Kartuschen - Thema: Naherholung
Das Thema "Naherholung" ist heute noch ein Hobby von Entsagern
und etwas "weltfremden Vögeln",
die sich nicht in die Abhängigkeit des
Massentourismus begeben
und immer und jederzeit frei entscheiden wollen.
Was heute noch nicht "nötig" scheint, daß "Geld gespart"
werden muß oder gar "klein klein" eine Notwendigkeit wird -
diesen Querulanten wie mir (und meiner Frau) ist das heute schon ein paar Zeilen wert!
Wir mögen keinen Massenkram, keine "AGB's"
und keinen "Abfertigungsschalter" und keine "Leibesvisitation",
wir wollen nicht in fremden Betten schlafen,
nicht irgendwo anstehen und auch nicht von einer Reiseleitung bevormundet werden.
Die Hygiene in so mancher Gastro-Küche ist auch nicht unser Fall,
Saufereien und Klauereien in den Hotelanlagen gefallen uns nicht.
Wir sind mit den Eltern schon in den frühen 1960iger Jahren
ins Ausland gereist und können so manche Geschichte erzählen!
Heute ist dieses Thema nocheinmal mehr verdichtet,
wenn man den Erzählungen der Kinder und Bekannten glaubt.
Man darf nie vergessen, daß die Tourismus-Branche
nicht aus Menschenfreundlichkeit handelt, sondern um Geld zu verdienen -
möglichst viel und möglichst ohne viel Aufwand.
Der Tourismus verschmutzt in immer dramatischerer Weise die Luft
und läßt unglaubliche Müllberge entstehen.
Daheim sparen die Leute und im Urlaub hauen sie auf die Pauke-
gerade was den Wasserverbrauch anbelangt.
Die größten Dreckschleudern sind die "Kreuzfahrtschiffe",
die (wie große Frachter) mit Rohöl fahren.
"Heia Safari! Rauf auf den Himalaya, mitten durch Kenia oder Thailand,
die Chinesische Mauer muß man gesehen haben -
sonst sind wir in
Domrep, weil die Pyramiden zu überlaufen sind.."
Und wenns dem Esel zu wohl wird, geht er - der Esel- nicht mehr aufs Eis tanzen, sondern zettelt Kriege an.
Weiter, höher, schneller und immer hübsch repräsentativ!
Wir machen das Gegenteil, wir fahren ein sehr sehr kleines Auto
und das auch nie innerorts und legen Fahrten zusammen,
um nicht mehr als nötig zu verdrecken.
Dieses Fahrzeug wird so lange wie denkbar oder machbar gefahren.
(Nachtrag Ende 2023: Der smart ist 19 Jahre alt und schaut noch aus wie neu- dank guter Pflege und Wartung.)
Unsere Wandertouren sind zwar nie weiter entfernt
(bis auf große Ausnahmen) als 50-70km im Umkreis angelegt.
Das spart Nerven bei der Anfahrt und läßt genügend Zeit für die Wander-Strecke,
die dann entsprechend entspannt angegangen werden kann!
Genuß-Wandern, möglichst ohne größere Ortsdurchquerungen,
wobei wir immer unsere Brotzeit dabei haben,
also niemals einkehren
(Wenn man die gelegentliche Einkehr in ein gutes Cafe mal übersieht) -
auch das spart Nerven, weil mich "Essen-gehen" meistens geärgert hat.
Das Wörtchen "Naherholung" meine ich buchstäblich in doppelter Bedeutung:
Nah und erholen..
Bei diesen Touren, die meistens knapp 20 Kilometer lang sind
und meistens 5-6 Stunden dauern,
ist immer genügend Zeit vorhanden, um diese
oder jene kleine Besonderheit am Wegrand zu sehen und gebührend zu bewundern.
Ab und an ist auch ein Schwätzchen eingestreut -
auch das muß sein, denn uns begegnen Menschen,
die darf man nicht ignorieren, wenn sie
freundlich sind!
Freundlichkeit kostet nichts und macht letztlich beide Seiten zufrieden -
uns als Wanderer und die Person am Zaun oder Wegrand ebenso.
Die Naherholungs-Touren lassen bestimmt nichts vermissen,
was geheimnisvolle Streckenführungen
und landschaftliche Besonderheiten anbelangt,
besonders viele historische Stellen ergänzen das Naturerlebnis in der Mittelgebirgslandschaft
des Rheinischen Schiefergebirges zwischen Rhein und
der Wetterau,
zwischen Frankfurt / Main und Siegen, also Taunus und Westerwald.
Fachwerk, Basalt, wildreiche Auen, stille kleine Täler,
einsame Höhenzüge, verborgene heilige Plätze,
freundliche, bescheidene Menschen
und junge Aufsteiger-Villen - alles kann man sehen.
Hohe Wälder, in denen man nur die Vögel und den Wind hört -
ab und zu ein Fischweiher, Felder und Wiesen, alte Mühlen und Burg-Ruinen.
