleinstbetrieben bis zur Heimarbeit gewurstelt.

Dünn besiedelt, ja unterentwickelt, aber mit guten Verkehrsverhältnissen,
mit uralten Handelsstraßen nach allen Himmelsrichtungen-
liegt der Westerwald im deutschen Kernland.
In Nassau hatte zwar 100km Anliegerschaft am Rhein, Mainz mit seinen schrägen Bistumsherrschern hatte aber die Stapelplätze
für Waren und Häfen als Monopol gesichert.
Wenigstens erfreuten sich die Kurbäder guten Zustroms- Ems, Schwalbach, Schlangenbad und Wiesbaden.
"sehr zum Ärger seiner Untertanen begünstigte der Herzog
sogar die Niederlassung von Fremden" - meint der Chronist damals.

(Genau wie heute, wo ein geradezu unheimlicher Austausch der angestammten Bevölkerung passiert!)

In drei Jahrzehnten sind von 1814-1844 rund 13.000 Leute -oder 4%- aus Nassau ausgewandert.
Gerade jungen Leute wählten diesen Weg um ihre Zukunft zu sichern.

Der gute "Serenissimus", wie sich der Herzog Wilhelm nennen ließ, betrachtete
jegliche Kritik an seiner Politik als persönlichen Angriff, ähnlich der beginnenden Denkverbote
durch linke Leute in allen Parteien Deutschlands (2018-2023)
Eine "anachronistische Figur, die hundert Jahre zu spät geboren ist", resuemierte der Chronist.
Der "Serenissimus" schreckte nicht davor zurück, zur Finanzierung seiner Finanzen
die nassauischen Soldaten in die Niederlande "auszuleihen", dh. zu verkaufen.
Über die Verquickungen des Herzogs mit heute noch bekannten Privatbanken spare ich mir das Papier-
zumal es hier auf meinen Seiten "Geschichtlicher Exkurs" um die einfachen Leute gehen soll.

Der Herzog aber war nicht dumm, er hatte Domainenhöfe,
deren Gewinne er nie in den Büchern aufgeführt oder gar abgerechnet hat..
Jeder, der sowas geforderte hätte, wäre als "Ketzer" abgescholten worden,
der ihn persönlich diffamieren will - so verblich er mit 47 Jahren,
was seinen - in allen Dingen unerfahrenen 22 jährigen Nachfolger,
der bislang sich nur mit ein wenig Jagd und Ausritten beschäftigte,
der die Welt nur aus dem Sattel kannte-
zuweilen auch mal im Eifer des Gefechts quer die Felder und Wiesen..
vermutlich sollte er später die entsprechende Reife anerzogen bekommen,
wenn er dem prächtigen Jagdschloß entwachsen wäre..

***

Die damalige Zeit kann man nur beleuchten, wenn immer mal wieder
die wirtschaftliche Situation einbezogen wird.
Ca 3/4 der Waldungen waren im Jahr 1842 Gemeindebesitz, die herzögliche Domaine hatte 20%,
Standesherren und der restliche Adel hatte kaum mehr als die übrigen Privatbesitzer. -
Die meisten nutzen ihren Anteil als "Hauberge", eine Wirtschaftsform,
bei der alle 7-8 Jahre Holz geschlagen und der Boden für 1-2 Jahre bestellt wurde,
um diesen dann wieder aufzuforsten oder besser nachwachsen zu lassen- denn ausgerissen wurden
die Bäume bei dieser Wirtschaft nicht- die Bäume treiben immer wieder aus,
bis sie eine ca armdicke Stämmigkeit hatten.
Schaut euch auf den Wanderungen solche Wälder an- es ist heute noch
gut zu erkennen, wie man damals vorging.
Besonders gut im "Kirschenwäldchen" bei Wetzlar zu sehen,
wo man schön spazieren gehen kann.

Im Westerwald und auch im Taunus war viel "Trieschland" oder Ödland -
insgesammt soll Nassau "auf weiten Strecken den Anblick einer lichten Baumheide"
gemacht haben, die "hie und da von dichteren Wäldern unterbrochen wurden -
ein ideales Land für Treibjagden hoch zu Roß, wie sie der Hof des Herzogs liebte" -
Dekan Vogel schrieb 1843: " Der Fruchtbauer in milderen Gegenden lebt sparsamer
und doch besser, als die mit dem Weinbau Beschäftigten,
er genießt Fleischspeisen, nimmt reichliche Nahrung zu sich und kleidet sich gut.
Am einfachsten ist die Lebensweise der Bewohner des hohen Westerwaldes.
Er ißt sein von Mengfrucht, d.i. Gerste und Hafer,
gebackenes Brod, und daneben nur Milchspeisen, Kartoffeln und andere Vegetabilien.
Der Minderbegüterte ziehet zwar auch Schweine, schlachtet aber keins für sich,
und bringt nur an hohen Festtagen ein Stücklein gekaufes Fleisch auf den Tisch."

Nun wissen wir wieder etwas mehr von den Lebensumständen der "Gemeinen".

Der Bauer jedenfalls konnte nicht frei über seinen Grund verfügen,
es bedurfte immer der Genehmigung der Grundherren, die im Falle eines Erbganges
"Anspruch" auf gesonderte Abgaben hatte - auch nach dem Wegfalls des Zehnten, der - siehe oben-
mit Zins und Kredit abgelöst worden war.

***

"In der ersten Hälfte des 19.Jhds wurden Sparkassen als Einrichtungen zur Hilfe
für Minderbemittelte, als wohltätige und zugleich pädagogische Anstalten gegründet
und vielfach von vermögenden Bürgern ehrenamtlich geführt.."
Das klingt ganz gut von oben herab und gönnerhaft, was uns die Chronik da erzählt.

***

1842 gab es einen Verein deutscher Fürsten und Edelleute zum Schutz deutscher Einwanderer in Texas.
Als eine Aktiengesellschaft, die mit ordentlich viel Kapital ausgestattet war,
wollten vier regierende Fürsten
des Deutschen Bundes, zwei Prinzen aus "souveränen Häusern", sechszehn Angehörige "mediatisierter Familien",
zehn Mitglieder des "niederen Adels" und als einziger "Bürgerlicher"
der Bankier Flersheim- die Sache gestalten.
Nicht nur Spenden, sondern auch Einzahlungen der Einwanderer flossen diesem Verein zu.
So wurde die Einwanderung finanziert- von der Überfahrt bis zu den Grundstücken-
deshalb meldeten sich sehr viele Ausreisewillige.
Der junge Herzog Adolf von Nassau gab 100.000 Gulden als Beteiligung dazu -
die wichtigen Namen der damaligen Zeit,
Graf Walderdorff, Graf Christian von Neu-Leiningen-Westerburg,
und Karl zu Castell, sowie der Fürst Friedrich zu Leiningen standen dabei.
Leider hatten alle Teilnehmer nur eine sehr vage Vorstellung vom Leben
in den Staaten und so wurden sie von den dortigen, sehr gerissenen Grundstücksspekulanten
ohne jegliches Gewissen - über den Tisch gezogen.
Der erste Generalkommissar des Texasvereins war ein romantischer Phantast-
was wohl auf die heutige EU in ähnlicher Weise zutrifft-
völlig in die Welt adliger Offiziere gefangen und bedacht,
auch dort eine souveräne Herrschaft zu basteln..
Das Gebiet, das den Siedlern verkauft worden ist, mußte erst den Indianern entrissen werden !!
Dieses "Neugermanien" war ein echtes Trugbild - die Stadt "Neu-Braunfels" wurde gegründet -
dennoch haben sich viele enttäuschte Siedler auf eigene Faust selbständig gemacht,
vielfach von texanischen Buschkleppern ausgeplündert.
Selbst der Bremer Konsul Fischer in New-Orleans bereicherte sich an den Siedlern schamlos,
wie der Chronist berichtet.
Besonnene Leute gingen wieder in die alte Heimat, andere machten letztlich
die Mission zu einem leidlichen Erfolg, was unter vielen Opfern getan wurde.
Einige Geldgeber kamen bald in Zahlungsschwierigkeiten,
1845/46 forderte die dortige -ungewohnte- Hitze mit Seuchen 1000 Todesopfer unter den Auswanderern.
Obendrein war mit dem Ausbruch des Krieges zwischen den Vereinigten Staaten
und Mexico - bei dem es um die Angliederung des ehedem selbständigen Staates
Texas an Mexico oder an die Vereinigten Staaten ging, ein weiteres Malus jener Zeit.
So brach der Plan einer geschlossenen deutschen Siedlung zusammen.
1850 lebten in dem vom Texasverein erschlossenen Raum 15.000 deutsche Einwanderer -
die noch heute zäh an ihren deutschen Traditionen festhalten.
( Das halten wir heute gerne den Türken als Separatismus vor,
die ihre Kultur bei uns in Deutschland beharrlich bebehalten - obwohl diese Kultur,
wie damals bei den deutschen Auswanderern- eigentlich der Grund
für die wirtschaftliche Misere ihres Ursprungslandes ist und war,
weshalb überhaupt erst ausgewandert worden ist ! )

1847 war der Texasverein total verschuldet - die Liquidation wurde 1861 beschlossen
und zog sich noch 7 Jahre hin, bis das Frankfurter Bankhaus die Schulden mit einem Kredit abdeckte..

***

Im Jahr 1843 sollte wieder einmal die Welt untergehen, manche glaubten daran,
denn die Zeitläufe waren danach..
Überall herrschte die Kartoffelkrankheit, die Zahl der Esser nahm ständig zu,
es fehlte an Arbeit- andere packten ihr Bündel im Texas-Fieber.
Der Herbst 1843 brachte wenig, aber schlechten Wein im Rheingau.
Die Gründung des Gewerbevereins und eine große Ausstellung lockte die Besucher an.
In diesem Jahr, wo in Texas die deutschen Auswanderer starben.
Mit bewundernwertem Fleiß, so die Chronik, malten die Bürobediensten
ihre Kalligraphie von den Konzepten ab..
Vom frühen Morgen bis in den späten Abend in spärlich ausgestatteten Amtsstuben,
offenbar mit viel Geschick.
Drei Jahre später war ein großes Weinjahr, ein trockener,
heißer Sommer ließ Frucht und Futter verdorren.
Die Lebenmittelpreise stiegen in ganz Europa - die Bauern mußten ihr Vieh reduzieren.
So war das Geld knapp, die Nachfrage ging folglich zurück, auch die Steuereinnahmen.
1847 war die Not noch größer, wobei die arme Bevölkerung
-wie immer- sehr viel härter leiden mußte.
Nassau mußte Getreide einführen (wie heute auch), um die drohende Hungersnot abzuwenden.
(heute eher aus spekulativen Gründen)
Tausende Leute wurden entlassen, sie wurden im wahrsten Sinne des Wortes brotlos.
Das hungernde und verzweifelte Volk begann laut zu murren.
(Wehe, wenn unser Land in der heutigen Zeit sich die vielen Alimentieren nicht mehr leisten kann;
ganze Großfamilien aus fernen Ländern haben sich bei uns breit gemacht -
zu diesen und den eigenen "Hartzern" kommen noch viele aus dem EU Recht dazu)

***

Viele Bürger und Bauern wandten sich von der Politik ab, waren enttäuscht oder verbittert.
Wenige schlossen sich Aufständischen an, mehr jedoch wanderten aus.
In den Folgejahren immer mehr- eine richtige Welle, die 1854 den Höhepunkt hatte.
Zwischen 1845-54 wanderten ca 25.000 Menschen aus, das sind 5 % der Bevölkerung gewesen.
Ganze Dörfer gingen nach Amerika, aber auch nach Siebenbürgen!

Das einst dominante Bürgertum kam durch die Revolution
von der Lenkung des Staates weg zur Wirtschaft und beherrschte von da an durch die Banken
alles und jeden - wie der "Lobbyismus" - von hinten stechen die Bienen!

***

Wie sah ein höherer Lehrer (Dr. Aloys Henninger, genannt "der Taunide") die Welt 1857 ?
"Ein biederes Volk aber bethätigt, von der Natur trefflich gegabt
un durch blühende Anstalten wacker ausgebildet,
in seinen Gauen die körperliche und geistige Kraft in allen Künsten und Gewerben des Friedens,
und Tausende von Fremden aus allen Weltgegenden durchwandern seine reizenden Fluren,
um die Schönheiten und Merkwürdigkeiten derselben zu bewundern,
und Tausende von Leidenden aus allen Erdstrichen stellen sich ein,
um Linderung und Genesung an den Kraft und Heiterkeit
spendenden Heilquellen zu suchen, mit denen die gütige Natur
ihr Lieblingsländchen um so reicher gesegnet zu haben scheint, als sie,
seinen Bergen dadurch gleichsam einen Ersatz für deren Mangel an Gold
und edlen Steinen zu gewähren, bedacht sein mochte"

Nach seiner Darstellung wollen die Bewohner des Landes
"wahrhaft von Gesundheit strotzen", gleichwohl er die
"Einfachheit ihrer Lebenshaltung" hervorhob.
Er streifte das Proletariat mit dem Rat, daß sich auch wohlhabendere Bauern
aufmachen sollten, um in Übersee ihr Glück zu versuchen..
Von Industralisierung konnte in Nassau noch lange nicht die Rede sein,
von "Vollbeschäftigung" schon mal ganz und gar nicht -
Die Leute "höherer Lehranstalten" hatten wohl ein leichteres Brot,
wenn so viel Unfug verzapft werden konnte- das trifft auf alle "Geistesgrößen"
zu, die sich literarisch oder künstlerisch "unsterblich" machten.

***

Die neue genossenschaftliche Kreditorganisation -in Gestalt von Viehleihkassen
gewährte armen Bauern Darlehen zum Ankauf von Jungrindern,
die in Raten abgestottert wurden- wie heute die Autos.. trotzdem -
gemessen an der Bevölkerungsentwicklung war die Viehhaltung eher rückläufig.
In der Periode 1856-65 waren gute Erträge und so hörte man diesen Spruch:
"Hat der Bauer Geld, hat's die ganze Welt!"
(Dumme Sprüche werden nicht schlauer, wenn man sie aufschreibt)
Trotzdem war Geld bei den Bauern immer ein sehr rarer Artikel- wenn ich mich umhöre- noch heute!

***

Die Zeit der Eisenbahnen kam und die "Krise" - damals 1857 in den USA (wo sonst)
begonnen und über England (noch mehr Zocker) zu uns geschwappt,
brachen Banken zusammen - diese kündigten die Kredite.
Zuvor zahlten manche Eisenbahngesellschaften bis zu 40% Rendite,
als die Gewinne aber dann nicht mehr so recht sprudeln wollten,
weil weder Wirtschaft noch die Leute aus Spaß an der Freud' fahren wollten,
genügte eine Insolvenz, um eine Kette an Nachfolge-Pleiten zu haben.
Ein Jahr danach, 1858 kam der Regierungswechsel, die Linksliberalen kamen an die Macht -
mit der Gewerbefreiheit und dem Wegfall vieler Zunftprivilegien.
Die Väter wollten an der Zunft festhalten, die Söhne begeisterten sich
für den Fortschritt und den freien Wettbewerb.

Merkwürdigerweise kam eine Verbesserung der Lebensbedingungen in den armen Taunusgemeinden -
für Kleinbauern und Heimarbeiter - durch .. die Wanderbewegung!
Eine andere Wanderbewegung war diese:
Noch immer wanderten viele -hauptsächlich arme- Leute aus.
So hatten 574 Auswanderer des Jahres 1860 ein Vermögen von weniger als 600 Gulden pro Kopf gehabt,
diejenigen aber, die sich aus der Fremde in Nassau niederließen, besaßen pro Kopf 4488 Gulden.
Es waren zumeist, so wird berichtet, Rentner, die sich an den nassauischen Badeorten einkauften.
(Das waren wohl die Begründer der sogenannten "Speckgürtel", die man allerorten sehen kann)
Vielfach haben Gemeinden versucht, mit Hilfe von Anwerbern,
die wie "Hausierer durch die Lande zogen", Ausreisewillige anzuwerben,
damit der Ort von "einer besseren Klientel" bewohnt werden würde..

Ein paar Daten aus der reichen Handelsstadt Frankfurt am Main.
1391 selbständige Kaufleute in Frankfurt, im ganzen Nassauer Land 2235 davon,
mit gut 50% mehr an Beschäftigten, als alle Mitarbeiter dieser Sparte im ganzen Nassau.
355 Bankiers in Frankfurt, 13 in ganz Nassau..
Nicht ganz so deutlich war der Unterschied in vielen anderen Gewerken.

***

1861 übernahm Preußen die Staatdomainen, der Herzog Adolf
verlor sein Land und die Güter und sein daraus entstandenes "Zubrot"-
nur die Schlösser durfte er behalten.
Seine wertvollen Hobbypflanzen bildeten wohl die Grundlage für den Palmengarten zu Frankfurt.
Die nassauische Landesbank mußte bis dato ihre Gewinne dem Staat abtreten,
nach den neuen Herren wurde daraus eine Landes-Credit-Kasse gemacht,
in die auch der neue Besitzer gerne griff..

Der Zwischenruf darf erlaubt sein, ob man wirklich von "Kultur" sprechen kann,
wenn Menschen ob der Lebensumstände (Kultus)
zum Auswandern oder aus schierem Hungern dazu gezwungen werden.
Ob gestern oder heute- ob bei uns im Land oder im Ausland ist dabei wohl gleich.
Selbst Seuchen- oder Mißernten konnten und können heute bezwungen werden, -
religiöse oder despote Fehlentwicklungen und falsche Wirtschaftsentscheidungen jedoch nicht..

***

Die preußische Zivilverwaltung über das annektierte Nassau war
freundlicher als die vorherige militärische Besetzung,
der überkorrekte und herablassende Ton der Beamten soll jedoch heftig
ungünstig gewesen sein- der Chronist erzählt hierzu von der behäbigen Art
der Nassauer Staatsbediensteten.
Die preußischen Occupanten waren wohl auch noch recht herablassend
und voller Mißtrauen der alten Beamtenschaft gegenüber.
Nun wurde bekanntlich Frankfurt in das neu geschnittene Hessen eingegliedert,
verlor seine Reichsfreiheit- konnte aber dennoch durch Lage und Wirtschaftskraft
weiterhin Motor bleiben.

Dann kamen Perioden des Aufstiegs, Zeiten des Abstiegs-
letzteres durch die neue Börsenkultur bedingt, wo zu viele zu hohe Erwartungen
zu vielen Enttäuschungen führten.
Wer Geld hatte, konnte gewinnen oder verlieren - die Existenzgrundlage der Reichen
war aber meistens nicht in Gefahr, im Gegensatz zu den einfachen Leuten,
die nur ihre Hände Arbeit besaßen, von weither in die Stadt
zu den Werken einpendeln mußten, zumeist auch noch nur "angelernt" waren.
Man sprach von "reinigendem Gewitter", davon, daß "Spreu vom Weizen getrennt" wurde,
Spekulanten und Wirtschaftsleute sind zuweilen ins Ausland getürmt-
um sich dann wieder - teils unter falschen Namen - eingeschlichen haben sollen,
wenn es galt, die Sahne abzuschöpfen.
Das hat viel Hass auf bestimmte Gruppen gebracht, ohne Frage.

Der Zynismus kam durch diesen Satz ganz gut zum Ausdruck:
"Von der Landarbeit abgesehen, hatten sie nichts gelernt;
ihre Bildung wie ihre Bedürfnisse waren bescheiden,
fast jede Lebenserfahrung ging ihnen ab."
(Wie soll jemand unerfahren im Leben sein, wenn er Familie hat?
Ist "Lebenserfahrung" das spezielle Gefach oder Lehre oder gar das Zockertum reicher Nichtsnutze?)

Fakt war, dass Bismarck 1879 nicht mehr um Einfuhrzölle herum kam,
weil aus dem Ausland große Mengen an billigen Gütern aller Art kamen.
Zölle bringen aber immer weniger Nachfrage aus dem Ausland- was wieder weniger Umsatz
für unseren Außenhandel bringt..

Wie es heißt, versuchte Berlin schon immer alle Kernkompetenzen an sich zu ziehen,
was aber gegen die ehemals freie Reichsstadt Frankfurt
nicht im Mindesten gelang, zu stark war die Kaufmannschaft
mit ihren weltweiten Verbindungen, die schon aus uralter Zeit stammten.
Die jüdischen Familien hatten einen guten Anteil daran -
besonders an den Geldtransaktionen der Börsen- und Bankenwelt.
Der Handel wurde letztlich zum Wegbereiter für die Industrialisierung
und auch für die zum praktischen Ziel gerichtete Bildung,
was auch heute (2023) wieder nötig wäre: Weg mit der humanistischen
und schöngeistigen Bildung in den Privatbereich und hin zu mehr Praxis
und naturkundlicher Forschung und Bildung.
***

Zulieferstoffe für die Industrie, Schüttgut und Getreide etc.
war auf dem Wasser-Weg günstiger zu transportieren als mit der Bahn,
die mehr Personentransporte betrieb.
Mit dem Aufbau der Bahnen kam der Ausbau des Straßennetzes.
Der Frankfurter Bahnhof- damals noch 600mtr vom Stadtrand entfernt,
war 1888 das größte Gebäude dieser Art in Europa.
In dieser Zeit verloren die ausgedehnten Forsten den Charakter der Baumheide,
die Bewirtschaftung verbesserte sich zusehens, "als der Überdruck
der allzu vielen Esser aus den Dörfern zu weichen begann.."
Danach wuchs auch die junge chemische Industrie zu einem der größten Arbeitgeber auf.
Die Arbeiter der Stadt drängten die ländlichen Pendler zurück.
In der Chemie waren fast nur Männer beschäftigt.
Die Kalkstein-Aufbereitung brachte den Portlandzement,
der ein Exportschlager war, die wie Frankfurter Würstchen und der Apfelwein,
große Namen entstanden - Adler, Opel, Torpedo, AEG und viele andere.
Die Entstehung des Fahrzeugbaus war typisch für die Entwicklung zur Industrie,
das war in kleinerem Maße in der Lederindustrie ähnlich.
Bis dahin waren Handwerksbetriebe und Manufakturen lange Zeit bestimmend.
Die Automobilmesse und das jährliche Autorennen um die Saalburg
und den Großen Feldberg bis nach Weilburg und Usingen waren
"Highlights" für die damaligen hohen Kurgäste der Bäder,
die nur die Tennisveranstaltungen noch mehr schätzten.

Die Elektroindustrie, die Herstellung von Schreibmaschinen waren allesamt Boom-Techniken,
die auf dem gerade eingerichteten Strom-Netz fußten.
Sogar die Straßenbahn fuhr nun mit Strom, nicht mehr von Pferden gezogen.
Der Main wurde kanalisiert und mit dem Westhafen an den Rhein angebunden.
Die Stadt brummte, wie man heute so salopp zu sagen pflegt.

Es folgte die Luftfahrt, zuerst mit einer internationalen Messe,
wie beim Auto. Die "ILA" ließ die Euler-Werke mit dem Flugzeugbau beginnen.
Jeder weiß, dass der 1. Weltkrieg alles wieder zusammenstürzen lassen hat,
jeder weiß, wie später der 2.WK den Irrsinn noch schlimmer fortsetzte,
mit der Zeit der Erholung zwischendrin.
Ich erspare uns weitere Details zu den Kriegen, die in den Schulen mehr als genug unterrichtet werden,
allerdings recht selektiert und wieder einmal ideologisiert:
Pauschalisierend wurde den Mitläufern Mittäterum attestiert,
selbst wenn diese keine andere Möglichkeit gehabt haben als mitzumachen,
genau wie heute, in der Zeit des "Multikulti", wo afrikanische Vergewaltiger gegen "Ra ssismus" geschützt werden.
(Kein Witz, denn deren Opfer haben die Täter hier bei uns wieder getroffen)
Zurück zur Geschichte:
Die "Gute alte Zeit" war wohl bis 1914 zu sehen.

Auf dem Land und auch z.T. in den Städten war bis dahin die Heimarbeit
dringend nötig und für den Unterhalt der Familien unverzichtbar.
So ziemlich jedes Teil, vom Stoff, bis zum Knopf,
vom Spielzeug bis zum Industrie-Teil wurde daheim in Stückzahlen gefertigt.
Die Alten wie die Kinder halfen dabei mit - niemand sah das als gering bezahlt oder gar erniedrigend an,
keiner schaute auf den Stundenlohn, weil man zusammen saß und arbeitete
und sich dabei unterhielt, wenn die Feldarbeit getan war, das Vieh versorgt..
..bei den Arbeiter-Frauen war das nicht anders.
Selbst die Frankfurter Altstadt war noch kleinbürgerlich besetzt - bis weit in das 20.Jhd. hinein.
Mein Vater ist noch im Main geschwommen - was die dann heftig einsetzende Industrialisierung
und die heimlichen Kriegsvorbereitungen nur noch kurze Zeit möglich werdend machte.
Die Arbeitsvermittlungen und Hilfsorganisationen begannen den Leuten
bei der Existenzsicherung zu helfen, die Sorge bei Arbeitsunfähigkeit
oder Ausfall des Ernährers ein wenig zu mildern.
52 Frankfurter Spezialgeschäfte des Einzelhandels haben alleine mehrere
dutzend Werkstätten mit weit über tausend Frauen und Mädchen
beschäftigt, die an den Nähmaschinen für billigen Stundenlohn rackerten.
Mein Opa war gelernter Herrenschneider, arbeitete hauptberuflich bei der Stadt
und fertigte nebenbei Anzüge für seine Klientel, meistens für die jüdischen Bürger, wie er erzählte.
Andere seiner Kollegen arbeiteten Livreen, Militäruniformen
-viele im Raum Wiesbaden verdienten sich damit ihr Brot.
Von den "dezentralisierten Großbetrieben", wovon so gerne doziert wurde,
war in Frankfurt "keine Spur zu finden", wie der Chronist bemerkte-
das konnte die gern von den Theoretikern getane Verallgemeinerung nicht beschönigen-
die Stundenlöhne der Heimarbeiter waren bei 15 Pfennigen angesiedelt- damals auf dem Land ein Tageslohn..
Wir wissen es alle:
Bald kam die Konkurrenz der Massenproduktion zu der Konkurrenz ausländischer Produkte hinzu.

Die Nahrungsmittelindustrie und die Markthalle kam erst später,
die das Bild des Kleinhandels gründlich veränderte.

Mit der gestiegenen Anzahl an Bewohnern reichte die Nahrungsmittel-Eigenversorgung
durch das Umland nicht mehr aus und Importe nahmen zu -
nicht mal für die Apfelweinproduktion war genug Obst vorhanden..

Auf meinen Weinseiten habe ich es schon einmal beschrieben:
Der Wein war zuerst das wichtigste Genußmittel oder Getränk, nach den Rebenkrankheiten
kam verstärkt der Obstbau, hauptsächlich der Apfelbaum in den Blickpunkt.
Gefolgt von Bier wurde der Äppelwoi das Nationalgetränk der Frankfurter.
Unmittelbar vor dem 1. WK war der Niedergang der großen Staatsbäder feststellbar,
nach dem Krieg wurden aus den feinen Kurhäusern Lazarette.

***

Nach einer kleinen Besinnungspause komme ich mit einem Stapel Bücher zurück.
Diesmal geht es um Wege, Volksleben zwiswchen Mailer und Basalt und um das Kloster Eberbach..

Irgendwo muß angefangen sein, so beginne ich mit den Wegen im Allgemeinen,
ihrer Bedeutung im Laufe der Geschichte..

"Alles fließt und nichts bleibt; es gibt kein eigentliches Sein, sondern nur ein ewiges Werden und Wandeln."
(Heraklit)

Schon früh entwickelte man Karten, um die Reisen planbarer zu gestalten,
Itinerare oder Reisehandbücher, Distanzsäulen, Meilen und Stundensteine,
Meilenscheiben und Katasterpläne.
Schon früh erfand man Markierungen, Verbots- und Gebotssteine, Denkmale in beachtlicher Art.

Der Historiker meint, daß "schon Jahrzehnte vor dem ersten Weltkrieg
die Kartographie einen beachtlichen Stand erreicht" hatte.
In erwähnenswertem Umfang erst ab dem 16. Jhd.

***

Nun geht es mir in der Hauptsache um die Geschichte unserer Region
oder die Hessens - welches ein von allen Seiten her offenes Land ist und war,
weil es inmitten Deutschlands liegt und von dem Handels- und Reiseverkehr
freilich ganz besonders betroffen war, aber auch davon profitiere.

Die geographische Lage ist für das engmaschige Straßennetz verantwortlich, was schon seit Urzeiten belegt ist.
Diese Wege und Pfade und langen Straßen sind z.T. heute noch in Benutzung,
überbaut zwar, aber dennoch vorhanden.
Neben den Wasserstraßen, die den Massenhandel bevorzugt bedienten,
waren die alten Römer die wahren Künstler unter den Straßenbauern,
die Viadukte und kunstfertige Techniken in dieser Sache entwickelt
haben um so die neue Provinz der occupierten Länder gewissermaßen an die Urbs
anzuschließen: Alle Wege führen bekanntlich nach Rom !
(Dazu später mehr)

Der planmäße Chausseebau kam aber erst im 18.Jhd in Hessen.
Ausschlaggebend waren militärische Interessen, wie schon im alten Rom, aber auch für nachrichtentechnische Belange.
Zu den späteren Eisenbahnwegen und den schon vorhandenen Wasserwegen kamen später Autobahnen hinzu,
eine ganz neue Form der Straßen.

Die Ursprünge jedoch kamen oft genug von dem Verkehr von Kloster zu Kloster.
Wegekreuze, Grenz- und Meilensteine, Gewerbebetriebe - Schmieden, Gasthäuser,
Zollstationen, Warten, Türme, Tore,
Fabriken und Poststationen siedelten sich geschwind an den Straßen an.

So manche Autobahn verläuft also etappenweise römischen Militaerstraßen nach..
Befestigte Straßen waren in den Provinzen ein Novum,
das oft bestaunt wurde- es wurde zwischen Provinz- und Fernstraßen unterschieden.
Diese technische Leistung war noch im 17.Jhds vorbildhaft.
Der Aufbau der Straßen war aus mehreren Schichten bestehend,
teils bis zu einem Meter in den Grund reichend.
Der Unterbau aus Stampflehm, Kalksteine und Mörtel,
dann eine Lage aus faustgroßen Kieselsteinen -
dann noch eine Lage aus walnußgroßen Kieselsteinen.
Die Deckschicht war aus feinem, festgestampftem Kies oder Sand.
Pflasterungen gab es an naturräumlichen Stellen- die Anlage war immer so,
daß das Regenwasser gut in die links und rechts angebrachten Gräben ablaufen konnte.
Vermutlich waren damals die meisten Reisenden zu Fuß unterwegs, täglich so ca 20-30 Meilen ( 30-45 km ).
Am Abend wurde in einem Mansio übernachtet, die oft Badeanlagen, Verpflegung von Mensch und Vieh
und zuweilen auch ein kleines Heiligtum des Gottes Merkur -Gott des Handels und des Verkehrs- hatte.
Mutationen waren Pferdewechselstationen.
Straßenposten und Wachtürme sorgten für die nötige Sicherheit.

Freilich gab es auch schon zur Bronze- und Steinzeit Wege zwischen den Regionen,
eher nicht zu Kriegszwecken, wohl aber zum Warenaustausch.
(Die Stämme blieben weitgehend unter sich - sie vermischten sich aber bei Durchwanderungen recht langsam.)
In römischen Zeiten wurde z.B. die Platea Montana,
(erwähnt im Jahr 819, der Name Bergstraße 1165)
die Bergstraße zwischen dem Odenwald und Schwarzwald ausgebaut,
die damals noch an den Höhenhängen verlief- weite Teile des Rheintales waren sumpfig.
Ca 30cm dick und bis zu neun Metern breit haben die Römer diesen Weg erweitert.

Interessanter als die Römer waren die Klöster- sie mischten in der Politik,
in der Wirtschaft und auch im Verkehr mit, waren das geistige Zentrum der alten Tage.
Die guten Verbindungen unter den Klöstern ließ die Kurie
eine vorbildliche Botenverbindung einrichten, die mit Botenbüchsen ausgestattet war.
Kirchliche Bücher, Geräte und Briefe, auch für Privatleute- wurden so billig befördert.
Heute schreibt man den Klöstern einen großen Anteil am Ausbau des Wegenetzes zu,
da diese Anlagen quer durch das Land verstreut waren.
In zahlreichen "Ablaßbriefen" wurde um die "Mithülfe" beim Brückenbau gebeten.
Zu deren Bauprogramm gehörten bald auch Hospize und Herbergen für Reisende.
Ohne Itinerare und Karten ging das freilich nicht; um 1500 sind einige Reiseberichte -
bis nach Rom - überliefert.
So kann man die Wege gut nachvollziehen.

Durch diese Wege siedelten sich an Knotenpunkten Leute an, sie versorgten die Reisenden,
bebauten Land und so weiter.
"Ihr Werk, die Erde als Kulturlandschaft zu gestalten,
begriffen die christlichen Orden als Mitwirkung am göttlichen Schöpfungsauftrag"
(Theodor Fontane)
An dem Tagesablauf in den Zisterzienser-Orden erkennt man den Wirtschaftbetrieb;
straff organisiert, wurden sie sogar als den Vorläufer des Kapitalismus betitelt.
Drei Arten an Bewohnern gab es dort - genügsam lebende Mönche,
die sich um Chor und Gebet kümmerten, gleichgestellte Laienbrüder (Konversen),
die ihre Zeit hauptsächlich auf dem Feld und in den Gärten verbrachten,
sogar Lohnarbeiter, die am spirituellen Leben nicht teilnahmen.
Viele Dinge mußten aber eingetauscht werden - so entstand ein reger Handel
zwischen der Bevölkerung und den Klosteranlagen.
Ihr großer Verdienst liegt an der Veredlung von Obst und Gemüsen,
Intensivierungen der Landbebauung, an den Rodungen und Kultivierungen, der Verbreitung der Schrift uva.
Die Wege an den Klosteranlagen vorbei wurden etwas abgelegen angelegt,
damit der Lärm der Wagen die Andachten nicht störten..

Bis in die neue Zeit hinein waren Wege durch heftige Nutzung geprägt,
früher ohne festen Untergrund- waren sie tief eingefahren,
bei schlechtem Wetter kaum befahrbar und bildeten tiefe lange Gräben
von den Tälern bis in die Höhen, ausgeschwemmt durch den Regen,
manchmal ein paar Meter tief.
Manche dieser Hohlwege bildeten sternförmige Ausbildungen an Kreuzungen.
(In den Weinbergen von Rhein und Mosel kann man sich ein besseres Bild davon machen-
Wege aus den Orten in die Höhen sind heute mit Asphalt, manche aber noch mit groben Steinen befestigt)

Eine Art Metastasen waren die klösterlichen "Grangien", die sich zu Dörfern
oder Weingütern entwickelten, planmäßig aufgebaut.
Die Strategie war, ganze Dörfer an sich zu reißen und somit die ganze Gemarkung
an das Kloster ziehen zu können..
..mit der Konsequenz, ganze Dörfer geschlossen einfach zwangsumzusiedeln
oder die Bewohner wurden enteignet oder als Landarbeiter übernommen.
Ganze Nußbaumalleen wurden angelegt, die von Kloster zu Kloster führten.
Der Wirtschaftszweig "Weinbau" wurde ausgiebig ausgeschöpft.
Seit Kaiser Maximilian 1504 wurde für jedes Fuder transportierten Weines
einen Gulden Zoll erhoben - ob auf dem Landweg oder auf dem Rhein.

Piccolomini, der spätere Papst Pius II zeigte sich beim Besuch des Reichstags in Frankfurt beeindruckt:
"Der Main, der sich aus den nahen Bergen Böhmens ergießt,
strömt nach Westen, indem er Würzburg und viele andere fränkische Städte durchläuft.
Bei Frankurt wird er von einer steinernen Brücke überspannt, von ihren 14 Bögen ist einer -
aus Furcht vor der jenseits liegenen Stadt-
unterbrochen und wird nur zu Friedenszeiten mit Balken überdeckt.
Der Fluß ist reich an Fischen und Aalen; in der Gegend von Mainz fließt er in den Rhein."

Königliche Privilegien, kirchliche Ablässe und eine "Brückenfabrik"
sorgten für die Instandhaltung der Brücke, welche oft durch Eisgang beschädigt wurde.

Landwehr und Warten sorgten dafür, daß alles reibungslos ablief-
Frankfurt war schon Anfang des 14.Jhds. Mittelpunkt des europäischen Handels.

Kreuzwege waren eine Buße und Ablaßfunktion, die abgeleistet wurde,
zuerst mit 7 Stationen des Leidens Christi,
später mit Zwischenstationen, so kamen die heutigen 14 Bilder zustande,
die sehr an die Götzenbilder der alten Zeit erinnern,
deren magische Zahlen 7 und 8 (Verdoppelung der Kreuzform) vorkommen.
Diesen "heiligen Circulus" soll Maria nach der Auferstehung Christus gegangen sein.

Die Bildstöcke in der Feldflur, an den Wege-Rändern, zeigen bis heute den katholischen Raum an.
Sie markieren kultische Stätten, die bei Kreuzzügen und Prozessionen besucht werden.
Die religiösen Kulte in die Natur zu verpflanzen verband die ehemalige Naturfrömmigkeit
mit der aufgestülpten katholischen Religion.

***

Karl der Große ließ bereits im Jahr 807 drei spezielle Poststationen aufbauen,
in Spanien, Italien und in Deutschland.
Aus der Regierungspost heraus kam der Auftrag zu Bildung einer Post - Beförderung für alle,
Taxis aus Bergamo erhielten den Auftrag von Kaiser Maximilian 1488,
damit sein großes Reich versorgt werden konnte.
Diese Familie Thurn und Taxis hatte sich schon früh einen Namen
für zuverlässige Nachrichtenübermittlung gemacht.

Es entstanden Wegezeichen für die Post, für Entfernungen
und auch mit den Vorläufern der heutigen Verkehrszeichen,
sogar mit Hinweisen zum Einbremsen der Gespanne..

So mancher Fürst ließ sich ein Denkmal beim Neubau einer Straße setzen-
als "Propaganda" beschimpft, wenn es um die N S Geschichte ging - waren dennoch zu allen Zeiten
alle Verantwortliche oder Auftraggeber solcher großen Projekte stolz
auf die Leistung, auch heute noch, wo Einweihungen mit wichtigen Leuten gefeiert werden..
(Hier muß man, wie in den Nachkriegsbüchern über geschichtliche
Zusammenhänge vorgeschrieben, einiges relativieren; bitteres Unrecht gab es zu allen Zeiten!)

Diese Ge- und Verbots-Steine waren eigentlich erst im späten 18.Jhd Mode,
eine Straßenverkehrsordnung gab es noch nicht -
eine Art "Bußgeld-Katalog" hatte man wohlweislich eingehauen..
Ein vollständig erhaltener Verbotsstein in Oberhörgern, bei Münzenberg hat folgende Inschrift:
"ZGB 30 ZRB 45 ZFB 1G"
Durch Ausschellen und mündliche Bekanntmachung wußte jeder:
VWG = verbotener Weg, ZGB = zu Fuß gehen, ZRB = zu reiten, ZFB = zu fahren.

An manchen Stellen durfte der Viehtrieb nicht durch gehen,
die Juden trieben die Tiere für den Markt über sogenannte Judenwege-
deshalb diese Verbotssteine die verhindern sollte, daß die Weiden zertrampelt werden.

Wer kennt die "Ruhen" ? Nein, keine Runen, sondern Ruhen..
Das waren längere, schmalere, steinerne Ablagen in zwei Höhen:
Für die Kopftrage und die niedere für die Rücken -Trage- zum Abstellen bei der Rast.
Es wurde viel zu Fuß transportiert, vom Leseholz, Heu bis zu Handelswaren.
Interessant sind die Angaben in Stunden, die man auf den alten Poststeinen sieht:
Hier wurde die Zeit angegeben, die ein beladener Wagen in einer Stunde schaffte.
Eine interessante Zeit-Einheit - in Hessen zu Fuß unterwegs:
2000 Klafter oder 5 Kilometer in einer Stunde.
Wir rechnen beim Wandern mit 4km in der Stunde..

Weitere Wegeanlagen sind die der Jagdschlösser, welche sternförmig angelegt waren,
meistens als 5 Jagdschneisen.
Die Parforce-Jagd des 17.Jdhs, die sich auf eine Tierart bezog.
Der Reiz war das rasante Verfolgen der Tiere durch Reiter oder berittene Jäger,
die von einer jaulenden Hundemeute begleitet wurden.
Von diesen Schneisen aus bis über das eigentliche Revier wurde das Wild gehetzt,
bis es endlich erschöpft aufgab-
der Fürst hatte das Recht, dieses Tier zu erlegen.
So mancher jagdfreudige Edelmann machte dabei nicht nur vor nichts halt,
er "übersah" auch angelegte Felder und die reife Frucht-
"oh lodernd Feuer, oh göttliche Macht!"
Die grenzenlose Allmacht des Landesherren war deutlich und offenbar.

Die Bauern mußten lange Schnüre mit Lappen daran die Tiere immer weiter einengen-
so kam auch das Sprichwort: Durch die Lappen gehen..

***

Zurück zu den Straßen- die nun ihre Herbergen bekamen und Gastwirtschaften,
die das Nachtlager der Reisenden waren, die Verpflegung und das Vieh umsorgten.
Dort landeten alle an, die sich das Zimmer leisten konnten- kaiserliche Beamte,
Wachsoldaten, Händler und Lustwandler, wie unser guter Goethe,
reisende Fürsten, Boten und Unterhändler aller Art, Kleriker und Musikanten oder Pilger.
Man schlief zu mehreren in einem Zimmer.

Leinpfade habe ich schon öfter erwähnen können, diese Wege waren an den Flüssen,
zum treideln (ziehen) der Schiffe durch Seile und Pferde.

Einige Zeugen vergangener Zoll-Grenzen an den Flüssen, wovon eine davon,
der Binger Mäuseturm - mitten im Rhein auf einer kleinen Felsen - Insel steht,
künden von den eifersüchtig gehüteten Einnahmequellen der damaligen Residenzen.
Jener Mäuseturm hat seinen Namen aber nicht von dem kleinen Tier,
sondern von "Muta", für Wegezoll, Maut oder vom mittelhochdeutschen "musen", wie spähen, lauern.
Ein sehr altes Überbleibsel dieser Umlade-Historien ist der Östricher Kran
aus dem Jahr 1549, der direkt auf einer Molenmauer am Rhein steht.
Das Ding steht noch, wie wir vor ein paar Jahren sahen.

***
Überliefertes aus dem "Volksleben", das nicht vergessen sein soll:

1568 schreibt Hans Sachs im Ständebuch:
"Den Leymann tritt ich mit meim Fuß,
mit Har gemischt. Darnach ich muß
ein Klumpen werffen auf die Scheiben,
die muß ich mit den Füßen treiben.
Mach Krüg, Häfen, Kachel un Scherbe,
Thu sie dann gassurn und ferben,
darnach brenn ich sie in dem Feuwer!"

Aus den natürlichen Lager geschachtet,
wurde der Lehm vom Töpfer und seinen Gesellen so lange mit Wasser geschlämmt
und mit den Füßen getreten,
bis alle Beimengungen ausgewaschen waren.
Sodann konnte das Material durch häufiges Kneten plastisch gemacht werden.
Das war recht anstrengend, ging in die Arme -
was beim Handwerk oft genug der Fall war und noch immer ist.
Heute hat die kleinste Töpferei eine Knetmaschine, gießt zuweilen statt zu kneten
und braucht dann nur noch mit einem Schwamm die Nähte zu glätten, damit es wie Handwerk ausschaut.
Die eigentliche gestalterische Arbeit wird mit der Töpferscheibe gemacht, das Drehen.
Diese frühe Erfindung hat bereits Homer beschrieben.
Wie mit Zauberhand hochgezogen entsteht mit Leichtigkeit durch den Geübten das Werkstück, das Gefäß -
das setzt den gleichmäßigen Schwung der Scheibe,
den richtigen Augenblick zum Aufziehen des Materials, die richtige Dicke oder Feinheit,
die Höhe und Bauchigkeit voraus. Außer einer Schiene
-mit welcher die Außenwand geglättet wird- geschieht alles ohne Hilfsmittel.
Nun kommt ein straffer Draht, mit dem das fertige Stück von der Töpferscheibe abgezogen wird, zum Einsatz.
Meistens hat man sich auf eine bestimmte Form spezialisiert,
von der dann am Tag mehr als zweihundert Stück gemacht werden..
Nach dem Drehen geben die fertig geformten Gefäße Wasser ab,
bis sie ledern werden, was nach 2- 3 Tagen der Fall ist.
Nun kommt das Grundieren dran- sonst würde das Resultat wie ein Blumentopf werden- der Aufguß:
die "Engobe" macht der Töpfer aus Schlickbrei fein geschlämmten weißen Tones,
mit dem dann vorsichtig durch Eintauchen oder Übergießen
das ganze Gefäß veredelt wird - dieser Aufguß trocknet sehr rasch ein,
so kann die Bemalung sofort danach beginnen.
Das war der Grundstock für die Farbe.
Früher hat man mit einer Handmühle die Farben gemahlen und gemischt -
aus den unterschiedlichsten Stoffen, z.B. Kupferoxyd-Grün,
Mangan für rotbraun, Chromoxyd für Rottöne etc.
Wie im Malerhandwerk so vielseitig getan.
Die Muster werden nach Kundenwünschen, Tradition oder regionalen Ideen gemacht.
Nicht nur die Farbmischungen, sondern auch chemische Prozesse beim Brennen
sind maßgeblich für die spätere Wirkung.
Manche arbeiten mit Eichenlaub, mit feinen Blättchen, mit weißen Tupfen, wie in Marbung typisch.
Nun kommt die letzte Bearbeitungsstufe, die Glasur - damit die Farben und Bemalungen geschützt sind:
Ein dünner Brei aus Quarzsand und Bleimennige überzieht das Werkstück
und schafft einen glänzenden Überzug- wasserdicht wird das Gefäß damit auch.
Nun folgt der Brand, eine spannende Sache, die volle zwei Tage dauert.
Ganz eng und genau werden die Stücke eingesetzt, berühren dürfen sie sich nicht-
dennoch müssen so viele wie möglich hinein.
Die Stützen des gemauerten Ofens müssen so gemacht sein,
daß die heiße Luft überall hin kann und die Werkstücke allesamt trifft.
Einige Töpfer betreiben den Ofen gemeinsam - von 150-2000 Stücke gingen in einen Brand.
Zum Schluß wird der Ofen zugemauert und erst nach 3 Tagen wieder aufgemacht.
Ausschuß ist unvermeidlich, trotz aller Geschicke.
Die Farbe kann falsch verlaufen, Stücke platzen.
Schon das Anheizen der alten Öfen war eine Kunst für sich,
das Holzfeuer wird zuerst klein gehalten, damit die Hitze langsam steigt und
die großen Sachen nicht springen.
Nach und nach wird das Feuer vergrößert und in 20 Stunden glühen die Sachen rot.
Dann wird nachgeheizt bis 1000 Grad, die Glasur fließt bei 900 Grad -
aber die Temperatur muß ja gehalten sein.
Die Scherben werden nun steinhart.
Seit gut zweitausend Jahren hat sich an dem Vorgang -im Prinzip- nicht viel verändert.
Schüsseln, Teller, Tassen, Krüge und Töpfe werden so produziert.

Eine Besonderheit hessischer Ware ist das Steinzeug.
Diese altdeutsche Modeströmung mit traditioneller Technik
kann man im Westerwald beobachten- früher wie heute-
bis zum rheinischen Weinland.
(wir trinken unseren selbstgemachten Hauswein aus 1/2Ltr Steingutkrügen,
die von der heimischen Kelterei Heil stammen)
Hierbei sind die Brenntemperaturen nochmal höher- 1200-1300 Grad, wegen der Salzglasur.
Im Ofengewölbe sind dazu viele kleine Öffnungen nötig,
durch welche zentnerweise Salz in die Flammen geschüttet wird, das dort noch im Fluge verdampft
und als Salzglasur niederschlägt, chemische Prozesse sorgen dann für die typische Farbe.
Ein seltsamer Dunst liegt dann über dem Ort..
Die Arbeiter schützen ihre Köpfe und Schultern mit Sackleinwand, wegen der großen Hitze.
Der nötige Pfeifenton ist im Westerwald in mächtigen Lagerstätten zu finden.
Bei diesem speziellen Steinzeug hat man sich auf eine blaßblaue Grundfarbe eingestellt,
weil herkömliche Farben der Hitze nicht standhielten.
Später entdeckte man die Kobaldmalte, mit der dann das Steinzeugblau als Malfarbe kam-
ideal zum Färben friesartig eingeritzter oder eingedrückter Muster.
Die Krüge und Trinkgefäße sind sehr hart und haltbar, isolieren gut.

Die Steinzeugtöpfer lernten 6 Jahre, bis diese weltberühmte Tonware,
die bereits im 14.Jhd. auftauchte, gemacht werden durfte.

Später fand man Porzellan feiner für die bessere Gesellschaft
und danach auch für den Massenmarkt "spülmaschinengeeigneter" als Töpferwaren.
Heute ist die handgearbeitete Tonware wieder gut gefragt.

Früher wurden die Töpferwaren zum Backen, Kochen, Schlachten,
Milchverarbeitung und zum Einmachen gebraucht, heute mehr als Ziergegenstand -
aber auch als zünftiger Trinkbecher und Weinkrug.

***

Die Arbeit des Zimmermannes war mit dem Richtfest abgeschlossen -
damals war der Fachwerkbau in unserer Region vorherrschend,
was besondere Kunstfertigkeiten der Statik, der Zimmer- und Haustüren
und auch Schnitzereien oder Inschriften und Treppen eingeschlossen hat.
Heute hat der Schreiner und der Maurer einiges an Arbeit abgenommen.
Das Handwerk des Schreiners ist also jünger als das des Zimmermanns -
die erste Sägemühle, mit der man Bretter sägen konnte, ist von 1322 in Augsburg bekannt.
Die Schreiner sind schnell im Kunsthandwerk des Treppenbaus und in den überall
zu findenden Truhen und Schränken, Tischen und Stühlen heimisch geworden.
Früher gab es vielerorts nur Lehmböden im Erdgeschoß des Hauses,
deshalb wurde der dreibeinige Stuhl bevorzugt, der erst mit den Dielenböden 4 Beine bekam.

Die Truhen waren der Vorläufer des Schrankes, aber schon mit Intarsienarbeiten versehen-
einfache und leichte Formen davon wurden von Dienstmägden als Reisekoffer benutzt,
in dem der spärliche Besitz verstaut war.
Bemalt und innen oft mit Ausschmückungen in der Art eines Poesie-Albums versehen.

Diese Einlegearbeiten waren sehr kunstvoll und wurden dennoch von jedem Dorfschreiner
bis zur Perfektion getrieben - mit teilw. geheimen Rezepturen,
die von Generation zu Generation weitergeben wurden:
Angefaultes Pflaumenholz gab Rottöne, Wassereiche schwarz, Hainbuche weiß,
Buchsbaum gelb, angemoderte Wurzelstöcke ergaben schön geflammtes Furnier,
aus verpilzten Eichenästen gewann man grün, in Sand gebrannt, gebeizt und zigfach bearbeitet,
wurden feine, repräsentative Kunstwerke für Schränke und Truhen, Tische und Türfüllungen.

Schräg waren die sozialen Schranken und Beschränkungen,
die allzu prächtige Ausschmückungen (auch Kleidung!) für "Normalos",
worüber die feinen Leute eifersüchtig gewacht haben..

Die wertvollen Trachten wurden selten gebügelt und fast nie gewaschen ;)
Als die Schränke auf kamen, hatte man endlich Platz,
alles schön ordentlich der Art gemäß zu lagern, damit der Faltenwurf erhalten blieb.

Bevor Wohn- und Schlafzimmer getrennte Einheiten wurden,
stand das prächtige Himmelbett der reichen Bauern und Herrn im Wohnzimmer, umgeben von Vorhängen.
Jenseits dieser Prunkstücke gab es Bankkästen und Rollbetten, Wiegen und Truhenbetten,
sogar Hochbetten über dem Kachelofen..

Brautstühle waren ein Teil der Aussteuer, wo der einheiratende Teil gewissermaßen Sitz
und Stimme im neuen Heim manifestieren konnte..

Der Drechsler übernahm Feinarbeiten für die Stuhl- und Tischbeine,
Schrank- und Bettpfosten, Spinnräder, aber auch grobere Dinge, wie Wagenradspeichen.

Polierte Möbel schickten sich für einen Tagelöhner nicht und wenn dieser
noch so lange und hart dafür gearbeitet hatte - das ließ die soziale Schichtung nicht zu.
Besitzhierarchie zeigte den Stand.

***

Das Fachwerkhaus bestand aus Eichenholzbalken, die Regionen hatten
unterschiedliche Fachwerkhaustypen- erst ab dem 18.Jhd wurde Nadelholz zum Hausbau verwendet.

Verzierungen der Gefache- z.B. Kratzputze wurden auf das Geflecht des Gefaches aufgetragen
und mit Mustern versehen, die eingekratzt und anschließend ausgemalt wurden.

Die Zimmerleute haben zuvor bereits nach Wunsch Schnitzarbeiten und Inschriften der Balken gefertigt.

Mit der Verwendung von Tannen- oder Fichtenholz fielen die Schnitzarbeiten weg.

Mit der Verwendung von Schwemmsteinen (Bimsbeton) fielen die aus gesplissenen Eichenästen
geflochtenen Gefach-Einlagen weg.

Die Dekore der Putze glichen oft den Truhenbemalungen im Haus.

In den Armutsgebieten - wir erinnern uns an die noch nicht vorhandene Bienenzucht,
die auch den Ertrag der Böden beeinflussten- und ggf.
(dafür gibt es wohl noch keine gesicherten Daten oder Forschungen)
die Ernten und somit die Wohlhabenheit der Bevölkerung..
In den Armutsgebieten also wurden kleine Familienwerkstätten als Hausindustrie betrieben -
ein Zubrot, das bitter nötig war.
Schindler, Löffelschnitzer, Rechenmacher, Besenbinder, Seiler, Sieber,
Zigarrendreher, Weber, Schneider, Flickschuster, Kesselflicker und ähnliche
Gefache wurden zu Hause gemacht,
von fast allen Familienmitgliedern.

***

Nichts ist sicherer als der Wandel- der Hufschmied wurde irgendwann überflüssig,
als die Autos und Traktoren kamen, heute ist er wieder gefragt,
wo die Zahl der Hobbypferde sprunghaft angestiegen ist.
Ähnlich ging es Schmieden, Sattlern, Polsterern - Schreinern - manches geht,
manches kommt aber auch wieder neu auf.

Handwerk läßt sich nicht immer mit Maschinen machen, vielfach ist Handarbeit
durch nichts zu ersetzen, es gibt bei vielen Dingen keine Maschine,
die den Handwerker überflüssig machen könnte:
Mauern, Fliesen legen, Ausfugen, Kabel legen, Verputzen, Dach decken, Fenster herstellen
(Maßarbeit),
Treppen und ähnliche Dinge, die nur sehr bedingt vorgefertig werden können.

Im Hausiererhandwerk wurden die zu Hause hergestellten Waren verkauft, wie schon mehrfach beschrieben.
Von "Kinderarbeit" sprach damals noch kein Mensch.
Hochnäsige Studierte sprachen in unserer Zeit von "unangepasster Arbeit
ohne Rationalisation, ohne Kalkulation und unbelehrt",
sie schreiben davon, daß "viele dieser Handwerker nicht in der Lage wären,
über die aufgewendete Arbeitszeit pro Gegenstand Auskunft geben zu können".
Wilhelm H. Riehl hat im 19.Jhd noch von "der Naivität der Armut" schwadroniert
- er war wohl der Vordenker jener heutigen Refa-Freaks..
..spannend dabei ist für mich die Tatsache, daß immer jene,
die mit der Hand nichts auf die Reihe bekommen, anderen Leuten Vorschriften machen wollen.
Rationelleres Arbeiten bringt freilich mehr Gewinn - für die da oben zumeist.

***

Die Schindelmacher nahmen astfreies Holz - Buche, Föhre, Lärche oder Tanne -
die gesägt und grob gespalten, dann keilartig mit dem Beil behauen wurden.
Anschließend mit dem Zugmesser geglättet und am dicken Ende mit einem
halbkreisigen Meißel abgerundet, ihre endgültige Form verpasst bekamen.
Später kam die halbmechanische Fertigung, die danach durch Asbestschindeln
abgelöst wurden, die heute als krebserregender Sondermüll in Verruf sind.

Ganz schlecht im Ansehen war der Besenbinder- obwohl jeder mehrere dieser Produkte brauchte!
So mancher hat sich heute diesen "Job" als Hobby ausgesucht - bestimmt keine schlechte Idee..
Gemacht wurden die Besen aus Birkenreisig, das im Schuppen getrocknet wurde,
geschnitten und mit 3-5 geflochtenen Haselnußholzringen oder Drahtreifen zusammengehalten wurde.
Der Fichtenholz-Stiel wurde auf der Zugbank entrindet, am Ende angespitzt
und in das zusammengehaltene Reisigbündel eingeschoben und befestigt.

Die Siebmacher bekamen dünn ausgewalztes Spanholz aus dem Bayrischen Wald,
dieses wird zylindrig gebogen, mit Drahtklammern gehalten,
oben mit feinmaschigem Draht bespannt- ein wenig größerer zweiter Ring festigte das Ganze.
Die Funktion der Siebe geriet ins Abseits, als Traktoren die Pferde ablösten und Hafer-
oder Häcksel nicht mehr gesiebt zu werden brauchten.
Andere Siebe wurden aus Blech und Draht, aber auch durch solche aus Kunststoff abgelöst.

***

Die Löffelschnitzer arbeiteten mit einem halbkreisförmigen Messer, dem Dexel.
Zugbank und Glaspapier, mit Schleifen und Polieren wurden die hölzernen Löffel gefertigt.
Ganze Familien arbeiteten daran, daß die Ware sackweise auf den Markt gebracht werden konnten.
Die Bezahlung war schlecht- aber immerhin konnte so in fast jedem 2. Haus ein kleines Zubrot verdient werden.
(Wir kaufen heute noch bevorzugt Kochlöffel, Pfannenwender und Grillzangen aus Holz.)

***

In Gebieten mit mageren Böden war die Weide- und Futtergras-Wirtschaft die einzig denkbare Bebauungsform.
Die manchmal weiter abgelegenen Auen und Wiesen wurden zuweilen nur einmal im Jahr geerntet,
deshalb kam es sehr auf tüchtige
Helfer an, auf eine straffe Organisation, sonst ist der nächste Regen schneller da,
als das Heu in der Scheune eingebracht werden konnte.
Um Johanni, am 24. Juni, begann die Ernte, die Gründe wurden aufgetan,
dh. die Wiesen ohne Zufahrtswege wurden zuerst frei gegeben.
Zuerst mähten die Bauern einen breiten Weg mittig der Wiese,
damit die nächste Wiese dahin auch schnellstens abgeerntet werden konnte.
Bei 12 Morgen Grünland wurden 14-21 Tage benötigt - ein Morgen ist heute in einer halben Stunde abgemacht.

***

Die Älteren erzählten noch froh, was doch das Heuen für eine schöne und saubere,
wenn auch anstrengende Tätigkeit gewesen war.
Festlich gekleidet ging man in die Wiesen, die Mäher mit den Sensen voran,
hinter jenen die Frauen mit Rechen, manchmal in weißer Erntekleidung.
Die Mädels legten gerne ein neues Kleidungsstück an, putzen sich heraus-
es wurden Lieder gesungen, fröhlich rief man sich Neckworte zu.
Jeder wollte den schönsten Rechen haben.
Die Großmutter brachte Kaffee und Kuchen und Mittagessen- keiner ging vor dem Abend nach Hause.
Das war eine hohe gemeinschaftsbildende Arbeit und Zusammenkunft.
Auch die Kinder halfen fleißig mit und trugen das Heu zu Haufen zusammen,
damit es leichter aufgeladen werden konnte.
Der Lader packte mit der Heugabel eine tüchtige Portion davon und stakte diese auf den Wagen,
klar, daß dieses vom stärksten Mann ausgeführt werden mußte.
Hoch auf dem Wagen standen die Packer, die das Heubündel mit den Armen fingen,
sicher auf dem Wagen aufsetzen und festtreten mußten.
Mühsam zu heiß ging es dabei zu.
Nach dem letzten Bündel wurde die Ladung gesichert durch den Wiesbaum,
ein langer glatter Stamm oder besser stabilere Stange,
wurde auf den Wagen gewuchtet um die Heulast zusammen zu halten.
Vorne am Wagen mit der Kuhkette festgemacht, hinten mit soliden Seilen,
die mit kunstvollen Knoten gehalten wurden.
Der Ehrgeiz der Truppe war ein hoher und gleichmäßig beladener Wagen-
ein schief beladener hätte schnell die Fuhre kippen lassen, wenn die Wege nicht ganz so eben waren.
(Keiner wollte zum Dorfgespött werden, wenn der Wagen liegen blieb)
Abends war das Heu eingefahren und im warmen Heuboden eingetreten-
müde und staubig trank man danach gerne den sogenannten "Staubwein"-
auf kleineren Höfen stärkte man sich mit Apfelwein und Hausmacher Wurst.
Das Bewußtsein der Arbeit und ihrer Wertigkeit hat sich heute doch sehr verändert..

Die Mäher oder Senser arbeiteten damals in einem fast militärisch anmutenden Rhythmus
mit gleichem weit ausholenden Schwung.
Die Sense ist als Erntegerät schon seit vorgeschichtlicher Zeit bekannt und kaum verändert worden.
Das Gras mußte taufrisch sein, damit es besser fiel, das Sensenblatt haarscharf-
das Dengel-Geräusch füllte am Vorabend die Luft des Dorfes.
Während der Arbeit wurde mit dem Wetzstein und dem Schlotterfaß
(da war Wasser drin, um den Schleifstein anzufeuchten) nachgeschärft.
Dengelapparat, Schlotterfaß, Stütze, Runge oder Lamper lauteten die Hilfsmittel.
Was den Männern die Sense, war den Frauen der Rechen- der handwerklich aus Holz gemacht wurde.
Mit hölzernen Zinken, gebohrten Löchern, doppelreihig angeordnet und danach schön bemalt.

Dazu gehörte freilich der Leiterwagen mit seinen vier
großen eisenbeschlagenen Holzspeichenrädern, gemacht vom Stellmacher,
ein wichtiger Dorfhandwerker.

***

Hans Sachs sang 1568:
"Ich mach Räder, Wägen und Kärrn,
Roll- und Reyswägen für groß Herrn,
Kammerwägen den Frauwn klug,
auch mach ich dem Bauwren den Pflug
und darzu auch Schleyfen und Egn,
Thu's als mit gutem Holtz verlegn!"

***

So ein Wagenrad war ziemlich aufwändig herzustellen!
Die danach folgende Technisierung brachte eine Ablösung vom
handwerklichen Zuarbeiten- früher waren Ernten Zeremonien,
heute sitzt der Bauer nicht mehr mit ölverschmierter Arbeitshose auf dem Traktor, der schon vieles fast wie von selbst macht..

Nachtrag 2019:
Heute sitzt jemand mit Stadtkleidung im Ledersessel des Traktors, vor sich Kommunikationsgeräte
und eine Menge Knöpfchen und Schalter, voll klimatisiert und mit Stereoklang.
Satellitengesteuert zuweilen auch schon.

Nachtrag 2021: Nur noch per Stick und Pad.. der Traktor wurde moderner als die Autos!

***

Die Trachten haben sich überlebt, sie sind weitestgehend ausgestorben,
weil die Tradition nicht nur die Art der Kleidung,
sondern auch die standesbewußte Gestik und Bewegung vorschrieb.
Heutige Trachtenvereine haben den sozialen Hintergrund nicht mehr,
sondern nur noch die Ausstattung, trachtenähnliche Ausstattungen
aus dem Bayrischen oder Alpenländischen, sind eher Modeartikel als diese extrem aufwändigen
und vielschichtigen Ausstattungen der Tradition, wo sogar die Rhythmik des Gehens vorgeschrieben war.
Das An- und Abkleiden war eine längere Zeremonie mit vielen Röcken und Tüchern,
mit noch mehr Nadeln und Klammern,
mit kunstvollen Frisuren und Hauben darüber.
Die Näherin war hoch angesehen, bekam aber wohl nicht viel Geld für ihr Mühen,
obwohl sie fast die Funktion eines Zeremonienmeisters hatte, in die Tracht einführte,
nach Sonderwünschen änderte und anfertigte,
bis zum letzten Ausstatten der Gestorbenen.
Die Trachten waren von Region zu Region unterschiedlich,
zuweilen sprach man katholischer und evangelischer Tracht,
was aber eher daher kam, daß der Landesherr diese oder jede Religion betrieb oder vorschrieb.
Ich meine herausgelesen zu haben, daß eher die Region, die Sippe selbst
der Grund für die vielen unterschiedlichen Trachten war, die gehegt und gepflegt wurde.
(ähnlich wie Clans in Schottland)
Heute kann sich wohl niemand mehr vorstellen, die Klamotten der Mutter
oder Großmutter aufzuheben - geschweige denn diese anzuziehen,
wenn ein Festtag oder Kirchgang oder Hochzeit etc. ansteht..

Tracht kommt von "tragen", Gang, Gestik, Mimik und Frisur gehören zusammen!

Die Trachten der Männer näherten sich gerne den militärischen Vorbildern -
Frauen sahen das wohl schon immer gerne.

Rhythmisches Schreiten gehörten zur Tracht, aber auch die bäuerliche Besitzstandshierarchie,
eine unnachgiebige Moral, die eine arme Person nie durchbrechen durfte.
Das wirft doch schon einen argen Schatten auf die gute alte Zeit!
(Aber nicht alle waren Standes-Bauern)
Feste und Märkte in der Stadt und auf dem Dorf.

Dazu muß wohl ein Vorwort sein:
Die studentisch ideologisierten Verbrämungen gegen jeglichen Volks- oder Brauchtum,
das spöttisch und hochnäsig alles verachtet, was nicht auf dem Campus war,
übersieht naseweis die Religion und ihre Feste geflissentlich,
die jedoch schlicht aus dem Grunde geduldet wird, daß man die "Massen" bequem am Nasenring
der Dauerhirnwäsche herum geführen kann,
so trachtet man den "Gemeinen" noch immer gerne an den Eiern zu halten, zur Bewegungslosigkeit verdammt,
ehe dieser aufmuckt gegen die "denkende" Kaste, die sich hemmungslos selbst bedient-
mit "ein wenig" fetterer Kost, als das mit der Hände Arbeit jemals erreicht werden könnte..
Hier muß ich immer wieder an unsere heutigen Politiker mit ihren "Zuverdiensten" und Privilegien denken.
Es wird dringend Zeit, daß dieses häßliche Übergewicht beseitigt -und nivelliert wird;
niemand ist mehr wert als der andere, keine Arbeit wertvoller- ob theoretisch oder praktisch getan.
Kopfarbeit muß endlich der haptischen Arbeit gleich gestellt sein- jeder gibt seine Lebenszeit und sein Geschick.
Bisher drehen Theoretiker jedes Wort im Halse der Kritiker herum,
schreiben Bücher darüber und statuieren auf diese Weise Gesetze und Verordnungen,
die immer denen helfen, die eh schon genug auf der "hohen Kante" haben,
Spekulanten, Anleger, Bankster, Großunternehmer, Akademiker - die neuen "Adligen".

Doch nun zu den belächelten Volksfesten:
Früher gab es nur sehr wenig Zerstreuung nach harter Arbeit, deshalb hat das "Volk" jeden Anlaß
genutzt, um ein wenig "über die Stränge zu schlagen"- klar und verständlich gesagt.

Heute sind Volksfeste eher Kommerz oder Vereinsfestem und eher Repräsentationen der Vereine,
die mit ihren korintischen Statuten längst einer Behörde viel eher zu gleichen scheinen,
als eine Amusement im Freitzeitbereich - alles wird mit dem "nötigen Ernst" gemacht,
alles ist Wettbewerb und Hackordnung mit Eifersüchtelei.

So spielt jede Pfeife "Hauptmann", wenn sich die Gelegenheit
zu diesem "Aufstieg" in der Schützengarde bietet,
wer sonst nichts zu melden hat, kann endlich auch mal schneidig auftreten!
Dschinderassassa und tabumm !

Der ursprüngliche Grund eines solchen Festes, die Unterhaltung und Bewegung
und Zerstreuung tritt vor der gegenseitigen Huldigung,
dem Protokoll und dem Kampfsaufen in den Hintergrund.
So mancher "Menschenfischer" aus den Parteien geht auf solche Veranstaltungen der Vereine,
gibt ein Fäßchen Bier aus und erwirkt sich so seinen Ablaß- und die Stimmen.
Ähnlich wie die "liturgische Ordnung" ist heute die Freizeit straff geregelt und organisiert:
Heiße Luft, Getöse, Luftnummerntum, das Protokoll.

Die eigentlichen Feste waren damals in den Spinnstuben, beim Erntefest,
beim Richtfest, beim Waldfest, Hochzeiten, Geburten, beim Schlachtfest etc. alles was von privat und nicht von oben kam.

Die richtig alten Volksfeste und Festlichkeiten stammen aus der Ära des kargen Landlebens,
wo man noch froh war, genug zum essen zu haben,
ein Dach über dem Kopf, etwas Kleidung zum wechseln..
auf diesen Veranstaltung gab es endlich mal etwas mehr, man achtete nicht auf den Pfennig.
(Also aus der Zeit vor der Christianisierung heraus weiter geführte Feste. Kirchweih und Kirmes brachte die Kirche)
Tradition ist immer so ein Wort, das auch noch recht regional zu sein scheint -
solange das ohne großen Pomp gemacht wird und jeder für sich selbst verantwortlich bleibt,
wie das früher war, braucht man keine einengenden Gesetze.
Heute:
Wehe, wenn es einem von den selbstgemachten und bei diesen Anlässen gereichten
Salaten oder Käsekuchen schlecht wird und die Gesundheitsbehörde gerufen wird !
(Man beachte dazu die entsprechenden Vorgaben, dann brauche ich nichts weiter an dieser Stelle auszuführen)

Nachtrag 2021: Die Kirmes ist nun schon zum 2. Mal abgesagt- wegen Corona,
deshalb macht die Dorfjugend ihr eigenes Ding:
Mit einem alten Traktor mit Hänger daran
mit selbst gezimmertem Dach und einer Musikanlage gehts durch die Straßen..
..ohne "Genehmigung", wie mir scheint.

Nachtrag 2022: Die Kirmes wurde in "Dorffest" umbenannt und deutlich verkleinert gehalten.

***

Gerade heute habe ich mit einer älteren Einwohnerin darüber gesprochen,
was sich wohl gegen früher geändert haben mag, daß die Menschen so stolz geworden sind.
Ihre Antwort: Früher hielt man eher zusammen, nur aus den direkten Nachbarorten kam man-
zu Fuß- zu den Festen, alles war sehr viel sparsamer und genügsamer,
keiner mußte vor dem anderen mit einem dicken Wagen oder "Job" protzen..
Aber auch damals gab es schon Dünkel- von der Bauernschaft gegen die Arbeiterschaft-
heute geht der Dünkel von den Studierten gegen alle anderen-
nur vor den Unternehmern und Bankern wird gekuscht - das gibt ein ungesundes Festklima!

Jeder taxt jeden ab - was bin ich und was bist du?
Vergebe ich mir einen, wenn ich dich zuerst grüße?
Den verstohlenen Blick vom Scheitel bis zur Sohle kennt wohl jeder,
den das Gegenüber macht, wenn man sich gerade unbeobachtet wähnt.

Was sind also "Feste"?
Ich denke, es waren Ventile, aus denen der angestaute Druck ein wenig heraus konnte.

Fasching oder Fasenacht oder Fastnacht stammt aus alten Zeiten und sollte den Winter austreiben.
Die Sitte des Einsammelns hat wohl auch noch den Hintergrund,
an die "Zinsabgabe" an den Fürsten oder an das Kloster zu erinnern.
Das waren oft Naturalien, die den Zehnt bildeten.

Am Fastnachtsdienstag gingen dann immer 4 oder fünf Burschen
um eine Springerfigur geschart von Haus zu Haus und sangen:

"Helau ihr Leut und auch Hurra, die Fastnachtskinder, die sind da,
nach der Sprungtanz ist vollbracht, sammeln wir zur Fasenacht
Eier und Speck und dies und das, ich bitt euch sehr gibt uns etwas! Helau!"

Nachdem die Beute eingesackt war:
"Hast gut gemacht, hast gut gemacht, drum werste auch nicht ausgelacht!"

Am selben Abend wird das Strohfeuer verbrannt und das Ende der
lustigen Tage eingeläutet mit einem lockeren Vers.

Am Aschermittwoch folgt eine Art Leichenmahl, der große runde Kuchen aus Brezelteig,
der während des ganzen Springerzuges herumgetragen wurde,
kommt zur Verteilung.
Am Sonntag nach der Fasenacht ist Hutzeltag-
dort sammeln die Schuljungen Brennmaterial für das Bergfeuer mit einem Spruch ein.
So wird allerlei Brennbares auf einen Haufen getan,
wo zuweilen auch alte Autoreifen dabei gewesen sein sollen -
welcher Ort hat das größte und schönste Dorffeuer?

Die Winterwende ist wohl schon sehr früh ähnlich gefeiert worden.

Wer am Sonntag zum Hutzelessen Brezeln und Wein zu einem Mädchen mitbrachte,
galt als fest gebunden, wie verlobt.

Hutzeln sind getrocknete Birnen, die an familiäre Gebundenheit erinnern sollten.

Der Osterbrauch -das hat jeder schon mal gehört, kommt von der "heidnischen" Göttin Ostara -
und das war eine Fruchtbarkeitsgöttin.
So erklärt sich der Brauch, Eier zu verschenken, von ganz alleine.
Eierbemalen, Malerinnen, bis zum Bezug auf den Bund zwischen der Goth oder Tante,
die ihren Obolus an die Patenkinder gab, ist jede Bedeutung interessant.
"Ich weiß ein Fäßchen wohlbekannt,
hat keinen Boden und kein Band,
es ist kein Zapf- und Spundloch drin,
und doch ist's voll von Anbeginn,
es wachsen Fleisch und Blut darin,
man braucht es mehr als einmal nicht,
und leer wird's nur, wenn man's zerbricht.!"

***

Die ehemaligen Abgabenpflichten waren auch an Küster, Totengräber,
Hirten oder Schäfer zu entrichten, deren Anteil am Lohn direkt gegeben wurde-
das Eiersammeln gehört gewissermaßen als Reminiszenz in dieser Richtung eingestuft.

Wie schon erwähnt, wurden eben diese Speck und Eier - Gaben von den Kindern
und Jugendlichen eingesammelt und unter den regional unterschiedlichsten
Bedingungen "verwertet" - als eigene Beute, über die nach Gutdünken verfügt werden konnte.
Für junge Leute ein seltenes Ding.
So wurden Ostereier ausgeblasen und auf lange Schnüre gezogen,
über die Straßen gehängt oder Bäume damit verziert- je nach Region.
Aus dem Bayrischen kam der Maibaum dazu, aus den Regionen der Nachkriegszuwanderung
oder von den Flüchtlingen kamen nochmal andere Sitten-
Hessen ist und war schon immer Mittelpunkt Europas, hier trafen sich allerlei Völker.
Manche blieben, manche zogen weiter - von jeder Sorte blieb etwas hängen.
Die Religion hat immer versucht christliche Wurzeln aus den sehr viel älteren Bräuchen zu stricken.
Dazu zählt das Weihwasser, der Weihrauch, der Altar,
die dumpfen Töne in der Kirche, die Zeremonie, die sie "Liturgische Ordnung" nannten,
die Konfirmation- die aus Mannbarkeitszeremonien entstanden sein könnten,
Handauflegen, Beschwörungen, Anbeten, feierliche Gestik und Mimik,
bis zu kultischen Gefäßen und Getränken und Speisen- das sektiererische Schamanentum
der Pfarrer und Priester in ihren seltsamen Gewändern -
die lange Jahrhunderte eine Sprache sprachen, die kaum ein Mensch verstand- Latein.
(Vermutlich hat nicht einmal der Religionsstifter Jesu aus Nazareth Latein verstanden -
und wenn, waren das bestimmt nur Bruchstücke, damit er sich mit den Besatzern irgendwie verständigen konnte.
Aramäisch oder Hebräisch mit ein paar Brocken Griechisch wird wohl dort gesprochen worden sein.)
Der Osterhase, Nikolausi, das süße Christuskind oder mädchenhafte Weihnachtsengelchen,
der Brezzelbub und Kerubime- irgendwie mußte das Volk bespaßt oder beängstigt werden,
damit die Aufmerksamkeit sicher war.
Die griechischen Sagen sind bekanntlich nicht ohne und das Orakel von Delphi
wird kein Einzelfall gewesen sein, wo bekiffte "Seher" ihre Erlebnisse niederschrieben..

Wie auch immer- diese Gaben der Paten an ihre Patenkinder als Zeichen der treuen Verbundenheit,
des Schutzversprechens, wenn den Eltern etwas zustoßen sollte,
ist schon sehr viel älter als jede bekannte Religion.
Im 19.Jhd setzte jedoch ein heftiger "soziopsychologischer" Wandel ein:
Der Stolz der Überlebenssicherheit und relativer Wohlhabenheit ließ den Ursprung solcher Traditionen verwässern.
Die Geschäfte griffen die Themen auf, aus anderen Kulturkreisen kamen neue "Feste" dazu,
Halloween, Muttertag, Vatertag, Weltnudeltag, Ramadan und wer weiß der Kuckuck was sonst noch
erfunden worden ist, um "Quote" oder schlicht um Umsatz zu machen.
Schon aus dem alten Rom wurde in der Art berichtet:
"Mir ist gleich, welche Religion mein Volk ausübt,
sie sollen mir, dem Kaiser huldigen, wenn ich es will"
(Unser Nachbar sagte zu mir und sogar zu seiner eigenen Frau:
"Wenn du machst was ich will, sind wir die besten Freunde!")
Oder: "Um die Tempelanlagen herum waren überall kleine Händler,
die Votiv-Figuren und Gaben feilboten, die dann den jeweiligen Göttern geweiht wurden"
Das Dekorationsbedürfnis und das Geltungsbedürfnis und das Opfer einer Spende
zum Wohlwollen der Götter - alles ist schon mal da gewesen.

Die Burschen bekamen als Liebesgeschenk bemalte Eier von den Mädchen - oder ein faules,
wenn das Werben erfolglos war.
Eier wurden mit allen nur denklichen Kunstfertigkeiten gefärbt, bearbeitet und geschmückt,
mit den Dingen der Natur,
in der neueren Zeit kamen Kunstfarben auf, Eier färben wurde nur noch gemacht,
wenn Kinder im Haus waren - oft genug werden die Ostereier fertig gefärbt im Laden gekauft.
Inzwischen das ganze Jahr über erhältlich - als "Party-Eier".
Selbst Spekulatius ist heuer ganzjährig im Laden zu haben.

Die Kirche hat auch den Mai aufgegriffen und mit dem Pfingstfest das alte Laubfest
der Urvölker überbaut oder in ihrem Sinne kanalisiert.
Der "Wonnemonat" sollte auf keinen Fall ohne klerikale Führung bleiben-
geschwind wurde noch ein wenig dazu gestrickt.
Die "Burschenschaften" kommen damit ins Spiel, zuweilen seltsame Gruppierungen
von jungen Männern, die -so denke ich- aus den Wandersburschen der Handwerkszünfte erwachsen sind.
Studenten schmiedeten gerne Geheimbünde in der Form von Burschenschaften der Intelligenz,
selbst wenn ihnen jegliche Lebenserfahrung abging.
Geheimbünde von Erwachsenen Männern gab es dagegen schon sehr viel länger -
ob dabei ebenfalls Zünfte eine Rolle spielten oder ob es sich dabei um frühe "Seilschaften" ging,
kann ich nicht beurteilen.
Nur soviel ist klar: Auch heute noch sind letztere Vereinigungen federführend
ihre Mitglieder in entsprechende Positionen zu pushen.
Die Studenten sangen gerne: "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" -
sie meinten damit aber stets nur ihresgleichen, niemals Mitmenschen "niederen Standes" oder geringerer schulischer Bildung, -
Frauen schon mal ganz und gar nicht- weshalb ich hier von reaktionärem Denken sprechen möchte..

Die Nati onalsozialisten griffen solche Sachen freilich auf, das war nicht zu verdenken,
wenn sie an die Macht wollten -
wohin aber solches Elite- (oder elitäre) Denken führt, ist uns allen bestens bekannt-
mit Sicherheit nicht zu "Freiheit, Gleicheit und Brüderlichkeit"!

Damit keine Mißverständnisse aufkommen:
Ich mag weder Fahnen- noch "Hymnen" -
oder sonstigen Pathos, egal von wem auch immer betrieben..
Ehre, Vaterland - Feind - Krieg.
Das ist überall zu sehen, in den USA, England, Frankreich etc. wo solches Denken noch sehr hoch gehalten wird.

Noch ein seltsames Ding aus der Vergangenheit bezüglich des Brauches,
"Mädchen zu versteigern", was wohl nicht so bierernst gemeint war,
aber in folgenden Zeilen recht gut zu verstehen ist:

"Die Versteigerung wird meistbietend auf die Mädchen des Dorfes durchgeführt.
Mit der Ersteigerung verpflichtet sich der Steigerer, die Grundstücke,
die in der Nähe des Berges Horeb liegen,
öfters nachzusehen und zu ent- und bewässern
und gründlich zu reinigen.
Bei starkem Graswuchs ist der Friseur zu bestellen, um Abhilfe zu schaffen.
Der Steigerer ist weiterhin verpflichtet, mindestens zwei mal wöchentlich die Milch nach oben zu pumpen.
Für Nachtschäden haftet das Versteigerungskomitee nicht.
Es ist jeder auf sich selbst angewiesen und für entstehende Nachtschäden haftbar.
Bei vorkommenden Einzelschäden ist der Steigerer verpflichtet, sich am Standesamt vorzustellen
und evtl. nach 9 Monaten die Hebamme zu unterrichten!"

***

Wie auch immer- ob nun eine Weinkönigin oder eine Maikönigin gewählt wurde,
war das immer der Höhepunkt jener Party, die das Volk als Zerstreuung liebte.
Wie auch immer- Bier und Wein flossen zu allen Zeiten in Strömen,
die jungen bekamen ihre Chance einander kennen zu lernen,
was bei den langen Arbeitstagen sonst kaum denkbar war.
Nachtrag 2019:
Heute auch wieder!
Die immer längeren Pendlertouren jeden Tag nehmen so viel Zeit in Anspruch,
dass alle totmüde ins Bett fallen - für alles zu müde!
Nachtrag 2020: Die Corona-Jahre begannen und mit diesen in etlichen Häusern "Home-Office" - ein Segen für alle, auch für die Umwelt.

Der Unterschied von früher zu heute ist schon daran zu sehen:
Wenn heute jemand zu Fasching den sammelnden Kindern Eier schenkt,
landen diese im Straßengraben oder schlimmsten Falls an der Hauswand der Spender..
Trotz viel besserer und viel längerer schulischer Bildung, trotz allen Fortschritts,
sind die "Kids" ganz klar dümmer geworden.
Woher kommt das?
Nun, vermutlich deshalb, daß sie nichts eigenverantwortlich an Pflichten
in Haus und Hof übernehmen müssen,
sie werden von einem Personal unterrichtet, das in vielen Fällen ziemlich schräg eingestellt ist,
um es mal vorsichtig zu formulieren, psychisch oder mental oder sozial auffällig..
..oder einfach: Menschliche Wracks.
Sie werden von Eltern durch Gaben verzogen, man kauft sich frei von der Verpflichtung,
den Kindern vorzulesen, sie in der Natur anzuleiten,
alle so zu erklären, daß die Kinder die Dinge altersgerecht aufnehmen können.
Brutale Aufklärung ist da eher zur neuerlichen Diskriminierung
der Frau und auch des Mannes angetan, als zum Verständnis für das Wunder der Natur.
Viele moderne Sachen bedeuten Fortschritt - oder eher Weiter - oder Wegschritt?
Viele Sinnlosigkeiten und Tand verdrecken die Welt -
durch extreme Techniken aus der Wissenschaft sind wir -leider-
keinen Zentimeter weiter in der Entwicklung..
Heute können wir rund um die Welt fliegen, da spielt es keine Rolle,
wieviel Sprit das Flugzeug verbraucht und wieviel der Atemluft dabei verdreckt wird.
Kaputte Typen machen Kreuzfahrten und ärgern das Bedien-Personal, verdrecken die Umwelt und scheren sich nicht um die Luft- und Wasserqualität: Ich, ich, ich..
Spesenritter sind noch mehr geworden- egal, ich, ich, ich..
Die Wissenschaft ist längst dabei, die Schlüssel der Baupläne aller Lebewesen zu "patentieren"
- eine neue Religion tut sich auf, patriarcher Rückschritt allerorten,
der Glaube an die Allmacht der Technik hat längst den -anfänglich kaiserlichen- Gottkomplex Wirklichkeit
werden lassen- oder ist da noch eine Religion,
der Glaube an die Allmacht es Geldes, das alles und jeden zu verhuren scheint,
sogar die Achtung vor der Gestalt der Mutter verdarb.. ?

Nun bin ich inzwischen wohl der letzten Mittler-Generation angehörig,
die noch ein wenig von den alten Bräuchen erlebt hat.
Den Jungen sei gesagt, daß sie die Welt eher verstehen werden,
wenn sie die Ursprünge und Gebräuche irgendwann einmal erfahren haben oder lesen konnten.

***

Wie schon mehrfach angedeutet, war und ist Hessen immer ein Durch- und Einwanderungsland gewesen-
was sich heute noch genau so zeigt.
Ob nun in ganzen Gruppenschicksalen, die durch Vertreibung oder Fluchten kamen,
oder als Einzelschicksale zu uns kamen,
ist und war immer klar:
In einer "ethnischen" Gruppe bleibt man fremd gegen das umgebende Volk,
als Einzelperson muß man sich an die neue Heimat und ihre Menschen anpassen.
Vom Staat im Staat halte ich nichts, ein Fremder unter Fremden wird immer fern der Heimat sein;
Heimat ist dort, wo man sich wohlfühlt, wo man zuhause ist.
(Zuhause gibt man sich nicht absichtlich fremd, wie viele Neubürger das bei uns tun, ja von "unseren" Politikern sogar dazu aufgefordert wurden, ihre alte Lebensweise beizubehalten. Weltfremde Ideologen regieren dieses Mischvolk- nach jeder Wahl schlechter..)
Die Industriestadt Wetzlar, eine der größten Gastarbeiterzonen Deutschlands,
hat da viele Fehler gemacht und die neuen Menschen abgeschottet -
oder diese Ersatz-Arbeiter haben sich als "Gast"-Arbeiter,
die -irgendwann- wieder in ihre Heimatlaender zurück wollten, fremd bleibend gefühlt.
Dann kam der Familien - Nachzug.
Angepaßt hat sich diese Gruppe danach kaum oder sehr schlecht, sieht man von ein paar positiven Einzelfällen ab.
Was diese Leute hier hält, ist der soziale Standard, das Geld, sonst nichts.
Noch früher, im 17.Jhd waren Wanderarbeiter aus armen Bergdörfern durch ganz Europa ziehend unterwegs.
So zum Beispiel norditalienische Maurer, Südtiroler,
die einen ganz neuen Stil und Schwung ins Handwerk brachten.
So starr, wie Tacitus dereinst als röm. Geschichtsschreiber von den Chatten erzählt,
daß diese ein "tapferes germanisches Kernvolk,
ebenbürdig mit den römischen Gegnern" waren, "gradlinig und ernsthaft",
aber "schwerblütig und beharrlichen Sinnes" -
ist nicht gleichbedeutend mit Feindlichkeit allem Fremden gegenüber,
solange das Fremde selbst nicht abweisend oder zurückweisend ist.
Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus !

Vertriebene Hugenotten und Umsiedler aus dem Sudentenland, Schlesien,
Ungarn, Rumänien, Jugoslawien bildeten den 6. Teil der Bevölkerung 1950.
Heute kamen noch sehr viel mehr dazu- Gastarbeiter aus ganz Europa,
Rußlanddeutsche, Wolgadeutsche und Flüchtlinge aus dem Iran, Afghanistan,
Syrien, Irak, Marokko bis zu den Ländern aus der Mitte Afrikas, Wirtschaftsflüchtlinge,
die als Asylanten vor ihrer eigenen Kultur flohen, ohne sich dessen so recht bewußt zu werden..
..deren Mentalität verhinderte dort das Weiterkommen und jede Entwicklung.

Schon vor 300 Jahren sind Bauern -die späteren Donauschwaben-
von den Habsburgern abgeworben worden, um die verwüsteten Gebiete an der Donau neu zu kultivieren-
dort hatten die einfallenden Türken ganze Arbeit geleistet - sind aber vor Wien gescheitet,
wie wir aus dem Geschichtsunterricht wissen.

Heute kräht der Muezzin vom Orient bis zum Occident.. zumindest fast,
es wird eine Frage der Zeit sein, bis Allahs Ruf dem der Kirchenglocken gleichgestellt ist..

