Kartuschen - Thema: Claus Lichtfelde 26,
Eine Fortsetzungsgeschichte, rein fiktiv.
Sie können, so der Hundezüchter, sich jetzt schon einen Welpen aussuchen - gehen sie auf die Kleinen zu und sehen was passiert.
Anna trat in die Abzäunung und ein grauer Schäferhund kam - wie eine Lokomotive - lang,
mit gesenktem Kopf und stehenden Ohren hochaufmerksam auf sie zu.
Ihr gruselte es schon ein wenig - wenn so ein beeindruckender Hund so einfach heran kommt und schnüffelt, sie anschaut,
als ob alles klar wäre.. dann drehte das Muttertier ab und trottete zur geräumigen Hundehütte,
wo ein zweiter erwachsener Hund darin lag.
Hunde wissen durch den Geruch eines Menschen, was mit diesem los ist, ob gut oder schlecht.
Kein Gekläff, ein Gebell oder gar Drohszenarien.
Die Welpen waren satt und rund und tollten herum, zwei kamen näher zu ihr und einer setzte sich auf Annas Schuh.
"Sie wurden ausgewählt", so der Züchter, so machen die das unter sich aus..
"Rolf ist ein ruhiger Vertreter und beteiligt sich kaum an den Rangordnungskämpfen."
Unsere Beiden staunten, als er fortfuhr:
"Sie erkennen den Hund an dem zur rechten Seite abgeknickten linken Ohr -
deshalb kann ich diesen Wurf, wo jeder Hund
ähnliche Macken hat, nicht verwenden.
Ich kann leider nicht sagen, welche Rasse der Vater der Welpen hat-
die Tochter ist ziemlich unzuverlässig, was das anbelangt"
Nach den drei ungeduldigen Wochen rief der Züchter an und setzte einen Abholtermin.
"Wenn sie den Hund nun doch lieber nicht nehmen wollen, kann ich den noch weiter vermitteln-
Ich nehme 500 Euro, kann aus vorgenannten Gründen keine Papiere mitgeben.
Der Hund hat aber alle wichtigen Impfungen und ein Impfbuch."
Der Tag kam und sie fuhren mit einigen Decken im Kofferraum los, um "ihren Rolf" mit nach Hause zu nehmen.
Wieder kam der Welpe freudig wedelnd auf sie zu gelaufen, schnüffelte und setzte sich auf Annas Schuh.
Erst gegen das Geld gab der Mann den Impfpass heraus und wünschte alles Gute.
Claus fuhr und sie hatte den Welpen im Wäschekorb auf der Rücksitzbank, streichelnd und beruhigend.
Daheim angekommen, begann sofort das große Beschnuffeln und.. markieren.
Aber das kennt Ihr, geneigte Leser, vermutlich in ähnlicher Weise - wie auch das Erziehen und die Stubenreinheit etc.
Es ist eben wie bei Kleinkindern.
Alles muß angeknabbert sein und ausprobiert.
Die Zeit verging wie im Fluge, der Rolf hockte bei jeder Bewegung dabei und stand am liebsten vor dem Herd oder Kühlschrank.
Unmengen Welpenfutter mußte heran gekarrt werden, richtig große Säcke, nicht etwa kleine Schachteln..
..Rolf weigerte sich im Hundekörbchen zu sitzen und bevorzugte eine dicke alte Flauschdecke, die im Flur ihren Platz fand.
Nachts wollte der Welpe nicht alleine sein und zerrte die Decke ins Schlafzimmer neben das Bett seines Frauchens.
Am Morgen wurden die beiden durch ..Gebell geweckt!
Der Nachbar stand vor der Tür und sagte:
Ich halte das nicht länger aus, wissen sie, ich war bei der Hundestaffel und deshalb muß ich unbedingt den neuen Nachbarn besuchen..
Rolf spürte sofort die Affinität und freute sich über den Besuch.
Der Nachbar hatte wieder Brötchen dabei und trank eine Tasse Kaffee mit.
Er wollte die ganze Geschichte hören und fragte auch ein wenig nach dem beruflichen Wohl und Wehe - ganz vorsichtig,
denn er ahnte schon was gerade läuft.
"Ich kann gerne einen Kontakt zu meinem Schwager vermitteln, der ist bei einem privaten Sender
und die suchen immer gute Sprecher.. das ist doch ihr eigenliches Fach, oder?"
