plaetzchenwolf - Kurzgeschichte Der Runkler
Landfotografie




"Der Runkler"


Fixe (fiktive) Idee einer Existenz ohne die Segnungen der Moderne?





Oberhalb der Rübenäcker der Stadt wohnt der alleinstehende Runkler
in einem heruntergekommenen Häuschen,
das wohl noch nie "bessere Tage" gesehen hatte.
In der Feldgemarkung, die man "in den Runkeln" nennt, war also sein Zuhause.
"Runkel oder Runkeln" kommt von "Runkelrüben", also Wasserrüben,
die man früher für die Schweinemast brauchte.
Diese Rüben baut heute kaum noch einer an,
weil die Fertigfutter aus der Fabrik billiger sind-
(Soja vom anderen Ende der Welt und Getreide von hier bilden heute das Viehfutter,
leider oft genug mit Dingen versetzt,
die man lieber nicht wissen will)
Die Bearbeitung dieser Hackfrüchte ist zudem auch noch arbeitsintensiv,
deshalb wird dort im Rübenfeld nur noch Mais und Getreide angebaut.
Die weite Ebene mit ihren Wiesen "Streuobst" zeigt
heute meistens mit diesen modernen Pferdehöfen
oder "Hofreiten" ihr modernes Gesicht der Wohlhabenheit.
Am Rande der Felder und Wiesen, kurz vor dem unwirtlichen Gestrüpp und Gesträuch,
wo der kleine Bach knapp im Wald entspringt,
geht ein grob geschotteter Weg aus der Gemarkung hinaus,
durch den Wald hindurch und an Feldern und Wiesen vorbei bis in die nächste Stadt.
Irgendwo fast im "Niemandsland", Brachland oder unwirtliche Fläche
zwischen zwei Kommunen also liegt das Häuschen
des Runklers etwas abseits zwischen Holundern halb versunken, halb verfallen.
Der Zuweg vom dem Schotterweg ist nur ein Trampelpfad mit winziger,
selbst gezimmerter Holzbrücke,
unter welcher dieser Bach hindurch gurgelt.
Wer es nicht weiß, würde an eine vergammelte kleine Feldscheune denken,
aber es war ein Haus, das des alten Forstgehilfen,
der sein Vater war, der fast zusammen mit seiner Mutter
-noch im gleichen Jahr- in hohem Alter verstarb.
Hier sagen sich Hase und Fuchs gute Nacht,
nur ab und zu gehen in 30-40 Metern Entfernung ein paar Spaziergänger oder Wanderer entlang,
auf eben diesem Schotterweg.
Ab und zu fährt ein Traktor, eher noch ein Gemeinde-Auto entlang oder man sieht ein paar stolze Reiter.
In dem Häuschen des Runklers, wie man das schiefe Ding nennt,
war nie Strom gelegt worden, nur ein Wasseranschluss war da,
der einfach von der Waldquelle gespeist wurde.
(Wie damals so manches Forsthaus oder Einöd-Haus)
Ein Plumpsklo mit Grube war die "Entsorgung".
Der Inhalt dieser Grube wurde im Herbst auf das Gartenland ausgebracht,
das war ein guter Dünger und nur deshalb brauchbar,
weil der Runkler keine Chemie zu sich nahm und keine Antibiotika,-
ja selbst der chemische Rohrreiniger war ihm fremd.
Dort kommt auch kein Fäkalwagen hin,
weil das Gelände rundherum sumpfig ist, eine sogenannte "Sauerwiese",
auf welcher selbst im Hochsommer noch alles naß war.

Dort wohnte der Runkler, der Einsiedler,
der keine Zeitung und kein Fernseher und kein Radio hatte, keine einzige Glühbirne,
keine Mikrowelle und keinen Staubsauger oder Handy-
alles was irgendwie Strom braucht, sucht man hier vergebens !
Dafür gab es keine Roll-Läden und kein Schloß im Haus,
nicht mal einen Schornstein hatte diese Bude !
Ein alter Gusseisenofen stand in dem einzigen Raum, den das Gebäude hatte -
ein schräges Ofenrohr ragte durch den Raum,
einfach durch die Wand und durch ein Blech hindurch einen Meter ins Freie,
mit einem Häubchen darauf, dass keine Funken daraus stoben-
unweit unter dem Dach in Pultform.
Nicht mal Fachwerk, einfach nur einfach.
So war das schon immer und hat auch immer funktioniert.
Einen Keller hat das Haus auch nicht,-
der wäre sowieso immer voller Wasser gestanden.
Eigentlich bestand das Häuschen aus einem einzigen Raum,
welcher mit runden und halbrunden Holzscheiben "gepflastert" war,
als Holzdielen-Ersatz.
Die Wände waren gekalkt, die Decke muß früher irgendwann mal
einen Giebel mit einem kleinen Obergeschoss getragen haben,
bevor man ein Flachdach darauf zimmerte.
Er hat dieses stabile alte Blechdach mit Gras bepflanzt,
so war alles gut isoliert und hielt die Wärme lange genug im Raum.
Das war schon wieder modern und wohl hat er das irgendwo bei diesen tollen Neubauten abgeguckt.
An ein Auto hat er nie gedacht, kein Motorrad oder ähnliches-
nicht mal Plastik - Artikel irgendwelcher Art waren in dieser Bude zu finden:
Er hatte nur irdenes Geschirr und ein paar Messer,
Gabeln und Löffeln billigster Art und Weise.
Ein windschiefer Schuppen war noch da, in dem Holz gehackt und gestapelt wurde,
in diesem waren ein paar einfache Gartengeräte und eine Säge untergebracht,
die an der Latten-Wand hing.
Auf einer Seite - zum Schuppen hin - war der Dachüberstand größer,
dort war eine einfache Holzbank und ein alter Küchentisch,
wo er am liebsten seine karge Mahlzeit einnahm.
Seine Bettstatt war aus einfachen Brettern mit Leinensäcken bestückt,
die jede Saison frisch mit Stroh und Heu gefüllt wurden.
Ein paar Bienenstöcke versorgten ihn mit Honig
und Wachs für die Kerzen, ein paar Hühner gaben das übrige.
Der Runkler war bescheiden, sich selbst genug und "kommunikativ" konnte man
ihn auch nicht gerade bezeichnen.
Er schrieb Kriminal- und Heimatromane
und baute sein eigenes Essen im großen Garten an, der Richtung Wäldchen war;
sehr gepflegt und vielfältig, mit einigem Wissen bearbeitet.
Diese Romane verkauften sich recht leidlich,
sein Bruder in der Stadt verlegte diese
und gab die Hälfte des Gewinnes an den Runkler,
der dafür das Papier und die mechanische Schreibmaschine gestellt bekam.
Der Runkler hat nur kurze Zeit in dem Verlag seines Bruders gearbeitet,
was ihm so ganz und gar nicht behagte:
Zu viele Leute!

So war dieses "Anwesen" von Schotter-Weg her eigentlich nicht zu sehen,
es standen rundherum Wacholderbüsche,
die 8 - 10 Meter hoch alles verdeckten - nicht mal von oben war die Bude auszumachen,
weil das Grasdach wie eine Wiese aussah.
Nur der schmale Trampelpfad, der nicht oft begangen wurde
und der Briefkasten an dem Schotterweg wiesen auf ein Haus hin.
Das Grundstück wurde als "Ödland" ausgewiesen und kostete nicht viel Steuern,
obwohl die Grundfläche wohl an die zweitausend Quadratmeter hatte.
(Die Hälfte davon war viel zu naß um etwas anzubauen)
Der Trampelpfad gehörte noch der Gemeinde, war nicht mal sein Eigentum..
.. von dieser Gemeinde hörte er nicht viel,
denn Wasser- und Abwasserkosten entstanden nicht, mangels Anschlüsse.
Wenn die Rede darauf kam, ging der Streit um die hohen Kosten und Machbarkeit,
die Rohre hätten schon sehr weit verlegt werden müssen.
Also blieb alles so wie es war - die Gemeinde tat so, als wüßte sie von nichts
und dem Runkler war das allemal recht.

Die Tage vergingen in dem Rhythmus der Natur, die Schreibmaschine klapperte immer dann,
wenn Regenwetter war und die Gartenarbeit ruhte.
Das Wort "Rasenmähen" war ein Fremdwort-
er brauchte das Heu für die Matratze und für die Hühner-
so entstand eine wunderbare Wildwiese mit vielen duftenden und seltenen Pflanzen.
Überhaupt bereitete er sich zeitig auf die Kräuterkunde vor,
der er sich mit großem Eifer widmete:
Für alles war schließlich ein Kraut gewachsen, murmelte er in den Bart -
nur nicht gegen Haarausfall und Behörden.
Die Art der Haltbarmachung von Lebensmittel war trocknen und räuchern -
und wer Hühner hat und in Waldesnähe wohnt,
hat auch Besuch von kleinen und größeren Räubern.
Irgendwann fand er einen Hund am Baum beim Waldparkplatz - weit ab von seinem Haus -
welcher wohl ausgesetzt worden ist.
Reisezeit!
Er wunderte sich noch über den "Camper" der sich schaukelnd
über den holprigen Waldweg fortbewegte.
Was macht so ein Ding im Wald?
Das Jaulen ließ seine Aufmerksamkeit schnell wach werden.
Hundchen !
Wer hat dich denn so herzlos kurz angeleint und im Stich gelassen?
Am Baum war ein Zettel angeschlagen:
"Zum Mitnehmen, wir haben keine Zeit für den Hund
und außerdem sind wir allergisch gegen Hundehaare..
der Hund hört auf Hugo".

So so, das ist ganz modern mit diesen verd.. Allergien,
die allerorten bei allen Dingen als Ausflucht gebraucht werden,
dachte er bei sich - soll ich das Vieh einfach mitnehmen
oder es dem Schicksal, dem Tierheim ..?
Lange Gedanken, kurze Handlung:
Wer bist du?
Tatsächlich ein "Hugo"?
Wuff!
Aha, das stimmt wohl schon mal- alt bist du ja noch nicht
und recht gepflegt - ein wenig dick,
aber das werden wir schnell im Griff haben.
Ich laufe recht viel und recht weit- schaun wir mal.
Der Hugo war froh losgebunden zu sein und weinte wohl dem Camper keine Träne nach,
sondern lief ruhig neben dem Runkler her, ab und zu nochmal umschauend.