***

Die alte Tradition reicher einheimischer Gutsbesitzer,
auf den Dächern und Stallungen Tonfiguren aufzusetzen um ihren Wohlstand anzuzeigen,
oder als Schutz vor Feuer und Katastrophen, war lange ausgestorben.
Heute sieht man vereinzelnd witzige Schlafwandler oder Hähne oder Katzen
auf den Neubauten hocken..
Die Einwanderer brachten viele Errungenschaften und handwerkliche Fertigkeiten mit,
vom Klöppeln bis zur feinen Stickkunst, Weinbau und vieles mehr.
Der ökonomische Zwang ließ die Eingliederung der "Flüchtlinge" auf jeden Fall
besser und schneller geschehen als heute, wo jeder "Anspruch" auf "Stütze" hat,
selbst ohne den Druck zum deutschen Pass, was ich persönlich für ein Unding halte
und Grund für Parallelgesellschaften allerorten im Land.

Nachtrag 2022: Heute leben erschreckend viele Leute aus fremden Ländern unter uns, die zwar den deutschen Pass haben, aber absichtlich fremd bleiben wollen.
Letztlich denke ich nicht, daß "Vorurteile" in der Bevölkerung Hessens
maßgeblich für eine Ablehnung bestimmter Gruppen sind,
sondern eher deren eigene ablehnende Haltung, gegen die Kultur
und gegen die freie Gesinnung der Menschen des Ziellandes - ein Unding und feindseelig gegen die Einheimischen.
Nach der Zeit unserer zwangsdynamischen Multikultitruppe mit ihrem seltsamen
"sexuellen Orientierungen" und der zwanghaften Ablehnung von allem was irgendwie deutsch ist,
wird sich die Normalität wieder durchsetzen, denn ewig kann man den Leuten den Mund nicht verbieten.
Die heutigen Generationen haben mit Greueltaten des WKII nun wirklich nichts mehr zu tun,
deshalb kommt mir das Wundenstochern wie ein Instrument zur Durchsetzung der Ziele jener obigen Gruppe vor,
eine Rache der Linken oder Kommunisten ?
Die Hessenwahlen 2023 haben die Wut der Heimischen gezeigt- das war erst der Anfang.
***

An dieser Stelle wird vom Zisterzienserkloster Eberbach erzählt,
wo von 1498-1506 ein besonders fleißiger Schreiber Abt war.
(Als Beispiel eines wohlhabenden Klosters, es hätte auch ein x-beliebiges anderes sein können)

Wir als Wanderer sind dort auch schon gewesen und haben uns vom Haupteingang nur
in den Hof getraut, sind dann aber ganz geschwind durch den Park zum
Nordausgang wieder entwichen - die Anlage war derart abstoßend
protzig in der Wirkung, daß der Durchmarsch fast wie eine Flucht gewirkt haben muß..

***

Geboren 1460 in einer Schöffenfamilie begann Martin Rifflinck nach seinem Studium
eine sehr steile Karriere in seiner Religion.
(In einer späteren Auflistung der Äbte stand "exima gente natus", dh. er entstammte aus vornehmer Familie.)
Rifflinck kommt von "Reifling" und bezeichnet einen jungen, "zur Fortpflanzung bestimmten Rebstock".

Der Martin stellte sich späterhin selbst als "reverendus pater dominus Martinus abbas" vor..

Seine "advocatissa" war die von ihm angerufene Heilige, die Königstochter Katharina von Alexandrien,
die Schutzpatronin der Müller, Stellmacher, Schiffer und der Gelehrten.

Alle Rifflincks waren Schöffen zu Boppard, schon im 13.Jhd. -
der Martin betrieb eine kleine Sammlung seiner Familiengeschichte,
in welcher ein Heinrich Rifflinck Güter an das Kloster verschenkte
und dem Kloster eine Pitanz dergestalt schenkte,
daß zur üblichen Konventskost jährlich zwischen Weihnachten und dem 28. Dezember
eine "auf ewige Zeiten" ausgesetzte Käsespende zukam.

Seine "Vorstellung" war recht drastisch mit einem Spruch aus Hiob:
"Ich bin jünger an Jahren, ihr aber seit die Älteren.
Deshalb habe ich mein Haupt gesenkt und mich gescheut, euch meine Meinung kundzutun"
Liest man diesen Hiob aber weiter, so heißt es:
"Die Betagten sind nicht die Weisesten, und die Alten verstehen nicht, was das Rechte ist.."

Der Martin schrieb immer in kursiver Gothik und leitete bald das Kloster Eberbach,
das 14 Frauenklöster und div. Nebenbetriebe unter sich hatte,
mit eigener Krankenabteilung mit mehreren Zimmern und eigener Küche und Hühnerhof.
Dieses Gebilde war mit Senat aus zwei Ebenen ausgestattet.
Das Kloster bekam ständig neue Besitzungen als Schenkungen dazu,
weil jeder Wohlhabende so heilig wie denkbar bestattet und bebetet werden wollte..

Als Beispiel nur ein Fall: Von Abt Johann kam die Mitgift der Besitz seines Stiefvaters,
dem Schultheißen von Braubach dessen Haus und Hof,
in Boppard mit dem Patronat der Walpurgiskapelle dem Kloster Eberbach zu..
unnötig zu erwähnen, daß dabei wohl genug Weinhänge zugehörig waren.

Er bekam später eine zweigesichtige Grabplatte- aber zuvor ist wohl noch einiges zu nennen..

Nun gemach: Der junge Martin erlangte seinen akademischen Grad
auf einem Ordenskolleg und wurde bald in das "hektische Rotationsprinzip
des Klosterstaates eingebunden", wie es heißt.
Nach 2-3 Jahren konnte man den "baccalaureus artium" erlangen,
den "artium liberalium" hinterher, was durch den Zusatz "determinator" als Abschluß anerkannt wurde.
In einer Inkunabel-Ausgabe eines Buches ist das belegt. (Erstausgabe)
Erst Infirmar, dann Censuar, Gemeindepfarrer und 1498 Abt.
Eine steile Karriere, fürwahr.

71 Mönche, 31 Konversen und ein zahlreiches personelles Umfeld in den Höfen,
die zugehörig waren - ein richtig kräftiges Wirtschaftssystem,
wenn man die noch zutiefst mittelalterlich geprägte Struktur und Frömmigkeit bedenkt.

Er war zwar nicht so lange im Amt, das aber sehr gründlich
und als geradezu begeisterter Buchhalter und Schreiber, weshalb so viel -
gerade von ihm - überliefert ist.
Alle Schätze des Hauses und auch die umfangreiche Reliquienausstattung,
aber auch die wirtschaftlichen Gegebenheiten und Resultate wurden akribisch aufgeschrieben.
Der Martin tat viele Reisen - zu den Frauenklöstern und wohl auch zu Konventen und Messen,-
um die 1,5 Millionen Liter Wein an den Mann zu bringen, die im Kloster zum Verkauf standen ..

Es ist nur logisch, daß der Martin auch die Burse (Geldbörse) unter sich hatte,
die als strikte Anordnung ausgab -
nur nach Gegenzeichnung des Abtes größere Beträge aus der Klosterkasse zahlen durfte.
Nicht jeder Kloster-Insasse konnte schreiben - bei den Zisterziensern blieben Laien
und Konversen von der literarischen Bildung ausgeschlossen.
Der Martin und ein paar hohe Mitbrüder nennen sich "artium liberalium determinatoren", weil sie studiert sind.
Das Kloster besaß damals ein eigenes Studienhaus in Heidelberg!
Es heißt, daß "die Herren des Klosters Eberbach viel Wert
auf Repräsentanz und Bequemlichkeit" legten und mit luxuriösen Teppichen ausgestattet waren.

Bei den geringeren Brüdern ging es sparsamer zu, die Konversen und Servi nochmal ärmer,
sie lebten zu zweit in einem Zimmer-
ein Servitor war wohl den Kaplänen gleichgestellt und hatte 2 Kammern und eine Stube,
die Servi waren dienstbare Geister, wohl eine Art männliche Zofen.
(Das unterscheidet sich nun nicht gerade von den heutigen Zuständen in der Wirtschaft- oder?)
Als Ablenkung - wie oben angedeutet -
waren die Wahlen der Äbtissinen der Frauenkloster immer ein Anlaß zu Reisen - für die Bequemlichkeit
sorgten die "servitor abbatis", der Koch, der Kellermeister und der Stallmeister etc.
Genau wie bei den weltlichen Fürsten.
Ein kompletter Senat und Ältestenrat als Beratungsinstanzen standen zur Seite -
letzterer war wohl ein Konzentrat der Entscheidungsebenen als schnelle Instanz
des ansonsten eher schwerfälligen Konventes.

Immer wieder traten Männer aus der Gegend ins Kloster ein und brachten Weingüter mit.
Durch raffinierte Gebietstausche wurden die Besitztümer zusammen gelegt.
Schon um 1230 ist ein Vorgang belegt, bei dem das Kloster seine Besitztümer
mit einem Schlag verdoppeln konnte, weil Eheleute sieben Weinberge vermacht hatten -
unter dem Nutznieß-Recht, solange die Spender lebten.
Es gab auch umgekehrte Schenkungen, bei denen das Kloster Erträge an den Schenker
für den Rest seiner Tage ableisten mußte.

Die Mönche standen wohl in hohem Ansehen, sonst wären derartig viele Schenkungen nicht denkbar gewesen.

1525 kam der Bauernkrieg, der das Kloster in eine schwere wirtschaftliche Krise stürzte,
die bis ins 17.Jhd dauerte.
"durch krieg brant, tewrong, mißwachs und andere der gleichen ungefell
und Widdrigkeiten verarmt und verschuldet"
begehrten die Bauern gegen die hohen Zinsen Renten und Gülden an das Kloster auf.
Die Niederlage der Bauernheere gegen die Fürsten beendete
auch die für das Kloster Eberbach gefährliche Lage.
Die Bauern zahlten ihre Buße von 2000 fl an Kriegslasten gegen sich selbst - wie heute auch !
Aber auch das Kloster wurde arg gebeutelt und erheblich beschädigt-
an den Fürsten mußten beste Wein-Lagen abgetreten werden.
Dennoch verzeichnete man im Jahr 1605-7 immerhin noch 112 Wingertparzellen in 35 Lagen,
die an 60 Pächter verliehen waren..
Der Eberbacher Hof in Boppard bleibt dem Kloster und den anderen Winzern
von der Mosel- das Zentrum des Weinhandels, der z.T. in eigenen Schiffen -die in Köln lagen-
den Rhein abwärts in die Niederlande,
England und in den Ostseeraum in skandinavische Länder ging.
Das Kloster hatte in Boppard im Jahre 1505 mal eben an Rot- und Weißwein umgerechnet 430 hl gelagert.
Es ist wohl belegt, daß zwischen 15-40 Fuder im Hof gekeltert wurden und in Fässer kamen.

Im Kloster war reges Treiben durch das städtische Handwerk, Faßbender,
Schlosser, Metzger, Bäcker und Zimmerleute,
alle wieder auch Arbeitgeber für Tagelöhner.
Der Hof Eberbach war immerhin so groß, daß er zusätzlich als Herberge genutzt werden konnte.
Weinkäufer, Rheinreisende und Pilger, aber auch noble Gäste wie Bischöfe kehrten hier ein.
Der Hof hatte eine Kapelle, die mit reichen Ablaßprivilegien ausgestattet war,
hier konnte man seine Spenden loswerden ;)
So war, alles in allem hier ein Ort für das leibliche und seelische Wohl raffiniert kombiniert -
das Kloster selbst hatte Ruhe vor dem Trubel.

Freilich wurden auch durchreisende Klosterangehörige verköstigt -
man war gewissermaßen auf den Weintourismus mitsamt Seminaren eingerichtet.
So war auch die umfassende Einrichtung der Anlage angelegt.
Zur Weinlese entsandte der Abt nur ganz zuverlässige Mitbrüder..

Das Kloster hatte auch eine umfangreiche Bibliothek,
wie viele damalige Klöster- das Besondere daran war, die Anordnung der 24 Lesepulte
und die beidseitig des langen Saales befindlichen Fenster, die viel Licht boten.
Hunderte von massiven Wälzern mit Holzeinband und Eisen-Ösen,
durch welche Ketten gezogen und am Pult befestigt waren, bildeten den Eindruck dieser Anlage,
die aus einer kleinen und einer großen Bibliothek bestand.
(Letztere war jene mit den angeketteten Bücher, wie ich das verstanden habe)

Das wichtige Amt des Sakristans war in Eberbach in drei Stufen geteilt,
eine Vielzahl an liturgischen Diensten war zu betreuen-
in der Klosterkirche waren alleine 34 Altäre !

Die Ringmauer um das Kloster selbst- nicht etwa die dazu gehörigen Höfe-
war 1100 Meter lang, mit zwei Toren!

Eine eigene Gerichtsbarkeit, Kerker und Strafordnung war schon von den Benediktinern bestens bekannt.
Auch Klosterbrüder hatten wohl "fleischlichen" Verkehr "contagium canis" -
und somit allen Grund zur Buße.
Der Martin schreckte wohl vor der Verhängung schwerer Strafen keinesfalls zurück..

Zisterzienser hatten ihre Zentrale in Frankreich, in Citeaux - wo jährlich ein "Generalkapitel" stattfand.
Jeder Abt mußte verpflichtend daran teilhaben und versuchte
sich wegen der gefährlichen Zeiten davor zu drücken-
so auch "unser" Martin, der Held der Geschichte.
Neben zahlreicher Gefahren der Straße waren finanzielle Gründe
der Antrieb, mit allerlei kunstvoll geschwungenen Ausflüchten davon los zu kommen,
auch wenn das Kapitel Strafandrohungen ausstieß.
In einem seiner vielen Entschuldigungsschreiben bat er auch darum,
bei Visitationen außerhalb des Klosters Fleisch essen zu dürfen
und um Verkaufsgenehmigungen einzelner Güter nach, die zu wenig abwarfen.
Im gleichen Zuge wurden im Kloster umfangreiche Bauarbeiten in Auftrag gegeben,
die Kunst und Bequemlichkeit erhöhten.

Vor der Reise mußten die Mönche und Konversen eine "Pilgerfahrt im Geiste" absolvieren:
7 Altäre in der Klosterkirche sollten besucht werden, die die 7 Hauptkirchen Roms symbolisieren sollten,
damit die Gefährdungen und Versuchungen der Reise durch stärkere Ordensbeständigkeit gestärkt würden.

1502 wurde durch den Besuch des päpstlichen Legaten und Ablaßkommissar Kardinal Raimund Peraudi -
welcher auf der Reise durch Mittel- und Nordeuropa war, das Ablaßpatent oder Zusage erneuert.
Das war eine reiche Einkommensquelle, die zusammen mit den Reliquien Gelder sprudeln ließ..

Zur Amtszeit Martins war die größte Ausdehnung des
Klosters mit etwa 25.000 Morgen Ackerland, Wiesen, Wald und Weinbergen.

Darunter waren viele Grangien und Einzelgehöfte,
das Gebiet erstreckte sich von Dorndorf im Westerwald bis Worms und von Boppard bis Hanau auf 205 Ortschaften!

Viele dieser Güter waren verpachtet - die stärkste Quelle war neben Ackerbau und Viehzucht dabei der Weinbau.
17 Mühlen, Zehntrechte, Fischfangrechte, sowie umfangreicher Hausbesitze,
die für den Handel der Abtei eine wichtige Rolle spielten,
in Boppard, Mainz, Bingen, Oppenheim, Heidelberg, Frankfurt, Limburg,
Stadthöfe in Mainz, Oppenheim, Frankfurt, Boppard, Oberwesel, Bacharach, Limburg, Köln.
Diese stellten die Mittler dar, über welche gehandelt und abgerechnet wurde.

Ständig waren in alle Richtungen speziell eingesetzte Kontrolleure unterwegs,
die Ernten, Handel und Weinlesen überwachten, damit alles sicher in den Wirtschaftshöfen ankam.

Der "Vindeminator" hatte das Recht die Trauben für das Kloster auszuwählen..

Sogenannte "Syndicate" gruppierten diese Kontrolleure, die meist in "Teams" losgeschickt wurden.

(Das zeigte ein stolzes Maß des "brüderlichen Vertrauens",
das der Abt seinen Leuten entgegen brachte- unsere heutigen Studierten sind da nicht anders)

Es war üblich, daß drei Petitionen nötig waren, um im Kloster aufgenommen zu werden-
Geld floß dabei auch.
Die Benennung der Mönche gleichen Namens ging so von statten,
daß der Herkunftsort oder die Berufsausübung als Zusatz angefügt wurde.
Z.B. Johannes Arheiligen portarius (Pförtner) und dann der Johannes von Geisenheim,
Johannes der erste, zweite usw.

Von einem Konventualen wird aus dem Jahr 1500 von einem Rechtsfall,
den Abt Martin für sein Kloster auszufechten hatte:
Die Erbansprüche eines Konventualen Johann Wiesbaden, die der Abt vor dem Stadtgericht dieses Ortes vertritt.
Kein Geringerer als Graf Adolf von Nassau war als Schlichter bestellt.
Die Sachlage: Nach dem Tode der Mutter des Konventualen hatte das Kloster
die Hälfte von deren Hinterlassenschaft beansprucht.
Die andere Hälfte stand ursprünglich einer Schwester des Eberbacher Klosterbruders zu.
Diese war jedoch bereits vor ihrer Mutter verstorben, hatte aber eine Tochter hinterlassen.
Ein damals unmündiges Mädchen.
In der Angelegenheit beiderseitiger Erbansprüche kam es zu einer Schlichtung bei Gericht.
Abt Martin verzichtete auf alle Ansprüche an das gesamte Erbgut,
wogegen die Vormünder des Mädchens dem Kloster 120 Gulden auf 6 Zahlungstermine
verteilt zu zahlen versprachen.

Mancher Pfarrer und Schöffe und Klosterbruder war verwandt oder verschwägert-
so wurde einer von dem anderen "untergebracht"-
wobei auch die Mitgift oder das Erbe anfielen.
Ab und zu hatte ein höherer Klosterbruder - z.B. ein Bursar oder Censuar -
einen gewissen Schutz des Landgrafen zu erwarten..

Ins "Buch des Lebens", das liber vitae wurden Stifter eingetragen,
damit ihnen posthum das liturgische Totengedenken gelesen wurde. (Pfründnerwesen)

Manche Leute waren dem Kloster so wichtig, daß sie gerne "Mitbruder"
genannt und mit Ehrungen "Möge der den Himmlischen beigestellt werden"
bedacht wurden - so z.B. ein Weinkaufmann aus Köln,
der für die Vermarktung der klösterlichen Weine sorgte.
Die Buckelei des Abts vor dem Mainzer Hof belegt seine Fürsprache
für mehrere hohe mainzische Beamte und Würdenträger gegenüber der Leitung des Zisterzienserordens.
Das Generalkapitel genehmigte so die Aufnahme derer und deren Familien in die Bruderschaft ;)
Als "Diffinatoren" in den Büchern wohl vermerkt.
Diese "Wohltäter und Gönner des Ordens" waren Ritter, Hofmeister,
Primarius, erzbischöflicher Marshall, der Stadtschultheiß Dr. soundso, einen
"Kanonikus", der der wichtige Zollschreiberamt inne hatte.

Praebendarae oder Donaten (nicht wie fälschlich geschrieben- "Donatisten",
das wäre eine frühe Christl. Abspaltung) -
das Generalkapitel hat dem Kloster Eberbach die Erlaubnis erteilt,
edle Spender mit frommem Antrieb in ihre Reihen aufzunehmen, wenn Platz ist.

So stieg deren Zahl an, während die Professen, die eigentlichen Mönche, abnahmen.

Einer der Donaten also, mußte in den dem Kloster unterstellten Pfarreien als Springer aushelfen -
und bei seiner Aufnahme 100 Gulden
bezahlen und dem Kloster -nach seinem Tod- die gesamte Erbmasse überlassen.

Die Pfründner standen zuweilen ebenfalls in den Diensten des Klosters,
zuweilen auch mal eine Frau, die einen (echten) Bruder im Kloster als Fürsprecher hatte.
Diese eine einzige Frau, die der Martin aufnahm, verzichtete als Pfrund(ner)
auf ihren Lohn, um das Eintrittsgeld bezahlen zu können..

Das wäre unseren heutigen Arbeitgebern gerade recht- eben lese ich,
daß ein Rechtsanwalt -in der heutigen Zeit- nur 1,58 Euro pro Stunde
an vom Amt vermittelte Langzeitarbeitslose zahlen wollte
und vor Gericht auch noch Recht bekam:
"Die haben keine Qualifikation, die mehr Geld nötig werden läßt".
Am Anfang der "1-Euro-Jobber" Masche sollten diese nur in den öffentichen Diensten eingesetzt werden
und diesen Euro als Anreiz zur Sozialleistung erhalten, die weiter gezahlt wurde.
Was passierte?
Allerorten versuchte man -teils mit Erfolg- diese Billigarbeiter in privaten oder halbprivaten Firmen
zu beschäftigen um Lohnkosten zu sparen.
Ein Unternehmer sagte damals in seiner Einfalt:
"Das ist doch allerhand, daß die JEDER STUNDE einen Euro wollen!"
April 2014: "Wirtschaftsweise" warnen vor dem Mindestlohn von 8,50 Euro,
"weil dadurch 200.000 Arbeitsplätze verloren gehen"..

Den - wie auch immer bezeichneten Intessenten oder Bewerbern
für das Klosterleben wurde die Ernährung und Kleidung gestellt,
das kostenfreie Begräbnis war ihm sicher, sowie der persönliche Schutz
in allen Gelegenheiten und Hilfe bei Krankheiten.
Dafür sollte jener einen gewissen Betrag für sein Seelenheil und das seiner Voreltern bezahlen:
40-100, bei Ehepaaren 190 Gulden, was man über diesen Betrag besitzt, zum Nutzen des Klosters verwenden.

Besonders praktisch war, wenn jemand einen gut brauchbaren Beruf ausüben konnte- z.B. Küfer oder Winzer ;)
Unser Abt Martin hat auf der Rückseite der Aufnahme-Formulare diesbezügliche Infos zur Person festgehalten
Konversen wurden mit Vollnamen, die Pfründner gerne mit volkstümlichen Kurznamen bekannt.(Henno, Benno)

Eine Gruppe "externer Mitarbeiter", die wie Beamte funktionierten,
waren weltliche Zinsheber, Eintreiber, Beitreiber.

Im klösterlichen Wagenhaus gab es auch weltliche Mitarbeiter,
über die jene Konversen die Aufsicht führten, damit die Karren und feinen Wagen auch gut in Schuß waren,
8 Personen waren damit beschäftigt.

Im Jahr 1504 waren 121 Weltliche im Kloster beschäftigt oder es wurde direkt mit diesen abgerechnet.
(Meist jährlich)
Die so entlohnten sind der unterschiedlichsten Art: Dienstpersonal,
Handwerker, Lieferanten, Schäfer, Hirten - auch "weibliche Arbeiten" wurden in Auftrag gegeben.
(Subunternehmer?)
Geldwechsler, Metzger und Bäcker oder Schuhmacher waren darunter,
besonders viele freilich im Weinbau und in der großen Landwirtschaft.
"Bachfegen, Nußschwingen, Wegemachen" wurden belegt.
So wurde z.B. mit einem Peter Korn dem Älteren abgerechnet:
dessen Sohn als Ackerknecht gedient hatte, die Tochter,
die eine nicht genannte Tätigkeit ausübte (vermutlich Reinemachen).
Kärrner, Oberwagenknechte, Folger, Ackerknabe und Gumpler (Arbeiter)
waren immer wieder in den Akten verzeichnet, genau wie Wiesenhüter und Schäfer,
Schweinehirten und Wingertknechte.
Lohnarbeiter sind in klostereigene Betrieben eingesetzt worden; Schneiderei,
Schusterei, Wagnerei, Küferei, Schreinerei, Schmiede,
Zimmerei, Dachdeckerei, und im Rasorium, bei dem Barbier.

Schießer und Teigbereiter waren gesonderte Bezeichnungen in der Backstube.
Man unterschied in Knechte (servi) und nach Gesellen oder Altgesellen.
Auf den Grangien (Höfe) gab es auch "Planstellen" für Frauen, z.B. clavigere, Schließerinnen.

Außer in der Krankenabteilung war Fleischgenuss nicht erlaubt-
für den Bedarf sorgte ein Metzger aus dem Dorf.

Seinen Leuten gegenüber stand das Kloster auch in Sterbefällen und Beerdigungen bei.

Item obiit Katherina consoror nostra in curia nostra Colonie,
uxor Hansonis rasoris prebendarii ibidem, 3. post trinitatis.
Requiscat in pace, amen.
Item Hanso rasor de Butzbach, fidelis confrater noster in curia
nostra Colonie obiit 3. post Ivonis confessoris hora sexta in sero,
sepultus apud sanctum Cunibertum.

Hospitalare, Pfortenmönche und Konversen, sowie andere Helfer
waren zur Gastpflicht des Klosters eingesetzt,
die Reisende versorgten, so manchen vornehmen Legaten Roms oder Äbte
aus anderen Gebieten den Aufenthalt bereiteten.

Aus dem Abt-Sitz wurden Servitores oder Kapläne speziell des Abtes bekannt,
es folgen Aufzählungen der Ausstattung, wozu auch ein Sommerhaus zählte.
Das Abthaus stand wohl nicht im Kloster Eberbach, sondern eher woanders - vermutlich am Rhein mit Aussicht.
Ausgestattet mit Ständezimmern und Suiten oder Wohnungen für gehobene Gäste,
extra Dienstpersonal und gediegener Ausstattung,
die hier aufzuzählen recht mühsam sein dürfte.
Selbstredend waren auch eigene Köche im Abtshaus stationiert.
Mit Silbergeschirr und Weinkeller, Kellermeister und Seidenkissen war der Aufenthalt erträglich..

Der Abt zog sich wohl gerne in sein sparsam eingerichtetes Sommerhaus
mit den Gartengeräten zurück, wenn er seine Ruhe wollte.

Im Weinkeller des Abtshauses lagerten 80 Ohm, deh. 116 Hektoliter edlen Getränkes,
mit speziellen Lagen gefüllt.
Klar, daß unser Martin die Weinbestände in seiner Amtszeit kräftig erhöht hat-
es hätte ja eine Trockenzeit kommen können ;)
Sogar Schlehenwein gab es im 70 Liter Vorrat- für spezielle Geschmäcker.
(habe ich schon mal gemacht, Schehenwein schmeckt zwischen Pflaume und Sauerkirsche)
Aber auch Alant-Wein für die Gesundheit. http://www.kraeu ter-apotheke.ne t/1500009c0027d00/alant.htm
(Auch Helenenkraut genannt, gegen Asthma und Lungenleiden, Bronchialprobleme etc.)

Für die hochentwickelte Weinkultur spricht die Verwendung von Weinkühlern.
In seiner sonst sehr akribischen Rechnungsführung sind die Kosten
für dieses feine Haus nur unter der Rubrik "Ausgaben" eingetragen ;)

Das Kloster hatte weitläufige Besitzungen, die sich wie ein Netz über den Raum Darmstadt,
Oppenheim, Mainz, Bingen, Boppard bis Limburg ausstreckten.
Weitere Aufsichtsrechte in die Wetterau, Hunsrück, Pfälzer Wald bis in den Neckar-Raum.

In den 14 Frauenklöstern, die dieser Abtei Eberbach unterstanden,
waren nur Beichtväter, dh. Männer eingesetzt, die den Frauen die Beichten abnahmen.
So waren zudem 14 Konventuale ständig auf Außenposten in den Frauenklöstern -
man darf davon ausgehen, daß jene in den Mauern der Frauenklöster wohnten.
Martin hat die Besuche in den Männerklöstern zu Gunsten der Besuche
in den Frauenklöstern offensichtlich hinten an gestellt.
Wenn er reiste, was er gerne tat,
machte er das nur in Begleitung zweier Mönche, freilich auch Knechte und Diener.
"Trinkgelder hat der Abt gewissenhaft aufgezeichnet"

In den Frauenklöstern herrschte strengste Klausur, "Gucklöcher" sollten zugemauert sein,
die Schwestern sollten von draußen ferngehalten sein,
sie durften nicht zu Wöchnerinnen oder zu Kindern gelangen,
niemand dutzen oder sich sonstwie ungeistlich verhalten.

Kein Fremder durfte die Klausur betreten,
selbst die Eltern der überzähligen und deshalb abgeschobenen Töchter
(wohl schon ab dem 10. Lebensjahr eingeliefert)
durften diese nur durch ein vergittertes Fenster sehen.
Es war auch immer eine Aufsicht dabei- wie in den 1960iger Jahren in den Kinderheimen (eigene Erfahrung)..
Die Nonnen durften keinen Tratsch hören, geschweige denn, diesem huldigen.
Fleisch gab es keines- einfache Kost, sparsamste Ausstattung der Kammern,-
dafür lebten andere Leute um so besser ;)
Luxus war von Gott nur für oben gegeben, unten erzeugte Armut die gewünschte Demut.
(Woher kenne ich das nur?)

Bei seinen Besuchen soll der Martin öfter Novizinnen aufgenommen haben,
die dann in die Hand des Visitators die Gelübde auf die (Kloster) Regeln
ablegten und dabei den Schleier bekamen.
"Nach altem Brauch" erhielt der Abt dafür 2 Goldgulden !
Mehr als zwei Familienangehörige durften nicht in ein Kloster aufgenommen sein,
aber drei Töchter des Grafen von Nassau-Saarbrücken wurden als Schülerinnen genannt.
Nach und nach folgten aus diesem Grafenhaus noch ein paar Mädels nach-
wie div. Verwandte dieser Sippe, die wohl auf dem Heiratsmarkt nicht abzusetzen waren..

Die Aufnahme solcher "höheren Töchter" war für das Kloster sehr von Vorteil-
im Jahr 1499 gab das immerhin den 6. Teil der gesamten Klostereinnahmen!
Aber auch Töchter aus dem Niederadel, aus Handwerkshäusern und Akademikerhäusern sind nachgewiesen.

Der Anteil von Frauen ländlicher Herkunft dürfte unter den
Laienschwestern am größten gewesen sein.
(Nur als Zahl festgehalten, nicht mit Namen)

Aus dem Visitationsbericht:
"Eintrittswillige sollen kommen in der nonnen capittel vor den pulpt, (Haupt, Kopf)
vf dem man den regel leset, und sollent sich da hyn strecken vnd veniam nemen.
(hinlegen und um Gnade winseln)
Dar nach sall man yn kortzlich vßen des ordens strenglicheit und solen da geloben und
auch da myt ubergeben alle eygenschafft nach ordens gewonheit.
Darnach sall man das regellbuche der eptissen uf ire knye legen vnd daruf
so sollen die Conversen ir hende legen vnd sollent sprechen also:
Promitto vobis obedienciam (oboedientiam, Gehorsam) de bono usque ad mortem, das ist alsovyel gesprochen:
Ich bruder N. verheißen und geloiben vch mater gehorsamkeit in allen guden dyngen byß in den doit.
Darnach so spricht die eptissen: Deus det tibi vitam eternam,
ist als viell gesagten: Gott gebe dir das ewyge leben, und daruff antwort der convent: Amen."

An anderer Stelle wird berichtet, daß die Beichtväter nicht im Kloster der Nonnen,
sondern im Wirtschaftshof gewohnt hätten - wo 16 weitere Personen einquartiert waren.
"Die Nonnen sollen ihre Beichtväter mit allem fleiß versehen mit essen
und mit dryncken und myt cleyding on allen gebreche."

Zwar konnte der Beichtvater auch die Messe lesen, wenn es darauf an kam,
zuständig war aber der in den Nonnenklöstern angestellte Pfarrer und Glöckner,
nebst Altaristen - das lohnte sich deshalb, weil in die Klöster oft auch eine Pfarrkirche inkorporiert war.

Als Wirtschaftsverwalter war der Klosterscheffner der Äbtissin unterstellt.
Die schon erwähnten Pfründner waren auch bei den Frauen in den Klöstern -
viele alte Leute mit Geld, die sich einkauften, aber auch zuweilen hilfsbedürftige alleinstehende
und wohl meistenteils ältere Leute.

Als Konsekrator war der Abt Martin von den eigentlich dafür zuständigen Bischöfen
sonderbevollmächtigt.
(Zur Weihe vielfältiger Gegenstände der Messe und der Klöster, Altartücher,
geistl. Gewänder, Alben, Cingula, Kaseln, Corporalia, Humeralia, Ramosa, Kelche und Patenen)

(Heute wären wohl Motorräder und Autos etc. dazu gekommen- die von Pfarrern geweiht werden -
tut mir leid, lieber Leserschar, aber ohne diese kirchlichen Dinge
kann man das Leben der damaligen Zeit nicht erklären -
denn das prägte die Menschen damals..)

Am Beispiel der Kirche im Orf Mosbach, das unser Kloster Eberbach 1472 erworben hatte,
wird in der Auflistung des Inventars einiges an den damaligen Verhältnissen sichtbar.
Möbel werden kaum aufgeführt, weil diese gerne als Einbauten gemacht wurden.
Fünf bezogene Bettwäschen, 19 Teile Tischwäsche, 51 Ellen Leinwand,
sechs Stuhlkissen und zwei Pfühle, Messing und Zinngeräte-
Kannen, Becken, Leuchter und ein montiertes Handfäß, eine Vorrichtung zum Waschen der Hände..
44 Zinngefäße darunter 18 Kannen div. Größen.
Küchengeräte zu 35 Teilen, ein eingemauerter Kessel, sieben Pfannen und ein Mörser.
In der Scheune ein Wagen, ein Leiter- und ein Schüttkarren, Zäume, Reitzeug.
21 Butten zum Einsammeln des Zehnten, und .. eine komplette Waffenkammer:
Ein Panzer, ein Brustharnisch, ein Koller, ein Helm, eine Armbrust mit Winde und Köcher-
vermutlich sollte das Pfarrgut im Kriegsfall einen ausgerüsteten Mann bereit halten.
Ungewöhnlich für einen Ordensmann waren die Fleischvorräte: 43 Viertel vom Schwein,
30 Riemen Rindfleisch, sowie Würze für 2 Gulden.
Getreide: 24 Malter Roggen, 7 Malter Gerste, 5 Malter Weizen, 10 Sack Hafer.
5 Malter Nüsse- wohl zum Öl pressen. und 12 Talente Talg für die Beleuchtung.
Die Weinvorräte: 10 Ohm alten und zwei vom neuen Wein, 2 Ohm alten Roten,
1 Ohm neuen Roten, 6 Ohm neuen- "pro Familia"- fürs Gesinde.
2 Pferde, drei Milchkühe, ein Kalb auf der Wiese, zwei Reitochsen,
eine andere Kuh und zwei Ochsen waren schlachtreif, wie auch neun Schweine.
Zwei Eber, drei Mutterschweine und sieben Jungschweine, 26 Hämmel und Schafe.
50 Hühner, 7 Gänse und zwei achtjährige Kapaune waren dabei.

Diese Filialkirche war - wie die anderen auch - bestimmt nicht schlecht ausgestattet.

***

Am Beispiel Biberach zeigte sich die Reformation -
nicht zuletzt durch internen klerikalen Hickhack und Postenschiebereien -
so war die Pfarrei Biberach des Klosters Eberbach plötzlich eine Enklave geworden.
Das Kloster war im Jahr 1566 nicht dumm und verkaufte das ganze Filial-Ding
der Stadt für 31.000 Gulden - mit allen Ländereien, die dazu gehörten.

***

Wer einmal bei Trebur durch Eckelsheim kommt, sieht an der Kreuzung der Straße
schon von weitem eine eindrucksvolle romantische Kirchenruine mit der Jahreszahl 1519 -
ohne Dach - ein Anblick, den man sich unbedingt ansehen sollte.

Der Ort Gosselsheim fiel wüst, wohl in Pestzeiten - der Junker Wirich von Daun
wollte "zu den Bellen" eine Kirche bauen, die aber dadurch nie fertig wurde:
Die Beller Kirche, ein ganz seltenes Kuriosum.

***

Die Außenbeziehungen eines Klosters kam zum großen Teil
durch den enormen Materialbedarf,
der nicht alleine durch die Klosterarbeiten intern gedeckt werden konnten.
Die Vermarktung des Weines ließ ein Highlight entstehen,
auf das wir später noch zurück kommen:
Das Große Eberbacher Faß, das der Martin vollenden ließ.
Fehlplanungen waren auch gemacht:
Eine Wasserleitung zu einem klosternahen
Grangie "Neuhof" wurde von den Einwohnern Hattenheims abgerissen,
weil sie einen Brand durch Wassermangel nicht löschen konnten-
der Leimersbach hatte kein Wasser mehr.
Ein Kloster hatte durchaus mit dem Unmut bis zur Wut der Bewohner der Umgebung zu rechnen,
wenn dieses all zu willkürlich verfuhr.

Marin war ein ganz genauer und führte Buch:
Die umstrittene Leitung war aus Blei
und 800-1000mtr lang, 3,5cm stark.
(Wer die Gegend kennt, kann sich vorstellen, daß der Bach-
sofern er überhaupt im Sommer Wasser hatte, trocken fiel)

Klageschriften an das Generalkapitel von Citeaux waren in den Jahren 1491-1503 gehalten,
wo Martin schrieb:
Kein Heu oder Vieh- oder Stallfutter aus den Rieddörfern,
wegen Dauerregen und Überschwemmungen.
Zwischen 1500 und 1502 waren die Getreideernten nicht mal die Hälfte.
Der Wein war sauer und schwer zu vermarkten.
Dann kam eine Seuche, wo 900 Schafe und viele Kühe, Pferde und Hühner krepierten (wörtlich).
In dem Hainerhof gingen 1350 Stück Schafe ein.
350 Schweine, selbst die Fische im Wasser verendeten.

In normalen Zeiten (Im Jahr 1566) kam an Getreide 3876 Malter Roggen,
222 Malter Weizen, 2678 Malter Haferspelz, 303 Malter Gerste - also 7079 Malter.

Der Bursar (von Börse) bemerkte -Angesichts des Weinlagers- dazu:
"Merke- und bewahre Schweigen darüber!"
Ob das in krassem Gegensatz zu dem vom Abt an das Generalkapitel gerichtete Klage war-
auf jeden Fall betrachteten die Nachbarn diesen Reichtum mit Argwohn und Neid.

***
Schon damals gab es "Umschuldungen", schon damals versuchte man durch Verkäufe
von Liegenschaften aus der Schuldenfalle zu kommen-
die Verbindlichkeiten wuchsen auf 21.000 Gulden in Martins Amtszeit.
Der Vorrat an Getreide halbierte sich, der von Wein aber verdoppelte sich.
Wie schon erwähnt, kam diese Diskrepanz wohl daher, daß das Kloster mehr ausgab,
also fremd kaufte, als es selbst an Einnahmen erwirtschaften konnte.

In Köln hatte das Kloster drei Keller angemietet, wo zusammen 210 Stück oder 280 Fuder Wein lagerten.
(1 Fuder ist die Ladung eines zweispännigen Wagens)
Das kostete Miete, Verlade- und Hafengelder, Steuern und Abgaben.
Heute würde man Bestechungsgelder dazu sagen, wenn ein Rentmeister der Stadt
eine "freundliche Gabe" oder "donarium amicabile" von einem Viertelfass Wein
und einen Käse erhielt, um den mobilen Stadtkran in Betrieb zu setzen.
Als weitere "Gebühr" zahlten die Klosterbrüder dem Kurfürsten von jeder Fahrt 2 Fuder Wein-
sogar für nicht durchgeführte Fahrten - weil die Ladung per Schiff ging..

Die geschnittenen Bretter und Balken zum stabilen Befestigen der Fässer
auf den Flußschiffen des Klosters wurden gleich in Köln gelassen, um die Rückfracht zu sparen.
Auch diese brachten Geld ein.
Den rheinaufwärts gelegenen Ort Kaub mied man - weil dort der Pfälzer Zoll lauerte -
dieses Hickhack zwischen dem König Maximilian und dem Pfälzer
Kurfürsten war immer kurz vor einem Krieg.
Ach ja, eingekauft hat der Martin auch:
"Da es einen Wechsel der Aufseher gab,
wollte man uns -wie von Nichtpriviligierten- Zins abnehmen,
als wir in dem Kaufhaus Schollen kauften.."
Soso, Schollen und einfacher Fisch?
Evtl. war diese Fisch-Art damals noch zahlreicher vertreten als heute..

Diese Episode zeigt, daß die Eberbacher seit Jahren im Kölner Fischhaus
frei einkauften und daß diese Dinge auf das Schiff gebracht wurden,
also als Rückfracht für den Rheingau gedacht waren.
Ein Kaufhaus läßt allerdings viele Waren zu- welche , darüber schweigt die Chronik.

Die Rheinflotte des Klosters bestand aus der Bock, der Pint und der Sau-
die stets die Aufmerksamkeit auf sich lenkten.
Die zahlreichen Karren und Wagen des Klosters wurden von den umliegenden Fürsten
gerne als eisene Reserve im Kriegsfall benutzt..
Bis 1621 wurde Eberbacher Branntwein nach Marburg verkauft und -gekarrt..

Eigentlich war der Zehnt in einer Klostergemeinschaft nicht gerne gesehen,
aber durch Vererbung und Schenkung gingen diese Verträge stillschweigend weiter..

Der Martin war sauer auf die Gemeinden, allen voran Eltville,
denen er einen "übergelehrten Doktor" als Geistlichen vorhielt-
wieso?
Nur weil dieser dem Kloster eine "pomphafte Religionsausübung" vorhielt?
Langsam aber sicher bahnte sich der Bauernaufstand an, der gegen die Klerikalen
gerne mal "Räuber Räuber!" rief - gut 17 Jahre VOR Luthers Thesen
kam eben diese antimonastische Grundstimmung auf.
Die Zeiten waren sicher nicht leicht, wie die Klagen des Abtes vor dem Generalkapitel zeigten,
weil auch noch ständige Fehden zwischen den Fürsten rundherum und den freien Reichsstädten liefen.

Die Zollschranken wurden schon mal durch "Sonderzahlungen" ruhen lassen,
- an die sich bei einem Wechsel oder Nachfolgerschaften keiner mehr so richtig erinnern wollte -
also waren ständige Neuverhandlungen die Regel.

***

Der Pfalzgraf habe sich gegen das Kloster gewendet, obwohl er seit sechs Jahren fleißig Geschenke annahm-
so die Chronik.

Die Sache mit der Zollfreiheit für das Kloster war aber auch noch ein wenig anders,
als es der gute Martin schilderte-
denn das Kloster hat nicht nur eigene Waren verschickt, sondern auch solche,
die von Freunden und Bekannten und anderen Dritten -
entweder zugekauft oder nur mitvermarktet worden waren.
Das schmälerte freilich den Zoll-Umsatz der Einnehmer.
(Unterschleif?)

Der Weinhandel war in Prosperität, die Wohlhabenheit des Klosters war nicht unumstritten,
das "große Faß" war nur der Tropfen, der dieses buchstäblich zum überlaufen brachte..

15 Jahre nach Abt Martins Tod wurde dem Kloster eine Erklärung zur Selbstauflösung
von den aufständischen Bauern abgepresst.
Nochmal 10 Jahre danach wollte der eigene Landesfürst und obere Geistlichkeit,
der Kurfürst-Erzbischof von Mainz das Kloster Eberbach auflösen.
Nach der Zeit des Abtes Martin zeigten sich die Klosterlenker als Herren und als "bedeutendes
und berühmtes Kloster" - kein Zeichen von Demut.
Aus dem "Bruder Abt" wurde der Herr Abt.
Zuvor, im letzten Amtsjahr, war der Martin erschöpft, so daß er selbst
seine geliebte Schreibarbeit anderen Leuten überließ,
ausgezehrt an Kräften und Willen, was seine Lebenszeit verkürzt hat. (Chronik)
Unvollendet sei der gestorben, als ein bewußt kirchentreuer Ordensmann an der Wende
vom Mittelalter zur Neuzeit..

Dieses ominöse Faß war das größte in Europa und ein wunderbarer Werbeträger
für den Klosterwein, der von überregionalem Rang war.
Durch den Tod des Initiators und seinem bau-unwilligen Nachfolger verzögerte
sich der Bau dieses Fasses auf 15 Jahre.
1485 begonnen, 1489 fertiggestellt, 1500 erstmalig befüllt.

Ein Prunkstück im Klosterkeller, neben den herzöglichen Spitzenweinen,
die dort unter Kerzenschein verkostet und visitiert wurden.
In der Fraternei wurde das Monsterfaß direkt errichtet,
dh. im Keller selbst- weil die Größenordnung
dieses Fasses damals einzigartig und eine technische Meisterleistung gewesen ist.
Damit der Prunk weiter ging, wurden auch gleich die aufwendigen Ornamentierungen
der Kirche und Räume begonnen.

Sechs weitere Riesen-Fässer standen in den Gewölben-
das Werbe-Riesen-Faß stach eben nur hervor.

Die große Sorgfalt der Küfer und anderer Spezialisten beim Bau des Riesenfasses
überwand viele techn. Probleme, bis dann endlich 17 Reifen auf den Dauben saßen,
die vor dem Einbau 28 Fuß gemessen haben.
Das Fass faßte 71.000 Liter, war 8,40m lang, 2,70m hoch- der Faßbauch war 3,56mtr.
Eine Eingangsklappe für die Reinigung war auch eingebaut.
Die sechs etwas kleineren Fässer hatten immerhin auch um die 34-35.000 Liter Fassungsvermögen pro Stück.
Als die Abtei im Bauernkrieg 80 Fuder Wein und Fleisch und 600 Malter Brot
und Getreide abliefern mußte, soffen die Randalierer das große Faß
bis auf 30 Fuder aus, so wird berichtet.
(Das war noch günstig, in anderen Orten wurden die Fässer zerstört oder auslaufen lassen)
Danach blieb das dicke Faß 19 Jahre lang leer, 1542 wurde es repariert,
bis es zu einem neuen Faß umgebaut wurde, das nur noch ein Viertel an Volumen hatte.
Je nach Maßeinheit gerechnet waren im Kloster 1,35-1,5 Millionen Liter Wein vorrätig.
Später fand man solche Riesenfässer auch in anderen großen Weinkellern,
wie z.B. in Meißen, diese Attraktion wollte jeder vorweisen können,
auch wenn der eigene Wein nicht reichte um das Ding befüllen zu können und Weine
aus anderen Regionen nachgekauft wurden.
In Tübingen verbaute man 90 Eichenstämme, die nicht lange genug getrocknet hatten -
und dann auch noch mit Importwein befüllt..
Die Dichtung hat sich -buchstäblich- auch damit befasst.. (weniger um Lecks zu beseitigen)
Der hochwertige Konventswein im Erbacher Faß war da schon eine Klasse besser einzustufen,
er hielt die Spitzenstellung.
Auf jeden Fall fiel der Zerfall dieses großen Fasses mit dem Niedergang des Klosters zusammen,
bis sich Anfang des 17. Jhds. die Verhältnisse wieder etwas festigten.

***

Im Rahmen der höfischen Tischzeremonien wurden die Großfässer bald eingebunden
und der Wein wurde auf extra Plattformen auf oder neben dem Faß getrunken.
Besonders ausgeschmückt, war dieses das Event schlechthin, das die Wohlhabenheit
seines Besitzers gut zeigen konnte.
Aber auch bei städtischen Festen bei den Massen sehr beliebt,
setzten sich diese Riesen als Besonderheit durch.
Im späten Mittelalter wurde aber auch ein neues Problem ruchbar- vergorene Getränke wurden
täglicher Nahrungsbestandteil, schlimmer noch,
"es wurde exzessiv konsumiert".
Das 16.Jhd soll als "Hauptzechperiode des deutschen Volkes" gegolten haben,
als "würde es keinen anderen Weg als durch den menschlichen Körper"
für dieses Getränk geben,
resümierte Reformator Zwingli.
Man prostete sich ständig zu, zeigte durch die Beherrschung "Männlichkeit",
Trinkfestigkeit und "Größe", wenn man Wirtshausrunden ausgab.
Zum Willkommen, Vertragsabschluß, Verbrüderung, Freundschaft,
bei Nachkommenschaften, Rundtrinken, Wett- und Volltrinken etc. angewandt.
Wer nicht mitmachte, war sozial isoliert, gefährdete die Ehre,
Status und gesellschaftliche Integration.

Die katholische Kirche rief dagegen auf, zur Buße und Askese,
kleinere Teile des Adels und der Gesellschaft zogen mit.
Deren Gründe waren weniger das sittliche Wohl, als vielmehr der Erhalt der Kaufkraft des Volkes,
dem sie schließlich regelmäßig den Aderlaß setzten und "Gebühren" abknöpften.

***

1530-50 nahm die Reformation sich dieser Bewegung an und forderte ihrerseits Mäßigung.
Gegen das "greueliche Laster der Trunckenhayt" rieb man schon die Teufelsbücher,
um dieses Verhalten zu bekämpfen.
Dieser Ruf "der Teufel wird kommen" richtete sich nicht gegen Produktion oder die Verwendung des Weines,
sondern gegen die Auswüchse.

In Eberbach legte man das Gebot der zisterziensischen Schmucklosigkeit schon früh ab,
wie die kunstvollen Ausmalungen zeigten.
In diesem Rahmen wurde ein Wand-Spruch von 1491 überliefert:
"Hic caput inclina supplex nam stella marina / Praesidet hic digna teque invare benigna /
Invenies veniam veniens salutare Mariam / Procul eris a ve corde si dixeris ave "
Das war eine Verhaltensanleitung unter einem Marienbild,
Maria wurde als "stella marina", wurde u.a. als Meeresstern bezeichnet.
(Wie der Übersetzer meint: "..ich behaupte, es ist einer der Navigationssterne gemeint,
die bei Seefahrten angepeilt werden")
Wie auch immer- man sollte sein Haupt beugen, sein Gebet sprechen.
Ein Bernhard von Clairvaux hätte mehrere Begebenheiten erlebt,
wo Maria seinen Gruß "erwidert habe".
(Wäre hier nicht besser "erwiederte" oder "den Gruß wiederholte" oder "entgegnete" angebracht gewesen?)
Aus der Ansprache des hl. Bernhard zum Fest Marie Geburt:
"Nimm Maria hinweg, diesen Stern des Meeres" - was wohl wieder einen anderen Sinn ergibt..

In einer anderen Inschrift wir Maria als "culcis rosa", als liebliche Rose bezeichnet.
(Dulcis statt culcis wäre richtiger)
Die Mönche gingen durch das Süd- die Konversen und andere Bedienstete
durch das schmucklose Nordtor- so waren auch die Sprüche angebracht.
Die Zeiten änderten den romanischen zu einem gotischen Kreuzgang,
die Barockzeit fügte Malereien dazu, die einst großzügigen Fenster
wurden zum Schutze des Weines zugemauert, es wurde an und umgebaut.
(Kein Wunder, wenn eine Gebäudekomplex so lange besteht)

1629 überlieferte der Obersakristan in seinem Buch Liber seniorum
die Spruchinschrift in acht Distichen unter dem Marienbildnis des Kreuzgangs:
-sequentia carmina scripta sunt intra imaginem beate Virginis in ambitu:

"Salve vera dei mater decus addita divis / Quae nobis et opem ferre patrona potes /
Quam nitido caput ingenuum diademate fulget / Quo bis sex visu sydera clare nitent! /
O vultus osculosque tuos o dulcior illo es / Melle quod in ceris Attica sudat apis! /
Quanta capit de te sanctus spectacula coetus / Fert divis vultus gaudia quanta tuus! /
Consedere simul sanctissima concio et omnes / Ad hominem vultus opposuere suos /
O veneranda parens summus quam presul honorat / Cardineique diu quam coluere patres. /
Supplex pontificum te semper turba beabit / Et faciet clerum glorificare suum. /
Multa sacerdotes mater tibi vota parabunt / Cum coenobialis cetera turba viris."

"dulcior vultus, osculus concio" hier ging aber einem enthaltsamen Mönchen der Gaul durch..

Ehedem war das Dormitorium ein langer Schlafsaal,
der zuerst mit Tüchern und Schranken in kleine privatere Gefache eingeteilt wurde,
bevor gemauerte Wände mit Türen diese ersetzten.
Oben zur Gewölbedecke war allen wohl der Blick gemeinsam.
16 Jahre später gestattete der Papst Alexander VII den Einbau von Einzelzellen in Zisterzienserklöstern.

***

Da war noch die Story um eine Paxtafel, die der Abt in Auftrag gab,
in der eine vom päpstlichen Legaten Peraudi (hör hin) überbrachtes
Wachsamulett "Agnus Dei" untergebracht wurde.
(Das übrigens aus Wachsresten römischer Kirchen gegossen wurde)

Dieses monstranz-ähnliche Ding, das an einem Handgriff hinten getragen wurde,
mit breitem Fuß mit lat. Inschrift und -vermutlich-
eine zusätzlichen Reliquie beihaltend-
bestand aus dicken Bergkristallen, einem mittigen Fensterchen,
durch das man jenes Wachsamulett sehen konnte
und sonderbarem Metallgeschnörkel als umgebener Kranz.
Wer dieses Ding -andächtig- küsste, verdiente 40 Tag Ablaß von Sünden..
Auf der Rückseite, wo der Griff ist, wurde der Heilige Martin, daneben die Heilige Katharina abgebildet.
(Anmerkung: An die Stelle des Mantels des hl. Martin war ein Geldstück getreten.)
Reliquien dieser Heiligen waren wohl auch in Eberbach vorhanden - was die Verehrung
in immer wiederkehrenden Symbolen und Bildnissen zeigt.
Bildliche Darstellung des Abtes in seiner ganzen Würde, Größe, Ornat (Schmuck),
Haltung und Ausrichtung war genau durchdacht,
der zu seinen Füßen kauernde Bettler wurde figürlich kleiner dargestellt,
um die Gewichtung noch zu vergrößern.
Die Heilige Katharina war von königlichem Blut, hochgebildet und von christlichem Glauben,
sie überzeugte, so die Legende,
in einer "erzwungenen Disputatio fünfzig heidnische Philosophen", die zum Christentum bekehrt wurden.
Ihr Martyrium durch das Rad sei von Engeln verhindert worden,
"so wurde sie schließlich enthauptet".

Zur Person Peraudis (Perault) ist zu sagen:
1435 in Surgeres in Südfrankreich geboren, 1505 in Viterbo, Mittelitalien gestorben.
Er diente mehreren Päpsten, Kaisern und Herrscherhäusern, hatte viele Ämter und Titel und Würden inne.
Jahrzehnte war er in seiner Lieblingsmission unterwegs als Generalkollektor und Ablaßkommissar.
Er weihte Gotteshäuser, Klöster, verteilte Privilegien und war
"voll des Engagements für die Reformanliegen der Kirche"- was immer das heißen mag.
Als Spendensammler für die Kosten des Krieges gegen die Türken war er auch noch tätig.
(Eigentlich ging der Krieg von den Türken aus)

Dieses Kuß-Heiligtum mit dem Agnus Dei- wurde bei der Säkularisation des Klosters
im Jahr 1803 nur wegen seines als wenig wertvoll erachteten Materiales
nicht eingeschmolzen und blieb somit erhalten.
Der Greiffenglauer Professor Müller hat sie erworben und später der Josephine Brentanto geschenkt,
einer Frankfurter Haute Voilee - Gestalt jener Tage, die 1875 starb.
Ihr Witwer überließ das Ding dem Limburger Bischof Peter Josef Blum- so kam dieses in den Domschatz.

Diese Kuß-Orgien sollten der Kuß des Evangeliums sein
(Vermutlich aus der Judas - Geschichte?)
später als Geste der Gäste als Reverenz;
( Reverenz nicht zu verwechseln
mit der Referenz der Gastgeber.)
Dabei spricht der Gebende "pax tecum" und der Nehmende "et cum spiritu tuo".
(Was auch die Grußformel der Kleriker ist)
Später ging diese Angewohnheit in eine Umarmung über,
die heute durch die letzte Mode bürgerlicher Leute
wieder zu einer links-rechts-links-Küsschen-Orgie wurde,
ein typisches "musthave", das wohl in Frankreich seinen Ursprung hatte.
Nachtrag: Die Corona-Pandemie hat diesen Unfug endlich beendet.

Diese Kußtafel war eben mit Bergkristallen besetzt,
die als Symbol für die Reinheit Christi gesetzt und verstanden wurde.

Die Geschichte der verschwundene Grabplatte des Martin Rifflinck war die,
daß er seinem Nachfolger bereits den Auftrag gab, eine übrig gebliebene Grababdeckung zu verwenden:
Ein Adelspaar hatte das Ding machen lassen- worunter der Ehemann, der zuerst verstarb, ruhte.
Seine Witwe gefiel der Stein nicht, - wie das so mit den Frauen ist -
und so ließ sie eine neue, gemeinsame Platte machen.
Der sparsame Martin hat die ungeliebte Platte des Mannes aufgehoben und für sich bestimmt -
indem auf der Rückseite seine Gestalt und Daten verewigt werden sollten.
Damals wie heute waren Grabsteine- oder Grabplatten ein kostspieliges Ding.
Die Grabplatte des Abtes Martin war deshalb verschwunden geglaubt,
weil diese mit der 1. Seite des Adligen festgemauert gezeigt wurde- das Datum war älter,
weshalb die Restauratoren diese Seite als die würdigere ansahen.
Durch Zufall wurde die Rückseite mit der Rifflinck-Beschriftung entdeckt
und die Platte in die Reihe der Äbte eingefügt.
Ordensmönche und Laienbrüder wurden ohne Kennzeichnung auf dem Klosterfriedhof bestattet.
Einige Grabplatten von Äbten wurden nach 1803 für den Boden einer Anstaltskirche,
mal als Bodenbelag für den Schafstall gebraucht..

***

Um die Bauernkriege herum kam es immer wieder zu Beschimpfungen gegen die Klosterleute
und zu Brandstiftungen der zum Kloster gehörigen Höfe.
Ein solcher Brandstifter, der - so die Chronik - "vielfach exkommuniziert" worden war,
wurde durch das Schwert des "Waltboten im Rheingau", der gerade unterwegs war, enthauptet.
Sodann verscharrte man die Missetäter auf einem Feld, jemandem,
der öffentlich auch noch dazu in einem "Konkubinat lebte", gehörte das nicht besser..
Wildes Geheul, das sich dabei gegen die Unsrigen richtete und "Mörder, Mörder!" anhob,
war wie die nichtsnutzige Brut, von dem man im Volke zu sagen pflegt:
Vom größeren Ochsen lernt der kleinere das Pflügen.

Der Abt Martin schrieb weiter: "..denn der hochehrwürdige und gnädige Herr Berthold von Henneberg,
Erzbischof von Mainz, unser Orden Gründer und Beschützer,
hat verdientermaßen die Urheber der üblen Nachrede,
die unseren Ruf anschwärzten, zu Leibes- und Geldstrafen verurteilt.
Weil einige in Hattenheim, Östrich, Erbach, Eltville und Kiedrich in den Kerker geworfen
und mit Fesseln und Ketten aneinander gebunden wurden,
mußten sie das Gespött ihrer Nachbarn und Mitbewohner ertragen;
manche von ihnen starben, bevor sie freigelassen wurden.
Und vom Provinzialgericht in Rüdesheim wurden sie dem Scharfrichter zum Verhör überantwortet.
Sie haben den verdienten Lohn für ihr Geschrei erhalten"
Die Wertung dieses Satzes lasse ich euch, geneigte Leser !

***

Martin hatte über alle Ausgaben, Einnahmen, über jede Gegebenheit
des Klosters genau Buch geführt, so auch bei Aufnahmen
oder Entlassungen aus der Klostergemeinschaft.
Manchen zu jungen Probanten mahnte er zur Bildung, um es dann im nächsten
oder übernächsten Jahr nochmal mit der Bewerbung zu versuchen.

Im Jubeljahr 1500: "die Krieger Christi und die übrigen Kleriker,
die keine Priester sind, sowie die Äbtissinnen, Priorinnen und Nonnen sollen zehnmal
das ganze Totenoffizium, die neuen Lektionen mit den Laudes nach dem Brauch des Ordens -
und ebenso oft die Bußsalmen mitsamt den üblichen Litaneien und Gebeten sprechen.
Die Laienbrüder und -schwestern, die Oblaten oder Donaten und die dem Kloster Anvertrauten,
auch die Laien, Kranken und Invaliden beiderlei Geschlechts,
sollen zwanzigmal an zwanzig Tagen sechzig Vaterunser und ebenso oft
das Ave Maria beten und alle genannten Personen beiderlei Geschlechts sollen verpflichtet
sein, an allen genannten zwanzig Tagen den Altar oder die Altäre aufzusuchen.."

Soso, die "Krieger Christi", des Mannes also, der die andere Wange auch noch hinhalten wollte?

"Auf den Grangien oder in Häusern außerhalb der Klöster,
inständige Bittgebete verrichten und den Allerhöchsten anflehen,
auch für unser Wohlergehen (Abt) und das der heiligen römischen Kirche
und für die Unterwerfung und Überwindung der ungläubigen Türken,
der Feinde des Namens Christi, und der anderen heidnischen und barbarischen Nationen
und deren Bekehrung zum katholischen Glauben"

"Veranlaßt durch die segensreichen und heilbringenden Ermahnungen
unseres hochheiligen Vaters und Herrn in Christus, des Herrn Papst Alexander VI,
und um die Überwindung und -so Gott will- die Bekehrung des unseeligsten Volkes
der Türken und Barbaren und anderer Feinde des christlichen Namens herbeizuführen,
ordnet das gegenwärtige Generalkapitel an.."

Ego frater Martinus Ebirbacensis volens parere (ut decet) huic diffinitioni
talem ordinationem ut sequitur feci:
Ut qualibet prima dominica cuiuslibet mensis responsorium "Aspice domine"
in processione per ambitum cantetur et conventu venienti
ad chorum stando versis vultibus ad altare ab ebdomadario sacerdote stante
ante summum altare in dextero cornu altaris et legenti versiculos "Exurgat deus",
"Salve vac", "Fiat pax", "Domine exaudi", "Dominus vobiscum", "Oremus",
et legendo has collectas:
"Omnipotens sempiterne deus, in cuius manu etc", "Deus a quo", "Ineffabilem"
et in calce collectam de beata virgine "Famulorum tuorum quesumus domine delictis etc."
concludendo puer eundem.
Das Mönchslatein wurde oft verspottet, tat aber seine Wirkung und ist-
wie man sieht- noch heute gut lesbar, was man nicht von jeder Latinität sagen kann,
geschweige denn von der damaligen Umgangssprache oder Amtssprache..

"Laus deo, Marie virgini intemerate, necnon advocatisse Katherineque. Amen"
Die sehr gebildeten Autoren des Kloster-Eberbach-Buches fragten:
Die Übersetzung der lat. Gebetsformel Rifflincks wirft große Probleme auf,
da sich nicht mit letzter Sicherheit klären läßt, auf welche der beiden Heiligen -
Maria oder Katharina - das ehrenvolle Attribut der advocatissa zu beziehen ist.
Wegen des verbindenden "und" (-que) scheint auf den ersten Blick ausgeschlossen,
daß Katharina hier als Fürsprecherin gemeint ist. .
Freilich weiß selbst der Anfänger in Sachen Latein,
daß das Suffix -que vielfältig gedeutet werden kann und dieses "necnon" so etwas wie das
heute "nichtdoch", "nicht weniger" oder "nichts desto trotz" -
in diesem Zusammenhang leicht zu deuten ist.
Ergo ist zuerst Maria gemeint, und nicht zu vergessen - Katharina.
So einfach ist das..

"am 26. Juni seien alle zur löblichen Prozession herbeigeströmt,
aus allen umliegenden Orten- ausgenommen jene Obergescheiten in Eltville mit ihrem übergelehrten Doktor -
Priester.."
Martin schont nicht mit Rundumschlägen in einen Tagebüchern, das muß man sagen.
(Eben weil er selbst studiert hat - erscheint obiger Satz seltsam)

Im Jahr 1502 waren folgende Werte gültig:
1 Goldgulden = 44 Kölnische Weißpfennige
1 Utrechter Gulden = 36 dto.
1 Hoorner Gulden = 22 dto.
1 Frankfurter Turnose = 4 dto.
1 Räderalbus = 20 Mauren
1 Braßpfennig = 18 Mauren
1 Weißpfennig = 12 Mauren.

***

In seinen Unterlagen stehen auch Sätze wie dieser:
"Vertraut nicht auf die Fürsten, noch hofft auf sie, denn bei ihnen ist kein Heil,
wenn nicht denen, die geringe zeitliche Güter wollen."
Nun, das ist heute auch nicht anders- nur haben wir neue Fürsten-Hierarchien:
Vorgesetzter, Manager, Unternehmer, Banken, Anlagegesellschaften, Geldleute, Politiker und Bürgermeister etc.

Zwei Einträge zum Ertrag des Klosters:

"Im Namen des Herrn. Amen. Die hiernach verzeichneten Weine sind gewachsen im Jahre 1503
und nach Köln zum Verkauf gebracht.
Obwohl es köstliche und beste Weine waren, sind sie bei den Kölnern zu keinem guten Preis bewertet worden.
Die Fahrt mit jenen Weinen ist 1504 geschehen durch den ehrwürdigen Vater Herrn Abt Martin zu Boppard
und die frommen Brüder Peter Stam, Subbursar, und Johannes von St. Goar, Kaplan,
mit vier Schiffen, nämlich unserer sogenannten "Sau", wowie einem großen und einem
kleinen "schwarzen Schiff" des Schiffers Ybgin von Boppard und mit einem großen "Schwarzen Schiff"
des Christchen Lumpe von Koblenz.
Und wir kamen mit Gottes Hilfe wunschgemäß an das Ufer von Köln am Mittwoch nach dem Sonntag Judica.
Lob sei Gott, gleichermaßen seiner Mutter so so auch der göttlichen Siegerin,
meiner Beschützerin: der heiligen Katharina. Amen."

***

310 "Stück" aus dem Jahr 1504, 227 "Stück" aus dem Jahr 1503
Im Jahr 1506 sogar 537 "Stück", das wären ca 620 Fuder- wurde so transportiert.

Frankfurt am Main
1 Fuder = 6 Ohm = 120 Viertel = 480 Maß -altes Eichmaß- = 540 Maß
= 751 einhalb Quart = 43.380 Pariser Kubikzoll = 859 3/5 Liter

Die Gesamtmenge aller in Köln, innerhalb der Klostermauern und auf den Grangien
liegenden Weine lt. Bruder Eisvogel und Bruder Kaspars ist vom Monat Januar
im Jahr 1506 gut 1321 1/2 "Stück", das sind ungefähr 1546 Fuder 4 Ohm.
(Lt. Abt Martin aus seinem Buch) ca 910.000 Liter -
an anderen Stellen schreibt er von 1,5 Millionen Litern.. wo wohl der Rest abgeblieben sein mag?

***

Zur Aufarbeitung der Deutschen Geschichte nach dem WKII empfehle ich das Buch
von Hannelore Benz "Zwischen Mailer und Basalt" Geschichte und Geschichten
des DILLKREISES 1945-1976 aus dem Jahre 1988.
Hier wird menschlich und verständlich, schonungslos und doch verständnis-
und humorvoll eine regionale Aufarbeitung gewagt, die ebenfalls mehr aus
einer persönlichen Sicht heraus schildert,
was sich in dieser Zerstörungs- und anschließender Aufbauzeit ereignet hat.
Diese Zeilen der Reminiszenz wollte ich dem Werk vom Mittenaarer Heimatbuchverlag
mit seinen immerhin 350 Seiten trotzdem widmen.

Die Greueltaten sind leider kollektiv angerechnet, die Kleinen wurden heftig bestraft
und mußten hungern, wurden ausgebombt, die Großen lebten noch Jahrzehnte im Luxus weiter,
wie zu allen Zeiten in der Geschichte.
(Obwohl die Mitbestimmung oder gar Entscheidungsgewalt nicht vorhanden war, hat man immer die Kleinen gehängt, selten die Großen)
Heute immer noch durch die politische Immunität vor einer gerechten Strafe schützen,
entkommen Täter, die Opfer und die Mitläufer büßen..
mit Despoten werden heute noch "Geschäfte" gemacht, bekommen Radikale noch immer Waffenlieferungen-
ob direkt oder durch die Hintertür, fleißig durch Lobbyisten angefeuert.
Hochtechnologie gelangt so in Terrorregime und hält diese am Leben - womöglich noch dazu durch "Entwicklungshilfen" !

Nachtrag August 2021 - wie sehr ich im recht war mit meinen Bemerkungen
bezüglich Afghanistan, wo "die deutschen Grenzen am Hindukusch verteidigt" werden sollten, kann nun jeder lesen..
..Fazit: Es fehlt die Kontrolle der Politiker durch "die Menschen" !

Nachtrag 2022: Ukrainekrieg durch Putin oder durch die Einflüsse der Lobby über die Nato diesen Staat in die EU zu bringen? So verkauft man Waffen und hält die Konkurrenz zu Amerika klein.. 2023 bekommt Israel und Palestina Gelder aus Deutschland - damit sie sich gegenseitig besser bekämpfen können - warum macht man das?! (Gelder, die von der -ungefragten- Bevölkerung aufgebracht werden müssen..)

Wie auch immer- nach der Lektüre dieses Buches werde ich wieder deutlich ältere Literatur
aus der Bücherei holen und diesem kleinen Hobby zu frönen,
aus dem Leben der "Gemeinen" aus alten Tagen zu berichten,
bevorzugt aus der Region Taunus und Westerwald.

***

Die Jahre 1946 - 1948 waren Hungerzeiten mit sehr sehr schlechten Ernten,
nicht mal genug Saatkartoffeln waren vorhanden, die Keller waren von den Besatzern geplündert
oder durch die Flüchtlinge aufgebraucht, die zwangsweise einquartiert werden mußten,
damit wenigstens Wärme und ein Dach über dem Kopf war.
Alle Frauen zwischen 14 und 40 mußten zwangsweise Gesundheitspässe
mit entsprechenden Untersuchungen über sich ergehen lassen-
die Willkür der Besatzer äußerte sich auch darin,
daß die Wildschweinbestände absichtlich hoch gelassen wurden,
damit die Soldaten etwas zu ballern hatten,
wie der Chronist bitter berichtet.
Zuerst haben sie aus den Flugzeugen die Menschen auf den Feldern abgeschossen- nun das Wild.
Trotzdem richteten die Unmengen -nicht richtig bejagter- Schwarzkittel furchtbare Schäden auf den Äckern an.
Alles Eßbare wurde sofort gestohlen- so groß war der Hunger bei den Menschen rundum.
Selbst die Zulassung von Fahrzeugen wurde restriktiv beschränkt-
auf Ärzte, Pfarrer, Lehrer, Behörden, Industrie, Handel, Handwerk und Taxis.
(Was die Pfarrer in dieser Reihe verloren hatten, entzieht sich meiner Vorstellungskraft)
Die Tuberkulose fand in den Hungerjahren bei Mensch und Vieh reiche Beute.
Die doppelte Sommerzeit (2Std vorgestellt) war damals als eine Schikane der Besatzungstruppen
empfunden worden -heute hat man den Ausdruck dafür verlernt.
Die vom Munde abgesparten Kartoffeln bekamen die Bauern wieder aus dem Feld gewühlt,
weil die Wildschweine zur Plage geworden sind- die Jagdgewehre waren eingezogen.

Selbst im Rhein war so wenig Wasser, dass die Hungerfelsen überall zu sehen waren-
dieser Transportweg fiel deshalb meistens aus-
Benzin gab es kaum welches, die Holzvergaser mußten mit teuerem Holz beheizt werden,
wenn ein Unternehmer die lebensnotwendigen Transporte machte.

Das Gemeinste war, daß die Amerikaner ganz genau wußten, wer für die Greueltaten
des Regimes verantwortlich war, wer mitgemacht hat-
die Rache auf die harmlose Bevölkerung auszudehnen und derart zu verfahren,
ist auch nicht viel besser gewesen, als das Unrecht der Anführer des Krieges !
Die Kommandanten haben sich sehr bebetteln lassen und die Unterlegenheit des deutschen Volkes sichtlich genossen,
das zuvor als "Herrenrasse" angepriesen wurde, von den Anführern des Krieges zuvor.
Gut, Soldaten sind nicht immer die Klügsten- was will man machen.
Über der Militärregierung war nur der liebe Gott
und der hatte wohl schon jahrelang frei, war nicht anwesend - noch nicht einmal für die Frommen,
nicht für die Opfer dieser KZ-Ideologie !

Heute noch leidet Deutschlands Selbstbewußtsein nach dem Krieg und schon kommen Horden an Fremden -wie Besatzer so dreist- die in dieser Wunde saugen. (Angestachelt und eingeladen von denen, die wir gewählt haben)

*** zurück:

Bei den Hausschlachtungen soll selten ein Tier ohne Tuberkulose gewesen sein..
"Es hat in der Geschichte wohl kein Volk gegeben, das durch so viel Not
und Schwierigkeiten hindurch mußte, wie das unsere..
Wir haben den Krieg verloren verloren - deshalb müssen wir tun, was befohlen wird."
(Vorher hatte man zu tun, was befohlen wurde)
Waren wurden zurückgehalten, bis das neue Geld da war-
bis dahin litt die Bevölkerung besonders stark an den Gewinnlern- wie heute,
wo das gleiche Denken die "Weltwirtschafts-Krise 2013" verursacht hat, durch die genzenlose Gier.

***

Alles mußte neu aufgebaut werden, das Geld, die Infrastruktur, die Parteien,
die Gremien, die Versorgung allen Dingen voran, die Landwirtschaft,
die zwingende Voraussetzung war.

Wir können und die Situation heute nicht mehr vorstellen, wenn man nicht weiß,
wo die Nacht verbracht werden wird, wenn man auf der Flucht ist
oder die Kinder nicht mehr genügend ernährt werden können..

Wie gesagt, man sollte diese Buch lesen, das ich hier nur rudimentär vorstellen kann.

90% der Flüchtlinge sollen im ländlichen Raum untergebracht worden sein, um die Städte zu entlasten..
Das Geld reichte hinten und vorne nicht, so wurde versucht alle möglichen Steuern zu erhöhen -
auch die Hundesteuer. Ein Metzger äußerte sich so:
"dann wird vielleicht die Fleischversorgung besser!"

1949 war die FDP die stärkste Fraktion im Dillkreis
(bei nur 63,56% Wahlbeteiligung - auf diesem Wege waren wir 2018 wieder.. 2022: Die neue Regierung ist kein Kommentar mehr wert)

Bundeskanzler Adenauer war es gelungen, die Alliierten zur Einstellung der Demontage von Fabriken zu bewegen..

Der Lebemann von Landrat des Dillkreises bestellte neue Autos für das Amt-
ein Kapitän statt eines Olympia's (Opel) sollte es schon sein:
"weil der Olympia zu klein für die Korpulenz der Herren sei.."
Wirre Feiern, Griffe in die "Vergnügungskasse" etc. waren wohl kein Tabu.

Ein besonderes Kapitel war die Tuberkulose, die durch die Vergabe von Kuhmilch
an die "Schwindsüchtigen" noch verstärkt wurde:
Anfänglich ahnte man nicht mal, wieviele Rinder bereits infiziert gewesen waren.
Die Kranken wurden in Baracken isoliert untergebracht- die halb Lebenden links die -hörbar- Sterbenden rechts..
Die Pflegekräfte müssen unmenschliche Arbeit geleistet haben,
immer in der Angst, selbst angesteckt zu werden.

1950 kam die Nachbarschaftshilfe auf, bei der Handwerker den Bauwilligen halfen;
den Firmen war das egal, weil sie mit den Aufträgen mehr als eingedeckt waren..
Die "Eigenleistung" beim Hausbau hatte einen hohen Stellenwert,
die Wohnungsnot war allenthalben sehr hoch, was beflügelte.
Das hielt noch bis in die 60iger Jahre an- ich habe noch miterlebt,
wie mit "Hack und Schipp" Baugruben ausgehoben wurden-
bei den heimischen Lös- und Lette- oder Lahme-Böden eigentlich eine fast unmenschliche Arbeit:
Nach wenigen Zentimetern kam unter dem Mutterboden diese karamellartige Schicht,
die ab einem halben Meter immer fester wurde- bis zum Faulfelsen.
Mit dem Pickel ist man gut 3cm tief gekommen, dann blieb das Ding federnd stecken !
1958, als unser Haus gebaut wurde, war ein Förderband mit Ilo-Motorchen das einzige Hilfsmittel
für die Maurer- und das war hochmodern, mit Benzinmotor.
Ansonsten wurden von den Männern, ihren Freunden und Frauen!
- die Hohlblocksteine einzeln zur künftigen Wand getragen, wo denn die Maurer diese aufrichteten.
Abends saß man bei einer Flasche Bier (das war neu, zuvor mußte dieses Getränk
in der Milchkanne aus der Wirtschaft geholt werden)- und Kartoffelsalat
mit Fleischwurst beisammen- durchgeschwitzt bis zum gehtnichtmehr.

Ende 1950 wurde die SPD Sieger in Hessen. Im Dillkreis gingen nur 51% zur Urne.
Die Wahlbeteilung kam auch daher, daß "belastete" Wähler,
die ehedem in der Nationalsozialistischen Partei waren, nicht wählen durften.
(und das werden sehr viele gewesen sein, denn ohne "in der Partei zu sein,
hätte man keinen Job bekommen, wie kurz hinterher in der DDR ebenso.)
Die Jungwähler schreckte das ab und so gingen jene aus Solidarität mit den Eltern auch nicht zur Wahl.
(Was wohl verständlich ist- wie uns die spätere "Deutsche demokratische Republik" zeigte,
unter der späteren Wiedervereinigung dann heimlich überall Linke einspaziert waren,
selbst und gerade in "konservativen" Parteien)
Vielleicht war auch ein politisches Desinteresse schuldig an der geringen Wahlbeteiligung?
Vielleicht auch eine Resignation wegen der Machtmenschen da oben?

Die Alliierten wollten Deutschland in einen Agrarstaat zurückverwandeln
und demontierten fleißig die Produktionanlagen weiter ab,
was aber eine Roßkur für unser Land war, das bald wieder zur Überlegenheit deutscher Produktion führte-
weil nach und nach modernste Produktionsanlagen erfunden und gebaut wurden.
Das wollte Stalin übrigens auch, Deutschland sollte ein Agrarstaat werden.
(2023 wollen das die Grünen auch wieder)
Selbst das "Made in Germany" war pro statt kontra gelaufen:
Es wurde zum weltweit geachteten Markenzeichen, obwohl Churchill das als Spott erdacht haben soll-
aber fragen kann man den ja nicht mehr.
Die von Hitler mißbrauchte Genialität und Fleiß der Volksmentalität kam nun endlich
wieder in die richtigen Bahnen-
eigentlich ist den meisten Deutschen "Politik" ziemlich egal.

Die KPD gibt 1952 auf, der Sicherheitsbeauftragte der Bundesregierung gibt
die Wiedereinführung der Wehrpflicht bekannt-
dieses Mißgeschick kam daher, daß die EVG und die Nato den Beitritt
der Bundesrepublik zum Wehr - Etat beschlossen hatte.
Da begann bereits das Unheil wieder über die Köpfe der Einwohner zu entscheiden,
die niemals zu wichtigen Dingen befragt wurden - bis heute, im Jahr 2018 !
Nachtrag: Die Wahlen stehen vor der Tür - wozu wählen, wenn sowieso immer "koaliert" wird?
(Schon deshalb sehe ich eine Mitschuld am Kriegsgeschehen bestenfalls in den Exekutiven, nicht in den Befehlsempfängern..)
1958 wurde die vorgezogene Rentenkasse zur Aufrüstung der Bundeswehr geplündert
und in eine nachgezogene Kasse umgewandelt.
(Wieder ohne Volksabstimmung)
Zusätzlich zu den jahrzehntelangen Stationierungskosten für die Besatzungsmächte
ein riesiger Aderlaß, den wir nicht gebraucht hätten.
Der Beitritt zur EVG zementiert die Teilung Deutschlands.
Im März 1952 erklärte eine Note der der sowjetischen Regierung
(Was der Bevölkerung niemals mitgeteilt wurde):
Stalin schlägt einen Friedensvertrag vor mit den Konditionen:
1. Bildung eines einheitlichen deutschen Staates.
2. Abzug aller ausländischen Streitkräfte.
3. Eine Garantie aller deutschen Rechte.
4. Freie Parteienbildung.
5. Verbot antidemokratischer Organisationen.
6. Keine Diskriminierung ehemaliger Soldaten.
Die Wirtschaft sollte keiner Beschränkung unterliegen,
eigene Streitkräfte zur Verteidigung sollten zugelassen werden.
Dafür sollte sich Deutschland verpflichten (hört richtig, nicht die Bundesrepublik),
keinem der Bündnisse der Siegermächte beizutreten.
Stalin wollte wohl eine Art "neutrale Zone" in Europa.
Das war dann mit der Mitgliedschaft in der Nato vorbei und tot
und war der WIRKLICHE GRUND der Trennung Deutschlands in zwei Teile !
(Wieder wurde das Volk nicht gefragt, ein unglaublich undemokratischer Vorgang..)
Man sprach gehässig vom "kalten Krieg" und von "Bolschewicken"
und der "sowjetischen Aggression", damit das Verständnis für dauerhafte Daumenschrauben
der kompletten Wirtschaft jahrzehntelang - bis zum heutigen Tag - gehalten werden konnten. (Propaganda)
Wären in den DDR - oder "neuen Bundesländern" (wie das nach der Wiedervereinigung genannt wurde)
gewählt worden, hätte - so der Chronist - die SPD die absolut Mehrheit gehabt und Adenauer
hätte obige Stalinerklärung nicht in Bausch und Bogen ablehnen können.
(Dieser "Demokrat" A denauer kam nie auf den Gedanken, das Volk bei irgendetwas zu fragen)
Der CDU ist danach der Verlust der Wahlen sicher gewesen -
das Kind war aber schon in den Brunnen gefallen, plattgetrampelt von hochnäsigen Studierten
aus gutem Hause, wie man so schön sagte.
(Ich kann gar nicht sagen, wie mich dieser Bericht erschüttert hat -
das war auch mir nicht bewußt, obwohl die Politik schon immer mein Interesse weckte -
als "Arbeiterkind" wäre eine politische Karriere nicht im Entferntesten denkbar gewesen,
zumal die SPD auch nicht meine Plattform gewesen wäre.)

Nun kamen also neue Flüchtlinge in Mengen zu uns - und auch in den Dillkreis:
Freiwillig Abgehauene aus der neuen DDR, die lieber in Freiheit leben wollten,
als in einem kommunistischen System.
Das sah hier niemand mehr ein, zumal die Leute wohl offenbar ohne echte Not kamen
und hier die Arbeitsplätze wegnahmen- wie man das empfand.
Desgleichen kam nochmal viel später mit den ersten "Gastarbeitern" die von der Wirtschaft
hofiert und über die Parteien proklamiert als "positiv" aufgenommen werden mußten.
(Das sorgte für ein Strohfeuer in der wirtschaftlichen Entwicklung,
die besser langsamer gelaufen wäre, um nachhaltiger zu sein - meine Meinung.
Egal- von nun an wurde die Pauschaliniurie oder Totschlagsargument "Fremdenfeindlich" gegen jeden geschleudert, der sich auch nur ansatzweise kritisch gegen Millionen sehr fremde Sozialtouristen oder Flüchtlinge - äußerte.)
Von da an wurde hüben wie drüben, in Ost und West gehetzt und gestichelt.
Dabei wurden seltsame Osthilfen gewährt, Gefängnisinsassen freigekauft,
Besuchsscheine ausgestellt, angelockt- damit noch mehr flüchten,
um am höheren Lebensstandard des "gelobten Landes" teilhaben zu können.
Unter Lebensgefahr sind aus dem Osten die Menschen durch die Zonengrenze,
einer gigantischen Gefängnisanlage - in den Westen geflohen.
Der Osten machte alles dicht, sonst wären alle übergelaufen zum "Klassenfeind" -
die Planwirtschaft ließ eine sinnvolle Bewirtschaftung und
Eigeninitiative nicht zu- deshalb stagnierte der Fortschritt "drüben".
Auf jeden Fall kam 1952/53 ein wirtschaftlicher Einbruch im Westen,
der wohl aus dem noch immer fehlenden Einkommen der Kunden kam,
die zwar gerne gekauft hätten - aber schlicht durch den Wiederaufbau zu wenig Geld hatten-
zeitgleich zur Kurzarbeit fehlten Arbeitskräfte..
.. weil neue Geschäftsfelder gebildet wurden.
Die Schule, die unsere Wirtschaft durchlaufen mußte, glich der eines Kleinkindes, das Laufen lernt.

Eigentlich wollte ich diese Epoche der Geschichte nicht bedienen -
sie erscheint mir aber zunehmend, wenn ich obige Stalin-Erklärung lese,
dringend nötig eingefügt zu werden, damit der sehr komplexe Sachverhalt
von demagogischen Mänteln enthüllt wird.
"Geschichte" in den Schulen ist, das mußte ich bei dieser Schreiberei erkennen,
für die die Generation meiner Kinder bereits das, was ich selbst als Kind erlebte;
nichts Wichtiges, lapidar dargereicht und mit mehr Lücken als Zusammenhängen "gelehrt".

***

Bei den Gelagen der Mächtigen in den Reihen von Versammlungen aller Art wurden
nach vorgerücktem Konsum alkoholischer Getränke Lieder angestimmt, die verboten waren.
Damals sollen 44% der Meinung gewesen sein, daß "damals nicht alles schlecht war"-
desgleichen geschieht heute in den neuen Bundesländern, wie man hört. (Ostalgie)
Schon immer haben die mächtigen Täter die Sympathien oder besser das Mundhalten
der Leute auf ihrer Seite gehabt - Zuckerbrot und Peitsche.
So kamen nach und nach genau dieselben Typen wieder ans Ruder, die federführend mitgemischt haben-
zumindest in den Ortsebenen.
Diesen Eindruck des Chronisten kann ich bestätigen-
ich habe bis heute nicht den Eindruck, daß wir eine gelebte Mitbestimmung haben,
die diesen Namen verdient.
Das zeigen schon die Formulierungen der Gesetze, Anordnungen und Verordnungen,
nach denen "man sich zu richten hat" - im Sprachduktus des Kaiserreichs,
der vorherigen Untergebenen - Kulturen Kaiserreich und drittes Reich und die DDR

Der Bürgermeister Ax meinte zur politischen Situation einmal:
"Es ist hier nun tatsächlich so in diesem Kreistag,
daß nur die gelehrten Herren hier ihre Kanonen abschießen,
und die Männer aus dem Volk, Handwerker, Bauern was was es sonst eben so ist,
die spielen ja eine ganz untergeordnete Rolle!"
Haha, Bauern und Handwerker in einen Topf zu werfen-
das kann wohl nur einem Grubenmann passieren, der Bürgermeister wurde.
Vieles ging damals -neben dem persönlichen Aufstieg- nur für und durch parteiliche Gnaden.
So manches Mal verließen die "Sozis" unter Protest den Saal,
genau wie die Nationalsozialisten das taten, bevor sie an die Macht kamen,
wenn denen etwas nicht paßte.
Für die arbeitslosen Bergarbeiter geschehe nichts, so der damalige Ruf,
der Marathon der Doktortitel in der Politik gehe aber über alles.
Man witzelte, daß die Akten lange liegen mußten wie die Holzäpfel,
damit sie gut werden.. (das trifft auf das Heute auch zu)

Am 17. Juni 1953 wurde der Aufstand in der DDR brutal zerschlagen
und noch mehr Flüchtlinge kamen in den Westen.

Die CDU rückte die SPD in die Nähe der "Bolschewisten",
was eigentlich aus der Trickkiste der Hitlerleute kam.

Tausende von Kriegsgefangenen sitzen noch immer in den Lagern im Osten, so lese ich.
Die nach und nach Heimkehrenden müssen zuerst in einer Kur aufgepeppelt werden,
damit sie arbeitsfähig werden.
Die Fotografien von den "Doktoren in irgendwas",
die damals in den öffentlichen Gebäuden aller Art -galeriemäßig- hangen,
sagten bereits alles über diese Typen aus.
Jedes Wort der Einschätzung ist danach überflüssig.
("Das Gesicht ist das Spiegelbild des Menschen"- aus dem lat.)
Ein "Oberstrichter Dr Thoms mahnte daran, in Trauer darüber nachzudenken,
"daß auch heute noch immer wieder Todesurteile über deutsche
Volksgenossen von fremden Völkern gefällt werden".
Der gute Demokrat und Doktor sagte kein Wort darüber,
was "den fremden Völkern" widerfahren war, daß sie so handelten..
Ebendieser Mann meinte:
"Die Jugend sollte von der Straße runter, sie sollte in geordnete Verhältnisse
kommen und erzogen werden- deshalb machten wir das Lager"
(Eigentlich wurden die genannten Lager für kriegsbedingt unterernährte Kinder eingerichtet,
zum Aufpäppeln.)

Die Industrie lag damals völlig am Boden, Hochöfen wurden "angeblasen",
obwohl die franz. Besatzer davon nichts wußten, was diese auch nicht gebilligt hätten:
Die Arbeitsplätze der im Dillkreis vorherrschenden Eisenindustrie (Öfen, Guß-Rohre) hätten
sonst niemals wieder bereitgestellt werden können!