Irgendwo taucht dann doch eine Bank mit Aussicht auf, dort wir nehmen unsere Rast.
Selbstgebackenes Brot und ein Gürkchen oder Tomate, ein gutes Ei,
nicht zu weich und nicht zu hart, Mineralwasser in ausreichender Menge -
das
soll genügen.
Gestärkt geht es zur zweiten Halbzeit -
manchmal sind recht lange Steigungen inmitten der Wälder,
die ziemlich anstrengend sein können -
aber mit Ruhe angegangen ist alles kein Problem.
Einige Ecken gibt es,
wo man Kastanien und Walnüsse finden kann.
Früher im Jahr sind das Heidel- Him- und Brombeeren,
manchmal auch Mirabellen und Pflaumen oder Äpfel an verlassenen Gärten,
die irgendwann
einmal angelegt und dann vergessen worden sind.
Das Gartentor ist noch mit Schloß gesichert,
der Zaun ist längst zerfallen, Wildwechselspuren gehen hindurch..
Ob die Besitzer wohl noch leben?!
Die Gartenhütten sind schon zurückgebaut oder eingestürzt,
erschreckt flattert etwas davon..
Eine einsame Quelle, deren Fassung nur noch zu erahnen ist,
läuft wohl seit Urzeiten über den Weg ins Nirgendwo, in die Hecken.
Wir sehen oft Spuren alter Bergwerkstätigkeit, ein "Grubenmun(d)t",
aus welchem eiskaltes Wasser und ebenso eiskalte Luft kommt -
Schienenreste, alte Bahntrassen im Wald und am Auenhang.
Irgendwo ruft ein Kuckuck, ein Specht klopft - der Greif pfeift-
im Unterholz raschelt es ganz nah..
Ab und zu sieht man Frösche, Kröten, Salamander,
Blindschleichen und Mäuse über den Weg -
manches Reh und auch mal ein Fuchs - die anderen Wildtiere
kommen erst bei der Abenddämmerung heraus.
Wir haben auch Rehe und Kitze, Dachse und Marder gesehen.
Sogar am hellen Tag eine Fähe mit ihren Jungen, die im Gänsemarsch den Weg überquerten und sich von unserem Hund nicht stören ließen..
Zuweilen sind von den Wandervereinen hohe Holz- oder
Metall-Aussichtstürme errichtet worden,
die wir uns nie entgehen lassen:
Hinauf !
(Auf diese 40mtr in die Höh' kommt es auch nicht mehr an)
Fazit: Wir sind nach der Tour rechtschaffen müde und froh,
trotz der Wettervorhersage gegangen zu sein!
Draußen im Wald und im Feld wird der Kopf frei.
Was kaum einer glauben mag:
Würde man -selbst in dieser relativen Heimatnähe "ausgesetzt",
könnte der Weg wer weiß wo sein und man wäre erst einmal verloren..
Die Entfernung der Wander-Lokation von daheim ist also nicht das Thema,
sondern die Planung !
Andere Leute haben 1-2x im Jahr Urlaub, wir so oft wie wir wollen:
Urlaub kann ganz nah sein, wenn der Kopf frei dafür ist und das Wetter mitspielt.
Je älter wir werden, um so mehr "alte Bekannte" trifft man:
Menschen, Wege, die wir schon mal gingen, Orte,
die man manchmal Jahrzehnte nicht mehr sah -
wie daheim die Lieder aus dem Regional-Radio,
die ebenfalls ein Stückchen Heimat geworden sind.
Ich plane gleich am nächsten Tag die neue Tour -
die Gedanken sind noch frisch, so klappt es ..
Der Wandervogel-Gedanke
ist wohl hier bei uns im Taunus geboren worden!
Lange vor der "Hiking" - Zeit, was wohl "schnelles Gehen" und flottes Wandern bedeutet,
gab es schon "Wanderer", die meisten werden wohl zur Arbeit und wieder zurück gegangen sein,
andere waren als Verkäufer oder Handwerksburschen unterwegs.
Schier zum Vergnügen ist man früher auch schon immer gegangen,
man hat im Nachbarort Verwandte oder Kinder besucht.
Heute sind andere Zeiten, die Leute sind stolz und wollen sich beweisen -
so kommt eben mancher seltsame pseudo-englische Ausdruck dazu.
Wir müssen zum Glück keine "Strecke" machen, sondern genießen ruhig die Natur
und sehen auf diese Weise die vielen kleinen Dinge, an denen man evtl. vorbei geeilt wäre.
Frisch auf !
(Diesen Wanderer-Gruß haben wir unterwegs bislang jedoch noch nie gehört)
Nachtrag 2020 - die Corona Zeit hat und saubere Luft beschert, ohne Flieger.. wunderbar!
Nachtrag 2022: Nun fliegen sie wieder, die Ballermänner und Domrepper, die Spesenritter aller Art kommen dazu. Die Flieger sind noch fetter und lauter und dreckiger geworden. Wir bleiben unten und husten.
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