Die Einsiedelei, wie er sein Zuhause nannte,
War umgeben von "Gestrüpp", von gebogenen Buchen,
die als dichte Hecke das Wild fern hielt-
das begierlich die vielen verschiedenen Rüben und Rübchen auf dem Acker witterte.
In die Hecke hat er Draht mit eingearbeitet, so daß auch Dachs und Fuchs draußen blieben.
Mit dem neuen Hausgenossen, dem Hugo,
sollte die letzte Unsicherheit für den Hühnerstall gebannt sein.
Der Hund hatte nichts an sich, was man als "Rasse" bezeichnen könnte,
er war einfach nur recht stattlich und solide,
mit grauem, struppigem Fell und leicht hängenden Ohren, ohne jedoch ein Jagdhund zu sein.
Ruhig lag das Tier dabei, wenn der Runkler seine Gartenarbeit machte,
ruhig lag es bei der Bank, draußen unter dem Dach,
wenn er seine Brotzeit hielt - immer einen Bissen zusteckend.
Bald entwickelte sich eine tiefe Verbundenheit, die man als Freundschaft bezeichnen kann.

Es war Zeit für das Beerenobst, das um den Garten herum war und im Wald zu finden -
zusammen mit dem Honig wurde das zu Wein gemacht
und in der Ecke des einzigen Raumes in mehreren Glasballons bis zur Reife bewahrt.
In einem Erdkeller, nahe des Holzschuppens lagerte er seine Feldfrüchte ein.
Es war eine recht trockene Ecke, wohl die einzige im Garten,
die mit Letten unter der dünnen Erdsode war,
schon nahe am Gestrüpp oder Dickicht vor dem Wald.
Der Winter konnte lang werden und so mußte noch einiges an Holz gesammelt werden.
Einen "Leseschein für Holz" hatte sich der Runkler schon früh erneuern lassen,
den seine Eltern damals schon nutzten um
genügend Brennmaterial für den Winter zu haben.
Eine Motorsäge hatte der Runkler freilich auch nicht -
folglich wurde alles mit der einfachen Bügelsäge und
dem Beil bearbeitet und ofengerecht gestapelt.
Hinter dem Schuppen war ein großer Holzstoß aufgeschichtet, der ein Jahr trocknete,
bevor daraus das Ofenholz überhaupt erst gemacht werden konnte:
Frisches Holz bildet Glanzruß, (Teer) der geschwind einen Kaminbrand auslösen kann.
Kräuter wurden gesammelt und in dem Raum getrocknet,
indem die Büschel an die Decke gehängt wurden.
Soweit so gut, Arbeit hatte er genug, manchmal mehr als genug,
wie auch die Phasen der totalen Ruhe, in welcher die Romane entstanden -
am knisternden Feuer sozusgen.
Dort ließ sich kein Besucher blicken,
nicht mal der Schornsteinfeger oder jemand von der Gemeinde.
Ein Schloß an der Tür ist so sinnlos wie ein Kropf, so lachte er immer -
wenn ich drinnen bin, wird der Hebel umgelegt und fertig -
begleitet nunmehr mit einem leichten Schwanzwedeln des Hundes.
Immer und immer wieder holten sich Greifvögel die Hühner- es mußte was geschehen!
Im Schuppen war noch genug Drahtzaun auf der Rolle,
die aus alten Zeiten übrig war oder von einer abgeräumten Schonung stammte.
Daraus hat er einen sicheren Pferch oder Gehege gemacht,
rundherum dicht und auch gegen "Luftangriffe" geschützt.
Wer Hühner im Freien hält, kennt diese Probleme nur zu gut.
So manches kleinere Raubzeug beißt aus schierer Mordlust den halben Hühnerbestand einfach tot,
ohne die Beute zu fressen !

Dieses Jahr waren die Felderbsen und auch der Mais wunderbar,
die alten Saaten waren keine "Hybriden", sondern weiter vermehrbar-
heute schon fast ein Luxus, den nur eingefleischte "Ökofreaks" kennen und erhalten.
Eigentlich, so dachte er bei sich,
gehört diesen Leuten der Landesehrenbrief viel eher, als einem fettgefressenen ..
..ach was, das will doch keiner hören, gell Hugo?
Der Hund schaute mit blutunterlaufenen müden Augen auf und fiel auch gleich wieder in tiefen Schlaf.
Schlaf du nur, dachte der Runkler, wer schläft sündigt nicht.
Jaja die Sünde!
Diese Erinnerung an frühere Tage sind zwar noch nicht sooo lange her, aber doch schon sehr verblaßt.
Große Erfahrungen mit der Damenwelt hat er nie sammeln können, er war einfach kein "Frauentyp".
Ob es am Aussehen oder an der Körperpflege lag oder an den Klamotten, die schon arg derb waren,
ging ihm irgendwie am Ohr vorbei.
So war er schon immer.
Sein Bruder war da schon ganz anders, er ist nun schon zum 2. mal verheiratet und hat ein paar Kinder,
die einmal seinen kleinen Verlag und Druckerei erben sollten.

Kinder machen nur Ärger, Frauen erst recht- gell Hugo?
Wieder dieser waidwunde Blick von unten hoch.
Die beiden begannen ein gutes Team zu werden,
der Hund schätzte die behagliche Wärme des alten einfachen Holzofens,
der Runkler die Ruhe, die der Hund ausstrahlte.
Viel "zu melden" hatte Hugo nicht, weil niemand dieses "Anwesen" besuchen wollte.
Ab und zu lief Hugo knurrend die Grenzen ab und markierte.

Heute gibt es geräuchertes Huhn, freust du dich?
Diese Art der Ansprache war dem Hugo nur all zu recht - seltsam, dass die Hunde das verstehen!
Der "Räucherofen" war wohl ähnlich alt wie das Blechdach-
aus einem alten Ölfass mit ein paar Klappen drin.
Aber es funktionierte - und das war wichtig.
Er sammelte die Sägespäne vom Buchenholz und kleine Hölzer vom Holunder für diesen Räucherofen.

Wenn ein Roman fertig war, bzw. das Manuskript getippt und nochmal gründlich durchgelesen,
marschierte er damit in die Stadt zu seinem Bruder.
Dieser machte die Korrekturlesung und dann den Druck (ohne nochmal zu hinterfragen) anlaufen.
Um alles weitere, die Vermarktung und Auflage kümmerte sich der Runkler in keiner Weise.
Sein Anteil wurde auf das Konto der Sparkasse überwiesen und fertig.
Reich konnte man damit bestimmt nicht werden, es reichte nur für das Nötigste,
die Gemeinderechnung und für ab und an ein paar neue Gewänder, wie er das nannte.
(Vielleicht auch mal ein Hut oder ein Messer, ein neues Sägeblatt oder Salz zum Würzen und Speiseöl, Mehl etc.)
An diesem Manuskript - Abliefer - Tag gönnte er sich einen Kaffee
und ein Stück leckere Sahnetorte in der Stadt,
auf dem Rückweg nahm er noch eine oder zwei harte Würste oder gutes Dörrfleisch
oder ein paar Wurstdosen mit, vom Metzger neben der Konditorei.
Diesmal war der Erfolg des Romanes so gut, daß ein paar Kleinigkeiten zur "Belohnung" extra gekauft wurden.
Luxus brauchte er nicht, hatte er noch nie nötig- weder Schnaps noch Süßigkeiten oder "Unterhaltung".
Sein Bruder hat ihn darin immer bewundert, aber nie verstanden.
"Wer mäht denn heute noch mit der Sense und drischt
und mahlt sein Korn mit der alten Steinmühle ohne Motor?"
Dafür, so meinte der Runkler trocken, kennst du kein frisches Brot aus Erbsenmehl
oder Kartoffelbrot, das knuspriger kaum sein kann.
Das Fett aus den Hühner-Schlachtungen war die Abwechslung zu den selbstgemachten Marmeladen und dem Honig.
Er hatte keinerlei gesundheitliche Probleme,
die aus der Zivilisation her rühren und mehr als genug körperliche Bewegung.
Die Hühner bekamen keine Hormone, die schnelleres Wachstum bringen..
Den Arzt ließ er gerne dort wo er hin gehörte- in der Stadt.

Irgendwann sind so ein paar Siebengescheite dabei gewesen,
in den topografischen Karten die Details in Punkto Umweltschutz zu überprüfen.
Nicht nur in Behörden, sondern auch durch selbsternannte Umweltschützer und solche,
die einer Umweltorganisation waren, haben sich ab und zu wichtig gemacht.
Martialisch ausgestattet, mit schwerem Feldstecher und mit regendichter Ausstattung
mit allerei Peilgerät und Meßbechern und Proben-Koffern rückten sie mit zwei "SUV's" an.
Sie haben hier geschaut und dort geguckt, woanders Proben genommen,
etwas Rasen abgestochen und eingetütet
nach "Molchen" gesucht und Fröschen in den Hintern geschaut..
..beim Runkler selbst sind sie nicht aufgetaucht.
Ein paar Wochen später hatte er Post im Briefkasten, was wirklich selten war.
"Die Hecke ist zu entfernen", "Umfriedungen der Natur anzupassen",
"Die Zufahrt ist freizuhalten und eine Mindestbreite einzuhalten"..
Er hat auf solche Sachen nie geantwortet oder "Stellung bezogen" -
wie die Briefe an der Wand zeigten:
So kann man sich die Tapete sparen!
Seltsamerweise ist nie ein "Zwangsgeld", das zuvor angedroht wurde,
tatsächlich eingetrieben worden.
Vermutlich war der Runkler doch nicht wichtig genug,
als daß man sich auf einen Rechtsstreit hätte einlassen mögen.
(Er hätte auf das "Armenrecht" setzen müssen, wäre er angezeigt worden)
Für solche Fälle hatte er eine "stille Reserve" versteckt,
die ihn vor solchen Verrücktheiten bei Gericht retten wird:
Niemand ahnte auch nur im entferntesten, daß er den Anwalt länger Zeit hätte bezahlen können.
Kein Vertreter und kein "heiliger Mann" ist jemals dort vorstellig geworden,
nicht mal Zigeuner, die sonst vor keinem Haus halt machen,
nicht mal die neuen Diebe aus dem Osten kam dort vorbei,
die unsere offenen Grenzen schamlos für ihre Raubzüge nutzen.
Es wäre auch nichts des Diebstahls würdig gewesen, was in dem jämmerlichen Haus war.
So ging es tagein und tagaus, Hund und Herr gingen "mit den Hühnern" schlafen
und standen mit dem ersten - naja - 3. Hahnenschrei auf.