Die Zahlen: des Dillkreises:
515 Quadratkilometer groß, 88512 Einwohner, wovon 70.000 evangelisch,
16.000 katholisch und 2500 anderen Glaubens.
In der Land- und Forstwirtschaft arbeiteten 21,9 % , im öffentlichen / privaten Dienst 7,8 % ,
im häuslichen Dienst 1,5 % und als Selbständige oder Rentner 20,8 % der Bevölkerung.
(Wie kann man Selbständige und Rentner in einen Topf werfen?)
Die Bodenvorkommen in Reihenfolge der Gewichtung:
Eisenerz, Ton, Basalt-Diabas, Schiefer, Braunkohle, Grünerde, Quarzit.
25.000 Hektar Wald in 7 Forstamtsbezirken.
1954 war eine Stuhlfabrik und eine Schulbankfabrik und 5 andere Werke zu nennen,
in denen wohl die Hüttenindustrie war-
50% der Öfen und Herde des Bundesgebietes wurden hier hergestellt.
Knapp unter 4 Millionen betrug der Kreishaushalt, bei 151.000 DM Schulden.
(Heute wäre das ein Traumziel, was die Schulden anbelangt-
jede kleine Großgemeinde hat ein vielfaches davon als Verbindlichkeiten)

***

Im Jahr 1954 sind noch immer 30 % aller Rinder mit der Tuberkulose verseucht,
weil die Tiere eng aneinander in feuchten dunklen Scheunen stehen-
ein gefundenes Fressen für die Krankheit.
Mit Hilfe des Marshall-Planes wurden 2 Kreise TBC- frei,
manche Kreise wollten sich nicht vom Ausland abhängig machen, vielen war der
Zinssatz zu dieser Zeit viel zu hoch, trotz der Zinsbeihilfen des Kreises. (8%)
Der Bildungseifer der (deutschen) Flüchtlingskinder soll deutlich größer gewesen sein,
als bei den Einheimischen - trotz 12 Std. Touren jeden Tag,
durch stundenlange Fußmärsche zur Schule.

1954- die Amerikaner übten wieder einmal mit Panzern die Geländefahrt-
prompt ist jeder 10. steckengeblieben und mußte mit schwerem Gerät geborgen werden.
Die entsetzlichen Flurschäden wurden irgendwann aus irgendwelchen oberen -deutschen- Kassen beglichen,
die Arbeit hatten die Bauern, die kaputten Straßen und Wege wurden vom Kreis bezahlt.
Ohne Rücksicht auf Verluste ging es damals durch die Botanik-
egal ob Feld oder Wald oder Wiese -immer druff, Deutschland ist ja nur ein Truppenübungsplatz,-
heute ist das wohl Afghanistan oder ein anderes Land, wie der Irak oder Syrien oder 2022 Ukraine..

***

Die SPD wollte -damals noch Arbeiterpartei- nicht, "daß so viel Geld für die Bildung
der Oberschicht -Gymnasien- ausgegeben wurde.
Statt dessen sollte das Niveau der Volks- und Mittelschule gehoben werden,
weil die Industrie daraus ihre Mitarbeiter gewinnt."
Kurz vor 1955 gelang der erste Erfolg gegen die Rinder TBC, 50% der Tiere galten nun als gesund.
Mit der Flurbereinigung boomte der Wohnungsbau.
Vorbei die Zeiten, als der Lehrer gleich hinter dem Pfarrer und weit
vor dem Bürgermeister im Ansehen stand- nun wurde er dieser als
"Schmalspurakademiker", der schlecht bezahlt war, angesehen.
Dennoch war diese Berufswahl
ein todsicherer Tipp, weil durch die ansteigende Bevölkerung
ein dringender Lehrerbedarf war.
(Danke, das haben wir gemerkt- die haben damals wohl wirklich jeden genommen.
Nachtrag 2019: Jede menschliche Krücke wird im Studium durchgezogen und danach auf die Kinder losgelassenk, statt auszusieben!)
So war bis weit in die 1970iger Jahre der Lehrermangel vorherrschend -
zuweilen wurden 60 Kinder in einem Raum durch eine Kraft unterrichtet.
1956 riefen die Eltern dazu auf einen Schulstreik zu machen -
bei den braven Dörflern ein seltsames oder sehr seltenes Zeichen.

Dennoch ging es langsam, aber sicher aufwärts- man sah, daß vieles gebraucht wurde
und gekauft wurde, die Konjunktur anlief.
Dorfgemeinschaftshäuser wurden gebaut, wo geschlachtet und gekühlt und eingelagert -
aber auch gefeiert werden konnte.
(Sogar die Kirche sah danach ein, daß die "Schäfchen" nicht grundlos den Gotteshäusern fernblieb - sondern deren Fernbleiben Ursachen haben mußte..)

Die "Gleichberechtigung" wurde befohlen - 1954 beriet man darüber im Bundestag,
vom Bundesverfassungsgericht dazu gezwungen, stellte man sich der Debatte.
Man hielt aber fest, daß diese Gleichberechtigung oder Emanzipation keinesfalls zu Lasten
der Familien gehen dürfe, denn die Hausarbeit sollte weiterhin
die wichtigste Aufgabe der Frau bleiben -
Pflichten der Ehefrau und Mutter - zudem hätte der Ehepartner in Streitfällen "das letzte Wort",
desgleich in Entscheidungen der Kindererziehung,- so die Adenauer-Regierung.

1954 verkaufte VW 18.000 Fahrzeuge im Inland, 70.000 für den Export.
Borgward war mit 20.000 Wagen dabei.

Mai 1955 endete offiziell das Besatzungsregime auf dem Boden der Bundesrepublik.
Die hohen Kommissare werden zu Botschaftern.
Durch die Aufnahme des Landes in die Nato entstand der Warschauer Pakt als Gegenpol.

1955 läuft schon der millionste Käfer vom Band..

Die SPD führte im Kreis zwei "Hausfrauen" auf ihrer Liste- eine war nebentätig
in der Verwaltung der Hütte,
weil sie von der Pension ihres Mannes nicht leben konnte.
Die erbitterten hohen politischen Kreistags-Kontrahenten trafen sich regelmäßig bei ihrem Hobby,
dem Biertrinken auf Kneipentour - offenbar verstanden sie sich privat prächtig.

So mancher ehemalige U-Boot-Fahrer und andere ehemalige Offiziere trafen
in der späteren Politik "immer den richtigen Ton untereinander".

Februar 1956 - läuft "drüben" die Ent-Stalinisierung an.
Bei uns kommt Franz Josef Strauß als Bundesverteidigungsminister an die Macht.
(Sein öffentliches Auftreten ließ stets diesen Schluß zu, auch er gehörte
zu den starken Hobbyisten obiger Sorte, die mehr im Bierzelt waren als im Parlament)

1957 - der Weltöffentlichkeit werden die Greueltaten Frankreichs durch Foltergefängnisse in Algerien bekannt.
Die Europ. Atombehörde und die EWG (Vorläufer der europ. Union) wurden gegründet.
Adenauer forderte lautstark die Teilhabe an modernen Atomraketen,
gestützt von FJ. Strauß - die Bevölkerung ist jedoch gegenteiliger Meinung.
Egal, das wollte keine wissen..
Immer mit dem Argument des kalten Krieges, daß der Gegner nicht schlafe, rüsteten Ost und West auf.
Verdient hat daran die Rüstungsindustrie - gestern wie heute.
(Was übrigens - das wird keiner betreiten -
ein gerüttet Teil am Wirtschaftsaufschwung ausgemacht haben dürfte.
Die Amerikaner arbeiten heute noch auf diese Weise ihren Schuldenberg ab,
der aus einer irrwitzigen Verschwendung herrührt.)
1958 übernimmt in Frankreich De Gaulle das Ruder, um die Algerien-Schlappe auszubügeln.
Die Treffen der Staats-Chefs bleiben sehr kühl in dieser Zeit.
Die diplomatischen Beziehungen wurden durch die Bundesrepublik sofort abgebrochen,
wenn ein anderes Land die "DDR" anerkannt hat- nach den "Hallstein-Doktrien" hat der Westen
den Alleinvertretungsanspruch auf "Deutschland", weil der Westen die Präparationleistungen an
die ehemaligen Kriegsgegner zu zahlen bereit war, das offizielle Erbe des 3.Reichs angetreten hat.
(was die DDR nie getan hat, was nach der 1990 erfolgten Wiedervereinigung dann von allen Deutschen getragen werden mußte- für die Westler also ein 2. Mal -
zu den maroden Staatsfinanzen und den toten Renten der Leute drüben in der ehem. DDR,
die sich zu black oder unwillig war, Präparationsleistungen zu zahlen)
Man spricht von "der DDR" oder von der "sowjetisch besetzten Zone",
wo da Wortungetüm "Sowjetzonenbesatzungsflüchtlinge" aufkam-
was doch sehr an unser heutiges "Gendern" und an diese "Migranten" erinnert.

(2020 ist Holland soweit, die Geschlechtsangaben im Pass abzuschaffen)

***

Nachdem die Rindertuberkulose einigermaßen im Griff war, kam die Brucellose -
ein "seuchenhaftes Verkalben", - das die Bauern arg getroffen hat:
Es gab keine Medikamente dagegen und auch keine Versicherung, die geholfen hat, die Ausfälle zu tragen.
In den 2010er Jahren hat man den Hundehaltern vorgeworfen, dafür verantwortlich zu sein.
(Später stellte sich heraus, daß die Verseuchung durch eigene Hofhunde, die rohe Schlachtabfälle bekamen und..
durch die Wiederkäuer an sich kam - denn nur in denen keimte das Virus und wurde durch deren Kot..

Nun suchte die SPD nach "Renommierarbeitern", die man vorzeigen konnte.

Der Sommer 1957 war voller Katastrophen, Hagel, der 40cm hoch
auf den Feldern lag und alles vernichtet hat.
Fische starben: 10-12 Zentner davon trieben in der Dill, weil vor Sonn- und Feiertagen
mal geschwind die Kübel geleert wurden..
Der Begriff "Umweltschutz" mit Kläranlagen kam erst später auf.

Auf der Seite "Gräveneck aus meiner Sicht" , habe ich meine ganz persönlichen Kindheitserlebnisse
aus dem Dorf - versucht aufzuschreiben.
Dort ist auch einiges über die Mechanisierung der Landwirtschaft zu lesen..

1959 - die Zahl der Arbeitslosen im Dillkreis beträgt 159 - gegenüber 808 freien Stellen..

Die Brucellose ist fast ausgerottet, da droht die Hungersnot wegen großer Dürre und fehlender Ernte,
das Wasser wird knapp.
Gemeinden, die keine Weidewirtschaft betreiben, gehen schon Juli an die Wintervorräte.
Die Metzger kommen mit dem Schlachten kaum mehr nach, was die Preise nach unten drückt.
Die Wasserknappheit ist so dringend, daß man über die Gruppenwasserversorgung nachdenken muß-
alles freilich enorme Kosten, die mit vielen baulichen Maßnahmen,
auch mit Kläranlagen zusammen hängen.

Die Mobilität wird durch die Willkür der Bahn teuer - dieser Verein stellt einfach einige Züge und ganze Strecken ein, -
die Folge war,
dass man auf leichte Motorräder ausweichen mußte, wenn die Wegstrecke zur Arbeit zu weit war.
Manche Werke stellten Werksbusse, die aber die Bahnbediensten nicht mitnahmen,
welche ebenso im Dunkeln standen..
"Dank" der damaligen 6 Tage Woche mit 48 Arbeitsstunden war nur der Sonntag mit Notdiensten zu überbrücken-
das Krankenhaus rechnete jeden Tag mit Motorradunfällen,
was bei der knappen Bettenzahl mit Sorge betrachtet wurde.
Später stieg man von dem unsicheren Vehikel Motorrad auf "Leukoplastbomber" um,
den Kleinstwagen von Lloyd, den BMW Isetta und den Messerschmidt Kabinenroller und das Fuldamobil.
Der Käfer und der Kadett galten schon als untere Mittelklasse, für die Arbeiter eher kaum zu bezahlen.

1961 verschärfte sich die Berlinkrise, die Stadt war eine Enklave in der DDR-
die Russen versuchten diese abzuschneiden und mit allerlei Schikanen zu versehen.
Das verschärfte die Fluchten aus der Zone in den Westen- so,
daß an manchen Tagen mehr als tausend Menschen der DDR mit ihren 17 Millionen Einwohnern davon liefen.
Die Alliierten setzen Kampftruppen in Marsch, die DDR baute den legendären Verhau,
die Mauer durch das ganze Land, eine sehr gesicherte Grenzanlage mit automatischen Schußeinrichtungen.
Im Herbst erklärt die FDP nicht mit der CDU zu koalieren, was sie später doch tut
und sich so den Ruf der Umfallerpartei erwarb..
(2014 schickt schicken sich die "Grünen" an, diesen Ruf zu übernehmen)
Die Wähler hatten den autoritären Führungsstil leid - die Zeit der SPD kam.
Oktober 1963 trat Adenauer zurück, der US-Präsident kam nach Berlin: "Ich bin ein Berliner"
Der Millionste Gastarbeiter kommt in die Bundesrepublik, angeblich nötig,
weil durch die extreme Grenze zur DDR, die undurchlässig wurde, zu wenig dringend benötigte Arbeitskräfte kommen.
(Heute wissen wir, welche Probleme entstanden, als die lange und große Arbeitslosigkeit kam
und diese neuen Menschen in unsere Land bleiben wollten-
und der Familienzuzug genehmigt worden war-
die Verdiener an der Sache haben ihre Kohle schnell in Sicherheit gebracht,
die Gewinne privatisiert, die Nachsorge und Verluste vergesellschaftet- die Republik wurde zum Schuldenstaat - ganz entgegen den urprünglichen Zielen und wie kam das?
Nun, schon damals hat die Wirtschaft die Politiker oder Parteien bestochen oder korrumpiert, gefällig zu sein.)

Die Demagogen sprachen damals davon, als in Italien, Spanien, Jugoslawien
und in der Türkei angeworben wurde- davon, daß sonst viele Werke ihre
Arbeit einstellen müssten, weil zu wenig Arbeitskräfte im Land wären..
Die meisten Spanier, Italiener, Griechen gingen irgendwann mehrheitlich nach Hause zurück,
die Jugoslawen blieben lieber bei uns, weil ihr Land, das künstliche durch Tito zusammengefügt war,
zerbrach und ständige Kleinkriege und Not das Land erschütterten.
Obige Gastarbeiter hatten die gleiche Religion wie viele im Westerwald -
sie waren katholisch, was die Eingliederung etwas erleichterte.
Die Türken blieben ebenso mehrheitlich da, holten sogar Heiratspartner aus der Türkei nach,
die deren Population in der Bundesrepublik sich bis heute ständig vergrößert
-mitsamt einer fremden und westfeindlichen Religion, die nur darauf lauert, die Lufthoheit zu erreichen..
Schlimmer traf es deren Mädchen, welche teils schon recht frei erzogen wurden - und die dann früh an meist unbekannte Bekannte in der Türkei
"versprochen" wurden, denn die Mädels sollten im Einwanderungsland nicht in Kontakt mit dem anderen Geschlecht kommen..
die ganze Sippe hätte dadurch "ihr Gesicht verloren".
Die enormen "kulturellen" Unterschiede ließen es kaum zu, daß sich diese Leute tatsächlich integrieren -
sie wollten es nicht, die Mullahs wollten das nicht.
Bis auf Ausnahmen, die in unserer Bevölkerungen praktisch offene Türen einrannten,
zumindest aber keine Probleme hatten, waren sehr in der Minderheit.
(Bis zum heutigen Tag sind die allermeisten freiwillig fremd bleibend, bekamen aber viele Kinder..)

Nachtrag 2022: Die meisten Innenstädte sind heute vertürkt und / oder überfremdet.

***

1959 kam aus Holland die Bewegung "Lebenshilfe", -
nun endlich waren Kinder mit Behinderungen sehr viel besser umsorgt.
Wohnungsknappheit, Lehrerknappheit lösten sich ab- die Gier der Unternehmer aber blieb.
Mehr mehr mehr Menschen für noch mehr Aufschwung - die Nachsorge wollte niemand machen,
als die Konjunktur nachließ-
die Politik tutete in das gleiche Horn, sie bekommt noch heute heimliche Gelder zugesteckt:
Nun war es die "Ausländerfeindlichkeit der Bevölkerung"
die Probleme machte.
(Die latenten Zukunftsängste der einfachen Menschen, die Sorgen um den Arbeitsplatz,
die Familie ernähren zu können nahm niemand ernst- am allerwenigsten diejenigen,
aus welchen sich später die "Öko" oder "Alternativen" Strömungen entwickelten -
meistens Akademiker mit gutem und sicheren Einkommen)
Aus meiner persönlichen Sicht hatte niemand etwas gegen die "Gastarbeiter",
auch als sie ihre Familien nachkommen lassen durften-
solange sie sich ein klein wenig anpassen und europäisch zeigten wollten, was sie nur selten waren und sind..
..die Vertürkung wird selbst in Finnen- und Schwedenkrimis beklagt!
Wie schon auf meiner Seite über unser Dorf geschrieben, haben die Vertriebenenverbände
und die Ausländerverbände und deren Pfarrer gerne gegen die
Verbrüderung gesprochen und waren eher um Abschottung bemüht
- schon um sich und ihre Organisationen zu behalten.
Aus einem wirtschaftlichen Vorteil wurde ein Strohfeuer mit sehr teuerer Nachsorge.
weil bei letzterer Gruppe die Integrationsbemühungen -bis heute- gleich null sind: Subkulturen wuchsen !

*** Einblendung: Wir hören auf der alten Stereoanlage Reinhard Mey mit seinem Lied: "nein meine Söhne geb ich nicht!"
Er singt exakt so, wir wir hier denken.. ***

Die Behörden selbst litten noch unter den Kriegsfolgen - jämmerliche Gebäude mit engen,
restaurationsbedürftigen Fluren, in denen die Kriegsversehrten mit ihren starren Holzprothesen hockten;
manchmal fehlte ein, manchmal beide Beine, ein Arm.
Darüber hinweg stiegen die anderen Antragsteller, wenn sie zum Amt mußten, berichtet die Chronik.
Klar, daß dieser Anblick der menschlichen Ruinen in den Ruinen der Gemäuer
bei den jungen "Wehrpflichtigen" keine guten Gefühle hervor rief.
Die immer weiter nachgeholten Gastarbeiter haben das Lohnniveau billig gehalten -
was dem Export gut bekam, die Gewinne sprudelten, die Umwelt verdreckte.

Die SPD erklärte in ihrem Godesberger Programm nun den Marxismus zur Nebensache
und die Demokratie zum Hauptanliegen- so war der Weg zur Volkspartei frei.

Der Spitzenkandiat des Kreises war ein promovierter Bürgermeister,
der Sohn eines Dorfschullehrers hatte Medizin, Philosophie, und Theologie studiert,
bevor er Wehrmachtspsychologe und Major wurde.
Im Alter von 45 Jahren kehrte er aus dem Krieg heim, wo ziemlich schwache berufliche Aussichten waren.
Als Holzhauer bei der Gemeinde bekam er die "Schwerarbeiterkarte",
damit er seinen Eltern ein wenig mehr Nahrung geben konnte..
Er behielt den Humor und erzählt, wie er 1950 kandidierte und den Bürgermeisterposten bekam,
wie wenig ernst er die Parteipolitik nahm:
Dr. Seitz habe in den frühen 50iger Jahren einen Betriebsausflug mit der Gemeindeverwaltung
in eine Gaststätte mit "besonders gutem Hackbraten" gemacht-
dort sollte an diesem Abend eine Parteiversammlung der FDP stattfinden..
Die Zuhörer saßen erwartungsvoll in der Gaststube und der Redner kam nicht,
weil er sich irgendwo im Westerwald verfahren hatte.
Der parteilose Seitz - wohl nicht gerade bei Mineralwasser sitzend, - bot sich an,
als "Gaststar" einzuspringen..
Der Veranstalter war erleichtert und nahm das gerne an-
worauf der Bürgermeister eine flammende Wahlkampf-Rede für die FDP hielt!
Sein Gemeinderechner spielte den "Widerpart", der immer mit Zwischenrufen "stören" mußte -
"batschnaß rasiert" wurde.
Die Position der FDP wurde um so nachhaltiger vertreten -
der tosende Beifall trieb den Beiden die Tränen in die Augen.
Als der "Gaststar" zur Toilette mußte, kam ein Vertreter für ganz moderne Kochtöpfe auf ihn zu:
"Sie haben das eben so gut gemacht, dann könnten sie doch auch mal was über meine Töpfe sagen!"
Dr. Seitz fackelte nicht lange, ging in die Gaststube und propagierte
-mit gleichen großen Erfolg- die neuen Töpfe, wie zuvor die FDP.
Es dauerte nicht lange, bis die offizielle Anfrage der Partei kam, ob er nicht im Wahlkampf aushelfen wolle..

(Mein Gott, gegen solche Akademiker sage selbst ich nichts -
die wären heute mehr als nötig, wo diese blutleeren Fehlqualifikanten immer mehr nach dem
Geld rufen und nichts zustande bringen, außer Gewogenheit.)

Damals war so mancher kleine Bürgermeister aus der Grube, aus der Fabrik zu diesen Ehren gekommen-
und brauchte eigentlich keinen Dolmetscher,
um im Kreisamt vom damals noch verständigen Amtschef verstanden zu werden:
In den speziellen Behördenangelegenheiten und in den verschachtelten Gesetzen
(die schon immer absichtlich unverständlich formuliert wurden)
kannten sich diese einfachen Typen nicht aus -
trafen aber auf Hilfsbereitschaft, wenn sie um Hilfe nachsuchten.
Die immer unübersichtlicher werdene Gesetzesflut hatte für die Kreisverwaltung nur den "Vorteil",
daß die Bürger davon noch weniger verstanden, als sie selbst - wie es dort hieß.

***

Hier komme ich wieder zum ursprünglichen Grund dieser Geschichte-Seite zurück, zu den ganz alten Zeiten,
die wieder aus den alten regionalen Ortschroniken erlesen sind.
Für mich ist die Auswahl immer eine Überraschung und ziemlich bunt-
so vielfältig wie Geschichte und Geschichten nur sein können.
Eine Einkaufstüte voll neuem Lesestoff ist das Ziel.
Manche Bücher sind schon ziemlich vergilbt und in alter Schrift..
Wer weiß, wie lange es die Bücherei noch gibt- Angesichts des Trends, ganze Städte
unter den "Schutzschirm" zu stellen, nach dem sehr gespart werden muß.
(Und das in Zeiten, wo die Steuereinnahmen mehr sprudeln als je zuvor - die Soziallasten - s.o. - sind gewaltig, durch Rationalisation auf der einen Seite und dem halben Orient bei uns - mit einer hohen Zahl an Alimentierten - auf der anderen Seite. Das spricht keine Statistik an, sonst könnte "das Volk verhetzt" werden durch "querulatorische" Leute.)
Nun sind die Bücher in der Leseecke: Däniken meint, die "Steinzeit war ganz anders",
die Geschichte der "Stadt und Herrschaft Weilburg",
"Mit C14 den Vorstoß in die Vergangenheit wagen", sowie ein alter Schmöker aus dem Jahr 1857,
"das Herzogtum Nassau" mit 780 Seiten alter Schrift..
ein bunter Mix, der bestimmt einige Seltenheiten zu Tage bringen wird,
die mir bislang unbekannt waren!
(Zusammen 1700 Seiten Lektüre, ein ganz normales Quantum einer Charge für meine privaten Nachforschungen)

***

Es war wohl des Nachts, wo der alte Jäger zusammen mit der Kräuterfrau zusammen am Feuer hockte,
den Lauf der Sterne - den er schon lange beobachtet hatte - kommentierte:
Die kommen immer wieder, ein wenig verändert in der Höhe,
daran kann man erkennen, wie sich der Abend, der Morgen nähert..
Dieses "Nähern" oder "Vergehen" ist ein Wert, wie die Fische im Bach,
wie das Gras, das wächst, dem die Wildtiere nachziehen.
So müssen Begriffe gemacht, Ausdrücke oder Ausdrucksweisen für "Zeit",
"Alter", "Jahr" oder "Abläufe" und..
das unvermeidliche "zum Beispiel" kreiert worden sein..
Lange vor der Schrift, sogar noch vor einer gemeinsamen Sprache, zu Tagen,
als Zeichen und Laute oder Gesten die Kommunikation beherrschten.
Die Beiden haben wohl irgendwann mal begonnen, Markierungen für den Sternenlauf,
für den Mond, für die Sonne und die Veränderungen daran in einen Felsen zu schlagen -
so war die Vorbereitung zur Jagd ein ganzes Stück leichter.
Das Wissen um die Heilkraft der Kräuter war sehr wichtig,
weil bei der Jagd schnell Verletzungen entstanden - die Kräuterfrau war wohl die einzige
Hilfe bei Geburten, Brüchen, Krankheiten und Siechtum.
Die Jagd und die Nahrung machen inzwischen längst die Jüngeren, die Kinder lernten von den beiden Alten,
die dann die Aufsicht hatten.
Die Stunde war schon sehr spät, man hatte noch ein wenig gegessen
und war am sommerlichen Feuer eingeschlafen, das nur noch wenig wärmte-
an einem der frühen Morgen danach geschah ein Wunder: Die Beiden hatten Gesellschaft!
Zusammengerollt - mit vollem Bauch von den Fleischresten und Knochen,
die weggeworfen wurden - lag ein.. junger Wolf,
noch unerfahren und wohl als verletztes Tier von seinem Rudel zurückgelassen worden, als sie dem Wild nachzogen.
Der Beginn einer wunderbaren und ewigen Freundschaft zwischen Menschen
und seinem Hausgenossen muß wohl so begonnen haben.
Wölfe jagen wie damals die Menschen jagten - im Rudel.
Für das Tier ein Leichtes, das zu erkennen und mitzuwirken:
Aufspüren, zusammentreiben - stellen.
Mit dem Speer ging das Töten leichter und effektiver als mit den Zähnen -
eine Symbiose bildete sich, die bis heute durch unsere Jagdhunde und Spürhunde und Drogenhunde -
und wie die Spezialisierungen alle sind, anhält.
Besonders der Begleithund oder Schutzhund hat die Sympathien gewinnen können.
Das Feuer und die Menschen, die damit umgehen konnten,
war für den jungen Wolf ein Schutz gegen den angreifenden Bären -
Wölfe und Hunde lernen schnell!
Als die Jäger aus einer Höhle einen Wolfswelpen mitbrachten,
begann wohl die Vermehrung der "zahmen" Wölfe, unsere späteren Hunde.
Man sagt, daß Schakale oder sogar Füchse daran beteiligt sein sollen - wer weiß das schon?
Einige Rassen sehen heute noch wie Wölfe aus, einige andere eher wie Füchse
oder noch kleiner und weiter weg vom Stamm.
Die Kräuter- und Sternenkunde wuchs, daraus entstand mehr Wissen um Wurzeln,
Samen und Urformen von Getreiden, die halfen den langen Winter zu überstehen.
Fleisch wurde durch Trocknung und Räucherung haltbar gemacht -
sehr wichtig, weil das Jagdglück nicht beständig war.
Ab und an kamen "Zuschauer" aus dem Schlaflager, als die Beiden dort den Mond beobachteten-
oder die Dämmerung "vorhersagten" -
das macht Eindruck und schafft die Grundlage für etwas, was man später einmal "Religion" nannte.
Immer wiederkehrende Ausdrucksformen bildeten neue Sprachmuster,
die ständig geübt wurden, bis sie jeder in der Gruppe verstand.
Namen entstanden für die Gegenstände, Tiere, für alle Dinge in der Natur-
auch für die Gruppenmitglieder untereinander.
So konnte gezielt eine bestimmte Person gerufen werden -
der Wolf oder besser frühe Hund hörte auch schon darauf,
weil sein Name oft genug genannt und gerufen wurde.
Die Kinder lernten von Anfang an diese neuen Worte -
"learnig by doing" würde man heute wohl dazu sagen..
Die Hunde meldeten den einsamen Jäger eines anderen Stammes an, der sich am Feuer wärmen wollte -
mit einem kleinen Gastgeschenk - so begann ein Informationsaustausch.
Dem Fremden wurde einiges stolz vorgeführt, was dieser staunend aufnahm
und als Neuigkeit mit nach Hause nahm..
"Informationen" sind noch heute die wichtigste Resource!
Trampelpfade zwischen den befreundeten Sippen entstanden, es begann ein kleiner Handel-
hier gab es Salzsteine, dort Beeren..
hier war einer besonders geschickt im Klingen machen,
dort eine mit der Begabung Schuhe zu machen, die besonders angenehm zu tragen waren..
Auf seltenen Fundstücken wurden sogar Zeichen gefunden, die auf einen bestimmten Macher schießen ließen,
irgendwann kam ein "hat gemacht" dazu -
bis zur rudimentären Schrift dauerte es aber noch recht lange und nur wenige Völker benutzten
eine solche Ausdrucksform.
Im germanischen Raum wurde alles mündlich weitergegeben, bis auf wenige Runen,
die von den späteren Priestern und Heilern, den Schamanen benutzt wurden.
Andere Völker waren da weiter und brachten später dieses Wissen in unsere Region,
die schon immer Durchzugsgebiet war-
vom Orient bis Occident war ein Streifen frei von dem Eis der damaligen Eiszeit,
das gerade dabei war zurück zu weichen.

Aus Lauten und Gesten wurden gesprochene, geschrieben und durch Gebärden manifestierte Sprachen,
aus manchen Alten wurden Schamanen, aus diesen Adlige, die ihr Geschlecht benannten - aus Höhlen wurden Hütten,
Häuser, mächtige Burgen und Schlösser bis zu Wolkenkratzern-
aus Trampelpfaden wurden Feldwege, Straßen, Autobahnen, Eisenbahnen, Schiff- und Flugrouten-
aus den Wölfen dusselige Huskies, Bernhardiner, Cockerspaniel und verkümmerte Mutanten,
wie Zwergterrier und Möpse..
Die Technik entwickelte sich, wie wir alle wissen - riesig.
Aus den Geheimnissen der Alten entstanden Glaubensgemeinschaften-
aber auch Schulen und die Forschung.

Was im Mittelalter an Gewalt von den Burgen und Schlössern ausging,
ist heute durch die Macht der Politik durch abertausende Gesetze geregelt,
die aus den alten Verhaltensregeln und Gebietsansprüchen erwuchsen.
Je mehr das Wissen wuchs, um so mehr Regelungen wurden nötig.

***

Das Buch Erich von Dänikens "Die Steinzeit war ganz anders" aus dem Jahr 1991
sei in diesen Zusammenhängen ausdrücklich und nachdrücklich als Lektuere empfohlen -
das Buch zu kommentieren, steht mir nicht zu, es zu empfehlen aber schon !
Seine unnachahmliche und dabei menschliche Art des Hinterfragens mit wissenschaftlichem
Hintergrund ist einzigartig..

Woher die Megalithen stammen und die Anlagen der Steinzeit und die Ähnlichkeiten der Mythen
über fliegende Wagen und Götter, Riesen und andere Gestalten, die in allen Religion
zu finden sind, lassen für mich diesen Schluß zu:
Die Erdteile hingen zusammen und drifteten erst allmählich auseinander-
ob es nun das war oder die Fähigkeit andere Kontinente zu erreichen,
ob es noch Landbrücken gab- die Verwandtschaft der jetzigen Menschen
(die aus dem Chromagon-Typ) entstammen, ist unverkennbar.
Übrigens hatten die ausgestorbenen Vorläufer, die man Neandertaler nennt,
ein durchschnittlich größeres Hirnvolumen als heute..
(1750ccm, heute 12-1800ccm)
Ob der modernere Menschentyp nun seinen Ursprung im jetzigen Afrika hatte
(das damals ein ganz anderes Klima gehabt haben muß) oder im Zentralmassiv
des asiatischen Kontinents, ist eigentlich nicht so wichtig.
Die Menschen sind allemal gereist und hatten Kontakte- durch Händler,
Priester, Krieger, Händler, Jäger, Sammler..
Die Verbreitung der Kulte und deren Bauten ist für mich somit nicht sonderlich verwunderlich..
Däniken meint zwar, daß die einfachsten Lösungen nicht die hellsten sein können-
dennoch wird die Wahrscheinlichkeit,
daß die "großen mathematischen Übereinstimmungen" vermutlich Zufall sind-
damals hatte man weder Schrift noch Zahlen ;)
Ich kann in jeder Mauer astronomische Übereinstimmungen oder mathematische Gleichungen entdecken,
so mir die Recherche des Browsers hilft.. (Ich bin nicht studiert!)
Vielleicht sind die Steinkreise "nur" Kalender und die Dolmen nur "Schutzräume" gewesen?
Manche Anlagen liegen im Meer, was sich durch den Anstieg des Wassers
vor über 10.000 Jahren erklären ließ- damals soll die Temperatur um 7 Grad
gestiegen sein, was wohl einen ähnlichen Polkappen-Schwund bedeutete, wie heute wieder zu sehen ist.
Vielleicht folgten die Religionen und ihre Gebräuche nur den Menschen, die wiederum den Tieren folgten?
Selbst die Radiokarbonmethode mit den neueren Zerfallsanalysen kann nicht sagen,
wann ein Stein bearbeitet wurde, der 15 Millionen Jahre alt ist.
Wissenschaft ist immer ein Stück Eitelkeit und Raterei, die nicht transgen
zu anderen Disziplinen ist, wie Däniken richtig schreibt..
..so bleibe ich einfach mal bei meinen beiden Alten, die am Lagerfeuer die Sterne beobachteten!
(Nicht nur aus romantischen Gründen - vermutlich wird es so gewesen sein,
daß die Entwicklung der Menschheit derartig einfach anfing, auch wenn das "unwissenschaftlich" klingt.
Die einfachsten Gründe sind meistens die stimmigsten!)
Dänikens Buch ist durchgelesen - seine Erkenntnisse, die Linien und Punkte
mit mystischen Dingen verbinden, sind nicht die meinen.
Spannend ist jedoch dies: In japanischen Shintowerken ist von "schwebenden Himmelsbrücken"
und von "Götterfahrzeugen, die wie Schiffe in den Wolken schwimmen"
und von einem himmlischen Felsenkahn die Rede.
Bacon, der spätere Franziskaner war Lehrstuhlinhaber in Oxford- 1256 vermerkte er:
"Es können auch instrumenta volandi hergestellt werden, es ist gewiß, daß man Instrumente zum Fliegen hat"

Die vielen, vielen Bücher über Geschichte lassen in mir den Schluß aufkommen,
daß Machthaber am besten in den Turm gesperrt gehörten oder gehören,
sowie sie anfangen in den Krieg zu hetzen oder diesem zuzureden.
Deren Ratgeber am besten gleich mit!
Das würde jenes unsaegliche Leid bereits im "Vorfeld" verhindern,
das durch Völkermorde und Erschießungen durch Verweigerung passiert.
Kein Konflikt ist so wichtig, daß zu Bomben gegriffen werden müsste -
es gibt immer diplomatische Wege und wenn diese noch so lange dauern.
(Wenn Kinder nicht mehr körperlich gezüchtigt werden dürfen, müßte das erst recht für Konflikte zwischen Völkern gelten - oder?)
Statt "Immunität" sollte Vorbildfunktion und persönlicher Haftung stehen - denn diese Ausrede, ungestraft
gegen alle Gesetze verstoßen zu dürfen, ist ein Unding und bis heute
von den dafür zuständigen Machtmenschen und deren Vasallen durchgezogen,
wie ein von Gott gegebenes Edikt.
Von den Hütten ging noch kein Krieg aus, sondern immer nur von den Palästen!
Kriege zeugen von Menschenverachtung und Hass und Neid und Mißgunst, die alten Übel-
daran seinen Gewinn "maximieren" zu wollen, zeigt eine unglaubliche Häßlichkeit des Geistes.
Wenn ein PolitikerIn solche Gelüste zeigt, dem anderen Land seine Lebensweise aufdrücken zu wollen,
ist dieses längst schlimmer als alles, was man sich an Taten vorstellen kann,
die ein einzelner je tun könnte..

Daß ich mit obiger Einschätzung richtig lag, zeigt der eilige Truppenabzug aus Afghanistan 2021 -
eine vollkommen sinnlose Sache einer fremden Kultur eine andere Lebensform aufnötigen zu wollen.
Das ist vordergründig; der Hintergrund sind Resourcen..

Statt Bürokratur oder "konstitutionelle Demokratie", bei der das Mandat (nachher) unkontrollierbar
vergeben werden muß- wäre eine echte, gelebte Demokratie,
die von den Menschen selbst kommt, dringend geboten!

***

Karl der Große tat- wie der röm. Kaiser Augustus- ein absolutistisches Regime aufbauen.
Die letzten Aristokratischen der Volksherzöge wurden beseitigt.
Die Gaugrafen wurden nicht mehr demokratisch ! gewählt, sondern vom Kaiser als Könige eingesetzt.
Von nun an mußte nicht mehr im Namen des Volkes ! gesprochen werden, sondern im Namen des Königs.
(Ähnliche Bestrebungen hat unsere heutige losgelöste Gesetzgebung und die Parteienlandschaft)
Karl schickte Sendgrafen zur Kontrolle.
Ein geistlicher und ein weltlicher Herr sprachen im Sprengel Recht,
das für die Bewohner das höchste Appellationsgericht war.
Absolutistische Herrschaften gab es auch durch die Geistlichkeiten,
die sich in Bistümer, Archidiakonaten und Landkapitel gliederten.
Die geistlichen und weltlichen Fürsten wurden von Karl dem Großen gleichberechtigt eingesetzt.
Nun versammelte sich nicht mehr das ganze Volk im Maifeld,
sondern nur noch Adlige, Geistliche und Freie als die drei Reichstände-
der Rest der Bevölkerung hatte nichts zu melden..
..irgendwie wie heute.

Nun, Weilburgs Geschichte ist wohl immer die von den Herrschaften gewesen, nicht eine der "kleinen Leute":
.."So wurde von den Freien Recht und Willkür stets weiter ausgebildet,
so versanken dagegen die Unfreien immer weiter in Verknechtung"
Und "durch mancherlei Umstände kam es, wie schon erwähnt, dahin,
daß immer mehr Angehörige des Standes der Gemeinfreien in den der Pächter,
der Hörigen hineingedrängt wurden."
Weiter: " Der Hauptgrund war Verarmung, und zwar geschah diese Verarmung
durch die immerwährenden Fehden der Herren untereinander,
denn wenn ein adeliger Gegener dem anderen selbst weidlich Schaden thun wollte,
so verwüstete der die Güter von dessen Schutzbefohlenen,
und Hörigen und tötete diese, soviel er ihrer habhaft werden konnte.
Durch diese Verwüstungszüge ! konnten dann auch die unglücklichen unfreien kleinen Bauern
(Bauer war praktisch fast jeder) ihren Pflichten nicht nachkommen -
die Lasten häuften sich, so sanken diese Armen eine Stufe tiefer.
Der Stand der Hörigen kam schon im dreizehnten Jahrhundert dem der Leibeigenen sehr nahe,
vielfach verschmolz er ganz mit diesem.."

Unsere Politiker wähnen sich heute als Zehntgrafen, sie suchen willkürlich
nach immer neuen Abgaben, machen sich selbst den Sack voll oder bekommen diesen
von Leuten voll gemacht, die "Nebenverdienste" für diese Lobby-Helfer anbieten.
Das nimmt man doch gerne, obwohl sie vom Volke gewählt- diesem eigentlich dienlich sein sollten..
Die Unternehmen sind zwar auch ein Teil des Volkes, aber ein sehr kleiner-
die Bezeichnung "Volk" wird immer auf die Menge zutreffen.

Bakschischpolitik / Lobby gibt den Unternehmen mehr Stimme und Mitbestimmung als der Krebs der Demokratie!

**

Zurück zu König Konrad, dem Franken- der seinen Bruder Eberhard (Frankenherzog) bat,
dem Sachsenherzog Heinrich die Königsinsignien,
Krone und Lanze zu übergeben - wo er auf dem Sterbebette lag.
Widerwillig kam Eberhard dem Wunsche nach - der Sachse Heinrich wurde
als einzig würdiger Nachfolger gesehen.
Der Grundstein zur Größe des Deutschen Reichs war gelegt.
Heinrichs Sohn, Otto, der sich zuerst König der Deutschen nannte,
erweiterte das Reich, vernichtete die Feinde, erwarb die römische Kaiserkrone.

Otto vernichtete auch die Macht, die seinem Vater zur Krone verhalf.

Der ergeizige Eberhard hielt jedoch zu dessen Vater, dem Heinrich,
er verbündete sich mit dem widerspenstigen Giselbert von Lothringen und beide wurden in Fehden
mit anderen von einem Vetter getötet, Nachkommen hatte Eberhard nicht,
deshalb starb die konradinische Linie aus. (Zum Glück)

Das Ottonische Reich (Heinrichs Sohn Otto) hinterließ einen jüngeren Ottonen,
der aber wieder mehr Macht bei den Herzögen zugestand, mit den Freien, die an jene gefesselt waren -
und mehr Macht der Geistlichkeit.

Ganze Ortschaften, Abteien, Ländereien, Flüsse und weiß der Kuckuck was alles aufgeführt wurde,
wechselten zu den Klerikern - die ihren Reichtum im Wormser Erzbischoftum mehren konnten.

Der Nachfolger Ottos dem Jüngeren, Kaiser Heinricht II,
war nicht minder freigiebig dem Wormser Stift gegenüber - sie
"Stadt "Wilineburg" (Weilburg) und alle Hoheit, die in des Königs Händen liegt,
mit jeglichem Zubehör, Knechten und Mägden, Plätzen,
Gebäuden, gebautem und unbebautem Land,
Weiden, Koppelweiden, Wäldern, Jagden, Mastungen, Wassern, Mühlen, begangen und unbegangen,
Ausgängen und Niedergängen, Gesuchtem und zu Suchendem, auch
dem königlichen Banne und allem, was immer als rechtmäßig dazu gehörend
und nutzbar benannt werden mag"

(Rechtlich dazu gehörend kam ausschließlich von selbstgebastelten Gesetzen, die zu erfinden auch die heutigen Machtmenschen nicht müde werden..)

In dieser Ausdehnung haben wir uns das alte Weilburg in den Jahren 1000-1200 zu denken.
Das Gebück umschloß als Befestiung, das waren gepflanzte Bäume,
die in Mannshöhe die Äste in den Boden gebeugt bekamen, damit diese wurzelten
und verflochten ein fast undurchdringliches Dickicht bildeten-
zusammen mit Gräben ein guter Schutz.

Die Könige haben seinerzeit mit den Schenkungen an die Geistlichen die Immunität verliehen
und waren von der Gerichtsbarkeit befreit!
(Ein Unding, das heute unsere Politiker und Diplomaten wiederholen, noch heute haben wir das Kirchenrecht, als parallele klerikale Gerichtsbarkeit, noch ein Unding wäre das Jagdgesetz aus dieser Zeit)

Bischof und Abt ließen durch den Vogt oder Bistum Recht sprechen-
das umformte die alte Gauverfassung als überkommen.
Die Gaugrafen sahen das als das was es war- als eine Bevorrechtung oder Entmündigung.
Durch diesen Zerfall der Strukturen erhoben sich mächtige Gaugrafen,
die genug Land und Leute hatten - und bildeten einen Staat im Staate.
(Elitäre Subkultur würde man heute sagen, ähnlich wie die "föderale" Aufteilung nach dem WKII)
Als die fränkische Dynastie den Königsthron bestieg (1024),
unterschied man die Stände: Herzog, Geistlicher, Graf, Freiherr und freier Bauer.
(Aus Freiherren gingen Gau- Zent- Vogteigrafen hervor)

So kam das kirchliche Leben in eine neue Gliederung-
mehr Gotteshäuser erforderten "Parochi", also Pfarrer, Kirchspiele, Landkapitel und Archidiakonate.

Im 13.Jhd. verpfändete das Bistum Worms die Vogtei Weilburg an Nassau.
Dazu gehörte die Stadt Weilburg mit dem Flecken Weilmünster und 23 Dörfer und ein Hof.
Unser Dorf ist darunter als Sigibahe oder Sigelbach verzeichnet.
(Mundartlich "Sichelbach")
(bahha (1), ahd., F.: nhd. Bache)

https://www.koe blergerhard.de/ahd/ahd_b.html

(alte Worterklärungen)

In der "goldenen Bulle" von 1356 wurden die Vorherrschaften eingetragen,
desgleichen die damals zahlreichen Reichsritter, von denen viele Orte einige hatten.
Durch Verarmung konnten diese sich zusammenschließen und eine der Burgen kaufen
oder sie gingen in Gruppen zu einem größeren Herren,
mancher verpflichtete sich einem Dienstherren oder versuchten
sich mit einem Stück Land in Lehen zu verdingen.
Viele haben ihren Status als unmittelbarer Reichsritter verloren.
Weilburg zählte so 93 Vasallen im 15.Jhd.
Mancher war ein "Stehgreifritter, Buschklepper, Straßenfahrer" geworden.
Diese Leute waren gefürchteter bei den Bürgern als die Fürsten- was schon etwas bedeutete.
Im Städtchen Weilburg waren regelmäßige Straßenanlagen
für die Bürger gar nicht beabsichtigt, die sich um die Herzöglichen Anlagen ansiedelten.
Zahlreiche Reuel (rülles, Gäßchen) geben davon bis heute die Kunde.
"Wie der deutsche Bauer draußen auf dem Lande sein Anwesen mit Gebäuden versah,
unbekümmert um den Standort des Nachbarn, rückte alles nah zusammen"
"So ließ jeder thunlichst den Zugang zu seiner überbauten Einfahrt frei,
einstöckige, aus Lehm, Holz und Stroh errichtete Häuschen mit Strohdach
waren die Regel- selbst der Adel hatte selten Steinhäuser"
Die Stadt Weilburg liegt auf einem Kegel, abgeschlossen von der Lahn umgeben,
die fast rundherum fließt, mit zwei Stadttoren und einer Stadtmauer mit ein paar Türmen zum Schutz.
Eine steinerne Brücke mit jenseitiger Überbauung und einem daran anlehnenden Wehrturm war
die Zufahrt zur einen, ein mächtiges Landtor zur anderen Seite hin.
Die Einwohner bildeten einen wehrhaften Waffendienst der Wache, die spätere Bürgergarde-
so blieb die Stadt das Mittelalter hindurch unangetastet..

Des Grafen Kanzler oder Cancellarius war der Schreiber, ein ständig zugegener Mann,
der des Lesens und Schreibens mächtig war, so wird berichtet.

Für die Räte reichten die Vasallen..
Der Graf besorgte sonst seine Angelegenheiten noch persönlich -
so wird von einem Lynneweber berichtet, der "ledig gesprochen" wurde,
sich aber verpflichten mußte, "sich ein Weib zu kaufen und in der Stadt
zur Buße wohnhaft zu bleiben"
Die Hofbeamten waren der Mundschenk, Truchseß, Marschall und der Kämmerer.
Die Bürgerwehr, die Vasallen und deren Knechte zu Fuß waren Schutz und Polizei zugleich -
wenn "Not an Mann" war, wurde durch Eilboten wurde im Land ein
"Notgeschrei oder Landgeschrei" verkündet - worauf sich die Bauern unter Bewaffnung zusammen rotteten.
Diese trafen sich regelmäßig zu Übungen unter Waffen, sie waren die Landmiliz oder Landausschuß.
Die Regalien lagen bei den Fürsten, die über Münzwesen, Abgaben und Rechte walteten.
Die "Dinge" schlichteten Streitigkeiten, setzen Strafen aus,
befahlen Grenzbegehungen durch die Märker, Weide- Jagd- und Wasserrechte,
die durch fürstliche Gewalt erworbenen Rechte wurden geschützt-
Sitzungen endeten immer mit einem ausgiebigen Mahle..
Ferner wird berichtet, daß schon damals das Wild erheblichen Schaden an den Feldern anrichtete,
die Bauern damals jedoch kaum Entschädigungen verlangen konnten -
einzig wichtig war das eifersüchtig gehütete Jagdglück der Herrscher.
Man sieht schon, daß auf den Bauern (und das waren eigentlich früher alle Leute,
die einen kleines Stück Grund als Zubrot hatten)- viele Dinge lasteten.
Die Einkommen entstanden durch Flachs- und Garten- Weinanbau, Äpfel,
Birnen, Zwetschen- die Fortschritte nur ganz langsam brachten und nur dann,
wenn nicht wieder Krieg war, der alles vernichtete.

1317 heißt es in der Chronik, daß die "fetten und üppig gewordenen Kleriker
sich einer Reformation an Haupt und Gliedern unterziehen mußten"

Bereits im achten Jahrhundert wurde im Weiltal Bergbau betrieben,
eine geordnete Waldwirtschaft gab es aber noch nicht- so wurde der Wald kahl und leer.
Selbst wenn einer den Grund kaufte, Gebäude errichtete, Leute beschäftigte,
wurde vom Bergregal die Genehmigung erforderlich, was viele Abgaben brachte..
..mal an den Fürsten mal an die Kirche.
Die "Udoschmiede" (Audenschmiede, heute ein Ort im Weiltal)
hatte dem Grafen jährlich 8 Wagen Eisen und 4 Paar Pflugscharen und von der Hofstätte
4 Gulden zu entrichten, zusätzlich durfte er 6 Wochen im Jahr
durch seine Schmiedeknechte dem Grafen dienlich sein ..

Das Kloster Pfannstiel (darüber habe ich zuvor schon einiges geschrieben)
hatte seinen Namen "von einer Reliquie, dem Stiele des Breipfännchens Christi" !
Wow, das ist doch schon mal was..
.. von dort seien die umliegenden Dörfer "geistlich versorgt" worden.
Durch hochherzige Schenkungen wurde die Bruderschaft wohlhabend und zum Wallfahrtsort.
Die dann aufkommenden anderen Verwirrten nannten sich "Reformatoren"
und diese wetterten gegen diesen "Baalsdienst" der dort im Kloster betrieben werde..

Nassau und Saarbrücken wurde durch die Bauernkriege wohl nicht berührt,
die aus dem Religionswahn entstanden waren.
Außer dem Verbot öffentlicher Versammlungen - außer reiner Religionsausübung -
erließ der Graf keine Verordnungen in dieser Sache.
Die Reformatoren hielten auch in Weilburg- bis heute- reiche Beute.

Der Weilburger Kirchturm auf dem Schloßhof faßte einen 500 Ohm großen Kupferbehälter,
wohl ca 7 - 10qm3 Wasser, das von der Brückenmühle hochgepumpt und zur Speisung der Brunnen verwendet wurde-
das wird so um 1555 gewesen sein.
1625 wird berichtet, daß die Bauernkriege, die überall im Reich entsetzlich wüteten,
an Nassau-Weilburg vorbei gingen- der Graf regierte dabei geschickt nachgiebig, taktierend.
Die Entwicklung des Raumes war aber nur sehr langsam.
Die beiden Dekaden des 17.Jhds brachten an der Lahn und im Westerwald das "schnelle Sterben",
wo innerhalb von Stunden die Leute wegstarben.
(Man vermutet, daß es eine Art der Influenza gewesen war, wohl ein Vorgänger der späteren "Spanischen Grippe")
Wegen den schlechten Wohnungen und des schlechten Wassers konnte sich die Cholera ausbreiten.
1611 kamen Mißernten, Hagelschlag und der Hunger, wie im Gefolge.
Dank späterer Vorsichtsmaßnahmen war die dann einfallende Pest schnell wieder vorbei.
Die Lahn soll 1614 so hoch gestiegen sein, daß Häuser weggerissen wurden-
die steinerne Lahnbrücke aber hielt,
obwohl sie total überschwemmt gewesen sein soll- die Gärten brauchten noch Jahre,
bis sie wieder richtig trugen.
400 Obstbäume, so der Chronist weiter, sollen entwurzelt und weggeschwemmt worden sein-
wie Schafe, Kühe und Pferde, die nicht zeitig von den Weiden geholt wurden.
Die Religionen lagen im Streit und wirkten wie die Fortsetzung der Seuchen und Katastrophen.

Als 1608 die Ritterzeit vorbei war, die alten Rüstungen hielten den Feuerrohren nicht mehr stand.
An die Stelle der Reiterheere traten Söldner und Landsknechte mit Musketen.
Kleinstaaten konnten sich das nicht leisten, zumal
sie auch noch an den Landesherren Kriegsabgaben leisten mußten.
Die Stände aber verharrten nach wie vor in den alten Ordnungen,
der Adel mußte aber den "Ritterlichen Verpflichtungen" entsagen.
Entweder hatten sie genug Geld, um sich des Spiels, Weib und Gesang hinzugeben-
oder gingen bei den nächsthöheren Adligen in Diensten.
Nun kam ein neuer Stand gebildeter Bürger auf, die Beamten:
Nach oben buckeln, nach unten treten..
Diese wurden- wie die Geistlichen- eines Standes zugerechnet.
Die einen dientem dem Fürsten, die anderen dem Episcopus- auch ein Fürst, wenn auch ein kirchlicher Herr, zuweilen beides zugleich.
Neben Krämern, Handwerkern und neuen Beisassen,
den Zugezogenen waren damals noch sehr viele Bauern in den Städten,
wer einen Acker bestellte, war ein Bauer, auch wenn nebenbei noch ein anderes Gewerk getan werden mußte.
Durch die extrem hohen Lasten aller, die irgend ein Einkommen hatten
-wozu freilich am ehesten jener Klein-Bauer gerechnet wurde,
fielen viele Familien in Armut und somit in Abhängigkeit,
weil das Anwesen und der Grund verpfändet werden mußte um die Steuern zu begleichen.
So brauchte es keinen Bauernkrieg und keine durchziehenden Horden, daß die Armut und Unfreiheit Einzug hielt.
Dazu kam, dass Leibeigene nach Belieben verkauft werden konnten - mitsamt den Kindern.
Es soll vorgekommen sein, daß in einer Familie der Vater, einem Herren,
die Mutter mit den Kindern einem anderen "gehörte".
Nicht nur durch das Anwachsen der gräflichen Hofhaltung, sondern durch den Obolus
der Türkensteuer, die Landsknechte, Besoldung der Geistlichen und der Beamten,
die verbesserte Infrastruktur und Verwaltung - wurden die Kosten kräftig erhöht.
Statt in Naturalien mußten nun die Abgaben durch Geld beglichen werden.
Der Übergang der Natural- zur Geldwirtschaft zeichnete sich ab.
Der Obstbau wurde verbessern durch Veredlung - man soll aber nicht
unbedingt an einen Genuß denken, wenn der damalige Wein gemeint war.. "schippelichst häßlich"
Nassau-Weilburg hatte keinen nennenswerten Handel mit Lebensmitteln - das Ländchen ernährte sich selbst.
Manufakturwaren kamen aus Limburg, die fliegenden Händler brachten auch einiges mit.
Drei große Straßen durchzogen das Gebiet
(heute würde man eher Feldwege dazu sagen) - die Runkeler Straße an der Lahn entlang,
die Hessenstraße von Limburg über Langhecke und Laubuseschbach bis ins Weiltal
und die Frankfurterstraße, die von der Mainzer - Straße in Rennerod abzweigte,
über Neunkirchen, Merenberg, Weilburg, Tiergarten, Grävenwiesbach, Usingen, Saalburg,
Homburg nach Frankfurt verlief.

Die Post wurde durch Läufer von Ort zu Ort befördert, die mit einer Briefbüchse
und einer langen Lanze unterwegs waren, mit der sie nicht nur
Raubzeug oder Hunde abhalten konnten- sondern sogar Sprünge damit vollführen..

Noch 1570 mußten Treiberdienste in Fronarbeit getan werden: "In großen Garnen"
haben sogenannte "Hühnerfänger" Hasen und Hühner zur Strecke gebracht.
Wie schon erwähnt, mußten Müller die Jagdhunde der Herren aufziehen,
"Bluthunde und Windhunde gingen im Tausch in die Niederlande, mächtige Lieferungen
von Wildbret wanderten in herrschaftliche Küchen"
Im Jahr 1635: Mord, Plünderungen, Schändungen, alles Vieh geraubt,
Häuser und Ernte verwüstet als der Winter kam.
Ausgehungerte Söldner, Aschenhaufen, Blutlachen und verwesende Leichen,
nur Raubtiere und Aasvögel als einzig lebende Wesen,
über allem der verderbenschwangere Pesthauch -
so sah das in unseren Gebieten aus..

Die Provinzfürsten sahen im Pariser Hof das Idol schlechthin,
jeder schickte seine Söhne (die Töchter blieben wohlbehütet daheim) dorthin,
damit diese "Lebensart" und "Hofart" erlernen sollten.
Die Franzosen waren ihrem Souverän, dem "Sonnenkönig" (Parallelen zu dem Japanischen Kaiser?)
sklavisch ergeben, wie es heißt.
Dieser wiederum tat alles, um im "göttlichen Lichte" zu erscheinen,- ebenso sklavisch.
Jeder kann nachlesen, was es mit dieser "Hofart" auf sich hatte, deshalb erspare ich mir hier Einzelheiten.
Dieses "oh lodernd Feuer, oh göttliche Macht" wurde schon von Nero besungen,
von unseren Politikern -zumindest im stillen Kämmerchen- bewahrt.

Das Volk zahlte die ganze Zeche und wurde so ausgeblutet,
was die gesamtvolkswirtschaftliche Entwicklung hemmte bis behinderte.
Desgleichen taten deren "Feldherren" mit Vorliebe- sie ergötzten sich an der Macht,
Menschen gegeneinander blutig und totschlagen zu sehen- nur weil ein "Befehl" erteilt wurde..
..obwohl sie den "Gegner" nicht mal kannten.

Vom "Selbstverwirklicher", "Zwangsdynamiker", "Toxiker" oder "Wendehals" und "Geländemacher" oder sonstigen Psychopathen
bis zum Despoten ist es nur ein ganz kleiner Schritt!

Die Chronik der Stadt Weilburg geht weiter:
Was zu Zeiten als "Bürgerkrieg" bezeichnet wurde,
hatte stets die Ursachen beim Adel und bei den Klerikern - die befahlen und alle gehorchten.
Von sich aus, wäre keinem Bauern und keinem Handwerker eingefallen irgendwo einfallen zu müssen -
mit Sicherheit nicht, denn Arbeit war mehr als genug da.
Fakt war, daß lagernde oder durchziehende Truppen - egal woher und von wem diese kamen -
Exzesse trieben, Verwüstungen anrichteten und plünderten.
So mancher Fürst- auch unser Karl zu Nassau Weilburg setzte sich dorthin ab, wo er in Sicherheit war.
(zuvor hatte er mit stümperhafter Bündnispolitik- wie das heute auch gemacht wird- den Karren in den Sand gefahren:
Hätte sich ein "Robin Hood" gefunden, diesen Typen um die Ecke zu bringen, wäre der Bevölkerung viel Leid erspart geblieben)
Neben der drückenden Einquartierung von Truppen hatte das Ländchen
unter Landstreicherbanden und Hausiererbanden zu leiden 1761-1763 wurden richtige große Razzias geführt.
Diese Leute lagerten vor den Stadttoren, stahlen Holz und Feldfrüchte,
so daß die Husaren geholt werden mußten.

1776 kamen Simultanschulen auf, die in allen Religionen unterrichten sollten.
Lt. Chronik behagte das den beiderseitigen Geistlichen nicht, die sogleich die Bauern aufwiegelten,
die dann gegen das "heidnische Vorhaben" marschierten.
Der Fürst mußte flüchten, - erst als Militär einrückte, war Ruhe.
Die unheimliche Macht des "Glaubens" war wieder kanalisiert..

Zudem kamen immer wieder Hungersnöte in den Jahren 1771-1772, harte Winter,
so auch 1784-1785,- dank guter Vorsorge war diesmal die Not zu lindern.
Durch eben diese rührende Vorsorge des Fürst Karl war auch seine eigene Familie abgesichert:
1754-1783 kaufte er Domänengüter für 1.350.000 Gulden und Renten,
darunter die Renten des Klosters Rosenthal - zu läppischen 158000 Gulden.
Er schaffte Fonds für den wertvollen Schmuck, kaufte ganze Ortschaften, tauschte, vertauschte gut 200 Objekte.
Die zunftgerechte Ausschmückung der Schlösser hatte er nicht vergessen,
der gute Mann - das Weilburger Schloß wurde für 12300 Gulden mit neuen
Möbeln, für 5200 Gulden mit Damasttapeten ausgestattet.

Der Österreichische Kaiser Josef II verlieh dem Karl das Prädikat "Durchlauchtig Hochgeboren" im Jahr 1784.
So lautete die offizielle Unterschrift Karls:

Fürst zu Nassau, Graf zu Saarbrücken und Saarwerden, Herr zu Lahr und Mahlberg,
auch Wiesbaden und Idstein, des oberrheinischen Kreises
kommandierender Generalfeldmarschall und Obrister eines Regiments der Infantrie,
Ihrer hochmögenden der Herren Generalstaaten der vereinigten Niederlanden bestellter
General der Infanterie und Obrister-Kommandant der Garde zu Pferd, Gouverneur zu Maastricht,
des königlichen dänischen Elefantenordens Ritter..
Zuvor hatte man ihn noch zum Feldmarschall-Lieutenant ernannt.
Er war allerdings nie ein richtiger Soldat, so die Chronik- aber sehr beliebt
wegen seiner Leutseeligkeit und Fürsorge bei den Weilburgern -
obwohl diese ihn kaum in ihrer Mitte sahen- er regierte gerne von Kirchheim-Bolanden oder von Holland aus.

Nach dem großen Krieg lagen mitten in der Stadt,
innerhalb der Stadtmauern weite Flächen brach und wüst,
die kleinen strohgedeckten, einstöckigen Häuser mit den Stallungen waren wohl abgebrannt.
Aus dem "Gewirr von Häusern" war Ödland geworden.
So bekann Graf Johann Ernst mit einem Wiederaufbauprogramm zwischen 1703-1713,
das damals schon recht einzig war.
Er nahm dabei Unsummen "in die Hand" um nicht nur das Schloß, sondern auch die Infrastruktur neu aufzubauen.
Die ganze Verwaltung wurde neu eingerichtet- die Dienststunden der Beamten
waren im Winter 8-12 und 13.30-16 Uhr, im Sommer 7-12 und 13.30-17 Uhr.
(Also weniger als heute)
Das Schloß wurde renoviert und erweitert, was besonders die Gärten anbelangte.
Als Beamte traten auf: Der Kämmerer oder Hofmarschall, der Stallmeister,
der Küchenmeister und der Mundschenk, der Hofjägermeister und Hühnerfänger,
Hofbaumeister, Hofprediger, Hofarzt, Oberforstmeister, Schloßverwalter oder Burggraf,
Silberkämmerer, Beschließer, Hoftrompeter, und der Hofgärtner,
Hofmeister und Informator der Kinder und der Lehrer.
Ferner Kammerherren und Hofdamen und das niedere Dienstpersonal,
dann die in der Stadt wohnenden Handwerker mit Hoftitel.
Höhere Beamte bekamen 250-500 Gulden, die mittleren 100-250 Gulden, Knechte
und Mägde 8-40 Gulden- manche bekamen auch noch Naturalien-
die Hofhandwerker hatten von 200 Gulden abwärts!

Unter vielen Details fand ich diese Hinweise:
Die Wasenmeisterei und das Lumpensammeln gab es in Konzession, der Schinder,
der krankes Vieh entsorgen mußte, war zugleich der Scharfrichter.
Es gab manigfaltige Lotterien, hauptsächlich zu Jahrmärkten, die -wie alles- gut
besteuert und konzessioniert waren.
Desgleichen tat man bei den Gewässern- es wurde streng darauf geachtet,
daß keiner heimlich fischte- ich lese, soll damals der Lachs bis in die Dill
gestiegen sein und die Flüsse sehr fischreich gewesen waren.

Eine frühe Form der Krankenkasse hat der Graf einrichten lassen-
die Gesellen mußten einen Teil des Lohnes in eine gemeinsame Kasse geben,
damit im Krankheits- und Todesfalle die Kosten geregelt werden konnten.
Zur Lösch-Hilfe war jeder verpflichtet - auch hier bildete sich der Vorläufer
der Nassauischen Brandassekuranz heraus.
Nach einem Brand wurde neu geschätzt und die neuen Beiträge festgelegt,
die jeder Hauseigner zu tragen hatte.
Brunnen mußten deshalb Nachts beleuchtet sein..

Gefährliche Tiere fanden in den langen Kriegsjahren reiche Beute,
die vermehrten sich rasend- besonders die Wölfe.
Sie richteten unter denen -zur Eichelmast- in den Wald getriebenen Schweinebeständen große Schäden an.
1643 und 1683 soll die Wutkrankheit bei den Wölfen gewesen sein - mit ganzen Gemeinden,
die mit Waffen und Netzen ausgerüstet wurden,
ging es auf die Jagd nach diesen Tieren.
Wie schon erwähnt, wurde ca 1850 der letzte Wolf erschossen-
bis dahin wurden jedes Jahr 200 Stück getötet, die Nester ausgehoben, so die Chronik.

Ausgerechnet die Pfarrer sollten darüber wachen, daß die "Sittenzucht" (1740) zu überwachen sei,
"Ausschreitungen" bei Kirchweihen, Hochzeiten,
Kindtaufen und Leichenfeiern nicht zum "Fressen und Vollsaufen" ausuferten..
Tanz und Musik wurden beschränkt, Wirtshäuser wurden kontrolliert mittels der "Frevel- und Rügenordnung"
Spiel- und Spinnstuben wurden als "unordentliche Zusammenkünfte" untersagt.
Zur Winterszeit wurde die Spinnstubenverordnung nur mit der Maßgabe gelockert,
wenn sich die Insasssen verpflichten, für Weilburg zu arbeiten.
"Mannspersonen" sollte der Zutritt verwehrt sein, außer sie wohnten im Haus der Zusammenkunft.
"Die Stadt hatte auch ein paar Gefängniszellen- die männlichen Gefangenen mußten Wolle weben,
die weiblichen spinnen."
(Was ist denn das für ein Satz?)

Im dicken Wälzer über das Herzogtum Nassau wird sehr viel mehr an Details zu finden sein..

Die Chronik schreibt, daß die seit zweihundert Jahren bestehende Kirchenordnung-
"sehr das absolutistische Regiment des Landesherren und des Superintendenten stärkte"-
sie trug den lutherisch-aristokratischen, bischöflichen-evangelischen Charakter..

Was das Religiöse anbelange, war Graf Ludwig "besonders duldsam".
Er soll auch für die "angemessene Besoldung des Superintendenten" gesorgt haben.
Was nicht zusammen paßt:
"Zur Übung größerer Sparsamkeit" (freilich nur bei den "Landeskindern") ordnete er an,
daß bei Begräbnissen von Kindern bis zum 6. Lebensjahr
Keine Predigten, Steine und Kreuze errichtet werden sollen.
(Wohl auch keine Totenfeiern, - es ging ihm um das Geld)
Da erst fingen die Leute an zu murren und das Edikt wurde 1762 wieder aufgehoben.

Die Lehrer klagten über einen Mangel an Disziplin,
"hauptsächlich wegen der Willkür der Eltern", die sich keinen Schulregeln beugen wollten.
Über Fehler in der Methode, die sich nicht nach den Fähigkeiten der Kinder richtete,
über unpassende Schulbücher und über die schlechte Lehrerbesoldung wurde geklagt.
Nach dem großen Krieg siechte die Schule mit einem Notschulmeister vor sich hin. (1635)
Da fast keine Menschen mehr in der Stadt waren, waren auch fast keine Kinder mehr da.

Zuvor wurde hauptsächlich Religion, Latein, Griechisch, Hebräisch, Musik, Poetik,
- die Schüler konnten die Tageszeitung ins Lateinische übersetzen.
Vom Briefeschreiben bis zur Lyrik wurde vieles gelehrt, Prüfung waren alle halbe Jahre.

Die Chronik schreibt: Die Pensa für III waren die Anfangsgründe des Lateinischen bis Comenius,
biblische Geschichte bis zum Katechismus,
für II: Repetition und Erweiterung des Lateinischen Pensums, dazu Exerzitien,
Anfänge des Griechischen, Hebräischen und Französischen,
Geschichte und Geographie, Arithmetik, Religion.
Für I: Cicerco, Vergil, Curtius, Ovid, griechische Chrestomathie, Philosophie,
Logik, Ethik, Metaphysik, aber auch Stil, Oratorie,
Hebräisch, Französisch und Religion.
Der Unterricht begann im Sommer schon um 6 Uhr- Morgens und Nachmittags je 4 Stunden.
Bis 1777 war noch keine Rede von Schulkonferenzen - dafür aber von Karzer und
körperlichen Züchtigungen durch den "Lehrkörper".
Fleißige Schulzucht war strenge Pflicht, auch die Eltern wurden dazu ermahnt-
von den 70 Schülern waren die Hälfte "zum Theil Nichtdeutsche", wie überliefert wurde.
1614 wurde erstmals von einer Mädchenschule berichtet, von der Grafenwitwe eingerichtet,
mit dem gleichen Pensum wie oben, aber ohne Latein- mit mehr Hausarbeit, Nähen.
Jedes Kind mußte einen Gulden Schulgeld zahlen, Kinder von Witwen die Hälfte.
Die Kirchenordnung bestimmte, daß vom 6./7. Lebensjahre an bis zur Konfirmation Schulpflicht war.
Die Unterrichtung "in Gottesfurcht, Sittsamkeit und Gehorsam gegen die Obrigkeit
und gegen die Eltern" wurde notfalls durch "mäßige Züchtigung" durchgesetzt..
Die Volksschule wurde unter Fürst Karl schon erwähnt.
Dazu meinte der "Generalsuperindendent" Müller, der spätere Landesbischof -
der kein Freund von Seminaren gewesen sein soll -
(vermutlich setzte er lieber "Edikte" oder "Anordnungen" ) -
1810 schrieb er:
"Es ist fraglich, ob nicht die Seminaristen aus der Stadt mehr moralische Übel aller Art,
besonders den Schulmeisterdünkel als gründliche Kenntnisse und ein
für Menschen wohl erwärmtes Herz mitbringen werden, das in Einfalt Gutes wirkt.
Es ist besser, wenn die Aspiranten wärend ihrer Lernzeit bei den Eltern bleiben
und ihre bäuerliche Lebensweise fortführen!"

(In dem Stil: Es sprachen die Götter zu den Menschen)

Der ursprünglich politische Charakter der Zünfte kam in Weilburg wohl nie zu Geltung,
weil keine Patriziergeschlechter den Handwerksbünden den Rang streitig machten.
1756 - das erste Jahr des Siebenjährigen Krieges nennt folgende Zünfte in Weilburg:
31 Bäckermeister, von den 6 schon nicht mehr backten, 23 Schuhmacher, 10 Schreiner, 4 Tischler,
4 Drechsler, 11 Leineweber, 5 Glaser, 3 Schlosser, 4 Steindecker, 2 Büchsenmacher,
2 Sattler, 1 Messerschmied, 9 Strumpfweber, 10 Schneider, 5 Färber, 4 Schmiede,
1 herrschaftlicher Uhrmacher, ein Nagelschmied, 10 Metzger, wovon zwei schon nicht mehr schlachteten,
ferner Maurer, Zimmerleute, Weißbinder, Häfner, Müller, Küfer und Brauer,
Gerber und Löher, Krämer, Wirte, Hutmacher, Seiler und Knopfmacher wurden genannt.

Schlachttiere wurden schon damals begutachtet, bevor sie in den Handel kamen- "verschirnt".

1736 weigerten sich die Metzger - Grund unbekannt - Kälber zu schlachten.

Man schritt schon damals gegen die Unsitte des "blauen Montags" ein- Gastwirte wurden angehalten,
den Gesellen ab einer gewissen Stunde nichts mehr auszuschenken..

Kurzwaren, Galanterie und Spezereiwaren oder Kolonialerzeugnisse wurden aus Köln nach Weilburg importiert.
Es wurde viel geschmuggelt- was mit den ausladenden Zöllen zu tun hatte -
die "eingeschlichenen" Krämer und "Gängler" oder Hausierer wurden bekämpft.
Einen Zunftsbrief für Krämer gab es keinen- schlicht, weil der Fürst seine Zölle
und den Überblick darüber behalten wollte.
(In Übereinkommen mit den umliegenden Regierungen)
Die Wolleweber und Strumpfwirker waren enger zusammengeschlossen - die Auftragslage war dadurch gestärkt,
daß keine Wolle exportiert werden durfte.
Nur durch den halbherzigen Lockerung beim Verkauf der Fertigprodukte kam Bewegung ins Spiel.
Der Graf Karl August holte französische Strumpfstricker ins Land,
gestand jenen viele Vergünstigungen zu- die fleißigen Leute belebten das "Heimarbeiter" Geschäft.
Sie wurden etwas außerhalb der Stadt untergebracht, wodurch übrigens macherorts
ein gesonderter Stadtteil entstand- die Zuwanderer behielten ihre Kultur,
Sprache und Religion bei - was freilich immer einen gewissen Separatismus bewirkte.
(Friedrichsdorf war sogar ganz und gar ein französisches Dorf inmitten des Deutschen Reichs)
Die Krämer wurden später als "Mörder der Strumpfweber" bezeichnet,
weil sie aus Friedrichsdorf billigere Strumpfwaren importieren.
(So wollten es die Regierungen Zeit nach dem WKII auch- Konkurrenz zu den Löhnen
der Einheimischen bilden - durch heftigen Zuzug an Arbeitskräften)
Die Leineweberei war der Herrschaft immer ein "zu unterstützender Nahrungszweig der armen Leute".
So waren in den 33 Orten der Herrschaft damals "154 Spinner" verzeichnet- wieviel werden das wohl heute sein?
Spaß beiseite:
Man sann danach, die Damastzeugen** zu bemühen, um zu sehen,
ob man solche Produkte (für das Herrscherhaus) auch in Weilburg fertigen zu können..
** heute würde man "Werksspionage" dazu sagen.
Weitere Erwerbszweige waren die Lumpensammler und Papierhersteller,
Papiermühlen, Seife und Lichte - Herstellung, Ziegelbrennereien, (Backistania Weilburg)
wogegen die Kunst wenig gefördert worden sein soll.
Ein Kanzleimitarbeiter bekam die Konzession einzig Federkiele, Papier, Siegellack,
Bleistifte, Streusand, Oblaten und Tinte verkaufen zu dürfen.
Schauspielkonzessionen wurden erteilt- eine mit einer Puppe mit den Namen "schöne Afrikanerin" -
bis dann die echten kamen:
Französische Sansculotten als durchjagende Truppen des Krieges..

***

Nach dem großen Kriege wurden Wüsteneien als landwirtschaftliche Flächen erschlossen,
wobei die Art der Düngung verbessert werden mußte.
Mit immer besseren Gerätschaften wurden die Böden tiefer aufgebrochen.
Die in den Kriegsjahren "wie verwilderte Banden in den Wäldern hausenden Leute",
die "alle Arten von Wild- und Waldfrevel begangen",
mussten wieder an zivilisierte Umstände gewöhnt werden.
Hilfen wurden gegeben, Prämien "ausgesetzt", neue Saaten eingeführt.
Weidevieh sollte im Stall gefüttert werden - aus Gründen der Effizienz.
(Darüber habe ich schon geschrieben - Kühe zertrampeln und verliegen auf den Weiden mehr Gras,
als sie aufnehmen können.)
Mennoniten als Musterbetriebe wurden angeworben.
(So auch eine Familie Brendel in Gräveneck, die den Gutshof pachtete)
Der Chronist meint: Eine einheitliche Tracht als Kleidung war nicht vorhanden.

Es gab Zeiten, da wurden Soldaten geschickt, die der Falschmünze
und seinen Vasallen im Weilburger Raum Mores beibringen sollten.
Angeblich sollen nur 600 von den 90.000 Falsifikaten in Umlauf gekommen sein.
Ab 1754 wurden keine Münzen mehr geprägt- die teueren Ersatzleistungen
und Strafen der Geschädigten waren wohl genug.

Wie schon in der in PDF gehaltenen Story im Web -
die ich leider nicht mehr finden kann, aus Merenberg zu erlesen war,
sollen auch in Weilburg "die Franzosen grausig gehaust haben"-
wie in der Geschichte mehrfach vorkam - der "durchlauchtigste Fürst" flüchtete
(wie immer) 1796 vor den sehr schnell vorrückenden Truppen..
Der "geheime Rat" von Dungern als Begleiter dabei.
Immerhin blieb ein Regierungsdirektor zurück.
Scharenweise flohen die schutzlosen Landbewohner, verlassen von ihrem großmäuligen,
aber edlen "Führer" -
nachher mußten sie sogar Strafen auf sich nehmen, als der "Serenissimus" wieder im Schloß war.
Die Franzosen verlangten hinterher (wie schon so oft) horrende Unterwerfungsabgaben.
Einmal waren das 20.000 Rationen Brot, 10.000 Säcke Hafer und 10.000 Pinten Branntwein..
Nach dem Abzug der französischen Armee wurden nochmal 250.000 Franken "Kontribution" gefordert,
die durch Geschick auf 150.000 herabgehandelt wurden.
Aber auch die Gegenseite, die Preußen haben - obwohl als "Befreier" gekommen -
schlimme Schäden veranstaltet;
Mal eben für die Offiziere einen Fischteich ablassen, die wertvollen Karpfen und Krebse
(freilich nur für die Offiziere, nicht für die Mannschaftsgrade)
wegfressen,- das war ganz normal.
Auch die verbündeten Österreicher haben sich nur sehr kostenintensiv verpflegen lassen,
wie die Chronik berichtet.
Überhaupt haben die Offiziere ganz übertriebene Ansprüche gestellt, so daß sie als Plagegeister -
was den "geheimen Rat" eher weniger kümmerte - die leidende Bevölkerung jedoch schon.
Von Gagern hatte alle Mühe, die drohende Revolte zu verhindern.
1797 beschlossen die Grafen keine weiteren Kriegslasten mehr schultern zu wollen
und erwirkten 1800 einen Neutralitätsvertrag mit Frankreich für obige 150.000 Franken.
Mit dem Luneviller Frieden im August 1801 kam auch der feige Fürst zu Weilburg wieder zurück..

(So war das immer - erst litt die Bevölkerung unter den Herren, dann unter den Befreiern.)

***

Die Leibeigenschaft wurde 1808 aufgehoben und die Grundherrenrechte abgelöst.
1813 rückte Blücher durch Weilburg (Waterloo) mit seinen Preußen und Russen- wo wieder die Bevölkerung litt.
1846 war ein Hungerjahr- ein Jahr, bevor die Lahnregulierung und die Schleusenanlagen fertig waren.
Immerhin verliefen die Umschwünge, das Abdanken des Deutschen Kaisers
und der Rheinbund ruhig für das Weilburger Land, wenn man von Jagd- und Forstfrevel absieht.
An die Stelle der alten Schultheißen traten nun Bürgermeister.
1861 erscheint erstmalig das Weilburger Tageblatt.
Die Preußen besetzten 1866 Wiesbaden- so flüchtet wieder ein Weilburger Herrscher, Herzog Adolf -
1890 wird dieser zum Luxemburger Großherzog.
In diesem Jahr wird der Taunusklub gegründet.
(Wanderverein, vermutlich der erste in Deutschland)

Lt Chronik sind die Schulen beinahe alles, was von dem alten Glanz und der Glorie
und Herrlichkeit geblieben sind,
Weilburg wurde mit den anderen Kleinstädten in einer Reihe bis zur Bedeutungslosigkeit herabgestuft.

***

An dieser Stelle soll ein wenig über archäologische Entdeckungen geplaudert werden.
So mancher Archäologe ärgerte sich über die gut funktionierende Müllabfuhr
der römischen Kastelle, weil kein Müll gefunden wurde-
aus dem man immer wieder die besten Erkenntnisse gewinnen konnte.
Doch die Geschichte der Menschheit ist sehr viel älter, als die lautesten Zeugen der Vergangenheit -
schlappe 300.000 Jahre kommen so zusammen.
Geologen, Dendrochronologen (diese lesen aus den Diagrammen der Jahresringe
vergleichende Daten heraus) Klimaforscher, Statiker, Chemiker, Kriminalisten,
Mediziner, Botaniker, Paläozoologen, Luftbildarcheologen, Paläoethnobotaniker, Antrophologen,
Osteoarcheologen, Physiker, Pollen- und Holz-Analytiker arbeiten bei Ausgabungen Hand in Hand.
Aus Hölzern, Stoffen, Knochen und Keramiken kann man einiges herauslesen,
das weiß wohl jeder, so auch das Alter und Geschlecht der Menschen,
aber auch deren Gebrechen und Umwelteinflüsse.
Haustiere oder besser Nutztiere waren früher sehr viel kleiner als heute, älter als 30 Jahre sind
die meisten neolithischen Bewohner kaum geworden.
Die Kohlenstoffzerfallsanalyse ist ein Hilfsmittel, das zuvor schon angeschnitten wurde,
das recht tauglich zu sein scheint.
Wissenschaftler fordern heute den Erhalt von Feuchtbiotopen und Grundwasserlagen,
weil dadurch der Boden und seine Geheimnisse geschützt wird:
Nach Trockenlegungen verschwinden die zuvor noch gut erhaltenen Bodendenkmäler
innerhalb kurzer Zeit zu nur noch leichten Bodenfärbungen- unwiederbringlich!
Durch den Sauerstoffabschluß bleibt vieles gut konserviert und so können Samen
und Hölzer und Knochen etc. noch Jahrtausende später bestimmt werden.
Birkenstämme sind noch als solche eindeutig zu erkennen, die Bauweise von Häusern eben auch.
Die Schilderungen von Siedlungen sind so plastisch, daß es mir jedesmal gruselt-
wenn genaue Schilderungen der Holzfußböden,
der Lehmschichten und Backöfen, Tongefäßen, Birkenpech,
(das wohl als leicht berauschendes Mittel gekaut, die Zahnabdrücke waren wohl noch zu sehen-
und als klebrige Masse für Pfeile und Kämme und vielerlei Reparaturen eingesetzt worden ist)
von Spaltbohlen oder gar "reihenhausähnlichen Anlagen" die Rede ist..

Die Tiere waren in den Häusern, zusammen mit den Leuten untergebracht,
die klar unterteilt waren in Diele, Wohnbereich, Küche und Stall.
Man hat sogar festgestellt, daß der Fußboden bis zu 10x erneuert wurde,
daß Palisaden rund um die Siedlung waren, sogar der Mist ist noch konserviert im feuchten Moorboden!

Bedeutsam scheint, daß bis zum Neolithikum Jahrhunderttausende an Entwicklung waren
und mit einem Satz der Mensch vom Jäger und Sammler
zum Bauern und somit sesshaft geworden sein soll.
Die Forscher sind der Meinung, daß vor 6000 Jahren diese Kultur aus dem Orient
in unseren Raum gelangt sein muß.
(Darüber habe ich schon einiges erzählt- gut 7000 Jahre vorher gab es schon Höhlenzeichnungen
bei uns, so in Steeden bei Runkel an der Lahn, also lange dvor der zugewanderten Kultur.
Das Dinkelkorn ist dem Einkorn und Emmer eng verwandt - dieses Getreide hat eine harte Spelze,
die wohl nur sehr mühsam zu entfernen ist.
Leinsamen und Flachs wurden damals schon verwendet, Haselnüsse, Brom- und Him- und (Wald?) Erdbeeren kannte man,
wie Holunder und Äpfel - aber auch Schlafmohn, der wohl eher als Arzneipflanze
-als Schmerzmittel- verwendet worden sein mag.
Die Qualität der hergestellten Stoffe, die auf primitiven Webstühlen entstanden, hat die Forscher beeindruckt.

Eine weitere Besonderheit scheint mir der Niedergang der Eichen zu sein,
der durch den Viehtrieb in die Wälder kam - deshalb ist der Buchenbestand gewachsen.
(Eichenschößlinge sind wohl schmackhafter oder man hat das Eichenholz schon damals bevorzugt gebraucht)
Die Wälder bestanden aus Eichen, Ulmen, Weiden, Erlen und Linden.
In der Bronzezeit sollen Buchenwälder bereits überwogen haben.
Interessant finde ich, daß man die Ausbreitung der Unkräuter
mit der Vergrößerung der Ackerkulturen in Übereinstimmung bringen kann.
In der Jungsteinzeit hatten die Silexschläger gut zu tun-
mit Geschick und Materialwissen spalteten sie die Steine, um im wahrsten Sinne des
Wortes messerscharfe Resultate zu erzielen.
Das exakte Bohren von Schaftlöchern in Äxten ist eine erstaunliche Sache-
hohle Hölzer, z.B. Holunder hinterließen walzenförmige Bohrkerne,
die öfter gefunden worden sein sollen.
Sogar Fingernagelspuren in den Keramiken hat man gefunden,
Fußabdrücke und ähnliches- auch wenn die Menschen damals etwas kleiner waren,
auffallen würden sie wohl heute eher nicht, hätten man ihnen moderne Kleidung angetan.
Damals trug man jedenfalls Sandalen mit Sohlen aus Rindenbast, mit Schnüren zusammengehalten,
eine Kopfbedeckung aus Bastgeflecht, ähnlich wie ein Reisstroh-Hut.

Pfahlbauten waren ähnlich wie die Dörfer auf dem Trockenen aufgebaut,
mit Dorfstraße und Giebeln, die zu dieser zeigten- nur eben alles auf Stelzen, auf Pfählen!
Selbst diese Siedlungen wurden oft genug ein Raub der Flammen,
so wurden die herabstürzenden Einrichtungsgegenstände im Wasser und Schlick konserviert.
Relativ gleichmäßig hat man damals gebaut, keine armen und keine reichen Häuser,
eben nur Häuser und keine Protzbauten auf der einen und
Hungerhütten auf der anderen sozialen Seite.
Durch eben diese Funde kann man belegen, was die Leute damals so gegessen haben.
Weizen, Dinkel, Gerste, Barsch, Felchen und Schleie, Rinder,- wenig Schweine,
um so mehr Wild, zu etwa 35% Hirsch, 8% Ur und zu 3% Wildschwein-
also 2/3 Wild und 1/3 Haustiere.
Pfahlbauten fand man rund um die Alpen, wo überall größere und kleinere Seen sind -
das Alter der Funde wird bei über 4000 Jahre liegen.
Durch den Ackerbau wurde die Versorgung besser, was ein ziemlicher Bevölkerungsdruck bewirkte -
mehr Menschen gleich mehr Nahrungsbedarf.
Die Haustiermast im Wald tat den Eichenbeständen nicht gut-
noch ein Aspekt zum vermehrten Rückgang der Eichenwälder.
Die Wasserspiegel der Seen, in denen die Pfahlbau-Dörfer lagen, hob sich und sank-
deshalb lagen viele Funde unter Wasser.

Älter als die Tempel in Jericho oder Malta sind die heiligen Stätten in Oberdorlar bei Eisenach.
Die Alten glaubten daran, daß die Götter in den Gebirgen oder Felsen wohnten,
aus deren Spalten der kalte Hauch kam.
Besonders Höhlen hatten es der Spiritualität der Menschen angetan, die ihren Lebensablauf,
das Säen und Ernten, die Vermählungen etc.
damit würzten oder besser sich zu erklären versuchten, was noch nicht bekannt war.
In Dorlar deutete man wohl eine plötzlich auftauchende Erdsenkung als "göttliches Zeichen",
- aus diesem Grund sind rund um diese herum kleine Opferstätten entstanden.
Die Senke füllte sich im Laufe der Zeit mit Wasser- gut 90 Heiligtümer hat man dort gefunden,
Kult aus 1000 Jahren Anbetung.
Tacitus, der röm. Schreiber erwähnt ein "großes Heiligtum der Hermunduren an der Werra,
die in ständigem Hader mit den Chatten" gewesen sein sollen.
Man nahm keltische Wurzeln des Kultplatzes an, dann sollen die Germanen dort ihre Kultplätze gehabt haben.
Auf jeden Fall sind die Kelten eindeutig der jüngere Kult gewesen,
mit Tier- und Menschenopfern, wie man anhand der Knochenfunde bewiesen hat.
(Heute ist man der Meinung, daß diese Kelten nicht aus der Türkei, wie ursprünglich vermutet,
sondern eher aus Griechenland oder näher - aus Zypern gekommen sein könnten.
Das würde auch die metallurgische Kompetenz -Kupfer- erklären, Zyprus, Cuprum, Kupfer etc.)

Dann irgendwann verlandete der See, christliche Missionare kamen auf
und immer noch opferten die Menschen ihren alten Göttern, obwohl das "bei Todesstrafe verboten" war.
Die neue Religion war wirklich sehr "tolerant"!
Die Kirche hat geschwind sich den Trend angeeignet und ihre Gebetstempel dort errichtet.
Man fand heraus, daß um Kultsteine herum Asche und Holzkohle verstreut war- was den Gedanken nahe legt:
Schon früher ging man um den Altar mit Fackeln und Bunz-Zeugs herum, wie das orthodoxe Priester dreimal tun..

