Kartuschen - Thema: Claus Lichtfelde 34,
Eine Fortsetzungsgeschichte, rein fiktiv.
"Meine Damen und Herren, wir wollen keine Opposition im herkömlichen Sinne sein,
keine Flügelpartei und auch kein Koalitionspartner, wir sind angetreten,
um die Mitte der Gesellschaft neu zu sammeln"
Annas Rede ging gerade über den Nachrichtensender, für welchen Claus tätig ist.
Die Redezeit wurde exklusiv eingeräumt von der Partei,
weil innerparlamentarisch solche Dinge nicht mehr unterzubringen gewesen sind.
Sie fuhr fort:
"Wir sind keine Radikalen jedwelcher Art, sondern ganz normal Steuerzahler mit ganz normalen Gehältern,
die jeden Tag ihr Gewerk tun - unauffällig und ohne zu einer "Demo" zu gehen.
Wir akzeptieren immer wieder die wirren rigiden Gesetze, die mit heißer Nadel gestrickt
und mit so vielen Lücken versehen worden sind,
daß jeder windige Anwalt diese aushebeln kann, wenn der Klient genügend Geld hat.
Wir fordern Gerechtigkeit für alle und die muß man lesen und verstehen können.
Deshalb halten wir dirigistische Anordnungen, die nicht von allen Bürgern ganz klar verstanden
und akzeptiert werden, für sittenwidrig und wir werden dagegen vorgehen -
Gesetz für Gesetz, Anordnung für Anordnung, Verfügung für Verfügung, Edikt für Edikt
und wie die Wortschöpfungen alle sein mögen.
Wir sind keine Kinder, die man willkürlich bevormunden kann, wir beginnen uns zu wehren!"
Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort:
"Wir wollen eine Zukunft für UNSERE Kinder und kein Aufnahmelager für die ganze Welt sein -
so groß ist unser resourcenarmes Land nicht, daß wir ewig den Weihnachtsmann spielen können, nur weil Deutschland vor 80 Jahren den Krieg verloren hat -
wir müssen an die Zukunft denken und wollen auch kein Eldorado für radikale Religionen sein,
mit deren seltsamen archaischen und frauenfeindlichen Regeln, keine neuen Machos und so weiter.
Wenn wir das geschafft haben, wird auch der neue braune Sumpf austrocknen und diejenigen,
die diesen Leuten die Steigbügelhalter sind - die ewig gestrigen Kommunisten,
die in verkappter Form überall eingesickert sind!"
Anschließend wurde dazu aufgerufen, das Webportal zu besuchen,
um sich eine klare Meinung zu allen Punkten des Parteiprogramms bilden zu können.
Für diesen Spot hat der Sender gutes Geld bekommen und war schnell in aller Munde.
Die etablierten Parteien fanden diese "Beeinflussung" einen "Skandal",
aber das ist eben genau jenes Ding, wovon die Presse lebt..
die sich auch gleich darauf gestürzt hat, um die Worte zu
demontieren.
Eine Woche später hatte sich die Zahl der Parteimitglieder verdreifacht !
Die Partei dankte ihren ehemaligen Mitarbeitern, die sich derart engagiert hatten
und versprach eine Helferposition im Falle der Arbeitslosigkeit, "von der man leben kann".
Zuhause angekommen, haben die Beiden erst einmal zwei Tage geruht und sich die Pizza kommen lassen..
Rolf bekam eine Wurst - denn bei dem Wort "Pizza" kam irgendwie die Zunge ein wenig seltsam hervor.
Er schaute Oliven an wie Spinnen..
***
Unterdessen brütete Claus Senior an einem Ausstiegsszenario,
denn man wird ja nicht jünger und irgendwann
hat man(n) mal genug geschraubt und gearbeitet.
Er wollte diese Lösung aber nur mit Henriette gemeinsam erarbeiten und nicht über's Knie brechen,
wie man so schön sagt.
So vergingen die Tage und immer weitere Anfragen kamen an sie heran-
mal wurde ein spezieller Wagen gesucht, mal sollte ein Fahrzeug aufgearbeitet werden.
Inzwischen hat sich die Werkstatt ausschließlich um Mercedes Wagen W108, W114, W116 und W123 beworben.
Claus war dabei, sich
einen Namen in dieser Selektion zu machen, denn ohne eine gewisse Selektion wird die Arbeit zuviel.
Andere Marken und Sonderfahrzeuge oder Nutzfahrzeuge hat er weiter geleitet an seine Mitbewerber.
Dieser Gedanke kam nicht von ganz ungefähr, Claus hatte zuvor einige Kontakte zu den anderen Werkstätten,
die mit Oldtimern betraut sind.
So teilte man sich den Kuchen und hatte also keine Konkurrenz mehr zu befürchten und die Auftragsmenge
wurde tatsächlich
kaum geringer, weil jeder jedem neidlos entsprechende Kunden zuschob.
Das hat Claus auf dem Onlineportal deutlich gemacht und die Namen der ehemaligen Konkurrenten und deren Marken genannt.
Die Selektionsfahrzeuge, wie er seine Intention nannte,
kamen aus etlichen Ländern.
Wieder half der Logistiker mit seinen Transportverbindungen und stellte nur mehr einen Container auf den Hof, für den ein paar Tamarisken weichen mußten.
Diese Übergangslösung wurde durch die fast vollständige Überbauung durch eine Stahlkonstruktionshalle vor der Werkstatt abgelöst,
Wo die Wagen nun hübsch aufgereiht und abgedeckt wurden.
Drei Wagen übereinander, wie in einem Regal:
Die Fahrzeuge wurden auf zwei verbundene Schienen geschoben,
diese mit einem schweren Gabelstabler in die Parkposition gebracht.
Nur langsam reiften die oft stark mitgenommenen Wagen zu Schmuckstücken heran, die man so nirgendwo bekam.
Der rote Borgward Isabella TS hat schnell einen Liebhaber gefunden!
Er und seine Frau fuhren .. mit dem 450 Smart Diesel herum,
auch auf dem Oldtimertreffen - wo zuerst nur Gespött kam,
bis den Leuten die Vorzüge des Microcar klar wurden.
"Zu wichtigen Treffen und Ausfahrten kommen wir freilich mit einem unserer Glanzstücke, versprochen!"
Und so kam das auch:
Der Möbellaster fuhr im Konvoi mit den Oldtimern - ein echtes Glanzstück.
Wer sich näher dafür interessierte, dem zeigte man im Innern die Fracht:
Einen W108, 280S in stahlblau Metallic mit feinem Velourpolster..
Mit H Kennzeichen und tiptop restauriert, wie neu.
Der Wagen wurde - als typisches Highlight - per Gebotskasten
versteigert und alle waren - wie immer - sehr gespannt,
wer sich diese Beute schnappen wird.
Einige sahen Claus "schief an", weil er sich in Richtung "Youngtimer" versteift hat,
andere bewunderten seinen Mut und Entschlossenheit, "Nägel mit Köpfen zu machen"
und seinem Geschmack und Gefühl Ausdruck zu verleihen - auch wenn dadurch der Umsatz künftig deutlich geringer werden würde.
Fortsetzung auf Seite Claus Lichtfelde 35
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