Mitten in der Gartenarbeit oder im Wald bei der Suche nach Holz oder Kräutern oder Pilzen etc.
nahm er manchmal einen Zettel aus der Jacke und notierte sich etwas für seinen nächsten Roman.
"Die besten Einfälle kommen zufällig, ganz einfach so -
man darf niemals grübeln, sonst kommt nur Mist dabei heraus"
Pflegte er zu sich zu sagen - den Spruch kannte auch sein Bruder, der diese Romane selbst gerne las.
Krimis gingen immer, Heimatromane eher weniger gut, diese Leserschaft war wohl irgendwie am aussterben.
So kam ihm der Gedanke einen Umweltkrimi zu schreiben, was ihm nicht schwer fiel:
In der weiteren Umgebung war ein Bauer, der es mit der Umwelt nicht so genau nahm und ein Bau-Unternehmer,
der richtige Halden irgendwo ablud- mit allerlei giftigen Baustoffen,
die er irgendwo ausgeräumt hat oder die er für andere Leute für gutes Geld "entsorgte".

Eines Tages schlug der Hund an und es polterte an die Tür:
"Ist da einer drin?"
"Kommt raus, ich habe doch eben Licht gesehen!"
Ein großer Mann mit teurem Hut stand nun in der offenen Tür und starrte den Runkler an,
der zufrieden am Herd hockte und sich ein paar neue Wollsocken strickte..
"Herein, wenns kein Schneider ist", meinte der Runkler freundlich.
"Wie kommen sie mir vor!" war die barsche Antwort des großen Mannes.
"Ich bin im Auftrag der unteren Naturschutzbehörde unterwegs und muß mich um diverse Dinge kümmern."
Ach, setzen sie sich doch und erzählen sie mal, meinte der Runkler-
während der Hund mit glühenden Augen und aufgestelltem Nackenfell
bereits auf den evtl. Angriffsbefehl wartete.
"Hugo - aus!"
Murrend rollte sich der Hund wieder zusammen.
"Haben sie überhaupt eine Hundemarke?"
Wieso "überhaupt", ich dachte das ist bekannt, daß der Hund angemeldet ist?
"Mit der Stadt habe ich nichts zu tun"
Ach wie traurig- und nun?
"Das Scherzen kann ihnen noch vergehen,
wenn sie erst einmal die gegen sie vorgebrachten Anschuldigungen hören!"
Wer hat was "angeschuldigt" fragte der Runkler.
"Sie siedeln hier einfach im Naturschutzgebiet, das ist nicht statthaft!"
Die Beteuerung, daß seine Familie hier schon seit ewigen Zeiten lebt, hat wohl nicht viel bewirkt -
der große Mann war wohl auch ein gut bezahlter Mann und sehr wichtig.
Wohl aber nicht so wichtig, als daß er einem Untergebenen diesen Auftrag hätte geben können - vermutlich hatte er keinen.
So sagte der Runkler nur:
Es freut mich, daß sie mich besucht haben
und das nächste Mal wissen sie vielleicht schon mehr über mich und das kleine Anwesen,
auf daß sich sich ein wenig besser benehmen.

Auch danach kam nichts, keine Reaktion dieser seltsamen Behörde, die es noch gar nicht lange gab,
die aber sofort Wichtigtuer anzog,
die den Umweltschutz als Schild vor sich trugen, wie damals die Ritter.
"Wenn sie das nächste mal kommen, fahren sie bitte nicht mehr in das Feuchtgebiet -
sie haben den Lauf des kleinen Baches gestört und den Fuß-Weg beschädigt,
der unserer Gemeinde gehört."
Und er fuhr fort mit seiner spontanen Vorlesung -
"Sie fahren mit riesigen Wagen vor und verdrecken die Umwelt, obwohl sie aus dem nahen Dorf stammen,
ich habe sie dort schon gesehen - haben sie etwas mit den Beinen oder wollten sie nur ein wenig protzen?"
Der große Mann hat die Farbe in glühendes Rot geändert
und ging eiligen Schrittes mit unverständlichem Gemurmel zum Wagen,
der noch immer halb im nassen Wiesengras und halb am Damm stand.
Vor lauter Wut hat er wohl den falschen Gang erwischt,
ist mit dem Unterboden auf einen Stein aufgesessen,
nachdem er sich die Klamotten verschmutzt und mit naßen Schuhen
auf die feine Auslegware des Autos trat.
Das ganze große, mattsilberne Fahrzeug der Nobelmarke war nun mit dicken braunen Streifen verziert,
den die durchdrehenden Räder auf das heilige Blech aufmalten.
Als der Wagen weg war, sah der Runkler, daß auch der Briefkasten schief auf dem Pfosten stand.
"So ein Rüpel" dachte er und ging in aller Ruhe zu Bett.

Später kam eine Abordnung der Stadt vorbei und besah sich das Anwesen und fand nichts ungewöhnliches:
Wie zu unseren Kindertagen, wir haben hier oft gespielt, sagten die Älteren- was will der denn?
(Vermutlich waren ein paar seiner Leser dabei, dachte der Runkler - wer weiß?)

Der Winter kam und noch mehr Ruhe zum Schreiben, bzw. Tippen auf der mechanischen Schreibmaschine.
"Die Öko-Faschisten" hat er den Roman angefangen..
Recherchiert hat er vor Ort, in der kleinen Gemeinde und in der gegenüber liegenden Stadt,
wo sein Bruder mit seiner kleinen Druckerei..
Es kamen einige Sachen heraus, die man schon fast als "Streuobstwiesenkrieg" bezeichnen könnte.
Vereinsgerangel, Eifersüchteleien, Grabenkriege zwischen Ortspolitikern und Naturschützern,
bei denen deren Frauen froh waren, wenn ihre Männer "etwas zu tun" hatten..
..das ging von der Anzeige wegen "illegalem Bauen"
in Schrebergärten bis zur "nicht genehmigten Einfahrt"
zum Grundstück oder ein "illegales Vordach".
Er fand eine "Initiative gegen Wind- und Solarkraft" und eine, die gegen Wasserkraft kämpfte.
Andere Gruppen legten sich mit dem Straßenbau- und Planungsamt an,
weil ein Weg durch den Wald eine Teerdecke bekommen soll.
Der Runkler dachte:
Vermutlich alles Leute, die daheim nicht wissen was sie treiben sollen.
Und so war das wohl auch - so mancher Wichtigtuer war dabei,
die wollen auch noch in der Rente zeigen wer man ist.
Wer in seinen Berufszeiten wichtig war,
kann es nicht verputzen im Ruhestand plötzlich nicht mehr beachtet zu werden.
Dieser Roman wuchs recht flott zu einem dickeren Stapel Blätter heran.
Die Namen waren freilich allesamt verändert,
das gehört sich so und ein Profi war der Runkler darin allemal.
Noch wenige Blätter und das Werk wäre abgeschlossen -
da klopfte es an die Tür und der große Mann stand davor.
Er wurde herein gebeten - diesmal kam er zu Fuß..
Sie sind ja ganz durchgefroren, warten sie, ich nehme ihnen den Mantel ab -
möchten sie einen Glühwein?
Aus selbstgemachtem Brombeerwein - ohne Gewürze?
Der große Mann nickte nur stumm und setzte sich.
Nach den ersten Schlucken lehnte er sich zurück, schon deutlich ruhiger:
"Die wollen mich absägen, mir den Posten wegnehmen"
sagte er traurig und enttäuscht oder verbittert.
Der Runkler nickte nur und ehe er etwas sagen konnte, fuhr der andere fort:
Die Umwelt-Stelle wurde wegrationalisiert
und nun bin ich in der Verwaltung der Stadt untergebracht,
in der Kostenrechnungsstelle.
Es ist ein Trauerspiel, den ganzen Tag im muffigen Büro zu sitzen,
ohne die Tätigkeit in der freien Natur...
Eben diese freie Natur wollten sie ein Stück unfreier machen mit ihren Vorschriften,
meinte der Runkler ruhig.
"Na ja, wir haben unsere Vorschriften und die müssen von allen eingehalten werden,
wo kämen wir hin, wenn jeder machen könnte was er wollte-
und wenn das noch so gut gedacht ist, sie sind eben nur Laien."
Aha, es geht also weniger um die Natur,
als eher um die Durchsetzung der Vorschriften vom "grünen Tisch", das sieht man besonders deutlich,
wenn auf Straßen Bäumchen und Blumeninseln angelegt werden, lächelte der Runkler.
Der große Mann trank lieber einen Schluck als zu antworten.
Eine Weile hockten sie stumm und sahen den Schneeflocken zu,
die am Fenster zum Garten hin zu sehen waren.
Der alte Ofen bullerte beruhigend, der Geruch und das Knistern der Holzstücke tat ein übriges.
Der Hund rührte sich nicht, ab und zu ein leises Zischen von "Hund ganz hinten"..
Dinkelplätzchen gefällig?
Ich wollte gerade den Roman wegpacken-
"welcher Roman, schreiben sie gar selbst, habe ich es mit einem Schriftsteller zu tun?"
"Ja, ich bin bald fertig, sie sorgen gerade für einen guten Schluß!"
"Ich?"
"Wieso das?"
Nun, es ist ein ein Roman mit dem Titel "Umweltfaschisten",
meinte der Runkler leise- sicher wird dieser gut verkauft werden können..
Oh! Schreiben sie unter Pseudonym?
Klar, unter "Runkler Klaus".
Ach, ich dachte "Runkler" wäre ihr richtiger Name, nun bin ich einem Spitznamen aufgesessen..
..wie heißen sie denn wirklich, wenn ich doch nur auf dem Briefkasten nachgeschaut hätte!
Walter Holder ist mein Name, so hieß schon mein Vater und auch der Urgroßvater,
die hier in diesem Häuschen wohnten, die seiner Zeit Jagd- und Forstgehilfen waren,
noch zu Zeiten des Fürsten.
"Ja, das Wäldchen gehört der Hoheit noch immer, eben das, welches hinter dem Haus beginnt."
Das Wort "Haus" kam etwas seltsam aus dem Mund des großen Mannes.
Der Fürst hat das Grundstück meinem Urgroßvater geschenkt,
weil er seinen Jungen aus einem Erdloch gerettet hat,
in dem es garantiert ohne seine Hilfe ertrunken wäre.
Der Alte hatte gerade im Wald zu tun, als er leise gewordene Hilferufe hörte.
So ging alles gut aus, der Bub wurde am Ofen getrocknet,
übrigens auf dem gleichen Stuhl, wo sie jetzt drauf sitzen.
Allerdings ohne Glühwein, aber mit einer heißen Hühnersuppe, die vertreibt jede Art Kälte.
So wurde es überliefert.
Im Topf ist noch etwas, die gab es heute Mittag bei mir- möchten sie?
Klar, so eine echte Hühnersuppe von natürlich aufgewachsenen und gehaltenen Hühnern-
wo gibt es das noch?
Zuletzt habe ich die bei meiner Oma gegessen!
Die beiden Männer haben noch länger über alte Zeiten gesprochen,
als der große Mann, der sich nun als Holger Meister vorstellte - zurück zum Dorf wollte,
solange es noch hell war.
Auf dem Heimweg war er sehr nachdenklich und sprach mit sich selbst -
-hier könnte ich mir so einiges an Hobbies abschauen..