Der Sage nach schläft Kaiser Rotbart im Kyffhäuser, in den Höhlen.
Alle hundert Jahre fragt er einen Zwerg, ob die Raben noch um den Kyffhäuser fliegen
- wenn das so ist, muß er weitere hundert Jahre schlafen.
So soll sein roter Bart durch die Tischplatte gewachsen sein..
Man nimmt an, es ist nicht Kaiser Barbarossa, sondern eher sein Enkel Friedrich II, dem diese Mär galt.
Dieser soll ein "erbitterter Gegner des Klerus" gewesen sein,
der sich großer Beliebtheit beim Volk erfreute, das durch die hohe Abgabenlast durch die Kleriker zu leiden hatte.

In diesen Felsspalten des Kyffhäuser fand man eine hohe Zahl an kultischen Dingen,
Opfergaben bald 3000 Jahren - so auch Reste von hundert Menschen, die wohl erschlagen,
zerlegt, gebraten und verzehrt worden sind.
Ob das mit den Veneto-Illyrern zusammen hing, die hier ihren Kult zwischen 1400-600 v.Chr. hatten,
- wer weiß das schon?
Interessant finde ich, ist der Hinweis auf die Speiseopfer,
wo man das Demeter-Opfer der Griechen oder ein mit Salz gewürzten Mehlbrei oder Opferschrot-Brei der Römer -
oder den "Seelenkleister" des Allerseelenfestes in katholischen Gegenden vergleicht,
der auf die Gräber gestellt wird..

Grabbeigaben waren oft in dieser Art beigefügt:
Eiserne Angelhaken, in Stoff gewickeltes Rasiermesser, doppelseitiger,
feingesägter Kamm, ein Köcher mit Pfeilen, Bernsteinschmuck, manchmal sogar ein Hut aus Birkenrinde..
Man fand in Keltengräbern Schalen aus Griechenland und Gegenstände,
die auf einen regen Handel mit Etruskern schließen lassen!

***

Die tägliche Kleidung ist wohl eher einfach gewesen, ein grob gewirkter Flachskittel zum Beispiel.
Die damaligen Weber schafften aber bereits bis zu 10 Kett-
und bis zu 30 Schußfäden auf einen Quadratzentimeter !

Die Umlagerung von Pilzen an die biologischen Materialien haben diese Strukturen erhalten,
die sonst zerfallen wären.
So feine Stoffe aus Dachshaaren zum Beispiel, durchsichtige Kunstwerke, die sonst verloren wären.
Die Gründe, weshalb der Dachs das von den Kelten favorisierte Tier war, kennt man noch nicht.
An den Fellen dieser Tiere fand man Kletten, Samen und Früchte, Pollen und Moose.
In den Grabkammern der Keltenfürsten fand man kunstvolle, mit Blech beschlagene Wagen,
die ihre Besitzer bereits gefedert fahren ließen, die an langen Deichseln gelenkt wurden,
riesige Kupferkessel und Trinkhörner von Auerochsen mit bis zu 5 Litern Fassungsvermögen!

In Keltengräbern fand man eingetrocknete Met-Reste:
40-50%ige Honig-Wasser-Mischung, wo bereits die Hälfte dieser Konzentration
ein südweinähnliches Getränk ergibt..
Ein Jahr wird dieser Ansatz gären, so die Wissenschaftler der Landesanstalt
für Bienenkunde und des Institutes für Botanik.
Keltenfürsten bekamen dieses Gebräu allerdings nicht von der Hefe abgezogen - beigelegt,
sondern wohl als fertiger Ansatz in die Gräber;
Zeit zur Vergärung hatten sie ja- oder?
Die Pollenanalyse ergab Thymian, Wegerich, Wiesenflockenblume, Wundklee, Linden.
Paläobotanische Untersuchungen lassen Rückschlüsse auf die Boden- und
Klimabeschaffenheiten zu, da dort bestimmte Pflanzen bevorzugt wachsen.

***

Die Geschichte hat viele Streiflichter:
Paterculus sagte über Varus, den Feldherren- von dem man viele Geschichten lesen kann:
"Arm kam er in eine reiche Provinz, reich ging er aus einer armen fort.."
Tacitus schrieb: "Ein windiges Land mit widerwärtigen Sümpfen und von Leuten,
die einen trotzigen Blick, rötliches Haar und einen großen Körper" gehabt hätten..
Auf linkische Art besiegte Arminius (ein germanischstämmiger römischer Adeliger)
den Varus in der Schlacht, wo - wir haben in der Geschichte oft genug davon gehört, daß
20-25.000 Legionäre abgeschlachtet wurden- die Retourkutsche kam- mit ebensovielen Toten durch Germanicus.
(Die anschließende Befreiung Germaniens als Wermutstropfen.)
Lange Zeit später verquirlten die Gebrüder Grimm diese Geschichte mit dem "Lindwurm"
des röm. Heeres mit der Siegfriedsaga.

***

Wahre Kunstwerke sind die Aquadukte der Römer aus der Eifel nach Colonia oder Köln.
Exakt ausnivelliert, mit Drainagen, damit kein Regenwasser eindringen konnte,
mit Revisionschächten, Viadukten und .. Beton!
(Opus Caementicium und mit Opus signinum, dem hydraulischen Putz, der abdichtete)
Täglich flossen 20 Millionen Liter sauberstes Wasser durch diese Leitung nach Köln-
in der Stadt mit bis zu 13Atu Druck in Bleirohren -
das sollen 1200 Liter pro Person sein, dh. der achtfache heutige Bedarf..
(Die Bleirohre speisten auch öffentliche Brunnen - ein richtiges Druckwassernetz!
Im Mittelalter betrieb man "Bleigewinnung" durch Diebstahl dieser Stadtwasserrohre)
Das Wasser wurde schier aus gesundheitlichen oder besser geschmacklichen Gründen
von so weit her geholt- mal eben 95km!
Im Mittelalter hat man Teile der Wasserleitung- vermutlich viele Viadukte- abgebrochen,
um die Steine für neue Bauten zu verwenden.
Die Kalkablagerungen in den Wasserführungen war so mächtig, daß man den Kalksinter
als "Aquaeduktmarmor" brauchte:
wunderschöne Säulen und feine Platten sind so entstanden.
Dürer schieb "Gossenstein" dazu.
(helle war das nicht, denn Gosse ist ein Straßen- Abwassergraben)
Die Römer würzten ihre Speisen mit Garum, einem vergorenen Fisch-Kräuter-Mix.
Dieses Zeugs soll den zweieinhalbfachen Jahressold eines Reitersoldaten wert gewesen sein-
also 6 Liter dieser "M aggiwürze".
Sie badeten in 50 Grad heißen Thermen, einer Art Spaßbad
mit Familienanschluß und Freizeitgestaltung.
Die untersuchten Abwassergruben brachten das zutage, was man heute ebenfalls verliert:
Schmuck, Kämme, Haarnadeln, Talismänner und Talisfrauen, Ringe, Spielsteine..
Der röm. Prinzenerzieher und Philosoph Seneca hat davon sein Leid geklagt:

"Von allein Seiten wirrer Lärm, ich wohne direkt gegenüber.
Stell dir einfach alle Arten von Geräuschen vor, die es dich bedauern lassen, daß du Ohren hast.
Wenn die Kräftigeren ihre Hantelübungen machen, egal,
ob sie sich davon wirklich anstrengen oder nur so tun,
hörst du ihr Stöhnen und sobald wie wieder ausatmen, ein heftiges Zischen und Keuchen.
Wenn sich Müßiggänger bescheiden auf plebejische Art salben lassen,
hörst du das Klatschen des Masseurs auf ihrer Haut,
und der Ton ändert sich, je nachdem, ob er mit flacher oder hohler Hand zuschlägt.
Dann kommt ein Ballspieler dazu, der laut mitzählt, wie oft er den Ball aufprellen läßt.
So, jetzt stell dir noch einen Zankteufel vor, einen ertappten Dieb
oder einen der vielen Zeitgenossen, die sich gerne im Bad singen hören!
Dazu gesellt sich das laute Platschen derjenigen, die ins Wasser des Schwimmbassins springen.
Aber das sind wenigstens noch natürliche Laute.
Jetzt der Haarausrupfer:
Um auf sich aufmerksam zu machen, preßt er wieder und wieder seine schrille Stimme hervor
und schweigt erst,
wenn er ein Opfer gefunden hat, dem er die Haare unter den Achseln ausreißen kann
und diesen armen Menschen dann an seiner Stelle schreien läßt.
Nicht vergessen darfst du die Ausrufe des Kuchenhändlers, des Wurstverkäufers,
des Zuckerbäckers und die Kellner der Kneipen, die alle mit durchdringender Stimme ihre Waren anpreisen."

(Wohl so eine Art früher Werbungs - Terror, ähnlich wie in den TV Sendern)
Noch ein Bonbon aus der anderen Ecke:
Der gute Karl "der Große" heirate eine 13jährige!
Ein wirklich christliches Vorbild, von dem man in den Schulen
in den höchsten Tönen schwärmt !

Karl der Große hat zwar große Dinge geleistet oder besser leisten lassen,-
als seine Person nicht mehr da war, zerfiel alles genau so schnell, wie es aufgebaut war.
Der Name kam aber doch eher von seiner stattlichen Körpergröße - 1,92mtr.
Fränkische Bauern hat er systematisch überall angesiedelt-
so kam auch der Frankurter Ortsteil "Sachsenhausen" zustande.
Man wäre ein Schelm wuerde man Parallelen zu den heutigen Neubürgern sehen,
die aus dem Orient kommen - und weitestgehend unter sich bleiben -
und von den "Linken" geheiligt, von den Unternehmern angelockt worden sind,
damit willig billig gearbeitet wird.
Der Karl hat auf jeden Fall dem Christentum - mit aller Gewalt - zum Sieg verholfen.
Die Ausdehnung seines Reiches war nicht als Größenwahn gesehen,
wie das spätere Mächtige oder Feldherren oder was auch immer, ebenso taten wie Karl.
Ob Napoleon, H itler oder die Cäsaren oder heute die so sehr demokratischen EU-Bürokraten..
Jeder betreibt Landnahme- ob aus wirtschaftlichen,
religösen oder vorgeschobenen humanitären Gedanken-
der Karl war sehr fromm und wehe, seine Untertanen waren es nicht!
Kaiser Wilhelm II hat sich ebenfalls gerne mit der Bezeichnung "der Große" geschmückt.
Die Story wird zur Genüge in den Schulen unterrichtet, die Schicksale der kleinen Leute jedoch nicht.

***

Auf Hiddensee hat man 1872 feine Goldgegenstände gefunden- am Strand, nach schweren Sturm.
Es wird vermutet, daß ein Wikingerfürst (Harald Blauzahn?) seine Schätze vergraben hat,
daß sich nach seinem Tode niemand daran gütlich tun mag-
wie das damals wohl Sitte war.
Nun spülte der Sturm nach und nach immer mehr edelste Schmuckstücke an den Strand-
Schatzsuchern seit gesagt, daß sich der Meeresboden zu dieser Zeit senkte- was Strand war, ist heute vielleicht 70mtr tiefes Wasser.
Dieser König Harald war der erste Wikingerfürst,
der sich aus Taktik dem Christentum verschrieb
und so sein Dänemark vor der Unterwerfung durch Heinrich I. bewahrte.
Sein Runenstein war zwar mit dem Haupte Christi, das aber nicht mit Heiligenschein,
sondern mit einem Sonnenrad gekrönt war, ausgestattet ;)
Zwei Welten prallten auf diesem Stein aufeinander - ganz ohne Frage.

Ein Abschnitt aus "Richard Löwenherz", ein Sohn französischer Eltern,
der Vater Herzog und Graf aus der Normandie- liebte den wilden Kampf
und so entstanden wohl diese "Kreuzfahrten" ins "heilige Land".
Schlimm soll es den Landstrichen ergangen sein, wo diese Raudis durchzogen, Wellen von Pogromen fanden statt:
"Die fanatisierten Horden, Entwurzelte, Unfreie oder Kriminelle,
verfolgten schon beim Beginn dieses Zuges die Juden im Rheinland"
Vielen ging es wohl eher um Raub, als um die Rache an der Hinrichtung "ihres Herrn", dem Jesus.

Noch ein seltsames Ding:
Burgen sind wohl eine Erfindung des frühen Mittelalters,
wo die Schwächung des Königstums im Streit mit dem Klerus um die Vorherrschaft
ausschlaggebend gewesen sein wird.
(Fliehburgen sind nur bei Angriffen bewohnt worden, sonst standen sie leer)
Die Wikinger sind mit ihren Drachenbooten sogar den Rhein hinauf gefahren -
deshalb stehen hier wohl besonders viele Burgen.
Die Restauratoren beschweren sich über den unsachgemäßen Umgang mit der Historie,
-was, wen wunderts- freilich verboten ist:
Ohne behördliche Zustimmung darf an Gräbern, Burgen
und anderen archäologisch wichtigen Dingen nichts verändert werden -
und wenn die Absicht der Erhaltungsvereine noch so freundlich gemeint ist.

Was wäre eigentlich, wenn man das Thema "Denkmalschutz" locker nehmen würde?
Mir schwebt da der totale Wegfall jeder staatlichen Einmischung in private Besitze vor- meine Begründung:
Eigentum verpflichtet und so wird der Besitzer eines Grundstücks
oder einer Sache oder eines Gebäudes schon das machen, was am besten ist.
(Ein wenig Eigenverantwortung und Selbstbestimmung hat heute selbstverständlich zu sein,
um es mal im Sprachduktus der Gesetzgeber -wer immer das sein mag-
zu sagen; ist zu tun, hat stattzufinden, ist zu machen)
Kurz: Es geziemt sich für eine von Demokraten für Demokraten gemachte Verwaltung n i c h t zu bevormunden..

***

Brauchen wir eigentlich Burgen und Schlösser,
die Symbole der Unterdrückung und Unfreiheit oder Denkmale grausiger Kriege und schrecklichen Leids?
Muß eine "Verteidigungslinie" oder müssen Bunkeranlagen oder die Gruft eines Fürstenhauses erhalten bleiben?
(Wo alle anderen Gräber nach einer Generation abgeräumt werden)
Wenn sich freiwillige Spender finden oder Vereine sich auftun,
um ein Denkmal oder eine Burg zu erhalten, dann ist das eine Privatsache und normal-
nicht aber, wenn Landesgelder dafür verjubelt werden-
womöglich auch noch mit div. zuständigen Ämtern und Instanzen.
Dieser "Westwall" - ähnlich die die Marginot-Linie in Frankreich -
könnte eigentlich verkauft werden, genau wie sämtliche Liegenschaften der Denkmale allerorten.
Das bringt Geld in die Kassen.
Selbst die Lager finde ich furchtbar, die an die Untaten des Krieges erinnern-
wäre da nicht eine einfache neutrale Halle mit Bild- oder Filmmaterial als Gedenkstätte besser,
die mit einem Friedwald umhegt werden könnte?
Die Stätten des Unrechts zu erhalten ist auf der einen Seite gut gegen das Vergessen,
(was allerdings auch in den Schulen getan werden muß)
auf der anderen Seite könnte das viel zu sehr glorifizieren, je nach Betrachter-
wo sonst kann der Sumpf mit jungen "Rechten" aufleben?
(Nach meiner Meinung kommt das als Gegenpol zu den "Linken", die arg überhand genommen haben,
aber auch in der seltsamen Art der Aufarbeitung in den Heldenfilmen und Geheimdienstfilmen und Kriegsfilmen etc.
Je mehr davon gezeigt wird, um so interessanter wird die jeweilige geschichtliche Epoche.
Höre ich mich bei den Jungen um, kommt heraus was in den Schulklassen vor sich geht: Rechtradikale bei den vielen Türken und Russen. Das wollen weder Eltern noch Schulleiter wissen.. (wir haben zwei Kinder und drei Enkel)

Die Fürsten von damals waren alles andere als Demokraten, der Kaiser war es nicht,
die Kirche ist nicht demokratisch gewesen, der Despot war nicht demokratisch, die Ostzone ebenso wenig-
was um Himmelswillen ist an deren Denkmälern erhaltenswert?
Neue Menschen kommen nur durch Aufklärung, ohne diese gibt es keinen Fortschritt- nirgendwo!
Nochmal; mit den meisten Lehrenden, die eben Akademiker sind, wird man weder Vernunft, Demokratie oder Mitbestimmung oder Gleichberechtigung noch Bodenhaftung vermitteln können..
Das ist freilich nur meine ganz subjektive Meinung, die als Denkanstoß dienen soll..

***

Ein Faksimiledruck von 1857 -Die Geschichte des Herzogtums Nassau-
wird nun der Lesestoff sein, aus dem ein paar relevante Besonderheiten oder zeitgeschichtliche Details
über das Leben der kleinen Leute berichtet wird; der Sinn und Grund meiner Geschichtsseite.

Alte Namen, so die Chronik, erinnern an die Hunnen
( die aber schon von der körperlichen Ausstattung KEINE Hünen waren - die ebenfalls Ortsnamen prägten ),
an das mächtige Bergriesengeschlecht, das "von Odin besiegt, seinen Untergang gefunden habe"
Kelten hätten hier längere Zeit gewohnt, wohl auch die Steinwälle aufgetürmt,
Ubier, Katten, (Sueven), Sigambern, Teukterer, Usipeter, Mattiaken, Alemannen (Bucinobanten)
und Franken, Ingrionen und Nertereaner und Juhonen ebenso.
Nassau's Bevölkerung soll wohl eine Vermischung aus Alemannen und haften gebliebenen Römern,
Franken, Mattiaken und Sigambern sein, von zahlreich angesiedelten Juden
und vertriebenen Waldensern aus Frankreich.

Gradheit, Offenheit, Biederkeit und Herzlichkeit wird dieser Volksmischung zugeschrieben,
sowie Geistige Gewecktheit und Gemütlichkeit.
(Was ich wohl bestätigen kann - aber nach den 1970iger Jahren, wo der Abstieg des Landes seinen Anfang nahm, zeigten sich in gleicher Proportion "Toxiker", was bis heute anhält- Ende 2023-)
Die Gebirgsbewohner sollen dabei ruhiger und größer, "eher typische Germanen",
die Tal-Lagenbewohner kleiner und feingliedriger und hitziger gewesen sein.
Die Liebe zum Vaterland sei beiden gleich wohl teuer - zu teuer,
wenn man sich aufstacheln läßt, wie schon so oft vorgekommen..
(Wie die Geschichte lehrt, ist durch bessere Bildung oder durch Frauen
in der Staatenlenkung nichts besser oder friedlicher geworden)
Der Hang zum Wohlleben war wohl nur an Stadtrandzonen bemerkbar-
das hat der Chronist wohl schon vor 160 Jahre erkannt..
Die Anekdote dazu:
Ein Schultheiß im Westerwald sollte in einem Bericht vom Luxus erzählen, den die Bewohner hätten-
der Mann wußte nicht, was dieses Wort bedeuten sollte und so hat er seinen Sohn bemüht,
der die Schule besuchte.
Nur hat jener einen kleinen Fehler gemacht und "Lupus" uebersetzt: Wolf.
So schrieb der Schultheiß dem Amt zurück: Den letzten Wolf hat mein Schwager geschossen,
vor 3 Jahren - aber bis heute hat er das Schußgeld nicht erhalten..

***

Was im 16.Jhd an Schmuck der Kleidung war, so schlicht war diese im 1850, -
bunter bei den Katholiken, "ernstere Farben" bei den Protestanten oder Lutheranern.
Die Sprache war im Westerwald schon ein wenig Rheinisch- wie heute auch,
ein seltsamer Singsang -was wohl blieb,
ist der Wechsel des Dialektes und der Phonetik von Ort zu Ort, wie heute auch.
Der westliche Westerwald unterscheidet sich phonetisch deutlich vom östlichen Westerwald.
Die Feste waren: Am Sonntag Laetare die Todaustreibung (Todenberg bei Idstein),
Hochzeitsfeste, Pfingstfeste, Carneval, Kirchweih, Hochheimer- Dietkirchener- Altenburger Markt.
Schützenfeste, Wald- Kirschen- Ernte- Herbstfeste, das Hahnen- oder Gickelschlagfest,
Freudenfeuer auf den Bergen und Thälern, Sängerfeste, Turner- und Feldbergfeste, Oraniensteiner Volksfest..

Die Chronik schreibt: Das Aussehen der Häuser habe viel dazu gewonnen,
die Verschönerungen der Wohnplätze haben gegriffen.
Aber:
Während sich in den Städten und Badeorten die großartigen Gebäude mehrten,
wuchs in den Dörfern die Armut und die Zahl der kleinen Hütten mit dem notdürftigsten Lebensraum.
Ackerbau und Viehzucht waren bestimmend, der Binnenhandel blühte, der Export eher nicht.
Jahr- Wochen- Vieh und Krämermärkte waren wohl reichlich vorhanden.
Edle Weine des Johannisbergs, Markobrunnens, Steinbergs, Gräfenbergs,
Rothenbergs, Rüdesheims, Asmannshausen, Rauenthal, Hochheim
und die Thermen mit den Mineralquellen sorgten für Bekanntheit.

Die Zahl der Tagelöhner mit dem Proletariat hat sich derzeit arg vermehrt,
desgleichen die Zahl der Auswanderer- wie schon mehrfach erwähnt, sind ganze Orte verarmt und wollten auswandern.
So wurde in den USA u.a. ein neues Mensfelden gegründet.

Dieser plötzliche Armutsanstieg kann man sich wohl nur so erklären,
daß durch die bessere Ertragslage der Felder die Zahl der Bewohner hat ansteigen lassen,
die dann aber keine Arbeit fanden oder durch Realteilung der Grundstücke
immer weniger Einkommen erwirtschaften konnten-
dann kamen Mißernten..

***

1829 baute man in Wiesbaden eine katholische Kirche - etwas zu geschwind:
Abends 6 Uhr am 11.2.1831 stürzte der Bau in sich zusammen,
weil auf das zu schwache Fundament hohe Mauern und der Fachwerkaufbau ganz einfach zu schwer waren.
Später "stieg daraus ein evangelisches Gotteshaus emphor".
Der größte Reichtum der nassauischen Landeshauptstadt waren zweifelsfrei ihre Thermen,
besonders der Kochbrunnen,
welcher mit 55/56 Grad aus der Tiefe kommt,
pro Minute fast einen halben Kubikmeter Wasser -seit Jahr und Tag und immer gleichmäßig,
Sommer wie Winters - sprudelt.
Dabei kommen bis zu 8 Pfund Mineralstoffe mit hervor, die gelbliche Ablagerungen bringen.
Schon Plinius vor über 2000 Jahren kannte die Mattiakischen Quellen.
Ein Abzweig dieser heißen Quelle hat man zum Abbrühen von geschlachteten Tieren benutzt.
Die anderen Mineralquellen der Stadt bringen 38 Grad Wärme.
Der Weilburger Fürst soll sich nach 12 Stunden Transport dieses Wassers
von Wiesbaden nach Weilburg noch immer die Füße daran verbrannt haben,
so lange blieb dieses Wasser heiß !
Kohlensauren Kalk, Eisenstein, Kieselsäure, Phosphor, arsensaure Eisenoxyde,
Chlor-Natrium, Calcium, Magnesium und Kohlensäure hat man analysiert.
Jährlich rechnet man mit 18 Millionen Pfund fester Substanzen, die aus der Quelle kommen.

Dichter werden nicht müde, ihr Latein zu bemühen:
"Est propriae linguae dialectus amabilis illic, Exprimit hoc suaves culta puella sonos"
"Das Teutsch redet man sehr schön und fein, Wie du hörst an dem Jungfräulein!
Ich übersetze das so: Die Sprache ist liebenswert, wie die eines kultivierten (gebildeten) Mädchens.

Damals herrschte ein anderes Denken vor: "..nicht jene ängstliche Scheu,
daß der Niedere sich gegen den Höheren vergesse
und der Vornehme sich gegen den Geringeren Etwas vergebe.."

***

Bereits im Jahr 1610 kannte man Kur- Bade und Diätregeln!

Matte oder Wiese ist der Ursprung des Namens der Stadt Wiesbaden,
so auch für den Namen, den die Römer diesem Ort gaben: Mattiaker, Fons Mattiacae -
aber genauso gut könnte es der Hauptort der Chatten, Mattium gewesen sein.
Spätere Gelehrte haben versucht den Ortsnamen in "Weißbaden" umzumodeln- was zum Glück nicht gelungen ist.

Walther von der Vogelweide:
"Wer sieht den lewen? wer sieht riesen? wer überwindet jenen und diesen?
Daz tut jener, der sich selber zwinget!"

***

1336 ist von einer grausamen Verfolgung der Juden die Rede,
die in Deutschland, besonders wohl im Nassauer Land war. 1620 und 1625 noch weitere Male.
Die christlichen Prediger haben aus ihrer Kirche ausgeschlossen, wer Juden eine Wohnung gab.
(Hier sieht man sehr schön den Ursprung des angeblichen Judenhasses)
Der "Löwenbund" von Adligen wollte die Ordnung wieder herstellen,
was in diesen Zeiten wohl ein fast unmögliches Vorhaben war,
weil der Erzbischöfliche Stuhl zu Mainz ganz radikaler Meinung war.
"Bischof Adolph beißt um sich wie ein Wolf.." (Schenck)
Ähnlich auf "fruchtbaren Boden" fiel die Reformation, zumal auch noch Waldenser aus Frankreich dazu kamen.
1547 kam eine "heimliche Feuersbrunst", 1561 noch eine, 1570 und 1586 weitere,
dann steigerte sich der Hass zum 30j. Krieg 1618-1648.

"Zu den Unfällen jener Zeit zählt unser alter Gewährsmann auch noch den besonderen,
daß sich bei dieser Gelegenheit aus den benachbarten eppsteinischen Lande
wieder Juden in Wiesbaden eingeschlichten hätten.."

Was ist mit den heute "eingeschlichenen" Mulimen, den Erzfeinden der Juden?

***

Die späteren preußischen Truppen haben die Bürger "durch Einkerkern, Knebeln,
Herumschleifen und sonstige Quälereien auf das Grausamste und Unmenschlichste heimgesucht"

Der kaiserliche Oberst Freiherr von Götzenich fiel drei Mal in Wiesbaden und Idstein ein
und wüstete unmenschlich, so die Chronik - gegen alle, gegen Christen wie Juden.
Türen wurden gesprengt, Feuer gelegt, Urkunden wurden zerrissen,-
den Bürgern wurde das Löschen der Häuser untersagt.
Die Soldaten wüteten und vergingen sich, richteten riesige Zechen in den Gasthäusern an.
Von allen Seiten kamen Klagen über diesen Plünderer und Mordbrenner,
der darauf vor das Kriegsgericht kam und verurteilt wurde.

1629 hätten in Wiesbaden 115 Häuser leer gestanden, die Leute waren geflohen.
1634 und 1635 wurden die Wiesbadener von den Bayern und Österreichern sehr übel behandelt,
wiederholt überfallen, geplündert und mit großen Schäden gebranntschatzt-
selbst vor der Kirche haben die Halunken nicht halt gemacht und die Altarkelche geklaut.
Oberst Hohendorf der Schweden kam April 1635 und nahm sich 300 Pferde, Ausstattungen und Futteralien.
Das war dem Burschen nicht genug- nein, er mußte auch noch viele Häuser abbrennen..

Im dreißigjährigen Krieg langen viele Truppen gegen Kurmainz,
das direkt über den Rhein gegenüber Wiesbadens liegt.

Trotzdem man der Reiterei Wein und Lebensmittel schickte, daß die Stadt verschont bleiben möge,
fielen die Soldaten ein wie ein Unwetter schlimmster Art.
Selbst "Kindern minderjähriger Art" wurden schlimme Dinge angetan, so der Bericht jener Tage,
der so wörtlich "mit keiner Feder beschrieben werden kann".
Die Bewohner der Stadt wurden nackt viel Vieh zusammengetrieben in den Nachbarort-
kein Wunder, daß jemand später den Obristen Wolf niederschoß-
der mit seinen Offizieren derartige Gewalttaten verübte.
Sogar Waisenkinder wurden aus dem Heim vertrieben..
Kaum waren die restlichen Wiesbadener wieder in die Stadt zurückgekehrt,
fielen 1645 die Franzosen ein, plünderten, branntschatzen,
klauten sogar die Kirchenglocken und die Orgel, kein Fenster soll ganz geblieben sein,
kein Nagel in der Wand, keinen Knopf auf den Dächern - was irgendwie versilbert werden konnte:
Die Stadt lieferte nicht genug an die in Mainz stehenden französischen Truppen,
so kam obige Rache, die wohl bis 1648 dauerte.

Im 15.Jhd hätte die Stadt in "hohem Flor gestanden",
so blieb im 16.Jhd keine 100 Köpfe zählende Einwohnerschaft zurück.
1634-48 sollen 50, manchmal kaum 20 Bewohner dort gelebt haben.
Alles fiel wüst, wie eine Totenhalle- in den leblosen Straßen
und ehedem lebendigen Plätzen oder vor dem Rathaus hausten Kaninchen und Feldhühner
im hohen Unkaut und Strauchwerk, an ruinösen Gebäuden.
Zu allem Überfluß "schwang die Pest und Hungersnoth die schwarzen Flügel
über die unglückliche Stadt", schreibt die Chronik.

Zu Anfang des 18.Jhds. kamen neue Menschen in die leere Stadt,-
aus anderen deutschen Landesteilen, aus Ungarn, Siebenbürgen, Preußen, Schweden,
Irland, Frankreich und aus Holland.
So wohnten bald wieder 300 Bürger in der Stadt, Mitte dieses Jhds. 500 Einwohner.

Die Grausamkeiten der vielen Kriege und Scharmützel sind mir ein Greuel zu lesen
und zu beschreiben - warum beseitigt man nicht zuvor die paar toxischen Machthaber,
die so etwas anzetteln, dann wären der Opfer sehr sehr viel weniger
und auch das Leid - von der ökologischen und ökonomischen Katastrophe ganz zu schweigen?
Nun, so einfach ist die Sache wohl nicht- da konnte doch ein SPD-Politiker und "Verteidigungsminister" sagen,
daß man die "Deutschen Grenzen am Hindukusch verteidigen müsse" - das war 2007 und heute schreiben wir den 18.August 2021 -
die Truppen sind wieder raus aus Afghanistan und haben nur Tote und Scherben und einen Haufen Kosten verursacht-
Vertriebene, Flüchtlinge, die teuer versorgt oder "integriert" werden "müssen".
Ein gewaltiger Schaden durch eine Art "Bündnisfall", den man hätte vermeiden müssen.
Ausgerichtet hat dieses "Mandat" nichts, im Gegenteil: Die Taliban haben nun das ganze Afghanistan übernommen!
Nun kommen noch mehr Flüchtlinge nach Deutschland - na klaase!
Ein typisches Vollversagen der Politik.

***

Zurück zur Historie:
1789 brach in Frankreich die Revolution aus, viele Leute flüchteten außer Landes- auch nach Nassau.
Geld hatten sie genug dabei, was der Stadt nicht schlecht bekam- es weckte aber auch Begierlichkeiten.
So soll ein einheimischer Metzger einen französischen Offizier erstochen haben -
nun sollte die Stadt "an allen vier Ecken" angezündet werden.
Ein alter franz. Oberist, der in Wiesbaden zugezogen war, intervenierte zum Glück erfolgreich -
ein Gewinnen dieses Helden für die Armee blieb aber erfolglos.

Auf der Höhe des Taunus oberhalb -nach Norden- Wiesbadens, der "Platte" ließ Herzog Wilhelm
ein prächtiges Jagdhaus errichten, das mehrstöckig, wie ein Schloß wirkt- mitten im Wald.
Dort fand das Schauspiel der Rotwildfütterung statt, wo die Tiere so zahm waren,
daß man sie mit der Hand füttern konnte, wie die Chronik vermerkt.
Schräg schreibt sie weiter: "Bis durch die gleiche Hand später der tödliche Schuß erfolgte.."
Über den Türen überall Trophäen des guten Fürstes, der so viel Freude an der Jagd hatte,
wie die meisten der damaligen ? Herrscher.
Freude am Töten - Blutrausch oder Mordlust hat nichts mit dem Gewerk des Metzgers zu tun !
Ganz sicher hat er, der Hochwohlgeborene- das "Aufbrechen" und das "aus der Decke schlagen" und das "Zerwirken" anderen Leuten überlassen..
Die Überlieferungen sind zuweilen denkwürdig, wie folgendes Gedicht,
das wohl keinen bekannten Verfasser benannt hat:

Ein Hexengedicht.

Du alter Thurm, wie fühle mein Aug ich hier entzückt,
Seit dich mit Laub und Kühle der Freiherr hat geschmückt!
Die Felder, Höhn und Matten zeigst du in heitrem Schein,
Und nur ein trüber Schatten umschwebt noch dein Gestein.
Der Wahn der Hexenvernichter verschlag der Opfer viel;
Oh daß auch hier den Dichter erschreckt sein grausam Spiel !
Da saß die Engelgleiche, die blind hinab er stieß,
Saß da, wie eine Leiche, im tiefsten Thurmverließ.
Ihr Wangenpaar, gleich Rosen, der purpurreiche Mund,
Der Augen süßes Kosen, ihr Busen, zart und rund:
Das waren Zauberschlingen, das war ein Hexenspiel,
Darin verloren gingen verliebter Herzen viel.
Soll länger ihr Verderben sie treiben noch? O nein,
Sie muß als Hexe sterben, sie soll gerichtet sein!
Im Thurm sieht man sie schmachten, an Ketten schwer gebannt;
Die Folterräder trachten, bis sie die Schuld bekannt.
Ruft sie für sich als Zeugen den ganzen Himmel an;
Der Wahn läßt sich nicht beugen, sein Spruch ist abgethan.
Viel Volkes läuft zusammen, gerichtet sie zu sehn;
Es lautet ihr Verdammen, den Feuertod zu gehn.
Schon brennt sie, da verhüllt sich schwarz des Himmels Zelt;
Es blitzt, der Donner brüllet, als ende heut die Welt.
Kam von dem Wolkenlenker das Wetter hergeführt? -
Umsonst! Es bebt kein Henker, es wird kein Herz gerührt.
So starb sie hin unschuldig, und bald mit heitrem Schein
sah wieder stillgeduldig der Himmel selbst darein.
Doch zieht seit jener Stunde, als Mahnung, ernst und hehr,
Ob jenes Hügels Runde nun kein Gewitter mehr.

***

1841, so der Geschichtsschreiber, wollte man die Rheinschiffahrt vom Biebricher,
dem Nassauer Ufer, nach Mainz lenken, indem des Nachts 60 Schiffe mit Steinen ihre Fracht so abluden,
daß das Fahrwasser von Biebrich durch einen Damm abgeleitet wurde..
Auf Großherzogliche Anordnung wurden diese wieder entfernt - vom Urheber.
(wohl eher nicht vom Anstifter oder Befehlshaber, sondern von seinen Helfershelfern)

In dem Ort Frauenstein steht eine riesige Linde, die ihre Äste auf ein massives Gerüst aus Balken stütze.
27 Fuß Umfang habe diese, so der damalige Chronist.
(Die Blutlinde steht wohl heute noch: Frauenstein )
"Und noch steht in der Sage hut, Er als entsproß unschuld'gem Blut!"

Die Sage geht:
"Vor langen Jahren kam ein junger Mann daher in ritterlicher Tracht,
der hatte ein Weiblein bei sich, schön und zart,
aber wie es schien, von dem langen Wege ermüdet.
Bleich waren ihre Wangen und ihr Haupt hing auf des Führers Schulter, seitwärts die schönen gelben Locken.
Scheu blickte der Geleiter um sich; er schien jeden Menschen zu fürchten.
Doch jammerte ihn des Mägdleins, und er wollte sie zu einer sicheren Hütte führen,
wo die zarten Füße ausruhen könnten.
Dort unter der efeubewachsenen Burg steht ein einsames Haus den alten Burgherrn gehörig.
Dorthin wankte der Arme mit seiner theueren Last.
Der Mann des Hauses nahm ihn freundlich auf - in der Stube drinnen aber saß der Burgherr.
Mit scharfem Blicke faßte der Finstere den Eintretenden ins Auge;
schleunig stand er dann auf und winkte seinem Dienstmann hinaus.
Der Fremde, nichts Gutes ahnend, wollte weiter, aber die halbohnmächtige Geliebte bat ihn, daß er bliebe.
Da trat der Wirth mit freundlichem Gesichte wieder herein,
bot den Labetrunk und erquickte das Herz der beiden Ermatteten.
Mit einem vergelt Dirs Gott wollten sie am Abend weiter,
aber draußen vor der Thüre standen des Burgherrn Geharnischte,
die beide ergriffen und auf die Feste führten.
Willkommen, schrie dem Gefesselten der tückische Burgherr entgegen, willkommen, Du Räuber !
Dein Brautbett ist fertig. Führt ihn hinab und richtet ihn.
Meines Bruder Tochter ist's, die Du raubtest, und Kunde hatt' ich ehe Du kamest,
von Deiner Gestalt und Deinem Ansehen!
Da ward der edle Jüngling gebunden und hierher geführt, und, wo die Linde wurzelt, floß sein Blut.
Das Fräulein ging in's Kloster, ließ aber auf das Blut des Geliebten,
ehe sie schied, diese Linde pflanzen.
Seitdem ist es, als ob ein Leben in dem Baume wäre, das nicht ersterben kann
und Niemand wagte es, ein Ästlein abzuschneiden,
oder eine traubige Blüte zu brechen, weil er fürchtet, es würde Blut herausfließen.."

***

Nach der Sitte deutscher Dörfer stand die Linde in der Dorfmitte,
die Kirchen schlossen sich dieser Sitte an-
Richig sei die Überlieferung, daß man zu (Thing) Dingen pflegte,
wenn sich ein Anlaß dazu bot - noch weit vor jedem römischen Gesetz,
das bald nur noch durch Fachleute verstanden und umgesetzt wurde,
waren damals die Geladenen des Dings oder Thing's Laien,
die nach ihrem gesunden Menschenverstand Recht sprachen.
In dieser Linde wurde eine Decke aus Brettern eingezogen-
wodurch sich das Frauensteiner Ding in ein "Ober und Unterhaus" gliederte.

***

Noch eine Sage gefällig, aus einem alten Rittersitz?
"Ein Graf verstieß seinen einzigen Sohn, weil derselbe sich ein Mädchen
von niederer Herkunft zur Gattin erkoren hatte.
Über einer lieblichen Tochter, die sein welkendes Leben verjüngte,
und über einer treuen Hausfrau, die seines Alters pflegte,
vergaß der Vater den Verlust des verstoßen Sohnes,
bis die Begleiterin seiner Tage starb und deren Ebenbild als Gemahlin
eines Edlen des Landes dem eigenen Herde folgte.
Nun stand er alleine auf seiner Feste, eine Eiche, die einsam mit verdorrtem Gipfel auf dem Bergeshaupte ragt,
deren letzte Zierde Moos ist und mit deren wenigen dürren Blättern die Stürme spielen.
In dieser Verlassenheit ergriff den schwachen Greis Reue und Sehnsucht nach dem Erben seines Namens.
Er hüllt sich in das Bußgewand und ergreift den Pilgerstab,
um nach dem Kloster Nothgottes zu wallfahren und dann seinen verstoßenen Sohn aufzusuchen.
Er kommt nach Frauenstein, unter dessen alter Linde er rastet und ihm einer der hier
sitzenden Greise die Sage von dem in Blut gepflanzten Baume erzählt,
worüber betroffen er eilends aufbricht und weiter zieht.
Die Sonne ging schon unter, da trifft er in einem Thale einen Knaben und ein Mädchen,
die ihm freundlich einen Trunk aus der nahen Quelle schöpfen und ihm am Abhang eines Berges ihren Vater zeigen,
der dort die Rodhacke schwang, als ob er die Felsen zermalmen wollte.
Die Kinder dringen in den Pilger, doch mit ihren in die Hütte ihrer Eltern zu kommen,
und er kann ihren zärtlichen Bitten und Liebkosungen nicht widerstehen.
Gastfreundlich wird er von einer lieblichen Hausfrau empfangen und von ihr
und dem heimkehrenden Winzer bewirtet,
und erkennt endlich, als Licht in die Stube erscheint, in dem fleißen Roder -
seinen verstoßenen Sohn.. "

Nochmal:
Das "gebotene Ding" oder Thing war die Gerichtsbarkeit, die im Bedarfsfalle tagte
und nur wenn es gegen Obrigkeiten ging, über welche die zinspflichtigen, hörigen oder unfreien Leute nicht richten durften,
wurde das Hubengericht angerufen, auch Gau- oder Sentgericht genannt.

Der Chronist vermerkt:
"So war es einst und wie ist es jetzt?
Zu todten Formen hat sich das lebendige Recht versteinert, leblose Buchstaben haben seinen Geist getödet;
Mumien wurden Leben und das Leben ward zur Mumie!" (Röm. Gesetze)
Weiter meint er: " Was wir immer vom Wiederaufblühen der Wissenschaften im 15.Jhd.
Großes und Herrliches zu verdanken haben, für Deutschland war das römische Recht kein Glück,
sondern eine Giftpflanze, die, auf edlen Boden herübergepflanzt,
das gute alte deutsche Recht für Immer überwuchert und erstickt zu haben scheint."
(Statt Laien rückten nun studierte Fachleute in die Gerichtsbarkeit ein, wie oben schon angeschnitten)

***

1635 soll Herzog Lavalett in den Zeiten der Hungersnot mit seinen Truppen
die Ruhr durch unreife Trauben erlitten haben.

.. noch immer die Geschichte des Herzogtumes Nassau betreffend.

"Die geistliche Blume" war die heilige Bilehilde, die in Hocheim lebte.
Am Ausgang des 13.Jhds. wurde die vorzügliche Schönheit,
wie berichtet wird, als 16j. Jungfrau vom Herzog Hetan I von Thüringen und Franken begehrt.
Als Schwester König Siegberts und der ersten Christl. Herzogin durchaus standesgemäß.
Eigentlich wollte sie gleich ins Kloster gehen, aber der damalige Heide und Herzog bekam sie zur Gattin.
"Edelster Fürst, sprach sie, Ihr dürft nicht nach meinem Willen fragen,
sondern was meinen Eltern gefällt, unter deren Willkür und Gehorsam ich stehe!
Wäre es aber, daß mir meines eigenen Willens Gewalt und Vollmacht gelassen würde,
so gelobte ich Gott vielmehr, als Euch meine Reinigkeit und meinen Glauben.
Nun aber geschehe nach dem Willen Gottes, was dieser mit mir beschlossen!"

Trotz ihrer Liebe scheiterte der Versuch der Bekehrung ihres Gatten, der rauh und kriegerisch war.
"Als Bilehildis sich Mutter fühlte, rief der Krieg den Herzog in's Felde"
Ungern ließ er sie zu ihren Eltern zurückziehen, wo sie ihr Söhnlein Siegbert gebar,
welches aber schon im dritten Jahre verstarb.
Der Herzog fiel in Frankreich und Bilehildens Herz wandte sich nun in ganzer Innigkeit
ihrem Lieblingsgedanken zu.
Sie gründete 635 das Kloster Altenmünster in Mainz, nahm den Schleier
und starb geliebt und verehrt in seinen Mauern, in Muße und großer Frömmigkeit,
wie die Geschichte erzählt.

Die Geschichte des Herzogtums Nassau hatte neben hochedlen Weinen Hochheims
auch einen trefflichen Sekt zu bieten, der weltweit bekannt war.
Schon damals kauften die Deutschen lieber mit franz. Etikett
den gleichen Inhalt zu doppeltem Preis, wie die Chronik berichtet.
Fast rund um die Welt bekannt, genoß dieser aus den feinsten Trauben
bester Lös- und Letten - Lagen des Rheingaues gewonnenen Weinen den daraus hergestellten Sekt
nach Art des Champagners (welcher auf magerem Kalkgrund wächst),
der allen Sorten wohl überlegen war.
Anpreisen mußte man den Hochheimer Sekt nicht, auch nicht mit Cognac aufwerten,
wie das in Frankreich mit dem Champagner passiert -lt. Chronik.
Der Französische Champagner hielt sich in heißen Ländern bei weitem nicht so gut,
wie der aus dem Rheingau, welcher deutlich kräftiger war.
Die Weine der Champagne wurden schon deshalb früh in Flaschen abgefüllt,
weil sie sich in den Fässern nicht so lange hielten.

***

Lustig:
"Hier strömt der Main durch saat- und obstreiche Gefilde
nach Hochheims rebenbekränzten Hügeln hinab; dort drüben theilt ein riesiger Schwimmer,
das stattliche Dampfschiff, mit kühnen Armen die Fluthen des Rheines,
und durch die Ebene zu unseren Füßen schießt im Abendgrauen
eine Feuersäule hin, das brausende Lokomotiv, ein Blitz, der über die Fluren dahinfährt."

***

1648 besetzte Marschall Turenne den Ort Eppstein- er machte die Kirche zu einem Pferdestall,
ließ die Kirchenstühle verbrennen.
Seltsamerweise holte er die in das Schloß geflohenen Bewohner zurück,
um Brände in der Stadt löschen zu helfen..
Beim Beginn des franz. Revolutionskrieges verwandelten die Preußen
das Schloß in ein Lazareth, wobei das ohnehin schon beschädigte Gebäude den Rest erhielt.
Die Chronik berichtet, daß VOR dem röm. Recht Todesurteile selten waren,
nach der Einführung jedoch häufig ausgesprochen wurden-
es reichte zuweilen, wenn jemand aus dem Bach Krebse fing..
Da war noch die Besonderheit des Marktschiffes, das auf dem Main von Markt zu Markt
oder Anlegesteg zum nächsten gezogen wurde.

Ansonsten sind in den Chroniken mehr Aufzählungen der Geschlechterlinien
adliger Häuser zu finden, was das Lesen sehr erschwert-
wie seltene Perlen finde ich hie und da interessante Begebenheiten,
die vom Leben einfacher Leute erzählen. (Ausufern soll meine Seite nicht,
von der "Upperclass" liest man schon mehr als genug)

***

"Jetzt beginnen die Drangsale, welche in der Leidensgeschichte der evangelischen Kirche
eine merkwürdige, aber betrübte Stelle behaupten,
durch die Jesuiten von Neuem. Durch mainzische Soldaten von Königstein her,
welche den Bürgern als Executionsmannschaft eingelegt wurden,
vollenden die heiligen Väter der Gesellschaft Jesu die Bekehrung,
während welcher viele Bürger von Haus und Hof, Weib und Kind flüchten."

Die Verkündiger des christlichen Glaubens wählten mit Absicht solche Stellen,
die schon in heidnischen Zeiten verehrt wurden.
An den Nimbus des heiligen Haines erinnert sich Thiuda, (das Volk) noch immer,
weiß die Eschborner Chronik zu erzählen.

Zu diesen Dingen zählten wohl auch die vielen heilsamen Quellen,
die besonders am Rand des Vordertaunus -noch heute- sprudeln.

1796 drangen abermals die Franzosen vor und so wird aus Königstein berichtet,
als die Österreicher, die das Königsteiner Schloß mit 600 Mann besetzt hielten -
in Folge einer Bestechung den einziehenden Truppen.
(Dafür soll später der Kommandeur vom Kriegsgericht erschossen worden sein.)
Später änderte sich das Blatt- die Franzosen wollten die Feste aber nicht heil zurücklassen,
als sie sich zurück zogen.
Schleifen mehrerer Befestigungen, zuschütten der Kasematten, ein kleines Kommando
aus Soldaten und "Genieoffizieren" blieb für die Sprengung zurück.
Man wollte nichts heil lassen - so wurde die im Hof befindliche Zisterne
mit Sprengstoff gefüllt und mit Steinen abgedeckt.
Aber durch die genagelten Schuhe, so der Chronist- entzündete sich der Kram,
die ganze Ladung, weil wohl die Lunten falsch gelegt wurden.
"Ein schrecklicher Donner und die Scene der Verwüstung schleuderte Trümmer
und Körperteile von 30 Menschen herum- was das Volk als ein Strafgericht
Gottes sah, was die Schuldigen bestraft und die Stadt geschont habe"
Später traf noch ein Blitz das Dach des Turmes- und so schaut die Burg noch heute aus.

***

"Zu Ring dem Ding geben" - Lange vor den obigen Zeiten versammelte sich das Volk in einem Ring zu Gerichte.
Das waren oft die Orte, wo später Burgen erbaut wurden.

Ein Dichter (Schudt) singt:
"Wohl mag er stolz auch blicken, er thut's mit gutem Zug; denn er trägt die schönste Krone,
die je ein König trug!
nicht geerbt hat er die Krone, und hat sie nicht geraubt;
Das Volk hat sie ihm gesetzt, auf sein ehrwürdiges Haupt!"

(So ein Lügenbär - als ob das Volk jemals einen hätte krönen dürfen)

***

Diese Ringwälle sind die Römer lieber umgangen,
weil sich dorthin in der Not der Verteidigung die Bewohner zurück zogen,
sie waren also nicht nur Gerichts- und Tagungsstätte,
sondern auch zur Religionsausübung und zum Schutz in der Not gebaut.
Ringwälle waren eine starke Befestigung, Beispiele davon finden sich überall in Hessen-
so besonders auf dem Altkönig im Taunus,
wo nicht nur seltsame Pflanzen wuchsen, wo auch der Blick weit in die Wetterau,
über den ganzen Talkessel Frankfurts hinweg geht.
Noch heute spürt man den heiligen Ort, wie ich zuvor schon erwähnt habe.
(Wir sind Wanderer und kennen den Berg)
Dahinter liegt der Hünerkopf (wie die Hühnerstraße), eine breite und wichtige Verbindung von Nord nach Süd die ebenfalls ihren Namen
nicht vom Federvieh, sondern von den Hünen bekam.
Im Rücken des Altkönigs liegt der Fuchstanz, ein freier Platz inmitten von Tannen,
"wo Füchse im Sommer unter Eulenmusik und Mondbeleuchtung lustig ihre Bälle halten, im Winter
aber traurig wie das Sprichwort sagt, einander gute Nacht sagen"

***

Oberursel ist ein Städtchen am südlichen Taunushang, nördlich Frankfurts* in weiter Ebene.
*(Heute spricht man selbst in öffentlichen Sendeanstalten Küchendeutsch:
"nördlich von Frankfurt")
1645 ist ein großer Brand überliefert, wo die 84 Ztr Glocke zu Boden fiel - und nicht beschädigt wurde.
Eine weitere Kuriosität ist die "St. Ursula in ihrer Flennelz",
einer Figur mit weinerlichem Gesichte in der Mauerwand des Thurmes eingefügt,
wie die Chronik schreibt.
(auf dem Weg nach Frankfurt liegt diese Sehenswürdigkeit http://www.la hmer-esel.de/ )
Der Eselsritt war auch hier heimisch, jenes merkwürdige Beispiel alter Volksjustiz,
welche keine größere Schmach kannte, als "Weiberschläge".
Alljährlich zu Faßnacht wurde an den Frauen vollzogen,
die ihre Männer geschlagen haben, daß jene auf einem Grautier durch die Straßen geführt wurden..

***

"Wer durch Stierstadt geht und wird nicht geschmissen,
durch Dommersheim und nicht von den Hunden gebissen,
Und durch Weiskirchen und wird nicht verspott,
Der hat wahrlich große Gnad bei Gott!"

***

Die Überhöh der Saalburg wird "fröhlicher Mann" genannt - ein Schuster
soll von Bad Homburg kommend regelmäßig nach Usingen gelaufen sein,
um seinem Gewerk nachzugehen.
Da er immer fröhlich war, nannte man diese Höhe danach.
(Das ist ein elendig langer beschwerlicher Anstieg, den Wanderer zu fürchten wissen)

Im Badeort Schlangenbad ist die harmlose Coluber flavescens zu Hause,
eine 3-5 Fuß lange Äskulapnatter, die man sogar leicht zähmen können soll,
wie der Chronist schrieb. Schlangenbad
Diese Tiere halten sich gerne bei den heißen Quellen auf.

Schwärmerisch fährt er fort:
"Schlangenbad gewährt ein höchst malerisches Bild, und das Auge des Wanderers ruhte,
angenehm überrascht, auf dem niedlichen Orte,
der ihm, wie aus einem Verstecke, entgegenlacht.."
Damals gaben die großen deutschen Ziegen, die wohl überall an den Hängen zu finden waren,
einer Art Almwirtschaft die Kraft - nebst Molkekuranstalt den Inhalt.

***

Die "frauenverjüngende Wirkung" dieses Bades ließ diese vermehrt hier kuren,
was auch der Landgraf Friedrich I. schätzte- der nachmalige König von Schweden
ließ jährlich 4000 Krüge dieses feinen Wassers zum Toilett-Gebrauch nach Schweden liefern..
Spitzbübisch sprach man davon, daß sich dort Schlangen eben wohl fühlen..

***

Eine Anekdote erzählt von dem Badearzt mit seiner Augenklappe,
die nicht durch Verwundung, sondern wohl durch eine überlebte Blatterlkrankheit nötig war.
Zu diesem jungen Arzt kam Abends ein Reiter mit der Bitte,
das mitgebrachte Pferd zu besteigen,
um "Beistand für eine in Kindesnöthen schmachtende Wöchnerin" zu leisten..
Er folgt dem Aufruf, - sie ritten in den weiten Wald, wo auf der Lichtung
eine Gruppe Räuber nächtigte- der berüchtigte Schinderhannes
mit seiner Truppe hatte dort sein Lager aufgebaut.
Die Entbindung verlief glücklich, der Arzt nahm die Belohnung und gab das Gelöbnis ab,
binnen Jahresfrist nichts davon verlautbaren zu lassen..

***

Merian, der berühmte Kupferstecher starb 1651 in Schwalbach, heute Bad Schwalbach:
"Es ist allenthalben mit trefflichen, hübschen Wiesen, anmüthigen Thälern,
luftigen Bergen, schönen Hügeln, fruchtbahren Äckern und Bächen also umbgeben,
daß man sich nach aller Herzens Begierde darinnen und darbey erspaziren und erlustiren kann.
Die Luft ist so gesund und gut, daß beydes, Menschen und Viehe,
sich sehr wohl darben befinden und an Alter und Stärk vor anderen zunehmen"

Zobel suchte man an diesem Ort vergeblich, mondän war auch Schwalbach eher nicht - aber:
Leute von höchstem Alter sind hier oft zu finden, wohl auch,
weil an diesem Orte keine sommerliche Schwüle entsteht.
Der Ortsname kommt eher nicht von den Schwalben, sonst müßte er wohl eher Schwalbenbach
heißen,- sondern eher vom Schwallen der Quellen.

Der Ort Hettenhain oder Lucus patrum (Hettanorum) wurde bekannt
durch die Chatten oder Katten oder Hatten und ihrem Zug gegen die Römer.

Schlangenbad-Kurerlebnisse vor der Zeit neuer Thermenanlagen:
"zu einer beliebten, aber wegen der Erneuerung natürlicherweise nie innegehaltenen Stunde,
sagt Fenner, strömte eine Horde schmutziger Weiber,
gegen welche eine gewisse Bitte im Vaterunser zu stellen eben nicht nothwendig war,
mit Wannen und Bütten in's Zimmer der Gäste und es wurde etwas zubereitet und gemischt,
was den Namen eines Stahlbades tragen sollte, in der That aber seinen Ursprungschein
selten nachzuweisen vermochte!
Keine Kontrolle über das vom Arzte bestimmt verordnete Abgeben des Mineralwassers
von einer oder der anderen Quelle;
frei und in unbedeckten Zübern trug das gewissenlose Volk das Wasser umher,
um geflissentlich gleichsam den köstlichen Äther desselben verhauchen zu lassen,
und das Ende vom Lied war, daß eine der erfahrensten Matronen
mit berußtem Arme die Wanne durchfuhr, kaltes und heißes Wasser rührend,
und, wie sich sich vermaß, die geeignete, richtige Temperatur herauszufinden und festzustellen.
Der Badelustige fügte sich vertrauensvoll dem hohen Orakelspruch
(man kannte nur den Armthermometer der Badenymphe)
und legte sich in Gottes Namen und auf ein gutes Glück in das feuchte Bett, wie es bedeutet worden.
War es nun nach seinem Gefühle oder Bedünken nach zu heiß oder zu kalt,
oder bemächtigen sich seiner, wer weiß welche Bedenklichkeiten:
Kein Schreien half, kein Rufen, der Troß war einmal fort,
um einem zweiten oder dritten armen Sünder dasselbe Loos zu bereiten.."
Fenners Humor war wohl treffend, aber auch Kirchner schrieb:
"Was die Badeanstalten in Schwalbach betrifft, hatten sie viel, ja alles zu wünschen übrig.
Drückend war hier der Mangel eigentlicher Bäder.
Hier wird das Wasser von eigens dazu bestellten Weibern in großen offenen Gefäßen
auf dem Kopfe herumgeschleppt.
Mit lautem Gepolter nähert sich dieser Zug der aufgeschürzten häßlicher Najaden
dem Schlafzimmer des Kranken, um dort ihre Wasserfluth in die hölzerne Wanne zu gießen.
Ein solches Bad ist- bei aller Vorzüglichkeit des Wassers- oft zwecklos, ja schädlich."
Sein Einfluß auf Herzog Wilhelm ließ denn noch öffentliche Badeanstalten entstehen,
wie sie heute noch sind..

***nach meinem Gefühl: Mir wird schlecht, wenn ich solches Geschwafel nutzloser Zeitgenossen lese***

Das Bilder der kleinen Stadt macht einen mehr ländlichen Eindruck mit seinen Schieferdächern -
von der anmutigen Höhe des Paulinenberg gesehen.
Von diesem Felsenvorsprung sieht man in den grünen Wiesen die Kurgäste wandeln.
Im Dunkel der Nacht nähert sich ein seltsamer Zug von Lichtern,
eine Prozession Schwalbacher Buben, die emsig und bescheiden die Kurgäste nach Hause geleiten..
..so die Leuchtbuben, die auch wohl Eselsbuben waren, wo sich die feinsten Damen
auf den Graufellen nach oben, auf den Berg transportieren lassen haben.

Die Zahl uralter Burgen ist in dieser Gegend schon beeindruckend und anziehend..

Dazu zählt auch die Geschichte Katzenelnbogens, hier nahm man catti meliboci
als Ursprung des merkwürdigen Namens an.
(Chatten und Melibokus der Berg)
.. dort war einmal die Rede von einer seltsamen Kampfführung bei einer Belagerung:
Man warf Bienenkörbe hinab auf die Feinde..

Dieses Rittergeschlecht lebte hauptsächlich von erzwungen Zöllen am Rhein..

Wann immer man ein Datum setzen wollte, um zu erkennen,
ab wann wohl jene Mächtigen erstmalig zum Vorschein kamen:
Es kommen immer die gleichen Typen an die Macht, unter welchem Mäntelchen auch immer- mal adlig,
mal klerikal, mal faschistisch, mal depotisch,
mal als "Feldherr", dann als Sozialist oder Kommunist, dann als Demokrat;
die Eigeninteressen überwiegen (präsens) IMMER, gefolgt von denen der Seilschaft, durch welche jene hoch gekommen sind.
Das kann jeder immer und überall eindrucksvoll sehen - mancher war
und ist heute noch sehr geschickt im Verschleiern der wahren Beweggründe,
die Macht anzutreten oder "das Volk vertreten" zu müssen..
Dieses "ver" könnte man mit der Präposition "zer" besser umschreiben.

***

Das Geläute des Kirchspiels schilderte ein Pfarrer so: "Bämbelwein und Bämbelwein" -
das mißfiel ihm so, daß er um Versetzung bat-
in einen Ort, wo die Glocken vornehm "Bonum vinum, - vinum bonum" klangen..

Im Herbst waren im Rheingau großartige Volksfeste- oder Belustigungen verbunden,
reich geschmückt und mit Musik.
Die "Herbstmutter" - ein besonderer Schmuck, wurde angelegt.
Dieser Glanz sei nach und nach erloschen, so der Chronist, als immer mehr Weinberge
in immer wenigere Besitzer wechselten.
Früher hätte fast jeder ein kleines Stück gehabt, auf welchem Wein gezogen -
und wo in der eigenen Straußwirtschaft so lange verkauft wurde, bis der Vorrat zur Neige ging.
Diese sekundären Schenken zeigte man mit einem Fichtenkranz oder Tannenkrone als Schild an.
Die neuen Eigner jedoch achteten darauf, daß "speditiv" gearbeitet
und bei der Ernte nichts von den Trauben gegessen wurde.
Kein fröhliches Treiben, schiere Arbeit und Tagelöhnertum kehrte ein.
Einzig die großen Weinmärkte hätten noch Freude gemacht,
besonders den Weinhändlern und Bietern, die gratis essen und trinken durften.
(Das kam durch die höheren Gebote wieder herein)
Am Tage der Versteigerung soll im Kloster Eberbach jedem Interessenten-
ob Bieter oder nicht - dieser Vorzug zuteil geworden sein.
(Wer den Rheingau kennt, wird das eher nicht glauben; es wird wohl eher so gewesen sein,
dass ein paar Honoratioren verpflegt worden sind und wichtige Kunden.)
Die Mittelklasse fiel auf jeden Fall weg, es kamen immer mehr Tagelöhner
und wenige Großgrundbesitzer in diesen Zeiten zustande.
Besonders leicht und üppig soll man "mit dem Krummstab" gelebt haben, schrieben die Zeitzeugen.

1478 soll sich der adlige Erzbischof sich die Martinsburg zu Mainz erbaut
und diese später als Residenz und "Lustpalais" ausgebaut haben.

Erzbischof Konrad III hat die Juden- "um Argwohn und Unwillen, so er gegen sie gewonnen" -
in den Kerker geworfen haben und alle ihrer Güter beraubt festgehalten..
(Das heißt, daß der Erzbischhof ein "legaler" Dieb war.)
Der Chronist wörtlich: "Der gütige Fürst (s.o.) begnadigte die Gefesselten
jedoch bald wieder mit der Freiheit, während er das eingezogene Gold und Silber behielt"

Der Einritt es neugewählten Bischofs war feierlich und prunkvoll zu Eltville,
nach der Übergabe der Weisthümer und Landrechtsbücher:
"Der Erzbischof ritt daher als ein gewaltiger Herr, prächtig geharnischt,
den rothen Hut mit Pfauenfedern geziert- mit ihm ritten vier Domherren, der Marschall,
Truchseß, Kanzler und viele Ritter und Knechte - mit Hammerwurf
wurde sein Gebiet bis inmitten des Rheines festgelegt"

***

Die Schweden mordeten damals, so die Überlieferung, den Priester am Altare.
Auch dieses Volk braucht sich nicht einzubilden, ohne schlimme Dinge geblieben zu sein.

1803 wurde das Kloster Tiefenthal aufgehoben. (das dann eine Mühle wurde.)
Dort soll auch die heilige Elisabeth gewirkt haben.
"Den hießigen Nonnen waren, der Stiftung gemäß Brüder zugesellt,
die nach Badmann mit den Schwestern aus einem Topfe speisten und sich ihnen gleich hielten,
um e i n e n Hirten und e i n e Herde zu versinnbilden"

***

In der Kiedricher Kirche war ein Wachsschrank mit durchbrochener Schnitzarbeit,
welcher "Nase, Mund und Wangen des armen Heiligen so abgeküsst bekommen hatte,
daß jener (St Valentin) schrecklich anzusehen war"

Das Kloster Eberbach hat auch eine feine Sage zu bieten:
Der Heilige Bernhard (ca 1100) hatte einen Traum, in welchem ihn die Maria
mit dem Himmelskinde umschwebt habe, weshalb er den Entschluß in dem einsamen
Waldthale, das zu seinen Füßen lag, ein Kloster zu bauen gedachte.
So wäre er zu einem rauschenden Bach gekommen, wo ein wildes Schwein auf ihn zu kam
und mit seinen Hauern den Grundriss des Klosters vorgab..
Heiligs Blechle, der Wein muß schon heftig gewirkt haben ;)

***

Wie auch immer- das Kloster blühte auf und scharte schnell 16 Nonnenklöster
reiner Sitten und klösterlicher Zucht um sich, wie man lesen kann.
Die fleißige Land- und Weinwirtschaft ließ diese Gemeinschaft erstarken-
wie zuvor bereits ausführlich beschrieben.

Der Pfalzgraf Hermann von Stahleck wurde von Kaiser Barbarossa wegen Landfriedensbruch
zu einer besonders entehrenden Strafe verdonnert:
Zum Hundetragen !
(Dabei mußte der Verurteilte auf seinen Schultern einen Hund 1000 Schritt weit tragen)
Für mich wäre das keine Strafe gewesen - der Hund wäre mir wohl anhaften geblieben.

Eine andere Begebenheit war von einem Paar, sie Nonne und er Mönch-
sie wurden beim heimlichen Treffpunkt belauscht und bestraft:
Geiselung, "in eine enge Todtengruft gestürzt, wo er Jahre lang schmachtend,
an der Thüre die Spuren seines traurigen Daseins , mit den Händen eingekratzt,
zurückließ während die Schwester Licht, Brod und Wasser mit hinab nahm in das einsame Gewölbe,
worin sie eingemauert dahinwelkte"
(Es hätte doch gereicht, wenn die Bevölkerung die Verlogenheit der Glaubensleute kapiert und das für sich als Konsequenz für das künftige Verhalten genommen..)
Später wurde dieser Ort "Corrections- und Irrenhaus"..

***

Die geistlichen Herrscher versuchten immer wieder aus der "Rheingauer Freiheit"
die eine oder andere Perle heraus zu brechen.
Die Bauernaufstände 1525 wurden -anhörig ob der Greueltaten andernorts-
zu Demut auferlegt, dem Kurfürsten erneut zu huldigen-
und von ihren Forderungen nach freier Jagd und Fischerei Abstand zu nehmen..

Selbstverständlich gehörte alles dem Fürsten!

Auch Winkel ist ein sehr alter Ort, - so die Erzählung, daß
der Erzbischof Rhabanus Maurus den tausendjährigen Gedächnistag am 4.2.1856 hatte.
Dieser hochgelobte und mildtätige Mann soll in der Hungersnot 300 Leuten das Leben gerettet haben.
"..wo die Noth so groß war, daß Mütter mit den Kindern auf den Armen,
ohne die Schwelle des großen Wohltäters mehr erreichen zu können,
todt niederfielen und man den noch lebenden Säugling an der Brust der verhungerten Mutter hängen traf..
Tag für Tag die Fristung von Leben."

Da war in diesem Bezug noch die Sage, daß die Gegend wegen dem heiligen Mann
von Ratten und Mäusen verschont geblieben sein soll- oder ob es die Hungersnot
war, die Menschen diesen Nagern nachstellen ließ?
Tja, man weiß nie, wer diese Analen geschrieben hat - die einfache Bevölkerung wird es nicht gewesen sein.

***

Der Bischofsberg wurde wohl umbenannt, als der Ritter Emich v. Leiningen und der Mönch
Gottschalk ihren Kreuzzug 1098 antraten, den sie zuvor mit einem Judenmord zu Mainz begannen,
wobei auch gleich dessen Hab und Gut "einzogen"..
Der Erzbischof Ruthard und sein Schwager hätten den Frevel begünstigt,
dem zufolge 1014 Menschen sterben sollten.
Die Buße, auferlegt vom Kaiser Heinrich IV war 7 Jahre Verbannung und Verbringung
der ganzen Bande in Klöster, wo die Linien ausstarben.
Da die Verbannung am Johannistage erfolgte, wurde der Berg und das Doppelkloster in Johannisberg umbenannt.
Wen "aufgelöster Zucht" wurde das Kloster 1452 mit Gewalt aufgehoben.
Während der Bauernkriege in Schutt und Asche gelegt,
zuvor ruiniert durch Misswirtschaft, von den wütenden Schweden gemartert,
durch mehrere Anleihen überschuldet, wurde das Kloster und der Grundbesitz zum Verkauf angeboten.
Die Abtei Fulda kaufte den Besitz gegen die Pfandsumme plus 2000 Gulden,
so wurde der Johannisberg wieder Probstei.
Der Fürst-Abt Adalbert von Walderdorff ließ 1717-23 das prächtige Schloß erbauen -
die Brüder aber ließen eher die Korken knallen, als im Brevier zu lesen..

***

1803 kam die französische Revolution und durch einen "Reichsdeputationsrezeß",
kam die Besitzung an den Prinzen Wilhelm von Oranien, dem späteren König von den Niederlanden.
Nach dem Siege schenkte Napoleon I dieses dem Marschall und Herzog Kellermann,
nach Napoleons Besiegung schickte Kaiser Wilhelm III. von Preußen den Blücher dorthin - aber:
Österreich war schneller und nahm dieses Andenken an den Rheinbund in Beschlag.
Gegen Entrichtung des Weinzehnten wurde der für die österr. Monarchie hochverdiente Fürst
von Metternich Lehnsherr des Schlosses und Gutes Johannisbergs.
Aufs Feinste ausgestattet, trug das Schloss das goldene Wappen der Metternichs.
Die Weinkeller des Schlosses waren wohl wie Fort Knox bewacht und mit edelsten Schätzen
-in flüssiger Form- gefüllt.
Die traumhafte Lage und die Ausstattung war wohl der Luxus pur, wie man heute sagen würde..
Wie schon erwähnt, wurde die Spätlese nur durch Zufall entdeckt,
die "edelfaulen" Trauben durch Nachlässigkeit des Erntebefehls viel zu spät gekeltert.
Der Erfolg war dafür um so verrückter!
Das unweite Mumm'sche Landhaus war wohl der Grund, warum der Frankfurter Kaufmann
dieses Namens 1811 den Johannisberg für 32.000 Gulden kaufte..
(Den Sekt gleichen Namens kennt wohl jeder)

***

Einsam im Walde -lt. den Nassauer Sagen- steht die kleine St. Antoniuskapelle:
"Ein Jäger, der gerne über das Kapellchen spöttete, stellte sich in einem Gewitter lieber unter eine Eiche.
Als dieses zum Unwetter mutierte, ging er doch lieber unter das schützende Dach
des heiligen Häuschens- wo bald darauf die Eiche von einem Blitz getroffen zerschmettert wurde..

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Das Waldkatharinchen gehört zu der dasigen Kuriosität, die in verschmähter Liebe blasse,
schmale und gebeugte Frau lebte in der Einsamkeit, wirr ihrer Sinne, immer in weißem Kleide,
das sie sogleich in ein gleiches wechselte, wenn die Zeit war.
In einer Moos-Hütte, in Gesellschaft von Tauben,
verdingte sie sich durch Stickereien ihren ausreichenden Lohn.
Sommers und Winters mit seltsamem Strohhut über ihrem kummergewohnten Gesichte,
verblühte ihre Schönheit, ihre gespensterhafte Erscheinung und Verhalten
kümmerte sich nicht um die Menschen, sie blieb alleine.
Erst in alten Tagen ließ sich sich dazu bewegen, ab und an in den warmen Stuben etwas Wärme zu nehmen."

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Die heilige Hildegard - noch ein Kuriosum,
soll ein Gebetbuch mit herrlichen Malereien gehabt haben, mit der Inschrift: "Ich leide gern".

Aha, eine Sado Maso Dame oder jemand der sich selbst gerne ritzt ?!

***

Als die Eisenbahn im Rheintal gebaut wurde, die auf einem hohen Damm
oft zwischen der Uferstraße und den Orten, manchmal auch durch die Orte verläuft,
wenn die Kurven nur wenig gekrümmt sein sollten, ergab sich ein ganz anderes Wohngefühl
und Anblick der Städte und Siedlungen.
Damals noch hochgelobt, heute mehr verflucht, weil der Schienenverkehr drastisch zugelegt hat.
Der idyllische Charakter ist auf alle Fälle ziemlich gestört- wie ich finde, zumal der Frachtverkehr sehr zugenommen hat.
(quer durch Europa)

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Zur Zeit Karls des Großen sang der Dichter Geibel:
"Bei Rüdesheim, da funkelt der Mond in's Wasser hinein
Und baut eine goldene Brücke wohl über den grünen Rhein.
Der Kaiser geht hinüber und schreitet langsam fort
Und segnet längs dem Strome die Reben an jedem Ort.
Dann kehrt er heim nach Aachen und schläft in seiner Gruft,
Bis ihn im neuen Jahre erweckt der Trauben Duft.
Wir aber füllen die Römer und trinken im goldnen Saft
Uns deutsches Heldenfeuer und deutsche Heldenkraft."

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Die Kunst ein Holzfloß auf dem damals noch reißenden Rhein zu lenken,
war nur wenigen gegeben, wie man lesen kann.
Klippen und Felsen - die heute längst gesprengt sind,
zwischen den Inseln am Flußbett zwangen damals noch zum Umladen!

Das Binger Loch und die Loreley waren berüchtigt für viele Schiffsunfälle.
Noch heute behängen Blumen den Heiligenstock.
Felsnasen, Kliffe, einem Wehr nicht unähnlich, Riffe und Untiefen,
Inseln mit seltsamen Türmchen drauf- z.B. der Mäuseturm als im Rhein gelegene
"Außenstelle" der Burg Ehrenfels, waren Mautstationen.
Die Volkssage ging, daß an dem Binger Riff der Rhein teils unterirdisch weiter gehe,
so weit weg kamen untergegangene Gegenstände wieder an die Wasseroberfläche..
So manche schauerliche Sage rankt sich um diesen Mäuseturm,
der seinen Namen auch von "Maus, Mauth" oder von "Mus oder Muserie"
(Waffe oder Geschütz) erhalten haben könnte.
Auch zur "Wahrschauung", dem Lotsen des Schiffsverkehrs könnte der Turm gedient haben.

Alte Sagen berichten davon, daß wer viel Korn speichert,
auch mit Mäusen rechnen muß- diese sind an alles gegangen,
was irgendwie verdaulich war, wenn das Korn alle war..

***

Der Assmannshäuser Rotwein ist heute noch weltberühmt -
nicht so gefällig wie der französische Burgunder, aber wohl gediegener und kräftiger als dieser.

Die Rheinanwohner waren wohl pfiffige und listige Leute-
so wurden schon mal Stangen mit Hüten darauf hinter der Stadtmauer geschwenkt,
so wurden Angreifer getäuscht, wie der Chronist erwähnt.

***

Noch immer in der Geschichte Nassau's unterwegs, geht es hier weiter:

In dem Rhein-Ort Lorch wurde schon im Jahr 832 ein Wein "Laureacum" berühmt,
wegen seines "überaus lieblichen Charakters" geschätzter Weißwein.
Im wildromantischen Wispertal, das seinen Namen von dem dort durchziehenden Nordwind haben soll,
erzählt man sich Sagen von Gnomen, Geistern, Elfen, "Holde und Unholde",
die in den tiefen Spalten des Erdreichs und der Felsen hausen.

Wanderern sei gesagt, daß dort elendig lange Steigungen sind..

***

Ein Dichter Genth singt:
"Anmuthig Thal, wie wunderbar beängstigst du meinen Sinn;
Du zauberst eine bunte Schar Gestalten vor mich hin!
Du hüllst in zarten Silberduft die schwankenden noch ein;
Doch Fels und Wald, die ganze Luft sind voll von Zauberein!"

***

Ein Minister des Mainzer Kurfürsten bezeichnete man als "Hofstaatsnull" -
(Wieso denke ich da an Europa?)
"Dieser glänzende Schwelger war ein so unwissender, untauglicher Staatsmann,
als er der strahlende Stern im Astralreiche des Kurthums war:
dabei das Normalmodell des hochfürstlichen malire de plaisir -
quant aux affaires d'etat, sagte er ganz naiv von sich selbst, je suis une bete.
Seine Pferde, Hunde und Bediensteten waren waren die bestdressierten,
sein Koch hatte die besten Saucenrezepte, sein Confiseur machte die herrlichsten Glaces und Gelees,
den köstlichen Kaiserpunsch, und lieferte die reichsten Streuzuckergemälde auf den großen Tafelspiegeln.
Seine Anordnungen auf Hoffesten erwecken Bewunderung, sein Schreiber
war inzwischen Minister und der schlechte Sprößling aus der schirmgeweihten Ebernburg
des edlen Franz mußte Schulden halber aus Mainz entfernt werden.. "

***

Die Gelehrten sind sich nicht eins- ob der berühmte Felsen Loreley
von dem Wort Lore und Ley, Schieferfelsen oder von der Lure kommt, dem germanischen Blasinstrument.
Zur Sage an sich: (R.Hocker) "für die Poesie ein Diamant, für die Mythologie aber ein Irrlicht"

Damals waren im Rhein noch viele Lachse, wie schon mehrfach erwähnt-
so baten sich die Bediensteten aus, nicht mehr als dreimal die Woche Salm essen zu müssen..

Da war noch von einem "Teufel in Priestergestalt" die Rede, der den Versuch machte,
die Gattin des Grafen von Katzenellnbogen mit Gift um die Ecke zu bringen.
Perfide durch den Abendmahlwein- der Plan ging schief und so flüchtete er nach Köln,
wo man im am Fuße des Galgens verbrannte..

1289 kamen die Schweden und klauten alles, was nicht niet- und nagelfest war;
nur das für die Kapuziner wundertätige Marienbild nicht, das so frei war, "durch die Wand davon zu schweben".
Irgendwie scheinen "Gläubige" und "Kiffer" artverwandt zu sein..

***

Der Sagen voll war die Zeit - man sprach von einem Erbe, das Gold in Scheffeln
unter die Geschwister verteilte- die blinde Schwester erhielt das Maß
aber umgedreht mit Gold bedeckt, das sie ertastete.
Während ihre Brüder in Sauß und Brauß lebten und alles verbrateten,
in Zank und Hader lebten, legte die Blinde die noch recht gute Hinterlassenschaft
in ein Hospital an, das neben der Kirche war.
Dort haben sie sich wohl mit der Schwester versöhnen müssen, als sie aufgenommen wurden,
als sie mittellos waren.

***

In Oberlahnstein war ein Sauerborn, den man mit Zucker und Wein mischte
und einen besonders erfrischenden Trunk anbot..

***

Goethe schrieb vom Lahneck:
"Hoch auf dem alten Turme steht
Des Helden edler Geist,
Der, wie das Schiff vorüber geht,
es wohl zu fahren heißt."

In der Nähe von Niederlahnstein soll das Kloster Machern gestanden haben-
dort wandert eine Nonne, so die Erzählung, sie trägt ein Buche in ihrer Hand, aus dem sie betet;
sie grüßt und geht weiter, ohne jemanden zu belästigen..

***

Die Lahn soll vor den Zeiten bei Gießen über die Wetterau (also nach dem Süden statt nach dem Westen)
in das Mainzer Becken geflossen sein, nicht den engen Verlauf bis nach Lahnstein.
Loyne, Lön, Löhne, Löhn, Lohn, Lu, Lah, Loh- Lahn genannt, bei den Römern Logena oder Logana.

Meines Erachtens verläuft die kleine Teich- und Seenplatte - von nord nach süd- über Florstadt etwas westlich von Hanau in den Main.. die als verräterische Spuren der einstigen Lahn die fruchtbare Wetterau durchziehen.

***

"Tempus diu pugnans, acie fugiente secutus, Langona dum vitreis terminus esset aquis.."
Hat der Chronist mit "grünlichen Fluten" übersetzt, was zwar vor Ort stimmt, nicht aber aus dem Text..

Die Flüsse waren damals allemal gut für verheerende Fluten, nicht nur für Hochwasser-
das wurde meistens später durch die Dämme und Regulierungen besser.

***

Man sprach von "Volksaberglauben" und "Volksüberlieferungen" -
die aber vermutlich die aufgestülpten "Missionierungen" überleben werden -
warten wir's ab.

Alte Namen - wie "Wolwenhöhle" oder "Wildweiberhöhle" werden immer das Interesse der Menschen wecken..

Die Seite "Geschichtliches" ufert ein wenig aus, - eigentlich sollten hier nur Dinge zu lesen sein,
die "den kleinen Mann auf der Straße" betreffen, gerne seine Familie und Ahnen auch,- sonst aber nichts.
Die Allerwelts - Dinge stehen zur Genüge in den Geschichtsbüchern, wohl kaum aber über das tägliche Leben, den Umgang und die Schicksale der kleinen Leute!

***

Ein Gedanke ist es mir wert, hier festgehalten zu sein:
Früher das Thing, wo die Übereinkünfte des Verhaltens der Menschen untereinander geregelt
und gerichtet wurden,
dann der Kleinstaat oder das Fürstentum, wo die Sache schon komplizierter wurde,
(selbst wenn man von der Persönlichkeit des Fürsten mal ganz absieht)
in den Ländern waren die Mentalitäten oder gebietstypische Eigenarten
der Menschen unterschiedlich genug, daß auch diese Tatsachen
in die Gesetze einfließen mußen.
In einem Bundesstaat, wo viele Länder enthalten sind, wird die Sache komplex:
"Ethien" dabei nicht mal bedacht, mußten Gesetze sehr universell sein,
damit man allen Denkungsweisen in einer neuen Einheitssauce der Verordnungen
und Paragraphen gerecht werden konnte.
Im vereinten Europa - wen wundert das? -
wird die Gesetzgebung vollends abstrahiert
und zudem noch selbst - die EU - zum "Souverän" oder Machthaber, der alle hierarchischen Ebenen darunter "brechen" darf.

Je größer die Staatenkonstrukte, wie man an den Beispielen China,
USA, Rußland oder Indien sehen kann, so wenig funktioniert die Idee der "Demokratie" tatsächlich..
(Ich darf dabei an die demokratischen Abstimmungen in den germanischen Dörfern erinnern,
wo "Gleichberechtigung von Mann und Frau" sehr selbstverständlich war)
Das wird dem vereinten Europa genau so werden, wie in China - die Anfänge sind längst sichtbar
durch die Intransparenz und durch den "Lobbyismus";
die Gesetze daraus oder die Verordnungen sind nur noch Fachleuten einigermaßen verständlich.
Ein Schelm, wer da denkt:
Gesetze, die ich nicht verstehe, können auch (für mich) keine Geltung haben..
Weit gefehlt: Ignorantia oder übersetzt "Unwissenheit" - ich würde Ignoratia eher als absichtliche Ablehnung oder Nichtkenntnisnahme übersetzen.
Die neuen Götter sind die, welche Firmen leiten, die Parteien und Organisationen,
freilich auch den Glaubensgemeinschaften vorstehen,
die Politik machen- für diese Leute gelten
(die von jenen hochselbst gemachten)
Gesetze ganz offenbar nicht, diese Leute haben sich zig Hintertürchen gelassen.
Unzählig sind die Ausnahmen, die man sich genehmigt, unzählig die Ausreden für Sonderrechte.
Sie schauen nicht nur die ihnen untergeordneten Menschen wie Vieh an, wie Vögel,
die instinktgesteuert sich um ihre Brut kuemmern-
wer anderer Meinung ist, ist wohl noch sehr jung oder hat selbst ein Lenkungsamt inne..
Der geneigte Leser wird sich seinen Teil denken - an meiner Generation war es,
aufrechte, selbständig denkende Menschen heranzuziehen;
wir diskutierten immer und überall, sogar schon am Frühstückstisch über alles,
lange vor der G ooglezeit konnte alles erfragt werden!
Daß Einlassungen wie die meine - steter Tropfen höhlt den Stein sein können, sieht man an den Enthüllungen des AW O Skandals und die der GE Z Sender eindrucksvoll ! (2022)

Diese Rahmenbedingungen sind es, die unser Wohl und Wehe bestimmen,
somit darf ein solcher Hinweis auf diesen Seiten erlaubt sein,
die knappen persönlichen Freiräume haben zu keinen Zeiten allzuviel an Überlieferungen gebracht:
Es sind seltene Blüten in den Geschichtsbüchern, wenn von den Gefühlen und vom Leben
der Familien selbst die Rede ist!
Freuen wir uns also darauf..

***

Man fand zwar Spuren der Römer, die den Mattiaci folgten bis zu dem heutigen Bad Ems-
in der Vergangenheit jedoch hat man "aus Wuth, womit die Deutschen Alles vernichteten,
was an ihre besiegten Dränger erinnerte", einiges beseitigt..
..gemeint waren die Occupanten, die Römer.

***

Aus einem Weisthum:
"Wans sach würde, daß dem hohen Altar sein Haupt wehe thäte, so soll es doch nit seyn,
sondern die ehrwürdigen Herrn zu St. Kastor sollen reiten und traben, bis wir einen anderen Pfarrherrn haben."

***

1535 sollen die Kurgäste 4-8 Stunden am Tag gebadet haben,
so mancher Fürst hat sich ein eigenes Badehaus bauen lassen,
neue Quelladern wurden gesucht und gefunden.
Man badete öfter, länger und heißer, hat das Mineralwasser geradezu gesoffen -
in rauhen Mengen- und schlief hinterher um zu schwitzen.
Ehedem waren die Häuser, so die Chronik, "armseelige Hütten",
man badete im Freien und oberhalb schliefen die Kurgäste in Zelten,
was den Leuten zuweilen recht frischen Schwung gegeben haben soll ;)
Die "Bubenquelle" war ein schwungvoll aus der Erde sprudelnder Born,
der untenherum wieder Schwung brachte- Abends, so schelmisch die Chronik,
besorgen die Gäste den Rest.
Manches Techtelmechtel und Leid hat sich damals zugetragen, Eifersüchteleien,
mancher ist mit Gattin gekommen und ohne wieder nach Hause gefahren.
Lösen wir uns von der "Druckkraft" der Bubenquelle und dem Kinderwunsch-
es gab auch eine Augenquelle, die sogar bei "Triefaugen" geholfen haben soll.
Das Schwefelloch und seltsame Dünste sollen Delphi oder der Hundsgrotte bei Neapel
nicht unähnlich gewesen sein, die "seltsame Wirkungen" hatten.
Manche angebliche Wirkung der Quellen hat man später wieder aus dem Programm genommen
"Quid tibi cum medicis?",
was der Chronist mit "Was verstehst du von der Medizin?" übersetzte.
(Offenbar des Lateinischen nicht sonderlich kundig)

***

Zurück zu wichtigen Dingen: An der Lahn waren durchaus treffliche Rotweine zu finden,
wie berichtet wird und an einigen Stellen der Erzählungen zu Tage tritt.

"Was ich bin, das wirst du sein!" (Grabinschrift)

Bei Diez wurde ein Wein angebaut, welcher "schläfrig" gemacht haben soll-
der Berg wird immer noch "der Schläfer genannt"..
Ein Metzger war so groß und stark, daß er ein Ohm-Faß stemmen
und aus dem Spundloch trinken konnte- waren Feinde vor der Stadt,
schlug er mit seinen Gesellen furchtbar drein, so die Chronik.

1349 sind in Limburg an der Pest 2400 Menschen gestorben -
danach zehn Jahre lang, jeden Tag 10-12, - die, wenn "die Drüsen anfingen,
es nach drei Tagen für den Kranken zuende war".

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Auf der Höhe über der Lahn hat man "seine" Kirche gegründet-
bis dahin habe die "Lindburg" dort allein gestanden, so der Chronist.
Daraus ging der Name der Stadt hervor, Limburg soll aus "Lindburg" hervorgegangen sein,
Lindwurm, die Stadt des Drachens.
Die Burg wurde wohl zur Kirche und dem Drachentöter Georg gewidmet.
So kam der christliche Glaube über den "Aberglauben",
daß Drachen in den Schluchten hausen, wie der Ortsname Linter (Lyntere) mit
dem gleichnamigen kleinen Bach noch heute zeigt.
Der Salier Konrad Kurzbold gestorben 948 hatte eine "kräftige Natur,
festen Charakter, hohen Geist und frommen Sinn, kühn und tapfer im Felde,
jedoch ein Sonderling im häuslichen Leben, - Graf Konrad war ein Vetter von Kaiser Konrad I.
Von seiner Gestalt Kurzbold, von seiner Weisheit her der Weise genannt.
Als ein Wunder seiner Zeit in Liedern verherrlicht, war er ein Liebling des deutschen Volkes.
Vor Äpfeln und Weibern hatte der fromme Mann einen Abscheu,
daß er dort nicht mal übernachten wollte, wo eines davon zuhause war.
Er erlegte den Löwen, der seinen Besitzer, Otto I. zu zerfleischen drohte,
mit einem Schwertstreich, viel besser ging es einem riesigen Sklaven auch nicht, der ihn angriff.
Mit einer Verschwörung ging er ähnlich um, einem flüchtenden Herzog hat
er in die Kutsche das Schwert gejagt und das Gefährt mit Mann und Maus
in den Rhein getrieben.
Otto der Große habe seinetwegen die Lindburck beehrt,
heute wölbt sich nur der herrlich Dom über seinen Gebeinen, die Sagen sind verklungen.."

***

Dietkirchen soll von Dietrichskirchen kommen,
andere leiten ihn von dem altdeutschen Gott Dit oder Teut-Wodan ab
andere von Diet oder Thiuda-Volk, weil hier das Volk seine großen Gottesdienste abhielt,
dem Landgerichte zuströmte.
Wie heute noch zum Dreifaltigkeitssonntag zur Wallfahrt.

Der uralte Reckenforst mit seinem heiligen Hain wo man das Gefühl hat,
daß die wahre Gottheit jeden durchschauert,
und Richter und Parteien zur Gewissenhaftigkeit mahnte.
Das höchste Landgericht der Grafschaft Diez hatte hier seine Wallstädte und Peinlichkeit.
1780 grub man einen Sarg mit Gerippe aus, das alle Anzeichen der Hinrichtung trug.