Dem Rolf hat er einen Zipfel Blutwurst mitgebracht, was mit Andacht genommen wurde..
***
Bei Claus Senior in der Zwischenzeit:
Albert hat gerade angerufen und gesagt, wir können den ersten Wagen abholen, rief Henriette durch die Werkstatt-Lautsprecher.
Toll, das macht richtig Spaß, meinte Claus - zur Zeit bin ich hier abkömlich, also holen wir den Wagen morgen ab.
Ein 1954 Baujahr mit der 3,6ltr Maschine, die letzte große - danach waren 2,6ltr angesagt.
Ein 2,5 Tonner mit Holzpritschenaufbau, Zwilligsreifen hinten,
ein Sondermodell sozusagen.
Sie holten den Wagen und wunderten sich, wie der die Steigungen hoch zog - eben ein Benziner mit Hubraum und.. leer.
Daheim staunten die Mitarbeiter über das alte Gerät, das solide verarbeitet und.. aufgearbeitet worden war.
Die Crew war sich einig: Hier waren Fachleute am Werk, da ist keine Schraube vermurkst.
Der Meister meckerte etwas an der Kalkulation und äusserte seine Zweifel, daß sein Chef hier nicht doch zu schnell kalkuliert hat.
Claus lachte und meinte:
Warte nur mal- wer am letzten lacht - ich rechne damit, dass keiner dieser Wagen für unter 20.000 Euro vom Hof geht!
Deshalb mache ich bei der Ausfahrt einen Kasten an den Wagen, in dem Gebote eingeworfen werden können..
..einen festen Preis werde ich nicht nennen, weil jeder Wagen ein Unikat ist.
Der Opel Blitz sah schon gut aus, auch vor der Lackierung.
Auf eigner Achse und mit roter Nummer fuhr man damit zur Weiterbearbeitung.
Der Blitz 1954 wurde gerade zeitig fertig, bevor am Wochenende die große Oldi-Ausfahrt angesetzt war.
Die Holzflächen glänzten vom Imprägnieren und alles war wie neu.
Im Gegensatz zu den PKW und Sportwagen ist der Lack bewußt derbe und gebrauchstüchtig gewählt,
nicht etwa als ein dünner Hochglanzlack aufgetragen worden!
Die Fahrt begann, Henriette stellte den Proviantkorb in das Führerhaus und einen Koffer für die Übernachtung im Sporthotel
des Golfplatzes, der dieses Event gerne sah.
Sie haben sich in der Mitte des runden Parcours aufgestellt, mit einem Schild vor dem Wagen:
Opel Blitz, Baujahr 1954, grundsaniert und mit nur 200km Laufleistung, nach Generalüberholung, alle Teile in bester Verfassung,
Sonderfahrzeug, H-Kennzeichen und Tüv abgenommen mit Wertgutachten.
Wir bitten um Gebote - im Kasten einwerfen!
Erst bei der Verabschiedung der Teilnehmer soll der Kasten geöffnet werden und der Gewinner verlesen sein.
Ein paar Mitglieder sind sehr begierig gewesen und haben jedes Detail sehen wollen.
Niemand fragte woher der Wagen stammt- das ist eines der Geheimnisse eines erfolgreichen Oldtimervermittlers.
Der weinrote LKW, der eine steuerlich günstige Veranschlagung als "Pkw" oder besser Pickup oder Sonderfahrzeug hat, fiel auf.
Manche Sportwagenfreunde fuchsten sich schon etwas darüber, daß Claus mit diesem Wagen schlichtweg die Show stahl.
Der fein näselnde Motor zog viele in den Bann.
Es wurde die Ausfahrt gehalten, wie jedes Jahr mit einer Gruppe behinderter Kinder, die sich vor Freude überstürzten.
Unterwegs gab es ein Picknick, jeder der Fahrer hatte etwas Leckeres für die Kinder dabei.
Nach der Ausfahrt, als die Kinder und Jugendlichen wieder im nahen Heim abgeliefert worden waren,
traf man sich im Golfhotel zum Lunch und Sekt, diskutierte und wettete zugunsten des Kinderheimes,
wie hoch das Gebot für den Opel Blitz wohl gehen mag.
Viele Bilder wurden gemacht, die Presse war dabei und auch der Vorstand des Golfclubs.