Am nächsten Tag begann der Runkler schon recht früh mit der Tipperei,
der gestrige Nachmittag hat einen sehr guten Schluß für den Roman gebracht.
Dann ging er in den Erdkeller am Wald, um Zutaten für einen Rübeneintopf zu holen -
diesmal mit einer Konserve Rindfleisch,
die er aus der Stadt mitgebracht hat.
Auch er kaufte ein, aber eben nur das, was er nicht selbst machen konnte.
So, fertig- nur noch dick anziehen und ab in die Stadt!
Heute mal ohne Kaffee und Kuchen, dafür mit etwas mehr leckere Hausmacher Wurst vom Metzger oder doch lieber Käse?
(Beides ging nicht, zu teuer..)
Der Hund schwänzelte, als hätte er alles verstanden.
So gingen die Beiden gemütlich los - abschließen war nicht nötig,
weil es nichts zu klauen gab und wer vom Erdkeller nichts wußte,
hätte den Eingang dazu nicht mal gefunden..

Ruhig trotteten sie dahin, die Aktentasche in der Hand, den leeren Rucksack auf dem Rücken.
Inzwischen trug der Hund die Leine selbst -
großartige Befehle waren schon längst nicht mehr nötig, es reichte ein leises Zischeln.
Die tief verschneite Landschaft war immer wieder schön, wie der Schnee auf den Fichten lag -
wie auf einer Weihnachtspostkarte!
Er ging durch den Randbezirk der kleinen Stadt,
dort wo die lockere Bebauung mit Einfamilienhäusern war,
als am Zaun eine ältere Frau stand und ihn grüßte:
Hallo Runkler, na schon so früh unterwegs?
Ja Jule, so nannte er seine ehemalige Schulkameradin -
ich habe meinen Roman fertig und liefere gerade das Manuskript ab.
Wunderbar, wie heißt er denn?
"Ökofaschisten!"
Haha, dir fällt noch alleweil etwas ein, das muß ich sagen -
ich bin schon gespannt darauf, wie du weißt,
lese ich deine Romane schon seit vielen Jahren!
(Sie sammelte diese Romane sogar in einem extra Regal, was sie nicht sagte)
Wir können uns gleich im Cafe treffen, wenn du willst ..
Gut, ich komme gegen 11 mal vorbei, wenn ich vom Friedhof komme.
Alles klar.
(Sie ging jeden Tag zum Friedhof, um ihrem Mann,
der dort schon seit ein paar Jahren begraben liegt, eine neue Kerze zu bringen )
Ihre Kinder haben danach das Haus übernommen und ihrer Mutter ein Zimmer als "Aushalt" eingerichtet.
Das Haus in Ordnung zu halten, die Fenster zu putzen und den Rasen zu pflegen war ihr zuviel geworden.
So hielt sie sich an ihr Rosenbeet am Eingang, es war ihr Hobby geblieben.
Hier kamen immer mal Leute vorbei..

Im Verlagshaus angekommen, war sein Bruder wie immer,
er hat schon als Bub keine großen Worte gemacht, dachte der Runkler bei sich,
als er im Büro einen Kaffee schlürfte.
"Das ist ja mal ein Titel, du meine Güte- du traust dich was!"
Wieso?
Nun, weil bei uns wieder mal die Hölle los ist und diese Ökofraktion mit im Stadtparlament sitzt!
Eine Hackordnung wie im Kaiserreich, das kann ich dir sagen - einer ist des anderen Feind.
Sonntags rennen sie mit Spruchbändern gegen den Fluglärm herum
und am Montagmorgen gehts mit der Harley (ohne Katalysator) ins Büro!
Mit einem Lärm wie Donnergrollen -
die anderen Verrückten fahren SUV mit Pferdehänger oder Porsche,
ebenfalls aus der grünen Fraktion-
jeder für sich allein.
Manche sind bei diesen neuen Reiterhöfen involviert, wo sie Anteile besitzen.
Deren Frauen hoppeln auf ihren dort untergestellten Pferden
herum und verdrehen den Stallknechten die Augen..

Die Beiden grinsten nur still, während sie den Kaffee tranken.
Ist ja auch egal, solange man uns in Ruhe läßt,
meinte der Bruder trocken- ist noch was?
Nee, ich will mich nachher nur noch kurz mit Jule treffen, die wollte etwas von mir.
Ach, die alte Tratschtante, die bekommt doch alles mit - meinte der Bruder -
genau das brauche ich für meinen nächsten Roman, antwortete der Runkler.
"Die Romane verkaufen sich immer besser, das ist inzwischen ein nettes Standbein geworden!"
Also denn bis später..

So verabschiedeten sich die Brüder immer.
Auf dem Weg zum Cafe überlegte er noch, was wohl die Jule früher gemacht haben mag,
wo sie wohl beschäftigt war.
War die nicht Lehrerin oder in der Stadtbibliothek?
Sie war schon da und schaute durch die Scheibe, ein Stuhl gegenüber ihres Platzes war frei.
Da kommt er ja, unser Schriftsteller !
Psst, braucht doch keiner zu wissen.
Sie begrüßten sich wie alte Bekannte und so offen war auch der Umgang,
wo sie sich bald offenbarte:
Ich war als Lokalreporterin Jahrzehnte lang in der Landeshauptstadt beschäftigt,
bei einem typischen Käseblatt, wie man so schön sagt.
Tratsch und Klatsch ist sozusagen mein Geschäftsfeld gewesen,
was ich heute als Steckenpferd betreibe-
niemand kann aus seiner Haut, irgendwann holt dich die Berufung doch wieder ein.

Der Runkler erzählte ihr von der Begegnung mit dem "großen Mann", als sie meinte:
Ach den Holger, den kenne ich auch- der war doch damals bei den Flughafengegnern-
so weit ich weiß, betreibt seine Frau ein kleines Reisebüro oder sie war dort beschäftigt.
Deshalb hat er immer diese verbilligten Flüge genutzt und heute macht er auf Öko?
Das paßt aber nicht.
Die Leute der Stadtverwaltung kenne ich bestimmt zur Hälfte recht genau,
die sind von mir damals interviewt worden.
Da hat jeder seine "Leiche im Keller", vor denen braucht man keine Angst zu haben.
Und wenn keine Leiche da ist, suche ich dir eine - kein Problem..
Lächelnd gab sie etwas Sahne in ihren Kaffee und nahm einen Biß vom Bienenstich,
als die Kellnerin dem Runkler das gleiche brachte.
Sie kaute längst und meinte:
So wie du könnte ich nicht leben, so ganz allein da draußen im Hollerbusch, nee nee.
Ich hingegen habe in jedem Kaff eine Freundin sitzen, die - wie ich - über alles Bescheid weiß!
So alleine bin ich ja nicht, meinte er, ich habe ja noch den Hugo-
"Hugo"?
In diesem Moment hob etwas die Tischdecke an und streckte ihr die feuchte Nase entgegen..
Ach du Schreck, was für ein Brummer - wohl ein ganz lieber?
Wie man es nimmt- er hat seine Macken- wie der Herr..
Der Lacher war sicher.
Wenn sie so lachte, sah sie sehr viel jünger und frischer aus,
ging es ihm durch den Kopf.
Der Hund bekam den letzten Bissen, den er dankbar nahm.
Der Runkler lud die Jule ein, mal vorbei zu schauen um das Einsiedler-Leben zu sehen.
Ohne Strom? Ohne Auto? Ohne Heizung? Ohne Zeitung? Ich bin gespannt.
Nun muß ich noch zum Metzger, sonst macht der Mittagspause
und ich werde noch einmal die vier Kilometer in die Stadt gehen.
Gemeinsam gingen sie noch ein Stück und erzählten sich von früheren Zeiten,
von der Schule und dem "ollen Musiklehrer"

Er hat sich diesmal gut mit geräucherter Wurst eingedeckt,
die man unter die Decke hängen kann,
Butter, Käse und Pfeffer, eben was man daheim nicht selbst machen kann
gab es unweit im Lebensmittelladen.
Ein Gummiband und Nähnadel und Zwirn, Eukalyptus-Öl und Heftplaster.
Der Hund trottete brav mit und war auch vor den Läden ruhig davor gesessen,
ohne sich weg zu rühren.

Unterwegs nach Hause ging es ruhig und beschaulich zu,
er überdachte die Details des kleinen freundlichen Treffs,
und wie er die Jule bei sich daheim überraschen könnte.
Er bückte sich nach ein paar Margeriten, um sie sich an den Hut zu stecken.
Dann pflückte er einen dürren Ast- um diesen langsam zwischen den Fingern
in kleine Stücke zu zerknicken, solange der Gedanke im Kopf war.
Die Dinkelplätzchen waren sein Favorit, mit getrockneten Waldbeeren und Honig gemacht, ja,
das wollte er vorsetzen und frischen Pfefferminz-Tee, aus seinem eigenen Anbau.