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Die Losung "neuer Wein" auf den Ruf "Bratwurst und Sauerkraut" war auf der Dietkirchener Kirmes üblich,
wo man Zelte, Buden, Würfeltische, Menagerien und Carrusselle oder Reitschulen,
Seiltänzer und Gaukler, Musik und Tanz, Handel und Wandel, Essen und Trinken,
- mitunter auch blutige Köpfe bekam, wenn es hitzig wurde in dem großen Andrang..

Aber auch so manche rührige Sage ist überliefert,
wo in Weilburg ein verliebtes Paar sich ewige Treue bis in den Tod schwor-
worauf der Felsüberhang des Liebesverstecks abbrach
und beide in die Tiefe der Lahn fielen und ertranken.

***

Der gute Reformator Schnepf:
"misera est scholae Weilburgensis facies sub porcis Trevirensibus"

Tübinger Studenten nahmen das Weilburger Rezept der Kartoffelpfannkuchen mit nach Hause,
wo es fortan als "Nassauer Küchle" fortlebte..
zu solchen Anlässen gab man gerne den ersten Mai-Wein.

Der Graf von Nassau litt an Eßunlust- so sann er auf den Roggenbrei,
den ihm ein wackerer Obrist machte, als sie im Felde waren.
Flugs ließ er jenen kommen und den Brei nochmal bereiten, der so trefflich schmeckte..
diesmal wohl eher nicht:
Ja, sprach der Held- damals haben wir zuvor 14 Tage gehungert,
da schmeckte auch ein Gericht aus sauren Bohnen zuckersüß!

***

Die alte Burg Hadamar wurde 1320 erbaut, wurde mit dem Tod Emrich I erstmalig erwähnt,
mit dem "blödsinnigen" Emrich III erlosch 1394 diese Linie.
"Hatimero-Mark" nannte man Hadamar, die eine von vielen "merkwürdigen Reichsvogteien" war,
die sich unmittelbar unter die Obhut des Kaisers stellten,
um sich von der Abhängigkeit und Willkür der Adligen zu befreien, so die Chronik.

***

Eine Story aus dem verschwundenen Dominikaner Nonnenkloster der Stadt Hadamar,
das von zwei Schwestern gegründet wurde:
"Die Laienschwester Magdalena - im Jahr 1803 ? gestorben- ,
erzählt ein altes Schriftstück die merkwürdige Wundergeschichte.
Schon sehr jung durch Gliederlähmung an das Bett gefesselt,
ertrug die Kosterjungfrau geduldig und gottergeben ihr Schicksal
unter Gebet und frommen Betrachtungen.
Die am Kreuze geopferte Liebe war dabei ihr Hauptgedanke,
besonders Freitags, und so wurde in ihr der Wunsch immer lebendiger,
aus Dankbarkeit gegen den Erlöser leiden zu dürfen.
Die Erfüllung blieb nicht aus.
Bald sah sich die Schwester
allwöchentlich am Freitage von bitteren Leiden ergriffen,
am Todestag des Herrn aber von so heftigen Schmerzen,
daß ihr Körper sichtbar erschüttert wurde und endlich sogar die Stichmata Christi eintraten.
M. Magdalena verheimlichte dies aus Demuth, um nicht als Heilige angesehen zu werden;
die Wundmale der Hände konnte sie indessen nicht verbergen
und bat Gott, daß er ihr dieselben abnehmen und zuheilen lassen möge.
Sie fand Erhörung, und nur ihre Seitenwunde erhielt sich offen.
Als 1780/81 in Hadamar und der Umgegend die rothe Ruhr berrschte,
bleib die Klosterjungfrau auf ihre Bitte davon verschont.
ja hatte in ihrem ferneren Leben kein menschliches Bedürfnis mehr -
der geistliche Rath Hettersdorf und der Canonicus Probst, deren Besuch
ihr eine Vision angekündigt hatte, sahen in der Karwoche einst die Wunden der Schwester.
Aber auch ihr Rücken war zerfleischt, als ob sie mit dem Heilande
an der Saule gestanden und die Geiselstreiche getheilt, und Blutstropfen quollen aus ihrem Haupte,
als ob sie mit ihm die Dornenkrone getragen hätte.
Am "Charsamstag" zeigten sich jedoch Rücken und Haupt wieder klar und rein.
Eine legale Commission, aus einem Arzt, Secretär und geistlichen Rath gebildet,
untersuchte die Sache und fand Alles bewährt.
So versicherte wenigstens das merkwürdige Schriftstück.. "

***

In Dornburg, wo Eisen und Dolomit und andere unterirdische Schätze gefördert wurden,
fand man Reste von alten Gebäuden, Mauern, Urnen, Münzen, Waffen-
aus manchen Felsspalten drang eisige Kälte nach oben - Trümmer jener merkwürdigen Stadt,
deren Verräterin sich selbst in den Brunnen gestürzt haben soll:
"wehe, wehe, ich habe die Stadt verrathen!"
In der Nähe des Heidenhäuschens, bei den vielen großen runden Blöcken..

Wurde ein neuer Galgen gebaut, lud man sämtliche Leinenweber ein,
"die Arbeiten daran zu verrichten - gegen ein Kopfstück Wein und Brod."
Leineweber galten als saubere Zunft, am Galgen ist ihre Zusammenkunft..

***

Es gab einige Sagen, die von irgendwo gekauften Brunnen berichteten,
die mittels Stockschlag dort weitersprudelten, wo der Käufer das wollte-
während der am ursprünglichen Platz versiegte.
Vielfach später als kirchliche Sage umgedeutet und weitergegeben,
hat man den Kapuziner Dionysius von Luxemburg 760 wegen seines bösen Weibes gemeuchelt,
und seine Leiche später in die Peterskirche zu Varennes gebracht,
von wo sich die sehr verbreitete Verehrung des Heiligen,
mit dessen Gebeinen er noch mehrere Versetzungen erfuhr- über Frankreich,
Deutschland und in die Niederlande.

Wen das interessiert, kann sich in die Sagen Nassau's einlesen,
dort sollen noch viele ähnliche Geschichten zu finden sein, wie der Chronist meint.

Nach einem Volksscherz sollen die Guckenheimer die Glocke in den Zwetschenbaum hängen haben,
das "kernige Geschlecht der Westerwäller als die Samojeden Nassaus" bezeichnet.

Heinrich II im Jahr 1268 aus Montabaur, nahm an einem Kreuzzug ins "heilige Land" teil,
deshalb sein Schloß oberhalb der Stadt auf einem Berg in orientalischem Stil nachempfunden wurde.
Nach einer anderen Sage zog der Ritter Steinebach ins Morgenland,
wurde dort gefangen und von einer Sultanstochter, die sich in ihn verliebte befreit-
nach Hause zurück, lebte er mit seiner Frau und der Befreierin in Dankbarkeit an Tisch
und Bett zusammen aufs Herzlichste.

***

Der Westerwald hat mächtige Tonflötze, besonders bei Modendorf und Wirges bis Hillscheid und Hilgert.
Dort sind zahlreiche Krug- und Kannenbäckereien zuhause, deren Erzeugnisse in vielen Ländern zu finden sind.
Witzig: Die "Pariser" waren Pfeifenköpfe, die großen Mengen nach Frankreich verkauft wurden-
als "Re-Import" besonders im hessischen Umkreis begehrt, was trotz hohem Preis ein Renner war...

In Ransbach kopierte man belgische Holzschuhe aus Lack mit großem Erfolg, wie geschrieben ist.

***

Der Erdbach verschwindet bei Breitscheid um nach etwa einer halben Stunde
in verborgener Tiefe unter dem Bergrücken hindurch an dessen Fuße wieder
erscheint, und alsbald eine Mühle mit mehreren Gängen zu treiben..

Dort sind überall Felsenhöhlen und Steinkammern, wild und als Tropfsteingebilde.
Ab und zu sind dort Erdsenkungen zu verzeichnen, die beachtliche Größen
von 30 und eine Tiefe von 60 Fuß haben sollen.

Der treffliche Ton ist unmittelbar unter der Dammerde zu finden (vermutlich Muttererde).
Wintergetreide kann man im Westerwald wohl vergessen, weil durch das Auffrieren
des sehr feuchten Bodens die Wurzeln abreißen, so der Chronist.
Hochgelegene Orte hätten keinen Obstbaum, dort finde man nur Ahorn- und Eschbäume.
Das Sommergetreide, Gerste, Hafer und Sommerkorn, Kartoffeln, Kopfkohl
und Flachs gedeien dafür um so besser.
1818 hätte man im schattigen Wald an einem zerfallenen Bergschacht mitten im August
dieses heißen Sommers eine bedeutende Schneemasse gefunden..
Das ewige Eis bei Dornburg belegt die These, daß Basalt ein schlechter Wärmeleiter ist.

Die Scherze dazu sind deftig- so soll ein Fuhrmann im Winter bei starkem Schnee
vom Wege abgekommen sein und plötzlich mit Pferd und Wagen
auf einem Dachfirst gestanden haben..
..der Frau Pfarrer soll ein Hase durch den Schornstein in die Küche gefallen sein.

Die Schneewehen bliesen dort derart über die Höhen, daß dieser
bis zur Dachtraufe ging und Gänge von Haus zu Haus gegraben werden mußten.
Der Winter ist dort auch viel länger als anderswo.

***

Die ältesten Volksstämme im Westerwald waren die Ingrionen und Nertereaner und die "rätselhaften" Juhonen.
Daraus entstanden die Einwohner,die in der Chronik so geschildert sind:
"durch größeren, schlankeren Wuchs und durch frisches,
kraftvolles Aussehen" von den anderen Nassauern zu unterscheiden.
"Ein kerniger, gesunder Menschenschlag, voller Ausdauer und jeder Verweichlichung fremd,
sie tragen häufig noch die Kennzeichen ächten Germanenthums, blonde Haare und blaue Augen"
Der Westerwäller soll- wie andere Gebirgsbewohner- gutmütig
und gastfreundlich und derb gradlinig sein, "aber auch zu vollster Grobheit neigen".
"Ich bin wegen meiner Höflichkeit noch nie bestaft worden", sagte man scherzhalber.
Sie lebten äußert sparsam, bescheiden - wenn irgendwo geschlachtet wurde, war das nicht für sie selbst..
..man nahm die altertümliche Morgensuppe, Bier war sehr selten, Branntwein liebte man.
"Selbst gesponnen, selbst gemacht, ist die beste Bauerntracht!"
Der Sage nach, band man einem Schwein, dessen Bein gebrochen war,
einen Stuhl an die Seite bis es wieder heile war.
In den Wirtshäusern spielte man auf, ging zum nächsten Wirtshaus
und spielte dort an, ging wieder zurück, wo das Völkchen -ohne Musikbegleitung-
tapfer weiter tanzte und so ging das, bis der Tag vorüber war.
"Zwerge sind so alt, wie der Westerwald!"
"Es liegt ein Wald im Westen, genannt der Westerwald;
da sieht man seine Besten, die Zeichen der Gewalt"
Der sonderbare Brauch sich zu prügeln, wenn Feste und Märkte waren,
hat sich freilich auch bis nach Holland eingeschleppt, wie der Chronist sagt.
(Aus eigener Erfahrung: Die Westerwälder sind ehrlich, gerade,
aber maulfaul.
Anmerkung:
Wir wohnen an der Lahn, die eine natürliche Grenze zwischen dem Taunus und dem Westerwald bildet.

In mancher historischen Altstadt, hier in Hachenburg, war die Bebauung hoch und schmal
-mitunter fünfstöckig-, verwittert und machte eine altertümlichen Eindruck mit seinen schmalen Gassen.
Manche Bewohner "strichen ihr Stockwerk in ihren Lieblingsfarben" - eine interessante Vorstellung.

***

Im Schloß Kirburg soll ein Gemälde hängen, wo der Fürst
mit 14 blühenden Kindern abgebildet ist, die er alle überlebt hat-
ein Zeugnis menschlicher Sterblichkeit.

Von manchem Kloster wird vom ausschweifenden Leben der Mönche erzählt, Wohllust, Zank und Hader..

Die Entdeckung dieses "merkwürdigen Fossils untergegangener Wälder" -der Braunkohle-
war für die Bewohner des Westerwaldes ein Segen, auch wenn nun "seltsamer Geruch über den Häusern hing":
Die Asche gab einen ausgezeichneten Wiesen - Dünger ab.

***

Das Schloßarchiv aus Diez erzählt von einem seltsamen Fall-
Graf Georg war 1726 gestorben, der Sarg ist 1754 geöffnet worden:
Noch völlig unverwest, den Mund etwas offen,
bis auf die Handschuhe war alles noch fest und bestens erhalten, so die Chronik.
Sein 6 Fuß großer stabiler Körper sei so voll wie immer gewesen.
Nur die Hände und das Gesicht seien damals einbalsamiert worden, der Körper nicht.
In der Zeit der Einbalsamierung sei er im Sand beim Schloß vergraben worden,
bis die Einbalsamierung abgeschlossen war, immer in Tüchern gewickelt,
"die in Weingeist getunket" waren.
Den Sarg hatte man mit Terpentin gestrichen.

***

Während der Ernte hielt man inne, betete drei Vaterunser für
den untergegangenen Ort Holzmenningen, von dem nur noch die Buchen auf dem Lichtenberg erinnern..

"Noch steht der Baum, wo dieses geschehen,
Zu Dillenburg am Bergeßhaupt,
von jedem neuen Frühlingswehen
Auf's neu gewecktet und belaubt!
Hin ist des Schlosses alter Schimmer,
Hin seiner Zinnen Herrlichkeit,
Allein die Linde grünt noch immer,
Sie ist geweiht und gefeit!"
(Unbekannt)

Wolferley bei Ebersbach: Isegrimm; 1454-1524 soll der Wolf
im Dillenburgischen noch so häufig gewesen sein, daß jährlich 30-40 davon geschossen wurden;
403 wurden gezählt. Johann der Mittlere hat im Jahr 1612 - 39 alte und junge Wölfe erjagen können,
wie berichtet wird.

***

Hier wird es um die Wettervorhersagen alter Tage gehen, ein kleiner Umriss,
der ohne Astrologie oder Handlesereien auskommen wird.

Wenn es gewittert, geben die Kühe mehr Milch?
Klar, weil Gewitter durch schnelle Erwärmung entstehen, wo das Gras schneller und besser wächst..
Älter als alle Kalender, auch älter als die Gregorianische Kalenderreform 1582,
sind die überlieferten Wetterregeln, die heute schon durch die Verschiebung der Tage nicht stimmen können.
Kirchliche Tage sind zudem nochmal nicht statisch, was noch mehr Falschheit bringt.
So ist eben der letzte Eisheiligen-Tag geschwind mal 10 Tage später als früher zu suchen..
Besonders schräg wird es, wenn die Astrologie ins Spiel kommt,
wo man versuchte, mit ausgeklügelten Regeln genaue Tage
mit dem Verhalten der Natur in Einklang zu bringen!
Die Mönche waren erfahren im Obst- und Gartenbau,
deren Wetterregeln waren wohl eher praktischer Art und sind nicht so weitgreifend vorhersagend gewesen.
Wetterregeln sind freilich auch nicht für jede Region gültig, so sind z.B.
innerhalb Deutschlands einige Wetterzonen, wo die Aussagen nicht überein stimmen
und das auch noch nie getan haben- Bergketten alleine reichen schon aus,
um eine solche pauschale Aussage unmöglich werden zu lassen.
(kommt bei uns an der Lahn der Wind aus dem Süden, bleibt
der Regen an den Taunushöhen hängen und läßt es im Vordertaunus abregnen, kommt er aus Südwesten,
dann schieben die Wolken in den Hintertaunus bis in den vorderen Westerwald.)
Regionale Beobachtungen der Natur sind schon über 2000 Jahre alt.
Ich frage mich, ob nicht der immense Flugbetrieb, der sogar den Jetstream der Erde stört,
mehr Einfluß auf das Wetter haben könnte, als vieles andere..

***

Am Thomastag, dem dunkelsten Tag des Jahres wird es kurios:
Schläft man mit dem Kopf am Fußende des Bettes, soll man träumen, wie das Jahr werden wird..
Wie die Luzien-Nacht soll mit einem Räucherwerk- still und ohne Lärm- um Haus und Scheune gegangen werden.
Außerdem soll man fettes Schweinefleisch essen, damit das kommende Jahr genug Nahrung bringt.

Christkind im Klee, Ostern im Schnee..

Ist Dezember dick das Eis, kommt der Frühling schneller.

Bringt der Dezember Kält und Schnee, wächst das Korn selbst auf dem Sand.

Ist der Dezember dunkel gibts ein gutes Jahr, ist er naß wirds unfruchtbar.

Die Martinigans war beliebt, ein Festschmaus und Orakel:
War ihr Brustbein rötlich, wird es kalt, war es weiß, wirds mild.
Das Fleisch galt als gesund, ihr Blut heilsam gegen Fieber,
ihr Fett soll gegen Gicht helfen, eine Feder vom linken Flügel verbrannt,
mit Wein gemischt, gegen Epilepsie.
An Martini soll man sich einen kräftigen Rausch antrinken,
das helfe gegen Kopf- und Magenschmerzen das ganze Jahr hindurch- na denn!

Am Lostag Andreastag hat man erfragt, wie der Winter wird,
die Mädchen "hatten vielfältige Mäglichkeiten" zu erfragen, wer denn ihr Künftiger sein wird.
Die Fruchtbarkeit von Obstbäumen steigerte man dadurch,
daß man sie am Abendläuten des Martinitages mit einem Band umbindet.

Aber auch sinnvolle Beobachtungen waren üblich: Ist der Nußbaum früchteschwer,
kommt ein harter Winter her..

Viel Buchen und Eicheln, dann wird der Winter nicht schmeicheln..

Das kann uns daran erinnern, daß wir alle und das noch immer, von der Natur abhängen!

Wenn ein schön rotes Laub lange bleibt, folgt reiche Kälte.

Der September ist der Mai des Winters !

Die Praxis der Bauern beobachtete auch die Galläpfel um Michaelis- haben sie Spinnen,
wird es ein böses Jahr, haben sie Fliegen, wird es mild, haben sie Maden, wird es ein gutes Jahr.

Wenn die Schwalben im August schon ziehn, sie vor naher Kälte fliehn.

Maria Himmelfahrt am 15. August ist eine geschickte Überbauung der Kirche
über den 13. August, das eigentliche Diana-Fest der Römer, das durch die Hexenverfolgung
ausgerottet wurde.
Kräuterweihe, Frauentage und andere schräge Sitten, die allemal ebenso heidnisch sind, wurden eingeführt.

August muß Hitze haben, sonst wird des Obstes Segen begraben.
August ohne Feuer macht das Brot teuer.
Je dichter der Regen im August, desto dünner wird der Most.

Hat es im Juli hohe Ameisenhaufen, magst du Holz für den Winter kaufen.

Heißer Juli, guter Wein, gutes Obst - was der Juli nicht vermocht, wird vom September nicht eingekocht.

Wer seine Schafe schert vom Servaz, dem ist die Wolle lieber als das Schaf..

Der Siebenschläfertag hat seinen Namen nicht von dem gleichnamigen Tierchen, sondern von 7 Märtyrern.

Wenn im Mai die Bienen schwärmen, darf man vor Freude lärmen.
Wenn die Eiche Blätter kriegt, ist der Frost sicher besiegt !

Mitte Mai ist der Frost vorbei.

Ist der Donner häufiger als der Blitz, kommt der Wind aus der Richtung,
woher man den Donner hört, sieht man mehr Blitze als Donner zu hören ist,
kommt der Wind aus der Richtung der Blitze..

Wind vom Westen bringt meistens Regen, Wind von Osten schönes Wetter,
was durch die Wasser,- bzw. Landmassen kommt.
Wind aus dem Süden bringt ungesundes Wetter, Wind aus dem Norden kaltes, strenges Wetter.

Hunde fressen Gras und Mücken stechen häufiger vor einem Regen,
Schwalben fliegen tief, weil die Insekten tief fliegen,
damit sie vor den Regentropfen schneller in einen Schutz ausweichen können.

Die Vorhersage der Schäfer war bei 6-24 Stunden zu 3/4 zutreffend,
was eine sehr hohe Quote darstellt.
Das hohe Alter dieser Wetterbeobachtungen ist freilich schon aus der vorchristlichen Zeit entstanden.

Durch den hohen Regionalitäts- oder Zufallsbezug ist eine Wettervorhersage im Radio und Fernsehen
kaum zutreffender, als eine Münze zu werfen.

Bei den Römern galt als ein Unglücksrabe, wer bei Hundstagen geboren wurde,
also im Juli/August, im Sternkreiszeichen "Löwe",
-was bei mir absolut nicht zutrifft - ein Unglücksrabe bin ich gewiß nicht !

"Des Abends sprecht ihr: Es wird ein schöner Tag, wenn der Himmel rot,
und des Morgens sagt ihr- es wird Unwetter werden, wenn der Himmel rot und trübe ist"

Daß der Wind die Ähren befruchtet, hat man schon früh herausgefunden.
Die Kornmuhme oder der Roggenwolf ging dann durch die Felder.
Früher verprügelte man Schiffsjungen oder kratzte am Mast des Schiffes,
damit der Wind komme- heute bemüht man (mit dem gleichen Erfolg) Computer..
..verprügelt habe ich dieses Ding jedoch noch nie!
Ostwind bringt Heuwetter, Westwind Krautwetter, Südwind Hagelwetter,
Nordwind Hundewetter, was obig angeführte Windrichtungslagen bestätigen.
Die Landwirtschaft machte sich diese Beobachtungen zur Richtschnur
für die gerade sinnvoll zu machenden Arbeiten.
Das Wetter auf Jesus Christus oder die Zeit seiner Geburt oder die Tage
zwischen dem Christfest und 12 Tage danach auf das Geschehen des ganzen kommenden
Jahres auswissen zu wollen, wäre mindestens genau so abwegig,
wie die Astrologie oder das Handlesen oder die Wahlversprechen der Parteien und Politiker;
verspricht er am Wahltage Gutes, kommt die Steuer teuer.
(Und die "Diäten" werden erhöht)

Steigt morgens Nebel empor, so steht Regen bevor.
Fällt der Nebel zur Erde, wird es bald gutes Wetter werden.
Steigt der Nebel auf das Dach, folgt bald großer Regen nach.

Den Kindern erzählte man: Hasen und Füchse backen Pfannkuchen oder der Riese raucht Tabak.
Später sagte man- "das Christkinnche backt Plätzchen!"

Weißer Nebel im Winter, da ist Frost dahinter und Glatteis kommt am nächsten Morgen.

Auf schwere Wolken folgt schweres Wetter, Himmel mit gezupften Wolle-Wolken,
das schöne Wetter bald dem Regen weicht..

Regenwürmer und Wühlmäuse oder Maulwürfe kommen vor dem Regen aus der Erde- schlicht,
weil sie nicht absaufen wollen..
Wenn Spinnen die Netze zerreißen, wird bald Regen kommen- bauen sie die Netze neu, wird es schön.

Zieht der Klee die Blätter zusammen, wird bald Regen kommen.

(Ich schreibe nur mal eben die stimmigen Regeln auf, die vollkommen unsinnigen weglassend..)

Bestimmte Witterungsphasen sind allerdings stimmig: Weihnachtstauwetter,
Eisheilige im Mai, Schafskälte im Juni und die Hundstage Ende Juli, der Altweibersommer im September.

Heute eher kaum mehr zu verifizieren:
Wenn Füchse bellen und die Wölfe heulen, wird die große Kälte noch lange weilen.
(Das könnte ein Hinweis auf die Ahnen der Kleinhunde sein..)
Dagegen eher, daß ein "schwacher Balg" beim Wild einen milden Winter anzeigt.

Im Februar ist "Maria Lichtmess", das Fest der Reinigung Marias im Tempel-
was sechs Wochen nach der Geburt Jesu stattfand - dazu wurde eine Opfergabe mitgebracht.
Dabei werfen sich viele Fragen auf: 1. Warum mußte sie sich reinigen,
wo doch die Empfängnis "unbefleckt" war, 2. wozu brauchte Gott eine Opfergabe?
3. Warum werden deshalb oder aus Gründen der Reinigung dieser Exorzismus durch Kerzen
(früher kleine Tiere) als Opfergaben heute noch gebracht?
Wozu beziehen sich alte Bauernregeln auf diesen Tag, wenn es um das Wetter geht?
(Dann steht der Frühling bevor)

Wenn unterirdische Glocken läuten, treffen sich die Hexen auf dem Blocksberg zur Walpurgisnacht,
arme Seelen tanzen als Fische auf dem Wasser,
allerlei Zaubergestalten erscheinen, das Wasser im Brunnen wird zum Wein:
Walpurgisnacht Regen oder Tau - auf gut Jahr dir bau.
Walpurgisfrost ist schlechte Kost.

Früher nahm man vor dem Holunderbusch den Hut ab, sein Holz durfte man nicht verbrennen,
sonst wäre ein Familienmitglied zu Schaden, das Unglück ins Haus gekommen..

April warm, Mai kühl, Juni nass, füllt dem Bauern Scheuer und Faß.

Am Gertrudentag beißt die Maus den Faden ab:
Die Zeit in der Spinnstube war vorbei, nun wurde draußen gearbeitet..
an diesem Tage besucht der Storch sein altes Nest.

Soviel im Märzen Nebel steigen, sich hundert Tage Gewitter zeigen.

Der Aberglaube ließ einige kuriose Dinge sprießen:
Für jedes Familienmitglied legte man ein Efeublatt auf die Oberfläche des Wassers
in einer Schüssel, und betreute sie mit Salz.
Dessen Blatt naß oder schwarz wurde, würde das Jahr nicht überleben..

Wenns im Hornung nicht recht schneit (Feb) schneits in der Osterzeit.

Regnet es viel im Februar, hilfts so viel wie guter Mist.

***

Hier geht es um Tradition, um Kulinarisches aus Hessen..
Wir Nassauer oder Hessen essen gerne deftig, aber nicht unbedingt fettig.
Dazu paßt freilich der Äppelwoi und der Handkäs wunderbar.
Handkäse, Wikipedia
Fett unter 1%, Eiweiß 25% und das auch noch cholesterinfrei -
sind Traumwerte für ein modernes Lebensmittel !
1785 erstmals urkundlich erwähnt, ist diese Spezialität also nicht mehr neu-
vermutlich wurde diese Käse schon sehr viel länger in den Haushalten hergestellt..

Man stellte ihn aus unbehandelter Milch her, die 12 Stunden stehen muß,
damit mit dem Löffel der Rahm entnommen werden konnte.
Diesen 24 Stunden stehen lassen und in einen Mattesack aus Leinen geben. (Geschirrtuch)
Nun die Molke herauspressen, dann den Matte-Sack mit dem Quark auf ein Sieb legen
und mit einem Stein beschweren, damit der Rest an Molke auslaufen kann.
Nach 6 Stunden wird ca 6% Salz und Kümmel -nach Geschmack- zugegeben und gut vermischt.
Nun wird der Käse mit der Hand geformt (daher auch der Name)
und auf ein Brett gesetzt und trocknen lassen,
danach wird der Käse locker in einem Steintopf aufgeschichtet, um zugedeckt 3-4 Wochen reifen zu können.
Alle drei Tage kommt er eine Abreibung mit Molke und wird zurück in den Steintopf gesteckt.

Die Bretter oder Horden, auf denen der Käse abtrocknete, waren mit Fliegendraht geschützt.

Der Handkäse sollte zumindest vor dem Verzehr Zimmertemperatur haben,
dabei immer eingepackt oder abgedeckt sein.

Fertig gekauften Handkäse muß man noch gut eine bis drei Woche (n) im Kühlschrank reifen lassen,
bis das letzte Stück von milchig auf glasig gewechselt ist, speckig glänzend.

Es gibt im Frankfurter Raum sogar "Vorschriften", wie man Handkäse zu essen hat-
nur mit Messer und gerissenem Butterbrot.
Das tangiert uns nicht, der Hüttenberger Handkäse, den es schon sehr viel früher gab,
durfte man essen wie man wollte ;)

***

Damals- ich habe ich hier in meiner Geschichts-Ecke schon erwähnt-
ging das Hessekäthchen mit dem Korb herum und verkaufte Handkäse und Kochkäse.

Auch in den modernen Zeiten erfreut sich dieser Käse hoher Beliebtheit- leider oft genug ausverkauft!

So kann man den Käse hacken, mit etwas Butter, Sahne und Zwiebeln vermischen,
mit Salz, Pfeffer und Essig abschmecken.

Oder den Handkäse über Nacht in Apfelwein einlegen, mit Öl und Zwiebelringen
daraus eine kleine Marinade bauen.

Oder den Käse klein schneiden, mit Pellkartoffelscheiben mischen.
Speckwürfel und Zwiebeln in Öl dünsten, mit Brühe auffüllen,
mit Essig abschmecken und über den Salat geben..

Oder eine Marinade aus Weißwein, Essig, Öl, Salz, Pfeffer, Kümmel, Zucker,
Pfeffer machen- und über je drei Käsesegmente gießen.

Oder eine flache Schüssel mit Zwiebelringen auslegen, etwas getrockneter Thymian darüber,
ein wenig Paprikapulver, den Handkäse obenauf legen.
Alles mit etwas Essig und Öl begießen und mit Äppelwoi auffüllen -
nach einem Tag ist das Essen fertig.

Andere legen den Handkäse auf ein deftiges Bauernbrot mit Griebenschmalz und eingelegten Gurkenscheiben..
Kümmel darf nicht fehlen.

Oder den Handkäse mit fein gehackter Petersilie und ebensolchen Zwiebeln als Marinade
mit etwas Essig und Wasser zu überziehen.

Quark kennt man schon seit der Jungsteinzeit, wie die Reste in den -absichtlich-
durchlöcherten Fund-Steintöpfen bewiesen haben.
Die Sumerer haben schriftliche Aufzeichnungen vor 5000 v Chr. hinterlassen..

Quark stellt man so her: Frisch gemolkene Kuhmilch, über Nacht abgestanden,
läßt man in der Wärme sauer werden.
Dann wird sie in einen ungewaschenen Milchtopf gefüllt, dann wird der Sauer schneller.
Nun auf 38-40 Grad erhitzen- dann setzt sich die Molke ab.
Nun kann man die Schmandschicht abnehmen oder man läßt sie in der saueren Milch,
dadurch wird der Quark fetter.
Nun wird in ein Sieb ein Leinentuch gelegt, worin die Molke ablaufen kann.
(Auffangen, die wird später zum Abwaschen des Käses gebraucht)
Wenn die Molke abgelaufen ist, ist der Quark fertig.

Mit Quark kann man Süßspeisen, Kräuterquark
oder mit Zwiebeln/Kümmel/Salz angemachten Quark mit Pellkartoffeln auf den Tisch bringen.

Kochkäs' macht man aus 500gr Quark mit 1TL Natron, gären lassen.
Ist der Quark durchgereift, wird die Masse im Wasserbad unter ständigem Rühren geschmolzen.
(Das geht auch in der Pfanne mit etwas angebräunter Butter recht gut)
Etwas saure Sahne oder frische Milch zugeben,
zu Verfeinerung ein ganzes Ei oder ein Eigelb unterrühren und mit Salz und Kümmel abschmecken.
(bald aufessen, das hält sich nur ein paar Tage)

Auch aus Handkäse kann man Kochkäse machen,
indem dieser in kleine Stücke geschnitten und in der Pfanne mit Butter langsam aufgelöst wird.
Mit Natron, Kümmel und Salz würzen.
Später ein Eigelb unterheben.

Dazu paßt freilich Apfelwein sehr gut.

Ein altes Sprichwort: Iß, was gar ist, trink was klar ist, sprich was wahr ist!

Oder: Bier, Öl und Zucker verrühren, Salz, Paprika, Estragon,
frisch gemahlenen Pfeffer, Kümmel, gehackte Zwiebeln als Dip machen und den
Handkäse 2-3 Stunden darin einlegen..

***

Schon Goethe soll im Heimatmuseum Hüttenberg zu Gast gewesen sein,
dort erfährt man alles über die Handkäsebereitung, auch die Käseklappe ist
dort zu sehen, mit welcher der Käse geformt worden ist.

***

Die Geschichte der Region ist auch ein Stück Kartoffelgeschichte:
Ursprünglich soll die Kartoffel, so die Archäologen, im 3. Jhd. nach Christus in Südamerika begonnen haben.
Im 13.Jhd. nahmen sich die Inkas der Sache an und ernährten mit ihr die Bevölkerung
Die Goldgier der Spanier entdeckte auch diese Knolle und brachte diese nach Europa mit.
Englische Seefahrer brachten die Kartoffel 1587 nach Hause mit.
So kam die beliebte Knolle von zwei- durch die späteren Waldenser
auch noch von der dritten, der französischen Seite zu uns.
Auf alle Fälle rettete diese Frucht tausende Iren und Briten in den Hungerjahren das Leben.
Erst im siebenjährigen Krieg 1756-1763 setzte sich die Kartoffel bei uns durch.
In Hessen-Darmstadt hatten die Landgrafen mit ihrem Jagdtrieb die Felder rücksichtslos zertrampelt,
mit der Protz-Sucht dieser Parasiten und Schloß-Bauten den fiananziellen Ruin des Landes gebracht -
die Kartoffel half die schlimmste Not zu mildern, damit die "Unterthanen" wenigstens nicht verhungern mußten.
(Heute heißen die Herrschaften anders, das Verhalten ist aber sehr ähnlich - ich bin nicht neidisch, aber ärgere mich, wenn die Steuern erhöht werden müssen, nur weil der Bahnchef 1 Million "Boni" bekam.. 2023)
Die Art der Kartoffel ist festkochend, vorwiegend festkochend und mehlig kochend-
den Unterschied erfährt man, wenn die Schnittflächen der rohen Kartoffel aneinander gerieben werden:
Je mehr der Schaum, um so mehliger ist das spätere Kochergebnis.
Diese Frucht ist kalorienarm und nährstoffreich:
80% Wasser, 15% leicht verdauliche Kohlenhydrate, 2,5% Vitamine und Ballaststoffe,
2% aus hochwertigem Eiweiß, nur 0,1% Fett- was sie zum diätischen Geheimtipp werden läßt !
Die Darmtätigkeit wird angeregt, besonders, wenn bei frischen Kartoffeln die Schale mitgegessen wird.
(Augen und grüne Stellen sind giftig, die müssen entfernt werden)
Fluor, Magnesium, Kupfer, Eisen und Mangan sind auch enthalten.
2-4 gekochte Kartoffeln decken die Hälfte des tägl. Vitaminbedarfes und ein Viertel an Kalium.

Früher setzte man die Kartoffel zur Behandlung von vielerlei Krankheiten ein:
Gegen Kopfschmerzen, Warzen, Rheuma, Läuse-Befall, Bettnässen, Sodbrennen,
Übergewicht, Allergien, Gicht und Harnsäuresteine und gegen Bluthochdruck..
Als Haushaltshelfer zum Putzen von Kupfer und Silber, um Eierflecken aus Textilien zu entfernen,
um Ölbilder zu reinigen, man wusch schwarze Kleidung in Kartoffelbrühe, reinigte Gefäße damit,
verjagte Asseln, hielt Salat frisch, entfernte Fettflecken mit Kartoffelmehl,
half eine versalzene Suppe zu retten, gab Zimmerpflanzen neue Kraft durch Kartoffel-Kochwasser,
entfernte Kesselstein damit, gab Polsterfarben wieder neuen Glanz..
Als Küchentipp: Nicht gesalzene Fritten bleiben länger frisch, durch Kartoffel- oder Stärkemehl,
in das Knödelwasser Speisestärke tun, mit einem Schuß Essig, Zitrone oder Milch
im Kochwasser verhilft es der Kartoffel zu mehr Geschmack und das Vitamin C bleibt besser erhalten.
Sauerkraut und herzhafte Suppen lassen sich mit einer geriebenen Kartoffel gut abbinden..

Aus Kartoffeln stellt man heute Industriealkohole, auch für die Kosmetik und Faxpapier etc. her,
Dinge, die man eher nicht vermutet.

Gepellte Kartoffeln mit etwas Leinöl, grobem Salz, Petersilie und Schnittlauch sind fein,
aber erst recht Bratkartoffeln- ob aus gekochten Kartoffeln oder rohen,
die meist in Scheiben geschnitten werden.
(Wir machen rohgeröstete Bratkartoffel aus kleinen Würfelchen, das geht viel besser)
Hier ist immer zu beachten, daß die Kartoffel es gerne mild hat-
dh. nie zu hart anbraten und immer dabei bleiben und zeitig wenden..
Kartoffeln brauchen immer 20-25Min um gar zu werden.

Rahmkartoffeln:
Kartoffeln kochen, schälen und in Scheiben schneiden, in der Pfanne Butter erhitzen
und darin Mehl anrösten, rühren, bis keine Klumpen mehr sind,
Milch und Sahne zugeben, mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen.
Kartoffelscheiben zugeben und ein wenig weiter köcheln.
Servieren mit Fleischwurst und Petersilie..

Tipp: Kartoffelwasser läßt sich für Suppen und Saucen verwenden,
dann sind die guten Inhaltsstoffe nicht verschwendet.

Um 1800 stellte die Kartoffel eine große Konkurrenz für das Korn dar,
was die Preise drückte und die Bauern beunruhigte.
Die Hackfrucht jedoch benötigte viele Arbeitskräfte, die zusätzlich beschäftigt werden mußten-
gut für die Volkswirtschaft.
Die stark anwachsende Bevölkerung zu Anfang des 19.Jhds.
benötigte diese Nahrungsmittelreserven dringend - ein paar Ausfälle wegen der Kartoffelfäule
und der "Steckrübenwinter" 1917/18 kam, wo alles aus Steckrüben gemacht werden mußte,
war irgendwie zu überwinden.

1945/46 war der Hunger so groß, daß die Kartoffeln vom Feld geklaut
oder vom Bauern gegen teuere Teppiche und Silber eingetauscht wurden.
Wieder haben die kleinen Leute, um die es auf meinen Seiten geht, unter der Kriegslust der mächtigen Demagogen gelitten, die sogar durch demokratische Wahlen an die Macht gekommen waren - anders als in den Zeiten davor - besser ist also nichts geworden.. (1933)
Kartoffelferien, die Dämpfmaschine kam ins Dorf, selbst verdiente Kartoffeln durch Erntehilfe,
kennt jeder Ältere bestimmt noch aus eigener Erfahrung.
Um 1915 gab es die "Kartoffelkiste": Eine gut schließende Holzkiste,
mit dicht gestampftem Isolationsmaterial, wie Holzwolle, Papierschnitzel oder Heu waren
dicht um Kochtöpfe herum gedrückt und gut abgedichtet untergebracht.
Auf dem Herd wurde das Essen stark erhitzt und anschließend dort hinein gestellt,
um weiterzugaren- ohne Energie zu verbrauchen.
Diese Idee aus dem alten Kriegskochbuch wurde später wieder aufgegriffen..

Die Familien waren früher noch richtig groß, Eltern, Kinder, Großeltern,
ledige Onkel und Tanten saßen um den großen Holztisch, auf dem ein "Kartoffeltischtuch" lag,
das jeder Esser an seinem Rand anhob, wenn die Hausfrau mit dem Kartoffeltopf kam
und die Pellkartoffeln darauf ausschüttete- jeder pellte seine eigenen,
um dann aus der großen Schüssel in der Mitte zu dippen..
Die Männer hatten alle ihr Taschenmesser einstecken, die Frauen nahmen sich eines aus dem "Deschkaste" -
eine Schublade unter dem Tisch.
Anschließend putzte man das Messer am Tischtuch ab, das dann ganz einfach -mit allem was darauf stand- abgeräumt wurde,
um am nächsten Tag gereinigt zu werden; Abends waren alle müde, auch die Hausfrau..

Die Häuser hatten oft ein Kartoffelloch im Stubenfußboden,
in welches nach der Ernte die Kartoffeln geschüttet wurden und gleich in die Lagerkiste fielen.
Daraus konnte man die Kartoffeln entnehmen, ohne in den Keller zu gehen.
Dieses Loch wurde als "Kellertelefon" gebraucht: Bring doch noch ein Gurkenglas mit ;)

Aus sorgsam aufbereiteten Kartoffelwasser hat man Stärke gewonnen, ein Soßenbinder,
aber auch als Wäschestärke geschätzt.

Damals war die Kartoffel die Rettung, heute wird sie in Besserverdiener-Gasthäusern
und "Mühlenrestaurants" als sündhaft teueres Lifestyle-Produkt vermarktet..

(Manches wiederholt sich in den Büchern, wie ich bald festellen mußte -
was soll's, die Sache mit den Kartoffeln ist allemal lesenswert und wer
die Zeilen beim ersten Durchlesen überflog, kommt nun auf seine Kosten.)

Früher wurde der Brotteig nur aus Sauerteig, Wasser, Salz und Roggenmehl gemacht,
Weizenmehl und Hefe waren zu teuer !

Frauen verdienten sich als Tagelöhner oder Erntehelfer in den Dörfern ein bescheidenes Zubrot.
Diese Frauen wurden als "geringe Leut" bezeichnet !

Woher kommt nun dieses Rezept?
Natur-Koteletts von beiden Seiten je 10 Min anbraten, nur mit Salz und Pfeffer würzen.
Zwiebelringe in Butter glasig dünsten, Apfelstückchen zugeben und mitdünsten- serviert auf den heißen Koteletts,-
zusammen mit deftigem Bauernbrot ein Genuß.

Früher futterte alles was am Tisch saß mit den Fingern aus einer Schüssel.
Schmatzen und Rülpsen gehörte dazu. Gewürzte Speisen kamen später auf.

Sauertopf: Einen Liter Fleischbrühe erhitzen, 80gr Rosinen zugeben,
1 EL Rübensaft, etwas gegartes Fleisch, etwas Kümmel, 50gr altes Brot,
200gr Schweinehack, (Bällchen formen) Salz, Pfeffer..

Archäologen haben Honigreste in Höhlen- und Grabmalereien gefunden,
aber auch in Bernstein - es müssen schon vor 35 Millionen Jahren Bienen geflogen sein,
die den Nektar der Götter boten.

***

Minz-Gelee: Frische Pfefferminze mit kochendem Wasser übergießen
und den Tee eine Stunde ziehen lassen. Den Tee mit Apfelwein -ohne Speierling- mischen und mit Gelierzucker aufkochen
und in Gläser füllen !
(Das machen wir bestimmt, weil ein besonderes Beet mit 3 Minze-Sorten angelegt ist -
und was soll ich euch sagen? Getrocknet war besser als aus frischer Minze gemacht, mit Apfelsaft besser als mit Apfelwein oder auch nur mit Wasser, was noch einfacher ist.

***

Specke-Kuchen: Aus 200gr Weizen- und 200gr Roggelmehl mit 1 Hefewürfel,
1/2 ltr warmem Wasser, 1TL Zucker, 1 Prise Salz einen Hefeteig machen und diesen auf einem Blech ausrollen.
5 Stangen Lauch sorgfältig waschen und fein schneiden. 3 Eier und zwei Becher Schmand
und eine zerdrückte, gekochte Kartoffel durchmengen und mit Salz und Pfeffer abschmecken und auf dem Teig verteilen.
125gr klein geschnittene Speckwürfelchen oder Dörrfleisch darauf verteilen
und bei 175 Grad auf mittlerer Schiene backen..

***

Holunder galt immer als heilkräftig: 1 TL getrocknete Blüten mit 1/2 Ltr Wasser aufbrühen,
10 Min ziehen lassen und abseihen. Bis zu 6 Wochen täglich 2-3 Tassen davon trinken,
das hlft gegen chronisches Rheuma und stärkt die Abwehrkräfte.

Schupfnudeln: 500gr Pellkartoffeln, 250gr Mehl, 3 Eier, Salz, Muskat.
Obige Zutaten reiben und vermengen, mit nassen Händen zu einer Rolle formen
und davon kleine Stücke abschneiden, die in kochendem Wasser gegart werden.
Untenstehende Zutaten schneiden, andünsten und braten:
800gr Bauchspeck, 1 Zwiebel, 1Kg Sauerkraut (eine 850ml Dose wird wohl reichen)
100ml Weißwein, 1 Zwiebel, Salz, Pfefferkörner, 3 Lorbeerblätter, 8 Wacholderbeeren,
Kümmel, Schweineschmalz, Petersilie..

Erdbeeren galten im frühen Mittelalter als Heilmittel, haupts. aber als Genußmittel
in reichen Haushalten auf dem Tisch.
Teuer wie Kaviar!

***

Fädlesuppe: 100gr Mehl mit Milch glatt rühren, 2 Eier und gehackte Kräuter zugeben
und den Teig abschmecken mit Pfeffer und Muskat.
Teig 20 Min ruhen lassen, dann in etwas Butter dünne Pfannkuchen daraus backen,
diese rollen und in Scheiben schneiden- diese dann einer kräftigen Rinderbrühe zugegeben werden..

Seit 8000 Jahren wird in unserem Land Bier gebraut!
120 Millionen Hektorliter werden heute davon -in unserem Land- getrunken, weltweit 800 Millionen..

***

Bauernstampf: 1 Kilo Möhren putzen, 1 Kilo Kartoffeln schälen
und beides in etwas Salzwasser kochen- später nicht ganz abschütten,
weil die Brühe gebraucht wird. Stampfen, gut mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Nun in heißem Öl klein gehackte Zwiebeln glasig werden lassen,
mit Mehl andicken und mit etwas Fleischbrühe ablöschen.
Die heiße Einbrenne über den Stampf geben.
Dazu schmeckt zuvor gekochtes Fleisch in Scheiben.

***

Frühes Kommunikationszentrum waren die Backes, die Backhäuser in den Dörfern.
(Damals gab es noch keine beruflichen Bäcker)

***

In den hess. Kurorten kurten schon im 15. Jhd "adlige und wohlhabenden Standespersonen"

In alter Zeit jagte man Reh, Schwarzwild, Hausen, Bären, Dachse, Otter, Wildhühner wie Rebhuhn,
Wachteln, Schneehühner, Birkhühner und Auerhähne, Tauben, Enten, Gänse, Schnepfen
Bleßhühner, Kraniche, Möwen, Störche, Reiher, Trappen, Drosseln und Rebhühner.
Letzere kamen erst nach den Kreuzzügen zu uns.

***

Auf den Böden des Westerwaldes wuchsen die gelbfleischigen "Haigersche" (Ort Haiger)
und die weißfleischige "Englische" Kartoffel besser als die Getreidearten.
Kartoffeln wurden vor der Einsaat durchgeschnitten, daß immer zwei gesunde Augen blieben-
mit Holzasche desinfiziert und eingepflanzt.

***

Ein Witzchen: "Warum haben die Nassauer immer so dicke Bäuche?
Nun, weil sie die Endsilben verschlucken!"

Deduffel-Broj: (3 Personen) 1,5Ltr Wasser, darin 2 Pfund Kartoffeln in Scheiben mit einem Lorbeerblatt,
Salz, Pfeffer, 1EL Maioran, 1TL Kümmel und einer Zwiebel kochen.
Dann alles durchschlagen.
In den Tellern wird Bratwurst eingeschnitten, bevor die Suppe darauf kommt..

***

Pfannkuchen in Grün: Kartoffeln schälen und reiben, abtropfen lassen
und gleich mit saurer Sahne vermischen, damit sie sich nicht verfärben.
Den Teig mit Eiern, Kartoffelstärke oder Mehl, Salz, eine geriebene Zwiebel
und vielen frischen gehackten Kräutern mischen und wie gewohnt ausbacken.

Bettler: Aus restlichen gekochten Kartoffeln, Ei, Mehl, Muskat, Salz,
Pfeffer und Petersilie den Teig machen und wie gewohnt ausbacken.

Der bayrische König Ludwig I hat die Franziskaner auf das Kloster Engelberg "berufen".
In der Klosterküche gab es Klosterwein, Klosterbier, Klosterbrot und Klosterkäse..
Der Bier- und Weinkonsum war streng geregelt, den die Frommen zu sich nehmen durften.
Jeder "reguläre Chorherr" sollte täglich 5 Pfund Wein erhalten, eine Nonne 3 Pfund.
Wieso man die Getränke in Gewichten gemessen hat, ist mir unklar-
bei dieser Menge wäre man schnell tot, vermutlich half dagegen die Frömmigkeit?

***

In Wein abgemessen war zuweilen auch die Besoldung von Pfarrern und Lehrern.
Sogar Wöchnerinnen gab man im Frankenland- auf Gemeindekosten- Wein zur Stärkung.

Kringe: Aus 250gr Mehl, Milch, Eier, 50gr Zucker, Butter,
Hefe wurde der Teig gemacht und ausgerollt.
Die Füllung aus drei säuerl. Äpfeln, 50gr Zucker, 125gr Rosinen 1/2 Päckchen Vanillezucker,
30gr Zucker, 15gr Kakau, 1 Ei, 50ml Milch, etwas Zimt und etwas Rum.
Das kommt gut gemischt auf den Teig, der dann zusammengerollt und dann zu einem Brezel verschlungen wird.
Im vorgeheizten Ofen 10 Min bei 225 Grad backen, evtl. mit Eigelb oder Wasser bestreichen.

***

Holunder-Sekt! 3 Blüten in 3 Ltr Wasser, dem Saft von 3 Zitronen,
1 TL Essig und 350gr Zucker 2-3 Tage kühl im abgedeckten Eimer ziehen lassen.
Dann in Brunnenwasserflaschen oder Bügelflaschen abfüllen -
nach ein paar Wochen gibt es Sekt, so die Landfrauen- ausprobiert habe ich das 2018
und es hat trefflich funktioniert.
(Der Geschmack war uns zu flach, also mehr Blüten nehmen!)

***

Die Zwiebel ist ein altes Heilmittel!
Gegen Insektenstiche, Husten, Appetitlosigkeit, Warzen!

Früher legten die Hühner- wie heute auch- recht unregelmäßig ihre Eier,
so gab es mal viel, mal wenige.
Deshalb sann man auf die Haltbarmachung:
- "Wasserglas"-Lösungen,
1 Liter dieses Zeugs auf 7-8 Liter Wasser im Steintopf angerührt,
darin wurden die Eier versenkt. Das hielt wohl lange frisch.
Weniger lang hielten Eier, wenn sie im Steintopf mit Gerste rundherum kühl gestellt wurden.

Der Sauerteig vom letzten Backen wurde am Vortag mit warmem Mehl in warmem Wasser angesetzt,
damit er gehen konnte.
Am Backtag wurde das mit etwas Salz und Mehl gemischt und zu Broten geformt..
aber nicht, ohne zuvor etwas "Hermann" abzunehmen,
um diese kühl gestellt bis zum nächsten Einsatz aufzubewahren!

500gr Rohrzucker im Topf erhitzen und über 2 handvoll frische Fichtenspitzen (Ernte Mai) geben.
(Am besten in ein 1,5Ltr Weckglas, gut verschließen)
Nun täglich einmal schütteln- das Glas, nicht sich selbst-
6-8 Wochen in die Sonne stellen, dann durch ein Sieb abfüllen und im sauberen Glas aufheben.
(Hält ca 1 Jahr) 2x3 Mal täglich einen Löffel davon nehmen und der Husten ist weg..

***

Mehltypen: Je höher die Nummer auf der Tüte, um so naturbelassener das Mehl.

Holunderlikör: (Für 1,5Ltr) Holunderbeeren entstielen und 45-60 Min dampfentsaften,
abfüllen und mit 500gr Zucker mischen, mit Korn auffüllen. (2/3 Saft und 1/3 Korn)

Bauernschmaus: Zwiebelstückchen leicht anrösten, Bratwurst im Ring (grobe geräucherte)
in die Pfanne zupfen. Mehl, Salz, Milch und Eier in einer Schüssel verrühren
und über die Wurst geben, leicht anstocken lassen.
(Selbstverständlich kann man das mit jeder Wurst machen, auch mit Leberwurst)
Dazu werden Pellkartoffel gereicht.

***

Fleisch gehörte früher selten zum Speiseplan- zumindest für mit der Hand arbeitende Menschen,
die nicht gerade reiche Bauern oder Unternehmer waren.
So gab es oft Mehlknödel, Kartoffelbrei, Rüben jeder Art, Bohnen, Breie,
Suppen und kleine Brandsaucen, die man heute als "Dip" bezeichnen würde.

***

Das Läuten war wichtig, danach richteten sich die Leute, weil kaum einer eine eigene Uhr besaß-
die Kinder liefen flugs um 6 Uhr nach Hause, sonst hätte der Lehrer und der Pfarrer und der Schultheiß,
wie die damaligen Aufpasser waren, "am Rad gedreht" und Strafen verpasst.
Der Sonntag war frei von jeder Arbeit, wenn man nicht gerade im Stall
das Nötigste tun mußte oder die Ernte dringend war.
Am Sonntag gab es etwas Fleisch, Suppe und Nachmittags Kuchen, ab und zu kam Besuch zum Kaffee,
die Männer tranken mal einen Schnaps oder was gerade da war.
Ein besonderer Tag.

***

Rotweinbowle: 1 Kilo Pflaumen, 1 Flasche Rotwein (ich nehme freilich nur den eigenen Wein),
Zucker, Zimt und Nelken. Das hat man schon früher zu besonderen Anlässen gemacht..

***

Oje, die Schuhe! Die Feld- und Stallarbeit wurde wohl in Holzschuhen erledigt,
im Sommer lief man ohne Schuhe. Die "über einen Leisten" gezogenen,
handgemachten Lederschuhe wurden noch mit kleinen Holzpins an der Obersohle befestigt,
unten waren Nägel und Rundeisen, damit die Sohle lange, lange hielt.
Schuhe waren richtig teuer! Nun kommt das Beste:
Es gab noch keinen linken und rechten Schuh- beide waren gleich geschnitten.
So konnten sparsame Leute die Schuhe von links nach rechts wechseln,
damit sie sich gleichmäßig abnützten..

***

Wer hat schon mal das Wort "Saukäse" gehört?
Dabei handelt es sich um einen Brotaufstrich aus 500gr geräucherten oder fetten Speck,
3 gehackten Zwiebeln und kleingehacktem Lauch.
Abschmecken ggf. mit etwas Pfeffer und Salz.
Mit knusprig frischem Bauernbrot bestimmt ein Gedicht- ich muß es unbedingt probieren..
(Nachtrag: Über Pellkartoffeln war diese Sauce wunderbar - aber nur heiß oder warm, nicht kalt.)

Das aus dem Backes geholte Brot wurde mit einer Kette unter die Decke gehängt-
zu frisch sollte man es nicht essen, das würde "Bauchweh" bereiten.
Die Wirklichkeit war profaner- es war frisch verzehrt einfach zu schnell alle..

1920-30 - Die Schlitzer "Spitalisten" bekamen vom Fürsten Kakao,
Kuchen, Weck und Milch spendiert..
(Das waren die Insassen des Vorläufers der Altenheime- da kommen wir bestimmt wieder hin- wetten?)

***

Noch eine Idee - diesmal als Klößchen für eine einfache Gemüsesuppe:
Aus Mehl und Eiern einen zähen Teig anrühren und diesen mit dem Löffel abstechen und mitgaren..

*** Not macht erfinderisch, Geld verschwenderisch !

Die Vertreibung aus dem Paradies durch das Abpflücken der verbotenen Frucht
ist wohl ein typischer Übersetzungsfehler aus dem Lateinischen:
Malus bedeutet in der Liturgie "schlecht", in der lat. Sprache aber auch Apfel. (Vokaldehnung)
Ein Apfel macht nicht dick! 15g Kohlehydrate als Traubenzucker, 0,6g Fett und 80% Wasser.
Apfelkuren, wo nur Äpfel (freilich MIT Schale) gegessen wurden, sind heute noch empfehlenswert,
weil dadurch alle schädigenden Stoffe aus dem Darm gespült werden.

Apfelringe trocknete man ohne Kerngehäuse, aufgereiht auf Holzstangen
in der Scheune oder unter dem Vordach, heute über dem Heizkörper.
(Nicht in der prallen Sonne- zuvor kurz in Salzwasser schwenken, dann bleiben sie hell)

Apfelkonfitüre (heute 2 Teile Frucht, 1 Teil Zucker) und Gelee sollte
man auch heute wieder selber machen, das lohnt sich allemal.

Apfelessig wurde ehedem selbst gemacht: Im Steinguttopf (abgedeckt gegen Mücken) -
Apfelsaft vier Wochen stehen lassen. Immer wieder den gleichen Topf nehmen.
Den Sud alle Woche umrühren, zum Schluß durch eine Stoffwindel oder Kaffeefilter sieben.
Apfelessig macht Bohnen- und Linsentöpfe bekömlicher, hilft bei der Entschlackung,
indem 2x am Tag 1TL Apfelessig und 1TL Honig in einem Glas Wasser aufgelöst- getrunken wird.
Fiebersenkend als Wadenwickel.

***

Interessant ist die Geschichte der Wurst, die sich -wie so oft-
angeblich im alten Griechenland zuerst gezeigt haben soll.
Bei uns haben sich die ersten Metzger wohl in Gastwirtschaften verdingt-
ab dem 14.Jhd. finden sich einige Loblieder auf dieses Nahrungsmittel.
Damals schon gab es eine ganze Reihe heute noch bekannter Wurstarten, die z.T.
auch in den Klosterküchen ausprobiert oder erfunden worden sind.
Luther soll einmal eine Bratwurst nicht bezahlt haben,
was nachher einer seiner Anhänger getan haben soll.
Viele damalige Größen waren Freunde der Wurstwaren,
die sie sich manchmal von weit her haben kommen lassen; Prasser und Fresser waren sie allemal,
damals "ernannt" oder "berufen" oder "von Gottes Gnaden", heute sogar gewählt.
Goethe wurde von seiner Mutter bezeichnenderweise "Hätschelhans" genannt -
sie schickte im den Frankfurter Schwartenmagen nach..
Wenns um die Wurscht ging, wurden auch "vornehme Leute" zum Volk,
das von den Genüssen der Hausmanns Küche schwärmte-
wo freilich die Wurst eine besondere Stellung einnahm, gestern wie heute.
Bald jeder bekannte Name - ob Dichter, Fürst oder Komponist -
hatte seine Vorlieben in dieser Richtung aufgeschrieben und hinterlassen.

Wunderlich war der "Wurstwagen", der aus einem Baumstamm bestand,
der Vorder- und Hinterachse des Wagens verband.
Von Pferden gezogen, hockten die Passagiere rittlinks darauf.
Hauptsache zum Transport von Soldaten erfunden, wurden auch mit Stroh
umwickelte Wagen dieser Art bei Jagden eingesetzt.

Die Frankfurter Schirn war ein Marktplatz nur mit Metzgerständen, mit vielen Tischen,
die mit einfachem Dach waren, mit Fleischhack-Klotz- nur hier durfte das Gewerk ausgeführt werden.
Gespeist von zwei Brunnen lief die Brühe mittig durch die Rinne auf dem Markt.
Hier erwartete man das zahlreiche Publikum.
Es gab Metzger für Schweine, andere fuer Kalbs- andere für Lamm- oder Rindfleisch,
vermischt durfte nichts werden.
Langschirn oder Fleischbank genannt, hat man irgendwann hohe, schmale Häuser darüber gebaut.
Daher die engen Vorkriegsgassen dieser Schirn, die im Krieg
alle von "unseren Freunden" oder "Befreier" weggebombt worden sind..

Früher haben die adrett weiß gekleideten Metzger stolz die Ware zu den Kunden gebracht,
sauber in einer sorgfältig gescheuerten Schüssel mit Tuchabdeckung.

Frauen hatten früher ihren Fleischteller und Abdecktuch im Einkaufskorb dabei,
niemand wollte Wurst in der Zeitung eingepackt wissen..

Den "goldenen Daumen" kannte man wohl schon früh, der auf der Waage lag-
ebenso wie die Mogelei mit der Verpackung und den sehr knappen Schnitt..

Wurstenden wurden guten Kunden als Zugabe mit eingepackt..

Als das Verkaufsedikt gelockert wurde und die Metzger sich in der Stadt
verteilen und nach Belieben niederlassen konnten, entwickelte sich der Boom
feiner Ausstattung der Läden, der noch heute anhält.
(Das habe ich vor etlichen Jahren geschrieben, heute - 2023 - geht schon seit Jahren der Trend weg von der Metzgerei hin zur Supermarkt-Theke)

Die warme Fleischwurst- die in Frankfurt (wie im gesamten Taunus)
noch immer am liebsten aus der Hand mit Senf und Brötchen vertilgt wird, wurde hochgelobt.
Die Frankfurter Würstchen weltberühmt und als von einem ausgewanderten Metzger
Frankfurts als Wiener Würstel kopiert.
In alle Welt verschickt, entwickelte sich die Haltbarmachung in Dosen und später in Gläsern sprunghaft.
Vom Markt brachte man zuweilen die Wurst mit in die Gaststätte, bekam Bier und Brot dazu- heute undenkbar.
Liest man vom Blutbad unter den Ferkeln am Schweinestand der Schirn,
mit den dazu lachenden Mägden, wie die Chronik berichtet und von der Hirnwurst,
habe ich keinen Appetit mehr.
(Heute darf kein Hirn mehr enthalten sein, hirnlos sozusagen)

Auf dem Dorf wurde nicht so extrem verschwendet mit dem Fleisch und mit der Wurst.
Metzger gab es dort keine, man hielt einmal im Jahr Hausschlachtung,
wo bei manchen Leuten die besten Stücke in den Verkauf gehen mußten.
"da wurde meist selbst geschlachtet, weshalb die Zahl der Metzger wesentlich geringer
und auch ambulant war - sie versorgten nur die unterbäuerliche Schicht im eigenen Laden,
sofern sich diese überhaupt diesen Luxus leisten konnten"
(Der letzte Satz dürfte aus der Zeit knapp nach dem WKII gewesen sein; zuvor waren praktisch alle "Ziegenbauern", der Ausdruck "unterbäuerlich" bezeichnet den Stand der Vollbauern nach 1900, da kam dieser Dünkel auf)
***

Ich habe zuweilen Probleme mit den Garmethoden von Wurst- ganz allgemein-
weil die Desinfektion zwar schon durch die Erwärmung oder Erhitzung auf 75 Grad geht,
aber ob das reicht, um alle Keime zu töten und ob die Fleischbeschau nicht doch Lücken hat,
wage ich nicht mal zu erahnen.
Nicht nur die altbekannten Fleischkrankheiten mit Finnen und ähnlichen häßlichen Sachen
beschäftigt mich dabei, sondern auch die fahrlässig neu geschaffenen Dinge,
wie BSE sind im wahrsten Sinne des Wortes im Hinterstübchen..
und das geschah, weil man tierische Abfälle unter das Futter der Wiederkäuer mischte. Nach dem Krieg überall üblich, daß Fertigfutter aus der Fabrik zugetan wurde..

Sicher macht nicht das "unrein, was durch die Mund hinein geht, sondern durch das,
was daraus hervor kommt"- wie schon das alte Testament sagt.. bei BSE schaut die Sache etwas anders aus.

Mir ist schon klar, daß die heutigen Haustierrassen nicht oder nicht mehr vorhanden wären,
würden wir alle auf Fleisch und Wurst verzichten- ein schräges Gefühl stellt sich mir dennoch ein.

Ohne eine Kuh, die ein Kalb bekam, wird es keine Milch, keinen Käse und auch keinen Quark geben..
und da nicht alle netten Ferkel (eine Sau wirft 2x im Jahr 8-10 Ferkel) und Kälbchen behalten
und durchgefüttert werden können, muß geschlachtet werden.
Was die Massentierhaltung daraus gemacht hat, ist nochmal ein ganz anderes Ding.
Beim "kleinen Metzger" geht es auch nicht anders zu, nur daß die Tiere nicht
so weit transportiert werden müssen- aber auch da habe ich starke Zweifel:
Ich wohne auf dem Land und bekomme einiges mit.
Ach ja, Hühner wären wohl eher eine Seltenheit, die Eier auch,
die Wildenten und Gänse wären geschwind weg, bei so vielen Menschen..
Die Federviehhaltung ist tückisch: Die Zugvögel bringen leicht die Vogelgrippe mit oder es wird von Raubzeug gefressen.

Heute, in der Zeit der Corona-Pandemie (2020) kaufen wir nur noch beim "Heidehof" unsere Fleisch- und Wurstwaren.
Nachtrag 2021: Auch dieser Hof hat sich als fadenscheinig erwiesen..
Die Groß-Schlachterei-Skandale haben uns dazu gebracht, mehr Mißtrauen zu setzen.

Heute sind überall und in jeder Branche "global Players" am Werk, die Zutaten verwenden,
die ich nicht auszusprechen vermag- wer sagt, daß die Reinheit der Lebensmittel
heute nicht ganz und gar oder in Teilen "naturidentisch" geformt wurde?
Die EU Gesetze in dieser Sache haben mehr Panscherei gebracht, als je zuvor!
Doch zurück zu den leckeren Wurstsorten, die unser Land in erstaunlicher Vielfalt zu bieten hat:
Man unterscheidet Brühwürste, Kochwürste und Rohwürste.
Wer hätte gedacht, daß die Bratwurst ihren Namen wohl eher nach der Brät-Füllung,
als nach dem späteren Verwendungszweck hat?
Eine besondere Spezialität ist die "aale Worscht", die alte Wurst, die luftgetrocknet ist.
(Die alte Art der Zubereitung, die schlachtwarm sein mußte, hat der Wurst das Aus gebracht)
Es gibt durch Räuchern haltbarer gemachte Kochwurst oder frische Bratwürstel,
es gibt in Kaltrauch geräucherte Würste (Frankfurter).
In manchen Gegenden räuchert man richtig lange, in anderen gerade mal so eben, als geschmackliche Komponente.
Vielerlei Gewürze werden und wurden schon vor langer Zeit verwendet,
Frankfurt war schon damals ein internationales Zentrum des Handels.
Manche Würste werden aus vorgekochten Zutaten, anderen aus rohen Fleischarten gemacht.
Arme Leute - Wurst war mit Streckmitteln - z.B. Kraut und Kartoffeln gemacht,
heute ist das eine besondere Delikatesse!
Möhrenwurst, Krautwurst, Kartoffelwurst- hessisches Weckewerk, Blutwurst mit Graupen- wie auch immer!
Im Norden Deutschlands wäre das der Pfannenschlag, eine Art dicke einfache Leberwurst-
sehr lecker, doch wirklich !

In besseren Haushalten wurden die Würste von der Köchin gemacht, die manigfaltige Aufgaben hatte:
Napfsülzen und Pasteten, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Alles wurde verwertet, sogar Knochen, Innereien und das Fell oder die Haut
oder Federn der Tiere- was ja auch sinnvoller ist, als wegzuwerfen, was man heute "entsorgen" nennt.
Die Kunst des Metzgers oder Wurstmachers ist es heute noch, aus preiswerten Zutaten
ein möglichst gutes Ergebnis zu erreichen, oder wie man in den 1950iger Jahren sagte:
"Wasser schnittfest zu bekommen" ;)

Beim Schlachten fallen große Mengen an Fette an, die auch alle unterkommen wollen-
Fett ist allemal ein ganz wichtiger Geschmacksträger!

Därme (freilich gründlich gespült) nimmt man geschickt als Wurstpelle, auch heute noch.
Schwartenwurst, Sülzwurst, Leber- und Blutwürste und großer Zahl sind
in den Auslagen der Metzereien, mehr noch in den Theken der Supermärkte zu finden.
Für jeden Geschmack ist was dabei, von Gegend zu Gegend wird wir Wurst ein wenig anders gemacht-
außerdem sind noch die ganz großen Anbieter auf dem Markt,
deren Produkte geradezu standarisiert überall zu kaufen sind,
mit einer ganzen Zahl an leckeren "E-Inhaltsstoffen", die wie ein Beipackzettel ausschauen.
Aus schierer Faulheit würzen die Hersteller alle Wurst gleich, ob Frischwurst oder Dosenwurst-
alle mit den gleichen Haltbarkeitsstoffen und E - Vitaminen, obwohl Dosen und Gläser
Vollkonserven sind, die kein Pökelsalz brauchen.
(Einheitsdeklaration deshalb, weil man dann nicht umrechnen muss - Kopfrechnen schwach, Religion gut..)

***

Die alten Römer kannten schon den Bratrost, die Leberwurst, die Griechen kannten Blutwürste.

Gerade in Hessen war am Freitag der selbstgemachte Kartoffelsalat
(meine Frau macht den heute noch, das Rezept ist auf meinen Seiten zu finden)
und heiße Fleischwurst auf dem Teller- alle haben sich darauf gefreut;
ein "Ladenhüter" war dieses Essen bei keinem !

Ein Fachmann soll 100 verschiedene Leberwürste gezählt haben,
die in unserem Land hergestellt werden- Deutschlands beliebteste Wurst..

Es gibt sogar aale Blut- und aale Leberwurst, die ebenfalls geschrumpft und geräuchert ist.
(eine ganz feine Sache, die ca 50% an Gewicht verliert und deshalb so wenig ausschaut)

***

Im alten Testament verbot man den Genuß von Blut in jeder Form,
genau wie in den anderen Nahost-Religionen.
Blutwurst in der Schweinsblase oder Magen abgefüllt war, nannte man "Roter Günter"
oder "Ellerwurst" oder "Piepenwurst"- diese wurde morgens angeschnitten, wenn die "Eller",
die Großmutter oder die Hebamme ins Haus kam.
Die Piepe war der Schnippel hinter der Zubindekordel der Wurst.
Mit Piep servierte Wurst zeigte dem jungen Vater die Geburt eines Jungen,
ohne Piep die eines Mädchen -dezent- an, wenn die Frauen die Wurst servierten.
Kinderlosen Paaren schenkte man die Piepenwurst als versteckte Anspielung..

Die Varianten der hausmacher Wurst sind ganz enorm,
noch mehr die unterschiedlichen Interpretationen moderner Lokalitäten zu diesem Thema.
(Das ist freilich reine Geschmacksache, aber auch ein ganzes Stück Zeitgeist. Unser Fall ganz sicher nicht.)

Ob nun aus ethischen Gründen (z.B. warme Blutwurst) oder aus moralischen (Tiere werden geschlachtet, also sollte so viel wie möglich davon verwertet werden - eben am besten in einer ethisch-sauberen Art.) -
ist Zurückhaltung im Fleischkonsum eine gute Sache.
Ganz darauf verzichten halte ich jedoch für falsch.
Früher war das Geld der limitierende Faktor,
dann kam die Völlerei der Vollbeschäftigung der 60iger/70iger/80iger Jahre,
dann die Ökobewegung - heute ist bereits schon wieder das Geld die Bremse,
wenn die Qualität stimmen soll.

***
Ein Fürstenschreck und anschließend kommen Pilze der Götter zu Wort..

Die Vorgeschichte unserer Gegend zur deutschen Reichsgründung 1871
( Reichsgründung ) war durchaus lesenswert. Abenteuerlich allemal,
zumal wieder ein Souverän den Anspruch auf "die Weltvorherrschaft" erhebt..
ausgerechnet ein Präsident, der unter dem Anspruch "Farbig" zu sein, mit vielen neuen Ideen antrat,
von denen er keine einzige hat umsetzen können oder ernsthaft wollen. (O bama)
Nachtrag: Unter seiner Federführung wurde "die Mutter aller Schlachtschiffe",
wie ein Blatt titelte - ein riesiger Flugzeugträger fertig, der dann vor anderen -weit entfernten- Ländern
herum provozierte und die Vormachtstellung zeigen soll.
USS Gerald R. Ford
(Den Friedensnobelpreis hat der O bama auch bekommen - Guantanamo und Foltergefängnisse belassen - klar, warum nicht?)

***

Zurück zur Geschichte- wiewohl dieser O bama ebenfalls schon Geschichte ist..:
Ein junger renitenter Gymnasiast aus Weilburg, der von der Schule gewiesen wurde
und seine Reife andernorts holte- aber dennoch sein Abi in Weilburg machte,
war einer der späteren Hauptakteure der Weilburger Volksversammlung.
Man wandte sich gegen den Zehnten und gegen die Herrschaft des Fürsten,
wollte demokratische Wahlen und mehr Bürgerrechte.
Sein Vater war oberkommandierender Offizier nicht gerade eine Steilvorlage für die Gedanken des Sohnes.
Die Zusammenkünfte der Bewunderer der Französischen Revolution gründeten
eine republikanische Fortschrittspartei, deren Start sehr holprig war.
Damals brodelte es überall in den Orten, man hatte auch Angst vor den alten Machthabern,
die ihre Pfründe schwimmen sahen, setzten sich die Gedanken um die Demokratisierung weiter durch.
In unserem Land ist eine Parteigründung ähnlich wie die eines Vereines-
es wurden zuerst Kompetenzen, dann in langen Sitzungen Statuten gemacht..
Die "Sympathisanten des Frankfurter Republikaneraufstandes" waren sich einig-
was wohl viele Kämpfe gefordert hatte.
Der Sohn des Offizieres brachte es zum Doktor, er wurde Arzt- geachtet von allen,
weil er eine sehr soziale Ader bewies:
Nicht jeder hatte das Geld für eine Behandlung.
Das brachte freilich die Konkurrenz auf die Palme,
die zusammen mit den fürstlichen Beamten und Günstlingen Front machten
und den jungen Doktor am liebsten vertrieben hätten.
Wie wir wissen, unterlag die Allianz der Österreicher, wo auch Nassau mitgemacht hatte-
die Preußen siegten und führten mit ihren russischen Horden ein harsches Regiment,
monarchistisch versteht sich.
Der Preußenkaiser war nicht zimperlich und rief so die roten Fahnen auf
die Häuser und die Feudalherrschaft in den Abgrund durch die unnachgiebige Haltung.
Die Revolution in Frankfurt wurde mit 12000 Soldaten gegen 700 Barrikadenverteiliger angefochten.
Viele Tote, viele Verletzte, viele Gefangene.
Der rechtslastige Säuberungswahn rief auch Offiziere auf die Seite der Aufständigen.
Irgendwie schaffte es der junge Arzt doch in die Bürgerschaft Weilburgs-
obwohl er einen Verein zur Abschaffung des Zehnten gegründet hat- zu viele Bauern
waren inzwischen auf seiner Seite, als daß man ihn hätte nicht hören können.
"Laßt euch nicht durch Schmähpamphlete an den Straßenecken und durch
stubengelehrte Deuteleien beirren, stimmt ab, wie es euere Pflicht und Gerechtigkeit verlangt"
März 1849 war die Wahl des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV.
von 28 Partikularstaaten wurde die kleindeutsche Staatslösung, also ohne die Aufnahme
der der nichtdeutschen Habsburger Teile ins Deutsche Kaiserreich angenommen.
Darauf verweigerte der König die Annahme der Krone durch die Volksversammlung, die ohne die Zustimmung
aller deutscher Fürsten war: Der "Ludergeruch der Revolution" war ihm zuwider.
Darauf wurden die Abgeordneten zurückgezogen, das Parlament aufgelöst,
die Versammlung nach Stuttgart verlegt, ein Erzbischof als Reichverweser eingesetzt.
Pfälzer gegen Bayern, Bayern gegen Baden, Regimenter und Freischärler
gegen die Preußische Macht - die Preußenhörigen bekamen kräftig Gegenwind- man
wollte in Wiesbaden zuerst ein eigenes demokratisches Ding machen.
Der Stein war losgetreten, die Bauern machten mit und überall entstanden neue kleine Volksversammlungen.
Ein "Jesuitismus" gegen die Verdächtigen war allerorten von oben gemacht,
sogar ein Mittelweg, den der "konstitutionellen oder demokratischen Monarchie"
kam ins Gespräch.
"Pöpelherrschaft" leiste keine Garantie des Eigentums und der Selbstbestimmung,
so töne es von oben durch die Vasallen herab.
Aber die Zahl derer, die eine "Föderative-Republik" (Bundesrepublik) forderten
und einführen wollten wuchs beständig an.
Die Augen gehen auf- unserem Land kann nur durch eine Radikalkur geholfen werden,
nicht weiter durch die Gnade der guten Geburt die Posten erhalten, was dem Fürsten half,
der den 10. und durch die Säkularisierung freien Zinseinnahmen der Kirche für seine privaten Bedürfnisse
eingesackt hat.
Noch im 19.Jhd waren mehr als die Hälfte aller Flächen zehntpflichtig,
die das Landvolk ziemlich einseitig belastete und nur durch hohe Ablösesummen getilgt werden konnte..
(das 14 fache des Jahreszinses)
Nassauische Soldaten sollten gegen Raststatt (Stuttgart) ziehen und den Preußen helfen,
ihren Anspruch mit Gewalt durchzusetzen.
Aufrufe an die Soldaten zeigten Wirkung, keine deutschen Waffen gegen Deutsche,
sondern gegen die "Raubhorden russischer Kosacken in preußischem Auftrag".
"Tod der Tyrannen, der Freiheit ewiges Leben!"

Diesen Gedanken hauen wir aufs Maul, wenn HEUTE NOCH öffentlich-rechtliche TV und Radio Schmeichler dem Adel hofieren,
wenn Grafen wieder in der Politik tätig sind..

Die deutschen Fürsten hatten sich zur Unterdrückung der Freiheit verschworen und verbunden.
Diese Notwehrsitation schweißte die demokratische Bewegung eher zusammen,
als daß man sie dadurch aufhielt.
Der Kampf gegen den Absolutismus war nicht mehr aufzuhalten, der Sieg der Gerechtigkeit war es,
was die Menschen begeisterte und aufrief.

Der Herzog ließ die 56 Deputierten am Schloß Biebrich bei Wiesbaden eineinhalb Stunden
unter dem Vordach des Pferdestalles warten, bevor er sie unterrichtete:
Nur sieben werden in den Audienz-Saal vorgelassen.
Diesem Wanzt von Fürst haben sie mit Engelszungen eingeredet,
daß er sich den Erfolg auf seine Fahnen heften könne, stimmte er der Volksresolution zu..
.."sie sind von mir gewohnt und können gewohnt sein, daß ich mein Wort halte,
wie ich es noch immer gehalten habe. Ich werde der Anarchie kräftig entgegentreten,
das ist mein fester Wille und seien sie versichert, ich habe auch die Macht dazu.
Ich habe mein Wort noch immer gehalten, das wissen sie. Sie sind entlassen"
Der Deputierte wird die Antwort dem Land mitteilen, darauf der Fürst:
Das wünsche ich!, dann zog er sich zurück..
Der junge Arzt mußte sich der Verfolgung durch die Flucht nach Amerika entziehen,
heimlich, inmitten der hohen Zahl der damaligen Auswanderer.
In der neuen Heimat starb er 72jährig, dem Denken Kants verpflichtet, der Aufforderung,
immer den eigenen Verstand einzusetzen..
Über seine 53 Jahre in den Staaten ist leider nichts bekannt.
Die Bewegung jedoch hat sich durchgesetzt, festgeschrieben in Artikel 20 des Grundgesetzes,
das die Staatsgemeinschaft versteht als eine demokratische und soziale Republik!

Eine bewegende, ja erschütternde Story, das muß ich sagen:
Man sollte jedem Anfang wehren, daß sich der Adel und der Klerus wieder zum Herrscher aufschwingt !

(Nachtrag 2020:
Man muß sich auch der linken Unterwanderungen in ALLEN Parteien widersetzen,
sonst kommt die DDR wieder!
Nebst den rechten Halunken, die durch Links gefüttert werden - ihre Steigbügelhalter finden.)

***
Doch nun lieber wieder zurück zu den Anfängen der Menschheit:
Das Geheimnis der "Zauberpilze" war den alten Germanen wohl bekannt, sie sollen den Meth
(zumindest den für kultische Handlungen) mit spitzkegligen Kahlköpfen gewürzt haben.
(Pilze, keine "ethnischen Minderheiten"- Spaß beiseite..)
Im Gälischen "Feennahrung" genannt, waren die Kelten dabei in die "Anderswelt" zu reisen.
Die Dionysischen Mysterien würzten ihren Wein mit Panaeolus/Amanita/Psilocybe Beigaben zum Göttertrunk.
Christen hätten, so die Erzählung, die Gebräuche der Naturreligionen brutal unterdrückt
und irgendwann ausgelöscht.
Durch die "frohe Botschaft" kam ein schreckliche Kultur- und Völkermord in die Welt,
die intolerant alles ausmerzte.
Aber die Pilze waren überall in der Welt, wo Menschen wohnten:
Die rituelle Einnahme von Pilzen läßt Erfahrungen entstehen,
die den Anfang des Schamanismus und von Religion erklären.
Zusammen mit weihrauchähnlichen Harzen (Kopal), die in einem Holzkohlebecken verbrannt wurden,
entstand die Stimmung dazu.
Die esoterische Sprache der Heiler in Trance, Seher und heiligen Leute wurde so genährt.
Halluzinogene Pflanzen waren schon früh bekannt, unter Eingeweihten und Priestern,
auch die der christlichen Religion.

Nach manchen Erzählungen wird der Mensch in eine lange und mühseelige Wanderung
durch das Reich der Tiere eintreten,
Hindernisse und ein reißender Strom, den man durchschwimmen muß.
Indianer halten heute noch schwarze Hunde, an deren Schwanz man den Fluss durchqueren kann,
wenn die Stunde gekommen ist..
Wehe, man hat zeitlebens die Tiere (alle werden genannt) schlecht behandelt!

Die Erde gilt in vielen Kulturen als Gottheit, verehrt in der Gottmutter Erde oder Erdmutter.
Die Pilze wachsen aus der Erde, also waren sie heilig.
Zuerst waren die Gebeine heiliger Leute, dann das Blut Christi für die Kraft
verantwortlich- wie es gerade gepaßt hat.

Drei Tage vor dem Ritual mußte enthaltsam gelebt werden, sexuell abstinent,
keine Eier, kein Geflügel etc. durfte verspeist werden. Alkohol war ebenso verboten wie harte Arbeit.
Pilze sollen nur in je einer Spezies verwendet werden.
Zuerst wurde Weihrauch verbrannt und eine Kerze angezündet, dann das Gebet an die Pilze gesprochen.
Stille und Andacht bestimmen die Szene - man soll Tiere sehen, die Sonne,
den Mond, Stimmen hören, die nach dem Warum fragen und den bestrafen, der sie unreinen Herzens bemüht..

Pilze waren Heilmittel und Wundermittel zugleich, halfen bei Wahrsagungen und bei dem Kalender.
Die Inhaltstoffe der Pilze sind freilich nur der Schlüssel,
bei dem das Umfeld entsprechend sein mußte um eine "Bewußtseinserweiterung"
zu erfahren, Meditation und eine gewisse "liturgische Ordnung" stimmten darauf ein,
ähnliche Sinneswahrnehmungen wie beim LSD-Rausch zu haben.
Psilocybin, Meskalin, Baeocystein und DMT sollen die Wirkstoffe dazu sein.

(Am besten man nimmt nichts zu sich, was derart unaussprechlich ist)

Studentische Spezialisten haben die Pilze nachgezüchtet und ausprobiert,
sie bauten ihre "Genußmittel" schon in den 1970iger Jahren selbst an:
"Bewußtseinsforscher" oder einfach nur Kiffer?**

Schlimm ist, daß nur ein Gramm eine sehr heftige "entheogene" Wirkung haben soll.

Nach meiner Meinung eher letztes**, was z.T. auch auf die "Visionen" christlicher Seher
zugetroffen haben dürfte, ansonsten sind Drogen eher ein biochemischer Kurzschluß
mit wirrer Entladung aller bislang erlebten Sinneseindrücke in chaotischer Art.

Die Bücher verlieren sich anschließ leicht in "Geheimtipps" und "Zubereitungsarten"
und "Techniken", die gerne unter dem Deckmantel "Forschung" mit vielen selbst erfundenen
und von anderen Schaumschlägern sanktionierten "Fachausdrücken" bedacht
und zu zu Papier gebracht wurden.

Die Verwandtschaft der Erzählungen indianischer Schamanen oder Seher mit den Geschichten
vom "Weltenbaum" der germanischen Mythologie sind verblüffend,-
Bäume sollen aus den Pilzen entstanden sein..

Höhlenbilder mit pilzähnlichen Auswüchsen auf dem Kopf der Figuren lassen neue Schlüsse zu,
"kosmische Nabelschnüre" etc. erhärten das.

Manche Gottgestalten ähneln sich, seltsame Pilze gibt es mehr als genug,
selbst von unseren Fliegenpilzen wird so einiges erzählt,
in den Bergen findet man seltsame Pilze, auf Kuhdung..

Ob die "Mutter Gottes" gar nur eine Überstülpung der alten Mondgöttin war?

Hexenringe sind immer mystisch, Vollmondnächte ebenso- Fernsehen und Radio waren früher unbekannt-
was lag also näher, als ein "Pfeifchen" zu rauchen?
Heute erklärt man die Neigung dazu "wissenschaftlich fundiert" !

Zur Sonnenwende, Tag- und Nachtgleiche, Walpurgisnacht, Halloween und Ostern
(Frühlingsfest) werden noch heute Pilzrituale gemacht, mit Mund- zu Mundpropaganda weitergereicht,
morphogenetisch und heidnische Felderfahrung, wie zu allen Zeiten.
Die Teilnehmer seien fast alle aus akademischen Kreisen, aus allerlei Fachbereichen,
viele Künstler, so wird berichtet.
Sogar auf Hochzeitsfeiern sollen Pilze verabreicht werden, wie zu astrologisch günstigen Zeitpunkten..
Also nicht nur aus seherischen oder gesundbeterischen Gründen,
die kulturellen Hintergründe sollen es ausmachen, ob diese Präparate oder Naturstoffe
ein gefährliches Rauschmittel oder eine Pflanze der Götter ausmachen.
So wird behauptet, Pilze seien von außen auf die Erde gekommen.
Die alten Kraftplätze werden bevorzugt genommen um diese Feiern abzuhalten,
auf denen man Kirchen gebaut hat- nicht grundlos?
Gut, um "den Kontakt zur Natur zu finden" hätte es nur einer einfachen Wanderung bedurft,
aber "aus sich herauszufinden" ist schon mal ein anderes Ding,
das eine -trotz akademischen Graden- hohe Selbstunzufriedenheit zeigt..
"die transpersonale Ebene" werde ich gleich noch weiter erläutern.

Bezeichnend wäre die Aussage, daß "aphrodisische Ekstase", aber auch eine
"universelle Liebe zu sich und allen und zu Tieren und Pflanzen, zu Göttern
und Göttinnen und zur Galaxie, besonders aber zu Pilzen erfahren werden wird".

Das Geheimnis um die Pilze, die Sorten und deren Portionierung wird ständig erweitert
- weil die Menschen nach "mehr" streben, einem "Tuning des Kopfes" sozusagen.

Heute kann die Wissenschaft vieles erklären, was sich im Kopf dabei abspielt-
wieviel unheimlicher und machtvoller muß das bei den Naturvölkern gewirkt haben ?

Die hallozinogenen Wirkstoffe sind wohl nur eine kleine chemische Gruppe
und auch substituierte Phenylpropene, wie in der Muskatnuß und manchen anderen Pflanzen,
die ebenso in der Küche Verwendung finden.
(Ich habe ein Essen mit vermehrtem Muskatnußwürzung in meiner Sammlung,
das noch aus der Zeit der Ur-Urgroßeltern stammt- eine "Wirkung"
ist mir noch nie untergekommen, bis auf den gewünschten Geschmack.)
Diese Wirkstoffe sollen im Körper als Phenylpropylamine umgeformt werden,
was mir ehrlich gesagt, nichts sagt - außer, daß diese Stoffe auch in Kakteen vorhanden sind.
Dibenzopyrane sind Cannabioide, in Haschisch und "höheren Pflanzen" und in der Haut von Kröten (Bufotenin).
Im Steppenraute und in der Liane, aber auch in der Zirpeldrüse,
aber auch in pathologischen Stoffwechselprodukten, etwa bei Alkoholmißbrauch, sind endogene, körpereigene Halluzinogene.

In den mittelalterlichen Hexensalben war wohl Scopolamin, ein Stoff aus der Gruppe der Tropane,
Delirantien der halluzenigenen Ordnung II, die wohl auch im Fliegenpilz zu finden sind-
das führt uns aber zu weit in Spezialgebiete.
Interessanter ist der Versuch, daß blindgeborene Probanten
keine visuellen oder optische Erfahrungen gehabt hätten..
(Das bestätigt mich in der Annahme, daß beim Konsum dieser Stoffe
nur die gemachten Erfahrungen "aus dem Lot" kommen.)
Wissenschaftlich erklärt wäre das ein Mangel an spezifischen Neurotransmittern,
ein Zuviel von Noradrenalin bereitet manische Zustände, ein Mangel davon Depressionen.
Der Überschuß an Dopamin bringt Psychosen, zuwenig davon Parkinsonismus.
Serotonin bewirkt Schlafsucht, bzw. Schlaflosigkeit.
Die Transmittersysteme sind fein ausbalanciert und beieinflussen schon durch
die Möglichkeit der elektrischen zur chemischen Weiterleitung im Hirn.
Bei Einnahme von Drogen sollen dabei durchaus Wahrnehmungsstörungen bis zur Störung
des Ich-Zustandes eintreten.
Kein Wunder, daß Doping zu Überreizung führt.
Wenn der thalamische Filter erst einmal geöffnet ist,
wird die Selektion der eingehenden Sinneswahrnehmungen nicht mehr gefiltert und die Signale unkommentiert
in die Stirnlappen gelangen- frontocorticale Reizüberflutung ist die Folge.
Ältere Computerfreaks kennen noch den Ausdruck "Head overflow", wenn der Arbeitsspeicher "Überlief",
weil zu viele Programmfetzen liegen blieben..
Die dabei beobachtete Stoffwechselüberaktivität des Frontal-Hirnes
bei freiwillen Probanten unter dem Kernspill,
die eine halluzinatorische Dosis von Ketamin und Psilocybin eingenommen hatten.
Der Umsatz des Thalamus an Glucose läßt dessen Belastung abschätzen,
wenn diese Entkoppelung dieser Drüse durch Drogen von den corticalen Hirnregionen passiert.
Die Störung höherer mentaler Funktionen ist die Folge:
Ich-Identität, nicht nur die divers zusammenarbeitenden Regionen.

