Kartuschen - Thema: Claus Lichtfelde 36,
Eine Fortsetzungsgeschichte, rein fiktiv.
Anna besprach gerade ein Band:
"Ur-Sprung, Zeit-Sprung, Ei-Sprung, Hammel-Sprung, Saiten-Sprung, Glasur-Sprung, Hirsch-Sprung, Weit-Sprung, Hoch-Sprung, Bock-Sprung, Seil-Sprung.. der Sprachkünstler begeistert sein Publikum.."
Claus beantwortet gerade eine Anfrage einer Hörbuch-Redaktion, die ihn auf einer Buchmesse einsetzen möchte.
Der Tag geht so schnell dahin, wie die Blätter von den Bäumen fallen - es wird Herbst!
Seit dem letzten Einsatz haben die Beiden keine Nachrichten mehr gesehen - Claus sprach die Texte, aber der Inhalt ging an ihm irgendwie vorbei.
Die Ruhe wäre geradezu als heilig zu bezeichnen gewesen, als der Postbote klingelte und die Stille zerriss.
Der Sender hat den Vertrag mit Claus gekündigt und eine Ablösesumme von 6 Monatsgehältern angeboten.
So ändert sich immer was, meinte Anna trocken, kaum glaubt man
sich in Sicherheit wiegen zu können, geht das Karussell wieder rund.
Claus war nicht faul und nahm das Angebot der Hörbuchredaktion an.
Alles ging am nächsten Tag per Post raus - wer zuerst kommt, mahlt zuerst!
Später wollten sie nur noch zusammen Aufnahmen machen, am liebsten Hörbücher oder Märchen sprechen- das war ihr Fernziel.
Aber die Sache gestaltet sich immer anders als man denkt.
Anna war wieder schwanger, das ist die beste Neuigkeit.
Durch ihre Tätigkeit zuhause ist das auch alles kein Problem und leicht machbar,
die Arbeit im Haushalt und den Beruf zu verbinden.
Claus knüpfte unterdessen mit etlichen Verlagen Kontakte, damit weitere Aufträge in Sachen Hörbuch zustande kamen.
Der Nachbar warb immer mal wieder für seinen Liederkranz, der recht weit bekannt gewesen ist.
"Kommt doch einfach mal vorbei und hört euch an, was wir zu bieten haben- vielleicht ist das euer Ding!"
Am Samstagabend fanden sie sich ein und wurden freundlich begrüßt mit einem Ständchen.
Der Chorleiter hat nicht eher Ruhe gegeben, bis die Beiden ihre Stimmen erklingen und -noch ungeübt- ein kurzes Lied mitsangen.
Die anderen Mitglieder applaudierten spontan und so war der Bann schnell gebrochen.
Von nun an gingen sie 2x die Woche für 1-2 Stunden zum Chortreff und waren sehr entspannt und zufrieden dabei.
Sie sangen alte Volksweisen von "strohblonden" Mägdelein und spürten, wie sehr sich unser Land in den letzten Jahrzehnten verändert haben muß.
Es ist praktisch kein Stein auf dem anderen geblieben, die Alten von damals hätten Deutschland sicher nicht mehr wieder erkannt.
"Man fragt sich, ob es dem neuen Leben in dir wirklich zuzumuten ist, in diesen Zeiten auf die Welt zu kommen!"
Brach es aus Claus heraus - aber der Nachbar entgegnete:
Wenn jeder so gedacht hätte, hättet ihr heute nicht denken können..
Mancher empfindet das als Segen, viele aber eben auch nicht,
meinte einer der Sänger, man kann das so und so sehen:
"Damals ging es ruhiger und -zwangsweise- zufriedener zu, weil Geld und Ruhm Mangelware gewesen sind.
Auf alle Fälle versteht niemand mehr die Liebe zum Land, die Heimat und den Boden, auf dem alles gründet.
Heute ist man viel gebildeter und.. eingebildeter."
Betroffenes Nicken.
Alle fuhren mit dem Auto nach Hause, auch wenn das Haus nur eine Querstraße weiter war,
aber
unsere Beiden gingen Hand in Hand diesen einen Kilometer gerne zu Fuß durch den Abend.
In Seniors Werkstatt wurde noch gewerkelt, diesmal an zwei Wagen gleichzeitig.
Eine Reparatur und eine Restauration, wobei Reparatuen immer vor gingen.
Die Havaristen wurden von der Werkstatt mit dem Möbelwagen abgeholt und mithilfe von Rollen und Zugwerkzeugen im Innenraum verfrachtet.
Das Licht brannte noch lange an diesem Abend in der Werkstatt, als Henriette den drei Männern das Abendbrot vorbei brachte
und frischen Kaffee einschenkte.
"Wir müssen auch mal Feierabend machen, diese Überstunden sollen nicht zur Gewohnheit werden- was ist denn das für ein Karren, an dem ihr schraubt?"
Es ist mein Golf Gti aus dem Jahr 1977 - ich bin über einen hohen Bordstein gefahren, der im Dunkeln nicht zu sehen war.
Ach so, meinte sie und ging weg.