Ein paar Schulkinder zogen gröhlend an ihm vorbei uns spotteten:
Runkel Rübe Rupfmaschin, der alte Runkler der fällt auch bald hin..
Er ging an der Bushaltestelle vorbei, wo Multikulti-Töne
von rabenschwarzen und braunen Kindern erklangen -
alle Gruppen hatten eines gemein:
Smartphones, auf denen sie unablässig tippten.
Zeiten sind das, murmelte er, wer hat das verbrochen, was soll aus den Kindern einmal werden?
Aufgepasst! Fast wäre er von einer Mutti im SUV über den Haufen gefahren worden -
gerade noch vom Handy auf die Straße geschaut, hat sie in letzter Sekunde das Steuer herum gerissen.
Ein Cabrio mit einem dicken jungen Mann darin raste vorbei,
bei donnerndem Bass des Autoradios und lautem Auspuff - Geboller.
Dann kamen auch schon die ersten Väter von der Arbeit zurück - wieder Geboller,
so daß die Luft richtig vibrierte und der Hund erschrocken zurück wich.
So ein Fußgänger muß immer auf dem Sprung sein, sonst wird er platt gefahren!
Flopp - einer der Jungs mit dem Käppi nach hinten und besonders "cooler" Aufmachung
rotzte vor ihm auf den Gehsteig.
Was guggst du Alter?
So manche Wand war besprüht worden mit seltsamen Figuren und Parolen,
Abfälle neben dem Abfalleimer statt darinnen, "Kids" hockten auf der Lehne der Bank,
mit den Füßen auf der Sitzfläche als Zeichen der guten Erziehung.
Der Runkler war immer heilfroh, wenn er die Stadt hinter sich gelassen
und auf das freie Feld eingeschwenkt hatte.
Die Feldwege waren viel sicherer und stiller -
bis zum Schotterweg war es nicht mehr weit, nur noch bis an das Wäldchen,
dann dort hindurch und auf der anderen Seite war sein verstecktes Daheim.
Trautes Heim, Glück allein.
Zuhause wurde die "Beute" an den richtigen Platz getan,
etwas Holz in den Ofen geschoben und die Füße hoch gelegt.

Lange waren Herr und Hund nicht mehr wach, sie gingen früh schlafen, denn so ein Stadtbesuch strengt an.
Schon die vielen fremden Eindrücke, die geschäftigen Menschen und die zuweilen seltsamen Kinder,
der verrückte Straßenverkehr, aber auch die feinen Läden mit dem verwirrenden Angebot.
Davon mußte man erst einmal den Kopf frei bekommen, damit das Einschlafen überhaupt ging..

Am nächsten Morgen gab es erst einmal frisch gebackene 1/4 Pfünderli,
wie er die zu dicken und zu schweren "Brötchen" nannte,
deren Rezept irgendwann aus der Gegend von Interlaken mitgebracht wurde-
das hatte er in der Zeitung entdeckt.
Mit dem "Herrmann", dem Natursauerteig gemacht.
Ja, die Schweizer verstehen es, gut satt zu werden!
Dazu ein mittelweich gekochtes Ei - nach Sanduhr.
Gute Butter, die er aus der Stadt mitgebracht und im Erdkeller aufbewahrt -
denn einen Kühlschrank, den hatte er nicht.
Die Honigbienchen waren letzte Saison besonders fleißig gewesen,
Honig ist immer der edelste Brötchenbelag.
Das Wort vom "Waldblütenhonig" ist hier sehr greifbar umgesetzt.
"Wenn die Romane mal nicht mehr laufen, baue ich die Imkerei aus"
dachte er jedesmal, wenn er herzhaft in ein solches Frühstück einstieg.
Die Backröhre des alten Ofens - fast schon ein Herd - war immer noch funktionsfähig.
Deutsche Wertarbeit aus dem Westerwald - die geht nicht kaputt!
Der Brötchengeruch lag noch in dem Raum, als es an der Tür klopfte..
Ein Glück, daß ich mich schon fertig gemacht habe, als die Brötchen im Ofen waren!
Herrrrein wenns kein Schneider ist !
Rief er aus, wie immer.
Guten Morgen Runkler, ich hoffe ich störe nicht..
Jule ! So früh schon auf den Beinen!
Ich habe gestern auf dem Weg aus der Stadt ein Blatt in Maschinenschrift
auf dem Bürgersteig gefunden und dachte schon,
daß es ein Blatt deiner Manuskripte sein könnte und hob es auf.
Es war aber ein Bericht der Stadtkämmerei mit dem Aufdruck "Vertraulich".
Rund umher lagen noch mehr dieser Papiere im Rinnstein und im Gebüsch,
die sind wohl bei der Leerung der blauen Tonne heraus geflogen.
Ungewöhnlich sind die handschriftlichen Bemerkungen auf der Rückseite der Blätter.
"Sehr interessant, aber setz dich doch erst mal und iß etwas mit
ich koche dir auch ein besonders leckeres Frühstücksei!"
Einen Instand-Kaffee hat er geschwind fertig, der Ofen bollerte ja noch.
Ein Wasserkessel stand immer auf der Platte- mal an der Seite, mal auf den Ringen,
wo das Wasser schneller kochte, als mit einem Elektro-Ding gemacht.
Oh, das geht aber fix.
Jule war begeistert von der wohligen Wärme und der seltsam vertrauten Art des Lebens ohne Strom.
"Was hast du denn für seltsame Tapeten" grinste sie -
das schaut ja nach einer richtigen Sammlung von Behördenschreiben aus..
"Als ich heute Morgen aufgestanden bin, kam im Radio eine Sendung;
Hand in Hand gegen Rassismus, wo für Ausländer geworben wurde"
Sie fuhr fort:
"Diese Reklamemacher haben wohl noch nie einen Abend in der Stadt erlebt.."
Wieso, das verstehe ich nicht, meinte der Runkler.
"Nun, dann kommen sie alle aus ihren Behausungen, die Fremden und nehmen die Stadt für sich ein,
Einheimische werden angepöpelt und belästigt, die Straßenverkehrsordnung
hat dann ihre Gültigkeit verloren und niemand schreitet dagegen ein..
.. wie in Aleppo oder Tunis, da geht es richtig zur Sache, lautstark in fremden Sprachen-
die einheimischen Mieter haben sich zwar beschwert, weil sie ihr eigenes Wort nicht mehr verstehen,
Radio oder Fernseher lauter drehen müssen oder nicht einschlafen können.
Die Stadt will davon nichts hören und wissen, weil dieser Zuzug gewünscht ist."
Am Abend sitzen die alten Männer vor den Häusern und bauen mit ihren Stühlen und Wasserpfeifen alles zu.
Die unterhalten sich in ihrer Sprache lautstarkt mit den gleichen Leuten auf der anderen Straßenseite..
Abends, wieso nur Abends, tagsüber war davon nicht viel zu spüren?
Die Straßenlaternen brennen und machen alles taghell, aber das bekommst du hier draußen ja nicht mit,
meinte die Jule trocken und leise.
Inzwischen war das Frühstück fertig- das sie mit Verwunderung kommentierte:
Alles ohne Strom und ohne moderne Hilfsmittel- kaum zu glauben.
"Ich bin froh, weiter draußen am Stadtrand zu wohnen,
die Freunde in den Mietwohnungen der Innenstadt sind verzweifelt,
weil man ihnen den Wohnwert und das gewohnte Leben und letztlich die Heimat - geklaut hat.
Die neuen Mitbewohner drohen bei Klagen ihren Mitmietern unverhohlen mit der Faust oder dem Messer."
Das hört sich nach dem wilden Süden oder hintersten Arabien an, meinte der Runkler,
was sind denn das für Papiere, die du gefunden hast?

"Bericht über die Tätigkeit der Ortspolizei im Kontext zur Migration"
"Straftatenstatistik, nur für den internen Gebrauch"
"Gefahr durch mafiosen Verbindungen durch Schutzgelderpressung div. Gewerbetreibender"
"Resultat der Ausscheibung für das neue Hallenbad, nur für den internen Gebrauch"
Probleme mit jungen Männern im Freibad und Schulen, so fuhr sie fort, sind kaum in den Griff zu bekommen.

Der Runkler pfiff leise durch die Zähne - das wäre ein phantastisches Material für den nächsten Roman!
Mit etwas Recherche und mit Jules "Spionagetätigkeit" in der Innenstadt käme dabei wohl genug zusammen.

Du verstehst wohl, daß ich dir zwar helfen will, aber diesen Roman nicht selbst schreiben möchte?
Sie nickte und wußte wohl, daß er keine religiösen und politischen Themen anfassen wollte.
Sie brachte darum ihren "Laptop" mit zusätzlichem Accu mit - Strom zum Aufladen gab es ja nicht..
So tippen die beiden Leute einträchtig nebeneinander -
der eine in die Computertastatur, der andere in die alte Schreibmaschine.
Aber nur bei schlechtem Wetter, denn eilig waren die Romane nie -
draußen war alles viel spannender:
Ausgiebige Gänge in der freien Natur, mit Hund und Rucksack waren viel wichtiger.
Er zeigte ihr seine Fähigkeiten, sie tat es im umgekehrten Sinn mit den ihren.
So lernt man leicht und hat nochmal Spaß dabei.

Die Zeit verflog geradezu, man hatte sich so viel zu erzählen, ganze Lebensläufe und Lebenserfahrungen
ließen TV und Rundfunk und Zeitung ganz vergessen.
Ihr Abo des Käseblattes hat sie aber beibeihalten und die Tageszeitung immer mitgebracht.
Das hat der Runkler mit Interesse gelesen.

Die Tage in der alten Hütte waren wunderschöne Sonnentage, auch wenn es regnete wie aus Kübeln.
Mit dem Hund und der vertrauten Unterhaltung, mit etwas Kochen und Schreiben verging die Zeit wie im Flug.
Wir haben längst das Paradies erreicht, da waren sich beide Alten sicher.
Harmonie geht also auch ohne Heirat und ohne irgendwelche anderen Leute.