"Mystisch ozeanische Bewußtseinszustände" von schizophrenieartigen Zuständen zu unterscheiden,
evtl. sogar die Zustände durch Medikamente wieder ins Lot zu bringen,
ist heute eine Aufgabe der Wissenschaft, die einmal einige Krankheiten lindern werden wird.

Das Psilocybin sollte die Aktivierung der unbewußten Erinnerung
als tiefenpsychologische Maßnahme sein, die mit langwierigen Therapien
der Aufarbeitung einher geht..
mit "geringen neurovegetativen Nebenwirkungen", besser steuerbar als LSD.
Mein lieber Schwan- wer in die Fänge dieser Leute gerät, weiß nie,
was in den verabreichten Medikamenten verbaut wurde..

***

1598 soll ein "Monumentalwerk" eines spanischen Franziskanerpaters sein,
das den Titel "Historia general de las cosas de Nueva Espana" hat.
Dort werden die Feste mit bestimmten berauschenden Pilzen der Eingeborenen auf "teuflische Inhalte" abgeklopft.
Jene indianischen Eingeborenen jedoch sahen diese Rituale als göttlich an.
Mit Sicherheit auch unsere Urahnen!
Diese Quelle sagt aber auch, daß man diese Drogen nur zur Heilung und bei religiösen Festen nahm.

Egal wie, diese Stimmulantien sollten traumartige Erlebnisflüsse
bei relativ klarem Bewußtsein schaffen, damit man das Material aus der Tiefe zur Aufarbeitung verwenden konnte.
Hart bei den Eingeborenen und sanfter bei den heutigen Doctores- die Nacharbeit der Erlebnisse folgt
immer außerhalb des Rauschzustandes.
Psychische Abwehrreaktionen des "Ichs" sollten dabei gelockert werden,
die Verhaltens- und Speicherungsschemata behinhalten.
Ob dabei wirklich dauerhaft "tief und schnell" geschnitten wird,
oder ob der Patient irgendwann eher aufgab und sich änderte, lasse ich mal dahin gestellt.

Schwere chronische Neurosen und Angstzustände sind dadurch angeblich zu behandeln;
die "Lockerung" der Blockaden sollen zur "freien Assoziation" hinführen.
Ob sich dadurch "innerpsychische Abwehrstrukturen" ändern lassen,
ist wohl eine akademische Betrachtung eher, als daß sie wahrhaft und rational wären..
wer weiß schon, wenn die "innerpsychische Abwehrstrukturen" nur geöffnet oder bereits dauerhaft zerstört werden?!
Altersregressionen bis ins 1. Lebensjahr hat man angeblich erreicht.
(Erinnerungsvermögen)
Nun geht die Wissenschaft weiter und will damit gleich auch "Perversionen und Sexualneurosen" heilen-
mir kommt die ganze Pathologie wie eine Perversion vor.
Kontraindikationen gibt man zu bei hysteriformen Neurosen, Psychosen, Borderline
oder "Ich-schwache-Personen".

Die mystische Ekstase oder "Entase" sei das "Unionserlebnis mit dem Absoluten". Aha.
Wie immer man das Absolute umschreiben mag, mit göttlich oder himmlisch
ist ja auch egal- es ist eine Totalheit, die in uns allen steckt
und wo auch keiner einen Zweifel hegt,
immanente "Liebeskräfte" oder Allwissenheit?

Der Arzt und Theologe ! Pfarrer Klaus Thomas erzählt,
daß die religiösen Halluzinogenerfahrungen auch ekstatische Glücksgefühle bringen.
Man würde Tierfratzen und ästhetische Erlebnisse haben, Muster und Ornamente,
die Ahnung der göttlichen Majestät käme, angenehme Lichter und Stimmen wahrnehmen,
Ehrfurcht erfüllt sein, an Lobpreis denken, Gefühle des Fliegens und Schwebens haben..

Das halte ich für das von mir so lange schon gesuchte Bindeglied zwischen Rausch und Religion
als Ekstase-Technik zur Manipulation am Mitmenschen.

So erklären sich auch die Fratzen in den Gesimmsen der Kirchen und Dome.

Bemerkung am Ende dieses Kapitels:
Unter obengenannten Aspekten wären die Äußerungen wichtiger öffentlicher Personen
bereits pathologisch interessant, die von "den Menschen" sprechen, eher über dieselben, wie Götter ;)
Und das hört man inzwischen bei so viele Moderationen, daß man sich nur wundern kann..

***

Nun wende ich mich wieder der Geschichtliche zu..
Die Bücherei hatte diesmal ein seltsames Wanderbuch, ein kleines Buch von der Lahn-
Jahrgang 1941, Elkerhäuser Schriften, Geschichte der Stadt Langen,
Obertiefenbacher Vergangenheit aus dem Jahr 1954, mittelalterliche Burgen und ein Buch
über abenteuerliche Geschichten aus Hessen für mich ..

***

Erwähnenswert halte ich den Umstand, daß die deutsche Sozialversorgung ihren Ursprung
im Preußischen Berggesetz 1854 hat.
Dort war die Gründung von Knappschaftsvereinen für jedes Bergrevier vorgeschrieben,
in dem jeder Mitarbeiter einzahlungspflichtig war.
Es wurden ambulante Arztkosten, Krankenhauskosten, Verdienstausfall !
und Witwen,- Waisengeld gewährt.
Jahrhunderte zuvor ist die "Bruderlade" eingerichtet worden.

***

Die alten Ortsnamen auf -lar deuten auf einen vorchristlichen Ursprung hin.

Im Museum der Gleiburg sind Stücke ausgestellt, die 120.000-10.00 v.Chr. datieren,
mittel- und jungsteinzeitliche Dinge 10.000-1.800 v.Chr..

***

Hessens Landgraf ließ nach der Treibjagd Hühnersuppe servieren.
Leutseelig fragt er: "Sag mal, wann gibt es denn bei euch daheim Hühnersuppe?"
Der Bursche besann sich kurz, dann antwortete er treuherzig:
"Wenn der Bauer krank ist oder ein Huhn!"

***

17 Gewürze nahm man beim Schweinebraten: Pfeffer, Zwiebel, Rosmarin, Thymian,
Majoran, Salbei, Beifuß, Knoblauch, Wacholder, Senfkörner, Basilikum, Paprika,
Sellerie, Nelken, Muskat, Madeira und Lorbeer - lt. fürstl. Kammer.

***

Laaspe (Bad Laaspe) hat seinen Namen aus dem Keltischen:
Lassaffa, was Lachswasser bedeutet.

***

Zumeist war wohl harte Arbeit im Wald und Landwirtschaft auf kargem Boden
und ein schmales Einkommen vorhanden.
Erschreckend hart war der Unterschied zwischen den gehobenen Ständen und den Gemeinen.
Extreme Klassenunterschiede bestimmten die gute alte Zeit.
"Kraut und Rübenfresser" durften äußert sparsam mit dem Essen umgehen - bespottet wurden sie auch noch..
Rückständige Geräte, keine Esshilfen; Suppe und Breie, waren die Hauptlebensmittel.
Arm waren die Leute im Hintertaunus noch bis ins 20.Jdh. hinein.

***

Das Lochen oder Einkerben (Lochmühle) der Bäume war oft eine Grenzbezeichnung in der Gemarkung.
Man schätzte die Anzahl der Räuber auf 50.000 Personen, die sich in der Wetterau,
Rhein-Taunus und im Westerwald herumtrieben- kein Wunder, überall
waren kleinstaatliche Grenzen, über die man nicht verfolgt werden konnte..

Der Hintertaunus ist nicht so arg umkämpft, alles wirkt schön, ruhig und abseits,
geradezu verträumt, so schwärmt der Dichter.

Der Wahlspruch der Burgherren lautete: "Reiten und rauben ist keine Schade,
das tun die Edelsten im Lande"
(Zumindest als Version der Bevölkerung überliefert..)

***

Die Flöße waren einst das wichtigste Transportmittel,
selbst auf den unregulierten Flüssen der damaligen Zeit.
Am Zielort wurden die grob gezimmerten Flöße oder Boote schlicht als Brauchholz demontiert und verkauft.
Die "Lauertanne war im 13.Jhd. ein solcher grober Nachen, später Segelschiffe-
als Kuriosum 1870/90 die "Hexe", mit Dampf angetriebene Seilzüge zum Schleppen,
dann Zugverbände, Schubverbände bis zum modernen Selbstfahrer-Frachtschiff.

***

Die Loreley, ein Rheinfelsen des Mittellaufs der rechten Seite,
läßt den Rhein "nur" 115mtr breit sein, aber an einigen Stellen bis zu 25mtr tief!

Die Burg Katz des Katzenelnbogener Geschlechtes wurde im Jahr 1255 von 8.000 Fußsoldaten,
1000 Reitern, 50 bewaffneten Schiffen belagert, ohne daß sie eingenommen wurde:
1 Jahr lang!

***

Das "Urabblasen" der Türmer wurde durch eine Zunft geregelt:
Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt, dem Turm geschworen, gefällt uns die Welt!

***

Wie hochnäsig: "Schildbürgersagen sind landschaftlich gebunden und gehen
auf Begebenheiten zurück, sie geiseln menschliche Züge, Armut, Beschränktheit"

Von der Knüll lese ich, daß man dort inzwischen wieder 50% Wald besitzt-
nachdem die Landwirtschaft und die Weidewirtschaft sehr zurückgegangen war.

1760 wurde in Hersfeld ein Brand gemeldet und alle kamen um eine Löschkette zu bilden-
zum Glück waren es nur riesige Mückenschwärme...
..seit dem nennt man die Einwohner "Mückenschwärmer".

***

Der Odenwald war ein fast menschenleeres Waldgebirge, das nur Michelstadt als belebte Ecke hatte.
Selbst die Römer (100-130 n.Chr) haben das Gebiet nicht erschließen können
und sich nur für den Bau der Grenzsicherung Limes entschieden.
Der Odenwald war dem Gott Odin geweiht.
Im späten Mittelalter ist von einem "dreischläfigen Galgen" die Rede,
eingefaßt mit großen Steinen auf der Anhöhe bei einer mächtigen Linde,
deren es sieben gegeben haben soll.
(Man sagte zum Ehebett "doppelschläfrig")
Entstanden aus einer uralten Thingstätte der Germanen, stehen die aus dem Jahr 1597
stammenden drei mächtigen Säulen nun dort.
Gehängt wurde sehr schnell, zuletzt im Jahr 1804, angeblich eine Zigeunerin,
die für ihre kranken Kinder ein Huhn und zwei Brote gestohlen hatte.

(Das klingt läßlich, aber: Dem das Diebesgut gehörte, hat lange dafür arbeiten müssen!)
Es ist wie die polnische Erpessung im Millardenbereich (Euro), um dem evtl. Beitritt der Ukraine zuzustimmen.. oder wie die türkische Erpressung um dem Beitritt Schwedens und Norwegens zur Nato beizupflichten. Mal geht es um die absolute Mehrheit, mal um die einfache, alles Willkür oder Dummheit der Bestimmungsbastler: Der Zahler ist immer der "kleine Mann".
Eine Geschichte ist überliefert, wo der Delinquent "cool" kurz vor dem Erhängen
sich die Pfeife anzündete und dem Henker diese als Geschenk anbot,
wenn er ihm einen kleinen Gefallen täte..
Sein Kropf wäre sehr hinterlich und es käme wohl nicht gut beim Hängen,
wenn dieser zwischen dem Kopf und dem Strick zusammengedrückt würde-
Der Henker ließ sich darauf ein, freute sich schon auf die Pfeife-
so band er den Strick mitten auf den Kropf..
Als nun der Fall kam, rutschte der Strick über den Kopf,
stauchte nur eben die Nase des Missetäters, der aus dem Strick rutschte, aufstand,
sich die Pfeife vom Boden nahm und..
gemütlich mit dem noch brennenden Tabak als freier Mann von dannen ging..
(Wenn jemand gehängt wurde und das überlebte, war er frei)

***

"Neidköpfe" links und rechts der Pfosten von Vordächern sollten das Böse fernhalten.

***

Die Landnahme der Römer wurde durch die einziehenden Germanen von Norden
her gestört und aufgehalten, deshalb wurde der 550km lange Limes gebaut,
mit dem sich die Occupanten gegen die Verteidiger schützen konnten.

***

Die Wetterau und die Niederung bei Karlshafen ist schon seit 100.000 Jahren besiedelt,
von dort aus ging das Kernland der Chatten nach Süden.
(Das habe ich auch schon anders gelesen, wo man von der Gegend um Kassel schrieb)
***

Die Brüder Grimm und die aus La Rochelle geflüchten Franzosen sind hier zu erwähnen,
die allemal unsere jetzige Sprache mitgestaltet haben.
(Na,- das kann ja lustig werden, wenn unser heutiges (2020) Völkergemisch sich ähnlich gestaltet: Was guggst du?)

Der Reinhardswald diente als Hutewald, wegen seiner Dichte an Eichen und Buchen,
durch die Blumenhute kam auch Großvieh zur Mast in den Wald, nicht nur Schweine.
Fast ganzjährig standen diese Nutztiere in Konkurrenz zum Wild, was sich am Verbiss der jungen Bäume zeigte.
Der enorme Verbrauch an Holz durch Verhüttung und die Glasbläserei hat dem Wald auch lange sehr geschadet.

Das "Stapelrecht" bezog sich auf den Warenumschlag, die Umladung der Waren auf andere Transportwege.
Nach den damaligen Bestimmungen, die immer willkürlich sind- damals wie heute-
mußten die Waren einige Tage am dortigen Markt angeboten werden.
So wuchs der Reichtum der Stadt- mit dem Bau der Eisenbahn wurde alles anders.

"Wo sich Werra und Fulda küssen, sie ihren Namen einbüßen müssen,
und hier entsteht durch diesen Kuß, Deutsch bis zum Meer, der Weser-Fluß"
(1899) 480 Kilometer ist der Fluß schiffbar!

***

Vom 13.-18.Jhd war die Aufmachung des prunkvollen Gewandes und der Allonge-Perücke
das Standeszeichen reisender Ärzte a la Eisenbart.

***

Lt. Überlieferung soll der Wein im Norden Hessens so sauer gewesen sein,
daß einer festhalten, der andere einflößen und der dritte Probant trinken mußte..
weshalb man sich doch lieber für Obstbäume entschied!

***

Der hohe Meißner galt noch lange nach der Christianisierung als heiliger Berg.
Aus Göttin Freia (Ehe, Familie, Herd und Kinder) wurde Frau Holle,
nach der auch zuweilen der Berg benannt wird - auch "Wissener" (Weißer).
(Böse Mädchen soll sie in Katzen verwandelt haben)
Wie schon zuvor erwähnt, schufen die Brüder Grimm die Grundlage
für die deutsche Sprachwissenschaft, Germanistik.
Sie begannen damit, in den Orten nach Liedern, Märchen, Sagen,
Erzählungen und Geschichten aus alter Zeit zu fahnden und sie schrieben diese auf.
Ob Gaststubengeschichten, Schauermärchen, Schwänke und Lügen-
erstmal wurde alles an Material gesammelt und später aufgearbeitet.
Schnell, oft zu schnell war die letzte Person verstorben,die jene oder diese Geschichte
noch erzählen konnten- selbst nicht immer des Lesens und des Schreibens
mächtig, aber gut in der Wiedergabe von überlieferten Geschichten.
Kinder und Hausmärchen waren weit über die Grenzen bekannt,
deshalb lag eine gemeinsame Grammatik nahe, die bekanntlich erst noch erfunden werden mußte..
Aufrechte Demokraten sollen die Gebrüder zudem gewesen sein -
mit der französischen Revolution 1848 und ein paar Gönnern im Rücken gingen sie ans Werk,
das erste deutsche Wörterbuch zu schreiben..
Freilich ein wenig moralisierend, der Zeit entsprechend, was immer gut ankam,
schrieben sie die Sagen in ein Märchenbuch.

***

Meine Bewunderung haben die Gebrüder allemal und deren Angedenk sollen meine
Seiten "Geschichtliches" auch ein Stücklein sein..

***

Hessen ist für solche Dinge geradezu prädestiniert mit den romantischen Mittelgebirgen:
Odenwald, Taunus, Westerwald, Rhön, Reinhards- Kaufunger- und Habichtswald, Vogelsberg und die Wetterau..
Fruchtbare Gebiete, einsame Höhenlagen, weite Wälder und unglaublich viele Auen
mit kleinen Mühlenbächen sind ideal für Sagen.

Die Schwälmer Tracht ist lange getragen worden, noch vor 50 Jahre bekam
eine junge Frau als Aussteuer 75 Röcke,24 Mieder, 15 Jacken, 38 Hemden, 25 Schürzen,
40 Paar Strümpfe, 100 Kissenbezüge und 50 Bett-Tücher.
Diese Sachen mußten allerdings ein Leben lang halten..
Noch heute findet man zuweilen den Geruch vom Misthaufen in manchem fachwerkgeschmücktem Bauernhaus,
wo das Federvieh noch frei herum läuft..

Die Feste Ziegenhain war unbezwungen und wurde erst im 7 jährigen Krieg
durch die Franzosen erobert, als die Schußwaffen in Gebrauch kamen.
Napoleon muß auch da furchtbar gewütet haben- grundlos zudem und sinnlos
alles dem Erdboden gleichgemacht- man schrieb bereits 1807.

Auf jeden Fall hat Deutschland unter Frankreich mehr gelitten, als umgekehrt: Man darf nicht vergessen, daß zwar kein "Holocaust", wohl aber in jedem Dorf und jeder Stadt die Menschen abgeschlachtet wurden , wie Vieh.

***

Zum Kloster Fulda gehörten im 12.Jhd schon 15.000 Hufen Land (1 Hufe ca 17ha)
die Fürstäbte lebten ausschweifend im Luxus, so die Chronik.
Die Reformationsunruhen schlugen auch hier heftig zu, Besitze wechselten,
der "tolle Christian" (Herzog von Halberstadt) hat hier gewütet,
dann kamen die protestantischen Schweden mit ihren Truppen und die Hugenotten, ebenso evangelisch.
Damals müssen unvorstellbar viele Werke für die Literatur verloren gegangen sein.

***

Die Wasserkuppe war einst bewaldet, bis die Eisenschmelzer und Glashütten kamen-
den Rest an Kahlheit erledigten die Bauern, die ihre Tiere hier grasen ließen. (Dadurch wurden auch die Bucheckern und Eicheln gefressen, ergo gab es nur wenige junge Bäume)
Heute eine touristische Hochburg, bietet die freie Sicht der Basaltkuppen einen besonderen Reiz.
Selbst die Botaniker sind hiervon begeistert, wie von den Hochmooren der Rhön,
zu deren Besuch wir anraten möchten.
Über die reiche Tier- und Pflanzenwelt lasse ich mich hier nicht aus,
das kann jeder überall ganz leicht recherchieren.

Eilig sollte man solche Touren nicht angehen, sonst sieht man die Feinheiten der Natur nicht -
also immer gemach - es kommt nicht auf die Kilometer an, wenn man etwas erleben will !
Besonders rate ich an, gut belegte Vesperbrote und ein hartgekochtes Ei
und ein Gürkchen oder Apfel mitzunehmen, statt irgendwo einzukehren.
Mit einer Flasche Wasser (1,5ltr) ist man gut dabei und hat keine Zeit mit der lahm-arschigen Gastronomie verloren..
man ißt auch viel romantischer auf einem Baumstamme oder auf einer Bank zu sitzen -
im Wald oder am Waldesrain- mit schönem Blick in die ruhige Landschaft !
Friedlich und ohne neugierige Gäste oder Wirte oder Kellner.

***

Die als friedliebend geltenden Kelten waren die Kulturträger schlechthin,
immer wieder von den aus dem Norden eindringenden Germanen bedrängt.
Warum? Nun, weil Sturmfluten im Norden und angeblich zu wenig Raum diese nach neuem Land trachten ließ.
Die Kelten wurden - wen wunderts - unterworfen.
Nun, sie waren ja auch nur eingewanderte Fremdlinge und somit nicht überall beliebt.
Der Kreuzberg ist der heilige Berg der Franken, heiliger Berg der Rhön.
Wie die größere Wasserkuppe in Vogelsberggebiet ein alter Vulkankegel.
Dort fand man keltische Ringwallanlagen, die zum Schutz dienten.
Der ursprüngliche Name dieses Berges war Großer Aschberg,
vermutlich wegen der Farbe des Berges (Eschenbäume) oder von "Arsenberg" als Götterberg.
Ein Bischof "übertrug" den Namen Kreuzberg auf diesen.
Statt keltische Rituale wurden fortan Wallfahrten gemacht- wie praktisch- und
wie offensichtlich verlogen die Christianisierung doch war !

***

Ich lese von Brückenhäusern, die später als Schlachthaus genutzt wurden -
Abfälle und Unrat trug der Bach oder Fluß fort..
das könnte - bei nachgängiger Betrachtung - für den Artenreichtum an Fischen und Krebsen gestanden haben!?

Schon 1700 zogen die Willinger Blaukittel-Leute in die Lande hinaus,
um die selbst hergestellten Waren "loszuschlagen", damit die Familie daheim über
die Runden kam: Periodisch kam der Hunger-Typhus.
Ein Zeitzeuge stöhnt: In unserer unerschlossenen Berggegend werden die Leute
von der Kirche und von den adligen Herrn wie Vieh belastet , verkauft und verschenkt.
Neben den Zehnten gaben die hohen Privatherren obiger Sorte noch Sonderlasten auf..
..mal wurde die Hute aufgeforstet und die Weide war weg.

Der Hermannsberg kennt den alten Namen "Ermenlich" oder "Berg des Irmin" noch,
der an die drei sagenhaften Ahnen der Germanen erinnert, Irminsul.
Dort sind noch lange "Heidenfeuer" entzündet worden.

Die Katholischen nannten Andersgläubige gerne "Heiden" und "Gottlose" und "Barbaren".
Dabei war deren Missionierung keinesfalls weniger barbarisch!

***

Doch nun zurück in die Vergangenheit!
Alte Geschichten, wie die Landgänger, die sich singend
und irgendwelche selbstgemachten Sachen verkaufend durchschlagen mußten, hatten ihren Grund:
Ein Beispiel wäre ein Vogelsberg-Ort mitten im Wald,
wo aber kein Land und kein Waldstück zugehörig war- wie sich also ernähren?
Tagelöhner, Korbflechter, Wald- und Bergarbeiten..

1580: Der Herr von Isenburg, katholisch, wechselte vom lutherischen zum calvinistischen Glauben-
diesem Wechsel hatten die Untertanen zu folgen..

Nassau-Usingen verlangte von der Bevölkerung eine Prinzessinnen- oder Fräulein-Steuer,
weil SEINE Tochter verehelicht wurde..
nicht umsonst sehe ich rot, wenn sich heute wieder Grafen und Adlige in der Politik tummeln!
Der damaligen Bevölkerung hat das ganz sicher genau so wenig geschmeckt,
wie die KFZ-Maut oder die Rundfunk-Zwangsabgabe (2021 schon 220 Euro im Jahr) für alle, auch die, welche seit Jahrzehnten bereits
Kraftfahrzeugsteuer entrichtet haben-
und deren Geld im allgemeinen Haushalt zweckentfremdet verbraucht wurde..
Nun- wir können heute genau so wenig dagegen ausrichten, wie die Leute im Usinger Land-
geschwind wurde der Meuterei eine Gruppe Soldaten in den Ort gesetzt,
welche die Bürger auch noch selbst bezahlen mußten: Offiziere 3 Gulden,
Wachtmeister 2, Unteroffiziere pro Tag 1 Gulden- am Tag!

Später kamen preußische Soldaten und plagten die Bewohner mit "unzähligen Forderungen".

***

In Ebergöns soll sich diese Geschichte abgespielt haben:
Die Badener besetzten den Ort, nötigten und erpreßten.
Da packte ein alter Einwohner sein Horn ein und ging heimlich in den Wald.
Er hatte unter den Preußen als Hornist gedient und blies nun fleißig deren Angriff-Signale!
Geschwind ließen die Besetzer alles fallen und liefen, so weit die Füße trugen..

***

Tanzlinden hatten Etagen und Stützen, auf denen die Dorffeste gefeiert wurden.
Bis 1000 Jahre alt wurden diese Bäume, 100 Jahre dauerte es,
bis die Erziehungsschnitte die richtige Form und Stärke erreicht hatten,
um eingerüstet und mit Bohlen versehen werden zu können..

Fürst Ferdinand zu Solms Braunfels war ein begeisterter Jäger,
dessen großer Wildtierpark heute noch besteht:
1455 Füchse, 199 Hirsche, 4497 Stück Wild wie Rehe, Hasen, Wildenten, Feldhühner hat er erlegt.

Nun wird mir auch klar, warum die Fürsten und Herren damals die "Völlerei"
auf Feierlichkeiten verboten und genaue Vorschriften eingeführt hatten:
Die Gäste wollten den Wert der Gastgeschenke "wieder herein holen" -
sie müssen gefressen haben, bis die Schwarte kracht..
(wie heute auf den Kreuzfahrtschiffen)

Auf jeden Fall sollen die Auswüchse und Ausschweifungen für die Brautleute
so teuer geworden sein, daß manche in den Ruin getrieben wurden..

***

Januar 1841 wurde der letzte Wolf am Dreiherrenstein zwischen Wetzlar,
Weilburg und Usingen im Grenzgebiet geschossen.
"obwohl abgemagert, hat er noch 73 Pfund gewogen,
Über den Rücken war er 5 Fuß und 4 Zoll Waldmaß"
Das Tier sah aus wie unser Hund, der Fang war schmaler, fuchsähnlicher, die Ohren kürzer, befellter, gerade.
Der Brustkasten flacher, weniger voluminös, das Gangwerk weniger bemuskelt,
was man auch am geringeren hinteren Oberschenkel sehen konnte.
Die Zeichnung, Haltung, das Fell und die Ausmaße waren gleich,
wie auch das Gewicht, der mächtige Hals.. sogar die typische Warze am hinteren Kiefer und die dreifarbigen Haare, die abgesetzte Färbung des Schwanzes und das Trittsiegel, die 1,6mtr Länge von der Schnauze bis zum Schwanzende.

***

Wir schreiben das Jahr 1954 und sind eine Chronik:

"Heilig sei uns die Heimaterde, den Vätern gleich,
Die die Heimat hier sich schufen,
Heiß sie liebten, für sie litten, für sie stritten.
Heimatliebe, wie sie still,
Geheimnisvoll ins Herz sich senkte,
Doch bei dem, der fern der Heimat,
Im Heimweh mächtig oft nach außen drängte.
Heimaterde, wie sie Jahr um Jahr
mit reichen Früchtesegen dankte
Für Müh und Fleiß, auf ihr gewandt,
Für sauren Schweiß, den gern sie trank.
Und wenn vollbracht das Pilgerleben
Will Heimaterde, treue Muttererd
In ihrem Schoß uns letzte Ruhestatt geben.
Den Vätern ehrfurchtsvollen Dank
Erkenn' als heilge Pflicht das kommende Geschlecht.
Wend' liebevoll den Blick
Der Heimat frührer Tage zu,
Im Lebenskampf oft weise ist,
Wenn eigne Kraft und eigner Will
Sich an dem Werk der Väter mißt."
(unbekannter Autor)
Die Stürme der Völkerwanderungen haben die Alteingesessenen,
die schon lange zuvor im Limburger Raum waren oder in Obertiefenbach,
lt. Chronik nicht zur Verödung bringen können.
Weite Flächen besten Ackerlandes, kaum Wald, günstige Wasser- und Klimabedingungen
ließen schon sehr früh eine feste Besiedlung wachsen.
Der völlige Ausbau der Besiedlung wird wohl in der fränkischen Zeit stattgefunden haben.
Bei Grabungen fand man 1,5mtr unter der jetzigen Ebene Straßen,
beim Aushub einer Grube war in 2mtr Tiefe eine Pflasterung- bis zu 6 Stufen bis zur Eingangstür-
das kam wohl durch Auffüllarbeiten in sumpfigen Ecken, die beschwerlich zu befahren waren.
Der Durchstich des Kirchbergs war damals mit den vorhandenen Mitteln noch nicht möglich-
die "Hohl" mußte noch warten, bis sie nach tausend Jahren
der Besiedlung die Fahrten zum Markt erleichterte.

Was uns nach den vergangenen Zeilen nicht verwundern dürfte, beschreibt die Chronik Obertiefenbachs so:
Es waren nur spärliche geschichtliche Quellen vorhanden,
die Aufschluß über die Lebensweise der Ahnen gaben-
meistens ging es um Erbrechte, Pfand und Dienstleistungen, Besitzrechte, Tausche und ähnliche Dinge.
Um so wichtiger waren die ungeschriebenen Überlieferungen.
Die alten Flurnamen sollen zuweilen überraschende Antworten auf lokale geschichtliche Frage geben,
so der Chronist.
Sie führten in das Alter der Besiedlungszeit zurück, auch wenn sie in den Schreibstuben
"unerklärliche Abweichungen" erhalten hätten..

Es liegt nahe, daß die Siedler nahe an ihrer Wohnung mit dem Ackerbau begannen,
weil die Betriebsmittel sehr einfach waren.
Das "Ackerfeld" (Besiedlungsnamen folgen) war der Gegensatz zu der damals bevorzugten Weidewirtschaft.
"Stiegel", Sigelle oder Stiel bedeutete vielerorts ebenfalls die Grenze zum Nachbarn.
"Auf der Heide" deutet auf Ödland hin.
"Am Wäschberg" kam mit dem Bau des Klosters Beselich.
"Das Gäns-Stück" - jeder Tiergattung war ein Bereich zugeteilt.
"Lange Weiden" haben nichts mit den Bäumen zu tun.
"Lange Strichen" waren Weideplätze im Hinterfeld.
"Kühweg" war der Weg des Kuhtriebs zur Weide.
"Atzelheck" hatte nichts mit Atzung, der Nahrungsaufnahme zu tun, sondern mit Atzeln, Elstern.
"Gemeinheck" trennte die Liegenschaften.
"Die Wolfskammer" deutet auf den Kampf der Vorfahren mit diesem Raubtier hin.
"Uhlkaut" hier wurde nach Ton gegraben.
"Pfandgraben" - hier mußte gefändetes Vieh hin gebracht werden.
"Mühlweg", noch 1353 "der muhlen weg" genannt, führte zu den Mühlen.
"Straßenwasem" - ein Verbindungsweg.
"Herrenwasem", ein Wiesenstück, das wegen Armut an eine Herrschaft verpfändet
werden mußte- das kam wohl öfter vor.
"Warthstück" kommt von Wachposten.
"Siechhaus" - außerhalb der Wohnstätten brachte man die Pestkranken unter.
"Klinkert", Schlagbaum, Riegel, Durchgangsstelle- aus der Frühzeit der Besiedlung.
"Theisenwiese" kommt vom Personennamen "Matthias".
"Kassel" soll von Befestigung kommen, aber auch von gallisch-römisch "Casel" (Eiche),
andere Behauptungen sprechen von "Kastell".
"Demersboden" von "Dymer oder Demer", ein Eigenname.
"Rosenacker" Ödland mit starkem Wildrosenbewuchs.
"Kirchengraben" - zum Brauchland des Pastors gehörig.
"Junkernwasem" - zu Rittern oder Junkern gehöriger Besitz.
"Grundelswiese" vermutlich eine falsche Schreibweise von "Gründelwiese" Grennel, Grenel,
Grindel, ahd. grintil, Schlagbaum, Sperre.
"Bitz" - vor dem Dorf gelegene Parzellen mit Bäumen, Flachs, Kraut oder Hanf.
"Paadsbach" - Pferdebach, Tränke.
"Am Broil" - Brühlgasse, neuer Weg.
"Frauwies" oder "Freiwies" dreieckiger Flurbezirk an zwei spitz schneidenden Wegen - aber:
Vom altdeutschen Wort "fro" - der Herr, wurde im Genitiv ein w angehängt, frow, des Herrn. (von Fron? -Diensten-)
Der Chronist meint, daß dort, wo wir "Frau" in den Flurnamen finden, ist wohl eher "Herr" gemeint.
V wurde mit U als gleichbedeutend gebraucht, manches wurde aus Unwissenheit verdreht, wie z.B.
"Gompeljakobsgraben", der auf den Rompelhof (den es heute noch gibt) hinweist.
"Reifelsberg", ehedem Richelsberg, später Reichelsberg.
"An der Pfaffenruhe", dort wurden tatsächlich die Geistlichen beerdigt.
"Die Schießheck", wo traditionell in jedem Ort mit Armbrust und Büchse geübt
und Wettbewerbe ausgetragen wurden.
Weitere seltenene Gemarkungsbezeichnungen, wo jeder wußte wohin der Weg ging:
Niederfeld, Haynloh, an der Pfaffenkaut, Uff dem Pfaffenpfad, Widumhofe, (Pfarrgut),
Schirmwies, Pledt, Ackerfeld, Am Schneckenbaum, am Ureßpul, Froschpül, Kriegerbaum,
Hammelsmorgen, am hintersten Hasengraben,
am wilre Payd, in den Zehlen, auf dem Gauch, Oberfeld, unter den Hairstellen,
in Maches Gihrn, (Dreispitz) an der grehwieß, am schlüsseligen Morgen, im Hinterfeld,
bei dem Eisenburn, beim Hundbirbaum, im schür Grund,
am lieb Frauen Hob, an der Wolfskaut, (Fanggrube)
an der Igelsheck, am krummen Morgen, am Jlet, dam Saumagen, am Steinackerfeld, Helljestock, Steinloe. (Lohe?)

***

Etwas Lesebeispiel alter Schriften gefällig?
Bitte sehr, aus dem Jahr 1353:
Diz ist das velt geyn Merinberg. Zu dem ersten: Item by Guden dorn 3 stucke,
dy da haldent 2 Morgen. Item 1 stucke uf der heyde, daz heldet 1 morgen.
Item by Eyzen burn 1/2 morgen. Item by der gruben 1/2 morgen. .. item 1 morgen obir Beseleycher weyg...

Das war nur eine Flurbeschreibung der Besitztümer zum Limburger Hof, die 1,5 Seiten lang ist.

***

Kellersweg und Milchkammer warem im Rittertum 11-12Jhd. bekannte Flurnamen,
weil hauptsächlich Weidewirtschaft betrieben wurde- die restlichen
Lebensmittel und Waren kamen als Frohnabgabe herein.
Der Keller, manchmal auch Kellner genannt, verwaltete die Zehntscheune und die Einnahmen.
So erklärt sich der "Kellersweg" ganz leicht.
"An reichlicher Versorgung mit Milch, Milcherzeugnissen und Fleisch mangelte es gewiß nicht"
So der Chronist.
Die Adelsfamilien wurde auf eigenen oder separaten Friedhöfen beigesetzt, zuweilen auch in der Kirche.

Von dem zwischen Obertiefebach und Ahlbach gelegenen Ort Schuy ist nicht viel überliefert,
er fiel schon vor 1531 wüst.

Die vielfältige Unfreiheit des Bauernstandes hatte in der Wehrpflicht nochmal einen Gipfel,
zumal auch noch die Kriegsausstattung aus eigenen Mitteln bezahlt werden mußte..
So mancher hat damals einen Besitz lieber an den Herren gegeben, um davon befreit zu sein -
so war nur der Zins und Zehnt zu zahlen, eine Summe gab es auf die Hand.
Die zuweilen schlechten Ernten, die stärker gewachsene Einwohnerzahl
ließ das Geld schnell schrumpfen und die bis jetzt Freien in Hörigkeit oder Leibeigenschaft geraten.
Die Leibeigenen galten wie Ware - sie konnten und wurden auch schon mal verhökert
von den als besonders gierig geltenden Runkeler Herrschern.
Das hin- und herfluten der Bevölkerungszahlen läßt auf den schwarzen Tod schließen,
wenn nicht gerade einer der zahlreichen Kriege und Fehden lief.

***

Das "Schatzungsregister" des Jahres 1617 von Obertiefenbach zeigt, wie die Vermögensverhältnisse so waren:
Von 48fl. bis 2128fl. war alles drin, die Mitte lag wohl bei 5-600fl. -
der Pfarrer hatte 1238fl., also deutlich besser gestellt als alle anderen Bewohner, egal was sie taten.
Bis auf 4 weitere Leute besaß er das fetteste Vermögen (von 76 Bewohnern, mithin also zu den 5 reichen Leuten zählbar.)
Die Besoldungsstufen oder Gehalts-Klassen von Klerikern sind heute ebenso beachtlich - forscht doch mal nach,
besonders darüber, welche dieser Leute vom Staat bezahlt werden und nicht von der Kirche!

( "diese Gehälter zahlt der Staat und somit die Steuerzahler. Diese Regelung ist im Grundgesetz verankert und die Begründung für dieses Gesetz kann man in der Geschichte finden, die über 200 Jahre zurückliegt"
Ich finde es wird hohe Zeit das zu ändern !)



Als 1648 endlich wieder Frieden war, hatte Obertiefenbach nur noch 13 Familien
und eine sehr hohe Schuldenlast, wie viele Orte der damaligen Zeit.
Durch soldatische Erpressungen und Verpflegungen, Plünderungen etc.
Notverkäufe wurden vorgenommen, von privat, aber auch von ganzen Gemeinden!
Den jungen Grafen traf es nicht besser, deshalb mußte er als Fähnrich in Stellung gehen,
damit Geld herein kam.
Er wollte bei den Hadamarer Verwandten Geld leihen, die Gräfin Ursula lehnte aber ab
und verwies auf die Möglichkeit den ganzen Ort Obertiefenbach zu verkaufen... !
Der Absolutismus nahm sich, schacherte und verjubelte- wie es gerade paßte.
Ob Felder, Wälder, Wiesen, Liegenschaften oder Menschen- ganz egal.
"..wem die Person zustehe, dem gehöre auch ihr Vermögen"
Das war einfach nur unglaublich dolldreist - aber so waren die Machtverhältnisse:
Geld regierte schon damals die Welt!
Die "Aushebung" deutscher Männer für seine Truppen machte Napoleon nicht beliebter,
aber die Steuerschraube war zu hart, als daß der Stolz vom sich selbst verkaufen abhalten konnte.
Eiserne Kralle des Staates, Zensur und Druck schuf die Gemengelage für den Bauernaufstand,
bei dem alle Bewohner mitmachten, die eine Mistgabel tragen konnten.
Nach dem Jubel der Befreiung kamen die Kriegslasten..

Sehr viel später kamen Kriegsflüchtlinge auch in diesen Ort zugeteilt-
was auf heftige Probleme stoßen mußte, weil die Bauart der Häuser kaum eine 2. Familie
oder Einzelpersonen aufnehmen konnte.
Bei nur 1350 Einwohner kamen fast 500 Leute dazu!
(nach dem WKII kamen die Flüchtlinge aus dem Osten,
damals Deutsche:
Leider waren nur wenige Landwirte darunter, dafür aber andere Handwerker,
die sich ihr Zubrot zur staatlichen Hilfe hinzu verdienen konnten.
Es waren meist ältere Leute und Kinder, also eine heftige Soziallast zu dieser Zeit nach dem Krieg.
Billige Grundstücke, billiges Bauholz und Baumaterial und sonstige Hilfen waren nötig,
damit in der Kürze der Jahre die neuen Bürger bauen konnten.
Einheimische bekamen billiges Baugeld, wenn sie sich verpflichteten für 10 Jahre Kriegsflüchtlinge
im Haus aufzunehmen.
Deshalb haben meine Eltern zwei Stockwerke gebaut- später kam das uns Kindern zugute.
Wie in vielen kleinen Orten war die Landwirtschaft oder der Nebenerwerbslandwirt
oder der Gaßebauer die Quelle der täglichen Ernährung-
ein mühsames Geschäft - noch bis in die 1960iger Jahre hinein.)

Früher, im 30jährigen Krieg waren die Naturprodukte nochmal sehr viel mehr wert:
Pro Morgen warf die Wiese (mangels Düngung) nur einen zweirädrigen Karren voller Heu ab-
entsprechend waren die Preise:
30fl- was dem Wert von 5 Kühen gleich kam!
Dieser Krieg warf die Entwicklung um Jahrzehnte zurück.
Aus einer verwilderten 3-Felder-Wirtschaft neu zu starten, war ein steiniges Geschäft.
Noch 1766 waren diese Abgaben zu entrichten: Schatzung (Vermögenssteuer), Dienstgeld,
(abgelöste Frohndienste),
Weinfuhrgeld, (abgelöste Rheinfahrten) Weidegeld, Herbstrenten für jede Person
auf dem Hof oder im Haus, Wegegeld, Weinakkies, Bierabgabe,
Weinbrandabgabe- je nachdem was einer nebenbei betrieb,
Geißengeld, Soldatengelder (statt Wachdienst zu schieben), Maibutter
(von jedem Stück Butter wurde abgezweigt),
Judenschutzgeld, (je nachdem wieviel davon im Ort lebten)
Zehntpfennig bei Wegzug, Ziel- und Kriegsgelder, Brandholzfahrt.

Durch die "Kirchenordnung" gab es zusätzliche Strafen:
Versäumen der Messe, Predigten, Zechen im Wirtshaus, "Hantieren, Verkaufen und Feilhalten" am Sonntag,
desgleichen Strafen für Arbeiten wie Grasen, Waschen, Backen, Brauen, Pflügen, Fahren,
knechtliche Arbeiten vor oder nach dem Gottesdienst.
Die Kinder nicht zu Kirche schicken, im Gottesdienst "schwätzen", Schulden einfordern,
zu spät zum Gottesdienst kommen oder zu früh (davon) gehen, und vieles mehr..
Haarklein aufgedröselt von ein paar Keuzern bis einen Gulden.

***

Gegen Mitte des 18.Jhd. kam die Stallfütterung und der Kartoffelanbau-
hundert Jahre später war die Kartoffel bestenfalls Sonntagsspeise-
ein mittlerer Bauer mit normaler Ernte brachte gerade mal 4-5 Zentner davon zur Einkellerung..

Zum Vergleich: Meine Eltern haben mit 3 Kindern in den 1960iger Jahren ca 8 Zentner eingekellert, um über die Zeit zu kommen.
(Die Kartoffeln und auch das Gemüse waren keinesfalls -wie heute-
fast das ganze Jahr über günstig zu haben, aber damals war das nur zur Erntezeit billig!)
Heute brauchen wir im 4 Personenhaushalt ca 250 Kilo Kartoffeln, also 5 Zentner das ganze Jahr.

***

1817 soll durch die starke Parzellierung der Gewanne (Äcker, Stücke) gut ein Drittel ungenutzt gewesen sein.
Dann kam die Flurbereinigung- weil durch den dringenden Straßenneubau (Begradigung)
die Felder nochmal weiter zerstückelt wurden.
Unwegsame Sumpfauen wurden trocken gelegt, Wege angelegt, Hecken beseitigt,
Windungen der Gewässer begradigt- alte Fahr- und Gehwege entfernt,
so kamen neue nutzbare Flächen zur Bearbeitung.

Jedes Vierteljahr gab es den Rügentag durch den Schultheißen, wo alle "Vergehen"
haarklein aufgelistet und beglichen wurden.
Wer vor der Morgen oder Abendglocke hütete, wer nach dem Michaelstag in den Wiesen hütete,
wer einen fruchtbaren Obstbaum abhaut-
doppelt so teuer, wenn es auf fremdem Grund war, Obstdiebstahl,
gestaffelt nach Wiederholungsfällen, wer das Amt des Feldschützen vernachlässigte, wer eines Andern
Zaun bestiehlt, wer die Frucht nach Hause fuhr, ohne zuvor den Zehnt abschätzen ließ,
wer auf anderem Grundstück überackert,
wer den Grenzstein vorsätzlich ausackert, wer gegen die -ausgedehnte-
Forstordnung verstieß, wo zuweilen nicht mal Bohnenstangen geholt werden durften.

***

Gerademal 17 Schuh breit war so manche Landstraße, mit Schlaglöchern und Bachdurchfahren
oder Furten - wie beschwerlich das Reisen darauf war, kann man sich leicht vorstellen.
Einfach mal so "neu machen" hieß für die Bürger der anrainenden Gemeinden Frohndienste
nebst Baumaterial- kein Wunder, daß solche Vorhaben gerne verzögert wurden.
Zuweilen fuhren die Kutschen lieber über den bearbeiteten Acker, als auf der "Straße"-
um keinen Achsbruch zu riskieren- das beschleunigte den Arbeitswillen doch ein wenig..
30 Gemeinden wurden letztlich verpflichtet,die Straße auf 10mtr Breite auszubauen.

Mit Hacke und Schippe, nicht mit dem Bagger, mit der Handstampfe, nicht mit der Motorwalze.

Später war man froh, im Straßenbau ein wenig Geld verdienen zu können,
als 1816 eine Mißernte war und die neuen Alleebäume gepflanzt wurden.
540 Obstbäume, 40 italienische Pappeln - mit den zugehörigen Pfählen ein teuerer Spaß
für die kleinen Gemeinden.

(Der Vorläufer der heutigen B49)

Mit dem Wegfall der Zollgrenzen 1830 ging es endlich berauf, heftiger Warenverkehr entstand.

Das Szenario:
Zum heimischen Verkehr kam der Schwerlastverkehr mit Planwagen großer Handelsherren dazu,
gezogen von einem kräftigen Doppel- oder Vierergespann.
Geführt von blaubekittelten Fuhrleuten- der ohne Pfeife und seinem treuen Begleithund
"nicht zu denken war", wie der Chronist schreibt.
Dazwischen trabten die leichtfüßigen Rosse im Dienste eines reiselustigen Publikums
oder des amtlichen Postverkehrs.
Vertraut und anmutig klang das Horn durch Berg und Tal..

***

1816 änderte man die Schlachtabgabe für Juden, die die Zunge jedes geschlachteten Tieres
zum Schutzgeld abzuliefern hatten.
Manche hatten das Backhaus gepachtet und nahmen Backlohn als Bäcker.
Die Dorftrommel, die noch aus der französischen Zeit kam, wurde durch die Glocke abgelöst,
wo amtliche Bekanntmachungen "ausgeschellt" wurden..

In den Wirren der Zeit stritten sich die Herrschaften um die Besitzungen- die Folge war,
daß machmal zweimal Abgaben gefordert und bezahlt werden mußten..
"rücksichtslos durchgefochten", wie die Chronik berichtet.

Um den Zehnten kloppten sich die Grafen und die Kirchenleute gleichermaßen-
deshalb auch diese langen Strafregister in aller Willkür!

Probleme gab es mit den Freudenböllern- die mit "Katzenköpfen" ausgeführt wurden
(Basaltpflasterstein)- einem Manne sei dabei das Bein zerschmettert worden..

Kirchen wurden -für die damaligen Verhältnisse- mit unvorstellbar hohen Mittelaufwendungen gebaut.
1780 soll der Blitz beim Gewitterläuten in den Turm eingeschlagen sein,
was diesen krumm werden ließ. (mußte neu aufgebaut werden)
1930 tobte ein Orkan, der festsitzende Wetterhahn bot genug Widerstand,
daß der Sturm das 5 1/2 Zentner schwere Kreuz auf dem Turm verbog,
das später -etwas gekürzt und gerichtet- wieder installiert werden mußte.

Der 30jährige Krieg brachte alles durcheinander, so kam die Bildung erst im 18.Jhd wieder in Gang-
die Lage kann man sich leicht vorstellen.
(In den Städten war die Lage der Schulen etwas besser)
Auf dem Dorf hatten die Schulmeister nur eine relativ kurze Anlernzeit,
ansonsten waren es meistens pädagogisch unbedarfte Handwerker,
die nebenbei noch ein wenig verdienen wollten.

Von Michaelis bis Ostern ging die Schulpflicht, manche Eltern schickten die Kinder erst
nach Ostern wieder zum Unterricht, um Schulgeld zu sparen.
Von 7-10 und 12-15.00 war die Schulzeit.
An Sonn- und Feiertagen war eine halbe Stunde vorher zu erscheinen
(der Sprachduktus ist heute noch in amtl. Schreiben zu spüren).
Hier wurde das Evangelium des Tages vorgelesen, Lieder durchgesungen, dann geordnet zur Kirche gegangen..

***

Immermann und Goethe waren gerne an der Lahn, in unserer landschaftlich begnadeten Gegend,
auch Brentano schuf romantische Werke darüber.
In Wetzlar, der alten Reichshauptstadt, wo das Reichskammergericht war,
waren die meisten Assessoren, Richter, Präsidenten und Prokuratoren von Adel;
weilte ein "Bürgerlicher" unter ihnen, wurde er grundsätzlich mit Mißachtung
und Verachtung und Demütigung bedient, besonders seitens der Damen, wie die Chronik berichtet.
Dem war der braunschweigische Legationssekretär Jerusalem nicht gewachsen,
der auch noch eine unglückliche Liebe erlitt- zusammen mit "Mißhelligkeiten"
von seinen Vorgesetzten, war das dem jungen Mann zuviel.
Er verlor das Gleichgewicht und nahm sich durch eine Pistole das Leben,
die Grundlage zu "den Leiden des jungen Werther", wie Goethe ihn schrieb.
"Der nüchterne, aber innerlich wertvolle Verlobte Charlotte Buff's, Erich Kästner,
war aus anderem, härteren Holz geschnitzt.
Seine menschliche, reife und verstehende Haltung dem Freunde Goethe gegenüber
verhinderte vielleicht - bei dessen damaligen Zustand - eine ähnliche Tragödie."
Weiter berichtet der Chronist des Buches aus dem Jahr 1941:
"Dem Adelsdünkel seiner Umgebung stand allerdings auch Goethe mit größerem Gleichmaß gegenüber.
Er hatte seinen Stolz als Reichsstädter, er besaß Verwandte unter den Geheimräten,
das Gefühl seines Selbstwertes machte ihn innerlich frei.
Und dann war er ja so ganz erfüllt von dem anderen, Großen, in seinem Innern,
von der ersten wirklichen Leidenschaft seines Lebens,
daß all das an den Kern seines Wesens nicht rührte."

(Kästner wohnte im engen Viertel der Handwerker, in den schmalen Gassen der Altstadt)

***

Als Sträflingsarbeit gedacht, wurde der Villmarer Marmorbruch im 18.Jhd zur Industrie.
Die Nassauer Fürsten ließen sich ihre Schlösser ausschmücken,
als gefragter Exportartikel wurde Marmor verschickt.
Später kam billigerer ausländischer Marmor in Konkurrenz,
weshalb man zuweilen den einheimischen unter fremd klingenden Namen verkaufte.
Alle wichtigen Gebäude der Welt waren damit ausgeschmückt,
denn es war einer der farbenprächtigsten Vorkommen dieser Art.
Erst nach der Bearbeitung kommt der Adel dieses Kalksteins ehemaliger Korallenriffe zum Vorschein.
Geschliffen und poliert.
In warmem Grau, in Gelb, in rosa- oder dunkelroten Tönen, mit weißen oder gelben Tupfen,
in Silbergrau, schwarz oder weiß geflammt.
Die Blöcke wurden nicht aus dem Fels gesprengt, sie mußten herausgeschnitten werden,
um heil zu bleiben.
Mit dünnen, mehrfach übersetzten Drähten über lange Bahnen und Rollen hat man das geschafft.
Das Zerlegen und Schneiden fand unten im Werk an der Lahn statt.
Eine Anzahl Sägen ohne Zähne, parallel angeordnet fressen sich mit Hilfe von Sand**
und Wasser in den Stein und zerschneiden die Blöcke in große Scheiben,
die dann nach Kundenwunsch weiterverarbeitet wurden.
** Sand ist Quarzit, also fast so hart wie Diamanten..
Die Turbinenkraft der Lahn half beim Weiterverarbeiten und Polieren,
was in zig Gängen gemacht werden mußte- Marmor ist hart.

Das Limburger Becken war schon immer Sammelpunkt aller wichtigen Straßen des Reiches,
reiches Bauernland, viel Macht- zuweilen bis 2000 berittene mit Roß und Harnisch zum Schutz der Stadt.

Der Ratschreiber Tilemann Elhen von Wolfhagen schrieb in seiner zeitgenössischen
Limburger Chronik wohl vieles über das wirkliche Leben,
von den Leiden und Freuden des kleinen Mannes, von seinem Fühlen und Denken.
Von ihm stammen viele mittelalterliche Eindrücke, so auch dieses Lied vom Mädchen,
das wider Willen Nonne werden sollte:
"Gott gebe ime ein verdurben jar
Der mich machte zu einer nonnen
Und mir den schwarzen mantel gab
Den wißen Rock darunden.."

Er schrieb wie teuer der Wein, wann das reife Korn geschnitten,
vom modischen Wechsel der Kleidung bis zum schwarzen Tod.
Von den Geislerbrüdern, von den Erhebungen des Volkes gegen die Juden,
von der Tanzwut und den aussätzigen Mönchen.
Limburgs Domschatz hat viel religiöses Gerümpel, aber auch Dinge von unschätzbaren Wert-
wie die Mitra mit 2900 Diamanten und seine Anhäufung von Edelmetallen, wie die Chronik schreibt.
(Die Prunksucht der Kleriker war nicht besser als die der Fürsten)
Man schrieb von einem "Arbeiterdichter" Gerrit Engelke, einem "Tünchergesellen",
der in schwindelnden Höhen seine Arbeit an den Fassaden tat, in rauchiger Luft.
Er hätte an der Lahn seine "vom Allgefühl glühenden Dichtungen geschaffen",
so die Lektüre. Nur 27jährig erhielt er 1918 die tödliche Verwundung.

***

Der Wahlspruch wurde ausgegeben: "Viel leisten, wenig hervortreten, mehr sein als scheinen" -
leider in unseeliger Zeit des Ameisenstaates des "Führers", das das Volk blind in die Schlucht ohne Erbarmen führte,
aus der es kein Entrinnen gab. (Man glaubte an ihn, wie an eine Religion)
Heute ist der politische Wahlspruch eher umgekehrt zu formulieren?
(Wohin das führen wird, kann ich nicht sagen- die Hoffnung stirbt zuletzt)

***

Noch eine Geschichte aus Diez:
Die Gräfin Sophie Hedwig verwaltete die Grafschaft für ihre beiden Söhne,
als sie 1634 von den Schweden gezwungen wurde, die Lahnbrücke sprengen zu lassen,
um den kaiserlichen Truppen (Preußen) den Durchmarsch zu verwehren.
Kaum war danach die hölzerne Notbrücke errichtet, kam die Meldung, dass die Spanier unter dem Kardinal !
Don Fernando heran rückten um die Stadt zu besetzen.
Die Einwohner verbarrikadierten sich, weil sie wußten:
Der Gemahl der Gräfin kämpfte für die Niederlande gegen Spanien, wodurch dieser fiel.
Man lud sein Hab und Gut auf Wagen und vermutete, daß bald die Flucht sein würde.
Die Gräfin baute sich im besten Hofstaat mit ihren Edelfräuleins auf
und lud den Grande zum Mahle auf das Schloß ein..
Höfische Gastlichkeit, geistvolle Unterhaltung und vor allen Dingen die starke Persönlichkeit
der Gräfin zeigten Wirkung.
Der Feldherr zeigte sich als Kavalier und versprach die Stadt in Ruhe zu lassen und bald weiter zu ziehen-
er winkte generös nach Art der Spanier zum Abschied - und zog nach Flandern weiter.

***

Über Obernhof an der Lahn ist eine Aussichtsstelle, der "Goethepunkt",
von dem man das Kloster Arnstein in schönster Pracht sehen kann.
Goethe bezeichnete diese Stelle als einen der schönsten Stellen der Lahn.
(Parken auf der anderen Lahnseite, rechts von der Brücke abfahren, vor dem Campingplatz -
aber auch oben auf der Höhe ist ein Parkplatz, den ich heute bevorzugen würde -
2020 muß man schon sehr aufpassen, weil sehr viel wildes Volk in den Städten Unwesen treibt:
Gerade erst wurde einem Bekannten auf dem Parkdeck in Weilburg der Reifen angeschlitzt,
so daß in Fahrt der Wagen drehend gegen die Leitplanke fuhr- zum Glück bei mäßigem Tempo..)

Mit hessischen Burgen wird es weiter gehen mit meinen Zeilen "Geschichtliches"!

Im 10.und 11. Jhd. verließen die Herrschergeschlechter,
geistliche und weltliche Fürsten die Orte und siedelten außerhalb, bevorzugt oberhalb an,
bauten massive Burgen.
Zur Verteidigung und Repräsentation ausgelegte, allemal sündhaft teuere, in Fronarbeit erbaute Gemäuer.
Reiche Dynastien bauten mehrere Burgen, wohnten aber nur in einer-
die anderen wurden Vasallen vergeben, "Ritter" oder Vögte genannt.
Die Anwohner der Burgbezirke wurden zum Mitunterhalt verpflichtet,
weil sie im Schutz der Burg (Bürger) lebten.
Die Zeit der Burgen kann von 900 bis 1524 n.Chr. angesetzt werden.
Danach kamen sie aus der Mode, weil sie den Feuerwaffen nicht mehr viel entgegensetzen konnten.
Die meisten Burgen verfielen, weil die Funktion -s.o.- verloren ging oder die Gebiete
"konsolidiert" wurden oder die Geschlechter ausstarben.
Manche wurden als Steinbrüche verwendet, andere wurden festungsmäßig ausgebaut
und noch weiter betrieben, in so einigen wohnt noch immer die angestammte Familie und deren Nachkommen.
Aus Turmburgen mit Wassergräben, die Nachfolger von Fliehburgen
mit Wällen wurden große Verteidigungsanlagen.
Sogenannte Halsgraben schotteten die gerne auf Felsvorsprüngen oder Kuppen gebaute
Burgen vor Feinden aus dem Hinterland ab.
Gebücke sicherten die Hänge, Wassergräben und Geröllhalden ebenso.
Keine Burg gleicht der anderen, sie wurden an das Gelände angepaßt.
Schön sollte die Burg eigentlich nicht sein, auch wenn die späteren Generationen
so manche als Renaissance-Schloß ausgebaut haben.
In manchen sind heute Gaststätten, Seminar-Hotels und Jugendherbergen untergebracht.
Im frühen Mittelalter wurden sehr viele Burgen durch aufständige Bauern zerstört.

Als Beispiel kann die auf dem Basaltkegel gelegene Burg Falkenstein gelten,
wo nur noch Reste des Palas, ein Fenster und eine Ecksäule mit Kamin,
sowie ein Stück der Schildmauer übrig geblieben sind.
Ein paar Wall- und Grabenreste sind noch sichtbar.
Zu Anfang des 14.Jhds. zerstört und verpfändet.
Später kam ein Burgfrieden, dann der Sternerkrieg, der Streit mit dem Landgrafen, wo die Hälfte blieb,
dann wurde sie wegen tapferer Dienste vergeben, dann wieder als Pfandbesitz mehrerer Ganerben,
dann als Mannlehen vergeben. Als das Geschlecht ganz ausstarb, fiel der Besitz an Hessen,
im 30j. Krieg wurde vieles abgebrochen.

***

12.-15.Jhd war der Hessisch-Thüringische Erbfolgestreit um die Vorherrschaft in Hessen.
13. Jhd. die Sponheimer Fehde. Adelsaufstand.
14. Jhd. Rheinischer Zollkrieg.
13.-14.Jhd. Dernbacher Fehde, zwischen dem Nassauer Grafen und den Adligen von Dernbach.
14. Jhd. Reichskrieg gegen die Falkensteiner
14. Jhd. Sternerkrieg, Adel gegen Adel.
15. Jdh. Hessischer Bruderkrieg, Erbsöhne gegeneinander.
16. Jhd. Bayrisch-Pfälzischer Erbfolgekrieg - dto.
16. Jhd. Bauernkrieg.
16. Jhd. Schmalkaldischer Krieg, seltsamer Glaubenskrieg.
17. Jhd. 30jähriger Krieg, dto.
17. Jhd. Hessischer Krieg, Vorläufer und Grund zum obigen Krieg.
18. Jhd. 7jähriger Krieg, grob: Preußen gegen Österreich mit ihren dtsch. Kleinstaatenverbündeten.
18. Jhd. Französischer Revolutionskrieg, zu oben.

Der Kriege gabe es viel zu viele und die meisten kamen aus Gier, Neid, Mißgunst,
Habsucht, Religion und Dünkel oder gegen Unterdrückung aus vorgenannten Gründen.. Imperialismus.

Aus Irland kamen die Mönche, kam Bonifazius zu uns um den "himmlichen Frieden" zu bringen
und nun lese ich, daß in Irland weibliche Säuglinge systematisch "entsorgt" wurden,
ob damals oder "nur" 1921-1961, kann ich freilich nicht sagen.
In den angegebenen Jahren wurden 800 Kinder eines Heimes für ledige Mütter,
das einst vom Orden der Bon-Secours-Schwestern geführt wurde, in einer Klärgrube landeten.
Diese "Kinder der Schande" sollten nicht in "geweihter" Erde begraben werden.
Die Kinder "gefallener" Frauen waren dann weg..
Vor einigen Jahren erfuhr die Welt,
daß 30.000 Kinder zwischen 1940-1970 in staatl. geförderten kirchl. Kinderheimen,
sogenannten Arbeitsschulen systematisch verprügelt,
vergewaltigt und gedemütigt worden sein sollen.
Gottgefällige Schandmale sind das allemal.

***

Stuck-Rosen: Unter Rosen als symbolische Kraft sind Worte zu sprechen,
die nie nach außen getragen werden sollen..

***

Der Adel hat sich immer schon Geld von seinesgleichen Leuten geliehen,
selbst die Weilburger Grafen mußten sich was leihen, wenn es im Augenblick über ihre Verhältnisse ging..
wurde etwas "verwechselt" oder der Kurs falsch gesteckt, gab es Fehden,
die zuweilen Generationen überdauerten.
Fehdebriefe bis zur Belagerung und kriegsähnliche Auseinandersetzungen waren immer mal drin.
Anteile an dem Zehnt an weiter entfernten Orten oder auch Teile daran,
wurden verpfändet oder verloren oder verschachert oder verliehen.

So kämpfte manchmal ein Erzbischof gegen den anderen Erzbischof-
nicht nur Fürsten gegen andere Adelsleute..

Wenns um das liebe Geld und um die Macht ging, da gaben sich beide nichts,
zumal die beiden Lager oft aus einer Familie stammten!

In so manchem Wassergraben der Burganlagen hat man jede Menge Scherben, Keramiken,
Dokumente und Münzen gefunden..

***

Steinerne Kugeltöpfe dienten vor der Metallkessel-Zeit:
Alle Speisen wurden darin zubereitet,
man hat überall in Europa mit den Fingern gegessen und deshalb waren die Speisen so zubereitet,
daß das möglich war. Dünne Suppen gab es wohl keine ;)
Brei und zu Mus gekochter Hafer und Gerste, Hirse und Gemüse oder Pasteten im Teigmantel, Fleisch am Spieß.

Es ist überliefert, daß ein Keller seinen Schwiegervater bei sich wohnen hatte,
der ehemals selbst als Keller tätig war- dieser hat fleißig alles aufgeschrieben,
was die Nachbarn "falsch gemacht" hatten.
Seine Auflistung der Verfehlungen hat man im Burggraben gefunden. (Elkerhausen)

Das Studium der Vergangenheit oder Geschichte wirft einen Lichtschein in die dunkle Zeit
und erhellt die Zusammenhänge, die unsere Entwicklung beeinflußten-
so können wir unser eigenes Leben aus einer tieferen Persektive sehen.

Fürstliche Archive, das Stadt- und das Staatsarchiv helfen dabei zuweilen.
Was ist wichtig, was ist nebensächlich?
Der Leser mag sich selbst heraussuchen,
was er oder sie für interessant oder relevant erachten.

So ist die Geschichte des kleinen Ortes Langen, südlich von Frankfurt / Main ein Beispiel,
wie im Laufe der Zeit sich alles änderte.
6-700 Einwohner zu Beginn des 30jährigen Krieges, magere Feldausbeuten, aber viel Wald,
ein paar Mühlen, ließen viele Einwohner nach weiteren Verdienstmöglichkeiten suchen.
Vorspann- und Transportdienste waren da ein gangbarer Weg, der einige Bewohner ernährte.
Reichtum, Kunsthandwerk oder blühendes Handwerk suchte man dort vergebens,
desgleichen gutgestelltes Bürgertum.
Weil- und nun muß ich ein wenig ausholen- dort durch Landschaftssenkung ein "oberrheinisches Binnenmeer"
entstand, war später, als dieses abgelaufen war, viel Sand- und Kiesboden vorhanden.
Frühgeschichtliche Funde aus der jüngeren Steinzeit hat man genug gefunden, in dem Gebiet,
das schon von jeher Wald und vermutlich nur bei der Jagd durchquert worden war.
Keramische Funde ackerbauender Stämme fehlen ganz.
An Bodenverfärbungen erkennt man Abfallgruben- so wurden Fundstücke aus der frühen Eisenzeit entdeckt.
Die Besiedlung war sehr dünn, nach den Schnurkeramikern kam die Bronzezeit mit ihren typischen Hügelgräbern,
aus der abstammungsmäßigen Uneinheitlichkeit erwuchs wohl ein dauerhaftes Miteinander und Verschmelzen der Kulturen.
Hirten und Viehzüchter waren sie, das hat man herausgefunden.
Die Urnenfelderkultur (Ackerbauern) folgte in ein klimatisch verändertes Gebiet nach-
ob die Bronzzeit-Leute vertrieben oder ausgestorben sind, weiß wohl keiner.
Die keramischen Funden sind länger als anderswo - bis in das 2.Jhd. n.Chr. nachweisbar.

Hier war man abseits der großen Völkerwanderungsstraßen, die immer den Flüssen folgten.
Spätere Funde belegen einen guten Tauschhandel zwischen Römern und den Einheimischen
der ganzen deutschen Gebiete.

Wie schon erwähnt, kann man manche Gebiete eher durch die Namensgebungen zuordnen, als durch Grabungen.

Der Ortsname "Langen" (vermutlich alemanische Gründung) wurde in der Sterbeurkunde
König Ludwigs aus dem Jahr 834 überliefert als "Langungon".
"ungon" als Dativ im Plural, (wem) als eine Zugehörigkeit zu einem Stammwort.
Die Gründer der Stadt hießigen Langolf, also "Lang".
Als die Franken die Alemannen nach 500 verdrängten, behielten sie den Ortsnamen jedoch bei.
Den König Ludwig nannte man den "Deutschen" - er schenkte dem (Benediktiner)
Kloster Lorch (bei Rüdesheim, es gibt allerdings mehrere Klöster mit diesem Namen, sogar mit "sch" geschrieben) seine Kirche, das ganze Land:
Warum? Nun, der wollte die Gunst der Klosterleute, die als höchste Klosterklasse
im Kriegsfalle Soldaten stellen mußten, gegen seinen Bruder Lothar erhalten, welcher seinen Vater,
den "Frommen Ludwig" in Gefangenschaft hielt..
In dem folgenden unseeligen Kampfe gegeneinander, merkwürdigerweise kämpfte nun sein Bruder
UND der Vater gegen sein Heer, das angerückt war.
Dagegen konnte der "Deutsche" nicht gewinnen und so schlossen sie lieber Frieden..
Das Kloster Lorch hatte mächtige Beschützer, wie jedes Kloster einen eigenen Vogt hatte,
der selbst stark genug war, Grafen und Pfalzgrafen waren darunter.

Die Chronik schreibt, daß die mächtigen Schirmvögte des Klosters die Schwächen
und Sittenlosigkeiten der Insassen ausnützen und jenen
nach und nach den Rückhalt unter dem Hintern veräußerten..
Der Abt Konrad -im Jahr 1153- muß die Verschwendungssucht und Haltlosigkeit besonders schlimm getrieben haben.
Die Mönche war nicht viel besser, so daß Papst Gregor IX eingreifen mußte.

Langen besaß zwei Wildhuben (Forstämter), wozu jeweils ein Wohnhaus,
ein Backhaus, eine Scheuer, ein Sattelhof und ein Hundehaus gehörte.

Ministeriale, stets adlig, königliche Beamte versuchten als Vögte möglichst
viele Lehen-Orte an sich zu reißen- satt wurden die nie.
Wie heute die Politiker, die trotz hoher Einkommen oder "Grundentschädigung" vpm 6.250 Euro monatlich und "steuerfreien Aufwandspauschalen" von 2023 monatlich 4.725,48 Euro noch zuverdienen "müssen"?
Es wurde geschachert, getauscht, gekauft- belehnt was das Zeug hielt.
Geschwind heiratet man hier und da ein, nannte sich so und so, vergrößerte den Besitz
und den Einfluß- so wurden unsere wertvollen Kulturträger groß und stark.
Neu heute wird der Adel von Moderatoren des Fernsehens und der Regenbogenpresse umgarnt und umschmeichelt-
unverdient, weil es doch eher handgemeine Räuber und Erpresser waren,
die sich mal eben in der alten Zeit dieses oder jenes Erbstück "zugesprochen" hatten,
notfalls in der 3. Ehe.
Wenn es damit nicht so recht klappen wollten, arbeitete man sich in der Kirche nach oben-
allerdings auf kurzem Wege.

Unter so mancher fürstlicher Herrschaft bekam ein kleiner Ort eine Befestigung,
eine Burg und später die Zerstörung derselben mitsamt des Ortes.

Zum Schutz gegen Wölfe aus den nahen und ausgedehnten Wäldern wurden Wassergräben und Hecken angelegt.
Wenn ich an die Küstenwölfe denke, wird das wohl eher nichts genützt haben.
https://www.you tube.com/watch?v=vha468Dc-6U
Die Einwohner haben in diesen -bis zu 25mtr breiten und 3mtr tiefen- Gräben irgendwann Fische gezüchtet.

Wir wissen, die Kaiser und Könige haben gerne dem "edlen Waidwerk" zugesprochen.
Die dichten Wälder "reizten zur leidenschaftlichen Jagd".
Diese Huben verwalteten haarklein, wer wieviel Holz wann holen durfte,
die Hübner mußten jeden Tag die 30 Morgen abreiten oder abreiten lassen um Präsenz gegen
die Wilddiebe zu zeigen, ggf. diese sofort zu verhaften- dafür erhielten sie einige Freiheiten,
die Bußgelder jedoch standen dem kaiserlichen Forstmeisteramt zu.

In dem Haus des Forstmeisters befand sich auch der kaiserliche Jagdhund, ein Hühnerhund
(Bracke, weiß) mit herabhängenden Ohren, der auf einem seidenen Teppich lag
und mit einem seidenen Seil festgebunden gewesen sein soll..
(Wenn ein Hund ein "Seil" benötigt, um zu funktionieren, ist das eine Krücke; persönliche Anmerkung)

***

Vor 1338 (danach wurden diese Strafen kaum mehr verhängt) wurden Fallenstellern
oder Heckenjägern die rechte Hand abgeschlagen.
"wer das Wild beschleicht", den rechten Daumen.
Alles Wild gehörte automatisch dem Forstmeister und dem Fürsten.

Dem Schmied und dem Schuster (Schuhwart) wurden ein paar Freiheiten mehr zugestanden,
allerdings unter strenger Sparsamkeitspflicht, was den Holzverbrauch anbelangte.
(Schmiedefeuer, Rinden-Lohe zum Gerben)

Die Vögte gewannen an Macht, der Kaiser verlor immer mehr an Einfluß,
aus den Thing oder Maigeding wurde irgendwann ein Volksfest unter der Linde.
(Ehedem fing der Volksauflauf als Schaulustige an, bald kamen Krämer und Gaukler dazu)

Die dauernden Fehden der Fürsten untereinander ließ 1364 im Winter den halben Ort Langen
durch die Frankfurter abfackeln.
Unverhohlen erpreßten Söldnergruppen die Orte, damit diese nicht "unversehens in Brand gerieten".
Willkürliche Besitzteilungen lieferten den Anlaß zu immer neuen Auseinandersetzungen-
wo immer genug versprengte Bewaffnete im Land streunerten.

Der "Landfrieden" war wohl eher nur dem Namen nach wirksam, immer wieder flammten neue Begehrlichkeiten auf.

Die Falkensteiner scheinen besonders aggressiv gewesen zu sein, - nicht die Einwohner, nein, der Fürst.
"Philip war gefürchtet und gefährlich, sein Besitz war groß und er wollte
am liebsten alles unter seine Gewalt bekommen"
Intrigen wurden gesponnen, bis das Geflecht sich negativ auf den Widersacher auswirkte
und der Kaiser die Acht (Bann) aussprach.
Wieder entstand ein seltsamer "Friede" - nur weil zu viele Städte gegen den Aufrührer in Falkenstein waren.
(Meistens ist wohl schlicht das Geld ausgegangen)

Später belagerten die Reifensteiner die Burg Königstein - auf der Flucht stürzte Philip
in voller Rüstung unglücklich in die Tiefe und verstarb binnen weniger Tage.

***

Die zu zahlende Behde (Steuern, Naturalien) wurde auf Kerben geschnitten,
wie im Mittelalter auf den Märkten- man hatte etwas auf dem Kerbholz..

Die Verrohung der französischen Soldaten und Truppen unter Turenne soll schier grenzenlos gewesen sein.
Sogar die Frucht auf dem Feld, Eggen und Pflüge wurden vernichtet,
so daß die nächste Aussaat nicht mehr möglich war.
Ihre "an das Unmögliche grenzenden Forderungen" mußten auch von der Bevölkerung entrichtet werden.
Riesige Kredite blieben an den Gemeinden hängen, denen man sogar die Kirchenglocken gepfändet hatte..

Der Westfälische Friede 1648 beendete den 30j. Krieg und auch das damalige Deutsche Reich.
Sieger waren perverserweise das katholische Frankreich und das protestantische Schweden,
im gemeinsamen Haß verbunden.
Lt. Chronik verspürte der Trümmerhaufen Deutschland die brutale Gewaltpolitik Frankreichs
noch die nächsten zweihundert Jahre.
Viele Dörfer und Städte wurden vom Erdboden getilgt.
In Langen waren wohl nur noch ein Viertel der Einwohnerschaft am Leben.

Tragisch, daß solche Dingen aus den ständigen Streitigkeiten unserer Ureinwohner herrührten,
wo Dorf gegen Dorf kämpfte- immer und ewig, so daß nicht genügend Zusammenhalt
diese Überfälle verhindern konnte.
Egal woher die Feinde kamen, diese waren sich immer recht sicher:
Die halten nicht zusammen, die können wir angreifen !

Naja, in Langen war das Rathaus abgebrannt, so wurde im Wirtshaus Rat gehalten.
Gerne und oft und so hoch waren auch die Zechen oder Gelage, die dort angerichtet wurden-
wieder Parallelen zu den heutigen Politiker?
(Ein Schelm, wer hier Ähnlichkeiten sieht)

Ob Holzversteigerung, Fronden oder irgendwelcher auswärtiger Amtstätigkeit wurde geprasst,
daß die Schwarte kracht.

Sicher wurde abgemahnt und verwarnt- was aber nicht viel geholfen haben mag:
"Dieser Pfarrer hat etwas zu stark gezehret"

Auch an Wahltagen wurde ordentlich gezecht- klar, das nimmt man doch mit!

(Heute wird mit "Arbeitsessen" und "Aufsichtsratsposten" und "Tagungen" gewunken, mit kostenlosen Reisen der Spesenritter )

Am Beispiel Langen lesen wir, daß Neubürger 10fl zahlen mußten, wenn sie zuzogen,
kam die Frau auch von außerhalb, waren nochmal 5fl fällig.
Nach 1713 war noch zusätzlich Geld für einen Feuereimer zu entrichten.
(Heute bekommt der Zuzugswillige oder Flüchtling dauerhaft Geld geschenkt,
entweder zur Heimreise oder bis zur Rente als Sozialknete, zusätzlich sogar noch die Miete und Heizkosten etc. 2023 schätze ich die Zahl der Sozialtouristen ohne steuerpflichtige Beschäftigung auf 10 Millionen !)

Ausgewiesene oder stellenlose Lehrer oder Studenten boten sich als Schulmeister an,
ein junger Geistlicher hat die Prüfung der Gemeinde bestanden..

Wenn die Gemeinde Arbeiten vergab, (verdingt)- wurde auf allgemeine Kosten Ding- oder Schenkwein getrunken.

Früher diente das Rat- oder Gemeindehaus auch für Versammlungen und Gerichtstermine,
man bot bei dieser Gelegenheit auch gleich Schmuck und "Lockwaren" auf den Tischen an..

Die französische "Kontribution" trieb bis 1672 die Gemeinde in die Not:
Durch etliche Soldaten, die sich so lange im Wirtshaus -auf Gemeindekosten- gütlich taten,
bis die Forderungen beglichen wurden.
Der 23jährige König Ludwig XIV von Frankreich wurde zur plündernden Kriegsgeißel
von ganz West- und Mitteleuropa.

Ihm ging es nur um Prestige und Plünderung um seine Sucht nach Macht zu befriedigen -
heutigen Machthabern geht es vordergründig um Missionierung in Sachen Menschenrechte oder Demokratie und Umweltschutz,
hintergründig um das Wohl der Waffenlobby, damit das eigene Land nicht an fehlenden Gewinnen kollabiert.
(Für die "Achse des Bösen" oder die "Schurkenstaaten" sind jedoch wir die "Ungläubigen",
die es im "heiligen Krieg" zu bekämpfen gilt- wie irre ist Wirtschaft, wie irre ist Religion?
Egal wie, "wir" als "Ungläubige" müssen heute auf Geheiß unserer neuen Fürsten das Kopfkissen mit wildfremden Gesellen teilen - wehe, wenn die sich zusammenraufen..

***

Der schmachvolle Friede zu Nimwegen für das Reich und seine Verbündeten und war für Frankreich
und Holland vorteilhaft.
Der eigentliche Gebieter war Ludwig XIV, der in Deutschland eingedrungen war und
hunderte von Orten der blühenden Pfalz in furchtbarer Weise verwüstete,
raubte, brandschatzte, wie die Chronik schreibt, während der deutsche Kaiser
mit den Truppen vor Wien die einfallenden Türken schlug..
..hinterrücks kamen also die Franzosen!

1689 verhinderten kursächsische Truppen das Einfallen der Franzosen nach Frankfurt,
Deutschland erklärte Frankreich den Krieg.
Beim Rückzug über den Rhein wurde noch mal geschwind alles versengt und zerstört..

Bei jedem dieser Kriege und Konflikte lagerten Truppen, mußten Unmengen an Soldaten und Pferde versorgt werden..

Hin und hergerissen von dem Versuch Soldaten zu bestechen und dem Hunger der eigenen Familien
war die Zeit nicht leicht für die Dorfbewohner im ganzen Land.

1690 kamen schwedische Truppen, verbündet im Kampf gegen Frankreich,
wieder wurde alles geklaut- besonders Obst, Weintrauben und Fleisch.

Unter den Lieferanten war auch ein Jude "Moses", der in hebräischer Schrift in seine Kladde eintrug,
daß er gut belohnt worden sei.
(irgendwie bildete diese Glaubensgemeinschaft ein Volk im Volke
und blieb meistenteils unter sich, wie heute die Türken und andere Separatisten,
von denen immer mehr bei uns auftauchen, die sich in ihrer "Besonderheit" sonnen)

Das Zuchthaus soll - so 1696 - jahrelang nicht gesäubert worden sein, weshalb man jemanden suchte,
der das gegen Geld machen wollte.
Ein "Schreibunkundiger" hat sich endlich dazu bereit erklärt.

***

Kurze Zeit der Ruhe, dann, 1701 brach wieder ein sinnloser Krieg aus:
Der deutsche Kaiser erhob Anspruch auf den spanischen Thron für seinen 2. Sohn,
während der französische König für die Rechte seines Enkels eintrat.
Auf französischer Seite kämpften die Kurfürsten von Bayern und Köln, zum deutschen Kaiser hielten
die meisten heimischen Fürsten, England, Holland und Dänemark..
1704 endet der spanische Erbfolgekrieg durch den Rückzug der Franzosen,
maßgeblich durch den englischen Feldmarschall Marlborough bewirkt.
Allerorten konsumierten die Soldaten -ohne zu bezahlen, dann die Flüchtlinge,
dann die Gefangenen, dann wieder zurück marschierende Truppenverbände, dann marodierende Truppen..
..Heuschreckenplagen waren nichts dagegen!
Die Gründe für solche Kriege und die Auswirkungen auf die Bevölkerung muß man sich mal vorstellen!
Man denkt sich:
Wieviel Leid wäre wohl erspart geblieben, wenn nur diese beiden männlichen Kriegstreiber - egal ob klerikal, militärische oder von Adel oder der Partei hochgeschleimt -
geräuschlos beseitigt worden wären?
Ich denke nicht, daß eine solche Tat eine "Sünde" gewesen wäre - auch
aus umwelttechnischer Sicht nicht, wenn man bedenkt, wieviel Blei und Uran und Kram überall
die Brunnen verseucht haben - bis zum heutigen Tage!
(Aus der Geschichte heraus halte ich die "diplomatische Immunität" für grundfalsch: Das ist letztlich nur ein Freibrief bis zum Täterschutz)
Doch nun weiter:

1714 kam der endgültige Frieden zwischen Deutschland und Frankreich-
die Winterlager mußten bezahlt werden, wieder blutete die Region dort aus,
wo die ganze Nahrung und Kraft des Volkes war..

Lt. Chronik hat sich 1744 Kaiser Karl VII. ein Steindenkmal in den Treburer Wald
(Kaiserstein) gesetzt oder besser setzen lassen, die Fürsten haben schließlich
niemals selbst Hand irgendwo anlegen müssen - aber halt, bis auf eines:
Die "Parforcejagd", eine Hetzjagd, wo mit Jäger auf Pferden mit Hunden den Hirsch so lange hetzten,
bis dieser zusammenbrach und aufgab:
Jetzt konnte die linke Bazille, pardon der Fürst- mit dem "Hirschfänger abfangen" - dh.
mit dem Jagdmesser das Tier töten, abmurksen, seiner Lust auf Töten nachgehen -
- ohne sich selbst in Gefahr zu begeben -
vielleicht auch schon mal den Kriegsfall üben..
die Nachsorge des Tieres haben -mit Sicherheit- andere Leute machen müssen.

Auf Österreichs Seite standen die Franzosen 1756-1763 gegen die "aufrührerischen" Preußen,-
der Siebenjährige Krieg begann.
1789 folgte gleich die französische Revolution, diesmal standen fast alle gegen Frankreich,
das bis nach Frankfurt (schon wieder) einrückte- und von den preußischen
und hessischen Truppen zurückgedrängt wurde.
Der Spruch "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" paßte unseren Fürsten ebenso wenig
wie dem französischen Adel.
Unter dem raubgierigen Ludwig XIV drohte die Revolution zu ersticken.
Wieder büßte die Bevölkerung für den Hochmut der Obrigen und wurde ausgenommen wie eine Weihnachtsgans.

Wenn man bedenkt, wie der Adel anfing: Schinder mit Geld verdingten Vasallen und die zerschlugen alles.. alle Feldherren und Herrscher sind immerzu nur gemeines Raubzeug gewesen, wirklich kein Grund, um im Geschichtsunterricht gerühmt zu werden!
***

Beisassen: Im Gemeindeprotokoll von 1716 steht folgendes dazu.
Bewohner, die kein Bürgerrecht besitzen, bezahlen wie die Juden jährlich 3fl Beisassengeld.
1705 waren 8 Beisassen und 3 Juden aufgeführt.
Im Jahr 1749 zahlten 28 männliche und 4 weibliche Personen, darunter ein Jude und ein Jüdin das Beisassengeld.
Von den "Weibspersonen" werden 1fl 15alb. , von der Witwe des Juden Herz 2fl.
von dem Juden Berle 4fl. und von den männlichen Beisassen 3fl. verlangt.
Sie leisteten Arbeit als Hirten, Orgelbalgtreter u.ähn. und waren dann von der Abgabe befreit.
Manche waren so arm, dass auch kein Beisassengeld erhoben werden konnte.

***

Ein Feldschütz: Der Rabe schreit, der Schütz kommt!
Odin ließ seine beiden Raben Hugin und Munin vorweg fliegen,
die ihm berichteten was sie sahen- so fürchtete man auch den Feldschütz..
Jedes kritzekleine "Vergehen" wurde mit Strafen belegt,
wenn jemand mit der Sichel am Wegrand Gras mähte
oder seine Gänse weiden ließ, etwas Holz mit nach Hause nahm...
die Bevölkerung betrachtete die Angelegenheit wohl eher so, wie heute das Falschparken.
Im Wiederholungsfall schaute das jedoch schnell schlimmer als das Flensburger Punkteregister aus:
Von Zuchthaus bis zum Pranger war alles drin.
Einer wurde mit dem Halseisen durch den Ort geführt, für alle sichtbar in Schande-
die Pein hat er nicht lange überlebt, bald darauf starb er.

Der Pranger oder Lasterstein wurde bald als menschenverachtend abgeschafft.

***

Die Gemeinden suchten mit allen Tricks Beschäftigung im Ort zu halten, mit Mahlrechten
mit Zwängen beim heimischen Schmied arbeiten zu lassen, mit der Beschäftigung als Gänse -
und Schweine - und Schafhirt, Gassenhüter, Backstubenbetreiber, Steinbrucharbeiter usw.
Der Maulwurfsfänger hat im Jahr 1744 gut 280 Tiere gefangen und 9fl. 10alb.
dafür erhalten - er quittierte mit " +++ "
Die Maulwürfe wurden in weiteren Jahren ähnlich in der Zahl gefangen.
Dem Überhandnehmen von Sperlingen, Raben und Mäusen wurde ähnlich begegnet.
1512 Spatzenköpfe und 120 paar Raben..
1770/71 war wohl die letzte Wolfsjagd im heimischen Raum.

1805 kam Napoleon wie die Pest nach Deutschland, noch mächtiger als Ludwig XIV - er sagte von sich:
"Ich habe mich zum Kaiser gemacht, weil ich mich fähig fühlte,
gut zu regieren und große Dinge zu vollbringen.
Ich habe die Weltherrschaft gewollt, und um sie mir zu sichern, bedurfte ich einer unbegrenzten Macht."
Baden, Bayern, Württemberg waren seine Verbündeten, der Rheinbund wurde gegründet und Hessen trat bei.
Der deutsche Kaiser Franz II legte 1806 die Krone nieder, das tausend Jahre alte Reich zerbrach.
Napoleon preßte die Vasallen bis aufs Blut aus.
"Deutschlands Söhne starben für den franz. Eroberer" So die Chronik.
Tausende gingen in Rußland für Frankreich in den Tod, starben bei Eis und Schnee.
(Sonderbar, daß man aus diesen Berichten späterhin NICHTS gelernt hat)
Napoleon hinterließ überall Tod, Elend, Verderben und Hunger.
In den Schulen wurden diese Dinge eher neutral bis stoisch erzählt, ohne Mitgefühl
und das halte ich für falsch - ein Grund, diese Seiten hier zu schreiben..

Revolutionsjahre 1848/49 brachten auch nichts Gutes.
1866 krachte es zwischen Preußen und Österreich, wo sich Hessen für die späteren Verlierer entschied..

Die Fakten und Zahlen der Geschichte lassen sich -leider- auch aus meinen Seiten
nicht heraus halten, weil sie immer und immer wieder für die Schicksale der kleinen Leute standen,
die mir so am Herzen liegen.

1871 erklärte ohne allen Grund, so die Chronik, Napoleon III dem Land Preußen den Krieg.
Diesmal waren sich die deutschen Fürsten einig und besiegten gemeinsam Frankreich.
"Gefallene", "Heldendenkmäler", Siegessäulen und "Glorie" - das übliche Spektakel,
diesmal von der anderen Seite.

***

Mir schwindelt und so freut mich von Landwirtschaftlichen Zahlen zu lesen, und davon,
daß in Langen die meisten Leute von den Feldfrüchten lebten und von dem,
was sie selbst anbauten und züchteten.
Die aufgeführten 20 Tagelöhner waren allesamt Frauen, Witwen.
Im alten Schuppen hinter dem Friedhof wurde Flachs gebrochen und gesponnen.
In den Spinnstuben ging es nicht immer bierernst zu:
"Spinnen am Abend, erquickend und labend"

112 selbständige Bauern, 21 Leinweber, 20 Tagelöhner, 12 Bäcker,
10 Maurer, 8 Zimmerleute, 8 Schneider, 7 Wagner, 7 Schuhmacher, 6 Metzger, 6 Ölmüller,
5 Müller, 5 Schreiner, 5 Glaser, 5 Schmiede, 4 Steinhauer, 3 Küfer, 2 Schlosser, 2 Sattler,
1 Steinbrecher, 1 Nagelschmied, 1 Schornsteinfeger, 1 Mühlarzt, 1 Barbier, 1 Strumpfweber und 1 Häfner,
1 Falltorknecht, 1 Zaunknecht, 1 Schulkanditat, 1 Hebamme, 1 Apotheker, der Oberschultheiß,
der Grenzbereiter, der Postexpeditor, der Akziser (Eintreiber), 2 Schullehrer,
1 Gerichtsdiener, 1 Rentendiener, 1 Forstmitaufseher, 1 Kuhhirte, 1 Glöckner,
1 Botin - waren im Ortsregister des Fleckens Langen im Jahr 1817 eingetragen.
Damals ist noch eine ganze Zahl an Ziegeleien tätig gewesen, die im 20.Jhd. eingingen.

