Kartuschen - Thema: Claus Lichtfelde 29,
Eine Fortsetzungsgeschichte, rein fiktiv.
Die Beiden bekamen einen Anruf von einem ihrer früheren Kollegen und dieser kündigte seinen Besuch an:
Ich bin gerade in der Gegend und könnte bei euch in einer wichtigen Sache vorstellig werden..
wenn das Einverständnis zu einem Gespräch gegeben wird.
Warum nicht?
Die Partei war eigentlich immer großzügig zu uns und so helfen wir gerne.
Der Kollege Brunner kam und unterhielt sich bei einem Kaffee und einem Stück Kuchen, den Anna selbst gebacken hatte,
über die Zustände, die z.Zt. in der Zentrale herrschen.
"Eigentlich darf ich das auf keinen Fall erzählen, aber wir haben uns schon auf der Akademie so gut verstanden und da dachte ich, ihr werdet schweigen und einen Rat geben können"
Selbstverständlich meinte Claus, was gibt es denn?
Wie ihr wißt, sind die Parteiziele, mit denen wir angetreten sind und wegen denen wir bekämpft worden waren, in dem alten Sumpf der Parteienlandschaft versackt.
Die Lobby hat sich längst von uns zurück gezogen und nun sind wir ein altes neues Anhängsel an einer anderen Partei - mal so und mal anders herum.
Wir haben den Untergang sehr wohl verfolgt, meinte Anna -
gegen Umfaller und Versager kann man nichts machen und da ist dann noch die Sucht nach Geltung und der Drang an die Fleischtöpfe der Ministerposten.
Brunner sagte: "Wir sind daran eine Abspaltung ins Leben zu rufen und fangen damit an, daß wir explizit untersuchen, welcher der Kollegen oder Promis, die sich für den Umweltschutz stark machen und dadurch bereits Posten erklommen haben, bei den Fluglinien als Dauergäste eingetragen sind!"
Claus zischte durch die Zähne - oha,
dann wird es einen bösen Kampf geben, denn alle wollen sehen, wie stark die Umwelt geschädigt ist und fliegen zum Pol und über die Regenwälder usw.
Brunner sagte leise:
"wir haben schon ein Dutzend namhafte Leute auf der Liste, die schon fast militant gegen jeden Kleinkram vorgehen,
den die Bürger machen -
ob das Ästeverbrennen oder die veralterte Heizung oder das Dieselauto ist,
der zugepflasterte Vorgarten und die zur 'falschen' Zeit geschnittene Hecke, alles wird mit hohen Strafen belegt -
aber diese Leute versauen die Atemluft, es wird Treibstoff einfach so über den Weinbergen oder Wäldern etc.
abgelassen, wenn die Landungen 'kritisch' sind.
Mit Vielfliegerbonus werden Flugmeilen gesammelt, diese Leute fahren mit viel zu dicken Dienstwagen
-gratis- herum und auch privat sind die alles andere als umweltfreundlich.
Sie kassieren von zig Gelegenheiten Gelder und machen sich die Säckel voll."
Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß, meinte Anna tonlos.
Brunner meinte noch, indem er seine Stimme senkte:
"Es wurden intern Gerüchte laut, daß ehemalige Mitarbeiter ihre Abfindungen verlustigt gehen könnten-
ein Untersuchungsausschuß ist in Zusammenarbeit mit dem Insolvenzverwalter dabei,
diese Sache aufzuarbeiten - nun zittern etliche Leute.."
Sie sahen sich an und meinen unisono:
Nein, aber danke nein, der Politikkram ist uns gesundheitlich überhaupt nicht gut bekommen, wir waren lange krank und quasi in Dauerbehandlung.
Nun haben wir uns erholt und das wollten wir eigentlich nicht mehr aufs Spiel setzen.
Wer weiß wie lange wir leben - das ist uns in dieser Zeit sehr bewußt geworden!
Brunner meine noch dazu, daß man versuche zu vertuschen und andere versuchen Gelder wieder herein zu holen,
nachdem sich die Industrie und Unternehmerverband finanziell zurück gezogen haben.
Die Öffentlichkeit habe ein Recht auf Glasnost..
..wir wissen freilich um die Listen ehemaliger Mitarbeiter und deren Abfindungssummen, zumindest erst einmal die, welche in Geldwert geflossen sind.
Das wird noch ein sehr haariges Ende nehmen, denn diese Liste ist sehr lang und mit etlichen Fußnoten bestückt!
Sie verabschiedeten sich dennoch herzlich und wünschten Brunner starke Nerven in dieser Sache.
Rolf war das Gespräch egal- er hat alles verschlafen.
Der Hund hat es richtig gemacht, meinte Anna - wir werden es künftig genau so halten!
Sie lachte, räumte das Kaffeegeschirr ab und holte das Hundehalsband mit der Kurzleine.
So gingen alle drei eine gediegene Runde in aller Ruhe, besahen sich vom Hügel aus die kleine Stadt,
haben auf dem Rückweg ein Eis gegessen..
Anna meinte nur, indem sie säuerlich schlucken mußte:
Ich sehe unser Häuschen in Gefahr - Claus, das kann böse enden.
Naja, meinte dieser, noch sind erst einmal die Bar- oder Geldzuwendungen als Abfindung dran.