Als sie so bei der Jägersuppe zusammen hockten, fiel der Jule ein:
Wir könnten ein neues Regal gebrauchen, die Tassen und Teller sind in der Kiste nicht so toll
untergebracht, auch wenn das bis jetzt ganz praktisch war.
Er, der Runkler, brummte etwas in den Bart, der Hund brummte mit -
nun gut, wenn du meinst..
(So ist das immer, wenn Frauen sich etwas in den Kopf gesetzt haben)

Er suchte nach einem Brett, das leicht gefunden war und bekam die Anweisung,
wo das Ding angebracht werden sollte.
Hinter dem Ofen - unter dem Rohr, da ist ein guter Platz und alles ist griffbereit,
meinte Jule.
Er fackelte nicht lange und schraubte ein L-Brett zusammen-
als er das anbringen wollte, bröselte der Putz ab und ein Hohlraum in der Wand trat zutage..
Was ist denn das schon wieder für ein Mist!
Der Runkler fluchte manchmal wie ein Kutscher..
"Hol doch bitte mal den Eimer, Handfeger und die Schaufel."
Was unter dem Putz sichtbar wurde, war ein Mini-Wandschrank,
über den man einfach eine dünne Holzplatte gesetzt hatte,
die dann grob über gespachtelt und tapeziert wurde.
Dieses Wandschränkchen behinhaltete ein paar schmale, längliche Büchlein, die wohl schon recht alt waren:
Weder die Form noch die Aufmachung ist heute noch im Schreibwarenladen zu finden.
Darunter ein Tintenfäßchen mit Feder und Kiel und ein Tintenlöscher.
Was ist denn das schon wieder, entfuhr es dem Runkler, als die Jule sofort danach griff.
"Das sind Tagebücher!"
Das erste staubige Büchlein begann mit einer in Sütterlin geschriebenen Steilschrift,
die kaligraphisch war:
"Das Jahr 1881 beginnt mit dem Einzug in unsere neue Behausung,
die der gütige Fürst uns mit meiner Thätigkeit als Forstgehilfe zur freien Bewohnung überließ.
Schon bald kam der Eintrag:

"Es war noch kalt im Forst, als ich meinen Rundgang machte und das Holz sondierte, das
am morgigen Tag mit dem Trupp geschlagen werden sollte.
14 Festmeter sollten es sein, speziell Birke.
Da vernahm ich ein Jammern und rufen im dichten Holz-
was sich bald ein das Klagen eines kleinen Jungen zeigte,
der in eines dieser verflixten Erdlöcher eingebrochen war,
schlecht zugeschüttete Tagebau-Gruben, wie sie überall noch gang und gäbe sind.
So zog ich den Kleinen aus dem Loch, brachte ihn in unsere Hütte, wusch und trocknete ihn,
gab ihm von unserem Haferschleim- Süppchen und etwas heißen Kamille - Tee.
Meine Frau eilte zum Fürsten hinaus, um ihm schnellstens Bescheid zu geben,
daß sein Söhnchen gefunden wurde, das seit zwei Tagen spurlos verschwunden war.
Die Kutsche kam in Eiltempo angebraust, mit meiner Frau, dem Kutscher,
dem Jagdaufseher und dem Fürsten höchstpersönlich darin!
Er war so froh um diese Rettung,
daß er ganz spontan zweitausend Quadratmeter dieses Grundes und das Häuschen schenkte.
Die Urkunde kam bald ins Haus und ist in diesem Tagebuch zu finden."

Erschüttert legten sie das Büchlein weg- ach du Schreck, das ist ja ein richtig spannendes Ding!

(War es nicht die Hühnersuppe, die den Kleinen wärmte?
Na ja, ist auch nicht so wichtig, sinnierte er.)

Nun ist die Erbsensuppe fertig, mit Dörrfleisch darin,
nach alter Hausmannsart gemacht.
Die derben Steingut-Teller standen schon parat, der Hundenapf ebenso - hier wird geteilt!
Draußen stürmte der nasse Papp-Schnee gegen die kleinen Fensterchen,
der Ofen war gut warm, ein paar Scheite lagen an der Seite im Korb-
wie immer in all den Jahren.
Neben dem Ofen hingen die Kräuter zum Trocknen an der Decke,
ein paar Zöpfe Knoblauch und Zwiebeln an der kühleren Ecke des Raumes.
Dieses Jahr sollten Knoblauch und Zwiebeln erst nach dem gründlichen Abtrocknen in den Erdkeller.
Die Kartoffel-Ernte war recht gut ausgefallen, wie auch das Kraut und die Rüben in diversen Sorten.
Morgen mache ich uns mal wieder Eier in Senfsauce mit Salzkartoffeln,
das hat mein Mann immer so gerne gegessen..
Der Runkler brummte- "gern" - er futterte alles gerne, was er nicht selbst kochen mußte.
Man weiß nie, was so ein Hund mitbekommt- auf jeden Fall meine ich gesehen zu haben,
daß er die Zunge etwas vorgestreckt und dann wieder eingezogen hat..
..wer Hunde kennt, weiß daß er nicht begeistert von diesem "Menüvorschlag" war.

Nach dem Mittag-Schläfchen sollte die Schreiberei wieder weiter geführt werden.
Es donnerte und krachte- ein Gewitter, mitten im Winter ist schon seltsam.
Die Jule hatte keine Ruhe und las noch in dem Tagebuch des Urgroßvaters:
"Ein Priester kam bei unserem Häuschen vorbei und segnete dieses umständlich,
aber nicht ohne eine Belohnung dafür einzustreichen - den Preis dafür hat er VOR der Segnung genannt!
Diese schrägen Füchse wissen, wie man ohne Arbeit durchs Leben kommt, das darf man wohl sagen."

Jule mußte schmunzeln, sie hatte eine ähnliche Meinung
zu diesen Parasiten der Menschheit, die schon früh in der Evolution aufgetaucht sind.
"Der Fürst war wie ausgewechselt zu mir, wenn man den man zu Gesicht bekam,
was selten und meisten nur bei der Jagd stattfand,
wo ich unter den Treibern war oder sein mußte - es war ein Teil meiner Anstellung.
Meine Frau Uthe hat unser zweites Kind bekommen, ihre Hoffnung,
nachdem die Tochter nach der Geburt bereits verstorben war.
Der kleine Junge wird bestimmt mal ein guter Waldarbeiter, so stramm wie der ausschaut!"
Es standen noch viele Nebensächlichkeiten in diesem Tagebuch,
z.B. wenn die Erdbeeren mal bis in den November blühten
oder der Frost besonders früh kam oder die Glocken vor einem Sturm läuteten.
Die Zeiten waren für arme Leute immer arm, sie hatten nichts zu lachen
und mußten sich arg nach der Decke strecken,
jeden Pfennig zweimal umdrehen, bevor dieser ausgegeben wurde.
Der Urgroßvater hatte das große Glück der Anstellung als Forstgehilfe,
was auch den Leseschein kostenfrei hielt,
den andere Leute bezahlen mußten und Ruhe vor dem allgegenwärtigen Feldschütz,
der jeden gnadenlos anzeigte,
der etwas Gras vom Wald- oder Feldrand absichelte, um das der Ziege oder Federvieh daheim zu verfüttern.
"Neulich trieb dieser knollennasige Grobian eine Bucklige vor sich her,
die einen Sack frisches Gras auf dem Rücken trug,
vermutlich wird sie für einen oder zwei Tage ins Loch kommen,
weil sie das schon öfter gemacht hat."
Der Pfarrer zeigt jeden an, der am Sonntag etwas arbeitet und meldet jeden,
der nicht zum Gottesdienst kam,
jener Doktor, der ihm dann sagt, ob jener krank ist oder einfach geschwänzt hat"
Jule schlucke mal kurz, bevor sie weiter las:
"Diese Honoratioren treffen sich nach der Kirche im Grünen Kranz am Stammtisch,
wo auch der Schultheiß und der neue Fabrikdirektor und der Schulleiter zu finden war.
Als ich neulich dort beim Wirt getrockneten Waldmeister abgeliefert habe,
nahm ich folgende Begegnung wahr:
Der Schultheiß rief zu dem Maurer-Willi, der an der Theke hockte und sein Bier trank -:
He, du Faulpelz und Suffkopp- was hockst du an der Theke
und daheim sitzt die Frau und muß die Windeln deiner Kinder waschen und das Essen kochen,
damit du sie in Ruhe läßt..
hast du ihr nicht gesagt, du gehst in die Kirche?
Ich glaube es wird Zeit, daß ich mal mit deinem Meister, dem Herrmann spreche!"

Kleine Leute galten damals nichts, manchmal weniger als das liebe Vieh,
dachte Jule -diese Typen haben wohl auch das Wort "Impfschwänzer" und "querulatorisch" erfunden..
Der Urgroßvater hat noch Namenstage und Geburtstage und Konfirmationen und ähnliches eingetragen,
von Ernte-Ergebnissen und vom Wetter, bis dann die Stelle mit dem plötzlichen Tod seiner Frau kam.
Sein Sohn war schon groß und hatte die Stelle im Sägewerk angetreten,
von wo er einen guten Lohn mit nach Hause brachte.
Dieses Büchlein endete recht grob, mitten im Satz:
"Heute ist es naß und kalt, ich war den ganzen Tag im Wald, obwohl mir das Atmen immer schwerer fällt.."
Dann folgten leere Seiten bis zum Einband.
Der Großvater des Runklers führte das nächste Tagebuch,
das wohl in der gleichen Handlung gekauft worden war.
Zumindest sah es ganz genau so aus wie das erste.
Die erste Seite begann so:
"Ich bin nach der Beerdigung meines Vaters in das kleine Häuschen im Wald gezogen, das ich geerbt habe.
nun muß ich wenigstens keine Miete mehr zahlen, der Fürst hatte nichts dagegen- im Gegenteil,
ich habe den Posten meines Vaters bekommen, welchen ich freilich nicht abgelehnt habe.."
Der junge Mann war kundig in allem, was Holz anbelangte
und mußte nur noch die Tätigkeit als Treiber lernen,
wo er schon einiges von seinem Vater wußte.
Inzwischen war der Runkler von seiner alten Couch aufgestanden, die er auch als Bettstatt nutzte-
sein Bett war ja durch die Jule besetzt und breit genug für zwei war das nicht -
zu große Nähe wollten beide nicht,
dafür fühlten sie sich auch schon zu alt.
Na, bist du immer noch an den ollen Büchern?
Von wegen "olle Bücher", die sind spannender als ein Krimi, das sag ich dir!
So die spontane Antwort der Jule.
Ich mache uns erst mal einen Kaffee, so lange kannst du ruhig weiter lesen..