***

So manches große Gasthaus hatte die Brenngenehmigung und Fuhrbetrieb inne.
So kehrten in der "Sonne" Wagen aus weiten Teilen Deutschlands, aber auch aus den Niederlande ein.
1837 wird berichtet, daß 40 Umspannpferde bereit standen und zur Zeit
der Nußernte Einspänner aus Sachsen "mit hohen Kummeten und roten Quasten"
nach Baden fuhren, um von dort Nüsse für Weihnachten zu holen.
Damals blockierten deren Wagen die Straßen -
für die Pferde war in der Sonne genug Platz- bis zu 200 !
Der Umspannverkehr brachte den ansässigen Bauern eine gute Verdienstmöglichkeit.

1804 hatte Langen noch 1477 Einwohner, 1933 waren es 8613, 1946 schon 12097
und im Jahr 1961 schon 22487, heute 37.000 !
Während der Korrekturlesungen sind über 1500 neue Einwohner dazu gekommen- 2021. 39217 im Jahr 2023..

***

Einige alte Fremdworte oder Begriffe:
Achtzehntengericht = Am 13. Jan. wurden die Gemeindeangelegenheiten neu geregelt.
Actum = Datierung von Urkunden.
Adzidenzien = Nebeneinkommen, Zufälligkeiten.
Allmende = Gemeindebesitz
Alluvium = Anschwemmung.
Annoch = mit "an" verstärktes "noch".
Anrollieren = Anwerben, in die Stammrolle einschreiben.
Aptieren = Zurechtmachen
Arkose = Feldspatreicher Sandstein
Aspen = Espen
Assignieren = Anweisen
Ausziehen = Sich etwas herausziehen, Einwand.
Ballotage = Abstimmung mit Kugeln
Bamol(e)y = Baumöl, Schmieröl, "Uhrleim"
Bede = Erbittenes, später Steuer
Beisaß = Bürger ohne Rechte
Bender = Faßbinder, Küfer
Bereiter, Wildbannbereiter = reitender Forst/Zollbeamter, Einnehmer, Rechner.
Berngen = Börnchen, Brunnen
Beschehen = Geschehen, zuteil werden.
Bestandsgeld = Pachtgeld
Beständer = Pächter
Bestreifen = Bestreyfung = Streifend verletzen, berauben
Betzenkammer = Haftort
Beunde, Beume, Beine = Grundstück, das aus dem Gemeindebestand privatisiert wurde.
Bevelch = Befehl, Aufsicht.
Blutzehnte = Abgabe für gehaltenes Vieh
Born = Brunnen
Bornen, burnen = brennen
Bort = Brett
Bresthaft = Gebrechen, Mangel, Schaden
Bruch = Sumpfboden, Sumpfwiese
Budell = Pflichtteil, Bau, Wohnung
Büttel, Bittel = Gerichtsbote
Calcant = Orgelbalgtreter
Cantonieren = Truppen unterbringen
Cedieren = Abtreten
Cranatirer = (verderbt) Grenadier, Fußsoldat
Cleß, Clos = Abkürzung für Nikolaus
Collaborator = Mitarbeiter
Comminister = Mitdiener, Diakon
Consignation = Aufzeichnung
Continuieren = Fortsetzen
Confusion = Verwirrung
Corbicula Kalk = Körbchen, leicht wasserdurchlässiger Kalk
Dekopieren = Abschreiben
Devotion = Unterwürfigkeit
Discretionsgeld = das einem Unterhändler nach Belieben gezahlte Geld
Dislokieren = Verteilen, verlegen
Dole = Abgedeckter Abzugsgraben
Drappe = Treppe
Driesch = Unbebautes Land
Druch, druhe = Fessel, Falle (wilde Tiere)
Durchleuchtig = Durchlauchtig, helleuchend (Ehrentitel)
Ehhe = Egge
Ende = Stück
Ein End abgegrast = Ein Stück Wiese abgegrast
Erweis, Erbeis = Erbse
Etzliche = Einige
Exaction = Einkassierung, Erpressung
Exogen = Von außen einwirkend
Exulant = Verwiesener
Fahrnus, Fahrnis = Fahrendes Gut, Möbel etc.
Fal oder feil = Verkäuflich
Fassel oder Fasel =Zuchttier
Fernig, ferndig = Vorjährig, verflossen
Firn = Alt, Vorjährig
Forenser = Besitzer v. Grundstücken in anderen Gemeinden.
Fourage = Futtermittel
Fuder = Wagenladung aber auch größtes Flüssigkeitsmaß 1000-1200ltr
Fuß = 28cm
Ganerben = Miterben
Gefährde, Geverde, Gevare = Böse Nebenabsicht, Betrug
Gefallen, Gefälle = Abgabe, fälliger Zins
Gemeindsmann = Bürger (Vollbürger)
Geschoßbuch =Steuer oder Abgabenbuch
Gewann = Unterabteilung der Flur, Ackerfläche gleicher Pflugwendung
Helsau = Mageres Schwein
Hel = nicht kräftig, trockenes Brot
Heynen = Hainbuchen
Hyrtz = Hirsch
Indikationszyklus = Zeitperiode von 15 Jahren
Insinuieren = heimlich zustecken
Insolention = Beleidigung
Interessen = Zinsen
Iura et actionis = Recht und Gerechtigkeit
Karbatsche = Reitpeitsche
Karch = Karren
Kaufschilling = Kaufpreis bei Grundstücken
Kegel = Uneheliches Kind
Keren = Zuwenden, erstatten
Kieselschlag = Hagelschlag
Kirbe, Körbe, Kerb, Kirmes = Kirchweih
Klafter = Maß der weit ausgespannten Arme (1,80mtr)
Klauber = Arbeiter der klaubt (aufsammelt)
Kleiber = Lehmwandmacher, Tüncher
Kollatur = Recht, Pfründe
Kopfstück = Münze mit dem Bild des Herrschers
Koppelweide = Weide mit Benutzungsrecht durch mehrere
Kummer = Schutt, Bauschutt
Kummet = Gepolsterter Zugbügel um den Hals der Zugtiere
Krummet = 2. Heuernte des Jahres
Laymen, leimen, loumen = Lehm
Kar = Schüssel, Talmulde
Leidecker = Schieferdecker
Lei = Schiefer, Steinfelsen
Lochbaum = Grenzbaum
Lusen, lusemen = Lauschen, horchen
Männiglich = Jedermann
Märker = Berechtigter am Markwald
Marketender = Soldatenwirt
Memorial = Bittschrift, Eingabe
Metropolitan = Pfarrer mit Aufsichtsbefugnis, Dekan
Mocke = Zuchtsau
Moderieren = (er)mäßigen
Modo = Jetzt, gegenwärtig
molestieren = Belästigen
Mordgeschichten, Mordsänger = Fahrende Sänger
Muntbar = Vormund
Nekropole = Totenstätte
Nörgel = Nelken
Oberkeyt = Obrigkeit
Obs = Obst
Offgerachtet = Aufrecht
Orholtz, urholtz = Unholz, Abfallholz
Ösen, osin = Verwüsten
Pension = Verzinsung
Peraequator = Verwaltungsbeamter, Ausgleicher
Placken = Fleck, Gegend, Stück Land
Pön, Pöna = Strafe
Pompier = Feuerwehrmann
Posterität = Nachkommenschaft
Prestreiter = Reiter, die Kriegsabgaben freipressen sollen
Rückenbrot = Roggenbrot
Schnackeliche (Kost) = seltsam
Schoul = Schuldig
Schuch, Schuwe = Schuh
Schuhward = Schuster
Schwindelsteg = Wendeltreppe
Sech = Pflugmesser, auch Karst
Seegräber = Arbeiter die Gräben anlegen und reinigen
Sekret = 1. Geheimsiegel 2. Abort
Simmer, Sömer = Getreidemaß -32Liter-
Sistierung = Einstellung
Sotan = ..so beschaffen, solch
Spenner = Reisigmesser, auch Dolch
Spolia = Beute
Stem = Stamm
Supplik = Bittschrift
Terminey = Grenze
Thiergarten = Kuhweide
Thil = Diel - Holz
Transigieren = Verhandeln, vergleichen
Sich trosten = (mit Genitiv) - sich verlassen auf..
Troublen = Unruhe
Verhaften = Entleihen (Geld)
Verjeehen = Aussagen, zu Erkennen geben
Verösen = Ganz leer machen, verwüsten
Sich versehen = Zuversicht haben
Versteclich = Fest, Standhaft
Viritim = Mann für Mann
Vorab = Vernehmlich
Weistum = Aufzeichnung von Rechtsbelehrungen
Weißbrenner = Weißbinder
Werth, Weet, Weed = Ummauerte Pferdeschwemme, waten
Zinel, Zinnel = Büschel oder Gebinde, Flachs.

Man sieht schon recht deutlich, wie sehr sich heutige Ausdrücke unterscheiden,
nicht immer kann man direkt aus dem Lateinischen ableiten!

***
..neue Lektüre folgt:
Ein dickes Heimatbuch aus Eschenau, Senkenbergisches in Punkto Natur,
ein Limburger Stadtbuch von 1548, Geschichtliches der Stadt Leun,
und etwas Poesie aus dem Taunus. Eine echte Wundertüte,
aus der man ganz sicher einige Dinge extrahieren kann, die in meine Seite passen.

Neophyten und Neozoen verändern die Natur, die schon seit alten Tagen in der Heimat zu finden ist.
So wie sich die Umweltbedingungen und die "Migration" gestaltet, ist auch die Natur immer in Bewegung.
Die Landwirtschaftlichen Flächen schrumpfen, so wie sich der Import
und auch die Ertragslagen durch verbesserte Düngung und Landtechnik gestaltet.
Die Stadt Frankfurt (Main) hat immerhin fast 25% Landwirtschaft und mehr als 15% des Stadtgebietes .. Wald!
2023 sind nur noch 14% Wald- der Flughafen wurde ausgebaut.
Das Senkenbergsche Museum hat umfassende Dokumentationen und Herbarsammlungen zu diesem Thema
"Natur im Wandel" parat, ein Besuch lohnt sich allemal.
Dort schwärmt man davon, wie man früher mit einfachsten Mittel die Präparate
für die Nachwelt erhalten haben -
Dokumentationen aus 300 Jahren, teilweise aus dem Jahr 1677 von Johann Waldschmidt
und Johannes Philippi Huth 1713, Martin Dürer 1842-1921 sind archiviert.
Auf diese Werke kann sich die Wissenschaft noch heute stützen!
Die Ausbreitung von Pflanzen und Tieren kann genau nachvollzogen werden,
wenn z.B. die Landwirtschaft neue Ackerbaumethoden eingeführt hat - das alles ist freilich nur sinnvoll,
wenn auch die Fundortangaben und das Datum zugefügt wurden.
Immerhin sind die alten Dokumentationen so gut, daß man DNA-Analysen danach machen kann.
In den Ballungsräumen - besonders in Frankfurt, mit seinem großen Flughafen -
sind die Veränderungen nochmal deutlicher und zuweilen auch schneller.
Dort kümmert man sich rührend um die Streuobstwiesen -
gewiß als Folgenutzung der ehemaligen Weinbau-Tätigkeit.
Der Speierling fällt hier aus dem Rahmen, weil es eine Ebereschenart ist,
die man zum Haltbarmachen von Apfelwein, dem dortigen Kultgetränk geht.

Noch in den 1980iger Jahren galten die Streuobstwiesen im Bestand als gefährdet,
heute ist man sehr viel weiter.
Immer wieder ist von den Botanikern die Einbringung von Abfällen in die Wälder die Rede
und -vorsichtig umschrieben- die Unvernunft der Besucher in Biotopen, wenn Hunde und Kinder mitgebracht werden.
Manchmal geht der gesetzlich geregelte Artenschutz so weit,
daß der Mensch bereits zum Störfaktor deklariert wird.
Blinder Eifer oder schon Ökodiktatur?
So behaupten diese Fanatiker, daß die "ursprüngliche Nutzung von Grünland ausbeutend war,
wenn nur wenige Tiere auf einer großen Weide stehen" -
so haben auch diese studierten Fachleute dazu beigetragen, die Kühe in den Stall zu bekommen!
Das nennen sie "extensive Landwirtschaft"- wenn die Tiere dicht nebeneinander im Stall stehen,
"intensive Landwirtschaft"..
(Hauptsache, es ist ein Fremdwort)

An dieser Stelle möchte ich Anno Domini 2020 nachtragen, daß die alte Viehwirtschaft mit Hütejungen so verlief:
Einsammeln der Tiere im Ort, Tränke, dann sind sie auf eine magere Weide gegangen, haben dort gegrast und .. ihre Haufen gemacht.
Später ging es zur fetteren Wiese und wenn die abgefressen war, ging es zum Brachland - hier begaben sich die Tiere zur Ruhe zum Wiederkäuen. Danach wieder zur fetteren Wiese, bis sie satt und fertig für den Gang in den Stall waren.
Zuweilen frage ich mich, wo denn heute der Fortschritt ist oder sein soll ..

Im gleichen Atemzug beklagen sie eine "Monotonisierung" der Graswirtschaft,
weil öfter gemäht und -logischerweise- gedüngt wird.
Das bringt die Wildkräuter aus den Wiesen - na, wer war daran wohl ideologisch beteiligt?

Jekyll and Hyde bei den Wissenschaftlern?
Ich denke schon, was sich in vielen Bereichen,
von der Physik bis zur Bioethik zeigt.

Jekyll and Hyde bei den Politikern und bei den Glaubensmännern?

Der so geliebte "Magerrasen" mit seiner Artenvielfalt ist jedenfalls nicht durch die Botaniker,
sondern schlicht durch Abholzen und fehlende Grünlanddüngung entstanden -
heute kämpft man um jeden Meter dieser Flächen und versucht diesen zu erhalten.
(Beschützt, betreten verboten!)
Gerade diese Verbote und vielen vielen Vorschriften durch die EU,
die sogar das Bundesrecht brechen, lassen eher an gruppenfaschistoide Tendenzen denken..
..weil eben den Machtmenschen egal ist, wodurch sie herrschen und Vorschriften machen können!

Ganz sicher gab es auch früher schon Umweltsünden, wenn die Wälder abgeholzt wurden -
so wurde das Wetter schlicht heftiger, wechselhafter und unbeständiger.

"Binnendünenbereiche" im Süden Frankfurts erklären sich durch
das schon angeschnittene ehemalige Binnenmeer,das abgeflossen war.
Mich wundert, warum die Ökologen und Biologen nicht versuchen, dieses Binnenmeer zurückzufordern ;)
Die vom Standort Frankfurt abgezogenen US-Flieger (die nun in Wiesbaden sind)
haben große Betonwüsten hinterlassen- selbst das hält man für "schützenswert"
und läßt aufgebrochene Betonflächen "renaturieren", dh. vergammeln.
2020 findet man jede Menge giftige Abfälle, die einfach ins Erdreich gelaufen sind.. also für unser gebeuteltes Land nochmal eine Kriegslast, die zu bezahlen ist.
Für die Bevölkerung blieb immerhin ein gutes Stück als Spiel- und Sport- oder Freizeitfläche.
(Aber immer mit dem Seitenhieb der notorischen Bestimmer: Hier nicht, dort nicht..)
Mit "Cams" wird alles ein wenig beobachtet, das ist wohl der neue Trend
um die Zustände der Innenstädte im Griff zu behalten, die man gewollt herbei provoziert
oder zumindest nicht abgewehrt hat.
Man könnte denken, es wurde ein wenig getan, damit man Gründe hat alle Leute auszuspionieren
und abhören zu müssen, was vielfältiger denn je gemacht wird,
Hand in Hand mit ziemlich unheiligen Brüdern oder "invasive Arten" die unter dem Deckmantel der Demokratie
und deren Schutz neue Diktate etablieren.

Dragonische Strafen, wenn einer seine eigene Hecke auf dem eigenen Grundstück entfernt,
wenn diese gammelig geworden ist- es könnte ja ein Nest darin gewesen sein -
dabei ist das wohl eher nur die Ausrede für solche ausufernden, sinnlosen Gesetze.
(Gartenbesitzer wissen eher wo und wann ein Nest gebaut wurde)
Daß bei solchen Vorschriften eher das Diktat oder die Freude am Bevormunden Pate war, ist klar:
Bei dem Anlegen von Hecken oder dem Pflanzen von Bäumchen gibt es kein Geld..

***

In den Auen der Nidda und Main siedelten schon vor 5000 Jahren Menschen,
ob die auch alles falsch gemacht haben?
Der "Erholungswert" von "Grünzonen" wird propagiert, nie ohne den erhobenen Zeigefinger-
dabei ist der Erhaltungsgrad den Gescholtenen zu verdanken!
Die "Regulierung der Flüsse" ist nicht den normalen Menschen, sondern dem Diktat des Herrschers zu verdanken..
..nun beklagt man die "Migrationshemmnisse" der Wehre in den Gewässern.
(Wobei mich dieses Wort eher schon verärgert)
Fakt ist, daß der Moloch Großstadt aberwitzige Mengen an Wasser verbraucht -
was nicht nur aus dem Ried, sondern aus dem Taunus bis aus dem Vogelsberggebiet abgezogen wird.
Die Grundwasserabsenkung und die Angst davor, daß die Wolkenkratzer in Schieflage kommen - kam auf..
Zuerst will man die Landwirtschaft intensivieren, Werbung für Produkte machen, Fleisch und Milch nach China exportieren -
dann kam 2022 der Überfall Russlands auf die Ukraine -die in Entwicklungs- und Armutsländer Unmengen Getreide lieferte- bezahlt von der EU..
2023 wird das Getreide wohl in Europa angebaut und.. gratis nach Afrika geliefert-
Sogleich wird über die Stickstoffbelastung der Gewässer geschimpft, wenn den Böden immer mehr und mehr abgerungen wird.
In Afrika hat sich in den Jahrzehnten der Hilfen NICHTS verbessert. Sinnlos, nutzlos, kontraproduktiv.
Zuerst will man zum "globals Player" werden und favorisiert alles, was damit zu tun hat,
Warenströme fließen, riesige Schiffe und Flugzeuge sind pausenlos unterwegs um "Flugmangos"
oder "Convenience-Produkte" und Autoteile und Touristen zu befördern;
dann gibt es Schwierigkeiten mit Migranten aus dem Tier- und Pflanzenreich,
die unsere Arten verdrängen- bei den Menschen ist es auch nicht besser.
(Allerdings arbeitet die Natur mit dem "Recht des Stärkeren", was sich durchsetzt, hat gewonnen)

Stellt euch mal vor: Köln hatte damals 5000 Einwohner, heute sind es 1,1 Millionen - wehe,
wenn die Morgens die Wasserspülung drücken !

***

Jeder Eingriff in die Natur muß zwangsläufig in der gleichen Macht
Reaktionen der Umwelt bringen- für diese Erkenntnis muß niemand studieren.

Auf meinen Seiten geht es weniger um Umweltschutz, sondern um "Geschichtliches",
Menschen formen die Umwelt, Geschichte wird aber auch von der Umwelt geformt - langsam, aber sicher.

***

Ob indisches Springkraut oder Nahost-Religionen - alles breitet sich wie ein Flächenbrand aus,
wenn es auf zu wenig Gegenwehr trifft -
die Widerstandskraft von Natur und Mensch sind sich dabei nicht so unähnlich,
nur daß die des Menschen durch den Mainstream oder Gesetze beeinträchtigt oder kritiklos gemacht werden -
nur die Natur macht sich nichts aus dem Geschreibsel!

Je mehr Menschen auf der Welt sind, um so mehr müssen neue Wege gefunden werden -
im zufälligen Gespräch mit einem chinesischen Professor, der in Wetzlar zu Besuch war,
erfuhr ich: "So ein Riesenreich ist demokratisch nicht lenkbar, besonders dann nicht,
wenn die Menschen zu wenig politisch gebildet sind"
(Könnte das nicht bald auch auf uns Europäer zutreffen,
in Amerika ist Demokratie wohl eher auch nur eine Personenwahl, aus dem Bauch heraus, nach den Gesichtern und dem freundlichen Lächeln ?!)

***

Das geht ein wenig ins Abseits - die "Renaturierung" von Gewässern und Flußläufen
ist gerade im Gange, man darf gespannt sein, wie die Sache weiter geht.
Bei Marburg, unmittelbar im Stadtgebiet, kann man die Lahn noch im natürlichen Bett sehen - sehr erlebenswert!

***

Seit dem 14.Jhd war der Bannforst Dreieich von Frankfurt bis Darmstadt bereits strikt geregelt,
weil die Beweidung des Waldes -zur Holznutzung hinzu- schon sehr ausgeprägt war.

Schweinemast muß wohl schonender für den Wald gewesen sein, als Ziegeneintrag,
weil sie den Boden aufwühlen und so dem Sameneintrag helfen- im Gegensatz zum Verbiß durch Ziegen.
So entstand eine halboffene Parklandschaft, die man heute so krampfhaft schützt..

Versauerung und Nährstoffarmut schadete dem Wald,
der heute von den irrwitzigen Abgasmengen von Lastwagen, Autos und besonders von Flugzeugen belastet wird.

***

Der Holzmangel ließ schon im 15.Jhds. große Neupflanzungen mit schnellwachsenden Kiefern
und Fichten entstehen.

Die Kleinflächigkeit von Waldgebieten durch den Ausbau der Straßen
und Flugplätze und Industrieanlagen, Stromtrassen und ähnliches ist ein weiterer Störfaktor im Lebensraum Wald.
Nicht nur die weitere Zersiedelung durch Baugebiete, sondern auch der unseelige Trend
in den "Speckgürtelbereichen" der Städte Villen mit Hilfe von Gewogenheiten
inmitten von Naturschutzräumen zu errichten, bringt neue Kleinräumigkeiten..
(Mit Sicherheit sind da einige Leutchen dabei, die sich gerne als moralisierende Bestimmer aufspielen)

***

Zu den alten Besiedlern, die sich zuerst breit machen, gehören Brombeeren -
wußtet ihr, daß es davon 35 "Sippen" gibt, die sich nicht vermischen ?
Selbst davon wurden ein paar eingeschleppt- vermutlich ist das bei den Himbeeren ähnlich.

Vermutlich muß man Botaniker sein, um die Unterschiede zu sehen-
mir ist es nicht gelungen, anhand der Unterlagen unsere Sorte im Garten zu bestimmen..

Ziersträucher und Gartenabfälle bringen immer wieder neue Gattungen in die Natur ein.

Die Absenkung des Grundwasserspiegels brachte auch das Verschwinden von Moorflächen mit sich.

Im 16.Jhd war das Heideröschen noch so häufig, daß man dieses als Sträußchen
auf dem Wochenmarkt feil bot.

Blütenreiche Diptam-Säume entzündeten sich (wegen ihrer ätherischen Öle)
durch den Funkenflug der Lokomotiven regelmäßig - weshalb man dieser Plage Herr werden mußte.

Das Schafsbockskraut wurde früher als Salat gegessen, Zitrusfrüchte waren noch nicht
auf dem Markt und so lieferte diese Kräutlein Vitamin C

Der Name "Schwanheim" hat nichts mit dem Schwan, sondern mit dem Schwein zu tun,
wie viele ähnliche Namen- weil die Hute, die Mast im Wald der Auslöser war.
Die Eiche war dazu der wichtigste Baum,- uralte Bestände werden von jeher geschützt.
Ob nun der riesige, dicke Baum im Wald "nur" 300 und nicht tausend Jahre auf dem Ast hat,
ist nicht so wichtig:
Wie das Leben noch vor 100 oder 150 Jahren aussah, kann man an alten Bildern sehen!
(Älter ist die gesamte Technik der Fotografie noch nicht- davon später mehr)

Ökologen freuen sich über den Eichenbock, dessen Larven sich 4-5 Jahre in den Eichen ernähren
und 10cm lang werden- ein seltsamer Spaß.

Im WKII wurden die Kiefernwälder südlich Frankfurts arg zerbombt, wie die Chronik schreibt -
auf beiden Kriegsseiten wurde schlimm gewütet, weil der Soldat tun mußte,
was befohlen war- eine Entscheidungsfreiheit, somit auch eine direkte Schuld daraus
kann aus moralischen Gründen kaum zugeordnet werden.
Das ist ein soldatisches Denkmodell oder so - wo der Wahnsinn regiert und alle Vernunft schweigen muß.

Von der "Spätblühenden Traubenkirsche" hat man sich allerlei versprochen,
die danach flächig angepflanzt worden war- die Vögel haben die Kerne noch weiter verbreitet.
Die Erwartungen in diesen Baum wurden wohl eher nicht erfüllt,
die Ökologen oder Biologen haben daneben gelegen.

Die Riedwiesen wurden schon seit der Bronzezeit bewirtschaftet, heute ist das eher ein "offener GrÜnlandzug".
Die Stadtnatur ist heute ein "Standortvorteil", der zur Wohnqualität beiträgt-
Landwirte sind (mit Ausnahme guter Bodenregionen) zum "Landschaftspfleger" mutiert.
Naturnahe Erholung ist gefragt, das Wohnen in einer "grünen Stadt" ist allemal attraktiver,
als in einer Betonwüste.
Hier ist man auf dem richtigen Weg einer neu entdeckten Menschlichkeit,
die ihre Vor- aber auch ethnische Nachteile hat:
Der Fortschritt wird durch Religion erneut ausgebremst, weil sie längst schon politisch vergiftend wirkt.
Das milde Klima Frankfurts und die "globale Erwärmung" zeigt -in allen Punkten-
veränderte Strukturen, fremdländische Arten in der Natur und auch ebensolche Sitten in der
-in weiten Teilen längst ausgetauschten- Bevölkerung haben Fuß gefasst. (2018)
Im Jahr 2020 meiden wir bereits alle Innenstädte..
2022/23 wird zum Alptraum, wenn man in die Innenstadt muß..
ohne soliden Spazierstock kann ich das nicht empfehlen.

***

Genug vom Ballungsraum, zurück zum Ort:
Leun hat einen wundervollen Bildband, den ich sehr empfehlen kann,
auch wenn euch diese Großgemeinde vermutlich unbekannt sein wird,
die in Hessen, an der Lahn, zwischen Braunfels und Wetzlar liegt:
Herausgeber ist die Stadt Leun, ISBN 3-88913-106-9 von 1986 - vermutlich liegt heute
eher ein Nachdruck / Neuauflage vor.
Die Bilder aus der alten Zeit sind mehr als nur eindrucksvoll-
zumal die Fotografie erst 1826 erfunden oder anfänglich erstmals umgesetzt wurde..
Was sich in dieser Zeit, in der die ersten Ortsbilder spielen - bis heute alles verändert hat,
ist ganz enorm und sehenswert.
Die Analyse des Bildmaterials wurde hunderte Seiten füllen!

***

Im 14. und 15.Jhd. kamen -wegen der vielen Fehden- manche Orte zusammen
um sich besser schützen zu können- auch dadurch entstanden einige Wüstungen.
Den Übergriffen des verarmten Rittertums war nicht anders zu begegnen.
Die erste Leuner Kirche ist wohl schon im Jahr 800 gebaut, zwischen Lahn
und der hohen Straße, mit Schießscharten, um die Feinde abwehren zu können..
Zusammen mit der Stadtmauer eine damals typische Lösung, wie das Siechhaus,
etwas außerhalb, damit der Ansteckungsgefahr begegnet werden sollte-
-wer dort hinein kam, wurde zuvor in der Kirche "ausgesegnet", als wäre der Todesfall eingetreten..

Das Stadtwappen ist der Halbmond und die Ente- man geht davon aus,
daß dieses wegen der Verehrung der Mondgöttin Luna war.
Das auffälligste Fachwerkhaus -das mit dem Erker- ist ein Symbol des Wiederaufstiegs
nach dem großen Krieg, ca 1600 entstanden, ein halbes Jahrhundert vor der Verleihung der Stadtrechte.
Die "Marktwache" hatte immerhin 24 Männer.
Dann kam ein verheerender Brand 1752 und der 7jährige Krieg, 1756-63,
der Spruch "Leun, Streit und Zank, dein Leben lang" wurde in tönernen Erzeugnissen gefunden -
der Niedergang dauerte bis 1830.
Man bezeichnete später die Feier der Bergwerksgesellschaft mit zweihundert Knappen mit Pferden,
Säbeln und mehrere Tage dauernden Musik machenden Volksfest als "unchristlichen Unfug".
Man sieht den "Reformierten" Kirchenleuten die Bitternis noch deutlicher im Gesicht an,
als den frommen Katholischen, ähnlich der Amischen und Quäkern in den Staaten..
"christlicher Unfug" durfte aber gehalten sein..
Viel später, nach 1950 - wurden dem Verkehr viele Fachwerkhäuser geopfert, die unwiederbringlich weg sind:
Sie standen zu dicht an der Straße, nahmen die Sicht oder behinderten den stark
angestiegenen Verkehrsfluß.
Überhaupt wurden in dieser Zeit viele Bausünden begangen, die ihre Krone in den 70iger hatte,
wo alles zwanghaft modernisiert wurde-
die Sanierung und der Stolz auf den alten Besitz holte man danach -langsam, aber sicher- nach.
(Die Restauration eines alten Objektes ist freilich auch eine Kostenfrage: So eine durchschnittliche Fachwerkfassade (eine Seite) zur Straße hin kann schon mal 10.000 Euro für die Anstreicher bedeuten und hält - ca 10-20 Jahre - dann geht die Arbeit wieder los. )

***

Die Zeit mit der Photographie macht nicht mal ein 12tel der Geschichte Leuns aus..
..und trotzdem denkt man, Bilder aus dem wilden Westen der USA vor sich zu haben.
Verhärmte Frauen in schwarzen Kleidern mit Kopftüchern und derben Schuhen,
abgearbeiteten, faltigen Händen und einem wettergegerbten Gesicht, Männer immer im Vordergrund, ebenso derb und ernst blickend,
mit Hose und "Gehrock" oder Sakko, das garantiert schon arg verknittert und immer wieder aufgefrischt wurde,
mit Gamaschen, Schnurrbart und typischer Fotopose, dem stolzen Kaiser nachgemacht.
Die Kinder auf den Schulbildern sehen ernst und ziemlich gleichförmig aus,
familiäre Bilder sind gestellt, sie zeigen wie arm die heute so schön restaurierten Fachwerkhäuser damals aussahen,
sieht man einmal von den Herrenhäusern ab.
(Mich erinnert das an die heutigen Einwanderer aus dem nahen Osten)
Bei dem oben erwähnten Erker-Haus ist auf dem alten Bild zu erkennen:
Mindestens 11 Personen lebten darin, man lebte von der kl. Schmiede im Hinterhof,
eine Wagenrad-Spannvorrichtung lehnt am Haus, ein Holzklotz mit Amboss, ein paar Stangen,
ein kaputter kleiner Karren.
Eine sehr sehr einfache Holzbank mit 4 schräg abstehenden Beinen
und grobem Holz oben, die 4 Stein-Stufen vor der Haustür sind ungleichmäßig,
nicht ausgeschmiert oder verfugt, wie schnell aufgeschichtet.
Die Balken des Hauses machen einen teilweise maroden Eindruck, nicht gestrichen
oder mit schon hinfälligem Anstrich, die Gefache sind teilweise ausgeplatzt,
der Putz fällt schon etwas ab. Die Straße davor ist holprig, aber schon gepflastert.
Das spielt um 1900, nicht hunderte Jahre zuvor.. die Scheune hinter dem Eingang zur Schmiede
ist mit Fachwerk und die Gefache sind mit einfachen Tuff-Steinen ausgemauert,
roh und unverputzt.
Vor dem Haus, auf der Treppe und daneben stehen die Bewohner,
eine Frau hat ein Kind auf dem Arm- alle sehen aus, als hätten sie nur ein Gewand,
die abgearbeiteten Hände in typischen Posen der ungewohnten Untätigkeit.

Das nächste Bild zeigt 7 sitzende Männer vor einer kopfhohen Mauer in der Pose schwadronierender
Wirtshausgänger, davor ein einfacher kleiner Tisch mit gläsernen Humpen,
die mit dunklem Bier befüllt sind. Davor ein kleineres Holzfaß,
das mit breiteren Eisenbändern gehalten wird, auf dem ein Blumengebinde liegt.
Das Ganze auf einem niederen Holzklotz aufgebaut.
Ernst der Blick, aufrecht die Haltung, zurück der Kopf, Kaiserbärtchen,
streng die Frisuren- Zwei rauchen.
Weit hinter jener Mauer sieht man abgehärmte, größere Fachwerkhäuser, Hinterhof und Gärten.
Zwischen Tenne und Garten steht eine Reihe Frauen mit Kindern,
die sich in respektvoller Entfernung das Treiben ansehen, das der seltsame Vogel
"Fotograf" da auf die Platte bannt.
(Selbstverständlich sind alle Bilder noch in der Schwarz-Weiß-Technik)

Eine alte Aufnahme von 1900, dh. vor dem acht Jahre späteren Brand - zeigt deutlich:
Die Bachstraße gleicht eher einem Feldweg, breit zwar und mit deutlichen Spurrillen,
weiß und grau und "gammelig" dominiert, was auch z.T. von den vielen kleinen Anbauten
oder Schuppen kommt, die gerade mal so stehen zu bleiben scheinen.

Noch schlimmer schauen "florierende" Betriebe aus, von "Arbeitsschutz" oder gar "Brandschutz"
kann keine Rede sein! Alles hockt auf den Arbeitsgeräten oder Balken,
kein "Frühstücksraum" oder ähnliche Erleichterungen.

Bilder, wo jede Menge Schaulustige und Helfer auf den Trümmern eines abgebrannten Hauses
für den Fotografen posieren, bis endlich die erste richtig organisierte Feuerwehr
mit einem Spritzenwagen aufgebaut wurde..

Das Pfarrhaus war gleich nach dem des Edlen in bestem Zustand- egal wo.

Dem Pfarrer auf dem Bild wollte ich im Dunklen nicht begegnen, Himmelreich hieß jener,
schaut aber aus wie ein japanischer Despot, den man in einen Stehkragen mit Schlips
und Anzug gezwängt hat, die Vollglatze und die strenge runde Drahtbrille unterstreichen die
schmalen verbissenen Lippen nur nochmal deutlicher.
Dieser "Oberpfarrer" kümmerte sich aber intensiv um die Erforschung des Solmser Landes
und so schrieb er die Leuner Chronik und Schulgeschichte.

1912 kam der König Konrad I. mit seiner Mutter und Brüdern nach Liuna (Leun) -
dieser Ort und ein paar andere wurden seiner Mutter Glismuoda im Jahr 912 auf Lebenszeit vom Kloster überlassen..
1000 Jahr-Feier der Stadt Leun.

Man sieht Bilder von Schnittern und Schnitterinnen in der Tracht, geschmückte Kuh-Gespanne,
Bilder aus der Spinnstube, gefüllte Heuwagen, plauschende alte Männer mit ihren Pfeifchen,
Bilder von Sportlern, artig im Halbkreis angeordnet:
So richtig "trainiert" wie unsere heutigen Pharma-Jünger schauen die aber nicht aus.. (obwohl sie mit Sicherheit mindestens die gleiche Kraft besaßen - wer Handwerker im Haus hatte, kennt den Unterschied; so mancher kleine Kerl, ohne hervorstehende Muskeln, hat unglaublich zähe Kräfte!)

Flachs- und Getreideernte-Bilder, ein Familien-Gruppenbild vor dem Anwesen mit zerfallenem Holz-Schuppen,
die ersten Autos, Kinderwagen, Aufnahmen von Schulen, Grubenbilder,
wo immer der Stollenmund, eine Lore und davor einige Arbeiter zu sehen sind- stolz der Besitzer in der Mitte.

Bei allen Schilderungen rate ich dennoch zum Ausleihen dieses Buches an,
weil ein Bild eben doch mehr als tausend Worte sagt..

Bei den Vorkriegsaufnahmen sieht man ganz deutlich, daß die Demagogen nach dem Krieg Unrecht hatten:
Die Bevölkerung hat den nationalen Wahn, der von oben herab diktiert wurde,
genau so aufgenommen, wie zuvor im Kaiserreich, man war das Gehorchen gewohnt!
National waren sie alle in Europa und auch in Amerika und in Japan, das wäre nichts Besonderes gewesen. Sozialisten oft auch, aber daß Beides zusammen einen solchen Sprengkörper ergeben würde, ahnte niemand. Richtig was gewußt hat von den perfiden Plänen des Diktators kaum jemand was, der immer den "völkischen oder vaterländischen" Deckmantel um hatte.
Gerade bei den Siegermächten des WKII sind nationale oder nationalistische Tendenzen
recht ausgeprägt vorhanden, bis heute.
(Wie könnte sonst in den USA ein "Heimatschutzministerium" sein? Sollte man sich deren Nationalhymnen übersetzen lassen?)
Deshalb und nach den Erzählungen meiner Groß- und Urgroßeltern gilt
für mich deutlich eher die Unschuldsvermutung, als die pauschale Anschuldigung an den Kriegsverbrechen
und am Holocaust beteiligt gewesen zu sein - zumal wir weit von solchen Lagern entfernt wohnen
und die Kommunikation sehr viel schlechter als heute war, wenn man von der Propaganda mal absieht,
die aus dem Radio kam. (Und das hatten auch nicht alle Haushalte)
Nach und nach sickern ähnliche Greueltaten anderer Völker durch, bis heute, im Jahr 2021.
Heute ist in Richtung "Multikulti" die Beeinflussung auch nicht anders,
die mehr mit Auslassungen, als durch richtige Berichterstattung glänzt. Es wird nur "linientreu" gesendet.

Die Deutschen vor und zwischen beiden Weltkriegen haben nur das gemacht,
was von oben vorgeschrieben wurde- genau wie heute, wenn es um die gesetzlichen Vorgaben geht,
die ebenfalls -total unwandelbar- von oben herab "vorgeschrieben" und "verordnet" werden.
Die Chance der Interpretation oder Auslegungen oder Hinterfragung solcher Edikte ist nie gegeben gewesen, weder damals noch heute.
Mundhalten, still sein, "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht" etc. sind so die Antworten,
die man hörte und noch immer vernimmt.
Von einer richtigen, direkten Demokratie sind wir wohl noch immer recht weit entfernt,
der Kaiser wurde durch Partei-Granden ersetzt, die sich zusammenraufen oder gegeneinander agieren.
Ganz im Nebel werden Gesetze gemacht, Abgaben formuliert und unerbittlich umgesetzt,
genau wie zu allen Zeiten.
Es will auch heute noch niemand dort oben wissen, wie das "Volk" denkt, wie die Menschen ihr Land haben wollen.
Es wird absichtlich zerstritten gehalten, weil Leute schwerer zu lenken sind, die einig sind.
Uneinige Bewohner sind gut lenkbar.
Neu kommt hinzu, daß die Wirtschaft im Hintergrund noch stärker und direkter und offener steuert,
was die Politik zu tun hat.
Über die EU werden Bundesgesetze ausgehebelt,
wie Ländergesetze durch Bundesgesetze "gebrochen" werden.
Alte und uralte Gesetze werden nicht etwa ausgemistet, nein, sie werden verschlimmbessert,
bis sie nur noch ein "Fachmann" enträtseln kann.
"Auslegbar" gehalten, entbehren sie
der klaren Sprache unseres Landes inzwischen vollkommen.
Nur so kann eine ganze Berufsgruppe fürstlich daran verdienen, daß die Bevölkerung
über diesen raffinierten Umweg weiterhin als "dumm" angesehen werden kann,
wie zu den Zeiten des Analphabetismus..
Dazu passt der Spruch: "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht" - Legis
wobei "Ignorantia" aus dem Lateinischen ein wenig schräg übersetzt ist:
Unwissenheit oder nicht wissen wollend (Ignoranz)
ist doch ein deutlicher Unterschied, findet ihr nicht auch?

***

Demagogen und Redner gab es schon zu allen Zeiten, unterstützt durch Fahnen und Hymnen
und dem ganzen Getöse, wie die Kämpfer zu allen Zeiten und bei allen Völkern sich
vor der "Schlacht" oder dem Kampf Mut antanzten und in eine seltsame Euphorie kamen..
Pfarrer halfen dabei mit, die Gefolgschaft zusammen zu scharen.

Zurück zum Buch aus Leun:
Die sagenhafte Nachlässigkeit bei der Pflege von Gebäuden ist gut dokumentiert.
"Schnurren-Erzähler" gab es noch länger nach dem WKII, als Überbleibsel der radio- und fernsehfreien Zeit.
Als "Schnurren" würde ich die öffentliche Berichterstattung ebenfalls betrachten, die durch absichtliche Auslassungen und mit "manual framing" glänzt..
..mehr ist nicht dran an der Meldung, wenn die Hintergründe nicht gründlich von zwei Seiten beleuchtet werden, die "4. Gewalt" ist zum windelweichen, lispelnden Schleicher geworden, sie hat fertig!
Man sieht die autofreien Straßen, die noch nicht "aufgepflastert"
und "verkehrsberuhigt" sind, ohne Bürgersteige, bestenfalls mit Rinnen,
durch die Jauche, zuweilen auch Blut vom Schlachten fließt, (das Floss, der Rinnstein) weggespült durch Abwässer aus der Küche.
Eine einsame einfache Straßenlampe, die an Drahtseilen über den Verkehrsweg gespannt wurden,
ein Schild an einem normalen Wohnhaus ohne Schaufenster:
"Kolonialwaren" und ein paar erste Emaille-Reklameschilder von heute noch bekannten Marken
an der Wand zu dem Tante-Emma-Laden..
.. Haustreppen, die direkt auf die Straße münden, keine Zierblumen, keine Abfalleimer,
kaum Schilder, die zu anderen Orten zeigen- und schon mal
gar keine Verkehrszeichen von der Art, wie sie heute zu Dutzenden an allen Ecken der Orte und Städte sind.

Die Fachwerkhäuser, die man heute sieht, sind sehr viel besser in Schuß, als zur Zeit ihrer Erbauung!
Alles wurde in Handarbeit gemacht, auch die Straßen- wie man auf den Fotos des Buches sehen kann.

Noch ein Fundstück: Alemannen sollen aus "alle Mannen" und Franken aus "frank, frei" kommen.

Uralte Grenzsteine der Hofgüter und Gemarkungen oder Herrschaftsgebiete sind
heute noch überall im Land zu sehen.

Es ist 1643 sogar von einer "Schultheißin" die Rede, die später als Hexe verbrannt worden sein soll..

Man nannte schon in frühester Zeit: "Edele" (Adlige),
Freie, Hörige oder Halbfreie und Leibeigene oder Knechte- bei dem Adel
gab es höheren und niederen Adel, letzter war dem ersteren dienstbar.

Die Zehnten-Abgabe erfolgte bei der Ernte- 11 Garben- wobei der 11. dicker war,
gehörte dem Herren, als der Zehnt.
Von bestimmten Grundstücken wurde der "33" abgegeben, - 2/3 der Herrschaft, 1/3 dem Pfarrer.

***

Erst um 1750 hat sich das Handwerk so richtig ausgebildet,
das zum traditionellen Ackerbau ein weiteres festes Standbein gab-
später konzentriert, was tägliche "Pendeleien" nötig machte, aber auch mehr Wohlstand brachte.

Alte Rechte (Dachtraufrecht, Zwischenwände oder Aole, Überwanderungsrechte,
Anwender, Draufwender, Notwege oder Olleswege wurden größtenteils
durch die Gebietsreform der Landwirtschaft überflüssig.

***

Die Alten gingen mit dem Kitzel auf dem Kopf, auf dem ein Korb war
und mit Rucksack auf dem Rücken zu den Märkten, wo Butter, Käse und Eier feilgeboten wurden.
Dort kauften sie Hausgeräte, Spielsachen und auch mal Weck oder Brezel für die Kinder..

Im Buch ist ein Bild mit einem Pferdegespann vor dem Bahnhof,
der Wagen voll mit Kisten, in denen Sprudelflaschen der Biskirchener Quelle waren..
..alles per Hand auf- und abgeladen- Eisenräder, Holzspeichen, Trense,
Zügel, Deichsel- aber:
Der Wagen war schon gefedert, was für einen Fuhrwagen eher selten war:
Sprudel ist empfindlich!

Kuhgespann, großer Heu - Leiterwagen, der Bauer mit Hosenträgern zieht am Geschirr,
die Bäuerin mit weißem Tuch auf dem Kopf arbeitet auf den Knien auf dem Wagen und setzt das Heu zurecht,
nebenan stützt sich ein Schnitter auf die Sense mit Reff, seine Frau bündelt die Garben..
Ein Bild wie aus einer anderen Zeit.
Junge Leute machen Pause bei der Getreide - Ernte und haben bei der Brotzeit
so manches zu erzählen, lachen, die Holzrechen liegen daneben.
Zwei alte Männer (vermutlich hatten die nicht mal mein jetziges Alter)
spannen eine schwarze Kuh mit hellem Maul vor einen einachsigen Holzwagen,
mit dem sie Getreide zur Dreschen fahren wollen..
Die ganze Versammlung, jung und alt, steht bei dem Lokomobil,
das die große hölzerne Dreschmaschine mittels Transmissionsriemen antreibt,
sie hocken auf dem Wagen mit den Getreidesäcken und wollen mit auf das Bild..
(Kein Wort von der heutigen Scheu "öffentlich gezeigt zu werden"!
(Das "Recht auf das persönliche Bild" wird so vehement verteidigt, daß man praktisch nirgendwo ein Bild machen kann.)
Das Abladen der Getreidesäcke und das Verbringen auf den Kornspeicher wird
auf einem anderen Bild gezeigt- "auf dem Ast", dh. auf einer Schulter wird der schwere,
voluminöse Naturleinen -Sack getragen.
Staubige und schwere Arbeit war "Mann" gewohnt.
Ein Mistwagen mit zwei Kühen davor, ein älteres Paar steht dabei,
im Hintergrund an der Scheune, bei der Mistkaute eine gußeiserne Handpumpe
für die Gülle.. ein Huhn kratzt auf dem Mist.
Das nächste Bild zeigt das Frühstück während der Kartoffelernte, an das ich mich auch noch erinnern kann:
Gut eingepackt, Männer und Frauen, zuweilen auch etwas größere Kinder,
die sich beim Bauern einen Sack Kartoffeln verdienen wollen um zur Ernährung der Familie beizutragen.
Früher was das selbstverständlich- jeder packte an.
(Für uns Kinder war die Anleitung zur Arbeit schon sehr interessant,
hinterher hatte man das gute Gefühl "wichtig" gewesen zu sein.)
Das Buch zeigt Bilder vor der Schmiede, wo Kühe und Pferde beschlagen wurden,
neue Hufeisen bekamen- eine harte und schwere Arbeit, die nicht ganz ungefährlich war.
Gerade die Nutztiere waren zuweilen unberechenbar launisch.
Deshalb waren gleich mehrere Männer damit beschäftigt:
Einer hielt das Tier am Zaumzeug, einer hielt das Bein des Tieres gekrümmt hoch,
der Dritte erledigte das Auskratzen des Horns und das Herausziehen der alten Hufnägel aus dem Horn,
damit das Hufeisen abgemacht werden konnte.
Dann ging umgekehrt das Aufnageln der neuen Eisen,
die zuvor in der Größe und Weite angepasst werden mußten..
Das stank nach verbranntem Horn, Eisen aus dem Feuer hatte auch nochmal einen speziellen Geruch.
Den Schäfer sieht man heute noch auf der Weide, wenn auch mit Stromdraht - Zaun.
Die Hunde sind geblieben in ihrem Dienst - die werden aber immer seltener zu sehen sein.
Ein Bild zeigt ein Szenario von 1928: Niedrige flache Gewölbedecke, weiß gekälkt,
eine aufgewalzte Bordüre in halber Raumhöhe in der Länge und Breite, darunter eine Leiste
mit einem breiten Ölfarbeabsatz bis zum Boden.
Ein karge Holzbank, 3 Stühle, ein alter Tisch mit Tischdecke, drumherum prosteten sich 5 Leute
mit rotem Wein zu.
(Vermutlich selbstgemachter Johannisbeer- oder Himbeer- oder Holunderbeerwein.
Die Rezepte sind auf meinen Seiten zu erfahren: Ur )
Vor diesem Tisch
saß ein jüngerer Mann verkehrt herum auf einem Stuhl, an dessen Lehne der sich -irgendwie krampfhaft-
festhielt. Er hatte ein weißes Tuch umgebunden, damit die Haare beim Schnitt nicht
auf die Kleidung oder in den Kragen fielen.
Sorgfältig schnitt der Friseur mit Kamm und Schere-
an einem Kabel hing von der Decke eine elektrische Schur-Einheit herab.
Die Frau des Friseurs unterhielt die Wartenden mit besagtem Wein..
Das "Steinerne Haus" wurde leider 1980 abgerissen, weil es baufällig war-
damals galt das Restaurieren noch nicht allzuviel, besonders dann nicht, wenn diese aufwendigen Spezialarbeiten
von privater Hand getragen oder bezahlt werden sollten.
Heute ist also das aus dem 30jährigen Krieg stammende Haus weg,
unrettbar verloren.
Ein Foto zeigt einen schwarzen, mit feierlichen Verzierungen, hölzernen kleinen,
aber prunkvollen Beerdigungswagen, ähnlich wie in manchen Filmen aus New Orleans zu sehen-
1970 wurde dieses Fahrzeug verschrottet.
Feste hat man gefeiert, wie sie fielen - gerne und ausgiebig- wie gesagt, es gab weder Radio noch Fernsehen,
was "Urlaubsreisen" waren, wußte eigentlich kaum jemand.
So entstanden die Kirmenbräuche, die heute seltsam anmuten.
Man blieb wohl weniger oft allein, weil die Braut "versteigert" und oft getanzt wurde -
die Vereinsamung junger Leute heute ist trotz oder wegen ? moderner Kommunikation deutlich auffälliger.
Man war öfter in Gesellschaft und feierte oder saß nach der Arbeit vor den Häusern.
Nicht nur in den Spinnstuben ging es hoch her, sondern auch auf Geburtstagen und Taufen, Hochzeiten u.ähnl.
Wettkämpfe aller Sportarten und Kirmes waren immer ein beliebtes Event.
Ein Foto des alten Rathauses muss ich unbedingt beschreiben:
Ca 5x3mtr großes zweistöckiges Häuschen mit 45Grad Dach, dessen Schiefereindeckung ziemlich bemoost
und auch schon etwas lückenhaft war, ein hoher, schmaler Schornstein in der Mitte des Daches.
Die mehrteiligen Doppelflügelfenster mit dunklerer Einfassung waren schon in die Jahre gekommen,
im Parterre nur eine einfache Tür mit zwei länglichen Glasscheiben und zwei einfache Aushang-Kästen
für Bekanntmachungen. Daneben ein s-förmiger eiserner "Anker" im Mauerwerk.
(Damit wurde die Wand zusätzlich stabilisiert - eine Eisenstange ging meist unter der Decke hindurch und außen war jeweils dieses geschwungene S, das verhinderte, daß die Mauer "dicke Backen" machte. )
- rechts daneben in der Breitseite des Hauses,
wo die Eingangstür ist, ein paar Leitungen, die über dem maroden Putz verlegt worden sind-
eine davon hat in gut 2mtr Höhe einen Schalter, damit die an der Ecke befestigte
einfache Lampe -kurz unter dem Dach- ein wenig Licht spendete.
Über der Tür war ein Rechteck weiß ausgemalt, auf dem aus schwarzer Druckschrift "RATHAUS" stand.
(Die A's waren irgendwie etwas zu klein geraten)
Rund um dieses Rathaus war ein garstig buckliges Katzenkopf-Pflaster- öde und wenig einladend.
Die Fassade war in gut einem Meter Höhe schon ziemlich schwarz und feucht von dem
hochspritzenden Regen, der dort in den Jahren seine Spuren hinterlassen hat.
Ein anderes Bild zeigt die Schulgarten, der erhöht zur Straße mittels einer Mauer,
mit einem Drahtzaun umhegt angelegt war.
Auf "Schönheit" hat man wohl keinen Wert gelegt, wie die Bauerngehöfte an der Hauptstraße zeigen
- erst sehr viel später hat sich da einiges getan- bei den Bauern in unserem Dorf noch heute nicht..
Sogar die Hausschlachtung ist im Bild festgehalten, hohe einfache Lattenzäune, Bruchsteinmauern,
Masten für Telefon und Strom kamen später dazu.
(Es gab noch keine Bagger, die ein Erdkabel verlegen konnten)
Jeder hatte einen kleinen Garten, einen Birn- oder Apfelbaum oder Spalierobst, was weniger Platz wegnahm.
Regenwasser hat man schon früh in Tonnen aufgefangen, Wasser war immer wichtig!
Die Kinder sind den abschüssigen Weg mit den Rodelschlitten zu Tal gebraust
und hatten einen Riesenspaß dabei.
(Heute wäre das wegen der ständig und überall -zuweilen rücksichtslos- fahrenden Autos zu gefährlich)
Der Unterschied zwischen arm und reich zeigte sich auf dem Ort eher in der Ausschmückung des "Equipments",
als in dem Vorhandensein desselben.
Ein gerade nicht gebrauchter Handwagen war für die Kinder ein tolles Spielzeug..
Immer wieder sind im Bildband Fotos mit eingespannten Kühen zu sehen, um die dann die ganze Familie posierte.
Die Stammtische in den Wirtschaften waren mit Bildern und Ausschmückungen recht gemütlich eingerichtet,
wie in der guten Stube daheim.
"Originale" wurden ebenso auf einem Bild abgelichtet, etwas seltsame Typen, die gerne ihre Späße machten.
Der Ortsdiener ging noch mit der Glocke herum und verkündete die aktuellen Mitteilungen
der Gemeindeverwaltung - auch auf diesem Bild erkennt man, daß beleibe nicht alle Straßen gepflastert waren !
Kam bei Regen die große Flut von den Dächern der vielen Scheuen und Schuppen?
Viele Mauern um die Grundstücke waren nur mit Bruchsteinen aufgesetzt, dh. nicht mit Zement
oder Speis gemauert.
In der alten Zeit gab es für alles Vereine und Klubs- so 1923 einen Mandolinenklub in Leun,
Feuerwehr und Gesangverein, Turner- und Fußball.
Alle machten Umzüge und Feste, wo die Teilnehmer gut geschmückt und entsprechend gekleidet waren-
das "beste Stück" wurde angezogen.
Der Stockbach war nicht verrohrt- wie bei unsererm Ortsteil Weinbach, der sich die ganze Hauptstraße
entlang schlängelte und regelmäßig für volle Keller sorgte, wenn nicht schnell genug gehandelt wurde.
Einfache Holzbohlenbrücken vor den Häusern gingen über den Bach, der an einigen Stellen mit Bruchsteinen
eingefaßt war, damit wenigstens eine kutschenbreite Platz war.
Schwere steinerne Einfassungen und Eisentore gab es auch, aber nur bei großen Domainen und Gutshöfen etc.
(oder Gebäude in Kirchenbesitz)
Frauen sah man nie auf den Bildern vor oder aus Wirtshäusern.
Frauen waren im Wald mit der Hege beschäfigt, wo sie bei der Saat und Kultur der Anpflanzungen
zu tun hatten oder bei der Wäsche, beim Kochen oder im Stall..
An den Bildern erkennt man doch, wie sehr sich der Straßenverkehr entwickelt hat -
wer rechnete damals schon ersthaft mit "Gegenverkehr"?
Das kleine Bahnwärterhäuschen mit Schranke hütete die eingleisige Strecke, die heute automatisiert
und mehrgleisig, inzwischen längst mit einer Brücke überbaut wurde, die von der Umgehungs-
oder Schnellstraße ins Dorf abzweigt.
Mit heute unvorstellbar primitiven Mittel ausgestattet, grub man nach Bodenschätzen.
Die Gemeinschaft war allemal stärker als heute, man mußte zwangsweise zusammen arbeiten,
sonst wäre die Ernte wohl nie trocken in die Scheune gekommen.
Ein Bild zeigt die alte Schule, wo auf einem Postament davor die Milchkannen standen,
die vom Molkereiwagen abgeholt wurden.

Soviel aus diesem Buch der Gemeinde Leun,
das ich erst einmal von Bleistiftbemerkungen von irgendwelchen Lesern vor mir- befreien durfte.
(Das Radiergummi ist schon halb weg)

Ein paar Schnipsel aus Limburg gefällig? Bitte sehr:
"Das Erzstift Trier war im 12. und 13. Jhd in den Westerwälder Raum und ins untere Lahntal vorgedrungen.
Mit Hilfe einer energischen Befestigungspolitik, begleitet von Lehens-
und Öffnungsverträgen sicherte sich Erzbischof Balduin seine territorialen Interessen an der Ostflanke des Erzstifts"

An der Grenze vom 15. zum 16.Jhd verschärften sich die Konflikte in den deutschen
Städten durch die wirtschaftliche Krise und der Bevölkerungszunahme.
Sinkende Einkommen, steigende Nahrungsmittelpreise brachten eine Überschuldung.
Das Stoff- und Tuchgewerbe hatte zugleich eine schwere Absatzkrise, Mißwirtschaft bei den Stadträten..
..die Gegensätze zwischen der Bürgerschaft und letzteren veranlasste den Kurfürsten
einzugreifen um Vetternwirtschaft zu vermeiden.
(Siehe https://de.wikipedia.org/ wiki/Ronald_Pofalla zur Bahn, für ein "Gehalt" von mehr als 1,3 Millionen Euro im Jahr
für einen Gefälligkeitsposten erhielt - ein unglaublicher Vorgang, wo sich ein
überflüssiger Politiker auf einen doppelt so hoch dotierten Posten heben ließ. 2023 bekam der neue Bahnchef 1 Million allein an "Boni" zugesteckt- plus Gehalt- Geld ist wohl da!
Und so etwas passiert am laufenden Band, das ist kein Einzelfall - besonders im EU Parlament,
in welches wohl nur mißliebige Politiker abgeschoben werden - zum doppelten Preis)

***

1577 ordnete der Erzbischof Jakob III u.a. an, daß eine Schule einzurichten sei,
"sorin die jugent in der alten catholischen religion
und gotesforcht instituiert und erzogen werde. Auch sollte künftig keine Person,
so der alten catholischen religion nit zugethon,
in den Rhadt noch burgerschaft ufgenomen werden."
Vor der Beendigung der Predigt und Messe hatte niemand die Kirche zu verlassen,
an Feiertagen war die Messe zu hören, statt die Zeit im Wirtshaus zu verbringen-
und an Fastentagen sollte kein Fleisch gegessen werden.

Damals leitete man die Legitimation der Macht von Gott ab, egal ob vom Klerus
oder von den weltlichen Herrschern.
(Heute von demokratischen Wahlen von Personen die keiner kennt, die ihre Einstellungen ändern,
in Parteien, die sich durch Koalitionsverträge an ihr eigenes Wahlversprechen nicht mehr zu halten brauchen;
unheimliche Geldgeber im Hintergrund würzen die Sache)

***

Das Limburger Stadtbuch hat für alle Dinge ein besonderes Kapitel,
alles wird haarklein geregelt oder vorgeschrieben. Das Erzbistum läßt nichts aus.
So ist von den Ämterbesetzungen die Rede: Stadtschreiber(19) Rats und Stadtknechte (20)
Rentmeister(23) Baumeister(24) Wächter(21) Pförtner(22) Stadttürmer(67)
Schröder oder Schneider(28) Weinrufer(29) Unterkäufer(31) Marktmeister(38) Zöllner und Wieger(63)
Mötter oder Zöllner(39) Heimbürger und Eichung der Maße und Gewichte(49 Schützen(40) Unzuchtmeister
und Bettelvogt(48 Hospitalmeister(62 Hebammen(64)
Die Klammerzahlen verraten das jeweilige Kapitel, in dem die Vorschriften dazu findbar sind.

http://golden eaue.net/index.php/2013-03-04-21-10-44/2013-03-05-22-39-17/2013-03-05-23-21-09/alte-berufsbezeichnungen?start=2600
Hier ist nur das Leerzeichen zu entfernen, dann kann man den Link verwenden. Ich muß das aus rechtlichen Gründen tun..

Man liest von Bendern, Tuchstreicher, vom Eid der Geschworenen, vom Bürgereid und Bürgergeld,
von Nachsteuern und Kappeshauen..

"Ordenung der oberkeitt" und ähnliche Sachen sollen hier nur am Rande vorkommen,
ein paar Sachen will ich dennoch nennen, um die damalige Schreibweise zu demonstrieren:

"Dieweyll radtgebenen oder Radtsman und regirer zu erhaltung leutt
und stedtt auch noturfft der burgerschafft und gemeinen nutz zu betrachten erkorn und gesatztt sollen werdenn,
will van notten sein, in irer handlung ordenung zu halttenn und sich gütter gewonheit zu befleisen,
und obgleich bei den alten und vorfarn arg gewonheiten,
die nit auß redlichen ursachen entstandenn weren, gewesen, dieselben abzustellen,
damit die burgerschafft gemeiner nutz durch sollich regierer und ire gebott
und verbodtt (soviel dem rechten gemeß) friedlich uffenthalten, ersamlich leben,
einander nit beleydingen und einem iglichen sein recht ergehen lassenn,
dan solliche regirer sein Gott dem almechtigen und der oberkeitt umb ir regiment
und gewalt schuldig rechenung zu gebenn.
Dorumb will sichs geburn, in allen handlungen hochstens vleiß,
rechtter ordenung und erkentenuß bei iren eiden, das sie sich in keinen wegck mißbrauchen,
sonder sich selbpst, die underthan und iren gewalt ordenlich regiernn,
ire statuten und alt loblich herkhomen, gewonheiten (die zu leiden seint, hathaben), die stadtt,
gemeine burgerschafft, auch gemeinen und sondern nutz zu jeden zeittenn betrachtten,
welliches sonder zeiffell one beistandt des allmechtigen Gotts
(von dem alles gutt und gewalt khomptt) nit volbrachtt werden mag,
were nott und weißlich umbe hielff und gütten radtt Gott in sonderheitt hochstes vleiß anzuruffen"

"Vonn dem unzuchttmeister unnd bettlerfraudtt:
Der soll alle unzuchtt zu straffenn anpringenn unnd, sovyell ime bevolhenn wirtt, straffenn,
nemlich: Allenn, die in der unehe sitzen,
die kuppelei treibenn unnd andere leutt in untugenden uffhaltten, die vatter unnd mutter unehern,
die Gott lestern und schwerlich schweren,
die zauberei treibenn, sich des ußgebenn oder andere leut berurent, offener oder heimlicher wucherer.
Die fauen oder man, die ir ehe brechenn, sollen am leib und gutt bestrafft werden,
dorzu rugbar dem send syn, soll ein achtung uff die juden haben
unnd ir verbrechen zu straffenn anpringen.
Item die jden sollen ir underscheidlich kleider und zeichenn tragenn, sie seit heimisch oder frembdtt.
Die juden sollten affter der zeitt ires geleidtts, woher sie khomen, iren zoll gebenn,
wie die rechtt weisen und noch altter gewohnheitt.
Die juden sollen keinerlei gewerb oder hantierung mit dem cristenn treibenn.
Sie sollen wider den cristlichenn glauben niths understheen zu versuchenn oder handlen.
Item sie sollen keinem burger sein pfandt vereußern innerhalb jharsfriest
und 6 wochenn, sunder eim jeden dieselbigen bei dieser zeitt
aneverlustig halttenn lautt irer verschreibung unnd bei der buß.
Sie sollen kein pfant, die von burgern verstheen, keinem außlendischen
fur die stadt verkauffen, ehe er sie vor drey merck feyll gehaptt habenn.
Wo sie dan ein burger kauffen wollt, so sol ers innen fur einem frembden neher gebenn,
und ob die pfant der zeitt vo keinem burger gekaufft wurtt,
so solls der jude einem burgermeiswter zu versthenn gebenn unnd die pfannt
sunder der burgermeister wissenn nit verkauffen oder vereussern by der buß..
Item die juden sollen inn der karwochenn vom Rußmitwoch an biß
noch den Osterfeiertagenn ire fenster unnd türe nit offnen noch under die kriesten wandern.
Itel die juden sollen gewonlichen zehennt uß iren güttern der kirchenn entrichttenn.
Die cristenn sollen mit den juden nit essen oder drincken.
Es soll auch niemandt die juden wider rechtt weder an leib noch gutt beleydingenn.
Niemandtt soll sie in iren festen und ubungen nit iren.
Kein christ soll von den juden ertznei einnemen.
Item sie sollen auch an irem Sabeth fur keyn gerichtt getrungen werdenn.
Item die juden sollen wider kein cristen zeugen oder zeugnus tragenn.
Item was die juden betasten oder angreiffenn von essent speiß und nit kauffenn,
sollen die buß geben.
Item das sie diepstall uber ir schulbandtt verhilten, sollen 9 goltgulden zu buß geben.
Item so ein jud einem burger uff sein uffesetzt gewer gellt leichtt, soll der jude und burger gestrafft werden.
Itelm der unzuchttmeister soll achtung habenn uf diejhenigen, die heimlich wachs,
wolle, garn, thuch und anderen haußradtt verkauffenn
und alle diejhenigen, die uberbrach und uber ir vermogen sich kleidenn, dopleten spielten,
dhamit sie zu armut und verderbenn khemen, zu straffenn anpringen.
Item die weinschleuch und zutrincker, die an heiligem gebanten dagenn
vor der messe ludri mit fressen, sauffenn, spiellen oder ander ungefur treibenn,
sollen gestrafft werdenn, uff das solliche, die sich mit irer arbeit ernern sollen,
nit also verderbenn, wan es zu gemeinem nutz zu abfell dienen will.
Item der zuchtmeister soll auch ein uffsehens uff die betteler habenn, keinenfrembden bettler
uber ein nachtt in der stadtt nit leydenn, einer hette dann seins pleibens redliche ursachen.."

***

Das soll uns mal genügen...

Zum geologischen Ursprung habe ich zwar schon einiges herausgefunden, ab und an ist dennoch etwas dabei,
was lesenswert sein dürfte:
ca 400 Millionen Jahre her ist die Zeit, die man als "Devon" bezeichnet,
wo unser Kreisgebiet noch in der Nähe des Äquators gelegen haben soll.
Am südlichen Rand des "Old-Red-Kontinents".
Darunter war ein flaches Meer, in dem sich in 20 Millionen Jahren eine dicke Schlammschicht ansammelte.
Der Boden war noch instabil, gab nach, so sank diese Schicht bis zu einer Mächtigkeit von 10.000mtr Dicke ab.
Die Gezeiten zerschlugen Felsen und Strände, zusammen mit den Resten von Meeresgetier wurden
verdichtet und versteinerten zu Tonschiefer,
andere Stellen zu Sandstein oder Quarz oder Grauwacken, je nach Zusammensetzung.
Manche Landmassen sanken ab, andere wurden angehoben, Bruchkanten entstanden,
der Vulkanismus ließ Magma regnen, der als Basaltkegel heute noch erkennbar ist.
Im Westerwald bis zu 50mtr dick.
Aus hunderten Kilometern an die Oberfläche gespuckt, hat das Gestein Hohlräume und Blasen gebildet,
die mit Kalkspat ausgefüllt wurden oder Eisen einschlossen.
Reste von Kalkriffen wurden zu Marmor.
Die Karbonzeit dauerte wohl 60 Millionen Jahre, indem über Pflanzen Ablagerungen
durch vulkanische Tätigkeiten oder Umschichtungen oder Absenkungen aufgeschichtet und verdichtet wurden.
Die alten Kontinentalplatten wanderten, rissen Gebirge auseinander, falteten andere Gegenden auf.
Diese schräg verlaufenden Steinschichten kann man in fast jedem Steinbruch betrachten -
diese Schichten brachten Erze und Gesteine in "greifbare" Nähe.
Die Erde ist noch immer nicht ganz zur Ruhe gekommen -
seit etwas zwei Millionen Jahren soll sich die Gegend um Koblenz jedes Jahr um einen Millimeter heben..
Die Bäche und Flüsse sind nicht immer im gleichen Bett, nicht mal auf der gleichen Höhe geflossen,
wie man an den Kiesablagerungen auf den Mittelgebirgen z.T. noch ganz gut sehen kann,
wo Kiesgruben noch fleißig am arbeiten sind.
Dann kam das Eiszeit-Alter und mit ihm der Mensch..
Die Geschichte unserer Spezies kann man in der Gegend der Lahn gut 50.000 Jahre zurück verfolgen.
Bei Gleiberg noch viel länger.
In Steeden ist Kalk in großem Stil industriell abgebaut worden -
leider sind dabei auch unersetzliche Höhlen vernichtet worden!
In diesen Höhlen sind jede Menge Spuren und Zeichnungen zu sehen gewesen,
viele Dinge hat man dort gefunden, die bis zu 70.000 Jahre alt sein sollen.
1953 sind die letzten Reste dem Bagger zum Opfer gefallen.
In einer einsamen, sehr bewaldeten Schlucht, wo früher die Bauern mit ihrem Vieh
vor Übergriffen der plündernden Soldaten Zuflucht fanden,
ragen die Felswände 25-30mtr hoch in der "Leer" war in halber Höhe ein ca 60cm
breites Felsgesims, über das bei der Schneeschmelze Wasser floß.
Dieser Gesims-Pfad führte zu den Höhlen, die nun leider weg sind: Die "Feldscheuer" Höhle
war 12mtr über der Talsohle wie ein dreieckiges Portal 7mtr breit und 6mtr hoch.
Innen wurde es etwas enger, bis zu einer 2x2mtr großen Rückwand,
durch die ein 1mtr breites und 60cm hoher Durchschlupf nochmal 4-5 mtr in den Fels ging.
65mtr weiter war die 2. Höhle, das "Wildhaus", mit einem 3,5mtr hohen Eingang.
Nach 3,5mtr waren zwei Wege in der Höhle, einer 7 und der andere 4mtr lang.
Eine schwache Quelle, ein Felsblock (wohl kultisch) und eine kopfgroße
Vertiefung waren verzeichnet. Das Wasser soll gegen Augenleiden geholfen haben. (Bor-haltigkeit)
1874 wurde systematisch gegraben und Feuerstellen, eiszeitliche Tierknochen, altsteinzeitliche Geräte gefunden.
1892 wurde durch Zufall eine 3. und 4. Höhle entdeckt, "Totenhöhle" genannt -
dort waren menschliche Skelette und Tonscherben enthalten.
In einem 12mtr tiefen Schlot entdeckte man auffallend viele Kinderskelette.
200mtr weiter war noch eine jungsteinzeitliche Bestattungshöhle.
1905 fand man Tierknochen und Geräte, Messer, Kratzer, Stichel und Schaber aus Kieselschiefer,
bearbeitete Knochen und ein Pfriem aus dem Mittelfußknochen eines Pferdes..
Später fand man noch einen Fäustel und weiteres Gerät, als die Abbauarbeiten
ihren Fortgang nahmen und alle Reste der Höhlen verschwanden.
Viele Gegenstände waren kunstvoll bearbeitet - zwischen Resten zotteliger Urelephanten
fand man eine aus Stein geformte Perle, ein Schmuckstück aus der Eiszeit!
Die zu dieser Zeit lebenden Menschen waren offenbar Jäger und noch keine Ackerbauern.
Später wurden in der Gegend Ringwallanlagen gebaut - es muß wohl ein kultischer Ort gewesen sein.
Zwischen 10.000 und 5.000 Jahren v.Chr. erwärmte sich das Klima allmählich,
die Menschen hatten sich schon weiter entwickelt, begannen Haustiere zu halten,
zu roden, Pflanzen zur Ernährung anzubauen, zu Weben, Tongefäße zu machen - etc.

Doch welcher Volksstamm lebte nun tatsächlich an der Lahn?
Diese Frage ist wohl noch immer unbeantwortet, wie die Frage heute nach dem Verbleib unserer echten paritätischen "Volksvertreter",
die nur nach dem WKII - und da auch eher nur auf dem Papier vorhanden waren.
Heute wurden diese ersetzt durch Rechtsanwälte und "Politikwissenschaftler",
die das "Volk" dazustellen oder zu repräsentieren scheinen und dabei eher eine neue Form des Adels bilden.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die "PKW-Maut", wo in unserem Land auf dem Benzin ein Haufen Steuern,
die KFZ-Steuer zusätzlich zu entrichten ist und auf jedes Ersatzteil, auf jede Inspektion
richtig viel "MWSt" geschlagen wird, sogar noch auf den Handwerkerlohn !
(Nicht nur ein Zehnt, sondern bald das Doppelte)
Die "Gleichbehandlung" von den unterschiedlichen Fahrzeuggrößen ist denen wichtiger, als das Verursacherprinzip:
Hauptsache mal Geld einnehmen, damit die Leute an der Spitze es für sich verjubeln können -
(Lobbykratur?! Gibt es dieses Wort oder habe ich es soeben erfunden?)
ihre eigentliche Klientel der "Besserverdiener" kann diese neue Maut sowieso von der Steuer absetzen..
Irgendwie kommt mir immer mal wieder der Gedanke, diese Leute an ihren eigenen Schnurren zu ziehen:
Pausenlos wird vom "Ehrenamt" schwadroniert, selbst aber sind sie nicht bereit,
auch nur einen Pinselstreich ohne richtig viel Kohle dafür zu kriegen - auszuführen!
(Sogar, wie wir inzwischen wissen -2019- gibt es das verrückte Gesetz des "verpflichtenden Ehrenamts",
mit dem man junge Menschen wie Schafe als Helfer in den Wahllokalen heran ziehen kann.
Für welche Arbeiten dieses Gesetz noch weiter gilt, entzieht sich meiner Kenntnis:
Es ist eine Art Ermächtigungsgesetz, die beliebig mißbraucht werden kann.)
Nachtrag 2021 - diese KFZ Maut kam nicht durch..
Inzwischen halte ich es für eine gute Idee, ALLE politischen Spitzenämter mit Ehrenamtlichen auszufüllen.
Alternativ mit Personen, die aus Geltungssucht bereit sind,
dafür noch Geld mitzubringen,als welches zu kosten:
Es sind alle nur Repräsentanten, nicht mehr!

***

Doch nun lieber wieder zur Historie zurück:

Aus Einzelgehöften wurden kleine Dorfgemeinschaften, die mehr Schutz vor Angriffen von Tier und Mensch boten.
Die Römer nannten dieses Gebiet später "Pagus inferior",
was so viel heißt wie innerer Landbereich.
"Loganahi, Loganagowe und Lohngowe" waren wohl keltische Bezeichnungen dafür.
Aus dem Zusammenrücken bildeten sich Gaue und Schutzzonen gegen Angriffe.
Mit der Besiedlung unserer Heimat, die vor den Franken spärlich bevölkert gewesen sein muß,
kam die Christianisierung, eine seltsame Krankheit, die bis zum heutigen Tag das Denken befällt wie Mehltau die Blätter.
Schnell wurden Kirchen und Klöster gebaut, das diesen Leuten durch dauernde Hirnwäsche
zugefallene Erbland machte die Kirche reich und mächtig und selbst zum Herren und Herrscher
-nicht nur über die Köpfe, sondern auch über das Hab und Gut.

***

Bis zu dieser Zeit stellten die Familien daheim noch alles an Geräten und Dinge
für das tägliche Leben her, sie tauschten, was einer besser als der andere konnte.
Der Berufsstand "Bauer" kam erst im 11./12.Jhd als Begriff auf- zuvor war das im Grunde jeder Dorfbewohner - mehr oder weniger groß.
Danach folgten die spezialisierten Bereiche, das Handwerk entstand.
Erst um das Jahre 1200 tauchten differenzierende Begriffe wie "Soldaten", Bauern, "Bürger" etc. auf.
Weltliche und geistliche Obrigkeiten hatten mehr Mittel um zu roden, flächig zu bestellen,
zu bevorraten etc. langsam, aber sicher brachte das viele Bewohner in Abhängigkeit
der unselbstständigen Zuarbeit und schnell kam der Fron für alle, weil die Herrschaften
immer mächtiger wurden, wie die Bevölkerung abhängiger wurde.
Gesetze wurden willkürlich geboren, harte und ebenso willkürliche Bestrafungen zementierten die Unmündigkeit.
Aus wehrhaften Bauern wurden adlige Lehnsherren, die sich alles Land und den Wald
und die Quellen und die Gewässer aneigneten und für alles von jedem Geld dafür eintrieben,
während derjenige, welcher die Pacht annehmen mußte, in ständiger Existenzangst gehalten wurde.
(Wie heute auch wieder)
Zusätzlich mußte dem Herren "gehuldigt" werden, was wie Hohn und Spott kam:
"ihrem Herrn treu und hold, gehorsam und gewärtig zu sein,
sein Bestes zu wirken und vor Schaden zu bewahren, alle hohe Ober- Herrlich- und Gerechtigkeit,
soviel an ihnen liege, getreulich und gehorsamlich handhaben und befördern zu helfen,
auch in Summa alles zu tun und zu lassen, was getreuen Untertanen eignet und gebührt."
In manchen Gemeinden war später jeder 10. ein Kleriker oder Mönch oder Nonne,
der religiöse Eifer war aber gern trügerisch..
.. so fielen Martin Luthers Thesen bald auf fruchtbaren Boden.
Um 1570 waren 80% evangelisch, die katholische Seite versuchte diese Entwicklung
zu stoppen und ins Gegenteil umzukehren, beide religiöse Gruppen gingen dabei oft gewaltsam und rücksichtslos vor.

Viele Stellen in den Geschichtsbüchern und Chroniken wiederholen immer wieder
von gewalttätigen Plünderungen durch marodierende Soldaten, denen
nicht heilig war, die sich alle nur denkbaren Freiheiten und Gemeinheiten erlaubten.
Was selten zu lesen ist: Landesherren ließen Vorratslager anlegen, damit die Feldherren,
die durchzogen einigermaßen bedient werden konnten- in der Hoffnung, daß die Verwüstungen erträglich blieben.

Bei dem Ausbau des Absolutismus blieben die freien Bauern auf der Strecke;
Ende des 16.Jhds. wurde bei jeder Fehde alles vernichtet, was das gegnerische
Gebiet besaß, - verheerend für die Bauern.

Mit irren oder aberwitzigen Forderungen gegen seine Untergebenen gab der Fürst
mit seiner eigenen, praktisch hausmacher Gesetzgebung alles,
um sich selbst wieder zu gesunden, egal wie sehr das "sein" Land ausbeutete.

So entstand eine Unselbständigkeit, die sich zum Kadavergehorsam des Militärs steigerte
und zum "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht" oder zum "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht"-
zum "Law and Order" - Kadavergehorsam - NUR aus solchen Dingen heraus waren Kriege überhaupt erst möglich,
ohne Protest und in der gemeinsamen Euphorie erwuchs das, was man "Patriotismus" nennt.
(zuvor nicht denkbar gewesene Sache, weil die Bewohner kleinräumig siedelten)
Ein eingehämmerter Wahn, der dem Glauben nicht unähnlich ist..
Das ganze Leben der Abhängigen wurde bis ins kleinste Datail geregelt, wie heute wieder..

Bedingungslose Unterordnung ist das, was auch heute unsere Kontrollfreaks lieben
und da machte die Kirche immer schon begeistert mit!
Dazu paßt die Kartusche auf Seite Rezepte 239 recht gut.

An Pflichttagen wurde am Rügengericht erschienen, jeder "durfte" kommen
und seinem Fürsten huldigen. Selbst geringe "Vergehen" brachten strengste Strafen.

Die Kirche setzte nochmal eins drauf und machte das Almosengeben zur "christlichen Pflicht" -
in der 2. Hälfte des 15.Jhds. verloren viele ihr Einkommen, so zogen große Mengen an Bettelvolk durch die Gegend.
Wahrsager, Sänger, Gaukler, Possenreißer,- die Vorläufer der Kirmesleute und Schauspieler -
bis zu ganzen Diebesbanden - der Übergang zum "etablierten" Publikum war fließend,
weil Diebesgut irgendwo einen Hehler brauchte..

Auf Erbitten des "von Gottes Gnaden eingesetzten, Wir, Wilhelm Friedrich, Prinz von Oranien"
bei Freiherrn von Stein ist auf fruchtbaren Boden gefallen,
"um Ruhe und Ordnung wieder herzustellen":
1814 wurde jeder Mann zwischen 16 und 60 Jahren zum "Volkssturm" einberufen und bewaffnet.

So manche Idee war also schon lange vor dem sogenannten "1000jährigen Reich" da!

Frondienste waren von jedem Bewohner zu leisten, wer keinen Wagen mit Zugtieren hatte,
durfte für den Fürsten Wild treiben, Netze aufstellen, Gräben ausheben, Schneisen im Wald schlagen,
Teiche reinigen, Bäume schlagen, Holz hacken, Botengänge machen -
dafür gab es pro Mann und Tag ein Maß Bier und 2 Pfund Brot.
Die Aufseher oder Aufsichten (Schultheiße, Ortsvorsteher) erhielten Mittags und Abends Suppe,
Gemüse und Fleisch.
Diese Vorgesetzten durften sofort mit dem Prügel zuschlagen, wenn ihnen was nicht paßte,
wie in den US Staaten die Gefängnisaufseher oder die Viehtreiber.

1847 unterstützte die Herzogliche Landesregierung die "Versuche über das Brodbacken aus Mehl,
vermischt mit Dickwurz, weißen Rüben und Erdkohlraben"
Solches Brot sei "von gutem, dem anderen Brod gleichkommendem Aussehen und schmackhaft-
aber im Preis bedeutend geringer"
Dem diametral entgegen stand das anspruchsvolle Leben der Bestimmer,
das heute recht ähnlich funktioniert:
Kleine Leute schafften von früh bis spät, um das Jahr 1800 ca 65 Stunden die Woche,
um 1840 sogar 90 Stunden, danach langsam wieder auf 60 Stunden reduziert.
Arbeitskräfte gab es genug, eher als Überangebot, wie heute,
damals wie heute sanken dadurch die Löhne, was sich auf die Gesundheit auswirkte.
(Heute durch die Krankenversicherung und Sozialhilfe abgemildert)
Die Zahl der Nebentätigkeiten wuchs sprunghaft an - damals wie heute.
So gaben viele als zweiten Beruf "Leineweber, Schuster oder Bergmann" an.

In der Bronzezeit wurden die Menschen 18 Jahre alt, um das Jahr 1000 ca 30 Jahre,
um 1800 ca 38 Jahre, um 1850 waren es wohl 40 Jahre -
erst 1900 überstieg die Statistik die 50er Marke.

Ich habe Zweifel an diesen Zahlen - vermutlich werden diese rein akademisch, sprich "geraten" sein.
Also rate ich auch mal:
Die 18 Jahre werden wohl eher 40 gewesen sein, die 30 Jahre wohl 60, die 38 Jahre 70, die 40 Jahre 75 und die "50iger Marke" eher noch mehr gewesen sein als 75 Jahre.

Die Kirche berief sich auf das alte Testament, um den 10. einzuholen:
"Alle Zehnten im Lande vom Samen des Landes und von Früchten der Bäume
sind des Herrn und sollen dem Herrn heilig sein.
Und alle Zehnten von Rindern und Schafen, von allem, was unter dem Hirtenstabe geht,
das ist ein heiliger Zehnt dem Herrn"
Selbstgemacht ist halt hausgemacht, Gesetze und Verbote, "heilige" Schriften und andere Knebeleinrichtungen.

Noch 1819 wurde alles bedingungslos unterdrückt, was nach Zusammenrottung der Bevölkerung aussah,
auch Vereine- am schlimmsten trieben es die Preußen.

Klar, daß das den Aufruhr von 1848 anfeuerte..

In einem Flugblatt von 1901 prangerten die Sozialdemokraten die indirekten Steuern an:
die Besitzenden hätten 52 Millionen, die Arbeiter aber 1314 Millionen
Mark durch indirekte Steuern aufgebracht..

Das "wir sind wir" Gefühl wurde von der Nationalen Partei freilich besser aufgebaut-
man wollte endlich wieder Arbeit und Geltung- zusammen mit einem Ehrgefühl
wurde eine Gemeinsamkeit gefördert und angefeuert, aus der -wieder einmal-
ein "Hurra-Krieg" erwachsen konnte.
(England hat das mit dem Falklandkrieg ähnlich hinbekommen, selbst in unserer aufgeklärten Zeit)

***

Ich hoffe, daß das Heimatbuch aus Eschenau von 2005 im zierlichen Din A4 Format
mit seinen knapp tausend Seiten einige Kuriositäten oder Begebenheiten bringen wird,
die für meine Seite von Relevanz ist..

1910 waren in Eschenau 45 bewohnte und 2 unbewohnte Häuser,
108 männliche und 106 weibliche Einwohner, 48 Gehöfte, 16 Pferde, 247 Rinder und 284 Schweine gelistet.

Mißernten durch extreme Hitze, durch Hagel, durch Dauerregen oder extremen Frost
tauchen in den Ortschroniken immer und immer wieder auf.

Die Zeit der Inflation nach dem 1. Weltkrieg zeigt die Situation der Besiegten grausam auf.
Blockaden, willkürliche Absperrungen, Bestrafungen durch die Siegermächte waren ständig. -nebst "Umerziehung"-
Die Geldentwertung war so schlimm, daß der Bauer blitzfix etwas für sein Geld kaufen mußte,
das die Kuh oder ein anderes Stück Vieh erzielte,
sonst hätte er andern Tags schon nur mehr die Hälfte des Wertes gehabt.
Die Gemeinde hatte 4.000.000 Mark durch Holz aus dem Wald erzielt um davon
eine Wasserleitung bauen zu können- als die erforderlichen Vorarbeiten beendet waren,
konnte man von dem Geld gerade mal das Gehalt des Försters bezahlen..

Die Pflichten der Beamten: "Vor allen Dingen sollen sie der gnädigsten Herrschaft treu,
hold und gegenwärtig sein"
Die Obrigkeit ließ auf alles achten: Auf sparsame Haushaltsführung,
daß "kein Geld aufgeborget oder Schulden gemacht" wurden -
so war "getreulich abzuwarnen".
Vor der modernen Zeit war die Aufgabe des Ortsvorstehers streng verboten unerlaubten
Vorteils sich anzumaßen.
Es wurden auch nur Personen dazu ausgewählt, die im Stande waren, anderen Leuten ein Vorbild zu sein.
Sie hatten sich "eines stillen, gottseeligen, ehrbaren und nüchternen Wandels zu befleißigen
und davor zu hüten, weder von herrschaftlichen noch von gemeinen Geldern etwas zu unterschlagen
oder zu veruntreuen, noch dieselben nach eigenem Vorteil oder Nutzen zu verwenden."
(Das ist heute wohl etwas sehr viel "lockerer", siehe "Nebentätigkeiten bei Parlamentarieren" ? Ich gönne jedem sein Geld, aber bei dieser Art Einkünften oder Gewogenheits- oder Gefälligkeitsposten schaut mir das arg nach Korruption aus.)

***

Das Gemeindebackhaus war in unserer Gegend recht einheitlich aufgebaut:
Über einem Natursteinfundament in rechteckiger Form, das in ca 1,20mtr Höhe
mit einer Kalkmörteldecke ausgearbeitet war, baute man ein Gewölbe aus Basalt oder anderen festen Steinen,
was gerade vor Ort war.
Der Backofen hatte an der Stirnseite innen eine rechteckige Öffnung zum breiten Schornstein,
das sorgte für gleichmäßigen Abzug.
Im Schornstein war ein Schieber, den man je nach Windbedarf einstellen konnte.
Der Durchmesser des Schornsteins war sehr groß gewählt,
so daß er gut gereingt werden konnte.
Leider hinterließ der Backesrauch jede Menge an Teer, Bitumen, Harz,
Asche bis zum Glanzruß und ähnlichen Giften,
die man mit den damaligen Mitteln nicht beseitigen konnte-
langsam aber sicher wurde so der Durchmesser des Kamins immer kleiner
und die Gefahr des Kaminbrandes immer größer.
Das verwendete Holz ist nicht immer genug abgelagert worden.

***

Die Landwirtschaft war immer Haupterwerb in der Vergangenheit, die Bevölkerung war ja auch klein,
auf Ödland, Hutungen und feuchte Wiesen war man nicht unbedingt angewiesen.
Durch fehlende Düngung wurde der Boden ständig ärmer
(wer nichts hineinsteckt, bekommt auch nichts heraus)
- als dann die Bevölkerung zahlenmäßig mehr wurde, fehlte es schlicht an Nahrung.
So kam die verbesserte Dreifelderwirtschaft auf.
Heute hat sich die Erntemenge bei Getreide mind. versiebenfacht pro Hektar.
Bei der Milchwirtschaft ist eine noch deutlichere Entwicklung zu sehen:
Vor 100 Jahren gab die Kuh 800 Liter im Jahr, heute 6000 Liter !
Vor 100 Jahren gab es in Hessen 350.000 Schweine, 1970 jedoch 1,5 Millionen -
heute sind es 5-600.000 Stück, die gehalten werden - obwohl mehr Fleisch gegessen wird;
heute stehen die Ställe im Ausland.