Ob man den Abgeltungen an Immobilien beikommt, weiß man nicht-
1. Mauern die Banken, weil sie direkt daran verdient haben,
2. die Makler, die auch nichts preisgeben wollen.
3. Sind im Grundbuch wir als Besitzer eingetragen und nicht die Partei oder die Holding.
Es müssten schon lange Prozesse geführt werden, bis bei dieser dürren Gesetzeslage eine Forderung an uns durchgesetzt werden könnte.
Das Häuschen wackelte schon ein klein wenig..
und so ganz sicher waren sich die Beiden nicht mehr.
In dieser Woche titelte die Presse:
Skandal! Gigantische Ablösesummen für abgesägte politische Mitarbeiter der Partei!
Am Kiosk regten sich die Rentner auf:
Sauerei, verhaften sollte man die Bande!
Ins Loch mit denen!
Drecksäcke, wir haben uns 30 Jahre lang abgezappelt und diese Gangster bekommen alles hinten und vorne reingeschoben!
Wir bräuchten wieder einen ganz kritzekleinen..
Das Boulevardblatt wurde vom Tresen gerissen, ging schneller weg als warme Semmeln!
Der Kioskbetreiber schüttelte den Kopf, als er Anna das Blatt über den Tresen reichte:
Die Rentner sind heute radikaler als die 68iger Studenten damals - hoppla, es sind ja die gleichen Gesellen..
Allgemeines Gelächter - und geben sie mir bitte noch eine Packung Menthol-Zigaretten.
Gerne - das macht 10 Euro bittesehr.
Auf dem Weg nach draußen stutzte sie schon ein wenig:
10 Euro! Dafür hätte ich einen ordentlich Sack Kartoffeln und zwei dick belegte Leberkäsebrötchen im nahen Kaufladen bekommen.
So darfst du nicht rechnen, hier stehen ideelle Werte gegen schieren Materialismus,
Anna, zu beginnst mit einem Schäferhundehirn zu denken!
Beide lachten, als sie an der Haustür ankamen und den Nachbarn trafen:
"Was gibt es denn lustiges?"
Sie erzählten, was sie gerade gedacht und erlebt hatten.
"Ja ja, die Rentner und die Politik und der Neid, der von der Presse geschürt wird -
letztlich ist alles Jacke wie Hose und die hat bekanntlich keine Taschen!"
Rolf schnuffelte am Hosenbein des Nachbarn - genauer gesagt,
er stempelte es mit der feuchten Schnauze ab,
wie das alle Hunde an Hundefreunden zu tun pflegen.
Anna rauchte nur sehr selten und wenn, dann eben diese Menthol-Dinger, davon nimmt man nicht zu oft.
Das ist das gleiche Argument, als würde ich billige Teewurst kaufen, weil die länger auf dem Frühstückstisch erhalten
bleibt oder ich wähle absichtliche die Partei, die uns schon das letzte Mal beschissen hat.
Na, das hinkt aber, lachte sie und zog sich in die Badewanne zurück.
Was niemals unter eineinhalb Stunden dauerte..
..das ist für Claus die ideale Zeit für eine Webrecherche.
Er las: "Der Staatsanwalt ermittelt gegen Partei wegen Verschwendung von Steuermitteln und Vorteilsnahmen von ehemaligen Partei-Funktionären"
Er trank noch ein Glas Orangensaft- was seinem Magen nicht so gut war- und murmelte vor sich hin:
Das kann ja heiter werden!
Rolf schaute aus müden Augen auf.. und ließ den Kopf gleich wieder sinken um die 2. Runde Schlaf einzuläuten.
Da klingelte und klopfte es an der Tür.. machen sie auf!
Rolf bellte wütend - Hunde mögen es nicht, wenn man sie unsanft aufweckt..
Machen sie auf, leinen sie den Hund fest wir warnen nicht nocheinmal - der Hausdurchsuchungsbefehl ist unter der Tür durchgeschoben worden - weil wir wissen, daß sie daheim sind!
Rolf wurde in den Garten geschickt.
Claus öffnee die Tür und drei Personen mit Dienstausweis standen davor.
Wir haben das Recht alle Räume und Mediengeräte zu konfizieren, machen sie keine Probleme und setzen sie sich dort auf den Küchenstuhl, wo wir sie sehen können, dann gibt es keine Schwierigkeiten.
Anna hat sich schnell etwas übergezogen und kam dazu.
"Machen sie keine Probleme, wo kommen sie jetzt her?"
Na, aus dem Bad, das sieht man doch - oder?
Der Vollzieher schaute säuerlich, als hätte er in eine Zitrone gebissen.
Nach 3 Stunden war der Spuk vorbei und die "Herren" zogen wieder ab - alle Smartphones, den Computer und die zwei Tablets haben sie mitgenommen:
"Die Geräte können sie wieder abholen, wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind"
Keine Angabe über die Dauer dieses Entzuges, keine weiteren Fragen - aber viel Unordnung und alle Akten waren weg.
Diese Akten jedoch waren keine wichtigen Dinge, die hatten unsere Beiden ganz woanders verstaut.
Jeder Hausbesitzer hat da so sein Eckchen, das bestimmt so schnell nicht zu finden ist!
Viel besser als jeder Tresor.
Fortsetzung auf Seite Claus Lichtfelde 30
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