Sie kam gerade an die Stelle im Tagebuch des Großvaters, wo dieser von einem seltsamen Vorfall berichtete:
Vom Krieg haben wir hier nicht viel gesehen, der Fürst hat mich als unentbehrlich gemeldet.
Ich war an der "Heimatfront" eingesetzt und habe geholfen Munition herzustellen, die damals
in der Burg gefertigt wurde.
Viele meiner Schulkameraden sind nicht mehr vom Einsatz zurück gekommen.
Am Ende dieses irrsinnigen Krieges, den unser Land nicht haben wollte und
auf den es auch nicht vorbereitet war, war das Tal der Tränen.
Die Österreicher haben über deren Verteidigungsminister den Beistandspakt mit Deutschland angefordert,
dem sofort nachgekommen wurde, ohne das deutsche Parlament zu fragen.
Diese Adelshalunken, sie haben das Land kaputt gemacht,
die ganze Stadt war kaputt, überall verstümmelte Leute,
Hass fremder Soldaten und Wut gegen die Bevölkerung.
Aufgehetzt durch Lehrer und Pfarrer sind sie mit Hurrarufen zu den Fahnen geeilt,
als "der Kaiser rief", kamen alle.
Am Ende des Krieges war Not und Hunger in unserem schönen Land.
Der Fürst ritt als stolzer Offizier hoch zu Roß ins Feld und kam als Invalide
zurück, gebrochen und krank an Körper und Geist.
Wir waren nicht auf einen Krieg vorbereitet.
Wir arbeiteten noch immer in der Burg, nun aber beim Räumkommando,
das überall Munition und Geschosshülsen einsammelte,
sowie Blindgänger - ein Kapitel, das einigen Kameraden an der Heimatfront das Leben kostete.
Jedes Feld wurde durchsucht und auch im Wald fanden wir viele Reste des Krieges:
Die Toten kamen auf den Soldatenfriedhof, den man "Heldenfriedhof nannte -
die anderen Dinge wurden zum Einschmelzen abgeholt.
Wir hatten das Glück nur am Rande der großen Schlachten waren.
Nach und nach ging es besser und unser Sohn kam zur Welt.
Gut, daß wir unseren Garten hatten, der hat viel geholfen.
Den Erdkeller hat keiner gefunden, ein Gottesglück.
Die Hühner haben sie uns weggefressen, die halunkischen Soldaten.
Das Dach des Hauses ist durch die Druckwelle so beschädigt worden,
daß ich die Giebel kurzerhand abgeräumt habe und ein Flachdach über die Geschossdecke zimmerte.
Es flog ja genug Blech herum, das liegt nun in Doppellage als unser Dach auf dem Haus.

Nach dem Krieg ging es aufwärts, aber nicht so richtig und überall lungerten Arbeitslose herum.
Aus den Städten kamen sie und plünderten die Ernte auf dem Land.
Es wurden seltsame Parteien gegründet, die Besserung versprachen.
Überall hörte man seltsame Reden in den neuen Volksempfängern,
die zuerst in der Wirtschaften und Kneipen standen.
Man jubelte einem Österreicher zu - verdammt, wieder ein Österreicher,
da kam doch noch nie was Gutes her!
Und so kam es auch.
Fahnen, Aufrufe, Aufmärsche, wieder Militär.
Unser Sohn war gerade erwachsen, als er eingezogen wurde.
Wir bekamen Postkarten aus dem Ausbildungslager, dann aus Südfrankreich.
Nun habe auch ich einen Einberufungsbefehl bekommen und gehe bald nach Hannover zur Einheit.

Jule stockte der Atem.
"Warum geht das Buch hier nicht weiter? Die restlichen Seiten sind leer!"
Der Runkler antwortete:
Mutter konnte nicht gut schreiben, aber Vater ist nie wieder aufgetaucht,
sie bekam nicht mal eine Benachrichtigung.
Zuvor, eines kurzen Tages, so hat sie mir erzählt, bekam er Heimaturlaub und da bin ich wohl zustande gekommen.
Sie schwärmte noch lange von den feinen Sachen, die er aus Frankreich mitgebracht hat.
Mutter hatte es nicht leicht, sie mußte uns beide ernähren
und noch längere Zeit meine Großmutter pflegen.
Sie ging in der Gemeindeverwaltung der Stadt putzen und half in einer Wäscherei.
Durch den Garten, den sie auch noch betrieb, kamen wir recht gut über die Runden.
Ich war dann bald in den Diensten des Försters, wie alle meine Vorfahren.

Jule brühte nochmal einen Instandkaffee auf, schnitt eines der "Viertelfünderli" auf,
strich Butter darauf und Honig..
Du meine Güte, murmelte sie, was für ein Leben!
Wer weiß, wo uns die heutigen Herrscher hinein reiten, wenn ich mich so in der Stadt umsehe,
kommt mir das kalte Grausen.
Überall fremde Leute, Abfall, Diebstähle und Einbrüche und Übergriffe..
Da bleiben wir beide lieber bis ans Ende unserer Tage hier im Dickicht - was?
"Das möchte ich meinen"
Was wir denken und fühlen interessiert niemanden, ob wir leben oder sterben ebenfalls nicht.
Laß und ein wenig durch den Wald gehen und die Seele erfrischen,
was nach dieser Lektüre dringend nötig ist, meinte Jule.
Der Hund ist sehr alt geworden und eines Tages vom neuen jungen Jagdpächter erschossen worden,
der ihn für ein Reh gehalten hat, nur wenige Meter hinter der Hecke.
Der Mann fuhr immer jeden Meter herum, auch in seiner gepachteten Jagd-
wenn er dann man schoss, dann meistens daneben.
Er hat sich nicht mal entschuldigt und sich um Herrchen und Hund gekümmert:
"Der hat hier nicht frei herum zu laufen"!
Das wurde allerdings überall im Ort und in der Stadt herum erzählt.

Die beiden Alten haben eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen,
die sich mit dem Erhalt der Heimat und mit dem Erhalt der Mundart abgab.
Großen Erfolg hatten sie nicht damit.
Die Politik brachte sie zu der Erkenntnis,
daß auch heute wieder die gleichen Leute wie früher mit ihren Versprechen dabei waren.
Hinterrücks haben sie Geld eingesteckt und vorne etwas ganz anderes versprochen.
Wie zu allen Zeiten waren die gleichen aalglatten Typen dabei die Menschen zu verarschen.
Nach dieser kurzen Episode sich einzubringen, wie man so schön sagt,
zogen sie sich wieder zurück in ihr Gebüsch..
..heilfroh, der Falschheit und dem Getrubel entkommen zu sein.

Von nun an verstand Jule ganz genau,
warum sich der Runkler die ganzen Jahre zuvor so verhalten hat,
von allen Dingen die Nase voll hatte.
Voll von den Schleimern, den Kriechern und Wadenbeißern.

Jule hat ihren Skandal-Roman oder Enthüllung über den Bruder des Runklers verlegen können.
Dieses Buch hat sich gut verkauft und für einigen Wirbel gesorgt,
obwohl sie ausdrücklich die skandalträchtigen Dinge als "rein fiktiv" vorgestellt hat.
Es war ein Riesending, das überall in der Presse vorgestellt wurde.
Ein paar Leute in der Stadt drohten ihr unverhohlen und sie bekam auch unverschämte Briefe,
im E-Mail-Account kamen immer wieder persönliche Diffamierungen an,
der Zaun ihres Anwesens war schon mal eingetreten, der Briefkasten herabgerissen..

Im Alter sind die Beiden zusammengezogen in das Häuschen ohne Strom,
ein paar Jahre haben sie zusammen verbracht, in aller Stille und Bescheidenheit.
Offiziell wohnte sie noch bei ihren Kindern im Alters-Aushalt, dort kam auch die Post an, hier hat sie die Akkus geladen.
So war sie frei von Spam und Nachstellungen und hatte ihre Ruhe
und die Enkel ein zusätzliches Zimmer im Haus.
Jule lernte viel über Kräuter und der Runkler viel über Rosen -
nun war auch dort ein Rosenbeet entstanden, das war doch klar!
Als die Beiden starben, man darf das so sagen, weil dem Runkler schnell die Jule folgte,
als wolle sie es so, kam das Gelände in das Vorkaufsrecht der Stadt,
die alles abgeräumt hat und "rekultiviert" als Feuchtgebiet den Molchen und Lurchen überlassen..
Außer den Hollerbüschen und dem Trampelpfad erinnerte nichts mehr an ein Anwesen-
aus dem Erdkeller haben sie einen Froschtümpel gemacht.

Was jedoch blieb, das waren die Romane im Antiquariat,
nachdem sie in der Bücherei als "alt" aussortiert worden sind.
Die Zeit frißt ihre eigenen Kinder, die Enkel der Jule hatten sowieso "keinen Draht zu den Alten",
sie zogen in die Stadt und das Haus am Stadtrand war auch bald verkauft an.. Albaner,
wo bald alles vergammelte und die Frau mit Kopftuch auf
ihre traditionelle Weise Stangenbohnen zog,
wo früher die Rosen waren.
Das Haus verfiel zusehens, wie es eben so im Süden ausschaut.
Jules Tochter und Schwiegersohn sind früh gestorben, sie arbeiteten in einem Chemielabor -
was freilich keinerlei Zusammenhang hatte, wie man betonte.
Das Erbe haben die Enkel zum Kauf von Wohneigentum in einem Wohnblock verbraucht.
Hier verliert sich die Geschichte..
..wenn heute dort nochmal einer vorbei schaut, dann sind es verirrte Wanderer
oder einer dieser seltsamen studierten Umweltschützer.
Bald hatte die Wildnis alles überwuchert, auch den künstlich angelegten Tümpel.
Totholz und Feuchtwiese, ein paar geschützte Pflanzenarten und ein paar sparsame Vögelchen.
Das Wäldchen wurde abgeholzt und biologisch wertvoll wieder aufgeforstet,
der Schotterweg wurde für den Verkehr gesperrt.
Der Bruder des Runklers blieb bis ins hohe Alter im Verlag,
wo er seinem Sohn bei den täglichen Geschäften half.
Wo die Tagebücher geblieben sind?
Ich weiß es nicht.
Vermutlich sind sie wieder an ihre alte Stelle hinter dem Ofen in der Wand gekommen-
somit wären sie dem Bulldozer zum Opfer gefallen.
Die kleine Stadt war inzwischen "bunt" geworden, wie der Bürgermeister stolz verkündete - Menschen aus 20 Nationen sind unter uns -
und "unter den Schutzschirm" des Landes geraten, weil einfach zu viele Soziallasten entstanden und .. Leerstände, weil immer mehr Ladeninhaber aufgaben.
Danach, so hört man, sollen die ersten Fremden wieder weggezogen sein -
wie ein Heuschrecken-Schwarm.