Im "tausendjährigen Reich" machten man landwirtschaftliche Betriebe ab 30 Hektar zu "Erbhöfen",
damit die weitere Zersplitterung in Kleinräumigkeiten aufgehalten
und eine vernünftige Betriebsgröße gehalten wurde.

Die Molkereien setzten immer höhere Qualitätsansprüche an die Milch,
denn vor dem 2.WK litten noch viele Tiere an Tuberkulose, Brucellose und Leukämie -
durch bessere Impfungen und bessere Fütterungen und Haltungsbedingunen
brachte man diese Dinge in den Griff.
(Wie weit man diese "Haltungsbedingungen" als "artgerecht" anschauen mag,
ist jedem selbst überlassen- ich sehe, daß selbst in Öko-
und Staatsdomainen die enge Haltung im Stall vorgezogen wird)

Noch in der 1. Hälfte des 19.Jhds. lebten viele Bauern in der ständigen Existenzangst,
die einzige soziale Absicherung war der Hof mit seinen Leuten, die Familie,
die auch den Alterssitz und das Auskommen und die Pflege übernahm.
Eine hohe Kindersterblichkeit und das Kindbettfieber war überall zu sehen.
Erst unter Bismarck kamen landwirtschaftliche Berufsgenossenschaften und die Krankenkasse auf.

***

Die Berichte in den Chroniken wiederholen sich, so richtig unbekannte Sachen
sind immer seltener zu entdecken- ob sich meine Seite "Geschichtliches" nun doch dem Ende nähert?
So wird die Fortsetzung meiner Sammlung sehr viel langsamer laufen - habe ich vermutet und
es kam doch anders als gedacht..

Früher gab es nicht oft Fleisch auf den Tisch, zumeist nur an Sonn- oder Feiertagen,
wie schon erwähnt.
Im Sommer gab es oft Speck mit Eier, grünen Salat oder Endivchensalat, Waffeln,
Griesklöße, Dampfnudeln, Dörrobst oder Eingekochtes.
Milchsuppen, dicke Suppen, wie Kartoffel- Erbsen- Linsen- Gemüse-
oder Graupensuppe, Kartoffelpfannkuchen wurden gerne dazu gegessen.
Pellkartoffel, Dickmilch, Buttermilch gehörten damals oft dazu.
Sonntags gab es Kuchen, selbstgebacken- versteht sich.

So mancher kleine Bauer betrieb noch einen Krämerladen oder eine Branntweinbrennerei,
Obstpresse im Lohnauftrag, Gastwirtschaft oder einen Handwerksbetrieb nebenbei.
Vom Korbflechter bis zum Schmied oder Schuster- eben das, was nebei noch etwas Geld in die Kasse brachte.
Den Unterschied zwischen Arm und Reich nahm man gelassener hin als heute:
wer reich war, hatte den Reichtum verdient, wer arm war, hatte Pech.
Die einen sackten das Geld von den Kartoffeln ein, die anderen wuschen die dreckigen Säcke ..
Das Dorfleben damals kann man sich heute wohl nicht mehr vorstellen!
Aus meiner Kindheit kann ich sagen, daß die Hunde frei auf der Straße herum liefen,
ruhig und unaufgeregt- Hühner und Katzen, Enten ebenso,-
jeder schnuffelte und kratzte da, wo es gerade gefiel.
Morgens ging der Viehhirte durch das Straßendorf und sammelte bei jedem Hof die Kühe,
Schafe und Ziegen ein, die Abends wieder zurück gebracht wurden
und von alleine in den richtigen Stall abbogen..

Autos gab es in den 1950ern in unserem Ort kaum, einmal am Tag kam der Milchlaster um die Milchkannen
von der Milchpritsche abzuholen und bei der Verkaufsstelle zu halten:
Dort wurde Kakau, Milch, Butter und Käse abgeliefert.
Diese Verkaufsstelle hatte als zweites Standbein eine Roman-Ausleihe, was damals recht beliebt war,
weil man dafür nicht extra nach Weilburg, in die Stadt fahren mußte.
Es fuhren noch Kuh- und Pferdegespanne auf das Feld, die ersten größeren Pflüge und Heubinder,
Heuwender - etc. kamen erst richtig mit den ersten einzylindrigen Traktoren auf.
Es war in den alten Tagen nicht so laut wie heute, die Schreinereien waren noch beide im Einsatz,
zwei kleine Tante-Emma-Läden, zwei Bäcker
(richtige, die noch keine Fertigmischungen brauchten) waren da, ein Metzger ebenso.

Man lebte sehr viel bescheidener, was sich auch an der Einrichtung der Wohnungen zeigte.

Meistens hielt man sich in der geräumigen Küche auf, wo auch eine Couch stand - ganz selten nur im Wohnzimmer-
deshalb war die Küche der einzig ständig beheizte Raum.

Wenn ein Kind geboren wurde, sprach sich das schnell herum, manche brachten der Wöchnerin,
die 6 Wochen das Bett hüten mußte, Milch, Mehl, Eier, Milch, Zucker vorbei,
was für den Kuchen sein sollte, der zur Taufe gebacken und den Gebern stückweise zukam.
Paten gaben auch Kleidung für den Säugling, seltener Geld, das diskret im Umschlag kam.

Die Großmutter erzog oftmals die Enkel, weil deren Mütter in überwiegender Zahl arbeiten mußten.
(Auf dem Feld, als Magd oder in der Fabrik)

Viele Spielsachen gab es damals nicht, einfache selbstgemachte Puppen, Schaukelpferd, Kreisel-
ein Holzgewehr etc.

Körperliche Züchtigung war durchaus üblich, der Unterricht begann mit einem kurzen Gebet.

War die Schulentlassung, blieben bäuerliche Söhne meistens daheim, zumindest der Älteste.
Die anderen lernten Maurer, Schuster, Schneider, Wagner etc.

Die Mädchen gingen zur Haushaltsschule oder zur Landwirtschaftsschule-
oder ging als Magd oder in städtische Haushalte "dienen" oder "in Diensten".
(Wohlhabende ließen die Mädels daheim, bis sie irgendwann mal geheiratet wurden..)
Verlobungen fanden in aller Stille, Hochzeiten jedoch mit um so größerem Aufwand statt.
Mitte 50 waren die Menschen schlicht "verbraucht", die karge Kost
war vermutlich auch mehr oder weniger dafür verantwortlich.
In jedem Garten baute man wichtige Heilkräuter an- Pfefferminze gegen Magenschmerzen,
Kamille gegen Zahn- und Ohrenschmerzen.
Entzündungen behandelte man mit heißem Seifenwasser.
Die Hebamme half, wenn man mit seinem Latein am Ende war-
wenn die nicht weiter wußte, kam erst der Arzt dran.
Der Tod fand daheim statt, wie schon beschrieben.
Die Trauerkleidung wurde ein Jahr lang getragen.
In der freien Zeit am Sonntag ging man gemeinsam spazieren, Buben hinter den Mädchen her, Familien zusammen.
Sparsam war man allemal, verschwenden konnten wohl nur wenige,
das Wort "Freizeit" oder "Freizeitgestaltung" war eher unbekannt.
Leinensack und Strohbetten waren vor den "Kabok-Matratzen" Standard. (Baumwolle)
Gewaschen wurde sich in der Waschschüssel, zumeist in der Küche oder Stube.
Der Abort war auf dem Hof.

Die ständige Angst um die Ernte oder den Ertrag war die Regel, was zur Frömmigkeit anhielt.

Der Waschtag war allgemein gefürchtet, eine schwere und langwierige Arbeit.

Lebensmittel, besonders Brot wegzuwerfen galt als schwere Sünde.

Der Herbst brachte noch deutlich Vorsorge für den langen Winter mit sich,
es wurde getrocknet, eingesalzen, eingekocht, geräuchert und eingelagert, Mus gekocht, -
kaum jemand hatte das Geld, sich alles so im Laden zu kaufen, wie es benötigt wurde!
Die Frage nach den "Saisonprodukten" war existenziell!

Besonders abwechslungsreich war der Speisezettel nicht, besonders gegen dem kommenden Frühjahr zu.

Vom Holz sagte man, es wärmt dreimal: Beim Fällen, beim Hacken, beim Heizen.

***

Hier geht es weiter mit Essenzen aus einigen alten Büchern.

Man stellte sich Schneider und Weber oder Bergarbeiter als Krüppel oder Verwachsene vor,
weil sie in verkrümmter Haltung arbeiten mußten, Metzger galten dagegen als gesund und robust.
Schneider galten als prahlerisch und furchtsam, gewitzt die Schuhmacher,
als Possenreißer und Glückspilze oder Schlemmer. Schmiede waren eher als grob,
Holzfäller als verdrießlich, Barbiere als geschwätzig angesehen.
Abdecker mußten außerhalb der Stadt wohnen, denn oft lag abgehäutetes und verwesendes Vieh herum,
es wurden gegerbte Häute manchmal jahrelang verbuddelt, damit sie reifen konnten.
Das stank wohl scheußlich und lockte Schwärme von Fliegen und Krähen an. -
Deshalb die Bezeichnung "Rabengasse".
Ein weiteres unappetitliches Thema waren die "Abtrittanbieter" in den Städten - wer unterwegs war,
fand bei diesen Leuten die Gelegenheit ihre Notdurft zu verrichten..
hinter einem Vorhang, mitten auf der Straße..

Ahlenschmiede stellten nadelartige, einfach gehärtete Stichwerkzeuge
mit einer rautenförmigen Aussparung für Fäden oder Kordel her.
Altbüßer, Altlapper, Altreißer genannt, verdienten sich durch Flickschusterei
und Ausbesserungen von Kleidung ihr Auskommen.
Ameisler sammelten Ameisen-Puppen als Futter für Stubenvögel und Zierfische..
Angießer waren fürstl. Eichbeamte, die über alle öffentlichen Gefäße wachten.
Aschenbrenner stellten aus Ästen, Blättern, altem Laub Waldasche her,
das für Glashütten (Pottasche) gebraucht wurde.
Hausierer waren ein weites Geschäft,- sie handelten mit allem, was sie irgendwie tragen konnten.
Barchentweber stellten aus leinerner Kette und baumwollenem Schuß ein dichtes Gewebe her.
Kinderarbeit in den engen Grubenschächten war eher die Regel, denn die Ausnahme.
Sie zogen den beladenen "Hund" ins Freie.
Andernorts sortierten sie die vom Lumpensammler herbei gebrachten Stoffe und Klamotten,
die stinkig und sehr gefährlich in den Ausdünstungen waren.
Schon damals arbeiteten Gruben mit "Subunternehmern", den "Lehnhauern".

Es gab damals sogar spezielle Beutelmacher, die mit kostbaren Stoffen arbeiteten.

Bild- und Glockengießer, die kunstvolle Rohlinge in die Erde setzten,
quasi eine Negativform, die mit Pech-Talk-Fett ummantelt wurden, darüber eine weitere,
stabile Schicht, die das flüssige Metall auffing. Wochenlange harte und riskante Arbeiten..

Aus Blechschmieden wurden Klempner und andere artverwandte Berufe abgeleitet.

Boten waren im Auftrag unterwegs, für den Herren oder das Kloster,
es sind Botenzettel erhalten geblieben, die schon im Jahr 1501 quer durch Europa Aufträge bewiesen.

Dazu paßt der Briefmaler oder Kartenmaler, die praktisch die ersten Urlaubskarten
oder auch Glückwunschkarten, aber auch Spielkarten und Heiligenbildchen fertigten.

***

Schon Seneca berichtet aus dem Jahr 63 n.Chr. von einer mit Wasser gefüllten Kugel,
die zum Betrachten kleiner Dinge taugte - der Vorgänger der späteren Schusterkugel,
die das Licht im Raum verstärkte.
Kaum ein halbes Jahrhundert später las man von arab. Gelehrten, die einen Lesestein nutzten.
Ende des 13.Jhds. korrigierte man die Augen bereits durch Brillengläser - Nietbrillen,
Bügelbrillen, Brillen, die an der Mütze befestigt wurden, solche mit Stiel oder Riemen,
um den Kopf geschnallte-
Galileo Galilei erfand ein Fernrohr,
der Astronom Keppler vervollständigte diese Idee..
erst zur Mitte des 18.Jhds kam die Drahtbügelbrille auf, die sich hinter den Ohren festhielt..

Viele arbeiteten als Büchsenmacher, hielten die Gewehre in Ordnung und stellten sogar welche her-
der Job war vielseitig,- manche fertigten Zugvorrichtungen oder frühe Kräne her,
mit Seil- oder Flaschenzügen, Kanonen, Rammen und ähnliches.
Früher gab es das Steinschloßgewehr, das durch Reibung einen Funken erzeugte,
wodurch das Pulver in der Zündwanne startete.
Daher auch die engl. Bezeichung "flint" - Flinte. (Flintstein)

Wer kennt heute noch den "Buntmacher"? Eine Kürschner-Gruppe,
die aus Fellen der Eichhörnchen oder anderen Wald- und Wiesentieren Pelzwerke machten..

Die Dienstboten waren eine weite Gruppe der Beschäftigten, Gesinde bis zu den Mägden.
Lakaien, Läufer, Zimmerputzer, Reitknechte und anderen Bediensteten bis zum "Livre'träger",
große Burschen in stattlicher Kleidung in den Farben des Herrscherhauses-
oft auch Neger, wie die Chronik sagt.
(ich war das nicht, nie käme ein heute verbotenes Wort über meine Lippen !)
Man berichtet von jenen als "unverschämte Menschenbrut,
die ihre Herren nachäfften und Affektation, Spottsucht bis zur Pöbelhaftigkeit betrieben".
Auf offener Straße aufgegriffene ehemalige Dienstboten -männlich oder weiblich-
wurden gerne ausgepeitscht, kahlgeschoren oder geschwind gehenkt..

Drahtzieher und Drahtschmiede, die auch Gold- und Silber versponnen,
spezialisierten sich schon zu Beginn des 15.Jhds aus dem hundert Jahre zuvor tätigen Grobdrahtzieher.

Die Brüder Grimm erzählten von Einschlagmachern, die Fässer mit Schwefel
ausräucherten und davon, daß diese "einschlag des eins, medicamen vini,
was in den Wein gehängt wird, um ihm farbe und geschmack zu geben,
gewöhnlich linnene oder papierene, mit schwefel überzogene streifen."
Was für ein Pfusch- gerade wie heute, wo Holzschnitzel in den Wein gehängt werden,
um diesem eine "besondere Faß-Note" zu geben!
Wobei Holzschnitzel harmlos sind, im Gegensatz zu der Unzahl chemischer Mittel, die heute "erlaubt" sind. (EU Verordnung)

Spielleute waren nicht beliebt und wurden gerne verdächtigt, so auch der Pfeifer Böheim,
der "Volksredner" in Leidenschaft gewesen sein soll, immer gegen Unterdrückung und Ausbeutung
- einer der Bundschuh-Jünger, die im 16.Jhd. die Bauernkriege einläuteten.

Farbenmacher waren sehr ideenreich in der Zusammenstellung der Farben, die zum Färben,
Anstreichen und Malen gebraucht wurden.
Erdfarben aus Hölzern, Blüten, Wurzeln mit einer Flüssigkeit
(Wasser mit Leim, Gummi etc.) als Bindemittel,
manche mit ätherischen Ölen, Weingeist oder Terpentin)
Erst im 19.Jhd entdeckte man Anilinfarben, dh. Teerfarbstoffe.

Faßzieher waren wohl das, was man heute "Schauerleute" nennt- sie entluden Fässer aus den Schiffen.

Aus Metallfedern von Taschenuhren schnitten Federschneider Schwanz- und Flügelfedern zum Schreiben -
die nutzten sich nicht so schnell ab, wie Gänsekiele.

Feilenhauer stanzten Kerben in Eisenstäbe in kunstvoller Arbeit..

1686 berichtet der Feldchirurgus Dietz an der Donau um den Feldzug gegen die einfallenden Türken:
"Mein Gott, was war da vor ein Geschrei und Lamentieren von den Blessierten von allerhand Nationen.
Etlichen waren die Arme, Beine weg, etlichen die Köpfe entzwei,
die untern Kinn weg, daß die Zunge da hing.
Wann sie so mir, auf den Zeltstangen entgegen getragen wurden und schrieen erbärmlich: Ach, mach mich tot!
Stech mich tot!, da dachte ich: Daß Gott erbarme, gehet's hier so zu? wärest du davongeblieben,
wie dich dein Vater gewarnet hat!
Auch die Türken fielen "wie die Fliegen".. und wurde auch keiner bei dem Leben gelassen,
sondern alle massakriert und meist die Haut abgezogen, das Fett ausgebraten
und die membra virilia abgeschnitten und große Säcke voll gedörret und aufbehalten.
Als woraus die allerkostbareste mumia gemacht wird.
Sie wurden auch meistens aufgeschnitten und die Eingeweide untersuchet,
ob etwa, wie ehemals, Dukaten verschlucket gefunden würden..
In aller Stille überstiegen die unsren die Bresche, sobald die Gewehre losgingen,
da wurde Lärmen und ging alles über und über mit Stücken, Granaten und Steinwerfen,
Schießen und Hauen; sogar die türkischen Weiber und Kinder, auch die Jüden,
derer viel darin waren, trugen zu und wehreten sich desperat auf der Bresche;
also daß die Toten auf derselbigen über zwei Ellen übereinander lagen.
Es half aber nichts. Sie mußten dran glauben.
Sie mochten nun sich wehren oder schreien, wie sie wollten, die Stadt war erstiegen.
Da wurde das Kind im Mutterleibe nicht geschonet.
Alles, was angetroffen war, mußte sterben.
Wie ich denn mit Augen gesehen, als ich auch vom Berge über die Bresche in die Stadt gedrungen,
daß Wewiber dagelegen und die gelösten Pistolen noch in der Hand haltend, teils bloße Säbel.
So aber nackend ausgezogen, die Leiber mit Partisanen durchstochen, durch die Geburt;
die Leiber aufgerissen, daß die noch nicht gebornen Kinder herausgefallen;
welches mich am meisten gejammert.
Nackete Kinder von ein bis zwei Jahren aufgespießet und an die Mauern geschmissen wurden!
Ich bin erstaunet, was da ist vorgegangen, daß auch Menschen viel grausamer,
als Bestien gegen einander sich bezeigeten."
Das Manuskript seiner Lebenserinnerungen ist in der Königlichen Bibliothek zu Berlin,
mit der Signatur NIC.229.4 erhalten.

Damals gab es Flammenrußbrenner, die mit den Pechsiedern zusammen arbeiteten.
Sie gewannen aus harzreichen Nadelhölzern Farbstoffe und Rohstoffe für Gewerbe aller Art.

Wer kennt schon noch die Flecksieder oder Kuttelköche?
(Die aus den Gedärmen und Vormägen der Wiederkäuer "Kaldaunen oder Kuttelfleck" machten,
die in einigen Gegenden als Delikatesse gelten)
In Konstantinopel galten diese Speisen als die "Königin der Mahlzeiten", wie der Prophet sagte..

Die Glasmacher oder Glasbläser wurden nach dem Erlös der Waren auf dem Markt bezahlt-
zuvor haben sie aus einer "Betriebskasse" gelebt, die den Vorschuß zum Leben gab-
oft genug waren diese Leute schlicht so pleite, daß sie zusätzlich eine kleine Landwirtschaft
betreiben mußten..

So manche Arbeit der alten Zeit war hochgefährlich und führte zur Staublunge und Auszehrung!

Grautucher stellten bereits 1217 in Straßburg ein recht grobes, aber flauschartiges Wollgewebe her.

Bader, Barbiere, Hufschmiede und Ärzte konkurrierten zuweilen - auch mit dem Henker,
der zugleich oft auch Abdecker war.

Hansgrafen nannte man im Mittelalter die Vorsteher von Handels- und Gewerbeinnungen,
die zugleich diesbezüglich Recht sprachen.

Holzschuhmacher waren beliebt, es war nicht nur die am meisten getragenen Schuhe der kleinen Leute,
sondern auch kunstvoll geschnitzte und bemalte.
Es gibt Gegenden in Norddeutschland, wo noch im 18.Jhd. der Lederschuh kaum getragen wurde..

Es gab Kammschneider und Horndrechsler, die aus den Resten des Nutzviehs
noch allerlei nützliche Dinge machten -
das ist seit der frühesten Zeit der Menschheit so.

Das Thema "Hutmacher" ist so umfangreich, daß ich zur eigenen Recherche bei Wiki etc. anraten darf.

Kastrierer arbeiteten angeblich früher aus sakralem Antrieb, einleuchtender ist
der wirtschaftliche Hintergrund- ab und zu rutscht mal ein unkastrierter Eber durch-
das Fleisch stinkt in der Pfanne zum Himmel, das könnt ihr mir glauben!
Der männliche Kastrat heißt beim Pferd Wallach, beim Rind Ochse,
beim Schaf Hammel, beim Schwein Borg, beim Hahn Kapaun, - die kastrierten Hennen
nennt man Poularden und das kastrierte weibl. Schwein "Gelze".

Kleiber nannte man die Leute, die Gefache von Fachwerkhäusern auskleideten.

Klüttenbäcker schürften Braunkohle und fertigten daraus die ersten Briketts.

Kotzenmacher erarbeiteten grobe, zottige Wolldecken oder Pferdedecken.

Meine große Bewunderung gilt den Landkartenmachern-
hier lohnt es sich ebenfalls selbst nachzuforschen:
Eine Unmenge an Informationmaterial wartet hier, das den Rahmen meiner Seite bei weitem sprengen würde..

Landsknechte waren Leute vom Lande, die sich 15.-17.Jhds, als es noch keine festen Heere gab,
des baren Guldens wegen bei jedem verdingten, der zahlte..
..abenteuerlustige, verarmte, verbummelte Studenten, Habenichtse, entlaufene Mönche,
Bettler und Handwerksgesellen waren darunter.
Ein Volk mit "Haaren auf den Zähnen" (Schnautzbärte)
Wer die Ausrüstung selbst mitbrachte, erhielt einen höheren Sold.
Nach der "Schlacht" irrten sie marodiertend und plündernd daher,
schlossen sich zuweilen auch schon mal Räuberbanden an..

Ein seltsames Völkchen waren die Laternenträger, die jedem nach Hause leuchteten.
(Wohl eher in den größeren Städten)
Es waren Polizeispitzel darunter, aber auch solche, die eher zu der anderen Fakultät zu rechnen waren.
(Angetragen haben diese Leute wohl besonders gerne)

Die Arbeit der Lederschaffenden war besonders strapaziös und gesundheitsgefährdend,
wie ich immer wieder lese- sogar Milzbrandinfektionen wurden erwähnt,
die fast immer tödlich endeten.
Andauernde Erkältungen und rheumatische Beschwerden waren oft zugegen.

Löher schälten im Mai die Eichenrinde, am meisten bei ca 18j. Bäumen,
die nach der Entrindung zur Holzkohle verarbeitet wurden.
Sie stellten den Grundstoff für die Gerberei her.

Ohne die Arbeit der Lumpensammler wäre die Papierherstellung kaum möglich gewesen..
es gab sogar Monopole, die begehrt waren.
Trotzdem war die Arbeit verachtet- was Pfarrer nicht davon abhielt,
in sogenannten "Lumpenpredigten" die Gläubigen aufzufordern,
die Lumpen sorgfältig aufzubewahren und nur befugten Sammlern zu geben..

Auch das Gewerbe der Parfüm-Macher ist so vielbedeutend, daß eine eigene Recherche im Web
oder in der Bücherei sinnvoller ist, als eine kurze Ausführung auf dieser Seite.

Pechmacher arbeiten zuweilen heimlich, was ihnen Verfolgung einbrachte- die Kerben in den Bäumen,
aus denen der wertvolle Saft lief, aus dem Pech und Harz gewonnen wurde, bekam den Bäumen nicht.
(Pech wurde von den Pechsiedern gemacht und u.a. zum Abdichten von Schiffsplanken gebraucht)

Pergamentmacher waren angesehen, die aus ungegerbten Häuten junger Rinder, Schafe,
Ziegen und Eseln ihre Produkte machten.
Die Bezeichnung stammt vom antiken Pergamon in Kleinasien..

***

Vom Einfluß der Perücke auf die Körperhaltung sagt Goethe in "Dichtung und Wahrheit":
"Da ich aber vom frühen Morgen an so aufgestutzt und gepudert bleiben und mich zugleich
in acht nehmen mußte, nicht durch Erhitzung und heftige Bewegung den falschen Schmuck zu verraten,
so trug dieser Zwang wirklich viel bei, daß ich mich eine Zeitlang ruhiger und gesitteter benahm,
mir angewöhnte mit dem Hut unterm Arm und folglich auch in Schuh und Strümpfen zu gehen..
War mir unter diesen Umständen eine heftige körperliche Bewegung versagt,
so entfalteten sich unsere geselligen Gespräche immer lebhafter und leidenschaftlicher,
ja sie waren die interessantesten, die ich bis dahin jemals geführt hatte."

Georg Christoph Lichtenberg sorgte sich um die Moral in den Postkutschen:
"die immer voll schöner wohlgekleideter Frauenzimmer stecken, und wo die Passagiere so sitzen,
daß sie einander ansehen müssen;
wodurch nicht allein eine höchst gefährliche Verwirrung der Augen,
sondern zuweilen eine höchst schädliche, zum Lächeln von beiden Seiten
reizende Verwirrung der Beine, und daraus endlich eine oft nicht mehr aufzulösende
Verwirrung der Seelen und Gedanken entstanden ist"

Saitenmacher siedelten gerne in der Nähe der Abdeckerei- der grauslige Geruch
war nur mit Chlorkalk im Rahmen zu halten..

Salzsieder, Salpeterkocher waren ebenfalls häufige Berufe bei letzteren
diente das Produkt zur Schießpulvergewinnung- im südlichen Schwarzwald entstand
sogar eine politisch-religiöse Sekte "Salpeterer", die gegen die Leibeigenschaft kämpfte..

Schäfer waren wohl mit die ältesten bekannten Berufsangehörigen.
Zuerst mit Fleisch, Blut und Haut, sehr viel später mit der Milch
und zuletzt mit der Wolle der Schafe beschäftigt.
Schäfer und Schinder standen in keinem guten Ruf, wie Scharfrichter oder Henker -
so blieben einige Berufsgruppen unter sich, vererbten das Gewerk an die Nachkommen,
in vielen Generationen. Scharfrichter wurden ab Mitte des 19.Jhds nicht mehr gebraucht-
sie wurden wohl Landwirte, Seifensieder, Viehhändler und Fuhrunternehmer, wie der Chronist meint.

***

Es wird berichtet, daß zum Tode verurteilte Verbrecher in den Anfängen
der Fluß-Schifferei an Seilen die Kähne aufwärts ziehen durften, wenn sie hernach Begnadigung erfuhren.
Eine äußerst schwere Strafe, die selbst die kräftigsten Leute schnell dahin raffte.

Die Eigner der Schiffe sahen es nicht ungern, wenn die Schiffsbesatzung nicht schwimmen konnte-
nur so war sicher, daß sie im Ernstfall ihr Bestes gaben..

Stiftsgeistliche hatten eine "stattliche Zahl an Nachkommen" -
so befahl der Graf von Henneberg 1545, sie mögen doch ihre Köchinnen heiraten,
damit den Kindern ein Handwerksberuf zugestanden werden könne-
die Schlosser-Innung meinte dazu: Man möge uns mit Pfaffenkindern verschonen!

***

1540 wurde vom Nürnberger Schlosser Hans Ehemann das Kombinationsschloß erfunden,
das er "Mahlschloß" nannte.
Es bestand aus einem Zylinder, eine Anzahl gleicher drehbarer Ringe und einem Bügel.
An den Rändern waren Zahlen oder Buchstaben- durch Verdrehen konnte
eine bestimmte Kombination gewählt werden, die den Bügel freigab.

Frühe Schiffe wurden mit Brettern gemacht, die man so gewann:
In der Länge des Stammes wurden dicht an dicht Löcher gebohrt,
die dann in der Länge mit dem Meisel den Stamm sprengten- zwei Bretter gewann man pro Stamm,
bevor die geführte Säge dazu erfunden wurde.

Im alten Rom gab es einladende Schilder zu Urinsammlern, -
die Stadt verkaufte diesen Harnstoff den Wäschern und Tuchwalkern..

Die Gallier und zuvor die Germanen dagegen kannten schon Seife als Arznei und Haarpflegemittel,
wie Plinius der Altere (24-79 n.Chr.) berichtet.
Gewonnen aus Buchenasche und Ziegentalk hergestellte Seifenkugeln sollen
einen angenehm duftenden Schaum gehabt haben.

Der latente Mangel an Pottasche und den Überschuss an Talg, "Unschlitt" genannt,
ließ die Seifensieder nebenbei zu Talgkerzenmachern werden.

Seiler und Reepschläger machten Taue, deshalb auch der Ausdruck "Reeperbahn",
wo sich viele derartige Betriebe ansiedelten und gute Geschäfte in alle Welt machten.

Die heute noch existierende "Freimaurerei" hat ihren Ursprung in der Vereinigung der Steinmetze.

Truchsesse oder Sendschalke waren hohe Bedienste in fürstlichen Häusern,
den Marschällen, Schenken und Kämmerern gleichgestellt.
Einer dieser Gestalten gab aufständischen Bauern sein "Edelmannswort",
wenn sie ihre Waffen niederlegten und wieder heim gingen.. danach überfiel er
mit seinen Leuten ein Dorf nach dem anderen und ließ die wehrlosen Bewohner massakrieren,
wie der Chronist schreibt.

Turmwächter hatten immer irgendwie einen unehrlichen Ruf, vermutlich schon deshalb,
weil sie auf den Türmen einsam waren und leicht zu Sonderlingen werden konnten.
Scharfrichter hatten zuweilen die Hoheit über diese Wachtürme, was dem Ruf nochmal abträglich wurde.
Bei Tag und Nacht auf der Hut, mit strengen Vorgaben versehen,
durften sie nicht mal bei Hochzeiten und Kirmes mit anderen Bläsern spielen.

Visierer kontrollierten den Inhalt von Fässern mit speziellen Geräten.

Mit Leim, Fallen, Netzen und allerlei anderen Tricks versuchten Vogelfänger ihr Auskommen zu erhalten.

Wachszieher machten gezogene Kerzen, die nicht qualmten. Nahe bei den Metsiedern und Imkern angesiedelt.
Die ersten Kerzen müssen schon im 2.Jhd nach Chr. gemacht worden sein.
Erst 1825 gelang es einem Franzosen Kerzen mit Stearinsäure aus Talg zu machen- die Paraffinkerze war geboren.

Die Erfindungskraft der Leute war schon ganz enorm entwickelt- mancher baute immer bessere Wagen,
andere handelten mit Wagenschmiere, die aus dem Faß gezapft wurde. (Haustürgeschäft)

Wildschützen waren Wilderer, auch Raubschützen genannt, die aufs Grausamste bestraft wurden.
Vom Abhacken der Gliedmaßen bis zum Rädern war alles erlaubt, was dem Herren gefiel.
Im gleichen Atemzug mußten 21584 Männer mit 3237 Perfen wochenlang in Bayern
"nicht weniger als 6000 Hirsche zum Jagdschloß Solitude" zusammentreiben -
selbstredend erhielten sie KEINEN Lohn, sie mußten sich sogar selbst verköstigen
und konnten in dieser Zeit die Arbeit auf ihrem Hof oder Feldern nicht tun.
Die Tyrannei der Herren kannte keine Grenzen, der Aufstand mußte kommen.
Die Literatur kennt viele Geschichten vom Kampf der Jäger gegen den Wilderer,
der sich auch noch brüstete, gewitzter zu sein.

Aus dem Leben in Hessen gibt es auch genug schriftliche und noch immer ein paar mündliche Überlieferungen,
die aus der Zeit der beiden Weltkriege stammen.
Wer weiß heute noch, daß aus Flachs Leinen gemacht wurde?
Hellblaue sternige Blüten, später mit Blütenkapseln, aus denen Leinsamen gewonnen wurde -
sie Stengel wurden speziell aufgebrochen und gefasert und dann gesponnen und gewoben.
(Eine harte Arbeit)
Juden durften kein Handwerk ausüben, sie arbeiten weniger körperlich und waren mit mit Handel
und Wandel und Geld befasst, - was nicht gerade Sympathien in der einfachen Bevölkerung einbrachte.
(Ergo hat der damalige Gesetzgeber die Bevölkerungsteile zusätzlich gegeneinander aufgestachelt
durch diese willkürliche Art der Sonderbehandlung)
In Chroniken erfährt man, daß sie ihre Söhne studieren lassen haben - so waren Richter,
Ärzte und Anwälte aus ihren Reihen häufiger zu finden.
In den armen Zeiten sind viele einfache Leute in den Wald gegangen, um Bucheckern zu sammeln,
die dann getrocknet wurden, - sieben Pfund gaben einen Liter Öl.
Borwasser für die Augen, ein Säckchen Kamillentee für entzündete Ohren,
eingekochte Zwiebeln mit Zucker gegen Husten- bei Blinddarmentzündungen sind viele gestorben..
Geschlafen wurde auf Strohbetten, die nach und nach immer flacher wurden- bis zum nächsten Auffüllen.
Einmal die Woche wurde die Zinkwanne gefüllt, wo einer nach dem anderen Familienmitglied
sein Bad nahm- wer am Schluß war, hatte es kalt und schmutzig..
Körperliche Züchtigungen durch Eltern, Pfarrer und Lehrer waren an der Tagesordnung.
Die Lehrer übten immer schon Willkür aus, damals wie heute.
Ein interessantes Beispiel wäre einen guten Schüler das von sich abschreiben lassen zu
vermiesen, indem diejenigen, die abschrieben zuerst dran zu nehmen..
Die Zentrumspartei war vor dem WKII von den Pfarrern in der Predigt als Ziel erwähnt worden.
Vereinshäusler nannte sich eine besonders fromme Protestantengruppe,
besonders eifrige Kirchgänger, die wohl was "feineres" waren- jedenfalls tranken sie nur dann,
wenn sie keiner sah..
Aus dem Jahr 1938 wird berichtet, hätten einige noch keine Teller und Löffel ihr eigen genannt,
viele liefen noch auf Holzklötzen umher.
So mancher arbeitete im Steinbruch, hing in der Wand am Seil und stemmte mit dem Eisen
und dem Hammer Felsenstücke ab, die andere dann zu Kopfsteinplaster zurecht hauen mußten.
Das beliebte Schnapsbrennen war deshalb strikt geregelt, weil 30 Zentner Kartoffeln
und 100 Kilo Getreidemalz gerade mal 8 Liter reinen Alkohol ergaben-
der dann freilich auf ca 40% verdünnt und verkauft wurde.
So viel wertvolle Mengen wichtigen Lebensmittels verschwendet, um dem Rausch zu frönen.
Immer wieder wird davon berichtet, daß sich die N ationalsozialisten dort durchsetzen konnten,
wo hohe Arbeitslosigkeit herrschte- durch entsprechende Beschaffungsprogramme gelang das wohl auch.
Wo die Zentrumspartei stark war, weniger gut.
Die Sicherheit der Beschäftigung war freilich wichtiger
als eine Ideologie, sie sich sowieso erst sehr viel später offen in den Zielen zeigte.
Mit allen Tricks des "Gemeinschafts-Sinnes" mit Singen und gemeinsamem Marsch ging man zur Arbeit
in den Steinbruch oder zum Strassenbau.
"Strengen" Katholiken oder Gewerkschaftsmitgliedern
wurde bald mit Dachau gedroht, wenn sie nicht bereitwillig mitschwammen.
Noch dachte man bei dieser Drohung an ein Straflager, weil - und das berichten sehr viele Zeitzeugen
- man sich die später gezeigten Greueltaten nie vorstellen konnte.
Auf alle Fälle kam man mit dem Parteibuch weiter und bekam auch leichter Arbeit
und auch den Führerschein, so wird berichtet.
Das war in der späteren D DR auch nicht anders.
Es fing damit an, daß mit einem -auch nur entfernt jüdisch klingenden Namen
bei allen Dingen Probleme bekam, bis dann von außerhalb ein Rudel Leute kamen,
die Schilder anbrachten:
Kauft nicht bei Juden und später alles zerschlugen,
Synagogen ansteckten.
Das wird allen heute im Geschichtsunterricht ausreichend erzählt.
So mancher wurde "abtransportiert", viele sind geflohen und ins Ausland abgereist.
Die Jugend wurde von den evangelischen Pfarrern
bis zu den Gemeindevorständen und Lehrern ideologisch beeinflußt,
wie das in Regimen immer so ist, bis auch sie die Parolen riefen, ohne zu ahnen, was dahinter steckte.
Die Flüchtenden mußten jedoch im Ausland einen Bürgen vorweisen,
so leicht wird das nicht gewesen sein.
Ein Zeitzeuge meint:
"Wir halfen ihnen zum Bahnhof zu kommen, bekamen dann dort doch ein mulmiges Gefühl,
weil die Familien auseinander gerissen wurden"
Bald hörte man, daß jemandem gelang, über mehrere Länder die Flucht vor den Judenverfolgern gelang..
Politik ist immer ein böses Geschäft, heute sind diese dort tätigen "nur"
selbstsüchtig und gierig, - wer weiß, was sie morgen im Schilde führen?
Die zu den Soldaten eingezogenen bekamen davon wohl erst mal nichts mit,
sie wollten das "eiserne Kreuz" haben,
bevor es nach zwei Jahren für 8 Tage nach Hause ging, um "Helden zu zeugen",
sie durften den Zyklus der Frau abwarten, dann ging es wieder zurück in einen total unübersichtlichen Krieg.
Viele haben den "Reichsarbeitsdienst" gesehen, wie man die dort Geknechteten unter Druck setzte,
die für wenig Geld schikaniert wurden - das war für viele jungen Männer der Grund,
sich freiwillig beim Militär zu melden, möglichst dort, wo es schicke Uniformen hatte..
dann kam die Zeit, wo jeder Abschied aus dem Urlaub der letzte sein konnte.
Im Zeltlager weinte so mancher vor Heimweh, so der Zeitzeuge.
Vorsicht bei "Äußerungen"
war immer dabei, ob zuhause oder bei Kollegen- was heute elektronisch gemacht wird
(Abhören) wurde damals durch Denunzianten gepackt, die sogleich antrugen,
was sie gehört hatten!
(Kontrollfreaks gab es damals wie heute)
Mit den Gefangenen, die im Reich den Bauern zugestellt wurden, gab es so manchen,
der das zur Sprachreise gemacht hat, aber auch genug Unwillige und den schutzlosen
Einwohnern (alte Leute, Kinder und Frauen) gefährlich werden konnten.
Dann kam die Zeit der Tiefflieger, die so geschwind auftauchten, daß selbst die Bauern
auf dem Feld nicht mehr sicher waren:
"Wir sahen den Himmel voller Vögel,
die Richtung der Stadt flogen, die bald darauf rot am Horizont glühte"
Und: "Sie haben einen Jungen mit seinem Pferd auf dem Feld erschossen,
seine Mutter hat zuvor den anderen Sohn im Krieg verloren.."
Meine Geschichtsseiten sind freilich NUR und ausschließlich aus der Sicht der kleinen Leute gemacht,
es ist kein Funktionär und kein überzeugtes Parteimitglied in meiner Ahnenreihe gewesen, weder gestern noch heute.
Dann kam die Zeit, in der die Städter mit Tauschwaren aller Art in die Dörfer zogen
um etwas Eßbares dafür einzutauschen, mancher Student mußte Arzt spielen,
überall fehlte geeignetes Personal.
Mancher Geier hat beim Tauschen viel Geld gut gemacht,
wenn er die Leute auch noch auf den Felder arbeiten ließ, für ein paar Kartoffeln.
Mancher der ehem. Kriegs-Gefangenen kam gerne wieder- je nachdem, wen man antraf-
es gab wohl schon immer gute und schlechte Menschen.
Der Krieg war vorbei, das Kopfgeld wurde ausgezahlt, die Geschäfte waren plötzlich voll..
Die Fabrikbesitzer korrumpierten sofort die ganze Öffentlichkeit und drohten unverhohlen,
sich die Arbeiter vor außerhalb zu holen, wenn die Ortsbewohner nicht gefügig genug waren -
andere Arbeitsmöglichkeiten gab es für die meisten nicht,
so knickten wohl auch alle Gemeindevertreter ein.
Der Aufschwung kam, der es allen besser werden lassen hat- heute,
mit dem internationalen Konkurrenzkampf spürt man deren Knute wieder deutlicher..
und wer genauer hinliest, erfährt die Korruption die man heute "Lobbyismus" nennt.
Nichts anderes als damals, nicht so direkt, nicht so plump.
Es wird erzählt, daß mancher Kriegsheimkehrer -das zog sich einige Jahre hin!-
die ersten Wochen auf dem Boden schlief,
weil er die Betten nicht mehr gewohnt war und schlimm träumte.
Mein Vater hat so einiges aus dem Krieg erzählt, von vielen Grausamkeiten, die "Soldaten so machen".
Wer schlau war, ging nun -wieder- in eine der großen Parteien, um einen Heimvorteil zu haben...
ob im Westen oder im Osten, da war erst einmal alles am Neuanfang.

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"Sich in der Lehre fremdschreiben lassen" oder "Auf die Walz gehen" war in Deutschland
und Europa eine lange ausgeübte Tradition von ausgebildeten Gesellen,
die gerade ihre Lehrzeit abgeschlossen hatten.
Sie lernten auf diese Weise die Sitten und Gebräuche in fremden Städten,
bei anderen Meistern kennen, konnten sich in ihrem Gefach die eine oder andere
Feinheit oder Trick abschauen und dabei -bei freier Unterkunft- Geld verdienen.
Handwerker wie Zimmerleute, Maurer, Schreiner, Steinmetze und ähnliche Berufe hatten ihre festen Abmachungen,
die jeder Meister der Zunft kannte und beherzigte.
"Vreyheit do ick ju openbar De karl und mennich Vorst vorwar Desser Stede ghegheven hat.
Des denket Gode is min radt"
"Rolandsbrüder seid getreu, wie das Urbild ohne Scheu!"
Die Burschenschaft der Handwerksgesellen war stark um sich gegen die Interessen der Meister
zur Wehr setzen zu können, um evtl. Ausbeutung zu verhindern.
Die höchste Instanz war der alle zwei Jahre stattfindenden Kongress jeweils zu Pfingsten,
wo sich die Delegierten demokratischen Grundsätzen verpflichten.
Der ehrbare Zentralleiter vertritt jeweils die Interessen der Burschenschaften.
Einheimische und fremde Brüder sind jeweils in der Burschenschaft zusammen.
Handwerkssaal, Schnüffelabende und Zimmermanns-Klatsch, das Zeigen von Gesellenstücken,
Erfahrungs- und Reiseberichte werden zum Besten gegeben, die in der Fremdenzeit erworben wurden.
Einheimische sind die, welche ihre 3 jährige Reisezeit beendet haben und nicht
näher als 60km an ihren Wohnort heran kamen.
Für alle Obliegenheiten der Burschenschaft wird einer abgestellt, der speziell diese Ehrenaufgaben
übernimmt- Buchgeselle (für das Wanderbuch), Faßgeselle (für das Bier),
Schatzmeister (Geld der Burschenschaft), Dosengeselle (Schnupftabak),- der Altgeselle repräsentiert
und der Walzknecht sorgt für die Disziplin.
"Solange Leben in uns glüht, der Fremde durch die Lande zieht;
Mit Stolz erfüllt es unsere Brust - es lebe hoch die Wanderslust!"
Unabhängig für ein freies Europa lautet die Regel, ohne "Rassen" oder "Konfessions" -
Vorurteile soll es durch die Lande gehen.
"einer für alle, alle für einen"
Tradition, Freundschaft, Kameradschaft, Recht und Ehre aller Menschen stand auf den Fahnen,
handwerkliches Selbstbewußtsein trieb mitunter in die ganze Welt hinaus,
immer auf der Suche nach beruflicher Fort- und Weiterbildung.
Fortschritt ist ohne Tradition nicht denkbar, so ein Spruch.
Unverheiratet und unter 25 Jahre alt mußte man sein,
um drei Jahre und ein Tag auf die Walz gehen zu dürfen.
Nur bei nachgewiesenen, besonders schweren familiären Fällen durften die Burschen nach Hause
in dieser Wanderszeit.
Das "Erwandern" oder "Fremdschreiben" findet noch heute unter Öffentlichkeitsausschluß statt,
die blaue Krawatte, die "Ehrbarkeit" sollte während der ganzen Zeit der Wanderung unbefleckt bleiben.
Nach einer Art Äquator-Taufe, dem Trudeln, wurde der Jungfernbrauch getan.
Die Wanderburschen arbeiten übrigens heute zu den gleichen Bedingungen der Berufsgenossenschaft,
wie alle anderen Arbeitnehmer.
In den Reihen der Bruderschaften sind auch Ingenieure, Meister, Techniker,
Architekten und Poliere -gleichberechtigt- vertreten.
Das Wanderbuch der europ. Gesellenzünfte muss immer dabei sein!
"Wenn Fremde wieder ziehn dahin Und singen der Zunft ihre Lieder; Dann hat das Leben einen Sinn.
Das Handwerk blüht dann wieder."
Die Reisen der Burschen sind mit dem Tourismus nicht vergleichbar,
dennoch sehen die jungen Leute mehr von Land und Leuten.

"Wer ist Lehrling? Jedermann. Wer ist Geselle, der das kann. Wer ist Meister? Der was ersann."

Wer die Wanderzeit beendet hat, meldet sich "einheimisch" und erhält sein Einwanderungsband,
wo seine persönlichen Daten eingestickt sind, einen Zunftseidel und eine Zunftpfeife aus edlem Holz.

Jede Zunft hat ihre eigene Tracht!

Sogar zur letzten Ehre gehen die Zunftmitglieder, die sich auch zu Jubiläen treffen.

"Drum Brüder laßt uns reisen!
Verachtet mir die Fremden nicht,
Die Menschen ohne Bleibe;
Denn wer sich so durchs Leben schlägt,
Hat Energie im Leibe!"

Durch Zünfte schottete man sich vor unliebsamer Konkurrenz ab, zwang Gewerke diesen beizutreten.
(Futterneid oder einfach Existenzangst?)

Der Geselle lebte im Haushalt des Meisters und war seinem Zuchtrecht unterworfen.
Allerdings lernte er dabei auch ganz genau die Gepflogenheiten
kennen, die ein Außenstehender nie erfahren würde.
"Morgensprachen" nennt man die Versammlungen, in denen auch gerügt wurde.

In alter Zeit hatten die Patrizier das Recht, Handwerker,
die ihnen nicht die "gebührende Ehrfurcht" erwiesen,
auf offener Straße zu züchtigen!

Politischer Machtmißbrauch gab es damals wie heute, da hat sich wohl nicht viel geändert,
nicht so auffällig zwar, aber mit Hilfe der Gesetze,
die jene selbst gebastelt haben, wie sie diese haben wollten.

Zunftsmitglieder waren auch bei den Aufständen für mehr Gerechtigkeit stets dabei.

Im Jahr 1302 verbrannten die Geschlechter der Patrizier 10 Anführer der Zünfte
auf dem offenen Marktplatz - was einen Aufruhr und Umsturz dieser Willkürherrschaft brachte.
(Danach hatten 300 Jahre lang die Zünfte zu sagen)

So mancher Fürst bis Kaiser versuchte unbarmherzig die Zünfte zu unterdrücken.
Bezeichnungen wie Bannerherren, Älterleute, Worthalter, Vormunde deuteten auf einen minder
großen Einfluß der Zünfte hin.

Das Wort "Demokratie" wurde in den Zünften so verstanden, wie bei uns in der Volksvertretung,
nur konstitutionell, dh. durch Vertreter, die -wie heute auch- nicht von unten,
sondern von oben ausgesucht waren.

Zünfte legten früher Rüstkammern an, weil die Geschlechter die Reiterei,
die Zünfte aber die Massen stellten.
Selbst Ritter und Fürsten schlossen sich in einer Art Zunft zusammen, jedes Handwerk bis zur Dirne.
Die Hüte als Zunftzeichen bedeuten "Freiheit" - was im Altertum begründet war-
nur freie Männer durften bestimmte Hüte tragen.
Die "Verbraucherrechte" wurden durch die Zünfte garantiert, das ging soweit,
daß sogar Einkaufsgenossenschaften vorgeschrieben wurden,
damit die Qualitäten gleichbleibend und überall vergleichbar waren.
(Frühe Normierung)
Strenge Zunftsgesetze regelten alles- sogar Kleinigkeiten: Wer unehelich geboren war,
wurde nicht aufgenommen, desgleichen Scharfrichter, Stadtknechte und Abdecker, sowie alle deren Söhne.
Meistersöhne hatten "kleine Vorrechte", wie das in allen Sparten bis zu heutigen Tag ist.
Man mußte Lehrgeld zahlen- wer das von Zuhause nicht auf die Reihe bekam,
mußte 2-3 Jahre für den Meister nach der Lehre "für lau" weiterarbeiten.
Sich als Geselle zum Meister hochzuarbeiten, war sehr steinig-
weil die Zahl sehr kurz gehalten wurde.
Die Ausnahme war, wenn jemand eine Meister-Witwe heiratete, dann ging alles leichter.

Zunftsbrüder halfen einander bei der Arbeitssuche.
Verheiratete Gesellen gab es nicht!

Bei Fehlverhalten wurden man ausgeschlossen und galt fortan als Stümper.
Damals wie heute wollten die Meister den Lohn drücken- ohne Zunft war man aufgeschmissen.
"Schwertapostel" nannten man die Bewaffneten des Herrschers.
Eigentlich waren Zünfte eine echte Subkultur.
Ähnlich der Türken in unserem Land, die mit eigenen Gesetzen und Gerichtsbarkeiten agieren.
Trotzdem empfand niemand die Zunft als Last, sie bot zumindest den beruflichen Einstieg,
Aufstieg bis zum Meister- ähnlich wie heute.
Die Gesellen arbeiteten bis zu 16 Stunden täglich!
Das rief freilich auch Widerstände auf den Plan- der Grund für spätere Gewerkschaften,
die man zu allen Zeiten zu verhindern trachtete.

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Geschichtliches, hier etwas zum Thema Denkmalschutz auf dem Dorf.
Nach der Lektüre eines kaum verständlichen Buches des Europa-Rates über den Denkmalschutz auf dem Dorf,
möchte ich hier doch noch meine Gedanken dazu kundtun: Ich lebe seit Kindesbeinen
in einem 900 Seelen-Ort und sehe, was um mich herum vorgeht.
Eigentlich hatte ich viele Stellen des Buches markiert,
(Nicht auf den Seiten, sondern auf einem Blatt, das zugleich Lesezeichen war)
um hinterher doch das meiste davon wieder auszustreichen:
Der Eindruck, daß viel zu oft Beschäftigungs-Biotope für Besserverdiener hervor lugen,
überwiegt fast den an sich guten Grundgedanken,
alte und schöne Dinge bewahren zu wollen.
Die Crux, wie man heute so schön sagt, liegt da: Die Jungen interessiert "der alte Kram" nicht !
Somit sind auch alle "Analysen", "Bestandsaufnahmen" und akribischen Bürokratismen für die Füße,
wenn die Arbeit auf dem Lande fehlt und wenn der Bestandsschutz alter Bauten,
die seit Jahrzehnten leer stehen, derart ohne Rücksicht auf die Interessen und finanziellen
Möglichkeiten der nachrückenden Generationen aufgezwungen wird.
Was nützt die "wertvolle Bausubstanz", wenn die heutigen Menschen größer sind,
die Decken in den alten Häusern aber zu niedrig, wenn die Zimmerchen klein, die heutigen Möbel so wuchtig sind?
Außer ein paar Nostalgikern wird die Briefmarke von Fenster mit undurchsichtigem Butzenglas
kaum jemandes Gefallen erregen- zumindest nicht, wenn man selbst darin wohnen, über die engen Stiegen
seine Dinge in die Wohnung transportieren, mit schiefen Wänden und Böden leben muß..
Gut, man kann auch mit Hilfe der Förderung und der Unterstützung der Denkmalschützer sanieren-
die Banken werden das aber nicht mögen- so sind sehr hohe Bargeld Summen erforderlich,
die heute kaum noch einer haben wird. (Mit abnehmender Tendenz:
Die Bevölkerung spaltet sich gerade in Wohlhabende und einer immer dürreren Mittelstandsschicht und noch mehr Wohngeldbezieher..)

Der heutige Wohnraumbedarf ist ein anderer als früher, wo man auf engstem Raum
mit mehreren Generationen ein Auskommen mit Nebenerwerb in einem kleinen angebauten Schuppen fand.
Wohin mit den Autos, wenn Garagen damals nicht vorgesehen waren?
Ich will erst gar nicht auf die eigentlichen Denkmale eingehen und betrachte somit lieber die
Hausdenkmale, das "Ensemble":
Was von damals blieb, sind zumeist edlere Häuser von Wohlhabenden und Scheunen.
Vieles wurde nach dem WKII verschlimmbessert und "modernisiert", was einige Gemeinden
zum "Waschbetonplatten- und Drehorgelhaustürverbot" greifen ließ, um zu retten was zu retten ist.
Die Leute wollten aber Iso-Fenster, pflegeleicht, die man nicht alle paar Jahre
umständlich schleifen und neu streichen mußte!
Das edle Ziel der EU Kommission die Wohnqualität auf dem Lande verbesser zu wollen,
wir aber letztlich am Wohl und Wehe der Unternehmensansiedlung hängen.
Die Bauern arbeiten längst "zentralisiert", die kleineren Höfe sind weg,
die Läden der Orte sind schon lange geschlossen - ab und an ist noch ein Handwerker zu finden.
Die Ortszusammenschlüsse gingen gegen die Bürger, so stehen die alten Bürgermeisterämter,
die Post, das Backhaus, die Schule - und inzwischen auch das Pfarrhaus mitsamt der Kirche die meiste Zeit leer.
Aus den immer weiter zerfallenden Ortskernen flüchteten die Jungen in Neubauten am Ortsrand-
was eine enorme Ausbreitung der Orte mit sich brachte-
Geschmack ist bekanntlich Glücksache:
Die Bevormundung der 50iger Jahre bezüglich der Gleichförmigkeit
der Häuser-"Fluchten" bis zu den Eindeckungen der Dächer,
wo sogar die Farben "vorgeschrieben" waren, ergab sich die Befreiung heutiger Tage..
Heute ist alles kunterbunt an Baustilen und Stilelementen zusammengewürfelt in den Neubaugebieten anzutreffen
- schön ist eigentlich was anderes, weil alles einer Mode unterworfen ist.
Die EU Leute sprechen von "Demokratie zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger",
meinen aber Postensicherung in großem Stil - freilich alles
Hochgebildete mit entsprechendem "Anspruch" auf "Entgeld".
Der eigentliche Sinn der Veranstaltung -scheint mir- ging in weiten Teilen verloren
oder zumindest an den Leuten auf dem Dorf vorbei.
Das Essen oder das Nahrungsmittel wird weiterhin auf dem Feld auf dem Land angebaut, das die Spezialisierung in den Städten
(oder Losgelöstheit) überhaupt erst ermöglicht hat.
So wie das landwirtschaftliche Produkt "subventioniert" werden muß, so bodenfern ist die Kultur in der Stadt.
Nun versucht man, mit dem Wandel schritt zu halten und Vorgaben zu basteln,
die morgen von der Realität überholt sein werden.
So werden Gesetze gemacht, die länger Bestand haben, als so mancher Berg (Kiesgewinnung) ..
Heute schlägt "Oben" nicht mehr mit dem Knüppel oder dem Schwert, sondern mit dem Gesetz.
(Immer gegen die Bevölkerung, nie gleichberechtigt - weil reiche Leute das Gesetz
durch gerissene Anwälte beugen können, wie es ihnen gefällt.)
Nun ist das Dorf in den 1950iger Jahren so gewesen, daß jeder 3. Einwohner Arbeit
im Ort fand- heute sind es die Pendler, die in der Überzahl sind.
Das bringt Verkehrsprobleme, die Wege und Straßen müssen entsprechend angepasst werden,
in den alten Ortskernen, wo man noch in den 1970iger Jahren
zuweilen "gefährliche Stellen" durch Abriß von alten Häusern beseitigte,
der Platz für die immer breiteren und zahlreicheren Fahrzeuge viel zu eng geworden:
Ortsumgehungen wurden gebaut. Das verhindert jedes noch so schön formulierte EU-Gesetz
über den Umweltschutz der Flure.
Die Dörfer sollten eigentlich nur begrenzt wachsen, was aber gründlich mißlang.
Manche Orte sehen aus wie ein Mund voller Karies-Zähne, überall sind Lücken, Bauruinen,
Leerstände - außen herum wird neu gebaut oder die Jungen sind weggezogen.
Stirbt einer der Alten, die oft ganz alleine bis zum bitteren Ende in ihrem "denkmalgeschützen" Haus wohnen,
das mangels Geld und Kraft nicht mehr in Reihe gehalten werden kann,
haben wir das nächste Objekt,
das viele Jahre leer stehen wird, weil sie die Erben nicht einig sind
und keiner in "den alten Schuppen" ziehen will.
Vereine versuchen das Leben in der Region lebendig zu halten - dazu müssen aber erst einmal
genug junge Leute gewonnen werden- was aber,
wenn viele wegziehen oder in einer entfernten Stadt lernen und studieren?
Die "geistige Arbeit" siegte längst über die "manuelle Arbeit", der Schuppen des Handwerkers
oder Nebenverdieners steht schon lange leer oder ist zusammengefallen,
die Kinder haben in der aufstrebenden Chemie- und Metallindustrie ihr Auskommen gefunden -
freilich weit weg vom alten Zuhause.
Obwohl mit Mieten in der Stadt hoch sind,
lohnt sich die Anschaffung eines Autos und die hohen Benzinrechnung durch die Pendelei
eher nicht oder schafft eine Pattsituation, die zusätzliche Arbeitszeit (unbezahlt) hinter dem Steuer bedeutet.
Das neue "Bildungsbürgertum" will mit seinen Wurzeln nur noch dann zu tun haben,
wenn der Besuch im Museumsdorf mit anschließendem "Brunch" angesagt ist..

Unterdessen fahren die wenigen noch verbliebenen "Bauern" mit Klima- und Stereoanlage
mit riesigen Traktoren herum, mit Computersteuerung, die ein Ausschalten
des Fahrzeuges beim kurzzeitigen Verlassen desselben nicht ratsam sein lassen:
Das Gerät "fährt zu lange hoch..".
Der Bauer schaut morgens auf seinen Computer, welche Frucht am meisten Subventionen verspricht,
kauft diese online ein, gleich mit den Dünge- und Unkrautmitteln.
Schnell nochmal das restliche Futter oder den Getreidevorrat verkaufen,
wenn dieser an der Börse am höchsten steht..
Dorf? Wo denn? In den seelenlosen 70iger/80iger Jahre - Straßen
mit ihren trutzigen Wohlstandsburgen mit ihren pensionierten Lehrern/Bankern/Polizisten?
Das Dorf erkenne ich kaum wieder.

***

Die Publikationen der hochverehrten Hochgelehrten und der Kommissionen sind sooo
schnell Schnee von gestern, wie die Bücher gedruckt wurden.
So mancher Baum würde heute noch stehen, wenn nicht alles gedruckt worden wäre.
Was fehlt, sind Gestaltungsspielräume für die Interessenten an alten Häusern.
Statt dessen wird das Leben abgewürgt durch seltsame Bevormundungen oder Vorschriften !
In Holland geht man mit Alt neben Neu ganz locker um- das wäre doch ein Weg für uns- oder?

Zementiert man einen Status Quo des Ortes - wo soll denn der Ansatz dazu sein?
Welche Epoche wäre denn recht? Hat die neue Idee, hat der Fortschritt keine Berechtigung?

Ein guter Satz: "Die Erweiterung des Gesichtsfeldes der Dorfbewohner gegenüber einer Randpflanzung,
vom geduldeten, nicht produktiven Heckenrand zum bewußt belassenen Biotop als Lebensnische und Beitrag
zum naturnahen Gleichgewicht der ganzen Landschaft,
stellt eine wichtige Aufgabe der Planungsvorbereitungen und Bürgerinformation dar."
Solche Sätze, ganz von oben herab formuliert, sind in dem Buch die Regeln, nicht die Ausnahme..
Man will die "Identität eines Dorfes bewahren" - dabei ist ein Zementieren
eines lebenden Gebildes unmöglich- vermutlich hat man das nicht bemerkt..

Die Orientierung an einem Ur-Kataster macht die Sache nicht lebensnaher.
"Hier könnte durch eine Rücknahme der bebauten Flächen, bei grundsätzlicher Erhaltung
des Standortes, die ökologische Gesamtbilanz des Gemeindegebietes verbessert werden"
Wie nun? Sollen die Häuser weg und die Leute in biologisch abbaubare Zelte gesteckt werden?
Wehe, wenn die restlichen Bewohner gefragt werden, welches "architektonisch
hochstehende Gebäude der Kirchen und Pfarrhäuser" erhalten werden soll ;)
Hohles Geschwafel ist allerorten zu lesen, wenn es um "Bio" und "Denkmalschutz" geht.
"Es bedarf einer gewissen Einsichtsfähigkeit aber nicht einer großen Beobachtungsgabe,
wenn gesagt wird, daß die aufwertende Veränderung, daß der verbessernde,
der verschönernde Eingriff in diesen Umfeldbereichen für die Erfahrbarkeit historischer
Aussagefähigkeit des Dorfes mitunter tiefer greifende Einbußen bewirken
kann als der denkmalnachteilige Eingriff im einzelnen Baudenkmal"
Aha, nun wird man schlauer- "Einsichtsfähigkeit" wird von diesen Göttern "den Menschen" gegenüber abverlangt!
"mitgetragen von der verantwortlichen Intelligenz im Umgang mit dem Dorf.."

Was sind das für Leute dort in der EU? Mondkälber?

Wenn ein Truppenübungsplatz, ein Flughafen oder eine Autobahn gebaut wird,
werden eher die Frösche und Fledermäuse gefragt, als die betroffenen "Bürgerinnen und Bürger"!

Die vielbeschworene "Geschichtliche Identität" der Orte werden von den JETZT
lebenden Menschen getragen, nicht von einem frisch restaurieren Brunnen mit dem alten, aber toten Backhaus,
das streng nach den Vorgaben und Richtlinien erneuert wurde.
(Aber heute niemals ohne Filter oder Katalysator oder zumindest Tüv Abnahme betrieben werden kann)
So manches "malerisch" in Szene gesetzte Ortsbild wirkt leblos, künstlich.
Wollen die jüngeren Bewohner überhaupt das "kulturelle Erbe bewahren"?
Ich finde, daß ein in die Baulücke eines alten maroden Fachwerkhauses durchaus
ein moderner Bau paßt- "Beton, es kommt darauf an, was man draus macht"!
"Gestaltung darf nicht an die Stelle der Erhaltung treten" - ich finde doch!

Was ist mit den vielen leerstehenden Bauernhäusern?
(Inzwischen sogar schon Aussiedlerhöfe)
"..die gestalterische Qualität orientiert sich an den bescheidenen privaten Ansprüchen
von Baugebieten in den Randzonen der Großstädte.."
(Bescheiden? Auf den Gedanken, daß hier schlicht das Geld fehlt,
kann keiner kommen, der solche Texte verfasst)

Ich sehe keine "bäuerlichen Traditionen", sondern ausschließlich Zweckbauten
oder bilderbuchartige Touristen-Ecken in der Bauernwelt.
Immerhin hat man in Brüssel gemerkt, daß sich die Gegenwart schneller ändert,
als in den 150 Jahren zuvor- nicht nur in der Landwirtschaft.
Ich denke auch nicht, daß unsere Altvorderen etwas von "kultureller Orientierung" wußten!
(was wohl auf 99% zugetroffen haben wird)
Die Jungen werfen Kola-Flaschen und Kippen in den alten, mit viel Geld aufgearbeiteten Backes - Ofen des Dorfes.
Der Fußball wird gegen die restaurierten Gefache gedonnert..
Man sitzt auf den Lehnen der Bänke, die Schuhe auf der Sitzfläche und daddelt am Handy.
Waas is - alder?
Man kann die Zeit niemals zurück drehen, sie ist eine Einbahnstraße, soviel sei schon mal verraten.
Der Traktor wird nicht mehr kleiner und niedlicher, das Mähwerk ebenso wenig,
das Pferd ist nur mehr Freizeitgerät und kein Arbeitsmittel mehr.
Landschaftserhaltend finde ich das Mühen der Wanderklubs und des Nabu,
der Rest ist eher selbstverliebt in die eigenen Zeilen.
Heute hilft uns keine Urbestandsaufnahme, die Orte sind auseinander gelaufen, ein Rad zurück gibt es nicht.
Ich lese aber auch: ".. der Wiederaufbau der Ruine eines Renaissanceschlosses,
(Karlsruhe) dessen Aufwand ausgereicht hätte, Hunderte von Schwarzwaldhäusern für
die nächsten Generationen zu sichern, wäre wohl heute nicht mehr so entschieden worden"

Früher plante ein Bauer in die Ferne, für die nächsten Generationen,
heute spielen die Kinder aber nicht mehr mit ..
Was nützen also aufgehübschte Schwarzwaldhäuser, wenn keiner darin wohnt?
Die Art der Gebrauchstüchtigkeit dieser Häuser ist heute nicht mehr gefragt.
Man beklagt bei der Kommission, daß die Agrarier in ihrer Spezialisierung
keinen Unterricht "in der ländlichen Bau- und Siedlungsgeschichte" von den Hochschulen vermittelt bekommen.
So manches "Existenzstützungsprogramm" wurde aufgelegt, weil die Marktwirtschaft in der Landwirtschaft
bis zum heutigen Tag kläglich versagt: Subventionswirtschaft!
(Mit 5 Jahresplan, wie in der DDR)

Das Prinzip ist teile und herrsche, deshalb hält man die Bevölkerung uneins,
mit allen Tricks und gibt lieber dem Bauern Subventionen, auch wenn das kontraproduktiv ist;
so kann man die "Verbraucher" und die "Erzeuger" an den Eiern halten.
Ich meine, das klingt arg nach "drüben" - oder?

Unsere Dörfer wären in einer "Identitätskrise", so wird behauptet- die Wahrheit ist eher die,
daß junge Leute abwandern, weil die Arbeit fehlt und das Fortkommen im Ort nicht gegeben ist.
"Das Riesenangebot an billigen Baumaterialien ließ manchen Hausbesitzer zu völlig ungewöhnlichen,
dem Dorf nicht angepassten Modernisierungsmaßnahmen greifen.."
Landflucht kommt auch daher, weil - da haben die Doktoren recht - auf den herabgesehen wird,
der sich mit "ich komme vom Dorf" outet..
Selbst der Begriff "Nachbarschaft" wird heute anders gesehen. Die Leute sind sehr stolz geworden.
(Ich bin wohl der letzte gewesen, der sich traut eine Leiter durch den Ort zu tragen, zu Fuß, ohne Auto!)

".. eine Entwicklung muß gelenkt werden und darf nicht dem freien Spiel der Kräfte überlassen sein"
Das sehe ich total anders.
Ich wette mal, daß von den Schreibern über Umweltschutz und Dorferneuerung und
Denkmalschutz keiner zu Fuß läuft, sondern jeden Meter mit dem Wagen zurück legt.. die sollten erst mal sich selbst lenken lernen!
(Zumindest ist das bei unseren Ökos und Nabus aus dem Dorf der Fall - ich bin wohl der einzige Mensch, der eine 8 Cent-Pfandflasche aufsammelt und über Kilometer nach Hause trägt, weil der Anblick bei jedem Gang ärgerlich wäre..)
Wenn sich jeder ein wenig zurücknimmt, braucht man keine Schilder, keine "Verkehrsberuhigungsmaßnahmen"!

Wir brauchen keine "Dorferneuerung" und keine Diktate, sondern Belebung - und die ist eher
nur sehr sehr schwer machbar und mit unseren Weltenlenkern schon mal ganz und gar nicht.
(Deshalb oder inzwischen halte ich eine Wahlbeteiligung für sinnlos, es kommen immer
dieselben dran, notfalls "koalieren" sie mit 5% Wahlbeteiligung lt. GG reicht das)

Wir bräuchten keine Verkehrsschilder - wer den §1 der StVO nicht achtet, hat den Führerschein nicht verdient- so einfach ist das!

"Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) § 1 Grundregeln: Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird."

Die städtische Kultur grenzte sich aus -so ergeben sich die Fakten aus den Recherchen-
erst nach Mitte des 19.Jhds, als der Rest von Kleinbäuerlicher Tätigkeit aus den Städten verschwand.
Die dörfliche Kultur bestand aus dem Kampf um das Überleben durch Landbau und Kleinproduktion, es war alles Mittel zum Zweck, weniger wegen der Schönheit oder Ästhetik-
die Kultur der Stadt eher durch Dienstbotentum aller Art, Handel und Großbürgertum.
Ich denke nicht, daß "denkmalschutzpflegerische Gründe" irgendwann mal eine Rolle gespielt haben,
sieht man von patriotischen Denkmalen mal ab.
Denkmalschutz fordert heute behutsame Instandsetzungsarbeiten, die immer wiederholt werden sollen-
dh. man klammert sich wohl an eine heile Fachwerk - Welt, die es so nie gegeben hat. (s.o.)
Nach meinen Beobachtungen ergeben sich eher keine aus reiner künstlerischer Überlegung gestaltete Dörfer,
deren "prägende Ansichten" man zu sehen glaubt, sonst wären nicht überall Scheunen und Gartenhüttchen am Ortsrand.
Die Zahl der Glaubensfanatiker, die unbedingt eine steinerne Rakete mittem im Dorf wollten,
war geringer als man denkt- dieses Treiben war aufgenötigt, aufgezwungen von der "Obrigkeit"- bis es zur Gewohnheit wurde.
Das Buch der EU-Kommission ist von 1985 - bis heute hat sich so viel geändert,
daß es nur noch auf den Grundgedanken ankam, den ich erlesen wollte,
sowie die Weiterentwicklung bis zu heutigen Tag.
Aus historischen Mühlen wurden Edel-Freßbuden, aus dem Backes ein totes Stück Dorf,
das ab und an zu Festen von Vereinen versucht wird wiederzubeleben -
ähnlich wie das "angesagte" Dirndl, das es bei uns so nie gab.
Kirchen stehen leer oder werden nur noch von außen durch einen fremden Pfarrer
oder gar Laienprediger bedient, ansonsten ist das Ding zugeschlossen.
Gemeindeverwaltungen sind leer oder wurden in Feuerwehrhäuser etc. umgewidmet,
desgleichen geschah mit den Dorfschulen, die heute Gemeindesaal sind.
Nach den Griechen, Jugoslawen, Spaniern oder Griechen kamen die türkischen "Gastwirte"
in die heimischen Gaststätten, die inzwischen zum großen Teil schon wieder Leerstände bildeten,
weil auch Pizza, Döner und Cevapcici einer Mode unterworfen sind. (Einzig Pommes und "Burger" scheinen sich zu halten)
Die oberflächlichen und ortuntypischen "Restaurationen" waren nur Blendwerk und Fremdkörper,
eher der Mode als einem bautechn. Fortschritt geschuldet.
Dafür stehen nun in einigen Orten Moscheen, - neue steinerne Raketen - wieder aus dem "heiligen" Morgenland,
wo man so friedlich miteinander umgeht.
Anschließend ergeht sich das Buch in "Bewertungsbögen der Ortsansichten und Baudenkmale",
die haarklein nach einem abstrakten Muster katalogisiert werden sollen.
(Wobei selbst das Bewertungsmuster hinterfragt werden müßte,
sieht man die tatsächlichen Veränderungen der Orte)
An den Randzonen der Orte wird geklotzt und geprotzt, daß sich die Balken biegen:
Alles was gut und teuer ist, wird gebaut, damit der Nachbar übertrumpft wird.
(Wir sind beim Wandern immer wieder froh, diese Zonen hinter uns zu lassen und zum Ortskern
vorzustoßen, wo ab und an ein paar Fachwerkmotive warten,
die nicht von Verkehrsschildern, Mülltonnen oder Autos kontaminiert sind)
Die Ortskerne mit ihren historischen Gebäuden haben oft Innenhöfe mit Durchfahrten-
die Autos, die jedes Jahr mächtiger werden, stehen allesamt auf der Straße
und behindern den Verkehr, der dadurch immer wieder anhalten und geräuschvoll - mit lautem zigfachen Türenschlagen - wieder anfahren müssen..
Die Kinder laufen um die Autos herum auf die Straße, weil die Wagen die Bürgersteige zuparken-
von den eigenen Müttern getan, die "jederzeit" fahren müssen:
Zum Kindergarten, zur Schule, zum Einkaufen,
zum Sportklub, zum Musikunterricht, die Kinder zu den Freunden fahren, sie selbst fahren
auch innerorts jeden Meter - weil das Auto ja so praktisch zur sofortigen Verfügung steht.
Dann geht es zum Einkaufen, zu den Nebenjobs und so weiter..
..dort wo "Multikultur" eingezogen ist, gammeln die Buden wild vor sich hin, rund ums Haus liegen Abfallberge.
Das ist Dorf und nicht das, was verträumte Dorfverschönerer oder Denkmalschützer sehen wollen:
Inmitten dieser Szenerie kurven Busse, LKWs, landwirtschaftliche Fahrzeuge und ..
andere Mütter, die mit ihrem lkw-breiten SUV unbedingt durch die engsten Gassen müssen
und gegen die Verkehrsrichtung auf dem Bürgersteig vor der Bäckerei - Filiale auf dem Bürgersteig halten..
Ich rate dazu, mal mit Wanderer-Augen durch die Dörfer zu gehen:
Es gibt nur graduelle Unterschiede, keine signifikanten wie früher - nur der Zweck heiligt die Bauten,
ob das die Größe ist oder schier aus dem Grund vor den Nachbarn oder Verwandten besser dazustehen,
ist sehr ähnlich gestrickt.
Früher heiligte zwar auch meistens der Zweck die Mittel, die aber eher in der Existenzsicherung bestand,
von Ausnahmen mal abgesehen, die es immer schon gab.
(Die Häuser "besserer Leut" sieht man heute noch sofort heraus,
die der ärmeren oder armen Leute sind meistenteils längst verschwunden, weil eben billiges Baumaterial Verwendung fand.)

***

Die Hildegard von Bingen lebte in dem Abschnitt des Rheintals, das zu unserem Taunus gehört,
somit wäre eine kleine Abhandlung nicht abwegig, die keine Biografie sein soll:
Sie verkörpert die "stammhafte Struktur" des fränkisch-deutschen Menschen des Führer-
und Herrschertums, mit ausgeprägtem Standesbewußtsein.
Sie entstammt aus der politischen Macht des Adels, der weiteste Kreise zog und dabei
auch die höchsten Ebenen der Kleriker umfasste.
In ihrem "Vogelbuch" Kapitel XLIX schreibt sie:
"Die Nachtigall ist warm und etwas trocken. Aus der Nachtluft ist sie geboren, und sie ist rein.
Und weil sie der Nachtluft entstammt, freut sie sich und singt lieber bei Nacht als am Tage.
Auch gibt ihr die Sonne am Tag einen überaus hellen Glanz, und das ist ihr zuwider,-
Wer schwache Augen hat, fange vor Tagesanbruch eine Nachtigall, nehme ihre Gallenblase heraus,
entleere sie, gebe zur Galle einen Tropfen Tau, der auf einem reinen Grashalm gefunden,
und reibe sich damit oft vor dem Schlafengehen die Augenwimpern und Augenlider ein.
Auch wird es nicht schaden, wenn dies in Berührung mit dem inneren Auge kommt.
Wunderbar wird die Schwäche der Augen weichen."

In einem anderen Traktat, das wohl auch ihrer "seherischen Fähigkeit" entstammt liest man:
"Gott ist der Beherrscher der Geschichte, der Beherrscher von Zeit und Raum,
der Beherrscher des ganzen Kosmos. Vor ihm spielt sich der Kampf
des Guten und Bösen ab, sowohl in der Menschheitsgeschichte als in der Einzelseele.
Vor ihm ringen die personifizierten Tugenden und die ihnen entgegenstehenden Laster.
Er gibt Bußvorschriften, verteilt Lohn und Strafe.-
Der Mensch ist weder nach seiner existenziellen Seite hin noch in der ethischen Ordnung ein Einzelwesen.
Stets ist er den höheren Gemeinschaften von Staat und Kirche, aber auch dem Kosmos eingegliedert
und darum auch diesen Ordnungen verpflichtet.
Ihre Gesetze sind bindend, und Lohn und Strafe sind allezeit Forderungen der sittlichen Weltordnung"
Nun sollte man bedenken, daß sich Herrscher und Feldherren allezeit von dem Gedanken leiten ließen,
daß sie von Gott eingesetzt worden sind..
(Das erklärt ein wenig den Machtanspruch, den heutige Lenker in sich tragen)
Die "Symboliker" des 12.Jhds. hatten in der heiligen Hildegard ihre Krönung gefunden, ganz ohne Frage.
Überhöhtheiten, wuchtige Sprache und dramatische Bilder wechseln sich mit tiefer frommer Zerknirschtheit ab.
"Zu keiner Stunde fehlt meiner Seele das Licht, das der Schatten des lebendigen Lichtes heißt.
Ich sehe es, als schaute ich das Firmament ohne Sterne in einer lichthellen Wolke,
und sehe darin auch, was ich oft spreche und denen, die mich fragen,
aus dem Glanze des lebendigen Lichtes antworte."
Wow, das hat gesessen- aber es kommt noch doller:

"Siehe, im dreiundvierzigsten Jahre meines Lebenslaufes schaute ich ein himmliches Gesicht.
Zitternd und mit großer Furcht hielt ich meine ganze Aufmerksamkeit darauf gerichtet.
Ich sah einen sehr großen Glanz. Eine himmliche Stimme erscholl aus ihm.
Sie sprach zu mir: O gebrechlicher Mensch, Asche von Asche, Moder vom Moder, sage und schreibe,
was du siehst und hörst. Aber weil du schüchtern bist zum Reden, einfältig zur Auslegung
und ungelehrt, das Geschaute zu beschreiben,
sage und beschreibe es nicht nach der Redeweise der Menschen,
nicht nach der Erkenntnis menschlicher Klügelei noch nach dem Willen menschlicher Abfassung,
sondern aus der Gabe heraus, die dir in himmlischen Gesichten zuteil geworden,
wie du es in den Wundern Gottes siehst und hörst..
Und wiederum hörte ich die Stimme vom Himmel sagen:
Ich bin das lebendige Licht, welches das Dunkel erleuchet.
Den Menschen, den ich erwählt, und den ich nach meinem Wohlgefallen wunderbar geprüft habe,
stelle ich große Wunder hinein, mehr noch als die Menschen in alten Zeiten,
die viele Geheimnisse schauten. Doch warf ich ihn zur Erde nieder,
damit er sich nicht in Geistesdünkel erhebe..
Und wiederum hörte ich die Stimme vom Himmel.
So rufe denn und beschreibe also."
Nach dieser Vision erkrankte Hildegard schwer, erschüttert läutete sie die Wende
in ihrem Leben ein, die Mission lautete.
"Sie mußte Führerin werden, weil die Führer versagten"
"Sie weigern sich ob der Verkehrtheit ihrer Sitten offen, die Gerechtigkeit, die ihnen bekannt ist, zu predigen!"

Mit ihrem "flammenden Wort" warf sie Schranken nieder, bis ein halbes Jahrhundert später Franz von Assisi
ihre Worte weiterführend aufnahm..

"Heiligkeit besagt Gottverbundenheit, besagt ein Einwohnen Gottes in der Seele
und ein Emporgehobenwerden der Seele in Gott.
Diese Einheit in Gott ist letzte Auswirkung der Jungfräulichkeit. "

"In ihren letzten Visionen schaut Hildegard zwei liebliche Gestalten, die Gottesfurcht und die Armut im Geiste."

"Ich schaute und sah etwas wie einen großen elfenfarbenen Berg.
Darauf tronte ein so Lichtherrlicher, daß meine Augen von seinem Glanze geblendet wurden.
Von beiden Seiten des Herrschers ging, gleich Flügeln von wunderbarer Breite und Länge, ein matter Schatten aus.
Von ihm, zu Füßen des Berges, stand eine Gestalt.
Sie war über und über mit Augen bedeckt.
So groß war die Menge der Augen, daß ich ihretwegen nicht einmal die Umrisse
der menschlichen Gestalt erkennen konnte.
Vor diesem Wesen stand ein anderes, im Kindesalter, mit mattfarbenem Gewand und weißen Schuhen.
Über sein Haupt ergoß sich von dem, der auf dem Berge saß, eine so große Lichthülle,
daß ich das Mägdleins Angesicht nicht anzusehen vermochte.
Auch sprühten von dem, der auf dem Throne saß, viele lebendige Funken herab,
die die Gestalten lieblich umflogen.. Und die himmliche Stimme sprach:
Unfaßbar ist für dich,
sterblichen und schwachen Menschen, die Größe der Macht und Kraft jener Seligkeit,
mit der der preiswürdige Beherrscher jeden Geschöpfes die Tugend durch die huldvolle Heiterkeit
seiner Heimsuchung überflutet..."

Ezechiel läßt grüßen!

Bei dieser Korrekturlesung erinnerte mich das Wort "Lichtherrlicher" spontan an die Wahlkandidaten..

Das läßt sich mit den "Geheimbünden" und "geheimen Zirkeln" fortführen,
die wohl eng mit der Religion verzahnt waren, auch wenn die letztere und zuweilen
auch die "Weltlichkeit" die Weitergabe dieser "Geheimnisse" und "Offenbarungen" unter Todesstrafe verboten..

Ich lese, daß man sich einmal in den Kopf eines Menschen vor 2500 Jahren hinein versetzen sollte:
Er geht durch den Wald eines heiligen Haines zum Tempel- für ihn war alles lebendig,
alles beobachtete ihn, das Rauschen der Bäume waren Geister,
der Wind im Haar das Berühren seines Gottes, die Wolken, das Gewitter waren Zeichen.
Suchte er Zuflucht in einer Höhle, bekam er das merkwürdige Gefühl
(das man heute auch noch spürt) abgeschnitten, ja im eigenen Kopf zu sein.
Kletterte er auf einen Hügel, ging sein Blick in alle vier Himmelsrichtungen,
er dehnte sich bis zum weiten Horizont aus.
Der Nachthimmel zeigte den Kosmos, auf den Wegen hatte er das Gefühl, seinem eigenen Schicksal zu folgen.
Heute fragen wir uns, wie wir wohl so leben können, wie wir es tun- der Mensch
damals kannte genau seinen Platz, den ihm die Götter zuwiesen.
In jeder Naturerscheinung, in jedem Tier sah er Ahnung, Strafe oder Lohn, alles war vorbestimmt.
Sah er die Eule, war das für ihn Athene selbst.
So empfand man eine Entsprechung der inneren Organe zu den großen Dingen um ihn herum,
wie umgestülpt - die Lunge stand für den Vogel in der Luft, Leber,
Nieren, Herz und Hirn, alles entsprach den Sternen, Merkur der Kopf, Sonne der Zirbeldrüse,
die Leber dem Jupiter, die Galle dem Mars, die Nieren der Venus, Saturn der Bauchspeicheldrüse usw.
An der Form gemessen sehen die Organe den Sternen ähnlich- auch ging es um die Wirkung,
die auch heute noch verifiziert werden kann:
Die Nieren produzieren einen Stoff, der für die Liebe zuständig ist..
Erst 1995 entdeckte man mit Hilfe riesiger Teleskope das, was die alten Ägypter
schon gekannt haben: Daß das Sirius-System aus drei -statt aus zwei- Sternen bestand.
(später Sirius C genannt)
Man mutmaßte den alten Menschen dumm, dabei sah er in der Sonne eher eine Linse,
durch die Gott zu ihnen sprach, kein an sich anbetungswürdiges Objekt, wie so oft unterstellt wird.
Ander Götter übten ihre Kraft durch die Konstellation der Gestirne auf die Welt aus.

Man sagt,die Kirche hätte Satan und Luzifer miteinander verquirlt,
eine vorsätzliche Verwirrung geschaffen.
(Was mir allerdings beim zugekifften Gequake der orientalischen Mythen kein Wunder gibt. )
So ist von 7 Geistern Gottes die Rede, ähnliches findet sich in manchen Religionen.
Man stellte den "Mondgott" bei den Hebräern als Jehova, bei den Muslimen als Allah -
den großen Gott "du darfst nicht" dar.
In der Bibel gibt es 1.Mose 6,1-5 und Hennoch 7,1-11 und Hennoch 15,2-16,5 als
"Beweise" von Gottheiten, die sich mit Frauen paarten.
Sintflutsagen und Sexismus wechseln sich ab mit Untoten und Heilsversprechungen.
"Initationslehren" beschäftigen sich mit dem Sein nach dem Tod.
Von tagelangen "Reinigungen" ist die Rede, bis die Seele sich Gott wieder nähern kann.
Hahnebüchern und nach Art des Hieronimus Bo sch kommen die Szenerien daher,
die den Menschen schon immer Angst eingeflößt haben, damit die Priester ihr Luxusleben mit
möglichst vielen Weibern im Tempelbezirk haben konnten.
Die griechische und die ganze orientalische Mystik bis in den asiatischen Raum
wird sich mir niemals erschließen...
Beim Lesen von Unsinn und Wirrniss stellen sich mir -ganz automatisch- die Nackenhaare.
(Es ist auch kein "Stoff" im Haus, der zu diesen "Ebenen" führen könnte ;) )

Ich habe es mir nicht leicht gemacht und mich durch vergleichende Religionsschriften gelesen,
mit der griech. und ägyptischen Mythologie beschäftigt-
nur am Rande, weil die Szenerien doch zu schräg waren.
Vorhersehungen, Weise und Hexen- oder Satanskulte und Geheimbünde aller Arten, geheime Wissen
und zu sektiererisch ausgeübte Religion gehört
-nach meinem Verständnis vom Leben- in ärztliche Behandlung
und nicht eher wieder aus der Geschlossenen gelassen,
bis die Personen als geheilt angesehen werden können.
Ich unterscheide inzwischen in obiger Einschätzung zwischen Sekten, Kulte, Bünde
und zugelassenen Staatsreligionen, die "christlich abendländische Kultur"** begleiten.
Hirnwäschen und Ausbeutung oder Willfähigmachung der Menschen stehen IMMER im Hintergrund
der Bemühungen, ob das Christianisierungen, Jüdische oder Mohamedanische, Hindus oder Buddisten
sind oder Kukluxclan, Scientologen oder Isiskulte etc. als Deckmäntelchen hat.
**..lange, lange Zeit vor dem Alten Testament gab es Kulte oder Religionen, also ist die "christlich abendländische Kultur" nur übergestülpt, es ist ein Deckmäntelchen mehr als Wahrheit.
Die Heilsversprechungen und das Leben im Jenseits begleiten auch die Religionskulte der alten Zeiten,
- mit Fegefeuern und Vergeltungen für das getane Leben.
Ich halte die Leiden dieser Reinigung für die letzten Stunden, die der Mensch im Delirium
des sterbenden Gewebes erlebt, das nach den Schmerzen
der sich nach und nach verabschiedenenden Organe kommt.
Ich habe das Sterben schon ein paarmal begleitet, bei Mensch und Tier ist es ganz offenbar gleich-
etwas davon habe ich auf meiner Peter - Seite verewigt, die sich mit einem ganzen Hundeleben befaßt hat.
Vermutlich tiefer und inniger, als das im Allgemeinen üblich ist.
Abschließend wollte ich sagen, daß für mich religiöser Eifer eine Krankheit der Seele ist
und die Hinwendung zu Kulten und Bünden ein Hilferuf endlich anerkannt zu werden,
in einer mächtigen Gruppe ähnlich gesonnener, im Gleichtakt geschalteter,
die sich von der Realität versuchen abzulenken.
Einige Leute machten sich diese Tatsachen zu ihrem Nutzen, wozu sehr früh auch der Adel gehörte.

So wie die Bücher zu mir kamen, so dick sie waren, so wenig blieb tatsächlich
in meinen Seiten "Geschichtliches" letztlich hängen.

Die Zeit der Korrekturlesungen für eine solche lange Seite, wie Geschichtliches 1 und 2 kann man mit
zwei Wochen anstrengender Arbeit ansetzen.. und diese Korrekturlesungen sind eben zum 5.Mal gewesen.
2022: Zum sechsten Mal, 2023 zum siebten und letzten Mal.

Die Autoren der zurate gezogenen Bücher sind schon lange tot, wenn aber nachfolgende Rechte tangiert worden sein sollten,
bitte ich um Abklärung per E-Mail, damit die entsprechende Zeile aus meinen Seiten heraus genommen werden kann.
Ansonsten gelten die Angaben in meinem Impressum.

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So habe ich im -sehr empfehlenswerten- Roman von Ganghofer (Das große Jagen) gelesen:
"Die vom Verbieten Erschöpften.."
Und so ist das 2024 mit der Ampelregierung. Die dramatischen Zustände damals ähneln den heutigen fatal.