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Eine alte Sage aus Frauenstein bei Wiesbaden:
"Vor langen Jahren kam ein junger Mann daher in ritterlicher Tracht.
Der hatte ein Weiblein bei sich, schön und zart, aber wie's schien, von dem lange Wege übermüdet.
Bleich waren ihre Wangen und ihr Haupt hing auf des Führers Schulter, seitwärts die schönen, gelben Locken.
Scheu blickte der Geleiter um sich; er schien jeden Menschen zu fürchten.
Doch jammerte ihn des Mägdleins, und er wollte sie zu einer sicheren Hütte führen,
wo die zarten Füße ausruhen könnten.
Dort unter der efeubewachsenen Burg steht ein einsames Haus, den alten Burgherrn gehörig.
Darin wankte der Arme mit seiner theuren Last.
Der Mann des Hauses nahm ihn freundlich auf.
In der Stube drinnen aber saß der Burgherr.
Mit scharfem Blicke fasste der Finstere den Eintretenden in's Auge;
schleunig stand er dann auf und winkte seinem Dienstmann hinaus.
Der Fremde, nichts Gutes ahnend, wollte weiter, aber die halbohnmächtige Geliebte bat ihn, daß er bliebe.
Da trat der Wirth mit freundlichem Gesichte wieder herein,
bot den Labetrunk und erquickte das Herz der beiden Ermatteten.
Mit einem "Vergelt Dir's Gott!" wollten sie am Abend weiter;
aber draußen vor der Thüre standen des Burgherrn Geharnischte,
die beide ergriffen und auf die Feste führten.
"Willkommen, schrie dem Gefesselten der tückische Burgherr entgegen, willkommen, Du Räuber!
Dein Brautbett ist fertig. Führt ihn hinab und richtet ihn.
Meines Bruders Tochter ist's, die Du raubtest, und Kunde hatt' ich, ehe Du kamest,
von Deiner Gestalt und Deinem Ansehen!"
Da ward der edle Jüngling gebunden und hierher geführt und, wo diese Linde wurzelt, floß sein Blut.
Das Fräulein ging in's Kloster, ließ aber auf das Blut ihres Geliebten, ehe sie schied, diese Linde pflanzen.
Seitdem ist es, als ob ein Leben in dem Baume wäre, das nicht ersterben kann,
und Niemand wagt es, ein Nestlein abzuschneiden,
oder eine traubige Blüthe zu brechen, weil er fürchtet, es würde Blut heraus fließen."
30 Fuß Umfang soll die Linde gehabt haben, unter deren Krone die Gemeinde
zu dingen (Thing, Ratsversammlung) pflegte und wo man sich noch heute nach dem Gottesdienst träfe..
***
Zu Frauenstein am Lindenbache ging ein Paar durch Feld, Wald und Flur,
vorbei an Weinhängen und Obstgärten,
zurück zum Wanderparkplatz Monstranzenbaume.
Es war schon leicht dämmrig, die Luft war schwül an diesem Tage im Mai.
Da sahen sie einen Reiter am Hain über die alte kleine Holzbrücke ziehen.
Er war angezogen wie ein Edelmann uralter Tage.
Ihre Wege kreuzten sich und der Edle nickte dünn zum Gruße.
Er entschwand im Wald, die Beiden gingen weiter in die andere Richtung,
immer dem Bach entlang,
nach der Lichtung wollten sie nach Norden hin den geraden Weg zum Auto zurück gehen.
Auf der Lichtung war ein Lager mit Zigeunern, wie aus einem alten Film.
Sie konnten nicht vorbei gehen, ohne angehalten zu werden.
Wohin gehet ihr, seltsame Wandersleut?
Wir wollen zu unserem Auto zurück,
wir waren auf Rundwanderung um die Burg Frauenstein herum.
Oh, der Burgherr ist ein gewalttätiger Gesell, dem gehen wir gerne aus dem Wege..
..er macht gerne kurzen Prozess und läd ein zum Galgenberg.
Einen Grund und Anlaß findet er immer, sich Fremde vom Halse zu halten!
Was habt ihr dabei, was gebt ihr uns?