(Etliche Oldtimerfreunde sind dort seit Jahren eingetragen)
Der Morgen, mit frischen Brötchen und Hörnchen und Kaffee auf der Hotelterrasse war schon fast ein Diskussionforum.
Wie bei Agatha Christie knisterte die Spannung, als Claus den letzten Schluck austrank und zum Wagen ging.
Er ließ sich extra lange Zeit dafür, ging noch gemütlich zur Toilette und sah gerade noch, wie ein Mitglied einen Zettel in die Box warf-
aus dem Fenster des Toilettenvorraumes konnte man den Wagen und auch die Box gut sehen.
Da! Schon wieder einer - der nächste stand hinter einer Säule und wartete, bis der Vorbieter sich entfernt hatte,
um sein Angebot noch geschwind in den Kasten zu werfen.
Nun holte er die Box ab und kam auf die Terrasse geschlendert.
Wo bleibst du denn so lange, meinten einige seiner Freunde.
Ach ja, ein alter Mann kann es nicht so schnell und da dauert alles eben länger -
ich war immer der Meinung wir haben einen Oldtimerclub und kein Rennteam!
Alle lachten und rückten die Stühle beiseite- da kam auch schon das Personal und half dabei, einen Kreis von Stühlen zu bilden.
In der Mitte ein runder Tisch, darauf die Box -
Claus nestelte umständlich am Schloß im Boden der Box und
die Zettel fielen auf den Tisch.
Zusammengefaltet.
Nun wurde gezählt: 11, 12, ..17, 18!
Was? 18 Gebote für diesen seltsamen Oldtimer?
Henriette sortierte die Gebote und las dann laut vor, ohne die Namen zu nennen.
10.500 Euro, 11.900 Euro, 13.000 Euro, 16.500 Euro, 21.500 Euro, 23.900 Euro, 9.000 Euro, 8.200 Euro, 22.000 Euro, 17.300 Euro, 27.000 Euro, 33.200 Euro !
Ein Raunen ging durch die Reihen.
Mein lieber Schwan, das ist ein Batzen Geld für ein Fahrzeug von 1954 !
Claus sprach dann Klartext und gratulierte dem Käufer, der mit rotem Kopf in Erwartungshaltung auf seinem Stuhl gekrampft saß.
Mit diesem Wagen wirst du viel Freude haben, er ist praktisch unzerstörbar von der Technik und vom Material her.
Alles wurde sandgestrahlt und grundversiegelt, kein Sicherheitsteil gilt als gebraucht.
So etwas kann man vererben oder als Wertanlage ansehen.
Henriette hob die Stimme und vermeldete, daß noch mehrere dieser und ähnlicher Wagen div. Baujahre im Laufe eines Jahres auf den Markt kommen werden.
Wir achten streng darauf, daß jedes ein absolutes Unikat sein wird, das in unserer Werkstatt genau wie alle anderen Wagen
zuvor, die wir verkauft haben, gewartet und gepflegt werden kann.
Den Preis für ein solches Fahrzeug wird auf die gleiche Art ermittelt werden, nur daß die Box virtuell
auf unserer Homepage ist und dort wird auch der jeweilige Höchstbietende genannt - selbstverständlich anonym.
Der neue Besitzer fuhr mit dem Neuerwerb nach Hause, denn Claus wollte persönlich die Bedienung und spezielle
Fahrtechnik erklären, damit kein Fehler passiert und der Kunde sich ärgert.
Henriette fuhr mit dem BMW Barockengel des Kunden hinterher.
Der Mann hatte richtig viel Freude an dieser Fahrt, bei der man zu Anfang ganz genau das Zusammenspiel von Kupplung,
Zwischengas und dem Schalthebel erfühlen mußte.
Zuhause angekommen, staunte der Meister seiner Werkstatt nicht schlecht über den Preis, der für "das rote Spielmobil", wie er sich ausdrückte, erzielt worden ist.
Wenn wir nur 25.000 Euro durchschnittlich erhalten, wären das 10.000 Euro Bruttogewinn pro Wagen, also 200.000 Euro für den Coup.
Dieses Geld wird reinvestiert und zur Betriebssicherung eingesetzt- euer Job ist also sicher !
Henriette schüttelt nur noch den Kopf - deine Wette ging auf, das hätte ich nie gedacht.
Fortsetzung auf Seite Claus Lichtfelde 27
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