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Kartuschen - Thema: Claus Lichtfelde 31,


Eine Fortsetzungsgeschichte, rein fiktiv.


Claus Eltern meldeten sich öfter als Annas Eltern - wo eben so die Sympathien liegen.
Vater hat eine Überraschung für euch, so flötete Mutter, beim nächsten Besuch in seiner Werkstatt ..
Durch die langen Pendelfahrten zur Partei war der Familienwagen ziemlich fertig
und könnte wohl einen Nachfolger haben, so Anna.
Die Verarbeitungen werden immer windiger, man muß schon dies und das festkleben,
sonst fällt im Innenraum was ab,
die Hecktür schließt nicht mehr richtig und der Motor gibt auch seltsame Geräusche von sich.
Claus meinte nur - im Augenblick müssen wir unsere Arbeit an die erste Stelle schieben,
aber in ein paar Wochen haben wir es geschafft und können die Eltern besuchen.

Der Tag X kam und die Beiden fuhren zu den Eltern und wären fast auf der Autobahn liegen geblieben, weil der Auspuff abfiel..
Vater lachte, als er den laut scheppernden Familienwagen auf den Hof humpeln sah.
Nach der Begrüßung - wo auch Rolf mit von der Partie war, gab es ein feines Grillig im Garten mit frischem selbstgemachtem Erdbeereis und guter Laune.
Rolf ging nicht in die Wohnung, sondern positionierte sich gleich beim Grill.
Es wurde gelacht und in der Sonne gelegen - dann zeigte Vater sein Geschenk:
Ein T3 Multivan mit Hubdach, wie neu und mit ganz neu überarbeitetem 95 PS Automatik Motor.
Stahlblau unten und weiß oben - schick!
Auch innen hat man alles neu gemacht, Lederpolster und Einbauteile, Standheizung - schöner als vom Werk 1989 !
Claus Senior sagte beiläufig:
"Für das Auto hättest du vor noch keinem Jahr keinen roten Heller gegeben -
war sehr viel dran zu machen - aber der Tüv hat seinen Segen gegeben und das ist mir die Sache schon wert gewesen.
Das Clubabzeichen ist schon angebracht, das Auto gehört gewissermaßen als Youngtimer oder Classic-Car dazu.
Einen Ersatzmotor und div. Verschleißteile habe ich zusätzlich eingelagert, falls doch mal was kaputt geht.
So 300.000km halten die Dinger allemal und bei euren mickrigen Touren, dürfte das für 20 Jahre reichen.
Der Wagen ist verzinkt- also alles kein Problem!"

Ein richtiger Familien-Reisewagen - nun fehlt nur noch der Nachwuchs, stichelte Mutter.
Anna beruhigte sie - es weiß noch keiner, auch Claus nicht..
Der Tag war gerettet und als sie den Weg nach Hause antraten, fuhr Anna - hoch zu Roß, wie sie sagte und war happy.
Vater hat Verstärkungen eingebaut, aber bitte nicht ausprobieren, so Claus trocken, als er sich anschnallte.
Rolf hat es sich auf der feinen "Auslegeware" im Innern bequem gemacht und zusammen gerollt.
Der Wagen mit seinem typischen Heckmotor ließ die Fuhre vorne immer etwas hoch gehen,
wenn er beschleunigte - ein vollkommen anderes Fahrgefühl,
als bei einem tief liegenden und frontangetriebenen Familienwagen!
Anna hatte unbändigen Spaß daran und navigierte sehr umsichtig mit dem tollen Wagen.
Daheim angekommen, ging es erst einmal vorsichtig zu Werke, damit das recht hohe Fahrzeug
unter das Carport-Dach eingewunken war- ihr Nachbar war dabei und bewunderte alles ganz gebührend!
"In einfacher Ausführung war das einer unserer Dienstwagen" Seine Augen leuchteten -
Claus dreht noch eine Runde mit dem Nachbarn, während Rolf und Anna sich in der Küche zu schaffen machten,
um das Abendbrot zu richten:
Der Nachbar hatte zu Mittag viel zu viele Frikadellen gebraten
und gab etliche zu den Beiden - "ihr habt bestimmt Hunger!"

Am nächsten Tag kam noch eine Anfrage des Anwaltsbüros in Sachen Insolvenz der Partei,
wo er noch ein paar Fragen klären wollte.
Hm, das habe ich mir fast gedacht,- aus dieser Nummer wird nichts werden, denn die Hintergründe sind ganz andere:
Das von den Unternehmsverbänden gestiftete Vermögen ist durch zwei führende Parteileute persönlich veruntreut worden.
Wir konnten die Vermögen in Lichtenstein sicher stellen und rechnen damit, daß der Insolvenzantrag abgeschmettert
und eine neue Anklage wegen Betrugs und Insolvenzhilfeerschleichung anberaumt werden wird.
Er grüßte und wünschte einen guten Tag.
"Sachen gibt's und seltsame Worte gibt's, man fasst es nicht"
Meinte Anna, als sie ihre Frikadelle kalt mit Senf nahm..
..Rolf mochte sie lieber ohne Senf.

Schon am nächsten Tag kam mit der Post die Bestätigung obiger Sachlage und einen Beglaubigung der Bank als kopierter Anhang,
daß keinerlei offene Forderungen gegen die Beiden vorliegen würde.

Anna hat das ihrer Mutter am Telefon gesagt, aber sie hat eher unverständlich spitz gelacht.
Henriette meinte:
Notfalls wäre bei uns noch genug Platz für euch gewesen!

Clauses Möbellaster kam bald auf den Hof gerollt, frisch lackiert und gepolstert, alles war wie beim Original jener Zeit
rekonstruiert, bis auf die kleinste Kleinigkeit, originale Schriftzeichen,
die gelben Nebellampen in der Stoßstange, die Zierleisten oben an der Schlafkabine,
die Sonnenblende aussen an der Windschutzscheibe.
Im Innern stand ein frisch gemachter Tempo Hanseat Pritsche, der am nächsten Tag zugelassen und abgeholt werden sollte.
"Der Kunde wohnt bei euch in der Nähe, da ist der Transport-Lkw wohl die bessere Lösung,
als den Manne die weite Strecke auf eigener Achse zurück legen zu lassen"
Albert war selbst gefahren und stolz auf seine beiden Fahrzeuge.
Er blieb über das Wochenende und telefonierte in dieser Zeit ziemlich oft.
"Ich kann den 4CV und das Käfer-Cabrio gleich mitnehmen, die Käufer sind in Frankreich und holen die Wagen bei uns im Saarland ab."
Gut, dann -Albert- machst "du" - ich darf doch inzwischen so sagen,- die Abwicklung mit Brief, den ich hier mitgebe.
Die Geschäftsverbindung ist längst auf ein gutes Vertrauen gegründet und so war keinerlei Risiko für Claus.
Am Montagmorgen nach einem guten Frühstück röhrte der Möbellaster vom Hof, mit den beiden Youngtimern im Ladekoffer.

4 Tage später kam er schon wieder angefahren, mit weitern Seltsamkeiten-
die von den beiden franz. Kunden in Zahlung gegeben worden waren.
Ein Peugeot 403 Pickup mit Plane von 1960 und einen tadellosen 404er von 1965, beide Wagen schauten noch gut aus.

Die nächste Fahrt ins Saarland lenkte Claus, Henriette und Albert saßen daneben.
Im Laderaum stand ein 300 S Coupe von 1965 in silbergrau, Sonderausführung als Hardtop, roten Lederpolstern
und rotem Feinlederdach- wie es der Kunde in der Schweiz haben wollte.
Sie entließen Albert in seine Werkshallen und schauten sich gleich mal um,
ob alles im Lot war, wie das eben Chefs so tun.
Die Mitarbeiter freuten sich und besahen erfurchtsvoll den schweren Wagen im Möbellaster..
.. die Besichtigung des Wagenbestandes im Saarland hat tief beeindruckt.

Sie brachen bald auf und haben oberhalb des Genver Sees auf dem Parkplatz übernachtet.
Am anderen Morgen ging es nach Geneve weiter, wo in einem Vorort der Kunde wartete.
Auch er hatte einen Wagen als "Anzahlung" dabei.
Seine Garage soll verfeinert werden, so meinte er in typisch langsamen Schwitzerdütsch.
Der 300er wurde andächtig heraus gefahren und der ..
Lloyd Kleinbus in Langversion hinein gezogen.
Der Kunde zahlte in bar die erhebliche Differenz, schaute glücklich drein und wollte auch gleich unter die Motorhaube sehen.
Ein Dreiliter-Sechszylinder säuselte vor sich hin, damals schon mit 160 PS.
Der Kunde schloß die Haube und setzte sich ans Steuer und fuhr auf dem Hof herum, kam glücklich wieder und bedanke sich:
Wie neu, grandios, was werden meine Vereinskollegen staunen!
Bald darauf trat der Möbelwagen mit seiner seltsamen Fracht die Autobahn in Richtung Heimathafen an.

Fortsetzung auf Seite Claus Lichtfelde 32

Claus Lichtenfelde Junior. Eine Fortsetzungsgeschichte über etliche Seiten, als Kartusche ausgeführt. Lektuere






*** Start der Story ***








Im Hochtaunus wurde ein Bagladeshi wegen Mordes verurteilt und sollte abgeschoben werden. Gegen Geldzahlung an die Ausländerbehörde kam es nicht dazu.. seit der Verurteilung in den 1990iger Jahren wird dieser Verbrecher bei uns durch gefüttert. Tja, das bedeutet "linke" Gesittung konkret.

"Korruptionsverdacht bei der Ausländerbehörde"

*** In einem anderen Fall soll es um die Abschiebung einer 13-köpfigen Großfamilie gehen, der hunderte Straftaten zur Last gelegt werden. (Eine Anzeige wegen der Bestechung sei nicht gestellt worden)