Die Beiden meinten:
Auf Wanderung haben wir nur das Essen und eine Flasche Wasser dabei,
ein wenig Verbandszeug und die Karte, ein Smartphone und die Autoschlüssel,
den Geldbeutel..
Der Zigeuner untersuchte alles gründlich,
er kannte keine Geldscheine und sah die Münzen verblüfft an,
sortierte im Rucksack herum und konnte mit dem Kram nichts anfangen.
So behielt er sich die Gürtel der Hosen,
die Jacken und Wanderstiefel und bedankte sich.
Die Beiden wurden zum Gulaschtopf eingeladen,
den sie sich aus Holzschalen und Zinnlöffeln schmecken ließen.
Die Wanderer dachten an einen Scherz von Ritterspielern,
die gerade überall Furore machten,
diese "Spektakel" feiern fröhliche Urständ.
Trinkt doch einen Roten mit,
der ist uns von einem Handelsmanne "geschenkt" worden.
Das ganze Lager - dieser wohl 30 Personen starken Sippe - lachte lauthals.
Die kleinen schmuddeligen und barfußen Kinder rannten überall herum und lärmten.
Ein Fidler spielte wie wild und zwei Frauen tanzten dazu,
daß die Röcke und die Haare und die großen Ohrringe nur so flogen.
Auf ein Alarmsignal hin sind alle aufgesprungen und haben die Wagen gepackt,
die Maultiere angespannt und sind eilig davon.
Eh es die Beiden begriffen,
wurden sie von einer kleinen Schwadron Landsknechte in uralten Kostümen aufgegriffen und befragt,
woher sie kämen, wen sie suchen und warum sie so merkwürdig gewandet seien.
Aha, sie sind bestimmt Zigeuner oder Spielleute oder Schausteller?
Die Wanderer verneinten und nannten ihr Ziel.
"Wanderparkplatz?"
Was soll das denn sein?
Sie schnappten sich die Zwei,
banden sie und ließen sie neben den Pferden her gehen zur Burg.
Die Blasen an den Füßen und die wunden Handgelenke waren das kleinere Übel,
als sie in den Kerker geworfen wurden.
"Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht!"
Die Burg Vrouwensteyn umgrenzte der Lippbach,
der dann in den Lindenbach mündete-
die Burg war das Bollwerk der Mainzer gegen Nassau,
die etliches Gebiet um die Burg besaßen.
So erzählt es der Mitinsasse in diesem finstren Loche-
"Ich war Herold und bin beim schnellen Bad im Lindenbach gefangen genommen worden,
hatte keine Kleider, weil die Zigeuner sich unterdessen deren bemächtigten"
Er hob fort: "alle Legitimation war weg, auch das Pferd"
Er zuckte resignierend die Schultern:
"Der Heinrich Bodo von Idstein ist ein wilder Mann.."
Die Luke der Zellentür ging auf und zwei Näpfe wurden hinein geschoben.
Mit schallendem Knall ging sie wieder zu.
Die drei Gefangenen sahen sich an, als der Herold meinte:
Ich bekomme nur jeden 2. Tag Essen.
Sie gaben ihm etwas ab, versuchten gerecht zu teilen.
Er wollte gerade seine Geschichte erzählen,
da wurde die Tür aufgerissen,
knarrend und quietschend schlug sie gegen den Anschlag der Mauer.
Zwei Bewaffnete kamen in die Zelle und zogen den Herold heraus.
Da ging die Tür auch schon wieder zu.
Durch die Gitterstäbe sah man nach draußen, wo der Galgen in etlicher Entfernung stand.
Bald hing dort ein Mann.
Eine Woche lang ging immer nur die Klappe auf
und Wasser und trockenes Brot wurden hinein geschoben.
Ein dunkeles,
kühles Verließ mit unerfreulichem Ausblick auf die noch immer am Stricke hängende Leiche.
Dann wurde seine Frau abgeholt und nach zwei Stunden wieder zurück gebracht.
Der Kämmerer hatte sie buchstäblich ausgequetscht und dabei geschlagen,
die Bluse zerrissen und sie genau untersucht.