Die Männer hatten die Felge, die Spurstange und den Achsschenkel nebst Radlager und Antriebswelle der rechten Seite neu eingezogen.
Der Wagen war wieder einsatzbereit und der Mechaniker fuhr froh nach Hause.
Totmüde fiel Claus ins Bett, nachdem er sich mühsam vom Werkstattdreck und Öl befreit hatte:
Lange schaffe ich das nicht mehr!
Sie nickte und fing an in den Traum einzudämmern, - zu lange war sie wach geblieben und nun war es schon nach Mitternacht.
Sie träumte davon, daß der Möbelwagen zu einem Wohnmobil umgebaut wurde und sie damit die Cote d Azur entlang fuhren-
als der Wagen mit einer Reifenpanne liegen blieb.
Gerade noch so eben hat Claus das Fahrzeug vom Abgrund weg steuern können und es sicher auf einer Ausweichstelle zum Stehen gebracht.
Geschwitzt wachte sie auf.
Sie erzählte am Frühstückstisch von ihrem Traum und Claus lachte:
Du träumst dir was zusammen!
Uns geht es doch gut- oder?
Und an diese Küste müssen wir auch nicht ..
Halb Sieben- die ersten Mitarbeiter kamen und schlossen die Tore auf.
Punkt Sieben kam ein älterer Herr mit einem amtlichen Schreiben.
Er lieferte diesen Brief ab, notierte die Uhrzeit auf einem Zettel und entschwand.
"Sie werden vorgeladen, am kommenden Montag, dem.... im Amtsgericht zu erscheinen um als Zeuge gehört zu werden.
Wir bitten um vollständiges Erscheinen - auch das ihrer Mitarbeiter!"
Ei weh- was ist denn hier los?
Die Beiden konnten sich keinen Reim darauf machen und auch die Mitarbeiter hatten offenbar keine Ahnung.
Der Termin rückte näher und keiner wußte warum.
Die Sekretärin hat sich vor ein paar Tagen krank gemeldet und ein Attest geschickt.
Im Sitzungssaal des Amtsgerichtes fand eine Anhörung statt, wo der Vorsitzende erklärte:
Ihre Firma ist gesamtschuldnerisch auf die Eheleute eingetragen, die Vollmachten der Finanzabwicklung liegen bei ihrem Steueranwalt und der Sekretärin.
Der Anwalt ist bereits - wegen Verdunklungsgefahr - vor ein paar Tagen festgenommen worden und seine Komplizin
ist zur Fahndung ausgeschrieben worden.
Es wird zur Klage gebracht, daß Betrug in 50 Fällen vorliegt.
Die Hälfte der Firmen haben schon Insolvenz beantragt, was ich ihnen auch raten würde.
Dr. Froh wird sich ihrer Sache annehmen, er ist vereidigter Insolvenzbeauftragter - es sei denn, sie verfügen über die Mittel, den Konkurs abzuwenden.
Wenn sie nicht darauf reagieren, geraten sie alle in den Verdacht betrügerischen Bankrott betrieben zu haben.
Haben sie als die Beschäftigten etwas bemerkt, haben sie etwas dazu zu sagen - jetzt ist die Gelegenheit !
Nein, meinten alle, wir hatten alle Hände voll zu tun und mit dem Büro nichts zu schaffen.
Gut meine Herren, das war es für sie - Arbeitslosengeld und evtl. Wohnbeihilfe steht ihnen zu.
Die Inhaber der Firma:
Es ist ihnen verboten, jedwede Geschäfte in der Zwischenzeit zu tätigen, sonst machen sie sich strafbar.
Dr. Froh wird sich mit ihnen in Verbindung setzen, vielen Dank, die Sitzung ist geschlossen.
Henriette und Claus waren fertig, durchgeschwitzt und verzweifel.
Am nächsten Mittag - alles ruhte in der Firma und die Angestellten waren zuhause -
kam Dr. Froh und übersah alle Akten mit einem Helfer, der wohl Buchhalter sein mußte.
Akten wurden beschlagnahmt und abtransportiert.
Überall waren Pfandsiegel angebracht.
Nur mit Mühe konnte das Siegel auf einem Kundenwagen verhindert werden, weil Claus den Nachweis eines Fremdeigentums und Auftrags hatte.
Anna und Claus Junior erfuhren nichts von der ganzen Sache, man wollte sie nicht auch noch aufregen in der Schwangerschaft.
Das Paar freute sich ihres schönen Lebens, der Bauch wuchs zusehens.
Sie nahmen aber tapfer am Singabend teil und waren sehr beliebt geworden - schöne Stimmen werden immer gebraucht!
Rolf war in dieser Zeit in seiner Schlafecke und rührte sich nicht.
Die heile Welt der Beiden war wie ein langer "Honymoon", ungetrübt und .. daheim.
"Homeoffice" ist zwar auch anstrengend, aber ohne die Gefahren des täglichen Pendelverkehrs, eigentlich ein Gewinn.
Daß sie dabei geldlich etwas eingeschränkt waren, hat sie nicht gestört.
Inzwischen wurde das Kinderzimmer fertig und ein "Babyphone" angeschafft.
Fortsetzung auf Seite Claus Lichtfelde 37
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