"Ich habe alles gesagt, auch vom Herold erzählt und von den Zigeunern",
meinte sie atemlos.
"Der fiese Kerl hat mich mißbraucht und geschlagen!"
Ihr Mann wurde nie aus der Zelle geholt oder irgendwo verhört,
warum auch immer.
Dann wurde ein anderer Gefangener in die Zelle gestoßen,
er fiel hin und verletzte sich dabei am Knie.
Langsam fing er an zu erzählen:
Die Herrschaftsverhältnisse in der Burg und bei den Feinden rundherum sind nicht so gut,
die Burgbesatzung leidet an der Ruhr und ist nicht mehr zahlreich.
"Ich komme von Königssondergau herüber und berichte dem Herzog von Nassau,
bin für die Grenzkontrolle zuständig.
Der Erzherzog von Mainz erobert immer weitere Gebiete oder erwirbt diese käuflich.
Alle Bewohner dieser Gebiete sind fronpflichtig
und so wird er immer mächtiger und reicher!"
Die beiden Wandersleute schauten sich an und wußten einer um den anderen,
daß sie nicht in ihrer Zeit waren.
So vergingen die Tage bei karger Kost und Wasser,
der Fremde sprach nicht viel und wurde auch bald wieder abgeholt,
vermutlich zu Verhör.
Sie sahen ihn nie wieder, auch nicht am Galgen hängen.
Eines Tages kam ein Söldner und befahl ihnen sofort mit zu kommen,
um die Lichtung zu zeigen, wo die Zigeuner waren.
Mit Handeisen aneinander geschmiedet,
führte er sie in die Burghof,
wo der Schmied ihnen statt dessen Schellen um die Hälse - mit Ketten anlegte.
Der Söldner ließ sich von seinen Gefangenen zur Lichtung führen.
Das war leichter gesagt, als getan,
- weil ihr Wanderweg durch Häuserzeilen ging, die es jetzt noch nicht gab.
Alles war mit dichtem Gebück und Dornenhecken zum Schutze der Burg bewachsen.
Deshalb haben sie sich verlaufen und kamen bei einer Mühle am Lindenbach vorbei
und wußten nun, daß sie dem Verlauf folgen mußten.
Die große Lichtung war nicht zu finden,
weil der halbe Wald nicht mehr da war,
nicht mal der Weg zum Wanderparkplatz.
Vermutlich verlief dieser Weg damals ganz anders
und nun sind sie am "Grauen Stein" angekommen.
Die L3441 war freilich noch nicht angelegt,
sie war nur ein holpriger, matschiger Flurweg,
der in etwa den gleichen Verlauf beschrieb.
Der Söldner wurde langsam ärgerlich,
weil er um seine Mahlzeit fürchtete,
ging aber dennoch rechts den Flurweg ein,
wo man südwestlich der Burg ankam.
Unterwegs wurden sie von Räubern aus dem Hinterhalt überfallen,
die dem Söldner die Waffen abnahmen
und die Beiden als Gefangene bis zur Pfarreiche schleppten,
wo sie ihren Unterschlupf hatten.
Mitten im Wald.
Sie wurden als Wanderarbeiter an einen Müller verkauft -
die Räuber hatten zuvor eine Woche lang die finstersten Dinge angedroht,
damit sie nichts ausplauderten.
Die Wanderer spielten mit, denn sie wollten dem gemeinen Pack entkommen.
Bei einem Winzer am Nonnenberg fanden sie Arbeit und Brot.
Ein gestrenger Herr mit feistem Bauch und edlem Haus
gewährte den Beiden Obdach in seiner Scheune.
Dieses Weingut gehörte zum Mainzer Gebiet und lieferte den Domherren den Messtrank.
Hier lernten sie den Umgang mit den Reben und halfen beim Keltern,
sie arbeiteten mit den Fässern,
beluden die Pferdewagen und begleiteten die Fuhren bis zum Rhein,
mit der Fähre setzten sie über und kurvten in den Rheinhafen, wo die Fässer entladen wurden.
Unterwegs mußte der Wagen immer wieder geschoben werden,
weil die beiden Gäule an den Hängen überfordert waren.
Bergab wurde mit einem Holz an der Kette gebremst.
Mit leeren Fässern, hoch aufgetürmt, ging die Fahrt zurück.
Dieses langsame Fahren des Wagens,
der wegen der schlechten Wegstrecken sehr vorsichtig agieren mußte,
machte auch den Kutscher müde- er schlief ab und zu ein.
Da kam eine Nonne des Weges, jung war sie und lieblich-
sie trug auf der Schulter eine Axt
und ging eilends des Weges von der Burg kommend.
Kaum waren sie mit dem Wagen vor dem Ort, hörten sie die Leute tratschen:
"Die Blutlinde ist gefällt,
der Schultheiß hat sie im Auftrag des Burgherrn umhauen lassen!"
Oh weh, das wird ein Unglück geben!
Tags darauf erzählten sich die Leute auf der Straße:
Das Blut ist geflossen,
dort unter der efeubewachsenen Burg in dem einsamen Haus,
welches dem alten Burgherrn gehörig ist.
https://www.bau mkunde.de/baumregister/1104-blutlinde_in_frauenstein/
Die Nonne ging nicht mehr in das Kloster,
sondern verschwand und keiner hat sie mehr gesehen.
Die Wanderer rieben sich die Augen und wunderten sich,
daß sie tatsächlich auf dem holpernden Wagen eingenickt waren.
Sie schauten sich um und sahen sich in ihrem Auto sitzen,
der auf dem Wanderparkplatz stand-
hinter der Barriere lud ein Havester Baumstämme auf den Hänger,
die Erschütterungen haben die Beiden geweckt.
Sie hielt ihre Thermoskanne im Arm und erinnerte sich,
daß sie eigentlich die Wanderung in zwei Etappen machen wollten-
nach dem kürzeren ersten Teil machten sie ein Nickerchen im Auto,
mit einer kleinen Brotzeit, weil der Weg doch recht beschwerlich war.
Bevor der 2. Teil der Strecke in die andere Richtung folgen sollte,
wollten sie ein wenig Kraft tanken.
..keiner der Beiden jedoch wollte von seinem Traum erzählen
und so fuhren sie schweigend wieder nach Hause.
Als es schon dunkelte,
meinten sie eine schwarze Gestalt am Straßenrand gesehen zu haben,
ganz dicht fuhr ihr Auto daran vorbei - aber zu schnell,
um etwas erkennen zu können.
Daheim in der Garage sahen sie,
daß der Lack auf der rechten Fahrzeugseite einen langen Kratzer aufwies.
Sie schauderten und erzählten sich beim Glühwein gegenseitig ihren seltsamen Tag-Traum.
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Dazu paßt das Büchlein "Eine Landpartie" von Guy de Maupassant
(Novelle) aus dem Jahr 1989 ISBN 3-351-01493-7
zum weiter Träumen..
2023 Nov.
"190.000 Ukrainer im wehrfähigen Alter werden bei uns in Deutschland durchgefüttert"
Und wir Dussel schenken unglaubliche Summen in dieses merkwürdige Land..
..nicht nur die alten Zeiten sind unverständlich!
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Nov. 2024, - nun will man die Kupferkabel abschalten, genau gesagt DSL. Das Glasfaserkabel wird favorisiert. Ich lese davon, daß in Schleswig Holstein in diesem Jahr 2580 Katzen von Jägern erschossen worden sind, weil sie mehr als 200mtr vom Dorf entfernt herum liefen. Aha. Woher sollen die Katzen das wissen? Luchse sind auch Katzen, wie Wildkatzen- müssen die nun Angst um ihr Leben haben? (Vielleicht ist das ja nicht mehr nötig, der Russe testet seine Interkontinentalraketen.. , statt ein vernünftiges Leben in Russland zu ermöglichen...)
Man darf nie zu schwarz sehen und denken, daß im Ernstfalle die Dinger sowieso nicht mehr funktionsfähig sind- verrottet, wie alles in diesem Land. So hat auch das was Gutes.
Wir Alten müssen den Jungen im Land Mut machen und da passen trübe Gedanken eher nicht- nicht?!
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